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Nr. 28
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Leserbrief
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Betrifft:
Toscapremiere am 20.10.2019
Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH
Nun versucht hier in Hannover ein junger russischer Regisseur
eine neue Oper zu kreieren, bis jetzt als ‘Tosca‘ von Puccini
allgemein bekannt und geliebt. Warum nur dieser Versuch?
Diese Umdeutung, ohne sich auf Text und vorgegebenes Libretto zu
beziehen, ist einfach unverständlich, ärgerlich und unnötig.
Wenn dem Regisseur Vasily Barkhatov das Libretto nicht gefällt,
mache ich ihm den Vorschlag, ein neues für eine neue Oper zu
schreiben. Darin könnten auch alle Probleme mit
Kirchenmissbrauch usw. angesprochen werden.
Vielleicht findet er dann auch einen Komponisten, der seine
Ideen musikalisch umsetzt.
Tipp: Hannover hat eine hervorragende Musikhochschule!!!
Wie gut, dass man sich wenigstens an der Musik, den wunderschön
gesungenen Arien und musikalischen Szenen erfreuen konnte.
Frau R.R. aus G.
Zitatende
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Einleitung
Das Werk!
Weshalb und für wen?
Das Bedürfnis
hinter einer Maske oder in der Gestalt einer dichterischen Figur das
Leben zu deuten, gibt es seit Urzeiten und weltweit.
Dabei zuzuschauen und hernach ergriffen zu sein, ist genauso ein
Urbedürfnis.
Die plumpe Rohheit oder die geistige Bildung des Publikums ist die
Spannweite zwischen blutigen Gladiatorenkampf und sublimem Kammerspiel.
Dazwischen gibt es unendlich viele Abstufungen, abhängig von den
geistigen Grundlagen der verschiedenen Epochen.
Am Ende des Ersten Weltkriegs wurde die bis dahin als gottgewollt
angesehene Ständeordnung abgeschafft und die Frauen erkämpften sich
mühsam einen Platz in der Gesellschaft.
Diesem Vorhaben stehen natürlich weltweit die patriarchalen, religiösen
Gesellschaftsformen entgegen.
Hier in Mitteleuropa und auch in Deutschland, das mit seiner
bürgerlichen Kultur eine Fülle kostbarer Theaterbauten und eine solche
Menge großer Werke für das Theater hervorgebracht hat, die sowohl
erheiternd als auch erschütternd wirken, neigt sich das Bedürfnis des
Publikums in erschreckendem Maße wieder dümmlicher Unterhaltung oder dem
brutalen Kampf entgegen.
Die Masse entscheidet über Hit oder Flop. Darf, soll,
muss sich die Theaterkunst jedem Trend anpassen? Gibt es einen Weg
zwischen Dramaturgengeschwurbel und plattem Entertainment?
Wie steht es um
'das Werk'?
Begegnen wir ihm mit Respekt als der Leistung großer schöpferischer
Persönlichkeiten oder ist es das Spielzeug selbstbesessener
Theatermacher?
Und für wen spielen wir Theater?
Für versnobte Journalisten und Theaterwissenschaftler oder für das
Publikum, das alles zwangsweise finanziert?
Im eigenen Verlag veröffentlichte Klaus Siebenhaar im Jahr 2015 das Buch
'Auftrag Publikum' - Der Hochkultur Betrieb zwischen Audience
Development und Ereignisästhetik.
Wie mit emporgereckten Arm eines Redners beginnt er das Kapitel ‘die
kuratierte Kultur‘ mit
"Das Werk löst sich auf, der Betrachter wird zum Bestandteil des
künstlerischen Ereignisses. Die Interpendenz von Publikumsentwicklung
und Ereignishaftigkeit künstlerischer Produktion und Rezeption
kennzeichnet die vorläufig letzte Stufe im Prozess der Moderne."
Also
'Mitmach-Theater'?
Warum nicht?!
Dafür gibt es die Statisterie, den Kinderchor, den Extrachor, den
Bewegungschor.
Dafür gibt es Improvisationstheatergruppen, Chöre aller Art, Tanzschulen
aller Art, Spielgruppen, die Klassiker und Komödien in oft
hervorragender Qualität aufführen.
Warum schreibt man nicht neue 'Performances', die Raum geben für die
Inter-Aktionen?
Das ist wohl zu viel Arbeit! Und der Erfolg ist nicht garantiert.
Außerdem erhoffen sich die Intendanten mehr Publikum, wenn es heißt
'Nach Euripides' und / oder
nach Shakespeare, Goethe, Schiller, Hauptmann und so weiter.
Den Opern werden die Privat-Probleme der Regisseure durch die Regisseure
aufgedrückt und so wird brutalisiert, sexualisiert, politisiert.
Dazu Video-Shows bis zum Überdruss und außerdem erscheint überall ob
'Meistersinger' in München oder 'Die Krönung der Poppea' in Hannover das
Sängerensemble in Probenklamotten.
Haben wir nicht allmählich genug davon, dass Intendanten und Regisseure
dem Hassprediger Frank Castorf und seinen Jüngern nachrennen.
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3SAT-kulturzeit am 27.01.2016:
Frank Castorf sagt von sich selbst, dass er die Stücke bei einer
Inszenierung zerschlagen muss.
Und am Ende eines ZDF-Beitrags:
"Ich spucke auf alles, was mich umgibt. Das habe ich in der DDR
gelernt, und ich werde es auch nicht mehr ändern!"
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An ihm und der Band 'Rammstein' richtet Katharina, die Herrin von
Bayreuth ihren künstlerischen Geschmack aus, entsprechend sind die
Inszenierungen, wofür sie dann mit dem Professoren-Titel geehrt wird.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass in irgendeinem Beruf der Hass die
Basis der Tätigkeit ist.
Wer mag in einem Restaurant essen, in dem der Koch Lebensmittel hasst?
Wer mag sein Bauvorhaben einer Firma anvertrauen, die nur Betrug und
Schlamperei bietet?
Welche Eltern schicken ihre Kinder in Schulen, in denen sie gequält
werden?
Wer engagiert einen Gärtner, der Pflanzen hasst?
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Der
deutsche Hochkulturbetrieb - ob öffentlich-rechtlich oder
gemeinnützig-privat - sucht in Quantität wie Qualität weltweit
seinesgleichen.
Infrastrukturelle Dichte, künstlerisches Niveau,
Facettenreichtum des Angebotes, Kundigkeit der Publika setzen im
internationalen Kontext die Maßstäbe.
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Quelle:
Klaus Siebenhaar - 'Auftrag Publikum' - B&S Siebenhaar Verlag -
2015 - Seite 39 |
Das klingt voll der
Anerkennung, was im Vergleich zu anderen Ländern richtig sein mag.
Aber was nützt der beste Fabrikationsbetrieb, wenn das Rohmaterial
nichts taugt.
Hochschulen füllen die Gesangsklassen um weiter existieren zu können.
Opernhäuser müssen, um die Werke der Literatur aufzuführen, Agenturen
rund um die Welt auf die Suche schicken, um die Rollen besetzen zu
können.
Im schweren deutschen Fach:
Heldentenor, hochdramatischer Sopran.
Bayreuth 2019 gab uns ein Beispiel.
Ein hochachtbarer älterer Herr sang den Tristan und den Tannhäuser,
sonst hätte man das Werk überhaupt nicht aufführen können.
Da die assoziative
Bebilderung das Werk völlig überwuchert, geht der Opernsnob nicht mehr
in den 'Lohengrin' von Richard Wagner, sondern von Hans Neuenfels.
Ach ja - den mit den entzückenden Ratten.
Oder in Salzburg gibt es nicht die 'Salome' von Oscar Wilde und Richard
Strauss, sondern einige waren hingerissen von Romeo Castellucci's
assoziativen Beigaben.
Er wurde von den Kritikern der Zeitschrift 'Opernwelt' zum besten
Regisseur des Jahres ausgewählt.
Machen wir uns doch mal den Spaß und interpretieren wir seine
Interpretation:
Herodes und seine Entourage ist eine Mafia Gesellschaft, die sowohl im
Blut als auch im Sumpf agiert.
Dafür sind die Gesichter entweder zur Hälfte rot wie Blut oder grün wie
Entengrütze geschminkt.
Jochanaan, der Prophet, ein Schamane. Also her mit der großen Trommel!
Der abgeschnittene Pferdekopf: Racheandrohung der Mafia.
Salomes nicht ausgeführter Tanz. Hier hockt eine mit einem Lederriemen
Festgebundene auf einem Block.
Aha, sie ist in der Gesellschaft gefesselt.
Und so geht es weiter.
Eigentlich ist das Assoziieren gar nicht so schwer.
Allerdings macht
sich neuerdings eine Tendenz zu überbordender Bilderflut und Realismus
breit.
In 'Verkaufte Braut' in München ist die Bühne voller Heu und hier in
Hannover wird in der 'Jüdin' die Problematik des Stückes, nämlich der
unversöhnliche Hass der Religionen, unter Schau und bunten Bildern
verschüttet.
Es ist alles sehr eindrucksvoll, aber die Rache im Namen Jahwes, die
Eléazar an seiner Ziehtochter Recha vollzieht, wird nicht in seinem
Verhalten deutlich.
Natürlich ist das Publikum von der Schau begeistert und beklatscht mit
Recht die Leistung der Mitwirkenden.
Aber sagt uns das Werk etwas
- über das Aufeinanderprallen der Religionen zur Zeit des Konzils zu
Konstanz
von 1414 bis 1418,
- über die gespaltene katholische Kirche,
- über die Reformer um Johannes Huss,
- über das in seinen Gebräuchen erstarrte Judentum und
- über unsere jetzige Zeit?
Denken wir über das Erlebte nach, wenn sich die Tür des Theaters hinter
uns schließt?
Über das innere Verarbeiten des Erlebten schreibt Klaus Siebenhaar:
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Die
Intensität hochkultureller Praxis ist unlösbar mit dem
Bildungsniveau verknüpft, Elternhaus und Schule sind die für die
kulturellen Neigungen entscheidenden Primär-Instanzen. Diese
positiven oder auch negativen Prägungen der frühen Jahre sind
später nur schwer zu kompensieren oder gar zu korrigieren.
Zitatende
Quelle:
Klaus Siebenhaar - 'Auftrag Publikum' - B&S Siebenhaar Verlag -
2015 - Seite 90 - 91 |
Wir gewinnen das junge
Publikum für die Oper nicht durch dämliche oder brutale Inszenierungen
gegen die sich die Mehrzahl des Publikums durch Wegbleiben wehrt,
sondern durch eine werk- und autorengerechte Umsetzung der Stücke und
damit Begeisterung für die Arbeit des Theaters.
ML
Gilles
Kultur im Norden
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Skandal-Rücktritt
Lübecks Theaterchef Christian Schwandt gibt auf
Paukenschlag am Lübecker Theater:
Direktor Christian Schwandt wirft hin.
Grund: Die Jamaika-Landesregierung spare das Theater kaputt.
Er wirft den Koalitionären sogar Verfassungsbruch vor.
Lübeck
„Ich bin
erkennbar an meine Grenzen gestoßen“, sagt
Christian Schwandt. Am
Montagvormittag hat der 56-jährige Chef des Theaters
Lübeck die Konsequenz aus
der Sparpolitik der Kieler Jamaika-Koalition gezogen und seine
Kündigung eingereicht. Zugleich erhebt er noch einmal schwere
Vorwürfe gegen die Landesregierung.
Schwandt: „Das Land lässt uns am ausgestreckten Arm
verhungern.“
Um gerade
mal 1,5 Prozent erhöht Kiel den Zuschuss für das
Theater Lübeck pro Jahr. Und
das „bei Personalkostensteigerungen von vier Prozent“, klagt
Schwandt. Seit Jahren hätte
das Theater diese Defizite schon ausgleichen müssen. Immer
wieder trug er in Kiel vor,
wie dramatisch die Situation sei. Und dann das: Die
Jamaika-Koalition und ihre CDU-Kulturministerin
Karin Prien wollen diese
Unterfinanzierung jetzt
sogar noch für weitere vier Jahre festschreiben.
Der Theaterdirektor spricht von
Verfassungsbruch
Das brachte
das Fass bei Schwandt
endgültig zum Überlaufen. Ende Juli 2020 ist für ihn Schluss.
Der 56-Jährige wirft der CDU-Grünen-FDP-Regierung sogar
Verfassungsbruch vor. Sie
drücke sich vor ihrer grundgesetzlichen Zuständigkeit für die
Kultur. Das Theater werde kaputtgespart. Durch die
Unterfinanzierung hätten
„die innerbetrieblichen Verteilungskämpfe in einem Maße an
Intensität und Schärfe zugenommen, die für mich nicht mehr zu
tragen ist“, sagt Schwandt.
Und das, obwohl es ihm gelungen war, die Besucherzahlen von Jahr
zu Jahr zu steigern. Die Stadt
Lübeck habe das Theater immer unterstützt, sagt der
Noch-Direktor denn auch. Das Land nicht.
SPD-Opposition sieht Theater Lübeck
in die Krise rutschen
Der
SPD-Landtags-Kulturpolitiker Martin
Habersaat geht ebenfalls hart mit der Jamaika-Koalition
ins Gericht. Die CDU und ihr
Ministerpräsident Daniel Günther
hätten erneut ein Wahlversprechen gebrochen. So habe die Union
2017 mit der Zusage um Stimmen geworben, die Landesförderung der
Theater „jeweils um das Ergebnis der Tarifverhandlungen“ zu
erhöhen. Nur die Hansestadt Lübeck
aber habe ihren Zuschuss in den letzten zehn Jahren vorbildlich
von 6,3 auf 10,4 Millionen Euro angehoben. Jetzt müsse auch
Jamaika dringend mehr Geld
locker machen. Weitere Einschnitte im Personalbereich jedenfalls
seien „nicht mehr verantwortbar“. Sie würden sofort weitere
Qualitätsverluste nach sich ziehen. Und das gelte für alle
Theater im Land.
Das
Theater Lübeck sieht
Habersaat ohnehin schon tief
in die Krise rutschen. „Nun
droht auch das erfolgreiche und vielfach ausgezeichnete
Theater Lübeck ein
Krisenfall zu werden“, sagt der Sozialdemokrat. Das sei „ein
Verlust für die Kulturszene in
Schleswig-Holstein und ein Alarmsignal an die
Kulturpolitik“. Gerade in Zeiten guter Tarifabschlüsse reichten
Steigerungen von 1,5 Prozent einfach nicht mehr aus, um
wachsende Personalkosten aufzufangen.
Günther
und Prien vom Rücktritt
offenbar kalt erwischt
CDU-Kulturministerin Karin Prien
und CDU-Ministerpräsident Daniel
Günther wurden von dem Schwandt-Rücktritt offenbar
vollkommen überrascht. Günther
äußerte sich bislang gar nicht.
Prien bekräftigte in einer Stellungnahme schließlich
ihren Kurs: „Wir wissen, dass die Theater in
Schleswig-Holstein mehr Geld
benötigen. Aber richtig ist auch, dass die Landesregierung das
haushalterisch Mögliche unternimmt.“ Sie setze sich immerhin für
eine Dynamisierung der Zuschüsse von 1,5 auf 2,5 Prozent ein.
Lübeck
droht die Viertklassigkeit
Das
allerdings hält Schwandt für
Augenwischerei: „Frau Prien
tut so, als ob sie sich für uns einsetzt.“ In der Kulturszene
habe aber nicht nur er den Eindruck, „dass die Kulturpolitik in
Schleswig-Holstein den
absolut letzten Stellenwert hat“. Noch spielten die Theater in
Lübeck, Kiel und das
Landestheater Schleswig-Holstein
quasi in der zweiten Liga, jetzt aber „laufen wir in
Lübeck Gefahr, viertklassig
zu werden“. Man sei schon jetzt so runtergespart, dass „wir
anspruchsvolle Opern wie zum Beispiel ’Lohengrin’ kaum noch auf
die Bühne bringen können“. Dazu seien besonders gute Sänger
nötig, die aber mit den vorhandenen Mitteln nicht mehr bezahlbar
seien.
Kultursenatorin Kathrin Weiher:
Großes Bedauern
Die Lübecker
Kultursenatorin Kathrin Weiher
bedauert Schwandts
Kündigung: „Ich habe Herrn Schwandt
stets sehr geschätzt und tue dies auch weiterhin.“ Man habe ihm
in den vergangenen Jahren insbesondere im
betriebswirtschaftlichen Bereich eine „außerordentlich
engagierte Führung unseres Theaters zu verdanken“. Er habe sich
aber auch stets damit hervorgetan, dass das Theater in der
Lübecker Kulturszene als „der große, vernetzende Player
wahrgenommen wird, von dem viele kleine Theater und andere
kulturelle Events profitieren“. Sie schätze ihn als einen sehr
klaren Menschen und verstehe von daher, dass er auch jetzt mit
sehr klarer Begründung seine Kündigung ausgesprochen habe.
Auch die Lübecker CDU stellt
sich gegen Prien
Selbst die
Lübecker CDU will
Prien nicht verteidigen. Im
Gegenteil. Ihr Kulturpolitiker Lars
Rottloff fordert SPD-Bürgermeister
Jan Lindenau auf, sich bei
der Landesregierung für mehr finanzielle Mittel stark zu machen.
„Lübeck wird faktisch allein
gelassen und muss zum größten Teil die Ausgaben für Kunst und
Kultur alleine stemmen, während andere Städte weit großzügigere
Unterstützung erhalten, als es in
Lübeck der Fall ist“, sagt
Rottloff. Auch viele freie Theater würden darunter
leiden. Schwandts
Entscheidung sei ein „Weckruf an die Politik, sich stärker für
die Lübecker Kultur im Lande einzusetzen“. Die Theaterlandschaft
sei „am Existenzminimum“. Dabei seien blühende und gute Theater
wichtig für eine Großstadt wie
Lübeck. „Sie übernehmen einen Kultur- und
Bildungsauftrag, der für die positive Weiterentwicklung einer
Stadt unabdingbar ist.“
Auch am
Theater selber sind viele erschüttert. „Es ist schade, aber ich
kann ihn verstehen. Er hat mich gebeten, ihn nicht umzustimmen“,
sagt etwa Peter Petereit,
Vorsitzender des Aufsichtsrates des Theaters. Die Zusammenarbeit
sei „ausgezeichnet“ gewesen. „Er hat es verstanden, die
wirtschaftlichen und die künstlerischen Interessen gleichermaßen
zu vertreten. Es ist etwas Besonderes, das er in
Lübeck geschaffen hat.“
Petereit ist sehr froh, dass
Schwandt noch ein Jahr lang
im Amt bleibt und somit einen geordneten Übergang ermöglicht.
Der Aufsichtsrat müsse zeitnah per Ausschreibung oder auf
anderem Wege nach einem neuen Theaterchef suchen.
„Wahnsinnig viele Überstunden“
Betriebsratschef und Posaunist
Thomas Bender spricht von „Fassungslosigkeit“, als
Schwandt am Montag beim
Monatsgespräch seine Entscheidung verkündete. Aber die Gründe
seien nachvollziehbar. In den letzten Jahren habe man
Investitionen ins Haus immer durch Kürzungen beim Personal
erwirtschaften müssen. Das könne es nicht sein. Das Personal
gehe jedes Jahr mit „wahnsinnig vielen Überstunden“ aus der
Saison, viele Verträge müssten alle zwei Jahre verlängert
werden, einige Kollegen entlasse man in der Sommerpause für
sechs Wochen in die Arbeitslosigkeit. Es mache sich Angst um den
Arbeitsplatz breit. Und das bei Einstiegsgehältern – nach einem
Studium – von etwa 2000 Euro. In der Kultur dürfe man keine
Kosten-Nutzen-Rechnung führen, sagte
Bender. Aber das sei in der
Politik nicht wirklich angekommen. „Ein Theater dieser Größe
gehört in eine Stadt dieser Größe. Darüber kann es keine
Diskussionen geben.“ Und es könne nicht sein, dass die Politik
grundlegende Aufgaben auf Stiftungen und andere private
Initiativen verlagere.
Andreas Hutzel:
„Ich finde diesen Schritt persönlich nachvollziehbar“
Auch
langjährige Ensemblemitglieder waren am Montag entsetzt.
Schwandts Kündigung komme
„zu einer Zeit, in der wir ihn gerade brauchen“, sagt
Andreas Hutzel. Das sei
dramatisch und brandgefährlich fürs Theater, fürs Schauspiel im
Speziellen. Schwandt habe
die Situation des Theaters bis hierher gesichert. „Ohne ihn
stünden wir besonders im Sprechtheater nicht so da, wie wir es
jetzt tun.“ Die Leitung des Hauses habe es immer wieder
geschafft, mit relativ geringen finanziellen Mitteln einen hohen
Standard zu schaffen, sagt auch Schauspieler
Peter Grünig. Ein Ensemble
zu halten und zu motivieren, so konzentriert und mit hohem
künstlerischen Anspruch zu spielen, sei nicht einfach und für
ein Stadttheater nicht selbstverständlich. „Musiktheater und
Schauspiel agieren hier auf einem überdurchschnittlichen Niveau
und finden über die Stadtgrenzen
Lübecks hinaus Beachtung. Herr
Schwandt kämpfte
buchstäblich wie ein Löwe um genau diese Qualität.“ Er bedaure
es, diesen kämpferischen Mann für
Lübeck verloren zu sehen.
Landesbühnen-Intendant: Emotionale Entscheidung
Auch
Peter Grisebach, Intendant
der Landesbühne Schleswig-Holstein,
war „völlig überrascht“ und erstaunt vom Schritt seines Lübecker
Kollegen. Er hält die Rahmenbedingungen der künftigen
Theaterfinanzierung noch gar nicht für ausgemacht. Er hoffe
daher, dass die Kündigung Schwandts
eine „emotionale Entscheidung“ gewesen und das letzte Wort noch
nicht gesprochen sei – zumal man auch fragen müsse, wer sich
nach dem Weggang Schwandts
im kommenden Jahr für seine Nachfolge interessieren und bewerben
sollte.
Kommentar zum Rücktritt von
Christian
Schwandt
Nach
der letzten umjubelten Premiere „La Traviata“ endet die
Lübecker Theatersaison mit einem Trauerspiel:
Christian Schwandt
geht. Das ist ein Verlust für
Lübeck. Der
Theaterchef hat dafür gesorgt, dass das Haus mit
spektakulären Projekten überregional wahrgenommen wurde:
Sandra Leupolds
Inszenierung „Don Carlos“
erhielt 2014 den Theaterpreis „Der Faust“, das
Wagner-Mann-Projekt wurde bejubelt, der
Konzerthausvergleich MuK-Elbphilharmonie erregte viel
Aufmerksamkeit.
„Man
muss ständig ein Feuerwerk abbrennen“, war
Christian Schwandts
Devise. Das hat das Theater getan und die
Zuschauerzahlen kontinuierlich gesteigert bis zum Rekord
von 184 000 Besuchern in der vergangenen Saison. Doch
auch die Ausgaben sind gestiegen. Höhere Tarife müssen –
zu Recht – gezahlt werden. Nur die Zuwendungen vom Land
steigen nicht in diesem Maße.
Christian
Schwandt
ist ein Mann der offenen Worte. Mit seinem Papier zur
Neuverteilung der Landesmittel an die Theater und
Orchester in
Schleswig-Holstein hat er schon 2010 für Krach in
der Theaterwelt gesorgt. Er hat für sein Haus und für
seine Leute gekämpft und offenbar nun Kraft und Lust
verloren. Wenn die Jamaika-Koalition sich zur Kultur
bekennt, wie in den Parteiprogrammen postuliert, dann
muss sie mehr Geld für
Lübeck locker machen, bevor sich noch mehr gute
Leute verabschieden.
Von
Petra Haase
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Ähnlich
äußerte sich der Kieler Intendant
Daniel Karasek. Vom Ministerpräsidenten und Ministerin
Prien habe es bei Gesprächen
Aussagen gegeben, wonach sie hinter den Ansprüchen der Theater
stünden: „Sie haben uns nicht im Stich gelassen.“ Es sei jedoch
klar gewesen, dass vor dem Sommer keine Entscheidung über mehr
Geld fallen werde. Er hoffe daher wie
Grisebach, dass sich
Schwandt noch einmal
besinne. Sein Kollege habe in
Lübeck über die Jahre allerdings auch mehr auszuhalten
und schmerzlichere Entscheidungen treffen müssen als er
in Kiel, wo die Stadt die
Tariferhöhungen aufgefangen habe. Da könne man irgendwann sagen:
„So, jetzt reicht’s.“
Deutscher Bühnenverein:
„Ein Warnsignal“
Der
Deutsche Bühnenverein setze
sich seit Langem dafür ein, „dass Tariferhöhungen im
öffentlichen Dienst durch entsprechende Steigerungen der
Zuschüsse aufgefangen werden und die entstehenden Defizite nicht
durch die Häuser ausgeglichen werden müssen, wie es in
Lübeck offenbar schon seit
Jahren der Fall ist“, erklärte dessen Geschäftsführender
Direktor Marc Grandmontagne.
„Bei aller Komplexität des Themas und finanzieller Zwänge
erinnere ich daran, dass wir in den letzten Jahren sehr intensiv
an der Verbesserung der Arbeits- und Vergütungsbedingungen für
Künstler und Mitarbeiter der Theater gearbeitet haben und
substanzielle Verbesserungen erzielen konnten. Viele
Bundesländer und Kommunen haben daraufhin eine Erhöhung der
Zuschüsse ermöglicht. Wenn nun ein erfolgreicher Theaterleiter
aufgibt und dabei eine effektive
Unterfinanzierung anprangert, dann können wir das nur als
ein Warnsignal verstehen.
Hier sollten dringend gemeinsame Lösungen gefunden werden. Wir
als Bühnenverein bieten dabei gerne unsere Hilfe an, wenn sie
gewünscht ist.“
Studierter Volkswirt und Japanologe
Christian Schwandt
ist seit 2007 geschäftsführender Theaterdirektor. Der
Aufsichtsrat hatte sich mit großer Mehrheit für ihn
ausgesprochen. Er kam auf Umwegen zum Theater, hatte in
Hamburg und
Tokio Volkswirtschaft,
Japanologie und Literaturwissenschaft studiert, war lange
Geschäftsführer einer Hamburger Steuerberater- und
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und in dieser Funktion viel in
Ostdeutschland unterwegs.
1999 bis 2001 hat er das Kammertheater
Neubrandenburg saniert. Als
kaufmännischer Direktor des Landestheaters Mecklenburgische
Seenplatte hat Schwandt
später trotz leerer Kassen erfolgreich gewirtschaftet.
„Es gibt
kein Theater ohne Alltagsärger“, hat
Christian Schwandt einmal
gesagt. „Wenn man diesen Ärger unter zwei Stunden pro Tag halten
kann, dann ist man ein glücklicher Mensch.“ Der Ärger war am
Ende wohl zu groß geworden.
Petra
Haase,
Wolfram Hammer,
Peter Intelmann
Zitat
So finanziert sich das Theater
Das
Theater Lübeck
hat ein Budget von 24,4 Millionen Euro in
2018. Davon zahlt das Land 10,537 Millionen Euro. Die
Stadt Lübeck steuert
zehn Millionen Euro bei. Das Theater selbst hat
Einnahmen von 3,9 Millionen Euro. Am Lübecker Theater
sind 320 Mitarbeiter beschäftigt.
In 2018
hatte das Lübecker Theater 600 Aufführungen - und 184
000 Besucher. So viele wie lange nicht. Vor 20 Jahren
haben das letzte Mal so viele Menschen das Theater
besucht. Als Christian
Schwandt am 1. August 2007 am Lübecker Theater
anfing, lagen die Besucherzahlen weit darunter. In der
Spielzeit 2006/2007 pilgerten lediglich 144 000 Besucher
ins Stadttheater.
