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."... Du
kennst nun den Frevler"
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Die Produktion hat nun ein paar
Wochen abgehangen, hat einen gewissen Haugout bekommen, ist aber
durch Umbesetzungen und sängerische Leistungen sogar noch
bekömmlicher geworden.
Wurde bereits in der letzen Saison das Stimmige der Inszenierung
herausgestellt, zeigte sich jetzt bei der Wiederaufnahme einiges dem
Beobachter noch deutlicher dargestellt.
Donna Anna hatte mit Sicherheit etwas mit Don Giovanni - denn bei
der Rangelei während der Nr. 1 - er kommt ihr sehr nahe - schlingt
sie sogar ein Bein um ihn, als kopulierten die beiden im Stehen.
Und die Nr. 24 schaut sie gierend nach ihm, der im ersten Rang zum
Erstaunen des Publikums erscheint. Dies nur zur Klärung der
Situation, falls dem Einen oder Anderen diese Sache nicht klar
geworden ist.
Ihrem Geliebten Ottavio gegenüber verhält sich Anna sehr spröde -
dies besonders während der Nr. 23, da sie ihn auch keck als
'Kerzenhalter' einsetzt und ebenso keck umeinander schreitend - dies
Unruhe vor den sich nähernden Koloraturen dokumentierend - die
Lilien verteilt, den Rest des Straußes einfach vor ihm zu Boden
wirft, wo die Blumen dann für die Nr. 21b liegen bleiben und so
Elviras Krankenzimmer dekorieren. Fein abgestimmt.
Details gibt es 'en masse', von der Regisseurin eingebracht, vom
Ensemble brav und wohl auch gerne nachvollzogen und so ergibt sich
für das Publikum eine lebendige und schlüssige Vorstellung.
Dass die hinzugekommenen Sänger sich gut in den Rahmen einpassen,
dokumentiert das Organische und damit leicht Fassbare der
Inszenierung für jeden Neuen.
Hier fällt als Beispiel auf, dass sich nun nicht nur Zerlina um die
schwangere und leidend der Niederkunft entgegensehende Elvira
kümmert, sondern auch Masetto ihr mit guten Ratschlägen zur Seite
steht. Wie er ihr bedeutet, ruhig tief durchzuatmen, ihr über den
Bauch streicht, ihr Luft zufächelt, zeigt auch wie Seymur Karomov
wohl die Erfahrungen eines Geburtsvorbereitungskurses einbringt und
Zerlina gegenüber seine Qualifikation als Ehemann und Vater
überzeugend darstellt.
Wie er sich vorher dem Tanz mit Zerlina entzieht, diese darauf mit
einer anderen tanzt, er dann von Leporello geschnappt wird und sich
gemeinsam mit ihm notgedrungen ein paar Schritte im Reigen dreht -
zeigt seine Freude am Spiel und ist für ihn Gelegenheit, seinen
wohltönenden Bassbariton erklingen zu lassen.
Bei den Herren, neben ihm, Juan Carlos Falcón als Ottavio. Sein
leichter, beweglicher und kraftvoller Tenor prädestiniert ihn für
Mozart - muss er leider naturbedingt Körperresonanzräumen weitgehend
entraten - gleichwohl wird sich ihm der 'Titus' erschließen.
Herr Falcón ist auch im Spiel überzeugend, 'handfester' als der
Zuschauer sonst die Rolle interpretiert sah. Sängerisch wird er
beiden Aufgaben, der Nr. 10a und auch der Nr. 21 mit ihren
Koloraturen gerecht. Auch erspart er sich und dem Publikum diese 'Kakezereien',
die sich Herr Kanttila in der letzten Spielzeit hier erlaubte.
Sung-Heon Ha - ein groß gewachsener Asiate - mit auch ohne Mikroport
tragendem Bass in der wegen der Warterei undankbaren Rolle des
Komturs.
Bei den Damen gab es die Übernahme der Elvira durch Christina
Lamberti. Sie ist zweifelsfrei ein Gewinn für die Produktion, wird
auch noch sicherer im Spiel werden, sollte sich aber sängerisch
kontrollieren.
Eine Amelia ist dann doch Koloraturen abträglich und ein Verdi
fordert dann doch mehr, betrachtet man den größeren Orchesterapparat
als bei Mozart - hier wie dort liegt die Gefahr, dass gepowert wird
und die Tongebung an Härte zunimmt, die dann zwangsläufig in Schärfe
endet. Schon bei der Amelia in der letzen Spielzeit war das zu
beobachten.
Julia Amos ist nun Zerlina und geht ganz in der Rolle auf - eine
tragende runde Stimme in allen Lagen sicher geführt - reizend im
Spiel, ein echter Zugewinn.
Jóhann Smarí Saevarsson vom Regensburger Theaterdirektor gekündigt,
wurde eilends aus Island eingeflogen, um den Leporello zu
übernehmen. Die Ansage vor dem 2. Akt machte deutlich, was leicht
schon zu hören war, nicht immer sprach die Stimme schnell genug an -
eine leichte Heiserkeit zeigte sich im Laufe des Abends. Sicher aber
fügte er sich in die Abläufe ein - wie schön, dass noch in Europa
auf Gäste für Regensburg zurückgegriffen werden kann.
