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04.01.2010 - dradio.de

 


Damals in Regensburg

20.07.2005

'Season is over'

 
 
       
'Mutter Courage' und 'Eine Nacht in Venedig' waren die beiden Dernières im Theater Regensburg.
Das Wetter zu schön, um ins Theater zu gehen. Leider.
Aber beide Produktionen rissen auch vom Optischen nicht vom Sessel. Gerade die Courage im Einheitsbühnenbild aus Plastikmüll, ob nun Schweden, Polen oder Halle - wo auch immer die Courage sich aufhielt - überall das selbe G'raffel.

Der Rückblick stimmt eher traurig - zwei Tenöre an den Abgrund getrieben. Einer musste gehen, da völlig überfordert und fertig - der andere musste aufhören, wegen notwendiger operativer Eingriffe. Und wie kamen die zustande?

Tamino, Florestan, Herzog in 'Nacht' und Turiddu - möglichst alles in einer Woche. Und fragte man den Sänger, hätte er wohl auch einem Siegfried zugestimmt. Nun macht er in Leipzig 'Hochzeitsnacht im Paradies' - da liegt er richtig.

Die Frage nach der Sorgfaltspflicht der Bühnen, der Intendanten stellt sich hier. Der Regensburger Theaterdirektor jammert, dass es immer schwieriger würde, Stimmen zu bekommen. Hier spielt natürlich auch die Bezahlung eine Rolle. Wie viele singen für ein Appel und ein Ei, wenn sie nur zum Singen kommen - egal was. Dass die Theater, machen sie bei diesem Spiel mit, sich ihrer eigenen Zukunft berauben, scheint völlig vergessen zu werden. Denn lässt man die jungen Leute alles machen, was der Theaterleitung gerade in den Sinn kommt, sind sie durch zu früh, zu viel ganz schnell abgesungen. Und die meisten können nun einmal nur singen - woher dann einen Beruf nehmen, der die Familie ernährt. Rücklagen bilden - von was denn? Meist wird auch 'die Bayerische' vorab ausgezahlt.

Und da giert eine Stadt nach dem Titel Kulturhauptstadt 2010 - ohne große staatliche Unterstützung - und pflegt nicht in Permanenz ihre Kultureinrichtung 'Stadttheater'.

Wie schon am 10.10.2004 ausgeführt, sei es noch einmal gesagt, würde hier jede Premiere von den überregionalen Feuilletons beachtet, hätte die Stadt Reputation en masse und wäre jederzeit in aller Munde. Jede Art von Rakete in Berlin könnte man sich sparen.
Und das einzig in Verbindung mit der Bewerbung 2010 gezündete Knallbonbon entpuppte sich als Schlingensief'scher Rohrkrepierer.
Wie meinte der Herr Oberbürgermeister der Stadt, die nicht genannt sein, will am 17.3.05: "Ich würde es wieder so machen!"
Na, dann Mahlzeit - arme Stadt. Kultur ist aber eben Chefsache.

Die neue Saison wirft wahrlich Schatten voraus.
Der 'Holländer' als Sentas Supermann in blauer Thrombose-Trikotage, mit rotem Hoserl und Flugmäntelchen. Kehren zum "Summ und brumm, du gutes Rädchen" die Damen wirklich die Bühne ?

Da bleibt nur die Bemerkung: "Ich spinne fort" - Epigonen übernehmen das Kommando.
Und der Regensburger Theaterdirektor Ernö Weil setzt, gewürzt durch die Proben begleitende Monologe, 'Die Kleinstädter' in Szene.
"Wen, Teufel, meint er denn?"

DH
 
 
 

 

 

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Dieter Hansing