Der Vergleich:
Das Land überweist dem Kieler Theater und dem
Landestheater mehr Geld als
Lübeck. Eine Tatsache, die
Schwandt stets
kritisiert hat. So hat das Land dem Kieler Theater 2018
satte 14,7 Millionen Euro überwiesen. Das Landestheater
hat 14,3 Millionen Euro erhalten. Die Lübecker nur
10,537 Millionen Euro. Im Detail: Das Geld kommt nicht
direkt vom Land. Sondern es stammt aus einem Topf, in
den alle Kommunen in
Schleswig-Holstein einzahlen.
Zitatende
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Quelle:
https://www.ln-online.de/Nachrichten/Kultur/Kultur-im-Norden/Luebecks-Theaterchef-kuendigt |
GDBA Interview
mit Christian
Schwandt
"Seit Napoleon ist Lübeck keine reiche Stadt"
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Zitat
Bühnengenossenschaft:
Herr
Schwandt, Sie haben angekündigt, im Juli 2020 das Theater Lübeck
zu verlassen.
Warum?
Christian
Schwandt:
Ich habe
eigentlich einen unbefristeten Geschäftsführer-Vertrag und wenn
es bei den üblichen Problemen geblieben wäre, dann hätte ich das
bis zu meiner Rente gemacht. Wir haben in Lübeck ein etwas
besonderes Modell - ich bin Geschäftsführer, konzentriere mich
auf den wirtschaftlichen Teil, kann aber im künstlerischen
Bereich jede Entscheidung treffen, wenn es darauf ankommt. Dann
gibt es einen Generalmusikdirektor, eine Operndirektorin und
einen Schauspieldirektor - jeder von denen hat einen Etat, den
er relativ detailliert mit mir durchspricht. Ich mache
Vorschläge, die sich manchmal auch durchsetzen: Beispielsweise
sind wir im Hamburger Schatten und seinen Kulturinstitutionen,
insbesondere der Elbphilharmonie.
Wir glauben, dass die Elbphilharmonie zwar eine sehr gute
Publicity hat, aber von der Akustik her eigentlich gar kein
besserer Konzertsaal ist als die Musik- und Kongresshalle in
Lübeck. Also haben wir einen Konzertsaal-Vergleich gemacht:
Wir konnten die Elbphilharmonie mieten und haben in Hamburg und
in Lübeck mit den gleichen Solisten das gleiche Programm
gespielt. In Hamburg haben nur diejenigen Karten bekommen, die
sich das Konzert vorher auch in Lübeck angehört hatten. Danach
durften die Besucher abstimmen, welches ist der bessere
Konzertsaal. Die Musik- und Kongresshalle hat knapp gewonnen.
Das kostet
alles auch Geld.
Diese Dinge
waren in Lübeck möglich etwa bis 2017, das war eigentlich die
letzte Saison mit einem vernünftigen Etat. 2018 hatten wir zwar
ein kleines Plus, das aber sehr schwierig hinzubekommen und auch
nur mit einer Nachfinanzierung der Hansestadt Lübeck möglich
war, die auch in diesem Jahr wieder nachfinanzieren wird - davon
gehe ich zu 90 Prozent aus. Die Lübecker Politik hat sich immer
hinter ihr Theater gestellt.
Demnach
richtet sich Ihre Kritik nicht an die Lübecker Politik?
Die drei
Theater in Schleswig-Holstein haben zwei Finanzierungsquellen,
in Lübeck und Kiel finanzieren die jeweilige Stadt und das Land
hälftig. Wobei das Land eine komplexe Finanzierungsmethode hat,
es ist ein sogenannter Vorwegabzug im kommunalen
Finanzausgleich. Die sogenannten Landesgelder sind eigentlich
kommunale Steuern, die vom Land verteilt werden - ein sehr
kompliziertes Modell. Um in diesem Modell etwas zu ändern,
brauchen sie die Zustimmung der Städte, der Kreise und der
Gemeinden. Die ist nur sehr schwer zu bekommen. Das ist der
Hintergrund für meine Kündigung.
Könnte die
Landesregierung eine Erhöhung des Theaterzuschusses von 1,5
Prozent auf - sagen wir - 3 Prozent im Alleingang beschließen?
Ich glaube,
eine Landesmehrheit könnte das beschließen - sie machen es aber
nicht gegen die Kommunen, weil das natürlich ein rotes Tuch ist.
Ich glaube, dass diese Finanzierung über den kommunalen
Finanzausgleich an ihre Grenzen gekommen ist und zwar durch die
Lohn- und Gehaltssteigerungen der letzten Jahre. Wir haben hier
mehrere Elemente: Da ist einmal ein landeseigener Mindestlohn,
der etwas höher ist als der Bundesmindestlohn. Alle
Kulturinstitutionen in Schleswig-Holstein, die Zuschüsse vom
Land erhalten, müssen diesen Mindestlohn einhalten. Das führt im
Theater Lübeck dazu, dass wir 2017 eine Basiserhöhung von über 4
Prozent hatten. Sie haben ja bei den NV Bühne-Beschäftigten
keine feste Arbeitszeit. Und sie haben etwa ein Drittel der
Leute, die Selbstausbeuter sind, mit dem Theater leben und
sterben und auch in ihrer Freizeit ständig um dieses Theater
kreisen. Zwar glaube ich, dass wir die Arbeitszeiten zu 97 oder
98 Prozent erfassen, aber wo sie da die Grenze ziehen, ist
ausgesprochen schwierig, gerade auch bei jüngeren Schauspielern.
Es ist aber so, dass das Theater Lübeck über die Regelungen des
Deutschen Bühnenvereins hinaus für fast alle NV
Bühne-Beschäftigten eine Mindestgage von 2300 Euro zahlt, um den
Landesmindestlohn einzuhalten Dann sind da die relativ hohen
Tarifabschlüsse in 2018 und 2019, die mit allen Elementen auf 4
Prozent kommen. Das sind ja nicht nur die tariflichen
Lohnerhöhungen, sondern auch neue Dienstaltersstufen. Gerade im
TVÖD haben Sie eine Neudefinition der Lohngruppen gehabt.
Lange Rede,
kurzer Sinn: Die Personalkosten im Theater Lübeck sind seit
Januar 2017 jedes Jahr um 4 Prozent gestiegen und gleichzeitig
durch das Land immer nur mit 1,5 Prozent aufgefangen worden. Und
meine Aufgabe war es nun, dieses Defizit auszugleichen. Das habe
ich bis heute geschafft - wenn ich jetzt die Nachfinanzierung
hinbekomme. Hinzu kommt: Wir haben erhebliche
Ersatzinvestitionen. Beispielsweise haben wir im Sommer alle
Stühle im Großen Haus neu aufgepolstert. Die notwendigen
Investitionen erfordern insgesamt einen Betrag von rund 10
Millionen Euro. Beim Arbeitsschutz, wo es einen erheblichen
Mitbestimmungsanteil gibt, kommen zusätzliche Gelder auf uns zu.
Wir arbeiten seit zweieinhalb Jahren daran, ich kann im Moment
noch gar nicht genau sagen, was das kostet. Und zwar deshalb
nicht, weil das ja mitbestimmungspflichtig ist. Dieses Ganze -
bei einer Steigerung von 1,5 Prozent - habe ich der Politik
lange intensiv erläutert. Ich bekomme es so leider nicht hin.
Die Politik
ist in dem Fall Karin Prien?
Ich meine die Kultusministerin Prien, auch Ministerpräsident
Daniel Günther, auch den Staatssekretär, auch alle möglichen
kulturpolitischen Sprecher der Fraktionen. Ich habe im Jahr 50
politische Gespräche, auch mit der Kommunalpolitik.
Die Landesregierung hat bis zu meinem Rücktritt ziemlich auf
stur geschaltet. Inzwischen gibt es Bewegung. Es gibt das
ernsthafte Bemühen, an die Probleme heranzugehen. Meine Aufgabe
ist jetzt, das Haus zum 31. Juli 2020 in vernünftigem Zustand an
die Nachfolgerin oder den Nachfolger zu übergeben. Wir haben die
nächste Lohnerhöhung am 1. September 2020 vor uns - und die
große Wahrscheinlichkeit, dass diese Verhandlungen in einen
Bundestagswahlkampf fallen. Die Wahrscheinlichkeit einer
erheblichen Lohnerhöhung ist dann groß.
Den kann das
Theater nur verkraften, wenn die 1,5 Prozent aufgestockt werden.
Selbst Mecklenburg-Vorpommern gibt jetzt 2,5 Prozent aus. Wir
sind inzwischen beim durchschnittlichen Verdienst pro
Mitarbeiter in allen drei schleswig-holsteinischen Häusern
hinter Schwerin, Halle und Chemnitz zurückgefallen. Irgendeiner
muss mal hinter den Osten zurückfallen, aber es ist schon
bitter, dass gerade wir das sind. Wir sind bisher ein gutes
Zweite-Liga-Haus, wir haben im Wagner-Jahr den Echo-Klassik für
den Ring bekommen. Wir haben super Zuschauerzahlen. Wir haben
immer drei, vier, fünf Nominierungen für Opern- oder
Schauspielproduktionen des Jahres. Das alles funktionierte noch
bis 2017. Ich werde aber unter den beschriebenen
Herausforderungen so nicht weitermachen. Wir hatten freie Mittel
für GMD, Operndirektor und Schauspieldirektor von knapp 3
Millionen Euro, die hatten wir 2019 schon nicht mehr. Dabei geht
es um Mittel, die künstlerisch ausgegeben werden können und die
jetzt im Feuer stehen. Auf diese Weise wird das Theater Lübeck
runtergespart, wie es anderen Häusern anderswo schon ergangen
ist.
Wäre das
nicht die Situation, gemeinsam mit den anderen
schleswig-holsteinischen Theatern in Kiel vorstellig zu werden?
Wir sind ja vorstellig geworden. Der Punkt ist: Ich bin
pessimistischer als die Intendanten aus Kiel und des
Landestheaters. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Vielleicht
sind meine Investitionen drängender. Wenn Sie Einzelgespräche
mit Politikerinnen und Politikern führen, wird manches auch sehr
deutlich gesagt, zum Beispiel, wo die Prioritäten liegen. Und
die Priorität lag bisher eindeutig nicht bei Kulturpolitik,
sondern die lag auf Entschuldung der HSH-Nordbank,
Neuinvestitionen oder Universitätskrankenhaus
Schleswig-Holstein.
Ich dachte,
Lübeck sei eine reiche Stadt.
Seit Napoleon nicht mehr. Seit dem ist Lübeck fast immer pleite.
Interview: Jörg
Rowohlt
Zitatende
Quelle: Fachblatt der Genossenschaft Deutscher
Bühnen-Angehöriger / 8-9/19 |
Leserbriefe
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Zitat
Großes Musiktheater in Minden
‘Der Ring‘ von Richard Wagner im Stadttheater Minden
Begeisterungsstürme rief der Ring-Zyklus von Richard Wagner im
Stadttheater Minden hervor. Zu Recht, denn ein großes Ereignis
spielte sich in dem kleinen Theater in der kleinen Stadt ab.
Vielleicht nicht nur, weil Sänger, Orchester und Dirigent
außerordentliche Spitzenleistungen hervorgebracht haben, sondern
auch, weil das Wagner liebende Publikum aufatmen konnte. Es
erlebte eine würdige Umsetzung der gewaltigen Ring-Tetralogie.
Das ist nicht mehr selbstverständlich, wenn man erlebt, wie Land
auf, Land ab in ganz Deutschland versucht wird, Wagner
absichtlich zu zerstören, um dann aus den Trümmern sein eigenes
Süppchen zu kochen, d.h. das Werk zu benutzen, um seine eigenen,
häufig abstrusen, Fantasien und Befindlichkeiten auf die Bühne
zu bringen. Dabei machen völlig unmusikalische Regisseure auch
nicht vor Verdrehungen des Inhaltes und Perversionen halt.
Insofern ist die Messlatte, die hier angelegt werden muss, nicht
ungewöhnlich hoch, jedenfalls was die Gesamtinszenierung
betrifft, wenn man dabei von dem hohen musikalischen Niveau
absieht. Angesichts der zur Zeit gängigen Praxis fast aller
Spielstätten, einschließlich der in Bayreuth, erscheint das
Ereignis in Minden wie ein Wunder. Hat man jedoch noch
Inszenierungen von Günter Roth in Hannover erlebt, die auch
nicht altmodisch oder hausbacken waren, dann darf man doch noch
manche Fragen haben. In den Roth-Inszenierungen der siebziger
Jahre gab es noch einen Wotan, der in gewaltigem farbigem Gewand
mit hoher Kopfbedeckung etwas Übermenschliches verkörperte.
So darf man sich bei der Versammlung der Götter im Mindener
„Rheingold“ wohl fragen, ob die Absicht überhaupt bestand,
Götter auf der Bühne darzustellen. Wagner hat jedenfalls Götter
gemeint – da kann es doch keinen Zweifel geben, mögen es nun die
germanischen Götter sein oder die, wenn man in die neuere Zeit
gehen will, der christlichen Terminologie entsprechenden
übersinnlichen Wesen wie Engel und Erzengel. Statt eines
Einheitslooks von labberigen beige-grauen Jäckchen und Westen
könnte man sich wohl ein würdigeres Erscheinungsbild mindestens
der Gestalt Wotans wünschen. Und wenigstens das luziferische
Wesen Loge hätte vielleicht etwas Rot gebrauchen können.
In der „Walküre“ dann entbehrte das kleine Pferdeschwänzchen
Wotans nicht der Lächerlichkeit. Im gesamten Zyklus war dann
aber doch in der Ausstattung eine Steigerung wahrzunehmen.
Bei den Gebärden bestimmte deutlich der Zeigefinger das
Geschehen. Irgendwann hörte der Verfasser dieses Textes mit dem
Zählen auf.
Im
„Siegfried“ erschien als sehr glücklicher Regiegriff Wotan im
Hintergrund als Projektion. Sehr treffend wurde hier die
Verbindung von irdischer Welt und dem Einfluss der geistigen
Sphäre dargestellt. Schade nur, dass Siegfried die Impulse aus
der Höhe nicht mit Hammerschlägen begleitete, sondern sein noch
nicht fertiges Schwert lange in die Höhe hielt – während im
Orchester die Schläge erklangen. Da kann man wohl an Wagners
Wort denken: “Die Musik ertönt, und was sie tönt, das sollt ihr
auf der Bühne dort erschauen.“ Bei Vor- und Zwischenspielen
allerdings könnte gut auf zu viel Sichtbares verzichtet werden.
Hier war es zwar nicht wie in Bayreuth, wo man sich während des
Vorspiels ansehen durfte, wie Tannhäuser in einem alten Citroen
als Clown durch die Landschaft fuhr – aber warum überhaupt ist
dies Mode geworden? Hat Wagner nicht gewollt, dass das Publikum
bei Vor- und Zwischenspielen einfach hören sollte?
Geht gar nichts mehr ohne äußere Unterhaltung und Bespaßung, die
übrigens meistens nicht einer Sichtbarmachung der Musik
entspricht, sondern eher eine Ablenkung von jeder Möglichkeit
inneren Erlebens ist?
In der „Götterdämmerung“ wirkte die dramatische Umsetzung
seitens der Regie auf großartige Weise, auch wenn man den
lächerlichen Kühlkübel für den Sekt als kleine Entgleisung
empfinden konnte, auch gerade neben dem Trinken der Bruderschaft
aus einem Horn.
Alles in allem: ein großes Ereignis! Man mag keine
Gesangsleistung besonders herausheben, weil die Leistungen
insgesamt auf höchstem Niveau waren.
Mögen uns die Initiatoren in Zusammenarbeit mit dem
Wagner-Verband Minden weitere so großartige Erlebnisse mit
Musikdramen Richard Wagners bescheren.
Heinz Schimmel, Hannover
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Richard-Wagner-Verband Ortsverband Chemnitz e. V.
Vorsitzender
Matthias Ries-Wolff,
Bauernweg 90,
09117 Chemnitz, den 01.10.2019
Liebe
Mitglieder des Chemnitzer RWV,
heute
erreichte uns die traurige Nachricht, dass Jessye Norman gestern
im Alter von 74 Jahren gestorben ist. Welch ein Verlust! Es ist
nicht übertrieben, wenn in diesem Zusammenhang der Begriff
"Ausnahmekünstlerin" verwendet wird. Ihre kraftvolle,
ausdrucksstarke Stimme überlebt auf CD und wird sicher auch von
den nachfolgenden Generationen geschätzt werden. Aus der Fülle
ihrer Aufnahmen empfehle ich Ihnen für heute Abend
'Vier letzte
Lieder' von Richard Strauss mit dem Gewandhausorchester
Leipzig unter Kurt Masur. Und für den nächsten Urlaub ihre
wunderbare Autobiographie, die sich nicht nur von Erfolg zu
Erfolg hangelt (wie bei anderen Sängerbiographien), sondern
lesenswerte Themenschwerpunkte setzt.
An der Oper
Chemnitz fand am vergangenen Samstag die umjubelte Premiere von
'Mefistofele'
statt. Diese große Oper von Arrigo Boito wird eher selten und
wenn, dann in den ganz großen Häusern aufgeführt. GMD Guillermo
Garcia Calvo und Regisseur Csaba Antal haben gezeigt, dass auch
Chemnitz durchaus in der ersten Liga mithalten kann (wenn man
davon absieht, dass in den vergangenen Jahren massiv der
Rotstift an der Robert-Schumann-Philharmonie angesetzt wurde).
'Mefistofele'
ist keine leichte Kost. Das liegt vor allem an den
musikdramaturgischen Schwächen des Stücks. Anders als Gounod,
der die Beziehung von Faust zu Margarethe in den Vordergrund
stellt, kam es Boito darauf an, das Beste aus Faust I und II zu
einer Oper zu verbinden. Herauskam eine Oper mit einer Vielzahl
von kurzen Szenen, die anders als bei Gounod oder Richard
Wagner, den Boito sehr verehrte, nicht geeignet sind, einen
Spannungsbogen aufzubauen. Sein Verleger Ricordi hatte ihm
deshalb auch schon bei Annahme dieser ersten (und einzigen, die
vollendet wurde) Oper prophezeite, dass er kein großer
Opernkomponist werden würde.
Diesen
Mängeln von Partitur und Musikdramaturgie zum Trotz gelang es
dem Regisseur Csaba Antal, eine beeindruckende Show auf die
Beine zu stellen. Auf der Bühne passiert so viel, dass der
Zuschauer oft gar nicht in der Lage ist, alles zu erfassen. Im
Hexensabbat sind zwei Bühnenebenen übereinander und am linken
Bühnenrand zusätzlich eine riesige Konstruktion mit wenigstens
drei weiteren Ebenen, auf denen getanzt und gesungen wird. Im
nächsten Moment erleben wir eine anrührende Szene der zum Tode
verurteilten Margherita mit Faust und
'Mefistofele'.
Durch Überzeichnung ist es Csaba Antal gelungen, diese Kontraste
zwischen intimer Szenerie und Massenspektakel spannungsreich
umzusetzen.
Chor
(einschließlich Extrachor und Kinderchor) zeigten sich zur
Premiere bestens disponiert und wurden von GMD Calvo sicher
durch die Tücken der Partitur geführt. Im Programm wird nur
allgemein die Mitwirkung des Balletts erwähnt, aber manche
Solisten hatten anspruchsvolle Einsätze, dass sie es verdient
hätten, einzeln genannt zu werden.
Die drei Hauptpartien waren mit Magnus Piontek in der
Titelpartie (vor allem mit dämonischer Tiefe; Klasse!), Cosmin
Ifrim als Faust (tonsicher auch in der Höhe und mit echtem
italienischen Schmelz in der Stimme) und Katerina Hebelkova als
Margherita (berührend bis hochdramatisch) optimal besetzt; das
Publikum dankte es ihnen mit Ovationen. Der warme Mezzo von
Sophia Maeno und der lyrische Tenor von Siyabonga Maqungo
verhalfen auch den beiden Nebenrollen zu Glanz.
Wie immer
empfehle ich Ihnen, sich ein eigenes Bild zu machen:
20.12.2019 Freitag
19:00 Uhr
Opernhaus - Saal
19.01.2020 Sonntag
17:00 Uhr
Opernhaus - Saal
29.02.2020 Samstag
19:00 Uhr
Opernhaus - Saal
22.03.2020 Sonntag
17:00 Uhr
Opernhaus - Saal
19.04.2020 Sonntag
17:00 Uhr
Opernhaus - Saal
[...]
Im Namen des Vorstandes grüßt Sie herzlich
Matthias Ries-Wolff
Vorstandsvorsitzender
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Was andere
schrieben
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„IL
TROVATORE”
Mannheim:
Die berüchtigte und oft bespöttelte Unerzählbarkeit von Giuseppe
Verdis „Troubadour" relativiert sich, wenn ein Regisseur sich
unverkrampft aufmacht, es eben doch zu versuchen. Mit Vernunft
und Gefühl. Zuerst aber ist die Inszenierung am Nationaltheater
Mannheim ein musikalisches Ereignis von Rang und auf allen
Ebenen.
Das Dirigat von Roberto Rizzi Brignoli verscheucht mit Alertheit
und Elastizität die Möglichkeiten, bei dieser
Schlagerperlenkette plump und rumsig vorzugehen. Orchester und
trefflicher Chor (Dani Juris) sind gleichermaßen kultiviert und
auf dem Quivive, und wenn sie bei geradezu rasanten Passagen
zwischenzeitlich verschiedene Wege gehen - sehr verschiedene
Wege -‚ ist es den Hochgeschwindigkeitsversuch doch wert und
wird sich gewiss noch finden. Das zentrale Solistenquartett ist
- aus dem Ensemble - so hochkarätig und ebenbürtig besetzt, wie
man es selbst an den ganz großen Häusern nicht immer erlebt...
Musikalisch wird nicht weniger geboten als in einer sehr guten
konzertanten Aufführung. Ein naheliegender Gedanke, da die
Inszenierung Rücksicht nahm und durchaus Gelegenheit zum
Rampensingen gibt. Dies vor allem gegen Ende und zu einem
Zeitpunkt, als es Roger Vontobel längst gelungen ist, eine
plausible, ja starke, düstere Grundatmosphäre zu schaffen.
JUDITH VON
STERNBURG FR, 16.07.2019
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„LUCIA
DI LAMMERMOOR” Regensburg:
„Lucia, entsage
dieser Unglücksliebe!" Wohlgemeinte Warnungen gibt es von Anfang
an, und ebenso ist von Anfang an klar, dass Lucia nicht auf sie
hören und nimmer von Edgardo lassen wird, obwohl der ein
Ravenswood ist, mithin Tod- und Erzfeind der Familie... Doch es
hilft nichts, Edgardo muss es sein: „An seiner Seite öffnet sich
mir der Himmel!" Bereits am Ende dieser zweiten Szene brandet
stürmischer Jubel auf, denn Diana Tugui öffnet als Lucia auch
stimmlich den Himmel...
Wunderbarerweise aber können sämtliche Solisten mit dem Niveau
von Diana Tugui mühelos mithalten... Beeindruckend Daniel
Capkovic als um seine Existenz kämpfender Enrico: Der Bariton
aus Bratislava ist für die tragische Titelheldin ebenso ein
Gegenüber auf Augenhöhe wie Cesar Delgado als Edgardo. Der
warme, geschmeidige Tenor des gebürtigen Mexikaners
umschmeichelt nicht nur seine unglückliche Geliebte...
Herausragend auch Jongmin Yoon als Raimondo... Das
Philharmonische Orchester Regensburg präsentiert unter der
lässig-konzentrierten Leitung von Tom Woods ein verlässlich
exaktes Gespür für Donizettis ständige Wechsel von Tempo und
Lautstärke.
FLORIAN
SENDTNER - MITTELBAYERISCHE ZEITUNG, 02.07.2019
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„SCHWANDA,
DER DUDELSACKPFEIFER”
Gelsenkirchen: Kunstvoll verschlungen kreuzen sich die Motive im
ungewöhnlich ausgedehnten Vorspiel zu „Schwanda, der
Dudelsackpfeifer". Gewitzt lässt Kapellmeister Giuliano Betta
mit der vortrefflich eingestimmten, groß besetzten Neuen
Philharmonie Westfalen hinter der Fassade des eingängig
Schlichten das Vielschichtige der volkstümlichen Oper von
Jaromir Weinberger aufblitzen. Musikalisch ist die letzte große
Opernpremiere der Saison im Großen Haus des Musiktheaters im
Revier ( ... ) eine Wucht. Szenisch glückt dem niederländischen
Regisseur Michiel Dijkema kongenial ein bildmächtiges Spektakel.
So schlüssig durchdringen sich in seiner Inszenierung
Märchenzauber und böhmische Sagenwelt, dass der Jubel eines
begeisterten Premierenpublikums kaum enden mochte... Mit
Szenenbeifall reagiert das Premierenpublikum auf die glutrote
Teufelspyramide mit einem prächtig auftrumpfenden Chor...
Ilia Papandreou singt eine kesse, höhensichere Dorota voller
Leuchtkraft und kristallklarer Kontur. Piotr Procheras wendiger
Bariton läuft als Schwanda zur Hochform auf. Uwe Stickerts
lyrischer Spieltenor als Babinsky ist eine Idealbesetzung. Petra
Schmidts brillant auftrumpfende Eiskönigin, Michael Heines
diabolischer Magier und Joachim G. Maaß als hinreißend
komödiantischer Satan geben der neuerdings häufiger gespielten
Opern-Wiederentdeckung markante Konturen.
BERND
AULICH RECKLINGHÄUSER ZEITUNG. 17.06.2019
Zitatende
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Zitat
„LA
TRAVIATA”
Lübeck: ...
Lorenzo Fioronis Inszenierung von Giuseppe Verdis „La Traviata"
wurde am Ende stürmisch bejubelt - vor allem wegen der
großartigen Leistung des Ensembles, des Dirigenten und des
Orchesters. In den Applaus für das Regieteam mischten sich aber
auch wütende Buh-Rufe - warum auch immer. Denn Lorenzo Fioronis
Inszenierung besticht durch ihre Stringenz und ihre
eindringlichen Bilder. Sie ist zudem sehr dicht an Verdis Musik
und in ihrer Dramaturgie ebenso dicht am Libretto... Das Leben
als Krankheit zum Tode ist für Fioroni eines der Hauptmotive
seiner Inszenierung...
Musikalisch ist diese Produktion auch über alle Zweifel erhaben.
Manfred Hermann Lehner dirigierte die Lübecker Philharmoniker
mit Eleganz, er begleitete die Sänger ausgezeichnet und schaffte
immer wieder klangliche Finessen, die man so lange nicht gehört
hat. Das Orchester wirkte wie befreit und spielte mit Lockerheit
und Souveränität - auch das eine herausragende Leistung. Der von
Jan-Michael Krüger einstudierte Chor sang und spielte so
freudig, wie man es von ihm kennt. Überragend im Ensemble war
die junge Sopranistin Maria Fernanda Castillo in der Rolle der
Violetta...
JÜRGEN
FELDHOFF - LÜBECKER NACHRICHTEN, 15.06.2019
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Zitat
„KATJA
KABANOVA'
Heidelberg:
... Regisseurin Andrea Schwalbach und Bühnengestalterin Anne
Neuser vermeiden dunkle Ecken, in denen Unheil gärt. Sie legen
mit psychologischem Skalpell von Anfang an alles offen. Darin
sind sie sich einig mit dem Komponisten Leoš Janáček, dem die
realistische Darstellung seelischer Vorgänge auf der Bühne über
alles ging. Was die äußerst dicht gewebte Musik unter GMD Elias
Grandys Dirigat an Dynamik im Orchestergraben entfacht, setzen
auch die Sängerinnen und Sänger auf der nach vorn kippenden
Schräge fabelhaft um. Einen grandiosen Abschied von der Bühne
feierte dabei Kammersängerin Carolyn Frank... Eine
Charakterdarstellerin von höchstem Format, die nun in den
verdienten Ruhestand geht...
Die Leistungen des gesamten Ensembles sowie des Chores
(Einstudierung Ines Kaun) und des Philharmonischen Orchesters
sind auf höchstem Niveau angesiedelt, und auch die Inszenierung
verdient absoluten Respekt...
