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Aufgeschnappt und aufgeschrieben |
Bürgerin
Müller, Laura's Mutter, am 10.01.07 auf TVA:
Wünschen würd' ich's mir - Bahnhof, Richtung Westen - weil es der
ideale Standort für mich ist, es tut niemandem weh, es ist nah zur
Bahn, nah zur Stadt, der Verkehr wird nicht direkt durch die Stadt
geleitet, sollte man drüber nachdenken.
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Kommentar
Die Bürger wollen offensichtlich mit der Frage ob und
wo kaum mehr
konfrontiert werden.
Darin läge natürlich eine Chance für die Stadt, doch noch einmal den
Donaumarkt ins Gespräch zu bringen - irgendwann sind es die Bürger
leid, immer wieder dieselbe Frage gestellt zu bekommen.
Jetzt aber ist ja erst einmal Zeit, die ausstehenden Bodenuntersuchungen
durchzuführen, Chemie, Römische Reste im Untergrund.
Egal was auf dem Grundstück entstehen soll, geht's unter die Oberfläche, sind
großflächige Tiefgrabungen nötig.
Die
zweite Woche im Jahr - zwar ist die CSU Regensburg angeblich nun -
nach dreimaliger Ablehnung durch die Bürger - der Meinung,
die Stadthalle könne nicht auf den Donaumarkt gestellt werden, aber
wer weiß - findet man lange genug keinen alternativen Standort und schon wird es
wieder um den Donaumarkt gehen.
Und so wird es wohl auch werden.
Ab 18.12.07 ist das Thema so schön im Wahlkampf für März 2008
verwendbar.
Und da hier bei diesem Anlass die CSU die absolute Mehrheit in
Regensburg - auch bedingt durch die Teilnahme von Splitterparteien
- verlieren wird, kommt es zur großen Koalition mit der SPD - und Herr Wolbergs wird Bürgermeister neben Johannes Schaidinger als OB.
- Wetten ?
"Es lebe hoch das hohe Paar!"
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Gehört, gesehen
und gemerkt |
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"Feinsliebchen, komm ans Fenster" |
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Kommentar zur
Repertoire-Vorstellung 'Don Giovanni' am 11.1.07
Da ließ Katharina Leitgeb ansagen, sie sei nach
Krankheit schwer auf den Beinen.
Nichts davon war zu erkennen, hurtig absolvierte sie die
leidgeplagte Waise Anna. Was lässt sie sich auch mit einem Hallodri
ein.
So was kommt von so was!
Eigentlich sollte es ja das letzte Mal sein, dass er schmachtete, aber wegen des anhaltend großen Erfolges darf
Elvira noch einmal am 3.2.07 im Theater Regensburg eine Fehlgeburt
erleiden, als Symbol einen Blumentopf mit einer vertrockneten
Pflanze mit sich herumschleppen.
Noch immer kann sie nicht vom
Frauenhelden lassen, reist ihm mit dem obligaten Koffer als
Unbehauste hinterher, verwechselt den Schwerenöter mit seinem
Diener, so gierig ist sie, dass sie sich von einem Mantel und einem
Hut irritieren lässt.
Nur mühsam kann sie Zerlina davon zurückhalten,
auch noch einmal auf diesen Bassbariton mit dem schönen Timbre
reinzufallen.
Sie verhindert aber nicht, dass der nette Masetto
verprügelt wird und die Anna mit Ottavio noch einmal ihren eigenen Kampf
mit dem Mörder ihres Vaters führen muss.
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Die Personen und ihre Darsteller
der am 11.01.07
besuchten Vorstellung
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Don Giovanni |
Mattias Tosi-Sokolow |
Leporello |
Martin-Jan Nijhof |
Donna Anna |
Katharina Leitgeb |
Don Ottavio |
Kalle Koiso-Kanttila |
Donna Elvira |
Christina Lamberti |
Zerlina |
Julia Amos |
Masetto |
Seymur Karimov |
Der Komtur |
Sung-Heon Ha |
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Stimmt das Kulissengeflüster - da war ja auch die Rede, Grüneis ginge
nach Kassel, da ist nun der Freiburger Chefdirigent,
Patrik Ringborg, unter Vertrag gekommen, also stimmte
das nicht - dann wird Angela Brandt, die Abendspielleiterin an der
Semperoper wiederkommen, um zu inszenieren.
Gelingt es ihr da, mit gleichem Einfallsreichtum wie bei
ihrem hiesigen 'Giovanni', das Publikum durch stimmigen
Ablauf in den Bann zu ziehen, dass auch nach dem siebten
Mal ansehen und anhören, der Beobachter fragt, ist das
neu oder ist das weg, wieso habe ich das beim letzten Mal nicht bemerkt
und stehen ihr da auch wieder gut gestimmte und
spielfreudige SängerInnen zur Verfügung, dann kann
'Hoffmanns Erzählungen' ein ebensolcher Erfolg werden.
Ob 'Arabella', ob 'Maskenball', 'Peer Gynt' oder eben
auch 'Giovanni' - was wären das für Inszenierungen,
hätte das Theater der Metropole der Oberpfalz keine
Bühnentechnik mit entsprechenden Kräften.
Also, in jedem Falle schon mal die Hubpodien geschmiert und die
Drehbühne geölt.
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Nachgelesen |
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Rede von
Oberbürgermeister Hans Schaidinger zum Neujahrsempfang 2007
im Historischen Reichssaal
am 12. Januar 2007
Liebe Freunde unserer Stadt, liebe Regensburgerinnen und
Regensburger,
sehr geehrte Damen und Herren,
zum neuen Jahr heiße ich Sie alle herzlich willkommen. Die meisten
unter Ihnen sind nicht zum ersten Mal zu Neujahr hier im Reichssaal.
Sie wissen, dass es nach 10 Jahren fast schon Kult ist, dass wir -
die beiden Bürgermeister und ich - Sie hier ausschließlich deswegen
persönlich mit Handschlag begrüßen, weil wir Ihnen die extrem
redeverlängernde namentliche Begrüßung ersparen wollen. Wir sind
Ihnen für Ihr Verständnis dankbar, genauso wie für die Sorgfalt
Ihres Handschlags.
Ich hoffe, Sie hatten einen „guten Rutsch“ in dieses Neue Jahr und
haben Ihren Freunden und Bekannten einen solchen gewünscht. Ohne es
zu merken, haben Sie dadurch ein Zeichen der Verbundenheit zu den
Gebräuchen unserer jüdischen Mitbürger gezeigt. Rosch ha-Schanah ist
das jüdische Neujahrsfest und der „gute Rutsch“ ist eine sprachliche
Verballhornung des jüdischen Neujahrswunsches.
Den musikalischen Neujahrsgruß überbrachte uns eben unter der
Leitung von Gerwin Eisenhauer das Ensemble der Berufsfachschule
„Music College“, die jetzt 10 Jahre besteht.
Dankeschön und Glückwunsch!
„Zeit ist nur dadurch, dass etwas geschieht, und nur dort, wo etwas
geschieht.“ Wenn es nach diesem Satz von Ernst Bloch geht, dann war
das vergangene Jahr eine lange Zeit und hat vor allem bei uns in
Regensburg stattgefunden – denn hier ist viel geschehen.
Das Jahr 2006 bleibt besonders in unserer Geschichte und in unseren
Herzen:
Wir wurden in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen,
Papst Benedikt ist unser Ehrenbürger geworden und war zu Besuch, wir
haben Vaclav Havel den Brückenpreis überreicht. Wir haben BioPark II
eröffnet, in Burgweinting die Südumgehung, den Bahnhof, die
Franz-Josef-Strauss-Allee und ein neues Baugebiet Nordwest II.
Regensburg ist mit dem Institut für Immobilienwirtschaft an der
Universität zum europäischen Zentrum der Immobilienökonomie
geworden.
