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Announcement Theater
Regensburg
Freilichttheater
Komödie von Molière (1622-1673)
Inszenierung:
Michael Bleiziffer
Bühne: Jochen Diederichs
Kostüme: Uschi Haug
Molières berühmteste Charakterkomödie
ist eine köstliche Satire über das
blinde Vertrauen in die Medizin und das
lukrative Geschäft mit der Krankheit.
Der wohlhabende Argan leidet an der
panischen Einbildung, er sei
sterbenskrank. Mit seinen zahllosen
Zipperlein, seinem Selbstmitleid und
seinen ständigen therapeutischen
Maßnahmen geht er allen auf die Nerven.
Einlauf, Arzenei und Aderlass machen ihm
ganz furchtbar Spaß!
Sein Arzt und sein Apotheker haben keine
Skrupel und verdienen gut an ihm. Zur
Senkung der Kosten im Gesundheitswesen
hat Argan aber eine brillante Idee:
Seine Tochter Angélique soll einen
Doktor heiraten. Dann könnte er seine
vielen Krankheiten kostenlos vom
Schwiegersohn behandeln lassen. Er
präsentiert seiner Tochter einen
akademisch verdrehten Trottel als
künftigen Ehemann. Aber Angélique hat
ihr Herz längst dem sympathischen
Cléante geschenkt. Bis es jedoch zu
einer Liebesheirat kommen kann, müssen
so manche Turbulenzen überstanden
werden.
Argans zweite Ehefrau Béline nährt durch
geheucheltes Mitleid den Krankheitswahn
Argans, weil sie von ihm als Alleinerbin
eingesetzt werden will. Ihre verhasste
Stieftochter Angélique möchte sie
deshalb am liebsten ins Kloster
abschieben. Fast gelingt ihr das auch.
Aber das pfiffige Dienstmädchen Toinette
und Argans Bruder Béralde ersinnen einen
Plan, um Argan von dem Irrglauben zu
heilen, dass seine Frau ihn abgöttisch
liebe. Toinette bringt Argan dazu, sich
tot zu stellen. Als Scheintoter darf er
erleben, wie sehr sich seine zärtliche
Gattin über sein Ableben freut. Zugleich
erkennt er aber auch die wahre Liebe
seiner Tochter – und erlaubt endlich
ihre Heirat mit Cléante. Geläutert wird
Argan schließlich sogar sein eigener
Arzt – denn gesund wird man am besten
aus eigener Kraft.
Besetzung
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Argan |
Miko Greza |
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Béline,
seine zweite Frau |
Gabriele
Fischer |
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Angélique,
seine ältere Tochter aus erster
Ehe |
Nikola
Norgauer |
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Louison,
seine jüngere Tochter aus erster
Ehe |
Anna
Dörnte |
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Béralde,
sein Bruder |
Michael
Heuberger |
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Toinette,
Dienerin im Hause Argans |
Doris
Dubiel |
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Cléante,
Angéliques Liebhaber |
Christoph
Bangerter |
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Dr.
Diafoirus, ein Arzt |
Gerold
Richard Ströher |
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Thomas
Diafoirus, sein Sohn |
Roman
Blumenschein |
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Dr.
Purgon, Argans Arzt |
Paul
Kaiser |
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Mr.
Fleurant, Apotheker |
Michael
Morgenstern |
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Mr.
Bonnefoy, Notar |
Michael
Heuberger |
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Akkordeon |
Birgit
Otter |
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Wanderschaft
Jean-Baptiste
Poquelin,
sein
bürgerliche
Name,
der
am
28.
Juni
1644
erstmals
mit
dem
Künstlernamen
'Moliére'
signierte,
war
1645
nach
dem
Konkurs
des
'L'Illustre
Théâtre'
in
Paris,
das
er
mit
Madelaine
Béjart,
einer
bekannten
Schauspielerin,
für
die
er
sogar
sein
Medizinstudium
aufgegeben
haben
soll,
führte,
mit
seiner
aus
zehn
Mitarbeitern
zählenden
Truppe
in
die
Provinz
gegangen.