Dirigent Grandy und die Musiker des Philharmonischen Orchesters
verschaffen diesem Abend eine extrem ausdrucksstarke Grundlage,
auf der die Solisten sicher balancieren. Das ist hörens- und
sehenswert!
MATTHIAS
ROTH RHEIN-NECKAR-ZEITUNG, 27.05.2019
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„LES
HUGUENOTS”
Dresden,
Semperoper: Es ist fast 20 Jahre her, da wurde Peter Konwitschny
( ... ) mit Buhrufen aus der silvesterlichen Semperoper
gejagt...
Nach zwei Jahrzehnten hat es Peter Theiler als neuer Intendant
der Semperoper wieder mit Konwitschny versucht - und der
provoziert noch immer, diesmal aber in entgegengesetzte
Richtung: Seine nicht mal vierstündige Fassung der „Hugenotten"
von Giacomo Meyerbeer ( ... ) zeigt die Geschichte des
Glaubenskrieges zwischen Protestanten und Katholiken im Paris
des 16. Jahrhunderts zunächst so konventionell, dass man sich
die Augen reibt...
Das Angenehme und Überraschende an Konwitschnys Inszenierung ist
zugleich, dass er vollständig der Wirkung des Werkes vertraut...
Dabei wird auch klar, dass es - religiös motiviert oder nicht -
nur die Abgrenzung zum Andersartigen, Fremden braucht, und schon
hat man Vorwand genug, seinesgleichen auf grausamste Art und
Weise niederzumetzeln...
Am eindrucksvollsten gerät die Personenführung des riesigen
Staatsopernchores, der gerade in Gestalt der praktisch pausenlos
geforderten Männer als komplexe Masse voller Individualisten
erscheint, die sich dann zusammenrottet, wenn sie einen
gemeinsamen Feind erkannt hat... Die Wirkung der Chorszenen ist
berückend erdrückend...
CHRISTIAN SCHMIDT TAGESSPIEGEL, 02.07.2019
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Kalenderblätter
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Karan Armstrong
... am 14.
Dezember 1942 geboren
/
Foto Langen
Müller |
Sie widmete sich
zunächst dem Klavier und schloss das Studium mit einem Bachelor of Music
1963 am
Concordia College (Moorhead)
in den USA ab.
Anschließend studierte sie bei Lotte Lehmann, die neben Armstrong nur
noch eine weitere Meisterschülerin, Grace Bumbry, angenommen hatte.
Ihr professionelles Operndebüt gab sie 1965 in San Francisco als Musetta
in Puccinis 'La Bohème'. Nachdem Armstrong einen Gesangswettbewerb der
Metropolitan Opera gewonnen hatte, debütierte sie 1967 in einer
Nebenrolle in Strauss' 'Frau ohne Schatten' an dem New Yorker Haus.
Neben weiteren Rollen an der „Met“ war sie von 1969 bis 1977 sehr häufig
an der New York City Opera engagiert (u. a. als Violetta in Verdis 'La
Traviata'), weswegen sie in dieser Zeit auch ihren Wohnsitz in New York
City nahm.
In Europa debütierte Armstrong 1974 als Micaëla in Bizets 'Carmen' an
der Opéra du Rhin in Strasbourg. Im darauf folgenden Jahr machte sie
europaweit mit ihrer ersten Salome von Strauss am selben Haus auf sich
aufmerksam.
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Zitat
Sie
zählt zu den profiliertesten Sänger-Darstellerinnen des
Musiktheaters als Salome (Debüt an der Deutschen Oper Berlin am
15.12.1977), Melisande, Katja Kabanowa, Marie / WOZZECK, Lulu,
Frau in Schönbergs ERWARTUNG, Elsa / LOHENGRIN (mit
Videoaufnahme bei den Bayreuther Festspielen), Färberin / DIE
FRAU OHNE SCHATTEN, Sieglinde / DIE WALKÜRE, Marschallin / DER
ROSENKAVALIER, Alice / FALSTAFF (Film unter Sir Georg Solti).
Sie wirkte bei zahlreichen Uraufführungen mit, darunter LOU
SALOMÉ von Giuseppe Sinopoli in München und UN RE IN ASCOLTO von
Luciano Berio in Salzburg.
Inzwischen hat sie ihr Repertoire um die Partien der Herodias,
Kabanicha, Klytämnestra und Kostelnicka (an der Komischen Oper
Berlin) ergänzt, die sie an internationalen Opernhäusern
präsentiert. Daneben widmet sie sich intensiv ihrer
pädagogischen Tätigkeit.
Zitatende
Quelle:
Deutsche Oper Berlin -
https://www.deutscheoperberlin.de/de_DE/ensemble/17114 |
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Rita
Streich
... am 18.
Dezember 1920 geboren
/ Foto Sony |
Der
Erste Weltkrieg brachte den Vater in russische Kriegsgefangenschaft, die
Mutter - eine Russin - brachte die kleine Tochter nach der Internierung
des Vaters nach Deutschland. In Essen begann sie auch sich mit Musik zu
beschäftigen, die Stimme in Augsburg und Berlin ausbilden zu lassen.
Ihre wichtigsten Lehrerinnen waren Erna Berger und Maria Ivogün.
1943 debütierte sie am Theater in Aussig mit der Zerbinetta, 1945 konnte
sie ein Engagement an der Lindenoper in Berlin antreten, das bis 1952
andauerte. Dann begann sie an der Wiener Staatsoper mit den Rollen ihres
Fachs - immer wieder Zerbinetta, Königin der Nacht, Blondchen, Zerlina.
Diese auch 1954 bei den Salzburger Festspielen mit Cesare Siepi als
Giovanni.
Besonders lag ihr die Operette - hier speziell die Adele.
Konzert- und Liederabende wurden zahlreicher, als sie meinte, den Zenit
ihrer Laufbahn als Opernsängerin erreicht zu haben.
Ab 1974 lehrte sie an der Folkwanghochschule in Essen, wo sie als 'Rote
Rita' Furore machte.
Die Suche nach "rita streich"
ergab 216 Treffer
https://www.jpc.de/s/rita+streich
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Edita
Gruberowa
... am 18.
Dezember 1946 geboren
/ Foto BR Klassik |
Sie
wurde neben die Callas und die Sutherland gestellt, als sie 1991 in
München die Lucia sang, sie sei den beiden gleichwertig, wenn nicht
sogar noch zwingender.
In Preßburg geboren, nahm sie in Prag den ersten Gesangsunterricht, sang
in der slowakischen Hauptstadt 1968, dann zwei Jahre in der Provinz.
1970 präsentierte sie sich an der Wiener Staatsoper mit der Königin der
Nacht, konnte aber trotz der ganz offensichtlichen stimmlichen
Fähigkeiten nur als Elevin einen Fuß in die Tür des Hauses stellen,
studierte weiter nun mit Ruthilde Boesch und durfte nach sieben Jahren
Wartezeit endlich unter Böhm die Zerbinetta singen.
Der Erfolg war
durchschlagend. Alle Häuser der Welt öffneten sich ihr.
Eine Pressekampagne gegen Sie führte in Salzburg zu einem Eklat, als sie
die österreichischen Journalisten von einer von ihr gegebenen
Pressekonferenz ausschloss. Als Star konnte sie es sich jetzt erlauben,
abzurechnen.
Nach Königin der Nacht, Zerbinetta und Konstanze erschloss sie sich die
Werke, die bis dahin von der Sutherland und der Callas belegt waren.
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Zitat
Kammersängerin Edita Gruberova im Gespräch (2015)
Das Repertoire des italienischen Belcantos lag Edita Gruberová
stets besonders am Herzen. Und eine ihrer Paraderollen ist die
der Elisabetta in Gaetano Donizettis Oper "Roberto Devereux";
1990 verkörperte sie die englische Königin Elisabeth I. am
Teatro Liceu Barcelona zum ersten Mal. Mit dieser Partie wird
sie am 27. März – nach über 50 Jahren – an der Bayerischen
Staatsoper ihren Abschied von der Münchner Opernbühne geben. Die
Inszenierung liegt in den Händen von Christof Loy. Man darf wohl
vom Ende einer Ära sprechen.
Edita Gruberovás Karriere im Überblick:
1961-1968: Studium am Konservatorium in Bratislava
1968-1969: Erstes Engagement am Opernhaus im
slowakischen Banská Bystrica
ab 1969: Engagement an der Wiener Staatsoper
1969: Debüt in Mozarts "Zauberflöte" als Königin der Nacht
1976: Internationaler Durchbruch als Zerbinetta in "Ariadne
auf Naxos" von Richard Strauss
1988: Lucia in "Lucia di Lammermoor" von Donizetti an der
Metropolitan Opera in New York
1997: Titelrolle in Donizettis "Linda di Chamounix" an der
Wiener Staatsoper
1998: Elvira in "I Puritani" von Bellini in Zürich / Elisabeth
I.
in "Roberto Devereux" von Donizetti an der Wiener
Staatsoper
2001: "Beatrice di Tenda" von Bellini in Zürich
2006: Rollendebüt als Norma in Bellinis "Norma" an der
Staatsoper in München
2008: Feier des 40. Bühnenjubiläum am Teatre del Liceu in
Barcelona
2009: Rollendebüt als Lucrezia in "Lucrezia Borgia" von
Donizetti an Münchner Staatsoper
2013: Rollendebüt als Alaide in "La Straniera" von Bellini
Im Laufe ihrer Karriere wurde die Sopranistin mit zahlreichen
Preisen ausgezeichnet, darunter der Internationale Music Award,
der Herbert-von-Karajan-Musikpreis und der Preis der
Kulturstiftung Dortmund für ihr Lebenswerk. Außerdem wurde sie
zur Österreichischen und Bayerischen Kammersängerin ernannt.
Edita Gruberovás Abschiedsabend an der Bayerischen Staatsoper:
Gaetano Donizetti: "Roberto Devereux" - Tragedia lirica in drei
Akten
München, Nationaltheater - Mittwoch, 27. März 2019, 19:00 Uhr
Bayerisches Staatsorchester
Chor der Bayerischen Staatsoper
Leitung: Friedrich Haider
Inszenierung: Christof Loy
Sendung: "Allegro" am 21. März 2019 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Zitatende
Quelle: BR
Klassik
https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/edita-gruberova-koloratursopranistin-abschied-von-der-opernbuehne-100.html |
Wissend, dass man Schallplatten mit ihr leicht verkaufen konnte,
gründete sie 1993 in der Schweiz ein Label unter dem Namen NIGHTINGALE
CLASSICS.
Die Suche nach "gruberowa"
ergab 102 Treffer
https://www.jpc.de/s/gruberowa
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Sherrill Milnes
... am 10.
Januar 1935 geboren
/ Foto: Decca |
Der
Vater war Bauer und die Mutter Chorleiterin. sie brachte ihm die ersten
Töne auf der Geige, Klavier, Bratsche, Tuba und natürlich der eigenen
Stimme bei. Beim Vater, auf den Feldern, trainierte er sich einen
starken Körper an.
Genannt wurde er mit den Baritonkollegen Lawrence Tibbet, Leonard Warren
und Robert Merill, die allesamt das Amerika der Baritone auf den Bühnen
der Welt vertraten.
Von der New York City Opera gelang ihm bald der Sprung an die Met, wo er
1965 den Valentin im 'Faust' neben Montserrat Caballé als Marguerite
sang.
Karl Böhm verpflichtete ihn als Macbeth an die Wiener Staatsoper. Verdi
wurde der von ihm favorisierte Komponist, er hatte die Höhe für den
Luna, den Jago - mit seinem hohen A unterstützte er den Ton, den der
Otello zu singen hatte. Diese Höhenakrobatik forderte ihren Tribut, dass
er später gelegentlich Probleme mit dem genauen Treffen der Töne hatte.
Ganz abgesehen davon, klangen sie irgendwie unorganisch und nicht zum
Timbre seiner Stimme gehörig.
Besonders gelungen war die Titelrolle im 'Hamlet' von Ambroise Thomas.
|
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Zitat
Am Sa 18. Jänner 1992
19:30 Brahms-Saal, Musikverein gab Sherill MILNES ein Konzert
mit folgendem Programm
Giovanni Battista Bononcini L’esperto
nocchiero; Bearbeitung von Pietro Floridia („Der erfahrene
Seemann“)
Alessandro Stradella Col mio sangue comprerei („Könnt’ ich mit
meinem Blut wohl kaufen“); Bearbeitung von Pietro Floridia
Wolfgang Amadeus Mozart „Un bacio di mano”. Ariette, KV 541
(„Ein Handkuss”)
Georg Friedrich Händel „Un ombra di pace” („Ein Schein des
Friedens”)
Robert Schumann Widmung, op. 25/1 Der Nussbaum, op. 25/3
Schlusslied des Narren, op. 127/5
Erich J. Wolff „Einsamkeit”, op. 22/2 „Andacht”, op. 11/1
Joseph Marx „Hat dich die Liebe berührt“.
Giuseppe Verdi „Per me giunto“ Arie des Rodrigo aus der Oper
„Don Carlos” „Io morrò”. Arie des Rodrigo aus der Oper „Don
Carlos”
— Pause —
Francesco Santoliquido „Tombe doucement” („Falle sanft”) „Quand
je suis sorti” („Als ich gegangen bin”) „Sur les fleurs du
prunier” („Auf die Blüten des Pflaumenbaums”) „Je sais le source”
(„Ich kenne die Quelle”) „Malinconia” („Melancholie”) „Riflessi”
(„Widerschein”) Josephine McGill „Duna”
Vittorio Giannini „If I had known” („Hätt´ ich verstanden”)
„Tell Me, Oh Blue, Blue Sky” („Sag´ mir, du blauer, blauer
Himmel”)
Virgil Thomson „Tiger! Tiger!” „The Divine Image” („Das
göttliche Bild”)
Albert Hay Malotte „David and Goliath”
Zitatende |
Die Suche nach
"sherill milnes" ergab 104
Treffer /
https://www.jpc.de/s/sherill+milnes
Das
Saarland war und ist seine Heimat. Hier ging er zur Schule, machte
Abitur und studierte ab 1960 an der Hochschule in Saarbrücken.
Mehrere Wettbewerbe konnte er gewinnen, bis 1967 die Karriere mit dem
Debüt am Theater in Saarbrücken begann, 1971 der Wechsel an die Deutsche
Oper am Rhein.
Der 'Heerrufer' beurteilt von Jürgen Kesting in Verbindung mit Aussagen
über René Kollo:
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Zitat
Als er
[René Kollo]
in
Bayreuth zum ersten Mal den Lohengrin verkörperte, wurde noch
sein »tamino-haft schlankes Singen« gerühmt. 1976 sang er die
Partie bei den Salzburger Osterfestspielen unter Herbert von
Karajan - und stieg nach der Premiere aus, weil der Regisseur
Karajan die Szene im Brautgemach zur Begegnung eines sich
fremden Paares gemacht hatte, während sein Protagonist der
Ansicht war, diese Szene müsse »sinnlich« gespielt werden.
Die gleichwohl nach vielen Querelen und
Besetzungsschwierigkeiten entstandene Aufnahme - montiert aus
Takes, die im Dezember 1975, im März 1976 und im Mai 1981
gemacht wurden - ist orchestral unerträglich aufgedonnert, und
nur Anna Tomowa-Sintow, Siegmund Nimsgern und Karl Ridderbusch
werden ihren Rollen gerecht.
Kollo ist kein »Ritter in Blau«. Er klingt angestrengt im ersten
wie im zweiten Akt, klanglich bleich in der Brautgemach-Szene,
hoch liegende lyrische Phrasen mit gepreßtem und künstlich
aufgehelltem Ton skandierend. Den Abschied singt er so
sentimental, als befände er sich in einer »Achtung
Klassik«-Sendung des Fernsehens auf der Rückreise ins Land des
Lächelns.
Zitatende
Quelle: Jürgen Kesting - Die
großen Sänger - Seite 2208 |
Der
Wotan dann in Bayreuth in der Peter Hall / Georg Solti Produktion.
Die präzise Textgestaltung auf den Tonträgern besonders auffallend -
gemessen an dem heutigen Genuschel - und sah man ihn, wurde klar, welche
Gestaltungsmöglichkeiten über Text und Ton für die Szene gegeben sind.
Er nutzt sie auch beim Telramund, beim Amfortas und beim Kurwenal.
Über Wagner darf nicht vergessen werden, wie er unter anderem Amonasro,
Scarpia, Jago, Pizarro, den Hänsel-Vater gestaltete.
Vielseitigkeit - dokumentiert in diversen Publikationen - wird
festgestellt in Produktionen von Bachs Kantaten und Oratorien, Bartóks
'Blaubart', Marschners 'Vampir', Hindemiths 'Cardillac', Mahlers
'Achte', um nur einige zu nennen.
https://www.google.de/search?q=siegmund+nimsgern
&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwj82tWcq-7kAhWIyqQKHQBTDCoQ_AUIESgB&biw=1280&bih=586#imgrc=-LENxB_o5BwPgM
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Marilyn Horne
... am 16.
Januar 1934 geboren
/ Foto: His
Masters Voice |
Gelsenkirchen hatte das Glück, die junge Horne an sein Haus zu
verpflichten. Sie hatte in Los Angeles studiert und sich von Lotte
Lehmann zusätzlich auf den Beruf als Sopranistin vorbereiten zu lassen.
1954 lieh sie Dorothy Dandridge die Stimme für die Verfilmung der Carmen
in der Regie von Otto Preminger.
Im Ruhrgebiet sang sie Mimi, Tatjana und die Isabella in 'Die
Italienerin in Algier' in der damals üblichen Sopranfassung. Dass diese
Partie von Giulietta Simionato in der Originalfassung des Koloratur-Alt
vorgestellt worden war, ging im täglichen Opernbetrieb unter. Mit der 'Wozzeck-Marie'
verabschiedete sich Marilyn Horne von Deutschland und ging nach San
Francisco.
Hier hatte sie Gelegenheit für Giulietta Simionato in 'Beatrice di Tenda'
neben Joan Sutherland einzuspringen. Aus dieser mehr zufälligen
Zusammenarbeit ergab sich eine über Jahre dauernde Verbundenheit mit dem
Erfolg einer Wiederentdeckung des Belcanto eines Vincenzo Bellini.
1964 hörte man sie als Arsace in Rossinis 'Semiramis', einer Partie, die
ihr anfänglich Schwierigkeiten bereitete, da sie zwar über eine
Sopranhöhe verfügte, die sie ja auch jahrelang praktiziert hatte, ihr
aber die tiefe Mittellage ihr nicht so geläufig war.
Unermüdliches Üben und das Erschließen der für sie neuen Partien des
Koloratur-Mezzo brachten, gepaart mit einer extrem 'geläufigen Gurgel',
die Erfolge, an die heute noch die Schallplatte erinnert.
Richard Bonynge förderte die nahezu als Zusammenwachsen zu bezeichnende
Abgleichung der Stimmen seiner Frau Joan Sutherland mit der von Marilyn
Horne, die zu großen Erfolgen bei den gemeinsamen Auftritten führte.
Die Suche nach "marylin horne"
ergab 178 Treffer
https://www.jpc.de/s/marylin+horne
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Katia Ricciarelli
... am 16.
Januar 1946 geboren
Foto:
DGG |
Seit 1974 sang sie regelmäßig auf der Bühne von Covent Garden in London
und trat dort später nach ihrem Debüt 1969 als Mimi auch noch als Amelia
in Verdis 'Maskenball', als Titelheldin in dessen 'Luisa Miller', als
Elisabetta im 'Don Carlo', als Aida, als Leonora im 'Troubadour', als
Desdemona im 'Otello', als Alice Ford in 'Falstaff', als Lucia in 'Lucia
di Lammermoor' und als Giulietta in Bellinis 'I Capuleti e I Montecchi'
auf.
1969 hatte sie in Mantua als Mimi in der 'Boheme' debütiert, studiert
hatte sie in Venedig.
1973 sang sie zum ersten Mal an der Scala in Mailand, 1974 an der Met -
in beiden Fällen die Mimi.
Ihr typischer italienischer Sopran mit Koloraturmöglichkeiten
ermöglichte ihr Anfang der 1980er-Jahre der Beschäftigung mit dem Werk
von Rossini. So wurde sie ab 1982 für einige Saisonen nach Pesaro
eingeladen, wo sie in den bemerkenswerten Wiederaufführungen der Opern
'Il viaggio a Reims' als Madame Cortese und 'Bianca e Falliero' als
Bianca, 1989 als Ninetta in 'La gazza ladra', als Ellen in 'La donna del
lago' und als Amenaide in 'Tancredi' auftrat. 1985 sang sie am Teatro La
Fenice in Venedig die Titelpartie in Rossinis 'Armida' und in Parma die
Semiramis in Rossinis gleichnamiger Oper.
Die Gefahr eines italienischen lyrischen Soprans liegt darin, die dunkle
Färbung aus einer sonoren Mittellage heraus zum Anlass zu nehmen, in ihm
einen Spinto feststellen zu können.
So meinte die Sängerin nach der Liu die Turandot singen zu müssen - mit
den entsprechenden Folgen.
HvK neigte dazu, die Sopranrollen aus einer Vorstellung heraus, diese zu
lyrisieren, in der Besetzung zu klein anzusetzen, statt adäquat zu
besetzen.
So kam eine Tosca mit Katia Ricciarelli unter seiner Leitung zustande.
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Pilar
Lorengar
... 16.
Januar 1928 geboren
/ Foto: Arthouse |
Zitat
Wer ihre Stimme einmal gehört hatte, vergaß sie nie wieder. Ihr
langjähriger Kollege und Bühnenpartner Dietrich Fischer-Dieskau schrieb
über Pilar Lorengar: "Diese Stimme habe ich gekannt, bevor ich sie
hörte. Sie holte mich ein mit ihrem Goldstrahl, weil es ein Mensch ist,
der aus ihr singt."
Mehr als 30 Jahre
lang war die spanische Sopranistin Pilar Lorengar als Ensemblemitglied
der Deutschen Oper Berlin ein von Kollegen wie Publikum tief bewunderter
und heiß geliebter Star, die mit ihrem Temperament begeisterte und durch
Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit bezauberte. Obwohl sie an den
großen Opernhäusern der Welt gastierte, blieb Berlin ihre künstlerische
Heimat. Carl Ebert hatte sie 1958 an die damals noch Städtische Oper
geholt. Bei der Eröffnung des neuen Hauses an der Bismarckstraße 1961
sang sie an der Seite von Dietrich Fischer-Dieskau die Partie der Donna
Elvira in Mozarts DON GIOVANNI.
Sie begeisterte über die Jahre in unzähligen Premieren und
Repertoireaufführungen mit allen großen lyrischen Mozart-Partien und
unvergessenen Rollenporträts als Traviata, Elisabetta, Desdemona, Elsa,
Mimì, Madama Butterfly, Tosca, Valentine in DIE HUGENOTTEN und vielen
mehr.
Pilar
Lorengar in TOSCA © kranichphoto
Als sie im Alter von
nur 68 Jahren in Berlin starb, trauerte die musikalische Welt. Es bleibt
die Erinnerung an eine der größten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts.
Am 16. Januar 2018 wäre sie 90 Jahre alt geworden.
Zitatende
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Jochen Kowalski
... am 30.
Januar 1954 geboren
/
Foto:
Cappriccio |
Zitat
Die Laufbahn des
Berliner Kammersängers Jochen Kowalski begann an der Komischen Oper
Berlin. Viele herausragende Partien, meist in Inszenierungen von Prof.
Harry Kupfer, haben ihn weltweit populär gemacht. Gastspiele führten ihn
an alle führenden Opernhäuser Deutschlands genauso wie an die Wiener
Staats- und Volksoper, die Opéra national de Paris, das Royal Opera
House Covent Garden und die Metropolitan Opera in New York. Sein
Repertoire umfasst ebenso Barockopern von Monteverdi, Händel, Gluck bis
Mozart wie Franz Schuberts Liedzyklen oder Olga Neuwirths »Hommage à
Klaus Nomi«. Mit vielen zeitgenössischen Komponisten wie Arvo Pärt, Rolf
Liebermann, Johannes Kalitzke und James Reynolds hat er erfolgreich
zusammengearbeitet. Er ist gern gesehener Gast bei nationalen und
internationalen Festivals. In den Konzertsälen bedeutender Musikzentren
wie Wien, Moskau, St. Petersburg, Barcelona, Madrid, Paris, London und
Tokio hat er erfolgreich konzertiert. Weltweite TV-Auftritte, zahlreiche
CD- und DVD-Aufnahmen und seine kürzlich erschienene Autobiografie haben
ihn einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht. Er gilt als
Wegbereiter des Countertenor-Gesanges in Deutschland. Sein
künstlerisches Schaffen wurde mit vielen nationalen und internationalen
Preisen geehrt. Er ist Träger des Verdienstordens des Landes Berlin und
des Roten Adlerordens seines Heimatlandes Brandenburg. Er ist
Mitinitiator des »Barock meets Jazz«-Projektes. Regelmäßig arbeitet er
mit dem Vogler Quartett, dem Kammerorchester »Il Concertino Virtuoso«
und dem Carl-Maria-von-Weber Ensemble der Staatskapelle Berlin.
Zitatende
Quelle
https://www.staatsoper-berlin.de/de/kuenstler/jochen-kowalski.279/
'Der Konflikt'
Der Konflikt der
Musikhochschulen besteht darin, dass sie einerseits ein
wissenschaftliches - universitäres Institut sind, andererseits aber
Instrumentalisten und Sänger für eine berufliche Laufbahn ausbilden
sollen.
Alle Lehrkräfte sind stolz, wenn ihre Veranstaltungen, Seminare, Klassen
gut bis sehr gut besucht sind.
Sie, die Physiker, Mathematiker, Chemiker, Maschinenbauer,
Materialkundler, Literaten, Linguisten, Philosophen, Theologen,
Juristen, Historiker und so weiter begleiten ihre Studenten durch die
Bachelor- und Master-Prüfungen. Krönen eventuell das Studium mit einer
Dissertation und das war es dann auch.
Natürlich gibt es auch Menschen die den - die Promotion Begleitenden -
verbunden bleiben.
Aber ich habe selten davon gehört.
Was aber ist so völlig anders an einem Instrumental- und Gesangsstudium?
Um Musik zu machen, benutzt man den Körper, der das Instrument zum
Klingen bringt.
Ein Pianist braucht geeignete gesunde Hände, ein Bläser braucht
geeignete, gesunde Lippen und Zähne, die Streicher brauchen sensible,
flinke Finger.
Die Sänger aber haben es noch schwerer, denn sie selbst sind das
Instrument.
Der Körperbau zeigt, welchem Stimmfach der zukünftige Sänger angehören
wird. Dies so schlüssig wie möglich einzuschätzen, erfordert vom
Gesangslehrer einen erfahrenen Blick, Beobachtungsgabe und den Mut
falsche Selbsteinschätzungen der Schüler zu korrigieren.
Behutsame, aber strenge Pflege und die dem jeweiligen Entwicklungsstand
angepassten Übungen, dazu die passende Literatur, lassen die Stimme
erblühen und die junge Sänger- Persönlichkeit findet zu sich selbst.
Außer Geduld gehört eine solide Kenntnis der Anatomie des Stimmorgans
seitens des Gesangspädagogen zur Ausbildung von Sängern.
Um sie 'begreifbar' zu machen, werden die Hände benutzt.
Sie helfen, den vor dem Kontrollspiegel stehenden Schüler die richtige
Haltung und Körperspannung zu finden, nicht schlaff und nicht
verkrampft.
Sie tasten wo der tiefe Atem hinströmt,
sie tasten wo die Resonanzen des Kopfes schwingen,
sie tasten ob das Kinn zu fest ist oder schlackert, ob die Zunge sich
auf wölbt, halten einen kleinen Spiegel vor, um zu zeigen, wie sich
Gaumensegel samt Zäpfchen hoch wölben, streichen Angstfalten und
verkniffene Augen weg.
