Theater Regensburg

  
 
     Repertoirevorstellung 12.2.2009
  'Tannöd'

      "Da bin i naus aus'm Stadl und hab' g'spiebm"
 

 

 
 

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Announcement Theater Regensburg

Ein Kriminalfall von Andrea Maria Schenkel (*1962)
Bühnenfassung von Maya Fanke und Doris Happl

Inszenierung: Michael Bleiziffer
Musikalische Leitung: Martin Lutz
Bühne: Karl Heinz Steck
Kostüme: Susanne Ellinghaus

 

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Ein gräßliches Verbrechen schockiert die Gemeinde. Mord. Sechsfacher Mord. Alle Bewohner des Einödhofes Tannöd werden erschlagen aufgefunden, vom alten Hofherrn bis zum Enkel in der Wiege: alle tot.
Jetzt heißt er nur noch Mordhof, der einsam gelegene Hof der Familie Danner, und vom Mörder fehlt jede Spur.
Andrea Maria Schenkel ist mit ihrem Debüt-Roman „Tannöd“ ein Sensations-Erfolg geglückt. Basierend auf einer wahren Begebenheit in der Gegend von Schrobenhausen, hat Andrea Maria Schenkel  die Geschichte in die Fünfziger Jahre verlegt und ein feinmaschiges Netz aus Reflexionen der Überlebenden und Momentaufnahmen der Opfer geknüpft. Geheimnisvoll lässt sie den (im wahren Fall: bis heute) unbekannten Täter agieren. Mindestens so entscheidend wie die Frage nach seiner Identität wird die Vorgeschichte der ausgelöschten Familie, die von Nachbarn und Bekannten als eigenbrötlerisch, geizig, unzugänglich und überaus reich dargestellt wird. Nach und nach tun sich die Abgründe der einzelnen Familienmitglieder auf, zieht sich das Netz des grausamen Verbrechens enger zusammen, ohne dass aufgeklärt werden könnte.
Die gezeigte Welt ist eine enge Welt, die patriarchisch regiert wird und den Menschen keinen Platz zu selbstbestimmten Leben lässt. Das Prinzip des Wegschauens prägt diese Gesellschaft; Inzest  und Bigotterie sind ihre Wurzeln, Hassliebe scheint die einzige Form der hier lebbaren Liebe zu sein.
Die Regisseurin Maya Fanke hat mit der Dramaturgin Doris Happl eine dichte Bühnenfassung geschaffen, die im März 2008 am Tiroler Landestheater in Innsbruck uraufgeführt wurde.
Die epische Erzählform des Romans ist in diesem wie ein Fragment konzipierten Stück erhalten geblieben und regt zu einer innovativen Spielform an. Oberspielleiter Michael Bleiziffer inszeniert „Tannöd“ unter dem Aspekt der Konzentration, unterstützt von Bühnenbildner Karl-Heinz Steck (der mit „Tannöd“ erstmals in Regensburg arbeitet) und der Kostümbildnerin Susanne Ellinghaus (ihre jüngste Ausstattung in Regensburg hatte sie für „Nora“ erarbeitet).
Martin Lutz konnte nach seiner Musik zur Uraufführung „Die blaue Donau“ erneut als Komponist und Musikalischer Leiter für „Tannöd“ gewonnen werden.

Besetzung
 
     
Er / Marie / Maria Sterzer Gabriele Fischer    
Barbara Spangler / Betty / Traudl Krieger Anna Dörnte    
Marianne Spangler / Dagmar Sterzer Johanna König    
Die alte Dannerin / Maria Lichtl / Babette Kirchmeier Nikola Norgauer    
Der alte Danner / Johann Sterzer / Pfarrer Meissner Miko Greza    
Georg Hauer / Franz Xaver Meier / Bürgermeister Michael Heuberger    
Hansl Hauer / Kurt Huber, Monteur Michael Morgenstern    
Alois Huber / Mich Jochen Paletschek    

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Tannöd
Kriminalroman

Deutscher Krimipreis 2007 (Platz 1)
Friedrich-Glauser-Preis 2007 (Debüt)
CORINE Preis 2007 (Weltbild-Leserpreis)

Seit Wochen auf Platz 1 der Bestsellerlisten
von Spiegel und Focus.


