Die grundsätzliche Problematik einer Inszenierung liegt in der
Umsetzung. Besonders bei einer romantischen Oper.
Lösungsmöglichkeiten für Bühnenausstattung und Personenführung sind:
- naturalistisch
- abstrahiert
- verfremdet.
Beispiel für die drei Möglichkeiten gibt es genug.
Gerade in Bezug auf den
'Fliegenden Holländer'
tun sich die Theater
besonders beim Verfremden leicht.
Da war das Stück
- an der
DOB in einem Börsensaal,
- in
Würzburg, inszeniert von der Urenkelin
- in
Freiburg in einem Sandkasten,
- in
Essen als 'Irre von Sandwike'
- in
BT packten die Spinnerinnen Ventilatoren in Kartons ein,
- in
Regensburg war bei der letzten Inszenierung der Holländer ein
Superman
und Senta las in einem Comicheft vom Umherirrenden.
In Oberammergau war die Bühne leer und Stückl spielte das Stück mit seinen
Sängern.
Was nun tun?
Regensburg entschied sich jetzt für eine Mischung aus allem, Kitsch und Kunst.
Bühnenaufbauten wie auf einem Schiff oder an der Hafenkante.
Ein Rettungsboot, Projektionen von Meereswogen, Sitzgelegenheiten für den
Damenchor auf großzügigen Couchgarnituren, Tourismusprospekte, Nagelfeilen und
Bierflaschen von einer norddeutschen Brauerei.
Die Darsteller im Dirndl oder im großformatigen Ölzeug oder im kleinformatigen
Friesennerz. Die Schiffs-Crew im vier- bzw. dreigestreiften großen Blauen.
Die Aktionen dem Stück angepasst:
der Steuermann klettert am Mast hinauf, prüft, stellt fest, dass der Wind
nicht aus
Süden weht, bei
Von des Südens Gestad', aus weitem Land -
ich hab' an dich gedacht!
erscheint links aus dem Hintergrund der Bühne ein Hulamädchen und umtanzt den
auf der Bordkante eingeschlafenen Steuermann, versucht, sich an ihm durch
Öffnen der Hose zu vergreifen, die Musik aber geht ja weiter, es droht der
Auftritt des Holländers und so lässt sie das Ungeheuerliche sein und enteilt
nach hinten.
Die Bühne dreht und
aus dem rechten Bausegment - nun in die Mitte gedreht - tritt der Holländer
für sein
Die Frist ist um,
und abermals verstrichen sind sieben Jahr'.
Um dann
für das
Dich frage ich, gepriesner Engel Gottes,
von der Bordkante
herunterzutreten an den Strand auf der Vorderbühne und fällt beim
Um ew'ge Treu' auf Erden - ist's getan!
vornüber.
Für das
Nur eine Hoffnung
soll mir bleiben,
erhebt er sich wieder, nimmt das Tau des Rettungsbootes und versucht dieses nach
links zu ziehen -
es misslingt.
Die Bühne dreht nach rechts und aus dem nun wieder eingedrehten Mittelteil
erscheint von hinten Daland und mahnt
He! Holla! Steuermann!
Nach seinem
Zum Teufel auch!
Verzeiht mir, Kapitän!
schwingt sich der Junge behände den Mast hinauf
und hält Ausschau
Wer da?
singt er, dann
Gebt Antwort! Schiff und Flagge?
Daland spricht nach dem
Laß ab!
das geflügelte Wort, das auch in der deutschen Luftfahrt beim Erscheinen des
Viergestreiften Anwendung findet
Mich dünkt, ich
seh' den Kapitän!
und
He! Holla! Seemann!
Nenne dich! Wess' Landes?
Der Holländer antwortet rechts aus dem Bühnen-/Hafensegment
Weit komm' ich her;
und
trifft sich vorne an der Kante zum Orchestergraben mit Daland.
Der
Holländer fragt
Vergönne mir auf
kurze Frist dein Haus,
und deine Freundschaft soll dich nicht gereu'n.
und lockt
Die seltensten
der Schätze sollst du sehn,
kostbare Perlen, edelstes Gestein.
Blick hin, und überzeuge dich vom Werte
des Preises, den ich für ein gastlich' Dach dir biete.
und
dann fällt er mit der Tür ins Haus:
Hast du eine Tochter?
Daland
Fürwahr, ein treues Kind.
Holländer
Sie sei mein Weib!
Daland
Wie? Hör ich recht? Mein Tochter sein Weib?