Das
Theater
hatte
seit
den
Reformen
Richelieu's
an
politischem,
gesellschaftlichem
und
literarischem
Status
gewonnen,
so
war
eine
Schauspieltruppe
nicht
mehr
als
Ausgestoßene,
wenn
auch
Exkommunizierte,
anzusehen.
Der
Kardinal
hatte
dem
Theater
eine
sozialpädagogische
Lehrfunktion
in
Bezug
auf
das
Bürgertum
zugewiesen.
Nach
dessen
Tod
entdeckte
das
Theater
das
spendierfreudige
aristokratische
Publikum.
Da
sich
aber
um
diese
Gruppe
auch
andere
Theater
bemühten,
wurde
die
Basis
enger
und
so
musste
auch
Molière
sein
Haus
1645
schließen.
In
der
Provinz
erlernte
er
die
Führung
einer
Truppe
auf
Reisen
mit
häufig
wechselnden
unterschiedlichen
Spielorten,
er
machte
seine
Erfahrungen
mit
Finanzen
der
Truppe
und
schreibt
nebenbei
Stücke,
inszeniert
und
spielt
selber
die
wichtigen
Rollen.
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Paris
1858 entschließt sich Molière,
nachdem sein 'Sponsor' auf dem
Land, der Prinz von Conti, nach
dem König und nach Gaston von
Orléans, dem Bruder Ludwig III.,
der dritte Mann im Staat zum
Glauben übergetreten und damit
ein Feind des Theaters geworden
ist, nach Paris zurückzukehren.
Die Übernahme des 'Théâtre du
Marais' scheitert, aber Moliére
wird von angesehenen
Persönlichkeiten dem Hof
präsentiert und am 24. Oktober
1658 spielt seine Truppe vor dem
König und dem gesamten Hof
Corneilles 'Nicomède' und
anschließend die Farce 'Le
docteur amoureux' - gerade
letzteres Werk kommt gut an und
der König gibt ihm als
Spielstätte das im Louvre
gelegene Theater ' Petit
Bourbon'.
Das Publikum setzt sich aus
Mitgliedern des Hofes und den
Bürgern zusammen - hinzu kommen
die wichtigen Einladungen zu
privaten Vorstellung in den
Schlössern der Hofgesellschaft.
Die sich aus den Wanderjahren in
der Provinz ergebende Erfahrung
mit den neuen Kenntnissen der
Tätigkeit am Hofe ermöglicht ihm
auf die jeweiligen Wünsche des
Publikum einzugehen - was sich
auch im finanziellen Erfolg der
Truppe niederschlägt.
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Ludwig
XIV.
Aus
der
ersten
Vorstellung
am
Hofe
entwickelt
sich
eine
zehnjährige
Verbindung
zum
König,
dem
er
als
Hofdichter
das
gewünschte
Divertissement
bieten
kann,
so
versteht
er
es,
bei
dem
vom
König
so
bevorzugten
Ballett,
das
Wort,
die
Musik
und
den
Tanz
zu
verbinden
und
den
Hof
auf
diese
Weise
in
einer
Darstellung
seiner
selbst
zu
präsentieren.
Hierdurch
gelingt
es
Molière
sich
den
Freiraum
zu
schaffen,
auch
die
zeitkritischen
Themen
in
seinen
Stücken
wie
'Tartuffe',
'Don
Juan'
und
'Der
Menschenfeind'
aufzuzeigen.
Die
Auseinandersetzung
um
den
'Tartuffe'
führt
wegen
der
großen
Übereinstimmung
zwischen
König
und
Dichter
dazu,
dass
der
König
Molières
Truppe
sich
persönlich
unterstellt
und
diese
als
'Troupe
du
Roi
au
Palais
Royal'
auftreten
lässt.
