|
Bemerkungen zu einer Veranstaltung der Uni Hildesheim:
'Transkulturelle Vermittlungskonzepte
mit niederschwelligen partizipativen
Ansätzen
bei veränderter Kommunikation'
InterKulturBarometer Deutchland
Diese Untersuchung - warum da ein
Gerät zur Messung des Luftdrucks bezogen auf NN
in die Namensgebung einbezogen wurde
-
wäre zunächst einmal zu klären.
Aufgabe ansonsten war, herauszufinden, ob sich der mit öffentlichen
Geldern geförderte Kulturbetrieb auf Deutsche wie Migranten
gleichermaßen erstrecken kann.
Eine Erkenntnis ergab sich insofern, als soziale Hintergründe beim Aufwachsen
von Migrantenkindern in der zweiten und dritten Generation besonderer
Beachtung bedürfen, denn waren die 'Großeltern' noch freiwillig in die BRD gekommen,
so sind die nachfolgenden Gruppen zwangsläufig hier, haben sich an die sozialen
'Möglichkeiten' - 'ich will Hartz Vierer werden wie mein Vater' - gewöhnt, sehen die
hiesigen kulturellen Angebote für sich selber als
nicht zutreffend und - kommen somit einfach nicht. Außer, es handelt sich um Pop
oder Film oder Sport.
Beim Theater stellen Schwellenängste ein Hindernis dar, was für Migranten
ebenso wie für 'Deutsche mit deutschem Hintergrund' gilt - man versteht die
Zusammenhänge nicht, weiß mit dem Dargebotenen nichts anzufangen, kann sich
nicht einbringen, man weiß sich nicht zu äußern, da man Regie und/oder
Dramaturgie mit ihrer wichtigtuerischen pseudowissenschaftlichen
Ausgrenzungssprache nicht versteht.
Kommentar der Zuhörer: 'Was quatscht der/die da?'
Auch wird über die Schulen ganz offensichtlich, qualitativ wie auch vom
Umfang her, nicht genügend vermittelt.
Bayerische Einser-Abiturientin zum Thema Schillers 'Kabale' - "ach, da war doch
was mit 'ner Limonade".
Bezeichnend dies in Bezug auf Lehrpläne und Vermittlung von Werten.
Der Schlüssel liegt aber immer - vor 40 Jahren wie heute - bei den Schulen und auch
den Kindergärten,
kulturelle Bildung früh zu vermitteln, ist entscheidend, um Zugang zum Leben in einem anderen Umfeld,
als dem bisher gewohnten, zu ermöglichen.
Pforzheim versucht, das Theater auch in Migranten-Kreise - dem diese ja
besonders skeptisch gegenüber stehen - zu tragen.
In der Migranten-Gruppe der ersten Generation interessierten sich noch 37
Prozent für die heimische Kultur, aus der sie kamen, in der zweiten Gruppe
fanden bereits 75 Prozent Gefallen an der Populär-Kultur und 30 Prozent der
dritten Generation steht der Klassik offener gegenüber.
Deutsche wie Migranten-Kinder müssen an die Hand genommen und an Kunst und
Kultur herangeführt werden wie an alle anderen Disziplinen - um Neigungen
zu erkennen, um sich dann mit Interesse weiterzubilden - ihre
Akzeptanz in der Gesellschaft steigt mit der eigenen Entfaltung auf einem
Gebiet, das nach dem Talent des Einzelnen von ihm gewählt wurde.
So macht es auch Migranten Spaß, Deutsche/r zu werden.
In Kunst und Kultur ist es besonders wichtig, die Jugendlichen aktiv tätig
werden zu lassen und aus dem rein passiven Konsum eines Angebotes herauszuholen.
Pforzheim hat hier ein spezielles Projekt seit vier Jahren im Programm. Über
fremdfinanziertes 'stage enter' werden Jugendliche aus bildungsfernen
Schichten, aus verschiedenen Nationalitäten
und Religionszugehörigkeiten mit Profis zusammengebracht, um sie
mit einem hochklassischen Stück über einen längeren Probenzeittraum in ein
Abendprogramm zu führen.
Die Teilnehmer wurden nicht nach Talent 'gecastet', sondern nach der Maxime, wem
könnte diese Aktion etwas geben, wen könnte man aus dem Täglichen herauslocken.
Der Erfolg bestätigt dem Haus, dass die Bemühungen notwendig sind, denn es
ergeben sich aus Multiplikatoren zusätzliche Publikumsschichten, da die Aktiven
für das Theater begeistert werden konnten und nun Familien, Freunde und Bekannte
mitbringen. Diese integrierten Aktiven wirken positiv auf Außenstehende und entwickeln
eine Sogwirkung.
|
Die Theater haben sich schon in den siebziger Jahren den 'Ausländern' mit
Stücken wie 'Ein Fest bei Papadakis' geöffnet, in den Achtzigern kamen die
Frauenrechte auf die Bühne und nun schreibt John von Düffel, Dramaturg am DT in
Berlin, ein Stück nach Goldoni 'Diener zweier Herren - Hunger integriert', Migranten
sind so einbezogen.
Dass nicht mehr getan werden könne, liege an den Zwängen des heutigen
Kulturbetriebes, man mache weniger Theater, sondern verwalte Geld, nach der
Maßgabe, wie könne man
sparen und wie die Zuschauerzahlen akzeptabel halten. Die Sicherheit,
die das subventionierte 'Weiße Rössl' mit 98 Prozent Platzauslastung gibt, führt
dazu, dass wie in der Bundesliga auf gewonnene Spiele geachtet wird, beim Theater
die Menge der Zuschauer den Ausschlag gibt, denn sonst müsse der Trainer, sprich
Intendant, gehen.
Die Konsequenz sei ein sehr vorsichtiges Agieren bei den Theatern.
Leider handelt es sich aus Sicht der Steuerzahler oft um ein weniger zurückhaltendes
Vorgehen, denn es werden hier Steuergelder
verschwendet und zudem noch der Bildungsauftrag nicht erfüllt.
Fraglos im Sinne der Integration ein sinnvolles Unterfangen, Besetzungen so anzulegen, dass
z.B. eine 'Ausländerin'
die Luise übernimmt und ein Deutscher den Ferdinand in 'Kabale' spielt, um hier
ein gesellschaftliches Gefälle aufzuzeigen. Allerdings sind die Vorgaben des
Autors zu berücksichtigen.
Wenn wie am Braunschweiger Staatstheater das Publikum mit Steuergeldern
bei Laune gehalten werden soll
und die dortige 'Kabale' dann nichts mit den Schiller'schen Intentionen, nämlich
den Absolutismus im 18. Jahrhundert, das Verkaufen von Soldaten in den
amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zur Generierung von Geldern für die
Mätressenwirtschaft in Württemberg aufzuzeigen, zu tun hat, dann ist
es egal, wer welche Rolle spielt, jeder Besucher, der sich für das Stück
interessiert, sieht, dass die Produktion zu Lasten des Steuerzahlers 'vermurkst' ist
- 'Freiheit der Kunst' - hin oder her.
Jungendliche sitzen im dritten Rang und spielen mangels Interesse an dem
auf der Bühne Gebotenen mit ihrem Smartphone.
Staatstheater
Braunschweig
'Kabale und Liebe'
von Friedrich Schiller
Bemerkungen
eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung von
'Luise
und Ferdinand
im Irgendwo'
Schauspiel von Katrin
Breschke und Daniela Löffner
Eventuelle Ähnlichkeiten mit
'Kabale und Liebe'
von Friedrich
Schiller
wären rein zufällig
|
Somit bekommt bei dieser Produktion - ob Deutscher oder Migrant - einen
völlig falschen Eindruck vom Stück und den Überlegungen des Autors.
Des Braunschweiger Staatstheaters 'Giovanni' war ein Witz:
http://www.heerrufer.de/Bemerkungen_zu_'Don_Giovanni'_im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm
und des Braunschweiger Staatstheaters 'Tristan' war ebenso völlig
daneben:
http://www.heerrufer.de/Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm
Wobei man sich Deutscher und Migrant streiten können, über welche der
Braunschweiger Inszenierungen man lachen oder
wegen der Respektlosigkeit dem Autor gegenüber bei gleichzeitiger
Zerstörung des Stückes - mithilfe öffentlicher Gelder - weinen sollte.
Leider fehlt die kulturelle Bildung bei Schülern wie auch den
Erwachsenen, die sich nur selten gegen solche Verfälschungs-Exzesse
auflehnen wie ausnahmsweise jetzt beim 'Woyzeck' in Hannover.
