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04.01.2010 - dradio.de

 


Damals in Regensburg

22.11.2005

'Weltkulturerbe'

 

 

 
  22.11.05
  Stadt Regensburg
 

"Licht aus, Spot an"

 

 
  

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Mit mehreren E-Mails machte die Pressestelle der Stadt Regensburg auf Bevorstehendes aufmerksam:
Es kamen viele und hörten, dass es eigentlich noch nichts zu feiern gebe, denn am heutigen Tage habe die Referentenebene der Kultusministerkonferenz entschieden, dass die Bundesrepublik Deutschland um den Status 'Weltkulturerbe' im Jahre 2006 mit Regensburg ins Rennen gehe.
Bewerber ist die Bundesrepublik Deutschland, Regensburg sei nur das Objekt der Bewerbung.

Das wenige, was Regensburg beitragen konnte, wurde nach Meinung des Herrn Oberbürgermeisters getan und in entsprechenden Dokumente vorgelegt. Nun wird im nächsten Jahr im Juni oder Juli - so genau wusste der Herr Oberbürgermeister den so wichtigen Termin zeitlich nicht einzuordnen - in Vilnius entschieden, ob es denn Regensburg als Vehikel für Deutschland sein soll.
Heidelberg, für 2005 vorgesehen, wurde zurückgestellt.

Und es gäbe ja immerhin noch eine Sitzung der Kultusministerkonferenz. So sei es möglich, dass dort die jetzige Entscheidung der Referentenebene noch einmal umgestoßen werde.
Und - wenn denn die Kultusministerkonferenz sich für Regensburg entscheiden sollte - sitzt in Vilnius der Botschafter der Bundesrepublik bei der UNESCO am Verhandlungstisch und nicht der Oberbürgermeister von Regensburg - der sitzt ziemlich weit hinten zur Beantwortung eventueller Fragen und "[...] wir sind da kleine Lichter [...]" wartet ab.

Dies möge alles zur Relativierung dienen, um nicht den Eindruck zu erwecken, alles sei schon entschieden. Es sei sinnvoll, den Ball flach zu halten. So werde die Stadt sich in dem verbleibenden halben Jahr bis zur entscheidenden Zusammenkunft in Vilnius mit Informationen an die Medien über den Verlauf des Verfahrens zurückhalten.

Es seien aber von Regensburg gute Hausaufgaben gemacht worden, so dass die Referentenebene schon mal dieses Votum abgegeben habe.
Immerhin ist Heidelberg ja nicht völlig aus dem Rennen, die Stadt sei mit ihrer Bewerbung nur zurückgestellt worden. Ob sie sich nun wieder hinten anstellen muss, oder doch in Vilnius - wenn denn die erfragten Informationen nachgeliefert sind - für 2006 doch aufgestellt wird, ist offen.

Wenn es denn klappt, kann die Stadt Regensburg wohl endlich gleichziehen mit all den Kunstwerken, die von der UNESCO schon ernannt wurden.
Der Grottentempel
Seokguram und der Tempel Bulguk-sa in Gyeongju und die Archäologische Landschaft der ersten Kaffeeplantage und das historische Stadtzentrum von Cienfuegos.

Ist da nicht Inflationäres zu beobachten?

Da das Weltkulturerbe die Regensburger Altstadt und Stadtamhof einschließt, sind natürlich auch die geplanten Ersatzbrücken für die 'Steinerne' betroffen.
So einfach wird's dann nimmer sein, in dem Kerngebiet etwas zu verändern. Stellt man nur
Bamberg als größter unversehrt erhaltener Stadtkern in Deutschland gegen das Klohäusel zwischen Stadtsparkasse und Kaufhof am Neupfarrplatz. So was wird dann nicht mehr gehen. Gottlob!
Weltkulturerbe bedeutet eben auch Einschränkung, die Stadt unter der Käseglocke, sagte mal einer.

Unter dem Aspekt Weltkulturerbe ist der Standort für die Stadthalle auch wieder im Gespräch. Letztere könnte ja längst stehen, wenn das Votum der Bürger aus dem letzten Jahrhundert (ja gar Jahrtausend!) berücksichtigt worden wäre, ein solches Gebäude zu erstellen - nur eben nicht am Donaumarkt. Auch das Ergebnis der Bürgerinitiative vom letzten Jahr sagte deutlich:
Stadthalle ja, aber nicht am Donaumarkt.

Jetzt haben 10 Architektur-Büros ihre Vorschläge für einen Bau am Platz des alten Eisstadions oder auch im Schlosspark abgegeben. Genaueres ist Anfang nächsten Jahres zu erfahren, wenn Details bekannt gegeben werden: Interessant, dass nach Meinung des Herrn Oberbürgermeisters die Welt den Standort Donaumarkt gänzlich anders sieht als die Bürger der Stadt.

Brödelei von Kleinstädtern oder Angst vor den laufenden Kosten oder reine Opposition?

Immerhin zogen Anfang 2004 drei Parteien - Regierung der Stadt und grüne wie rote 'Opposition' - in einem gemeinsamen Feldzug für die 'Stadthalle am Donaumarkt' durch Versammlungssäle und warben für das Projekt, weil ja so viel Absagen auf Anfragen von Veranstalter erteilt werden mussten, die nach Regensburg zu Kongressen, Großveranstaltungen, Seminaren strömen wollten, denen keine gemäßen Räumlichkeiten vorgeschlagen werden konnten.
Und dann die vielen Abiturfeiern, die der SPD so sehr am Herzen lagen.

Nun kommt der 13. Dezember 2005 immer näher, dann heißt's: "die Frist ist um".
12 Monate nach dem Entscheid der Bürger vom 12.12.04. Wieder kann der Gedanke 'Stadthalle am Donaumarkt' aufgegriffen werden. Auch wenn die Fraktionsvorsitzende der Grünen Anfang des Jahres, als keine Entwürfe für das Stadthallenprojekt vorgestellt wurden, meinte:

Der Donaumarkt sei für eine Stadthalle politisch tot.

Und jetzt bestätigte der Herr Oberbürgermeister:
das hat Frau Kunc gesagt.
Klang da nicht ungesagt mit und war nicht deutlich zwischen den Worten zu hören:
'Das hat Frau Kunc gesagt, aber ich nicht?'
 

DH

 


 

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Dieter Hansing