Originalveröffentlichung
Broschur, 128 Seiten,
€ (D) 12,90 / sFr 23,50

ISBN 3-89401-479-2

   



Zur Autorin   


 



Andrea Maria Schenkel
,
geboren 1962, lebt in der Nähe von Regensburg. 2006 erschien ihr Debüt »Tannöd«, mit dem sie großes Aufsehen erregte.
Der Roman wurde 2007 mit dem Deutschen Krimi Preis, dem Friedrich-Glauser-Preis und der Corine ausgezeichnet. Das Buch wurde in bislang 20 Sprachen übersetzt und wird zur Zeit fürs Kino verfilmt.
Wer mehr über diese Erfolgsgeschichte erfahren möchte: »
Gebt mir Worte zu schwärmen«.
Auch für ihr zweites Buch »
Kalteis« bekam sie begeisterte Kritiken und erhielt ebenfalls den Deutschen Krimi Preis.
Im Februar 2009 erscheint ihr neuer Roman:
Bunker.
Weitere Informationen unter:
www.andreaschenkel.de
 

Leseprobe 
 
  

 

 

 

 

»Der Dämon sitzt in jedem und jeder kann seinen Dämon jederzeit herauslassen.«

Der Bauer, ein großer, kräftiger Mann, einsilbig. Während des Abendessens hat er nicht viel gesprochen. Er hat sie nur kurz begrüßt, als er in die Stube kam. Ein fester Händedruck, ein abschätzender Blick, das war alles.

Seine Frau, auch sie sehr still. Älter als ihr Mann. Verhärmt, verschlossen. Sie sprach das Tischgebet.

Die Tochter, sie war nett zu Marie. Hat gefragt, ob sie außer der Traudl noch andere Geschwister hat, Nichten und Neffen. Hat sich nach deren Namen erkundigt und nach dem Alter.

Mit der kann man noch am besten auskommen, denkt sich Marie.

Und die Kinder…

Die Kinder hier im Haus sind nett. Nette Kinder, besonders der kleine Bub. Der hat sie gleich angelacht. Der wollte immer mit ihr spielen. Sie hat mit ihm gescherzt. Hat ihn auf ihren Schoß genommen und auf den Knien reiten lassen, wie sie es immer mit den Kindern ihrer Schwester gemacht hat. »Hoppe Reiter« hat sie mit ihm gespielt, von ihrem Schoß hat sie ihn plumpsen lassen. Der Kleine hat vor lauter Lachen gegluckst.

Wie die junge Bäuerin die Kinder zu Bett geschickt hat, da ist die Marie auch aufgestanden.

Hat gesagt: »Ich geh auch gleich in die Kammer, muss meine Sachen noch einräumen. Dann kann ich morgen in aller Früh gleich anfangen.«

Sie hat allen eine gute Nacht gewünscht und ist in ihre Kammer gegangen.

Draußen ist das Wetter noch schlechter geworden. Der Wind nimmt immer mehr zu. Es stürmt.

Das Fenster ist nicht besonders dicht, der Wind pfeift durch die Ritzen. Marie bemerkt einen Luftzug. Sie dreht sich um zur Tür.

Die Tür steht leicht offen. Marie will sie schließen. Da bemerkt sie, wie sich die Tür langsam, knarrend immer mehr öffnet. Ungläubig staunend blickt sie auf den größer werdenden Spalt.

Marie ist unschlüssig, sie weiß nicht, was sie tun soll. Steif und starr bleibt sie einfach nur stehen. Den Blick auf die Tür gerichtet. Bis sie ohne ein Wort, ohne eine Silbe von der Wucht des Schlages zu Boden fällt.

 
 
 
 
 
 

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Lichtblicke?

Eigentlich denkt sich der Mensch - es langt.
Tagsüber diese Stadt, die nicht weiß, wohin sie gehört.
Ist's eine Großstadt mit entsprechendem Anspruch oder ein Kaff im Tal der Ahnungslosen.
Leute, die etwas auf sich halten, meist geldige, gehen schon lange nicht mehr hier ins Theater - für die ist München mit Resi und Kammerspiele wie auch Stückl's Volkstheater das, wohin man sich wendet.
Aber auch da gibt es Reinfälle wie am 7.2.2009, letzten Samstag, der Kleist'sche 'Krug' im Resi.
Und an einem normalen Donnerstag, im Velodrom hustende - meist Frauen -  dass man sich bemüßigt fühlt, zu rufen, "bleibt's halt dahoam!"
 

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Aber nein, volles Haus und mit zunehmender Konzentration dachten auch die Hustenden mehr an das Elend auf der Bühne als daran, ob Frau Betz nun die Stadtbau bekommt oder wer den Bundestag als NachfolgerIn der Maria Eichhorn auf den Hinterbänken bevölkern wird oder wie es denn die Stadt hindreht, dass die Stadthalle dann doch auf den Donaumarkt gestellt wird.