Eben
diese
Bevorzugung
der
musikalischen
Darbietungen
führt
gegen
1670
zu
Verstimmungen,
als
der
König
unter
den
Einfluss
des
italienischen
Musikers
Jean-Baptiste
Luli
gerät.
Obwohl
es
Molière
versteht,
dem
König
zu
folgen
und
sich
mehr
noch
dem
Bürgertum
in
seinen
Stücken
zuzuwenden,
gelingt
es
Luli,
die
Vorlieben
des
Königs
auf
Ballett
und
Musik
auf
sich
zu
beziehen,
zumal
der
Adel
und
die
französische
Oper
mehr
und
mehr
Einfluss
bekommen,
die
zwar
auf
Molières
Ballettkomödien
fußt,
aber
allein
durch
ihren
Pomp
für
Molière
nicht
mehr
darstellbar
ist.
Hinzu
kommt
eine
Veränderung
direkt
am
Hofe,
als
1670
Bischof
Jacques
Bénigne
Bossuet
die
Erziehung
des
Prinzen
Louis
übernimmt.
Hier
beginnt
eine
bigotte
Phase,
die
letztendlich
später
-
auch
auf
Betreiben
der
Madame
de
Maintenon
-
die
Aufhebung
des
Edikt
von
Nantes
aus
dem
Jahr
1598
zur
Folge
hat,
wodurch
die
Hugenotten
aller
ihrer
Privilegien
beraubt
der
Katholizismus
endgültig
zur
Staatsreligion
erhoben
wird.
Molières
König
-
war
nicht
nur
einer
in
seinen
Schlössern
lebender
absolut
herrschender
Schöngeist,
sondern
nach
Mazzarin's
Tod,
1661,
auch
als
23-Jähriger
ein
Kriegsherr,
der
Spaniens
Unterwerfung,
Frankreichs
Ausdehnung
sich
zum
Ziel
machte.
1667
fällt
er
in
Flandern
ein,
um
die
Spanischen
Niederlande
zu
annektieren,
allerdings
gelingt
es
ihm
nur,
einige
Städte
und
Festungen
zu
nehmen.
1670
marschiert
er
in
Lothringen
ein,
das
er
fast
30
Jahre
lang
besetzt
hält
und
mit
120
000
Mann
attackiert
er
1672
die
nördlichen
Niederlande
-
den
Krieg,
den
er
zur
Freude
der
Kirche
als
Wiederherstellung
des
Katholizismus
bezeichnet.
Nach
Molières
Tod
im
Jahr
1672
kämpft
der
König
1676
mit
der
französischen
Flotte
für
die
Erhebung
Siziliens
gegen
Spanien,
beschießt
Genua.
Die
Feldzüge
gehen
weiter
-
1684
erobert
er
Luxemburg
und
Trier,
von
1688
bis
1697
führt
er
den
Pfälzischen
Erbfolgekrieg,
die
Pfalz
wird
zerstört,
ein
Ort
nach
dem
anderen
niedergebrannt:
Worms
und
Speyer
mitsamt
ihren
Domen,
Heidelberg
wird
1689
und
1693
niedergemacht.
Der
Spanische
Erbfolgekrieg
von
1701
bis
1714
wird
in
Übersee
ausgetragen
und
Ludwig
beansprucht
nach
dem
Tod
des
letzen
spanischen
Habsburgers
das
spanische
Erbe
gegen
Leopold
I.
für
seinen
Enkel
Philipp
von
Anjou.
Möglich
war
alles
das
nur
durch
den
enorm
ausgebauten
Militärapparat
mit
entsprechenden
Verwaltungseinrichtungen
und
Kriegsschulen,
basierend
auf
Heeresdisziplin
und
einer
funktionierenden
Generalität.
Innenpolitisch
kam
es
1648
bis
1653
zu
Unruhen,
da
der
Hochadel
gegen
den
Absolutismus,
geführt
von
Kardinal
Mazarin,
Front
machte.
