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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Damals in Regensburg

Thema des Tages

Theater Regensburg
 Repertoire-Vorstellung
 18.03.2007

'Lulu'

 
Opernfragment in zwei Akten
 von Alban Berg
 nach 'Erdgeist' und 'Die Büchse der Pandora' von Frank Wedekind
 

    
 
   "Nicht einmal ein Handtuch
    haben die Leute"

 

 

 
             
     

 

     
    1905 sah Alban Berg in Wien eine von Karl Kraus arrangierte Privatvorstellung von Wedekinds 'Die Büchse der Pandora' - eben die Fortsetzung vom 'Erdgeist'.

1913 verband Wedekind beide Teile, die Fassung, die Alban Berg der musikalischen Bearbeitung zugrunde legte.

1934 stellte Alban Berg 'Fünf symphonische Stücke aus der
Oper Lulu - für Sopran und Orchester der Welt vor, die Erich Kleiber dirigiert.
Erst 1937, zwei Jahre nach dem Tod von Alban Berg, wurde 'Lulu' in einer zweiaktigen Fassung in Zürich uraufgeführt.
Die deutsche Erstaufführung erfolgte 1953 in Essen.

Die Bruchstücke des dritten Aktes sollten Jahre auf ein Zusammenfügen warten, da die Witwe Bergs die Einsichtnahme verweigerte.
Erst 1979, drei Jahre nach ihrem Tod, konnte das von Friedrich Cerha vollendete Werk in Paris in der heute gültigen Form in der Regie von Patrice Chereau aufgeführt werden.

Eine Spieldauer von mehr als 4 Stunden übersteigt das Fassungsvermögen des 'normalen' Publikums, so dass in den meisten Fällen nur die zweiaktige Fassung gespielt wird.

Die Frage nach den Rechten und den in diesem Zusammenhang anfallenden Kosten spielen zudem eine Rolle.
   
             
             
             
       
             
                    Gertrud Eysoldt                                      Tilly Wedekind                                     Maria Orska         
 
                                            
             
       

 

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Frank Wedekind
'Die Tagebücher'
"30. Mai 1892
Nachdem ich mich von einem gehörigen Katzenjammer rekreiert, suche ich die Schuppi auf, um sie in den Jardin de Paris zu schleppen.
Sie ist indessen seit drei Wochen zum erstenmal wieder aufgestanden. Sie leidet an Neuralgie.
Überdies kommt ein Gewitter, während ich bei ihr bin.
Nachdem wir zwei Stunden geschwatzt, gehe ich zu Tisch und nachher auf die Suche nach einem zwölfjährigen Kinde. Nach langem Umherirren finde ich eins auf dem Boulevard Rochechouart. das aber leider schon achtzehn zählt.
Ich führe sie in ein Hotel und befriedige sie auch für 10 frs nur sehr mangelhaft, obschon sie mir ganz gut gefällt und recht lieb ist.
Ich bin aber zu zerrüttet, Nach dem ersten schwachen Versuch zerfließe ich in Schweiß.
Ohne mich viel darum zu kümmern, pumpe ich mir soviel Bier wie möglich in den Magen und trolle mich nach Hause."

 
 
             
       

 

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Im Mittelpunkt der Dramen Wedekinds stehen Menschen, die versuchen, sich der Verlogenheit und Heuchelei ihrer Epoche zu widersetzen, und sich meist als deren Opfer erweisen. Er hatte einen untrüglichen Instinkt für die Möglichkeiten und die Wirkungen der Bühne. Vom Naturalismus wandte er sich ab, dem Expressionismus bahnte er den Weg und wurde so eine der zentralen Figuren des modernen Dramas.

"Die Basis unseres gesamten modernen Denkens bilden die Naturwissenschaften", erklärte Wilhelm Bölsche in seiner Schrift 'Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Poesie' von 1887. Die Physik und die biologische Evolutionslehre Darwins wurden zur Basis der naturalistischen Ästhetik. Die Naturwissenschaften sahen die »Maschine« Mensch vor allem durch Vererbung und Milieu = Umwelt funktionieren.
 
 
             
       

 

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«Die Büchse der Pandora» ist in Deutschland verboten. Auch in Wien kann das Stück nur als geschlossene Vorstellung gegeben werden, ohne freien Verkauf, mit schriftlich vorbestellten Eintrittskarten. Karl Kraus hat das Trianon-Theater im Nestroyhof an der Praterstraße gemietet und hochkarätige Schauspieler gewonnen. Als Jack the Ripper wird Wedekind erwartet. Tilly spielt den Liftjungen Bob, Ida Orloff die Kadidja di Santa Croce, beides kleine Rollen. Aber als Wochen vor der Premiere noch keine Lulu gefunden ist, bietet Karl Kraus Tilly die Hauptrolle an.

Tilly tut sich schwer. Wedekinds sperrige Sprache macht ihr zu schaffen, und Paul Eger, ihr Freund, ist gegen ihre Teilnahme an dem umstrittenen Projekt. Mehrmals bittet sie, ihr die Rolle des Liftjungen zu lassen, aber Karl Kraus meint, es ginge schon.

28. Mai 1905, Generalprobe. Unbemerkt betritt Wedekind mit Karl Kraus den dunklen Zuschauerraum. Tilly ist auf der Bühne. Am Ende des Akts flüstert ihr jemand zu: «Es gefällt Wedekind. Er ist entzückt.» Sekunden später kommt ein mittelgroßer, untersetzter Mann mit hellen, graublauen Augen auf sie zu. Sie fühlt eine große, fleischige Hand. Der Schnurrbart, den sie von Fotografien kennt, ist abrasiert, die Haare sind kurz geschoren.

Am Premierennachmittag scheint die ganze Unternehmung noch einmal gefährdet: Adele Sandrock hat angeblich erst jetzt bemerkt, dass die Zuneigung der Gräfin Geschwitz zu Lulu lesbische Liebe ist, und weigert sich zu spielen. Wedekind bewegt sie zum Einlenken, durch einen Kniefall, heißt es.

Am Abend sind alle sechshundert Plätze besetzt. Max Reinhardt ist da mit Felix Holländer, seinem Chefdramaturgen, und Gertrud Eysoldt, der Berliner Lulu, ebenso Otto Brahm, Weg bereiter Hauptmanns und Direktor des Berliner Lessingtheaters. Der zwanzigjährige Kompositionsschüler Alban Berg, der später die Oper «Lulu» schreiben wird, sitzt im Parkett. Kurz bevor die Türen schließen, schlüpft ein dreizehnjähriger Bub in den Saal, der den Gedanken unerträglich findet, das Ereignis ohne ihn stattfinden zu lassen: Fritz Kortner.

Karl Kraus hat vor zehn Jahren einen Reinfall als Schauspieler erlitten. Seitdem hält er nur noch Vorträge. Das allerdings tut er meisterhaft. Die Schreibtischlampe als einzige Lichtquelle, schleudert er Sentenzen in den Zuschauerraum und unterstreicht ihre Wirkung mit prophetischen Gesten. Natürlich lässt er es sich nicht nehmen, die von ihm auf die Beine gestellte Aufführung der «Büchse der Pandora» mit einer Vorlesung einzuleiten. Kernsätze: Die Frau ist nicht dazu da, dem Egoismus ihres Besitzers zu dienen, sondern kann nur in Freiheit zu ihrem höheren Wert emporsteigen. [...]Jeder Mann erträumt sich eine Hetäre, aber degradiert sie unweigerlich zur hörigen Hausfrau oder zur Mätresse, weil ihm das soziale Ehrbedürfnis über einen schönen Traum geht. [...] Lulu ist eine Nachtwandlerin der Liebe, ewige Geberin und ewige Verliererin. [...] Frank Wedekind ist der Befreier des weiblichen Geschlechts. [...] Frank Wedekind ist ein neuer Shakespeare.

In den Kulissen warten Frank und Tilly auf ihren ersten gemeinsamen Auftritt. Der «neue Shakespeare» hat unübersehbares Lampenfieber. Er tut Tilly Leid, und zur Beruhigung gibt sie ihm einen Kuss.

Beim anschließenden Souper ist er wieder obenauf. Eine Virginia zwischen den Fingern, unterhält er sich mit den Gästen.

«Sind Sie noch Jungfrau?», fragt er Tilly. Anscheinend stellt er jedem jungen Mädchen diese Frage.

«Natürlich!», antwortet Tilly.
Aber nach einer Weile sagt sie: «Übrigens - zu dem, was Sie mich vorher gefragt haben: Natürlich nicht.»
In seinen Kalender notiert Wedekind: Zwischen Marie Denk und Ottilie Newes - und meint damit die Sitzordnung.

(Anatol Regnier - 'Du auf deinem höchsten Dach' - Knaus-Verlag - 2003)
 
 
             
       

 

   
             
     

 
     

Alban Berg in einem Gemälde von Arnold Schönberg

 
     

 

 
     

 

 
 
Alban Berg stammte aus einer großbürgerlichen Familie. Seit einem schweren Asthmaanfall am 23. August 1901 hielt der Abergläubische die Dreiundzwanzig für seine Schicksalszahl. Physisch und psychisch labil, unternahm Berg mit achtzehn Jahren einen Selbstmordversuch.

Nach dem Abitur
arbeitete er als Praktikant bei der Niederösterreichischen Statthalterei, während er wie Anton von Webern Kompositionsunterricht von Schönberg erhielt - später bezeichnete man die drei als 'zweite Wiener Schule' nach der ersten mit Haydn, Mozart, Beethoven - und er an der Wiener Universität Vorlesungen in Jura und Musikgeschichte hörte.

Eine Erbschaft ermöglichte Berg die Konzentration auf künstlerische Fragestellungen; Geldsorgen plagten den Komponisten - der nebenher die Werke anderer arrangierte, analysierte – erst wieder nach Ende des Ersten Weltkriegs.
Kurzentschlossen verkaufte er den in Familienbesitz befindlichen 'Berghof' am Ossiacher See, ohne zu ahnen, daß er 1932 gewissermaßen ersatzweise das "Waldhaus am Wörthersee erwerben sollte. Er gab Kompositionsunterricht, arbeitete publizistisch, auch als Juror, wurde Vortragsmeister- im von Schönberg initiierten 'Verein für musikalische Privataufführungen'.

Zwar nahm die Wiener Universal Edition seine Werke an, er wurde Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, bald aber litt er unter der kulturpolitischen Situation im Deutschen Reich; Schönberg hatte das Land bereits verlassen, man agitierte gegen Alban Berg über die Presse.

Neben seinen beiden Opern und den drei Orchesterstücken op. 6 (1914) zeigen viele Gedichtvertonungen, deren Qualität auf die literarische Intelligenz des Musikers verweist, dass Gustav Mahler in Alban Berg seinen eigentlichen 'Erben' sah.

Manon Gropius, der Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius die im Alter von achtzehn Jahren an Kinderlähmung starb, widmete Berg
1935 sein letztes Instrumentalwerk, ein Violinkonzert ('Dem Andenken eines Engels'), das sich nicht zuletzt aufgrund publikumswirksamer musikalischer Zitate einen Platz im Repertoire der Geiger erobern konnte.

Berg schrieb auch mehrere wichtige Werke in kleiner Besetzung, etwa die Lyrische Suite für Streichquartett (1926). Zu seinen privaten Kompositionsschülern konnte sich der später so wichtige Musikphilosoph Theodor W. Adorno zählen, der ihn 'einen Meister des kleinsten Übergangs' nannte.
Alban Berg starb erst 50-jährig an den Folgen einer Blutvergiftung. Seit 1911 war er mit der gleichaltrigen Sängerin Helene Nahowski verheiratet, die ihn um 41 Jahre überlebte.
 
   
 


"[...] Einige Wochen  später schrieb er mir, daß er von einem Furunkel geplagt würde, das ihn beim Komponieren störte, obwohl es, wie er scherzte, ihm nur beim Sitzen wehtat. [...]

Als er im Herbst wieder nach Wien zurückkehrte, schien er geheilt zu sein. Nach einiger Zeit klagte er wieder über Schmerzen. Aber wem wäre es eingefallen, daß er, nunmehr in Wien, wo er mit mehreren Ärzten befreundet war, keinen zu Rate zog und sich anscheinend mit Hausmitteln zufrieden gab. Im Dezember war ich bei Alban und Helene zum Abendessen. Alban sah leidend aus, war aber guten Mutes, und beide erzählten mir, daß es nun mit den Furunkeln vorbei sein werde: Helene hatte, wie sie erzählte, eine Schere in kochendem Wasser sterilisiert und selbst das Geschwür geöffnet und ausgedrückt. Nach Hause gekommen, rief ich sofort meinen Freund Dr. Kasper Blond an, einen vortrefflichen Chirurgen, und erzählte ihm von der häuslichen Operation.
Was ich befürchtet hatte, bestätigte er mir: es sei das gefährlichste, was man mit einem Furunkel anstellen. Eine Blutvergiftung sei zu befürchten. [...]"

(Soma Morgenstern, 'Alban Berg und seine Idole' - ATV - 1999)

   
 

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 Theater Regensburg 
Premiere 03.03.2007

'Lulu'
 

 
     
  Die Schwarzen      
  Musikalische Leitung   Raoul Grüneis  
  Inszenierung   Ernö Weil  
  Bühne   Daniel Dvorák  
  Kostüme   Daniel Dvorák  
  Licht   Martin Stevens  
  Dramaturgie   Schmid  
         
 

Die Personen und ihre Darsteller, der am 18.03.2007 besuchten Vorstellung
gemäß Besetzungszettel als Beilage zum Programmheft

 
         
  Lulu   Gesche Geier  
  Gräfin Geschwitz   Jelena Bodrazic  
  Der Maler    Kalle Koiso-Kanttila  
  Theatergardobriere / Gymnasiast   Mira Ores  
  Medizinalrat / Clown   Zbigniew Cieslar  
  Dr. Schön   Adam Kruzel  
  Alwa Schön   Jung-Hwan Choi  
  Rodrigo / Athlet   Seymur Karimov  
  Tierbändiger / Theaterdirektor   Martin-Jan Nijhof  
  Schigolch   Berthold Gronwald  
  Prinz / Kammerdiener   Karsten Münster  
         
 
     
 


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Zweite Vorstellungen sind meist nicht das, was sich alle erhoffen, zumal dann, wenn zwischen der Premiere und der nächsten Vorstellung zwei ausgefallene Abende in zwei Wochen liegen - alles lahmt und ist froh, über die Runden gekommen zu sein, besonders wenn es sich um ein so sperriges Werk wie die Berg'sche 'Lulu' handelt.

Die Vorstellung vom 10. März fiel aus, wird am 26. Mai wiederholt, die vom 13. März ersatzlos gestrichen und die am 18. März hatte man wohl mit Publikum aufgefüllt.

Die nun kamen, folgten einer arrangierten, aber seelenlosen Produktion - es war, aus welchen Gründen auch immer, nichts zu spüren.
So weit der Zuschauer es beurteilen kann, funktionierten die Gänge, keiner verlief sich - aber es war nicht mehr als das Schauen in ein Kaleidoskop, das Fallen von Glassplittern bei Licht betrachtet.
Zu diesem trug vor allen das Nichtverstehen der Worte bei.
Hier hätte wohl zuerst ein VHS-Lehrgang 'Deutsch für Ausländer' eingerichtet werden müssen.
Dass die 'Lulu' in der hohen Lage nicht noch textverständlich singen kann, ist nachvollziehbar, aber was 'der Maler' von sich gibt  oder der 'Alwa' oder - ganz schlimm - 'die Geschwitz', nichts zu verstehen und so sitzt der noch so Interessierte da und schaut dem Treiben zu, versucht sich einen Reim zu machen - aus, das war's.

Die überzogen aufgeladene Atmosphäre Wedekind'scher Texte stellt sich nicht dar.
Gesche Geier schwenkt zwar ihre überlangen Beine, schließt sie, breitet sie aus, stöckelt in roten Pumps auf dem Catwalk herum - ist allenfalls im ersten Bild die 12-jährige Göre von der Straße.
Entscheidend zum Eindruck, der vermittelt wird, tragen die Kostüme bei, denn je weniger 'Lulu Geyer' anhat, desto weniger erotisch wirkt sie. Der Mantel mit Silberfuchskragen, der große Hut, das Kleid der Tänzerin - alles bringt mehr 'Stimmung' als der nackte Hintern aus dem Schaum.
Nicht Doris Day oder Marilyn Monroe, sondern 'Madonna' ist 'Lulu Geyer'. Auf diese Weise ist kühle, erotische Arroganz dieser Figur nachvollziehbar. Identifiziert sie sich mit der, hat auch die Figur die Überzeugungskraft. Dass die Monroe durch die Betten der Kennedys zog - what shalls - 'Madonna heißt das Losungswort.'

Beim 'Alwa' von
Jung-Hwan Choi fällt die stereotype Gangart auf - ob 'Riccardo', ob 'Titus' - alles so wie er die Gesandtenstraße hinunterschlendert. Ob nun schwedischer König oder der von Rom - oder der Sohn von Dr. Schön - es sind immer die gleichen Bewegungen. Dass eine Figur schon über die Körperhaltung, wie er geht wie er steht, erschlossen wird, hat sich noch nicht rumgesprochen - Herr Choi ist immer Herr Choi und in jeder Rolle. Und der 'Ernesto' wird nicht anders sein.
Dass der 'Alwa' für Herrn Choi eine schier endlose Quälerei ist, war von Anfang an klar. Er ist zwar gut anzusehen in seinem Kostüm, aber stimmlich geht es über die Grenze hinaus.
Viel zu unausgereifte Stimme, die Höhe wird dünn, ist ohne Timbre, die Töne auf dem letzten Loch gepfiffen. Hoffentlich übersteht er die Vorstellungen ohne Schaden - der Ehrgeiz des Regensburger Theaterdirektors macht ja vor nichts Halt.