Wir haben vieles auf den Weg gebracht für die Entwicklung unserer
Stadt, manches auch noch nicht. Nehmen wir es mit Tucholsky, der in
seinem Gedicht „Das Ideal“ sagt: „Jedes Glück hat einen kleinen
Stich.“
2006 war trotzdem ein Jahr, auf das wir noch lange mit Stolz und
Freude zurückschauen.
Weltweite und nachhaltige Aufmerksamkeit wird uns die Ernennung zum
UNESCO-Welterbe bringen. Wir hatten eine überzeugende Bewerbung
abgegeben, wir wussten aber, dass das Welterbe-Komitee der Aufnahme
ganzer Stadtensembles skeptisch gegenüber steht.
Mancher Außenstehende betrachtete die Entscheidung als Formsache.
Wer in das Geschehen eingebunden war sah die Fallstricke und
Fußangeln. Ich erinnere mich an unzählige Telefonate zwischen
Regensburg und Vilnius, wo bis zum letzten Augenblick gerungen und
gekämpft wurde.
Ich erinnere mich an das spannungsvolle Warten auf die Entscheidung
und an die Erleichterung und Freude, als der erlösende Anruf kam.
Ich habe heute als besondere Gruppe Bürgerinnen und Bürger
eingeladen, die in der Kernzone des Welterbes wohnen, und die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Team mit Kulturreferent
Klemens Unger nicht nur mit Engagement und Fachkenntnis an der
umfassenden Bewerbung gearbeitet haben, sondern auch mit Liebe und
Begeisterung für die Sache.
Ihnen allen gilt mein Gruß und mein Dank,
· den Bürgern für das Verständnis, das „Wohnen im Welterbe“
nachhaltig von ihnen fordern wird,
· und allen „Vätern und Müttern“ des Erfolges für ihre tolle,
engagierte Arbeit.
Wir haben vielen Denkmalstädten etwas voraus: Wir betrachten unsere
Stadt weder als großes Freilichtmuseum, noch als eine Art
Disneyland, sondern als lebendigen Organismus, in dem Menschen
wohnen, arbeiten und vor allem leben. Wir wollen unsere Strategie
fortsetzen, eine ausgewogene Mischung aus Bewahren und Verändern,
Konservieren und Nutzen zu erreichen, die unser bauliches Erbe als
Brücke in die Zukunft für kommende Generationen erhält.
Denkmalpflege muss immer bedeuten, eine Flamme am Brennen zu halten.
Das bedeutet, Altes und Neues behutsam miteinander zu verbinden.
Nicht das Nebeneinander an sich kann ein Problem sein, nur das
schlecht gemachte Nebeneinander. Merkt eigentlich ein Münchner
Journalist, der wohl nicht mehr ganz up-to-date ist, nicht, was er
sagt, wenn er Stadtentwicklung und Denkmalpflege der letzten
Jahrzehnte in Regensburg als weitgehend verfehlt geißelt, wo uns
doch die UNESCO kurz vorher zum kulturellen Menschheitserbe erhoben
hat?
Der Mönch Otloh hat über Regensburg im Mittelalter gesagt, es sei
„alt und neu zugleich“. Und Prof. Carsten Lorenzen, vier Jahre
Mitglied unseres Gestaltungsbeirats, urteilt etwa im Vergleich zu
Dresden, Regensburg sei eine „lebendige Stadt“. Ich darf ihn
zitieren: „Der Bestand ist (in Regensburg) nicht konservierte
Vergangenheit, sondern Beitrag zum Heute. In Dresden soll alles
werden wie es einmal war; möglichst museal perfekt, mit nicht einmal
originalen Ausstellungsstücken. Regensburg als besonders lebenswerte
Stadt entsteht als Prozess in einer dynamischen Verbindung von
privaten und öffentlichen Initiativen und Interessen.“
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle davon gesprochen, dass ich
eine neue Zuversicht in der Bevölkerung heraufziehen sehe, davon,
wie der Blick der Menschen sich wieder nach vorne richtet. Ich
glaube, mit meiner Einschätzung lag ich richtig.
