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04.01.2010 - dradio.de

 


Vor fünfundsiebzig Jahren

14. Januar 1942 

 Ende der Sammlung der Winterhilfe

 
Vom 22. Juni 1941 an wollte man in vier Monaten den Bolschewismus durch Überrennen besiegt haben. Damit hätten die in Sommerausrüstung kämpfenden Nazi-Truppen schon im Herbst das Ende des Blitzkrieges feiern können.

Zu diesem Zeitpunkt aber, Ende Oktober 1941, saß man in unwegsamem, russischen Gelände, im durch Regen und erstem Schnee aufgeweichten Böden, fest.

Temperaturen unter Null Grad machten der Truppe dann zwar Hoffnung, auf dem gefrorenen Boden weiter zu kommen, aber die Ausrüstung war auf diese Witterung nicht eingestellt, Transportgeräte und Schusswaffen versagten. Pferde verendeten im Schlamm.
Der Nachschub funktionierte nicht.

Am 20. Dezember 1941 hatte Goebbels die deutsche Bevölkerung aufgerufen, Kleidung für die Soldaten an der Front zu spenden und damit für das Regime ein Armutszeugnis sondergleichen ausgestellt.

Gewünscht wurden:
Überschuhe, nach Möglichkeit gefüttert oder mit Pelz ausgestattet, warme Wollsachen, Socken, Strümpfe, Westen, Unterjacken, oder Pullover, warmes, vor allem wollenes Unterzeug, Unterhemden, Unterhosen, Leibbinden, Brust- und Lungenschützer, jede Art von Kopfschützern, Ohrenschützern, Pulswärmern, Pelze im weitesten Sinne des Wortes, Pelzjacken und Pelzwesten, Pelzstiefel jeder Art und Größe, Decken, vor allem Woll- und Pelzdecken, dicke, warme Handschuhe, hier vor allem pelzgefütterte Lederhandschuhe und Wollfäustlinge.

Am 27. Dezember 1941 wurde die Sammlung auf Skier und Skisstiefel ausgedehnt.

Im August 1941 hatte General Alfred Jodl die von Goebbels vorgeschlagenen Unterstützung der Truppe verworfen. Der General meinte, zu Weihnachten säße man in Moskau und Leningrad in warmen Stuben.
Im Herbst 1941 noch hatte die Heeresführung die Sammlung von Skigerät mit der Begründung abgelehnt, die Soldaten sollten im Osten keinen Winterurlaub machen.
 

Das Ende der Sammlung wurde am 14. Januar 1942 von Goebbels über die Reichssender als überzeugender Beweis für die Entschlossenheit gewürdigt, mit der die deutsche Nation bereit sei, diesen Krieg bis zum Ende durchzuführen.

Immerhin waren 67 Millionen Kleidungsstücke zusammengetragen worden.
Nur kam diese Hilfe viel zu spät, war schlecht vorbereitet, um der kämpfenden Truppe überhaupt noch helfen zu können.

 

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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
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Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing