Damals in Regensburg

   
Theater Regensburg

  
13.05.07
  
 
 Auf Deutsch:
      "Wir schwimmen im Fett, halleluja!"

   
Einführungsvortrag

   Gaetano Donizetti
 
 'Don Pasquale'
 
 
   
 

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In seinen 50 Lebensjahren habe Donizetti ungefähr 25 Jahre fast wie am Fließband 74 Opern komponiert, meinte Dramaturgin Schmid anlässlich des Einführungsvortrages zum 'Pasquale' - was bedeut habe, dass 5 Opern pro Jahr entstehen mussten. Ein Vertrag z.B. band ihn mit 15 Opern in drei Jahren.

1843 kam seine komische Oper 'Don Pasquale' in Paris auf die Bühne, das Libretto von Giovanni Ruffini
sei so sehr verändert worden, dass dieser sich aus der Produktion zurückzog, aber doch sein Honorar
für das Libretto erhielt. Hintergrund sei eine ziemlich undurchsichtige Angelegenheit gewesen, da der eigentliche Textvorschlag von einem Exilanten stammte, der aus Italien sich nach Frankreich abgesetzt hatte.

Die Komposition war nach der Überlieferung in elf Tagen fertig - bei einer Arbeitsleistung von täglich
7 bis 16 Uhr habe Donizetti zuerst nur die Bass- und die Gesangsstimme notiert einschließlich einiger charakteristischer Bemerkungen zur Instrumentierung - die Kopisten, Sänger und Dirigenten mussten
sich sehr gut mit der Kompositionstechnik Donizettis ausgekannt haben, um das Werk fertig zu stellen und auf die Bühne zu bringen. Immerhin war die Arie des 'Ernesto' zur Generalprobe noch nicht einmal Bestandteil der Oper, die langen Gesichter damals deuteten darauf hin, dass etwas fehlte - 'Ernestos' Serenade rettete dann das Werk.
Jeden Tag musikalische Änderungen bei den Proben - heute weitgehend unvorstellbar, dass Opern auf diese Weise dem Publikum dargeboten werden.
(Da gibt es Regisseure, die dieses Geschäft heute besorgen, permanent und auch noch im letzten Moment nach der Generalprobe zu ändern. (Anmerkung des Beobachters))

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'Don Pasquale', ein wohlhabender Mann in besten Jahren, ist immer noch Junggeselle - aber an dem
hängt sich die Regisseurin Doris Buske - (jetzt mit der Aufgabe betraut, eine richtige Oper, nach den Fingerübungen wie 'Das Medium', zu inszenieren - Anm.) - nicht auf, sondern an der jungen Frau 'Norina', da sie sich mit ihr am ehesten identifizieren, ja sie, die 'Norina', verstehen könne, die um jeden Preis
ihren 'Ernesto' heiraten wolle.
Es gehe nicht darum, den 'Pasquale' zu verhöhnen. Selbst wenn er am Anfang das Opfer der Intrige sei, könne er einem am Ende nur noch leid tun.

Dass die Darsteller im Stück immer wieder eine andere 'Rolle' spielen, werde in ihrer Inszenierung durch Verkleidungen optisch unterstrichen und sehr stark benutze sie die auch tänzerische Bewegungsabläufe, die sie sich schon vorher genau überlegt habe. Rücksicht habe sie natürlich immer darauf nehmen müssen, dass bei aller Tanzerei, Sänger eben auch noch zu singen hätten.

Sehr zu Hilfe sei ihr dabei Technik gekommen, da sie Proben auf Video aufnehme, um diese dann den Sängern vorzuführen, um die einzelnen Sequenzen zu besprechen wie das heute schon im Sport ganz alltäglich sei.
Besonderen Wert lege sie dabei auf Nahaufnahmen, um z.B. Hände, die sich verkrampfen beim Singen, Falten auf der Stirn durch die Mimik, Handbewegungen, Armfuchteleien aufzuzeigen (wäre mal eine Maßnahme im Schauspiel bei Herr Roczek - Anmerkung des Beobachters) und gerade zu rücken. Wichtig eben für Sänger und Darsteller im Allgemeinen, zu sehen wie sie wirken und wie sie beim Publikum durch ihr Spiel ankommen werden. Seien die Damen und Herren auch anfänglich zum Teil geschockt worden vom 'Sich-anschauen', so sähen sie später die Vorteile dieser Kontrolltechnik, könnten selber Vorschläge machen, bestimmte Dinge zu ändern und dieses dann eben zu proben. Bei einer nachfolgenden Video-Aufnahme sähen die Sänger dann die Veränderung, die sie u.U. selber vorgeschlagen hatten.

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Musikalisch bedeute dieses Werk für die Reputation Donizettis sehr viel, meinte der glücklicherweise verlängerte 1. Kapellmeister Vranos (was würde aus dem Haus, wenn nicht wenigstens hier Kontinuität herrsche, wenn 'andere' schon nach woanders schielen, mit Kassel hat es ja nicht geklappt.)