Letzter
musste
fliehen
und
verbarg
sich
in
Kurköln,
das
mit
seiner
Hauptstadt
Bonn
vom
Rhein
bis
Westfalen
reichte.
Folge
dieser
Aufstände
waren
Preissteigerungen,
Hungersnöte
und
Seuchen
im
Kernland.
Der
König
wollte
eine
Kirche,
möglichst
unabhängig
von
Rom,
in
sich
geschlossen
gegenüber
Einflüssen
von
außen
und
Abtrünnige.
Die
so
genannte
lutherische
Seuche
griff
um
sich,
zur
Abwehr
wurden
Mischehen
und
Übertritte
verboten
wie
auch
Schmähreden
gegen
den
Katholizismus.
Zwischen
1665
und
1685
-
dem
Jahr
des
Edikts
von
Fontainebleau
-
erschienen
22
Erlasse
des
Königs
gegen
die
Protestanten,
die
in
einigen
Provinzen
völlig
ausstarben.
Hunderte
von
hugenottischen
Kirchen
wurden
niedergerissen.
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'Le Malade
Imaginaire'
Am 10.
Februar 1673
findet die
Uraufführung
des 'malade
imaginäre'
mit der
Musik von
Charpentier
im Palais
royal statt.
Thema des
Werkes ist
eine
Abrechnung
Molières mit
dem
Ärztestand.
Er selber
litt seil
langem an
einer
Kehrkopfentzündung,
die sich zu
einer
Bronchitis
ausweitete
und
letztlich
mit einer
Lungenentzündung
zum Tod des
Dichters
unmittelbar
nach der
vierten
Vorstellung
des 'malade
imaginäre'
führt.
Eine Reihe
von Werken
waren von
ihm schon
dem Thema
Medizin
gewidmet,
immer waren
die Ärzte
die am Ende
Kranken und
verderbten
in der
Anschauung
des
Publikums
wie auch der
des
Schöpfers
der Texte.
Im 'malade
imaginäre'
wird nun
eine
Verbindung
mit
Krankheit,
Leben und
Tod
eingegangen,
die sich an
sich dem
Thema einer
Komödie
verschließt,
aber auch
später wird
der
'Scheintod'
noch einmal
bühnenwirksam
im 'Gianni
Schicchi '
aufgenommen
wie es in
der
'commedia
dell'arte'
gängig war .
Als
Schlüsselszene
ist in
diesem
Zusammenhang
das
'Sich-tot-stellen'
der etwa
siebenjährigen
Louison zu
sehen, die
der Strafe
von Argan
entgehen
will und
klarstellt:
"Attendez:
je suis
morte!" Ein
Kind sieht
hier keine
Gefahr für
sich eher
die Rettung
aus einer
kritischen
Situation.
Die
Erfahrung
Argan's,
sich auf
Empfehlung
von
Toinette,
tot zu
stellen,
führt für
ihn zu der
Erkenntnis,
seine Frau
ist froh
über sein
Ableben.
Hier hat
auch der
gespielte
Tod auf
seine Weise
etwas
Endgültiges,
denn eine
Beziehung
kann
zwischen
zwei
Menschen
unter diesen
Umständen
kaum
weiterbestehen
und
beschließt
so zwei
Leben.
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Es war schon
ein enormes
Entgegenkommen
der Leitung
des
Oberpfälzer
Metropol-Theaters
Regensburg,
im Hof des
Thon-Dittmer-Palais
so viele
Sitzplätze
freizuhalten,
dass der
Interessierte
sich
wahlweise
mal in der
vierten oder
siebten
Reihe oder
sonstwo im
Auditorium
niederlassen
konnte.