In Berlin am DT jubelte das Publikum in Unkenntnis des Stückes dem
Ferdinand zu wie er sich kopfüber, kopfunter die Wände rauf und runter
hangelte.
http://www.heerrufer.de/Bemerkungen_zu_'Kabale_und_Liebe'_Deutsches_Theater_Berlin.htm
oder an
Ostermeiers Berliner Schaubühne gleich die Rolle des 'von Kalb' gestrichen
ist.
http://www.heerrufer.de/Kritik_'Kabale_und_Liebe_-_Schaubuehne_Berlin_01.11.09.htm
|
Transkulturelle Vermittlungskonzepte mit niederschwelligen
partizipativen Ansätzen bei veränderter Kommunikation müssen angedacht
werden, wobei sich hier auch der Vertrieb der Eintrittskarten verändern
muss - man bietet beispielsweise ein Kartenkontingent beim türkischen
Gemüsehändler an, um Migranten den Weg zur Theaterkasse mit seinen
Unannehmlichkeiten zu ersparen.
Ausgelagerte Migranten-Projekte finden selten Abnehmer,
selbst wenn Zuschauer an die Hand genommen werden - scheitert ein solches
Unterfangen.
Wegen
mangelnder Akzeptanz sind die Theater dann in den seltensten Fällen bereit, weitere
Aktionen aufzulegen, da sie zu sehr risikobehaftet sind, die Auslastung
betreffend, die Quote vermiesen, was sich bei der Frage nach einer Verlängerung
des Vertrages negativ auswirken kann.
Gerade hier litt Pforzheim 2002/2003 besonders, als bereits wenige
Monate nach Dienstantritt die Theaterleitung 'Schaden nahm'.
Trennung zwischen deutschem Kanon und speziellen Projekten für 'Berufs-Migranten' ist
der Eingliederungsidee abträglich und damit auch negativ
auszuweisen.
Wertevermittlung bedeutet auch die Antwort auf die Frage:
'Was bringst du mit - an was können wir uns im Hinblick auf ein erweitertes
Weltbild orientieren, ohne dass wir uns etwas klaglos überstülpen'.
Eine Reduzierung auf eine, die jeweils heimische, Dimension ist fatal.
Immerhin stünden doch 'immense Mengen' an Steuergeldern für Integrationsprojekte
zur Verfügung - (man hört den 'Bund der Steuerzahler' laut aufstöhnen) -, die für
derartige interkulturelle Projekte genutzt werden könnten, ohne wie im Buch 'Der
Kulturinfarkt' vorgeschlagen, die Hälfte der Kultur-Einrichtungen in Deutschland
zu schließen, um die Gelder dann frei zu verteilen.
Grundsätzlich ist die möglichst frühe Beschäftigung der Menschen mit den kulturellen Bewegungen
in ihrem jeweiligen Lebensraum wichtig.
Deswegen, raus mit den Kindern in die Kitas, ob Deutsche, ob Migranten, weg vom
Rockzipfel der Mütter, nicht da hängen bleiben, nur weil den Hausfrauen bei
Koalitionsverhandlungen eine 'Herdprämie' versprochen wurde und mit dem Geld
zu Hause geblieben werden kann.
|
Dass die Moderatorin der Podiumsrunde - Publikum wurde vom Gespräch ferngehalten,
'sie können sich ja in den Gesprächspausen austauschen' - die neueste Inszenierung von Goethes 'Iphigenie' ans 'Stadttheater Meiningen' verlegt, dürfte
Ansgar Haag nicht freuen, steht er doch dem Südthüringischen Staatstheater
als Intendant vor - man sieht wie weit Wissenschaft von Praxis entfernt ist.
Auch weiß die Dame nach eigenem Bekunden nicht, ob Theater Auflagen zu
erfüllen haben, ein bestimmtes Repertoire zu spielen.
Dass Spielpläne Rücksicht auf Lehrpläne nehmen sollen, scheint hier unbekannt zu sein.
Wie meinte ein allseits bekannter Besucher nach Vorstellen der Studie zur Mittagspause
vor seiner abrupten Abreise:
'Das machen wir doch schon alles!
- Rausgeschmissenes Geld - Studie wie auch Symposium.
Ich lass mir doch nicht so in den Spielplan reinreden.'
Und Lars-Ole Walburg, Schauspielintendant am Staatstheater Hannover, ließ
am 2. April 2012 in der HAZ
feststellen:
"Wir haben Angebote, die sich auch oder gezielt an Migranten und
Menschen aus sozial schwachen Milieus richten, schon immer im Programm."
|
Um 'Missverständnisse zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
im Bund der Steuerzahler Bayern
|
|