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Nr. 28

 

 

Leserbrief

Zitat

Betrifft:
Toscapremiere am 20.10.2019
Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH

Nun versucht hier in Hannover ein junger russischer Regisseur eine neue Oper zu kreieren, bis jetzt als ‘Tosca‘ von Puccini allgemein bekannt und geliebt. Warum nur dieser Versuch?

Diese Umdeutung, ohne sich auf Text und vorgegebenes Libretto zu beziehen, ist einfach unverständlich, ärgerlich und unnötig.

Wenn dem Regisseur Vasily Barkhatov das Libretto nicht gefällt, mache ich ihm den Vorschlag, ein neues für eine neue Oper zu schreiben. Darin könnten auch alle Probleme mit Kirchenmissbrauch usw. angesprochen werden.

Vielleicht findet er dann auch einen Komponisten, der seine Ideen musikalisch umsetzt.
Tipp: Hannover hat eine hervorragende Musikhochschule!!!

Wie gut, dass man sich wenigstens an der Musik, den wunderschön gesungenen Arien und musikalischen Szenen erfreuen konnte.

Frau R.R. aus G.

Zitatende
 

 

Einleitung

Das Werk!
Weshalb und für wen?


Das Bedürfnis hinter einer Maske oder in der Gestalt einer dichterischen Figur das Leben zu deuten, gibt es seit Urzeiten und weltweit.
Dabei zuzuschauen und hernach ergriffen zu sein, ist genauso ein Urbedürfnis.
Die plumpe Rohheit oder die geistige Bildung des Publikums ist die Spannweite zwischen blutigen Gladiatorenkampf und sublimem Kammerspiel.
Dazwischen gibt es unendlich viele Abstufungen, abhängig von den geistigen Grundlagen der verschiedenen Epochen.

Am Ende des Ersten Weltkriegs wurde die bis dahin als gottgewollt angesehene Ständeordnung abgeschafft und die Frauen erkämpften sich mühsam einen Platz in der Gesellschaft.

Diesem Vorhaben stehen natürlich weltweit die patriarchalen, religiösen Gesellschaftsformen entgegen.

Hier in Mitteleuropa und auch in Deutschland, das mit seiner bürgerlichen Kultur eine Fülle kostbarer Theaterbauten und eine solche Menge großer Werke für das Theater hervorgebracht hat, die sowohl erheiternd als auch erschütternd wirken, neigt sich das Bedürfnis des Publikums in erschreckendem Maße wieder dümmlicher Unterhaltung oder dem brutalen Kampf entgegen.

Die Masse entscheidet über Hit oder Flop. Darf, soll, muss sich die Theaterkunst jedem Trend anpassen? Gibt es einen Weg zwischen Dramaturgengeschwurbel und plattem Entertainment?

Wie steht es um 'das Werk'?

Begegnen wir ihm mit Respekt als der Leistung großer schöpferischer Persönlichkeiten oder ist es das Spielzeug selbstbesessener Theatermacher?

Und für wen spielen wir Theater?
Für versnobte Journalisten und Theaterwissenschaftler oder für das Publikum, das alles zwangsweise finanziert?
Im eigenen Verlag veröffentlichte Klaus Siebenhaar im Jahr 2015 das Buch
'Auftrag Publikum' - Der Hochkultur Betrieb zwischen Audience Development und Ereignisästhetik.

Wie mit emporgereckten Arm eines Redners beginnt er das Kapitel ‘die kuratierte Kultur‘ mit
"Das Werk löst sich auf, der Betrachter wird zum Bestandteil des künstlerischen Ereignisses. Die Interpendenz von Publikumsentwicklung und Ereignishaftigkeit künstlerischer Produktion und Rezeption kennzeichnet die vorläufig letzte Stufe im Prozess der Moderne."


Also 'Mitmach-Theater'?
Warum nicht?!
Dafür gibt es die Statisterie, den Kinderchor, den Extrachor, den Bewegungschor.
Dafür gibt es Improvisationstheatergruppen, Chöre aller Art, Tanzschulen aller Art, Spielgruppen, die Klassiker und Komödien in oft hervorragender Qualität aufführen.

Warum schreibt man nicht neue 'Performances', die Raum geben für die Inter-Aktionen?
Das ist wohl zu viel Arbeit! Und der Erfolg ist nicht garantiert.
Außerdem erhoffen sich die Intendanten mehr Publikum, wenn es heißt
'Nach Euripides' und / oder
nach Shakespeare, Goethe, Schiller, Hauptmann und so weiter.

Den Opern werden die Privat-Probleme der Regisseure durch die Regisseure aufgedrückt und so wird brutalisiert, sexualisiert, politisiert.
Dazu Video-Shows bis zum Überdruss und außerdem erscheint überall ob 'Meistersinger' in München oder 'Die Krönung der Poppea' in Hannover das Sängerensemble in Probenklamotten.

Haben wir nicht allmählich genug davon, dass Intendanten und Regisseure dem Hassprediger Frank Castorf und seinen Jüngern nachrennen.

Zitat
3SAT-kulturzeit am 27.01.2016:
Frank Castorf sagt von sich selbst, dass er die Stücke bei einer Inszenierung zerschlagen muss.
Und am Ende eines ZDF-Beitrags:
"Ich spucke auf alles, was mich umgibt. Das habe ich in der DDR gelernt, und ich werde es auch nicht mehr ändern!"
Zitatende

An ihm und der Band 'Rammstein' richtet Katharina, die Herrin von Bayreuth ihren künstlerischen Geschmack aus, entsprechend sind die Inszenierungen, wofür sie dann mit dem Professoren-Titel geehrt wird.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass in irgendeinem Beruf der Hass die Basis der Tätigkeit ist.

Wer mag in einem Restaurant essen, in dem der Koch Lebensmittel hasst?
Wer mag sein Bauvorhaben einer Firma anvertrauen, die nur Betrug und Schlamperei bietet?

Welche Eltern schicken ihre Kinder in Schulen, in denen sie gequält werden?
Wer engagiert einen Gärtner, der Pflanzen hasst?

 

 

Zitat
Der deutsche Hochkulturbetrieb - ob öffentlich-rechtlich oder gemeinnützig-privat - sucht in Quantität wie Qualität weltweit seinesgleichen.
Infrastrukturelle Dichte, künstlerisches Niveau, Facettenreichtum des Angebotes, Kundigkeit der Publika setzen im internationalen Kontext die Maßstäbe.

Zitatende

Quelle:
Klaus Siebenhaar - 'Auftrag Publikum' - B&S Siebenhaar Verlag - 2015 - Seite 39

Das klingt voll der Anerkennung, was im Vergleich zu anderen Ländern richtig sein mag.

Aber was nützt der beste Fabrikationsbetrieb, wenn das Rohmaterial nichts taugt.

Hochschulen füllen die Gesangsklassen um weiter existieren zu können.

Opernhäuser müssen, um die Werke der Literatur aufzuführen, Agenturen rund um die Welt auf die Suche schicken, um die Rollen besetzen zu können.

Im schweren deutschen Fach:
Heldentenor, hochdramatischer Sopran.

Bayreuth 2019 gab uns ein Beispiel.
Ein hochachtbarer älterer Herr sang den Tristan und den Tannhäuser,
sonst hätte man das Werk überhaupt nicht aufführen können.

 

Da die assoziative Bebilderung das Werk völlig überwuchert, geht der Opernsnob nicht mehr in den 'Lohengrin' von Richard Wagner, sondern von Hans Neuenfels.
Ach ja - den mit den entzückenden Ratten.
Oder in Salzburg gibt es nicht die 'Salome' von Oscar Wilde und Richard Strauss, sondern einige waren hingerissen von Romeo Castellucci's assoziativen Beigaben.
Er wurde von den Kritikern der Zeitschrift 'Opernwelt' zum besten Regisseur des Jahres ausgewählt.

Machen wir uns doch mal den Spaß und interpretieren wir seine Interpretation:
Herodes und seine Entourage ist eine Mafia Gesellschaft, die sowohl im Blut als auch im Sumpf agiert.
Dafür sind die Gesichter entweder zur Hälfte rot wie Blut oder grün wie Entengrütze geschminkt.

Jochanaan, der Prophet, ein Schamane. Also her mit der großen Trommel!
Der abgeschnittene Pferdekopf: Racheandrohung der Mafia.

Salomes nicht ausgeführter Tanz. Hier hockt eine mit einem Lederriemen Festgebundene auf einem Block.
Aha, sie ist in der Gesellschaft gefesselt.
Und so geht es weiter.
Eigentlich ist das Assoziieren gar nicht so schwer.
Allerdings macht sich neuerdings eine Tendenz zu überbordender Bilderflut und Realismus breit.

In 'Verkaufte Braut' in München ist die Bühne voller Heu und hier in Hannover wird in der 'Jüdin' die Problematik des Stückes, nämlich der unversöhnliche Hass der Religionen, unter Schau und bunten Bildern verschüttet.
Es ist alles sehr eindrucksvoll, aber die Rache im Namen Jahwes, die Eléazar an seiner Ziehtochter Recha vollzieht, wird nicht in seinem Verhalten deutlich.

Natürlich ist das Publikum von der Schau begeistert und beklatscht mit Recht die Leistung der Mitwirkenden.

Aber sagt uns das Werk etwas
- über das Aufeinanderprallen der Religionen zur Zeit des Konzils zu Konstanz
  von 1414 bis 1418,
- über die gespaltene katholische Kirche,
- über die Reformer um Johannes Huss,
- über das in seinen Gebräuchen erstarrte Judentum und
- über unsere jetzige Zeit?

Denken wir über das Erlebte nach, wenn sich die Tür des Theaters hinter uns schließt?

Über das innere Verarbeiten des Erlebten schreibt Klaus Siebenhaar:

 

 

Zitat
Die Intensität hochkultureller Praxis ist unlösbar mit dem Bildungsniveau verknüpft, Elternhaus und Schule sind die für die kulturellen Neigungen entscheidenden Primär-Instanzen. Diese positiven oder auch negativen Prägungen der frühen Jahre sind später nur schwer zu kompensieren oder gar zu korrigieren.
Zitatende

Quelle:
Klaus Siebenhaar - 'Auftrag Publikum' - B&S Siebenhaar Verlag - 2015 - Seite 90 - 91

Wir gewinnen das junge Publikum für die Oper nicht durch dämliche oder brutale Inszenierungen gegen die sich die Mehrzahl des Publikums durch Wegbleiben wehrt, sondern durch eine werk- und autorengerechte Umsetzung der Stücke und damit Begeisterung für die Arbeit des Theaters.

ML Gilles

 

Kultur im Norden

 

 

Zitat
Skandal-Rücktritt
Lübecks Theaterchef Christian Schwandt gibt auf

Paukenschlag am Lübecker Theater:
Direktor Christian Schwandt wirft hin.
Grund: Die Jamaika-Landesregierung spare das Theater kaputt.
Er wirft den Koalitionären sogar Verfassungsbruch vor.

Lübeck
„Ich bin erkennbar an meine Grenzen gestoßen“, sagt Christian Schwandt. Am Montagvormittag hat der 56-jährige Chef des Theaters Lübeck die Konsequenz aus der Sparpolitik der Kieler Jamaika-Koalition gezogen und seine Kündigung eingereicht. Zugleich erhebt er noch einmal schwere Vorwürfe gegen die Landesregierung. Schwandt: „Das Land lässt uns am ausgestreckten Arm verhungern.“

Um gerade mal 1,5 Prozent erhöht Kiel den Zuschuss für das Theater Lübeck pro Jahr. Und das „bei Personalkostensteigerungen von vier Prozent“, klagt Schwandt. Seit Jahren hätte das Theater diese Defizite schon ausgleichen müssen. Immer wieder trug er in Kiel vor, wie dramatisch die Situation sei. Und dann das: Die Jamaika-Koalition und ihre CDU-Kulturministerin Karin Prien wollen diese Unterfinanzierung jetzt sogar noch für weitere vier Jahre festschreiben.

Der Theaterdirektor spricht von Verfassungsbruch

Das brachte das Fass bei Schwandt endgültig zum Überlaufen. Ende Juli 2020 ist für ihn Schluss. Der 56-Jährige wirft der CDU-Grünen-FDP-Regierung sogar Verfassungsbruch vor. Sie drücke sich vor ihrer grundgesetzlichen Zuständigkeit für die Kultur. Das Theater werde kaputtgespart. Durch die Unterfinanzierung hätten „die innerbetrieblichen Verteilungskämpfe in einem Maße an Intensität und Schärfe zugenommen, die für mich nicht mehr zu tragen ist“, sagt Schwandt. Und das, obwohl es ihm gelungen war, die Besucherzahlen von Jahr zu Jahr zu steigern. Die Stadt Lübeck habe das Theater immer unterstützt, sagt der Noch-Direktor denn auch. Das Land nicht.

SPD-Opposition sieht Theater Lübeck in die Krise rutschen

Der SPD-Landtags-Kulturpolitiker Martin Habersaat geht ebenfalls hart mit der Jamaika-Koalition ins Gericht. Die CDU und ihr Ministerpräsident Daniel Günther hätten erneut ein Wahlversprechen gebrochen. So habe die Union 2017 mit der Zusage um Stimmen geworben, die Landesförderung der Theater „jeweils um das Ergebnis der Tarifverhandlungen“ zu erhöhen. Nur die Hansestadt Lübeck aber habe ihren Zuschuss in den letzten zehn Jahren vorbildlich von 6,3 auf 10,4 Millionen Euro angehoben. Jetzt müsse auch Jamaika dringend mehr Geld locker machen. Weitere Einschnitte im Personalbereich jedenfalls seien „nicht mehr verantwortbar“. Sie würden sofort weitere Qualitätsverluste nach sich ziehen. Und das gelte für alle Theater im Land.

Das Theater Lübeck sieht Habersaat ohnehin schon tief in die Krise rutschen. „Nun droht auch das erfolgreiche und vielfach ausgezeichnete Theater Lübeck ein Krisenfall zu werden“, sagt der Sozialdemokrat. Das sei „ein Verlust für die Kulturszene in Schleswig-Holstein und ein Alarmsignal an die Kulturpolitik“. Gerade in Zeiten guter Tarifabschlüsse reichten Steigerungen von 1,5 Prozent einfach nicht mehr aus, um wachsende Personalkosten aufzufangen.

Günther und Prien vom Rücktritt offenbar kalt erwischt

CDU-Kulturministerin Karin Prien und CDU-Ministerpräsident Daniel Günther wurden von dem Schwandt-Rücktritt offenbar vollkommen überrascht. Günther äußerte sich bislang gar nicht. Prien bekräftigte in einer Stellungnahme schließlich ihren Kurs: „Wir wissen, dass die Theater in Schleswig-Holstein mehr Geld benötigen. Aber richtig ist auch, dass die Landesregierung das haushalterisch Mögliche unternimmt.“ Sie setze sich immerhin für eine Dynamisierung der Zuschüsse von 1,5 auf 2,5 Prozent ein.

Lübeck droht die Viertklassigkeit

Das allerdings hält Schwandt für Augenwischerei: „Frau Prien tut so, als ob sie sich für uns einsetzt.“ In der Kulturszene habe aber nicht nur er den Eindruck, „dass die Kulturpolitik in Schleswig-Holstein den absolut letzten Stellenwert hat“. Noch spielten die Theater in Lübeck, Kiel und das Landestheater Schleswig-Holstein quasi in der zweiten Liga, jetzt aber „laufen wir in Lübeck Gefahr, viertklassig zu werden“. Man sei schon jetzt so runtergespart, dass „wir anspruchsvolle Opern wie zum Beispiel ’Lohengrin’ kaum noch auf die Bühne bringen können“. Dazu seien besonders gute Sänger nötig, die aber mit den vorhandenen Mitteln nicht mehr bezahlbar seien.

Kultursenatorin Kathrin Weiher: Großes Bedauern

Die Lübecker Kultursenatorin Kathrin Weiher bedauert Schwandts Kündigung: „Ich habe Herrn Schwandt stets sehr geschätzt und tue dies auch weiterhin.“ Man habe ihm in den vergangenen Jahren insbesondere im betriebswirtschaftlichen Bereich eine „außerordentlich engagierte Führung unseres Theaters zu verdanken“. Er habe sich aber auch stets damit hervorgetan, dass das Theater in der Lübecker Kulturszene als „der große, vernetzende Player wahrgenommen wird, von dem viele kleine Theater und andere kulturelle Events profitieren“. Sie schätze ihn als einen sehr klaren Menschen und verstehe von daher, dass er auch jetzt mit sehr klarer Begründung seine Kündigung ausgesprochen habe.

Auch die Lübecker CDU stellt sich gegen Prien

Selbst die Lübecker CDU will Prien nicht verteidigen. Im Gegenteil. Ihr Kulturpolitiker Lars Rottloff fordert SPD-Bürgermeister Jan Lindenau auf, sich bei der Landesregierung für mehr finanzielle Mittel stark zu machen. „Lübeck wird faktisch allein gelassen und muss zum größten Teil die Ausgaben für Kunst und Kultur alleine stemmen, während andere Städte weit großzügigere Unterstützung erhalten, als es in Lübeck der Fall ist“, sagt Rottloff. Auch viele freie Theater würden darunter leiden. Schwandts Entscheidung sei ein „Weckruf an die Politik, sich stärker für die Lübecker Kultur im Lande einzusetzen“. Die Theaterlandschaft sei „am Existenzminimum“. Dabei seien blühende und gute Theater wichtig für eine Großstadt wie Lübeck. „Sie übernehmen einen Kultur- und Bildungsauftrag, der für die positive Weiterentwicklung einer Stadt unabdingbar ist.“

Auch am Theater selber sind viele erschüttert. „Es ist schade, aber ich kann ihn verstehen. Er hat mich gebeten, ihn nicht umzustimmen“, sagt etwa Peter Petereit, Vorsitzender des Aufsichtsrates des Theaters. Die Zusammenarbeit sei „ausgezeichnet“ gewesen. „Er hat es verstanden, die wirtschaftlichen und die künstlerischen Interessen gleichermaßen zu vertreten. Es ist etwas Besonderes, das er in Lübeck geschaffen hat.“ Petereit ist sehr froh, dass Schwandt noch ein Jahr lang im Amt bleibt und somit einen geordneten Übergang ermöglicht. Der Aufsichtsrat müsse zeitnah per Ausschreibung oder auf anderem Wege nach einem neuen Theaterchef suchen.

„Wahnsinnig viele Überstunden“

Betriebsratschef und Posaunist Thomas Bender spricht von „Fassungslosigkeit“, als Schwandt am Montag beim Monatsgespräch seine Entscheidung verkündete. Aber die Gründe seien nachvollziehbar. In den letzten Jahren habe man Investitionen ins Haus immer durch Kürzungen beim Personal erwirtschaften müssen. Das könne es nicht sein. Das Personal gehe jedes Jahr mit „wahnsinnig vielen Überstunden“ aus der Saison, viele Verträge müssten alle zwei Jahre verlängert werden, einige Kollegen entlasse man in der Sommerpause für sechs Wochen in die Arbeitslosigkeit. Es mache sich Angst um den Arbeitsplatz breit. Und das bei Einstiegsgehältern – nach einem Studium – von etwa 2000 Euro. In der Kultur dürfe man keine Kosten-Nutzen-Rechnung führen, sagte Bender. Aber das sei in der Politik nicht wirklich angekommen. „Ein Theater dieser Größe gehört in eine Stadt dieser Größe. Darüber kann es keine Diskussionen geben.“ Und es könne nicht sein, dass die Politik grundlegende Aufgaben auf Stiftungen und andere private Initiativen verlagere.

Andreas Hutzel: „Ich finde diesen Schritt persönlich nachvollziehbar“

Auch langjährige Ensemblemitglieder waren am Montag entsetzt. Schwandts Kündigung komme „zu einer Zeit, in der wir ihn gerade brauchen“, sagt Andreas Hutzel. Das sei dramatisch und brandgefährlich fürs Theater, fürs Schauspiel im Speziellen. Schwandt habe die Situation des Theaters bis hierher gesichert. „Ohne ihn stünden wir besonders im Sprechtheater nicht so da, wie wir es jetzt tun.“ Die Leitung des Hauses habe es immer wieder geschafft, mit relativ geringen finanziellen Mitteln einen hohen Standard zu schaffen, sagt auch Schauspieler Peter Grünig. Ein Ensemble zu halten und zu motivieren, so konzentriert und mit hohem künstlerischen Anspruch zu spielen, sei nicht einfach und für ein Stadttheater nicht selbstverständlich. „Musiktheater und Schauspiel agieren hier auf einem überdurchschnittlichen Niveau und finden über die Stadtgrenzen Lübecks hinaus Beachtung. Herr Schwandt kämpfte buchstäblich wie ein Löwe um genau diese Qualität.“ Er bedaure es, diesen kämpferischen Mann für Lübeck verloren zu sehen.

Landesbühnen-Intendant: Emotionale Entscheidung

Auch Peter Grisebach, Intendant der Landesbühne Schleswig-Holstein, war „völlig überrascht“ und erstaunt vom Schritt seines Lübecker Kollegen. Er hält die Rahmenbedingungen der künftigen Theaterfinanzierung noch gar nicht für ausgemacht. Er hoffe daher, dass die Kündigung Schwandts eine „emotionale Entscheidung“ gewesen und das letzte Wort noch nicht gesprochen sei – zumal man auch fragen müsse, wer sich nach dem Weggang Schwandts im kommenden Jahr für seine Nachfolge interessieren und bewerben sollte.

Kommentar zum Rücktritt von Christian Schwandt

Nach der letzten umjubelten Premiere „La Traviata“ endet die Lübecker Theatersaison mit einem Trauerspiel: Christian Schwandt geht. Das ist ein Verlust für Lübeck. Der Theaterchef hat dafür gesorgt, dass das Haus mit spektakulären Projekten überregional wahrgenommen wurde: Sandra Leupolds Inszenierung „Don Carlos“ erhielt 2014 den Theaterpreis „Der Faust“, das Wagner-Mann-Projekt wurde bejubelt, der Konzerthausvergleich MuK-Elbphilharmonie erregte viel Aufmerksamkeit.

„Man muss ständig ein Feuerwerk abbrennen“, war Christian Schwandts Devise. Das hat das Theater getan und die Zuschauerzahlen kontinuierlich gesteigert bis zum Rekord von 184 000 Besuchern in der vergangenen Saison. Doch auch die Ausgaben sind gestiegen. Höhere Tarife müssen – zu Recht – gezahlt werden. Nur die Zuwendungen vom Land steigen nicht in diesem Maße.

Christian Schwandt ist ein Mann der offenen Worte. Mit seinem Papier zur Neuverteilung der Landesmittel an die Theater und Orchester in Schleswig-Holstein hat er schon 2010 für Krach in der Theaterwelt gesorgt. Er hat für sein Haus und für seine Leute gekämpft und offenbar nun Kraft und Lust verloren. Wenn die Jamaika-Koalition sich zur Kultur bekennt, wie in den Parteiprogrammen postuliert, dann muss sie mehr Geld für Lübeck locker machen, bevor sich noch mehr gute Leute verabschieden.

Von Petra Haase
 

Ähnlich äußerte sich der Kieler Intendant Daniel Karasek. Vom Ministerpräsidenten und Ministerin Prien habe es bei Gesprächen Aussagen gegeben, wonach sie hinter den Ansprüchen der Theater stünden: „Sie haben uns nicht im Stich gelassen.“ Es sei jedoch klar gewesen, dass vor dem Sommer keine Entscheidung über mehr Geld fallen werde. Er hoffe daher wie Grisebach, dass sich Schwandt noch einmal besinne. Sein Kollege habe in Lübeck über die Jahre allerdings auch mehr auszuhalten und schmerzlichere Entscheidungen treffen müssen als er in Kiel, wo die Stadt die Tariferhöhungen aufgefangen habe. Da könne man irgendwann sagen: „So, jetzt reicht’s.“

Deutscher Bühnenverein: „Ein Warnsignal“

Der Deutsche Bühnenverein setze sich seit Langem dafür ein, „dass Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst durch entsprechende Steigerungen der Zuschüsse aufgefangen werden und die entstehenden Defizite nicht durch die Häuser ausgeglichen werden müssen, wie es in Lübeck offenbar schon seit Jahren der Fall ist“, erklärte dessen Geschäftsführender Direktor Marc Grandmontagne.

„Bei aller Komplexität des Themas und finanzieller Zwänge erinnere ich daran, dass wir in den letzten Jahren sehr intensiv an der Verbesserung der Arbeits- und Vergütungsbedingungen für Künstler und Mitarbeiter der Theater gearbeitet haben und substanzielle Verbesserungen erzielen konnten. Viele Bundesländer und Kommunen haben daraufhin eine Erhöhung der Zuschüsse ermöglicht. Wenn nun ein erfolgreicher Theaterleiter aufgibt und dabei eine effektive Unterfinanzierung anprangert, dann können wir das nur als ein Warnsignal verstehen.
Hier sollten dringend gemeinsame Lösungen gefunden werden. Wir als Bühnenverein bieten dabei gerne unsere Hilfe an, wenn sie gewünscht ist.“

Studierter Volkswirt und Japanologe

Christian Schwandt ist seit 2007 geschäftsführender Theaterdirektor. Der Aufsichtsrat hatte sich mit großer Mehrheit für ihn ausgesprochen. Er kam auf Umwegen zum Theater, hatte in Hamburg und Tokio Volkswirtschaft, Japanologie und Literaturwissenschaft studiert, war lange Geschäftsführer einer Hamburger Steuerberater- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und in dieser Funktion viel in Ostdeutschland unterwegs. 1999 bis 2001 hat er das Kammertheater Neubrandenburg saniert. Als kaufmännischer Direktor des Landestheaters Mecklenburgische Seenplatte hat Schwandt später trotz leerer Kassen erfolgreich gewirtschaftet.

„Es gibt kein Theater ohne Alltagsärger“, hat Christian Schwandt einmal gesagt. „Wenn man diesen Ärger unter zwei Stunden pro Tag halten kann, dann ist man ein glücklicher Mensch.“ Der Ärger war am Ende wohl zu groß geworden.

 Petra Haase, Wolfram Hammer, Peter Intelmann

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So finanziert sich das Theater

Das Theater Lübeck hat ein Budget von 24,4 Millionen Euro in 2018. Davon zahlt das Land 10,537 Millionen Euro. Die Stadt Lübeck steuert zehn Millionen Euro bei. Das Theater selbst hat Einnahmen von 3,9 Millionen Euro. Am Lübecker Theater sind 320 Mitarbeiter beschäftigt.

In 2018 hatte das Lübecker Theater 600 Aufführungen - und 184 000 Besucher. So viele wie lange nicht. Vor 20 Jahren haben das letzte Mal so viele Menschen das Theater besucht. Als Christian Schwandt am 1. August 2007 am Lübecker Theater anfing, lagen die Besucherzahlen weit darunter. In der Spielzeit 2006/2007 pilgerten lediglich 144 000 Besucher ins Stadttheater.

Der Vergleich: Das Land überweist dem Kieler Theater und dem Landestheater mehr Geld als Lübeck. Eine Tatsache, die Schwandt stets kritisiert hat. So hat das Land dem Kieler Theater 2018 satte 14,7 Millionen Euro überwiesen. Das Landestheater hat 14,3 Millionen Euro erhalten. Die Lübecker nur 10,537 Millionen Euro. Im Detail: Das Geld kommt nicht direkt vom Land. Sondern es stammt aus einem Topf, in den alle Kommunen in Schleswig-Holstein einzahlen.