Auch Mediziner, Physiotherapeuten, Veterinäre müssen mit ihren Händen
zupacken oder tasten, um Knoten oder Fehlstellungen zu erspüren.
Solches Verhalten wäre bei Geistes- und Politikwissenschaften höchst
befremdlich.
Bewegungsunterricht,
szenischer Unterricht, solo oder in der Gruppe, im Ensemble.
Dazu eine solide Kenntnis in Musikgeschichte, Harmonielehre,
Theatergeschichte bilden ein gutes Rüstzeug.
Aber auch Kenntnisse in Buchführung, Steuererklärung,
Künstlersozialkasse und Interesse für die Abläufe des Marktes müssen
hinzukommen.
Klassenkonzerte, szenische Vorstellungen in der Hochschule, schriftliche
Arbeiten, Zwischenprüfungen, Bachelor-, Master- Prüfung.
Und dann der Schritt ins Leben.
Das heißt: Vorsingen und hoffen.
Spätestens jetzt zeigt sich, dass der Markt voll ist von entzückenden
Soubretten, sexy Koloratursopranen und hingebungsvollen Lyrischen.
Für Altistinnen sind eher Möglichkeiten gegeben.
Spaßige Tenorbuffi, die auch musicalgeeignet sind, gibt es ausreichend.
Für Baritone, der natürlichsten männlichen Stimmlage, finden sich im
Markt nur bei exzeptionellem Können Lücken.
Dagegen sind tiefe Bässe rar.
Wo sind die stattlichen Frauen und die groß gewachsenen jungen Männer
mit den Stimmen und ihrem entsprechendem Entwicklungspotential, mit den
Pracht-Stimmen für die Helden-, Kavalier- und Charakter-Fächer?
Hat der Diätwahn die Bevölkerung so verändert, dass nur noch verhungerte
Mini-Mausi-Mädchen heiratswürdig sind? Auch will niemand Fettwänste auf
der Opernbühne sehen.
Die Leichtathletik-Bilder aus Doha haben gezeigt, dass die
unterschiedlichen Disziplinen höchst unterschiedliche Körper brauchen.
Die Laufgazellen können nicht Kugelstoßen und umgekehrt.
Dieses Grundsätzliche muss der Gesangspädagoge wissen.
Eine Musikhochschule handelt verantwortungslos, wenn sie volle Klassen
einer Gesangs-Abteilung gleichsetzt mit der Ehre voller Klassen in der
Wissenschaft.
Helmut Deutsch, der großartige Liedbegleiter schreibt hierzu in seinem
Buch 'Gesang auf Händen tragen':
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Zitat
Es liegt
nicht zuletzt am bürokratischen System dass Musikhochschulen
keine Elite, sondern meist nur Durchschnitt ausbilden. Die
Deputate der Lehrer müssen gefüllt sein, der Unterrichtsanspruch
jedes Studenten ist unabhängig von seiner Begabung natürlich
gleich, und bei Prüfungen wird im allgemeinen sehr milde
geurteilt, sozusagen 'im Zweifel für den Angeklagten'.
Besonders bei Sängern scheint immer wieder Panik aufzukommen,
dass man eine außergewöhnliche Begabung nicht gleich erkennen
würde, denn die stimmliche Entwicklung braucht eben
unterschiedlich viel Zeit.
So werden junge Menschen auf viele Jahre lang mitgeschleppt, bis
endlich auch wirklich jedem klar ist, dass alle Hoffnungen
vergeblich waren.
Und man hat ihnen damit ein großes Stück ihrer Jugend gestohlen.
Zitatende
Quelle: Helmut
Deutsch - Gesang auf Händen tragen - Mein Leben als
Liedbegleiter - Henschel Verlag
ISBN 978 - 3 - 89 487 - 803 - 0 - Seite 115 |
Und genau so ist
es!
ML Gilles
Die
Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger schreibt hierzu folgendes:
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Zitat
SITUATION
DER GESANGSSTUDIERENDEN
„Hoffnungslos, aber unter Kontrolle"
Mit den
Karriereaussichten für Sängerinnen und Sänger beschäftigt sich
eine Studie, die gerade von der Bertelsmann Stiftung
herausgegeben wurde. Ergebnis: Der Traum von einem festen
Engagement erfüllt sich nur für fünf bis zehn Prozent von ihnen.
Autoren der Studie
sind Achim Müller und Klaus Siebenhaar vom Institut für Kultur-
und Medienwirtschaft in Berlin. Im Auftrag der Stiftung gab es
Gespräche mit Akteuren aus sämtlichen Bereichen des
Musiktheatermarkts, um die Arbeitsmarktchancen von den an
deutschen Musikhochschulen ausgebildeten Sängerinnen und Sängern
zu eruieren. Niederschmetterndes Ergebnis: Es gibt, so die
Autoren, zu viele junge Menschen, die sich „berufen fühlen' -
und auch zu viele mit den falschen Stimmlagen. Die Opernbühne
biete gerade Männern deutlich mehr Rollen als Frauen. Das liegt
an der historischen Entwicklung der Oper und der Stück-Historie.
Die Schere zwischen Ausbildung und Beruf ist zudem in den
letzten Jahren auseinander gegangen: Während die Zahl
festangestellter Solisten zwischen 2001 und 2016 um fast ein
Fünftel geschrumpft ist, wuchs die Zahl der Gesangsstudenten im
gleichen Zeitraum um 63 Prozent.
Vor allem seien es
junge Frauen mit hohem oder leichterem Stimmfach, die ein
Gesangsstudium abschlössen und eine Solistenkarriere anstrebten.
Der Bedarf liege aber eher bei Sängern mit tiefen Stimmlagen,
heißt es in der Untersuchung. Die Autoren fassen zusammen: „Die
Situation ist hoffnungslos, aber unter Kontrolle." Entsprechend
schwierig ist die Situation vor allem für junge Sängerinnen. Die
meisten müssen sich der Studie zufolge freiberuflich breit
aufstellen. Das verlangt nicht nur viel Flexibilität: Die hohe
Belastung wird zudem auch noch gering vergütet. Flexibel wollen
auch die Opernhäuser sein, weshalb sie weniger feste Engagements
vergeben und häufiger mit Gästen arbeiten - was die Lage noch
verschärft. Hinzu komme, dass die Bühnen mehr und mehr auf
Aussehen achteten und auf die Bereitschaft, sich szenisch zu
produzieren. Eine hervorragende Stimme allein zähle schon lange
nicht mehr.
Musikhochschulen
unter anderem in Leipzig, Hannover, Berlin oder Hamburg haben
auf diese Situation in den letzten 15 Jahren bereits reagiert,
indem sie immer mehr fachübergreifende Kompetenzen vermitteln
und Beschäftigungsalternativen schon im Studium aufzeigen. Neben
den 24 staatlich geförderten Ausbildungseinrichtungen gibt es
noch zahlreiche - mehr oder weniger seriöse - private
Gesangsschulen, die zum Überangebot beitragen. Dazu gehört
allerdings auch, so die Studie, dass die komplette staatliche
Förderung nur fließt, wenn die Ausbildungseinrichtungen voll
ausgelastet sind. Also werden alle Studienplätze belegt, auch
mit weniger talentierten Anwärtern. Darüber hinaus ist das
größte Manko, das die Studie benennt, eine als mangelhaft
beschriebene Feedbackkultur an den Hochschulen. Die jungen
Menschen erhielten keine offene und ehrliche Meinung zu ihrer
Stimme.
Die Studienautoren
wünschen sich zur Problemlösung nach eigenen Worten
„Steuerungselemente und Strategien, um die einseitige Fixierung
auf Solistenkarrieren rechtzeitig in Richtung Chorgesang zu
kanalisieren" oder frühzeitig nur mittelmäßige Begabungen
innerhalb des Lehrplans Alternativen anzubieten.
Zitatende
Quelle:
Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger Heft 6/7 2019 – Seite
12 – 13 |
'Tosca'
Uraufführung am 14. Januar 1900
Landauf, landab - in den Theatern der Welt wird Puccinis Meisterwerk
gespielt.
Eine spektakuläre Aufführung fand 1992 statt, als das Fernsehen von den
Originalschauplätzen zu den Originalzeiten das Werk in alle Welt
übertrug.
Catherina Malfitano sang die Titelrolle, Placido Domingo war Cavaradossi
und Ruggiero Raimondi der Polizeipräsident von Rom, Vitellio Scarpia.
Auch das
Theater Regensburg
spielte immer wieder das Stück.
Die letzte Produktion zeigte man 2009, die neueste läuft in dieser
Saison.
Und in
Hannover?
Eine Inszenierung von zwei Frauen, das Stück am Text vorbei, von 2014
bis 2016 - also gerade soeben - spielte man, produziert von der Nds.
Staatstheater Hannover GmbH, die 'Tosca'.
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Zitat
Mail an
Kulturjournal.de
Im Foyer wurden wir gestern Abend coram publico vor der
Tosca-Vorstellung ausgerufen:
Ist hier ein Herr Hansing?
Ja, hier!
Sie sind der Einzige der Karten für den dritten Rang gekauft
hat. Der dritte Rang bleibt geschlossen. Hier sind ihre
Ersatzkarten für den zweiten Rang.
Es wurden nur 600 Karten verkauft, bei 1202 Plätzen.
Ob alle, die Karten kaufen, auch kommen, steht nicht fest.
So viel zum Thema Auslastung der Nds. Staatsoper Hannover.
Nun zur Sache:
Ein Stück, das einmal
'Tosca'
hieß
Und wiederum ist es der Staatsoper Hannover gelungen, ein
Meisterwerk so zu vermurksen, dass aber auch gar nichts
zueinander passt.
Victorien Sardou schreibt schon auf der ersten Seite von ’La
Tosca’:
’La scène à Rome, le 14. Juin 1800’.
Die Nds. Staatsoper Hannover gab damals auf ihrer Internetseite
an:
Zitat
»Tosca« ist Puccinis dramatischstes und erbarmungslosestes Werk.
In der vor dem Hintergrund des napoleonischen Krieges in Italien
spielenden Geschichte um eine Sängerin, die aus Liebe ungewollt
zur Widerstandskämpferin wird und sich dem politischen
Machtapparat entgegenstellt, bricht die Realität brutal in die
Kunstwelt ein, bricht deren Harmonie auf und erschüttert den
Traum von Schönheit.“
Zitatende
Der
Hintergrund der Story ist die Schlacht bei Marengo am 14. Juni
1800 und die Nds. Staatsoper Hannover ist so naiv, dies auch im
Netz zu verbreiten, damit also die Basis zu legen, ihr
arglistige Täuschung vorzuwerfen, da auf der Bühne nichts mit
dem, was vorgegeben ist und was im Textheft, in der Partitur und
auf den Übertiteln steht und was gesungen wird, übereinstimmt.
Der erste Akt spielt in Hannover nicht in einer Kirche, sondern
vor einer grauen Rückwand von Grablegen, statt einer Madonna ein
Putzeimer, Cavaradossi malt nicht, sondern kratzt an der Wand
mit den Gräbern und schmiert auf Papier, das am Boden liegt.
Der Chor der Messdiener sind ’junge Pioniere’ der NVA, Scarpia
und seine Leute sind in den gezeigten Uniformen Mitglieder der
ruhmreichen Nationalen Volksarmee und singen als DDR-Atheisten
mit einem Chor von DDR-Bürgern und Freunden aus den
sozialistischen Bruderstaaten das ’Te deum laudamus’.
Im zweiten Akt statt des prunkvollen Palazzo Farnese ein
mickriger, sozialistischer Holzverschlag – möglicherweise
irgendwo bei Bautzen, oder Hoyerswerda – im ersten Stock das
Büro des NVA Genossen Oberst Scarpia, der sich beim Aufgehen des
Vorhangs die Hose zumacht und ein soeben oral vergewaltigtes
DDR-Mädchen entlässt.
Ebenerdig sind Folterräume, wo auch Cavaradossi gequält wird.
Tosca in kurzem Kleidchen, keine Spur von Diva, wenigstens gönnt
man ihr einen Weißfuchskragen.
Gruß aus der Sowjetunion!
Tosca schneidet dann Scarpia mit dessen Rasiermesser die Kehle
durch.
In dritten Akt statt ’Castel St. Angelo’ die Holzkiste aus dem
zweiten Akt. Politische Gefangene werden von NVA-Soldaten vor
ihrer Hinrichtung in Zellen gesperrt, der Tenor singt ’E lucevan
le stelle’, der NVA-Wachsoldat bietet ihm die Hilfe eines
Priesters an (in der DDR als atheistischem Staatsgefängnis kaum
möglich), Toscalein erscheint im Reisemantel, Cavaradossi und
die Gefangenen werden erschossen, sie rennt die Treppe im
Inneren der Holzkiste
rauf und
wird oben an der Brüstung erschossen.
Regisseurin und Bühnen/Kostümbildnerin haben angeblich ihre
Erfahrungen mit dem Sozialismus abgearbeitet. Das hätten sie
besser mit einem selbstverfassten Stück und mit einer Band
hingekriegt.
Zitatende
Quelle: E-Mail an
kulturjournal.de
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Der Kampf der Franzosen
und Österreicher um die Vorherrschaft in Italien am Beginn des 19.
Jahrhunderts bildet den historischen Hintergrund des Stückes.
Mit der Französischen Revolution begann in Europa das Zeitalter der
Nationen, Nation nun nicht mehr verstanden als (Geburts-)Stand, sondern
als Gemeinschaft von Menschen gleicher Sprache, Geschichte und Kultur,
die sich selbst bestimmen (Selbstbestimmungsrecht). Überall in Europa
fingen die Völker an, ihre Sprache und Geschichte zu erforschen und eine
eigene nationale Identität zu entwickeln.
In den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts versuchten italienische
Provinzen und Städte die immer drückender werdende Machtstellung
Österreichs abzuschütteln. Napoleon unterstützte diese Bestrebungen und
wurde damit zum Symbol für eine Republik.
Die Revolutionäre erstarkten, obwohl die Franzosen sich nicht viel
besser als Besatzungsmacht in Italien verhielten als die Österreicher -
trotzdem wurde das eher erduldet, weil es langfristig nationale Freiheit
bedeuten konnte. Nur Bauern und Adel, von der Kirche aufgeputscht,
kämpften gegen die Franzosen, die die Aufstände niederschlugen, den
Papst gefangen nahmen und nach Valence im Süden Frankreichs
abtransportierten. Der Kirchenstaat wurde aufgelöst, die Römische
Republik ausgerufen.
Im April 1792 hatte das revolutionäre Frankreich, angestachelt durch
eine verbale Provokation, Österreich den Krieg erklärt. Preußische
Truppen drangen sofort tief nach Frankreich vor. Weitere europäische
Mächte, darunter England und die Mehrheit der deutschen Staaten,
schlossen sich der antifranzösischen Koalition an. Durch die Einführung
der allgemeinen Wehrpflicht schaffte sich die Revolutionsregierung ein
nahezu unerschöpfliches Reservoir von hochmotivierten 'Bürgersoldaten';
aus einem französischen Verteidigungskrieg wurde ein Eroberungsfeldzug.
Außerdem wurde eine neue Form der Kriegsführung entwickelt. Die Truppen
ernährten sich aus dem Land, damit wurden die französischen Armeen
wesentlich beweglicher, da sie weniger Tross benötigten.
Trotz der Erfolge des Erzherzogs Karl im Reich endet der 1.
Koalitionskrieg 1797 mit einer österreichischen Niederlage durch die
Siege Napoleon Bonapartes in Italien. Der Aufstieg Napoleons hatte
begonnen.
Der 1798 beginnende 2. Koalitionskrieg traf besonders Bayern hart.
Kriegsentscheidend war im Dezember 1800 die Schlacht von Hohenlinden,
die insgesamt 15 000 Soldaten das Leben kostete. Das Schicksal des alten
Reichs war besiegelt.
Die zweite Koalition aus Großbritannien, Österreich, Russland, dem
Osmanischen Reich, Portugal, Neapel und dem Kirchenstaat gegen
Frankreich scheiterte ebenso.
Deutschland unter Friedrich Wilhelm III. verhielt sich neutral - im
ersten Koalitionskrieg waren Herzog Ferdinand von Braunschweig und
Herzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach an dem Gefecht am
20.9.1792 beteiligt, das mit der Kanonade von Valmy und dem Vorrücken
der französischen Revolutionstruppen die weitere Stärkung Napoleons
vorgab.
Um den Österreichern wieder in Italien entgegenzutreten, überquerte
Napoleon die Alpen, musste den Feind in der Poebene erst suchen, zog
dabei seine Truppen weit auseinander und stieß am 14. Juni 1800 bei
Marengo auf die weitaus stärkere Streitmacht von General Michel
Friedrich Melas. Am Nachmittag musste er sich zurückziehen und General
Melas telegraphierte einen Sieg nach Wien.
Am Abend traf General Louis Charles Desaix mit seinem Korps ein und
verwandelte die vermeintliche Niederlage in einen Sieg der Franzosen,
verlor dabei aber selber sein Leben.
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Zitat
Den
Kriegsplan, eine Zangenbewegung wie gehabt, hatte Napoleon, im
Kopf: Ein französisches Heer unter General Moreau sollte in
Süddeutschland vorstoßen, das andere, unter seinem Oberkommando,
die Österreicher in Oberitalien aufrollen.
Inzwischen
hatte der Feind Genua eingeschlossen und war an der Riviera bis
Nizza vorgedrungen, traf Anstalten, über den Var zu gehen und in
der Provence einzumarschieren. Bonaparte beabsichtigte, den
Österreichern in den Rücken zu fallen. Das bedeutete einen
Übergang über die Alpen, mit Kanonen, die schwer zu
transportieren waren, und dies im Mai, in dem die
Witterungsverhältnisse sehr unbeständig sind.
Das Glück
zog mit ihm im Frühjahr 1800 über den Großen Sankt Bernhard. Das
Wetter ließ sich gut an, erleichterte die Strapazen des
Passüberganges. Der Oberbefehlshaber saß auf einem Maultier, das
ein Bergbauer führte. Die Kanonen wurden in ausgehöhlten
Baumstämmen über Stock und Stein gezogen. Österreicher, die den
Feind nicht auf diesem Wege erwarteten, waren kaum zu sehen.
Erst im Aostatal stießen die Franzosen auf Widerstand, das
kleine, tapfer verteidigte Fort Bard, das sie auf Gebirgspfaden
umgingen.
Dann lag die
Poebene wieder einmal vor dem gallischen Eroberer. In den
Kriegsberichten wurde die Bezwingung der Berge im Stil einer
Saga geschildert und eine Parallele zu Hannibals
Alpenüberquerung im Jahre 218 vor Christus gezogen.
Das zweite
Cannae erfolgte bereits wenige Wochen später, am 14. Juni 1800
bei Marengo im Piemont. Die Österreicher waren den Franzosen in
Eilmärschen entgegengezogen, mit ihrem Söldnerheer, das in die
Schlacht mit dem Befehl geschickt wurde, in geschlossener
Formation mit fliegenden Fahnen und klingendem Spiel
vorzurücken.
Die
Gefechtstaktik des Ancien Regime schien noch einmal mit Erfolg
angewendet worden zu sein: Im ersten Anlauf wurden die Franzosen
zurückgeworfen. »Die Affäre ist zu Ende«, erklärte der
kaiserliche General Melas, aber sie begann ein paar Stunden
später von neuem und erst richtig. Bonaparte, der Verstärkung
erhalten hatte, fiel über die siegestrunkenen Österreicher her
und schlug sie in die Flucht.
Der Sieg
wies Schönheitsfehler auf. Bei Marengo war Bonaparte nicht auf
der Höhe gewesen. Er hatte seine Truppen zu sehr verzettelt,
seine Hauptmacht geschwächt, die Schlacht in ungünstigem Moment
angenommen. Er hätte sie endgültig verloren, wenn ihm nicht
General Desaix mit einer unverbrauchten Division gerade noch
rechtzeitig zu Hilfe gekommen wäre.
Desaix fiel,
und Bonaparte beanspruchte den Schlachtenruhm für sich. Sein
Bulletin behauptete, der anfängliche Rückzug sei lediglich eine
taktische Finte gewesen, der Oberbefehlshaber hätte die Dinge
stets im Griff gehabt, seine Gegenwart habe den Truppen Mut
gemacht: »Kinder, denkt daran, dass ich gewohnt bin, auf dem
Schlachtfeld zu übernachten.«
Er verstand
es, sich in günstiges Licht zu rücken, auch einen nicht so
glänzenden Sieg geschickt für innenpolitische Zwecke und
meisterhaft für außenpolitische Ziele auszunützen. Immer mehr
Franzosen blickten zu dem Schlachtenlenker auf, der sich als
Friedensbringer erwies. Denn die Österreicher, die in Italien
von Bonaparte geschlagen worden waren und bald von Moreau in
Bayern besiegt wurden, mussten die Bedingungen des
Premierkonsuls annehmen. Am 9. Februar 1801 wurde der Frieden
von Luneville unterzeichnet, der dem Konsulat günstig war.
Die
italienischen Staaten, die neuen wie die alten, wurden zu
Satelliten Frankreichs. Der Premierkonsul gebot direkt über
Piemont und Parma, als Präsident über die zur »Republica Italia«
erweiterte Cisalpinische Republik, indirekt über Ligurien und
die Toskana, aus der die Habsburger entfernt worden waren. Der
verbliebene Kirchenstaat wie das Königreich Neapel vermochten
sich dem französischen Sog nicht zu entziehen. Es war nur eine
Frage der Zeit, bis das österreichisch gebliebene Venedig dem
revolutionären wie imperialistischen Doppeldruck Frankreichs
erliegen würde.
Zitatende
Quelle:
Franz Herre - Napoleon - Verlag Friedrich Pustet - Regensburg -
2003 - Seite 81-82
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Napoleons
Gegenspielerin in Italien war Maria Carolina, Tochter von Maria Theresia
und Gattin des schwächlichen Königs Ferdinand IV von Neapel, Sohn von
König Charles III von Spanien und Maria Amalia von Sachsen.
Jede Art von Revolution, ob republikanische Begeisterung oder
Voltaire'sches Gedankengut waren ihr zuwider, zumal ihre Schwester Marie
Antoinette, mit der sie als Kind in enger Verbindung am Hof von
Schönbrunn aufgewachsen war, am 16. Oktober 1793 in Paris guillotiniert
wurde.
In der Zeit, da Napoleon in Ägypten kämpfte, zerschlug ein
österreichisch-russisches Heer unter General Suworow die jungen
italienischen Republiken. Rom fiel im September 1799 nach schweren
Kämpfen - überwältigt von königlich-neapolitanischen Truppen. Maria
Carolina übernahm in diesem Moment, da Papst Pius VI. in Valence starb,
auch die Herrschaft in Rom.
Republikaner standen auf der Seite der Franzosen - Klerus und
Konservative sympathisierten mit Österreich.
Sie ließ Säuberungen durchführen, Jagd auf Verräter, Republikaner,
Revolutionäre machen. Tausende schmachteten in Kerkern ohne Anklage und
wurden von Maria Carolinas Schergen umgebracht.
Vitellio Scarpia - geboren in Sizilien - wurde 1799 unter Maria Carolina
Machthaber in Rom. Eine der ersten Amtshandlungen war die Verhaftung von
Cesare Angelotti, von den Franzosen als Konsul von Rom eingesetzt. An
jenem 14. Juni 1800 floh er aus dem Gefängnis zur Marchesa Attavanti,
seiner Schwester.
In deren Privatkapelle, einem Seitenraum der Kirche Sant'Andrea della
Valle, verbarg er sich.
Am 14. Juni 1800
gewannen die Österreicher in der Schlacht bei Marengo anfänglich
Vorteile über Frankreich.
Während der Folterszene im zweiten Akt wird gezeigt, wie sich die
Situation binnen Stunden änderte, als Frankreich die Österreicher doch
endgültig überwinden konnte.
Victorien Sardou (1831
- 1908), französischer Dichter, machte den 14. Juni 1800 zur Basis
seines Werkes 'La Tosca', das er Sarah Bernardt widmete und das mit ihr
am 24. November 1887 als 'Pièce en cinq actes' uraufgeführt wurde.
Die Schlacht von Marengo ist für Sardou nicht nur Kulisse, sondern
bildet die Basis für die Auseinandersetzung zwischen den
Vertretern zweier gegensätzlicher Gesellschaftssysteme.
Baron Scarpia verkörpert den eiskalten, frömmelnden Katholiken und
Royalisten, der seine persönlichen Wünsche mit Perfidie und äußerster
Brutalität durchzusetzen versteht.
Ihm gegenüber Cesare Angelotti und Mario Cavaradossi als Verfechter des
Republikanismus, letzterer, Künstler, Freigeist mit politischen
Ambitionen und Überzeugungen, für die er sein Leben aufs Spiel setzt und
verliert.
Puccini sah das Werk 1889 in Paris und war überzeugt, einen für ihn
passenden Stoff gefunden zu haben, aber Sardou wollte seinen 'Hit' nicht
einem damals noch fast unbekannten Komponisten zur Vertonung übergeben,
auch hatte sich Alberto Franquetti das Sujet reservieren lassen. Nach
Fertigstellung der 'Bohème' konnte Verleger Ricordi das Stück für
Puccini sichern.
Guiseppe Giacosa, Luigi Illica wie auch Puccini bearbeiteten die Vorlage
und bezogen Sardou in die Arbeit ein. Die Handlung wurde von fünf auf
drei Akte reduziert und eine Reihe von Figuren nicht übernommen.
Die Hauptfiguren verloren an politischer Kontur, da Puccini mehr die
Liebesgeschichte und wieder einmal die Frau als Verliererin in den
Vordergrund stellen wollte. Er selber recherchierte in Rom, um die
Schauplätze und die Stimmungen vor Ort für sich weitmöglich zu
übernehmen und umzusetzen.
Geblieben ist die Situation am Tag der Schlacht von Marengo und wird im
Text ausdrücklich erwähnt.
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1.
Akt
EINIGE SCHÜLER
Aber was ist passiert?
MESNER
Wisst ihr nicht? Bonaparte ... der Schurke . . .
atemlos
Bonaparte ...
ANDERE SCHÜLER
nähern sich
dem Mesner und umringen ihn, während weitere hereindrängen,
um sich mit ihnen zu vereinigen
Nun? Was war?
MESNER
Aufgerieben, geschlagen
und zum Teufel gejagt!
SCHÜLER, SÄNGER
Wer sagt das?
- Ein Traum!
- Ein Märchen!
MESNER
Es ist die reine Wahrheit!
Eben traf die Nachricht ein!
Und heut Abend
ein grosser Fackelzug
eine festliche Gesellschaft im Palazzo Farnese
und eine eigens geschriebene
neue Kantate
mit Floria Tosca!
Und in den Kirchen
Lobpreisungen des Herrn!
Nun geht euch anziehen,
kein Geschrei mehr!
[...]
2. Akt
SCIARRONE
stürzt
keuchend herein
Euer Gnaden, welch eine Neuigkeit!
SCARPIA
überrascht
Was soll diese betrübte Miene?
SCIARRONE
Eine Niederlage ist zu melden ...
SCARPIA
Welche Niederlage? Wie? Wo?
SCIARRONE
Bei Marengo ...
SCARPIA
ungeduldig,
schreiend
So rede endlich!
SCIARRONE
Bonaparte hat gesiegt ...
SCARPIA
Melas!
SCIARRONE
Nein. Melas ist auf der Flucht! ...
Alles hat nichts mit der DDR-Szenerie der 'Tosca' in Hannover
zu tun und das kann nicht mit Freiheit der Kunst verbrämt und
vertuscht werden.
Das Tollste ist, die Demonstration der Chormitglieder.
Sie tragen Schilder mit der Aufschrift:
’Viva il Re’
Dämlicher am Stück vorbei, kann diese Ostblock-Inszenierung kaum
noch gehen.
Zitatende
Quelle: E-Mail an Nds. Staatoper Hannover GmbH mit Text der
Kalbeck-Übersetzung - Ricordi-Verlag |
Im Teatro Costanzi von
Rom kam Puccinis Drama um die Sängerin Tosca zum ersten Mal auf die
Bühne, und von da ab war der Siegeszug des Stückes nicht aufzuhalten.