Es sind nicht nur die wirtschaftlichen Daten allein, es sind auch
psychologische Faktoren, die einen Umschwung signalisieren: Man
spürt allenthalben wieder mehr Optimismus und weniger Neigung zur
ängstlichen Nabelschau. Vielleicht verhält es sich bei kollektiven
Stimmungslagen wie bei den Jahreszeiten: Auf den Winter der
Depressionen folgt das Frühjahr der keimenden Hoffnungen und der
Sommer der Ernten, ehe sich mit dem Beginn des Herbstes dieses
Schauspiel womöglich wiederholt.
Ein gutes Beispiel für den Stimmungsaufschwung in Deutschland war
die Fußballweltmeisterschaft. Obwohl nur Dritte geworden – was in
früheren Zeiten höchstens säuerliche Kommentare herausgefordert
hätte – hat die deutsche Nationalmannschaft Begeisterung und
Patriotismus ausgelöst. Man sprach und spricht noch immer mit
Zärtlichkeit und Ehrfurcht vom Sommermärchen, das unser Land
verzaubert habe.
Bleibt zu hoffen, dass die Begeisterung, Toleranz und Weltoffenheit,
die die Deutschen durch die WM getragen hat, sich hinterher nicht
als Fünf-Wochen-Party-Laune erweist, sondern als nachhaltig. Und
hoffentlich sind wir künftig nicht nur Fußball-, sondern auch
Alltags-Patrioten.
Tatsächlich schienen die Menschen in diesen Tagen fröhlicher und
freundlicher. Und wenn die Fußballweltmeisterschaft wirklich dazu
beigetragen hat, dem deutschen Volk sein angeknackstes
Selbstvertrauen wiederzugeben, wie es geheißen hat, dann war dies
allein schon den ganzen Aufwand wert. Aber: Warum haben wir ein
angeknackstes Selbstvertrauen?
Deutschland ist eines der am höchsten entwickelten Länder der Welt.
Sein Niveau an Lebensqualität dürfte schwerlich übertroffen werden,
wenn wirklich alles eingerechnet würde. Wir haben daher allen Grund
zu einem gesunden Selbstvertrauen. Das Zusammentreffen der
Wiedervereinigung mit den Herausforderungen der Globalisierung, aber
auch mit inneren strukturellen Verwerfungen, hat zu einer Phase der
Stagnation und der Schwäche geführt, die – ein wenig
Geschichtsverständnis vorausgesetzt – eigentlich vorhersehbar
gewesen wäre. Diese Zeit scheint zu Ende zu gehen.
Dass wir dabei in Regensburg wieder einmal auch in wirtschaftlicher
Hinsicht anderen eine Länge voraus sind, beweist der RETAX, der
Regensburger Technologie-Aktienindex. Während der Deutsche
Aktienindex zum Ende 2006 kaum über der Marke des Jahres 2000 lag,
stieg der RETAX in den letzten sechs Jahren um 60 Prozent, davon
allein im vergangenen Jahr um 33 Prozent.
Anders gesagt: Wer in die in Regensburg ansässigen stark
prosperierenden DAX-Aktien-Gesellschaften investiert hat, der hat
richtig Geld verdient. Was beweist: Regensburg verdient Vertrauen.
Und: Die Entwicklung kommt am Arbeitsmarkt an.
Im Vergleich mit anderen bayerischen Städten liegt Regensburg mit
einer Arbeitslosenquote von 7,9 Prozent, deutlich günstiger als
Nürnberg mit 10,5 Prozent, Augsburg mit 10,4 Prozent oder Fürth mit
10,2 Prozent.
Auch im Vergleich zu Städten mit einem ähnlich hohen
Arbeitsplatzbesatz wie Regensburg, schneidet unser Standort
hervorragend ab. Die Arbeitslosenquote in Frankfurt liegt bei 9,8
Prozent, in Wolfsburg bei 9,7 Prozent.
Bei aller Freude über den Aufschwung dürfen wir aber nicht
übersehen, dass er die Menschen unterschiedlich erfasst: Während die
einen kräftig davon profitieren, gehen andere leer aus.