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Quelle:
https://www.ln-online.de/Nachrichten/Kultur/Kultur-im-Norden/Luebecks-Theaterchef-kuendigt

 

 

GDBA Interview mit Christian Schwandt

"Seit Napoleon ist Lübeck keine reiche Stadt"

 

 

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Bühnengenossenschaft:
Herr Schwandt, Sie haben angekündigt, im Juli 2020 das Theater Lübeck zu verlassen.
Warum?


Christian Schwandt:
Ich habe eigentlich einen unbefristeten Geschäftsführer-Vertrag und wenn es bei den üblichen Problemen geblieben wäre, dann hätte ich das bis zu meiner Rente gemacht. Wir haben in Lübeck ein etwas besonderes Modell - ich bin Geschäftsführer, konzentriere mich auf den wirtschaftlichen Teil, kann aber im künstlerischen Bereich jede Entscheidung treffen, wenn es darauf ankommt. Dann gibt es einen Generalmusikdirektor, eine Operndirektorin und einen Schauspieldirektor - jeder von denen hat einen Etat, den er relativ detailliert mit mir durchspricht. Ich mache Vorschläge, die sich manchmal auch durchsetzen: Beispielsweise sind wir im Hamburger Schatten und seinen Kulturinstitutionen, insbesondere der Elbphilharmonie.
Wir glauben, dass die Elbphilharmonie zwar eine sehr gute Publicity hat, aber von der Akustik her eigentlich gar kein besserer Konzertsaal ist als die Musik- und Kongresshalle in Lübeck. Also haben wir einen Konzertsaal-Vergleich gemacht:

Wir konnten die Elbphilharmonie mieten und haben in Hamburg und in Lübeck mit den gleichen Solisten das gleiche Programm gespielt. In Hamburg haben nur diejenigen Karten bekommen, die sich das Konzert vorher auch in Lübeck angehört hatten. Danach durften die Besucher abstimmen, welches ist der bessere Konzertsaal. Die Musik- und Kongresshalle hat knapp gewonnen.

Das kostet alles auch Geld.

Diese Dinge waren in Lübeck möglich etwa bis 2017, das war eigentlich die letzte Saison mit einem vernünftigen Etat. 2018 hatten wir zwar ein kleines Plus, das aber sehr schwierig hinzubekommen und auch nur mit einer Nachfinanzierung der Hansestadt Lübeck möglich war, die auch in diesem Jahr wieder nachfinanzieren wird - davon gehe ich zu 90 Prozent aus. Die Lübecker Politik hat sich immer hinter ihr Theater gestellt.

Demnach richtet sich Ihre Kritik nicht an die Lübecker Politik?

Die drei Theater in Schleswig-Holstein haben zwei Finanzierungsquellen, in Lübeck und Kiel finanzieren die jeweilige Stadt und das Land hälftig. Wobei das Land eine komplexe Finanzierungsmethode hat, es ist ein sogenannter Vorwegabzug im kommunalen Finanzausgleich. Die sogenannten Landesgelder sind eigentlich kommunale Steuern, die vom Land verteilt werden - ein sehr kompliziertes Modell. Um in diesem Modell etwas zu ändern, brauchen sie die Zustimmung der Städte, der Kreise und der Gemeinden. Die ist nur sehr schwer zu bekommen. Das ist der Hintergrund für meine Kündigung.

Könnte die Landesregierung eine Erhöhung des Theaterzuschusses von 1,5 Prozent auf - sagen wir - 3 Prozent im Alleingang beschließen?

Ich glaube, eine Landesmehrheit könnte das beschließen - sie machen es aber nicht gegen die Kommunen, weil das natürlich ein rotes Tuch ist. Ich glaube, dass diese Finanzierung über den kommunalen Finanzausgleich an ihre Grenzen gekommen ist und zwar durch die Lohn- und Gehaltssteigerungen der letzten Jahre. Wir haben hier mehrere Elemente: Da ist einmal ein landeseigener Mindestlohn, der etwas höher ist als der Bundesmindestlohn. Alle Kulturinstitutionen in Schleswig-Holstein, die Zuschüsse vom Land erhalten, müssen diesen Mindestlohn einhalten. Das führt im Theater Lübeck dazu, dass wir 2017 eine Basiserhöhung von über 4 Prozent hatten. Sie haben ja bei den NV Bühne-Beschäftigten keine feste Arbeitszeit. Und sie haben etwa ein Drittel der Leute, die Selbstausbeuter sind, mit dem Theater leben und sterben und auch in ihrer Freizeit ständig um dieses Theater kreisen. Zwar glaube ich, dass wir die Arbeitszeiten zu 97 oder 98 Prozent erfassen, aber wo sie da die Grenze ziehen, ist ausgesprochen schwierig, gerade auch bei jüngeren Schauspielern. Es ist aber so, dass das Theater Lübeck über die Regelungen des Deutschen Bühnenvereins hinaus für fast alle NV Bühne-Beschäftigten eine Mindestgage von 2300 Euro zahlt, um den Landesmindestlohn einzuhalten Dann sind da die relativ hohen Tarifabschlüsse in 2018 und 2019, die mit allen Elementen auf 4 Prozent kommen. Das sind ja nicht nur die tariflichen Lohnerhöhungen, sondern auch neue Dienstaltersstufen. Gerade im TVÖD haben Sie eine Neudefinition der Lohngruppen gehabt.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Personalkosten im Theater Lübeck sind seit Januar 2017 jedes Jahr um 4 Prozent gestiegen und gleichzeitig durch das Land immer nur mit 1,5 Prozent aufgefangen worden. Und meine Aufgabe war es nun, dieses Defizit auszugleichen. Das habe ich bis heute geschafft - wenn ich jetzt die Nachfinanzierung hinbekomme. Hinzu kommt: Wir haben erhebliche Ersatzinvestitionen. Beispielsweise haben wir im Sommer alle Stühle im Großen Haus neu aufgepolstert. Die notwendigen Investitionen erfordern insgesamt einen Betrag von rund 10 Millionen Euro. Beim Arbeitsschutz, wo es einen erheblichen Mitbestimmungsanteil gibt, kommen zusätzliche Gelder auf uns zu. Wir arbeiten seit zweieinhalb Jahren daran, ich kann im Moment noch gar nicht genau sagen, was das kostet. Und zwar deshalb nicht, weil das ja mitbestimmungspflichtig ist. Dieses Ganze - bei einer Steigerung von 1,5 Prozent - habe ich der Politik lange intensiv erläutert. Ich bekomme es so leider nicht hin.

Die Politik ist in dem Fall Karin Prien?

Ich meine die Kultusministerin Prien, auch Ministerpräsident Daniel Günther, auch den Staatssekretär, auch alle möglichen kulturpolitischen Sprecher der Fraktionen. Ich habe im Jahr 50 politische Gespräche, auch mit der Kommunalpolitik.
Die Landesregierung hat bis zu meinem Rücktritt ziemlich auf stur geschaltet. Inzwischen gibt es Bewegung. Es gibt das ernsthafte Bemühen, an die Probleme heranzugehen. Meine Aufgabe ist jetzt, das Haus zum 31. Juli 2020 in vernünftigem Zustand an die Nachfolgerin oder den Nachfolger zu übergeben. Wir haben die nächste Lohnerhöhung am 1. September 2020 vor uns - und die große Wahrscheinlichkeit, dass diese Verhandlungen in einen Bundestagswahlkampf fallen. Die Wahrscheinlichkeit einer erheblichen Lohnerhöhung ist dann groß.

Den kann das Theater nur verkraften, wenn die 1,5 Prozent aufgestockt werden.

Selbst Mecklenburg-Vorpommern gibt jetzt 2,5 Prozent aus. Wir sind inzwischen beim durchschnittlichen Verdienst pro Mitarbeiter in allen drei schleswig-holsteinischen Häusern hinter Schwerin, Halle und Chemnitz zurückgefallen. Irgendeiner muss mal hinter den Osten zurückfallen, aber es ist schon bitter, dass gerade wir das sind. Wir sind bisher ein gutes Zweite-Liga-Haus, wir haben im Wagner-Jahr den Echo-Klassik für den Ring bekommen. Wir haben super Zuschauerzahlen. Wir haben immer drei, vier, fünf Nominierungen für Opern- oder Schauspielproduktionen des Jahres. Das alles funktionierte noch bis 2017. Ich werde aber unter den beschriebenen Herausforderungen so nicht weitermachen. Wir hatten freie Mittel für GMD, Operndirektor und Schauspieldirektor von knapp 3 Millionen Euro, die hatten wir 2019 schon nicht mehr. Dabei geht es um Mittel, die künstlerisch ausgegeben werden können und die jetzt im Feuer stehen. Auf diese Weise wird das Theater Lübeck runtergespart, wie es anderen Häusern anderswo schon ergangen ist.

Wäre das nicht die Situation, gemeinsam mit den anderen schleswig-holsteinischen Theatern in Kiel vorstellig zu werden?

Wir sind ja vorstellig geworden. Der Punkt ist: Ich bin pessimistischer als die Intendanten aus Kiel und des Landestheaters. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Vielleicht sind meine Investitionen drängender. Wenn Sie Einzelgespräche mit Politikerinnen und Politikern führen, wird manches auch sehr deutlich gesagt, zum Beispiel, wo die Prioritäten liegen. Und die Priorität lag bisher eindeutig nicht bei Kulturpolitik, sondern die lag auf Entschuldung der HSH-Nordbank, Neuinvestitionen oder Universitätskrankenhaus Schleswig-Holstein.

Ich dachte, Lübeck sei eine reiche Stadt.

Seit Napoleon nicht mehr. Seit dem ist Lübeck fast immer pleite.

Interview: Jörg Rowohlt
Zitatende

Quelle: Fachblatt der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger / 8-9/19

 

 


Leserbriefe

 

 

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Großes Musiktheater in Minden
‘Der Ring‘ von Richard Wagner im Stadttheater Minden

Begeisterungsstürme rief der Ring-Zyklus von Richard Wagner im Stadttheater Minden hervor. Zu Recht, denn ein großes Ereignis spielte sich in dem kleinen Theater in der kleinen Stadt ab. Vielleicht nicht nur, weil Sänger, Orchester und Dirigent außerordentliche Spitzenleistungen hervorgebracht haben, sondern auch, weil das Wagner liebende Publikum aufatmen konnte. Es erlebte eine würdige Umsetzung der gewaltigen Ring-Tetralogie. Das ist nicht mehr selbstverständlich, wenn man erlebt, wie Land auf, Land ab in ganz Deutschland versucht wird, Wagner absichtlich zu zerstören, um dann aus den Trümmern sein eigenes Süppchen zu kochen, d.h. das Werk zu benutzen, um seine eigenen, häufig abstrusen, Fantasien und Befindlichkeiten auf die Bühne zu bringen. Dabei machen völlig unmusikalische Regisseure auch nicht vor Verdrehungen des Inhaltes und Perversionen halt.
Insofern ist die Messlatte, die hier angelegt werden muss, nicht ungewöhnlich hoch, jedenfalls was die Gesamtinszenierung betrifft, wenn man dabei von dem hohen musikalischen Niveau absieht. Angesichts der zur Zeit gängigen Praxis fast aller Spielstätten, einschließlich der in Bayreuth, erscheint das Ereignis in Minden wie ein Wunder. Hat man jedoch noch Inszenierungen von Günter Roth in Hannover erlebt, die auch nicht altmodisch oder hausbacken waren, dann darf man doch noch manche Fragen haben. In den Roth-Inszenierungen der siebziger Jahre gab es noch einen Wotan, der in gewaltigem farbigem Gewand mit hoher Kopfbedeckung etwas Übermenschliches verkörperte.

So darf man sich bei der Versammlung der Götter im Mindener „Rheingold“ wohl fragen, ob die Absicht überhaupt bestand, Götter auf der Bühne darzustellen. Wagner hat jedenfalls Götter gemeint – da kann es doch keinen Zweifel geben, mögen es nun die germanischen Götter sein oder die, wenn man in die neuere Zeit gehen will, der christlichen Terminologie entsprechenden übersinnlichen Wesen wie Engel und Erzengel. Statt eines Einheitslooks von labberigen beige-grauen Jäckchen und Westen könnte man sich wohl ein würdigeres Erscheinungsbild mindestens der Gestalt Wotans wünschen. Und wenigstens das luziferische Wesen Loge hätte vielleicht etwas Rot gebrauchen können.
In der „Walküre“ dann entbehrte das kleine Pferdeschwänzchen Wotans nicht der Lächerlichkeit. Im gesamten Zyklus war dann aber doch in der Ausstattung eine Steigerung wahrzunehmen.

Bei den Gebärden bestimmte deutlich der Zeigefinger das Geschehen. Irgendwann hörte der Verfasser dieses Textes mit dem Zählen auf.

Im „Siegfried“ erschien als sehr glücklicher Regiegriff Wotan im Hintergrund als Projektion. Sehr treffend wurde hier die Verbindung von irdischer Welt und dem Einfluss der geistigen Sphäre dargestellt. Schade nur, dass Siegfried die Impulse aus der Höhe nicht mit Hammerschlägen begleitete, sondern sein noch nicht fertiges Schwert lange in die Höhe hielt – während im Orchester die Schläge erklangen. Da kann man wohl an Wagners Wort denken: “Die Musik ertönt, und was sie tönt, das sollt ihr auf der Bühne dort erschauen.“ Bei Vor- und Zwischenspielen allerdings könnte gut auf zu viel Sichtbares verzichtet werden. Hier war es zwar nicht wie in Bayreuth, wo man sich während des Vorspiels ansehen durfte, wie Tannhäuser in einem alten Citroen als Clown durch die Landschaft fuhr – aber warum überhaupt ist dies Mode geworden? Hat Wagner nicht gewollt, dass das Publikum bei Vor- und Zwischenspielen einfach hören sollte?
Geht gar nichts mehr ohne äußere Unterhaltung und Bespaßung, die übrigens meistens nicht einer Sichtbarmachung der Musik entspricht, sondern eher eine Ablenkung von jeder Möglichkeit inneren Erlebens ist?

In der „Götterdämmerung“ wirkte die dramatische Umsetzung seitens der Regie auf großartige Weise, auch wenn man den lächerlichen Kühlkübel für den Sekt als kleine Entgleisung empfinden konnte, auch gerade neben dem Trinken der Bruderschaft aus einem Horn.

Alles in allem: ein großes Ereignis! Man mag keine Gesangsleistung besonders herausheben, weil die Leistungen insgesamt auf höchstem Niveau waren.
Mögen uns die Initiatoren in Zusammenarbeit mit dem Wagner-Verband Minden weitere so großartige Erlebnisse mit Musikdramen Richard Wagners bescheren.


Heinz Schimmel, Hannover
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Richard-Wagner-Verband Ortsverband Chemnitz e. V.

Vorsitzender Matthias Ries-Wolff,
Bauernweg 90,
09117 Chemnitz, den 01.10.2019

Liebe Mitglieder des Chemnitzer RWV,

heute erreichte uns die traurige Nachricht, dass Jessye Norman gestern im Alter von 74 Jahren gestorben ist. Welch ein Verlust! Es ist nicht übertrieben, wenn in diesem Zusammenhang der Begriff "Ausnahmekünstlerin" verwendet wird. Ihre kraftvolle, ausdrucksstarke Stimme überlebt auf CD und wird sicher auch von den nachfolgenden Generationen geschätzt werden. Aus der Fülle ihrer Aufnahmen empfehle ich Ihnen für heute Abend 'Vier letzte Lieder' von Richard Strauss mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter Kurt Masur. Und für den nächsten Urlaub ihre wunderbare Autobiographie, die sich nicht nur von Erfolg zu Erfolg hangelt (wie bei anderen Sängerbiographien), sondern lesenswerte Themenschwerpunkte setzt.

An der Oper Chemnitz fand am vergangenen Samstag die umjubelte Premiere von 'Mefistofele' statt. Diese große Oper von Arrigo Boito wird eher selten und wenn, dann in den ganz großen Häusern aufgeführt. GMD Guillermo Garcia Calvo und Regisseur Csaba Antal haben gezeigt, dass auch Chemnitz durchaus in der ersten Liga mithalten kann (wenn man davon absieht, dass in den vergangenen Jahren massiv der Rotstift an der Robert-Schumann-Philharmonie angesetzt wurde).

'Mefistofele' ist keine leichte Kost. Das liegt vor allem an den musikdramaturgischen Schwächen des Stücks. Anders als Gounod, der die Beziehung von Faust zu Margarethe in den Vordergrund stellt, kam es Boito darauf an, das Beste aus Faust I und II zu einer Oper zu verbinden. Herauskam eine Oper mit einer Vielzahl von kurzen Szenen, die anders als bei Gounod oder Richard Wagner, den Boito sehr verehrte, nicht geeignet sind, einen Spannungsbogen aufzubauen. Sein Verleger Ricordi hatte ihm deshalb auch schon bei Annahme dieser ersten (und einzigen, die vollendet wurde) Oper prophezeite, dass er kein großer Opernkomponist werden würde.

Diesen Mängeln von Partitur und Musikdramaturgie zum Trotz gelang es dem Regisseur Csaba Antal, eine beeindruckende Show auf die Beine zu stellen. Auf der Bühne passiert so viel, dass der Zuschauer oft gar nicht in der Lage ist, alles zu erfassen. Im Hexensabbat sind zwei Bühnenebenen übereinander und am linken Bühnenrand zusätzlich eine riesige Konstruktion mit wenigstens drei weiteren Ebenen, auf denen getanzt und gesungen wird. Im nächsten Moment erleben wir eine anrührende Szene der zum Tode verurteilten Margherita mit Faust und 'Mefistofele'. Durch Überzeichnung ist es Csaba Antal gelungen, diese Kontraste zwischen intimer Szenerie und Massenspektakel spannungsreich umzusetzen.

Chor (einschließlich Extrachor und Kinderchor) zeigten sich zur Premiere bestens disponiert und wurden von GMD Calvo sicher durch die Tücken der Partitur geführt. Im Programm wird nur allgemein die Mitwirkung des Balletts erwähnt, aber manche Solisten hatten anspruchsvolle Einsätze, dass sie es verdient hätten, einzeln genannt zu werden.

Die drei Hauptpartien waren mit Magnus Piontek in der Titelpartie (vor allem mit dämonischer Tiefe; Klasse!), Cosmin Ifrim als Faust (tonsicher auch in der Höhe und mit echtem italienischen Schmelz in der Stimme) und Katerina Hebelkova als Margherita (berührend bis hochdramatisch) optimal besetzt; das Publikum dankte es ihnen mit Ovationen. Der warme Mezzo von Sophia Maeno und der lyrische Tenor von Siyabonga Maqungo verhalfen auch den beiden Nebenrollen zu Glanz.

Wie immer empfehle ich Ihnen, sich ein eigenes Bild zu machen:

20.12.2019 Freitag 19:00 Uhr

Opernhaus - Saal

19.01.2020 Sonntag 17:00 Uhr

Opernhaus - Saal

29.02.2020 Samstag 19:00 Uhr

Opernhaus - Saal

22.03.2020 Sonntag 17:00 Uhr

Opernhaus - Saal

19.04.2020 Sonntag 17:00 Uhr

Opernhaus - Saal
[...]
Im Namen des Vorstandes grüßt Sie herzlich
Matthias Ries-Wolff
Vorstandsvorsitzender

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Was andere schrieben

 

 

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„IL TROVATORE”
Mannheim: Die berüchtigte und oft bespöttelte Unerzählbarkeit von Giuseppe Verdis „Troubadour" relativiert sich, wenn ein Regisseur sich unverkrampft aufmacht, es eben doch zu versuchen. Mit Vernunft und Gefühl. Zuerst aber ist die Inszenierung am Nationaltheater Mannheim ein musikalisches Ereignis von Rang und auf allen Ebenen.
Das Dirigat von Roberto Rizzi Brignoli verscheucht mit Alertheit und Elastizität die Möglichkeiten, bei dieser Schlagerperlenkette plump und rumsig vorzugehen. Orchester und trefflicher Chor (Dani Juris) sind gleichermaßen kultiviert und auf dem Quivive, und wenn sie bei geradezu rasanten Passagen zwischenzeitlich verschiedene Wege gehen - sehr verschiedene Wege -‚ ist es den Hochgeschwindigkeitsversuch doch wert und wird sich gewiss noch finden. Das zentrale Solistenquartett ist - aus dem Ensemble - so hochkarätig und ebenbürtig besetzt, wie man es selbst an den ganz großen Häusern nicht immer erlebt... Musikalisch wird nicht weniger geboten als in einer sehr guten konzertanten Aufführung. Ein naheliegender Gedanke, da die Inszenierung Rücksicht nahm und durchaus Gelegenheit zum Rampensingen gibt. Dies vor allem gegen Ende und zu einem Zeitpunkt, als es Roger Vontobel längst gelungen ist, eine plausible, ja starke, düstere Grundatmosphäre zu schaffen.


JUDITH VON STERNBURG FR, 16.07.2019
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„LUCIA DI LAMMERMOOR” Regensburg: „Lucia, entsage dieser Unglücksliebe!" Wohlgemeinte Warnungen gibt es von Anfang an, und ebenso ist von Anfang an klar, dass Lucia nicht auf sie hören und nimmer von Edgardo lassen wird, obwohl der ein Ravenswood ist, mithin Tod- und Erzfeind der Familie... Doch es hilft nichts, Edgardo muss es sein: „An seiner Seite öffnet sich mir der Himmel!" Bereits am Ende dieser zweiten Szene brandet stürmischer Jubel auf, denn Diana Tugui öffnet als Lucia auch stimmlich den Himmel...

Wunderbarerweise aber können sämtliche Solisten mit dem Niveau von Diana Tugui mühelos mithalten... Beeindruckend Daniel Capkovic als um seine Existenz kämpfender Enrico: Der Bariton aus Bratislava ist für die tragische Titelheldin ebenso ein Gegenüber auf Augenhöhe wie Cesar Delgado als Edgardo. Der warme, geschmeidige Tenor des gebürtigen Mexikaners umschmeichelt nicht nur seine unglückliche Geliebte... Herausragend auch Jongmin Yoon als Raimondo... Das Philharmonische Orchester Regensburg präsentiert unter der lässig-konzentrierten Leitung von Tom Woods ein verlässlich exaktes Gespür für Donizettis ständige Wechsel von Tempo und Lautstärke.


FLORIAN SENDTNER - MITTELBAYERISCHE ZEITUNG, 02.07.2019
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„SCHWANDA, DER DUDELSACKPFEIFER”
Gelsenkirchen: Kunstvoll verschlungen kreuzen sich die Motive im ungewöhnlich ausgedehnten Vorspiel zu „Schwanda, der Dudelsackpfeifer". Gewitzt lässt Kapellmeister Giuliano Betta mit der vortrefflich eingestimmten, groß besetzten Neuen Philharmonie Westfalen hinter der Fassade des eingängig Schlichten das Vielschichtige der volkstümlichen Oper von Jaromir Weinberger aufblitzen. Musikalisch ist die letzte große Opernpremiere der Saison im Großen Haus des Musiktheaters im Revier ( ... ) eine Wucht. Szenisch glückt dem niederländischen Regisseur Michiel Dijkema kongenial ein bildmächtiges Spektakel. So schlüssig durchdringen sich in seiner Inszenierung Märchenzauber und böhmische Sagenwelt, dass der Jubel eines begeisterten Premierenpublikums kaum enden mochte... Mit Szenenbeifall reagiert das Premierenpublikum auf die glutrote Teufelspyramide mit einem prächtig auftrumpfenden Chor...
Ilia Papandreou singt eine kesse, höhensichere Dorota voller Leuchtkraft und kristallklarer Kontur. Piotr Procheras wendiger Bariton läuft als Schwanda zur Hochform auf. Uwe Stickerts lyrischer Spieltenor als Babinsky ist eine Idealbesetzung. Petra Schmidts brillant auftrumpfende Eiskönigin, Michael Heines diabolischer Magier und Joachim G. Maaß als hinreißend komödiantischer Satan geben der neuerdings häufiger gespielten Opern-Wiederentdeckung markante Konturen.


BERND AULICH RECKLINGHÄUSER ZEITUNG. 17.06.2019
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„LA TRAVIATA”
Lübeck: ... Lorenzo Fioronis Inszenierung von Giuseppe Verdis „La Traviata" wurde am Ende stürmisch bejubelt - vor allem wegen der großartigen Leistung des Ensembles, des Dirigenten und des Orchesters. In den Applaus für das Regieteam mischten sich aber auch wütende Buh-Rufe - warum auch immer. Denn Lorenzo Fioronis Inszenierung besticht durch ihre Stringenz und ihre eindringlichen Bilder. Sie ist zudem sehr dicht an Verdis Musik und in ihrer Dramaturgie ebenso dicht am Libretto... Das Leben als Krankheit zum Tode ist für Fioroni eines der Hauptmotive seiner Inszenierung...
Musikalisch ist diese Produktion auch über alle Zweifel erhaben. Manfred Hermann Lehner dirigierte die Lübecker Philharmoniker mit Eleganz, er begleitete die Sänger ausgezeichnet und schaffte immer wieder klangliche Finessen, die man so lange nicht gehört hat. Das Orchester wirkte wie befreit und spielte mit Lockerheit und Souveränität - auch das eine herausragende Leistung. Der von Jan-Michael Krüger einstudierte Chor sang und spielte so freudig, wie man es von ihm kennt. Überragend im Ensemble war die junge Sopranistin Maria Fernanda Castillo in der Rolle der Violetta...


JÜRGEN FELDHOFF - LÜBECKER NACHRICHTEN, 15.06.2019
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„KATJA KABANOVA'
Heidelberg: ... Regisseurin Andrea Schwalbach und Bühnengestalterin Anne Neuser vermeiden dunkle Ecken, in denen Unheil gärt. Sie legen mit psychologischem Skalpell von Anfang an alles offen. Darin sind sie sich einig mit dem Komponisten Leoš Janáček, dem die realistische Darstellung seelischer Vorgänge auf der Bühne über alles ging. Was die äußerst dicht gewebte Musik unter GMD Elias Grandys Dirigat an Dynamik im Orchestergraben entfacht, setzen auch die Sängerinnen und Sänger auf der nach vorn kippenden Schräge fabelhaft um. Einen grandiosen Abschied von der Bühne feierte dabei Kammersängerin Carolyn Frank... Eine Charakterdarstellerin von höchstem Format, die nun in den verdienten Ruhestand geht...

Die Leistungen des gesamten Ensembles sowie des Chores (Einstudierung Ines Kaun) und des Philharmonischen Orchesters sind auf höchstem Niveau angesiedelt, und auch die Inszenierung verdient absoluten Respekt...

Dirigent Grandy und die Musiker des Philharmonischen Orchesters verschaffen diesem Abend eine extrem ausdrucksstarke Grundlage, auf der die Solisten sicher balancieren. Das ist hörens- und sehenswert!


MATTHIAS ROTH RHEIN-NECKAR-ZEITUNG, 27.05.2019
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„LES HUGUENOTS”
Dresden, Semperoper: Es ist fast 20 Jahre her, da wurde Peter Konwitschny
( ... ) mit Buhrufen aus der silvesterlichen Semperoper gejagt...

Nach zwei Jahrzehnten hat es Peter Theiler als neuer Intendant der Semperoper wieder mit Konwitschny versucht - und der provoziert noch immer, diesmal aber in entgegengesetzte Richtung: Seine nicht mal vierstündige Fassung der „Hugenotten" von Giacomo Meyerbeer ( ... ) zeigt die Geschichte des Glaubenskrieges zwischen Protestanten und Katholiken im Paris des 16. Jahrhunderts zunächst so konventionell, dass man sich die Augen reibt...