Es galt, dem sperrigen Verwirrspiel auf der Bühne zu folgen und die Damen und Herren zuzuordnen - wenn man das Buch der Autorin nicht gelesen hat und nun erstmal feststellen muss.
Was ist da los und wer ist wer?

Regisseur Bleiziffer lässt in einem Bühnenbild von Karl Heinz Steck, das aus verschiebbaren, teilweise übermannshohen Kisten und Kasten besteht und so wechselnde Szenerien ermöglicht, verschiedene Rollen von gleichen Darstellern spielen.

Angebracht wäre, er animierte diese mit den verschiedenen Rollen auch die Darstellung der Figuren deutlich zu machen. Er vermeidet aber Änderungen in den Kostümen von Susanne Ellinghaus und seien sie auch noch so gering, so dass es dem Zuschauer schwerfällt, über die Personen die Handlungssplitter auseinanderzuhalten, zumal die Szenen zu kurz sind, um Einzelheiten schnell genug genau zu definieren und festzuhalten.

Zweifelsohne ist Nicola Norgauer in den drei Figuren 'Die alte Dannerin / Maria Lichtl / Babette Kirchmeier' präziser geführt, denn als Polly, als Célimène oder Olivia.
Hier hat sie die Möglichkeit, Farben zu zeigen. Bei den erstgenannten Rollen waren ja nicht mal in den Bewegungsabläufen Unterschiede gemacht worden - sieht man von den Hampeleien als Olivia ab.

Barbara Spangler / Betty / Traudl Krieger von Anna Dörnte - hier gab es Ansätze für Möglichkeiten, die bei der seinerzeit missglückten Maria Magdalena nicht erkennbar waren. Dort war der Misserfolg der gesamten Produktion allerdings besonders auf die Fehlbesetzungen der männlichen Rollen zurückzuführen, das Lichtenberg'sche Bühnenbild und die unaussprechlich schlechte Regie.
Ob sie aber die Richtige für die 3-Schwestern-Irina ist? Doch wohl schon zu erwachsen für die Rolle.


Gabriele Fischer als Er / Marie / Maria Sterzer doziert - sie hebt zu großen Stummfilm-Gesten an, mit erhobenem Zeigefinger - wie sie das Zündholz entflammen lässt, wie sie hinkt als Behinderte. Bisher war in Regensburg nicht zu viel von ihr zu sehen. Aber sie wird ja die
3-Schwestern-Natascha sein - diese unsympathische Provinzfigur.

Johanna König spielt die Marianne Spangler / Dagmar Sterzer. Ein niedliches Püppchen und wäre damit doch mehr die Irina, die noch am Anfang ihres Lebens Stehende.

Miko Greza als Der alte Danner / Johann Sterzer / Pfarrer Meissner differenziert zwischen den einzelnen Figuren, die er zu spielen hat. Da wird der Tonfall geändert ist er der mürrische alte Danner oder der aufgeregt von dem auf dem Dannerhof Gesehenen Berichtende oder der pastoral sich gebende Pfarrer, der alle Heiligen und die sonst so in der katholischen Kirche noch Tätigen anrufen lässt.

Michael Morgenstern als Alois Huber / Mich, Michael Heuberger Georg Hauer / Franz Xaver Meier / Bürgermeister und Jochen Paletschek gibt den Alois Huber / Mich - viel kann er nicht zeigen, allenfalls wie behände er angstlos auf die Kisten und Kasten steigt, um von oben seinen Text zu deklamieren.
Da war im 'Handlungsreisenden' etwas mehr an darstellerischen Möglichkeiten zu erkennen, der 'strebige' Schüler Bernard und dann der etablierte Anwalt.

Es könnte bei allen alles deutlicher sein, dürften die DarstellerInnen das Äußere beim Wechsel der Figuren mit verändern, sei es in Punkto Kostüm oder im Gang, in der Körperhaltung.

Trotz aller Abstriche gelingt es Oberspielleiter Michael Bleiziffer mit seiner Choreographie im teilweise 'grellenden' Licht von Martin Stevens, eine Stimmung im bayerischen Land nachzuzeichnen. War auch die Originalsituation in den 20ern, so sind Parallelen zu heute unverkennbar als die Sache Manichl in Passau noch immer nicht aufgeklärt ist.

Wird das ein neuer Fall 'Tannöd'?

 

(Fotos: Theater Regensburg)

 

 

 

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