Mit seinen drei Akten bietet es in allen Rollen alle Möglichkeiten - der
Chor ist in einem Te Deum kurz und effektvoll herausgestellt. Die
Sängerin der Titelrolle trumpft gegen eine Schar von Männern auf. Sie
führt das Geschehen zwischen politischen Machenschaften, sie hat bis zum
Ende des Werkes alle Fäden in der Hand - der Sprung von der Engelsburg -
ihr Ende, aber auch ihr Triumph im letzten Moment.
Das ausgehende 19.
Jahrhundert brachte den Verismo - schonungslose Zeichnung von Milieu und
Stimmung auf die Opernbühne, Italien und Frankreich waren die Länder, in
denen die Wahrheit des Lebens schon seit 1830 in der Literatur dem
Publikum dargeboten wurde.
1890 erschien 'Cavalleria rusticana' von Pietro Mascagni (1863–1945).
1892 kam 'I Pagliacci' von Ruggiero Leoncavallo (1857–1919) hinzu -
beide Werke meist zusammen auf den Bühnen gezeigt.
'La Tosca', das Stück von Victorien Sardou eignet sich - wie schon als
Werk auf der Sprechbühne - besonders für eine Vertonung im Stil dieser
Zeit, da alle Möglichkeiten geboten sind, Wahrhaftiges aus Quälerei,
Grausamkeit, Schrecken, Schönheit, Leidenschaft, Leid, Grandezza und vor
allem in der Vereinigung von Eros, Weihrauch und Sadismus auf die Bühne
als Musikdrama zu bringen.
Sardou hatte Verdi sein Stück 'La Patrie' zur Vertonung angeboten, der
Altmeister aber antwortete, wenn er nicht schon so alt sei, würde er
gerne 'La Tosca' übernehmen - Verdi hatte damals das 83. Lebensjahr
schon erreicht.
Franchetti, der die Rechte an 'La Tosca' von Sardou erworben hatte,
verzichtete 1895 wie er es schon bei 'André Chénier' zugunsten von
Umberto Giordano tat.
Woher aber Sardou die Idee zu diesem Stück hatte, das bereits auf der
Sprechbühne zum Renner wurde, ist bisher ungeklärt. Er selber, der des
Plagiats beschuldigt wurde, behauptete stets, er habe die Grundidee
einer Geschichte aus den französischen Religionskriegen des 16.
Jahrhunderts entnommen, Schauplatz sei Toulouse gewesen, wo der
katholische Polizeioffizier de Montmorency - in ähnlicher Weise wie
Scarpia - an einer protestantischen Bäuerin gehandelt habe.
Sardou - ein gebildeter Mann - übertrug 'La Tosca' ins von Österreich
besetzte Italien.
Und nun schon wieder
'Tosca' in Hannover:
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Nds. Staatsoper
Hannover
Zitat
Tosca
20. Oktober 2019
Opernhaus
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Giacomo Puccini (1858 – 1924)
Melodramma in drei Akten
Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica
nach dem gleichnamigen Drama von Victorien Sardou
Musikalische Leitung
Kevin John Edusei,
Eduardo Strausser
Inszenierung
Vasily Barkhatov
Bühne
Zinovy Margolin
Kostüme
Olga Shaishmelashvili
Licht
Alexander Sivaev
Chor
Lorenzo Da Rio
Kinderchor
Heide Müller
Dramaturgie
Regine Palmai
Musiktheatervermittlung
Eva-Maria Kösters
Floria Tosca
Liene Kinca,
Mario Cavaradossi
Rodrigo Porras Garulo,
Baron Scarpia
Seth Carico,
Cesare Angelotti
Yannick Spanier,
Richard Walshe,
Ein Mesner
Daniel Eggert,
Frank Schneiders,
Il Sagrestano
Daniel Eggert,
Frank Schneiders,
Spoletta
Uwe Gottswinter,
Pawel Brozek,
Sciarrone
Gagik Vardanyan
Chor der Staatsoper
Hannover, Extrachor der Staatsoper Hannover, Kinderchor der
Staatsoper Hannover, Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Folter und Tod, Glocken und Kanonen sind der
Stoff, aus dem Puccinis fünfte Oper gemacht ist. Er komponiert
ein naturalistisch schockierendes Drama über die packenden
letzten 24 Stunden im Leben der Sängerin Tosca – zerrissen
zwischen ihrem Geliebten, dem Künstler Cavaradossi, und dem
skrupellosen Machtmenschen Scarpia. Klangkontraste im
Opernthriller sind das Läuten von Kirchenglocken, der Gesang
eines kleinen Jungen, Toscas verzweifelt-inniges Gebet und
Cavaradossis glühende Lyrismen in bekannter Puccini-Süße. Der
Komponist, ein Vorreiter der Filmmusik des 20. Jahrhunderts,
sicherte Tosca durch musikalische Dichte und Emotionalität einen
Platz in der ersten Reihe der italienischen Opern.
Dass Puccini eine Sex-and-Crime-Story auf die Bühne bringen
wollte, nimmt Vasily Barkhatov ernst. Für den russischen
Regisseur, der an Häusern wie der Oper Basel, der Deutschen Oper
Berlin, dem Theater an der Wien und der Oper Frankfurt gefragt
ist, ist die Neuinszenierung weniger politisches Historiendrama
als der Kampf zweier Alphamänner um eine starke Frau. In einer
Welt, in der Kunst und Macht sich glamourös in der
Öffentlichkeit begegnen, geht es in den Hinterzimmern um
persönliche Begehrlichkeiten. Bühnenbildner Zinovy Margolin wird
für das moderne psychologische Beziehungsgefüge, in dem alle
Täter auch Opfer sind, eine bildgewaltige Szenerie auf mehreren
räumlichen Ebenen schaffen. Die Musikalische Leitung übernimmt
Kevin John Edusei, einer der herausragenden Dirigenten der
jungen Generation, Chefdirigent der Münchner Symphoniker und des
Konzert Theater Bern. Er dirigierte an der Hamburgischen
Staatsoper, der Semperoper Dresden, am Concertgebouw Amsterdam
und war zuletzt zu Gast in Paris und an der Komischen Oper
Berlin.
Mit freundlicher Unterstützung:
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V.
Zitatende |
Am 6. Oktober 2019 fand
in der Nds. Staatsoper Hannover eine Einführungsmatinee zur 'Tosca'
statt.
Selbst wenn er diese Veranstaltung besucht hat, kommt 'der gemeine
Besucher' mit dem was er dann auf der Bühne sieht, nicht zurecht.
Frau Regine Palmai wollte sich - als Chefdramaturgin-Oper - zur
Inszenierung nicht äußern, gab dafür Dinge bekannt, die man besser in
jedem Opernführer nachlesen kann.
Sie plauderte
gemeinsam mit der Sängerin der Tosca, mit dem Sänger des Scarpia, dem
Dirigenten und einem Korrepetitor meist in englischer Sprache (soll wohl
die Internationalität der Nds. Staatsoper Hannover GmbH unterstreichen,
war aber für viele Besucher dieser Matinee nicht verständlich, sie
konnten den Ausführungen nicht folgen) über die Organisation des
Theaters, dass man Technikpersonal brauche, um die Bühne auf- und
abzubauen. Und dass alles sehr problematisch sei und viel Arbeit
bedeute. Und alles sei ganz ungeheuer schwierig.
Puccini habe mit seinen Textautoren mit genauen Regienanweisungen
vorgegeben, was auf der Bühne zu zeigen sei, zumal es von seiner
Komposition unterstützt werde.
Der Bariton führte aus, dass man versucht habe, mehr Facetten für diese
Rolle zu finden und in dieser Interpretation der Rolle, Scarpia ein als
Kind Verführter und als Erwachsener ein Verführer sei, wobei die
Ausgangslage für das Kind das Verhalten als Erwachsener nicht zu
rechtfertigen und zu entschuldigen, höchstens als Erklärung zu sehen,
sei.
Es wurde also versucht, zu erforschen, wie denn der Scarpia ein solcher
Bösewicht werden konnte.
Grundsätzlich sei es eine Herausforderung - meinte Frau Palmai - ein
solches Stück, das nun fast jeder kenne, auf die Bühne zu bringen und es
dabei neu zu erdenken.
Es könnten nicht die von den Autoren und dem Komponisten vorgegebenen
Regieanweisungen im Detail gelten, maßgeblich müssen aber Text und Musik
sein, um hier dem Anspruch Puccinis gerecht zu werden, und seinem Wunsch
zu entsprechen, das Publikum zu schockieren.
Nun könne das, was Puccini als Aufreger empfand, heute in der Form nicht
mehr als Herausforderung geboten werden. Man habe daher versucht, auf
anderen Ebenen etwas zu finden, um den Autoren in Bezug auf
Schockierendes gerecht zu werden.
Die politische Situation im 19. Jahrhundert in Italien könne heute keine
Abscheu hervorrufen.
Durch einen speziellen "Kniff" des Bühnenbildes sei es möglich,
Parallelhandlungen stattfinden zu lassen. Während im ersten Akt das
bekannte Te Deum stattfinde, zeige man die Privatwohnung des Scarpia,
sein Rückzugsgebiet, in dem er auch einen speziellen Raum für
Erinnerungstücke für die von ihm geliebte Tosca eingerichtet habe. Da er
sie ja nun im Guten nicht bekommen könne, versuche er sie im Bösen zu
erringen.
Das könne man bei den Parallelhandlungen ganz genau sehen.
Der Polizeichef von Rom sehe die Entwicklung dieser Floria Tosca, die im
täglichen Leben eine normale Hausfrau mit ihrem Mario Cavaradossi sei,
und erst auf der Bühne zur Diva werde.
Bemerkungen eines
Vollzahlers anlässlich der Vorstellungen am 20. Oktober und am 02.
November 2019 der Nds. Staatsoper Hannover GmbH zur szenischen Umsetzung
von
'Tosca'
Untertitel
'Das hannoversche
Krippenspiel'
oder
'Der
Herrgottschnitzer vom Opernplatz'
‘Das Kripplein’
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Das Licht im
Zuschauerraum verlischt, Orchester und Dirigent werden für die Begrüßung
durch das Publikum beleuchtet, dann eine Zeitlang Stille, dann vernimmt
man mit dem Aufgehen des Vorhangs etwas wie das 'Rauschen von mächtigen
Flügeln'.
Man sieht einen Steg quer über die Bühne. Aufbauten zeigen eine
Zwei-Zimmer-Wohnung, links ein kleinerer Raum, wohl das Schlafzimmer.
Rechts - etwa zwei Drittel des Stegs einnehmend - ein Wohn- und
Arbeitszimmer. In diesem links ein Schreibtisch, rechts im Zimmer ein
Esstisch.
An den Schreibtisch links gelehnt steht eine - mit Wasserstoffsuperoxid
blondierten Haaren - Gestalt in einem Priestergewand, die auf die drei
übrigen sich in dem Zimmer aufhaltenden Personen - eine langhaarige
blonde Frau, einen jungen Mann, der auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch
sitzt und einen Uniformierten, der herumsteht, einredet.
Im Hintergrund ein großer TV-Monitor, der in einem Balkendiagramm - für
alle ersichtlich - deutlich macht, dass Melas, der Kommandeur der
royalistischen Truppen im Ranking gegenüber Napoleon vorne liegt.
Also die Situation am Vormittag des 14. Juni 1800.
Der Priester beschwört etwa zwei Minuten lang in dieser 'Stumme-Jule-Situation'
die Blonde, die den jungen Mann, der irgendwas Verzweifeltes mimt, nach
rechts abschiebt.
Was soll das?
“Niemand kann es sagen!“
Hier nun setzt die Musik ein. Der Steg wird bis auf die Hälfte der
Bühnenhöhe hochgezogen. Damit ist der Blick auf die Bühne und die
Zwei-Zimmer-Wohnung auf dem Steg gleichzeitig möglich.
Zu sehen sind unten angedeutete Torbögen als Raumbegrenzung (laut der
Frau Chefdramaturgin-Oper das Colosseum in Rom darstellend) links,
hinten und rechts umlaufend als Umgang in der ersten Etage.
In der Mitte auf der Bühne hinten ein um vier Stufen erhöhtes
Spielpodest mit einem es umrandenden Gitterrahmen. Auf ihm ist oben
querrüber sinnigerweise ein illuminierter Schriftzug: 'Merry
Christmas' montiert.
Rechts vorne vor dem Podest, ein zur Jahrszeit passendes Kripplein.
In Hannover spielt das Stück also irgendwo in 'TRUMP'-anien' oder in
einer sonst amerikanisierten Gegend während der Weihnachtszeit.
Nicht jedoch in Rom am 14. Juni 1800, was ja der Monitor mit dem
Balkendiagramm im stummen Vorspiel suggeriert.
Screenshot Nds. Staatstheater
Hannover GmbH
Auf der Bühne, an dem
Spielpodest, machen sich irgendwelche Typen zu schaffen, während vorne
am Kripplein Angelotti auf seinen musikalischen Einsatz mit
Ah, das gelang mir
wartet.
Bei seinem
Hier ist der Schlüssel
dort ist die Kapelle
tragen zwei Typen zwei übereinander gestapelte Bierbänke von rechts
herein, stellen sie links ab.
Oben, auf dem einsehbaren Steg schleicht der blondierte Priester um die
blonde, langhaarige Frau herum.
Unten, auf der Bühne, findet Angelotti den Schlüssel zur Kapelle der
Attavanti, seiner Schwester, am Kripplein in einer
'Mudderjöddesje-Figur'. Diese stellt er auf einer der beiden von den
beiden Typen hereingetragenen Bierbänke ab. Er verschwindet nach links
in die Bühnenumrandung, der Steg fährt ganz nach oben und entzieht dem
Zuschauer damit den weiteren Einblick in die private Zwei-Zimmer-Wohnung
des blondierten Kirchenmannes.
Von links hinten eilt jemand herbei. Es soll der Mesner sein, der ein
Kind an der Hand nach vorn zu den Bierbänken führt.
Angelotti huscht hinten herum, wedelt mit etwas, wohl um zu zeigen, dass
die Schwester Attavanti ihm auch Kledage zur Verkleidung als Frau in der
Kapelle hinterlegt hat.
Der Mesner kümmert sich um das Kind, kämmt ihm die Haare, wird aber in
keinem Fall übergriffig.
Er kontrolliert die Schultasche des Kleinen und behauptet, er habe
immer nur Arbeit
und am Kripplein gibt er vor, dass der Picknickkorb, der für
Cavaradossi bereitgestellt sei, noch von niemandem benutzt wurde.
Unberührt noch alles!
Beim Einläuten des
Angelus-Gebetes kniet das Kind vorne links an der Bierbank und der
Mesner setzt sich nahe zu ihm nieder.
Da erscheint von rechts hinter dem Kripplein hervortretend ein junger
Mann in einem Schmuddelfummel, der den Mesner - ohne zu fragen - unter
Verwendung eines Blitzlichtes fotografiert.
Der Jüngling - es handelt sich nach den Vorgaben der Autoren um den
Kunstmaler Mario Cavaradossi - wickelt ein unter dem Arm getragenes
Paket aus und stellt die darin sich befunden habende Holzschnitzfigur
neben das Kripplein auf einen von der Requisite rechtzeitig zu Beginn
der Vorstellung bereitgestellten Hocker.
Das üblicherweise von Cavaradossi an den Mesner gerichtete
Gib mir die Farben!
hört in Hannover das den Mesner begleitende Kind.
Dieses wiederum reicht Cavaradossi aus einem links neben dem Kripplein
abgestellten Kasten irgendwas. Hierauf hebt der nun an, zu behaupten
Wie sich die Bilder gleichen
Das Kind - wohl so eine Art Regensburger Domspatz - steht da und lauscht
dem Einwurf des Mesners
Es ist abscheulich!
Nichts ist ihm heilig!
Der Künstler eilt herbei zu den beiden und singt
Doch wie der Künstler schwanke
Du nur bist mein Gedanke!
Tosca, nur Du!
Der Mesner nimmt dem Kind den Kasten ab, stellt ihn neben das
Kripplein, und geht nach links, während Cavaradossi an der Holzfigur
herumschnipselt.
Zum
Mit diesen Burschen
von Voltairianern
holt
Cavaradossi das Kind zu sich nach rechts ans Kripplein und lässt es die
Holzfigur bepinseln. Dabei fotografiert er es.
Dann Mesner nach links, Kind nach rechts ab.
Da bemerkt Cavaradossi links
Angelotti! Der Konsul
der ehemaligen Republik von Rom!
Von hinten der Ruf Toscas
Mario
Die tritt oben auf der Empore links aus einem der Mauerbögen, läuft nach
hinten, während Cavaradossi den Angelotti unten nach links in die
angenommene Kapelle der Attavanti abschiebt.
In der Zwischenzeit ist Tosca hintenrum unten auf der Bühne angekommen.
Sie läuft nach vorne und trifft Cavaradossi, der eben links unten aus
dem Torbogen tritt.
Ein seltsam distanziertes Gehabe legen die beiden an den Tag.
Begrüßen sich so zwei Liebende?
In Hannover ganz offensichtlich schon!
Man schleicht
umeinander, er nimmt ihr einen Schnellhefter ab, den sie bei sich trägt,
sie nimmt die Madonnenfigur, die auf der Bierbank steht und singt
Nein lieber Freund
ich will ihr Blumen streun und beten
Während des Nachspiels (Ricordi Klavierauszug Seite 33) geht sie nach
rechts, kramt in dem Kripplein herum, während Cavaradossi links auf der
Bierbank sitzend, sich durch Toscas Schnellhefter blättert.
Zum
Heut Abend sing' ich
kehrt sie zu ihm nach links zurück und weist mit dem Schnellhefter, den
sie ihm wieder abgenommen hat, nach hinten zu dem Vierstufenpodest.
Für das nun kommende
Von unserm Häuschen mit mir sollst Du träumen
sitzen beide auf der
Bierbank.
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Sie holt irgendwas aus
ihrem Rucksackerl, zeigt es ihm (vielleicht was sie eingekauft hat und
abends zum Essen gibt), was hier aber kaum zum Text
Erfülle ganz, du holde Nacht,
Die trunkne Seele
passt.
Von hinten links kommen welche, die sich - auch hinten links - am
Vierstufenpodest zu schaffen machen, Cavaradossi geht nach rechts ans
Kripplein. Er meint ja nun weiterarbeiten zu müssen.
Tosca schaut beim Nachhintengehen auf die Holzschnitzfigur und fragt
Wen stellt jene blonde Dame da vor?
Er redet sich raus und behauptet, das sei die Maddalena.
Sie glaubt ihm nicht und stellt fest
Die Attavanti!
Sie stören die Augen, wie er die geschnitzt und gemalt hat.
Er beruhigt sie und singt
Mit Deinen Augen kann, den wundersamen,
Kein andres Auge je sich messen.
Sie setzen sich an den Rand des Krippleins, sie legt ihren Kopf in
seinen Schoß.
Das Ganze endet in einer heftigen Umarmung mit ihrer Vorgabe
Doch mal ihr schwarze Augen!
Sie greift selber zum Pinsel, malt auf der Holzschnitzfigur herum, er
nimmt ihr mit einer heftigen Gebärde den Pinsel ab, schubst sie nach
links weg, sie packt den Schnellhefter in ihren Rucksack und geht nach
links hinten ab.
Cavaradossi räumt das Kripplein auf, das in der Szene mit Tosca am Rande
dessen in Unordnung geraten ist.
Da! Auftritt Angelotti von links aus den Torbögen.
Er muss weg, denn schon wird aus dem Schnürboden die Zweizimmerwohnung
mitsamt dem Wasserstoffsuperoxid blondierten Scarpia, heruntergelassen.
Der, im Unterhemd, schickt eine ‘Blondirne‘ weg, lässt sich von dem
Uniformierten das Priestergewand anziehen.
Hinter sich wieder der eingeschaltete TV-Monitor mit dem Balkendiagramm,
wonach noch immer die Lage für Napoleon schlecht ist und er eine
Schlacht verloren hat.
Zeitpunkt der Szene also gegen Mittag am 14. Juni 1800.
Unten gibt Cavaradossi dem Angelotti Hinweise, wie und wo er sich
verstecken kann.
Da, ein Schuss!
Oben begibt sich der blondierte Priester-Scarpia zügig nach rechts, der
Uniformierte folgt ihm, der Steg mit der Zwei-Zimmer-Wohnung wird
hochgefahren.
Unten, Angelotti nach hinten links ab, Cavaradossi nach kurzem Verweilen
am Kripplein links im Laufschritt hinterher.
Von rechts vorne der Mesner
Die frohesten Neuigkeiten, Euer Gnaden!
Bonaparte habe die Schlacht verloren, die Royalisten unter General Melas
hätten gesiegt.
Die Bühne füllt sich mit rangelnden Kindern, die mit einem
zurückgebliebenen Schulranzen Fußball spielen, und sich dann auf dem
Vier-Stufen-Podest aufstellen.
Von hinten aus der Mitte stürzt Scarpia, der
Wasserstoffsuperoxid-blondierte Priester, herein, die Menge teilt sich.
Er schickt alle weg. Der Uniformierte ist mit ihm gekommen und jetzt
stellt sich heraus, dass es der Spoletta ist, der "jeden Winkel"
durchsuchen soll, um Angelotti zu finden.
Dem Mesner wird mitgeteilt, dass
ein großer Staatsverbrecher aus der Engelsburg
entflohen ist
und dass es ein Fehler war,
gleich Alarm zu feuern.
Der Gauner konnte schnell noch flüchten
In der Kappelle findet man nur noch einen leeren Korb, in dem sich
Esswaren befanden. Außerdem einen Fächer, auf dem Scarpia das Wappen der
Attavanti erkennt und nun folgert, dass ihr Bruder Angelotti hier noch
irgendwo sein muss.
Der Mesner kümmert sich um den zurückgebliebenen Schulranzen des Kindes,
während Scarpia rechts das Tuch, das die Holzschnitzarbeit des
Cavaradossi bedeckt, runterzieht und fragt
Wer malte diese Heilige?
Von Gemälde kann hier nun keine Rede sein, schließlich handelt es sich
hier bei Mario Cavaradossi um einen Holzschnitzer.
Jago verstand den Handel ...
Hier thuts der Fächer!
Auftritt Tosca von links hinten.
Irgendwelche Adlaten bleiben dort stehen und beobachten die
Zusammenkunft Tosca / Scarpia.
Der winkt Spoletta heran, der ihm den Fächer aushändigt, den er Tosca
zeigt.
Ist das vielleicht ein Malgerät?
Sie erkennt das Wappen.
Wieder mal die Attavanti, die ihr in die Quere kommt?
Scarpia ist es gelungen, Zweifel zu erregen.
Er holt Hocker herbei, beide sitzen sich gegenüber.
Geh, Tosca! In deinem Herzen nistet Scarpia.
Volk füllt die Bühne, von allen Seiten strömen sie herbei, betrachten
das Kripplein und warten.
Die Zwei-Zimmer-Wohnung wird auf halbe Höhe heruntergefahren. Scarpia am
Schreibtisch gibt Anweisungen ans Personal.
Drei Häscher ... mit einem Wagen ... Eilig ...
Er schaltet den TV-Monitor ein, auf dem nun Szenen mit Tosca als
Sängerin gezeigt werden.
Unten, auf der Bühne, wird das Kripplein nach rechts gerollt, um Platz
für den Chor zu schaffen.
Während des
Doppelte Beute
jagd mir mein Falk
geht Scarpia oben links in die Kammer, öffnet dort einen Koffer und holt
Bilder von Tosca heraus, drapiert damit rumstehende Möbel, kniet auf den
Boden, reißt sich das Priestergewand auf, zieht ein blaues Gewand aus
dem Koffer und mit dem
Tosca, Dein Reiz macht
dass ich Gott vergesse!
lässt er sich zu Boden fallen, man sieht ihn mit dem Gewand hantieren
und das Licht in der Kammer erlischt.
Black out.
Blendscheinwerfer am Rand des Grabens an.
Ende des ersten Aktes und Pause.
Zweiter Akt
Die Bühne zeigt die Zwei-Zimmer-Wohnung Scarpias. Eine kleine
Gesellschaft, bestehend aus einer blonden Frau, einem Mann ihr zur Seite
und links vor Kopf sitzt ... Cavaradossi.
Wie und warum der hierher kommt -
"Niemand kann es sagen!"
Schon während des kurzen Vorspiels (Ricordi KA Seite 118) doziert
Scarpia stumm und spricht dann über sein Thema
Fliege, du Falke!
Und meine gut dressierten Hunde bringen
wohl bald die Beute zu mir!
Er fetzt dem
Cavaradossi ein Papier, das der vom Tisch nahm und der es auf seiner
Schulter festgehalten hatte, weg und reicht es mit
Gib ihr lieber das Billet hier ...
der langhaarigen Blonden. Eigentlich müsst er den Wisch an Sciarrone
geben, aber vielleicht war der gerade nicht zur Stelle, so geht die
Frau, die nicht hierher gehört, damit nach rechts ab.
Dann schreit er dem Cavaradossi das
Ja, die Liebe zu Mario
In meine Arme treibt sie sie!
und den nachfolgenden Text ins Ohr.
Spoletta tritt von rechts auf und liest von einem Zettel das
Eilig verfolgten wir die Spur der Dame
ab.
Scarpia nimmt Spoletta den Zettel weg, schaltet den TV-Monitor ein -
Szene mit Chor wird gezeigt - und setzt sich auf die Schreibtischkante.
Spoletta nach rechts ab.
Dafür kommen irgendwelche Leute mit Gerätschaften, die man nicht
zuordnen kann, von rechts, wimmeln planlos herum und stören.
Cavaradossi wird genötigt, sich hinzusetzen. Man will wohl eine
fotografische Aufnahme von ihm machen.
Was soll der Schmarrn?
Da, Auftritt Tosca in großer Robe von rechts (von links geht ja nicht,
da ist ja die ’Rumpel’-Kammer vom Scarpia).
Scarpia legt seinen Arm um Cavaradossi und meint höhnisch das
Wir plaudern hier als gute Freunde
Dann schiebt er ihn links in die ’Rumpel’-Kammer ab. Spoletta
geht auch da rein.
(Da liegt noch immer alles rum, was er aus dem Koffer im ersten Akt
genommen hat)
Nach rechts zieht sich der eine Typ mit den technischen Gerätschaften
zurück.
Man ergeht sich etwas
in Scarpias Büro, bewegt sich auf und nieder und wartet.
Tosca legt den Umhang ab.
Screenshot Nds.
Staatstheater Hannover GmbH
Sie bekommt von Scarpia
ein Glas mit einer Flüssigkeit angeboten, sie nimmt es auch.
Scarpia setzt sich auf die Tischkante, richtet seinen Priesterrock, das
er schön in geordneten Falten falle.
Tosca setzt sich, blättert in einem Journal.
Scarpia steht auf, gibt durch die geschlossene Tür zum Kammerl
Anweisungen, nimmt Tosca das Journal weg, blättert selber darin und
tigert im Raum auf und ab.
Tosca ganz lässig das Gespräch führend, zeigt nicht, dass hier
eigentlich Aufregung bei ihr herrschen müsste, denn immerhin geht es ja
hier nach den Vorgaben der Autoren um eine Folterszene, während der
Cavaradossi leidet.
Und um die Frage:
Wo ist Angelotti?
Sie nimmt Scarpia das Journal wieder weg, so dass der nun die Hände frei
hat, um ganz sachte an die Tür zur Kammer zu klopfen.
Da plötzlich schreit Cavaradossi drinnen, als habe er nur auf das sanfte
Klopfen von Scarpia gewartet.
Man sieht, dass in der Kammer der Cavaradossi immer nur schreit, wenn
einer ihm dort ein Zeichen gibt.
Es geschieht ihm also garnichts, es soll wohl nur Tosca getriezt werden.
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Eine Folter, die nur eine und nicht einen bzw. beide betrifft?