Der Börsenmakler Dr. Schön von Adam Kruzel ist auch belastet von der permanenten Zählerei, um nicht auszusteigen, zumal aus dem Graben vom GMD undefinierbare Zeichen mal kommen und dann wieder wegbleiben - ja, was nun, selber zählen oder sich auf das Dirigat verlassen.
Unnötige Unruhe breitet sich aus, wenn einer nicht absolut sattelfest ist, und wer ist das schon bei dem Werk, das wohl keiner mehr singen wird in seinem Leben.
Adam Kruzels Dr. Schön holt das Kind aus der Gosse, wird sich der 'Lulu' nicht sicher und so führt es zwanglos zum "Die Pest im Haus" und zum "Nicht einmal ein Handtuch haben die Leute" des 'Jack the Ripper' - ist es nur ein kurzer Weg.

Kalle Koiso-Kanttila quält sich in einem unmöglichen Kostüm, weder als Anstreicher im ersten Bild, noch als arrivierter Kunstmaler-Ernst-Fuchs-Verschnitt wirkt er überzeugend und ein Tenor mit runtergelassener Hose, wo jeder weiß, dass auch ein hochstimmiger Mann so schnell kaum 'parat' ist, sieht komisch aus. Der Mann kann einem Leid tun, zumal stimmlich das Ganze, über diese spröde Musik, für ihn ein rechtes Ärgernis ist.

'Der kesse Vater' Geschwitz von Jelena Bodrazic ist nur ein Zylinder, stimmlich kann sie in der Mittellage ausladen, die Tiefe ist indiskutabel - vom Text ist nichts zu vernehmen. Sie bleibt Beiwerk, kann die Verbindung zur Hauptfigur nicht darstellen - auch hier wieder die zusammengewürfelten Eindrücke - ein durchgängiger ist auch bei dieser Figur nicht zu erkennen.


Bertold Gronwald, der tatelige Schigolch immer zu einem Gläschen bereit, und Karsten Münster können sich der deutschen Sprache erfreuen und Charakterstudien abliefern.
Der trottelige Mohren-Prinz und der zickige Kellner -
Karsten Münster in bewährter Form.

Neben den beiden auch in der Darstellung der Figuren stark, weniger in Bezug auf sein Deutsch, Seymur Karimov - als Athlet ohne und mit angefressenem Bauch, ein großes Spieltalent mit ausbaufähigem Stimmmaterial.

Mirna Ores,
Zbigniew Cieslar, Jan-Martin Nijhof stehen ihre Frau bzw. ihren Mann und sind wie die anderen wohl froh, wenn das Ganze vorüber ist.
 
 
 
 

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Eine 'Lulu' hängt zweifelsohne an den SängerInnen, aber auch an der Szenerie.
Entweder, reduziert wie im letzten Bild auf ein Nichts und dann die Sänger die Ausstrahlung besorgen lassen, wie es hier mit der 'Nutte Lulu', dem 'Buchhalter' Jack the Ripper, der 'Geschwitz' geschieht und auch gelingt oder - große Opulenz.
Letzteres ist auf der kleinen Bühne kaum möglich und wäre der Raum größer, hätte der Bühnenbildner
Daniel Dvorák wahrscheinlich noch mehr Samt-Aushang verfügt, dass die Stimmen noch mehr geschluckt werden.

Der Regensburger Theaterdirektor hat nun seine 'Regensburger Lulu', kann sich die zum 60. Geburtstag auf die Fahne schreiben und warten auf den - für den Kultur Chefsache wird.

Ob 'Schaidinger's Liste' sich durchsetzt oder es heißen wird: 'Keine Chance Schaidinger', wird sich bald zeigen.
Wer sich dann um das Theater kümmert und hier investiert, statt in kostenspielige, blamable Schlingensief-Aktionen und noch trotzig aufstampft: "ich würde es wieder machen" - steht erstmal in den Sternen.
Das 'Theater Regensburg' wird in den nächsten Wochen und Monaten überlagert werden vom Theater in Regensburg.
Jetzt wird erstmal der Slogan ausgegeben:
'Ich mach dich fertig Schaidinger!'
 
 
     
     
 

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Als Premieren-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Karten aus dem freien Verkauf gebe ich hier meine subjektive Meinung zu den gehörten und gesehenen Theatervorstellungen zur Kenntnis.

Ich
verstehe diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu Geglücktem oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthält diese private Homepage auch Überspitztes und Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5 Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare herauszufordern.
Dieter Hansing

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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