Er selbst spricht aus den Gedanken . . .
Der Handel ist
perfekt.
Holländer
Hab' Dank! Werd' ich die Tochter heut' noch sehn?
Daland
Der nächste günst'ge Wind bringt uns nach Haus;
du sollst sie seh'n, und wenn sie dir gefällt . . .
Holländer
So ist sie mein . . .
Daland
versucht immer wieder die Hand des Holländers zu ergreifen, der aber geht
daran vorbei, übersieht die Geste.
Aus dem Bühnenuntergeschoss steigen Matrosen in ihren Friesennerzen in den
Mittelteil der Szene und der Steuermann stellt fest
Südwind! Südwind!
Der
Holländer zieht sein Ölgewand wieder über und der Aufzug schließt mit Dalands
Hoffnung
Leb' wohl! Mögst heute du mein
Kind noch sehn.
und dem Ziehen der Taue durch den Chor
als könnten sie dadurch den Fortgang der Handlung beeinflussen
Ach lieber Südwind, blas' noch mehr.
Mein Mädel verlangt nach mir.
Die Bühne dreht.
Vorhang, Nachspiel und Unterbrechung, wieso eigentlich.
Es wird doch die einaktige Fassung gespielt.
Vorspiel - Spinnstube
Zwei großformatige Couchen, über Eck gestellt.
Der Damenchor auf ihr sitzend.
Man wippt mit den Beinen, man feilt an den Fingernägeln herum -
Senta im Hintergrund im Rahmen eines großformatigen Bildes lehnend.
Mary erscheint aus dem Bühnenuntergrund und sammelt die Nagelfeilen ein,
während sie
Ei! Fleißig, fleißig! Wie sie spinnen!
von sich gibt, was allerdings nur in Bezug auf
geistige Verfassung des Damenchores interpretiert werden kann, denn
handwerklich im Sinne von spinnen tut sich garnichts.
Senta geht derweilen im Hintergrund im Bilderrahmen auf und ab.
Mary erscheint wieder und verteilt Gläser von einem, von ihr mitgeführten
Tablett, während sie meint
Du böses Kind, wenn du nicht spinnst,
vom Schatz du kein Geschenk gewinnst.
Senta spinnt im übertragenen Sinne
Was hast du Kunde mir gegeben,
was mir erzählet, wer er sei?
Der arme Mann!
Um der Hänselei ein Ende zu bereiten fordert sie
Hört, was ich rate;
Frau Mary singt uns die Ballade.
und die denkt nicht
daran
Bewahre Gott! Das fehlte mir!
Mit dem
Ich spinne fort
geht Frau Mary in das
Untergeschoss der Bühne und Senta kann nicht umhin nun selber zu singen
Traft ihr das Schiff im Meere an,
blutrot die Segel, schwarz der Mast?
Sie kniet vorn an der Rampe, wo ein
Modellschiff aufgestellt ist
Durch mich sollst du das
Heil erreichen!
Der Damenchor springt auf, alle werfen
die ihnen vorher von Mary ausgehändigten Prospekte auf den Boden zum
Ach, wo weilt sie
Auftritt Erik aus der Unterbühne mit Käscher und sonstigem Gerät -
Senta! Willst du mich verderben?
Die
Damen sammeln eiligst die auf dem Boden liegenden Prospekte auf, Senta hat
sich wieder in den Hintergrund in den Bilderahmen zurückgezogen.
Mit dem rhythmisch sehr heiklen
Ach! Wie viel hab' ich ihn zu fragen!
Ich halte mich vor Neugier nicht.
Schon gut! Sobald nur aufgetragen,
hält hier aus länger keine Pflicht.
- vor allem dann, wenn die Dirigentin hetzt -
eilen die Chordamen über die Treppe hinunter in die Unterbühne.
Erik
Bleib', Senta! Bleib' nur einen Augenblick!
Mein Herz, voll Treue bis zum Sterben,
mein dürftig Gut, mein Jägerglueck;
darf so um deine Hand ich werben?
Wenn dann mein Herz im Jammer bricht,
sag, Senta, wer dann für mich spricht?
Das Gespräch findet in der Mitte der
Bühnen statt, mal er, mal sie hinter einer der Couchen, auch mal eine
Umarmung, er kniet vor ihr .....
Senta
Ich bin ein Kind und weiß nicht, was ich singe.