Der Regieeinfall endet hier mit Toscas
Im Brunnen ... hintern Hause ...
Cavaradossi wird aus dem Kammerl links nach rechts in das 'Wohnbüro' des
Scarpia gestoßen. Er lehnt an der Wand, spielt den Gequälten.
Scarpia wiederholt Toscas Aussage
Im Brunnen bei der Villa ... geh, Spoletta
Das macht Spoletta nun nicht, er geht nicht, sondern er kommt aus der
Kammer links mit dem Sciarrone, der schaltet den Monitor ein, auf dem
erscheint das Balkendiagramm mit der Grafik, dass Napoleon nun vorne
liegt, Melas abgeschlagen ist.
Also haben die Republikaner gesiegt und Cavaradossi bejubelt das mit
seinem
Victoria! Victoria!
das er allerdings abgedrängt von Sciarrone und Spoletta in dem
Kammerl singen muss.
Tosca steht an der Tür zur Kammer und fordert
Mario, schweige,
Du dienst Dir schlecht!
Scarpia geht vom Esstisch rüber zum Schreibtisch, dort raucht er
eine.
Tosca setzt sich an den Schreibtisch und fragt mit dem
Quanto
nach dem Kaufpreis, den sie für Cavaradossis Freilassung zahlen
muss.
Dann Scarpias
Hörst Du jene Trommeln?
Zum
Dort zimmern sie den Galgen schon
schaukelt er Toscas weißen Umhang herum, als baumle ein Aufgehängter
in der Luft, dann lässt er das Kleidungsstück in den Bühnenstaub fallen.
Hierauf Toscas
Nur der Schönheit, weiht' ich mein Leben
Aufrecht steht sie da, singt, während Scarpia in die Kammer links geht,
und sich dort herumliegende Requisiten betrachtet.
Jetzt und hier nun entspricht die Aktion auf der Bühne dem, was die
Autoren als Regieanweisung vorgegeben haben
Sie wirft
sich vor ihm nieder
Tosca kniet auf dem Boden, was Scarpia wohl garnicht wahrhaben und sehen
will, denn er dreht sich nach hinten zur Wand.
Dann kniet er sich zu ihr, setzt ihr körperlich zu - da klopft es.
Spoletta kommt von rechts und verkündet:
Eurer Gnaden, Angelotti
Hat eben selber sich getödtet.
Tosca erhebt sich mit Scarpias Hilfe vom Boden, sie küsst ihn,
er meint lakonisch auf italienisch
"Ebbene",
was auf deutsch heißt:
"Na, also!"
Nun kommt die Anweisung an Spoletta, Cavaradossi solle - wie bei
Palmieri - hingerichtet werden.
Der hört den Befehl und geht nach rechts ab.
Tosca lehnt sich an den Esstisch und kramt auf dem herum, während sich
Scarpia ihr von links nähert.
Scarpia legt das Priestergewand ab und dann steht er da im schwarzen
ärmellosen Unterhemd und schwarzen Leggins.
Sie fragt nach dem Passierschein und gibt als Route die kürzeste vor.
Die über Civitavecchia.
Scarpia nimmt das Priestergewand, zieht es Tosca an und holt vom
Schreibtisch eine Schultasche, die er Tosca über das Priestergewand
zieht, stellt das Reisedokument an seinem Schreibtisch aus. Dann geht er
nach rechts auf Tosca zu, legt sie über den Tisch und will ihr unter den
Rock fassen und bei seinem
Tosca, finalmente mia!
dreht sie sich um und sticht zu
Ja, diesen Kuss gab Tosca Dir!
Sie ringen miteinander.
Tosca:
Kannst Du noch hören? Rede, sieh mich an,
Mich, deine Tosca! Du, mein Scarpia!
Da hast Du nun Dein
Stündchen!
Er lässt sich zu Boden fallen.
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Sie rutscht zu Boden,
kriecht zu Scarpia, küsst ihn.
Nach dem
Vor dem da zitterte einst das ganze Rom!
steht sie auf, legt die Schultasche ab und auf den Tisch, holt ihr
Kleid, will es anziehen, besinnt sich und legt es über Scarpias Leiche.
Will aus der Schultasche den Passierschein nehmen, statt dessen hält sie
eine DVD in der Hand, mit der sie den Player am TV-Monitor in Gang
setzt.
Und plötzlich -
unmittelbarer Übergang in den 3. Akt.
Gezeigt wird auf dem Monitor ein Portrait des Scarpia.
Tosca will nach rechts ab, kehrt zurück, schaut auf den Monitor, dann
auf die zugedeckte Leiche, sie öffnet ein Element in der Rückwand, der
Steg, das Podium, die Zwei-Zimmer-Wohnung fährt in eine halbhohe
Stellung, so, dass man den Monitor mit den Scarpia-Szenen und darunter
die Bühne leer bis auf eine Bierbank und einen Hocker sehen kann.
Das
Ach, meine Seufzer
erklingt.
Ein Priester steht an der Bierbank, neben einem Kind, hantiert an dessen
Schultasche herum, legt sie ihm um.
Aus dem Schnürboden wird eine Glocke heruntergelassen, von rechts kommt
einer und schlägt sie an der von Puccini vorgegebenen Stelle, Ricordi KA
Seite 227.
Ein Blonder, so wie Scarpia, setzt sich auf die Bierbank, ein anderer
tritt dazu, der Steg fährt herunter.
Tosca steht vor dem Monitor und schaut dem stummen Gemime von Scarpia in
dem TV-Spot zu.
Dann geht sie nach links in die Kammer.
Blendscheinwerfer auf der rechten Seite.
Links in der Kammer sieht man Tosca herumkramen.
Blendscheinwerfer aus, Licht links in der Kammer aus, Licht rechts im
Wohnbüro an.
Am Esstisch sitzen rechts vor Kopf Scarpia, ihm gegenüber Cavaradossi,
an der rückwärtigen Längsseite die blonde Langmähnige und links neben
ihr ein Typ.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Scarpia schenkt sich irgendwas ein, trinkt, redet auf die anderen ein,
geht um den Tisch herum, schenkt wieder ein und stellt ein Glas zu
Cavaradossi und singt die Phrase, die eigentlich der Schließer von sich
zu geben hat:
Mario Cavaradossi? A voi.
und die in der deutschen Übersetzung heißt:
Mario Cavaradossi? Unterschreibt.
Auch das
Noch eine Stunde.
Ein Priester wartet, wenn zu beichten ihr verlangt!
singt Scarpia.
Cavaradossi hat nach Vorgabe der Autoren einen Ring zur Hand zu haben,
den er dem Schließer verspricht, wenn er die innigsten Grüße an Tosca
überbringt.
Nichts davon ist in Hannover der Fall.
Stattdessen geht Scarpia zu seinem Schreibtisch nach links, nimmt ein
Papier, gibt es Cavaradossi und tönt das
Scrivete!
des Schließers, setzt sich wieder auf seinen Platz am
Kopfende des Tisches und wartet, bis das schöne Cello-Zwischenspiel -
dolcissimo, espressivo - verklungen ist und Cavaradossi das
Und es blitzten die Sterne
gesungen hat.
Dann geht Scarpia rüber nach links und schüttelt Cavaradossi die Hand.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Blendscheinwerfer an. (Ricordi KA Seite 238/239)
Links die Kammer beleuchtet, rechts die Wohnstube dunkel.
Dann Blendscheinwerfer aus, rechts Licht an.
Tosca kommt aus der Kammer nach rechts in Scarpias Wohnbüro, zieht ihren
Mantel von der Leiche und da liegt
C a v a r a d o s s i,
sie gibt ihm die Hand, hilft ihm so beim Aufstehen für sein
Ha! Geleit für Floria Tosca
Woher weiß er das?
Sie ist der Regieanweisung
nicht
gefolgt, nach der sie ihm den Passierschein zeigt.
Also, woher soll er das wissen, dass sie und der Herr 'welcher sie
begleitet' frei sind?
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Während ihres
Meine Liebe verlangt' er als Preis
mit Bezug auf des Scarpias Verhalten ihr gegenüber, hebt sie ihren
Umhang vom Boden auf, während Cavaradossi sich eine raucht.
Dann hilft er ihr die Schultasche anzuziehen und sie zeigt ihm wie
Scarpia sie über den Tisch zog und sie ihn daraufhin erstach.
Das
Die zarten Hände, ach die weißen kleinen
singt Cavaradossi kniend und dann auch vor ihr liegend.
Während ihres
Wisse, die Stund' ist nah.
Geld und Juwelen trag ich im Beutel hier, ein Wagen wartet
öffnet Cavaradossi ein Schiebeteil in der Rückwand und schleppt
übermannsgroße Krippenfiguren in Scarpias Wohnbüro und stellt sie um
Tosca herum, die auf dem Boden kniet, auf.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Für das
Nur deinetwegen wollt' ich noch nicht sterben
schnipst er mit der rechten Hand in die Luft und schon 'erblaut' die
Szene.
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Er legt ein Schaffell
oder einen Flokati-Teppich vorne an die Rampe und beide nehmen Platz,
sie legt den Kopf in seinen Schoß.
Dann bei dem
Leuchtet ihr Strahl
schmeißen beide die eben aufgestellten Statuen, wohl seine
Holzschnitzarbeiten, um.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Irgendeiner schaltet von Ferne, ganz von Ferne, den Monitor ein und es
folgt das
Zeit ist's
eigentlich vom Schließer gesungen.
In Hannover von irgend wem, von irgend woher .
Keiner weiß es - vor allem das von der Theaterleitung an der Nase
herumgeführte Publikum nicht.
Wahllos diese eingerichtete Szene.
Zum jetzt kommenden
Nur keine Sorge! Im Moment gleich will
ich fallen, und zwar sehr natürlich
legt sich
Cavaradossi schon mal auf den Boden neben die umgestoßenen Figuren.
Bei Toscas
Jetzt lache nicht!
So recht!
und nach ihrem
Endlich! Sie heben die Waffen …
Wie schön er ist, mein Mario
folgt nun auf Seite 264 KA Ricordi eine mit einen Stern
ausgewiesene Gewehrsalve.
Diese unterbleibt in Hannover.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Dafür Blendscheinwerfer an.
Links in der Kammer ist Licht.
Tosca sucht dort herum in den liegengebliebenen Requisiten.
Blendscheinwerfer aus, Licht rechts in Scarpias Wohnbüro an.
Tosca kniet sich neben etwas, was da am Boden liegt.
Sie zieht das Tuch weg und findet ----
S c a r p i a wie in der Schlussszene zweiter Akt liegen.
Sie nimmt ihn in ihre Arme, schmust ihn --- dann
Scarrione von links, Spoletta von rechts
Sie haben Scarpia erstochen
Von links kommt noch die langhaarige Blonde dazu, Spoletta setzt sich
rechts an den Tisch und er hört Toscas
O Scarpia! Uns richte Gott!
wobei sie dessen Leiche - wie bei einer Pietà - im Arm haltend,
hudelt und knudelt und sich neben ihm auf den Boden legt.
Der Steg mit Scarpias Wohnbüro fährt hoch.
Unten, links auf der Bühne das Kripplein.
Am Rand dessen sitzt
völlig unversehrt Ca v a r a d o s s i.
Er bleibt in Hannover übrig und am Leben und wird wohl in Bälde in
Oberammergau eine Holzschnitzer-Werkstatt eröffnen.
Was soll das?
"Niemand kann es sagen!"
Blendscheinwerfer ins Publikum.
Das Stück ist aus.
Fazit:
Wollte doch Puccini - nach Meinung der Hannover'schen Frau
Chefdramaturgin-Oper - mit diesem Werk das Publikum erschrecken,
schockieren.
Mit dem oben beschriebenen Regiekonzept und dessen Umsetzung in die
jetzige Inszenierung ist es der Nds. Staatstheater Hannover GmbH
tatsächlich gelungen, Angst und Schrecken beim Publikum zu verbreiten,
sind denn Details derart an den Haaren herbeigezogen, dass die
Produktion vor Ungereimtheiten in Gänze nur so strotzt, die das Publikum
zwangsläufig erschaudern lässt.
Ist der erste Akt
als theatralischer Ablauf noch zu ertragen, so beinhalten zweiter und
dritter Akt derart hanebüchene Sinnlosigkeiten, dass sich zwangsläufig
die Frage stellt, kennen die leitenden Damen - und derer gibt es ja nun
viele bei der Nds. Staatstheater Hannover GmbH - das Stück nicht oder
ist ihnen gleich, ob Steuergelder mit irgendwelchen Lächerlichkeiten am
Stück und am Bildungsauftrag vorbei, vergeudet werden.
Die Damen wollen bitte nicht mit 'Interpretation' argumentieren und auch
nicht in das mittlerweile abgedroschene 'Freiheit der Kunst' fliehen!
Wenn man ein Werk in die Abgründe der Kirchen und Vereine - auch in
Sportvereinen, bei Hilfswerken gibt es sexuelle Übergriffe -
transportieren will, muss man sich mit Details beschäftigen.
Dem Mesner, der ja das Grundübel darstellen soll, ist nichts
vorzuwerfen, wenn er dem Kind mal über den Kopf streicht, das Haar
kämmt, den Schulranzen mit seinem Inhalt ordnet.
Offensichtlich kennt die Hannover'sche Frau Chefdramaturgin-Oper die
Vorgänge am Canisius-Kolleg, im Kloster Ettal, bei den Domspatzen oder
die Ereignisse im Bistum Regensburg unter Bischof Ludwig Müller nicht?
Wüsste sie darum und wollte sie das Publikum wirklich schockieren, sähe
wohl die Basis für eine Fehlentwicklung Scarpias anders aus, als mit den
gezeigten lächerlichen Selbstverständlichkeiten im Verhalten des
Mesners.
Das ganze Stück wird zudem - durch Zeigen moderner technischer Geräte
wie Fotoapparat und TV-Monitor mit der Einblendung der militärischen
Lage am 14. Juni 1800 - verfälscht dargestellt.
Das Schlimme daran ist, dass ein heutiges Publikum nur noch zur
Unterhaltung ins Theater geht, nicht jedoch um den eigenen
Bildungshorizont bestätigt zu sehen. Deswegen kann das Theater mit
möglichst viel 'Remmi-Demmi' (siehe auch Halevys: 'Die Jüdin' in
Hannover) noch Erfolg in Bezug auf Auslastung haben.
Der Kenner aber wendet sich mit Grausen, geht nicht mehr hin und wählt
extrem.
Und die politische Mitte wundert sich!
Ergo:
Thema verfehlt!
Lob
zu spenden ist dem Orchester, dem Chor und der Technik, die in
Windeseile Umbauten unter erschwerten Bedingungen wie extremem Druck –
(„ihr habt drei Takte Zeit“) – zu bewerkstelligen hat.
“Du kreischest
wie ein Raubvogel.
Deine Stimme peinigt mich.“
Bemerkungen zur szenischen Umsetzung von ’Salome’ an der Nds.
Staatstheater Hannover GmbH
Besuchte Vorstellungen am 2. und 28.November 2019
Eine Produktion, die schon zu Klügls-Zeiten nicht funktionierte, wird
von Frau Berman unverständlicherweise wieder aufgenommen.
Heute wie damals:
Der dritte Rang geschlossen.
Screenshot Eventim am
28.11.2019 um 17.00 Uhr für die Vorstellung 'Salome'
|
Einschub!
Zwei Tage vor der Vorstellung am 28.11.2019 verbreitete die HAZ
am 26.11.2019 eine Aussage der Intendantin der Nds. Staatsoper
Hannover GmbH unter der Headline:
Dritter Rang bleibt offen
Dies mit der als wörtliche Rede gekennzeichneten Aussage der
Frau Berman:
„Unsere Zuschauer möchten offensichtlich lieber ganz oben sitzen
als ganz hinten im Parkett.“
Da die Preise in diesen Kategorien gleich seien, wolle sie sich
diesen Wünschen nicht verschließen.
Offensichtlich drang diese Maßgabe nicht bis an die
verantwortlichen Stellen, denn am 28.11.2019 war bei der Salome
der dritte wieder einmal geschlossen.
|
Diese Neuregelung des offenen dritten Ranges widerspricht gänzlich der
Auffassung des Nds. Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, teilte
doch dieses mit, man schließe Ränge, weil man damit Einlasspersonal
spare.
Man kann auch Besucher des zweiten Ranges leicht in das Parkett und in
den ersten Rang verfrachten. Da ist ja oft noch genug Platz.
Wie einfach, die Statistik zu schönen.
Es zählen ja nicht
die zur Verfügung stehenden Plätze, sondern die zur Verfügung gestellten
Plätze.
Verkaufe ich im Großen Haus Oper nur 500 Karten, statt 1202, weil Ränge
geschlossen sind, dann habe ich schnell eine hochprozentige Auslastung
des Großen Hauses der Nds. Staatsoper Hannover GmbH dem Bühnenverein und
der Öffentlichkeit bzw. dem Steuerzahler gegenüber erreicht.
Und bezüglich der Auslastung zählen alle Veranstaltungen, auch die
Einführungsvorträge oder evtl. Kochshows oder sonstige Events.
Auch für Richard
Strauss gilt, was Richard Wagner wichtig war – nämlich der Text.
Und der geht in Hannover unter.
Kaum etwas ist zu verstehen und derjenige, der sich auskennt, leidet
extrem.
Wenn jemand zehn Konsonanten in seinem Namen trägt, der müsste
eigentlich diesen seinen Namen perfekt auch in der deutschen Sprache
aussprechen können.
Mitnichten ist dies allerdings der Fall, wenn er Texte von Oscar Wilde
in der Übersetzung von Hedwig Lachmann dem Publikum in Hannover
näherbringen soll.
Gemäß dem Originalwortlaut:
“Es ist kein Laut
zu vernehmen“
muss es in Hannover heißen:
“Es ist kein Wort
zu verstehen!“
Und das gilt nicht nur für diejenigen mit den vielen Konsonanten im
Namen wie Walerowicz oder
Smoriginas oder Nicholls.
Wer sich für die
Originalfassung der Bemerkungen zur Klügl-Produktion interessiert, kann
sich informieren unter
http://www.telezeitung-online.de/
Thema_des_Tages _07._Januar_2018_%27Tosca%27_Nds._Staatsoper_HAJ.htm
mit dem Titel:
“Komm spiel mit mir
blinde Kuh“
Die Hannoversche
Allgemeine veröffentlichte einen Text und bat um Besuch der
Vorstellungen.
|
|
Zitat
„Salome” ist zurück an
der Staatsoper
Wiederaufnahmen von bewährten Produktionen
gehören zum Alltag an einem Opernhaus. Beim Wechsel einer
Intendanz können sie allerdings mit Schwierigkeiten verbunden
sein: Ingo Kerkhof, bei Hannovers vormaligem Intendanten Michael
Klügl eine Art Hausregisseur, war zunächst wenig begeistert, als
er von dem Plan der jetzigen Hausherrin Laura Berman hörte,
seine „Salome"-Inszenierung weiterhin in Hannover zu zeigen.
Doch die Wiederaufnahme am Wochenende zeigte, dass Kerkhofs
anfängliche Bedenken grundlos waren: Seine reduzierte, aber
spannungsvolle Inszenierung funktioniert auch mit neuen Sängern
sehr gut.
In der Reihe "Das besondere Debüt", in der
renommierte Sänger in Hannover eine Partie neu einstudieren, ist
jetzt die britische Sopranistin Rachel Nicholls zu Gast. Sie ist
in großen Wagner-Rollen international gefragt. Als Salome wird
sie diese Erfolgsgeschichte wohl fortschreiben, auch wenn ihre
sehr ausgeglichene Stimme nicht unbedingt typisch für diese
Partie ist.
Nicholls ist kraftvolle Primadonna einer
Aufführung, die musikalisch auch sonst kernig ist. Dirigent
Stephan Zilias kostet vielleicht nicht die ganze Raffinesse der
Partitur aus, sorgt aber für viel Schub. Robert Künzli ist
wieder ein fantastischer Herodes, Kostas Smoriginas ein recht
profunder Jochanaan. Die kleineren Rollen sind mit neuen
Ensemblemitgliedern wie Rupert Charlesworth bestens besetzt. Ein
Wiederhören lohnt sich: Die nächsten Vorstellungen sind am 8.,
20. und 28. November.
Zitatende
Quelle:
Hannoversche Allgemeine Zeitung – 5. November 2019 – Seite 26 |
Die deutschen
Musiktheater
Festspielhaus Baden-Baden
Foto: Gerd Eichmann
|Date=2010-01-17
|
|
Zitat
Das
Festspielhaus Baden-Baden ist ein
Opern-
und
Konzerthaus
in der
baden-württembergischen
Stadt
Baden-Baden.
Mit 2500 Zuschauerplätzen gilt es als Deutschlands größtes
derartiges Haus. Das 1998 eröffnete Festspielhaus verfügt über
kein eigenes Ensemble. Der Spielbetrieb mit Opern-, Konzert- und
Ballettaufführungen international renommierter Künstler und
Ensembles wird durch eine private Stiftung finanziert. Neben
jährlich vier Festspielphasen und zusätzlichen
Einzelveranstaltungen aus Klassik, gehobenem Entertainment und
Jazz finden hier auch Konzerte des
New Pop Fe
stivals
statt.
Der Neubau
wurde unter architektonischer Integration des
ehemaligen
Baden-Badener Stadtbahnhofes
(heute: Kassenhalle, Festspielhaus-Restaurant Aida,
Kinder-Musik-Welt „Toccarion“ der Sigmund Kiener Stiftung) am
18. April 1998 eröffnet. Architekt des Neubaus war der Wiener
Wilhelm Holzbauer.
Von Anfang an als privat finanzierter Kulturbetrieb geplant,
gelang nach einer öffentlichen Anschubfinanzierung die
Umstellung zum ersten privat finanzierten europäischen Opern-
und Konzertbetrieb. Die private Kulturstiftung Festspielhaus
Baden-Baden ist seit März 2000 Trägerin der Betreiber-GmbH. Von
Juli 1998 bis 2019 leitete
Andreas
Mölich-Zebhauser
als Intendant das Haus. Seit der Saison 2019/20 ist Benedikt
Stampa Intendant des Festspielhauses Baden-Baden.
Es wird seit
2000 als das einzige deutsche Opernhaus bezeichnet, das ohne
Subventionen auskommt. Miete und Instandhaltung des Hauses
werden jedoch je zur Hälfte von Stadt und Land getragen. Rund
3,5 Millionen Euro jährlich fließen an einen Immobilienfonds,
über den der Bau des Hauses seinerzeit finanziert wurde. Eine
weitere halbe Million Euro öffentlicher Mittel fällt jährlich
für Instandhaltung, Steuern und Versicherung an. Bis zum Ende
der Fondslaufzeit im Jahr 2020 rechnen Kritiker mit Subventionen
in Höhe von 200 Millionen Euro.
Eine
Gemeinschaft von rund 2000 Privatförderern, darunter ein 1500
Mitglieder zählender Freundeskreis e.V., unterstützt das
Programm des Festspielhauses jährlich mit rund acht Millionen
Euro.
Das Budget von
20 Millionen Euro wird zu ca. zwei Dritteln aus dem
Kartenverkauf, gastronomischen Erlösen und Rechteeinnahmen sowie
zu rund einem Drittel aus privater Förderung und Sponsoring
finanziert. Das Festspielhaus Baden-Baden betreibt zudem ein
eigenes Reisebüro und organisiert Kulturreisen nach Baden-Baden.
Die
durchschnittliche Auslastung der Vorstellungen wurde 2012 mit 85
Prozent angegeben.
Studien der
Universität St. Gallen ermittelten einen Kaufkraftzufluss durch
das Festspielhaus für Stadt und Region Baden-Baden von rund 46
Millionen Euro für 2008 und 52 Millionen Euro für 2013.
Medienpartner
des Festspielhauses Baden-Baden sind der
Südwestrundfunk
(SWR) sowie der Fernsehsender
Arte.
Die Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden verlieh von 2003
bis 2016 jährlich den
Herbert-von-Karajan-Musikpreis
in Baden-Baden.
Die Saison des
Festspielhauses Baden-Baden beginnt im September und dauert ca.
bis Ende Juli des Folgejahres. Festspielphasen werden durch
Premieren von neu inszenierten Opern eröffnet. Derzeit geschieht
dies zu den
Osterfestspielen
mit den
Berliner
Philharmonikern
(die von 1967 bis 2012 in Salzburg stattfanden), zu den Pfingst-
und Sommerfestspielen.
Die
Herbstfestspiele bieten u.a. konzertante Opernaufführungen und
Solistenkonzerte in prominenter Besetzung. Zwischen den
Festspielphasen gastieren u.a. namhafte Ballett-Compagnien wie
das Hamburg Ballett
John Neumeier
(Herbst) und das
Mariinski-Ballett
St. Petersburg (Weihnachtsresidenz) sowie moderne
Tanz-Compagnien aus aller Welt. Zahlreiche Konzerte renommierter
Künstler mit klassischer Musik sowie Jazz-Abende,
Entertainment-Shows und Musicals runden das Programm ab.
Seit 2008
betreibt das Festspielhaus Baden-Baden ein umfangreiches privat
gefördertes Kinder- und Jugendprogramm mit interaktiven
Kinder-Musik-Festen, Kinderopern, Künstlertreffen
(Meisterklassenzimmer) und Workshops. Allein rund 3000
Schülerinnen und Schüler sind pro Saison im Rahmen des
Schulprojekts „Kolumbus Klassik entdecken!“ (finanziert durch
die Grenke AG) bei Veranstaltungen zu Gast und bereiten diese
Besuche vorher im Unterricht vor. Die entsprechende
Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe (seit 2010)
ist bundesweit einmalig. Die Kinder-Musik-Welt Toccarion der
Sigmund Kiener Stiftung (seit 2013) ist ebenfalls im
Festspielhaus Baden-Baden beheimatet und ganzjährig geöffnet.
Baden-Badener
Opern-Produktionen entstehen teilweise als Koproduktionen u.a.
mit Bühnen wie der
Metropolitan Opera
New York, (Jolanthe (2015), Manon Lescaut (2016), Tristan und
Isolde (2017) oder der
Opéra Bastille
(Paris / Die Zauberflöte 2014/2015).
Zahlreiche
Produktionen des Festspielhauses Baden-Baden sind auf DVD und
BluRay erschienen. Darunter befinden sich die Opern Lohengrin,
Tannhäuser, Parsifal, Der Rosenkavalier, Ariadne auf Naxos, Der
Liebestrank sowie Ballette wie Tod in Venedig (John Neumeier),
Matthäuspassion (John Neumeier) oder Sacre (Aterballetto). Auf
CD sind unter anderem Aufnahmen mit Edita Gruberova, (Norma) und
Rolando Villazón (Mozart-Opernzyklus bei DG) erschienen.
Baugeschichte
Bereits in den
1990er-Jahren begannen die Vorbereitungen für den Bau des
Festspielhauses: Im Jahr 1995 sicherten sich 2700 Interessenten
aus der Region ein Anrecht auf Eintrittskarten des zukünftigen
Festspielhauses und zahlten dafür rund 700.000 D-Mark in eine
Stiftung ein. Kurz darauf bewilligte das Land Baden-Württemberg
nach längeren politischen Auseinandersetzungen einen jährlichen
Landeszuschuss in Höhe von fünf Millionen D-Mark. Damals waren
Baukosten von 125 Millionen D-Mark und eine Fertigstellung für
1998 erwartet worden. Im gleichen Jahr formierte sich ein
Freundeskreis zur Unterstützung des Baus, dessen Vorsitz der
ehemalige Ministerpräsident
Lothar Späth
übernahm. Ein Fonds der
Südwestdeutschen
Landesbank
sollte die Finanzierung und ein Betreibervertrag mit der
Veranstaltungstochter der
Dekra
den dauerhaften Betrieb sichern.
