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Printausgabe

 
Nr. 25






Grafik in der Ausgabe vom 27. März 2019


 

 

 



Einleitung

Mensch, ärgere Dich,

- wenn du etwas kaufst und bezahlst,
und kurze Zeit später wird es billig verhökert;

- wenn du etwas kaufst und bezahlst und beim Öffnen der Verpackung findest du etwas so Abstoßendes, dass du das Unternehmen fortan meiden wirst;

- wenn die Vertreter eines Unternehmens dich mit ihren hochgezüchteten Fachjargon so einschüchtern, dass du deinem gesunden Menschenverstand verlierst;

- wenn du mit deinen mit ehrlicher Arbeit verdienten Geld gezwungen wirst, Institutionen zu finanzieren, die nur Interessen einzelner Gruppen vertreten;

- wenn dir die Experimente dieser Gruppen als Produkt verkauft werden;

- wenn du die Gruppen benennst, mit unabsehbaren Schwierigkeiten.


'Die Vielen'

Man schart sich, nun sind es angeblich viele.

’Freiheit der Kunst’
oder
’Die Kunst bleibt frei`’.

Was wollen
'Die Vielen'
?

Haben sie Angst um ihren Sandkasten des subventionierten Theaters?

Eine Gruppe von Theatermachern aus der linkssozialen Szene fühlt sich von ’rechts’ bedrängt und hat einen Aufruf zur Verteidigung der Freiheit der Kunst mit dem Titel ’Die Vielen’ gestartet, um Mitläufer, dokumentiert durch Unterschriften, zu sammeln.

 

Zitat

DIE VIELEN e.V.

DIE VIELEN e.V. ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein. Der Verein wurde im Juni 2017 gegründet.

Ziel und gemeinnütziger Zweck ist die Beförderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des *Völkerverständigungsgedankens sowie der Förderung der *Volksbildung. (*Begriffe im Sinne des Gemeinnützigkeitsrechts)

Folgende Ziele stehen dabei im Mittelpunkt unserer Tätigkeit:

DIE VIELEN möchten die Kommunikation und Handlungsmöglichkeiten unter Künstler*innen, Ensembles und Akteur*innen der Darstellenden und Bildenden Künste stärken.

Dies gilt insbesondere für Künstler*innen, für die Theater und Kunst machen heißt, an einer Gesellschaft zu arbeiten, die sich aus Menschen aller Hautfarben und Geschlechtervariationen, vieler sexueller Orientierungen, unterschiedlichster Bedürfnisse und Fähigkeiten, aus Gläubigen und Nicht-Gläubigen zusammensetzt und auf deren Gleichberechtigung beruht.

Der Verein DIE VIELEN solidarisiert sich mit allen Aktiven der Kunst- und Kulturlandschaft und deren Institutionen, die von rechtspopulistischen und rechtsextremen Positionen attackiert oder in Frage gestellt werden.

Der Verein DIE VIELEN befördert die Kunst genreübergreifend als Wegbereiterin einer gleichberechtigten, offenen Gesellschaft.

Der Verein DIE VIELEN tritt für ein Zusammenleben mit offenen Grenzen ein – nach innen wie nach außen. Er steht für ein Miteinander, das mutig und großzügig ist.

Der Verein DIE VIELEN organisiert Aktionen und Happenings, die sich gegen Hass wenden. Er stößt streithaft Debatten innerhalb der Theater- und Kunstlandschaft an.

Der Verein DIE VIELEN agiert dabei unterstützend als aktives Netzwerk und bietet Plattformen zur Vernetzung für Kunst- und Kulturinstitutionen und Künstler*innen.

Zitatende

https://dievielen.de/dievielen/
 


Die Texte unterscheiden sich je nach Bundesland.
Gemeinsam aber sieht man den Feind
'rechts'.
 

Zitat
BERLINER ERKLÄRUNG für Kinder

"[…] Warum braucht es Die Vielen überhaupt?

Es gibt Politiker*innen und Gruppen, die diese Vielfalt nicht wertschätzen und sogar öffentlich gegen Leute mit einer anderen Herkunft, anderer Hautfarbe oder anderen Religionen hetzen und sie beleidigen. Ihre Meinung nennt man „rechts“. Wenn Gewalt hinzukommt auch „rechtsextrem“. Diese Menschen machen auch vor Kunst, Museen und Theater nicht halt. Sie stören Veranstaltungen, kritisieren die Programmangebote, wenn sie nicht zu ihrer Meinung passen, und greifen die Freiheit der Kunst an. Sollten sie mehr Macht bekommen, dann befürchten wir, dass sie noch aggressiver gegen Menschen, die anders denken als sie, vorgehen. In der Zeit von 1933-1945 unter der Regierung der Nationalsozialisten von Adolf Hitler konnte man erleben, wie weit die Ausgrenzung und Verfolgung von Menschen mit anderer Meinung oder Religion gehen konnte. Millionen Menschen wurden umgebracht, viele Künstler*innen mussten Deutschland wegen ihrer Kunst verlassen. […]"
Zitatende

https://www.dievielen.de/erklaerungen/kinder/

 


Die Liste der Unterzeichner ist lang und zeigt das bunte Bild der Staats-, Landes und Stadttheater, und die kleinen und kleinsten Spielstätten.

Für den unbezwingbaren Wunsch zur szenischen Darstellung habe ich volles Verständnis, habe ich doch in meiner Jugend und Anfängerzeit hierfür hart arbeiten und kämpfen müssen.

Allerdings werde ich den Verdacht nicht los, dass viele der protestierenden 'Künstler' den mühevollen aber sinnvollen Weg am Beginn einer soliden Laufbahn mit Aufnahmeprüfung an einer Hochschule, Unterricht in den vorgegebenen Fächern, Erprobung in Aufführungen, Diplomarbeit, Abschlussprüfung, dann Einstieg in den Beruf mit Vorsprechen bei Agenturen und Theatern und im günstigen Falle ein Engagement, meiden wollen.

Wie viele von den 'Vielen ' haben sich irgendwann gesagt:

„Dann mache ich eben einen eigenen Laden auf!
Ich bin innovativ, denke soziokulturell, mein 'Theater' liegt in einem Viertel mit gemischter Bevölkerung ohne Bürgerhäuser oder Villen. Ich will Kindern, Jugendlichen oder auch alten Menschen Zugang zu Theaterereignissen anbieten. Dazu muss die Öffentliche Hand zur Finanzierung bereit sein.
Natürlich kümmere ich mich auch um Sponsoren, aber da besteht die Gefahr, je mehr die geben, desto weniger beteiligt sich der Steuerzahler.“


Kollegen vom Tanz, deren Bühnenlaufbahn strapaziös und kurz ist, finden einen Platz in der Pädagogik oder haben sogar den Mut und die Gelegenheit ein eigenes Institut aufzubauen, sollen öffentliche Förderung durch finanzielle Zuschüsse erhalten, denn nichts diszipliniert und beglückt so sehr wie musikalisch geordnete Bewegung.
Gegen solche Vorhaben ist nichts einzuwenden und unter den 'Vielen' sind auch etliche, die mit ehrlicher Arbeit ihre Aufgabe erfüllen.

Wie aber steht es um viele Absolventen der Studiengänge Soziologie, Philosophie oder Theaterwissenschaften?
Nach Abschluss des Studiums assistiert man gerne hier oder dort bei einem – mehr oder weniger bekannten – Regisseur, um dann selbst auf den Regisseurmarkt zu drängen.

Mit entsprechendem 'namedropping' und möglichst Zugehörigkeit zu einer Gruppe ( - ich werde mich hüten, sie namentlich zu nennen - ) findet sich schon ein Intendant, der ihnen einen Regieauftrag gibt. Wenn der dann auch noch auf die Vorlage eines Regiekonzeptes für das vergebene Stück verzichtet, hat der Neuling besonderes Glück, denn er kann machen, was er will.

Denn nun gilt es, alles bisher Dagewesene zu übertreffen, um die einschlägige Presse interessiert zu stimmen.
Hier hilft am besten erst einmal: Ein Skandal!
Das ist heute gar nicht mehr so einfach, denn politisierte Inszenierungen mit allen Nazi-Zutaten sind bereits vielfältig abgehandelt.
Sexualisierte Inszenierungen mit vielen Nackten hatten wir auch schon bis zum Überdruss.
Die Theaterräume umkrempeln – auf der Bühne sitzen die Zuschauer dicht gedrängt und im Zuschauerraum bis hinauf in die Ränge verlieren sich die Darsteller – hatten wir auch schon.
Die Publikumsbeschimpfung gab es schon vor Jahrzehnten.

Aber das junge Regie-Genie möchte doch so gern seine innovativen, performativen, assoziativen Einfälle über die großen Werke der Theaterliteratur gießen, die förmlich danach dürsten, zu überleben. Ohne ihn z.B. die 'Baseler Dramaturgie' wäre der Sturz ins Vergessen unausbleiblich.

Um seine krausen Ideen – begünstigt durch einen Intendanten, der sich später brüstet, die Jugend gefördert zu haben – den staunenden, ihm weisungsgebunden Mitarbeitern, den Pressenreferenten, den Dramaturgen, dem Publikum, das seine Produktion besucht, hält er Einführungen ab.

Hierfür durch Seminararbeiten und Diskussionen während des Studiums, so auch an Hochschulen für Musik und Theater, wohl gerüstet, verfügt er über ein schlagkräftiges Arsenal von Totschlagbegriffen in einer Ausgrenzungssprache, die den Theaterfreund einschüchtert, ihn verstummen lässt.
Der gibt dann auf und geht nicht mehr ins Theater, weil er sich vorgeführt fühlt.

Dabei ist es doch ein echter, wenn auch bitterer Spaß, den Regieeinfällen der assoziativen Performer auf die Schliche zu kommen.

Um seinen verklemmten Zeitgenossen seelische Erleichterung zu verschaffen, legte Siegmund Freud sie auf die Couch, und ließ sie alles aussprechen, was ihnen in den Sinn kam, also, er ließ sie frei assoziieren.
Diese Praxis ist sinnvoll und wird bis heute weitergeführt.

Wie nun assoziiert ein Regisseur?
Nehmen wir Schillers 'Kabale und Liebe' – eine Anklage gegen die Ständegesellschaft, die eine junge Liebe verhindert, die durch die Herrschenden junge Männer als Soldaten verkauft oder vermietet, um die eigenen Kassen für Preziosen für die Mätresse anschaffen oder Lustbarkeiten am Hofe aufführen zu können.
Schillers Werk ist so klug, so reich, so gültig, dass man es heute so aufführen muss, wie es gemeint ist, nämlich das gesellschaftliche Elend in der damaligen Zeit aufzuzeigen.

Nicht so inszeniert der assoziative Performer!

Beispiel 1
Der Zuschauer im Deutschen Theater Berlin wundert sich, dass Ferdinand von Walter in 'Kabale und Liebe' dauernd an Steigeisen die Wände rauf und runter steigt.
Der assoziative Performer aber denkt:
“Das Stück ist ja zum die Wände hochgehen“
und dann:
“Ah! Genial! Her mit den Steigeisen!“

Beispiel 2
'Kabale und Liebe' in Hannover. Eingepfercht in einen Turm spielt sich das Drama ab. Vor den Gesichtern der Darsteller fummelt eine Kamera herum. Ein modischer Gag, der jetzt oft praktiziert wird.
Die Mitglieder der Adelsklasse haben herausragende Eckzähne, die Bürger laufen mit dem Holzpfahl und Knoblauch herum.
Na, wie hat wohl der Regisseur assoziiert?
Die Oberschicht, das sind Blutsauger:
“Ah! Genial! Her mit den Vampiren und den ausgeprägten, weit sichtbaren, Reißzähnen!“

Beispiel 3
'Der fliegende Holländer', Richard Wagners große romantische Oper über einen Kapitän, der sich voller Hochmut über die Gesetze der Natur hinwegsetzt, das Leben seiner Mannschaft nicht respektiert und zur Strafe ruhelos über die Meere fahren muss, bis die bedingungslose Liebe einer Frau ihn erlöst.
Aber was erblickt der ratlose Opernfreund in Hannover auf der Bühne?
Einen riesigen Aufbau, mit Treppen und Gängen.
Ja, was wird wohl der assoziierende Performer gedacht haben?
Der Holländer ist Händler.
“Ah! Genial! Her mit der Shopping mall!“

Beispiel 4
'Don Giovanni' in Braunschweig
Jeder Opernfreund weiß, dass der Komtur von Giovannis Degen tödlich getroffen wird und an der Verletzung stirbt.
In Braunschweig sitzt der Komtur am Kopfende eines langen zum essen eingedeckten Tisches.
Bei der Mordtat Giovannis fällt sein Kopf mit dem Gesicht in eine vor ihm stehende Suppenschüssel.
Der Performer dachte: "Was mischt sich der Alte in die Angelegenheit, die hat er sich doch selber eingebrockt, soll er in der Suppe verrecken."

Außerdem fand er wohl das ganze Stück 'Scheiße'.
“Ah! Genial! Wir stellen Kloschüsseln auf die Bühne!"

Sie, die Opernfreunde haben sicher etliche Inszenierungen in Erinnerung, bei denen Sie sich fragen:
“Was soll denn das?“

Wenn Sie an frühere Zeiten denken, als es noch Familien und eine Gesellschaft gab, wurde von Gästen manchmal ein Spiel namens 'Scharade' aufgeführt. Eine Szene oder eine Person in einer Situation wurde dargestellt, und die Anwesenden sollten dann mit viel Spaß den Inhalt erraten.

Sind die Aufführungen unserer kostbaren Opernwerke in der Hand geltungssüchtiger Regisseure zur Gaudi herabgesunken, damit das Publikum die Scharade erraten soll?

In der Zeitschrift 'Die Deutsche Bühne' vom März 2009 wird vom 'Holländer' –Skandal in Leipzig berichtet, bei dem es Filmeinspielungen von Schlachthofszenen und blutigen Hundekämpfen gezeigt wurden, von denen der Chefregisseur der Oper Leipzig – Herr Konwitschny – wohl nichts mitbekommen hatte.

Das junge Regie-Genie Michael von zur Mühlen bezeichnet seine Arbeit:
 

Zitat

Es gibt da so eine Tendenz, zwischen dem bewusst assoziativen, brüchigen Erzählen einerseits und dem klassischen, plotgebundenen und psychologischen Theater andererseits stecken zu bleiben. Für das eine war’s zu wenig, für das andere zu viel. Das liegt teilweise an konzeptionellen Problemen, aber auch an der Vermittlung im Probenprozess. Ich bin mit einigen Szenen nicht an den Punkt gekommen, wo ich sie haben wollte. Nicht weil ich es nicht hätte beschreiben können, sondern wegen grundsätzlichen inhaltlichen Widerständen gegen das, was ich erzählen wollte. Da möchte ich neue Wege ausprobieren.
Zitatende

Die Deutsche Bühne – Ausgabe 2008 – Seite 31


Durch die heftige Ablehnung seiner Inszenierung (siehe Nr. 23 der 'Mitteilung an meine Freunde' - Seiten 23 - 25) fühlt er sich als „Pubertierenden Krawallmacher“ dargestellt.

In der Zwischenzeit hat sich nichts geändert.
Es wird weiter politisiert, sexualisiert, brutalisiert und performativ assoziiert.

Am 19. April 2019 sendete 3sat einen Mitschnitt der Matthäus-Passion mit der Musik von Johann Sebastian Bach, die zur 'background music' zu den assoziativen Performances des Regisseurs Romeo Castellucci degradiert wurde.
Große Scharen von Statisten bauten Szenenbilder auf und ab, die, für sich genommen, interessante Ableitungen des Evangelientextes waren, und mit zeitgenössischer Musik kombiniert eine heutige Betrachtung der Leiden Christi vorgestellt hätten, so aber war es für jeden Musikfreund unerträglich.
Hinzu kam, dass man sich einen Bassisten sparte, so dass der wunderschön singende Bariton Philippe Sly als Christus sich die Fragen und Antworten des Textes selber geben musste.

JUDAS

Bin ich's, Rabbi?

 EVANGELIST
Er sprach zu ihm:

JESUS
Du sagest's.

Aber wer im Publikum bemerkte dieses Manko schon?

'Verlust alle Werte!'

Und ungerührt schlug Kent Nagano den Takt dazu.



 

Was aber wollen 'Die Vielen'?
Am 19. Mai 2019 fand in Berlin eine Demo statt.
Es wurden Reden gegen 'rechts' gehalten.
Auch der Begriff 'völkisch' – (siehe auch Heft 24 der 'Mitteilung ab Seite 66) wird immer wieder in die Luft geblasen. Ein altes Vehikel gegen Rechtsextremismus.

Aber geht es hier um politische Positionen oder um Kunst und echte Kreativität?
Die im Grundgesetz festgelegte 'Freiheit der Kunst' wird doch seit Jahrzehnten derartig exzessiv ausgelebt, dass sie sich selbst aufhebt.

Die freien 'Künstler', für die 'anything goes' die Maxime ist, brauchen doch keine Angst zu haben, da niemand den Mut hat, sie in die Schranken von Respekt vor den berechtigten Ansichten wertkonservativer Theaterfreunde und deren Steuergeldern zu weisen. 

Hinzu kommt, dass die heutige jüngere Gesellschaft nicht mehr die Bildung besitzt, um richtig und falsch zu unterscheiden.
Und schamlos wird das von bestimmten Theatermachern ausgenutzt.

Und wenn dann noch ein Redakteur vom Nordbayerischen Kurier fordert, Text und Szene voneinander zu trennen, wird klar, woher es kommt und wohin es gehen soll.

Wie meinte ein deutscher Politiker kürzlich?
Die Theater seien 'versifft'!

Dass ein internationales Ensemble den Betrieb eines Theater aufrecht erhält, ist völlig in Ordnung.

Das wird niemand in Frage stellen.

Also, was wollen also 'Die Vielen'?



Was andere schrieben
 

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“[...] „MINA”

Frankfurt : ... Wie willst du sein, cool oder wütend, frei oder beschränkt? Was man mit fünfzehn vermutlich noch nicht weiß: Die Fragen plagen uns bis zum letzten Atemzug...
Die Oper „Mina" ( ... ) ist in jeder Hinsicht anders: ein Hybrid aus Slam Poetry und Cembalo-Rezitativen, aus Anflügen barocker Arien und Pop-Hymnen, die locker zu YouTube-Hits werden könnten, aus brüchigen zeitgenössischen Klangflächen, die sich leichtfüßig hin zu Reggae, Funk und Rock öffnen...
Das zweistündige Werk, eine Produktion der Oper Frankfurt, haben knapp fünfzig Jugendliche selbst entwickelt, sie sind seine Musiker, Sänger, Texter, Tänzer...
 

Der Frankfurter Komponist Uwe Dierksen ( ... ) hat es gewagt, Musiktheater für junge Leute radikal anders zu denken...
Das Ziel: ein Stück zu schaffen, das die Qualität einer Opernproduktion hat und die Lebenswelt der Jungen repräsentiert...
Die bildstarke Regie von Ute Engelhardt nimmt mit Ernsthaftigkeit und Spielgeist die Fäden auf, die in dem heterogenen Material liegen...
 

Überhaupt sind selbst dann, wenn Text und Musik nah ans Musical rücken, so viele doppelte Böden eingezogen, dass die Kitschgefahr gebannt ist...
Übrig bleibt Gefühl, manchmal ganz großes, das am Ende auch das Publikum restlos hinriss.

EVA-MARIA MAGEL – FAZ - 04.02.2019

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Káťa Kabanová

Mainz: Auch Káťa Kabanová, wie sich am Staatstheater Mainz zeigt, ist die Bewohnerin eines Puppenheims. Schlimmer noch. Ihre entsetzliche Schwiegermutter betreibt eine Puppenmanufaktur, und die steifen, in Einheitsfolklore gekleideten Figürchen drängen sich als Rollenvorbild und auch Alptraum auf...
Leoš Janáčeks Oper ist ein spätes Mitbringsel von Intendant Markus Müller aus seiner vorigen Wirkungsstätte Oldenburg, wo der Abend von Lydia Steier 2012 Premiere hatte...

Steier gelingt es ohne aufdringliche Fingerzeige, ein tragisches persönliches Scheitern in einen scharf konturierten größeren Zusammenhang zu stellen...

Steier verlässt sich aber nicht auf die Umgebung, eine einleuchtende Personenführung zeigt sich, unterstützt hierin von Paul-Johannes Kirschners ungemein farbenreichem Dirigat. Mehr unsüßlicher Schmelz und mehr subtile Schärfe wie jetzt beim Philharmonischen Staatsorchester kommen selten zusammen...

JUDITH VON STERNBURG - FR. - 22.01.2019

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„DIE ZAUBERFLÖTE”

Berlin, Staatsoper: ’Die Zauberflöte (neu)’ steht gedruckt auf der Eintrittskarte zur Mozart-Neuinszenierung am Haus Unter den Linden, denn vorsorglich soll für Festanlässe die Inszenierung von August Everding. (alt) aus dem Jahre 1994 weiter im Spielplan bleiben. Eine derartige Regelung ist sicherlich ein Unikum, auch wenn viele Theater in ihrem regulären Abendspielplan „Die Zauberflöte" und daneben an Vor- oder Nachmittagen noch eine Kurzfassung für Kinder spielen...
Auch die Berliner Neuinszenierung könnte man für eine solche Kinderversion halten, denn Regisseur Yuval Sharon erzählt die Geschichte aus einem kindlichen Blickwinkel...
Bühnenbildnerin Mimi Lien und Modedesigner Walter Van Beirendonck haben eine Bühne auf der Bühne errichtet, ein großes Marionettentheater als eine technisch belebte Novellierung der alten Wiener Maschinenkomödie mit an Fäden geführten hölzernen Bengeles: Tamino und Pamina...

Während die an jeweils drei gelben Strippen - inklusive Flugwerk-Aufhängung - geführten Darsteller/-innen mit übergroßen roten Stiefeln, wie Playmobil-Figuren wirken, bietet Lego die Vorlage für die Requisiten, mit Würfeln für den Kopf des Drachen oder den Vogelkäfig des Vogelfängers, ergänzt um flache, herausgeschobene Bildtafeln, etwa als Speisen für Papagenos vermeintliche Henkersmahlzeit...

Sieht man einmal von dem zumeist aus dem Off singenden Staatsopernchor (einstudiert von Anna Milukova) ab, so wurde in dieser Produktion zu wenig staatsoperngerecht musiziert und gesungen...

Zwischenzeitlich aufbrandende Buhrufe steigerten sich beim Schlussapplaus. Mit ihrer Dominanz im Widerspruch der Meinungen schienen sie der Entscheidung Recht zu geben, dass es an diesem Opernhaus weiterhin auch eine „Zauberflöte (alt)" geben soll.

PETER P. PACHL – NMZ-online – 19.02.2019

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„SCHADE, DASS SIE EINE HURE WAR”

Düsseldorf: ... Ein Schauerstück im Gewand der großen Oper: Anno Schreier hat sich zusammen mit seiner Librettistin Kerstin Maria Pöhler erstmals das wohl böseste aller elisabethanisch-jakobäischen Dramen vorgenommen, John Fords 1633 uraufgeführtes Schreckens- und Rachestück „Schade, dass sie eine Hure war"...

Um die Haupthandlung dieser blutig endenden Inzesttragödie gruppieren sich bizarre Szenen einer korrupten Stadtgesellschaft der Renaissance, die das Team um den Regisseur David Hermann (Jo Schramm, Michaela Barth, Tobias Löffler) bis in die Gegenwart verlängert...

Große Oper zersplittert sich dabei in eine Fülle von visuellen und vor allem musikalischen Allusionen und Zitaten, so als wolle die Oper noch einmal über all ihre Möglichkeiten nachdenken. Zugleich öffnet sie sich für Sprachen und Sprachhöhen jenseits ihres Kanons - ein Stück Opern-Pop, mit dem Schreier kongenial auf John Ford antwortet...

Von Eklektizismus wird gern abwertend gesprochen... Aber bei Schreier gibt es kaum eine zitathafte oder bloß alludierende Wendung, die nicht sogleich auf ihre Tragfähigkeit überprüft würde... Kein Zweifel: Die Pferde gehen mit dem Komponisten auf der Jagd nach Zitaten und Anspielungen oft durch, und der redensartliche Einwand „Weniger wäre mehr gewesen" ist dann doch gelegentlich berechtigt...

Eine kongeniale Inszenierung an der Deutschen Oper am Rhein, in der ein Fliegenpilz als Symbol von Schönheit und Vergiftung eine tragende Rolle spielt; hellwach die Düsseldorfer Symphoniker unter Lukas Beikircher; ein Triumph der Ensemble-Leistung: elf der zwölf fabelhaft beweglichen Sängerinnen und Sänger, alle auf sehr hohem stimmlichen Niveau und passgenau nach den Stimmfächern besetzt, gehören zum Haus: Das ist das Fazit der vom Publikum freudig aufgenommen Premiere...

KLAUS HEINRICH KOHRS – FAZ - 21.02.2019

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„ELIZABETTA”

Regensburg: Man staunt nicht schlecht, als sich im Theater Regensburg plötzlich die Türen öffnen und der Opernchor im Publikum Aufstellung bezieht, um mit Mert Öztaner als Leadsänger einen saalfüllenden Rap abzufeuern.... Bei dieser Regensburger Opern-Uraufführung der „Elizabetta" von Gabriel Prokofjev, eines Enkels von Sergei Prokofjew, zeigt sich, dass der Komponist, sowohl im ernsten Fach als auch in der DJ-Szene zu Hause, die verschiedenen Stile beherrscht. „Elizabetta" ist ein Auftragswerk des Theaters Regensburg und Prokofjevs erste Oper...

Es ist effektiv, wie Prokofjev den Plot in einer Art durchkomponiertem Dauerrezitativ voranpeitscht... Noch erstaunlicher aber ist, wie Regisseur Marcus Lobbes für eine Geschichte, die in Filmschnitttechnik zwischen den Szenen und Bildern wechselt, die unvermittelt zwischen Zeiten und Orten springt und in die Werbespots für Kosmetikprodukte hineinplatzen, ein stringent funktionierendes Bühnenkonzept entwickelt. Der Kniff ist, dass er neben einer agilen Personenregie auf Videoprojektionen setzt... Obendrein sind die Projektionen die ideale Methode, um die Splatter-Ästhetik entweder in düsterem, scherenschnittartigem Schwarz-Weiß zu malen oder das Blut in roter Pracht süffig fließen zu lassen. Großartig.

ANDREAS PERNPEINTNER – SZ . 27.01.2019

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„LA SONNAMBULA”

Berlin, Deutsche Oper: ... Wenn die Deutsche Oper ( ... ) für Bellinis „La Sonnambula" eine Stuttgarter Produktion einkauft,
( ... ) wirkt das wie ein Testballon, ob dergleichen ein Publikum findet. Die Produktion von ( ... ) Jossi Wieler und seinem Dramaturgen Sergio Morabito wurde 2012 mit Grund zur „Aufführung des Jahres“ gewählt: Sie beweist eindrucksvoll die Bühnentauglichkeit dieses Stücks...
Wieler und Morabito zeigen ( ... ) die Personen in permanenter Aktion, es gibt kein Rampensingen, es gibt kaum eine Arie, die eine Person für sich singt, alles ist Handlung und Dialog. Diese „Sonnambula" ist nicht einfach gelungen, sie ist eine Modellproduktion für dieses Repertoire...

Wieler und Morabito nehmen das Stück einerseits ungeheuer ernst, aber retten es vor sich selbst durch liebevollen Humor...
Wunderbar stimmig ist das besetzt... Selbst der Chor, differenziert einstudiert von Jeremy Bines, wird in einer Weise individualisiert, die ihn zu einem Hauptakteur macht: Er verschmilzt in einzigartiger Weise mit dem großartigen Bühnenbild von Anna Viebrock, einer Wirtsstube mit Treppenhaus, deren Bierbänke zu weiteren Musikinstrumenten werden, wenn es etwa im Gespensterchor gilt, das Unheimliche durch Lärm zu charakterisieren...

PETER UEHLING - BERLINER ZEITUNG - 28.01.2019

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„DREI MÄNNER IM SCHNEE”
München, Gärtnerplatztheater: Erich Kästners Texte sind „Musik-affin"... Vor über zwei Jahren gab Intendant Josef Köpplinger dem mehr als Genre-erfahrenen Thomas Pigor den Auftrag zu einer Revue-Operette im Stil der 1920-1930er Jahre. Das Endergebnis wurde nun einhellig bejubelt... Kästners 1934 in Zürich als Beispiel für die umstrittene „Innere Emigration“ erschienener Roman funkelt vor Witz und kleinen Seitenhieben... Als Librettist hat Thomas Pigor viel davon beibehalten, auch Bissiges...

Pigors oft pointierte, kleine Dialoge verbinden insgesamt 26 Musiknummern...
All das servierte Dirigent Andreas Kowalewitz mit dem um eine Jazz-Band erweiterten Gärtnerplatzorchester so vibrierend und animierend, dass wiederholt mitgeklatscht wurde...

Regisseur-Intendant Josef Köpplinger beherrscht das temporeiche Spiel und forderte seine Solisten bis zur köstlichen Hausdame von Dagmar Hellberg entsprechend... Kästners „Ausflucht-Roman“ als pulsierend witzige Revue-Operette im Stil jener kulturell überbordenden Weimarer Jahre: Das Staatstheater am Gärtnerplatz hat ein Werk etabliert, das das Zeug zum Repertoire-Klassiker hat.

WOLF-DIETER PETER - NMZ ONLINE - 02.02.2019

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„FAUST”

Koblenz: ... Am Theater Koblenz lässt Intendant Markus Dietze nach seiner eigenen effektvollen Inszenierung von Heinrich Marschners „Vampyr" vor anderthalb Jahren nun erneut etwas Romantisches probieren...
Auch Spohrs »Faust" ( ... ) findet auf der kleinen Bühne mit den nahen Zuschauern ( ... ) die perfekte Umgebung. Zumal Regisseur Michiel Dijkema das kleinteilig Verspielte hervorhebt. Er vermeidet dadurch einerseits jede Verwechslungsgefahr mit dem großen Faust-Drama und lässt sich ohne Wenn und Aber auf die Nummernabfolge ein. Andererseits riskiert er Ermüdungserscheinungen und macht Spohrs Werk vielleicht auch etwas kleiner, als es ist...

Am Schluss wird Faust von den Teufeln geholt, die immer wieder einmal das kleine Bühnenhalbrund umzingeln und Chorpassagen aller Art übernehmen.

Dijkemas schlichte Bühne und Alexandra Pitz' filzstiftfarbene Kostüme stellen die Zeichen auf sanfte Ironie und zivilisierte Anspannung...
Einwandfrei und mit Sinn für die Delikatessen der Partitur das Staatsorchester Rheinische Philharmonie unter der Leitung von Daniel Spogis... Spohr fordert die Sänger, denen insgesamt ein kultivierter Umgang mit den Herausforderungen gelang.

JUDITH VON STERNBURG - FRANKF. RUNDSCHAU 30.01.2019

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„MEDEA”

Saarbrücken: Mensch, was für Zumutung in unserem antikenfernen Jahrtausend 4.0, uns satte drei Stunden Medea mal so als Abend-Opernabo-Unterhaltung vorzusetzen....
Doch neu ist pures Glück, dass uns das Saarländische Staatstheater mal so fordert. das weithin bannend. Selbst wenn es bei „Médée" auf der Bühne nicht in einem fort pulsiert, wie man es sich Tänzer-, Choreograf- und Regie-Tausendsassa Demis Volpi irgendwie erhofft hätte...
So eine Art Hybrid Luigi Cherubinis „Médée“, Iannis Xenakis Suite „Medea Senecae“ für Chor und Instrumente und Heiner Müllers Medea-Material...

Start mit Cherubini, dem Hauptwerk. Und da landet das Inszenierungsteam einen Coup. Nicht eine Medea, nein Sängerinnen, eine Schauspielerin (Chrstiane Motter), eine Tänzerin (Isabella Taufkirch) und ein Tänzer (Stefane Meseguer Alves) sind hier Medea. Und sind alle fünf zeitgleich auf der Bühne…

Carola Volles hat Kreons Hofstaat, grandiosen Chor, in gemütsschlichtes Pastell gesteckt, und Jasons neue Braut Dircé (überzeugend: Olga Jelinková) kauert in rosa Ballonseide unterm Tisch…
Generalmusikdirektor Sébastien Rouland ringt in der Ouvertüre noch etwas, das Staatsorchester in Fahrt zu bringen, Holpriges zu ordnen. Doch der sensible Begleiter, der Sängerdirigent gewinnt die Oberhand, gestaltet, fordert und fördert Klangsinnlichkeit. Man hört tatsächlich wie bei Cherubini die Romantik an Tore pocht. Und wie das Inferno zum Finale der Oper rauscht. Höllisch gut...

Intensiver, vielschichtiger kann man Medea auf der Bühne kaum erleben. Und Demis Volpi gibt uns viele, viele Fragen zu ihr auf. Herausforderndes Theater. So soll es sein.

OLIVER SCHWAMBACH - SAARBR. ZEITUNG - 20.01.2019

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Staatsoper Unter den Linden
"Die Zauberflöte"

Die "Zauberflöte" - neu inszeniert. 
Die Aufführung drohte jedoch im Buh-Sturm zeitweise zu kentern und unterzugehen.
Dass die alte, behaltene Everding-Inszenierung demnächst als "Zauberflöte (alt)" im Programm ausgewiesen werden muss – weil parallel auch eine "Zauberflöte (neu)" existiert –, glaube ich nicht. Die Doppelung, vermutlich einzig dastehend in der Theatergeschichte, kreiert das Problem: Je besser beide Produktionen, desto schlimmer deklassieren sie einander. Premierenfolge: Ein tumultuarisches Pro und Contra, so dass etliche Takte nicht einmal zu hören waren. Die Aufführung drohte im Buh-Sturm zeitweise zu kentern und unterzugehen. Sagt das schon etwas über die Qualität? Nein, nur über die chemischen Kräfte, die hier freigesetzt werden.

Das Hauptmoment wird verfehlt

Regisseur Yuval Sharon betrachtet die "Zauberflöte", wie er im Booklet schreibt, "durch die Augen eines Kindes". Ich fand das eher vielversprechend, da man hoffte, dass der gordische Knoten des Werkes zerschlagen würde: Dass nämlich die "Zauberflöte" ganz simpel als Entführungsmelodram anfängt, um dann ganz schlimm in ein kompliziertes, freimaurerisches Initiationsritual überzugehen. Leider wird die Erwartung grausam enttäuscht.

Sharon denkt nur in Schlüsselreizen. Tamino und Pamina sind Marionetten, die an Drähten hängen (die Auftritte erfolgen meistens von oben!). Sie tragen quietschrote Plastikstulpen, in denen sie sich bewegen, als seien sie nach zu viel Punsch auf dem Mond gelandet. Die drei (Tölzer) Knaben sind in kopfumrundenden Pelzmützen kaum erkennbar. Also: eine Mixtur aus "South Park", Playmobil und der Augsburger Puppenkiste. Zieht sich endlos, weil fast ohne Entwicklung gedacht. Das Hauptmoment der "Zauberflöte", eben: Entwicklung, wird verfehlt.

Tonlos, angeheisert und wienernd

Als auffälligste Besetzung galt im Vorfeld der Schauspieler Florian Teichtmeister als Papageno. Natürlich irritiert, dass er – tonlos, angeheisert und wienernd – das opernhafte der Rolle schuldig bleibt. Je länger, je mehr zahlt sich das aber aus. Wir wissen, dass diese Rolle bei der Uraufführung 1791 von Schikaneder selbst, einem Schauspieler, übernommen wurde.

Ich war erstaunt, wie gut sich die Schauspielerstimme mit den Sängern mischt (in den Duetten).
Plötzlich merkt man, worin das Wiener Vorstadttheater hier besteht. Dass Teichtmeister am Ende Buhs einstreicht, ist eine Unverschämtheit des betreffenden Publikums. Höchstens die Verantwortlichen könnte man dafür zur Rechenschaft ziehen. Muss es aber nicht einmal.