Herausragend sei die Formung der Rezitative, die vom Orchester begleitet würden und nicht mehr von Tasteninstrumenten, damit werde die Handlung vom Orchester kommentiert. Hinzu komme, dass die Rezitative wie musikalische Nummern behandelt werden, wie gerade bei der Entschleierungsszene der 'Norina', fast symphonisch.

Donizetti zeige die Gefühle in der jeweiligen Situation der Figur, die Unruhe 'Pasquales' in Erwartung des Kennenlernens der jungen Frau 'Norina' schon in der Ouvertüre durch die rasch auf einander folgenden Akkorde oder z.B. die wahre Liebe aufzeigend, "alles legato, dolce, parlando nur z.B. von einem Violoncello begeleitet."
Kontraste also, um die Stimmungen zu verdeutlichen wie z.B. bei der Ohrfeige durch 'Norina', Donizetti entsprechend zu einer tragische Melodielinie findet.

Nicht zu vergessen sei, dass es sich bei allem um Belcanto handele - z.B. die Umwandlung der Arie 'Ernestos', die nach einem heftigen Akkord vom Orchester in ein melodisches Duett übergehe, das nur aus Sexten und Terzen - nicht Quinten und Quarten - mit kleiner Besetzung bestehe, um dem Gesang die entsprechenden Präsentationsmöglichkeiten zu bieten.
Diese sind bei diesem Werk im Original in der italienischen Sprache besonders gut angesiedelt, wobei auch die schnellen Passagen schneller gesprochen werden können als in einer germanischen Sprache mit den vielen Konsonanten.
Das Stück in deutscher Sprache zu bringen, bietet für ausländische Ensemblemitglieder aber eine ideale Möglichkeit für Unterricht in deutscher Sprache.

(Nebenbei, das Italienische ist bei den meisten ausländischen Sängern auch nicht besser.
Gäbe es heute noch genügend deutsche Sänger, wäre es für Wiedergaben in deutscher Sprache weniger umständlich. Außerdem käme so die Göhring'sche Übertitelungsanlage nicht zum Einsatz - die projizierten Texte stimmen mit dem Geschehen auf der Bühne ja doch nicht überein, siehe 'Maskenball': "Il conte"
auf der Übertitelung erscheint dann: "Der König kommt." - Anmerkung des Beobachters.)

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Bühnen und Kostümbildner Lichtenberg zeigte auf, wie er aus seiner Sicht die Ausstattung angegangen sei.  Er wollte es einfach halten, überzeugend die Kostümierung für dieses junge Ensemble - Commedia dell'arte sei seine Vorgabe für sich selber gewesen. Verträumtes, Märchenhaftes habe er sich vorgenommen, zu zeigen - 'Pasquale' am Rande der Stadt in seiner 'Butze' mit seinem Neffen 'Ernesto'
in einer WG - merkwürdig dieser Mensch und Junggeselle.
Aufbauen, verjüngen wolle dieser sich - während seiner Arie beim Gedanken an 'Norina' und sinnt über Kinder - in seinem Alter.
Donizetti gibt seinem 'Pasquale' für dessen Musik an dieser Stelle einen die Aufregung dokumentierenden  dreier Takt, den die Titelfigur dann auch in Bewegung umsetzen könne.

Nur Staffage - mehr oder weniger - sei der Chor in diesem Werk - Backgrund-Sänger/Innen. er komme leider kaum zur Geltung.

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Warum nun liebt 'Norina' diesen untätigen, passiven jungen Mann 'Ernesto' ?
Es muss an seiner inneren Ruhe liegen, an seiner romantischen Einstellung und Ausstrahlung - sie die Aktive, er der Passive - sie sagt, wo es lang geht, obwohl sie etwas dusslig ist,  sie passt zu ihm - sie werde die Lampen aufhängen und er weiter den Mond ansingen.

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Die Ergebnisse der wochenlangen Bemühungen werden gezeigt:


Premiere am 19. Mai 2007,
Theater am Bismarckplatz

Weitere Vorstellungen am 27. Mai,
3./8./9./25./29. Juni,
4./15. Juli 2007,
jeweils 19.30 Uhr
 

 


Die Personen und ihre Darsteller
 
Don Pasquale, ein alter Junggeselle Sung-Heon Ha / Martin-Jan Nijhof
Doktor Malatesta, Arzt, Freund von Ernesto Seymur Karimov
Ernesto, Neffe des Don Pasquale
Jung-Hwan Choi / Kalle Koiso-Kanttila  
Norina, ein junge Witwe Yulia Amos / Gesche Geier
Ein Notar Jong-Il Park / Christian Schossig
   
Regie Doris Buske
Musikalische Leitung Georgios Vranos
Bühne und Kostüme Frank Lichtenberg
Dramaturgie Christina Schmidt
   

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Als Premieren-Abonnent Theater Regensburg und Abnehmer von Karten aus dem freien Verkauf
veröffentliche ich auf dieser privaten Homepage meine Meinung.
Ich
verstehe die Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu Geglücktem oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthalten die Texte auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing
 

 

 


 

 

 



 

 



 

 



 

 

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