Zitatende
Quelle:
Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Festspielhaus_Baden-Baden
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Themen des Tages
Die Regensburger Domspatzen
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»… dv ge jn kor vnd
sing«
Emanuel
Schikaneder, der Librettist von Mozarts »Zauberflöte«,
Journalist Franz Josef Wagner, Komponist und Regisseur Franz
Wittenbrink – die Liste ehemaliger Domspatzen, die Karriere
machten, ist lang. Aus der Kaderschmiede kommt eine neue
Generation von Sängern wie Thomas E. Bauer, Wilhelm
Schwinghammer, Maximilian Mayer und Maximilian Schmitt. Zu
nennen sind außerdem Dirigent Lothar Zagrosek, Schauspieler
Alexander Held und viele, die in nicht künstlerischen Berufen
erfolgreich sind.
Wie lange es den
Chor der Regensburger Domspatzen bereits gibt, lässt sich nicht
mit Gewissheit sagen. Allgemein gelten die Singknaben der
Kathedrale von Solothurn mit Gründungsjahr 742 als der älteste
Knabenchor der Welt. Gefolgt von der Aachener Cappella Carolina,
die nachweislich seit 796 existiert. Fakt ist: Bischof Wolfgang
ordnete 975 im Bistum Regensburg eine Neustrukturierung an, die
auch die Domschule betraf, die zentrale Bildungsstätte und
Mittelpunkt aller gelehrten Studien. Dass bereits vor diesem
Datum »scolari« die musikalische Umrahmung von Gottesdiensten
versahen, davon ist auszugehen. Denn im Oktober 776 hatte
Tassilo III. das erste Schulgesetz Bayerns erlassen, das jeden
Bischof einer Kathedralkirche verpflichtete, eine Schule zu
unterhalten. Infrage kommende Dokumente – und leider auch ein
unersetzlicher Schatz an Notenmaterial – wurden bei der
Erstürmung Regensburgs durch napoleonische Truppen am 23. April
1809 ein Raub der Flammen. Die Dompräbende, das Anwesen mit
Unterrichtsräumen, Internat, Verwaltung und Kapellmeisterwohnung
südöstlich des Doms, brannte bis auf die Grundmauern nieder.
Dass der Knabenchor des Regensburger Doms durch alle Epochen
hindurch eine herausragende Stellung genoss, belegt unter
anderem die Inschrift einer sorgsam ausgeführten Konsolfigur in
gotischen Minuskeln im Winterchor des Doms, die wie ein
Insiderjoke anmutet:
Schuler dv hast nit czv schike / dv ge jn kor vnd sing.
Ins Neuhochdeutsche übertragen heißt das so viel wie:
Schüler, du hast hier nichts zu schaffen, du geh in den Chor und
sing!
Sollten die
Domspatzen schon nicht der nachweislich älteste Knabenchor der
Welt sein, so sind sie doch der mit der längsten ungebrochenen
Tradition. Auch wenn Reformation und 30-jähriger Krieg den Chor
vor große Herausforderungen stellten – 1646 war die Zahl der
Chorscholaren auf zwei Knaben geschrumpft –, auch wenn die
Institution in den Inflationsjahren 1922/23 akut von der
Schließung bedroht war, weil Schüler in Scharen das Haus wegen
der immensen Pensionskosten verließen und die staatlichen
Fördermittel hinten und vorne nicht mehr ausreichten, die
Domspatzen blieben eine Regensburger Institution.
Der ins Leben gerufene Förderverein »Freunde der Regensburger
Domspatzen«, dem ehemalige Domchorsänger und zahlreiche
Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft
angehören, ist bis heute maßgebliche Stütze.
Niveau und
Stimmkultur des Chors dürften zu jeder Zeit hoch gewesen sein,
der Domchor genoss stets auch überregional Renommee,
Auslandsreisen mit begeisternden Rezensionen sind für das 19.
Jahrhundert dokumentiert. Ein Marketing-Coup sondergleichen ist
die Erfindung des Label »Domspatzen«. War bislang lapidar von
Domchor oder Domcapelle die Rede, so sind die »Cathedral
Sparrows« seit einer Chorreise nach Prag 1910 weltweit ein
Begriff.
Fruchtbar und
furchtbar zugleich: Unter Domkapellmeister Theobald Schrems, der
von 1924 bis zu seinem Tod 1963 dem Chor vorstand, reift die
Klangkultur der Domspatzen zu einer bis dahin unerreichten
Blüte. 1933 hört Adolf Hitler ein Konzert der Domspatzen und ist
hingerissen. Fortan wird dem Knabenchor ein besonderer
»Führer-Zuschuss« gewährt. Dafür gibt man im Braunhemd auf dem
Obersalzberg Privatkonzerte, absolviert 1937 mit NS-Funktionären
eine Südamerika-Tournee und wirkt mit in Veit Harlans
Propagandafilm »Das unsterbliche Herz«. Hitler revanchiert sich
mit dem Professorentitel für Schrems.
Auch das andere
dunkle Kapitel der 1.000-jährigen Geschichte des Domchors, den
Missbrauchsskandal, lässt der Förderverein – nach anfänglicher
Blockade von kirchlicher Seite – aufarbeiten.
Das Fazit zweier Studien: Dem Erfolg des Knabenchors wurde alles
untergeordnet, auch das Wohl der Kinder. Ein Klima des
Vertuschens, des Verharmlosens und Verschweigens begünstigte ein
jahrzehntelanges System der Gewalt. Den Opfern wurden laut
Bischof Rudolf Voderholzer bisher Anerkennungszahlungen in Höhe
von 3,785 Millionen Euro zuerkannt. Die Einzelsummen bewegen
sich zwischen 2.500 und 25.000 Euro. Prävention und permanente
Reflexion bleiben Dauerauftrag für die Institution.
Es ist und
bleibt aber auch die perfekte Stimmkultur, die den Sound der
Domspatzen so faszinierend macht: Sicherheit in der Intonation,
harmonisches Zusammenspiel der Einzelstimmen und technische
Reife im Ausdruck. War der Chorklang unter Georg Ratzinger, von
1964 bis 1994 im Amt des Domkapellmeisters, zart, ätherisch, ja
fast lieblich, so wurde unter Roland Büchner (Domkapellmeister
bis August 2019) der Ton markanter, vielschichtiger und
expressiver.
Nun ist Christian Heiß Chef des weltberühmten Knabenchors. Er
selbst besuchte von 1977 bis 1986 Musikgymnasium und Internat
der Domspatzen, er ist nach Büchner der zweite Familienvater an
der Spitze des Chors.
Nach einer
Herbsttournee stehen aktuell die Weihnachtskonzerte an, in denen
die Domspatzen ihre Vielseitigkeit und alle Facetten des
Schöngesangs demonstrieren. Der liturgische Dienst im Dom jeden
Sonntag aber ist nach wie vor ihre vornehmste Aufgabe.
Die Domspatzen
bleiben ein Knaben- und Männerchor! Wie auch die Leipziger
Thomaner, der Dresdner Kreuzchor, die Wiener Sängerknaben,
Tölzer und Windsbacher Knabenchor, gegen die man regelmäßig in
Fußballtournieren antritt. Den charakteristischen
Knabenchor-Klang würden Mädchenstimmen verändern. Außerdem
spielt die »historische Aufführungspraxis« eine immer stärke
Rolle, für Knabenchor geschriebene Werke klingen von Mädchen
oder gemischtem Kinderchor gesungen einfach nicht authentisch.
Seit April 2019 gibt es in Regensburg ein Pendant zu den
Domspatzen: die Mädchenkantorei, die bereits mit
vielversprechenden Konzerten aufhorchen ließ.
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'Scarpia
ist überall'
Wenn auch die Nds. Staatsoper
Hannover GmbH mit ihrer neuesten Inszenierung der 'Tosca' versuchte eine
Fehlentwicklung des Polizeichefs von Rom in dessen Kindheit und Jugend
einem Mesner und damit nur der katholischen Kirche in die Schuhe zu
schieben, so ist der Missbrauch von Macht überall in der Gesellschaft
anzutreffen.
Am 29. Oktober 2019 titelte die Hannoversche Allgemeine Zeitung:
“Es ist den
Jugendlichen nicht klar, was sie anrichten!“
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Zitat
Bundesweit gibt es
laut BKA immer wieder Verfahren gegen Heranwachsende - oft aber
außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Einen größeren Fall
machten die Behörden am vorigen Freitag bekannt: Wegen des
Verdachts der Weiterleitung von Bildern und Videos, die
teilweise schwere sexuelle Gewalt gegen Kinder zeigen, hatten
die Ermittler in elf Bundesländern Wohnungen durchsucht. 21
Verdächtige im Alter zwischen 14 und 26 Jahren sollen solche
Videos über soziale Netzwerke verbreitet haben.
[…]
Im Fall der 21 Tatverdächtigen
werten die Ermittler nun Smartphones, Tablets und Computer aus.
Jedem neuen Hinweis auf weitere Tatverdächtige gingen die
Behörden nach, erklärte Christian Hartwig ‚von der
Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, bei der die Zentralstelle
zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) angesiedelt ist.
„Wir haben hier
kein Kavaliersdelikt", bekräftigte auch die leitende
Staatsanwältin Andrea Güde. Für einige der Beschuldigten gelte
das Jugendstrafrecht. Ihre Verfahren könnten unter Auflagen
eingestellt werden. Bei einer Verurteilung nach
Erwachsenenstrafrecht drohen zwischen drei Monaten und bis zu
fünf Jahren Haft.
Zitatende
Quelle:
Hannoversche Allgemeine Zeitung - 29.10.2019 – Seite 23 |
Ob draußen auf einem Campingplatz
oder drinnen in der Wohnstube mit dem Onkel oder der Tante, beim
Training mit dem Betreuer, bei Technikeinsätzen der Feuerwehr, des
Hilfswerkes mit dem Übungsleiter überall kann jemand sein, der ein Kind,
einen Jugendlichen missbraucht.
Am 29.11.2019 berichtete die HAZ
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Zitat
Trainer
gesteht Missbrauch von Jungen
Er soll als Fußballtrainer Schutzbefohlene im Alter von 13 und
17 Jahren missbraucht haben, soll in 42 Fällen Kinder und
Jugendliche zu sexuellen Handlungen gezwungen oder sie dafür
bezahlt haben.
Zitatende
Quelle:
Hannoversche
Allgemeine – 29. November 2019 – Seite 17 |
Aber nicht nur Kinder und Jugendliche sind gefährdet.
Auch die Erwachsenen nehmen sich untereinander Rechte heraus, die im
Widerspruch zur gesellschaftlichen Verantwortung stehen.
Intendanten, Dirigenten, Regisseure nutzen ihre Macht aus und
drangsalieren ihre Umwelt.
Es gab seit der 'Neuberin'-Zeiten und vorher und auch heute die
Abhängigkeit von 'Schutzbefohlenen'.
Damals konnten sich Frauen nicht bilden. Sie waren in der Berufswahl
beschränkt auf Hausfrau oder alte Jungfer oder sie gingen als
Gouvernante in eine höher gestellte Familie.
Der letzte Ausweg war der Weg zum Theater, auf die Bühne.
Dort eine Rolle, einen Posten zu
bekommen lief oftmals über die 'Vorsingecouch' - und kaum jemand störte
sich dran.
Es war halt so, es gehörte dazu.
Wer mitmachte, hatte Erfolg.
Oder auch nicht.
Dann aber entstanden Rachegedanken.
Über Jahre trug man diese Gelüste mit sich herum und man wartete auf die
günstige Gelegenheit, zurückzuschlagen.
Und die ergab sich dann in großem Rahmen mit Me-Too über das Internet.
Und die Libretti bieten Vorlagen.
Da ist die Tosca, die sich der Zudringlichkeiten des Polizeichefs von
Rom damals am 14. Juni 1800 im Palazzo Farnese zu erwehren suchte und
ihn letztlich erstach, dann Selbstmord beging.
Da ist Otello, der Desdemona erniedrigt,
da ist Carmen, die einen Soldaten zum Mörder macht,
da ist Pinkerton, der eine junge Frau schwängert und verlässt.
Auch in Schulen, Musikhochschulen, in Universitäten über all ist Scarpia.
Der Spiegel berichtete über Fehlverhalten von Lehrpersonal an den
Musikhochschulen in München, in Hamburg, in Düsseldorf.
Es gab Vorwürfe gegen James Lewine - hier der typische Fall, viele
wussten davon, angekreidet wurde ihm nichts, bis jetzt plötzlich die
alten Sachen wieder besprochen werden und ihn aus dem Amt warfen.
Daniele Gatti soll zwei Frauen zu nahe getreten sein.
Gustav Kuhn soll einen künstlerischen und erotischen Machtapparat
aufgebaut haben.
Und Placido Domingo hat angeblich keine Gelegenheit ausgelassen, mit
Damen 'ins Gespräch' zu kommen.
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Zitat
Der
Anteil von Frauen, die psychischen und physischen Missbrauch
erfahren haben, liegt bei 59 Prozent, was ein enorm hoher Anteil
ist. Frauen müssen nackt proben oder müssen sich in besondere
sexuelle Posen begeben. Ich möchte das jetzt nicht so
detailliert ausführen.
[...]
Auf der fiktionalen Ebene ist es ja
so, dass, wenn ein Regisseur das mit seinen Spielerinnen
abspricht, dass bestimmte Dinge in einem Kontext geprobt werden
müssen, ist das völlig okay.
Dann sagt die Schauspielerin: Ich mache das. Oder: Ich mache das
nicht.
Aber hinter der Bühne – im Intendantenzimmer oder auf dem Flur
oder auf Premierenfeiern –, wenn da der Übergriff stattfindet,
dann ist der Kontext nicht mehr gegeben. Und dann ist so ein
Übergriff der Macht außerhalb der Regularien, die ethisch
eigentlich vorgegeben sein müssten.
Zitatende
Quelle:
https://www.deutschlandfunk.de/macht-und-missbrauch-am-theater-frauen-sind-definitiv.691.de.html?dram:article_id=460010 |
Geht man davon aus, dass beim Theater
oder bei Film und Fernsehen immer noch der alte bürgerlich Mythos
vorherrscht, große Kunst müsse unkonventionell sein, ein Genie könne nur
kreativ wirken, wenn er Grenzen überschreitet, dann gehört gerade die
sexuelle Freiheit in besonderem Maße dazu.
Es wird Zeit, dass auch die Welt des Theaters, des Films, des Fernsehens
'genordet' wird.
Es handelt sich um Plattformen, die von Subventionen, Fördergeldern und
freiwilligen Spenden gehalten werden.
Auch die größten Gesangsstars, Instrumentalisten, Dirigenten, Bühnen-
Kostümbilder können nicht durch Eintrittskarten ernährt werden. Alle
hängen irgendwie an Zuschüssen, am Geld des Steuerzahlers.
Um dem Vergessenwerden vorzubeugen, soll eine Anlaufstelle gegründet
werden.
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Zitat
Anders
als in anderen Branchen arbeiten im Film- und Fernsehbereich
überwiegend Kreative, die als kurz befristet Beschäftigte oder
selbstständige Mitarbeiter ständig zwischen Filmbetrieben ohne
feste Belegschaft oder Betriebsrat hin und her wechseln und
dadurch auch permanent auf Arbeitsuche sind. „Darum sind
Beschwerdestellen auf betrieblicher Ebene schwer einzurichten
und wenig sinnvoll“, sagt Cornelia Haß, ver.di-Bereichsleiterin
Medien. Nur eine überbetriebliche Beschwerdestelle könne ihre
vom Gesetzgeber gewünschte Wirkung voll entfalten, daher sei es
überfällig, eine entsprechende Einrichtung zu schaffen, so Haß.
Die Vertrauensstelle richtet sich an Betroffene sexueller
Belästigung und Gewalt und ist zunächst auf den Film-, Fernseh-,
Theater- und Orchesterbereich beschränkt, kann aber durch
Beteiligung weiterer Unterstützer/innen und entsprechender
Branchenvertreter/innen auf die gesamte Medienbranche, den
Musikbereich und andere Kulturzweige ausgeweitet werden. Neben
der Entgegennahme und Prüfung von Beschwerden und der
Unterstützung Betroffener stehen die Aufarbeitung und Prävention
sexueller Belästigung und Gewalt im Mittelpunkt.
Zitatende
Quelle:
https://www.verdi.de/themen/gleichstellung/++co++c189e1a4-65b6-11e8-8231-525400940f89
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Am 1. Oktober 2019
brachte die Süddeutsche Zeitung einen Artikel von KATHRIN WERNER unter
dem Titel:
Me-Too-Fälle
bleiben geheim
Fast ein Drittel aller Frauen behält Belästigungen für sich
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Zitat
Wenn die
Bewegung hinter dem Schlagwort Me Too ein Ziel hat, dann ist es
dieses: Frauen sollen sich sicher fühlen, Me-Too-Vorfälle zu
melden. Wenn sie Opfer eines sexuellen Missbrauchs, einer
Belästigung oder einer Mikroaggression werden, sollen nicht sie
die Schande tragen, sondern die Täter. Doch auch zwei Jahre,
nachdem die ersten Me-Too-Fälle an die Öffentlichkeit gelangten
und Täter wie der Filmproduzent Harvey Weinstein Ruf und
Reichtum verloren, trauen sich noch immer sehr viele Frauen
nicht, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu thematisieren.
Knapp 40 Prozent der Frauen, die der Veranstalter der Women &
Work, Europas Leitmesse für Frauen, in einer Umfrage befragt
hat, berichteten nur einer Person ihres Vertrauens darüber. 27
Prozent zeigten die Person bei den jeweiligen Vorgesetzten an
und 25 Prozent nutzten unternehmenseigene Anlaufstellen wie
Betriebsrat oder Personalabteilung, um den Vorfall zu melden.
Allerdings entschieden sich auch fast 30 Prozent dafür, die
Vorfälle gar nicht zu melden. Keine einzige der befragten Frauen
suchte anwaltlichen Beistand. Mehr als ein Drittel der befragten
Frauen gab an, bereits Erfahrung mit sexueller Belästigung am
Arbeitsplatz gemacht zu haben.
[…]
Zwar gebe es seit Me Too mehr Öffentlichkeit für dieses
Tabuthema, doch eine Lösung fehle. Während viele Männer klagen,
dass der Umgang mit Frauen seit Me Too für sie so schwierig
geworden sei, empfinden Frauen es oftmals anders: Als habe sich
nichts geändert.
Zitatende
Quelle:
Süddeutsche Zeitung – 1.
Oktober 2019 – Seite 26 |
Die Hochschule für
Musik, Theater und Medien Hannover
hat in ihrem
Gleichstellungsbüro eine Anlaufstelle unter
gleichstellungsbüro@hmtm-hannover.de
eingerichtet, an die sich Betroffene in den Fällen von:
#diskriminierung‚ #belästigtung,
#gewalt
wenden können.
Was aber ist der
Nebeneffekt?
Bei der Besetzung
von Planstellen, für die eine Frau wie auch ein Mann in Frage kommen,
scheuen sich Männer, Frauen einzustellen.
Man könnte ja in irgendeiner Form, zu irgendeiner Zeit mit der Frau in
Schwierigkeiten geraten.
Also wird sicherheitshalber ein Mann von einem Mann eingestellt.
'Die
Frau'
hat trotz Me-Too das Nachsehen.
Dass es auch unter Männern – neben dem üblichen Gerangel um Positionen –
Probleme geben kann, steht außer Frage.
Es ist nichts Neues, dass sexuelle Annäherungsversuche von Mann zu Mann
ebenfalls das Betriebsklima stören können.
Treffen der Gottlob-Frick-Gesellschaft
Bericht von
Matthias Ries-Wolff
Vorstandsvorsitzender des Richard-Wagner-Vereins Chemnitz
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Zitat
In jedem Jahr folgen Sänger und Kulturschaffende dem Ruf, der
aus Ölbronn in die Welt gesendet wird. Hier war der schwärzeste
Bass beheimatet und hier liegt er auch begraben. Zu seinem
Gedenken wurde 1995 die Gottlob-Frick-Gesellschaft gegründet.
Wer nun denkt, hier fände – wie anderenorts allzu oft – ein
langweiliger Festakt mit endlosen Reden statt, der irrt
gewaltig. Eher vergleichbar einem Klassentreffen kommen hier
Weggefährten von Gottlob Frick und auch viele jüngere Künstler
zusammen, um sich der guten alten Zeit zu erinnern, angereichert
mit allerlei Anekdoten. Auch am 12.10.2019 waren viele und zum
Teil sehr bekannte Sänger in das "Operndörfle" Ölbronn gekommen.
Natürlich ist die Gottlob-Frick-Gesellschaft auch dem Erinnern
an den berühmten Bass verpflichtet, aber sie ist vor allem auch
der Zukunft zugewandt, indem sie den künstlerischen Nachwuchs
fördert. So erhalten beim alljährlichen Festakt immer
Nachwuchssänger die Möglichkeit, sich hier einem breiten
Publikum zu präsentieren. Den Auftakt machte in diesem Jahr
Alexander Edelmann, Enkelsohn des großen Otto Edelmann. Mit 19
Jahren gerade an der Musikhochschule Wien eingeschrieben,
brachte er mit dem Heilbronner Sinfonieorchester unter Leitung
von Alois Seidlmeier die Arie des Papageno zu Gehör und erwies
damit zugleich seinem Vater Peter Edelmann und seinem Onkel
Paul-Armin Edelmann eine Referenz, da beide am Beginn ihrer
Karriere jeweils auch mit dieser Rolle große Erfolge feiern
konnten. (Peter Edelmann räumte später ein, dass er bei diesem
ersten großen Auftritt seines Sohnes so stolz und aufgeregt
gewesen sei, dass er zwar das Handy zur Aufnahme hochgehalten,
aber erst hinterher gemerkt habe, dass er gar nicht den
entscheidenden Knopf gedrückt habe.) Diesem Vortrag folgte mit
sonorem Bass Florian Kontschak mit der Auftrittsarie des Van
Bett aus ‘Zar und Zimmermann‘.
Im
Mittelpunkt des Festaktes stand die Verleihung der
Gottlob-Frick-Medaille an die Edelmann-Society Wien. In seiner
Laudatio wies Ehrenpräsident Hans Hey auf die oft prekäre
Situation des musikalischen Nachwuchses hin. Laut einer Auskunft
der Künstlersozialkasse betrug das durchschnittliche
Jahreseinkommen der freischaffenden Sänger in Deutschland
weniger als 10.000,00 €. Zu dieser beschämenden Situation haben
insbesondere die Opernintendanten beigetragen, die nahezu
vollständig die Ensembles abgeschafft und auf das
Stagione-Prinzip umgestellt haben. Die Edelmann-Society Wien
organisiert einmal im Jahr einen Musikwettbewerb für
Hochschulabsolventen, der sich von anderen Wettbewerben vor
allem dadurch unterscheidet, dass in der Jury nicht
Hochschulprofessoren sondern überwiegend solche Leute vertreten
sind, die auch tatsächlich Verwendung für den musikalischen
Nachwuchs haben. Für dieses Engagement, das ohne öffentliche
Förderung auskommt, erhielt die Edelmann-Society Wien diese
Auszeichnung.
Unter dem Titel "Opernsterne" schloss sich ein Promenadenkonzert
an, bei dem sich vor allem Peter und Paul-Armin Edelmann die
Bälle zuwarfen: Als Figaro, Don Giovanni, Tannhäuser, Wolfram,
Germont und Escarmillo schmetterten sie ein Bravourstück nach
dem anderen. Etwas Besonderes war die selten zu hörende, von
Paul-Armin Edelmann sehr einfühlsam vorgetragene Arie des
Pierrot aus "Die tote Stadt". Nicht unerwähnt bleiben darf auch
die Mitwirkung der jungen Sopranistin Josipa Bainac, die
insbesondere mit der Arie der Marie aus "Die verkaufte Braut"
nicht nur die Herzen des Publikums, sondern auch die der
anwesenden OpernsängerInnen eroberte. Beachtlich war die
musikalische Unterstützung durch das Heilbronner
Sinfonieorchester, denn es handelt sich hier um ein
Laienorchester. Mit Alois Seidlmeier stand ein Profi am Pult und
er hat wahrlich seine Musiker zu Höchstleistungen anspornen
können. Insbesondere für die Sinfonia zu "La Forza del Destino"
gab es zu recht stürmischen Applaus. Leider gibt es in jedem
Konzert einen im wahrsten Sinne des Wortes Quatschsack (Reihe 5,
Platz 100), der zu oft das Bedürfnis hatte, sich seiner Frau
mitteilen zu müssen. Da es sich ausgerechnet um einen bekannten
Kunstkritiker handelt, ist hier ein Bonmot von Oscar Wilde
angebracht: 'Kunstkritiker sind wie Eunuchen: Sie wissen wie es
geht, aber sie können es nicht!‘
Seinen Abschluss fand das Künstlertreffen mit einer Matinee am
13.10.2019, in deren Mittelpunkt Kammersängerin Brigitte
Fassbaender stand. Angesprochen auf ihr Alter (sie wurde in
diesem Jahr 80 Jahre alt) erwiderte sie, man sei heute in diesem
Alter 20 Jahre jünger. Dies habe ihr auch ihre Ärztin versichert
und der glaube sie in diesem Punkt bedingungslos.
Moderator Thomas Voigt verstand es, mit feinfühligen Fragen
viele Details, manchmal auch außergewöhnliche Statements heraus
zu kitzeln. Ihre Lieblingsdirigenten waren Rafael Kubelik, Carlo
Maria Giulini und der feinfühlige Carlos Kleiber. An ihnen
schätzte sie, dass sie als Menschen integer waren und manchmal
musikalisch wie aus einer anderen Welt stammten und zugleich in
der Lage waren, die Opernsänger mit in diese andere Welt zu
führen. Leider seien nicht alle Dirigenten von diesem Schlag.
Angesprochen auf ihre tiefen Töne verwies sie selbstbewusst auf
ihr Brustregister und sah darin nichts Verwerfliches: "Was man
hat, das hat man und kann man auch zeigen!" Für sie sei es auch
selbstverständlich gewesen, die "Winterreise" ihrer großen Liebe
Schubert aufzunehmen. Auf der Bühne habe sie so oft die
Hosenrollen verkörpert und dies sei eben die Hosenrolle im Lied
gewesen.
Dass
auch eine so erfolgreiche Sängerin wie Brigitte Fassbaender,
deren Stimme auf mehr als 250 Schallplatten und CDs verewigt
ist, von großem Lampenfieber gepeinigt wurde, außer wenn sie die
Winterreise bei einem Liederabend vortrug, war für die meisten
Zuhörer eine neue Erkenntnis. Im Künstlerberuf gebe es eben
keine Routine und manchmal sei es, dass ein inniger, perfekter
Augenblick während der Probenphase, aber danach nie wieder so
vollendet erreicht werde. Hin und hergerissen zwischen der vom
Übervater - Vorbild und Gesangslehrer zugleich - ererbten
preußischen Disziplin und den eigenen Selbstzweifeln hat sie
eine Kundry und eine Ortrud abgelehnt, weil sie sich das nicht
zutraute. Eigentlich seien alle Opernpartien, insbesondere
Amneris und Eboli nur Versuche für sie gewesen. Auch die Azucena
habe sie nie auf der Bühne verkörpert und nur auf Bitten des von
ihr verehrten Carlo Maria Giulini eingespielt. Nach einem
Ausschnitt des Duetts aus dem letzten Akt des Troubadour mit
Placido Domingo rutschte Brigitte Fassbaender ein "der arme
Domingo" heraus. Während der Moderator Thomas Voigt dies im
Hinblick auf die aktuelle Me-Too-Debatte verstand, legte sie
nach: "Wie konnte es nur passieren, dass aus einem erstklassigen
Tenor ein drittklassiger Bariton wurde?". Leider gibt es nur
wenige, die dies so offen aussprechen, denn auch viele der so
genannten Kunstkritiker schreiben immer noch Lobeshymnen über
seinen Nabucco oder Macbeth und verwechseln die Lebensleistung
eines Sängers mit seiner aktuellen Gesangsleistung.