Tamino mit viel Inbrunst und Hingabe

Anna Prohaska, bei ihrer vierten Premiere in Folge (!!), fiel kehlkopfbedingt aus. Ob derlei Besetzungspolitik noch Überlastung ist oder schon versuchte Menschenfresserei, wollen wir dahingestellt sein lassen.
Serena Molinero singt Pamina stattdessen mit einer Papagena-Stimme – sehr leicht, spitzig, jugendlich.
Tuuli Takala als Königin der Nacht klingt interessant damenhaft, schleppt nur ein bisschen und singt gelegentlich eine Spur zu tief.
Kwangchul Youn, alter Staatsopern-Liebling, hat als Sarastro die Tiefe erstaunlicherweise nicht ganz.

Grund, sich das musikalisch anzutun, ist vor allem Julian Prégardien. Weil er sein Rollen- und Staatsopern-Debüt als Tamino mit so viel Inbrunst und Hingabe kräht, dass es zu Herzen geht. (Außerdem mit der Textverständlichkeit eines Liedersängers.) Große Klasse.

Detailpusselig und zart dirigiert

Alondra de la Parra, gleichfalls eingesprungen, dirigiert detailpusselig und zart, aber etwas fleischlos und unangekränkelt von Originalklang-Bräuchen; leider auch munter an den Sängern vorbei, da sie nicht von der Oper kommt. Eine dennoch gute, richtige Einladung, wie ich meine. –

Die Inszenierung, kurzum, ist ein Schuss in den Ofen.

Sie anzusehen gibt es nur einen Grund: Die wird nicht alt.

Kai Luehrs-Kaiser, kulturradio

Aufführung vom 17. Februar 2019

Zitatende


 


 

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Josef Metternich

... am 02. Juni 1915 geboren
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Foto Walhall

   

Michael Bohnen, der Ochs in der legendären Stummfilmadaption des ’Rosenkavalier’ aus dem Jahr 1926 und Mitglied der Lindenoper in Berlin nahm sich - bis 1947 Intendant der Deutschen Oper Berlin - des rheinischen Landsmanns an, förderte ihn, der ganz klein am Theater in Bonn angefangen hatte und dann in Berlin sehr bald zu seinem Fach und seinen Rollen in diesem fand.
Rigoletto, Luna, Posa, Tonio, Scarpia, Jago – und mit denen ging er an 1953 an die Met.
Eine Unglaublichkeit, dass so bald nach dem Krieg ein deutscher Sänger – Richard Tucker hatte gewisse Ressentiments gegen ihn - im italienischen Fach am ersten Haus der Welt, derartig reüssieren konnte, dass er sich vier Jahre hintereinander dort zeigen durfte.
Auf Schallplatte von dort festgehalten z.B.:
Maskenball mit Milanov, Madeira, Peters, Tucker, Warren.

Die Stimme, von der Kesting meint, sie sei ein kompakter, körniger und kraftvoller Bariton mit tenoraler Höhe gewesen, die er mit einer Mischung aus Energie und Narzissmus ausstellte, war dann für die Nachkriegsschallplatte in Deutschland besonders geeignet.
Er hatte hier das Glück, neben Rudolf Schock, dem damals so populären Tenor bei Electrola, unter Vertrag genommen zu werden.

Da kamen dann Aufnahmen auf den Markt, die mit ihm als Pizarro, Holländer, Jochanaan, Macbeth – neben der Mödl als Lady -, Besenbinder, Heerrufer und auch Telramund sensationell einschlugen.

Nach seiner Sängerkarriere war Josef Metternich lange Zeit als Gesangspädagoge tätig. Als Schüler in den ersten 90er Jahren auch Jonas Kaufmann, der vom energischen, emphatischen Sänger Metternich nicht so sehr profitieren konnte. Heiser verließ er die Gesangsstunde. Kaufmann kam erst – nach dem Caramello in ’Nacht in Venedig’ am Theater Regensburg – während seines ersten festen Engagements in Saarbrücken mit dem in Trier wohnenden Bariton Michael Rhodes – Boris Godunow und Mandryka in Krefeld -, zu seiner Technik, die ihn bis heute über alle Bühnen der Welt trägt.

Josef Metternichs Schüler waren u.a. Mechthild Gessendorf - die Gattin des vormaligen Regensburger Theaterdirektors – wie auch Michael Volle, Mathias Hölle und Eike Wilm Schulte, bei dem man noch heute die Metternich’sche Technik besonders aufschlussreich nachhören kann.

Viele Schallplattenaufnahmen von Josef Metternich sind erhältlich unter https://www.jpc.de/s/josef+metternich


 

 




Annelise Rothenberger

                                              
... am 19. Juni 1924 geboren /

Foto Emi

   

Das große Publikum hat sie als Gastgeberin in den Sendungen "Traumland Operette", "Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre", "Anneliese Rothenberger stellt vor" sowie in "Melodien für Millionen" und im "ZDF-Sonntagskonzert" in Erinnerung. Sie nutzte ihre Popularität und ihr Können, um der klassischen Musik auch im Fernsehen zu großen Publikumserfolgen zu verhelfen.

Charmant plaudernd führte sie durch die Sendung, sie klapperte auch nicht vor Aufregung, wenn es sich um eine Live-Sendung handelte wie beim großen Live-Konzert in der Berliner Philharmonie aus Anlass des 90. Geburtstages von Robert Stolz; das Konzert wurde über 200 Sender live übertragen.

 

Zitat
"[…] Sie gilt als erfolgreichste deutsche Opernsängerin nach dem zweiten Weltkrieg. Bereits Anfang der 60er Jahre hatte Anneliese Rothenberger alles erreicht: Ob Salzburger Festspiele, Metropolitan Opera in New York oder Mailänder Scala – Publikum und Kritiker lagen der Sopranistin zu Füßen. Vor allem ihre Mozart- und Richard-Strauss-Interpretationen setzen bis heute gültige Maßstäbe.

Zur Überraschung aller begann die weltweit gefeierte Primadonna 1971 eine zweite Karriere. Als Gastgeberin der Fernsehshow "Anneliese Rothenberger gibt sich die Ehre" erreichte sie Rekordeinschaltquoten und wurde zur populärsten Fernsehfrau der 70er und frühen 80er Jahre. Doch nach einer Krebserkrankung zog sie sich 1989 vollständig aus der Öffentlichkeit zurück. Bei "Beckmann" gibt Anneliese Rothenberger ein ausführliches Interview und spricht über ihre Ausnahmekarriere und über ihr bewegtes Leben.

Die Sopranistin bedauert ihren Rückzug nicht. "Wenn man einmal gesagt hat, ich höre auf, dann ist das gültig. Dann soll man nicht immer wieder erscheinen. Die Leute sollen mich in Erinnerung behalten, wie sie mich gesehen haben in den früheren Sachen." Im Gegensatz zu anderen Kolleginnen sei sie finanziell abgesichert. "Es gab in meinem Beruf viele Männer, die eine Sängerin geheiratet haben und dann mit der Penunze abgehauen sind. Ich kann so weiterleben wie bisher."

Anneliese Rothenberger lebt nach dem Tode ihres Mannes alleine in ihrem Haus in der Schweiz. "Ich habe ein großes Grundstück von 5000 Quadratmetern. Das Einzige, was mich da stört, sind die Rechnungen vom Gärtner: 24.000 Franken im Jahr – dafür kann ich ja ’ne Weltreise machen. Aber ich kann den Garten auch nicht vergammeln lassen." Einsam fühle sie sich nicht. "Ich habe sehr liebe Freunde, das ist wichtig. Viermal in der Woche gehe ich schön essen, und die anderen Abende koche ich mir selber. Mein Leben hat sich gut eingerenkt."

Die 80-Jährige ist äußerst agil, hält sich fit mit Schwimmen und ist sehr humorvoll: "Yoga habe ich früher gemacht, aber dann habe ich aufgehört. Das soll man morgens um sieben Uhr machen – und da schlafe ich lieber." Immer noch fahre sie gerne und schnell Auto: "Ich fahre zügig und finde Schleicher viel schädlicher als die, die drauflos fahren. Über die kann ich mich schon aufregen: An der Ampel machen sie erst langsam den Gang rein, fahren dann ganz langsam los und unterhalten sich – und bei mir ist schon wieder gelb, wenn ich dran komme. Und dann schimpfe ich in meinem Auto!"

Aktuelle Operninszenierungen verfolgt Rothenberger nur noch am Fernsehbildschirm. "Ich gehe in keine Premieren mehr, das tue ich mir nicht mehr an. Das ist ja alles Schund, was man da heute sieht." Zwar sei sie sehr für Modernisierungen – "aber nicht so, dass es dem Komponisten und dem Librettisten weh tut!" Als Glücksfall für die Klassik sieht sie die russische Sopranistin Anna Netrebko. "Sie ist außerhalb jeder Kritik, die Frau ist fantastisch."

Zitatende

Auszug aus einer ’Beckmann’-Sendung vom 20. November 2006



https://www.youtube.com/watch?v=55EHe1cJMuw

 

 

Im Krieg musste sie nach einer kurzen Anfängerzeit am Theater Koblenz als Jugendliche am Fließband Weißblechdosen herstellen, kam wegen einer Bluterkrankung nach Oberfranken zur Erholung. Da sang sie auch wieder in kleinen Konzerten in der Nähe von Coburg.

1946 bereits holte sie Günther Rennert an die Hamburgische Staatsoper, wo sie 1947 den Oscar im ’Maskenball’ sang. Rennert inszenierte auch die ‚'Lulu' mit ihr in der Titelrolle im Jahr 1967. Da war Sie schon international tätig.

1952/53 auf einer Tournee durch Nord- und Südamerika.
1954 Debut bei den Salzburger Festspielen in Rolf Liebermanns 'Penelope' unter dem Dirigenten George Szell und dem Regisseur Oscar Fritz Schuh (Ausstattung: Caspar Neher). 1957 folgte Liebermanns 'Die Schule der Frauen' (Szell, Schuh, Neher.)
1958 die Zdenka in 'Arabella' unter dem Dirigat von Joseph Keilberth und der Regie von Rudolf Hartmann.
1960 war sie zur Eröffnung des neuen Großen Festspielhauses die Sophie in einer auch verfilmten Aufführung von 'Der Rosenkavalier' unter Herbert von Karajan (Regie: Hartmann; Bühnenbild: Teo Otto).
1960 folgte ihr Debüt an der Metropolitan Opera in New York als Zdenka in 'Arabella'.
1961 gab sie ihr Debüt an der Mailänder Scala (als Sophie in Richard Strauss' Der Rosenkavalier).

Ihre Verkörperung der Zdenka in der Salzburger Festspiel-Aufführung von 'Arabella' 1958, der Münchner Aufführung 1959 und der Aufführung an der Metropolitan Oper in New York 1960 bleibt für viele Kenner ausschlaggebend für diese Rolle. Diese Oper wurde dann auch jedes Jahr von 1959 bis 1973 bei den Münchner Festwochen in gleicher Besetzung gegeben (Lisa della Casa als Arabella, Anneliese Rothenberger als Zdenka, und Dietrich Fischer-Dieskau als Mandryka.

Ihre Suche nach "anneliese rothenberger" ergab 120 Treffer

Aufnahmen mit Anneliese Rothenberger unter
https://www.jpc.de/s/anneliese+rothenberger


 

 




Wolfgang Windgassen

                                               

…. am 26. Juni 1914 geboren /
                                                        Foto Heliodor

  

Er stammte aus einer Sängerfamilie, sein Vater Fritz war Tenor an den Opernhäusern von Kassel und Stuttgart in den großen Wagnerpartien. Die Mutter Vali von der Osten, die Schwerster der Eva von der Osten, war Koloratursopranistin in Kassel.

Sohn Wolfgang aus dieser Ehe war erst Bühnentechniker an der Oper in Stuttgart, studierte dann Gesang bei seinem Vater an der Musikhochschule von Stuttgart und trat 1939 sein erstes Engagement in Pforzheim an.

Der Kriegdienst verhinderte zunächst die weitere Entwicklung, doch schon unmittelbar nach dem Ende des Schreckens wurde er an die Stuttgarter Oper engagiert.
Dort sang er zunächst Tamino, Max, Florestan, Hoffmann – bis sehr bald die Wangerpartien folgten. Seemann, Hirt, Steuermann, Erik sowie viele Rollen aus dem italienischen Fach
'La Traviata', 'Ein Maskenball', 'Rigoletto', 'Die Macht des Schicksals', 'Aida', 'La Bohème', 'Tosca', 'Madama Butterfly', 'Bajazzo', 'Cavalleria rusticana').

1950 bei der Wiederaufnahme der Bayreuther Sommerspiele den Parsifal, dann Siegmund, die Siegfriede, Tannhäuser, Walter, Lohengrin und Tristan.

Gefeiert in aller Welt sang er unbeschwert die schweren Partien, machte sich aber selber auch ein Vergnügen mit dem Froh und dem Loge im
'Rheingold'.

Als Regisseur trat er nach seiner Sängerkarriere hervor und war von 1972 bis 1974 künstlerischer Direktor der Stuttgarter Staatsoper, von 1963 bis 1972 Präsident der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger.

Wolfgang Windgassen war verheiratet mit Lore Wissmann, die auch an der Stuttgarter Oper engagiert war.

Aufnahmen unter
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/art/Wolfgang-Windgassen-Der-Held-von-Bayreuth/hnum/1377123


 

 




Matti Salminen
 
... am 07. Juli 1941 geboren
 
/ Foto Polarvox

    

Zitat

Nach seinem Studium an der Akademie Jean Sibelius in Helsinki gab er im Alter von nur 25 Jahren sein Debüt als Philipp II. in Verdis DON CARLOS an der Finnischen Nationaloper. In Finnland sang er 1991 auch seinen ersten Gurnemanz/PARSIFAL, den er in der Folge an vielen führenden internationalen Opernhäusern interpretiert hat.

Als begnadeter Wagner-Sänger profilierte er sich in Partien wie Hagen, Hunding, Fasolt, Fafner/RING DES NIBELUNGEN, König Marke/TRISTAN UND ISOLDE, Veit Pogner/MEISTERSINGER VON NÜRNBERG, Daland/DER FLIEGENDE HOLLÄNDER oder Landgraf Hermann/TANNHÄUSER. Aber er verlieh auch anderen Partien seinen unverwechselbaren dunklen Glanz, so etwa Osmin/ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL, Timur/TURANDOT, Rocco /FIDELIO, Fürst Ivan Chowanskij/CHOWANSCHTSCHINA und Kaspar/FREISCHÜTZ.
Auch die Titelpartie im LEAR des finnischen Komponisten Aulis Sallinen, die 2000 in Helsinki uraufgeführt wurde, interpretierte er mit der ihm eigenen Individualität und Tiefe.

Matti Salminen gastierte immer wieder bei den Festspielen in Bayreuth, Salzburg und Savonlinna sowie an zahlreichen großen Opernhäusern wie der Wiener Staatsoper, der Bayerischen Staatsoper, der Hamburgischen Staatsoper oder dem Zürcher Opernhaus, seinem »Stammhaus«, an dem er seit 1984 engagiert ist. Auch in Mailand, London, Paris, Valencia und an der Metropolitan Opera New York ist der Finne mit der beeindruckenden Statur aufgetreten.

An der Deutschen Oper Berlin ist Matti Salminen seit seinem Debüt 1977 als Pogner ein vertrauter und außerordentlich geschätzter Gast. Er sang hier zahlreiche wichtige Partien, darunter in Götz Friedrichs »Jahrhundert-RING« Fasolt, Hunding und Hagen, Ramphis (AIDA), die Titelrolle in BORIS GODUNOW, Sarastro, Gurnemanz und König Philipp, eine Interpretation, in der Salminens enorme Gestaltungskraft in ganz besonders bewegender Weise erlebbar wurde.

Seine Auftritte im Haus an der Bismarckstraße sind immer wieder künstlerische Höhepunkte, denn die eindringliche Darstellungskunst und die außergewöhnlich »schwarze« Stimmfärbung des finnischen Bassisten machen jede seiner Rollengestaltungen zum Erlebnis.
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Zitatende

Deutsche Oper Berlin



 

 




 







Ljuba Welitsch

                                                   
... am 10. Juli 1913 geboren /

Foto World Records

   

„Louka mach mir das Korsett auf!“ ....
 ... so die Welitsch 1958 als Mutter Pettkoff in Franz Peter Wirths Verfilmung des Theaterstücks ’Helden’ (englischer Originaltitel: Arms and the Man) von George Bernard Shaw. Partner OW Fischer und Liselotte Pulver und als Louka die am 26. April 2019 verstorbene Ellen Schwiers.

1962 sah man sie als Gräfin Palpiti in Nestroys ‚’Lumpazivagabundus’ bei den Salzburger Festspielen neben Willy Trenk-Trebitsch als Lumpazivagabundus, Attila Hörbiger als Knieriem, Bruno Dallansky als Zwirn und Walter Reyer als Leim.

1953 hatte sie begonnen, sich dem Film zu widmen. Bis 1975 wirkte sie in 25 Produktionen mit und erhielt damit eine zusätzlich Popularität, die auf dem Bekanntheitsgrad gründete, den sie sich auf den Opernbühnen der Welt ersungen hatte.

1936 debütierte sie am Opernhaus in Graz, blieb dort bis 1940, um dann in Hamburg, Berlin und Dresden aufzutreten.

1942 an der Wiener Volksoper die erste Salome, die sie dann 1944 in einer Galavorstellung zum 80. Geburtstag von Richard Strauss an der Staatsoper sang.

Von 1943 bis 1945 war sie Mitglied der Münchener Staatsoper, dann gleich nach dem Krieg Mitglied der Wiener Staatsoper.

Es folgten von dort aus Auftritte in der ganzen Welt mit Donna Anna, Suzetta, Aida, Tosca und der Paraderolle: Salome

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9090160.html


Aufnahmen bei: https://www.jpc.de/s/ljuba+welitsch
 


 

   




Giuseppe di Stefano

                                                     
 ... am 24. Juli 1921 geboren
/
Foto Emi

 

Schon 1948 sang er an der Scala den Des Grieux in Massenets ’Manon’, mit dem er auch 1946 seine Kariere am Theater in Reggio nell’Emilia begann.