Es muss also im wohlverstandenen Interesse aller Mitglieder einer
Gesellschaft liegen, das soziale Spektrum nicht allzu sehr
auseinanderdriften zu lassen! Kosten und Risiken einer sozial stark
divergenten Gesellschaftsstruktur überwiegen bei weitem die
kurzfristigen Einsparungseffekte. Das Streben nach weniger
Ungleichheit braucht durchaus nicht Ausdruck einer verquasten
Sozialromantik zu sein, sondern kann das Ergebnis eines nüchternen
Kalküls bilden.
Gerade eine Stadt ist ein sozialer Organismus, der wie der Körper
des Menschen empfindlich auf Stimmungen und Ungleichgewichte
reagiert. In den urbanen Ballungsräumen werden gesellschaftliche
Entwicklungen vorgezeichnet, lange ehe sie das öffentliche
Bewusstsein erreichen. Wir sehen auch heute bereits Verwerfungen in
der städtischen Gesellschaft, die eine Folge der zunehmenden
Unterschiede in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit sind. Dabei
gerät insbesondere die bürgerliche Mittelschicht, von jeher Garantin
stabiler wirtschaftlicher und staatlicher Verhältnisse, unter Druck
und in Gefahr, als Gruppe der Leistungsträger zwischen Oben und
Unten zerrieben zu werden.
Städte sind mehr als nur Ansammlungen von Gebäuden, Straßen und
technischer Infrastruktur. Sie sind Orte der Behaustheit, Mittel zur
Identifikation, Kulisse für erlebbare Gemeinschaft. Die städtische
Gesellschaft ist trotz zunehmender Fluktuation, Mehrkulturalität und
Individualisierung ein Solidarverband, der Verantwortung tragen
kann.
In den Städten regten sich früh erste Bestrebungen zur
Selbstverwaltung dieser Freiheiten und Entwicklungen, lange bevor
Staaten solches für alle garantierten.
Ich weiß nicht, ob sich diejenigen, die heute Bürgerinitiativen
gründen, wann immer ihnen ein Projekt nicht passt, über dieses
stolze Erbe im Klaren sind.
Das Streben nach Mehrheiten ist gerade in einer Demokratie kein
Selbstzweck, sondern Verfahrensprinzip; oberste Richtschnur
kommunalpolitisch relevanten Handelns muss stets ein Maximum an
Gemeinwohl sein. Anders ausgedrückt: Legal ist alles, was in einer
Abstimmung eine Mehrheit bekommt, legitim ist nur, was allen, oder
zumindest dem Großteil der Betroffenen nützt. Zielsetzungen im
Interesse kleiner Gruppen verletzen das Gemeinwohlprinzip.
Das Wesen der Demokratie besteht nicht im Akt der Abstimmung an
sich, sondern darin, dass verantwortliche Bürger im Wege des
sachlichen Diskurses aus verschiedenen Alternativen die beste
auswählen.
Wer nun meint, das sei nachtarocken zum Thema Stadthalle, dem halte
ich ein Zitat von Novalis entgegen:
„Der Mensch besteht in der Wahrheit.
Gibt er die Wahrheit preis, so gibt er sich selbst preis,
Wer die Wahrheit verrät, der verrät sich selbst.
Es ist hier nicht die Rede vom Lügen,
sondern vom Handeln gegen Überzeugung.“ Ende des Zitats.
Hier ist „Wahrheit“ natürlich nicht so zu verstehen, dass jemand von
sich aus behaupten darf, im Besitz einer endgültigen, unumstößlichen
Wahrheit zu sein, wohl aber so, dass jeder von uns den Anspruch
haben darf, dass er nicht gegen seine Überzeugung handeln muss und
niemand das Recht hat, ihn dafür zu schelten.
Ist eigentlich die Freiheit, selbst über besonders zukunftsweisende
Vorhaben zu entscheiden, nicht eine kleine Mühe wert? Warum genießen
Bürgerrechte, die uns eigentlich doch stolz machen sollten, nicht
mehr Wertschätzung? Bezeichnend ist ein Leserbrief in der
Mittelbayerischen Zeitung vom 19. Dezember, in dem der Verfasser
lapidar feststellt:
„15 000 Regensburger wünschen sich Wohnungen. 13 000 Regensburger
wünschten sich eine Stadthalle. 70 000 Regensburger wünschten sich
einfach nur ihre Ruhe.“
Doch „seine Ruhe haben wollen“ ist mit praktizierter Demokratie
nicht so recht kompatibel. Seit der Ruhe als „erster Bürgerpflicht“
haben die Bürger in der Demokratie viele Freiheiten hinzugewonnen.
Jeder Zugewinn an Freiheitsräumen schafft Verpflichtungen, denn er
ist verknüpft mit mehr Verantwortung. Verantwortung zu übernehmen
bedeutet Engagement, Engagement bedeutet Zeit, Geld, Mühe.
Das ehrenamtliche Element, ohne das weite Bereiche unserer
Gesellschaft längst nicht mehr funktionstüchtig wären, wird in
seiner Bedeutung noch weiter wachsen.
Ich bin unendlich dankbar, dass viele dazu bereit sind. Wir brauchen
noch mehr Menschen, die ihre persönliche Ruhe und Bequemlichkeit
hintan stellen und sich für das Gemeinwohl engagieren, indem sie
anderen Menschen helfen und sie unterstützen - Menschen, die unserer
Zuwendung bedürfen und denen der Staat, realistisch betrachtet, auf
Dauer nicht mehr geben kann als allenfalls eine soziale
Grundsicherung.
Ich bin aber auch besonders dankbar für die Unterstützung, die wir
in Regensburg von privaten Gönnern und Förderern für kulturelle,
wissenschaftliche und technische Projekte erfahren durften. Ohne
Sponsoren, Mäzene oder Partner, die wertvolle Impulsgeber sind,
hätten wir vieles, was wir in den letzten Jahren in Angriff genommen
haben, nicht realisieren können. KUNO oder IRE/BS
– die International Real Estate Business School - sind leuchtende
Beispiele dafür.
Ein solches Beispiel für Bürgersinn und Freiwilligkeit war das
„Jahrtausendereignis für drei Tage“ im September in unserer Stadt.
Papst Benedikt in Regensburg! Es war beglückend, zu erleben, wie
hervorragend alle Regensburgerinnen und Regensburger zusammengewirkt
haben, Papst Benedikt einen so herzlichen Empfang zu bereiten. Sie
haben dabei bewiesen, was zu erreichen ist, wenn alle am gleichen
Strang ziehen.
Wir dürfen Freude empfinden, für den Heiligen Vater Heimat in einem
Sinne zu sein, die ihn sagen lässt: „Hier bin ich wirklich daheim“.
Ich danke an dieser Stelle nochmals allen, die an dem
„Großunternehmen Papstbesuch“ beteiligt waren und durch ihren
Einsatz zum Gelingen entscheidend beigetragen haben. Sie haben ein
leuchtendes Beispiel für Gemeinsinn und „Bürgergesellschaft“
gegeben.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Sie wissen, dass ich in meinen Neujahrsreden nicht zurückschaue,
sondern meinen Blick nach vorne richte, Ausblicke und Ziele
formuliere, Einschätzungen wage, die aktuelle Lage bewerte.
Nach einem Jahr wie 2006 konnte ich nicht anders, als die Highlights
des Jahres noch einmal Revue passieren zu lassen, mit Freude, Stolz
und Dankbarkeit.
Lassen Sie mich jetzt genauso positiv gestimmt auf das vor uns
stehende Jahr blicken:
Wir haben Grund dazu. Unsere Finanzen halten uns nach wie vor
handlungsfähig. Die Regierung der Oberpfalz hat uns Folgendes
bescheinigt: Regensburg ist in der Steuerkraft hinter dem schier
unerreichbaren München auf den 2. Platz aller 25 kreisfreien Städte
in Bayern vorgerückt.