Dies war der
Intendanz an
diesem
Premierenabend
auch leicht
gefallen, da
viele
Regensburger
und die aus
den
umliegenden
Dörfern sich
im
Pfingsturlaub
befanden
oder den
angeblich
lauen
Sommerabend
doch besser
damit
verbrachten,
um darüber
nachzusinnen:
gehe ich nun
nächste
Woche zur
Europawahl
oder gehe
ich nicht
und wenn ich
gehe, wähle
ich dann
jemanden und
wenn ja,
dann wen?
Also Fragen
über Fragen,
die in Ruhe
zu behandeln
waren und zu
einem
Verbleiben
am
häuslichen
Herd
verpflichteten.
Dass man
sich beim
'Eingebildet
Kranken'
einem Stück
ausgesetzt
sehen würde,
das an das
Umfeld des
Hofes des
Königs von
Frankreich,
nämlich dem
des Ludwig
und speziell
dem des XIV.
angegliedert
ist, hatte
der
vorbereitete
Zuschauer
erwartet,
das
Bühnenbild
der
Produktion
von
Jochen
Diederichs
und die
herausragenden
Kostüme und
Masken und
Perücken von
Uschi Haug,
die beide
nun schon
häufig in
der
Welterbestadt
ihre Kunst
zeigen
durften,
überraschten,
war doch
eine
verheutigende
Version der
Geschichte –
nach den
Erfahrungen
mit der
Regensburger
’Norma’ und
der ’Manon’
- erwartet
worden. Es
zeigte
jedoch, dass
auch am
Theater
Regensburg
auf die Zeit
des Stückes
bezogene
Inszenierungen
möglich
sind.
Bestes
Beispiel,
die gerade
laufende
Produktion
des 'André
Chénier' -
aber wie
meinte
damals
einer, als
das Stück
schon in
Meiningen
angelaufen
war, 'ob das
den
Regensburgern
gefällt?'
Auf dem
schon
erhobenen
Bühnenboden
ein Alkoven
steil
aufragend
mit
seitlichen
Wolkenstores
zum
Herunterlassen
und wieder
Hinaufziehen.
Berge von
Kissen auf
der
Liegefläche,
getürmt zum
gemütlichen
Beisammensein,
um darauf zu
lagern oder
um diese als
Wurfgeschosse
zu
verwenden.
Über allem
die Aasgeier
auf der
rückwärtigen
Bühnenwand
schon
lauernd mit
gelegentlich
aufglühenden
Augen und
sich
windenden
Hälsen - zur
Gaudi des
Publikums.
Herr Argan
gibt vor, zu
leiden, da
die ihm
vorgelegten
Rechnungen
der
ärztlichen
Betreuung
vorkommen
als seien
sie im
Missverhältnis
zu dem, was
vom Arzt und
Apotheker
geleistet
wurden.
Das ganze
Rechnungswesen
scheint ihn
so sehr zu
interessieren,
dass die
Frage nach
dem 'Warum'
der
Konsultationen
sich kaum
stellt. Er
begibt sich
flugs auf
sein Lager
und im
Ablauf des
Abends wird
deutlich,
dass er sich
allerbester
Gesundheit
erfreuen
darf.
Behände
turnt er auf
dem Pfühl
rauf und
runter,
kopfüber und
kopfunter.
Gerade diese
Szenen
erinnern an
die
Produktion
von
Offenbach’s
’Ritter
Blaubart’.
Damals
Anfang der
90-er Jahre
stieg Peter
Nüesch in
Regensburg
als König
Bobèche in
selbsterfundenen
Aktionen den
Thronsessel
hinauf und
wieder
hinab, mal
kopfüber,
mal
kopfunter –
ein Mensch
voller
Agilität,
voller
Herrschsucht,
voller
Boshaftigkeit.
Miko Greza
ist so
einer, dem
die
Mitspieler
ausgesetzt
sind. Seine
kraftvolle
Konstitution
ermöglicht
es, keinen
Zweifel
aufkommen zu
lassen, der
Mann ist
perfekt und
gesund, er
will nur
spielen, er
will nur,
dass sich
die anderen
um ihn
kümmern. So
wird
natürlich
auch
vermieden,
einen
Menschen
darzustellen,
der
psychisch
krank ist,
der sich
irgendeine
Maladie,
sogar den
bevorstehenden
Tod,
einbildet,
um auf sich
aufmerksam
zu machen.