Sofort folgte die Met und dann alle großen Opernhäuser der Welt.
Die Häuser waren nicht immer glücklich mit ihm, da sie unter seinen Eskapaden litten. Er kam nicht zu Proben, sang in Italien Vorstellungen und sagte für die gleiche Zeit an der Met ab.
Die Partien wurden für ihn immer schwerer. Neben Rodolfo, Duca, Manrico, Alvaro, Chénier – er überforderte sich konsequent, und der Leichtsinn trieb ihn bis zum Otello.
Gemessen wurde er an dieser Rolle mit dem sechs Jahre älteren Mario del Monaco, der gerade als ’Mohr von Venedig’ – in Wirklichkeit ist es ja ein Mauro und kein Mohr und die gebräuchliche Übersetzung „Moor“ = Mohr als veraltete Bezeichnung für einen schwarzen Afrikaner ist irreführend; richtiger wäre die Bezeichnung „Maure“ für einen Bewohner des muslimischen Nordafrika. - die größten Erfolge hatte.

Di Stefano sang besonders gern mit Maria Callas. Sie beide liebten – nach seiner Aussage den Gesang – er sei ein Spiel, keine Arbeit.
Sie gingen noch einmal auf eine größere Tournee, um an alte Erfolge anzuknüpfen.



Größere stimmliche Probleme, die auf mangelnde Technik und falsche Einschätzung der eigenen Möglichkeiten zurückzuführen sind, begannen schon 1963 bei einem Gastspiel in London sich abzuzeichnen. Di Stefano musste beim Rodolfo aufgeben, Pavarotti sprang ein und gewann.

"Di Stefanos Stimme wurde durch ihren Besitzer zerstört, der sie über ihre natürlichen Grenzen trieb und der starrköpfig eine vokale Methode benutzte,
die seine Stimme in Stücke gerissen hat"
.

meinte der berühmte Medizinprofessor und Opernexperte Dr. Neil Kurtzman.

1966 hatte er in Berlin noch einmal einen großen Erfolg als Prinz Sou-Chong in Lehars ’Land des Lächelns’.

In vielen Aufnahmen ist er immer noch als einer der größten Tenöre seiner Zeit präsent.
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https://www.jpc.de/s/giuseppe+di+stefano


 

 



Bernd Weikl

                                                  
... am 29. Juli 1942
geboren
/
Foto Acanta

   

Zitat

Der Wiener Kammersänger, seit 1998 Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper, hat mit einem breiten Repertoire von Mozart und Verdi über die Operette bis hin zur Moderne Weltkarriere gemacht und als Hans Sachs in Wagners "Meistersinger" Geschichte geschrieben.

Der 1942 in Wien geborene spätere Künstler studierte zunächst Volkswirtschaft, dann Gesang in Mainz und an der Musikhochschule Hannover, wo er 1968 am dortigen Opernhaus debütierte. In Wien gab er seinen Einstand 1971 an der Volksoper. Er sang in der Bundeshauptstadt anschließend auch an der Staatsoper, wo er 1972 als Barbier von Sevilla debütierte. Es folgten Auftritte in Hamburg, am Royal Opera House London, der Staatsoper München und der Metropolitan Opera in New York. Und nicht zuletzt begann ab 1972 die Liaison mit den Bayreuther Festspielen, wo Weikl in über 250 Vorstellungen zu sehen war.

Das Repertoire des Sängers umfasst rund 120 Partien in fünf Sprachen. Weikl ist Österreichischer, Bayerischer und Hamburger Kammersänger und promovierte 1993 in Vilnius über "Die Übertragbarkeit des Marketing-Modells auf die Unternehmenspolitik freischaffender Künstler" in Wirtschaftswissenschaft. 1988 wurde ihm der Titel "Professor" verliehen, 1998 das Ehrendoktorat in Musikwissenschaft. Im gleichen Jahr erhielt Weikl im Anschluss an seine 399. Vorstellung im Haus am Ring die Ehrenmitgliedschaft der Wiener Staatsoper. Im Ort seiner Kindheit, dem bayerischen Bodenmais am Arber, ist Weikl überdies mit einer Bronzebüste vor dem Rathaus und einer kleinen Dauerausstellung mit Memorabilien verewigt.

2002 war der Künstler als möglicher Nachfolger von Dominique Mentha als Direktor der Volksoper Wien im Gespräch. "Ich habe andere Interessen", winkte er damals ab. Der Sänger, der seit langem in Hamburg wohnt, hat andere Betätigungsfelder gefunden: Als Regisseur inszenierte er u.a. am Tokioter New National Theatre "Die Meistersinger von Nürnberg" sowie Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" an der Kölner Oper. Auch sozial ist Weikl in vielen sozialen Bereichen engagiert. Als Mitglied des "Club of Budapest", der dem "Club of Rome" angeschlossen ist, setzt er sich beispielsweise mit wesentlichen Zukunftsfragen der Menschheit auseinander.

Und nicht zuletzt ist Weikl auch als Autor aktiv. So lautet der Titel seiner 2007 erschienenen Autobiografie "Licht & Schatten. Meine Weltkarriere als Opernsänger. Eine Mutter-Sohn-Beziehung als zweite Handlung", wobei er sich mit "Einführung in die Kultur- und Kunstökonomie" auch wieder der Wirtschaft zuwandte - sowie seinem Lebenskomponisten Wagner. Den wollte er - augenzwinkernd - nämlich verbieten lassen.

Sein 2014 erschienenes Papier
'Warum Richard Wagner in Deutschland verboten werden muss ' versammelt kritische Stimmen zu Wagners NS-Wegbereitertum, treibt sie auf die Spitze und zieht die scheinbar logische Konsequenz, Werke des Komponisten auf den Index setzen zu lassen. Er selbst habe als Wagner-Sänger aufgrund der zahlreichen Hinweise auf dessen belastete Historie "ständig mit Hitler zu tun" gehabt: "Wie komme ich dazu?". Ein anderes Fach habe es für ihn aber nie gegeben. "Ich bin nun mal Schwerathlet", sagte er in einem Interview.

Zitatende

interview in https://www.kleinezeitung.at/kultur/klassik/5258644/Opernwelt_Schwerathlet-der-Stimme

 



 

Zitat

Bernd Weikl, jahrzehntelang gefeierter Opernstar, insbesondere in seiner Paraderolle des Hans Sachs mit weit über 100 Auftritten in den Meistersingern, veröffentlichte 2014 eine Schrift unter dem Titel
'Warum Richard Wagner in Deutschland verboten werden muss!'
Unter diesem zunächst sehr irritierenden Titel untersucht er Wagners antisemitische Schriften und Äußerungen sowie die Fortführung seiner Gedanken durch Cosima Wagner, Houston Stewart Chamberlain, Alfred Rosenberg, Winifred Wagner, Joseph Goebbels und Adolf Hitler.

Anstoß an das moderne Regietheater im 21. Jahrhundert, das in Deutschland dominiert, gab die 1962 von Adorno geäußerte Diagnose einer von ihm empfundenen permanenten Krise der Darstellbarkeit von Opern. Folgerichtig habe man sich spätestens seit den 68er Jahren auch von der veralteten Ästhetik einer als bürgerliches Kulturgut verachteten Oper verabschiedet und stattdessen das so genannte Regietheater ins Leben gerufen.
 
Weikl schreibt:
„Folgt man der Logik dieser Gedanken und betrachtet man das Bühnengeschehen der jüngsten Vergangenheit immer dem Blickwinkel „unsere Vergangenheit" (das Argument, das stets dann verwendet wird, wenn es um Nazi-Anleihen bei Inszenierungen geht; der Verf.) drängt sich der Gedanke auf': Objektiv versuchen Opernregisseure seit Jahrzehnten, ein notwendiges Aufführungsverbot von Richard Wagners antisemitischer Musikdramatik zu erwirken, denn in ihren Regiekonzepten und Bühnenausstattungen verwenden sie immer wieder Hinweise auf den Judenhass des Komponisten und dessen Verbindung um Vernichtungswahn des Dritten Reiches hin.

Zur Unterlegung seiner Aussage führt Weikl hierfür folgende drei Inszenierungen auf:
 

Regisseur


 

Jahr

 

 

Opernhaus
Oper

 

Bezug auf nationalsozialistische

Themen bzw. Ereignisse

 

David Alden
Theater- und Filmregisseur

1995

Bay. Nationaltheater
Tannhäuser

Schwarze Kohlehalde auf der Bühne; der Krupp-Konzern wird sichtbar; im Hintergrund Schrift mit großen Buchstaben Germania nostra, Bahngleise erinnern an Deportationen nach Auschwitz

Wolfram Mehring
Regisseur und Autor

2000

Nürnberg
Die Meistersinger

3. Akt Festwiese
Der Hintergrund zeigt das Reichsparteitagsgelände;
jüdische Häftlinge kriechen auf dem Boden

Burkhard C. Kosminskj

2013

Düsseldorf
Tannhäuser

Während der Ouvertüre sinken nackte Darsteller in einem Kreuz aus gläsernen Würfeln zu Boden. Der Venusberg wird Schauplatz einer Erschießungsszene. Venus in Naziuniform und ihre SS-Schergen ermorden eine Familie und zwingen Tannhäuser dazu, ebenfalls zu töten.

 

Weikl weist in einem FOCUS-Interview darauf hin, dass er selbst seit 1972 auf der Bühne stehe und seither ständig mit Hitler zu tun habe. Es ärgert ihn, wenn auf deutschen Bühnen, sobald die Opern Wagners auf dem Spielplan stehen, dies immer wieder mit Hakenkreuzen geschieht. Zuerst in der Vorstellung, parallel dazu im Programmheft und tags darauf in der Zeitung werde der Operngänger darüber belehrt, was für eine schlimme Figur Wagner sei.

Regisseure würden immer wieder sagen, man müsse auch die Rezeptionsgeschichte Wagners inszenieren. Dennoch: ein wirklich sensibler Künstler könne nicht den Fliedermonolog oder das Lied an den Abendstern vor irgendwelchen Nazi-Symbolen vortragen.

Bernd Weikl sieht im modernen Regietheater des 21. Jahrhunderts, das sich aus der politischen Entwicklung in Deutschland entfaltet hat, eine allgemeine manifest gewordene Krise der Darstellbarkeit von Opern. Man habe sich, ausgehend von Adornos Diagnose einer von ihm empfundenen permanenten Krise in Deutschland, von einer überalterten Opern-Ästhetik als bürgerliches Kulturgut verabschiedet und stattdessen das so genannte Regietheater in Leben berufen. Es gelte dabei, sich dem sakrosankten Absolutheitsanspruch geschlossenen System zu widersetzen. Hier bedürfe es gezielter Provokationen und bewusster Irritationen von Denk,- Seh- und Hörgewohnheiten. Zeitgemäß wären eine rebellisch-kritische Einstellung gegenüber der Institution Oper sowie eine unabhängige künstlerische Haltung.

Dabei verweist er auf Barbara Beyers Buch 'Warum Oper?' Dort wird Albrecht Puhlmann folgendermaßen zitiert: „Man muss bewusst pointiert formulieren, um deutlich zu sehen, dass „immer neue Schocks und ungeahnte Experimente zur weitergehenden Entfremdung eines genussorientierten und aufbaubedürftigen Publikums führen ... wenn man die Oper als exterritoriales Gebiet betrachtet, wo man sich wohlfühlt und das wieder erkennt, was man schon vor Jahren gesehen hat dann würde dies das Ende der Oper bedeuten.

Weikl verweist im weiteren Fortgang seiner Überlegungen auf den staatlichen Bildungsauftrag, auch vor dem Hintergrund eines neu aufkommenden Antisemitismus in Deutschland, und durchleuchtet die Wagneropern hinsichtlich etwaiger antisemitischer Inhalte. Dabei überträgt er alle Wagneropern gewissermaßen in die Zeit des Nationalsozialismus und will damit die (vermeintliche) antisemitische Brisanz verdeutlichen.

Letztlich kommt er zu dem Schluss, wie der Buchtitel zum Ausdruck bringt, die Opern Wagners, wie sie sich in heutigen Inszenierungen oftmals darstellen, seien ein Thema für die Gerichte oder von Staatsanwaltschaften. In Anlehnung an die Antidiskriminierungsgrundsätze des früheren Münchener Oberbürgermeisters Christian Uhde, fordert Weikl, dass diese auch gegen die Hakenkreuze auf den deutschen Bühnen und zu einem Aufführungsverbot der Opern Wagners führen müssten.

Er schreibt: „Auch hier gilt es endlich, eine „Null-Toleranz-Politik« anzuwenden. Da besonders in Deutschland und im Hinblick auf die schlimme Vergangenheit immer wieder die Frage gestellt wird, was gegen einen heute erneut anwachsenden Antisemitismus in der Gesellschaft zu tun sei, wird es notwendig sein, Richard Wagners gefährliche Musikdramatik auf den Index setzen. Anhand der hier (gemeint ist die Publikation, der Verf.) genannten Nachweise und Zeugen mögen Gerichte darüber entscheiden.

Der staatliche Bildungsauftrag sei letztlich dafür verantwortlich, durch die Kunst bei den Menschen Imagination, Phantasie und Kreativität anzuregen, was infolge zu einer Sensibilisierung und Kultivierung des Einzelnen führen soll und sich hoffentlich multipliziert hin zu einer zivilisierten, mitmenschlichen und toleranten Gemeinschaft.

Die Publizistin E. Hecht-Galinski lobt in ihrer Rezension die Gedankenführung Weikls in seiner kontroversen Veröffentlichung im Jubiläumsjahr 2013. Richard Wagner gelte einerseits unverändert als Schöpfer einer vollkommen neuen Musik, daneben stehe jedoch scheinbar unerschüttert der Vorwurf im Raum, er sei ein geistiger Wegbereiter und Vordenker des Nationalsozialismus in Deutschland gewesen (siehe Kap. 1.3). Damit habe er das schlimmste deutsche Verbrechen, den Mord an den europäischen Juden, vorbereitet.

Dem Autor komme der Verdienst zu, diese Frage konsequent zu Ende zu denken. Denn trifft dieser Vorwurf tatsächlich zu, dann verbietet es sich, Richard Wagner weiterhin in Deutschland aufzuführen. Weikl ruft hierfür wichtige Zeugen der Anklage auf, wie Theodor W. Adorno, Hartmut Zelinsky, Thomas Mann, Marc A. Weiner, Saul Friedländer, Paul Lawrence Rose, Barry Millington, Ulrich Drüner, Annette Hein, Jens Malte Fischer, Gottfried Wagner, ebenso profilierte Regisseure und Bühnenbildner, Video- und Printmedien wie Der Spiegel, Die Zeit, Die Welt sowie Stiftungen und Städte wie Leipzig oder Bayreuth. Auf den Fortgang dieses Kontroverse darf man gespannt sein.

Weikl geht in diesem Zusammenhang auch auf die ständigen Provokationen des (deutschen) Regietheaters ein und fragt, weshalb dieses heutzutage so obligat sein muss. Er zitiert dabei auch Joachim Kaiser mit dessen Aussage, das Kunstwerk verdiene Liebe, Respekt und Arbeit - ist es dann angemessen, großer traditioneller Kunst die Aura des Besonderen wegzunehmen? Steckt nicht auch Zerstörungslust in diesem Applanieren? Weikl folgert: Wer provoziert, der führt auch Krieg. Ist es sinnvoll, während einer Opernvorstellung Krieg gegen das Publikum zu führen? Dabei erhält er auch Unterstützung durch den Regisseur Peter Stein, der ebenfalls Kritik an den heutigen Inszenierungsformen übt, mit seiner Aussage: „Inzwischen kann ja am Theater jeder machen, was er will, aber in der ganzen Welt wird das deutsche Regietheater inzwischen verlacht." Er sei sich absolut bewusst, dass seine Generation diese Entwicklung losgetreten habe, er selber auch, aber es sei irgendetwas geschehen, was er nicht ganz verstehe. Dem Theater blase der Wind ins Gesicht. Wir müssen uns doch gegen eine vollständige Verdummungsstrategie stemmen.

Zu der ständigen Präsenz von Nazisymbolen und Andeutungen an das Dritte Reich bemerkt Weikl: „Ich erlebe im Publikum sitzend eine Premiere der Wagneroper die ‚Meistersinger von Nürnberg'. Auf der Festwiese werden Nazifahnen gezeigt. Im Hintergrund wird das Nürnberger Reichparteitagsgelände sichtbar; und jüdische Häftlinge kriechen in gestreifter Kleidung über den Boden. Der Regisseur wird laut ausgebuht und streckt dann seinen Hintern dem Publikum zu. Ich bleibe. […] bei meiner Aussage, (lass solche Regisseure besser eingesperrt werden sollten, denn sie richten unter dem Vorwand der künstlerischen Freiheit und aus der Gemeinschaftskasse hochsubventioniert großen Schaden an. Als sehr viel gereister Künstler könnte ich mir nicht vorstellen, dass ein ähnliches Geschehen in Italien, Frankreich, England oder den USA ungestraft möglich wäre.

Weikl jahrzehntelang in der Rolle des Hans Sachs in den Meistersingern international gefeiert, inszenierte selbst an der japanischen Nationaloper dieses Werk „ganz ohne Neonazis". Durch ein Team des japanischen Fernsehens NHK wurde der anschließend befragt, weshalb er eine „bereinigte" Inszenierung abgeliefert hätte, alles ohne jeden Bezug zu Hitler auf der Bühne. Die gleichzeitig in Tokio gastierende Münchner Aufführung hätte dies getan.

In diesem Zusammenhang wagt Weikl den (theoretischen) Versuch einer Neuinszenierung der Meistersinger, um Wagner von den Fesseln der Nazis und der Reaktion darauf zu befreien, indem er die wichtigsten Figuren in die Nazizeit versetzt. Die Befreiung von diesem Nazispuk käme sodann in der Szene der Festwiese im 3. Akt.

