War es heute besonders 'amusing', denn nicht alles
klappte.
Das Stück hatte nur eine Woche keine Aufführung und
schon hakte es bei den Umbauten.
Man sah die Szene-wechsle-dich-Damen sinnen:
'Was ist mit dem Stuhl - bleibt der oder muss der weg,
was ist mit den Akten, wer hebt die auf '- prompt blieb
ein Aktendeckel bis ins Finale liegen. Alle Helden
latschten drüber weg. Jeder Ordentliche fragte da: 'ja
hebt denn den keiner auf?'
Beim Schieben der Wände waren sich die Umzugsdamen mit ihren
Tischen oder Stühlen selbst im Weg - es kam zu Kollisionen und die Umbauten
dauerten heute schon erheblich lang wie z.B. nach der
Nr. 7 oder vor der Nr. 11.
Akustisch hätten diese überbrückt werden können, wäre GMD Grüneis so
einfallsreich und geistesgegenwärtig und spielte er ganze
Solo-Konzerte wie weiland Wilhelm Brückner-Rüggeberg,
als bei 'Così' in Rio der schnelle Umzug von Fiordiligi
und Dorabella nicht funktionierte.
Aber Regensburg und Grüneis - da gibt es eben ganz
einfach ein
gewaltiges Tacet und nicht nur eines, denn Pausen waren
durch die Umbauten die Regel.
Gut, dass der Vorhang auf blieb, da konnte das Publikum alles in
Augenschein nehmen und registrieren.
So erinnerte man sich an 'Mahagonny' in der Produktion
des Regensburger Theaterdirektors, da waren die Umbauten
auf offener Szene das Interessante an der ganzen
Inszenierung.
Nun, wie wird das bei 'Lulu' ? Ein coitus interruptus
soll vorgeführt werden, na dann, mal zu!
Nähern wir uns ruhig dem Bieito-Niveau.
Auch nicht alle Praetorianer wussten, was zu tun ist,
namentlich bei den Verhaftungsszenen des Sextus.
Der Ober-Statist Bernhard Zellner
hatte einen Kollegen
zur Seite, den er am Ärmel zupfen musste, damit der
wieder von der Bühne runter ging, so sehr gefiel dem sein
Tun angesichts des Publikums.
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Christina Lamberti war heute 'Vitellia' - hier
steht ein Spinto, der im Falle dieser Rolle kein
Newcomer ist. Sie hat sie schon in Tallinn hören lassen können.
Ihre Stimme liegt bis auf die extremen Ausbrüche
günstig für diese Rolle, rund in mittleren und oberen
Mittellage, 'die Brust' zeigt sich nicht so penetrant -
die Rolle wird glaubhaft dem Publikum dargeboten.
Interessant der Vergleich ihrer 'Vitellia' mit der von
Frau Leitgeb. Der durchgängige Klang der Stimme bei Frau
Lamberti lässt nur die absoluten Spitzentöne - wie in
der Nr. 10 - 'herausfallen', 'die Brust ' bleibt
weitgehend ins Timbre eingebettet. Deutlich wird dies
bei der Nr. 2 wie auch in der Nr. 9 und der Nr. 14.
Die Aufregung in den Nr. 22 und Nr. 23 - letztere gelang
Frau Lamberti besonders gut - setzt Regisseur Quetes in
weite, sehr wirkungsvolle Gänge um, ohne die Sängerin in
die Atemnot zu treiben.
Dass die Heldin den ganzen Abend in gleichem Kleid und
Mantel sich darstellen muss, ist ein Manko.
Es stünde ihr gut, wenn sie mal etwas anderes an
Kostümierung zeigen dürfte - vom Shoppen in der ersten
Szene bis zur gewaltigen Einsicht, falsch gehandelt zu
haben, am Ende der Oper - immer das gleiche 'Ute-Frühling-Design'.
Jung-Hwan Choi - der Mann ist ja kaum 30 - sang seinen ersten
'Titus' in Regensburg - hier ein
Tenor, der sich in einem Fach zeigt, das eben nicht
einen 'Riccardo' beinhalten sollte und der schon über seinen
heutigen Möglichkeiten liegt.
Aber man ist ja in der Weltkulturerbestadt, da wird
kreuz und quer gesungen - es stellt sich die Frage: Sang
Werner Hollweg gleichzeitig 'Riccardo' und 'Titus' ? Die
Gattin des Regensburger Theaterdirektors wird die Frage
trefflich beantworten können.
Beides jedenfalls in seinem Aufgabenbereich wird Herrn
Choi Schwierigkeiten in nicht zu langer Frist bereiten.
Der 'Titus' passt - wenn er nicht wie in der Nr. 20
forciert - gut in eine vorsichtige Entwicklung des
Sängers wie die Nr. 6 zeigt.
