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Man
war sich bei der Reichsleitung anfänglich nicht schlüssig, ob man daraus
eine große Sache machen sollte, Göring war dagegen, als
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Kinder im Freiburger Stadtteil Stühlinger an der Colmarer Straße ums
Leben kamen, als Bomben den Hildaspielplatz trafen.
Drei He 111
waren am 10. Mai 1940 vom Fliegerhorst Landsberg am Lech gestartet, um
im Rahmen des gerade begonnenen Westfeldzuges des Deutschen Reiches die
Stadt Dijon in Frankreich zu bombardieren.
So flog man nach Westen - wusste aber sehr bald nicht mehr, wo man sich
befand. War die Stadt unter den Flugzeugen nun Colmar oder war es Dijon
oder war es der Platz Dole-Jura?
Die tatsächliche Flugzeit bezogen auf die zurückzulegende Distanz von
265 Km konnte unmöglich zu der direkten Flugstrecke
Landsberg - Dijon passen, reichte aber zum Flug Landsberg - Freiburg.
Offensichtlich gab es hier Fehlberechnungen der Strecke über Grund bzw.
der Einfluss des Windes wurde nur mangelhaft oder garnicht in die
Berechnung einbezogen.
In Freiburg war man bei der Flugabwehr der Meinung, dass die
anfliegenden Flugzeuge - da sie im Schutz von plötzlich emporschießenden
Gewitterwolken agierten - nur feindliche sein konnten.
Die Wettersituation stellte sich wie folgt dar:
Zitat
10. Mai 1940:
K l i m a s t a t i o n F r e i b u r g i. Br.
(Botanischer Garten):
1430: Temperatur 19,8° C, Dampfdruck 9,6 mm, Relative Feuchtigkeit
56%,
Nordwestwindstärke 4,
5/10 der Himmelsfläche mit Wolken bedeckt, Sonnenschein,
kein Niederschlag seit 0730.
W e t t e r w a r t e F l u g h a f e n F r e i b u r g:
1430: Dunstig, Sichtweite 10-20 km, NW Windstärke 2, 4/10-6/10 der
Himmelsfläche mit Cumulonimbus bedeckt, Wolkenuntergrenze 1500-2000
m
über dem Meeresgrund.
1500 wie um 1430.
1530 wie um 1430
1600: Dunstig, Sichtweite 10-20 km, Ostwindstärke 1, 7/10-8/10 der
Himmelsfläche
mit Cumulus, Stratocumulus, Altocumulus bedeckt, Wolkenuntergrenze
1500-2000 m über Grund.
Zitatende
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte
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Da der Himmel für die Besatzungen der HE 111 fast völlig bedeckt,
Bodensicht für eine kontinuierlich terrestrische Navigation nicht
möglich war, konnten die deutschen Flugzeugführer nur mutmaßen, ob sie sich
über Frankreich befanden - zumindest im grenznahen Bereich - und so
warfen kurz vor vier Uhr nachmittags 59 Bomben auf die deutsche Stadt
ab.
Sehr bald wurde den deutschen Stellen klar, dass es sich um einen Fehler
handelte, sie versuchten aber alles, zu vertuschen und dem
Feind
- hier den Franzosen - die Sache in die Schuhe zu schieben.
Die unmittelbar nach dem Angriff eingeleiteten Recherchen ergaben, dass
die 24 als Blindgänger aufgefundenen Bomben aus deutscher Herstellung
stammten und gerade in Landsberg als Waffe ausgegeben wurden.
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Göring wird bei der Übergabe der Meldung am späten Nachmittag des 10.
Mai 1945 zitiert, der Feldzug finge ja gut an.
Die Luftwaffe und er hätten sich schwer blamiert. Wie könne man dies
unter dem Aspekt der Aufrechterhaltung der Kampfmoral dem deutschen
Volke erklären.
General Robert von Greim - den Hanna Reitsch am 26. April 1945 verletzt
aus dem im Untergang befindlichen Berlin mit einem Fieseler Storch von
der provisorischen Landebahn zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern
ausflog - war verärgert über die schnelle Weitergabe der Meldung über
den Freiburger Vorfall an Göring.
Nur Josef Kammhuber, damals der Koordinator der gesamten deutschen
Luftverteidigung, sollte informiert werden.
Der betroffene Flugzeugführer dürfe vom Tatbestand nichts erfahren.
Sollte es aber zu einem Kriegsgerichtsverfahren kommen, so müsse man die
Sache für den Betroffenen durch geschickte Vernehmung im Sande verlaufen
lassen.
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Göring meldete an Hitler, dass eine von drei Flugzeugen durchgeführte
Bombardierung Freiburgs hinsichtlich der Nationalität der Maschinen
ungeklärt geblieben sei. Anhaltspunkte, dass es deutsche Flugzeuge
gewesen seien, lägen nicht vor.
Hitler wusste eindeutig um die Umstände, veranlasste aber auch, alles im
Geheimen zu lassen.
Nach Außen gab er sich aber großspurig-lügnerisch, jeder weitere Angriff
auf deutsches Gebiet werde fünffach auf französische oder englische
Städte vergolten.
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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