Das Angenehme und Überraschende an Konwitschnys Inszenierung ist zugleich, dass er vollständig der Wirkung des Werkes vertraut... Dabei wird auch klar, dass es - religiös motiviert oder nicht - nur die Abgrenzung zum Andersartigen, Fremden braucht, und schon hat man Vorwand genug, seinesgleichen auf grausamste Art und Weise niederzumetzeln...

Am eindrucksvollsten gerät die Personenführung des riesigen Staatsopernchores, der gerade in Gestalt der praktisch pausenlos geforderten Männer als komplexe Masse voller Individualisten erscheint, die sich dann zusammenrottet, wenn sie einen gemeinsamen Feind erkannt hat... Die Wirkung der Chorszenen ist berückend erdrückend...


CHRISTIAN SCHMIDT TAGESSPIEGEL, 02.07.2019
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Kalenderblätter
 

 

 

 









Karan Armstrong

... am 14. Dezember 1942 geboren
        /
Foto Langen Müller

Sie widmete sich zunächst dem Klavier und schloss das Studium mit einem Bachelor of Music 1963 am Concordia College (Moorhead) in den USA ab.

Anschließend studierte sie bei Lotte Lehmann, die neben Armstrong nur noch eine weitere Meisterschülerin, Grace Bumbry, angenommen hatte.

Ihr professionelles Operndebüt gab sie 1965 in San Francisco als Musetta in Puccinis 'La Bohème'. Nachdem Armstrong einen Gesangswettbewerb der Metropolitan Opera gewonnen hatte, debütierte sie 1967 in einer Nebenrolle in Strauss' 'Frau ohne Schatten' an dem New Yorker Haus. Neben weiteren Rollen an der „Met“ war sie von 1969 bis 1977 sehr häufig an der New York City Opera engagiert (u. a. als Violetta in Verdis 'La Traviata'), weswegen sie in dieser Zeit auch ihren Wohnsitz in New York City nahm.

In Europa debütierte Armstrong 1974 als Micaëla in Bizets 'Carmen' an der Opéra du Rhin in Strasbourg. Im darauf folgenden Jahr machte sie europaweit mit ihrer ersten Salome von Strauss am selben Haus auf sich aufmerksam.

 

 

Zitat
Sie zählt zu den profiliertesten Sänger-Darstellerinnen des Musiktheaters als Salome (Debüt an der Deutschen Oper Berlin am 15.12.1977), Melisande, Katja Kabanowa, Marie / WOZZECK, Lulu, Frau in Schönbergs ERWARTUNG, Elsa / LOHENGRIN (mit Videoaufnahme bei den Bayreuther Festspielen), Färberin / DIE FRAU OHNE SCHATTEN, Sieglinde / DIE WALKÜRE, Marschallin / DER ROSENKAVALIER, Alice / FALSTAFF (Film unter Sir Georg Solti). Sie wirkte bei zahlreichen Uraufführungen mit, darunter LOU SALOMÉ von Giuseppe Sinopoli in München und UN RE IN ASCOLTO von Luciano Berio in Salzburg.

Inzwischen hat sie ihr Repertoire um die Partien der Herodias, Kabanicha, Klytämnestra und Kostelnicka (an der Komischen Oper Berlin) ergänzt, die sie an internationalen Opernhäusern präsentiert. Daneben widmet sie sich intensiv ihrer pädagogischen Tätigkeit.

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Quelle: Deutsche Oper Berlin  -  https://www.deutscheoperberlin.de/de_DE/ensemble/17114

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Rita Streich
... am 18. Dezember 1920 geboren  
/
Foto Sony

Der Erste Weltkrieg brachte den Vater in russische Kriegsgefangenschaft, die Mutter - eine Russin - brachte die kleine Tochter nach der Internierung des Vaters nach Deutschland. In Essen begann sie auch sich mit Musik zu beschäftigen, die Stimme in Augsburg und Berlin ausbilden zu lassen.
Ihre wichtigsten Lehrerinnen waren Erna Berger und Maria Ivogün.

1943 debütierte sie am Theater in Aussig mit der Zerbinetta, 1945 konnte sie ein Engagement an der Lindenoper in Berlin antreten, das bis 1952 andauerte. Dann begann sie an der Wiener Staatsoper mit den Rollen ihres Fachs - immer wieder Zerbinetta, Königin der Nacht, Blondchen, Zerlina. Diese auch 1954 bei den Salzburger Festspielen mit Cesare Siepi als Giovanni.
Besonders lag ihr die Operette - hier speziell die Adele.

Konzert- und Liederabende wurden zahlreicher, als sie meinte, den Zenit ihrer Laufbahn als Opernsängerin erreicht zu haben.

Ab 1974 lehrte sie an der Folkwanghochschule in Essen, wo sie als 'Rote Rita' Furore machte.

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Edita Gruberowa  
... am 18. Dezember 1946 geboren  
                                  / Foto BR Klassik

Sie wurde neben die Callas und die Sutherland gestellt, als sie 1991 in München die Lucia sang, sie sei den beiden gleichwertig, wenn nicht sogar noch zwingender.

In Preßburg geboren, nahm sie in Prag den ersten Gesangsunterricht, sang in der slowakischen Hauptstadt 1968, dann zwei Jahre in der Provinz.

1970 präsentierte sie sich an der Wiener Staatsoper mit der Königin der Nacht, konnte aber trotz der ganz offensichtlichen stimmlichen Fähigkeiten nur als Elevin einen Fuß in die Tür des Hauses stellen, studierte weiter nun mit Ruthilde Boesch und durfte nach sieben Jahren Wartezeit endlich unter Böhm die Zerbinetta singen.
Der Erfolg war durchschlagend. Alle Häuser der Welt öffneten sich ihr.

Eine Pressekampagne gegen Sie führte in Salzburg zu einem Eklat, als sie die österreichischen Journalisten von einer von ihr gegebenen Pressekonferenz ausschloss. Als Star konnte sie es sich jetzt erlauben, abzurechnen.
Nach Königin der Nacht, Zerbinetta und Konstanze erschloss sie sich die Werke, die bis dahin von der Sutherland und der Callas belegt waren.

 

 

Zitat
Kammersängerin Edita Gruberova im Gespräch (2015)

Das Repertoire des italienischen Belcantos lag Edita Gruberová stets besonders am Herzen. Und eine ihrer Paraderollen ist die der Elisabetta in Gaetano Donizettis Oper "Roberto Devereux"; 1990 verkörperte sie die englische Königin Elisabeth I. am Teatro Liceu Barcelona zum ersten Mal. Mit dieser Partie wird sie am 27. März – nach über 50 Jahren – an der Bayerischen Staatsoper ihren Abschied von der Münchner Opernbühne geben. Die Inszenierung liegt in den Händen von Christof Loy. Man darf wohl vom Ende einer Ära sprechen.

Edita Gruberovás Karriere im Überblick:

1961-1968: Studium am Konservatorium in Bratislava
1968-1969: Erstes Engagement am Opernhaus im
                  slowakischen Banská Bystrica
ab 1969: Engagement an der Wiener Staatsoper
1969: Debüt in Mozarts "Zauberflöte" als Königin der Nacht
1976: Internationaler Durchbruch als Zerbinetta in "Ariadne
         auf Naxos" von Richard Strauss
1988: Lucia in "Lucia di Lammermoor" von Donizetti an der
         Metropolitan Opera in New York
1997: Titelrolle in Donizettis "Linda di Chamounix" an der
         Wiener Staatsoper
1998: Elvira in "I Puritani" von Bellini in Zürich / Elisabeth I.
         in "Roberto Devereux" von Donizetti an der Wiener
         Staatsoper
2001: "Beatrice di Tenda" von Bellini in Zürich
2006:  Rollendebüt als Norma in Bellinis "Norma" an der
          Staatsoper in München
2008: Feier des 40. Bühnenjubiläum am Teatre del Liceu in
          Barcelona
2009:  Rollendebüt als Lucrezia in "Lucrezia Borgia" von
          Donizetti an Münchner Staatsoper
2013: Rollendebüt als Alaide in "La Straniera" von Bellini

Im Laufe ihrer Karriere wurde die Sopranistin mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Internationale Music Award, der Herbert-von-Karajan-Musikpreis und der Preis der Kulturstiftung Dortmund für ihr Lebenswerk. Außerdem wurde sie zur Österreichischen und Bayerischen Kammersängerin ernannt.

Edita Gruberovás Abschiedsabend an der Bayerischen Staatsoper:
Gaetano Donizetti: "Roberto Devereux" - Tragedia lirica in drei Akten

München, Nationaltheater - Mittwoch, 27. März 2019, 19:00 Uhr
Bayerisches Staatsorchester
Chor der Bayerischen Staatsoper
Leitung: Friedrich Haider
Inszenierung: Christof Loy

Sendung: "Allegro" am 21. März 2019 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Zitatende

Quelle: BR Klassik
https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/edita-gruberova-koloratursopranistin-abschied-von-der-opernbuehne-100.html

Wissend, dass man Schallplatten mit ihr leicht verkaufen konnte, gründete sie 1993 in der Schweiz ein Label unter dem Namen NIGHTINGALE CLASSICS.

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Sherrill Milnes
 
... am 10. Januar 1935 geboren  
                                                               
                               / Foto: Decca

Der Vater war Bauer und die Mutter Chorleiterin. sie brachte ihm die ersten Töne auf der Geige, Klavier, Bratsche, Tuba und natürlich der eigenen Stimme bei. Beim Vater, auf den Feldern, trainierte er sich einen starken Körper an.
Genannt wurde er mit den Baritonkollegen Lawrence Tibbet, Leonard Warren und Robert Merill, die allesamt das Amerika der Baritone auf den Bühnen der Welt vertraten.

Von der New York City Opera gelang ihm bald der Sprung an die Met, wo er 1965 den Valentin im 'Faust' neben Montserrat Caballé als Marguerite sang.

Karl Böhm verpflichtete ihn als Macbeth an die Wiener Staatsoper. Verdi wurde der von ihm favorisierte Komponist, er hatte die Höhe für den Luna, den Jago - mit seinem hohen A unterstützte er den Ton, den der Otello zu singen hatte. Diese Höhenakrobatik forderte ihren Tribut, dass er später gelegentlich Probleme mit dem genauen Treffen der Töne hatte. Ganz abgesehen davon, klangen sie irgendwie unorganisch und nicht zum Timbre seiner Stimme gehörig.
Besonders gelungen war die Titelrolle im 'Hamlet' von Ambroise Thomas.

 

 

Zitat
Am  Sa 18. Jänner 1992
19:30 Brahms-Saal, Musikverein gab Sherill MILNES ein Konzert mit folgendem Programm
Giovanni Battista Bononcini L’esperto nocchiero; Bearbeitung von Pietro Floridia („Der erfahrene Seemann“)
Alessandro Stradella Col mio sangue comprerei („Könnt’ ich mit meinem Blut wohl kaufen“); Bearbeitung von Pietro Floridia
Wolfgang Amadeus Mozart „Un bacio di mano”. Ariette, KV 541 („Ein Handkuss”)
Georg Friedrich Händel „Un ombra di pace” („Ein Schein des Friedens”)
Robert Schumann Widmung, op. 25/1 Der Nussbaum, op. 25/3 Schlusslied des Narren, op. 127/5
Erich J. Wolff „Einsamkeit”, op. 22/2 „Andacht”, op. 11/1
Joseph Marx „Hat dich die Liebe berührt“.
Giuseppe Verdi „Per me giunto“ Arie des Rodrigo aus der Oper „Don Carlos” „Io morrò”. Arie des Rodrigo aus der Oper „Don Carlos”
— Pause —
Francesco Santoliquido „Tombe doucement” („Falle sanft”) „Quand je suis sorti” („Als ich gegangen bin”) „Sur les fleurs du prunier” („Auf die Blüten des Pflaumenbaums”) „Je sais le source” („Ich kenne die Quelle”) „Malinconia” („Melancholie”) „Riflessi” („Widerschein”) Josephine McGill „Duna”
Vittorio Giannini „If I had known” („Hätt´ ich verstanden”) „Tell Me, Oh Blue, Blue Sky” („Sag´ mir, du blauer, blauer Himmel”)
Virgil Thomson „Tiger! Tiger!” „The Divine Image” („Das göttliche Bild”)
Albert Hay Malotte „David and Goliath”

Zitatende

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Siegmund Nimsgern
 
... am 14. Januar 1940 geboren  
                                                               
Screenshot:

https://www.youtube.com/
watch?v=PKYMluEONxo

Das Saarland war und ist seine Heimat. Hier ging er zur Schule, machte Abitur und studierte ab 1960 an der Hochschule in Saarbrücken.
Mehrere Wettbewerbe konnte er gewinnen, bis 1967 die Karriere mit dem Debüt am Theater in Saarbrücken begann, 1971 der Wechsel an die Deutsche Oper am Rhein.
Der 'Heerrufer' beurteilt von Jürgen Kesting in Verbindung mit Aussagen über René Kollo:

 

 

Zitat
Als er [René Kollo] in Bayreuth zum ersten Mal den Lohengrin verkörperte, wurde noch sein »tamino-haft schlankes Singen« gerühmt. 1976 sang er die Partie bei den Salzburger Osterfestspielen unter Herbert von Karajan - und stieg nach der Premiere aus, weil der Regisseur Karajan die Szene im Brautgemach zur Begegnung eines sich fremden Paares gemacht hatte, während sein Protagonist der Ansicht war, diese Szene müsse »sinnlich« gespielt werden.

Die gleichwohl nach vielen Querelen und Besetzungsschwierigkeiten entstandene Aufnahme - montiert aus Takes, die im Dezember 1975, im März 1976 und im Mai 1981 gemacht wurden - ist orchestral unerträglich aufgedonnert, und nur Anna Tomowa-Sintow, Siegmund Nimsgern und Karl Ridderbusch werden ihren Rollen gerecht.
Kollo ist kein »Ritter in Blau«. Er klingt angestrengt im ersten wie im zweiten Akt, klanglich bleich in der Brautgemach-Szene, hoch liegende lyrische Phrasen mit gepreßtem und künstlich aufgehelltem Ton skandierend. Den Abschied singt er so sentimental, als befände er sich in einer »Achtung Klassik«-Sendung des Fernsehens auf der Rückreise ins Land des Lächelns.

Zitatende

Quelle: Jürgen Kesting - Die großen Sänger - Seite 2208

Der Wotan dann in Bayreuth in der Peter Hall / Georg Solti Produktion.

Die präzise Textgestaltung auf den Tonträgern besonders auffallend - gemessen an dem heutigen Genuschel - und sah man ihn, wurde klar, welche Gestaltungsmöglichkeiten  über Text und Ton für die Szene gegeben sind.
Er nutzt sie auch beim Telramund, beim Amfortas und beim Kurwenal.

Über Wagner darf nicht vergessen werden, wie er unter anderem Amonasro, Scarpia, Jago, Pizarro, den Hänsel-Vater gestaltete.

Vielseitigkeit - dokumentiert in diversen Publikationen - wird festgestellt in Produktionen von Bachs Kantaten und Oratorien, Bartóks 'Blaubart', Marschners 'Vampir', Hindemiths 'Cardillac', Mahlers 'Achte', um nur einige zu nennen.

https://www.google.de/search?q=siegmund+nimsgern
&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwj82tWcq-7kAhWIyqQKHQBTDCoQ_AUIESgB&biw=1280&bih=586#imgrc=-LENxB_o5BwPgM

 

 

   

 






Marilyn Horne

... am 16. Januar 1934 geboren
/ Foto: His Masters Voice

Gelsenkirchen hatte das Glück, die junge Horne an sein Haus zu verpflichten. Sie hatte in Los Angeles studiert und sich von Lotte Lehmann zusätzlich auf den Beruf als Sopranistin vorbereiten zu lassen.
1954 lieh sie Dorothy Dandridge die Stimme für die Verfilmung der Carmen in der Regie von Otto Preminger.

Im Ruhrgebiet sang sie Mimi, Tatjana und die Isabella in 'Die Italienerin in Algier' in der damals üblichen Sopranfassung. Dass diese Partie von Giulietta Simionato in der Originalfassung des Koloratur-Alt vorgestellt worden war, ging im täglichen Opernbetrieb unter. Mit der 'Wozzeck-Marie' verabschiedete sich Marilyn Horne von Deutschland und ging nach San Francisco.

Hier hatte sie Gelegenheit für Giulietta Simionato in 'Beatrice di Tenda' neben Joan Sutherland einzuspringen. Aus dieser mehr zufälligen Zusammenarbeit ergab sich eine über Jahre dauernde Verbundenheit mit dem Erfolg einer Wiederentdeckung des Belcanto eines Vincenzo Bellini.

1964 hörte man sie als Arsace in Rossinis 'Semiramis', einer Partie, die ihr anfänglich Schwierigkeiten bereitete, da sie zwar über eine Sopranhöhe verfügte, die sie ja auch jahrelang praktiziert hatte, ihr aber die tiefe Mittellage ihr nicht so geläufig war.

Unermüdliches Üben und das Erschließen der für sie neuen Partien des Koloratur-Mezzo brachten, gepaart mit einer extrem 'geläufigen Gurgel', die Erfolge, an die heute noch die Schallplatte erinnert.

Richard Bonynge förderte die nahezu als Zusammenwachsen zu bezeichnende Abgleichung der Stimmen seiner Frau Joan Sutherland mit der von Marilyn Horne, die zu großen Erfolgen bei den gemeinsamen Auftritten führte.

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https://www.jpc.de/s/marylin+horne






Katia Ricciarelli
 
... am 16. Januar 1946 geboren  
                                                                 Foto: DGG

Seit 1974 sang sie regelmäßig auf der Bühne von Covent Garden in London und trat dort später nach ihrem Debüt 1969 als Mimi auch noch als Amelia in Verdis 'Maskenball', als Titelheldin in dessen 'Luisa Miller', als Elisabetta im 'Don Carlo', als Aida, als Leonora im 'Troubadour', als Desdemona im 'Otello', als Alice Ford in 'Falstaff', als Lucia in 'Lucia di Lammermoor' und als Giulietta in Bellinis 'I Capuleti e I Montecchi' auf.
1969 hatte sie in Mantua als Mimi in der 'Boheme' debütiert, studiert hatte sie in Venedig.
1973 sang sie zum ersten Mal an der Scala in Mailand, 1974 an der Met - in beiden Fällen die Mimi.

Ihr typischer italienischer Sopran mit Koloraturmöglichkeiten ermöglichte ihr Anfang der 1980er-Jahre der Beschäftigung mit dem Werk von Rossini. So wurde sie ab 1982 für einige Saisonen nach Pesaro eingeladen, wo sie in den bemerkenswerten Wiederaufführungen der Opern 'Il viaggio a Reims' als Madame Cortese und 'Bianca e Falliero' als Bianca, 1989 als Ninetta in 'La gazza ladra', als Ellen in 'La donna del lago' und als Amenaide in 'Tancredi' auftrat. 1985 sang sie am Teatro La Fenice in Venedig die Titelpartie in Rossinis 'Armida' und in Parma die Semiramis in Rossinis gleichnamiger Oper.
Die Gefahr eines italienischen lyrischen Soprans liegt darin, die dunkle Färbung aus einer sonoren Mittellage heraus zum Anlass zu nehmen, in ihm einen Spinto feststellen zu können.
So meinte die Sängerin nach der Liu die Turandot singen zu müssen - mit den entsprechenden Folgen.
HvK neigte dazu, die Sopranrollen aus einer Vorstellung heraus, diese zu lyrisieren, in der Besetzung zu klein anzusetzen, statt adäquat zu besetzen.
So kam eine Tosca mit Katia Ricciarelli unter seiner Leitung zustande.

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Pilar Lorengar  
... 16. Januar 1928 geboren  
                                    / Foto: Arthouse

Zitat
Wer ihre Stimme einmal gehört hatte, vergaß sie nie wieder. Ihr langjähriger Kollege und Bühnenpartner Dietrich Fischer-Dieskau schrieb über Pilar Lorengar: "Diese Stimme habe ich gekannt, bevor ich sie hörte. Sie holte mich ein mit ihrem Goldstrahl, weil es ein Mensch ist, der aus ihr singt."

Mehr als 30 Jahre lang war die spanische Sopranistin Pilar Lorengar als Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin ein von Kollegen wie Publikum tief bewunderter und heiß geliebter Star, die mit ihrem Temperament begeisterte und durch Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit bezauberte. Obwohl sie an den großen Opernhäusern der Welt gastierte, blieb Berlin ihre künstlerische Heimat. Carl Ebert hatte sie 1958 an die damals noch Städtische Oper geholt. Bei der Eröffnung des neuen Hauses an der Bismarckstraße 1961 sang sie an der Seite von Dietrich Fischer-Dieskau die Partie der Donna Elvira in Mozarts DON GIOVANNI.

Sie begeisterte über die Jahre in unzähligen Premieren und Repertoireaufführungen mit allen großen lyrischen Mozart-Partien und unvergessenen Rollenporträts als Traviata, Elisabetta, Desdemona, Elsa, Mimì, Madama Butterfly, Tosca, Valentine in DIE HUGENOTTEN und vielen mehr.

  
Pilar Lorengar in TOSCA © kranichphoto 

Als sie im Alter von nur 68 Jahren in Berlin starb, trauerte die musikalische Welt. Es bleibt die Erinnerung an eine der größten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts. Am 16. Januar 2018 wäre sie 90 Jahre alt geworden.
Zitatende

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Jochen Kowalski

                                          
... am 30. Januar 1954 geboren /
                                                                                  
                                                      Foto: Cappriccio

Zitat
Die Laufbahn des Berliner Kammersängers Jochen Kowalski begann an der Komischen Oper Berlin. Viele herausragende Partien, meist in Inszenierungen von Prof. Harry Kupfer, haben ihn weltweit populär gemacht. Gastspiele führten ihn an alle führenden Opernhäuser Deutschlands genauso wie an die Wiener Staats- und Volksoper, die Opéra national de Paris, das Royal Opera House Covent Garden und die Metropolitan Opera in New York. Sein Repertoire umfasst ebenso Barockopern von Monteverdi, Händel, Gluck bis Mozart wie Franz Schuberts Liedzyklen oder Olga Neuwirths »Hommage à Klaus Nomi«. Mit vielen zeitgenössischen Komponisten wie Arvo Pärt, Rolf Liebermann, Johannes Kalitzke und James Reynolds hat er erfolgreich zusammengearbeitet. Er ist gern gesehener Gast bei nationalen und internationalen Festivals. In den Konzertsälen bedeutender Musikzentren wie Wien, Moskau, St. Petersburg, Barcelona, Madrid, Paris, London und Tokio hat er erfolgreich konzertiert. Weltweite TV-Auftritte, zahlreiche CD- und DVD-Aufnahmen und seine kürzlich erschienene Autobiografie haben ihn einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Er gilt als Wegbereiter des Countertenor-Gesanges in Deutschland. Sein künstlerisches Schaffen wurde mit vielen nationalen und internationalen Preisen geehrt. Er ist Träger des Verdienstordens des Landes Berlin und des Roten Adlerordens seines Heimatlandes Brandenburg. Er ist Mitinitiator des »Barock meets Jazz«-Projektes. Regelmäßig arbeitet er mit dem Vogler Quartett, dem Kammerorchester »Il Concertino Virtuoso« und dem Carl-Maria-von-Weber Ensemble der Staatskapelle Berlin.
Zitatende
Quelle
https://www.staatsoper-berlin.de/de/kuenstler/jochen-kowalski.279/

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'Der Konflikt'

Der Konflikt der Musikhochschulen besteht darin, dass sie einerseits ein wissenschaftliches - universitäres Institut sind, andererseits aber Instrumentalisten und Sänger für eine berufliche Laufbahn ausbilden sollen.

Alle Lehrkräfte sind stolz, wenn ihre Veranstaltungen, Seminare, Klassen gut bis sehr gut besucht sind.

Sie, die Physiker, Mathematiker, Chemiker, Maschinenbauer, Materialkundler, Literaten, Linguisten, Philosophen, Theologen, Juristen, Historiker und so weiter begleiten ihre Studenten durch die Bachelor- und Master-Prüfungen. Krönen eventuell das Studium mit einer Dissertation und das war es dann auch.

Natürlich gibt es auch Menschen die den - die Promotion Begleitenden - verbunden bleiben.
Aber ich habe selten davon gehört.

Was aber ist so völlig anders an einem Instrumental- und Gesangsstudium?
Um Musik zu machen, benutzt man den Körper, der das Instrument zum Klingen bringt.
Ein Pianist braucht geeignete gesunde Hände, ein Bläser braucht geeignete, gesunde Lippen und Zähne, die Streicher brauchen sensible, flinke Finger.

Die Sänger aber haben es noch schwerer, denn sie selbst sind das Instrument.
Der Körperbau zeigt, welchem Stimmfach der zukünftige Sänger angehören wird. Dies so schlüssig wie möglich einzuschätzen, erfordert vom Gesangslehrer einen erfahrenen Blick, Beobachtungsgabe und den Mut falsche Selbsteinschätzungen der Schüler zu korrigieren.
Behutsame, aber strenge Pflege und die dem jeweiligen Entwicklungsstand angepassten Übungen, dazu die passende Literatur, lassen die Stimme erblühen und die junge Sänger- Persönlichkeit findet zu sich selbst.

Außer Geduld gehört eine solide Kenntnis der Anatomie des Stimmorgans seitens des Gesangspädagogen zur Ausbildung von Sängern.

Um sie 'begreifbar' zu machen, werden die Hände benutzt.
Sie helfen, den vor dem Kontrollspiegel stehenden Schüler die richtige Haltung und Körperspannung zu finden, nicht schlaff und nicht verkrampft.
Sie tasten wo der tiefe Atem hinströmt,
sie tasten wo die Resonanzen des Kopfes schwingen,
sie tasten ob das Kinn zu fest ist oder schlackert, ob die Zunge sich auf wölbt, halten einen kleinen Spiegel vor, um zu zeigen, wie sich Gaumensegel samt Zäpfchen hoch wölben, streichen Angstfalten und verkniffene Augen weg.

Auch Mediziner, Physiotherapeuten, Veterinäre müssen mit ihren Händen zupacken oder tasten, um Knoten oder Fehlstellungen zu erspüren.

Solches Verhalten wäre bei Geistes- und Politikwissenschaften höchst befremdlich.

Bewegungsunterricht, szenischer Unterricht, solo oder in der Gruppe, im Ensemble.
Dazu eine solide Kenntnis in Musikgeschichte, Harmonielehre, Theatergeschichte bilden ein gutes Rüstzeug.
Aber auch Kenntnisse in Buchführung, Steuererklärung, Künstlersozialkasse und Interesse für die Abläufe des Marktes müssen hinzukommen.

Klassenkonzerte, szenische Vorstellungen in der Hochschule, schriftliche Arbeiten, Zwischenprüfungen, Bachelor-, Master- Prüfung.
Und dann der Schritt ins Leben.
Das heißt: Vorsingen und hoffen.

Spätestens jetzt zeigt sich, dass der Markt voll ist von entzückenden Soubretten, sexy Koloratursopranen und hingebungsvollen Lyrischen.
Für Altistinnen sind eher Möglichkeiten gegeben.
 
Spaßige Tenorbuffi, die auch musicalgeeignet sind, gibt es ausreichend.
Für Baritone, der natürlichsten männlichen Stimmlage, finden sich im Markt nur bei exzeptionellem Können Lücken.
Dagegen sind tiefe Bässe rar.