Aufgrund der zahlreichen CDs ist es aus dem Bewusstsein
verschwunden, dass der Bühnenabschied von Brigitte Fassbaender
schon sagenhafte 25 Jahren zurückliegt. Anstelle eines
beschaulichen Rentnerdaseins (man kann sich bei Brigitte
Fassbaender vieles vorstellen, aber das nicht!) hat sie eine
zweite Karriere gestartet und kann nun schon eine beachtliche
Anzahl von Regiearbeiten vorweisen. Da sie sich erst wie 60
fühlt, hat sie auch noch viele Pläne, von denen sie nur den RING
in Erl verriet. Ein Traum wäre es für sie, einmal den Trittico
inszenieren zu dürfen. Vielleicht liest dies ja ein Intendant,
der diese Chance nutzt...
Die
Matinee klang aus mit einer erst kürzlich wieder entdeckten
Aufnahme, die Brigitte Faßbender als "Jugendsünde" abtat: Aus
tiefer Verehrung zu Maria Callas hat sie auch die Arie aus La
Gioconda aufgenommen. "Ohne Rücksicht auf Verluste, hab ich ihr
das einfach nachgemacht". Zu Recht wurde sie vom Publikum für
diese Jugendsünde gefeiert.
Mit dem Versprechen und vor allem mit der Vorfreude darauf, sich
im nächsten Jahr wieder zu sehen, wenn die
Gottlob-Frick-Gesellschaft ihr 25-jähriges Jubiläum feiert, ging
das diesjährige Künstlertreffen zu Ende.
Zitatende |
Noch ein Leserbrief
'La
Juive'
Opernhaus Hannover - besuchte Vorstellung am
24. September 2019
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Zitat
Zu
dritt waren wir aus München angereist und sehr gespannt auf die
Aufführung, die zuvor hervorragende Kritiken bekommen hatte.
Alle drei hatten wir auch im Jahr 2016 die Oper in München
erlebt und dort die Zusammenhänge nicht so ganz verstanden. Wir
waren einer Meinung, was München nicht fertig brachte, gelang in
Hannover. Es gab da durchaus den einen oder anderen
Regieeinfall, der sicherlich entbehrlich gewesen wäre. Aber als
Resümee war das eine runde Geschichte, die spannend war,
fesselte und sehr berührte.
Was die
Sängerriege betraf, im ersten Akt gab es bei fast allen kleine
stimmliche Probleme. Aber dann liefen sie zu großer Form auf.
Zoran Todorovich als Elazar war in der Gebetsszene so intensiv,
gerade auch mit den Pianis, daß es unter die Haut ging. Mercedes
Arcuri war so überdreht witzig ohne den Gesang zu
vernachlässigen, Mathew Newlin als Leopold hatte die schwierige
Tenorpartie ohne größere Probleme bewältigt, genau wie Hailey
Clark als Rachel.
In
dieser Oper sind alle Partien sehr anspruchsvoll für die Stimmen
komponiert. Darstellerisch haben sich sowieso alle übertroffen.
Der letzte Akt wurde von Todorovich, Clark und auch Shavleg
Armasi als Kardinal so überzeugend intensiv gespielt, dass ich
am Ende richtig mit den Tränen kämpfte. Der lange Schlussapplaus
mit vielen Bravos schloss auch Chor und Orchester unter
Constantin Trinks mit ein. Alle gingen erfüllt von diesem Abend
nach Hause und wir drei bereuten keine Sekunde die Fahrt von
München nach Hannover.
Ich
wünsche dem Haus, dass es auch die anschließende neue Spielzeit
mit so viel guten Sängern und Produktionen gestalten kann.
Ruth Tipton,
München, 27. September 2019
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Theater für Niedersachsen GmbH
Zitat
Tristan und Isolde
Handlung in drei
Aufzügen von Richard Wagner
Libretto von Richard
Wagner
Nach
dem Versroman „Tristan“ von Gottfried von Straßburg
Zur festlichen Wiedereröffnung nach dem Umbau wird das
Hildesheimer Theater erstmals in seiner Geschichte Richard
Wagners Ausnahmeoper TRISTAN UND ISOLDE auf die Bühne bringen.
Inhalt
Der Kriegsheld Tristan soll Isolde, die Braut seines Königs
Marke, zur Hochzeit nach Cornwall bringen. Doch Isolde liebt
Tristan und bittet auf der Überfahrt ihre Vertraute Brangäne,
zutiefst gedemütigt, ihnen einen Todestrank zu geben, aber diese
reicht stattdessen heimlich einen Liebestrank. Vermeintlich an
der Schwelle des Todes, sehen sich Tristan und Isolde in den
Taumel einer Liebe versetzt, die keine Grenzen und Konventionen
kennt und für deren Unbedingtheit letztlich im Diesseits kein
Platz sein kann.
Das
monumentale Werk ist einer der bedeutendsten Meilensteine der
Operngeschichte und begeistert und überwältigt bis heute durch
die musikalisch rauschhafte Darstellung einer obsessiven, alles
überwindenden, todessehnsüchtigen Liebe: „In allen Künsten
vergebens [...] suche ich nach einem Werke von gleich
gefährlicher Faszination, von einer gleich schauerlichen und
süßen Unendlichkeit wie der ‚Tristan‘ ist“ (Nietzsche), „eine
der sublimsten Schöpfungen des Geistes, die jemals geschaffen
wurde [...] wunderbar, wunderbar, unsagbar wunderbar“ (Verdi),
„Kind! Dieser Tristan wird was Furchtbares!“ (Wagner).
Musikalische Leitung
Florian Ziemen
Inszenierung Tobias Heyder
Ausstattung Pascal Seibicke
Chor Achim Falkenhausen
Dramaturgie Susanne von Tobien
Mit Hugo Mallet (Tristan), Julia Borchert
(Isolde), Uwe Tobias Hieronimi (König Marke), Neele Kramer (Brangäne),
Levente György (Kurwenal), Peter Kubik (Melot), Julian Rohde
(Hirte), Jesper Mikkelsen (Steuermann), Chung Ding/ Julian Rohde
(Stimme eines jungen Seemanns), Herrenchor des TfN, Orchester
des TfN
Premiere am Samstag,
16. November 2019, 17:00 Uhr, Großes Haus
Zitatende |
Kurz nachgefragt
'Betrug
auch hier?'
Den Tristan zu dirigieren ist für einen
Kapellmeister wie die Teilnahme an Olympischen Spielen für einen
Sportler.
Im frisch renovierten Hildesheimer Theater, wo fleißige Handwerker noch
kurz vor der Vorstellung an Türen schraubten, fand dieses Ereignis vor
vollem Haus und einem bekannt wohlmeinenden Publikum statt.
Auch schwillt die Intendanten-Brust voll Stolz, dieses schwierige Werk
seinem Publikum in seinem Haus - wie auch anderenorts in
Regensburg
oder in
Landshut
oder in
Brauschweig
zu präsentieren, um ihm die Reise nach Bayreuth zu ersparen, wo die
Herrscherin: ‘Katharina, die Grobe‘ nur noch höchst zweifelhafte
Experimente auf die Festspielbühne bringt.
Ich selbst kenne das Stück sehr genau, da ich in verschiedenen
Inszenierungen großartigen Isolden als Brangäne zur Seite stand.
Deshalb drängte sich mir bei der Hildesheimer Inszenierung immer wieder
die Frage nach dem ‘Warum?‘ auf, die sich nur mit Tristans oft zitiertem
Satz
„Das kann ich dir nicht sagen!“
beantworten lässt.
Warum stehen Tristan und Isolde in ihrer Unterdeck-Kabine gleich am
Anfang des ersten Aktes heftig knutschend neben ihrem zerwühlten Bett.
Screenshot:
https://www.tfn-online.de/
© T. Behind - Photografics
Ist es demnach doch
schon zum Vollzug gekommen, die Sache ist in Hildesheim doch schon
gleich nach Aufgehen des Vorhangs gelaufen. Also kann man sich das
langwierige Stück von hier ab sparen.
Ein von mir darob befragter Wagner-Freund meinte mit väterlicher Güte:
„aber sie haben doch ein schlechtes
Gewissen!“
Wie goldig!
Warum reist Isolde über die kalte stürmische Irische See im
schulterfreien Brautkleid dessen Corsage unvorteilhaft schwappt?
„Das kann ich dir nicht sagen!“
Warum findet der zweite Akt - statt in einem Garten mit hohen Bäumen vor
dem Gemach Isoldes - in einer miesen Hafenkneipe statt?
Screenshot:
https://www.tfn-online.de/
© T. Behind – Photografics
Kommt demnächst
'Das Mädchen aus dem goldenen Westen‘, wo Minis Pub gebraucht, wird im
Theater Hildesheim?
„Das kann ich dir nicht sagen!“
Warum liegen im dritten Akt in Kareol in der Bretagne neben dreckigem
Strandgut und dem aus Brechts 'Mutter Courage' offensichtlich
übriggebliebenem Handkarren Leuchtbuchstaben herum, die keinen Sinn
ergeben?
„Das kann ich dir nicht sagen!“
Warum hüpft der junge Seemann während Tristans erschütternden
Fieber-Fantasien dauernd penetrant umher und führt sein sportlich
niedliches Körperchen vor?
„Das kann ich dir nicht sagen!“
Screenshot:
https://www.tfn-online.de/
© T. Behind - Photografics
Nun gut, das Stück geht zu Ende.
Das Publikum jubelt pflichtschuldigst, denn der tapfere Tenor hat
überlebt.
Die Isolde möchte ich demnächst mal als Rosalinde wiedersehen.
Der Dirigent gehört nun zu den Eingeweihten, der Intendant ist voll
Selbstgefühl.
Was will man noch?
„Das kann ich dir nicht sagen!“
Frage an die Allgemeinheit:
Wollen die Theater sich endgültig selbst abschaffen?
Kommentar aus dem Publikum:
„Das kann ich dir sagen!
Das wollen die zwar nicht, aber die sind auf dem besten Wege!“
Wie meinte ein
Oberbürgermeister einer mittleren Großstadt in Deutschland:
'Wenn
es einer Gemeinde finanziell schlechter geht, die Steuergelder nicht
mehr so fließen - wie bisher - dann muss bei den Theatern eben
eingespart werden. Und da fällt auch dann eine ganze Sparte weg oder das
Haus mit eigenem Ensemble wird geschlossen und auf Gastbetrieb
umgestellt.'
Marie-Louise Gilles
Bruchlandung
Screenshot
Salzburger Landestheater
Bildquelle: © Anna-Maria Löffelberger/
Salzburger
Landestheater
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Zitat
Lohengrin
Richard Wagner
Romantische Oper / Dichtung vom Komponisten
Premiere:
2.11.2019 / Felsenreitschule
Inhalt
Die Legende um den Heiligen Gral, um etwas geheimnisumwoben
Hoheitsvolles, hatte es Richard Wagner angetan. Im Wagnerschen
Mythen-Universum, das zwar von Legenden und historischen
Begebenheiten inspiriert ist, und dennoch ein eigenständiges
„Raum-Zeit-Gefüge“ entwirft, ist Lohengrin der Sohn des
Gralskönigs Parsifal, der in der fernen Burg Montsalvat
residiert. Lohengrin erscheint als „strahlender Schwanenritter“
im Herzogtum Brabant, um einer bedrängten, jungen Frau und
Reichserbin – Elsa – aus der Patsche zu helfen. Sie ist des
Brudermordes angeklagt, aber unschuldig.
Allerdings darf niemand von Lohengrins Herkunft wissen. Nicht
einmal nach ihrem Namen darf die edle Gestalt gefragt werden.
Wenn es doch jemand wagt, muss der Gralsritter, so will es die
Vorsehung, die unwürdige Gesellschaft wieder sich selbst
überlassen.
Dass sich daraus Konflikte ergeben, liegt nahe. Die einen sind
entzückt von Lohengrins überirdischer Erscheinung, die sie ohne
weiteres an einen Gottgesandten glauben lässt. Die anderen
vermuten einen bösen Zauber hinter der Lichtgestalt. Und Elsa –
zwischen Glauben und Zweifel hin- und hergerissen – steht
dazwischen. Letztlich führt ihre Neugier in die Katastrophe:
Noch im Brautgemach stellt Elsa die verbotene Frage…
[…]
In deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Dauer: 4 h 30 min/ 2 Pausen (1. Akt 60 min / 2. Akt 90 min / 3.
Akt 70 min)
Werkeinführung:
30 min vor Beginn
Besetzung
Musikalische Leitung
Leslie Suganandarajah
Inszenierung
Roland Schwab
Bühne
Piero Vinciguerra
Kostüme
Gabriele Rupprecht
Musikalische Einstudierung
Wolfgang Götz
Musikalische Assistenz
Gabriel Venzago
Musikal. Einstudierung Chor
Ines Kaun, Walter Zeh
Korrepetition
Eunjung Lee,
Iwan Davies
Dramaturgie
Sherin Sorour
Lohengrin
Benjamin Bruns
Heinrich der Vogler
Pavel Kudinov
Elsa von Brabant
Jacquelyn Wagner
Friedrich von Telramund
Alexander Krasnov
Ortrud
Miina-Liisa Värelä
Khatuna Mikaberidze
Der Heerrufer des Königs
Raimundas Juzuitis
Gottfried
N. N.
Vier Brabantische Edle
Chong Sun,
Franz Supper,
Min-Yong Kang,
Alexander Hüttner,
Yevheniy Kapitula
Samuel Pantcheff, Manuel Millonigg,
Emmanouil Marinakis
Vier Edelknaben
Hazel McBain,
Tamara Ivaniš,
Anne-Fleur Werner,
Zsófia Mózer,
Mona Akinola
Chor
und Extrachor des Landestheaters und
Philharmonia Chor Wien
Orchester
Mozarteumorchester Salzburg
Zitatende
Quelle: https://www.salzburger-landestheater.at/
Besuchte Vorstellung: 24.
November 2019 |
Resümee
„… wer nicht fragt, bleibt
dumm.“
Elsa verlangt nach Wissen. Der
Glaube, jener vermaledeite Zwilling des Zweifels, reicht ihr nicht
länger. Und dann kommt er tatsächlich, der Weihnachtsmann. Der, von dem
alle sagen, es gäbe ihn nicht. Als Lametta-Prinz steigt er hernieder, so
hehr, so rein, so unbegreiflich, dass er gar nichts anderes sein kann
als nur eine Projektion, eine Utopie, ein Gegenentwurf zum ird’schen
Jammertal.
Belastbare Fakten bitte! Belege, Beweise, Bestätigungen.
Die rauchenden Trümmer eines
zerschellten Flugzeugs – Inbegriff der CO2-Schleuder schlechthin –
markieren in dieser insgesamt beachtlichen Produktion des Salzburger
Landes-theaters, End- und Wendepunkt einer Zivilisation. Das Volk der
Brabanter nutzt das Wrack als Kultraum für seine seltsamen Riten. Es
verfällt umnebelt vom Wabern des brennenden Kerosins als apathische
Masse in kollektive Trance und torkelt benommen durch die pittoreske
Absturzstelle, es zelebriert den Untergang mit Glanz- und
Glamour-Partys, die in der extravaganten Kulisse des Morbiden und des
Verfalls absurd überhöht anmuten.
Erstaunlich: Die Koordination
zwischen dem Orchestergraben und den Akteuren auf der 40 Meter breiten
CinemaScope-Bühne der Felsenreitschule klappt bis auf wenige Momente
ganz vorzüglich. GMD Leslie Suganandarajah führt wach und mit
Umsicht durch die Partitur, ihm gelingt eine sorgsam ausgewogene Balance
zwischen dem Mozarteumorchester Salzburg, dem aufgestockten Chor (Chor
und Extrachor des Salzburger Landestheaters sowie der Philharmonia-Chor
Wien; Einstudierung: Ines Kaun und Walter Zeh) und der Sängerriege.
Als blinder König Heinrich lässt sich Bassist Pavel Kudinov durch
die verwüstete Stätte führen, ein überforderter Monarch, dem die Zügel
entglitten sind, sichtlich am Ende seiner Kräfte. Auch stimmlich stößt
Kudinov an seine Grenzen. Der Riesenraum der Felsenreitschule stellt
ungleich höhere Anforderungen als die Puppenstuben-Bühne am Makartplatz.
Unschön und unnötig: Raimundas Juzuitis als Heerrufer forciert
derart, dass sein Bassbariton unangenehm ins Schlingern, in weit
ausladendes Schlackern gerät. Weniger wäre mehr, zumal Juzuitis auch
szenisch penetrant agiert, übertrieben mit dem (Kendo-)Schwert fuchtelt,
grimassiert und – warum bitteschön? – ohn' Unterlass wie ein Lemur, wie
ein Zombie durch die Szene stolpert.
Ganz anders Alexander Krasnov,
der sich aus einem schier unerschöpflichen Reservoir bedienen kann.
Stimmlich und darstellerisch ist sein Telramund ein Kerl, ein
Muskelprotz, ein Supermann, der seine stärksten Momente hat, wenn sein
Ego angekratzt ist, wenn seine Schwäche offen zu Tage tritt. Düster und
gefährlich lauernd gestaltet der exzellente Heldenbariton seine Rolle
als Zu-kurz-Gekommener, präsent, voll- und wohltönend. Problemlos
gelingt ihm der Spagat zwischen auftrumpfender Kraftmeierei und
Gebrochenheit, aus der schließlich als weiterer Charakterzug das
Diabolische züngelt, nihilistisches Schwarz.
Das reine Weiß, das glänzend Reine gehört dem Frauenversteher, es ist
Lohengrin vorbehalten, dem vermeintlichen Rivalen Telramund, dem
Schwanenritter. Wie ferngesteuert stakst Benjamin Bruns durchs
Trümmerfeld. Ein Mann ohne Mimik, kalt, gleich einem Roboter, wie
programmiert, wahrlich nicht von dieser Welt – im brabantischen Chaos
der Salzburger Felsenreitschule ein Fremdkörper allemal. Respekt: Wacker
stemmt Bruns die schwere Partie, teilt klug seine Kräfte ein und
demonstriert bei aller tenoralen Kraft lyrischen Klangzauber. Im letzten
Jahr noch Steuermann im Fliegenden Holländer bei den Bayreuther
Festspielen, erwächst hier Klaus Florian Vogt ein ernst zu nehmender
Konkurrent. Über gelegentliche Unsicherheiten in der Höhe kann man
getrost hinwegsehen, hervorragende Diktion, saubere Intonation und ein
angenehm metallisches Timbre weisen diesen Lohengrin als buchstäblich
jenseitig aus. Möge Bruns' Management ihn vor zu vielen, zu frühen und
zu schweren Aufgaben bewahren und seinen Tenor in Ruhe reifen lassen!
Auf Siegfriede, Tristan und Otello warten wir da gerne noch ein paar
Jahre.
Eine Bilderbuch-Elsa ist
Jacqueline Wagner, edel von Gestalt und beseelt im Spiel. Ihrem
blitzsauber und schlank geführten jugendlich-dramatischen Sopran –
fraglos von wunderbarem Timbre – fehlt es leider an Volumen, ein Haus
wie die Felsenreitschule zu füllen. Vor allem in den Ensembles kommt es
so zu einem krassen Missverhältnis.
Schwer zu sagen, warum der Charakter der Ortrud – die eigentliche
Antagonistin dieses Musikdramas – in dieser Produktion nicht zu
überzeugen weiß. Miina-Liisa Väreläs Sopran lässt an Dramatik und
Tiefgründigkeit zu wünschen übrig, beides aber ist für diese Partie
unerlässlich. Zum anderen wirkt Värelä wie von der Regie im Stich
gelassen. Hier ist sie nicht die Strategin, die souverän alle Fäden des
Ränkespiels in Händen hält und die Katastrophe heraufbeschwört, indem
sie „gefühlte Wahrheiten“ infrage stellt und so – nolens volens –
Weiterentwicklung und Fortschritt initiiert. In Salzburg bleibt sie
merkwürdig blass und eindimensional, wird reduziert auf die kleine
hämisch grinsende Pausenhof-Intrigantin, das Krokodil im
Kasperletheater, vor dem die Kinder ihren Helden lautstark warnen,
sobald es seine Schnauze zeigt.
Spekulation bleibt, warum sich
Spielleiter Roland Schwab für seine reichlich konventionell
herunter erzählte Deutung des Wagner-Dramas von Bühnenbildner Piero
Vinciguerra ein derart beliebiges (wenngleich atemberaubendes)
Setting bauen lässt. Das metaphorisch aufgeladene Bild eines
Flugzeugwracks mag für so vieles stehen. Warum es aber ausgerechnet das
Symbol einer Gesellschaft sein soll, die nicht erlöst, sich nicht
verändern und nicht weiter entwickeln will, bleibt unerfindlich.
Wozu der Aufwand?
Warum kein havariertes Kreuzfahrtschiff?
Egal!
Sieht unfassbar spektakulär aus, sorgt für Gesprächsstoff, garantiert
ein gutes Bild in den Gazetten, Aufmerksamkeit. Ein Triumph der
Theaterwerkstätten! „So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.“ Hier
ist es zufällig der Lohengrin, für den der demolierte Flieger als
Schauplatz dient. Klappt gleichermaßen gut mit Antigone, König
Lear, Dido und Aeneas, Die verkaufte Braut – wurscht! Ein toller
Rahmen halt – anything goes! Just hier offenbaren sich Schwabs
konzeptionellen Ungereimtheiten und Mängel. Der Kampf zweier Prinzipien,
die Diskrepanz zwischen blindem Vertrauen und dem Hinterfragen von
Dogmen, interessiert ihn nur am Rande. Bei Schwab hat sich die
Katastrophe weit vor dem ersten Ton des Vorspiels ereignet, lange bevor
der erste Zuschauer seinen Platz im Auditorium der Felsenreitschule
einnimmt.
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Einschub!
Hätte man die Szenerie in eine
Mitgliederversammlung oder einen Parteitag gelegt,
bei dem die Genossen oder sonstige nach einem Parteivorsitzenden
suchen und sie erkennen, dass der plötzlich Herbeigeschwommene
zu 100 Prozent der Richtige und auch der Kanzlerkandidat ist,
dann aber bei Koalitionsverhandlungen sich herausstellt, „lieber
nicht regieren als schlecht regieren“, der Erkorene wieder
abreist,
dann hätte man sich das notgelandete und dabei zerschellte
Flugzeug als aufwändigen Bühnenaufbau sparen können, es wird ja
nach Abspielen des Stückes doch vernichtet und für das Publikum
wäre die Malaise der Bewohner dieses Landstrichs viel eher
nachvollziehbar gewesen.
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Ohne Garderobe im H&M-, Peek-&-Cloppenburg-,
Zara- oder Garry-Weber-Chic, so scheint es, kommt aktuell wohl keine
Produktion aus. Streetwear, Pailletten-Kleider und die schlichten Anzüge
von Gabriele Rupprecht hieven das Geschehen ins Heute.
Der Vormarsch der Kreationisten und evangelikaler Strömungen in Europa,
der sich als nachvollziehbare Folie für eine szenische Interpretation
des Lohengrin anböte, bleibt ungenutzt. Dabei: In roten
Neon-Lettern steht unentwegt und mehr oder minder leuchtend das Wort
„GLAUBEN“ über der Szenerie.
Statement? Aufruf? Tut weiter nichts zur Sache.
Auch dies nur Detail – eine beliebige Idee.
Irgendwie chic, Futter für all jene im Zuschauerraum, die sich zur
Intelligenzija zählen.
Denkt doch, was ihr wollt!
Euch wird schon eine plausible Erklärung einfallen.
Der Verrat am Heilsbringer, der – zumindest bei Wagner, der für seine
revolutionären Hoffnungen, seinen Glauben an die Möglichkeit einer
Befreiung der Menschheit in Dresden auf die Barrikaden gegangen war –
trotz Kollateralschäden so etwas wie eine neue Ordnung bewirkt, wirkt
simpel hin inszeniert. Steht ja so im Textbuch! Greift aber nicht, wenn
man Ortrud buchstäblich zur Nebenfigur herabstuft und Zigarette rauchend
an den finsteren Rand der Bühne verbannt.
Wer nicht fragt, bleibt dumm, wer zweifelt, denkt weiter.
Gewiss: Schwab versteht es, die Solisten und den Chor zu motivieren, zu
führen und zu empathischem Spiel zu animieren, er schafft atmosphärisch
dichte Bilder und bezieht geschickt die Felsenarkaden ins Spiel mit ein.
Großer Anteil am ästhetischen Gesamteindruck gebührt Lichtdesigner
Richard Schlager.
Ja, „Regie-Einfälle“ gibt es auch!
Aber keine Taube, keinen Schwan. Erwartet ernsthaft auch niemand. Wird
einfach imaginiert, wenn die Inspiration der Regie kein treffendes Bild
dafür zu liefern im Stande ist.
Stattdessen: Schwanendaunen, die
Lohengrin über dem Brautbett aus seiner Faust schneien lässt,
eine Stehlampe, die zur tödlichen Waffe wird, Klein-Gottfried mit
Papierflieger, der den Traum vom klimaschädlichen Fliegen weiter träumt,
und, kaum zurückgebeamt ins Brabanterland, auch schon jäh des Todes ist.
Mein lieber Schwan!
Fazit:
Eine Produktion von hohem Schauwert mit eigenwilliger Ästhetik, in
letzter Konsequenz aber mutlos und konzeptuell unausgegoren. Musikalisch
eine durchaus geglückte Aufführung von sängerisch allerdings höchst
unterschiedlichem Niveau.
Der Daumen zeigt nach oben. Viel wunderschöner Lärm um wunderschönes
Nichts bleibt insgesamt doch wunderschön.
Und Lärm und Nichts.
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Quelle:
Nordbayerischer Kurier – Bayreuth – 19.11.2019 - 13:14
Uhr
Schlussbemerkung
Alternativ?
Zu was denn alternativ?
'Alternare' heißt 'abwechseln'.
Eine Alternative ist also die Wahl zwischen zwei sich ausschließenden
Möglichkeiten.
Und was heißt das für die Theaterkunst?
Um alternativ zu sein, bedarf es ja eines Gegensatzes, also auf der
einen Seite werkgerechte am Stück und am Willen der Autoren orientierte
Aufführungen.
Alternativ dagegen frei assoziierte nach dem Geschmack des Regie-Teams
veränderte Produktionen.
Da es überall nur noch Aufführungen der letzteren Art gibt, hat der
Theaterbesucher keine Alternative und bleibt zuhause.
Die Millionen schwere Popszene ist alternativ, die Rockerszene ist
alternativ.
In jeder Stadt gibt es in Fabrikhallen und Hinterhöfen zahlreiche
alternative Theater.
Dort werden dann Alternative Performances alternativ gespielt,
gekreischt, genuschelt.
Man haust im Müll, agiert im Darkroom und findet sich fabelhaft
’alternativ’.
Natürlich gibt es auch kleine Theater die pädagogische Aufgaben erfüllen
oder kommerziell geschmackvolle Komödien bieten, eine echte Alternative.
Um eine Möglichkeit zum ungetrübten Genuss eines Dramas zu erhalten,
empfiehlt es sich, das Textbuch zu nehmen, sich in einen Sessel oder in
das Bett zu kuscheln, die Worte des Dichters zu genießen und sich die
Szene vorzustellen.
Eine Opern-Aufnahme mit einem Klavier-Auszug in der Hand zu erleben,
bietet ungeahnte Erkenntnisse und keinerlei Ärger.
Das ist wohl die gesündeste Alternative.
ML Gilles
Hinweis
Mit diesem Thema und der Frage nach
dem Rollenverständnis und der Gestaltung der Charaktere werden wir uns
in der nächsten Ausgabe befassen.
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Zitat
Zitatende
Quelle: HAZ – 26. November 2019 – Seite
263 |
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Zum
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www.bi-opernintendanz.de
Impressum
erscheint als nichtkommerzielles Beiblatt zu
- ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg -
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Feuilletons von Tageszeitungen
RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
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Wir verstehen diese Besprechungen und
Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis
auf - nach unserer Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes. Neben
Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire. Hierfür
nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.
Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen, aus
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der Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
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Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen.
Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir meist
auf Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle
Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und
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Dieter Hansing
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