Der ausländische Tenor Walther von Stolzing tritt auf und singt die rechten Worte überzeugend über die Regel hinaus. Er singt sein Liebeslied an Eva im Paradies, die Muse des Parnass. Er singt von Liebe und eben nicht von den Vorbereitungen zum Feldzug gegen Polen und Russland. Alle sind begeistert, nicht aber die wenigen Nazi-Ordnungshüter. Während des Gesanges taucht die Szene langsam in sonnendurchflutetes Licht. Es werden von den Meistern vor dem Chor Nazifahnen gesenkt, Armbinden abgenommen und auf einen Haufen in der Mitte der Bühne gelegt. Juden treten auf und werfen ihre gelben Sterne auf diesen Haufen. Noch versuchen uniformierte Statisten - zusammen mit Beckmesser - diese Handlung zu unterbinden. Zwecklos. Die Kunst siegt über die Nazi-Diktatur... Mit der großen Schlussansprache, Sachsens Treuegelöbnis zur Kunst überzeugt der Schusterpoet alle und am Ende auch den schwarzen Tenor. Statt der Fahne mit dem Hakenkreuz wird ein großes Tuch, David mit der Harfe, als Versöhnungszeichen von der oberen Stadt auf die Bühne heruntergelassen. Und aus der Schlussansprache des Hans Sachs zieht der „Regisseur" Bernd Weikl die endgültige Forderung: Verachtet mir die Meister nicht" - auch nicht die jüdischen - und auch nicht ihre Kunst... Im Drang der schlimmen Jahre - Nationalsozialismus - blieb sie nicht deutsch und wahr? Das beinhaltet auch die jüdischen deutschen Künstler!! Habt acht, uns dräuen üble Streich - Nazis, Hitler Stalin u.v.a. nach Hitler. Was deutsch und echt, wüßt keiner mehr Bücherverbrennung nicht nur jüdischer Autoren. "Uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst... "..Es sind die Künste, es ist das humanistische Menschenbild, das Richard Wagner und uns als Utopie vorschwebt."

Zitatende

Ludwig Hertel, ’Zum Wagnerkult im Nationalsozialismus’
Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte – 2015 – Pro Business Verlag - Berlin

 


Nur mit Vorbehalt darf man Ausführungen anderer verwenden, zumal dann, wenn man Fehler entdeckt, die das ganze Papier infrage stellen.

Hier nur prima vista einige Details:

Seite 5 - Hermann statt richtig Joseph Goebbels

Seite 86 und auch an anderem Ort - Christine Hamann statt richtig Brigitte

Seite 178 - Reichstagsbrand März 1933 statt richtig 27. auf den 28. Februar 1933

Seite 248 - 249 - Hans statt richtig Heinz Tietjen

Seite 289 – Fußnote, Franz Beider statt richtig Beidler

Seite 290 - Reaktion Cosima Wagners statt Winifred Wagners


Soviel zum Thema 'Quellen'.


 

Die nachfolgenden Bemerkungen zu einer Produktion der ’Bayreuther Festspiele’ - gezeigt in den Jahren 2012 bis 2018 - stammen von einem notorischen SPD-Wähler – trotz SPD-Spendenaffäre in Regensburg oder SPD-Veruntreuungsaffäre in Hannover, dem man nun wahrlich keine ’rechte Gesinnung’ und Nähe zur AfD nachsagen kann, er sich also von ’den Vielen’ nicht angesprochen fühlt, denn selbstverständlich darf nach seiner Meinung in ’Wer hat Angst vorm weißen Mann’ am Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg ’ein Mohr’ einen Mohren spielen.

Dieser SPD-Wähler vertritt die Meinung, es muss Wahrheit geboten sein, zumal wenn öffentliche Gelder beim Spiel Verwendung finden. Es sind gerade im Sinne der Integration von Migranten Werte zu erhalten und Werke nicht mit Mätzchen – genannt ’Interpretation’ – verfälscht wiederzugeben. 


https://www. bayreuther-festspiele/spielplan/bayreuther-festspiele-der-fliegende-hollaender-100.html


Bildquellen: Bayreuther Festspiele / Enrico Navrath

'Bühne für Oberfranken'

(auch bekannt unter dem Namen ’Bayreuther Festspiele’)

Bemerkungen zur szenischen Umsetzung von

'Tod eines Reisenden in Haushaltswaren' 

oder

'Starke Schachteln schichtet mir dort
inmitten der Bühne zuhauf'

Er kam hier nicht her, man hoffte vergebens auf 'Satan's Erbarmen' -
er kam nicht zum 'Holländer' in Regensburg,
Kritik_'Der_fliegende_Hollaender'_oder_
Mary_und_das_'Putzgeschwader'_Theater_Regensburg

Er kam nicht nach Leipzig, um 2008 die dortige Katastrophe zu verhindern - letztes Jahr war er nicht in BT und heuer auch nicht, es scheint, wer auch immer geht mit dem 'Holländer' unter.

Bestes Beispiel hierfür der 'Holländer' an der DOB von Frau Gürbaca,
Kritik_'Der_fliegende_Hollaender''_DO_Berlin

- die in Regensburg 'Cavalleria / Bajazzo'
in den Sand setzte
Bemerkungen_zu_'Cavalleria'_-_'Der_Bajazzo'_-_
Theater_Regensburg.htm

und in Augsburg unmittelbar vor der Premiere von 'Mahagonny' hinschmiss oder hingeschmissen wurde - je nachdem man es sehen will.


http://www.nmz.de/online/der-affe-blieb-ungekreuzigt-aufstieg-und-fall-der-stadt-mahagonny-und-die-massnahme-beim-brec

Zitat
Die Mahagonny-Aufführung sorgte schon vor der Premiere für Aufregung. Intendantin Juliane Votteler, die zugleich als Dramaturgin der Produktion fungierte, sah sich veranlasst, das von Regisseurin Tatjana Gürbaca und Ausstatter Stefan Heyne geplante Schlussbild zu untersagen, Gürbaca und Heyne reisten ab und lehnten es ab, für die Aufführung zu zeichnen.
Zitatende
 

Die eine RW-Urenkelin verfehlte auch beim 'Holländer' das Ziel - es war in Würzburg.
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Wuerzburg

Vom Holländer in Freiburg soll hier die Rede sein,
Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Freiburg_-_oder_'Senta_oder_ein_Puppenheim'

- erwähnt werden muss auch der in Essen,

Bemerkungen_zu_'Der_fliegende_Hollaender'_in_Essen_-_oder_'Die_Irre_von_Sandwike'

Merkwürdig, denn alles 'modische Inszenierungen', die ja die ehemalige Frau Präsidentin RW-International nach eigener Aussage so liebt.

Über den Holländer von 2012 an der 'Bühne für Oberfranken' - im Jahr seines ersten Erscheinens - urteilte man unterschiedlich - die Politiker befragt, stammelten irgendetwas, ohne damit der Sache dienlich zu sein, und Richard Wagner gerecht zu werden.

Aber auch der Dichter/Komponist selber konnte das Stück dem Publikum kaum nahebringen. Er hatte bestimmte Vorstellungen, die Vorlage zu bearbeiten und an der Dresdener Hofoper zu präsentieren. Schon nach vier Vorstellungen wurde der 'Holländer' nach der Uraufführung vom 2.1.1843 - abgesetzt.

Die Dresdener hatten noch die Tanzeinlagen, die Aufmärsche mit Ross - die Schröder-Devrient kam als Adriano hoch zu Pferd auf die Bühne - und Wagen, die Pantomimen und die Balletteinlagen. Gerade die waren umjubelt worden und der 'Rienzi' hätte auch in Paris Eindruck gemacht - aber Richard wollte ja den 'Tannhäuser' dort durchdrücken - Minna hatte ihn gewarnt und für den 'Rienzi' in Paris im Frühjahr 1861 plädiert.

Schon die Dresdener hatten mit dem 'Holländer' Probleme - sie verstanden weder den dramaturgischen Aufbau, noch die musikalische Konstruktion.

1228 bereits wird der mystische Stoff von einem Schiff, dass über die Weltmeere segelt, geführt von einem Kapitän, der unerlöst, einst Jesus auf dem Leidensweg zur Eile antrieb, in einer Bologneser Chronik erwähnt.
Nur eine Frau, die treu mit ihm in den Tod geht, kann ihn erlösen.

Zitat
Der »fliegende Holländer«, dessen innige Bekanntschaft ich auf der See gemacht hatte, fesselte fortwährend meine Phantasie; dazu machte ich die Bekanntschaft von H. Heine's eigenthümlicher Anwendung dieser Sage in einem Theile seines »Salons«. Besonders die von Heine einem holländischen Theaterstücke gleichen Titels entnommene Behandlung der Erlösung dieses Ahasverus des Ozeans gab mir Alles an die Hand, diese Sage zu einem Opernsüjet zu benutzen.
Zitatende

[RW - Sämtliche Schriften und Dichtungen: Erster Band, S. 38.]
 

RW war beeinflusst von den Werken der Zeit, der Romantik. Weber mit seinem 'Freischütz', mit seiner 'Euryanthe', durch Marschner mit 'Hans Heiling' und 'Der Vampyr' waren Schauer-Vorbilder - enttäuscht über die Menschen und die Welt mit Bezug auf Weltschmerzthematik - Erlösung und Untergang.

Er selber bezog sich ein.
Er, der Künstler von Weltformat, projizierte sein Außenseitertum auf die Titelrolle wie bald darauf auch beim 'Lohengrin'.


Richard Wagner an Franz Liszt,
Zürich, 11. Februar 1853

Zitat
[...]

Viel Glück zum »fliegenden Holländer«! dieser trübselige Held geht mir jetzt nicht aus dem Kopf! Immer höre ich:

»Ach möchtest Du, bleicher Seemann sie finden!«
mit dem:
»Doch kann dem bleichen Manne Erlösung einstens noch werden!«

ist's doch vorbei! für mich gibt's keine Erlösung mehr, als - der Tod!

O, wie glücklich, träfe mich der im Meersturme, - und nicht auf dem Siechbett!!!

[...]

Ja - im Brande Walhalls möchte ich untergehen! - Beachte wohl meine neue Dichtung - sie enthält der Welt Anfang und Untergang! -
Ich muß es nächstens doch für die Frankfurter und Leipziger Juden komponieren - es ist ganz für sie gemacht! -

[...]

Adieu! mein Franziskus, du Einziger - der mir wie ein Riesenherz entgegenragt! Unermüdlicher, leb wohl!! Und wenn Du morgen die Ballade spielen läßt - denk an mich! Ich sitze da einsam auf dem Kanapee, starre in die Lampe, und brüte über mein - großes - Glück, doch Dich noch der elenden Welt abgewonnen zu haben!

[...]
Zitatende

Franz Liszt - Richard Wagner: Briefwechsel, S. 493.
 

Sah RW noch in seinen Überlegungen von 1840 - beeinflusst von seiner Schiffsreise von Pillau nach London - den Mann, der durch Hochmut sein Schiff, seine Mannschaft aufs Spiel setzt - wie jemand heute, der spekuliert und pokert - ohne Rücksicht auf sich und seine Mitmenschen - 'umsegeln wollt' er einst ein Kap' - die Erlösung verwehrt bleibt, es sei denn, ein Weib, 'das treu' bis in den Tod' sich opfert und mit ihm geht - gemäß seinen 1851 geäußerten Vorstellungen vom 'Weib der Zukunft'.

Besetzung 'Der Fliegende Holländer' – Bayreuth 2012 - 2018



Screenshot Homepage BT - Festspiele

Es gelingt Herrn Gloger in Bayreuth, RWs Intentionen szenisch umzusetzen, die Geschichte des um die Welt ziehenden Verfluchten durch einen 'Reisenden in Haushaltswaren', der durch die Verbindung mit einem sterblichen, daher zeitgebundenen Menschen der Alltagswelt Erlösung finden kann, auf heutige Hartz IV-Höhe ’runterzubrechen’.

Eine junge Frau, 'ein Kind', das nicht weiß, was es singt - in ersten Hormonwallungen, schwärmerisch wie Elsa einen Mann angierend, ist in der so genannten 'Spinnstube' mit anderen Geschlechtsgenossinnen ganz mit Broterwerb beschäftigt.

War es früher möglich, sich beim Spinnen von Fäden, ganz den eigenen Gedanken und dessen Austausch mit unmittelbar anderen hinzugeben, so ist das bei Herrn Gloger nicht mehr möglich, denn der Damenchor, die Sopranistin und die Altistin betreiben - wohl bei 'Amazon' oder einem sonstigen Internet-Versandhändler - hochkonzentriert, nämlich das Verpacken von Waren.
 
Dass es sich hier um Tischventilatoren handelt, ist eine der großartigsten Regiezutaten, die jemals bei Bühnenspielen gezeigt wurden und somit ohne Zweifel ganz im Sinne der Frau Präsidentin-RW-International, liebt sie doch 'modische Inszenierungen'.

Die Sopranistin hat es nicht leicht, sich das Bild des ersehnten Mannes, dessen Konterfei sie angeblich ansingt, auszumalen und diese Gedanken dem Publikum zu vermitteln, ist sie doch in der Realität der 'Bühne für Oberfranken' von Anfang von herrlichsten Männern umgeben.
Da ist der Spieltenor, der mit dem Bassisten in einem Ruderbootchen dahergeschwommen kommt und aus seiner Einkaufstüte 'a G'wand' herausholt - das Mitbringsel für die Liebste daheim.

Später haben auch die Herren des Chors je ein Exemplar dieses Fummels in der Hand, alles wohl der Einkauf in einem Supermarkt im Rahmen einer Geschäftsauflösung, zu besonders niedrigen Preisen, in Mengen abgegeben und vom Chor erstanden.

Großen Eindruck muss dann zwangsläufig der Bariton, hier wohl ein Handelsreisender mit Hausgeräten - 'Made in Taiwan' - machen, dessen Anschauungsmaterial er im Rollköfferchen als 'Muster ohne Wert' mit sich führt und damit den Bassisten ganz gierig zu machen in der Lage ist.

Reizend wie der von der Sopranistin Ersehnte da unbedarft wie 'Piefke im Schnee' herumsteht und ganz offensichtlich das Ende herbeisehnt, für das hier nicht Alberich sorgt, sondern der im blau-grauen Drill hantierende Hausmeister.

Großartig wie Herr Gloger eine total modische Inszenierung auf die 'Bühne für Oberfranken' zu Lasten des Steuerzahlers zu stellen in der Lage ist.

Der ganze Bühnenraum hoch bis in den Schnürboden an Regalwänden, an denen flimmernde Zahlenaufstellungen, Darstellungen von Chips oder so überfrachtet - es erinnert an die Gürbaca-Holländer-Inszenierung an der DOB - hier ließ sich wohl der Regisseur aus einem anderen Werk RWs leiten:

Verfluchtes Licht!
Was flammt dort die Luft?
Was flackert und lackert, -
was flimmert und schwirrt, -
was schwebt dort und webt
und wabert umher?
Da glimmert's und glitzt's


und lenkt von der Führung der Personen - wenn man davon überhaupt sprechen kann - ab, dabei hilft ihm der Bühnenbildner.





In Bayreuth fuchteln der Spieltenor und der Bassist - jeweils in Ausgehanzügen - mit Taschenlampen an Bord eines Rettungskahnes - nicht mal einer Art von Schaluppe - beleuchten sich gegenseitig und erschrecken, wenn sie des anderen auf die kurze Distanz von einem Meter erkennen - vergleichbar dem Auftritt Papageno - Monostatos.
Huh, huh, huh, huh!

Ins nicht vorhandene Wasser der Bucht von Sandwike 'stierlt' der Spieltenor, klammert sich dann bäuchlings an den Bassisten, der schubst ihn weg, weg in die eine Ecke des Bötchens, da fuchtelt der wieder mit seiner Taschenlampe, wo er sich doch auf Weisung des Bassisten, der sich mal eben eine Pille reinschiebt, zur Ruhe begeben soll.

Der Spieltenor ist sichtbar besorgt und verängstigt - schaut umher - und singt aber dann doch dann aufgrund der auf ihn immer näher zukommenden Musik einsatzgerecht sein Lied
Mit Gewitter und Sturm -

Vor lauter Aufregung, ob der geglückten hohen Töne, lässt ihn Herr Gloger schnell eine Tablette nehmen - und vor dem
von Südens Gestad
hebt er eine Einkauftüte hoch und versucht damit sich vor irgendwas zu verbergen, während er dann den Inhalt der Tüte hochhält - an sich ist es
ein gülden Band
- aber an der 'Bühne für Oberfranken' ist es ein ganzer Damenfummel - in den sich der Spieltenor reinkuschelt, er schlägt ihn über sich und schläft ein.

Da erscheint der bereits beschriebene 'Reisende in Haushaltswaren' - ein Bariton - mit Rollköfferchen - das Unbehauste dokumentierend - mit einem 'Kaffee-to-go' in der rechten Hand, er trinkt aus dem Becher, wirft den achtlos so in die Gegend und dann singt er gemäß Richard Wagners Rollenvorgaben der Titelfigur
'Die Frist ist um'.

Um ihn da nicht allein auf leerer Bühne mit flackernden Lichtern Töne von sich geben zu lassen und um das Publikum vom Vortrag des Sängers abzulenken - (wieso lässt man den Sänger nicht seine Partie in Ruhe vortragen) - nähert sich - auf Weisung der Regie - von hinten ein Statist, der dem Bariton den Mantel auszieht.

Für das
letzte Nass
zieht der Statist ein Bündel Briefumschläge aus der Tasche, gibt sie dem dem Bariton als 'Reisenden in Haushaltswaren', der sie auch wieder einfach so auf die Bühne wirft - Technik und Requisite können ja dann aufräumen.

Es folgt ein Versuch der Selbstverstümmelung, da nämlich der Bariton sich mit einem Dings-da einen Ritz in den linken Arm machen möchte, den er vorher entblößte. Der Statist wendet sich - ob des nicht fließenden Blutes - entsetzt nach links ab.

Auf
doch ach! mein Grab, es schloss sich nicht!
erscheint von rechts eine langhaarig-blonde Tussi in Fell gehüllt, es lässt sich nicht erkennen, ob es sich nicht - wegen mangelnder Gelder - doch nur um Karnickel handelt.

Sie verschwindet nach rechts, da nähert sich von links ein Liftboy in entsprechender Pagenuniform, dem gibt dem Bariton als 'Reisenden in Haushaltswaren' das Dings-da, worauf sich der Page abwendet.

Von rechts zeigt sich eine Weißgewandete - soll wohl eine Krankenschwester sein - die dem Bariton 'ans Hirn' fasst und dieses massiert.
Kein löbliches Unterfangen, denn als der Bariton merkt, dass ihm durch das 'Am-Kopf-kratzen' das Toupet zu verrutschen droht, wehrt er die Hilfskraft ab, die sich aber nicht beirren lässt, sich ihm wieder näherzukommen, bietet sie ihm nun Pillen an, die aber von ihm zurückgewiesen werden.

Schon naht von rechts jemand im dunklen Straßenkostüm, wohl Sekretärin oder so, auf einem Tablett bringt sie einen neuen Kaffee-Becher, den der Bariton in hohem Bogen zu Boden schleudert - hier nun herrscht Ordnung, denn die Straßenkostüm-Adjustierte nimmt die gefallenden Teile an sich, wischt mit einem Lappen, den ihr die Geschäftsleitung der 'Bühne für Oberfranken' freundlicherweise zur Verfügung stellte, großflächig über den Boden. Sie muss nämlich Zeit schinden, um sich dann für das
Dich frage ich, gepries'ner Engel Gottes
aus der tiefen Kniebeuge zu erheben, um den Bariton erstaunt ob des Gehörten anzusehen, dann aber sicherheitshalber nach links verschwindet, wäre sie nämlich nach rechts abgegangen, dann wäre sie mit der Bepelzten zusammengestoßen, die von eben rechts wieder die Szene betritt. Sie macht an dem Bariton rum, versucht, ihm die Hose zu öffnen, was der abwehrt, will der doch nicht, die Ingredienzien seines Untergewandes vorzeigen.
Was heute noch vermieden wird, kann morgen schon Bestandteil von modischen Inszenierungen unter dem Deckmantel von 'Freiheit der Kunst' sein.

Die Blondgelockte, streckt pelzbemantelt ein Bein in die Luft.

Bei
Vergeb'ne Hoffnung
wird sie vom Bariton entmantelt, noch stark bekleidet, tut sie trotzdem g'schamig, nimmt aber - es soll wohl Geld sein - Papierfetzen vom Boden auf und enteilt - worauf der Bariton in den Bühnenhintergrund entschlendert,
aber für das
Nur eine Hoffnung soll mir bleiben
in der Bühne Mittelraum zurückkehrt - wildes Geflimmer von Zahlen an den Regal-Wänden - wenn
die Welt zusammenkracht

Beim
da werde ich in Nichts zergehn
werden Nullen - wie sinnig - projiziert.

Nun kommt ein Gloger'scher Regieeinfall besonderer Art.
Der Bariton hebt ein Stück Papier auf, das die Entmantelte beim hastigen Zusammenraffen vergaß, zieht ein Feuerzeug aus der rechten Hosentasche und zündet das Papier - (Feuerwehrmann in der Gasse 'Hab Acht!' rufend) - an.
Es entflammt kurz und erlischt schnell beim
in nichts vergeh'n

Zum
Ew'ge Vernichtung, nimm mich auf!
unterstreichen die Nullen in der Projektion das Sinnlose der ganzen Aktion.
Vom Boden des Ruderbootes erheben sich erst der Bassist, dann der Spieltenor - der völlig verwirrt - die helle Stimme für ein
Wer da?
hebt.
Man palavert hin und her - der Sturm hat beide hier
an diesen nackten Felsenstrand
geblasen.
(Welch ein, die Welt aus den Fugen reißender, Regieeinfall, den Spieltenor fast jede Körperbewegung des Bassisten nachmimen zu lassen. Köstliches Gehampel!)

Der Bariton erscheint, sein Köfferchen neben sich hertrollend. Er behauptet
kostbare Perlen, edelstes Gestein
seien im Schiff.
Schon manch 'Reisender in Haushaltswaren' hat mit Staubsaugern ein Vermögen - auch am Ort der 'Bühne für Oberfranken' - nämlich aus dem Laden in der Bahnhof- bzw. Kolpingstraße in BT gemacht.

Der Bassist aber öffnet nicht das Schiff, sondern das Musterköfferchen, das dann auch noch spektakulär von innen beleuchtet wird – (was will man auch an der 'Bühne für Oberfranken' erwarten als Mätzchen?) - und behauptet, Papierschnipsel in der Hand haltend,
Wie? Ist's möglich? Diese Schätze!
Wer ist so reich, den Preis dafür zu bieten?


Der Spieltenor legt Patience mit den Papierschnipseln aus dem Rollköfferchen des Baritons, während sich Bassist und Bariton Gedanken über die weitere Vorgehensweise machen.
Schlussendlich beim
so nimm meine Schätze dahin!
umhalst der Bassist den Bariton, hofft er doch seine Tochter bei dem unter die Haube zu bringen und der Spieltenor umschlingt das Muster-Rollköfferchen des Baritons und schiebt es - um es außer Sicht zu bringen - unter seine Knie.
Wie goldig!

Es wird weiter mit Papieren hantiert, man überlegt wohl Anschaffungen mit des Baritons Schätzen - Jubel beherrscht die Szene - dass man nicht ein Tänzchen wagt - es wäre nachvollziehbar, denn
ersehntes Ziel hätt' ich erreicht
und der Bassist, das Rollköfferchen umschlingend,
geb froh ich Haus und Tochter hin!

Der Spieltenor holt sich vom Bariton ein Autogramm in sein Album oder wurde hier eine vertragliche Vereinbarung getroffen?
Die Gloger'sche Regie-Gedankenwelt macht staunen.
Wenn auch nicht zu verstehen, was er da treibt - modisch ist es auf jeden Fall - mit dieser Gewissheit im Publikum verschwindet der die Akte jubelnd hoch empor haltende Spieltenor im hinteren Grunde.

Für das
Heil! Wie die Segel schon sich blähn!
Hallo! Hallo!

teilt sich die Dekoration in der Mitte und gibt den Blick frei auf den angetretenen Chor für das
Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer -
mein Mädel, bin dir nah! Hurrah!

der Herren, der erst langsam nach vorne schreitet, dann den Schritt beflügelt und mit breitem (unhörbaren) Lachen im Gesicht aus den mitgebrachten Einkaufstüten auch einen solchen Fummel zieht wie ihn der Spieltenor wohl auch an südlichem Strand erstand. Man wedelt damit herum, man stopft das Textil wieder in die jeweilige Einkaufstüte und alles geht hurtig nach hinten in der Mitte ab.

Vorne gibt der Spieltenor Zeichen, etwas herunterzuholen - es gelingt nicht, erst als ein paar versierte Herrschaften - wohl unter den Herrenchor gemischte Techniker - an etwas vom Schnürboden Herunterhängendes zerren, fällt ein Vorhang - die Herren wickeln ihn zusammen, gehen mit der Vorhangrolle nach rechts ab und der Blick ist frei auf den eigentlichen zweiten Akt mit Damenchor.

Man sitzt nicht und spinnt - wie man singt und wie es der Text von RW vorgibt - sondern man empfindet nach, was die Regie erspann.

Zunächst steht man herum, dann plötzlich Bewegung und nun sind die Chordamen mit dem Füllen von Kartons beschäftigt - man legt Ventilatoren in diese, füllt Styropor auf und mit den angeblich gesponnenen Fäden, nämlich den elektrischen Zuleitungen von der Requisite auf Anordnung der Geschäftsleitung der 'Bühne für Oberfranken' bereitgestellten 'Miefquirlen - wedelt man herum.
 

Man wundert sich, dass ausgewachsene Chordamen dies mitmachen - aber auch für sie gilt wohl der Spruch der Despina aus 'Cosi', den Eduard Devrient ins Deutsche mit
'Für Geld tu ich gar manches'
übersetzte.

Mittendrin wie eine Direktrice, die Altistin.
Es darf unterstellt werden, dass diese mit ihrer Feststellung
Ei! Fleissig, fleissig! Wie sie spinnen!
nicht an die Chorkolleginnen denkt, sondern vielleicht an diverse Vorstände der RW-Vereine, die immer noch als Maßgabe für ihr Tun, den Wortlaut in ihrer Satzung haben, sich für Bayreuth, der 'Bühne für Oberfranken' einsetzen zu wollen.

Die Altistin kann einem leid tun - wie sie da die Brille durchs Gesicht schiebt, die Backen aufbläst - und die Damen mit ihren Luftbewegern singen lässt
Mein Schatz da draussen auf dem Meer,
im Süden er
viel Gold gewinnt;
ach, gutes Rädchen, saus' noch mehr!

Er gibt's dem Kind,
wenn's fleissig spinnt.


Großartig, ganz großartig, sieht das aus.
Dass es sich hier um eine deutliche Aussage zur Situation der Frau im 19. Jahrhundert handelt - was interessiert es Herrn Gloger.
Der verheutigt und sieht Paketepackende im Mini-Job, dass der Text von RW nicht zur Szene passt, was glaubt man wie 'egoool' (fränkisch, mit Bayreuther Unterton für: egal) ihm das ist.
Und mitten drin sitzt Eine mit langen Haaren, sitzt da und schnibbelt an irgendwas rum.

Da erscheint von links einer mit Handwerksköfferchen und Stehleiter. Dieser steigt auf diese, fuhrwerkt da irgendwie in der Luft herum, steigt wieder runter, geht kopfschüttelnd nach rechts, hat irgendetwas mit einer Kartuschenpistole abzudichten und verschwindet gleich drauf nach rechts mitsamt der Leiter.

Toll - ganz großartig - und das ist nun doch wohl eine dieser ’modischen Inszenierungen’ im Sinne der ehemaligen Frau Präsidentin RWV-International, einer damaligen externen Lehrbeauftragten der HMTMH.

Ich spinne fort -
behauptet die Altistin - nichts dergleichen tut sie.

Die Ballade folgt, die Sopranistin hebt irgendwas hoch, die Damen erschauern, auch weil das Licht ausgeht.
Was für ein Regieeinfall.
Die Chordamen, zusammengekauert auf den Versand- oder Umzugskartons, lauschen.
Die Sopranistin hantiert mit einer Skulptur in moderner Form herum - dem nach Text gegebenem - eben dem
Konterfei.

Bei der zweiten Strophe
Bei bösem Wind und Sturmes Wut
umsegeln wollt' er einst ein Kap;

geht das Licht wieder an, die versierten Chordamen lauschen weiterhin in die Runde.

Dritte Strophe -
Für das
er freite alle sieben Jahr',
hatte sich die Sopranistin einer Chordame genähert, die sich aber beim
noch nie ein treues Weib er fand
entsetzt abwendet, als habe die Sopranistin Mundgeruch in extremster Form - möglicherweise nach einer großen Portion Knoblauch in der Kantine des sie beschäftigenden Versandhauses.

Für das
ohne Ziel, ohne Rast, ohne Ruh'! 
lässt sich die Sopranistin auf einen der Versandkartons sinken -
die Chordamen stehen - ungläubige Blicke umhersendend - herum, dann nähern sie sich zunächst der Niedergesunkenen.

Doch der Chor zieht sich irritiert zurück, umringt dann die Sopranistin als die verkündet
Ich sei's, die dich durch ihre Treu' erlöse!
Die Altistin bebt, sie atmet hörbar bis in die 25. Reihe - dann erscheint der Hausmeister in graublauem Rock.

Er behauptet, der Bassist sei angeblich 'ante portas' und schon nehmen die Chordamen ihre Servierhäubchen ab, wedeln mit den nun offenen Haaren, als könnten sie es nicht erwarten, wieder unter die Knute des Bassisten zu kommen.

Auch die Altistin hat ihre Haare gelöst und sieht der Ankunft des Hausherrn mit Schaudern entgegen, bringt aber noch die Chordamen mit
Halt, halt! Ihr bleibet fein im Haus!
zur Räson.

Da nun verkündet die Sopranistin
Durch mich sollst du das Heil erreichen! -
nimmt die Skulptur - das Konterfei - und steigt auf eine Ansammlung von Pappkartons, während die Altistin mit sichtbar bebendem Busen das Ungeheure, nie Gesehene, nie Gehörte für sich in Anspruch nimmt, doch da erscheint der Charaktertenor in blau-grauen Hausmeistergewand und wettert
Senta! Willst du mich verderben?

Die Altistin schürzt vor Schreck ihre Haare, die Chordamen wimmeln und plappern aufgeregt
beim
Das Schiffsvolk kommt mit leerem Magen.
herum, kehren wieder zu ihrer eigentlichen Tätigkeit, dem Verpacken von Ventilatoren, zurück.

Die Sopranistin werkelt an dem Konterfei herum, als der Charaktertenor, immer noch verkleidet als Hausmeister, ihr das Handwerkszeug entringt.
Die Damen schauen sicherheitshalber beim
Schon gut! Sobald nur aufgetragen,
hält hier aus länger keine Pflicht.

zum Dirigenten hinunter, da an der Stelle doch verstärkt die Möglichkeit des musikalischen Auseinandergeratens besteht.

Der Charaktertenor verlangt, die Sopranistin möge bleiben, was die auch tut, denn sie muss mit einem Griff verhindern, dass der Charaktertenor sich ein Messer an seine Kehle setzt - was zur Verminderung des Tenorangebotes führen müsste. Dies erkennend, reißt sie ihm das Mordinstrument aus der Hand.

Sein
mein dürftig Gut, mein Jägerglück; 
unterstreicht er, indem er mit einer Isolier-/Abdichtungskartuschenpistole herumfuchtelt, die er aus der rechten Tasche seines Hausmeisterkittels zieht - da muss auch der Charaktertenor bei der Phrase grinsen, zu entzückend ist der Regieeinfall.
Links aus der Kitteltasche zieht er ein kleines Sträußchen, das er der Sopranistin rüberreicht, die geht zwar in großem échauffement auf und nieder, nimmt aber die Blumen nicht, so schmeißt der Charaktertenor diese voller Wut zu Bühnenboden und als die Sopranistin meint, sie müsse zum Port
den Vater zu begrüssen -
ist der Haumeister ganz 'dermatscht', worauf sie sich aber dann doch bewegen lässt, ein paar Worte aus Richard Wagners Feder mit ihm zu wechseln.

Mittenmang zwischen den rumliegenden Pappkartons geht nun das Gespräch Charaktertenor / Sopranistin hin und her - sie behauptet das Konterfei würde auf sie sehen und beim jammervollen Getue des Charaktertenors fragt sie ihn
Kennst jenes Unglücksel'gen Schicksal du?

Er betrachtet das von der Sopranistin angefertigte Kunstwerk, angeblich den Bariton als 'Reisenden in Haushaltswaren' darstellend, zuckt mit den Schultern und kann beim besten Willen nicht erkennen, was die Sopranistin in das Stück Material hineininterpretiert.
Für die Traumerzählung des Charaktertenors werden Schatten an die hintere, die Bühne umschließende, Folienwand projiziert -
zwei Männer nahten sich dem Lande,
der ein', ich sah's, dein Vater war.

der andere - unverkennbar - der Bariton.
Die Sopranistin umhalst das Konterfei, ihr Kunstwerk, während der Charaktertenor entnervt enteilt.

Schon kommt der Bassist mit dem Gast, dem Bariton, der führt selbstverständlich das Rollköfferchen mit sich, hat er doch die 'Muster ohne Wert' darin, die als Anzahlung für die Tochter des Hauses dienen sollen.

Der bassige Hausherr führt den baritonalen Handelsvertreter durch die Pappkarton-Landschaft, erklärt imaginäre Produktionslinien für Ventilatoren, die hier in der Gloger'schen Inszenierung statt Spinnräder dienen.

Des Baritons ansichtig werdend, lässt die Sopranistin den Pappkameraden, das Konterfei, den Fremden darstellend, fallen und widmet sich nun der Szene mit dem Bassisten, der fordert
Mögst du, mein Kind, den fremden Mann willkommen heissen?

Es ist ja wie es ist, man singt sich an, man kommt sich näher und dann passiert's - man hebt Gläser - und feiert bereits Verlobung, denn der Bassist meint
Reich' ihm die Hand, denn Bräutigam
sollst du ihn heissen


Der beiden Gespräch beginnt dann mit des Bariton folgender Phrase, das
Wie aus der Ferne längst vergang'ner Zeiten
geht ohne große Regungen vonstatten, allerdings zieht er sich das Jackett aus, was auf kommende Aktionen schließen lässt.

Dem Regisseur, Herrn Gloger, fällt hier nicht viel ein, was man als Glück bezeichnen muss, käme doch nur irgendein text-nicht-bezogener Schmarrn dabei heraus. Er beschränkt sich auf das Drehen der Bühne, was aber für das
Welch' holder Klang im nächtigen Gewühl!
beendet wird.

Dafür stürzen Bariton und Sopranistin entzückt über die Bühne, letztere schnallt sich ein Geflügel an den Rücken - nicht von Otto Lilienthal erfunden - den, dem Bariton zuteil werdenden Engel versinnbildlichend - und verkündet ganz im Sinne des 19. Jahrhunderts und auch heute noch in wenigen deutschen Landen - dort wo eine 'Herdprämie' propagiert wird
Wohl kenn' ich Weibes heil'ge Pflichten

Die beiden versteigen sich über
Ein heil'ger Balsam meinen Wunden
und
Von mächt'gem Zauber überwunden
zum
Was schliesst berauscht mein Busen ein?
Allmächt'ger, was so hoch mich erhebet,
lass es die Kraft der Treue sein!


Man fällt sich in die Arme, rutscht auf den Bühnenboden hernieder, der 'Sturm der Liebe' beginnt gerade, da tändelt der Bassist herein - und stört.
Aber schließlich:
Zum Fest! Heut' soll sich alles freu'n!

Man jubelt gemeinsam - jeder mit seiner Strophe - 

Sopranistin
Hier meine Hand! Und ohne Reu'
bis in den Tod gelob' ich Treu'!


Bariton
Sie reicht die Hand! Geprochen sie
Hohn, Hölle, dir durch ihre Treu'!


Bassist
Euch soll dies Bündnis nicht gereu'n!
Zum Fest! Heut' soll sich alles freu'n!


und alles läuft eiligen Fußes ab.

3. Akt

Der Herrenchor erscheint und räumt das G'raffel aus dem zweiten Akt weg - oder sind's Techniker wie die Chorherren gewandet.
Der Spieltenor gebärdet sich g'schaflhuberisch, gibt Anweisungen, wohin mit den Kartons, die völlig überflüssig sind, zum Lagern von Requisiten dient die Seitenbühne.

Aber es wird auch erinnert an ein Stück aus gleicher Werkstatt und statt 'Starke Scheite' heißt es hier
'Starke Schachteln schichtet mir dort
inmitten der Bühne zuhauf'


Auf direkte Anweisung des Spieltenors wird ein Prospekt vom Schnürboden herabgelassen, auf dem mit kindlicher Hand ein Ventilator aufgezeichnet ist - der Chor bejubelt die Dekoration - dass man nicht den Deutschen Gruß bemüht, erstaunt - handelt es sich doch um eine Performance und - nach Meinung des Gerichts in Kassel - erlaubt.
Dann dreht sich der Chor zum Publikum und meint:
Steuermann! Lass die Wacht!
Steuermann! her zu uns!

Hisst die Segel auf! Anker fest!
Steuermann, her!

Statt dem Text zu folgen, hampeln Chor und Spieltenor herum - es ist sicher ganz nach den Vorstellungen eines RWV-Vorstandsmitgliedes, dies nämlich als 'witzich' anzusehen, und sicher ganz im Sinne der RW-Vereine, die sich ihrer Galionsfigur, der ehemaligen, externen Lehrbeauftragten der HMTMH, anschließen und sich für Bayreuth, sprich die 'Bühne für Oberfranken', einsetzen.

Auf einem Stapel Kartons steht einer der Miefquirls und quirlt Mief - der Damenchor ist dahinter positioniert - der Spieltenor hampelt mittig herum und macht eine denkbar untenorale Figur.
Wie kann ein einigermaßen seriöser Sänger sich dafür hergeben? Aber er hat sicher Familie und denkt sich „Kann’ste wechseln?“

Von Tanz und Trank ansonsten zunächst keine Spur, dann aber sind plötzlich Damen da, mit Tabletts voller Gläser - ob gefüllt, oder nicht, lässt sich aus der Distanz nicht feststellen.
Nein, die Gläser sind leer, sonst könnten die Damen nicht so herumzappeln und dann noch mit den Kollegen ein Tänzchen wagen.
Wie reizend.

Zum Rand sein Glas ein jeder fülle!
Lieb' Nachbar liefert uns den Trank

heißt es nun, die Herren strömen von rechts nach links, halten Gläser in der Hand.
Der Spieltenor bemalt eine Art Flippchart - hält sie hoch - ein 'Spicker' soll es sein, um dem Chor den Text vorzugeben - köstlich der Regieeinfall - den er zu singen hat - ein 'Neger, ein Spicker', wohl weil die Geschäftsleitung der 'Bühne für Oberfranken' sich einen Prompter nicht leisten kann?

Ach!
Und Herrjeh! - da entzündet sich das Gemälde mit dem Miefquirl und fackelt ab.
Die Herrschaften vom Chor heben allesamt die Arme - warum, wozu - niemand kann es sagen.
Vor Schreck, weil kein Feuerwehrmann in der Nähe?
Es könnte ja die ganze Werkstatt der 'Bühne für Oberfranken' in Brand geraten.
Dann zündet der Bariton auch noch einen Grill.
Würstchen? Ripple?
Die Sopranistin gemeinsam mit dem Bariton - grillend.
Entzückend!

Von rechts die Außendienstkollegen des Baritons, links die des Bassisten - passieren tut nichts, außer, dass die von rechts kommenden eine Akte vor sich hertragen und sich unter die des Bassisten Leute mischen - es gibt ein Handgemenge - das war's.
Und dafür bekommt der Regisseur auch noch Geld - man fasst es nicht.
Im Zweifelsfalle - wie hier - lässt er die Bühne um sich selber drehen.
Was machte der nur, gäbe es keine Drehbühne?

Nun flickert und flackert es wieder an den Wänden - mitten drin in dem Geblinzel auf hohem Pappkartonstapel - die Sopranistin mit dem Bariton, dem 'Reisenden in Haushaltswaren'. 

Der Charaktertenor, hier der Hausmeister, stürzt von links herbei und fragt
Was musst ich hören? Gott, was muss ich sehen?
Ist's Täuschung? Wahrheit? Ist es Tat?
 
sieht er nämlich die beiden 'up d'r Tümp' - will heißen, auf den hoch gestapelten Kartons.

Die Sopranistin steigt herab, eilt zum Charaktertenor, dem Hausmeister, der nimmt ihr das Ge-Flügel ab, das sie immer noch umgeschnallt hielt.
Sie rennt nach rechts zu dem Stapel Pappkartons - sucht - der Bariton ist nicht da.
Au weia!
Was jetzt?
Keine Aufregung, der Bariton stand nur hinter dem Stapel Pappkartons und kratzte sich an der Nase.

Dann wütet der Charaktertenor herum
Was bei der Hände Druck mich hehr durchdrang,
sag', war's nicht Versich'rung deiner Treu'?


Die Sopranistin fasst sich besorgt ans Hirn und fragt
Wie? Ew'ge Treue hätt' ich dir gelobt?

Auf des Charaktertenors Frage
Senta! O Senta! Leugnest du?
nickt sie bejahend mit dem Kopf.

Gut, man kann nachvollziehen, dass sich ein jugendlich-dramatischer Sopran lieber einem Bariton hingibt, obwohl man vom Hausmeister jedes Wort versteht.

Vom Charaktertenor aus der linken Kittelschürze hervorgeholte Erinnerungsfotos und sein
Willst jenes Tags dich nicht mehr entsinnen
können bei der Sopranistin erst ein freudiges - dann nur ein müdes Lächeln - hervorrufen. Zwar kniet sie sich zum näheren Betrachten der Fotos auf den Bühnenboden - doch es naht der Bariton aus der Bühne Hintergrund.

Sein
Verloren! Ach! verloren!
dokumentiert, dass es so mit dem Charaktertenor nicht weitergehen kann.
Man tobt gemeinsam um den Stapel Pappkartons herum, entschließt sich dann doch das Werk zu beenden.

Dekovorhänge, auch Projektionsflächen, fallen herunter, der Chor dahinter stehend, zeigt sich.
Der Charaktertenor und der Bariton zerren an der armen Sopranistin herum, die eigentlich geschont werden muss, denn soll sie doch in höchsten Tönen das

Wohl' kenn' ich dich! Wohl kenn' ich dein Geschick!
Ich kannte dich, als ich zuerst dich sah!
Das Ende deiner Qual ist da! - ich bin's.
durch deren Treu' dein Heil du finden sollst!

von sich geben.

Sie tut es - auch wenn vorher noch extra der Spieltenor, der Charaktertenor als Hausmeister, der Bassist und die Altistin die Bühne zu einem kurzen
Senta! Senta! Was willst du tun?

betreten.

Bei
Preis' deinen Engel und sein Gebot!
Hier steh' ich, treu dir bis zum Tod!

wird bei dieser hohen Lage von der Sopranistin der Text weitgehend beiseite gelassen.
“Hier gilt's der Kunst“, hat schon RW gesagt.
Aber, was ist mit seinem Gesamtkunstwerk?
Auch sein - von ihm erdichteter - Text gehört dazu.
Sie lässt ihn weitgehend - in Töne gehüllt - unverständlich hören.

Dann erklimmt die Sopranistin 'beflügelt' den Pappkartonhügel, der Bariton erwartet sie oben - der Spieltenor fotografiert die beiden von unten links.
Der Vorhang fällt bzw. er schließt sich. So bleibt, was sie auf den Pappkartons zu treiben gedenken, dem Auge des Zuschauers verborgen.

Doch nein - alles hatte bereits aufgeatmet, ob des Endes der Vorstellung - als der Vorhang sich nochmals teilt und die Chordamen wie im zweiten Akt beim Verpacken von Haushaltswaren - wieder Ventilatoren - sichtbar werden.
Dann verklingt der allerletzte Ton und die Vorstellung ist tatsächlich zu Ende.

 



Fazit:
In Bezug auf die Optik der Darbietung - rausgeschmissenes Geld für einen verlorenen Abend.
Die 'Bühne für Oberfranken' griff wieder einmal bei Regisseur, Bühnenbild und Kostümen ohne Berücksichtigung des Bildungsauftrages zu Lasten des Autors und letztlich des Steuerzahlers daneben.

In Erinnerung bleiben

- die Vorträge von Sven Friedrich - gut, dass er nicht Bariton wurde, was
  er ja eigentlich vorhatte -
- die Vorträge von Stefan Mickisch -
- Technik, Chor, Orchester und Dirigent.

Ansonsten,
- alles, was in Bayreuth gezeigt wird, kann man in jedem Stadttheater
  sehen und auch hören,
- alles, was man heutzutage fälschlicherweise BT-Festspiele nennt, geht
  am Sinn des eigentlich vom Gründer des Events Gewollten vorbei und ist damit:

- 'übrig, wie der Dreck zu Pfingsten'.

 



Die deutschen Musiktheater

Theater & Philharmonie Thüringen

Theater und Philharmonie Thüringen (TPT) ist ein Fünfspartentheater im Freistaat Thüringen, das aus der Fusion des Landestheater Altenburg mit den Bühnen der Stadt Gera im Jahr 1995 entstand.

Der ursprüngliche Name nach der Fusion war Altenburg-Gera Theater GmbH. 2006 erfolgte die Umbenennung in TPT Theater&Philharmonie Thüringen GmbH.

Mit circa 150.000 Besuchern jährlich ist es das Theater mit den meisten Zuschauern in Thüringen.


Gera liegt etwa 32 Km westlich von Altenburg und 16 Km östlich des Hermsdorfer Autobahnkreuzes im Norden des Vogtlands an der Weißen Elster im ostthüringischen Hügelland in etwa 200 Metern Höhe und gehört zur Metropolregion Mitteldeutschland.
Leipzig liegt etwa 60 Kilometer in nördlicher Richtung, Erfurt 80 Kilometer westlich, Zwickau ungefähr 40 Kilometer südöstlich und Chemnitz ungefähr 70 Kilometer östlich.

Das Theater der Stadt Gera ist ein Mehrspartentheater in der Stadt Gera, das zu Theater & Philharmonie Thüringen gehört. Hauptspielstätte und eines von drei Theatergebäuden in dieser Stadt ist das Große Haus.

Musiktheater in Gera


 

Hoftheater

Ein erstes Theatergebäude gab es mit dem Komödienhaus, gelegen am heutigen Johannisplatz, bereits von 1616 bis 1741. Am heutigen Puschkinplatz folgte im Jahre 1787 ein hölzerner Neubau und 1822 das erste wirklich massive Theatergebäude, welches nach Umbau und Erweiterung bis 1902 genutzt wurde.

Das Theater bot zwar ein großzügiges Bühnenhaus, jedoch keinen geeigneten Konzertsaal für die Reußische Hofkapelle – ein Umstand, der dazu führte, dass man schließlich einen Theaterneubau anstrebte. Die für den Bau benötigten finanziellen Mittel wurden größtenteils durch Spenden Geraer Bürger aufgebracht, die schließlich noch fehlende Summe sowie das Baugrundstück im Küchengarten steuerte Fürst Heinrich XIV. bei. Insgesamt beliefen sich die Baukosten auf 1.103.760 Mark, dies würde heute einem Betrag von über 10 Millionen Euro entsprechen.
 

Neues Fürstliches Theater

Mit dem Bau wurde 1899 begonnen, die Einweihung als Fürstliches Hoftheater fand am 18. Oktober 1902 statt. Das im Jugendstil erbaute Theater zählte bei Eröffnung 1902 zu den fortschrittlichsten seiner Zeit, da es Theater und Konzertsaal in einem Gebäude vereinte. Es wies eine zeitgemäße Mischkonstruktion aus Stahlbeton, Stahlfachwerk sowie Holzbalkenkonstruktion auf und verfügte über moderne Beleuchtung, technische Ausstattung und Brandschutzvorkehrungen.

Von 1924 bis 1927 war Walter Bruno Iltz, als moderner junger Regisseur bekannt, Generalintendant des Fürstlich Reußischen Theaters in Gera. Unter seiner Leitung, als, er war aufgeschlossen und enthusiastisch und setzte zahlreiche neue Autoren auf den Spielplan, wie Ernst Barlach (Die Sündflut, 1925, in eigener Inszenierung, sowie Die gute Zeit, 1925 und Der arme Vetter, 1927), Bertolt Brecht (Mann ist Mann), Arnolt Bronnen, Walter Hasenclever (Ein besserer Herr), Georg Kaiser (3 Stücke), Carl Zuckmayer (Der fröhliche Weinberg) und im Musiktheater Georg Friedrich Händel (Otto und Theophano), Manuel de Falla (Ein kurzes Leben, 1926), Roderich Mojsisovics von Mojsvár (Der Zauberer, 1926) und Vittorio Gnecchi (Rosiera, 1927).

Herausragend zu der damaligen Zeit: das Ballett. In der Saison 1925/26 war Yvonne Georgi die avantgardistische Solotänzerin, die nach Ablauf des Vertrages nach Hannover wechselte.

Am 6. August 1944 wurde das Theater kriegsbedingt geschlossen und am 6. April 1945 beim schwersten alliierten Bombenangriff des Krieges auf Gera u. a. auch das Kulissenhaus des Theaters zerstört. Doch bereits am 15. September 1945 wurde, auf Beschluss des sowjetischen Stadtkommandanten, der Theaterbetrieb mit Mozarts Hochzeit des Figaro wiederaufgenommen.

Eine Besonderheit stellt die Integration zweier Säle in einem Bau dieser Größe dar. Das Theater beherbergt einen Jugendstil geprägten Theatersaal mit 552 Plätzen und einen prunkvollen, vom Neo-Barock beeinflussten Konzertsaal mit 812 Sitzen. Die Verbindung beider durch einen zentralen Foyerturm ist dabei einzigartig.


In den Jahren 2005 bis 2007 wurde das Haus grundlegend saniert, wobei der Anspruch darin bestand, zum einen das bauzeitliche Erscheinungsbild der Architektur wieder herzustellen und zum anderen den technischen Zustand der Bühne auf ein modernes Niveau zu heben. Mit einer Festwoche wurde das Theater dann in neuem, altem Gewand – die Sanierung hatte auch den eigentlichen Sandsteinfarbton des Baus zutage gefördert.


https://www.tpthueringen.de/stuecke-konzerte/musiktheater/


 

Thema des Tages

02. Juli 1947

Winifred Wagner verurteilt

Schon 1919 wurde dem Ehepaar Winifred und Siegfried Wagner über einen Mann in München berichtet, der als talentierter Redner auftrete, der Europa vor dem Bolschewismus retten wolle und Deutschland zu neuer Pracht nach Revision des Versailler Friedensvertrages führen werde.

’Berichterstatter’ waren der Schriftsteller Michael Georg Conrad, der
1885 in München die Zeitschrift Die Gesellschaft gründete und 1891 in den Vorstand der von Julius Schaumberger konzipierten Gesellschaft für modernes Leben gewählt wurde. Damit war er auch für die Vereinszeitung Moderne Blätter und für die Freie Bühne mit verantwortlich, in denen er in zahlreichen Essays, Leitartikeln und Rezensionen vor allem für eine im Sinne des Realismus und Naturalismus erneuerte deutsche Literatur, aber auch Gesellschaft eintrat.

Ein weiterer Informant war Franz Ritter von Epp, dem es möglich war durch Vermittlung Röhms mit Geldern der Reichswehr und von bayerischen Industriellen den "Völkischen Beobachter" als ein Sprachrohr der neu gegründeten Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) zu erwerben.
Der andere Münchener, der den Wagners berichtete, war Josef Stolzing-Cerny, Schriftsteller, ’Völkischer Beobachter’- Redakteur, Musikkritiker und angeblich später 1923/24 Mitverfasser von Adolf Hitlers
’Mein Kampf’.
Durch diese Verbindungen erhielten die Wagners durch erste Hand Kenntnisse, wie sich ’das System’ entwickelte, nämlich auch durch radikale Beseitigungen, maßgeblicher jüdischer Bürger.
1921 werden Matthias Enzberger, 1922 Walther Rathenau ermordet. Maximilian Harden, Journalist, entging nur knapp einem Attentat.
Den Tätern ging es um Destabilisierung der Weimarer Republik und damit deren Abschaffung durch eine autoritäre Regierung.

Die einer solchen Regierung zugeordnete Partei interessierte die Wagners weniger, auch wenn 1922 in Bayreuth eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet wurde, ihnen war der blauäugige, beredte Vorsitzende wichtiger.
Und den luden sie für den 1. Oktober 1923 nach Wahnfried ein, nachdem er in den Tagen zuvor am Deutschen Tag in Bayreuth teilgenommen hatte.

Als Hitler wenig später, nach dem erfolglosen Putsch von München, ins Landsberger Gefängnis kommt, versorgt Winifred ihn mit Schreibmaterial und Papier – angeblich verfasst er auf genau diesem Papier 'Mein Kampf'.

Winifred Wagner tritt 1926 in die NSDAP (Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschlands) ein und unterstützt ihren Duzfreund Hitler nach Kräften.
Nachdem Hitler 1933 die Macht übernimmt, ist er als Freund der Familie mit dem Spitznamen 'Wolf' Dauergast in Bayreuth.

Von 1936 bis zu seinem letzten Bayreuth-Besuch 1940 bewohnte er zur Festspielzeit das Siegfried-Wagner-Haus, einen als Gästehaus genutzten Anbau an Haus Wahnfried.

Durch die Nähe zu den Herrschenden im Dritten Reich, vor allem zu Hitler, musste Winifred Wagner sich nach dem Zweiten Weltkrieg einem Entnazifizierungsverfahren stellen.

Strafen wurden wie folgt kolportiert, sind aber nicht verifizierbar:


Sie wurde in die Gruppe II der Belasteten eingereiht und habe 450 Tage Sonderarbeiten für die Allgemeinheit auszuführen.
60 Prozent des Vermögens würde zur Wiedergutmachung eingezogen.

Für Dauer sei ihr verwehrt, ein öffentliches Amt zu übernehmen.

Sämtliche Rentenansprüche wie auch das aktive wie passive Wahlrecht habe sie verloren, auch soll sie kein Mitglied einer Gewerkschaft oder irgendeiner Vereinigung mehr sein dürfen.

Auf fünf Jahre dürfe sie keinen freien Beruf ausüben oder selbständig in einem Unternehmen oder gewerblichen Betrieb tätig sein, sich auch daran nicht beteiligen oder die Kontrolle hierüber ausüben.

Sie darf nur in gewöhnlicher Arbeit und nicht als Lehrerin, Predigerin, Redakteurin, Schriftstellerin oder Rundfunkkommentatorin tätig sein.

Wohnungs- und Aufenthaltsbeschränkungen seien auferlegt worden.

Aller Berechtigungen sei sie verlustig gegangen, einen Kraftwagen habe sie auch nicht halten dürfen.

Die Kosten des Verfahrens in Höhe von 228.694 RM habe sie zu tragen.

 


Gegen den Spruch ging Winifred Wagner in Berufung.
Auch der Ankläger legte Widerspruch ein - ihm waren die Sühnemaßnahmen zu gering angesetzt.

Am Mai 1948 beendeten die Amerikaner in ihrer Zone die Verfahren – der ’kalte Krieg’ zeichnete sich ab und man wollte nicht länger Tausende in Lagern festhalten und auf ihren Prozess warten lassen – die Wirtschaft brauchte sie.

Am 1. Dezember 1948 fand in Bayreuth die Berufungsverhandlung statt und am 8. Dezember 1949 nahm Winifred Wagner das gesprochene Urteil an. Sie war nur noch als ’Minderbelastete’ eingestuft, musste 6.000 Mark an den Wiedergutmachungsfonds zahlen. Auch während der Bewährungsfrist von zweieinhalb Jahren durfte sie kein Unternehmen leiten, beaufsichtigen, kontrollieren oder erwerben, somit auch die Festspiele nicht leiten. Das Vermögen blieb während der Bewährungszeit gesperrt.

Aber man hatte ihre Leistungen, Bedrohten durch Intervention bei Parteigrößen oder mit Hilfszahlungen zu unterstützen und damit von Tod und Verderben zu bewahren, anerkannt.

In einem Film über sie, mit einem Interview, das sie 1975 dem Filmemacher Hans-Jürgen Syberberg gab, bekannte sich - 30 Jahre nach dem Ende des von Hitler angezettelten Zweiten Weltkrieges - offen zum 'Führer':

"Also, wenn heute Hitler hier zum Beispiel zur Tür hereinkäme, ich wäre genauso so so so fröhlich und so so glücklich, ihn hier zu sehen und zu haben, als wie immer."

Für sie und ihre Freunde war er als ’USA’ -
"Unser seliger Adolf"
- bekannt.

Sie trafen sich in Bayreuth:
die Ilse Heß und die Emmy Göring nebst Tochter Edda, die Gerdi Troost – Witwe des Architekten und des Speer-Vorgängers Paul Ludwig Troost,
und natürlich die Lotte Bechstein, ihre Mutter Helene hatte Hitler Benimm beigebracht und Lotte hatte den Reichskanzler als Ehemann abgelehnt. Er könne nicht küssen, soll sie festgestellt haben.
Dann auch Hitlers Adjudant Nikolaus von Below und Hans Bauer, Hitlers Chefpilot.
Sekretärinnen und Sonstige, die Gelegenheit nutzend, unter sich zu sein, sich zu erinnern und vom
' Führer ' zu schwärmen.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41458186.html


 

Thema des Tages

Neuanfang Bayreuth


   ... am 29. Juli 1951

Der Zweite Weltkrieg war vorbei.
In Bayreuth überlegte man, ob und wenn ja, wie man die Bayreuther Festspiele reanimieren könne.

Bei
Friedelind Wagner, der Abtrünnigen, erkundigte man sich in Amerika. Die aber antwortete gar nicht.
.

Man fragte bei Franz Wilhelm Beidler an, dem Sohn von Franz Beidler und
Isolde Wagner, einer Tochter Richard Wagners, nach.

Beidler wäre bereit gewesen, den Kampf am Grünen Hügel aufzunehmen.
Aber da kam ein neuer Aspekt hinzu:

Zitat
“Ich verpflichte mich hiermit feierlich, mich jedweder Mitwirkung an der Organisation, Verwaltung und Leitung der Bayreuther Bühnenfestspiele zu enthalten. Einer schon lange gehegten Absicht entsprechend, werde ich meine Söhne Wieland und Wolfgang Wagner mit den bezeichneten Aufgaben betrauen und ihnen die entsprechenden Vollmachten erteilen.“

Zitatende

Das war der Wortlaut von Winifred Wagners Abdankung als Festspielchefin, datiert Oberwarmensteinach, den 21. Januar 1949.

Damit war der Weg frei, die Söhne Wieland und Wolfgang mit der Festspielleitung betrauen zu können.
Eine andere Lösung war wegen Siegfrieds Testament nicht möglich gewesen. Wäre nur noch eine Heirat gegangen, dann wäre Winifred als Leiterin der Festspiele per sé ausgeschieden.

Grundsätzlich war es schon erstaunlich, dass sich die Siegermächte auf eine Weiterführung der von der Hitlerdiktatur belasteten Richard-Wagner-Festspiele einließen.
 
Winifred Wagner pflegte ja seit dem Scheitern des Putsches in München am 8./9. November 1923 und während des Gefängnisaufenthalts Hitlers in Landsberg gute Beziehungen zu ihm.
Es gibt viele Fotos aus der Zeit, die sie und ihre Söhne Wolfgang und Wieland mit dem 'Führer', dem 'Onkel Wolf', zeigen.
 
Aber die Amerikaner wollten in ihrem Verwaltungsbereich der Beatzungszone einen Mittelpunkt schaffen, der positive Ausstrahlung, trotz aller Vorbehalte, haben sollte.

Bereits 1949 wurde der Verein 'Freunde der Bayreuther Festspiele' gegründet, der sich seitdem der Aufgabe stellte, Gelder für die Produktionen zur Verfügung zu halten.
 
Die Wiedereröffnung der Bayreuther Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg fand am 29. Juli 1951 mit einem Konzert mit Beethovens 9. Symphonie statt. Am 30. Juli 1951 folgte 'Parsifal', dirigiert von Hans Knappertsbusch und inszeniert von Wieland Wagner.
Und auch
'Die Meistersinger von Nürnberg' standen auf dem Spielplan von 1951. Inszeniert von Rudolf Hartmann, dirigiert von Herbert von Karajan, mit der jungen Elisabeth Schwarzkopf als Eva.

Da grundsätzlich – und heutzutage besonders - die Gefahr besteht, dass sich 'Freunde' verweigern, wurde 2010 eine neue Gruppierung mit dem Namen 'Team der aktiven Festspielförderer' -
abgekürzt 'Taff' - ins Leben gerufen.
Aus Dankbarkeit durften Mitglieder des neuen Vereins während des zweiten Aufzugs des 2011-'Tannhäuser' auf der Bühne sitzen.
 
Nun aber wegen der negativen Schlagzeilen und den Vorkommnissen in Bayreuth alle gleich in Bausch und Bogen abzuqualifizieren, geht dann doch wohl zu weit.
Aber so sind nun mal die Oberfranken, klar und deutlich in den Ansagen ihren Mitbürgern gegenüber.
 
Bemerkenswert mit welcher Verve sich die beiden Urenkelinnen damals um die Besetzung des Regisseurpostens für den 'Ring' 2013 bemühen mussten, nachdem Wim Wenders absagte.
 
Da verfielen sie auf Herrn Casdorf - der eine Ausbildung zunächst bei der Reichsbahn machte und dann zum Theater ging.
Vornehmlich war er an Häusern in der so genannten 'DDR' tätig.
Die Frage stellt sich auch, ob und wie lange und wieweit Kontakte der Stasi zu Peter Emmerich bestanden.
 
Carl Hegemann, der Dramaturg, schon beim Schlingensief'schen 'Parsifal ' am Werk, war 'helfend' dabei.
 
Nun finden die Bayreuther Festspiele wieder statt - hier mittlerweile von
'F e s t' -spielen zu reden, ist sicherlich nicht angebracht.
Gemessen an den finanziellen Möglichkeiten der so genannten 'Festspiele' in Bayreuth müsste dem Publikum etwas anderes geboten werden, als beispielsweise ein ausgebuhter 'Tannhäuser' im Jahr 2011 oder als der Urenkelin als Regisseurin im Sommer 2017 und 2018 nach ihrem
Tristan die Buh-Rufe um die Ohren flogen.
 
Wozu überhaupt noch dieser Aufwand in Bayreuth, wenn die Theater Koblenz, Lübeck den 'Ring' spielen, Theater den
'Lohengrin' in Quedlinburg und auch den 'Tristan' auf die Bühne des oberpfälzer Metropol-Theaters Regensburg brachten und Detmold 'Ring', 'Parsifal' und 'Tristan' zeigte.
Und Landshut bringt – jetzt mit dem Rheingold beginnend - den 'Niederbayerischen Ring des Nibelungen' nach einem
'Tristan' von 2016.
 
Erstklassiges sieht und hört man das ganze Jahr über zu günstigsten Preisen im Cinemaxx mit den Übertragungen aus der Met und aus Covent Garden.
 
Eine Ausnahmestellung nimmt Bayreuth aufgrund der Gesamtsituation von Theateraufführungen am originalen Ort, dem Flair am Hügel und der Akustik im Haus ein. Kaum mehr im Sinne des Werkes.
Künstlerisch gelten der Bayreuther Chor und das Bayreuther Orchester als
etwas Besonderes
Die Solisten sieht man überall in der Welt, im Kino oder am Bildschirm.

Affären gab es in Bayreuth viele.
Die waren auch vor dem Zweiten Weltkrieg üblich.
Tietjen gegen Preetorius, Muck gegen Busch, Toscanini gegen Furtwängler, Knappertsbusch gegen Karajan.
Neuere Bayreuther Vorfälle um Nikitin, um Hengelbrock und Alagna.

Wie um Meese rangte sich das Gerüchtegeflecht um Andris Nelsons. Der reiste aus den Proben ab und kam nicht wieder.
Angeblich soll sich der 'Oberfränkische Musikdirektor' in die Orchesterarbeit zu sehr eingemischt haben.

Geld und gute Worte brachten den lettischen Maestro - mit Kristine Opolais mal verheiratet - nicht dazu, nach Bayreuth zurückzukehren und die Proben zum 'Parsifal', dem 'Bühnenweihfestspiel', fortzusetzen.
Zufällig frei war Herr Haenchen, der das Stück nun übernahm, so dass es stattfinden konnte.

Der 'Oberfränkische Musikdirektor' musste sich nun beim Vorsingen von Mareike Morr selbst ans Klavier setzen. Da gab es wohl in Bayreuth keinen Korrepetitor der recht begleiten konnte.

 

Letztendlich …

…. sei erinnert an die Aussagen des SPD-Bürgermeisters von Regensburg.

Die Bürger stellten aufgrund der Erlebnisse in den deutschen Theatern das ganze System  infrage.
Die Planung eines Fußballstadions wurde diskutiert:


Zitat


“Das kostet uns richtig viel Geld.
Mit welchem Recht sagen wir, die Infrastruktur-
Einrichtung Theater ist wichtiger als die
 Infrastruktur-Einrichtung Stadion?”

Zitatende

Fragte er rhetorisch in den Saal,
der mit großem Applaus antwortete."


Regensburger Wochenblatt am 16.11.2010 über eine
 Aussage von Bürgermeister Wolbergs während einer
 Podiumsdiskussion zum Neubau eines Fußballstadions in Regensburg.


 


E-Mailverkehr
 


12. April 2019

Zitat

Sehr geehrter Herr Hansing,

ja, wir haben das Pech, dass wir wieder eine Vorstellung ausfallen lassen müssen, was aber, ich muss es wieder sagen, nicht leichtfertig von der Theaterleitung beschlossen worden ist.

Was die Auslastung, bzw. die Akzeptanz eines Stückes, einer Produktion angeht, glaube ich schon, dass es oft am Publikum liegt, dass sich oftmals nicht auf neue/andere Sichtweisen oder unbekannte Ausstattungen einlassen mag, ohne das Stück gesehen zu haben oder überhaupt zu kennen, was ja, z. B., auf "Was ihr wollt" zutrifft.

Natürlich muss man auch sagen, dass nicht alle Produktionen eines Hauses sehens- und hörenswert sind, aber verraten Sie mir, was ein Theater tun kann/soll, um Publikum anzulocken. Sollen wir es wie die Met halten, die sich in ihren Ausstattungen und Inszenierungen ganz vom Geschmack und dem Druck der Sponsoren abhängig macht?
Gibt es überhaupt den  e i n e n  Weg, Spielpläne zu machen, Produktionsteams zu engagieren, die auf allgemeine Zustimmung treffen?

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich kann Ihren Groll, Ihren Zorn durchaus verstehen und nachvollziehen, aber ich sehe das Problem natürlich auch von der anderen Seite.

Ich freue mich, dass Sie da sein werden und bin gespannt, wie sie den Abend bewerten werden.

Herzliche Grüße

 

 

Die Antwort hierauf
 


15. April 2019

Zitat

Guten Abend,
danke für die Mail.
Bis zum 19. Mai mit meinen Eindrücken von den Gezeichneten ist es mir zu lang, deswegen schnell ein paar Worte zu den von Ihnen aufgestellten Thesen.

Grundsatz einer Inszenierung ist für mich, dass sie mit dem übereinstimmt, was der Autor zeigen wollte.

Das war in Hannover u.a. nicht der Fall bei Rusalka, Aida, Freischütz, Braut.

Auch nicht beim Holländer. Was sollte der ganze Ringelpietz (entschuldigen Sie die despektierliche Rede) mit dem Einkaufszentrum, was sollte die Kuh da auf dem Söller, der herumhampelnde Damenchor, die schneeschippenden Herren etc.?

Und was sagt der RW-Verein Hannover dazu?
Die ehemalige Präsidenten RW-International und heute noch Ehrenvorsitzende des RW-Vereins Hannover liebt nach eigener Aussage ’modische Inszenierungen’. Damit leistet sie noch Vorschub, bestärkt Theaterleitungen in ihrem Fehlmanagement zu Lasten des Steuerzahlers unter Missachtung des Bildungsauftrages.
Wie sollen Migranten an das europäische Kulturgut herangeführt werden, wenn

- Manon in einer Kneipe, umgeben von Regalen, mit gefüllten
  Flaschen stirbt;
- Onegin in einer U-Bahn-Station spielt;
- Aida im Einheitsbühnenbild ’Vorzimmer Mielke Stasizentrale Berlin'
  gezeigt wird;
- Lohengrin sich im Einheitsbühnenbild Paukboden einer Burschen-
  schaft (Gottfried ersticht Elsa) tummelt;
- in Braunschweig Elsa mit Gottfried am Ende der romantischen
  Oper Eis essen geht;
- Jochanaan am Boden liegt, Herodias ihm ein Tablett unter den
  Kopf schiebt, Salome breitbeinig über ihm steht,
  Herodes singt: „Man töte dieses Weib!“ Jochanaan erhebt sich und
  er würgt Salome. Sie sinkt laut röchelnd zu Boden.
- Hänsel und Gretel in einer Bar in einem Hotel abgehandelt wird;
- am Deutschen Theater in Berlin Ferdinand von Walter den Abend
  über an Steigeisen Wände rauf und runter klettert.

Stückl machte in Oberammergau den Holländer. Leere Bühne, 500 Leute Chor. Was macht er mit jetzt der Spinnstube – fragte ich mich?
Er ändert den Text und macht aus der Spinnstube die Gesangsprobe eines Frauenchores. „Sing, o sing du gutes Mädchen!“ und Mary: „Ich singe fort!“
Aber eine großartige, stimmige Inszenierung.

Wenn sich eine Produktion nicht auf Anhieb ohne Programmheft, ohne Einführungsvortrag erschließt, ist das Geld rausgeworfen.

Trennung von Text und Inszenierung (Personenführung und Bühnenbild) geht nicht.

Das fing bei Puhlmann an und setzte sich bei Klügl fort.
Die Hannoveraner lehnen das ab.
Krampfiges Getue mit dreidimensionalen Bühnenbildern, die mit dem Stück nichts zu tun haben. Beispiel ’Was ihr wollt!’
Was sollten die begeh- bekletter- bespielbaren Pappkartons? Aufwand für nichts!

Als könntet ihr die Bühnen nicht mit eurem Talent füllen.

Und der Erfolg: Das Haus in Hannover ist leer.
Es wird im Durchschnitt nur an 15 von 30 Tagen im Monat bespielt.
Die Karten werden mit 2/1 oder jetzt mit ’Danke Hannover’ gehökert.
Sie glauben nicht wie leid sie einem tun, vor geschlossenem dritten Rang zu singen.

Warum verlängerte Repušić nicht, Mark Rohde geht weg, Reiners machte früh den Abgang nach Darmstadt, jetzt wird er GMD in Kiel.
Bisher keine musikalische Oberleitung in Hannover für die kommende Zeit.

Und – ich kann es nicht beurteilen, weil ich nicht weiß, wer am 13.4. krank war. Aber muss ein Haus wie die Oper der Landeshauptstadt nicht Vorkehrungen mit Doppelbesetzung treffen und kann nicht zur Not ein Regieassistent spielen und einer singt aus der Gasse mit den Noten in der Hand. Die Premiere lief doch auch im letzten Moment mit einem Gast für Brian Davies.

Kollo bricht sich in Bayreuth ein Bein (beim Segeln!!!), Chéreau spielte den Siegfried und Kollo sang aus der Gasse.

Dann würde man dem Publikum auch den guten Willen zeigen.
So kommen Leute, die kein Internet und die keine HAZ haben, abends vor verschlossene Haustür.
Und besonders elegant, dass die HAZ am Samstag 13.4. für den Samstag 13.4. unter Veranstaltungen noch für 19.30 Uhr ’Die Gezeichneten’ ankündigte.

Was ist da nur los in Hannover an der Nds. Staatsoper?

Beste Grüße - Dieter Hansing


 




Schlussbemerkung




Wieder einmal wird eine Vorstellung an der Nds. Staatsoper Hannover
ersatzlos gestrichen!


 

Impressum



erscheint als nichtkommerzielles Beiblatt zu



- ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg -

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Ersterscheinung der Ausgabe Regensburg am 27.07.2007
Erscheinungsweise: kulturjournal-regensburg zehn Mal pro Jahr von Februar bis August und Oktober bis Dezember

Verteilung Regensburg:
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Verteilung Hannover u.a.:
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Politische Parteien im Nds. Landtag,
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Bund der Steuerzahler,
Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen

RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover

Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen, aus dem Internet u.a. Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich gemacht.
Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen.

Texte zu ’Was andere schrieben’ wurden der Zeitschrift ’Oper und Tanz’ – Regensburg entnommen.
Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir meist auf Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

                                                          

Zum leichteren Auffinden der Links, auch unter  



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