Wo sind die stattlichen Frauen und die groß gewachsenen jungen Männer mit den Stimmen und ihrem entsprechendem Entwicklungspotential, mit den Pracht-Stimmen für die Helden-, Kavalier- und Charakter-Fächer?

Hat der Diätwahn die Bevölkerung so verändert, dass nur noch verhungerte Mini-Mausi-Mädchen heiratswürdig sind? Auch will niemand Fettwänste auf der Opernbühne sehen.

Die Leichtathletik-Bilder aus Doha haben gezeigt, dass die unterschiedlichen Disziplinen höchst unterschiedliche Körper brauchen. Die Laufgazellen können nicht Kugelstoßen und umgekehrt.
Dieses Grundsätzliche muss der Gesangspädagoge wissen.
Eine Musikhochschule handelt verantwortungslos, wenn sie volle Klassen einer Gesangs-Abteilung gleichsetzt mit der Ehre voller Klassen in der Wissenschaft.
Helmut Deutsch, der großartige Liedbegleiter schreibt hierzu in seinem Buch 'Gesang auf Händen tragen':

 

 

Zitat
Es liegt nicht zuletzt am bürokratischen System dass Musikhochschulen keine Elite, sondern meist nur Durchschnitt ausbilden. Die Deputate der Lehrer müssen gefüllt sein, der Unterrichtsanspruch jedes Studenten ist unabhängig von seiner Begabung natürlich gleich, und bei Prüfungen wird im allgemeinen sehr milde geurteilt, sozusagen 'im Zweifel für den Angeklagten'.

Besonders bei Sängern scheint immer wieder Panik aufzukommen, dass man eine außergewöhnliche Begabung nicht gleich erkennen würde, denn die stimmliche Entwicklung braucht eben unterschiedlich viel Zeit.
So werden junge Menschen auf viele Jahre lang mitgeschleppt, bis endlich auch wirklich jedem klar ist, dass alle Hoffnungen vergeblich waren.
Und man hat ihnen damit ein großes Stück ihrer Jugend gestohlen.
Zitatende

Quelle: Helmut Deutsch - Gesang auf Händen tragen - Mein Leben als Liedbegleiter - Henschel Verlag
ISBN 978 - 3 - 89 487 - 803 - 0 - Seite 115

Und genau so ist es!

ML Gilles

 

Die Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger schreibt hierzu folgendes:

 

 

Zitat
SITUATION DER GESANGSSTUDIERENDEN
 

„Hoffnungslos, aber unter Kontrolle"

Mit den Karriereaussichten für Sängerinnen und Sänger beschäftigt sich eine Studie, die gerade von der Bertelsmann Stiftung herausgegeben wurde. Ergebnis: Der Traum von einem festen Engagement erfüllt sich nur für fünf bis zehn Prozent von ihnen.

Autoren der Studie sind Achim Müller und Klaus Siebenhaar vom Institut für Kultur- und Medienwirtschaft in Berlin. Im Auftrag der Stiftung gab es Gespräche mit Akteuren aus sämtlichen Bereichen des Musiktheatermarkts, um die Arbeitsmarktchancen von den an deutschen Musikhochschulen ausgebildeten Sängerinnen und Sängern zu eruieren. Niederschmetterndes Ergebnis: Es gibt, so die Autoren, zu viele junge Menschen, die sich „berufen fühlen' - und auch zu viele mit den falschen Stimmlagen. Die Opernbühne biete gerade Männern deutlich mehr Rollen als Frauen. Das liegt an der historischen Entwicklung der Oper und der Stück-Historie. Die Schere zwischen Ausbildung und Beruf ist zudem in den letzten Jahren auseinander gegangen: Während die Zahl festangestellter Solisten zwischen 2001 und 2016 um fast ein Fünftel geschrumpft ist, wuchs die Zahl der Gesangsstudenten im gleichen Zeitraum um 63 Prozent.

Vor allem seien es junge Frauen mit hohem oder leichterem Stimmfach, die ein Gesangsstudium abschlössen und eine Solistenkarriere anstrebten. Der Bedarf liege aber eher bei Sängern mit tiefen Stimmlagen, heißt es in der Untersuchung. Die Autoren fassen zusammen: „Die Situation ist hoffnungslos, aber unter Kontrolle." Entsprechend schwierig ist die Situation vor allem für junge Sängerinnen. Die meisten müssen sich der Studie zufolge freiberuflich breit aufstellen. Das verlangt nicht nur viel Flexibilität: Die hohe Belastung wird zudem auch noch gering vergütet. Flexibel wollen auch die Opernhäuser sein, weshalb sie weniger feste Engagements vergeben und häufiger mit Gästen arbeiten - was die Lage noch verschärft. Hinzu komme, dass die Bühnen mehr und mehr auf Aussehen achteten und auf die Bereitschaft, sich szenisch zu produzieren. Eine hervorragende Stimme allein zähle schon lange nicht mehr.
 

Musikhochschulen unter anderem in Leipzig, Hannover, Berlin oder Hamburg haben auf diese Situation in den letzten 15 Jahren bereits reagiert, indem sie immer mehr fachübergreifende Kompetenzen vermitteln und Beschäftigungsalternativen schon im Studium aufzeigen. Neben den 24 staatlich geförderten Ausbildungseinrichtungen gibt es noch zahlreiche - mehr oder weniger seriöse - private Gesangsschulen, die zum Überangebot beitragen. Dazu gehört allerdings auch, so die Studie, dass die komplette staatliche Förderung nur fließt, wenn die Ausbildungseinrichtungen voll ausgelastet sind. Also werden alle Studienplätze belegt, auch mit weniger talentierten Anwärtern. Darüber hinaus ist das größte Manko, das die Studie benennt, eine als mangelhaft beschriebene Feedbackkultur an den Hochschulen. Die jungen Menschen erhielten keine offene und ehrliche Meinung zu ihrer Stimme.
 

Die Studienautoren wünschen sich zur Problemlösung nach eigenen Worten „Steuerungselemente und Strategien, um die einseitige Fixierung auf Solistenkarrieren rechtzeitig in Richtung Chorgesang zu kanalisieren" oder frühzeitig nur mittelmäßige Begabungen innerhalb des Lehrplans Alternativen anzubieten.
Zitatende

Quelle: Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger Heft 6/7 2019 – Seite 12 – 13

 

 

 



'Tosca'

Uraufführung am 14. Januar 1900


Landauf, landab - in den Theatern der Welt wird Puccinis Meisterwerk gespielt.
Eine spektakuläre Aufführung fand 1992 statt, als das Fernsehen von den Originalschauplätzen zu den Originalzeiten das Werk in alle Welt übertrug.
Catherina Malfitano sang die Titelrolle, Placido Domingo war Cavaradossi und Ruggiero Raimondi der Polizeipräsident von Rom, Vitellio Scarpia.

Auch das
Theater Regensburg spielte immer wieder das Stück.
Die letzte Produktion zeigte man 2009, die neueste läuft in dieser Saison.

Und in
Hannover?
Eine Inszenierung von zwei Frauen, das Stück am Text vorbei, von 2014 bis 2016 - also gerade soeben - spielte man, produziert von der Nds. Staatstheater Hannover GmbH, die 'Tosca'.

 

 

 

Zitat
00:23 05.10.2014

Kultur
 


Bei der Premiere der „Tosca“ zum Saisonauftakt in der Staatsoper Hannover wird gleich in der ersten Szene deutlich: das junge ungarische Regieteam Alexandra Szemerédy und Magdolna Parditka hat Ungewöhnliches mit dem Opernstoff vor.
 

Von Jutta Rinas
Zitatende

Quelle:
https://www.haz.de/
Nachrichten/Kultur/Uebersicht/Giacomo-Puccinis-Tosca-hat-an-der-Staatsoper-Hannover-Premiere

 

 

 

Zitat
Mail an Kulturjournal.de

Im Foyer wurden wir gestern Abend coram publico vor der Tosca-Vorstellung ausgerufen:

Ist hier ein Herr Hansing?

Ja, hier!

Sie sind der Einzige der Karten für den dritten Rang gekauft hat. Der dritte Rang bleibt geschlossen. Hier sind ihre Ersatzkarten für den zweiten Rang.
Es wurden nur 600 Karten verkauft, bei 1202 Plätzen.
Ob alle, die Karten kaufen, auch kommen, steht nicht fest.
So viel zum Thema Auslastung der Nds. Staatsoper Hannover.

Nun zur Sache:
Ein Stück, das einmal
'Tosca' hieß
Und wiederum ist es der Staatsoper Hannover gelungen, ein Meisterwerk so zu vermurksen, dass aber auch gar nichts zueinander passt.
Victorien Sardou schreibt schon auf der ersten Seite von ’La Tosca’:
’La scène à Rome, le 14. Juin 1800’.

Die Nds. Staatsoper Hannover gab damals auf ihrer Internetseite an:


Zitat
»Tosca« ist Puccinis dramatischstes und erbarmungslosestes Werk. In der vor dem Hintergrund des napoleonischen Krieges in Italien
spielenden Geschichte um eine Sängerin, die aus Liebe ungewollt zur Widerstandskämpferin wird und sich dem politischen Machtapparat entgegenstellt, bricht die Realität brutal in die Kunstwelt ein, bricht deren Harmonie auf und erschüttert den Traum von Schönheit.“
Zitatende

Der Hintergrund der Story ist die Schlacht bei Marengo am 14. Juni 1800 und die Nds. Staatsoper Hannover ist so naiv, dies auch im Netz zu verbreiten, damit also die Basis zu legen, ihr arglistige Täuschung vorzuwerfen, da auf der Bühne nichts mit dem, was vorgegeben ist und was im Textheft, in der Partitur und auf den Übertiteln steht und was gesungen wird, übereinstimmt.

Der erste Akt spielt in Hannover nicht in einer Kirche, sondern vor einer grauen Rückwand von Grablegen, statt einer Madonna ein Putzeimer, Cavaradossi malt nicht, sondern kratzt an der Wand mit den Gräbern und schmiert auf Papier, das am Boden liegt.

Der Chor der Messdiener sind ’junge Pioniere’ der NVA, Scarpia und seine Leute sind in den gezeigten Uniformen Mitglieder der ruhmreichen Nationalen Volksarmee und singen als DDR-Atheisten mit einem Chor von DDR-Bürgern und Freunden aus den sozialistischen Bruderstaaten das ’Te deum laudamus’.

Im zweiten Akt statt des prunkvollen Palazzo Farnese ein mickriger, sozialistischer Holzverschlag – möglicherweise irgendwo bei Bautzen, oder Hoyerswerda – im ersten Stock das Büro des NVA Genossen Oberst Scarpia, der sich beim Aufgehen des Vorhangs die Hose zumacht und ein soeben oral vergewaltigtes DDR-Mädchen entlässt.

Ebenerdig sind Folterräume, wo auch Cavaradossi gequält wird. Tosca in kurzem Kleidchen, keine Spur von Diva, wenigstens gönnt man ihr einen Weißfuchskragen.
Gruß aus der Sowjetunion!
Tosca schneidet dann Scarpia mit dessen Rasiermesser die Kehle durch.

In dritten Akt statt ’Castel St. Angelo’ die Holzkiste aus dem zweiten Akt. Politische Gefangene werden von NVA-Soldaten vor ihrer Hinrichtung in Zellen gesperrt, der Tenor singt ’E lucevan le stelle’, der NVA-Wachsoldat bietet ihm die Hilfe eines Priesters an (in der DDR als atheistischem Staatsgefängnis kaum möglich), Toscalein erscheint im Reisemantel, Cavaradossi und die Gefangenen werden erschossen, sie rennt die Treppe im Inneren der Holzkiste
rauf und wird oben an der Brüstung erschossen.

Regisseurin und Bühnen/Kostümbildnerin haben angeblich ihre Erfahrungen mit dem Sozialismus abgearbeitet. Das hätten sie besser mit einem selbstverfassten Stück und mit einer Band hingekriegt.

Zitatende
Quelle: E-Mail an kulturjournal.de
 

 

Der Kampf der Franzosen und Österreicher um die Vorherrschaft in Italien am Beginn des 19. Jahrhunderts bildet den historischen Hintergrund des Stückes.
Mit der Französischen Revolution begann in Europa das Zeitalter der Nationen, Nation nun nicht mehr verstanden als (Geburts-)Stand, sondern als Gemeinschaft von Menschen gleicher Sprache, Geschichte und Kultur, die sich selbst bestimmen (Selbstbestimmungsrecht). Überall in Europa fingen die Völker an, ihre Sprache und Geschichte zu erforschen und eine eigene nationale Identität zu entwickeln.

In den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts versuchten italienische Provinzen und Städte die immer drückender werdende Machtstellung Österreichs abzuschütteln. Napoleon unterstützte diese Bestrebungen und wurde damit zum Symbol für eine Republik.

Die Revolutionäre erstarkten, obwohl die Franzosen sich nicht viel besser als Besatzungsmacht in Italien verhielten als die Österreicher - trotzdem wurde das eher erduldet, weil es langfristig nationale Freiheit bedeuten konnte. Nur Bauern und Adel, von der Kirche aufgeputscht, kämpften gegen die Franzosen, die die Aufstände niederschlugen, den Papst gefangen nahmen und nach Valence im Süden Frankreichs abtransportierten. Der Kirchenstaat wurde aufgelöst, die Römische Republik ausgerufen.

Im April 1792 hatte das revolutionäre Frankreich, angestachelt durch eine verbale Provokation, Österreich den Krieg erklärt. Preußische Truppen drangen sofort tief nach Frankreich vor. Weitere europäische Mächte, darunter England und die Mehrheit der deutschen Staaten, schlossen sich der antifranzösischen Koalition an. Durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht schaffte sich die Revolutionsregierung ein nahezu unerschöpfliches Reservoir von hochmotivierten 'Bürgersoldaten'; aus einem französischen Verteidigungskrieg wurde ein Eroberungsfeldzug. Außerdem wurde eine neue Form der Kriegsführung entwickelt. Die Truppen ernährten sich aus dem Land, damit wurden die französischen Armeen wesentlich beweglicher, da sie weniger Tross benötigten.
Trotz der Erfolge des Erzherzogs Karl im Reich endet der 1. Koalitionskrieg 1797 mit einer österreichischen Niederlage durch die Siege Napoleon Bonapartes in Italien. Der Aufstieg Napoleons hatte begonnen.

Der 1798 beginnende 2. Koalitionskrieg traf besonders Bayern hart. Kriegsentscheidend war im Dezember 1800 die Schlacht von Hohenlinden, die insgesamt 15 000 Soldaten das Leben kostete. Das Schicksal des alten Reichs war besiegelt.
Die zweite Koalition aus Großbritannien, Österreich, Russland, dem Osmanischen Reich, Portugal, Neapel und dem Kirchenstaat gegen Frankreich scheiterte ebenso.
Deutschland unter Friedrich Wilhelm III. verhielt sich neutral - im ersten Koalitionskrieg waren Herzog Ferdinand von Braunschweig und Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach an dem Gefecht am 20.9.1792 beteiligt, das mit der Kanonade von Valmy und dem Vorrücken der französischen Revolutionstruppen die weitere Stärkung Napoleons vorgab.
Um den Österreichern wieder in Italien entgegenzutreten, überquerte Napoleon die Alpen, musste den Feind in der Poebene erst suchen, zog dabei seine Truppen weit auseinander und stieß am 14. Juni 1800 bei Marengo auf die weitaus stärkere Streitmacht von General Michel Friedrich Melas. Am Nachmittag musste er sich zurückziehen und General Melas telegraphierte einen Sieg nach Wien.
Am Abend traf General Louis Charles Desaix mit seinem Korps ein und verwandelte die vermeintliche Niederlage in einen Sieg der Franzosen, verlor dabei aber selber sein Leben.

 

 

Zitat
Den Kriegsplan, eine Zangenbewegung wie gehabt, hatte Napoleon, im Kopf: Ein französisches Heer unter General Moreau sollte in Süddeutschland vorstoßen, das andere, unter seinem Oberkommando, die Österreicher in Oberitalien aufrollen.

Inzwischen hatte der Feind Genua eingeschlossen und war an der Riviera bis Nizza vorgedrungen, traf Anstalten, über den Var zu gehen und in der Provence einzumarschieren. Bonaparte beabsichtigte, den Österreichern in den Rücken zu fallen. Das bedeutete einen Übergang über die Alpen, mit Kanonen, die schwer zu transportieren waren, und dies im Mai, in dem die Witterungsverhältnisse sehr unbeständig sind.

Das Glück zog mit ihm im Frühjahr 1800 über den Großen Sankt Bernhard. Das Wetter ließ sich gut an, erleichterte die Strapazen des Passüberganges. Der Oberbefehlshaber saß auf einem Maultier, das ein Bergbauer führte. Die Kanonen wurden in ausgehöhlten Baumstämmen über Stock und Stein gezogen. Österreicher, die den Feind nicht auf diesem Wege erwarteten, waren kaum zu sehen. Erst im Aostatal stießen die Franzosen auf Widerstand, das kleine, tapfer verteidigte Fort Bard, das sie auf Gebirgspfaden umgingen.

Dann lag die Poebene wieder einmal vor dem gallischen Eroberer. In den Kriegsberichten wurde die Bezwingung der Berge im Stil einer Saga geschildert und eine Parallele zu Hannibals Alpenüberquerung im Jahre 218 vor Christus gezogen.

Das zweite Cannae erfolgte bereits wenige Wochen später, am 14. Juni 1800 bei Marengo im Piemont. Die Österreicher waren den Franzosen in Eilmärschen entgegengezogen, mit ihrem Söldnerheer, das in die Schlacht mit dem Befehl geschickt wurde, in geschlossener Formation mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel vorzurücken.

Die Gefechtstaktik des Ancien Regime schien noch einmal mit Erfolg angewendet worden zu sein: Im ersten Anlauf wurden die Franzosen zurückgeworfen. »Die Affäre ist zu Ende«, erklärte der kaiserliche General Melas, aber sie begann ein paar Stunden später von neuem und erst richtig. Bonaparte, der Verstärkung erhalten hatte, fiel über die siegestrunkenen Österreicher her und schlug sie in die Flucht.

Der Sieg wies Schönheitsfehler auf. Bei Marengo war Bonaparte nicht auf der Höhe gewesen. Er hatte seine Truppen zu sehr verzettelt, seine Hauptmacht geschwächt, die Schlacht in ungünstigem Moment angenommen. Er hätte sie endgültig verloren, wenn ihm nicht General Desaix mit einer unverbrauchten Division gerade noch rechtzeitig zu Hilfe gekommen wäre.

Desaix fiel, und Bonaparte beanspruchte den Schlachtenruhm für sich. Sein Bulletin behauptete, der anfängliche Rückzug sei lediglich eine taktische Finte gewesen, der Oberbefehlshaber hätte die Dinge stets im Griff gehabt, seine Gegenwart habe den Truppen Mut gemacht: »Kinder, denkt daran, dass ich gewohnt bin, auf dem Schlachtfeld zu übernachten.«

Er verstand es, sich in günstiges Licht zu rücken, auch einen nicht so glänzenden Sieg geschickt für innenpolitische Zwecke und meisterhaft für außenpolitische Ziele auszunützen. Immer mehr Franzosen blickten zu dem Schlachtenlenker auf, der sich als Friedensbringer erwies. Denn die Österreicher, die in Italien von Bonaparte geschlagen worden waren und bald von Moreau in Bayern besiegt wurden, mussten die Bedingungen des Premierkonsuls annehmen. Am 9. Februar 1801 wurde der Frieden von Luneville unterzeichnet, der dem Konsulat günstig war.

Die italienischen Staaten, die neuen wie die alten, wurden zu Satelliten Frankreichs. Der Premierkonsul gebot direkt über Piemont und Parma, als Präsident über die zur »Republica Italia« erweiterte Cisalpinische Republik, indirekt über Ligurien und die Toskana, aus der die Habsburger entfernt worden waren. Der verbliebene Kirchenstaat wie das Königreich Neapel vermochten sich dem französischen Sog nicht zu entziehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das österreichisch gebliebene Venedig dem revolutionären wie imperialistischen Doppeldruck Frankreichs erliegen würde.
Zitatende

Quelle: Franz Herre - Napoleon - Verlag Friedrich Pustet - Regensburg - 2003 - Seite 81-82
 

Napoleons Gegenspielerin in Italien war Maria Carolina, Tochter von Maria Theresia und Gattin des schwächlichen Königs Ferdinand IV von Neapel, Sohn von König Charles III von Spanien und Maria Amalia von Sachsen.

Jede Art von Revolution, ob republikanische Begeisterung oder Voltaire'sches Gedankengut waren ihr zuwider, zumal ihre Schwester Marie Antoinette, mit der sie als Kind in enger Verbindung am Hof von Schönbrunn aufgewachsen war, am 16. Oktober 1793 in Paris guillotiniert wurde.

In der Zeit, da Napoleon in Ägypten kämpfte, zerschlug ein österreichisch-russisches Heer unter General Suworow die jungen italienischen Republiken. Rom fiel im September 1799 nach schweren Kämpfen - überwältigt von königlich-neapolitanischen Truppen. Maria Carolina übernahm in diesem Moment, da Papst Pius VI. in Valence starb, auch die Herrschaft in Rom.

Republikaner standen auf der Seite der Franzosen - Klerus und Konservative sympathisierten mit Österreich.

Sie ließ Säuberungen durchführen, Jagd auf Verräter, Republikaner, Revolutionäre machen. Tausende schmachteten in Kerkern ohne Anklage und wurden von Maria Carolinas Schergen umgebracht.

Vitellio Scarpia - geboren in Sizilien - wurde 1799 unter Maria Carolina Machthaber in Rom. Eine der ersten Amtshandlungen war die Verhaftung von Cesare Angelotti, von den Franzosen als Konsul von Rom eingesetzt. An jenem 14. Juni 1800 floh er aus dem Gefängnis zur Marchesa Attavanti, seiner Schwester.
In deren Privatkapelle, einem Seitenraum der Kirche Sant'Andrea della Valle, verbarg er sich.

Am 14. Juni 1800 gewannen die Österreicher in der Schlacht bei Marengo anfänglich Vorteile über Frankreich.

Während der Folterszene im zweiten Akt wird gezeigt, wie sich die Situation binnen Stunden änderte, als Frankreich die Österreicher doch endgültig überwinden konnte.

 

Victorien Sardou (1831 - 1908), französischer Dichter, machte den 14. Juni 1800 zur Basis seines Werkes 'La Tosca', das er Sarah Bernardt widmete und das mit ihr am 24. November 1887 als 'Pièce en cinq actes' uraufgeführt wurde. 

Die Schlacht von Marengo ist für Sardou nicht nur Kulisse, sondern bildet die Basis für die Auseinandersetzung zwischen den Vertretern zweier gegensätzlicher Gesellschaftssysteme.

Baron Scarpia verkörpert den eiskalten, frömmelnden Katholiken und Royalisten, der seine persönlichen Wünsche mit Perfidie und äußerster Brutalität durchzusetzen versteht.

Ihm gegenüber Cesare Angelotti und Mario Cavaradossi als Verfechter des Republikanismus, letzterer, Künstler, Freigeist mit politischen Ambitionen und Überzeugungen, für die er sein Leben aufs Spiel setzt und verliert.

Puccini sah das Werk 1889 in Paris und war überzeugt, einen für ihn passenden Stoff gefunden zu haben, aber Sardou wollte seinen 'Hit' nicht einem damals noch fast unbekannten Komponisten zur Vertonung übergeben, auch hatte sich Alberto Franquetti das Sujet reservieren lassen. Nach Fertigstellung der 'Bohème' konnte Verleger Ricordi das Stück für Puccini sichern.

Guiseppe Giacosa, Luigi Illica wie auch Puccini bearbeiteten die Vorlage und bezogen Sardou in die Arbeit ein. Die Handlung wurde von fünf auf drei Akte reduziert und eine Reihe von Figuren nicht übernommen.
Die Hauptfiguren verloren an politischer Kontur, da Puccini mehr die Liebesgeschichte und wieder einmal die Frau als Verliererin in den Vordergrund stellen wollte. Er selber recherchierte in Rom, um die Schauplätze und die Stimmungen vor Ort für sich weitmöglich zu übernehmen und umzusetzen.

Geblieben ist die Situation am Tag der Schlacht von Marengo und wird im Text ausdrücklich erwähnt.

 

 

 1. Akt

EINIGE SCHÜLER
Aber was ist passiert?

MESNER
Wisst ihr nicht? Bonaparte ... der Schurke . . .
atemlos
Bonaparte ...

ANDERE SCHÜLER
nähern sich dem Mesner und umringen ihn, während weitere hereindrängen,
um sich mit ihnen zu vereinige
n
Nun? Was war?

MESNER
Aufgerieben, geschlagen
und zum Teufel gejagt!

SCHÜLER, SÄNGER
Wer sagt das?
- Ein Traum!
- Ein Märchen!

MESNER
Es ist die reine Wahrheit!
Eben traf die Nachricht ein!
Und heut Abend
ein grosser Fackelzug
eine festliche Gesellschaft im Palazzo Farnese
und eine eigens geschriebene
neue Kantate
mit Floria Tosca!
Und in den Kirchen
Lobpreisungen des Herrn!
Nun geht euch anziehen,
kein Geschrei mehr!
[...]

2. Akt

SCIARRONE
stürzt keuchend herein
Euer Gnaden, welch eine Neuigkeit!

SCARPIA
überrascht
Was soll diese betrübte Miene?

SCIARRONE
Eine Niederlage ist zu melden ...

SCARPIA
Welche Niederlage? Wie? Wo?

SCIARRONE
Bei Marengo ...

SCARPIA
ungeduldig, schreiend
So rede endlich!

SCIARRONE
Bonaparte hat gesiegt ...
SCARPIA
Melas!

SCIARRONE
Nein. Melas ist auf der Flucht! ...


Alles hat nichts mit der DDR-Szenerie der 'Tosca' in Hannover zu tun und das kann nicht mit Freiheit der Kunst verbrämt und vertuscht werden.

Das Tollste ist, die Demonstration der Chormitglieder.
Sie tragen Schilder mit der Aufschrift:
’Viva il Re’
Dämlicher am Stück vorbei, kann diese Ostblock-Inszenierung kaum noch gehen.
Zitatende

Quelle: E-Mail an Nds. Staatoper Hannover GmbH mit Text der Kalbeck-Übersetzung - Ricordi-Verlag

Im Teatro Costanzi von Rom kam Puccinis Drama um die Sängerin Tosca zum ersten Mal auf die Bühne, und von da ab war der Siegeszug des Stückes nicht aufzuhalten.

Mit seinen drei Akten bietet es in allen Rollen alle Möglichkeiten - der Chor ist in einem Te Deum kurz und effektvoll herausgestellt. Die Sängerin der Titelrolle trumpft gegen eine Schar von Männern auf. Sie führt das Geschehen zwischen politischen Machenschaften, sie hat bis zum Ende des Werkes alle Fäden in der Hand - der Sprung von der Engelsburg - ihr Ende, aber auch ihr Triumph im letzten Moment.

Das ausgehende 19. Jahrhundert brachte den Verismo - schonungslose Zeichnung von Milieu und Stimmung auf die Opernbühne, Italien und Frankreich waren die Länder, in denen die Wahrheit des Lebens schon seit 1830 in der Literatur dem Publikum dargeboten wurde.
1890 erschien 'Cavalleria rusticana' von Pietro Mascagni (1863–1945). 1892 kam 'I Pagliacci' von Ruggiero Leoncavallo (1857–1919) hinzu - beide Werke meist zusammen auf den Bühnen gezeigt.

