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Vom 22. Juni 1941 an
wollte man in vier Monaten den Bolschewismus durch Überrennen besiegt
haben. Damit hätten die in Sommerausrüstung kämpfenden Nazi-Truppen
schon im Herbst das Ende des Blitzkrieges feiern können.
Zu diesem Zeitpunkt aber, Ende Oktober 1941, saß man in unwegsamem,
russischen Gelände, im durch Regen und erstem Schnee aufgeweichten
Böden, fest.
Temperaturen unter
Null Grad
machten der Truppe dann zwar Hoffnung, auf dem gefrorenen Boden weiter
zu kommen, aber die Ausrüstung war auf diese Witterung nicht
eingestellt, Transportgeräte und Schusswaffen versagten. Pferde
verendeten im Schlamm.
Der Nachschub funktionierte nicht.
Am 20. Dezember 1941 hatte Goebbels die deutsche Bevölkerung aufgerufen,
Kleidung für die Soldaten an der Front zu spenden und damit für das
Regime ein Armutszeugnis sondergleichen ausgestellt.
Gewünscht wurden:
Überschuhe, nach Möglichkeit gefüttert oder mit Pelz ausgestattet, warme
Wollsachen, Socken, Strümpfe, Westen, Unterjacken, oder Pullover,
warmes, vor allem wollenes Unterzeug, Unterhemden, Unterhosen,
Leibbinden, Brust- und Lungenschützer, jede Art von Kopfschützern,
Ohrenschützern, Pulswärmern, Pelze im weitesten Sinne des Wortes,
Pelzjacken und Pelzwesten, Pelzstiefel jeder Art und Größe, Decken, vor
allem Woll- und Pelzdecken, dicke, warme Handschuhe, hier vor allem
pelzgefütterte Lederhandschuhe und Wollfäustlinge.
Am 27. Dezember 1941 wurde die Sammlung auf Skier und Skisstiefel
ausgedehnt.
Im August 1941 hatte General Alfred Jodl die von Goebbels
vorgeschlagenen Unterstützung der Truppe verworfen. Der General meinte,
zu Weihnachten säße man in Moskau und Leningrad in warmen Stuben.
Im Herbst 1941 noch hatte die Heeresführung die Sammlung von Skigerät
mit der Begründung abgelehnt, die Soldaten sollten im Osten keinen
Winterurlaub machen.
Das Ende der
Sammlung wurde am 14. Januar 1942 von Goebbels über die Reichssender als
überzeugender Beweis für die Entschlossenheit gewürdigt, mit der die
deutsche Nation bereit sei, diesen Krieg bis zum Ende durchzuführen.
Immerhin waren 67 Millionen Kleidungsstücke zusammengetragen worden.
Nur kam diese Hilfe viel zu spät, war schlecht vorbereitet, um der
kämpfenden Truppe überhaupt noch helfen zu können.
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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