Die enge Stimmführung lässt die hohe Lage etwas näselig
klingen,
Koloraturen sind nicht so sein Fall wie die Nr. 20
deutlich machte, dafür
ist die Stimme zu gerade. Virtuosität ist auch kaum mit
üben zu erreichen, zumal dann, wenn er im Koloraturfach
zu wenig eingesetzt wird.
Darstellerisch blieb er gemessen am Kollegen Falcòn -
der ja eigentlich ein Buffo ist - gegenüber dessen
'Titus' in der A-Premiere, blass.
Spannend wird es, bei ihm die Fächerspringerei zwischen
'Alwa' und 'Ernesto' zu beobachten. Aber der
Regensburger Theaterdirektor ist ja von Coburg und
Pforzheim her so theatererfahren, dass er das alles
fabelhaft beurteilen kann, leider werden wohl wieder
wegen dieser 'Kenntnisse' Sänger Schaden leiden.
Katerina Hebelkova war wieder 'Sextus' - sie trägt
mit ihrer Perfektion des Singens und der Gestaltung der
Figur sehr zum Gesamterfolg bei.
Nr. 11 und Nr. 12, Nr. 14, Nr. 18 - mit Herrn Choi und
Herrn Ha - und vor allem die Nr. 19 zeigten die
Virtuosität, die Qualitäten ihrer Stimmführung.
Es wird interessant sein,
sie als 'Carmen' am Staatstheater Oldenburg zu sehen -
dass sie über die stimmlichen Möglichkeiten für die
Rolle verfügt - steht außer Zweifel und so gilt es, die
'Frau
Carmen' vom darstellerischen her zu beurteilen.
Mirna Ores zeigte, wie sie den 'Annius' souverän
erfüllen kann - die Nr. 13 gelang vortrefflich, das
Publikum wusste es nicht, zu würdigen.
Die Tongebung bei Nr. 17 fiel etwas 'trillrig' aus.
Die 'Servilia' von Julia Amos klang heute
weniger kehlig - so jedenfalls kam es dem Beobachter
z.B. bei der Nr. 21 vor.
Gleichklang bei beiden Mittelstimmen z. B. in der Nr. 7
wohllaut verströmend, der beim Publikum entsprechend
ankam.
Sung-Heon Ha stand 'wie ein Baum', sang
schön wie es die Nr. 16 zeigte - eine Freude, dass der
Mann hier 'am Donaumarkt' auf der Bühne steht. Die Besucher
waren sehr angetan.
Der Chor ins Geschehen eingebunden, Anteil
nehmend, bereitwilligst, die Einfälle des Regisseurs umsetzend.
Die Nr. 11 gab hier z.B. die Möglichkeit, zu zeigen wie
man sich ins Spiel bringen kann.
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Die gefundene szenische Lösung, unbefrachtet - nichts, was nicht das
Publikum auf das Entscheidende fokussierte.
Fahrbare Wände, Lagerstätten, Tische, Stühle - ein immer
wieder umfallendes Bild am Nachtkast'l bei Vitellia - 'und weiter
nichts' - und es stimmte, das Publikum nutzte die eigene Phantasie -
brauchte keinen irgendwelchen Firlefanz.
Träte 'Titus' nicht mit dem schon fast unvermeidlichen
Unbehausungs-Koffer, sondern mit dem siebenarmigen Leuchter als
Beutegut, auf, wäre auch der Bogen zum eroberten Jerusalem
geschlagen.
Die Führung der Personen, die Interpretation der Rollen stimmt mit
der Szenerie überein - Vitellia, aufgeregt, launisch, hysterisch in
ihrem häuslichen Umfeld / Titus, Geschäftsführer eines Konzerns oder
in seinem Büro als Regierungschef / Sextus, sexuell abhängiger
Jüngling / Publius, Bürochef eines Ministerpräsidenten - alles aus
dem täglichen Leben bekannt.
Wolfgang Quetes macht aus der eher spröden, statischen Seria eine
publikumswirksame Show - die Produktion erinnert an die Dew'sche
'Margarete' an der DOB Anfang der 90er Jahre.
Er brachte Elemente des heutigen Lebens auf die Bühne, verband damit
die Weltliteratur mit unserer Zeit.
Auch das hiesige Publikum nimmt eine solche Sicht gerne an, wenn
nicht alles völlig verfälscht wird und mit dem Text und der Story
nicht mehr übereinstimmt.
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Weitere Vorstellungen
5./18./22. Januar,
11. Februar,
6./24. März,
7./15.(15 Uhr) /17./26. April,
30. Mai,
17./24. Juni,
9./18. Juli 2007,
jeweils 19.30 Uhr
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