'La Tosca', das Stück von Victorien Sardou eignet sich - wie schon als Werk auf der Sprechbühne - besonders für eine Vertonung im Stil dieser Zeit, da alle Möglichkeiten geboten sind, Wahrhaftiges aus Quälerei, Grausamkeit, Schrecken, Schönheit, Leidenschaft, Leid, Grandezza und vor allem in der Vereinigung von Eros, Weihrauch und Sadismus auf die Bühne als Musikdrama zu bringen.

Sardou hatte Verdi sein Stück 'La Patrie' zur Vertonung angeboten, der Altmeister aber antwortete, wenn er nicht schon so alt sei, würde er gerne 'La Tosca' übernehmen - Verdi hatte damals das 83. Lebensjahr schon erreicht.

Franchetti, der die Rechte an 'La Tosca' von Sardou erworben hatte, verzichtete 1895 wie er es schon bei 'André Chénier' zugunsten von Umberto Giordano tat.

Woher aber Sardou die Idee zu diesem Stück hatte, das bereits auf der Sprechbühne zum Renner wurde, ist bisher ungeklärt. Er selber, der des Plagiats beschuldigt wurde, behauptete stets, er habe die Grundidee einer Geschichte aus den französischen Religionskriegen des 16. Jahrhunderts entnommen, Schauplatz sei Toulouse gewesen, wo der katholische Polizeioffizier de Montmorency - in ähnlicher Weise wie Scarpia - an einer protestantischen Bäuerin gehandelt habe.

Sardou - ein gebildeter Mann - übertrug  'La Tosca' ins von Österreich besetzte Italien.

Und nun schon wieder 'Tosca' in Hannover:

 

 

Nds. Staatsoper Hannover

Zitat
Tosca

20. Oktober 2019
Opernhaus
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Giacomo Puccini (1858 – 1924)
Melodramma in drei Akten
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
nach dem gleichnamigen Drama von Victorien Sardou

 

Musikalische Leitung Kevin John Edusei, Eduardo Strausser Inszenierung Vasily Barkhatov Bühne Zinovy Margolin Kostüme Olga Shaishmelashvili Licht Alexander Sivaev Chor Lorenzo Da Rio Kinderchor Heide Müller Dramaturgie Regine Palmai Musiktheatervermittlung Eva-Maria Kösters

Floria Tosca Liene Kinca, Mario Cavaradossi Rodrigo Porras Garulo, Baron Scarpia Seth Carico, Cesare Angelotti Yannick Spanier, Richard Walshe, Ein Mesner Daniel Eggert, Frank Schneiders, Il Sagrestano Daniel Eggert, Frank Schneiders, Spoletta Uwe Gottswinter, Pawel Brozek, Sciarrone Gagik Vardanyan

Chor der Staatsoper Hannover, Extrachor der Staatsoper Hannover, Kinderchor der Staatsoper Hannover, Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

Folter und Tod, Glocken und Kanonen sind der Stoff, aus dem Puccinis fünfte Oper gemacht ist. Er komponiert ein naturalistisch schockierendes Drama über die packenden letzten 24 Stunden im Leben der Sängerin Tosca – zerrissen zwischen ihrem Geliebten, dem Künstler Cavaradossi, und dem skrupellosen Machtmenschen Scarpia. Klangkontraste im Opernthriller sind das Läuten von Kirchenglocken, der Gesang eines kleinen Jungen, Toscas verzweifelt-inniges Gebet und Cavaradossis glühende Lyrismen in bekannter Puccini-Süße. Der Komponist, ein Vorreiter der Filmmusik des 20. Jahrhunderts, sicherte Tosca durch musikalische Dichte und Emotionalität einen Platz in der ersten Reihe der italienischen Opern.

Dass Puccini eine Sex-and-Crime-Story auf die Bühne bringen wollte, nimmt Vasily Barkhatov ernst. Für den russischen Regisseur, der an Häusern wie der Oper Basel, der Deutschen Oper Berlin, dem Theater an der Wien und der Oper Frankfurt gefragt ist, ist die Neuinszenierung weniger politisches Historiendrama als der Kampf zweier Alphamänner um eine starke Frau. In einer Welt, in der Kunst und Macht sich glamourös in der Öffentlichkeit begegnen, geht es in den Hinterzimmern um persönliche Begehrlichkeiten. Bühnenbildner Zinovy Margolin wird für das moderne psychologische Beziehungsgefüge, in dem alle Täter auch Opfer sind, eine bildgewaltige Szenerie auf mehreren räumlichen Ebenen schaffen. Die Musikalische Leitung übernimmt Kevin John Edusei, einer der herausragenden Dirigenten der jungen Generation, Chefdirigent der Münchner Symphoniker und des Konzert Theater Bern. Er dirigierte an der Hamburgischen Staatsoper, der Semperoper Dresden, am Concertgebouw Amsterdam und war zuletzt zu Gast in Paris und an der Komischen Oper Berlin.

Mit freundlicher Unterstützung:
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V.

Zitatende

 

Am 6. Oktober 2019 fand in der Nds. Staatsoper Hannover eine Einführungsmatinee zur 'Tosca' statt.
Selbst wenn er diese Veranstaltung besucht hat, kommt 'der gemeine Besucher' mit dem was er dann auf der Bühne sieht, nicht zurecht.

Frau Regine Palmai wollte sich - als Chefdramaturgin-Oper - zur Inszenierung nicht äußern, gab dafür Dinge bekannt, die man besser in jedem Opernführer nachlesen kann.

Sie plauderte gemeinsam mit der Sängerin der Tosca, mit dem Sänger des Scarpia, dem Dirigenten und einem Korrepetitor meist in englischer Sprache (soll wohl die Internationalität der Nds. Staatsoper Hannover GmbH unterstreichen, war aber für viele Besucher dieser Matinee nicht verständlich, sie konnten den Ausführungen nicht folgen) über die Organisation des Theaters, dass man Technikpersonal brauche, um die Bühne auf- und abzubauen. Und dass alles sehr problematisch sei und viel Arbeit bedeute. Und alles sei ganz ungeheuer schwierig.

Puccini habe mit seinen Textautoren mit genauen Regienanweisungen vorgegeben, was auf der Bühne zu zeigen sei, zumal es von seiner Komposition unterstützt werde.

Der Bariton führte aus, dass man versucht habe, mehr Facetten für diese Rolle zu finden und in dieser Interpretation der Rolle, Scarpia ein als Kind Verführter und als Erwachsener ein Verführer sei, wobei die Ausgangslage für das Kind das Verhalten als Erwachsener nicht zu rechtfertigen und zu entschuldigen, höchstens als Erklärung zu sehen, sei.
Es wurde also versucht, zu erforschen, wie denn der Scarpia ein solcher Bösewicht werden konnte.
Grundsätzlich sei es eine Herausforderung - meinte Frau Palmai - ein solches Stück, das nun fast jeder kenne, auf die Bühne zu bringen und es dabei neu zu erdenken.

Es könnten nicht die von den Autoren und dem Komponisten vorgegebenen Regieanweisungen im Detail gelten, maßgeblich müssen aber Text und Musik sein, um hier dem Anspruch Puccinis gerecht zu werden, und seinem Wunsch zu entsprechen, das Publikum zu schockieren.
Nun könne das, was Puccini als Aufreger empfand, heute in der Form nicht mehr als Herausforderung geboten werden. Man habe daher versucht, auf anderen Ebenen etwas zu finden, um den Autoren in Bezug auf Schockierendes gerecht zu werden.
Die politische Situation im 19. Jahrhundert in Italien könne heute keine Abscheu hervorrufen.

Durch einen speziellen "Kniff" des Bühnenbildes sei es möglich, Parallelhandlungen stattfinden zu lassen. Während im ersten Akt das bekannte Te Deum stattfinde, zeige man die Privatwohnung des Scarpia, sein Rückzugsgebiet, in dem er auch einen speziellen Raum für Erinnerungstücke für die von ihm geliebte Tosca eingerichtet habe. Da er sie ja nun im Guten nicht bekommen könne, versuche er sie im Bösen zu erringen.
Das könne man bei den Parallelhandlungen ganz genau sehen.

Der Polizeichef von Rom sehe die Entwicklung dieser Floria Tosca, die im täglichen Leben eine normale Hausfrau mit ihrem Mario Cavaradossi sei, und erst auf der Bühne zur Diva werde.

Bemerkungen eines Vollzahlers anlässlich der Vorstellungen am 20. Oktober und am 02. November 2019 der Nds. Staatsoper Hannover GmbH zur szenischen Umsetzung von

'Tosca'
Untertitel
'Das hannoversche Krippenspiel'
oder
'Der Herrgottschnitzer vom Opernplatz'
 

 
‘Das Kripplein’
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH


 

Das Licht im Zuschauerraum verlischt, Orchester und Dirigent werden für die Begrüßung durch das Publikum beleuchtet, dann eine Zeitlang Stille, dann vernimmt man mit dem Aufgehen des Vorhangs etwas wie das 'Rauschen von mächtigen Flügeln'.

Man sieht einen Steg quer über die Bühne. Aufbauten zeigen eine Zwei-Zimmer-Wohnung, links ein kleinerer Raum, wohl das Schlafzimmer. Rechts - etwa zwei Drittel des Stegs einnehmend - ein Wohn- und Arbeitszimmer. In diesem links ein Schreibtisch, rechts im Zimmer ein Esstisch.

An den Schreibtisch links gelehnt steht eine - mit Wasserstoffsuperoxid blondierten Haaren - Gestalt in einem Priestergewand, die auf die drei übrigen sich in dem Zimmer aufhaltenden Personen - eine langhaarige blonde Frau, einen jungen Mann, der auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch sitzt und einen Uniformierten, der herumsteht, einredet.

Im Hintergrund ein großer TV-Monitor, der in einem Balkendiagramm - für alle ersichtlich - deutlich macht, dass Melas, der Kommandeur der royalistischen Truppen im Ranking gegenüber Napoleon vorne liegt.

Also die Situation am Vormittag des 14. Juni 1800.

Der Priester beschwört etwa zwei Minuten lang in dieser 'Stumme-Jule-Situation' die Blonde, die den jungen Mann, der irgendwas Verzweifeltes mimt, nach rechts abschiebt.
Was soll das?
“Niemand kann es sagen!“

Hier nun setzt die Musik ein. Der Steg wird bis auf die Hälfte der Bühnenhöhe hochgezogen. Damit ist der Blick auf die Bühne und die Zwei-Zimmer-Wohnung auf dem Steg gleichzeitig möglich.

Zu sehen sind unten angedeutete Torbögen als Raumbegrenzung (laut der Frau Chefdramaturgin-Oper das Colosseum in Rom darstellend) links, hinten und rechts umlaufend als Umgang in der ersten Etage.

In der Mitte auf der Bühne hinten ein um vier Stufen erhöhtes Spielpodest mit einem es umrandenden Gitterrahmen. Auf ihm ist oben querrüber sinnigerweise ein illuminierter Schriftzug: 'Merry Christmas' montiert.

Rechts vorne vor dem Podest, ein zur Jahrszeit passendes Kripplein.

In Hannover spielt das Stück also irgendwo in 'TRUMP'-anien' oder in einer sonst amerikanisierten Gegend während der Weihnachtszeit.
Nicht jedoch in Rom am 14. Juni 1800, was ja der Monitor mit dem Balkendiagramm im stummen Vorspiel suggeriert.

Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH

 

Auf der Bühne, an dem Spielpodest, machen sich irgendwelche Typen zu schaffen, während vorne am Kripplein Angelotti auf seinen musikalischen Einsatz mit
Ah, das gelang mir
wartet.

Bei seinem
Hier ist der Schlüssel
dort ist die Kapelle

tragen zwei Typen zwei übereinander gestapelte Bierbänke von rechts herein, stellen sie links ab.

Oben, auf dem einsehbaren Steg schleicht der blondierte Priester um die blonde, langhaarige Frau herum.

Unten, auf der Bühne, findet Angelotti den Schlüssel zur Kapelle der Attavanti, seiner Schwester, am Kripplein in einer 'Mudderjöddesje-Figur'. Diese stellt er auf einer der beiden von den beiden Typen hereingetragenen Bierbänke ab. Er verschwindet nach links in die Bühnenumrandung, der Steg fährt ganz nach oben und entzieht dem Zuschauer damit den weiteren Einblick in die private Zwei-Zimmer-Wohnung des blondierten Kirchenmannes.
Von links hinten eilt jemand herbei. Es soll der Mesner sein, der ein Kind an der Hand nach vorn zu den Bierbänken führt.

Angelotti huscht hinten herum, wedelt mit etwas, wohl um zu zeigen, dass die Schwester Attavanti ihm auch Kledage zur Verkleidung als Frau in der Kapelle hinterlegt hat.

Der Mesner kümmert sich um das Kind, kämmt ihm die Haare, wird aber in keinem Fall übergriffig.
Er kontrolliert die Schultasche des Kleinen und behauptet, er habe
immer nur Arbeit

und am Kripplein gibt er vor, dass der Picknickkorb, der für Cavaradossi bereitgestellt sei, noch von niemandem benutzt wurde.
Unberührt noch alles!

Beim Einläuten des Angelus-Gebetes kniet das Kind vorne links an der Bierbank und der Mesner setzt sich nahe zu ihm nieder.

Da erscheint von rechts hinter dem Kripplein hervortretend ein junger Mann in einem Schmuddelfummel, der den Mesner - ohne zu fragen - unter Verwendung eines Blitzlichtes fotografiert.

Der Jüngling - es handelt sich nach den Vorgaben der Autoren um den Kunstmaler Mario Cavaradossi - wickelt ein unter dem Arm getragenes Paket aus und stellt die darin sich befunden habende Holzschnitzfigur neben das Kripplein auf einen von der Requisite rechtzeitig zu Beginn der Vorstellung bereitgestellten Hocker.

Das üblicherweise von Cavaradossi an den Mesner gerichtete
Gib mir die Farben!
hört in Hannover das den Mesner begleitende Kind.
Dieses wiederum reicht Cavaradossi aus einem links neben dem Kripplein abgestellten Kasten irgendwas. Hierauf hebt der nun an, zu behaupten
Wie sich die Bilder gleichen

Das Kind - wohl so eine Art Regensburger Domspatz - steht da und lauscht dem Einwurf des Mesners
Es ist abscheulich!
Nichts ist ihm heilig!

Der Künstler eilt herbei zu den beiden und singt
Doch wie der Künstler schwanke
Du nur bist mein Gedanke!
Tosca, nur Du!


Der Mesner nimmt dem Kind den Kasten ab, stellt ihn neben das Kripplein, und geht nach links, während Cavaradossi an der Holzfigur herumschnipselt.
Zum
Mit diesen Burschen
von Voltairianern

holt Cavaradossi das Kind zu sich nach rechts ans Kripplein und lässt es die Holzfigur bepinseln. Dabei fotografiert er es.
Dann Mesner nach links, Kind nach rechts ab.

Da bemerkt Cavaradossi links
Angelotti! Der Konsul
der ehemaligen Republik von Rom!
 

Von hinten der Ruf Toscas
Mario


Die tritt oben auf der Empore links aus einem der Mauerbögen, läuft nach hinten, während Cavaradossi den Angelotti unten nach links in die angenommene Kapelle der Attavanti abschiebt.

In der Zwischenzeit ist Tosca hintenrum unten auf der Bühne angekommen. Sie läuft nach vorne und trifft Cavaradossi, der eben links unten aus dem Torbogen tritt.

Ein seltsam distanziertes Gehabe legen die beiden an den Tag.
Begrüßen sich so zwei Liebende?
In Hannover ganz offensichtlich schon!

Man schleicht umeinander, er nimmt ihr einen Schnellhefter ab, den sie bei sich trägt, sie nimmt die Madonnenfigur, die auf der Bierbank steht und singt
Nein lieber Freund
ich will ihr Blumen streun und beten


Während des Nachspiels (Ricordi Klavierauszug Seite 33) geht sie nach rechts, kramt in dem Kripplein herum, während Cavaradossi links auf der Bierbank sitzend, sich durch Toscas Schnellhefter blättert.

Zum
Heut Abend sing' ich

kehrt sie zu ihm nach links zurück und weist mit dem Schnellhefter, den sie ihm wieder abgenommen hat, nach hinten zu dem Vierstufenpodest.

Für das nun kommende
Von unserm Häuschen mit mir sollst Du träumen

sitzen beide auf der Bierbank.


Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH

 

Sie holt irgendwas aus ihrem Rucksackerl, zeigt es ihm (vielleicht was sie eingekauft hat und abends zum Essen gibt), was hier aber kaum zum Text

Erfülle ganz, du holde Nacht,
Die trunkne Seele

passt.

Von hinten links kommen welche, die sich - auch hinten links - am Vierstufenpodest zu schaffen machen, Cavaradossi geht nach rechts ans Kripplein. Er meint ja nun weiterarbeiten zu müssen.
Tosca schaut beim Nachhintengehen auf die Holzschnitzfigur und fragt
Wen stellt jene blonde Dame da vor?

Er redet sich raus und behauptet, das sei die Maddalena.
Sie glaubt ihm nicht und stellt fest
Die Attavanti!

Sie stören die Augen, wie er die geschnitzt und gemalt hat.

Er beruhigt sie und singt
Mit Deinen Augen kann, den wundersamen,
Kein andres Auge je sich messen.


Sie setzen sich an den Rand des Krippleins, sie legt ihren Kopf in seinen Schoß.
Das Ganze endet in einer heftigen Umarmung mit ihrer Vorgabe
Doch mal ihr schwarze Augen!

Sie greift selber zum Pinsel, malt auf der Holzschnitzfigur herum, er nimmt ihr mit einer heftigen Gebärde den Pinsel ab, schubst sie nach links weg, sie packt den Schnellhefter in ihren Rucksack und geht nach links hinten ab.

Cavaradossi räumt das Kripplein auf, das in der Szene mit Tosca am Rande dessen in Unordnung geraten ist.
Da! Auftritt Angelotti von links aus den Torbögen.
Er muss weg, denn schon wird aus dem Schnürboden die Zweizimmerwohnung mitsamt dem Wasserstoffsuperoxid blondierten Scarpia, heruntergelassen.
Der, im Unterhemd, schickt eine ‘Blondirne‘ weg, lässt sich von dem Uniformierten das Priestergewand anziehen.

Hinter sich wieder der eingeschaltete TV-Monitor mit dem Balkendiagramm, wonach noch immer die Lage für Napoleon schlecht ist und er eine Schlacht verloren hat.
Zeitpunkt der Szene also gegen Mittag am 14. Juni 1800.

Unten gibt Cavaradossi dem Angelotti Hinweise, wie und wo er sich verstecken kann.
Da, ein Schuss!
Oben begibt sich der blondierte Priester-Scarpia zügig nach rechts, der Uniformierte folgt ihm, der Steg mit der Zwei-Zimmer-Wohnung wird hochgefahren.

Unten, Angelotti nach hinten links ab, Cavaradossi nach kurzem Verweilen am Kripplein links im Laufschritt hinterher.

Von rechts vorne der Mesner
Die frohesten Neuigkeiten, Euer Gnaden!

Bonaparte habe die Schlacht verloren, die Royalisten unter General Melas hätten gesiegt.

Die Bühne füllt sich mit rangelnden Kindern, die mit einem zurückgebliebenen Schulranzen Fußball spielen, und sich dann auf dem Vier-Stufen-Podest aufstellen.

Von hinten aus der Mitte stürzt Scarpia, der Wasserstoffsuperoxid-blondierte Priester, herein, die Menge teilt sich. Er schickt alle weg. Der Uniformierte ist mit ihm gekommen und jetzt stellt sich heraus, dass es der Spoletta ist, der "jeden Winkel" durchsuchen soll, um Angelotti zu finden.

Dem Mesner wird mitgeteilt, dass
ein großer Staatsverbrecher aus der Engelsburg
entflohen ist
und dass es ein Fehler war,
gleich Alarm zu feuern.
Der Gauner konnte schnell noch flüchten


In der Kappelle findet man nur noch einen leeren Korb, in dem sich Esswaren befanden. Außerdem einen Fächer, auf dem Scarpia das Wappen der Attavanti erkennt und nun folgert, dass ihr Bruder Angelotti hier noch irgendwo sein muss.

Der Mesner kümmert sich um den zurückgebliebenen Schulranzen des Kindes, während Scarpia rechts das Tuch, das die Holzschnitzarbeit des Cavaradossi bedeckt, runterzieht und fragt
Wer malte diese Heilige?

Von Gemälde kann hier nun keine Rede sein, schließlich handelt es sich hier bei Mario Cavaradossi um einen Holzschnitzer.
Jago verstand den Handel ...
Hier thuts der Fächer!


Auftritt Tosca von links hinten.
Irgendwelche Adlaten bleiben dort stehen und beobachten die Zusammenkunft Tosca / Scarpia.
Der winkt Spoletta heran, der ihm den Fächer aushändigt, den er Tosca zeigt.
Ist das vielleicht ein Malgerät?

Sie erkennt das Wappen.
Wieder mal die Attavanti, die ihr in die Quere kommt?

Scarpia ist es gelungen, Zweifel zu erregen.
Er holt Hocker herbei, beide sitzen sich gegenüber.
Geh, Tosca! In deinem Herzen nistet Scarpia.

Volk füllt die Bühne, von allen Seiten strömen sie herbei, betrachten das Kripplein und warten.

Die Zwei-Zimmer-Wohnung wird auf halbe Höhe heruntergefahren. Scarpia am Schreibtisch gibt Anweisungen ans Personal.
Drei Häscher ... mit einem Wagen ... Eilig ...

Er schaltet den TV-Monitor ein, auf dem nun Szenen mit Tosca als Sängerin gezeigt werden.

Unten, auf der Bühne, wird das Kripplein nach rechts gerollt, um Platz für den Chor zu schaffen.

Während des
Doppelte Beute
jagd mir mein Falk


geht Scarpia oben links in die Kammer, öffnet dort einen Koffer und holt Bilder von Tosca heraus, drapiert damit rumstehende Möbel, kniet auf den Boden, reißt sich das Priestergewand auf, zieht ein blaues Gewand aus dem Koffer und mit dem
Tosca, Dein Reiz macht
dass ich Gott vergesse!


lässt er sich zu Boden fallen, man sieht ihn mit dem Gewand hantieren und das Licht in der Kammer erlischt.
Black out.
Blendscheinwerfer am Rand des Grabens an.

Ende des ersten Aktes und Pause.

 

Zweiter Akt

Die Bühne zeigt die Zwei-Zimmer-Wohnung Scarpias. Eine kleine Gesellschaft, bestehend aus einer blonden Frau, einem Mann ihr zur Seite und links vor Kopf sitzt ... Cavaradossi.

Wie und warum der hierher kommt -
"Niemand kann es sagen!"

Schon während des kurzen Vorspiels (Ricordi KA Seite 118) doziert Scarpia stumm und spricht dann über sein Thema
Fliege, du Falke!
Und meine gut dressierten Hunde bringen
wohl bald die Beute zu mir!

Er fetzt dem Cavaradossi ein Papier, das der vom Tisch nahm und der es auf seiner Schulter festgehalten hatte, weg und reicht es mit
Gib ihr lieber das Billet hier ...

der langhaarigen Blonden. Eigentlich müsst er den Wisch an Sciarrone geben, aber vielleicht war der gerade nicht zur Stelle, so geht die Frau, die nicht hierher gehört, damit nach rechts ab.

Dann schreit er dem Cavaradossi das
Ja, die Liebe zu Mario
In meine Arme treibt sie sie!

und den nachfolgenden Text ins Ohr.

Spoletta tritt von rechts auf und liest von einem Zettel das

Eilig verfolgten wir die Spur der Dame
ab.
Scarpia nimmt Spoletta den Zettel weg, schaltet den TV-Monitor ein - Szene mit Chor wird gezeigt - und setzt sich auf die Schreibtischkante.
Spoletta nach rechts ab.

Dafür kommen irgendwelche Leute mit Gerätschaften, die man nicht zuordnen kann, von rechts, wimmeln planlos herum und stören.

Cavaradossi wird genötigt, sich hinzusetzen. Man will wohl eine fotografische Aufnahme von ihm machen.
Was soll der Schmarrn?

Da, Auftritt Tosca in großer Robe von rechts (von links geht ja nicht, da ist ja die ’Rumpel’-Kammer vom Scarpia).

Scarpia legt seinen Arm um Cavaradossi und meint höhnisch das
Wir plaudern hier als gute Freunde

Dann schiebt er ihn links in die ’Rumpel’-Kammer ab. Spoletta geht auch da rein.
(Da liegt noch immer alles rum, was er aus dem Koffer im ersten Akt genommen hat)

Nach rechts zieht sich der eine Typ mit den technischen Gerätschaften zurück.

Man ergeht sich etwas in Scarpias Büro, bewegt sich auf und nieder und wartet.
Tosca legt den Umhang ab.


Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH

 

Sie bekommt von Scarpia ein Glas mit einer Flüssigkeit angeboten, sie nimmt es auch.
Scarpia setzt sich auf die Tischkante, richtet seinen Priesterrock, das er schön in geordneten Falten falle.
Tosca setzt sich, blättert in einem Journal.
Scarpia steht auf, gibt durch die geschlossene Tür zum Kammerl Anweisungen, nimmt Tosca das Journal weg, blättert selber darin und tigert im Raum auf und ab.

Tosca ganz lässig das Gespräch führend, zeigt nicht, dass hier eigentlich Aufregung bei ihr herrschen müsste, denn immerhin geht es ja hier nach den Vorgaben der Autoren um eine Folterszene, während der Cavaradossi leidet.
Und um die Frage:
Wo ist Angelotti?
Sie nimmt Scarpia das Journal wieder weg, so dass der nun die Hände frei hat, um ganz sachte an die Tür zur Kammer zu klopfen.

Da plötzlich schreit Cavaradossi drinnen, als habe er nur auf das sanfte Klopfen von Scarpia gewartet.

Man sieht, dass in der Kammer der Cavaradossi immer nur schreit, wenn einer ihm dort ein Zeichen gibt.
Es geschieht ihm also garnichts, es soll wohl nur Tosca getriezt werden.


Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH

 

Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"

Eine Folter, die nur eine und nicht einen bzw. beide betrifft?

Der Regieeinfall endet hier mit Toscas
Im Brunnen ... hintern Hause ...

Cavaradossi wird aus dem Kammerl links nach rechts in das 'Wohnbüro' des Scarpia gestoßen. Er lehnt an der Wand, spielt den Gequälten.

Scarpia wiederholt Toscas Aussage
Im Brunnen bei der Villa ... geh, Spoletta

Das macht Spoletta nun nicht, er geht nicht, sondern er kommt aus der Kammer links mit dem Sciarrone, der schaltet den Monitor ein, auf dem erscheint das Balkendiagramm mit der Grafik, dass Napoleon nun vorne liegt, Melas abgeschlagen ist.
Also haben die Republikaner gesiegt und Cavaradossi bejubelt das mit seinem
Victoria! Victoria!
das er allerdings abgedrängt von Sciarrone und Spoletta in dem Kammerl singen muss.
Tosca steht an der Tür zur Kammer und fordert
Mario, schweige,
Du dienst Dir schlecht!

Scarpia geht vom Esstisch rüber zum Schreibtisch, dort raucht er eine.
Tosca setzt sich an den Schreibtisch und fragt mit dem
Quanto
nach dem Kaufpreis, den sie für Cavaradossis Freilassung zahlen muss.

Dann Scarpias
Hörst Du jene Trommeln?

Zum
Dort zimmern sie den Galgen schon

schaukelt er Toscas weißen Umhang herum, als baumle ein Aufgehängter in der Luft, dann lässt er das Kleidungsstück in den Bühnenstaub fallen.