Die beiden 'Übriggebliebenen' aus der letzen Spielzeit: Matias
Tosi-Sokolov als Giovanni wieder überzeugend - geradezu unverschämt
schön das Timbre seines Baritons - auch liegt ihm der Mozart'sche
Verführer mehr als der immer nur üble Jago. Ist er der Grund für das
gelegentliche Bröseln?
Neben dem Träger der Titelrolle Katharina Leitgeb als Anna - diese
Woche schon als Desdemona hervorgetreten - hat mit dieser gar nicht
so leidenden Frauenrolle gewisse Probleme. Die Koloraturen in der
der Nr. 23 sind nicht so elegant präsentiert, wie es sein könnte,
auch langt sie bei dramatischen Phrasen deutlich zu, was auch einer
angenehmen Tongebung zuwiderläuft.
Es sei vermieden, nun das Dirigat von Herrn Grüneis über den grünen
Klee zu loben, im Ganzen gesehen aber war er ein verständnisvoller
Begleiter des Ensembles. Selbst die Nr. 11 war nicht so verhetzt wie
schon erlebt.
Eine Unart, die sofort abgestellt gehört, ist die nach Einlass
beobachtete Diskussion zwischen dem GMD am Pult und der Technik auf
der Bühne bei geschlitztem Vorhang. Abstimmungen bezüglich Cembalo
können ja wohl vorher durchgeführt werden.
Alles solche unprofessionellen Mätzchen - und das soll jetzt bis
2012 so weiter gehen oder Unsitten mehr und mehr einreißen ?
Orchestermitglieder in Frack und Fummel während der Pause im Foyer!?
Verlust alle Werte auch hier - und der Vorsitzende des
Verwaltungsrates merkt nichts.
Kultur ist doch angeblich Chefsache. |
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Zitat
Eine hoch qualifizierte
Berichterstattung war dann auch im subventionierten lokalen
Bewegtbild-TV zu erleben.
Nicht nur, dass lang und breit und fachlich ungenau über den Begriff
'Fön' palavert wurde, nutzte man doch hier die Unkenntnis der Bürger
bei Interviews. Dass man einen Tenor besser nicht nach einem
bestimmten Wetterphänomen befragt, sollte jeder wissen.
Es ging ja auch nur darum, die Bürger vorzuführen.
So wurden auch sonst Vorgänge in der Stadt und im Umkreis und bei
einer Theater-Produktion erläuternd dargeboten.
Da war die Rede davon, der Erfolg des Stücks 'Maske in Blau' sei das
Ergebnis einer langen und spannenden Vorbereitungsphase und während
der Bühnenaufführung herrsche ein reges Treiben aller Beteiligten
hinter den Kulissen, was den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis
mache.
Eine Sprecherin behauptete, die vielen bunten Lämpchen gäben grünes
Licht für die 'Maske in Blau' und für große und kleine
Überraschungen sei die Regieassistentin mit kühlem Kopf immer
bereit.
Letztere gab dann bekannt, sie begleite den Regisseur bei der
szenischen Probenzeit, die immer sechs Wochen lang sei und dass am
Ende derer die Premiere stünde, dabei führe sie das Regiebuch, sie
schreibe auf, was die Sänger machen sollen und sie sei der
Kommunikationsmittelpunkt zwischen allen Abteilungen.
Daraufhin berichtete die Sprecherin, dass am Requisitentisch die
letzten Vorbereitungen getroffen würden, denn später müsse alles auf
die Sekunde parat sein.
Sprecherin
"Im Orchestergraben versammeln sich kurz vor Beginn die
Orchestermitglieder und stimmen sich ein."
(Eine kühne Aussage.)
Sprecherin:
"Fernab allen Trubels findet die Hauptdarstellerin letzte ruhige
Minuten in der Maske. Mit gekonnten Handgriffen lässt die
Maskenbildnerin das Gesicht auch in der Ferne strahlen."
Der Chor komme von der Bühne und die Aufregung der Schauspieler
schlage um in Humor. Und dann gehe es auch schon los.
Für die Schauspieler heiße es nun, rauf auf die Bühne und mancher
Statist müsse sich noch gedulden bis zu seinem Einsatz.
(Frau Mink sich als Statistin bezeichnet zu hören, wird ihr wenig
gefallen).
Sprecherin:
"Währenddessen warten Requisite und Bühnenbild auf den nächsten
Aufbau.
Der Abend ist für die vielen Helfer noch lange nicht zu Ende, doch
spätestens beim Schlussauftritt wissen sie, dass sich die Arbeit
gelohnt hat."
Zitatende
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Geht es bei dem Vorgenannten nur um
das Theater der Metropole der Oberpfalz, so beinhaltete der
TV-Bericht über die Jubiläumsfeier der CSU in Kelheim wesentlich
mehr Zündstoff, wurde doch der Bayerische Ministerpräsident zweimal
mit einem lapsus linguae regelrecht vorgeführt, als wisse der nicht,
dass die Freiheitshalle in Hof und die Befreiungshalle in Kelheim
steht.
Und für so etwas hat Herr Dr. Stoiber auch noch uneingeschränkte
Förderung der Programme ab 1.1.07 verfügt und Weiterführung des so
genannten Kabelgroschens über das Ende des Jahrzehnts hinaus
zugesagt. |
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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