Hingegen ist
er mit
seinem Text
beschäftigt
und
vollzieht
nach, was er
selber der
Vorgabe des
Regisseurs
bei den
Proben
folgend
“bietet an“
‘erfand‘ und
jetzt als
Profi
abruft.
Dass ihm
offensichtlich
niemand
mitteilte,
wie sich ein
eingebildet
Kranker
aufführt,
und er
selber wohl
keine
Erfahrung in
der Hinsicht
aus seinem
unmittelbaren
Umfeld hat,
somit auch
nicht
draufkommt
wie so ein
Mensch seine
Familie und
Freunde
tyrannisiert,
lässt man
das Publikum
in dem
Glauben,
eingebildet
Kranke gäbe
es nicht und
bei Moliere
ist er eben
so, wie er
von Miko
Greza
dargestellt
wird: Ein
Mann, der
mit offenem
Hemd
herumläuft,
kraftvoll
agiert, mal
die Hose
runterlässt,
für den es
kein Leid
gibt – bei
Molière ein
Klistier,
einen
Aderlass
appliziert
bekommt.
'C'est
tout!'
Dass aber
Zickereien
vorkommen,
weiß auch
jeder
Theaterdirektor:
Vor einer
Jenufa-Premiere
der
plötzlich
auftretende
Durchfall
des Laca.
Seitenstrangangina
ist ein
Befund, der
einer
Lyrischen
die Absage
ermöglicht.
Knoten am
Stimmband
hat Ursachen
und
längerfristige
Folgen. Das
alles muss
ärztlich
belegt
werden und
ist nicht
damit
abgetan:
“Ich spüre
da was“.
Damit wird
jemand ins
Spiel
gebracht,
der mit
Derartigem
sein Geld
verdient.
Sind es
heute die
Halbgötter
in Weiß, die
in der
Metropole
der
Oberpfalz
(Regensburgs
OB Johannes
Schaidinger
am
17.3.2005:
“Wir wollen
mehr sein
als die
Metropole
der
Oberpfalz“)
am
Neupfarrplatz
ihren SLK
oder Lotus
mit der
Hinweistafel
‘Arzt im
Einsatz‘,
obwohl es
laut
Ärztekammer
für
HNO-Mediziner
keine
derartigen
Regelungen
gibt,
parken.
In
Regensburg’s
’Kranke-Produktion’
haben die
Herren
Gerold
Richard
Ströher
als Dr.
Diafoirus
und
Roman
Blumenschein
als dessen
Sohn Thomas
die
Gelegenheit,
sich des
‘kranken
Argan‘ -
beide in
gleicher
’Phantasie-Uniform’
mit hohen
Zylindern,
die ihnen
das Aussehen
von E.T.A.
Hoffmann
geben -
anzunehmen.
Es geht aber
dem
Senior-Medikus
nicht nur um
eine
ärztliche
Behandlung,
sondern auch
darum,
seinen Sohn
Thomas dem
Herrn Argan
als Ehemann
dessen
Tochter
anzudienen.
Um die Sache
perfekt und
für alle
überdeutlich
zu machen,
wie sehr
sein Sohn
auch für
Vermehrungskunststücke
geeignet
ist, zieht
er dem
einfach die
Hose runter.
Dem Publikum
bleibt nur
der Blick
auf das
Hinterteil,
während die
Mitspieler
auf der
Bühne der
wichtigeren
Sachen
ansichtig
werden
dürfen. Das
schallende
Gelächter
der Kollegen
lässt darauf
schließen,
dass es sich
hier nicht
unbedingt um
die
gewünschten
Abmessungen
handelt, so
macht Roman
Blumenschein
die Hose
wieder zu,
gibt noch
eine
wissenschaftliche
Abhandlung
zum Besten,
das war’s.