Hierauf Toscas
Nur der Schönheit, weiht' ich mein Leben

Aufrecht steht sie da, singt, während Scarpia in die Kammer links geht, und sich dort herumliegende Requisiten betrachtet.

Jetzt und hier nun entspricht die Aktion auf der Bühne dem, was die Autoren als Regieanweisung vorgegeben haben
Sie wirft sich vor ihm nieder

Tosca kniet auf dem Boden, was Scarpia wohl garnicht wahrhaben und sehen will, denn er dreht sich nach hinten zur Wand.
Dann kniet er sich zu ihr, setzt ihr körperlich zu - da klopft es.

Spoletta kommt von rechts und verkündet:

Eurer Gnaden, Angelotti
Hat eben selber sich getödtet.


Tosca erhebt sich mit Scarpias Hilfe vom Boden, sie küsst ihn,
er meint lakonisch auf italienisch
"Ebbene",
was auf deutsch heißt:
"Na, also!"

Nun kommt die Anweisung an Spoletta, Cavaradossi solle - wie bei Palmieri - hingerichtet werden.
Der hört den Befehl und geht nach rechts ab.
Tosca lehnt sich an den Esstisch und kramt auf dem herum, während sich Scarpia ihr von links nähert.
Scarpia legt das Priestergewand ab und dann steht er da im schwarzen ärmellosen Unterhemd und schwarzen Leggins.

Sie fragt nach dem Passierschein und gibt als Route die kürzeste vor. Die über Civitavecchia.

Scarpia nimmt das Priestergewand, zieht es Tosca an und holt vom Schreibtisch eine Schultasche, die er Tosca über das Priestergewand zieht, stellt das Reisedokument an seinem Schreibtisch aus. Dann geht er nach rechts auf Tosca zu, legt sie über den Tisch und will ihr unter den Rock fassen und bei seinem
Tosca, finalmente mia! 
dreht sie sich um und sticht zu
Ja, diesen Kuss gab Tosca Dir!

Sie ringen miteinander.

Tosca:
Kannst Du noch hören? Rede, sieh mich an,
Mich, deine Tosca! Du, mein Scarpia!
Da hast Du nun Dein Stündchen!

Er lässt sich zu Boden fallen.


Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH

 

Sie rutscht zu Boden, kriecht zu Scarpia, küsst ihn.
Nach dem
Vor dem da zitterte einst das ganze Rom!

steht sie auf, legt die Schultasche ab und auf den Tisch, holt ihr Kleid, will es anziehen, besinnt sich und legt es über Scarpias Leiche.
Will aus der Schultasche den Passierschein nehmen, statt dessen hält sie eine DVD in der Hand, mit der sie den Player am TV-Monitor in Gang setzt.

 

Und plötzlich - unmittelbarer Übergang in den 3. Akt.
Gezeigt wird auf dem Monitor ein Portrait des Scarpia.
Tosca will nach rechts ab, kehrt zurück, schaut auf den Monitor, dann auf die zugedeckte Leiche, sie öffnet ein Element in der Rückwand, der Steg, das Podium, die Zwei-Zimmer-Wohnung fährt in eine halbhohe Stellung, so, dass man den Monitor mit den Scarpia-Szenen und darunter
die Bühne leer bis auf eine Bierbank und einen Hocker sehen kann.

Das
Ach, meine Seufzer
erklingt.
Ein Priester steht an der Bierbank, neben einem Kind, hantiert an dessen Schultasche herum, legt sie ihm um.

Aus dem Schnürboden wird eine Glocke heruntergelassen, von rechts kommt einer und schlägt sie an der von Puccini vorgegebenen Stelle, Ricordi KA Seite 227.
Ein Blonder, so wie Scarpia, setzt sich auf die Bierbank, ein anderer tritt dazu, der Steg fährt herunter.

Tosca steht vor dem Monitor und schaut dem stummen Gemime von Scarpia in dem TV-Spot zu.
Dann geht sie nach links in die Kammer.
Blendscheinwerfer auf der rechten Seite.
Links in der Kammer sieht man Tosca herumkramen.

Blendscheinwerfer aus, Licht links in der Kammer aus, Licht rechts im Wohnbüro an.

Am Esstisch sitzen rechts vor Kopf Scarpia, ihm gegenüber Cavaradossi, an der rückwärtigen Längsseite die blonde Langmähnige und links neben ihr ein Typ.

Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"

Scarpia schenkt sich irgendwas ein, trinkt, redet auf die anderen ein, geht um den Tisch herum, schenkt wieder ein und stellt ein Glas zu Cavaradossi und singt die Phrase, die eigentlich der Schließer von sich zu geben hat:
Mario Cavaradossi? A voi.

und die in der deutschen Übersetzung heißt:
Mario Cavaradossi? Unterschreibt.
Auch das
Noch eine Stunde.
Ein Priester wartet, wenn zu beichten ihr verlangt!

singt Scarpia.

Cavaradossi hat nach Vorgabe der Autoren einen Ring zur Hand zu haben, den er dem Schließer verspricht, wenn er die innigsten Grüße an Tosca überbringt.
Nichts davon ist in Hannover der Fall.
Stattdessen geht Scarpia zu seinem Schreibtisch nach links, nimmt ein Papier, gibt es Cavaradossi und tönt das
Scrivete!
des Schließers, setzt sich wieder auf seinen Platz am Kopfende des Tisches und wartet, bis das schöne Cello-Zwischenspiel - dolcissimo, espressivo - verklungen ist und Cavaradossi das
Und es blitzten die Sterne
gesungen hat.
Dann geht Scarpia rüber nach links und schüttelt Cavaradossi die Hand.

Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"

Blendscheinwerfer an. (Ricordi KA Seite 238/239)
Links die Kammer beleuchtet, rechts die Wohnstube dunkel.

Dann Blendscheinwerfer aus, rechts Licht an.
Tosca kommt aus der Kammer nach rechts in Scarpias Wohnbüro, zieht ihren Mantel von der Leiche und da liegt
C a v a r a d o s s i,  
sie gibt ihm die Hand, hilft ihm so beim Aufstehen für sein
Ha! Geleit für Floria Tosca

Woher weiß er das?
Sie ist der Regieanweisung
nicht gefolgt, nach der sie ihm den Passierschein zeigt.
Also, woher soll er das wissen, dass sie und der Herr 'welcher sie begleitet' frei sind?

Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"

Während ihres
Meine Liebe verlangt' er als Preis
mit Bezug auf des Scarpias Verhalten ihr gegenüber, hebt sie ihren Umhang vom Boden auf, während Cavaradossi sich eine raucht.

Dann hilft er ihr die Schultasche anzuziehen und sie zeigt ihm wie Scarpia sie über den Tisch zog und sie ihn daraufhin erstach.

Das
Die zarten Hände, ach die weißen kleinen
singt Cavaradossi kniend und dann auch vor ihr liegend.
Während ihres
Wisse, die Stund' ist nah.
Geld und Juwelen trag ich im Beutel hier, ein Wagen wartet

öffnet Cavaradossi ein Schiebeteil in der Rückwand und schleppt übermannsgroße Krippenfiguren  in Scarpias Wohnbüro und stellt sie um Tosca herum, die auf dem Boden kniet, auf.

Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"

Für das
Nur deinetwegen wollt' ich noch nicht sterben
schnipst er mit der rechten Hand in die Luft und schon 'erblaut' die Szene.


Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH

 

Er legt ein Schaffell oder einen Flokati-Teppich vorne an die Rampe und beide nehmen Platz, sie legt den Kopf in seinen Schoß.

Dann bei dem
Leuchtet ihr Strahl
schmeißen beide die eben aufgestellten Statuen, wohl seine Holzschnitzarbeiten, um.

Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"

Irgendeiner schaltet von Ferne, ganz von Ferne, den Monitor ein und es folgt das
Zeit ist's
eigentlich vom Schließer gesungen.
In Hannover von irgend wem, von irgend woher .
Keiner weiß es - vor allem das von der Theaterleitung an der Nase herumgeführte Publikum nicht.

Wahllos diese eingerichtete Szene.

Zum jetzt kommenden
Nur keine Sorge! Im Moment gleich will
ich fallen, und zwar sehr natürlich


legt sich Cavaradossi schon mal auf den Boden neben die umgestoßenen Figuren.

Bei Toscas
Jetzt lache nicht!
So recht
!

und nach ihrem
Endlich! Sie heben die Waffen …
Wie schön er ist, mein Mar
io

folgt nun auf Seite 264 KA Ricordi eine mit einen Stern ausgewiesene Gewehrsalve.
Diese unterbleibt in Hannover.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"

Dafür Blendscheinwerfer an.
Links in der Kammer ist Licht.
Tosca sucht dort herum in den liegengebliebenen Requisiten.

Blendscheinwerfer aus, Licht rechts in Scarpias Wohnbüro an.
Tosca kniet sich neben etwas, was da am Boden liegt.

Sie zieht das Tuch weg und findet ----
S  c  a  r  p  i  a   wie in der Schlussszene zweiter Akt liegen.

Sie nimmt ihn in ihre Arme, schmust ihn --- dann
Scarrione von links, Spoletta von rechts
Sie haben Scarpia erstochen

Von links kommt noch die langhaarige Blonde dazu, Spoletta setzt sich rechts an den Tisch und er hört Toscas
O Scarpia! Uns richte Gott!
wobei sie dessen Leiche - wie bei einer Pietà - im Arm haltend, hudelt und knudelt und sich neben ihm auf den Boden legt.

Der Steg mit Scarpias Wohnbüro fährt hoch.
Unten, links auf der Bühne das Kripplein.

Am Rand dessen sitzt völlig unversehrt  Ca v a r a d o s s i.
Er bleibt in Hannover übrig und am Leben und wird wohl in Bälde in Oberammergau eine Holzschnitzer-Werkstatt eröffnen.

Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"

Blendscheinwerfer ins Publikum.
Das Stück ist aus.

 

Fazit:
Wollte doch Puccini - nach Meinung der Hannover'schen Frau Chefdramaturgin-Oper - mit diesem Werk das Publikum erschrecken, schockieren.

Mit dem oben beschriebenen Regiekonzept und dessen Umsetzung in die jetzige Inszenierung ist es der Nds. Staatstheater Hannover GmbH tatsächlich gelungen, Angst und Schrecken beim Publikum zu verbreiten, sind denn Details derart an den Haaren herbeigezogen, dass die Produktion vor Ungereimtheiten in Gänze nur so strotzt, die das Publikum zwangsläufig erschaudern lässt.

Ist der erste Akt als theatralischer Ablauf noch zu ertragen, so beinhalten zweiter und dritter Akt derart hanebüchene Sinnlosigkeiten, dass sich zwangsläufig die Frage stellt, kennen die leitenden Damen - und derer gibt es ja nun viele bei der Nds. Staatstheater Hannover GmbH - das Stück nicht oder ist ihnen gleich, ob Steuergelder mit irgendwelchen Lächerlichkeiten am Stück und am Bildungsauftrag vorbei, vergeudet werden.

Die Damen wollen bitte nicht mit 'Interpretation' argumentieren und auch nicht in das mittlerweile abgedroschene 'Freiheit der Kunst' fliehen!

Wenn man ein Werk in die Abgründe der Kirchen und Vereine - auch in Sportvereinen, bei Hilfswerken gibt es sexuelle Übergriffe - transportieren will, muss man sich mit Details beschäftigen.

Dem Mesner, der ja das Grundübel darstellen soll, ist nichts vorzuwerfen, wenn er dem Kind mal über den Kopf streicht, das Haar kämmt, den Schulranzen mit seinem Inhalt ordnet.

Offensichtlich kennt die Hannover'sche Frau Chefdramaturgin-Oper die Vorgänge am Canisius-Kolleg, im Kloster Ettal, bei den Domspatzen oder die Ereignisse im Bistum Regensburg unter Bischof Ludwig Müller nicht?
Wüsste sie darum und wollte sie das Publikum wirklich schockieren, sähe wohl die Basis für eine Fehlentwicklung Scarpias anders aus, als mit den gezeigten lächerlichen Selbstverständlichkeiten im Verhalten des Mesners.

Das ganze Stück wird zudem - durch Zeigen moderner technischer Geräte wie Fotoapparat und TV-Monitor mit der Einblendung der militärischen Lage am 14. Juni 1800 - verfälscht dargestellt.

Das Schlimme daran ist, dass ein heutiges Publikum nur noch zur Unterhaltung ins Theater geht, nicht jedoch um den eigenen Bildungshorizont bestätigt zu sehen. Deswegen kann das Theater mit möglichst viel 'Remmi-Demmi' (siehe auch Halevys: 'Die Jüdin' in Hannover) noch Erfolg in Bezug auf Auslastung haben.
Der Kenner aber wendet sich mit Grausen, geht nicht mehr hin und wählt extrem.
Und die politische Mitte wundert sich!

Ergo:
Thema verfehlt!

Lob
zu spenden ist dem Orchester, dem Chor und der Technik, die in Windeseile Umbauten unter erschwerten Bedingungen wie extremem Druck – („ihr habt drei Takte Zeit“) – zu bewerkstelligen hat.

 



“Du kreischest wie ein Raubvogel.
  Deine Stimme peinigt mich.“


Bemerkungen zur szenischen Umsetzung von ’Salome’ an der Nds. Staatstheater Hannover GmbH

Besuchte Vorstellungen am 2. und 28.November 2019

Eine Produktion, die schon zu Klügls-Zeiten nicht funktionierte, wird von Frau Berman unverständlicherweise wieder aufgenommen.

 

 

Zitat
Musikalische Leitung Stephan Zilias Inszenierung Ingo Kerkhof Bühne Anne Neuser Kostüme Inge Medert Licht Elana Siberski Choreografie Mathias Brühlmann Dramaturgie Klaus Angermann Musiktheatervermittlung Eva-Maria Kösters

Herodes Robert Künzli Herodias Monika Walerowicz Salome Rachel Nicholls Jochanaan Kostas Smoriginas Narraboth Rupert Charlesworth Ein Page der Herodias Nina van Essen Erster Jude Philipp Kapeller Zweiter Jude Pawel Brozek Dritter Jude Uwe Gottswinter Vierter Jude Long Long, Aljoscha Lennert Fünfter Jude Pavel Chervinsky Erster Nazarener Daniel Eggert Zweiter Nazarener Darwin Prakash Erster Soldat Richard Walshe Zweiter Soldat Yannick Spanier Cappadocier Mohsen Rashidkhan Eine Sklavin Weronika Rabek

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Zitatende

Quelle: https://staatstheater-hannover.de/de_DE/programm-staatsoper/salome.1224758

 

 

Heute wie damals:
Der dritte Rang geschlossen.

Screenshot Eventim am 28.11.2019 um 17.00 Uhr für die Vorstellung 'Salome'

 

  Einschub!

Zwei Tage vor der Vorstellung am 28.11.2019 verbreitete die HAZ am 26.11.2019 eine Aussage der Intendantin der Nds. Staatsoper Hannover GmbH unter der Headline:
Dritter Rang bleibt offen
Dies mit der als wörtliche Rede gekennzeichneten Aussage der Frau Berman:
„Unsere Zuschauer möchten offensichtlich lieber ganz oben sitzen als ganz hinten im Parkett.“
Da die Preise in diesen Kategorien gleich seien, wolle sie sich diesen Wünschen nicht verschließen.

Offensichtlich drang diese Maßgabe nicht bis an die verantwortlichen Stellen, denn am 28.11.2019 war bei der Salome der dritte wieder einmal geschlossen.
 


Diese Neuregelung des offenen dritten Ranges widerspricht gänzlich der Auffassung des Nds. Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, teilte doch dieses mit, man schließe Ränge, weil man damit Einlasspersonal spare.

Man kann auch Besucher des zweiten Ranges leicht in das Parkett und in den ersten Rang verfrachten. Da ist ja oft noch genug Platz.

Wie einfach, die Statistik zu schönen.
Es zählen ja nicht die zur Verfügung stehenden Plätze, sondern die zur Verfügung gestellten Plätze.

Verkaufe ich im Großen Haus Oper nur 500 Karten, statt 1202, weil Ränge geschlossen sind, dann habe ich schnell eine hochprozentige Auslastung des Großen Hauses der Nds. Staatsoper Hannover GmbH dem Bühnenverein und der Öffentlichkeit bzw. dem Steuerzahler gegenüber erreicht.

Und bezüglich der Auslastung zählen alle Veranstaltungen, auch die Einführungsvorträge oder evtl. Kochshows oder sonstige Events.

 

Auch für Richard Strauss gilt, was Richard Wagner wichtig war – nämlich der Text.
Und der geht in Hannover unter.
Kaum etwas ist zu verstehen und derjenige, der sich auskennt, leidet extrem.

Wenn jemand zehn Konsonanten in seinem Namen trägt, der müsste eigentlich diesen seinen Namen perfekt auch in der deutschen Sprache aussprechen können.

Mitnichten ist dies allerdings der Fall, wenn er Texte von Oscar Wilde in der Übersetzung von Hedwig Lachmann dem Publikum in Hannover näherbringen soll.

Gemäß dem Originalwortlaut:
“Es ist kein Laut zu vernehmen“

muss es in Hannover heißen:
“Es ist kein Wort zu verstehen!“

Und das gilt nicht nur für diejenigen mit den vielen Konsonanten im Namen wie
Walerowicz oder Smoriginas oder Nicholls.

Wer sich für die Originalfassung der Bemerkungen zur Klügl-Produktion interessiert, kann sich informieren unter

http://www.telezeitung-online.de/
Thema_des_Tages _07._Januar_2018_%27Tosca%27_Nds._Staatsoper_HAJ.htm
mit dem Titel:

“Komm spiel mit mir blinde Kuh“


Die Hannoversche Allgemeine veröffentlichte einen Text und bat um Besuch der Vorstellungen.

 

 

Zitat
„Salome” ist zurück an der Staatsoper

Wiederaufnahmen von bewährten Produktionen gehören zum Alltag an einem Opernhaus. Beim Wechsel einer Intendanz können sie allerdings mit Schwierigkeiten verbunden sein: Ingo Kerkhof, bei Hannovers vormaligem Intendanten Michael Klügl eine Art Hausregisseur, war zunächst wenig begeistert, als er von dem Plan der jetzigen Hausherrin Laura Berman hörte, seine „Salome"-Inszenierung weiterhin in Hannover zu zeigen. Doch die Wiederaufnahme am Wochenende zeigte, dass Kerkhofs anfängliche Bedenken grundlos waren: Seine reduzierte, aber spannungsvolle Inszenierung funktioniert auch mit neuen Sängern sehr gut.

In der Reihe "Das besondere Debüt", in der renommierte Sänger in Hannover eine Partie neu einstudieren, ist jetzt die britische Sopranistin Rachel Nicholls zu Gast. Sie ist in großen Wagner-Rollen international gefragt. Als Salome wird sie diese Erfolgsgeschichte wohl fortschreiben, auch wenn ihre sehr ausgeglichene Stimme nicht unbedingt typisch für diese Partie ist.

Nicholls ist kraftvolle Primadonna einer Aufführung, die musikalisch auch sonst kernig ist. Dirigent Stephan Zilias kostet vielleicht nicht die ganze Raffinesse der Partitur aus, sorgt aber für viel Schub. Robert Künzli ist wieder ein fantastischer Herodes, Kostas Smoriginas ein recht profunder Jochanaan. Die kleineren Rollen sind mit neuen Ensemblemitgliedern wie Rupert Charlesworth bestens besetzt. Ein Wiederhören lohnt sich: Die nächsten Vorstellungen sind am 8., 20. und 28. November.
Zitatende

Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung – 5. November 2019 – Seite 26

 



Die deutschen Musiktheater

Festspielhaus Baden-Baden




Foto: Gerd Eichmann |Date=2010-01-17

 

 

Zitat
Das Festspielhaus Baden-Baden ist ein Opern- und Konzerthaus in der baden-württembergischen Stadt Baden-Baden.
Mit 2500 Zuschauerplätzen gilt es als Deutschlands größtes derartiges Haus. Das 1998 eröffnete Festspielhaus verfügt über kein eigenes Ensemble. Der Spielbetrieb mit Opern-, Konzert- und Ballettaufführungen international renommierter Künstler und Ensembles wird durch eine private Stiftung finanziert. Neben jährlich vier Festspielphasen und zusätzlichen Einzelveranstaltungen aus Klassik, gehobenem Entertainment und Jazz finden hier auch Konzerte des
New Pop Fe
stivals
statt.

Der Neubau wurde unter architektonischer Integration des ehemaligen Baden-Badener Stadtbahnhofes (heute: Kassenhalle, Festspielhaus-Restaurant Aida, Kinder-Musik-Welt „Toccarion“ der Sigmund Kiener Stiftung) am 18. April 1998 eröffnet. Architekt des Neubaus war der Wiener Wilhelm Holzbauer. Von Anfang an als privat finanzierter Kulturbetrieb geplant, gelang nach einer öffentlichen Anschubfinanzierung die Umstellung zum ersten privat finanzierten europäischen Opern- und Konzertbetrieb. Die private Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden ist seit März 2000 Trägerin der Betreiber-GmbH. Von Juli 1998 bis 2019 leitete Andreas Mölich-Zebhauser als Intendant das Haus. Seit der Saison 2019/20 ist Benedikt Stampa Intendant des Festspielhauses Baden-Baden.

Es wird seit 2000 als das einzige deutsche Opernhaus bezeichnet, das ohne Subventionen auskommt. Miete und Instandhaltung des Hauses werden jedoch je zur Hälfte von Stadt und Land getragen. Rund 3,5 Millionen Euro jährlich fließen an einen Immobilienfonds, über den der Bau des Hauses seinerzeit finanziert wurde. Eine weitere halbe Million Euro öffentlicher Mittel fällt jährlich für Instandhaltung, Steuern und Versicherung an. Bis zum Ende der Fondslaufzeit im Jahr 2020 rechnen Kritiker mit Subventionen in Höhe von 200 Millionen Euro.

Eine Gemeinschaft von rund 2000 Privatförderern, darunter ein 1500 Mitglieder zählender Freundeskreis e.V., unterstützt das Programm des Festspielhauses jährlich mit rund acht Millionen Euro.

Das Budget von 20 Millionen Euro wird zu ca. zwei Dritteln aus dem Kartenverkauf, gastronomischen Erlösen und Rechteeinnahmen sowie zu rund einem Drittel aus privater Förderung und Sponsoring finanziert. Das Festspielhaus Baden-Baden betreibt zudem ein eigenes Reisebüro und organisiert Kulturreisen nach Baden-Baden.

Die durchschnittliche Auslastung der Vorstellungen wurde 2012 mit 85 Prozent angegeben.

Studien der Universität St. Gallen ermittelten einen Kaufkraftzufluss durch das Festspielhaus für Stadt und Region Baden-Baden von rund 46 Millionen Euro für 2008 und 52 Millionen Euro für 2013.

Medienpartner des Festspielhauses Baden-Baden sind der Südwestrundfunk (SWR) sowie der Fernsehsender Arte. Die Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden verlieh von 2003 bis 2016 jährlich den Herbert-von-Karajan-Musikpreis in Baden-Baden.

Die Saison des Festspielhauses Baden-Baden beginnt im September und dauert ca. bis Ende Juli des Folgejahres. Festspielphasen werden durch Premieren von neu inszenierten Opern eröffnet. Derzeit geschieht dies zu den Osterfestspielen mit den Berliner Philharmonikern (die von 1967 bis 2012 in Salzburg stattfanden), zu den Pfingst- und Sommerfestspielen.

Die Herbstfestspiele bieten u.a. konzertante Opernaufführungen und Solistenkonzerte in prominenter Besetzung. Zwischen den Festspielphasen gastieren u.a. namhafte Ballett-Compagnien wie das Hamburg Ballett John Neumeier (Herbst) und das Mariinski-Ballett St. Petersburg (Weihnachtsresidenz) sowie moderne Tanz-Compagnien aus aller Welt. Zahlreiche Konzerte renommierter Künstler mit klassischer Musik sowie Jazz-Abende, Entertainment-Shows und Musicals runden das Programm ab.

Seit 2008 betreibt das Festspielhaus Baden-Baden ein umfangreiches privat gefördertes Kinder- und Jugendprogramm mit interaktiven Kinder-Musik-Festen, Kinderopern, Künstlertreffen (Meisterklassenzimmer) und Workshops. Allein rund 3000 Schülerinnen und Schüler sind pro Saison im Rahmen des Schulprojekts „Kolumbus Klassik entdecken!“ (finanziert durch die Grenke AG) bei Veranstaltungen zu Gast und bereiten diese Besuche vorher im Unterricht vor. Die entsprechende Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe (seit 2010) ist bundesweit einmalig. Die Kinder-Musik-Welt Toccarion der Sigmund Kiener Stiftung (seit 2013) ist ebenfalls im Festspielhaus Baden-Baden beheimatet und ganzjährig geöffnet.

Baden-Badener Opern-Produktionen entstehen teilweise als Koproduktionen u.a. mit Bühnen wie der Metropolitan Opera New York, (Jolanthe (2015), Manon Lescaut (2016), Tristan und Isolde (2017) oder der Opéra Bastille (Paris / Die Zauberflöte 2014/2015).

Zahlreiche Produktionen des Festspielhauses Baden-Baden sind auf DVD und BluRay erschienen. Darunter befinden sich die Opern Lohengrin, Tannhäuser, Parsifal, Der Rosenkavalier, Ariadne auf Naxos, Der Liebestrank sowie Ballette wie Tod in Venedig (John Neumeier), Matthäuspassion (John Neumeier) oder Sacre (Aterballetto). Auf CD sind unter anderem Aufnahmen mit Edita Gruberova, (Norma) und Rolando Villazón (Mozart-Opernzyklus bei DG) erschienen.

Baugeschichte

Bereits in den 1990er-Jahren begannen die Vorbereitungen für den Bau des Festspielhauses: Im Jahr 1995 sicherten sich 2700 Interessenten aus der Region ein Anrecht auf Eintrittskarten des zukünftigen Festspielhauses und zahlten dafür rund 700.000 D-Mark in eine Stiftung ein. Kurz darauf bewilligte das Land Baden-Württemberg nach längeren politischen Auseinandersetzungen einen jährlichen Landeszuschuss in Höhe von fünf Millionen D-Mark. Damals waren Baukosten von 125 Millionen D-Mark und eine Fertigstellung für 1998 erwartet worden. Im gleichen Jahr formierte sich ein Freundeskreis zur Unterstützung des Baus, dessen Vorsitz der ehemalige Ministerpräsident Lothar Späth übernahm. Ein Fonds der Südwestdeutschen Landesbank sollte die Finanzierung und ein Betreibervertrag mit der Veranstaltungstochter der Dekra den dauerhaften Betrieb sichern.
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Quelle: Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Festspielhaus_Baden-Baden
 

 

Themen des Tages

Die Regensburger Domspatzen

 

 

»… dv ge jn kor vnd sing«

 

Emanuel Schikaneder, der Librettist von Mozarts »Zauberflöte«, Journalist Franz Josef Wagner, Komponist und Regisseur Franz Wittenbrink – die Liste ehemaliger Domspatzen, die Karriere machten, ist lang. Aus der Kaderschmiede kommt eine neue Generation von Sängern wie Thomas E. Bauer, Wilhelm Schwinghammer, Maximilian Mayer und Maximilian Schmitt. Zu nennen sind außerdem Dirigent Lothar Zagrosek, Schauspieler Alexander Held und viele, die in nicht künstlerischen Berufen erfolgreich sind.
 