Auch bei der Finanzkraft konnte sich die Stadt, im Trend des
allgemeinen Anstiegs, vom dritten auf den zweiten Platz verbessern.
Wir sind also gut für die Zukunft aufgestellt. Das ist die
Ausgangsposition für die Aufgaben
von 2007.
Eine davon ist – noch immer – der Donaumarkt: als
Stadthallenstandort ausgeschieden, als städtebauliche Wunde präsent.
Ein Planentwurf für Mischbebauung mit Markt und öffentlicher Nutzung
für eine Teilfläche liegt vor. Daran wird weiter gearbeitet.
Den Gedanken an ein Kultur- und Kongresszentrum dürfen wir aber
nicht aufgeben, weil wir eines brauchen und weil wir den klaren
Auftrag der Bürgerschaft dafür haben. Einen neuen Standort zu
finden, dürfte schwierig sein. Wer glaubt, es gelte jetzt einfach,
freie Grundstücke aufzulisten, der sieht die Dinge zu einfach. Nicht
umsonst wurden jahrelang Standorte gedreht und gewendet und dann
doch wieder verworfen.
Ich weiß, dass wir uns nur dann eine Stadthalle leisten können, wenn
wir ein für uns finanziell tragbares Angebot eines Investors
bekommen; das wiederum bekommen wir nur für einen attraktiven, für
einen sehr gut geeigneten Standort. Die Qualitäten des bisher
favorisierten Standorts sind die Messlatte für die nächst besten.
Am Ende dieses Jahres werden wir ein Sanierungskonzept für die
Steinerne Brücke haben. Hoffentlich auch ein Finanzkonzept und
Lösungen für die Verkehrsfragen.
Ende 2007 sollten wir einen Spatenstich für den Bau der Ostumgehung
und der Sallerner Regenbrücke getan haben, als Signal, die
Wohngebiete im Stadtnorden erheblich vom Durchgangsverkehr zu
entlasten.
Es hat sich gelohnt, dabei dem Bürger offen unter die Augen zu
treten und ihn mit den Tatsachen zu konfrontieren, auch wenn dies
manchmal mühsam und unbequem ist.
Noch einmal verweise ich mit Stolz darauf, dass wir 2007 nicht das
meiste Geld in Straßen, sondern in Schulen und Kinderbetreuung
investieren werden.
Bei der Planung von Schulbau-maßnahmen, genauso wie bei der
Bewältigung von Verkehrsproblemen oder Fragen der wirtschaftlichen
Entwicklung können Stadt und Umland nicht unabhängig voneinander
arbeiten.
Es gab sehr ermutigende Ergebnisse einer guten Zusammenarbeit mit
dem Landkreis. Dafür danke ich dem Landrat und den Kollegen im
Landkreis.
In einem Jahr, in dem das vereinte Europa 50 wird, ist es sicher
berechtigt, zu mahnen, dass die Zusammenarbeit, zumal in
wirtschaftlicher Hinsicht, noch weit über das unmittelbare Umland
hinaus gehen muss. Wir leben im Herzen des vereinten Europa – aber
nicht allein. Der Raum zwischen den Metropolregionen München,
Nürnberg, Prag und Wien muss seine Chancen selbst suchen und
entwickeln – das wird uns auf die Dauer mehr bringen als das fünfte
Rad an einem anderen Wagen zu sein.
Das könnte auch ein wirklich erfolgversprechender Weg zur Stärkung
des ländlichen Raumes in Ostbayern sein, einschließlich eines
offensiven Bekenntnisses des Freistaates Bayern zu
Infrastruktur-Leuchtturmprojekten wie der Marzlinger Spange zur
Flughafenanbindung und der Donau-Moldau-Bahn. Nördlich von Freising
gibt es nämlich auch noch berechtigte bayerische Interessen.
Das nicht immer ganz störungsfreie Verhältnis zum Freistaat Bayern
möchte ich anhand eines baulichen Details des Alten Rathauses
erläutern: Als man 1910 in Regensburg die hundertjährige
Zugehörigkeit zum Königreich Bayern groß feierte, bekam das Alte
Rathaus eine neue Holztüre am Treppenaufgang. Geht man hinein, liest
man: Grüß Gott Regensburg. Verlässt man das Haus, steht da unter dem
bayerischen Wappen „Pfüat di Gott Bayern“.
Na ja – möchte man manchmal sagen – dann Pfüat di Gott, du
Freistaat, in deiner weißblauen Selbstgewissheit, die dich die
Probleme der Kommunen manchmal nur sehr unscharf erkennen lässt.
Trotz aller gelegentlichen atmosphärischen Störungen verlassen sich
die Städte – ich sage das auch als Vorsitzender des Bayerischen
Städtetags – auf den Sieg der Einsicht, dass der Freistaat sie
ebenso braucht wie sie ihn. Oder kurz gesagt: Geht es den Städten
gut, geht es auch dem Land gut!
Regensburg ist es als Stadt in seiner Entwicklung immer dann gut
gegangen, wenn man nicht dem Zeitgeist nachgelaufen ist; aber auch
nur dann, wenn man die jeweiligen wirtschaftlichen, politischen und
sozialen Herausforderungen aktiv angenommen hat. Zwischen Zeitgeist
und aktuellen Herausforderungen kann ein großer Unterschied sein.
„Der Zeitgeist ist das jeweilige Gespenst der Gegenwart“, hat der
Kabarettist Werner Schneyder einmal gesagt, und aus der Politik
stammt das Bonmot dass, wer sich dem Zeitgeist verheiratet, recht
bald Witwer sei.
Wir sollten uns also nicht zu sehr mit dem Zeitgeist einlassen, wohl
aber bewusst mit dem Faktor Zeit umgehen.
Das Zeitalter des permanenten Umbruchs neigt sich vielleicht schon
dem Ende zu – herauf zieht möglicherweise eine Ära der
Konsolidierung, die dem Menschen wieder mehr Zeit zur
Selbstbesinnung, zur Entschleunigung, lässt.
1358 wurde in Regensburg die erste deutsche Schlaguhr am Rathaus
angebracht. Fortan hatte Zeit eine neue Bedeutung: Sie teilte das
Tagwerk in mechanisch gemessene Abschnitte ein, der Begriff
Pünktlichkeit entstand – für das Diktat der Uhr über den Menschen
war der Grund gelegt.
Ich wünsche Ihnen allen, diesem Diktat mit Gelassenheit zu
widerstehen. Helfen kann uns übers Jahr dabei Erich Kästner mit
seinem Gedicht „Zum Jahresanfang“:
„Man soll das neue Jahr
nicht mit Programmen beladen
wie ein krankes Pferd.
Wenn man es all zu sehr beschwert,
bricht es zu guter Letzt zusammen.
Je üppiger die Pläne blühen,
um so verzwickter wird die Tat.
Man nimmt sich vor,
sich schrecklich zu bemühen,
und schließlich hat man den Salat.
Es nützt nicht viel, sich rotzuschämen,
Es nützt nicht, und es schadet bloß,
sich tausend Dinge vorzunehmen.
Lasst das Programm
und bessert euch drauflos!“
Ich wünsche Ihnen für 2007, dass Sie
· trotz terminlicher Zwänge und des Diktats der Uhr stets genug Zeit
für sich selbst haben mögen – denn „Zeit haben“ ist zweifellos eine
Form von Wohlstand – und sicherlich nicht die geringste,
· ich wünsche uns allen die Kreativität, die nicht darauf wartet,
dass etwas von Außen geschieht, sondern uns selber aktiv werden
lässt,
· die wirkliche Freiheit, die durch die Kunst entsteht, etwas aufs
Einfache zu reduzieren und Beschränkungen zu akzeptieren.
Die Welt ist wunderbar, im Großen wie im Kleinen; nie zuvor waren
unsere Chancen so groß wie heute.
Sie im Jahr 2007 zu ergreifen, dazu wünsche ich Ihnen Tatkraft,
Geschick, Gesundheit und Gottes Segen.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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