Leider.
In den ‘Drei
Schwestern‘
spielte er
den Soljony,
den kleinen
Zyniker,
zackig –
schon als
Happy im
’Handlungsreisenden‘
war er
frech,
flott. So
ist er auch
hier als
Thomas. Als
trotteliger,
aber
vorlauter
Naseweis
stelzt er
herum. Der
passte doch
schon zur
jungen Dame
des Hauses,
der
Angélique,
viel besser
als der
schon vorher
in
Erscheinung
getretene
Cléante,
angeblich
Angéliques
Liebhaber –
keiner der
Anwesenden
hat je die
Lampe
gehalten.
Christoph
Bangerter
gelingt es,
das Publikum
durch sein
martialisches
Auftreten zu
verblüffen.
War er doch
gerade als
Tusenbach in
den ‘Drei
Schwestern‘
ein an sich
sanfter
Mensch, der
sich mit
Irina
zusammentun
wollte und
dann im
Duell mit
Soljony von
diesem
erschossen
wird. Hier
wird er laut
und macht
Sachen, die
man ihm
garnicht
zutraut,
steigt die
Leiter
hinauf, auf
den Deckel
des Alkoven,
hantiert da
oben herum.
Mut hat er,
denn
runterfallen
kann er.
Dass auch
Nikola
Norgauer
als
Angélique
ihm, ohne zu
zögern in
diese
gefährlichen
Höhen
nachsteigt,
zeigt, was
für eine
moderne
Schauspielerin
sie ist –
wie sie
vorher schon
als Célimène
im
’Menschenfeind’
und die
Olivia in
’Was ihr
wollt’ die
Regensburger
begeisterte
– da sie
jeder Order
des
Regisseurs
folgt.
Glücklicherweise
bleibt die
Domstadt
durch die
erfahrene
Hand des
Oberspielleiters
und
Regisseurs
Michael
Bleiziffer
vor
Extremdarstellungen
verschont.
Diese
Verbindung -
es bedeutet
aber nicht,
dass die
beiden,
Cléante und
Angélique,
zusammen
passen, aber
es war nun
mal der
Wille der
Theaterleitung,
dass sie aus
Besetzungsgründen
zusammenkommen
- wird gemäß
Molière’scher
Weisungen
auch von
Toinette,
die
Bediensteten
im Hause,
unterstützt.
Sie regelt
es schon so
wie es für
Herrn Argan
bestens
zukommt.
Doris Dubiel
liegt zum
Entzücken
des
Publikums
wieder
einmal genau
drauf. Ob
als Mia
Pinneberg
oder hier
als so eine
Art Despina
zieht sie
die Fäden
und kommt
selber nicht
zu kurz.
Verkleidungen
sind ihre
Sache, sie
ändert auch
die Gangart,
wenn sie als
vorbeireisender
Arzt
auftritt,
senkt die
Stimme, ist
also nicht
nur Typ.
Nicht nur
für alles
Boulevardeske
kann sie
eingesetzt
werden, Frl.
von Zahnt
und Courage
waren nicht
so ihre
Fälle, bei
der Marthe
Rull waren
wichtige
Textpassagen
gestrichen,
da hätte sie
groß sein
können. Was
aber wäre
sie für eine
Frau
Striese. So
wie die
Benkhoff
diese sein
durfte.
Louison ist
die jüngere
Schwester
der
Angélique
und Tochter
des Herrn
Argan aus
erster Ehe.
Hier stellte
sich Molière
ein
wirkliches
Kind vor, da
das
’Totstellen’
einer kaum
10-Jährigen
dann noch
deutlicher
auf die
Diskrepanz
zwischen
einem
Kranken und
zum Ableben
vorbestimmten
Kraftvollen
hinwiese.
Jedes
Theater hat
doch
irgendein
ein Kind im
Hause, dass
ja nur
umzufallen
braucht und
zu verkünden
hat: “Je
suis morte“
– nein, in
Regensburg
ist es
Anna Dörnte,
die leider
als Klara in
der
Wüllenweber’schen
Schreckens-Inszenierung
von Hebbel’s
'Maria
Magdalena'
nicht gut
wegkam. Eine
30-Jährige
als jüngste
Tochter?
Vor Jahren
war das -
natürlich
nicht in
Regensburg,
sondern in
Krefeld-Mönchen-Gladbach -
die
10-jährige
Ilse Moldovan,
Tochter der
großartigen
Brangäne,
Azucena,
Amneris,
Orpheus,
Marcellina,
Carmen,
Türken-Baba,
Wildschütz-Gräfin
– eben die
Tochter von
Melinda
Moldovan.
Béline ist
Argans
aktuelle
Frau und
wird
dargestellt
von
Gabriele
Fischer,
die schon
vom Theater
Augsburg dem
kritischen
Beobachter
wohl bekannt
ist. Sie
schreit
herum wie
die Olga in
den ’Drei
Schwestern’
führt sich
auf und
liegt damit
genau auf
diesem Typ
von Frau,
den man so
gerne um
sich hat.
Dass sie
sich über
Argan’s
’Tod’ freut,
nimmt man
ihr
unumwunden
ab.
Michael
Heuberger
ist der
Béralde,
Bruder des
Argan und
auch ein
Notar – das
Publikum ist
natürlich
hocherfreut
– nach dem
Kulygin in
den ’Drei
Schwestern’,
wieder
einmal den
'Busfahrer
Kurt' auf
der Bühne zu
sehen. Hinzu
kommt, dass
sich Notar
und Bruder
im Auftreten
kaum
unterscheiden,
so dass ein
Typ wie der
andere
anzusehen
ist -
Heuberger
wie man hier
am
nördlichsten
Punkt des
Donaulaufs
kennt und
liebt.
Große
Auftritte
haben
Paul Kaiser,
was vor
allem die
grandiose
Aufmachung
ausmacht: er
trägt eine
Perücke, die
für alle den
herausgehobenen
Stand als
Dr. Purgon
unterstreicht
und
Michael
Morgenstern
als
Apotheker
Fleurant
nicht
minder.
Musikalische
Bindeglieder
schafft auf
dem
Schifferklavier
und als Tod
maskiert bei
reduziertem
Licht im
Nebel
herumgespensternd:
Birgit Otter.
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Personen des
niederen
Standes, des
täglichen
Lebens waren
die Figuren
für die
Komödie.
Helden,
Fürsten,
Könige waren
der Tragödie
vorbehalten.
So
bestimmten
Mord und
Totschlag,
Wehklagen
und
Verbannung
die Szene in
der
Tragödie,
Sex und
Liebesabenteuer
beherrschten
die Komödie.
Außerdem
hatten die
heiteren
Werke mit
einem
ernsten
Hintergrund
zu beginnen
und fröhlich
zu enden.
Das Lieto
fine und das
spätere
'Happy end'
nahmen hier
seinen
Anfang.
Michael
Bleiziffer
führt open
air im
Thon-Dittmer-Hof
die Komödie
vor, bei
der,
ob bei Arzt
und Sohn im
hysterischen
Stelzschritt,
ob bei
Liebespaar
auf dem Dach
des
Bettgestells
hangelnd,
ob
bei Arzt und
Apotheker
mit ihren
Gerätschaften,
ob bei der
Hausangestellten
als eifriges
Bindeglied,
ob bei
geifernder
Ehefrau,
ob
bei
exaltiertem
Bruder und
Notar,
klar wird:
In
Regensburg
weniger
Laptop, aber
dafür mehr
Lederhose
und 'Wehe,
wenn sie
losgelassen'
- dann
wird's
Klamotte.
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