Wie lange es den Chor der Regensburger Domspatzen bereits gibt, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Allgemein gelten die Singknaben der Kathedrale von Solothurn mit Gründungsjahr 742 als der älteste Knabenchor der Welt. Gefolgt von der Aachener Cappella Carolina, die nachweislich seit 796 existiert. Fakt ist: Bischof Wolfgang ordnete 975 im Bistum Regensburg eine Neustrukturierung an, die auch die Domschule betraf, die zentrale Bildungsstätte und Mittelpunkt aller gelehrten Studien. Dass bereits vor diesem Datum »scolari« die musikalische Umrahmung von Gottesdiensten versahen, davon ist auszugehen. Denn im Oktober 776 hatte Tassilo III. das erste Schulgesetz Bayerns erlassen, das jeden Bischof einer Kathedralkirche verpflichtete, eine Schule zu unterhalten. Infrage kommende Dokumente – und leider auch ein unersetzlicher Schatz an Notenmaterial – wurden bei der Erstürmung Regensburgs durch napoleonische Truppen am 23. April 1809 ein Raub der Flammen. Die Dompräbende, das Anwesen mit Unterrichtsräumen, Internat, Verwaltung und Kapellmeisterwohnung südöstlich des Doms, brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Dass der Knabenchor des Regensburger Doms durch alle Epochen hindurch eine herausragende Stellung genoss, belegt unter anderem die Inschrift einer sorgsam ausgeführten Konsolfigur in gotischen Minuskeln im Winterchor des Doms, die wie ein Insiderjoke anmutet:
Schuler dv hast nit czv schike / dv ge jn kor vnd sing.

Ins Neuhochdeutsche übertragen heißt das so viel wie:
Schüler, du hast hier nichts zu schaffen, du geh in den Chor und sing!

 

Sollten die Domspatzen schon nicht der nachweislich älteste Knabenchor der Welt sein, so sind sie doch der mit der längsten ungebrochenen Tradition. Auch wenn Reformation und 30-jähriger Krieg den Chor vor große Herausforderungen stellten – 1646 war die Zahl der Chorscholaren auf zwei Knaben geschrumpft –, auch wenn die Institution in den Inflationsjahren 1922/23 akut von der Schließung bedroht war, weil Schüler in Scharen das Haus wegen der immensen Pensionskosten verließen und die staatlichen Fördermittel hinten und vorne nicht mehr ausreichten, die Domspatzen blieben eine Regensburger Institution.

Der ins Leben gerufene Förderverein »Freunde der Regensburger Domspatzen«, dem ehemalige Domchorsänger und zahlreiche Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft angehören, ist bis heute maßgebliche Stütze.

 

Niveau und Stimmkultur des Chors dürften zu jeder Zeit hoch gewesen sein, der Domchor genoss stets auch überregional Renommee, Auslandsreisen mit begeisternden Rezensionen sind für das 19. Jahrhundert dokumentiert. Ein Marketing-Coup sondergleichen ist die Erfindung des Label »Domspatzen«. War bislang lapidar von Domchor oder Domcapelle die Rede, so sind die »Cathedral Sparrows« seit einer Chorreise nach Prag 1910 weltweit ein Begriff.

 

Fruchtbar und furchtbar zugleich: Unter Domkapellmeister Theobald Schrems, der von 1924 bis zu seinem Tod 1963 dem Chor vorstand, reift die Klangkultur der Domspatzen zu einer bis dahin unerreichten Blüte. 1933 hört Adolf Hitler ein Konzert der Domspatzen und ist hingerissen. Fortan wird dem Knabenchor ein besonderer »Führer-Zuschuss« gewährt. Dafür gibt man im Braunhemd auf dem Obersalzberg Privatkonzerte, absolviert 1937 mit NS-Funktionären eine Südamerika-Tournee und wirkt mit in Veit Harlans Propagandafilm »Das unsterbliche Herz«. Hitler revanchiert sich mit dem Professorentitel für Schrems.

 

Auch das andere dunkle Kapitel der 1.000-jährigen Geschichte des Domchors, den Missbrauchsskandal, lässt der Förderverein – nach anfänglicher Blockade von kirchlicher Seite – aufarbeiten.

Das Fazit zweier Studien: Dem Erfolg des Knabenchors wurde alles untergeordnet, auch das Wohl der Kinder. Ein Klima des Vertuschens, des Verharmlosens und Verschweigens begünstigte ein jahrzehntelanges System der Gewalt. Den Opfern wurden laut Bischof Rudolf Voderholzer bisher Anerkennungszahlungen in Höhe von 3,785 Millionen Euro zuerkannt. Die Einzelsummen bewegen sich zwischen 2.500 und 25.000 Euro. Prävention und permanente Reflexion bleiben Dauerauftrag für die Institution.
Es ist und bleibt aber auch die perfekte Stimmkultur, die den Sound der Domspatzen so faszinierend macht: Sicherheit in der Intonation, harmonisches Zusammenspiel der Einzelstimmen und technische Reife im Ausdruck. War der Chorklang unter Georg Ratzinger, von 1964 bis 1994 im Amt des Domkapellmeisters, zart, ätherisch, ja fast lieblich, so wurde unter Roland Büchner (Domkapellmeister bis August 2019) der Ton markanter, vielschichtiger und expressiver.
Nun ist Christian Heiß Chef des weltberühmten Knabenchors. Er selbst besuchte von 1977 bis 1986 Musikgymnasium und Internat der Domspatzen, er ist nach Büchner der zweite Familienvater an der Spitze des Chors.

 

Nach einer Herbsttournee stehen aktuell die Weihnachtskonzerte an, in denen die Domspatzen ihre Vielseitigkeit und alle Facetten des Schöngesangs demonstrieren. Der liturgische Dienst im Dom jeden Sonntag aber ist nach wie vor ihre vornehmste Aufgabe.

 

Die Domspatzen bleiben ein Knaben- und Männerchor! Wie auch die Leipziger Thomaner, der Dresdner Kreuzchor, die Wiener Sängerknaben, Tölzer und Windsbacher Knabenchor, gegen die man regelmäßig in Fußballtournieren antritt. Den charakteristischen Knabenchor-Klang würden Mädchenstimmen verändern. Außerdem spielt die »historische Aufführungspraxis« eine immer stärke Rolle, für Knabenchor geschriebene Werke klingen von Mädchen oder gemischtem Kinderchor gesungen einfach nicht authentisch. Seit April 2019 gibt es in Regensburg ein Pendant zu den Domspatzen: die Mädchenkantorei, die bereits mit vielversprechenden Konzerten aufhorchen ließ. 

  
 

'Scarpia ist überall'

Wenn auch die Nds. Staatsoper Hannover GmbH mit ihrer neuesten Inszenierung der 'Tosca' versuchte eine Fehlentwicklung des Polizeichefs von Rom in dessen Kindheit und Jugend einem Mesner und damit nur der katholischen Kirche in die Schuhe zu schieben, so ist der Missbrauch von Macht überall in der Gesellschaft anzutreffen.

Am 29. Oktober 2019 titelte die Hannoversche Allgemeine Zeitung:

“Es ist den Jugendlichen nicht klar, was sie anrichten!“

 

 

Zitat

Bundesweit gibt es laut BKA immer wieder Verfahren gegen Heranwachsende - oft aber außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Einen größeren Fall machten die Behörden am vorigen Freitag bekannt: Wegen des Verdachts der Weiterleitung von Bildern und Videos, die teilweise schwere sexuelle Gewalt gegen Kinder zeigen, hatten die Ermittler in elf Bundesländern Wohnungen durchsucht. 21 Verdächtige im Alter zwischen 14 und 26 Jahren sollen solche Videos über soziale Netzwerke verbreitet haben.
[…]

Im Fall der 21 Tatverdächtigen werten die Ermittler nun Smartphones, Tablets und Computer aus. Jedem neuen Hinweis auf weitere Tatverdächtige gingen die Behörden nach, erklärte Christian Hartwig ‚von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, bei der die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) angesiedelt ist.
 

„Wir haben hier kein Kavaliersdelikt", bekräftigte auch die leitende Staatsanwältin Andrea Güde. Für einige der Beschuldigten gelte das Jugendstrafrecht. Ihre Verfahren könnten unter Auflagen eingestellt werden. Bei einer Verurteilung nach Erwachsenenstrafrecht drohen zwischen drei Monaten und bis zu fünf Jahren Haft.

Zitatende

Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung - 29.10.2019 – Seite 23

Ob draußen auf einem Campingplatz oder drinnen in der Wohnstube mit dem Onkel oder der Tante, beim Training mit dem Betreuer, bei Technikeinsätzen der Feuerwehr, des Hilfswerkes mit dem Übungsleiter überall kann jemand sein, der ein Kind, einen Jugendlichen missbraucht.

 

 

Zitat
Vor dem Landgericht Detmold sind jene Taten angeklagt, die sich hinter der Bretterbude abgespielt haben sollen. Und der „Addi“, wie ihn alle in „Eichwald“ nennen, tritt nicht mehr als der nette Onkel auf, sondern als der Angeklagte Andreas V., 56 Jahre alt, Hartz-IV-Empfänger.
Zitatende

Quelle:
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/prozess-um-missbrauch-von-luegde-das-grauen-auf-dem-campingplatz/24498216.html


Am 29.11.2019 berichtete die HAZ

 

 

Zitat
Trainer gesteht Missbrauch von Jungen

Er soll als Fußballtrainer Schutzbefohlene im Alter von 13 und 17 Jahren missbraucht haben, soll in 42 Fällen Kinder und Jugendliche zu sexuellen Handlungen gezwungen oder sie dafür bezahlt haben.

Zitatende

Quelle:
Hannoversche Allgemeine – 29. November 2019 – Seite 17


Aber nicht nur Kinder und Jugendliche sind gefährdet.
Auch die Erwachsenen nehmen sich untereinander Rechte heraus, die im Widerspruch zur gesellschaftlichen Verantwortung stehen.

Intendanten, Dirigenten, Regisseure nutzen ihre Macht aus und drangsalieren ihre Umwelt.

Es gab seit der 'Neuberin'-Zeiten und vorher und auch heute die Abhängigkeit von 'Schutzbefohlenen'.

Damals konnten sich Frauen nicht bilden. Sie waren in der Berufswahl beschränkt auf Hausfrau oder alte Jungfer oder sie gingen als Gouvernante in eine höher gestellte Familie.

Der letzte Ausweg war der Weg zum Theater, auf die Bühne.
Dort eine Rolle, einen Posten zu bekommen lief oftmals über die 'Vorsingecouch' - und kaum jemand störte sich dran.
Es war halt so, es gehörte dazu.

Wer mitmachte, hatte Erfolg.

Oder auch nicht.
Dann aber entstanden Rachegedanken.

Über Jahre trug man diese Gelüste mit sich herum und man wartete auf die günstige Gelegenheit, zurückzuschlagen.
Und die ergab sich dann in großem Rahmen mit Me-Too über das Internet.

 

 

Zitat
#MeToo ist ein Hashtag, das ab Mitte Oktober 2017 im Zuge des Weinstein-Skandals Verbreitung in den sozialen Netzwerken erfuhr. Die Phrase „Me too“ geht auf die Aktivistin Tarana Burke zurück und wurde als Hashtag durch die Schauspielerin Alyssa Milano populär, die betroffene Frauen ermutigte, mit Tweets auf das Ausmaß sexueller Belästigung und sexueller Übergriffe aufmerksam zu machen.
Zitatende

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/MeToo

Und die Libretti bieten Vorlagen.

Da ist die Tosca, die sich der Zudringlichkeiten des Polizeichefs von Rom damals am 14. Juni 1800 im Palazzo Farnese zu erwehren suchte und ihn letztlich erstach, dann Selbstmord beging.

Da ist Otello, der Desdemona erniedrigt,
da ist Carmen, die einen Soldaten zum Mörder macht,
da ist Pinkerton, der eine junge Frau schwängert und verlässt.

Auch in Schulen, Musikhochschulen, in Universitäten über all ist Scarpia.

Der Spiegel berichtete über Fehlverhalten von Lehrpersonal an den Musikhochschulen in München, in Hamburg, in Düsseldorf.

Es gab Vorwürfe gegen James Lewine - hier der typische Fall, viele wussten davon, angekreidet wurde ihm nichts, bis jetzt plötzlich die alten Sachen wieder besprochen werden und ihn aus dem Amt warfen.

Daniele Gatti soll zwei Frauen zu nahe getreten sein.

Gustav Kuhn soll einen künstlerischen und erotischen Machtapparat aufgebaut haben.

Und Placido Domingo hat angeblich keine Gelegenheit ausgelassen, mit Damen 'ins Gespräch' zu kommen.

 

 

Zitat
Der Anteil von Frauen, die psychischen und physischen Missbrauch erfahren haben, liegt bei 59 Prozent, was ein enorm hoher Anteil ist. Frauen müssen nackt proben oder müssen sich in besondere sexuelle Posen begeben. Ich möchte das jetzt nicht so detailliert ausführen.
[...]
Auf der fiktionalen Ebene ist es ja so, dass, wenn ein Regisseur das mit seinen Spielerinnen abspricht, dass bestimmte Dinge in einem Kontext geprobt werden müssen, ist das völlig okay.
Dann sagt die Schauspielerin: Ich mache das. Oder: Ich mache das nicht.
Aber hinter der Bühne – im Intendantenzimmer oder auf dem Flur oder auf Premierenfeiern –, wenn da der Übergriff stattfindet, dann ist der Kontext nicht mehr gegeben. Und dann ist so ein Übergriff der Macht außerhalb der Regularien, die ethisch eigentlich vorgegeben sein müssten.

Zitatende

Quelle:
https://www.deutschlandfunk.de/macht-und-missbrauch-am-theater-frauen-sind-definitiv.691.de.html?dram:article_id=460010

Geht man davon aus, dass beim Theater oder bei Film und Fernsehen immer noch der alte bürgerlich Mythos vorherrscht, große Kunst müsse unkonventionell sein, ein Genie könne nur kreativ wirken, wenn er Grenzen überschreitet, dann gehört gerade die sexuelle Freiheit in besonderem Maße dazu.
Es wird Zeit, dass auch die Welt des Theaters, des Films, des Fernsehens 'genordet' wird.
Es handelt sich um Plattformen, die von Subventionen, Fördergeldern und freiwilligen Spenden gehalten werden.
Auch die größten Gesangsstars, Instrumentalisten, Dirigenten, Bühnen- Kostümbilder können nicht durch Eintrittskarten ernährt werden. Alle hängen irgendwie an Zuschüssen, am Geld des Steuerzahlers.

Um dem Vergessenwerden vorzubeugen, soll eine Anlaufstelle gegründet werden.

 

 

Zitat
Anders als in anderen Branchen arbeiten im Film- und Fernsehbereich überwiegend Kreative, die als kurz befristet Beschäftigte oder selbstständige Mitarbeiter ständig zwischen Filmbetrieben ohne feste Belegschaft oder Betriebsrat hin und her wechseln und dadurch auch permanent auf Arbeitsuche sind. „Darum sind Beschwerdestellen auf betrieblicher Ebene schwer einzurichten und wenig sinnvoll“, sagt Cornelia Haß, ver.di-Bereichsleiterin Medien. Nur eine überbetriebliche Beschwerdestelle könne ihre vom Gesetzgeber gewünschte Wirkung voll entfalten, daher sei es überfällig, eine entsprechende Einrichtung zu schaffen, so Haß.

Die Vertrauensstelle richtet sich an Betroffene sexueller Belästigung und Gewalt und ist zunächst auf den Film-, Fernseh-, Theater- und Orchesterbereich beschränkt, kann aber durch Beteiligung weiterer Unterstützer/innen und entsprechender Branchenvertreter/innen auf die gesamte Medienbranche, den Musikbereich und andere Kulturzweige ausgeweitet werden. Neben der Entgegennahme und Prüfung von Beschwerden und der Unterstützung Betroffener stehen die Aufarbeitung und Prävention sexueller Belästigung und Gewalt im Mittelpunkt.

Zitatende

Quelle: https://www.verdi.de/themen/gleichstellung/++co++c189e1a4-65b6-11e8-8231-525400940f89

 

Am 1. Oktober 2019 brachte die Süddeutsche Zeitung einen Artikel von KATHRIN WERNER unter dem Titel:

Me-Too-Fälle bleiben geheim
Fast ein Drittel aller Frauen behält Belästigungen für sich

 

 

Zitat
Wenn die Bewegung hinter dem Schlagwort Me Too ein Ziel hat, dann ist es dieses: Frauen sollen sich sicher fühlen, Me-Too-Vorfälle zu melden. Wenn sie Opfer eines sexuellen Missbrauchs, einer Belästigung oder einer Mikroaggression werden, sollen nicht sie die Schande tragen, sondern die Täter. Doch auch zwei Jahre, nachdem die ersten Me-Too-Fälle an die Öffentlichkeit gelangten und Täter wie der Filmproduzent Harvey Weinstein Ruf und Reichtum verloren, trauen sich noch immer sehr viele Frauen nicht, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu thematisieren.
Knapp 40 Prozent der Frauen, die der Veranstalter der Women & Work, Europas Leitmesse für Frauen, in einer Umfrage befragt hat, berichteten nur einer Person ihres Vertrauens darüber. 27 Prozent zeigten die Person bei den jeweiligen Vorgesetzten an und 25 Prozent nutzten unternehmenseigene Anlaufstellen wie Betriebsrat oder Personalabteilung, um den Vorfall zu melden. Allerdings entschieden sich auch fast 30 Prozent dafür, die Vorfälle gar nicht zu melden. Keine einzige der befragten Frauen suchte anwaltlichen Beistand. Mehr als ein Drittel der befragten Frauen gab an, bereits Erfahrung mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gemacht zu haben.
[…]
Zwar gebe es seit Me Too mehr Öffentlichkeit für dieses Tabuthema, doch eine Lösung fehle. Während viele Männer klagen, dass der Umgang mit Frauen seit Me Too für sie so schwierig geworden sei, empfinden Frauen es oftmals anders: Als habe sich nichts geändert.

Zitatende

Quelle: Süddeutsche Zeitung – 1. Oktober 2019 – Seite 26

 

Die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

hat in ihrem Gleichstellungsbüro eine Anlaufstelle unter
gleichstellungsbüro@hmtm-hannover.de
eingerichtet, an die sich Betroffene in den Fällen von:
#diskriminierung‚ #belästigtung, #gewalt

wenden können.

 

Was aber ist der Nebeneffekt?

Bei der Besetzung von Planstellen, für die eine Frau wie auch ein Mann in Frage kommen, scheuen sich Männer, Frauen einzustellen.
Man könnte ja in irgendeiner Form, zu irgendeiner Zeit mit der Frau in Schwierigkeiten geraten.

Also wird sicherheitshalber ein Mann von einem Mann eingestellt.
'Die Frau' hat trotz Me-Too das Nachsehen.

Dass es auch unter Männern – neben dem üblichen Gerangel um Positionen – Probleme geben kann, steht außer Frage.

Es ist nichts Neues, dass sexuelle Annäherungsversuche von Mann zu Mann ebenfalls das Betriebsklima stören können.

 




Treffen der Gottlob-Frick-Gesellschaft


Bericht von Matthias Ries-Wolff
Vorstandsvorsitzender des Richard-Wagner-Vereins Chemnitz

 

 

Zitat
In jedem Jahr folgen Sänger und Kulturschaffende dem Ruf, der aus Ölbronn in die Welt gesendet wird. Hier war der schwärzeste Bass beheimatet und hier liegt er auch begraben. Zu seinem Gedenken wurde 1995 die Gottlob-Frick-Gesellschaft gegründet. Wer nun denkt, hier fände – wie anderenorts allzu oft – ein langweiliger Festakt mit endlosen Reden statt, der irrt gewaltig. Eher vergleichbar einem Klassentreffen kommen hier Weggefährten von Gottlob Frick und auch viele jüngere Künstler zusammen, um sich der guten alten Zeit zu erinnern, angereichert mit allerlei Anekdoten. Auch am 12.10.2019 waren viele und zum Teil sehr bekannte Sänger in das "Operndörfle" Ölbronn gekommen.

Natürlich ist die Gottlob-Frick-Gesellschaft auch dem Erinnern an den berühmten Bass verpflichtet, aber sie ist vor allem auch der Zukunft zugewandt, indem sie den künstlerischen Nachwuchs fördert. So erhalten beim alljährlichen Festakt immer Nachwuchssänger die Möglichkeit, sich hier einem breiten Publikum zu präsentieren. Den Auftakt machte in diesem Jahr Alexander Edelmann, Enkelsohn des großen Otto Edelmann. Mit 19 Jahren gerade an der Musikhochschule Wien eingeschrieben, brachte er mit dem Heilbronner Sinfonieorchester unter Leitung von Alois Seidlmeier die Arie des Papageno zu Gehör und erwies damit zugleich seinem Vater Peter Edelmann und seinem Onkel Paul-Armin Edelmann eine Referenz, da beide am Beginn ihrer Karriere jeweils auch mit dieser Rolle große Erfolge feiern konnten. (Peter Edelmann räumte später ein, dass er bei diesem ersten großen Auftritt seines Sohnes so stolz und aufgeregt gewesen sei, dass er zwar das Handy zur Aufnahme hochgehalten, aber erst hinterher gemerkt habe, dass er gar nicht den entscheidenden Knopf gedrückt habe.) Diesem Vortrag folgte mit sonorem Bass Florian Kontschak mit der Auftrittsarie des Van Bett aus ‘Zar und Zimmermann‘.

Im Mittelpunkt des Festaktes stand die Verleihung der Gottlob-Frick-Medaille an die Edelmann-Society Wien. In seiner Laudatio wies Ehrenpräsident Hans Hey auf die oft prekäre Situation des musikalischen Nachwuchses hin. Laut einer Auskunft der Künstlersozialkasse betrug das durchschnittliche Jahreseinkommen der freischaffenden Sänger in Deutschland weniger als 10.000,00 €. Zu dieser beschämenden Situation haben insbesondere die Opernintendanten beigetragen, die nahezu vollständig die Ensembles abgeschafft und auf das Stagione-Prinzip umgestellt haben. Die Edelmann-Society Wien organisiert einmal im Jahr einen Musikwettbewerb für Hochschulabsolventen, der sich von anderen Wettbewerben vor allem dadurch unterscheidet, dass in der Jury nicht Hochschulprofessoren sondern überwiegend solche Leute vertreten sind, die auch tatsächlich Verwendung für den musikalischen Nachwuchs haben. Für dieses Engagement, das ohne öffentliche Förderung auskommt, erhielt die Edelmann-Society Wien diese Auszeichnung.

Unter dem Titel "Opernsterne" schloss sich ein Promenadenkonzert an, bei dem sich vor allem Peter und Paul-Armin Edelmann die Bälle zuwarfen: Als Figaro, Don Giovanni, Tannhäuser, Wolfram, Germont und Escarmillo schmetterten sie ein Bravourstück nach dem anderen. Etwas Besonderes war die selten zu hörende, von Paul-Armin Edelmann sehr einfühlsam vorgetragene Arie des Pierrot aus "Die tote Stadt". Nicht unerwähnt bleiben darf auch die Mitwirkung der jungen Sopranistin Josipa Bainac, die insbesondere mit der Arie der Marie aus "Die verkaufte Braut" nicht nur die Herzen des Publikums, sondern auch die der anwesenden OpernsängerInnen eroberte. Beachtlich war die musikalische Unterstützung durch das Heilbronner Sinfonieorchester, denn es handelt sich hier um ein Laienorchester. Mit Alois Seidlmeier stand ein Profi am Pult und er hat wahrlich seine Musiker zu Höchstleistungen anspornen können. Insbesondere für die Sinfonia zu "La Forza del Destino" gab es zu recht stürmischen Applaus. Leider gibt es in jedem Konzert einen im wahrsten Sinne des Wortes Quatschsack (Reihe 5, Platz 100), der zu oft das Bedürfnis hatte, sich seiner Frau mitteilen zu müssen. Da es sich ausgerechnet um einen bekannten Kunstkritiker handelt, ist hier ein Bonmot von Oscar Wilde angebracht: 'Kunstkritiker sind wie Eunuchen: Sie wissen wie es geht, aber sie können es nicht!‘

Seinen Abschluss fand das Künstlertreffen mit einer Matinee am 13.10.2019, in deren Mittelpunkt Kammersängerin Brigitte Fassbaender stand. Angesprochen auf ihr Alter (sie wurde in diesem Jahr 80 Jahre alt) erwiderte sie, man sei heute in diesem Alter 20 Jahre jünger. Dies habe ihr auch ihre Ärztin versichert und der glaube sie in diesem Punkt bedingungslos.

Moderator Thomas Voigt verstand es, mit feinfühligen Fragen viele Details, manchmal auch außergewöhnliche Statements heraus zu kitzeln. Ihre Lieblingsdirigenten waren Rafael Kubelik, Carlo Maria Giulini und der feinfühlige Carlos Kleiber. An ihnen schätzte sie, dass sie als Menschen integer waren und manchmal musikalisch wie aus einer anderen Welt stammten und zugleich in der Lage waren, die Opernsänger mit in diese andere Welt zu führen. Leider seien nicht alle Dirigenten von diesem Schlag. Angesprochen auf ihre tiefen Töne verwies sie selbstbewusst auf ihr Brustregister und sah darin nichts Verwerfliches: "Was man hat, das hat man und kann man auch zeigen!" Für sie sei es auch selbstverständlich gewesen, die "Winterreise" ihrer großen Liebe Schubert aufzunehmen. Auf der Bühne habe sie so oft die Hosenrollen verkörpert und dies sei eben die Hosenrolle im Lied gewesen.

Dass auch eine so erfolgreiche Sängerin wie Brigitte Fassbaender, deren Stimme auf mehr als 250 Schallplatten und CDs verewigt ist, von großem Lampenfieber gepeinigt wurde, außer wenn sie die Winterreise bei einem Liederabend vortrug, war für die meisten Zuhörer eine neue Erkenntnis. Im Künstlerberuf gebe es eben keine Routine und manchmal sei es, dass ein inniger, perfekter Augenblick während der Probenphase, aber danach nie wieder so vollendet erreicht werde. Hin und hergerissen zwischen der vom Übervater - Vorbild und Gesangslehrer zugleich - ererbten preußischen Disziplin und den eigenen Selbstzweifeln hat sie eine Kundry und eine Ortrud abgelehnt, weil sie sich das nicht zutraute. Eigentlich seien alle Opernpartien, insbesondere Amneris und Eboli nur Versuche für sie gewesen. Auch die Azucena habe sie nie auf der Bühne verkörpert und nur auf Bitten des von ihr verehrten Carlo Maria Giulini eingespielt. Nach einem Ausschnitt des Duetts aus dem letzten Akt des Troubadour mit Placido Domingo rutschte Brigitte Fassbaender ein "der arme Domingo" heraus. Während der Moderator Thomas Voigt dies im Hinblick auf die aktuelle Me-Too-Debatte verstand, legte sie nach: "Wie konnte es nur passieren, dass aus einem erstklassigen Tenor ein drittklassiger Bariton wurde?". Leider gibt es nur wenige, die dies so offen aussprechen, denn auch viele der so genannten Kunstkritiker schreiben immer noch Lobeshymnen über seinen Nabucco oder Macbeth und verwechseln die Lebensleistung eines Sängers mit seiner aktuellen Gesangsleistung.