Eriks Traumerzählung - er auf der Couch
rechts, Senta hinter der Couch links
bis zum
Sie ist dahin! Mein Traum sprach wahr!
er eilt hinab auf die Unterbühne
Senta
kniet vorne am Schiffsmodell
Auftritt Holländer hinten im Bilderrahmen
Ach, möchtest du,
bleicher Seemann, sie finden!
Betet zum Himmel, daß bald ein Weib
Treue ihm . . .
Ha!
Auftritt Daland herauf aus der Unterbühne zum
Mein Kind, du
siehst mich auf der Schwelle . . .
Er umarmt sie beim
Mögst du, mein Kind, den fremden
Mann willkommen heißen?
Zum
Mögst du den edlen Mann gewinnen!
Glaub' mir, solch' Glück wird immer neu.
ohrfeigt er
sie, versucht ihr einen roten Schal umzulegen und hochhackige Schuhe
anzuziehen, malt ihr die Lippen an. Es misslingt und mit dem
Ich geh' von hinnen.
Glaubt mir, wie schön, so ist sie treu!
geht er die Treppe
hinunter auf die Unterbühne.
Der
Holländer steigt hinten aus
dem Bilderrahmen.
Wie aus der Ferne längst
vergang'ner Zeiten
spricht dieses Mädchens Bild zu mir:
wie ich's geträumt seit bangen Ewigkeiten,
vor meinen Augen seh' ich's hier.
Der Zwiegesang in der
Mitte der Bühne
bis zu
Senta
Hier meine Hand! Und ohne Reu'
bis in den Tod gelob' ich Treu'!
Holländer
Sie reicht die Hand! Geprochen sie
Hohn, Hölle, dir durch ihre Treu'!
Vorhang -
es dürfte nicht sein, wenn ich die einaktige Fassung spiele.
Und dann stimmt das Orchester auch noch nach.
Was soll denn das???
Soll das die neue GMDeuse sein, die am Pult steht und das akzeptiert. Oder ist
die nur froh, dass sie mal pinseln darf und sagt deswegen nichts???
Lange Pause, dann Vorhang und
3. Aufzug
Hafenkneipe
Der Steuermann zappelt über der Bühne in einem Netz.
Ein präparierter Fisch baumelt von der Oberbühne.
Der Chor vorn an der Reling trinkt Flensburger Pils aus der Flasche statt des
Steht euch nach frischem Wein der Sinn?
Euer Nachbar dort soll auch was haben!
und winkt ins Publikum, die Bühne dreht
links, die Untoten, jetzt vorne auf der Drehbühne in glänzendem Ölzeug, werden
geneckt.
Ha ha!
Wahrhaftig, sie sind tot:
sie haben Speis' und Trank nicht not!
Der Steuermann wird mit
seiner 'Hängematte' heruntergelassen und befreit,
Wie? Kommt ihr denn nicht selbst an Bord?
Die Schlussszene
Erik
Was mußt ich hören?
Gott, was muß ich sehen?
Ist's Täuschung? Wahrheit? Ist es Tat?
Willst jenes Tags dich nicht mehr entsinnen,
als du zu dir mich riefest in das Tal?
dazu dann der
Holländer von links
Verloren! Ach!
verloren!
Ewig verlor'nes Heil!
Mary, Erik,
Daland und Chor - von den Seiten, schauen auf die Spielfläche in der Mitte mit
ihrem
Senta! Senta! Was willst du tun?
Senta
Preis' deinen Engel und sein Gebot!
Hier steh' ich, treu dir bis zum Tod!
Holländer und Senta gehen nach hinten durch die Mitte ab.
Gemeinsam zu neuen Ufern?
Fazit:
Eine muntere Inszenierung einer romantischen Oper in einem zum Stück passenden
Bühnenbild im ersten und dritten Akt.
Man spielt das Stück, niemand muss sich - bis auf die danebengegangene
Spinnstube - grämen.
Der Erik eine 'Scheißpartie', ewig die hohe Lage, dass man Mitleid hat und froh
ist, dass der Abend nicht für länger für ihn dauert.
Die Senta muss aufpassen, dass sie nicht vor Begeisterung, die Rolle in
Regensburg singen zu dürfen, übertreibt und sich festsingt.
Der Daland sollte auf eine gepflegte Stimmführung achten.
Nett die Mary und der Steuermann.
Über alle Zweifel erhaben der Holländer von Adam Kruzel.
Das Dirigat teilweise hetzig, dass es klappert.
Einige der Blechbläser sollten mehr üben.