Aufgrund der zahlreichen CDs ist es aus dem Bewusstsein verschwunden, dass der Bühnenabschied von Brigitte Fassbaender schon sagenhafte 25 Jahren zurückliegt. Anstelle eines beschaulichen Rentnerdaseins (man kann sich bei Brigitte Fassbaender vieles vorstellen, aber das nicht!) hat sie eine zweite Karriere gestartet und kann nun schon eine beachtliche Anzahl von Regiearbeiten vorweisen. Da sie sich erst wie 60 fühlt, hat sie auch noch viele Pläne, von denen sie nur den RING in Erl verriet. Ein Traum wäre es für sie, einmal den Trittico inszenieren zu dürfen. Vielleicht liest dies ja ein Intendant, der diese Chance nutzt...

Die Matinee klang aus mit einer erst kürzlich wieder entdeckten Aufnahme, die Brigitte Faßbender als "Jugendsünde" abtat: Aus tiefer Verehrung zu Maria Callas hat sie auch die Arie aus La Gioconda aufgenommen. "Ohne Rücksicht auf Verluste, hab ich ihr das einfach nachgemacht". Zu Recht wurde sie vom Publikum für diese Jugendsünde gefeiert.

Mit dem Versprechen und vor allem mit der Vorfreude darauf, sich im nächsten Jahr wieder zu sehen, wenn die Gottlob-Frick-Gesellschaft ihr 25-jähriges Jubiläum feiert, ging das diesjährige Künstlertreffen zu Ende.

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Noch ein Leserbrief

'La Juive'

Opernhaus Hannover - besuchte Vorstellung am 24. September 2019

 

 

Zitat
Zu dritt waren wir aus München angereist und sehr gespannt auf die Aufführung, die zuvor hervorragende Kritiken bekommen hatte. Alle drei hatten wir auch im Jahr 2016 die Oper in München erlebt und dort die Zusammenhänge nicht so ganz verstanden. Wir waren einer Meinung, was München nicht fertig brachte, gelang in Hannover. Es gab da durchaus den einen oder anderen Regieeinfall, der sicherlich entbehrlich gewesen wäre. Aber als Resümee war das eine runde Geschichte, die spannend war, fesselte und sehr berührte.

Was die Sängerriege betraf, im ersten Akt gab es bei fast allen kleine stimmliche Probleme. Aber dann liefen sie zu großer Form auf. Zoran Todorovich als Elazar war in der Gebetsszene so intensiv, gerade auch mit den Pianis, daß es unter die Haut ging. Mercedes Arcuri war so überdreht witzig ohne den Gesang zu vernachlässigen, Mathew Newlin als Leopold hatte die schwierige Tenorpartie ohne größere Probleme bewältigt, genau wie Hailey Clark als Rachel.

In dieser Oper sind alle Partien sehr anspruchsvoll für die Stimmen komponiert. Darstellerisch haben sich sowieso alle übertroffen. Der letzte Akt wurde von Todorovich, Clark und auch Shavleg Armasi als Kardinal so überzeugend intensiv gespielt, dass ich am Ende richtig mit den Tränen kämpfte. Der lange Schlussapplaus mit vielen Bravos schloss auch Chor und Orchester unter Constantin Trinks mit ein. Alle gingen erfüllt von diesem Abend nach Hause und wir drei bereuten keine Sekunde die Fahrt von München nach Hannover.

Ich wünsche dem Haus, dass es auch die anschließende neue Spielzeit mit so viel guten Sängern und Produktionen gestalten kann.

Ruth Tipton, München, 27. September 2019
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Theater für Niedersachsen GmbH

 Zitat

Tristan und Isolde
Handlung in drei Aufzügen von Richard Wagner
Libretto von Richard Wagner
Nach dem Versroman „Tristan“ von Gottfried von Straßburg

Zur festlichen Wiedereröffnung nach dem Umbau wird das Hildesheimer Theater erstmals in seiner Geschichte Richard Wagners Ausnahmeoper TRISTAN UND ISOLDE auf die Bühne bringen.

Inhalt
Der Kriegsheld Tristan soll Isolde, die Braut seines Königs Marke, zur Hochzeit nach Cornwall bringen. Doch Isolde liebt Tristan und bittet auf der Überfahrt ihre Vertraute Brangäne, zutiefst gedemütigt, ihnen einen Todestrank zu geben, aber diese reicht stattdessen heimlich einen Liebestrank. Vermeintlich an der Schwelle des Todes, sehen sich Tristan und Isolde in den Taumel einer Liebe versetzt, die keine Grenzen und Konventionen kennt und für deren Unbedingtheit letztlich im Diesseits kein Platz sein kann.

Das monumentale Werk ist einer der bedeutendsten Meilensteine der Operngeschichte und begeistert und überwältigt bis heute durch die musikalisch rauschhafte Darstellung einer obsessiven, alles überwindenden, todessehnsüchtigen Liebe: „In allen Künsten vergebens [...] suche ich nach einem Werke von gleich gefährlicher Faszination, von einer gleich schauerlichen und süßen Unendlichkeit wie der ‚Tristan‘ ist“ (Nietzsche), „eine der sublimsten Schöpfungen des Geistes, die jemals geschaffen wurde [...] wunderbar, wunderbar, unsagbar wunderbar“ (Verdi), „Kind! Dieser Tristan wird was Furchtbares!“ (Wagner).

Musikalische Leitung Florian Ziemen
Inszenierung Tobias Heyder
Ausstattung Pascal Seibicke
Chor Achim Falkenhausen
Dramaturgie Susanne von Tobien
Mit Hugo Mallet (Tristan), Julia Borchert (Isolde), Uwe Tobias Hieronimi (König Marke), Neele Kramer (Brangäne), Levente György (Kurwenal), Peter Kubik (Melot), Julian Rohde (Hirte), Jesper Mikkelsen (Steuermann), Chung Ding/ Julian Rohde (Stimme eines jungen Seemanns), Herrenchor des TfN, Orchester des TfN
Premiere am Samstag, 16. November 2019, 17:00 Uhr, Großes Haus
 Zitatende

 

Kurz nachgefragt

'Betrug auch hier?'

Den Tristan zu dirigieren ist für einen Kapellmeister wie die Teilnahme an Olympischen Spielen für einen Sportler.

Im frisch renovierten Hildesheimer Theater, wo fleißige Handwerker noch kurz vor der Vorstellung an Türen schraubten, fand dieses Ereignis vor vollem Haus und einem bekannt wohlmeinenden Publikum statt.

Auch schwillt die Intendanten-Brust voll Stolz, dieses schwierige Werk seinem Publikum in seinem Haus - wie auch anderenorts in
Regensburg oder in Landshut oder in Brauschweig zu präsentieren, um ihm die Reise nach Bayreuth zu ersparen, wo die Herrscherin: ‘Katharina, die Grobe‘ nur noch höchst zweifelhafte Experimente auf die Festspielbühne bringt.

Ich selbst kenne das Stück sehr genau, da ich in verschiedenen Inszenierungen großartigen Isolden als Brangäne zur Seite stand.

Deshalb drängte sich mir bei der Hildesheimer Inszenierung immer wieder die Frage nach dem ‘Warum?‘ auf, die sich nur mit Tristans oft zitiertem Satz
„Das kann ich dir nicht sagen!“
beantworten lässt.

Warum stehen Tristan und Isolde in ihrer Unterdeck-Kabine gleich am Anfang des ersten Aktes heftig knutschend neben ihrem zerwühlten Bett.



Screenshot: https://www.tfn-online.de/ © T. Behind - Photografics
 

Ist es demnach doch schon zum Vollzug gekommen, die Sache ist in Hildesheim doch schon gleich nach Aufgehen des Vorhangs gelaufen. Also kann man sich das langwierige Stück von hier ab sparen.

Ein von mir darob befragter Wagner-Freund meinte mit väterlicher Güte:
„aber sie haben doch ein schlechtes Gewissen!“
Wie goldig!
Warum reist Isolde über die kalte stürmische Irische See im schulterfreien Brautkleid dessen Corsage unvorteilhaft schwappt?
„Das kann ich dir nicht sagen!“

Warum findet der zweite Akt - statt in einem Garten mit hohen Bäumen vor dem Gemach Isoldes - in einer miesen Hafenkneipe statt?

 


Screenshot: https://www.tfn-online.de/ © T. Behind – Photografics
 

Kommt demnächst 'Das Mädchen aus dem goldenen Westen‘, wo Minis Pub gebraucht, wird im Theater Hildesheim?
Das kann ich dir nicht sagen!“

Warum liegen im dritten Akt in Kareol in der Bretagne neben dreckigem Strandgut und dem aus Brechts 'Mutter Courage' offensichtlich übriggebliebenem Handkarren Leuchtbuchstaben herum, die keinen Sinn ergeben?
„Das kann ich dir nicht sagen!“

Warum hüpft der junge Seemann während Tristans erschütternden Fieber-Fantasien dauernd penetrant umher und führt sein sportlich niedliches Körperchen vor?

„Das kann ich dir nicht sagen!“

 


Screenshot:
https://www.tfn-online.de/ © T. Behind - Photografics


Nun gut, das Stück geht zu Ende.
Das Publikum jubelt pflichtschuldigst, denn der tapfere Tenor hat überlebt.
Die Isolde möchte ich demnächst mal als Rosalinde wiedersehen.
Der Dirigent gehört nun zu den Eingeweihten, der Intendant ist voll Selbstgefühl.
Was will man noch?
„Das kann ich dir nicht sagen!“

Frage an die Allgemeinheit:
Wollen die Theater sich endgültig selbst abschaffen?


Kommentar aus dem Publikum:
„Das kann ich dir sagen!
Das wollen die zwar nicht, aber die sind auf dem besten Wege!“

Wie meinte ein Oberbürgermeister einer mittleren Großstadt in Deutschland:

'Wenn es einer Gemeinde finanziell schlechter geht, die Steuergelder nicht mehr so fließen - wie bisher - dann muss bei den Theatern eben eingespart werden. Und da fällt auch dann eine ganze Sparte weg oder das Haus mit eigenem Ensemble wird geschlossen und auf Gastbetrieb umgestellt.'

Marie-Louise Gilles

 

Bruchlandung


Screenshot
Salzburger Landestheater
Bildquelle: © Anna-Maria Löffelberger/

Salzburger Landestheater

 

 

Zitat

Lohengrin
Richard Wagner
Romantische Oper / Dichtung vom Komponisten

Premiere: 2.11.2019 / Felsenreitschule

Inhalt
Die Legende um den Heiligen Gral, um etwas geheimnisumwoben Hoheitsvolles, hatte es Richard Wagner angetan. Im Wagnerschen Mythen-Universum, das zwar von Legenden und historischen Begebenheiten inspiriert ist, und dennoch ein eigenständiges „Raum-Zeit-Gefüge“ entwirft, ist Lohengrin der Sohn des Gralskönigs Parsifal, der in der fernen Burg Montsalvat residiert. Lohengrin erscheint als „strahlender Schwanenritter“ im Herzogtum Brabant, um einer bedrängten, jungen Frau und Reichserbin – Elsa – aus der Patsche zu helfen. Sie ist des Brudermordes angeklagt, aber unschuldig.
Allerdings darf niemand von Lohengrins Herkunft wissen. Nicht einmal nach ihrem Namen darf die edle Gestalt gefragt werden. Wenn es doch jemand wagt, muss der Gralsritter, so will es die Vorsehung, die unwürdige Gesellschaft wieder sich selbst überlassen.
Dass sich daraus Konflikte ergeben, liegt nahe. Die einen sind entzückt von Lohengrins überirdischer Erscheinung, die sie ohne weiteres an einen Gottgesandten glauben lässt. Die anderen vermuten einen bösen Zauber hinter der Lichtgestalt. Und Elsa – zwischen Glauben und Zweifel hin- und hergerissen – steht dazwischen. Letztlich führt ihre Neugier in die Katastrophe: Noch im Brautgemach stellt Elsa die verbotene Frage…

[…]
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Dauer: 4 h 30 min/ 2 Pausen (1. Akt 60 min / 2. Akt 90 min / 3. Akt 70 min)

Werkeinführung: 30 min vor Beginn

Besetzung
Musikalische Leitung Leslie Suganandarajah
Inszenierung Roland Schwab
Bühne Piero Vinciguerra
Kostüme Gabriele Rupprecht
Musikalische Einstudierung Wolfgang Götz
Musikalische Assistenz Gabriel Venzago
Musikal. Einstudierung Chor Ines Kaun, Walter Zeh
Korrepetition Eunjung Lee,
Iwan Davies
Dramaturgie Sherin Sorour

Lohengrin Benjamin Bruns
Heinrich der Vogler Pavel Kudinov
Elsa von Brabant Jacquelyn Wagner
Friedrich von Telramund Alexander Krasnov
Ortrud Miina-Liisa Värelä
Khatuna Mikaberidze
Der Heerrufer des Königs Raimundas Juzuitis
Gottfried N. N.
Vier Brabantische Edle Chong Sun, Franz Supper, Min-Yong Kang, Alexander Hüttner, Yevheniy Kapitula
Samuel Pantcheff, Manuel Millonigg,
Emmanouil Marinakis
Vier Edelknaben Hazel McBain, Tamara Ivaniš, Anne-Fleur Werner, Zsófia Mózer, Mona Akinola

Chor und Extrachor des Landestheaters und Philharmonia Chor Wien
Orchester
Mozarteumorchester Salzburg
Zitatende
Quelle: https://www.salzburger-landestheater.at/ 
Besuchte Vorstellung: 24. November 2019

  

Resümee
„… wer nicht fragt, bleibt dumm.“

Elsa verlangt nach Wissen. Der Glaube, jener vermaledeite Zwilling des Zweifels, reicht ihr nicht länger. Und dann kommt er tatsächlich, der Weihnachtsmann. Der, von dem alle sagen, es gäbe ihn nicht. Als Lametta-Prinz steigt er hernieder, so hehr, so rein, so unbegreiflich, dass er gar nichts anderes sein kann als nur eine Projektion, eine Utopie, ein Gegenentwurf zum ird’schen Jammertal.
Belastbare Fakten bitte! Belege, Beweise, Bestätigungen.

Die rauchenden Trümmer eines zerschellten Flugzeugs – Inbegriff der CO2-Schleuder schlechthin – markieren in dieser insgesamt beachtlichen Produktion des Salzburger Landes-theaters, End- und Wendepunkt einer Zivilisation. Das Volk der Brabanter nutzt das Wrack als Kultraum für seine seltsamen Riten. Es verfällt umnebelt vom Wabern des brennenden Kerosins als apathische Masse in kollektive Trance und torkelt benommen durch die pittoreske Absturzstelle, es zelebriert den Untergang mit Glanz- und Glamour-Partys, die in der extravaganten Kulisse des Morbiden und des Verfalls absurd überhöht anmuten.

Erstaunlich: Die Koordination zwischen dem Orchestergraben und den Akteuren auf der 40 Meter breiten CinemaScope-Bühne der Felsenreitschule klappt bis auf wenige Momente ganz vorzüglich. GMD Leslie Suganandarajah führt wach und mit Umsicht durch die Partitur, ihm gelingt eine sorgsam ausgewogene Balance zwischen dem Mozarteumorchester Salzburg, dem aufgestockten Chor (Chor und Extrachor des Salzburger Landestheaters sowie der Philharmonia-Chor Wien; Einstudierung: Ines Kaun und Walter Zeh) und der Sängerriege.

Als blinder König Heinrich lässt sich Bassist Pavel Kudinov durch die verwüstete Stätte führen, ein überforderter Monarch, dem die Zügel entglitten sind, sichtlich am Ende seiner Kräfte. Auch stimmlich stößt Kudinov an seine Grenzen. Der Riesenraum der Felsenreitschule stellt ungleich höhere Anforderungen als die Puppenstuben-Bühne am Makartplatz.

Unschön und unnötig: Raimundas Juzuitis als Heerrufer forciert derart, dass sein Bassbariton unangenehm ins Schlingern, in weit ausladendes Schlackern gerät. Weniger wäre mehr, zumal Juzuitis auch szenisch penetrant agiert, übertrieben mit dem (Kendo-)Schwert fuchtelt, grimassiert und – warum bitteschön? – ohn' Unterlass wie ein Lemur, wie ein Zombie durch die Szene stolpert.

Ganz anders Alexander Krasnov, der sich aus einem schier unerschöpflichen Reservoir bedienen kann. Stimmlich und darstellerisch ist sein Telramund ein Kerl, ein Muskelprotz, ein Supermann, der seine stärksten Momente hat, wenn sein Ego angekratzt ist, wenn seine Schwäche offen zu Tage tritt. Düster und gefährlich lauernd gestaltet der exzellente Heldenbariton seine Rolle als Zu-kurz-Gekommener, präsent, voll- und wohltönend. Problemlos gelingt ihm der Spagat zwischen auftrumpfender Kraftmeierei und Gebrochenheit, aus der schließlich als weiterer Charakterzug das Diabolische züngelt, nihilistisches Schwarz.

Das reine Weiß, das glänzend Reine gehört dem Frauenversteher, es ist Lohengrin vorbehalten, dem vermeintlichen Rivalen Telramund, dem Schwanenritter. Wie ferngesteuert stakst Benjamin Bruns durchs Trümmerfeld. Ein Mann ohne Mimik, kalt, gleich einem Roboter, wie programmiert, wahrlich nicht von dieser Welt – im brabantischen Chaos der Salzburger Felsenreitschule ein Fremdkörper allemal. Respekt: Wacker stemmt Bruns die schwere Partie, teilt klug seine Kräfte ein und demonstriert bei aller tenoralen Kraft lyrischen Klangzauber. Im letzten Jahr noch Steuermann im Fliegenden Holländer bei den Bayreuther Festspielen, erwächst hier Klaus Florian Vogt ein ernst zu nehmender Konkurrent. Über gelegentliche Unsicherheiten in der Höhe kann man getrost hinwegsehen, hervorragende Diktion, saubere Intonation und ein angenehm metallisches Timbre weisen diesen Lohengrin als buchstäblich jenseitig aus. Möge Bruns' Management ihn vor zu vielen, zu frühen und zu schweren Aufgaben bewahren und seinen Tenor in Ruhe reifen lassen! Auf Siegfriede, Tristan und Otello warten wir da gerne noch ein paar Jahre.

Eine Bilderbuch-Elsa ist Jacqueline Wagner, edel von Gestalt und beseelt im Spiel. Ihrem blitzsauber und schlank geführten jugendlich-dramatischen Sopran – fraglos von wunderbarem Timbre – fehlt es leider an Volumen, ein Haus wie die Felsenreitschule zu füllen. Vor allem in den Ensembles kommt es so zu einem krassen Missverhältnis.

Schwer zu sagen, warum der Charakter der Ortrud – die eigentliche Antagonistin dieses Musikdramas – in dieser Produktion nicht zu überzeugen weiß. Miina-Liisa Väreläs Sopran lässt an Dramatik und Tiefgründigkeit zu wünschen übrig, beides aber ist für diese Partie unerlässlich. Zum anderen wirkt Värelä wie von der Regie im Stich gelassen. Hier ist sie nicht die Strategin, die souverän alle Fäden des Ränkespiels in Händen hält und die Katastrophe heraufbeschwört, indem sie „gefühlte Wahrheiten“ infrage stellt und so – nolens volens – Weiterentwicklung und Fortschritt initiiert. In Salzburg bleibt sie merkwürdig blass und eindimensional, wird reduziert auf die kleine hämisch grinsende Pausenhof-Intrigantin, das Krokodil im Kasperletheater, vor dem die Kinder ihren Helden lautstark warnen, sobald es seine Schnauze zeigt.

Spekulation bleibt, warum sich Spielleiter Roland Schwab für seine reichlich konventionell herunter erzählte Deutung des Wagner-Dramas von Bühnenbildner Piero Vinciguerra ein derart beliebiges (wenngleich atemberaubendes) Setting bauen lässt. Das metaphorisch aufgeladene Bild eines Flugzeugwracks mag für so vieles stehen. Warum es aber ausgerechnet das Symbol einer Gesellschaft sein soll, die nicht erlöst, sich nicht verändern und nicht weiter entwickeln will, bleibt unerfindlich.
Wozu der Aufwand?
Warum kein havariertes Kreuzfahrtschiff?

Egal!
Sieht unfassbar spektakulär aus, sorgt für Gesprächsstoff, garantiert ein gutes Bild in den Gazetten, Aufmerksamkeit. Ein Triumph der Theaterwerkstätten! „So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.“ Hier ist es zufällig der Lohengrin, für den der demolierte Flieger als Schauplatz dient. Klappt gleichermaßen gut mit Antigone, König Lear, Dido und Aeneas, Die verkaufte Braut – wurscht! Ein toller Rahmen halt – anything goes! Just hier offenbaren sich Schwabs konzeptionellen Ungereimtheiten und Mängel. Der Kampf zweier Prinzipien, die Diskrepanz zwischen blindem Vertrauen und dem Hinterfragen von Dogmen, interessiert ihn nur am Rande. Bei Schwab hat sich die Katastrophe weit vor dem ersten Ton des Vorspiels ereignet, lange bevor der erste Zuschauer seinen Platz im Auditorium der Felsenreitschule einnimmt.

 
Einschub!

Hätte man die Szenerie in eine Mitgliederversammlung oder einen Parteitag gelegt,
bei dem die Genossen oder sonstige nach einem Parteivorsitzenden suchen und sie erkennen, dass der plötzlich Herbeigeschwommene zu 100 Prozent der Richtige und auch der Kanzlerkandidat ist, dann aber bei Koalitionsverhandlungen sich herausstellt, „lieber nicht regieren als schlecht regieren“, der Erkorene wieder abreist,
dann hätte man sich das notgelandete und dabei zerschellte Flugzeug als aufwändigen Bühnenaufbau sparen können, es wird ja nach Abspielen des Stückes doch vernichtet und für das Publikum wäre die Malaise der Bewohner dieses Landstrichs viel eher nachvollziehbar gewesen.

 

Ohne Garderobe im H&M-, Peek-&-Cloppenburg-, Zara- oder Garry-Weber-Chic, so scheint es, kommt aktuell wohl keine Produktion aus. Streetwear, Pailletten-Kleider und die schlichten Anzüge von Gabriele Rupprecht hieven das Geschehen ins Heute.

Der Vormarsch der Kreationisten und evangelikaler Strömungen in Europa, der sich als nachvollziehbare Folie für eine szenische Interpretation des Lohengrin anböte, bleibt ungenutzt. Dabei: In roten Neon-Lettern steht unentwegt und mehr oder minder leuchtend das Wort „GLAUBEN“ über der Szenerie.

Statement? Aufruf? Tut weiter nichts zur Sache.
Auch dies nur Detail – eine beliebige Idee.
Irgendwie chic, Futter für all jene im Zuschauerraum, die sich zur Intelligenzija zählen.

Denkt doch, was ihr wollt!
Euch wird schon eine plausible Erklärung einfallen.

Der Verrat am Heilsbringer, der – zumindest bei Wagner, der für seine revolutionären Hoffnungen, seinen Glauben an die Möglichkeit einer Befreiung der Menschheit in Dresden auf die Barrikaden gegangen war – trotz Kollateralschäden so etwas wie eine neue Ordnung bewirkt, wirkt simpel hin inszeniert. Steht ja so im Textbuch! Greift aber nicht, wenn man Ortrud buchstäblich zur Nebenfigur herabstuft und Zigarette rauchend an den finsteren Rand der Bühne verbannt.

Wer nicht fragt, bleibt dumm, wer zweifelt, denkt weiter.

Gewiss: Schwab versteht es, die Solisten und den Chor zu motivieren, zu führen und zu empathischem Spiel zu animieren, er schafft atmosphärisch dichte Bilder und bezieht geschickt die Felsenarkaden ins Spiel mit ein.

Großer Anteil am ästhetischen Gesamteindruck gebührt Lichtdesigner Richard Schlager.

Ja, „Regie-Einfälle“ gibt es auch!
Aber keine Taube, keinen Schwan. Erwartet ernsthaft auch niemand. Wird einfach imaginiert, wenn die Inspiration der Regie kein treffendes Bild dafür zu liefern im Stande ist.

Stattdessen: Schwanendaunen, die Lohengrin über dem Brautbett aus seiner Faust schneien lässt, eine Stehlampe, die zur tödlichen Waffe wird, Klein-Gottfried mit Papierflieger, der den Traum vom klimaschädlichen Fliegen weiter träumt, und, kaum zurückgebeamt ins Brabanterland, auch schon jäh des Todes ist.
Mein lieber Schwan!

Fazit:
Eine Produktion von hohem Schauwert mit eigenwilliger Ästhetik, in letzter Konsequenz aber mutlos und konzeptuell unausgegoren. Musikalisch eine durchaus geglückte Aufführung von sängerisch allerdings höchst unterschiedlichem Niveau.

Der Daumen zeigt nach oben. Viel wunderschöner Lärm um wunderschönes Nichts bleibt insgesamt doch wunderschön.

Und Lärm und Nichts.

 

 

 

 

Zitat

Zitatende

Quelle: Nordbayerischer Kurier – Bayreuth – 19.11.2019 - 13:14 Uhr


 

Schlussbemerkung

Alternativ?
Zu was denn alternativ?

'Alternare' heißt 'abwechseln'.

Eine Alternative ist also die Wahl zwischen zwei sich ausschließenden Möglichkeiten.
Und was heißt das für die Theaterkunst?

Um alternativ zu sein, bedarf es ja eines Gegensatzes, also auf der einen Seite werkgerechte am Stück und am Willen der Autoren orientierte Aufführungen.

Alternativ dagegen frei assoziierte nach dem Geschmack des Regie-Teams veränderte Produktionen.

Da es überall nur noch Aufführungen der letzteren Art gibt, hat der Theaterbesucher keine Alternative und bleibt zuhause.

Die Millionen schwere Popszene ist alternativ, die Rockerszene ist alternativ.

In jeder Stadt gibt es in Fabrikhallen und Hinterhöfen zahlreiche alternative Theater.

Dort werden dann Alternative Performances alternativ gespielt, gekreischt, genuschelt.

Man haust im Müll, agiert im Darkroom und findet sich fabelhaft ’alternativ’.

Natürlich gibt es auch kleine Theater die pädagogische Aufgaben erfüllen oder kommerziell geschmackvolle Komödien bieten, eine echte Alternative.

Um eine Möglichkeit zum ungetrübten Genuss eines Dramas zu erhalten, empfiehlt es sich, das Textbuch zu nehmen, sich in einen Sessel oder in das Bett zu kuscheln, die Worte des Dichters zu genießen und sich die Szene vorzustellen.

Eine Opern-Aufnahme mit einem Klavier-Auszug in der Hand zu erleben, bietet ungeahnte Erkenntnisse und keinerlei Ärger.

Das ist wohl die gesündeste Alternative.

ML Gilles

 
 




Hinweis

Mit diesem Thema und der Frage nach dem Rollenverständnis und der Gestaltung der Charaktere werden wir uns in der nächsten Ausgabe befassen.
 

 

Zitat

Zitatende
Quelle: HAZ – 26. November 2019 – Seite 263

 

 

 
       


 


Zum leichteren Auffinden von Links, auch unter

       www.bi-opernintendanz.de

 

 

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- ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg -

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Ersterscheinung der Ausgabe Regensburg am 27.07.2007
Erscheinungsweise: kulturjournal-regensburg zehn Mal pro Jahr von Februar bis August und Oktober bis Dezember

Verteilung:
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Direktversand an ausgewählte Leserschaft u.a.
Mitglieder der
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Niedersächsischer Landesrechnungshof,
Niedersächsische Landesregierung,
Staatsanwaltschaft Hannover,
Politische Parteien im Nds. Landtag,
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Bund der Steuerzahler,
Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen

RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
RA Markus von Hohenhau, Fachanwalt für IT-Recht, Regensburg

Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.
Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen, aus dem Internet u.a. Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich gemacht.
Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen.

Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir meist auf Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.


 


Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing