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Nr. 28
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Liebe Frau Prof. Gilles,
haben Sie besten Dank für die Übersendung der Ausgaben Nr. 27 und 28 der
“Mitteilungen an meine Freunde” mit den hochinteressanten Beiträgen und
den klugen, kritischen und auch der Lächerlichkeit preisgebenden
Kommentaren!
Es ist so wichtig zu versuchen, gegen die sich häufenden Verirrungen und
Entgleisungen der Opernregisseure anzukämpfen, zumal die heranwachsende
Generation von Publikum und Kritikern keine Vergleichsmöglichkeiten mehr
hat und ihr die Kenntnis fehlt, was die Autoren mit ihren Werken sagen
wollten.
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30.12.2019 - Dr. Peter Brenner – vorm.
Intendant Theater Darmstadt und Mainz
Einleitung
Es gibt zwar das böse Wort:
‘Man solle nur der Statistik glauben, die man selbst gefälscht hat.‘
Den Mitarbeitern im deutschen Musikrat bieten sich bei Mogeleien keine Vorteile,
also können wir ihnen vertrauen
Mich mit der Situation des Nachwuchses zu befassen, ergibt sich aus meiner
langjährigen Tätigkeit als Dozentin für Gesang an der Hochschule für Musik
Theater und Medien Hannover, der ich als Mitglied des Förderkreises und der
Stiftung, aber auch durch guten Kontakt zur Leitung des Hauses und zu aktiven
Kollegen verbunden bin.
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Derzeit 24
Musikhochschulen sind rechtlich organisatorisch in der Rektorenkonferenz
der deutschen Musikhochschulen in der Hochschulrektorenkonferenz (RKM)
zusammengeschlossen. Als staatliche Hochschulen sind ihre Ziele und
Aufgaben
- die Lehre künstlerischer und künstlerisch pädagogischer
Kenntnisse und Fertigkeiten,
- die Entwicklung und Vermittlung musikwissenschaftlichen und
musiktheoretischen Wissens,
- Forschungsinitiativen in wissenschaftlichen Disziplinen und in
künstlerischen Entwicklungsvorhaben,
- die Begleitung der Studierenden beim Erwerb künstlerischer
Praxis
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Quelle: Musikleben in Deutschland – Bonn – März 2019 – Herausgeber:
Deutscher Musikrat, gemeinnützige Projektgemeinschaft mbH – Deutsches
Musikinformationszentrum – Seite 137 |
Nach dem Zweiten Weltkrieg, während dessen eine Kulturnation
einem kriminellen Schreihals in falsch verstandener Eidestreue bis zur
Selbstzerstörung folgte, teilten die Siegermächte das ‘Deutsche Reich‘ in
Bundesländer auf, die ziemlich genau den alten Stammes- und Herrschaftsgebieten
angepasst wurden.
Sie halfen mit dem Marschall-Plan Deutschland beim Wiederaufbau, um ein Bollwerk
gegen den Kommunismus zu errichten.
Es entstanden also 16 Bundesländer, von denen jedes eigenständige Schulgesetze
hat; ob diese Regelung Vorteile oder Nachteile bringt, ist ein permanenter
Streitfall.
Die Gründungs- und Entwicklungsgeschichte der Musikhochschulen in Deutschland zu
erforschen, ist sicher ein lohnendes Thema für Kulturhistoriker.
Uns aber interessiert, was aus den Absolventen wurde, aus welcher Hochschule
stammen die auf den Bühnen beschäftigten Sänger.
Welche Hochschule beobachtet und notiert den Lebensweg ihrer Alumni?
Auch das ist unterschiedlich und hängt wohl an der Ausstattung entsprechender
Sekretariate. Die aber haben meistens so viel mit aktuellen Problemen zu tun,
dass der Kontakt zu Ehemaligen nach kurzer Zeit wieder erlischt und erst später
in Biographien der Studienort genannt wird.
Für Studierende des
Fachbereichs ‘Gesang‘, die auf die Opernbühne wollen, ist „der Erwerb
künstlerischer Praxis“ das Wichtigste und das muss verantwortungsvoll und
realitätsbezogen erfolgen.
Im Jahr 2016 haben 405
Studenten die Abschlussprüfung im Fach Gesang absolviert.
Diese Zahl ist erschreckend hoch, zumal in den folgenden Jahren mindestens so
viele Absolventen ihren Platz in den Opernhäusern finden wollen.
Dort aber werden die Ensembles verkleinert oder zugunsten von Gast- oder
Stückverträgen aufgegeben.
Als Ausweg bilden sich Projektgruppen, Spezialensembles für Alte Musik, Events -
wie sogenannte Festivals für neue Musik und experimentelle Performances.
Der letzte Ausweg ist dann das Unterrichten als Privatlehrer, als Lehrkraft an
städtischen Musikschulen, als Seiteneinsteiger an Schulen mit Lehrermangel,
alles mühsame Lebenswege voller Enttäuschungen
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Die Studie des
Berliner Instituts für Kultur und Medienwissenschaft ist 200 Seiten dick
und voller Details. Von den zahlreichen Sängerinnen und Sängern, die
gebeten wurden, einen Fragebogen auszufüllen, antworteten zwar weniger
als zehn Prozent. Die Studie sei also nicht wirklich repräsentativ,
erklärt Jörn Florian Fuchs. Trotzdem sei der Trend klar erkennbar, und
die Studie liefere erschreckende Zahlen.
So seien die Stellen für Solistinnen und
Solisten an einem der achtzig Opernensembles in Deutschland zwischen
2001 und 2016 um ein Fünftel weniger geworden. Gleichzeitig hätten die
24 Musikhochschulen 63 Prozent mehr Gesangsstudentinnen und -studenten
verzeichnet.
Ensemblekultur wird weniger gepflegt
Den Grund für den Rückgang an festen Stellen
sieht Fuchs im Spardruck, unter dem die Opernhäuser stehen. Außerdem
wollten die Opern flexibel bleiben und arbeiteten oft mit Gästen oder
freien Kräften. Die Ensemblekultur werde folglich deutlich weniger
gepflegt als früher.
Eine Lösung könnte sein, dass China, wo
derzeit viele neue Opernhäuser entstehen, deutsche Sängerinnen und
Sänger „importierten“. Außerdem hält Jörn Florian Fuchs Veränderungen in
der Gesangsausbildung der Hochschulen für nötig. So müsse das Spektrum
des Studiums erweitert werden, indem auch Akzente bei der Neuen Musik,
Performance oder Crossover gesetzt werden.
Insgesamt würden zu viele Frauen für „leichten Sopran“
ausgebildet. Gefragt seien dagegen eher die schwereren Stimmen. Hier
gehe die Ausbildung an der Nachfrage vorbei.
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Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/studie-zum-opernnachwuchs-in-deutschland-grosser-andrang.691.de.html?dram:article_id=449209 |
Zusätzlich zur Bertelsmann-Studie und zur Studie des Deutschen
Musikrats gibt auch die Studie des Berliner Instituts für Kultur und
Medien-Wissenschaft, die alle zum gleichen Ergebnis kommen:
Es werden zu viele junge Menschen und dazu noch die falschen Stimmfächer
ausgebildet.
Das kostet den Steuerzahler viel Geld und macht viele junge Leute unglücklich.
Dass Gesang-Studierende ungern Fragebögen für Statistiken ausfüllen, weil ihnen
der Nerv für Bürokratie fehlt, kann ich zwar nachfühlen, aber man hat ihnen wohl
auch nicht die Wichtigkeit der Befragung energisch genug klar gemacht, denn es
geht doch um ihren Lebensweg.
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Insgesamt bestehen
derzeit 25 Staatstheater mit Musiktheaterbetrieb in Deutschland.
Berlin (Deutsche Oper, Komische Oper, Staatsoper Unter den Linden und
Friedrichstadtpalast), Braunschweig, Bremen, Cottbus, Darmstadt,
Dresden, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Kassel, Mainz, Meiningen, München
(Bayerische Staatsoper und Gärtnerplatztheater) Nürnberg, Oldenburg,
Saarbrücken, Schwerin, Stuttgart, Weimar und Wiesbaden.
Zum 1. September 2018 ist außerdem das Theater Augsburg in ein
Staatstheater umgewandelt worden. Pläne für ein weiteres Staatstheater
mit Opernbetrieb als Staatstheater Nordost sind mit einer geplanten
Fusion beziehungsweise Kooperation zwischen dem Theater Vorpommern mit
seinem Standorten in Stralsund Greifswald und Putbus zum Theater
Neubrandenburg-Neustrelitz lange Zeit in Mecklenburg-Vorpommern
verhandelt worden.
Das Vorhaben wurde inzwischen aufgegeben.
In Bayern wird geplant, auch das Theater Würzburg in ein Staatstheater
umzuwandeln.
Die typische Theaterform in Deutschland ist das kommunalverwaltete
Stadttheater. Derzeit existieren in Deutschland 50 Stadt-
beziehungsweise Städtebundtheater, das heißt öffentliche Theater in der
Trägerschaft, die von zwei oder mehreren Städten gemeinsam betrieben
werden mit eigenem Opernbetrieb.
Die meisten Stadttheater sind sogenannte Dreispartenhäuser, das heißt
sie vereinen Musiktheater, Sprechtheater und Tanz unter einem Dach.
Sie entstanden überwiegend im 19. Jahrhundert durch private Initiative
und wurden zunächst meist auch als Privattheater betrieben.
Zu den ältesten Bühnen in städtischer Regie zählen seit 1838 das
Nationaltheater Mannheim und seit 1868 das Stadttheater Freiburg. Noch
kurz vor Ende des Kaiserreichs standen 16 Stadttheatern in kommunaler
Verwaltung mehr als 360 Privattheater gegenüber. Bald wurden aber vor
allem während der Zeit der Weimarer Republik, zahlreiche vormals private
Bühnen von den Stadtverwaltungen übernommen als sich das Stadttheater in
den meisten deutschen Großstädten zum Zentrum der kulturellen
Repräsentation entwickelte.
Die Ausgaben für das Stadttheater wurden zum größten Einzelposten im
Kulturetat der theatertagenden Städte.
Aufgrund der finanziellen Situation vieler Kommunen kam es daher in der
jüngeren Vergangenheit zu Fusionen von Theatern benachbarter Städte,
insbesondere im Osten Deutschlands.
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Quelle: Musikleben in Deutschland – Bonn – März 2019 – Herausgeber:
Deutscher Musikrat, gemeinnützige Projektgemeinschaft mbH – Deutsches
Musikinformationszentrum – Seite 249-251 |
In der operninteressierten
Musikwelt gilt Deutschland immer noch als Sehnsuchtsort mit unbegrenzten
Möglichkeiten.
Wo auch immer ein ehrgeiziges Sängertalent - in Nord- in Südamerika, in den
ehemaligen Sowjetrepubliken, in Nah-, Mittel-, oder Fernost, auf dem
afrikanischen oder australischen Kontinent - aufwächst, es strebt nach ‘Good Old
Germany‘.
Hieraus ergibt sich ein ungeheurer Verdrängungswettbewerb, der noch dadurch
verschärft wird, dass jeder, der ein wenig Ahnung von Oper hat, eine Agentur
eröffnen kann.
Die jungen Sänger strömen zum Vorsingen, oft gar nicht eingeladen, sitzen sie
vier oder mehr Stockwerke hoch auf den Treppenstufen und warten auf den
Augenblick, da sie auf meist völlig überforderte, möglichst billige, unfähige
Pianisten zur Begleitung, die meist die Stücke, die sie begleitend spielen
sollen, nicht kennen, auf solche unsäglichen Bedingungen treffen und dann gut
sein sollen.
Bei Gefallen werden sie in Listen der Klienten aufgenommen .
Bei jedem zustande gekommenen Vertrag kassiert die Agentur ihre Prozente.
Natürlich existiert unter den Agenturen eine Hierarchie. Das heißt, dort bei der
ZAV, der staatlichen Arbeitsvermittlung, werden auch die Anfänger oder
Problemfälle vermittelt, was von den Mitarbeitern verantwortungsvoll betrieben
wird.
Daneben die großen Agenturen in Wien, in München, in Berlin und die in New York
von denen die Spitzenkräfte des internationalen Sänger-Zirkus vermittelt werden.
An denen dann die Agenturen Millionen verdienen.
Und auf diesen gnadenlosen Markt entlassen die Hochschulen jährlich Hunderte
hoffnungsfrohe Sänger einfach so, weil eben der Studiengang zu Ende ist, anstatt
ihnen, anhand der offen zu Tage tretenden Nicht-Möglichkeiten die grausame
Wahrheit über Markt und Möglichkeiten früh genug klar zu machen.
Natürlich sollte, wie passiert, ein:
„Mädel geh‘ nach Hause, heirate, dann geht’s dir besser“ – vermieden werden.
Ich selbst habe neben meinen patenten Schulmusikern und exzellenten
Kirchenmusikern, die alle die Gesangsstunde mit der richtigen Mischung aus
Strenge und Spaß als Gewinn mit ins Leben nahmen, natürlich auch Opernstimmen
ausgebildet.
Es waren schöne, gesunde Stimmen in gut aussehenden jungen Leuten, aber es war
keine Pavarottis, keine Domingos – auch kein zweiter Jonas Kaufmann dabei und
auch keine Netrebko darunter.
In äußerst vertraulichen Gesprächen haben wir dann beschlossen:
„Geh in den Opernchor, dann bist du auf der Bühne dabei und kannst mit
gelegentlichen ‘Muggen‘ (MUsikalisches GelegenheitsGEschäft.)
deine solistischen Ambitionen loswerden.“
Wenn ich also meine Ehemaligen gesund und munter und gut und sicher bezahlt auf
der Bühne in Berlin, in Hamburg, hier in Hannover im Rundfunk- oder
Opern-/Konzertchor agieren sehe, bin ich zufrieden.
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Im Mittelpunkt jeder
Opern-, Operetten oder Musicalaufführung stehen die Sänger*innen und in
keinem zweiten Bühnenberuf gibt es eine vergleichbare Spannweite der
Karrieremöglichkeiten. Die größten Sängerensembles unterhalten die
deutsche Oper am Rhein (Düsseldorf/Duisburg) und die Städtischen Bühnen
Frankfurt mit knapp 60 beziehungsweise rund 40 (Frankfurt) Mitgliedern.
Inzwischen überwiegt in Deutschland die Zahl der Gastengagements
diejenige der Ensemblemitglieder bei Weitem.
Reduzieren sich die fest Engagements für Sänger*innen nach einem
gravierenden Rückgang in den 1990er Jahren seit der Jahrtausendwende
nochmals von 1462 auf 1184 stieg gleichzeitig die Anzahl der
Gastspielverträge einschließlich Tanz und Schauspiel von 8557 auf
22.041.
Diese Entwicklung spiegelt die zunehmende Internationalisierung des
Opernbetriebes und beeinträchtigt das für das deutsche Theatersystem
charakteristische Ensembleprinzip.
Die Berufsaussichten für Solosänger im Musiktheater haben sich zusehens
dadurch verschlechtert, dass die Konkurrenz durch höhere
Absolventenzahlen und einem oftmals besser ausgebildeten ausländischen
Sängernachwuchs zunimmt.
Gegenüber dem nicht künstlerischen Personal 21.808 Mitarbeiter ist das
künstlerische Personal zahlenmäßig mit 15.707 und 15.779 ständig
beschäftigten Bühnenmitgliedern Spielzeit 2016/17 deutlich in der
Unterzahl. Die meisten beschäftigten der Deutschen Theater entfallen auf
den technischen Bereich. Insgesamt ist im vergangenen Jahrzehnt ein
Zuwachs von mehr als 1000 Stellen im Bereich des nicht künstlerischen
Personals zu verzeichnen - allerdings waren es im Jahr 2000 schon einmal
fast so viele wie heute.
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Quelle: Musikleben in Deutschland – Bonn – März 2019 – Herausgeber:
Deutscher Musikrat, gemeinnützige Projektgemeinschaft mbH – Deutsches
Musikinformationszentrum – Seite 259 - 260 |
Als nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs, in dem das Regime auch die Musik auf das Schändlichste missbraucht
hatte, über eine nach unbelasteter primitiver Bewegungslust hungernden Jugend,
der Rock und Roll und die Popmusik hereinbrachen, fegten diese in Mitteleuropa
den Sinn für den Wert der Klassik in Schauspiel und Musiktheater für den größten
Teil der Bevölkerung hinweg.
Die Musiklehrer bemühten sich das Singen in der Schule und in Chören
aufrechtzuerhalten, aber offiziell hieß es: ‘Singen‘ ist Nazi.
Mag das inzwischen auch Jahrzehnte vorbei sein, das Ansehen der klassischen
Musik und der Gesangskunst sind unwiederbringlich geschädigt und ins Abseits
gedrängt.
Die einmaligen, heimatlichen
Ensembles in den Opernhäusern werden zerschlagen.
Wir sind amerikanisiert, internationalisiert, austauschbar.
Es herrscht ‘hire and fire‘!
Das treue Opernpublikum, das Abonnements als kostbaren Schatz vererbte, an die
nächste Generation weitergab, stirbt aus oder geht wegen des präsentierten
Murkses nicht mehr hin.
Dafür wird es als ‘bürgerlich‘ oder im braunen Sumpf verharrend, beschimpft,
verächtlich gemacht.
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16.
Dezember 2015
Offene E-Mail an die
CDU-Ratsfraktion Hannover
'Der Freischütz' in Hannover
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Von: voxi baerenklau [voxibaer@t-online.de]
Gesendet: Dienstag, 15. Dezember 2015 02:17
An: Oliver Kiaman
Betreff: FREISCHÜTZ an der STAATSOPER HANNOVER
Sehr geehrter Herr Kiaman,
ich verstehe nichts von Politik und versuche mich da
rauszuhalten, aber ich verstehe sehr viel von Kunst, da es mein
Beruf ist. Ich schätze Herrn Dr. Klügl, den Intendanten Ihrer
Staatsoper als einen Kenner der Kunst und habe mich sehr gefreut
in Hannover am Freischütz arbeiten zu dürfen und mit meiner
künstlerischen Arbeit für Kay Voges in Hannover einen
zeitgemässen Freischütz mit der tatkräftigen Unterstützung durch
Herrn Dr. Klügl präsentieren zu können.
http://www.welt.de/kultur/buehne-konzert/article149920236/Gehen-wir-Freikugeln-giessen-mit-Pegida.html
Offensichtlich haben Sie mit ihrer
politischen Nähe zur AfD ein Problem damit. Damit werden Sie,
als kleiner unbedeutender Sprecher einer offensichtlich empörten
Partei im kleinstädtisch konservativen Hannover sicher
Wählerstimmen fischen, aber lassen Sie das demokratische Prinzip
der Nichteinmischung der Politik in die Kunst genauso zu wie
wir, die als Künstler sich nicht in die Politik einmischen.
Offensichtlich verstehen Sie und diese Partei für die Sie
offensichtlich den Lakaien spielen müssen, um in der
Karriereleiter aufsteigen zu können, so überhaupt gar nichts von
Kunst. Das Prinzip und die Wirkungsweise der Kunst und ihrer
Freiheit muss polarisieren. Das ist erste Klasse Kunsterziehung
an einer Schule, die Ihnen offensichtlich nicht wirklich zuteil
wurde oder auch nur annähernd bekannt ist.
Aber ich bitte Sie inständig nicht mit Ihrem geistigen
Dünnschiss, da Druck auszuüben an Stellen, die Sie nichts
angehen, da Sie offensichtlich von diesem Metier nichts
verstehen.
Das ist nur Kleinmut und
Spießbürgertum und zeugt keineswegs von diplomatischer Größe.
In diesem Sinne freue ich mich mit Kay Voges an der Staatsoper
Hannover offensichtlich einen nicht belanglosen künstlerischen
Diskurs ausgelöst zu haben, der mit dieser Form Ihrer Empörung
wohl nur in einer tief dumpfen und braunen deutschen Provinz
stattfinden konnte. Geistige Größe könnten Sie zeigen, sich
damit kompetent auseinander zu setzen und nicht in Schnappatmung
zu verfallen und Hyperaktivität an den Tag zu legen um schnell
Wählerstimmen zu gewinnen in einer Zeit da Ihrer Partei die AfD
am rechten Rand alles abfischt.
Das haben Sie doch wirklich nicht nötig!
Ich verstehe meinen eigenen Auftrag, gerade heute in dieser
aktuell schweren Zeit aufklärerische Arbeit zu leisten, denn wie
es sich wohl gerade in Ihrer Stadt zeigt, tut das umso mehr
Not.
Ich freue mich auf eine baldige Antwort Ihrerseits, bis dahin
mit freundlichen Grüssen Ihr
Voxi Bärenklau
volker voxi baerenklau
cinematography & lighting design
anklamer strasse 60
10115 berlin
m +491777485062
mail@voxi.de
http://www.voxi.de
http://www.ism-berlin.net
Zitatende
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Quelle: http://www.marie-louise-gilles.de/
Eine_Mitteilung_an_meine_Freunde_Ausgabe_Februar_2018_15.02.2018.htm
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Dieser Attacke wurde weder von der Nds. Landesregierung, noch von
der Stadt Hannover, noch von der Leitung der Nds. Staatstheater Hannover GmbH
widersprochen, sie gemaßregelt oder sonst irgendwie kommentiert oder gar
zurückgewiesen.
Versuche, Werte zu erhalten,
die Leistung der Autoren großer Werke anzuerkennen, werden unablässig
diffamiert, so dass sich eine hoffnungslose Müdigkeit ausbreitet.
Wen kümmert's, wenn Sänger von Leuten, die sich ihre Meriten als ‘Kaffeeholer‘
der Regisseure oder Dramaturgen verdient haben, dann beim Leitungswechsel von
denen rausgeworfen werden mit der schwammigen Begründung „aus künstlerischen
Gründen wird der Vertrag nicht verlängert.“
Kein Rechtsanwalt wird sich eines solchen Falles, der ihm vor Gericht wenig
Erfolg verspricht, annehmen.
Es ist daher die Pflicht der Hochschulen und ihrer Lehrerschaft sorgfältig und
mit dem nüchternen Blick auf die beruflichen Aussichten nur solche Stimmen
aufzunehmen und auszubilden, die Entwicklungsmöglichkeiten bieten und damit den
Anforderungen des heutigen Theaters gewachsen sind,
denn:
„Musik ist eine heilige Kunst, zu versammeln alle Arten von Mut“
lässt Richard Strauss den Komponisten in seiner ‘Ariadne‘ auf den Text von Hugo
von Hofmansthal singen.
ML Gilles
Kommentar
Des Kaisers neue Kleider
Wenn sich jemand in
den Kopf setzt, einen Stoff zu verfilmen, eine Skulptur oder ein selbst gemaltes
Aquarell an den Mann zu bringen, einen Roman, einen Gedichtband zu
veröffentlichen oder einen Plattenvertrag zu unterschreiben, so gilt es, die
hohen Hürden des Markts zu nehmen. Sprich: es müssen sich Produzenten,
Galeristen, Verleger, Agenturen, Händler und sonstige Entscheider finden, die
das Vorhaben finanzieren. Es gilt also, jede Menge Geldgeber vom jeweiligen
Projekt zu überzeugen, ehe es realisiert werden kann.
Wenn sich jemand in den Kopf setzt, an einem deutschen Theater nach seinem Gusto
Tschechows Drei Schwestern zu inszenieren, Puccinis Turandot oder Goethes
Wahlverwandtschaften in einer eigenen dramatischen Bearbeitung, so genügt es oft
schon, mit einem Intendanten, Dramaturgen oder mit einem einflussreichen Agenten
befreundet zu sein. Oder Anverwandte/r einer prominenten Persönlichkeit des
Opern- und Theaterbusiness. Geld spielt im deutschen Theaterbetrieb nämlich
keine Rolle, das geben mehr oder minder großzügig und unbesehen Länder und
Kommunen. Ob eine entsprechende Qualifikation vorliegt, wird bei Regisseuren,
Intendanten und Dramaturgen amtlich nicht überprüft.
Die Diskussion
um Für und Wider von Werktreue und Regietheater führt zu nichts. Beides hat
seine Berechtigung, beides zeitigt Erfolg wie Misserfolg, in beiden „Schulen“
finden sich exzellente wie sterbenslangweilige Arbeiten, aufregende und
diskussionswürdige Produktionen, beglückende Theaterabende, geglückte
Experimente, Flops, Pleiten, Reinfälle.
Nun heißen nicht alle, die sich im Musik- und Sprechtheater als Spielleiter
versuchen, Hilsdorf, Konwitschny, Mussbach oder Neuenfels. Zu viele unbeleckte
Epigonen tummeln sich in diesem Becken. Es herrscht häufig das Einerlei,
Beliebigkeit, unausgegorene Konzepte, platte Gags, Trash, Krawall, Klamauk. Ein
paar Unbedarfte im Parkett werden es schon mit Lachern quittieren. Ein paar
Feuilletonschreiber werden sich schon kaufen lassen finden, die's – um nur ja
nicht in den Ruch zu geraten, nicht up to date zu sein – schon goutieren. Wenn's
nicht verfängt und mal wieder nicht langt zu einer eigenen – und vor allem –
schlüssigen Neudeutung eines Stoffs, wird einfach fröhlich die Kultur-Society
verspottet. Das geht immer! Kann man machen. Aber ob das die Kultur-Society auch
noch weiterhin bezahlt?
Bei Repertoirevorstellungen sind die Ränge, so man sie mangels Nachfrage
überhaupt noch öffnet, offensichtlich noch nicht leer genug. Die Forderungen
rechter Gruppierungen in Stadt- und Länderparlamenten nach Subventionskürzungen
sind einigen anscheinend noch zu verhalten.
Stichwort „rechte Gruppierungen“. Kaum wagt man zu konstatieren, dass der Kaiser
nackt ist, wird die „Nazikeule“ geschwungen. Zuverlässig. Reflexartig. Sobald
Kritik am desaströsen Machwerk laut wird, heißt's „konservative Spießer!
Verkappte Nazis!“ Mit derlei Epitheta werden flugs jene bedacht, die sich
zurecht über vergeudete Subventionen echauffieren, die ein kruder Regie-Murks
wieder einmal verschlungen hat. Eine – pardon! – Regie-Onanie, deren Sinn sich
niemandem erschließt, die leere Chiffren aneinander reiht, Gags, „Ideen“,
Wendungen und Windungen, die alles und die nichts bedeuten. Weil's keinen Sinn
sonst macht, die „Werkverwurstung“ (Adolf Dresen) dreist als einen Beitrag zur
aktuellen Kulturdebatte zu erklären, das reicht nicht und das greift nicht.
Bleibt die Frage: Wer ist hier der Taliban? Der Regie-Terrorist oder der
Kritiker, dem gerne das Etikett „völkisch“ angeheftet wird. Erstens: Jemanden
schlecht zu machen, macht einen noch lange nicht besser! Und zweitens: „Man
merkt offenbar gar nicht mehr, dass jemanden als ‚Nazi‘ zu bezeichnen, der es
nicht ist, die schlimmste denkbare Verleumdung und damit Hetze ist. […] Wie
wenig Ahnung muss man vom Nationalsozialismus haben, wenn man ständig die
Nazikeule schwingt. Auf diese Weise wird das ernste Gedenken an das
Großverbrechen inflationiert und wertlos gemacht. Nationalsozialismus, das ist
das Grauenhafteste, was im 20. Jahrhundert geschehen ist, neben dem Stalinismus.
Das darf man nicht zu so einer kleinen Münze der alltäglichen politischen
Talkshow-Selbstbehauptung machen“, um es mit Rüdiger Safranski zu sagen. (Zitat
aus DER SPIEGEL, Ausgabe 12/2018) Man muss Safranski nicht in all seinen
Anschauungen beipflichten, in diesem Punkte jedoch unbedingt.
Es liegt mir fern, junge, riskante, verstörende und zeitgenössische
Inszenierungen a priori herabzusetzen. Ich habe überzeugende, intelligente, neue
und anregend frische Deutungen klassischer Stoffe miterlebt. Jedoch leider auch
sehr viel Blödsinn, ermüdenden Quatsch und abgeschmackte, ärgerliche
Banalitäten. Alle, die ihr kritiklos den Kaiser nackt herumstolzieren lasst und
darüber auch noch jubelt, es liegt mir noch weit ferner, einer rechten
Kulturpolitik das Wort zu reden. Wenn ihr nicht wollt – ich jedenfalls, ich will
es nicht! –, dass ein rückwärts gewandter und exklusiver Kunst- und
Kulturbegriff fröhliche Urständ feiert. Zeitgenössische Inszenierungen – ja
bitte! Aber mit Niveau, Talent, Scharfsinn und Esprit! Die deutsche Theater- und
Orchesterlandschaft gelten als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit.
Staatsministerin Michelle Müntefering betont hierzu: Die Theater „fördern
interkulturelle Begegnungen und Kommunikation auch jenseits des politischen
Diskurses und damit das Verständnis füreinander.“
Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins Ulrich Khuon unterstreicht: „Theater
und Orchester schaffen kulturelle Räume für Erzählungen, Reflexionen und
Gespräche innerhalb ihrer lokalen Gemeinschaften und tragen damit wesentlich zu
Lebensqualität und Identität bei.“
Verständnis füreinander? Nicht bei jenem Otello, in dem gleichzeitig alle
Darsteller in Klamotten wie aus dem Kleidercontainer herum hampeln und alle
gleichzeitig alle Texte – teils in anderen Sprachen – übertrieben zerdehnt
deklamieren. Einzige Orientierung in diesem Durcheinander: Das Publikum darf den
Shakespeare-Text auf einem riesigen Prompter mitlesen. Toll!
Lebensqualität und Identität? Nicht mit jener Richard-III.-Vorstellung, in der
die nackte Titelfigur drei Stunden lang im Stakkato seine Texte in den
Zuschauerraum schleudert. Gähn!
Wenn wenigstens die aufwändig gemachten Programmhefte Aufschluss gäben!
Einführungsvorträge vor jeder Aufführung sind inzwischen gang und gäbe. Auch
hier bleibt man Antworten zu Situationen, Intentionen, Sinn, Hintergründen und
Überlegungen zu Inszenierungen schuldig. „Das wollen wir nicht verraten!“ „Wie
wir dieses Problem gelöst haben, sehen Sie in der Aufführung, das wollen wir
hier nicht vorwegnehmen!“ Ausreden! Nichts dahinter!
Noch haben wir eine reiche Theaterlandschaft. Nicht wer sich gegen Pfuscherei,
Blender und Stümper auf der Bühne zur Wehr setzt, macht das Theater „schlecht“,
das schafft eine eingeschworene Intendanten- und Dramaturgen-Clique schon
selbst, in dem sie unbedarfte, oft gar bildungsferne und selbstverliebte
Wichtigtuer am Werk lässt. Womit keineswegs gesagt sein soll, dass allen
Theaterleitern ihr Haus, ihre Kommune egal ist, es gibt noch Prinzipale, die
ihre Häuser voll kriegen und den gesellschaftlichen und politischen Diskurs mit
engagierter und gekonnter Regiearbeit befördern.
Aber: Den Ast, auf dem sie sitzen, den sägen die
Theater schon selbst ab.
Leserbrief
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Zitat
Betrifft:
- Die
Tannhäuser-Inszenierung Bayreuth /
- Die Verantwortung der Gesellschafter der Bayreuther
Festspiele GmbH
und der
- Richard Wagner-Stiftung Bayreuth für das
Gesamtunternehmen Festspiele
/
- Auswege aus dem Status Quo zu künstlerisch besseren
Festspielaufführungen / Fragen an die Gesellschafter und an
die Richard Wagner-Stiftung
Bayreuth
Sehr geehrte Frau XXX ,
ich bitte Sie sehr, diesen Bericht einmal selbst zu lesen und nicht
gleich an eine untergeordnete Stelle zur Beantwortung weiter zu geben.
Ich versichere Ihnen, Sie erfahren Details, die sie noch nie gehört oder
gelesen haben.
Die Ausgangslage: Die Bayreuther Festspiele 2019 - sie hatten am 25.07.
mit einer Neuinszenierung, der Oper Tannhäuser begonnen - sind beendet.
Auch diese Neuinszenierung hat im optischen Teil des Gesamtkunstwerkes
(also Handlung, Regie, Dramaturgie und Bühnenbild) nur sehr wenig von
Wagners ursprünglichem Werk erkennen lassen, d.h. nicht einmal die
musikalische Wiedergabe kann – ohne Abstriche - akzeptiert werden.
Der obligatorische Premierenjubel ist verklungen, die – fast 2000 -
prominenten Besucher haben in die Kameras gelächelt, die Pressevertreter
sind in ihrem Urteil, wie der Tannhäuser künstlerisch einzustufen ist,
uneinig (einige finden schon wieder alles wunderbar, jedoch dem SPIEGEL
war die Inszenierung nicht einmal eine Kritik wert), die Zuschauer
allerdings bleiben zunehmend aus, bzw. die Nachfrage nach den völlig
überteuerten Eintrittskarten ist weiterhin rückläufig.
Damit sind in den Jahren 2010 bis 2019 insgesamt 12 Neuinszenierungen
(incl. des Ringes, der 2013 mit vier grundverschiedenen Stücken) auf dem
Spielplan der Festspiele erschienen, in deren optisch realisiertem Teil
vom Gesamtkunstwerk Richard Wagners nicht mehr viel zu sehen ist. Die
Fachwelt nennt diese Art der Inszenierung „Regietheater“. Der Auftrag,
Wagners Werke festlich aufzuführen, wird in keiner der Inszenierungen
erfüllt. Er ist deshalb gescheitert, weil bereits 2008 eine
Festspielleitung ins Amt kam, die keinen künstlerischen Neuanfang
schaffte und weil vor dem Ablauf des ersten Festspielleitervertrages
(2015) nicht die Notbremse gezogen wurde, bzw. der Stiftungsrat nicht in
Erscheinung trat, um einen besseren, fähigeren Festspielleiter zu
suchen.
Es geht
in diesen Schreiben um Verantwortung!
Wie stehen die Gesellschafter der Bayreuther Festspiele GmbH und die
Richard Wagner-Stiftung Bayreuth zu der Ihnen übertragenen Verantwortung
für die im folgenden Zustandsbericht aufgelisteten Handlungen, Abläufe
und Ergebnisse bei der Bayreuther Festspiele GmbH?
Was ist
da eigentlich seit 2008 im Gange?
Muss hier von Machtmissbrauch, von der Aneignung und (oder) Duldung von
Kompetenzen innerhalb der Festspielgremien gesprochen werden?
Es gibt Ämterhäufung in mehreren Fällen!
Die Stiftungssatzung wurde grob missachtet!
Hätten die Gesellschafter der Festspiele GmbH eingreifen müssen?
Warum zeigt die Richard Wagner-Stiftung keine Reaktion?
Wie konnte das alles geschehen und was kann jetzt noch gerettet werden?
Wer
sich bis heute über die Ereignisse rund um die Festspiele noch nicht
umfassend informiert hat, verliert leicht die Übersicht. Deshalb
versuche ich meine Darstellung in sieben Epochen einzuteilen.
Die Jahre 1951 bis 1987
Die Jahre 1987 bis 1999
Die Jahre 1999 bis 2005
Die Jahre 2005 bis 2008
Die Jahre 2008 bis 2015
Die Jahre 2015
bis 2019
Und
wie geht es ab 2020 weiter?
Größere Beachtung
ist der Zeit ab 2004 zu schenken, die entscheidenden Jahre sind
allerdings die ab 2008. In dieser Zeit wurden die Festspiele intern, vor
allen Dingen aber für den größten Teil der langjährigen Besucher so
stark spürbar verändert, dass jetzt nur noch einige grundlegende
Entscheidungen wieder besuchenswerte Festspiele garantieren können, bzw.
ein künstlerischer Neuanfang spürbar wird.
Die
Jahre 1951 bis 1987
Die 1876 von Richard Wagner gegründeten Bayreuther Festspiele haben zwei
Weltkriege und die Zeit des Nationalsozialismus überstanden. 1944 fanden
sie (damals „Kriegsfestspiele“ genannt) letztmals vor Deutschlands
Zusammenbruch statt. Aus vielen Gründen konnten nach dem Ende des II.
Weltkrieges zwischen 1945 und 1950 keine Festspiele stattfinden. Erst
nach Entnazifizierung der damaligen Festspielleiterin Winifred Wagner,
der Ernennung einer neuen Festspielleitung und der Beschaffung der
notwendigen finanziellen Mittel, wurden die Nachkriegsfestspiele unter
der Leitung von Wieland und Wolfgang Wagner 1951 wiedereröffnet. Eine
große Hilfe ist dabei die Unterstützung der 1949 gegründeten
„Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V. Die dann eingeleitete Epoche
wurde wenige Jahrzehnte später „Neubayreuth“ genannt. Es sind die
künstlerisch erfolgreichsten Jahre in der Festspielgeschichte. 1966
stirbt Wieland Wagner, der mit seinen Inszenierungen Bayreuth an die
Weltspitze der Wagner-Aufführungsstätten geführt hat. Sein Bruder
Wolfgang leitet nun die Festspiele allein. 1973 wird zur Sicherung des
künstlerischen und des materiellen Erbes Richard Wagners, die Richard
Wagner-Stiftung Bayreuth gegründet. Grundlage für die Stiftungssatzung
ist das gemeinsame Testament der Eheleute Siegfried und Winifred Wagner
aus dem Jahre 1929. Ein zentraler Punkt in der Stiftungssatzung ist der
§8 / „Die Vermietung des Festspielhauses an den Festspielunternehmer“
(also die Wahl des Festspielleiters). Hauptverhandlungsführer bei den
Stiftern sind Wolfgang Wagner und seine Mutter Winifred. 1985 wird aus
den Bayreuther Festspielen die Wolfgang Wagner GmbH, 1987 dann die
Bayreuther Festspiele GmbH mit dem Alleingesellschafter Wolfgang Wagner,
der einen Festspielleitervertrag auf Lebenszeit erhält. Niemand stört
sich zunächst an dieser gravierenden Veränderung, niemand nimmt Anstoß
an dem „Recht der Übertragbarkeit von Gesellschaftsanteilen“ auf andere.
Die
Jahre 1987 bis 1999
Seit Festspielleiter Wolfgang Wagner 1966 die Alleinverantwortung bei
den Festspielen übernahm, hat er zunehmend Fremdregisseure nach Bayreuth
eingeladen, die großartige Inszenierungen schufen, die bei der Mehrheit
der Besucher auf eine positive Resonanz stießen. In diesen Jahren
erreichten die Festspiele jährlich rund eine halbe Million
Kartenwünsche. Dieser Trend hielt bis in die Jahre 1995 bis 1998 an.
Herr Wagner war nun fast 80 Jahre alt, seine Schaffenskraft ließ nach,
die berechtigte Frage nach einer Nachfolgeregelung wurde (auch aus dem
Familienkreise) immer häufiger gestellt. Herr Wagner sah – so seine
immer wiederkehrende Antwort – niemanden im Familienkreise, dem er diese
Aufgabe zutrauen würde. „Wer Festspielleiter werden will – so sagte er
häufig – muss dieses Handwerk von der Pike auf erlernt haben“! Die
internen Abläufe im Festspielhaus erledigte mittlerweile seine zweite
Ehefrau Gudrun.
Die Jahre 1999 bis 2005
1999 / 2000: Herr Wagner schlägt seine Frau Gudrun als seine
Nachfolgerin vor. Der Stiftungsrat lehnt dies kategorisch ab. Der
Stiftungsrat seinerseits nominiert nun Eva Wagner-Pasquier als
Nachfolgerin von Wolfgang Wagner. Dies wird vom Festspielleiter ebenso
entschieden abgelehnt. Herr Wagner betont, seinen Vertrag auf Lebenszeit
weiter zu erfüllen. Im Jahre 2000 wird der Ministerialdirigent (im
Bayerischen Kunstministerium) Toni Schmid vom Freistaat Bayern in den
Stiftungsrat entsandt. 2005 wird er dessen Vorsitzender. In den dann
folgenden Jahren bis 2019 spielte Herrn Schmid in den Abläufen rund um
die Festspielleitung eine unheilvolle, negative, ja tragische Rolle.
Darüber wird noch zu sprechen sein.
Ab ca. 2000 ließ die konzentrierte Führung des Festspielunternehmens
durch Herrn Wagner spürbar nach. Seine Frau Gudrun übernahm (ohne
Mandat) Aufgaben der Festspielleitung. Tochter Katharina überredete ihre
Eltern, Christoph Schlingensief die Regie der Parsifal-Inszenierung 2004
anzuvertrauen. Diese Inszenierung führte in der Probenzeit öffentlich zu
schweren Auseinandersetzungen zwischen dem Ehepaar Wagner und Herrn
Schlingensief, die das ursprünglich eingereichte – nun plötzlich aber
stark veränderte Regiekonzept - nicht guthießen. Die Inszenierung wurde
ein Skandal, sie schadete den Festspielen sehr, weil auf der Bühne die
Handlung des Bühnenweihfestspiels nicht mehr zu erkennen war. Erstmals
gab es spürbare Austritte aus der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth.
Was
zwischen den Jahren 2000 und 2005 zwischen Herrn Wagner und Herrn Schmid
ausgetüftelt und beschlossen wurde, war zunächst nicht zu erkennen. Aus
heutiger Sicht kann man dies alles nur als Bestrebungen zum
dauerhaften Machterhalt oder als Besitzstandsicherung des
Familienstammes Wolfgang Wagner bezeichnen. Klammheimlich wurden
schwerwiegende Veränderungen vorbereitet, die später in einer
widerstandslosen Machtübernahme der Festspielleiterposition durch
Katharina Wagner mündeten.
Die Jahre 2005 bis 2008
Ab 2005 ist die Frage nach Eintrittskarten, die bis dahin
bei ca. 500.000 Stück pro Saison lagen, stark rückläufig. Der
Trend ist bis heute nicht gestoppt. Im Jahre 2005 erleidet Wolfgang
Wagner einen Schlaganfall, der ihn innerhalb von gut zwei Jahren zur
Geschäftsunfähigkeit führt. 2007 inszeniert Katharina Wagner erstmals
bei den Bayreuther Festspielen „Die Meistersinger von Nürnberg“. Sie ist
jetzt 29 Jahre alt und hat bisher keine interne Theatererfahrung. Bei
einigen deutschen und ausländischen Theatern hat sie Inszenierungen
abgeliefert, die (dem Vernehmen nach) ihrem Vater alle nicht gefallen
haben. Außerdem standen sie nur sehr kurze Zeit auf den Spielplänen der
Opernhäuser. Bei jeder dieser Inszenierungen gab es während der
Probezeit ernstzunehmende Schwierigkeiten verschiedenster Art.
In einem Zeitungsinterview antwortete Katharina Wagner auf die Frage,
was sie denn sagen würde, wenn ihre Meistersinger-Inszenierung vom
Publikum abgelehnt würde: „Wenn meine Arbeit zwei Dutzend Personen
gefällt, dann bin ich schon zufrieden“! Ja, - fragt es sich da - für wen
werden die Festspiele denn veranstaltet? Offensichtlich nicht für die
breite Öffentlichkeit, denn auch das war ein Wunsch Richard Wagners:
Möglichst viele Musikfreunde sollten nach Bayreuth kommen um seine Werke
in seinem Theater – möglich kostenlos (was nicht zu verwirklichen war) -
zu erleben. Die Bayreuther Meistersinger-Inszenierung wurde ein arger
Flop! Tausende Besucher wendeten sich in der Folge von Bayreuth ab. Im
Herbst des gleichen Jahres stirbt überraschend Gudrun Wagner. Die
Festspiele sind führungslos, es reift sehr schnell die Erkenntnis, dass
im Jahre 2008 dringend ein neuer Festspielleiter gesucht und gewählt
werden muss.
Die Jahre 2008 bis 2015
Was bei den Festspielen, innerhalb der Richard Wagner-Stiftung und rund
um die Bewerbung um die Nachfolge Wolfgang Wagners als Festspielleiter
im Herbst 2007 begann (und bis heute nicht geendet hat), ist ohne
vorheriges Beispiel.
Alles
was an Vorabsprachen, der Missachtung der Stiftungssatzung oder an
Vertragsabschlüssen (z.B. Gründung der BF-Medien usw.) im Vorfeld der am
30.08.2008 durchgeführten Wahl einer neuen Festspielleitung geschehen
ist, wurde seit 2010 aktenkundig gemacht und den Gesellschaftern der
Festspiele GmbH und der Richard Wagner-Stiftung Bayreuth schriftlich –
teilweise auch mündlich – ab 2012, mehrmals zur Kenntnis gebracht.
Weder bei den Gesellschaftern der Festspiele GmbH noch beim Vorstand der
Richard Wagner-Stiftung ist bis heute kein einziger Schritt in Richtung
Überprüfung dieser Fakten und erst recht nichts zur Abstellung dieser
gravierenden geschäftsschädigenden und künstlerisch verheerenden
Geschehnisse sichtbar geworden.
Um Ihnen
Klarheit über diese Handlungen und Abläufe zu verschaffen, muss ich – so
kurz als möglich – die wesentlichen Eckpunkte noch einmal aufgreifen.
Nach dem
Tod seiner Frau im November 2007, konnte Wolfgang Wagner seine
Dienstgeschäfte nur noch sehr eingeschränkt wahrnehmen. Seine
mittlerweile nicht mehr mit der Stiftungssatzung zu vereinbarenden
Ansichten über seine Nachfolge hält er geheim. Außerdem ist dies alles
bei Herrn Toni Schmid, dem Vorsitzenden des Stiftungsrates in „besten
Händen“. Irgendwann im ersten Vierteljahr 2008 verlautet dann, dass Herr
Wagner zum Ende der Spielzeit 2008 von seinem auf Lebenszeit
abgeschlossenen Vertrag als Festspielleiter zurücktreten wird. Das hieße
also: Seine Kündigung müsste bis zum 30. April 2008 beim Stiftungsrat
der Richard Wagner-Stiftung eingegangen sein, damit zum Ende der
Festspielzeit ein neuer Festspielleiter gewählt werden kann. Seltsam
bleibt bis heute, dass wenige Tage vor dem 30.04.2008 diese Kündigung
noch rundweg abgestritten wurde, am 2. Mai allerdings hieß es, die
Kündigung sei beim Stiftungsrat eingetroffen. Damit begann nun die in
der Stiftungssatzung vorgeschriebene viermonatige Bewerbungsfrist.
Wolfgang
Wagner bzw. seine Anwälte übertrugen nun die Gesellschaftsanteile von
Herrn Wagner auf die vier größten Zuschussgeber der Festspiele. Dies
sind die Bundesrepublik Deutschland, der Freistaat Bayern, die Stadt
Bayreuth und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V..Damit wurden
aus den größten Zuschussgebern die Gesellschafter der Bayreuther
Festspiele GmbH.
Nach
verschiedenen Rochaden in der Besetzung der beiden an einer Nachfolge
Wolfgang Wagners interessierten Teams, bewarben sich um die
Festspielleitung letztendlich:
Team I: Katharina Wagner und ihre Halbschwester Eva
Wagner-Pasquier
und
Team II: Nike Wagner und Gerard Mortier
Erstes
Team:
Katharina Wagner ist ein absoluter Anfänger ohne jede Leitungserfahrung
und ohne Beziehungen zur Branche. (Zur Nominierung von Eva
Wagner-Pasquier, die von Wolfgang Wagner im Jahre 2000 als absolut
unfähig abgelehnte Bewerberin bezeichnet) heißt es kurz danach nur: Der
Papa hat`s so gewollt!
Zweites Team:
Jahrzehntelange Vorbereitung, Bewährung in Leitungspositionen, Kontakte
zur Branche und höchste Anerkennungen in der Musik- und
Theaterlandschaft.
Wie später bekannt wird, soll das Team I im April 2008 eine
Bewerbungsschrift unter dem Titel „Zukunft Bayreuth“ beim Stiftungsrat
eingereicht haben.
Das Team II hat sich ebenfalls (allerdings später) schriftlich beworben
und verkündet, dass es ein Konzept zur Führung der Festspiele am Tag der
Wahl mündlich vortragen wird.
Bei Team I ist im Zeitraum der viermonatigen Bewerbungsfrust ein reger
Andrang an hochrangigen Besuchern im Festspielhaus zu vermerken.
Besonders der damalige Bayreuther Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl und
auch Herr Toni Schmid, der Stiftungsratsvorsitzende, gaben sich dort
„die Klinke in Hand“. Sie hatten wohl viel zu besprechen.
Ziemlich
leise erfolgte vor der Neuwahl der Festspielleitung die Gründung der
BFMedien GmbH. Dies zielte von Anfang an auf Langlebigkeit. Wer gründet
schon eine solche Gesellschaft, wenn er nicht 100%ig sicher ist, dass
Aufträge eingehen werden? Katharina Wagner wurde Geschäftsführerin der
BF-Medien GmbH. Gleichzeitig aber wurde sie nach der Wahl der neuen
Festspielleitung auch Festspielleiterin und Geschäftsführerin der
Bayreuther Festspiele GmbH. Trifft sich das nicht gut?
Von
langer Hand vorbereitet wurde die Unausweichlichkeit der
Stiftungsratsentscheidung im Herbst 2008 zu Gunsten von Katharina Wagner
(in Alibifunktion für seriöses Handeln damals noch zusammen mit ihrer
Halbschwester Eva) durch den Vorsitzenden des Stiftungsrates, Herrn Toni
Schmid.
Herr Schmid benötigte für diese Abstimmung keine sich der Kunst
verpflichtenden Stiftungsräte, auch nicht die (mögliche) Hinzuziehung
von Fachleuten sondern lediglich die Vollzähligkeit des Gremiums, dass
zuvor schon darauf eingeschworen wurde, dass eine Entscheidung zu
Gunsten des Anfängerteams alternativlos sei. Diese Vorabsprachen wurden
zu einem späteren Zeitpunkt von einem Stiftungsratsmitglied gegenüber
dem Mitglied der Familie Wieland Wagners im Stiftungsrat bestätigt.
D.h., vor
der Abstimmung fanden weder Beratungen des Stiftungsrates oder Gespräche
über Detailfragen zu verschiedenen Konzepten statt, noch wurde die
Hinzuziehung von Beratern auch nur erwogen, es gab auch keine Aussprache
unmittelbar vor der Abstimmung, keine Fragen an die beiden
Bewerberteams, nichts was den Charakter einer ernsthaften Prüfung der
beiden Bewerberteams hätte beweisen können.
Bei der Abstimmung im Stiftungsrat hoben also bei der Erwähnung des
Anfängerteams (Team I) 22 Personen (bei zwei Enthaltungen) die Hand. Der
ganze Vorgang dauerte nur 20 Minuten!
Anlässlich des hundertsten Geburtstages von Wolfgang Wagner am
30.08.2019 wurde in einer Rundfunk-Gedenksendung des Senders NDR-Kultur
unumwunden zugegeben, dass es sich bei der Wahl der neuen
Festspielleitung im Jahre 2008 nicht um eine (wie in der
Stiftungssatzung vorgesehene) demokratische Abstimmung gehandelt hatte,
denn in der Sendung hieß es fast wörtlich: „Wolfgang Wagner kündigte
seinen auf Lebenszeit laufenden Festspielleitervertrag erst, nachdem er
sich versichert hatte, dass seine Töchter Katharina und Eva die
Festspielleitung würden übernehmen können“.
Wie konnte er da so sicher sein?
Das Anfängerteam I (ohne jegliche praktische Erfahrung in Sachen Leitung
eines großen Operntheaters) wurde zu Festspielleiterinnen ernannt. Das
Team II, ein in langen Jahren mit der Vorbereitung zur Übernahme der
Festspielleitung tätigen Nike Wagner und der bewährte Theatermanager
Gerard Mortier wurden einfach abgeschmettert. Ein Teilnehmer dieser
„Scheinwahl“ hat mir im Jahre 2010 gestanden, dass das Team II ein
brillantes Konzept zur Führung der Festspiele vorgetragen habe. Aber,
es war schon alles zuvor „entschieden“ worden. Damit hatte Toni
Schmid erstmals den Stiftungsrat – dessen Vorsitzender er war - betrogen,
ihn nahezu neutralisiert. Ein erster, schwerer Verstoß gegen die
Stiftungssatzung.
Alle an dieser heimlich vorbereiteten Entscheidung Beteiligten waren
sich der Unrechtmäßigkeit ihrer Handlungen vollauf bewusst. Dass sich
aber 22 Personen auf einen solchen Betrug einlassen, verwundert doch.
Dazu kann festgehalten werden, dass die Nachfolgefrage (wer wird
Festspielleiter nach Wolfgang Wagner?) ganz und gar nicht im Sinne
Wolfgang Wagners beantwortet wurde, denn das, was sich Herr Wagner unter
einer in seinem Sinne handelnden Festspielleitung ursprünglich
vorgestellt hatte, ist mit der Amtsübernahme durch seine Töchter
nicht eingetroffen.
Von den 2008 mit der Festspielleitung beauftragten Personen wurde ein
künstlerischer Neuanfang erwartet, um das in den Jahren davor von
Wolfgang und Gudrun Wagner (aus den verschiedensten Gründen) abgeflachte
Interesse an den Festspielen wiederherzustellen.
|
Katharina Wagner und ihre Halbschwester Eva
erhielten also einen Vertrag über sieben Jahre (also bis zum 31.
Aug. 2015).
Sieben Jahre, um sich zu bewähren.
Befristete Verträge werden geschlossen, um vor
deren Ablauf zu überprüfen, ob der Vertragspartner den
Erwartungen entsprochen hat und ob man den Vertrag verlängern,
bzw. einen Neuvertrag abschließen sollte, oder ob sich das für
die Wahl des Festspielleiters zuständige Gremium – in diesem
Falle der Stiftungsrat der Richard Wagner-Stiftung Bayreuth - um
Bewerber für diese Position bemühen muss und ob dann
anschließend – nach ausführlicher Beratung - eine demokratische
Abstimmung über einen Nachfolger stattfinden kann.
Den Festspielleiterinnen wurden – laut Stiftungssatzung –
künstlerische Freiheit zugesichert! Darüber wird noch zu reden
sein! Wie also ging es bei den Festspielen ab 1.Sept. 2008
weiter? |
|
Katharina
Wagner hat nicht lange gefackelt, sie hat die Führung an sich gerissen.
Auch wenn nach außen hin die Gleichberechtigung mit ihrer Halbschwester
immer wieder betont wurde, hatte diese in dem Tandem wenig zu bestellen.
|
–
Katharina Wagner brach mit allen Traditionen.
Sie beseitigte alle in Jahrzehnten bewährten
Strukturen
dieses Festspieltheaters und beraubte
sich selbst damit schon einer guten Startposition.
– Unliebsame, langjährige und erfahrene Mitarbeiter wurden mit-
tels hoher Abfindungen gekündigt.
– Alle ab 2010 auf dem Spielplan erscheinenden Neuinszenierung
en (incl. der Tannhäuser-Inszenierung dieses Jahres) sind
100%ige Regietheater-Inszenierungen. Ihnen wurde die von
Wagner geschaffene Bühnenhandlung
komplett entzogen. Das Publikum lehnt diese Art Aufführungen
in Bayreuth ab, die Nachfrage nach Eintrittskarten sinkt
weiter.
– 2012 beklagt Katharina Wagner sogar, dass ihr Urgroßvater
das Festspielhaus nicht in Berlin gebaut hat. Mancher Bay-
reuther hätte gern gesehen, wenn sie nach Berlin umgezogen
wäre, wenn es ihr in ihrer Heimatstadt nicht mehr
gefällt.
– Im Juli gibt die Festspielleitung bekannt, dass der Parsifal
im
Jahre 2016 von dem Berliner Performances-Künstler Jonathan
Meese inszeniert werden soll. Ist es eigentlich möglich,
eine
noch unfähigere Person mit diesem Auftrag zu betrauen?
Verständliche Proteste von vielen Seiten.
– Der als Ring-Regisseur für 2013 vorgesehene Wim Wenders sagt
2011 ab. Als Ersatz findet sich nach mühsamem Suchen Frank
Castorf, ein Schauspielregisseur, der noch nie eine Oper
insze-
niert hat und der sich in der in Branche den Ruf des
„Stückezerstörers“ erworben hat.
Auf die Frage eines Journalisten, wie
Herr
Castorf denn ohne Kenntnis der Partitur ein solches
Musikdra-
ma inszenieren könne, antwortete Katharina Wagner:
„Ach, mit der Musik wird Herr Castorf schon zurechtkommen!“
– Die 2009 mit großem Werbeaufwand begonnenen Übertragun-
gen von Festspielaufführungen auf den Bayreuther
Volksfestplatz
werden 2013 sang- und klanglos wieder eingestellt, als sich
die
Fa. Siemens als Hauptsponsor aus dem Vertrag mit den Fest-
spielen zurückzieht.
– Diesem Beispiel folgt AUDI wenige Jahre später.
– Als Regisseure für die jährlich erscheinenden Neuinszenierun-
gen verpflichtet die Festspielleitung in diesem Jahrzehnt
aus-
schließlich junge Schauspielregisseure oder Regieanfänger.
Die
Misserfolge sprechen für sich.
– Gottlob: Im August 2014 wird der Vertrag mit Jonathan Meese
(für den Parsifal 2016) unter dem Druck der Gesellschaft der
Freunde Bayreuths storniert.
– Verwaltungstechnisch und vertragsrechtlich gibt es zahlreiche
Unzulänglichkeiten, deren Ursachen nie öffentlich gemacht
wurden. Auch hatten die Rechnungshöfe mehrere Beanstandun-
gen. Arbeits- und tarifrechtliche Auseinandersetzungen waren
zu
beklagen, fast wäre es zum Streik gekommen. |
|
Allen diesen Problemen stand die Festspielleitung hilflos gegenüber,
viele wurden durch sie ja auch erst geschaffen. Dirigenten, die im
zweiten Jahr einer Inszenierung nicht mehr wiederkamen oder die drei
Wochen vor der Premiere aus dem Vertrag ausstiegen, Sänger, die kurz vor
der Generalprobe wegen eines Tattoos nicht auftreten konnten und ersetzt
werden mussten, Umbesetzungen innerhalb einer Spielzeit in einem nicht
mehr vertretbaren Umfang usw. Alle diese Dinge wurden unter der Rubrik
„künstlerische Freiheit“ abgelegt. Ich wage zu behaupten, es handelt
sich um Missbrauch dieses Privilegs.
Die schon einmal erwähnten „Regietheater“-Inszenierungen taten ein
Übriges: Der „Ratten“-Lohengrin im Jahre 2010, der Tannhäuser 2011 in
der Biogasanlage, der Fliegende Holländer 2012, und der Jubiläumsring –
Regie: Frank Castorf – im Jahre 2013, alle diese Inszenierungen hatten
mit Wagners Gesamtkunstwerken kaum noch etwas gemeinsam.
Die ab 2010 durch die BF-Medien GmbH eingeführten Liveübertragungen der
Premieren in ausgewählte deutsche Kinos und die Übertragungen ins
Deutsche Fernsehen, hatten ebenfalls keinen spürbar positiven
Werbeeffekt. Außerdem geht mit diesen Übertragungen die Einzigartigkeit
der Bayreuther Aufführungen im Festspielhaus verloren. Interessierte
Bürger werden durch die Art der Inszenierungen abgeschreckt oder sie
sagen sich, nun habe ich Bayreuth im Fernsehen, hier sitze ich in der
ersten Reihe, warum soll ich da noch viel Geld für Eintrittskarten,
Anreise und Übernachtungen ausgeben? Eine Wagneroper persönlich im
Festspielhaus zu erleben oder am Fernsehgerät zu Hause, da liegen Welten
zwischen! Die Vermarktung der Inszenierungen auf DVD ist auch ein Flop!
Außerdem sind mir haarsträubende Honorarvereinbarungen mit den auf
diesen DVD`s Mitwirkenden bekannt geworden. Darüber möchte ich aus
Vertraulichkeitsgründen hier nicht berichten.
Die genannten Vorgänge sind in den Festspielgremien durchweg bekannt.
Was aber geschah allerspätestens 2013 nach der Ringpleite? Nichts
– obwohl die Nachfrage nach Eintrittskarten weiter rückläufig war?
Nichts geschah! – denn die Festspielleitung hatte ja (laut §2 der
Stiftungssatzung) künstlerische Freiheit erhalten. Das heißt aber doch
nicht, dass zwei Jahre vor dem Auslaufen des Vertrages mit den
Festspielleiterinnen hätte Bilanz gezogen werden müssen! Jetzt hätte
über Kunst oder mangelnde Kunst, über eine Nichterfüllung des Auftrages
laut Stiftungssatzung, über Werktreue, über Missbrauch dieser
künstlerischen Freiheit, über alle diese Dinge nachgedacht werden
müssen.! Es geschah aber trotzdem nichts!
Jetzt hätten die Gesellschafter der Festspiele
GmbH auf den Plan treten müssen. Laut Aktiengesetz hätten sie dazu die
Möglichkeit gehabt. Auch der
Stiftungsvorstand (immerhin
war der damalige Regierungspräsident von Oberfranken, Herr Wenning,
Vorstand der Richard Wagner-Stiftung und Mitglied des
Stiftungsrates) hätte doch auf der Erfüllung der Rechte und Pflichten
des Stiftungsrates bestehen können. Herr Wenning war über die Vorgänge
bei den Festspielen umfassend informiert.
Man hätte dem Stiftungsratsvorsitzenden unmissverständlich klar machen
müssen, dass jetzt der Stiftungsrat eine Leistungsüberprüfung hätte
einleiten müssen. Wäre diese Überprüfung mit einem negativen Ergebnis
geendet, so hätte sich dieses Gremium unmittelbar mit der Suche nach
einem geeigneten Nachfolger befassen müssen. Und dies ist in der in der
Stiftungssatzung unter §8 vorgesehen.
Ehe ich hier fortfahre ist es notwendig, noch einmal die Überlegungen
der Stifter zu erwähnen und an ihre Rechte zu erinnern. Im §8 der
Stiftungssatzung ist nun einmal festgelegt, dass Familienmitglieder ein
Vorrecht haben, wenn es um die Besetzung des Festspielleiterpostens
geht. Dass dies möglicherweise kein leichter Prozess sein könnte,
spiegelt sich im §8 / Punkt 3 wider, der auch die Einbeziehung von
Fachleuten vorsieht, die den Stiftungsrat bei der Entscheidungsfindung
unterstützen sollen. Sehen wir doch den §8 der Stiftungssatzung einmal
so: Er spiegelt die Anweisung der Stifter wider, dass bei dieser
Entscheidung hauptsächlich künstlerische Aspekte eine Rolle zu spielen
haben. Dieser §8 ist quasi eine Rückversicherung der Stifter. Es sollte
in jedem Falle gewährleistet werden, dass Kunstsachverständige, Musiker,
Theaterleiter, Regisseure o.ä. Fachleute, die die Qualität eines
Bewerbers für den Festspielleiterposten beurteilen können, dem
Stiftungsrat die notwendigen Empfehlungen geben. An eine alleinige
Entscheidungsbefugnis durch Politiker, Beamte oder Verwaltungsfachleute
war dabei mit Absicht nicht gedacht worden.
Niemand hat sich gerührt, auch nicht die Stiftungsratsmitglieder
selbst. Ich behaupte, dass (außer den Mitgliedern der Stifterfamilie
oder ihren Anwälten) die übrigen Stiftungsräte keine innere Bindung zu
den Festspielen haben, bzw. dass sie der Entscheidung, wer die
Festspiele leitet, nicht die erforderliche Bedeutung beimessen können.
Und daher war es ein Leichtes für Toni Schmid, die Initiative wieder an
sich zu reißen (oder wurde er gar unter der Hand dazu aufgefordert?).
Was kam dabei heraus? Kurz zusammengefasst: Die bisherige
Mit-Festspielleiterin Eva Wagner-Pasquier wurde kurzerhand ausgebootet
und Katharina Wagner erhielt klammheimlich einen Nachfolgevertrag über
weitere fünf Jahre (2015 – 2020), sie blieb also trotz aller gegen sie
sprechenden Argumente alleinige Festspielleiterin (nun sogar mit dem
Titel Intendantin). Also wieder ein Verstoß gegen die Stiftungssatzung,
keine Beratungen durch den Stiftungsrat, keine Hinzuziehung von
Fachleuten und keine demokratische Abstimmung, also: Herr Schmid hat
damit zum zweiten Male die Stiftungssatzung missachtet und
SATZUNGSSBRUCH begangen!
Die Jahre 2015 bis 2019
Was tat sich nun ab 2015 bei den Festspielen? Am System änderte sich
nichts. Um das Ziel zu erreichen, Katharina Wagner auch weiterhin an der
Spitze der Festspiele zu halten, wurde als erster Schritt – auch wieder
durch Toni Schmid veranlasst – ein neuer, langjähriger Mietvertrag für
das Festspielhaus entworfen, der der Festspiele GmbH ein Mietrecht bis
2040 garantiert. Der Eigentümer des Festspielhauses, die Richard
Wagner-Stiftung Bayreuth besitzt in diesem Vertragswerk kein
Kündigungsrecht. Einer der Stifter, die Nachfahren Wieland Wagners,
erhoben dagegen Einspruch vor Gericht. Dem Einspruch wurde nicht
stattgegeben.
Ziel aller dieser Maßnahmen ist die Entmachtung des Stiftungsrates. Ihm
soll es unmöglich gemacht werden, den Festspielleiter entsprechend der
Satzung zu wählen.
Mittlerweile war nun aufgefallen, dass seit 2005 keine
Instandhaltungsmaßnahmen an den Festspielgebäuden mehr durchgeführt
worden waren, die Mängel traten sichtbar in Erscheinung. Also wurde nach
langem Zögern mit Sanierungen und Reparaturen begonnen. Die
Sanierungssumme lag, ersten Schätzungen zufolge, zwischen zehn und 30
Millionen Euro, mittlerweile spricht man sogar von ca. 100 Millionen
Euro. Auch hier hieß es – wieder in den Worten von Herrn Schmid – dass
nur die Festspiele GmbH die zweckgerichtete Verwendung der Gelder
garantieren könne. (Die Festspiele haben keinen eigenen Baufachmann, der
das beurteilen kann).
An den Neuinszenierungen der Jahre 2015 bis 2019 änderte sich auch
nichts, alle diese Inszenierungen dieser Jahre sind also ebenfalls reine
Regietheater-Produktionen. Mittlerweile überbieten sich die Regisseure:
„Wer schafft wohl noch mehr Mätzchen in die Stücke als ich“? Die
eigentlichen Handlungen der Originaloper werden nur in sehr wenigen
Sequenzen sichtbar. Im Original erklingt nur noch die Musik. Seit 2018
ist die Anzahl der Spieltage von 30 auf 32 Vorstellungen angehoben
worden. Ein zusätzlicher Kostenfaktor bei anhaltend schlechter Nachfrage
nach Eintrittskarten, der Onlineverkauf begünstigt die Nichteinlösung
des Kaufvertrages oder eine Stornierung. Die Festspiele sind nicht
mehr ausverkauft!
Die umfangreichen Reaktionen auf die diesjährige Tannhäuser-Inszenierung
möchte ich hier nicht fortsetzen, aber an dieser Stelle darf noch einmal
an Richard Wagners Worte aus einen Brief an Ferdinand Heine vom Dezember
1852 erinnert werden, in dem er sich u.a. zur Aufführung seiner Werke
ganz eindeutig äußerte, ich zitiere: ........... „Gar nichts liegt mir
daran, ob man meine Sachen gibt: mir liegt einzig daran, dass man sie so
gibt, wie ich´s mir gedacht habe; wer das nicht will und kann, der
soll`s bleiben lassen. Das ist meine ganze Meinung.“ ….........,
Ende des Zitates!
Auch der von den Regisseuren immer wieder als Rechtfertigung für ihr
Treiben vorgeschobene Ausspruch: „Kinder! Macht Neues“, bezieht sich
nicht auf die Gestaltung einer Inszenierung, sondern ist ebenfalls ein
Briefzitat, in dem Wagner seine Komponistenkollegen dazu aufruft, nicht
bei anderen abzuschreiben, sondern selbst etwas Neues zu schaffen!
Die ehemals
so großartigen Bayreuther Festspiele sind
- mit voller Absicht -
zu einer EXPERIMENTIERBÜHNE heruntergewirtschaftet
worden.
Die künstlerische und wirtschaftliche Lage der Bayreuther Festspiele:
Die seit 2008 amtierende Festspielleitung hat in all den Jahren in denen
sie das Unternehmen führt nicht gemerkt, dass das Bayreuther Publikum,
das die Werke Richard Wagners an seinem Lebensort und in dem von ihm
(nur zur Aufführung seiner Werke) erbauten Opernhaus, dass es diese,
seine Gesamtkunstwerke hier erleben möchte. Die Festspielleitung hat
diesen Auftrag nicht erfüllt.
Angefangen bei der Parsifal-Inszenierung durch Christoph Schlingensief
2004, weitergeführt mit der Meistersinger-Inszenierung durch Katharina
Wagner 2007 und in allen Inszenierungen seit 2010 hat die szenische
Wiedergabe dem Großteil des Stammpublikums nicht mehr zugesagt, d.h. Es
wurden von Jahr zu Jahr weniger Eintrittskarten bestellt. Um die jetzige
Situation zusammenfassend zu beschreiben:
|
– Der Jahresetat der Festspiele ist mit 23,8 Mill. Euro
mehr als
doppelt so hoch wie zu Zeiten Wolfgang
Wagners.
– Die Anzahl der bei den Festspielen beschäftigten
Saisonkräfte
ist in einigen Bereichen um durchschnitt-
lich bis zu 60% angestiegen.
– Es konnte keine Kontinuität in der Besetzung der
Abteilungsleiter-Positionen der unmittelbar an den
Vorstellungen beteiligten
Abteilungen hergestellt
werden.
– 2015/2016 wurde z.B. der Posten des Technischen
Direktors mit drei verschiedenen Personen besetzt.
– Fast alle Kostenvoranschläge für Neuinszenierungen
werden in
hohem Maße überschritten.
– Die Übertragung der Premieren-Vorstellungen (in der
Regel also
die Neuinszenierung des Jahres) in die
deutschen Kinos und die Ausstrahlung im Fernsehen
bewirkt das Gegenteil des Beabsichtigten,
sie wirken
abstoßend.
– Die Einzigartigkeit, eine Wagner-Aufführung im
Festspielhaus zu erleben, ist dahin.
– Die noch immer sehr gute musikalische Qualität der
Festspielaufführungen reicht nicht aus. Das Publikum
will eine zum Musikdrama
gehörende und verständliche
szenische Aufführung erleben. Da das
Publikum dies
nicht mehr bekommt, sinkt die Nachfrage nach
Eintrittskarten
rapide weiter.
– Die Eintrittspreise sind in den letzten Jahren viermal
angehoben worden und sind heute unverhältnismäßig
hoch und kaum noch
erschwinglich.
Auch das führt zu Rückgängen beim Kartenverkauf.
– Ein zusätzlich erschwerender Vorgang ist der, dass die
Vorstellung nur von der Person besucht werden kann,
die auf der Eintrittskarte als Käufers ausgewiesen ist.
Man kann die Karten kaufen, sie aber nicht verschen-
ken, das ist auch ganz einmalig.
– Zusätzliche Anreize durch bebilderte Publikationen gibt
es
nicht mehr.
Die wenigen schriftlichen Produkte wie die Programm-
hefte, sind Billigprodukte und haben keine Ausstrah-
lung, die Festspiele sollten
sich dafür schämen.
– Eine ohne Zweifel in den vergangenen Jahrzehnten
spürbare
Werbung durch die weltweit tätigen 60 Richard
Wagner-Verbände, gibt
es auch nicht mehr, denn die
Kontakte zu diesen wurden ab 2008
sträflich ver-
nachlässigt. Mittlerweile lehnen große Teile der Verbän-
de die Inszenierungspraxis ebenfalls ab.
– Das Festspielhaus (und damit ist außer dem Gebäude
das ganze Unternehmen gemeint) hat sich von einem
offenen Haus der Begegnung wortwörtlich in eine un-
einnehmbare Festung verwandelt. Die
Festspielleitung
meidet die Öffentlichkeit. Die Kontakte zur Stadt Bay-
reuth und ihrer Bevölkerung sind auf ein Minimum ge-
schrumpft.
– Die Bayreuther Festspiele spielen als Vergleichsmaßstab
(in punkto Aufführungsqualität) weltweit keine Rolle
mehr.
|
|
Das alles
ist das Ergebnis zahlloser Fehlentscheidungen der nicht kompetenten
Festspielleitung. Bis heute ist keine Reaktion der Gesellschafter der
Bayreuther Festspiele GmbH und der Richard Wagner-Stiftung Bayreuth
feststellbar. Wie soll man diese Interesselosigkeit interpretieren?
Für das
künstlerische Ergebnis trägt zweifelsfrei die Festspielleitung die
Verantwortung. Sie bekam - laut Stiftungssatzung - bei ihrer
Beauftragung künstlerische Freiheit zugesichert. Auf wessen Konto gehen
denn dann die nicht künstlerischen Fehlgriffe bei der Organisation, den
Finanzen, dem Personalwesen, der Gebäudeinstandhaltung u.v.a.m.? Gehen
diese - in unterschiedlicher Gewichtung sowohl zu Lasten der
Festspielleitung als auch zu Lasten der Gesellschafter der Festspiele
GmbH und (oder) der Richard Wagner-Stiftung? Wenn ja, warum schreiten
diese dann nicht ein? Es findet offensichtlich keinerlei Kontrolle
statt.
Genau
genommen geht es darum, dass die amtierende Festspielleiterin ihre
Beauftragung, die „Werke Richard Wagners festlich aufzuführen“ entweder
nicht
verstanden hat oder den Auftrag absichtlich sträflich missbraucht.
Und so
ist Katharina Wagner bis zum heutigen Tage Festspielleiterin ohne dass
ihre bisherigen Leistungen auch nur ein einziges Mal auf den Prüfstand
gestellt worden wären.
Auf noch eine Besonderheit möchte ich hinweisen. Genau genommen geht es
nicht, dass es in den Festspielgremien so massive „Ämterhäufungen“ gibt,
die ein verantwortungsvolles, gegeneinander abgrenzbares und
vertrauliches Arbeiten in den einzelnen Gremien geradezu unmöglich
machen.
Falls Sie jetzt erstaunt sind, hier einige Nennungen:
Herr Toni Schmid bekleidete folgende Posten:
|
- Leiter der
Gesellschafter-Versammlung,
in dieser auch
- Vertreter des Gesellschafters
Freistaat
Bayern
- Vorsitzender des Verwaltungsrates der
Festspiele GmbH,
dort auch
- Vertreter des Freistaats Bayern im
Verwaltungsrat
- Vorsitzender des Stiftungsrates
|
|
Herr
Martin Eifler:
|
- Mitglied des Vorstandes der Richard
Wagner-Stiftung
- Mitglied des Stiftungsrates (für das
Stiftungsmitglied Bundesrepublik
Deutschland, i.V. für
Herrn Ministerialdirektor Winands)
- Mitglied des Verwaltungsrates der
Festspiele GmbH
- Vertreter der Bundesrepublik
Deutschland
in der Gesellschafter-Versammlung
|
|
Ein Beispiel:
Diese beiden Herren können sich „die Bälle gegenseitig zuspielen“.
Keines der Gremien, in denen sie vertreten sind, kann vertrauliche
Entscheidungen beraten und beschließen (wenn dies nötig sein sollte).
Meinen Informationen zufolge hat bisher keiner dieser beiden Herren
jemals auch nur eine Hand gerührt, um dem Stiftungsrat zu seinem Recht
zu verhelfen!
Nun ist Herr Schmid aus diesen Funktionen ausgeschieden. Es gibt auf
seiner Position eine Nachfolgerin, Frau Ministerialdirigentin Angelika
Kaus. Soll diese im „Sachgebiet Bayreuther Festspiele“ völlig
unerfahrene Beamtin Herrn Schmid einfach so ersetzen? Eigentlich nicht
vorstellbar und nicht zu verantworten!
Die Intendantin Katharina Wagner hatte für die Zeit von 2015 bis 2020
einen nicht vom Stiftungsrat beratenen und beschlossenen
Anschlussvertrag erhalten. Sie hat die in sie gesetzten Erwartungen
erneut nicht erfüllt. Im Gegenteil, das Chaos wurde nur noch größer. Das
Interesse am Besuch Bayreuther Vorstellungen ist auf einem Tiefpunkt
angekommen.
Wie soll bei diesem verwirrenden Handeln im Festspielhaus jemals wieder
der Begriff „Richard Wagners Bayreuther Festspiele“ die früher geltende
Bedeutung - erlangen? Gemessen am Auftrag, „Richard Wagners Werke
festlich aufzuführen“, kann man die Festspiele aus künstlerischer Sicht
in die Insolvenz schicken, denn alle Inszenierungen seit 2010 sind
unerträgliche Fälschungen der Werke des Komponisten.
Also hätte schon 2018 über die Zeit ab Herbst 2020 nachgedacht werden
müssen. Wieder wurde nichts unternommen. Auch das kann (mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) Herrn Schmid angelastet
werden.
In der Tageszeitung Lübecker Nachrichten vom 25.07.2019 wurde über die
Pressekonferenz der Festspiele vom Vortag berichtet. In einem Nebensatz
wurde dort Katharina Wagner zitiert. Sie selbst - so der Bericht
– wird ihren 2020 auslaufenden Vertrag wohl verlängern, „Wir sind
auf einem guten Weg“ - das sind ihre Worte!
|
Kein Wort steht dort
von ernsthaften und intensiven Beratungen des Stiftungsrates,
der das zuständige Gremium für eine solche Entscheidung laut
Stiftungssatzung nun einmal ist! Kein Wort darüber, dass dieses
Gremium - beraten durch Fachleute – sich für Katharina Wagner
entschieden hätte!
Verhandelt nun die Privatfrau Katharina Wagner mit der
Geschäftsführerin der Bayreuther Festspiele GmbH (ebenfalls
Katharina Wagner) über die Weiterführung ihres
Intendantenvertrages?
Verlängert sie sich selbst den Vertrag? |
|
Nach Ende
der Ära Wolfgang Wagner waren sich die meisten Verantwortlichen darin
einig, dass es nicht mehr zu einem unbegrenzten oder auf Lebenszeit
ausgestellten Festspielleitervertrag kommen soll!
Hat Herr Schmid
– noch schnell, ehe seine unheilvolle Tätigkeit für die Festspiele
endlich endet - damit noch einmal die Stiftungssatzung
missachtet?
Es sei
noch einmal darauf hingewiesen, dass in allen Publikationen und in den
elektronischen Medien (außer in der Wikipedia-Darstellung der Richard
WagnerStiftung Bayreuth) der Abschnitt „Wahl des Festspielleiters“
tunlichst ausgeklammert ist. Nirgends ist über diese wichtige
Station der Festspielverantwortung auch nur ein einziges Wort zu lesen.
Das Recht des Stiftungsrates den Festspielleiter zu wählen, wird wortlos
übergangen.
Mit Absicht ist dieses Gremium (außer den Mitgliedern der Familie
Wagner) nur mit irgendwelchen Beamten oder Verwaltungskräften besetzt,
die sich zu keinem Zeitpunkt in der Lage gesehen haben, 2013 eine
künstlerische Entscheidung über die nächste Festspielleitung in die Wege
zu leiten. Nur nicht daran rühren, nicht gegen den Vorsitzenden Toni
Schmid aufbegehren oder selbst einmal eindeutig Stellung beziehen, in
diesen Stiftungsratssitzungen wurde alles Mögliche und Unmögliche
entschieden, nur über eine bessere Festspielleitung wurde dort nie
nachgedacht! Obwohl es klare Signale gab, dass z.B. Nike Wagner, die
unterlegene Bewerberin von 2008, ab 2015 noch einmal zur Verfügung
stehen könnte, „durfte“ Herr Schmid mit Katharina Wagner einen
Anschlussvertrag abschließen. Eva Wagner-Pasquier wurde kurzerhand
ausgebootet. Sie hat nicht – wie heute fälschlicherweise behauptet wird
– um das Ausscheiden aus der Festspielleitung nachgesucht.
Die Kunst wurde verwaltet von Politikern und Beamten, die in dieser
Materie nicht zu Hause sind. Über Kunst und über die Wahl eines besseren
Bewerbers für den Posten des Festspielleiters, der z.B. durch die
Hinzuziehung von (beratenden) Kunstsachverständigen hätte gefunden
werden können, darf nur der Stiftungsrat entscheiden. Das aber wurde aus
Staatsräson kategorisch unter den Tisch gekehrt.
Auswege aus dem Status Quo zu künstlerisch besseren
Festspielaufführungen. Nach meiner Ansicht, die ich verschiedenen
Amtsträgern (auch schon mündlich) vorgetragen habe, kann nur folgendes
zum Erfolg führen:
|
– Der Vertrag mit Katharina Wagner
darf nicht verlängert werden.
– Alle in der Stiftung (und damit auch im Stiftungsrat)
vertretenen Gruppierungen müssen Personen in den Stiftungsrat
entsenden, die die Bedeutung der Festspiele im Sinne der
Stiftungssatzung begreifen und die die Wichtigkeit einer
künstlerischen Entscheidung – den Festspielleiter zu wählen -
verinnerlichen können.
– Der Stiftungsrat benötigt aus seiner Mitte einen Vorsitzenden,
der die Ideale und die Pflichten dieses Gremiums versteht und
vollinhaltlich umsetzt.
– Der Stiftungsrat schreibt die Festspielleiterposition aus. Zur
Prüfung von Bewerbern und zu Vergleichsgesprächen werden
Fachleute hinzugezogen. Nach ausführlichen Beratungen wird
ein neuer Festspielleiter gewählt. Nimmt er die Wahl an, denn
erhält er einen befristeten Vertrag. Über die Vertragslaufzeit
wird der Bayreuther Festspiele GmbH (im Einvernehmen mit dem
neuen Intendanten) das Festspielhaus für die Dauer des
Intendantenvertrages vermietet.
– Der Festspielleiter ist nicht zwingend auch der
Geschäftsführer der Bayreuther Festspiele GmbH. Damit entfällt
auch der Automatismus der Vergabe von Aufträgen der Festspiele
GmbH an die BF-Medien GmbH. Die künstlerische Qualität der in
den Medien zu veröffentlichen Projekte, bestimmt der
Festspielleiter und nicht die Geschäftsführung der BF-Medien
GmbH.
Zwei Jahre vor Beendigung des Festspielleitervertrages berät der
Stiftungsrat (unter Einbeziehung von Fachleuten) über die
Eignung des amtierenden Festspielleiters bzw. über die Erfüllung
des Auftrages, der im Vertrag mit dem Festspielleiter
festgehalten ist. Hält eine Mehrheit die Erfüllung des Vertrages
mit dem amtierenden Intendanten für gut, kann eine
Vertragsverlängerung oder ein Anschlussvertrag mit diesem
abgeschlossen werden. Ist dies nicht der Fall, dann beginnt
wieder die Suche nach geeigneten Bewerbern bzw. es erfolgt die
zuvor beschriebene Ausschreibung.
– Ämterhäufung (Tätigkeiten ein und derselben Person in
mehreren Festspielgremien) werden zukünftig ausgeschlossen. |
|
Und wie geht es – ohne dass nun Eingriffe erfolgen - ab 2020 weiter?
Ganz einfach: Wenn sich niemand der verantwortlichen Personen oder
Gremien dieser weiter abwärts führenden, negativen, ganz und gar nicht
im Sinne der Stifter und der Stiftung handelnden Festspielleitung
entgegensetzt und dafür sorgt, dass die Festspiele wieder gemäß den
Vorschriften und Bestimmungen der Stiftungssatzung arbeiten können, dann
bleibt der Status Quo erhalten. Mit der amtierenden Intendantin wird
sich daran nichts ändern! Im kommenden Jahr erscheint dann der 30jährige
österreichische Regisseur Valentin Schwarz und liefert – wie seine
Vorgänger in den letzten zehn Jahren - einen „Regietheater“-Ring mit
noch mehr Spektakel ab. Und die Kartennachfrage sinkt weiter. Warum
schaltet sich eigentlich nicht der Musikdirektor Thielemann in diese
Debatte ein? Er ist doch bekanntermaßen ein Gegner der zu Zeit
stattfindenden Inszenierungspraxis. Die Frage, für wen Bayreuth
eigentlich noch existieren muss, stellt sich erneut. Von Katharina
Wagner wurde noch kein einziger, namhafter Regisseur verpflichtet,
dessen bisherige Wagner-Inszenierungen eine Berufung nach Bayreuth
rechtfertigen würden und die auch dem Publikum wieder das Gefühl
vermitteln würde, dass in Bayreuth wieder Wagners Gesamtkunstwerke
aufgeführt werden.
Aus
allen bis hierher geschilderten Fakten ergeben sich eine Reihe von
Fragen, deren erster Teil an die Hauptverantwortlichen der
Gesellschafter gerichtet ist und deren zweiter Teil einer Beantwortung
durch den Vorstand der Richard Wagner-Stiftung bedarf.
Direkte Fragen an die Gesellschafter:
Ist das Interesse der Gesellschafter tatsächlich so gering, bzw. ist der
Informationsstand über die Situation bei den Festspielen so
verschleiert, dass die Notwendigkeit, als Gesellschafter der Festspiele
GmbH in die Geschäftsführung einzugreifen, nicht erkannt wird?
Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass der Stiftungszweck, „die festliche
Aufführung von Richard Wagners Werken“ nicht mehr erfüllt wird?
Haben Sie nicht schon selbst festgestellt, dass sich das Stammpublikum
vom Besuch der Festspielaufführungen zurückgezogen hat, obwohl es
Wagners Wunsch war, dass möglichst viele Menschen nach Bayreuth kommen,
um seine Werke in seinem Theater zu erleben?
Haben Sie nicht auch festgestellt, dass die Preise der Eintrittskarten
(bei weiter sinkender Nachfrage) mittlerweile in nicht mehr vertretbare
Höhen geklettert sind? (fast Salzburger Niveau)
Nehmen Sie es einfach hin, für dieses mangelhafte Ergebnis einen Etat
von nunmehr 23,8 Millionen Euro zu akzeptieren, doppelt so hoch wie zu
Wolfgang Wagners Zeiten?
Kommt es Ihnen nicht komisch vor, dass der Intendantenvertrag mit
Katharina Wagner trotz alledem einfach verlängert oder erneuert wird?
Haben Sie sich noch nie gefragt, warum eigentlich der Stiftungsrat zum
Ablauf der Vertragslaufzeit nicht tätig geworden ist, um sich um die
Beschaffung einer besseren Festspielleitung zu kümmern?
Wie stehen Sie zu den in meinem Bericht aufgeführten Ämterhäufungen?
Sind diese gar in Ihrem Interesse?
Direkte Fragen an den Vorstand der Richard Wagner-Stiftung:
Zugegeben: 2008 ist die Stiftung von Herrn Schmid „hereingelegt“ worden.
Hätte der Vorstand der Richard Wagner-Stiftung nicht spätestens 2013
einschreiten müssen, und den Stiftungsratsvorsitzenden an die Erfüllung
seiner Pflichten, sich um die Überprüfung der Leistungen der Intendantin
zu kümmern, erinnern müssen? Hätte diese Überprüfung (wahrscheinlich)
mit einem negativen Ergebnis geendet, dann hätte sich der Stiftungsrat
um eine neue Festspielleitung bemühen müssen! Hätte darauf nicht auch
die Stiftungsaufsicht achten können? Hier wurde doch gegen ein
hauptsächliches Recht der Stiftung verstoßen! (die Stiftungssatzung hat
Gesetzeskraft).
Hätte nicht auch die Stiftung von sich aus erkennen müssen, dass der
neue Mietvertrag für die Vermietung des Festspielhauses an den
Festspielunternehmer kein Kündigungsrecht für die Stiftung enthält und
damit sehr leicht zu einer eigenmächtigen Vertragsverlängerung für die
Festspielleiterin ausgenutzt werden kann? Ist es Ihnen nicht klar
geworden, dass es in diesem Verfahren ausschließlich um die Entmachtung
der Richard Wagner-Stiftung und um den Machterhalt der amtierenden
Festspielleiterin ging?
Herr Toni Schmid ist Vergangenheit. Soll dieses Treiben mit seiner
(völlig ahnungslosen) Nachfolgerin Angelika Kaus einfach so weitergehen?
Wird sich der (wie auch immer besetzte) Stiftungsrat nach ausführlichen
Beratungen eine(n) der Aufgabe gewachsene(n) Nachfolger(in) wählen
„dürfen“? Auch an Sie die Frage: Wie stehen Sie zu den Ämterhäufungen?
Sehr geehrte hauptverantwortliche Amtsträger bei den vier
Gesellschaftern, sehr geehrte Frau Regierungspräsidentin, seit neun
Jahren drehen sich die Dinge um die Festspiele und ihren immer weiter
sinkenden Nimbus im Kreise.
Ich hoffe doch, dass Sie nun in der Lage sein werden, mir die
gestellten Fragen (und nur diese) zu beantworten.
Gestatten Sie mir bitte, die ganze Angelegenheit noch etwas
vereinfachter darzustellen:
Geschäftsführerin der Bayreuther Festspiele GmbH (mit vier
Gesellschaftern) ist Katharina Wagner. Gleichfalls ist sie auch
Geschäftsführerin der Bayreuther Festspiele Medien GmbH, einer 100%-igen
Tochtergesellschaft der Festspiele GmbH. Damit ist sie aber nicht
automatisch auch Intendantin der Festspiele, denn diese Position hat sie
2008 in einer Scheinabstimmung erhalten, einen Neuvertrag ab 2015
erhielt sie mittels Durchwinken des Herrn Toni Schmid und sollte
sie auch ab 2020 wieder Intendantin werden, dann hat auch hier Herr
Schmid noch einmal seine Finger im Spiel gehabt.
Laut Stiftungssatzung der Richard Wagner-Stiftung Bayreuth wird der
Festspielleiter vom Stiftungsrat gewählt. Diese sehr verantwortungsvolle
Aufgabe wurde dem Stiftungsrat seit 2008 entzogen. Alle Entscheidungen,
die eine Dauerintendanz von Frau Wagner zur Folge haben (z.B. der
Dauermietvertrag fürs Festspielhaus), sind spitzfindige
Alibiveranstaltungen, ausgelöst durch Herrn Schmid.
Sehr geehrte Gesellschafter, bitte setzen Sie sich doch mit dem Vorstand
der Richard Wagner-Stiftung Bayreuth in Verbindung und stellen Sie – was
die Wahl des Festspielleiters angeht – den satzungsgemäßen Zustand
wieder her! Die jetzige Festspielleitung hat ihre elf Jahre andauernde
Prüfung nicht bestanden. Ohne diese geforderte Kehrtwende der
Gesellschafter und der Stiftung, dafür zu sorgen, dass der künstlerische
Leiter der Festspiele ein erfahrener Kenner des Wagnerschen
Gesamtkunstwerkes ist, der den Anforderungen des Festspielbetriebes
gewachsen ist, wird der Zuschauerschwund anhalten, die Eintrittspreise
noch weiter steigen und Richard Wagners Bühnenwerke im Festspielhaus
werden weiterhin Torsos bleiben.
Meine Berichterstattung über die jüngste Vergangenheit der Bayreuther
Festspiele, ihren derzeitigen Zustand, die Resonanz beim Publikum und
die Zukunftsprognose der Festspielleitung möchte ich beenden mit der
teilweisen Wiedergabe einer Zeitungsnotiz der Lübecker Nachrichten vom
28.08.2019 in der über das Ende der diesjährigen Festspiele unter der
Überschrift Festspiele wollen „junge“ Zukunft berichtet wird und einer
Bemerkung des Tannhäuser-Regisseurs Tobias Kratzer im Nordbayerischen
Kurier. Der Pressesprecher der Festspiele, Peter Emmerich wird dort
zitiert, er meinte, „die Festspiele seien sehr positiv, sehr gut
gewesen“. Ergänzt wird diese Aussage durch die Notiz, das Bayreuth „wohl
noch nie so bunt, so glitzernd wie in diesem Jahr“ gewesen sei. Das
hätten die Festspiele vor allem Tobias Kratzer zu verdanken, dem
Regisseur der spektakulären Tannhäuser-Neuinszenierung, der damit nicht
nur die Frage nach der Zukunft der Festspiele und ihrer künftigen
Ausrichtung zwischen Avantgarde und etablierter Kunst gestellt habe,
sondern die Antwort darauf gleich mitlieferte. Es soll jung weitergehen
im nächsten Jahr, wenn der 30jährige österreichische Regisseur Valentin
Schwarz Wagners vierteiliges Werk „Der Ring des Nibelungen“ inszenieren
wird. Herr Kratzer versuchte in einem Beitrag des Nordbayerischen
Kuriers seine Inszenierung zu erklären (bzw. zu rechtfertigen), indem er
meinte, man „dürfe im Tannhäuser doch ruhig auch einmal lachen“. Nach
Ansicht vieler Bayreuth-Kenner hat der Mann doch jeden Respekt vor
Wagners Werk verloren. Bayreuth ist doch nicht der Komödienstadel! Die
Festspielleiterin schreitet da nicht ein – möglicherweise fällt das auch
schon wieder unter „künstlerische Freiheit!“
Sie müsste doch wissen, dass der Tannhäuser kein Lustspiel ist!
Erlauben Sie mir bitte noch eine Anmerkung: Es geht also weiter mit dem
„Regietheater“, Wagners Werke treten bei der szenischen Wiedergabe immer
weiter in den Hintergrund. Das, was jetzt in Bayreuth geboten wird,
wollen nicht einmal mehr 60.000 Zuschauer sehen. Das junge Publikum, um
das ja angeblich so geworben wurde, dass aber völlig falsch eingeschätzt
wird, kommt nur des Spektakels wegen (und meist nur einmal) zu den
„Events“ nach Bayreuth. Meinen Sie nicht auch, dass das für das
gewaltige Lebenswerk Richard Wagners bitter wenig ist? Einige
Hunderttausend frühere Bayreuth-Besucher sind maßlos enttäuscht und
verärgert. Ihre Reaktionen spielen keine Rolle mehr. So war der Auftrag,
in Bayreuth die Werke Richard Wagners festlich aufzuführen, nicht
angelegt! Mittlerweile wurde bekannt, dass die Festspielleitung mit
einer weiteren Tradition (und zwar einer sehr wichtigen) gebrochen hat,
man verkauft ab 2020 die Karten für den „Ring des Nibelungen“ nicht mehr
nur geschlossen, sondern jede Oper ist einzeln zu haben. Das Ergebnis
wird sein, dass „Siegfried“-Karten in Massen übrigbleiben. Zahlreiche
Opernhäuser, die diesen Weg gegangen sind, haben das schon wieder
rückgängig gemacht.
Im Sinne,
hoffentlich in absehbarer Zeit wiederkehrender, großartiger Festspiele,
grüße ich Sie mit vorzüglicher Hochachtung.
H.B.
aus M.
Zitatende |
Thema des Tages
Vertreibung durch die
katholische Kirche
... ab 02. Februar
1732
Hatte der Große Kurfürst - Friedrich Wilhelm - 1685 durch das Edikt von Potsdam
den Zuzug von Protestanten - in diesem Falle Hugenotten, die durch das Edikt von
Fontainebleau in Frankreich keine Bleibe mehr haben durften - nicht nur nicht
widerstrebend oder höchst gnädig bewilligt, sondern gefördert, so folgte ihm
sein Enkel - Friedrich Wilhelm I. als er die von Krieg und Pest verödeten
Gegenden Brandenburgs und Ostpreußens wieder bevölkern wollte.
Schon 1520 begann im Salzburger Land die Verfolgung von Protestanten, die dann
nur noch in geheimen Zirkeln ihren Religionsbräuchen nachgehen konnten.
Um 1600 gab nur es noch wenige, die sich verbargen.
Während des 30.-jährigen Krieges nahmen die Verfolgungen ab, die katholische
Kirche war mit anderen Dingen wie der Außenpolitik beschäftigt, als die paar
verbliebenen Abweichler zu verfolgen.
Zum Ende des 17. Jahrhunderts nahm sich Salzburg der Sache wieder an und man
vertrieb die Protestanten mithilfe von 6.000 Soldaten - es sollte im Land nur
einen in sich geschlossenen Kirchenkörper mit einheitlichem katholischem Glauben
geben.
Bis Ende März 1732 hatten besitzlose Protestanten das Land zu verlassen,
Vermögenden räumte man eine Frist bis Ende April ein.
Um die heimatlosen Glaubensbrüder aufzufangen, hatte Friedrich Wilhelm I. - der
Soldatenkönig und Vater vom späteren Friedrich dem Großen - am 2. Februar 1732
das Preußische Einladungspatent erlassen.
17.000 Protestanten verließen Salzburg und kamen auf dem Landweg nordwärts bis
Stettin, von wo sie mit Schiffen in Gebiete an der Memel gebracht wurden.
Dort siedelten sie, erhielten Höfe zur Bewirtschaftung, Handwerker durften sich
entsprechend ihren Fähigkeiten niederlassen und tätig werden.
Thema des Tages
Friedrich Wilhelm von Brandenburg
... am 16. Februar 1620 in Cölln an der Spree geboren.
Nach dem Tod seines Vaters, des Kurfürsten Georg Wilhelm, am 1. Dezember 1640,
trat Friedrich Wilhelm inmitten katastrophaler politischer Verhältnisse die
Nachfolge über ein weit verstreutes Herrschaftsgebiet an.
Der Dreißigjährige Krieg hatte das Land schwer verwüstet
- ganze Landstriche waren entvölkert,
- Brandenburg und Kleve waren von schwedischen
Truppen besetzt,
- Preußen galt als unsicherer Besitz, da der König von
Polen jederzeit die Belehnung verweigern konnte,
- die Regierung des Hauptlandes befand sich in der
Hand eines Intimfeindes, des Grafen Schwarzenberg.
Zudem waren die Finanzen des Staates zerrüttet, sodass die Söldner aufbegehrten.
Trotz der drohenden Staatspleite ließ sich Friedrich Wilhelm nicht davon
abbringen, sich in die Bemühungen um Kolonien einzuschalten.
Hierfür brauchte er Schiffe. In Pillau in Ostpreußen begann er mit der
Manufaktur von Segelbooten, musste die aber nach Emden verlegen, denn die Fahrt
durch die Ostsee, um Dänemark herum, durch das Kattegatt und das Skagerrak
gefährdeten die Schiffe unnötig.
Spanien, Holland, Belgien, Portugal aber hatten schon sehr viel früher mit den
Eroberungen ferner Länder begonnen, so dass nur eine Fläche an der Westküste
Afrikas, dem heutigen Ghana, zur Verfügung stand und hier am 1. Januar 1683 das
Fort Groß-Friedrichsburg gegründet wurde.
Über diese Anlage beteiligte sich dann Friedrich Wilhelm am Sklavenhandel, der
Arbeitskräfte nach Brandenburg brachte.
1685 hatte Ludwig XIV. das Edikt von Nantes aufgehoben, um die Protestanten in
seinem Reich wieder zu unterdrücken.
Die dann aus Frankreich fliehenden Hugenotten fing Friedrich Wilhelm durch das
Potsdamer Edikt vom 6. November 1685 auf.
Es erlaubte 15.000 Flüchtlingen die Ansiedelung in seinen Brandenburgischem
Land. Dies führte zu einem Aufschwung der Industrie, besonders in Berlin.
Am 25. Juni 1675 hatte das brandenburgische Heer unter persönlicher Führung von
Kurfürst Friedrich Wilhelm in der Schlacht von Fehrbellin die Schweden
entscheidend geschlagen
.Seit dieser Schlacht wurde ihm durch seine Zeitgenossen der Beiname 'der Große
Kurfürst' verliehen.
In seinen 'Mémoires
pour servir à l'histoire de la maison de Brandenbourg' beschreibt Friedrich der
Große 1751, wie der Prinz von Hessen-Homburg in der Schlacht von Fehrbellin 1675
eigenmächtig voreilig angriff - und dadurch die Schlacht gewonnen habe. Diese
Legende steht allerdings im Widerspruch zu den historischen Berichten.
Heinrich von Kleist nutzte sie dennoch als Quelle und entwickelte den Stoff frei
weiter. Das Handeln des Prinzen 'ohne ausdrücklichen Befehl' wandelte er in ein
Handeln 'gegen' den Befehl um.
Dieses letzte Drama Kleists stieß, wie seine anderen Werke, nicht nur bei den
Zeitgenossen auf Widerstand.
Erst 1841 wurde es zur Geburtstagsfeier von König Friedrich Wilhelm IV. wieder
gezeigt und für Kaiser Wilhelm II. wurde es zum Lieblingsstück. Er erwartete
aber, dass die fatale Feigheitsszene gestrichen werde, die Todesfurchtszene galt
lange als unzeigbar. Ebenfalls kritisiert wurde die Schlafwandelei des Prinzen.
Feigheit und Träumerei galten nicht als preußische Tugenden und die Plaisanterie
des Kurfürsten waren Stilmittel der Komödie, die gegen die Verhaltensregeln der
tragischen aristokratischen Figuren verstießen.
Für die Zeit des 3.
Reiches wurde das Schauspiel 'Der Prinz von Homburg' mit dem Zitat: 'In Staub
mit allen Feinden Brandenburgs' vereinnahmt. Noch bis 1951 wurde das Stück nur
bedingt in die deutschen Spielpläne aufgenommen, erst die Verfilmung mit Gérard
Philipe als Prinz und Jeanne Moreau als Natalie brachte eine Neuaufnahme.
1972 war Bruno Ganz auf Kleist als scheiternde Person von Peter Stein angelegt,
während die Langhoff'sche Inszenierung von 1978 den großen Kurfürsten mit seinem
Hof als machtbessenen Apparat zeigt, der keine Subordination duldet und die
erwiesene Gnade zur Strafe macht.
Thema des Tages
Marietheres
List 1946 - 2018
Sie war eine Ermöglicherin.
Sie hatte gerade durch ihre Tätigkeit an der Bayerischen Staatsoper in München
viel Erfahrung mit Sängern, sie hatte sich ein kundiges Ohr erarbeitet, das ihr
beim Engagement von Sängern half, die Rollen richtig zu verteilen.
Jungen Sängern gab sie in Regensburg die Möglichkeit, einzusteigen.
- Da war Jonas Kaufmann, der 1993 mit dem Caramello seine Karriere begann.
- Da war Christian Franz, der 1994 den Otello sang.
- Da war Florian Vogt, der 2000 mit dem Eisensein anfangen durfte.
Vierzehn Jahre war sie die Leiterin des 3-Sparten-Hauses. Bis in die
Unkündbarkeit d.h. die Weiterbeschäftigung bei 15-jähriger Tätigkeit an einem
Haus wollte man sie nicht kommen lassen.
Die Stadt war dagegen.
OB Schaidinger engagierte Ernö Weil und danach Herrn von Enzberg.
Das Sängerniveau am Theater Regensburg war in der Zeit von Marietheres List
besonders hoch.
Die Inszenierungen - bis auf wenige Ausnahmen - publikumsnah.
Wenn man sie in der Zeit nach ihrem Ausscheiden in Vorstellungen des
Musiktheaters traf, machte sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube.
Sie fand die vorletzte 'Tosca' und den gerade abgespielten 'Maskenball'
furchtbar. Bei
letzterem wollte sie nach der Pause garnicht mehr reingehen.
Das war alles nicht mehr ihr Theater.
Thema des Tages
'Die
Hugenotten'
... am 29. Februar 1836 uraufgeführt
Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und den französischen Protestanten,
Hugenotten genannt, die in den Hugenottenkriegen und im Gemetzel der
Bartholomäusnacht vom 23. auf den 24. August 1572 ausuferten, sind die Basis der
Handlung der Oper.
Die Vermählung des protestantischen Königs Henri von Navarra mit der
französischen Königstochter Marguerite am 18. August 1572, als sich viele
Hugenotten in Paris aufhielten, ging dem Aufstand voraus.
Beginnend mit dem Mordanschlag auf den Hugenottenführer Coligny am 22. August,
den darauf entstandenen Unruhen in Paris und der Furcht vor einem
protestantischen Vergeltungsschlag, erfolgte das Massaker der Bartholomäusnacht,
bei dem die katholische Fraktion mit dem Herzog von Guise an der Spitze die
Hugenottenführer und etwa 3.000 Menschen ermordete.
Das Edikt von Nantes vom 13. April 1598 erlaubte dann den Hugenotten die
Ausübung ihrer Religion.
Am 18. Oktober 1685 widerrief König
Ludwig XIV. das Edikt von Nantes, ersetzte es durch das Edikt von Fontainebleau.
Damit wurden die französischen Protestanten wieder aller religiösen und
bürgerlichen Rechte beraubt.
Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg erlaubte vier Wochen später den
Hugenotten mit dem Edikt von Potsdam vom 8. November 1685 den Zuzug an Spree und
Havel.
Thema des Tages
Edikt
von 1812
... am 11. März
Um die durch den 30-jährigen Krieg und Krankheiten entvölkerten Gebiete
Brandenburgs mit Menschen zu beleben, zogen im 17. Jahrhundert - mit Billigung
von Friedrich Wilhelm - aus Holland Oranier, aus Frankreich Hugenotten ins Land.
Schon 1671 erlaubte der Große Kurfürst auch den Zuzug von reichen Juden mit
ihren Familien aus Wien, die dort ausgewiesen wurden. Ihr Aufenthalt war aber an
finanzielle Abgaben gebunden.
Friedrich I. (1657-1713) - der erste König in Preußen - Sohn und Nachfolger des
Großen Kurfürsten verlangte von den ansässigen Juden ein Schutzgeld von 20 000
Talern, später wurde der Betrag auf 16 000 Taler reduziert.
Ca. 50 Jahre später, 1768, König Friedrich II. brauchte auch Geld, wurde der
Schutzbetrag wieder auf 25.000 erhöht.
Wenn auch über die Zeit gesehen die fiskalische Rechnung der jeweiligen
Landesregierung aufging, waren die Menschen im Land weniger begeistert vom Zuzug
der Juden - auch aus Polen kamen sie leicht über die Weichsel und die Oder.
Sie nutzten ihre Agilität und geistige Potenz, um Geschäfte zu machen , zogen
von Ort zu Ort, hielten eigenständig Märkte ab und nahmen dadurch den
Ur-Einwohnern - in deren Bequemlichkeit - die Verdienste aus z.B. Kauf,
Transport und Verkauf von Waren.
Da der König nicht einschritt, schlossen die Zünfte die Juden vom Beitritt aus.
Moses Mendelssohn setzte sich sowohl für die Gleichberechtigung der Juden, als
auch für eine Öffnung der jüdischen Gemeinschaft ein. Das „Edikt betreffend die
bürgerlichen Verhältnisse der Juden im preußischen Staate“ vom 11. März 1812,
erlassen von König Friedrich Wilhelm III., machte die inzwischen 70.000 in
Preußen lebenden Juden nun zu gleichberechtigten preußischen Staatsbürgern.
Sie erhielten volle Bewegungsfreiheit und konnten sich allerorts niederlassen,
die seit einem Jahr eingeführte Gewerbefreiheit galt auch für sie, akademische
Ämter waren ebenso erlaubt wie kommunale Ämter.
Erreicht wurde die angestrebte Gleichstellung damit noch nicht, denn in den
Staatsdienst bei Verwaltung und Justiz sowie in Offiziersstellen konnten Juden
nur einrücken, wenn sie zum Christentum konvertierten.
Die 'assimilierten' Juden bekannten sich in Preußen vorrangig zum
Protestantismus, schlossen sich also der 'Staatsreligion' an.
Thema des Tages
Ausweisung jüdischer UFA-Mitarbeiter
29. März 1933
Bereits tags zuvor, am 28. März 1933, hatte sich Joseph Goebbels
im Berliner 'Kaiserhof' - in diesem Hotel residierte Hitler und für die NSDAP
war ein Stockwerk als Parteizentrale reserviert - mit Filmschaffenden, vor allem
der UFA wie auch von Bavaria Film, Berlin-Film, Terra Film, Tobis AG zu einer
Besprechung getroffen.
Die UFA war durch den völkischen Geist, der in ihr herrschte, perfekt auf die
Zwecke der nationalsozialistischen Propaganda zugeschnitten, so stand die UFA
den Aufklärungsbemühungen von Joseph Goebbels zur Verfügung.
Daher beschloss der Vorstand der UFA - in vorauseilendem Gehorsam - gegenüber
dem nationalsozialistischen Regime ab 29. März 1933, sich von zahlreichen
jüdischen Mitarbeitern zu trennen, während das NS-Regime erst im Sommer des
Jahres mit der Einrichtung der Reichsfilmkammer eine Verordnung zum Ausschluss
jüdischer Filmschaffender erließ.
Im Zuge dieser Aktionen, wurde der UFA-Film 'Das Testament des Dr. Mabuse' von
Fritz Lang verboten.
Joseph Goebbels vermerkte zu diesem Film in seinem Tagebuch:
„Sehr aufregend. Aber kann nicht freigegeben werden. Anleitung zum Verbrechen.“
Tags darauf, am 29. März 1933 dann leitete Goebbels
eine Besprechung mit Referenten seines Ministeriums.
Er hatte junge willfährige Parteimitglieder als Mitarbeiter schon in der Zeit
der Übernahme der Gauleitung Berlin am 28. Oktober 1926 um sich geschart. Fast
100 von den später 350 Angestellten des Reichspropagandaministeriums trugen das
goldene Parteiabzeichen.
Mit diesen - meist promovierten - Intellektuellen organisierte man für den 1.
April 1933 den 'Judenboykott' - wiederum im Partei-Ersatzgebäude 'Hotel
Kaiserhof', mit dem das 'Deutschtum' wieder hergestellt werden sollte.
Auch der Film könne nur im 'deutschen Wesen die Wurzeln seiner Kraft' finden.
Das Papier musste in größter Eile bis zum Abend des Tages fertig gestellt
werden, im Kabinett sei die Billigung des Boykottaufrufs sicher - damit waren
Länder und Kommunen im Rahmen der 'Gleichschaltung' in der Hand der Partei.
Goebbels konnte in Augenschein nehmen, dass schon der, nur auf einen Tag
zeitlich begrenzte, Boykott, Wirkung zeigte, denn in der Berliner
Tauentzienstraße waren alle Judengeschäfte geschlossen.
Vor den Läden standen SA-Posten - das Publikum stimmte den Vorgängen zu und
tausende Berliner Arbeiter und Hitler-Jungens marschierten im Lustgarten auf, um
sich solidarisch zu erklären.
Hier wollte man dem Ausland zeigen, wie man eine ganze Nation aufrufen könne,
gegen Diffamierungen aus dem Ausland zu protestieren, ohne dass es zu
turbulenten Ausschreitungen komme.
Das Ausland solle gefälligst seine Informationen über Deutschland nicht von
jüdischen Emigranten beziehen.
Thema des Tages -
28. Dezember 2019
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Die LATTE LIEGT JETZT SEHR
HOCH |
… titelte die Hannoversche Allgemeine und zitierte die
Geschäftsführerin der Nds. Staatsoper Hannover GmbH.
Was meint sie mit ‘Latte‘?
Was meint sie mit ‘sehr hoch‘?
- Meint sie, die Qualität der von ihr seit September 2019, dem
Beginn ihres
Vertrages in Hannover, vorgestellten Produktionen,
läge hoch?
- Meint sie, die Produktion der ‘Tosca‘, bei der das Stück durch
Verfälschungen
nicht mehr erkennbar ist und damit der Bildungs-
auftrag nicht erfüllt wird?
- Meint sie die Ballettproduktion ‘Nijinski‘, die dem Publikum ein,
künstlerisch gesehen, unergiebiges Armschwenken unter
Absonderung von unappetitlichen Röchellauten durch die Tänzer
bietet?
- Meint sie die Produktion von ‘Die Jüdin‘, bei der das Thema des
Konstanzer
Konzils von 1414 bis 1418 mit Drei-Päpste-Proble-
matik, Reformation und hasserfülltem
Gebaren des Juweliers
Eléazar nicht gerecht wird, seine Rachsucht bis hin zur Opferung
der
Ziehtochter Recha völlig außer Acht lässt, wenn die Regie den
Sänger auf Larmoyanz
reduziert, statt einen Shylock zu zeigen.
Dem Sujet broadwayhafte Mätzchen überstülpt, um
ausschließlich dem unbedarften Publikum gefallen zu wollen und
zu stürmischem Beifall zu
animieren?
- Meint sie ‘Märchen im Grand Hotel‘ - das Operetten-Lustspiel-
Musical, das vom
Stoff und von der musikalischen Ausarbeitung
ausgehend - nichts hergibt, so dass es seit
der Uraufführung
1934 in ganzen drei Produktionen gezeigt wurde?
Gerade diese ‘Märchen im Grand Hotel‘ kann sie nicht meinen, wenn
denn dem Thema ‘Antisemitismus‘ und dessen Anprangerung keinerlei Raum gegeben
wird.
Weder in der Einführung vor der Vorstellung, noch im Programmheft der Nds.
Staatsoper
Hannover GmbH wird auf das extreme Leid der beiden jüdischen Textdichter in
deutlicher
Form eingegangen, so zum Beispiel nicht auf
Alfred Grünwald,
- der in Wien als Sohn des aus
Budapest zugewanderten Hut-
fabrikanten
Moritz Grünwald und seiner Frau Emma, geb.
Donath, aufwuchs. Der nach dem Besuch des
Realgymnasiums
als Komparse und Chorsänger an Wiener Theatern sowie als
Aushilfe in einer Wiener Theateragentur tätig war;
- der, nachdem er schon in der Schule mit dem Schreiben begon-
nen hatte, als
Feuilletonist und Theaterkritiker für das
Neue
Wiener Journal arbeitete;
- der sich zu einem der erfolgreichsten Textdichter der Zeit nach
dem Ersten
Weltkrieg entwickelte;
- der zusammen mit u.a. mit den Komponisten Paul Abraham, Leo
Fall, Emmerich
Kálmán, Franz Lehár, Oscar Straus und Robert
Stolz Welterfolge schuf.
Nach dem ‘Anschluss‘ Österreichs
1938 wurde Grünwald von der Gestapo verhaftet, weil er Jude war. Als er
vorübergehend auf freien Fuß gesetzt wurde, nutzte er die Gelegenheit und
flüchtete nach Paris. Da er in Nordamerika aufgrund seiner erfolgreichen
Bühnenstücke bekannt war, konnte er zwei Jahre später mit seiner Frau Mila
Löwenstein und seinem
Sohn über Casablanca und Lissabon in die Vereinigten Staaten emigrieren.
Und
nicht auf
Fritz Löhner-Beda,
dessen gemeinsam mit von
Franz Lehar geschriebene Operette 'Der Zarewitsch', das Publikum im Deutschen
Künstlertheater am 21. Februar 1927 in Berlin zum ersten Mal sah und hörte. Die
wie auch 'Das Land des Lächelns' als ein für Richard Tauber geschriebenes Werk
gilt.
Zusammen mit Ludwig Herzer als Co-Autor, Franz Lehár als Komponisten und Richard
Tauber als Sänger schuf Fritz Löhner-Beda die Operetten Friederike (1928), Das
Land des Lächelns (1929), Schön ist die Welt (1930) und - mit Paul Knepler als
Co-Autor - Giuditta (1934) von Lehár später dem Diktator Benito Mussolini
gewidmet). Mit seinem Freund Alfred Grünwald als Co-Autor und Paul Abraham als
Komponisten entstanden ‘Viktoria und ihr Husar‘ (1930), ‘Die Blume von Hawaii‘
(1931) und ‘Ball im Savoy‘ (1932). Er war Vizepräsident des Österreichischen
Schriftstellerverbandes und Mitarbeiter des Jüdisch-Politischen Kabaretts.
Am 20. Januar 1934 kam in Wien ‘Giuditta‘ von Franz Lehár zur Uraufführung.
Die Arie „Freunde, das Leben ist lebenswert“ erklang zum ersten Mal.
Der Librettist und Schlagerautor Fritz Löhner-Beda hatte es allen Kritikern
erneut gezeigt: Kitsch verkauft sich immer noch am besten. Er feierte den
grandiosen Erfolg mit zwei guten Freunden, dem Musiker Hermann Leopoldi und dem
Kabarettisten Fritz Grünbaum. Die drei Künstler ahnten nicht, wie unsicher und
gefährdet ihre Zukunft ist. Vier Jahre später sitzen sie hinter Stacheldraht.
Während Leopoldi auf ein Visum zur Ausreise in die USA wartet, Grünbaum mit dem
Tod Schabernack treibt, hofft der Librettist auf rettende Fürsprache durch den
Operettenzar Franz Lehár. Sagte man ihm nicht einen direkten Draht zum Führer
nach?
Lehar aber war im Dritten Reich in die Kritik geraten, da er in den meisten
Fällen, Texte von jüdischen Autoren verwendete.
Am 13. März 1938, unmittelbar nach dem Anschluss Österreichs an das
nationalsozialistische Deutsche Reich, wurde Löhner-Beda mit dem ersten
‘Prominententransport‘ am 1. April 1938 in das KZ Dachau gebracht und am 23.
September 1938 ins KZ Buchenwald deportiert. Dort schrieb er Ende 1938 in
Zusammenarbeit mit dem gleichfalls verschleppten Komponisten Hermann Leopoldi
‘Das Buchenwaldlied‘, dessen Refrain lautet:
„O Buchenwald, ich
kann dich nicht vergessen,
weil du mein Schicksal bist.
Wer dich verließ, der kann es erst ermessen,
wie wundervoll die Freiheit ist!
O Buchenwald, wir jammern nicht und klagen,
und was auch unser Schicksal sei,
wir wollen trotzdem Ja zum Leben sagen,
denn einmal kommt der Tag, dann sind wir frei!“
Vergebens hoffte Fritz Löhner-Beda auf eine Fürsprache von Franz Lehár.
Für die Behauptung in der Literatur, Lehár sei eigens nach Berlin gefahren und
habe Hitler gebeten, sich für die Entlassung Löhner-Bedas einzusetzen, gibt es
bislang keine Belege.
Im
Gegenteil behauptete Lehár nach dem Zweiten Weltkrieg in einem Gespräch mit
Peter Edel, dass er nichts gewusst habe.
Zum Thema jüdische Textdichter - speziell dem Leben von Fritz
Löhner-Beda - schrieb der Schweizer Autor Charles Lewinsky ein Stück 'Freunde,
das Leben ist lebenswert'.
Dieses Werk kam in der Regie von Gudrun Orsky während der
'Regensburger Ära Weil' ins Theater im Velodrom. Für die Bevölkerung musste ein
Schild aufgestellt werden, dass es sich hier um ein Schauspiel handelt.
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Zitat
Theater
Regensburg
-
Spielzeit 2002 / 2003
Charles Lewinsky
'FREUNDE, DAS LEBEN IST LEBENSWERT'
„...komödiantische Züge?“
In seinem Buch 'Dein ist mein ganzes Herz' schildert Günther Schwarberg
die Vernichtung jüdischer Künstler, die glaubten, in Österreich sicher
zu sein. Der Anschluss an das Deutsche Reich gab den Nazis die
Möglichkeit, aufzuräumen mit intellektuellen und vor allem den Juden
unter ihnen, z.B. Fritz Löhner-Beda der Textdichter so vieler
Operettenlieder.
Allerdings gibt das Stück Textpassagen vor, der sich der Regisseur kaum
entziehen kann und damit in die Falle einer zu lockeren Darstellung
läuft. Hinzu kommt, dass es äußerst schwierig ist, Atmosphäre in einem
großen Raum zu schaffen - in Film und TV ist das viel einfacher zu
bewerkstelligen.
Die Zuschauer reagieren gequält auf die
Judenwitze und einer derartigen Produktion folgen zu müssen, stimmen
aber jeder musikalischen Einlage heftig zu und reagieren damit ihre
Beklemmung, ab. Dass dies vor allem an Michael Suttner lag, ist
unbestritten - wenn er auch durch das lange Sitzen im Laufe des Abends
stimmlich müde wird, sich immer wieder hochreißen muss, obwohl der
Kreislauf ohne eigenes Spiel auf der Bühne, schon auf Schlaf eingestellt
ist - aber letztlich an den Melodien und an den fabelhaften Texten von
Fritz Löhner-Beda, von Nazis hingemordet.
Bedenklich ist, dass es der Aufführung eines
solches Stückes bedarf, Operettenmelodien einem Theaterpublikum zu
bieten, als gäbe es keine Spielplangestaltung eines Intendanten.
Allerdings gibt es kaum Regisseure, die leichte Muse auf die Szene zu
bringen, auch unter dem anderen Aspekt, wo sind die typischen
Operettendiven und Tenöre.
Buffi und Soubretten sind schon eher da.
Zitatende
Quelle: http://www.telezeitung-online.de/Damals_in_Regensburg_Spielzeit_2002-2003_
Bemerkungen_zu_%27Freunde,_das_Leben_ist_lebenswert%27.htm
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Nun spielt die Nds.
Staatsoper Hannover GmbH ein Werk von Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda,
ohne auf die antijüdischen Quälereien durch die Nationalsozialisten einzugehen,
unter denen sie bis zu ihrem Tod zu leiden hatten.
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Foto: Ralf Mohr
Screenshot Nds. Staatstheater Hannover GmbH
Zitat
Paul Abraham
MÄRCHEN IM GRAND
HOTEL
Zitat
Das Wichtigste, wonach man brennt: Das
happy, happy, happy, happy end!
Paul Abraham (1892 – 1960)
Lustspieloperette in zwei Akten mit einem
Vor- und Nachspiel nach Alfred Savoir
Libretto von Alfred Grünwald und Fritz
Löhner-Beda
Inszenierung
Stefan Huber
Musikalische
Leitung
Carlos Vázquez, Florian Groß
Choreografie
Andrea Danae Kingston
Bühne
Timo Dentler,
Okarina Peter
Kostüme
Heike Seidler
Licht
Sascha Zauner
Video
Sascha Vredenburg
Musikalische
Arrangements
Kai Tietje
Dramaturgie
Julia Huebner
Die Infantin
Isabella
Mercedes Arcuri
Großfürst Paul
Daniel Eggert
Prinz Andreas
Stephan
Philipp Kapeller
Gräfin Inez de
Ramirez / Sekretärin
Carmen Fuggiss
Mackintosh /
Baron Don Lossas
Ansgar Schäfer
Präsident Chamoix
/ Dryser
Frank Schneiders
Matard / Barry
Andreas Zaron
Albert
Alexander von Hugo
Marylou
Valentina Inzko Fink
Mabel /
Sekretärin
Henrike Starck
Dramaturgen /
Sekretärinnen / Hotelangestellte / Hotelgäste
Konstantin Zander, Kevin Arand,
Christopher Bolam, Stephen Dole, Miriam Neumaier, Shari Lynn Stewen,
Julia Waldmayer, Katrin Merkl
Niedersächsisches
Staatsorchester Hannover
Zitatende
Quelle: Nds.
Staatstheater Hannover GmbH |
Nur an ganz wenigen
Häusern wurde ‘Märchen im Grand Hotel‘ seit 1934 gegeben. Mainz hatte es im
Spielplan und die KO in Berlin, dort konzertant und Meiningen in der
musikalischen Leitung von Peter Leipold, der in Hannover an der HMTM Dirigieren
studierte und danach das junge Schostakowitsch-Orchester leitete.
Paul Abraham hatte von 1910 bis 1916 in Budapest studiert, war Dirigent am
Budapester Operettentheater und entdeckte hier sein eigentliches Talent: das
leichte Genre. In der Jugend hatte er sich auch mit Kammer- und Orchestermusik
beschäftigt und Anerkennung gefunden.
Nach dem ersten Erfolg mit der Operette ‘Der Gatte des Fräuleins‘ folgte 1930 im
Theater an der Wien die überarbeiteten Operette Viktória (unter dem neuen Namen
‘Viktoria und ihr Husar‘), 1931 in Leipzig die ‘Blume von Hawaii‘ und 1932 der
‘Ball im Savoy‘ schuf er zusammen mit den Librettisten Alfred Grünwald und Fritz
Löhner-Beda die erfolgreichsten musikalischen Bühnenstücke in ganz Europa. Durch
seine modernen Kompositionen, in denen er traditionelle Elemente mit jazzigen
Rhythmen kombinierte, galt er als der Erneuerer und Retter des etwas in die
Jahre gekommenen Genres Operette. Gleichzeitig steuerte er die Musik zu
zahlreichen Filmen aus Produktionen in Deutschland und im europäischen Ausland
bei.
Andere Komponisten folgten Abrahams Stil, kopierten ihn, konnten aber ‘im Reich‘
bleiben und die Erfolge ausbauen, während Abraham als Jude zunächst nach
Österreich, dann nach Ungarn – dort konnte er in den 1930ern noch die
Operetten ‘Märchen im Grandhotel‘, ‘Dschainah‘ und ‘Roxy und ihr Wunderteam‘
herausbringen, dann musste er aufgrund der faschistischen Umtriebe, die auch
Ungarn erreicht hatten, Budapest verlassen und weiter
über Kuba in die USA emigrieren.
Nach Paul Abrahams großen Erfolgen in Wien und Berlin in den 1920-er und 1930-er
Jahren folgten, wohl auch durch die durch die Emigration bedingte Entwurzelung,
keine durchschlagenden Ergebnisse mehr.
In Amerika fristete er sein Leben als Barpianist, kehrte 1956 – nachdem die
Bundesrepublik mit den USA die Fragen der Ausreise des ungarischen Staatsbürgers
geklärt hatte – auf Initiative eines maßgeblich von Walter Anatole Persich in
Hamburg gegründeten Paul-Abraham-Komitees nach Deutschland zurück.
1960 starb Paul Abraham in Hamburg an den Spätfolgen einer syphilitischen
Infektion.
In der Rezension zu
‘Märchen im Grand Hotel‘ des gütigen HAZ-Kritikers Rainer Wagner vom 18.
November 2019 wird auf Seite 25 mit keinem Wort die Situation der jüdischen
Textdichter – speziell im Fall Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda - in
Nazi-Deutschland erwähnt.
Dass allerdings im Programmheft zur Produktion der Nds. Staatsoper Hannover GmbH
auf das Elend der beiden jüdischen Textdichter nicht eingegangen wird, lässt
einen nicht wiedergutzumachenden Schaden entstehen.
Aber, was will man denn auch erwarten.
Wurde doch im Hinterzimmer im Nds. Ministerium für Wissenschaft und Kultur unter
grüner ministerieller Leitung – es gab keine öffentliche Ausschreibung der
Planstelle ‘Opernintendanz‘, von Transparenz also keine Rede – da es nach Rolf
Bolwin, ehemaliger geschäftsführender Direktor des
Deutschen Bühnenvereins anlässlich eines
Gesprächs in Regensburg, es bei mittleren Häusern üblich sei, telefonisch
rumzufragen:
„Ich brauch‘ ‘nen Intendanten! Weiss‘te keinen?“ –
verfahren, was dann in Hannover zu dem jetzt bekannten Ergebnis geführt hat.
Hier der
Schlusspunkt der bisherigen Misere:
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Zitat
6. August 2019 - Artikel in Ausgabe 132/2019
Über Annette Schwandner, die Leiterin der Kulturabteilung im
Wissenschaftsministerium, kann man trefflich diskutieren. Sie ist
unbestreitbar gut vernetzt in der Szene, hat viele Kontakte und genießt
eine hohe fachliche Autorität. Aber in der internen Arbeit in ihrer
Behörde hakte es hin und wieder. Kritiker werfen ihr einen Mangel an
konsensualem Führungsstil vor. Das konnte den Minister Björn Thümler,
einen auf Ausgleich und gute Stimmung bedachten Politiker, nicht kalt
lassen. In der Sommerpause wurde intern überraschend mitgeteilt, dass
Schwandner im neuen Jahr eine neue Aufgabe bekommt. Sie leitet künftig
eine ministeriumsinterne Stabstelle, die sich mit „Sonderaufgaben“
befasst – unter anderem auch mit dem Grenzdurchgangslager Friedland, das
immer stärker einen Museumscharakter annimmt und daher vom Innen- ins
Wissenschaftsministerium herüberwandert, samt entsprechendem Referat.
Zitatende
Quelle:
https://www.rundblick-niedersachsen.de/nun-muss-auch-die-kultur-abteilungsleiterin-im-wissenschaftsressort-ihren-posten-raeumen/
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Richtigstellung
In der letzten Ausgabe – der Nr. 28 – hatten wir veröffentlicht,
bei dem Konzert in Ölbronn habe ein Laienorchester mitgewirkt.
Dies ist falsch. Richtig ist vielmehr:
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Zitat
[…]
Das Heilbronner Sinfonie
Orchester ist kein Laienorchester. Es wurde nach dem 2. Weltkrieg 1948
aus Musikern des ehemaligen Heilbronner Theaters gegründet und wird
seitdem von der Stadt Heilbronn finanziell gefördert und getragen. Alle
Orchestermitglieder haben ein abgeschlossenes Musikstudium. Die 45
ständigen Musiker sind z.T. Mitglieder in anderen Orchestern,
Hochschuldozenten, Fachlehrer an Musikschulen und Studierende nach
Abschluss ihres Studiums. Ca. weitere 20 Aushilfen werden regelmäßig von
anderen Orchestern verpflichtet. Es ist eine Stärke des HSO, dass
zahlreiche Musiker viele Jahre bei uns spielen und wir gerade kein
sogenanntes Telefonorchester sind, sondern Prof. Seidlmeier zumindest
während einer Konzertsaison weitgehend mit dem gleichen Orchester
spielen kann.
[…]
Zitatende
Quelle:
Auszug aus einem
Schreiben des Ehrenvorsitzenden der Gottlob-Frick-Gesellschaft vom
4.12.2019
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Wir bitten in jeder Hinsicht um Entschuldigung.
Was andere schrieben
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Zitat
„DIE BASSARIDEN”
Berlin, Komische Oper: Was für eine Musik! Welten prallen aufeinander im
riesigen Orchester, das nicht nur im Graben sitzt, sondern auch links
und rechts auf der Bühne, vereinzelt auch im Parkett und auf den Rängen:
Blechklangklawinen rollen gegen spitze Holzblas-Töne, mischen sich mit
lasziven Streichern. Plötzlich Stille. In sie hinein singt eine
Tenorstimme... Die Stimme gehört Dionysos, dem jungen Gott, der nach
'Theben kommt, um sich an deren Bewohnern zu rächen, weil sie seine
Göttlichkeit nicht anerkennen... Wystan Hugh Auden und Chester Kaliman,
die Librettisten von Hans Werner Henzes 1966 uraufgeführter Oper „The
Bassarids"
( ... )‚ zeigen zwei Machtmenschen im Ringen miteinander. Wenn am Ende
Pentheus' Mutter Argaue ihren Sohn im Wahn und Rausch getötet hat,
erkennt sie: „Starke Götter sind nicht gut", während der Chor in seinem
Gottespreis ziemlich christlich klingt...
Oft bevölkert der schwarz gewandete Chor mit bleichen Gesichtern die von
den Bläsern flankierten Treppen, hockt dort erwartungsvoll, gefangen in
einer rituellen Choreografie... Wenn Dionysos und Pentheus
aufeinandertreffen, beweist Barrie Kosky wieder einmal, welch ein
Meister der Personenführung er ist...
Kein Wunder, dass der Kampf der beiden Alphamänner im Kuss mündet.
Schließlich sind sie zwei Seiten einer Medaille, was Henze so auch
komponiert. Die Leidtragenden sind die anderen, der erst taumelnde, dann
entsetzte Chor, der hier - erweitert um das Vocalconsort Berlin -
beeindruckend Klangfarben und emotionale Ausnahmezustände balanciert...
All das koordiniert Viadimir Jurowski am Pult mit einer
bewunderungswürdig gespannten Lässigkeit... Es gibt Momente, da wirkt
das Haus zu klein für diese Wucht, halb Machtdemonstration, halb
Verführung. Und doch kann man sich ihr nicht entziehen.
GEORG KASCH - BERLINER
MORGENPOST, 15.10.2019
Zitatende |
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Zitat
„DIE LUSTIGEN
WEIBER”
Berlin, Staatsoper: ... Daniel Barenboim hat sein Debüt als
Spielopern-Deuter sorgfältig vorbereitet... Klangästhetisch ( ... )
blickt der Generalmusikdirektor der Lindenoper weniger gen Süden... Er
denkt die Partitur eher nach vorne, in Richtung des „Meistersinger von
Nürnberg"-Tonfalls, weil Richard Wagner nun einmal sein
Leib-und-Magen-Komponist ist... Insofern war die überraschende Wahl von
drei ausgewiesenen Wagner-Interpreten für die Hauptpartien dieser
„Lustigen Weiber" strategisch sinnvoll. Zumal das Trio spürbar Spaß hat,
mal nicht todernst sein zu müssen... Aber es gibt auch ein Problem: Vor
lauter Freude über die eigene Begeisterung am Schwankhaften haben
Kreativteam und Solisten vergessen, eine Haltung zum Stück zu
entwickeln...
Regisseur David Bösch scheint bei der Vorbereitung darüber nicht
nachgedacht zu haben. Ebenso wenig wie über die Frage, was so
faszinierend an der Figur des Falstaff ist, dass er als Held eines
Drei-Stunden-Spektakels taugt...
Das Finale ist der Schwachpunkt der Oper... David Bösch ( ... ) lässt
seine Akteure hier völlig alleine, zitiert spaßeshalber opulente
Friedrichstadtpalast-Optik, steckt Chor und Solisten in Sadomaso-Outfits.
Das ist zu wenig.
FREDERIK HANSSEN - DER
TAGESSPIEGEL, 04.10.2019
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„LA FORZA DEL
DESTINO”
Berlin, Deutsche Oper: ... Das Ächzen im Publikum der Deutschen Oper -
an diesem Abend zeigt es sich äußerst reizbar - nimmt zu, die hämischen
Kommentare auch, und als wenig später erneut ein Darsteller auf der
Bühne erscheint, um einen Text zu rezitieren, ist es erst einmal aus:
„Musik! Musik!" oder auch »Wir wollen unseren Verdi wieder haben!"...
Ein hübsches Skandälchen, das sich zwischenzeitlich so gaudihaft
ausnimmt, als sei es ein offizieller Teil dieser neuen Inszenierung von
Giuseppe Verdis »Macht des Schicksals". Frank Castorf jedenfalls ( ... )
sieht nicht unzufrieden aus, als er am Ende vor den Vorhang tritt... Die
Unruhe im Publikum setzt zu einem Zeitpunkt ein, da die Inszenierung -
nicht zuletzt durch die Textcollagen - eigentlich an Fahrt aufnimmt.
Zuvor herrschte bemerkenswerte Langeweile...
Sänger und Chor stehen (.‚.) meist unversorgt herum... Die Ablenkung von
den Sängern lässt hervortreten, was Castorf am Stück besonders
interessiert: das Panorama des Krieges, das sich hinter der
Liebesgeschichte zwischen Leonora und dem von einer Inka-Prinzessin
abstammenden Don Alvaro auftut...
Ähnlich nett wird dazu musiziert: vom Orchester der Deutschen Oper, das
Jordi Bernäcer solide durch das Werk führt, ohne bemerkbare Akzente zu
setzen...
CLEMENS HAUSTEIN -
BERLINER ZEITUNG, 09.09.2019
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„CoRo FANTASTICO”
Heidelberg: So viele Menschen im Foyer - und fast alle singen! Das
Stück, das die neue Saison am Theater der Stadt Heidelberg eröffnet,
beginnt lange, bevor der Vorhang hochgeht... Ein Stück, das den Chor in
den Mittelpunkt stellt, wurde von den Machern Tom Ryser und Ulrike
Schumann versprochen, und genau das wird hier auch serviert... Ein Teil
des Opernchors stellte sich hier individuell vor, während ein
„Regisseur" (selbst Mitglied des Chores) für raschen Wechsel und manche
Nervosität sorgte. Es wurde deutlich, dass der Opernchor international
breit aufgestellt ist und jeder eine eigene Sängerkarriere mitbringt,
die er als Chorist meist verstecken muss. Das ist ein lustiges Auf und
Ab, das neben sängerischen Qualitäten ( ... ) ganz nebenbei auch manches
komödiantische Talent zeigt.
Wenn der Chor schließlich formiert ist und seine erste Probe bestanden
hat, öffnet sich die Bühne nach hinten, und die Zuschauer werden gebeten
mitzukommen. So gerät man mitten in das parallel auf der großen Bühne
stattfindende Tableau: Hier wird nämlich gerade mit herausragenden
Beispielen der Opern-Chorliteratur die Musikgeschichte vom „Urknall" bis
zu Puccini durchexerziert... Das Philharmonische Orchester und der
quirlig agierende Opernchor sowie der Extra-Chor stehen hier unter der
Leitung von Ines Kaun...
Nicht nur der Bewegungs-Chor brachte Schwung in den Abend: Viele
Zuschauer fühlten sich animiert, tatkräftig mitzusingen. Gibt es
besseren Zuspruch?
MATTHIAS ROTH -
RHEIN-NECKAR-ZEITUNG, 30.09.2019
Zitatende |
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„OEDIPUS REX”
Wuppertal: ... Die Oper Wuppertal koppelt zwei Strawinsky-Werke zu einem
Doppelabend, die Tanzkantate „Les Noces" (Die Hochzeit) und das
Opern-Oratorium „Oedipus Rex... Gewiss ist es mutig, die Spielzeit mit
vergleichsweise unbekannter Musik zu eröffnen statt mit einem
Blockbuster à la Tosca... Das Publikum reagiert begeistert auf eine
Produktion, die unerwartet intensiv und spannend ist und viel
Erkenntnisgewinn birgt.
Der junge russische Regisseur Timofey Kulyabin aus Nowosibirsk ist eine
Entdeckung des Wuppertaler Opernintendanten Berthold Schneider... Nun
verortet Kulyabin den Ödipus-Mythos in das randständige Milieu eines
südosteuropäischen Clans mitten in einer westlichen Großstadt...
Kulyabin und sein Team erschaffen aus dem Opernchor und den Solisten
eine regelrechte soziale Skulptur, Bilder und Personenführung sind
derart fein gearbeitet und differenziert, dass sie bereits ohne Musik
eine Geschichte erzählen...
Kapellmeister Johannes Pell und die Wuppertaler Sinfoniker spielen den
mit Pause gut zweistündigen Abend wie mit einem einzigen atemlosen
Herzschlag... Der Chor übernimmt die Hauptrolle und singt einfach
großartig...
Selten war Oper so spannend.
MONIKA WILLER -
WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU, 16.09.2019
Zitatende |
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„PIQUE DAME”
Essen: Für Opernregisseur Philipp Himmelmann steht außer Frage, was zu
einem guten Blatt im Musiktheater gehört: ein ausgewähltes Ensemble, ein
guter Chor und ein exzellentes Orchester. Weil er alle drei im
Aalto-'Theater vorfindet, mischt der gefragte Regisseur ( ... ) mit
Pjotr I. Tschaikowskis Meisterwerk „Pique Dame" nun in Essen die Karten
neu. Dass die 1890 uraufgeführte Oper um den jungen, zerrissenen und
mittellosen Offizier Hermann und seine Spielsucht noch viel mit unserer
Zeit zu tun hat, liegt für Himmelmann auf der Hand. Und so fokussiert
der 57-Jährige den Abend auf das „großartige musikalische Psychogramm"
eines Außenseiters, der sein Glück am Ende weder in der Liebe zu der
jungen, aber bereits mit dem Fürsten Jelezki verlobten Lisa noch im
Spiel findet...
Das Bühnenbild von Johannes Leiacker verorte das Stück nun in einer
nahen Zukunft, „nach der Zivilisation, wie wir sie kennen", verrät
Himmelmann...
Und so, wie sich Traum, Mystik und Realität vermischen, lässt Himmelmann
auch die Zeitebenen in dieser Traumwirklichkeit wirbeln. Als sei das
Leben ein Loop wiederkehrender Szenen, ein ständiger Wechsel von
Täuschung und Selbsttäuschung, der zumindest in der Originalvorlage für
alle Beteiligten tödlich ist...
MARTINA SCHÜRMANN - WAZ
09.10.2019
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„GÖTTERDÄMMERUNG”
Oldenburg: Die Waschküche, aus der am Anfang von Richard Wagners
„Rheingold" in Oldenburg den Rheintöchtern von Wotan der Ring gestohlen
wird, ist nun am Oldenburgischen Staatstheater wieder zu sehen: in der
„Götterdämmerung", die am Wochenende ihre zu Recht umjubelte Premiere
hatte. Der Regisseur Paul Esterhazy wiederholt mit der ungemein
geschickt genutzten Drehbühne (Mathis Neidhardt) mehrere Bühnenbilder -
wie auch schon für „Die Walküre" und „Siegfried...
Mit der Welt der „Götterdämmerung" zeigt der Österreicher Peter
Esterhazy einmal mehr seine Politik- und machtkritische Sicht, indem die
Personen keine Götter, sondern in einem schweizerischen Bergdorf böse,
sich belauernde und zerstörerische Menschen sind...
Siegfried, der nach Verabreichung des Zaubertranks seine Vergangenheit
vergisst, (...) wird wunderbar von Zoltän Nyäri (...) verkörpert. Das
und vieles mehr ist psychologisch fein herausgearbeitet und sorgt für
fünfeinhalb Stunden krimiartige Spannung... Toll auch der Chor als ein
Haufen zur Passivität verdammter Menschen.
Die komplexe Story ist nicht immer durchschaubar, aber die Inszenierung
bezieht ihr hohes Niveau auch aus der Tatsache, dass im Grunde genommen
die Musik mit dem Netzwerk ihrer immer beziehungsreichen und
verweishaften Themen die Geschichte erzählt. Da lässt Esterhazy dem
Oldenburgischen Staatsorchester und dem Dirigenten Hendrik Vestmann
allen Raum...
UTE SCHALZ-LAURENJZE -
KREISZEITUNG, 28.09.19
Zitatende |
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Zitat
„BORIS GODUNOW”
Mainz: Von einer ruhigen, dabei beunruhigenden Intensität ist die
Aufführung von Modest Mussorgskijs Oper „Boris Godunow" am Staatstheater
Mainz. Die Inszenierung von Wolfgang Nägele ist zurückhaltend, ohne
lasch zu sein, das Dirigat von Hermann Bäumer, vorzüglich unterstützt
vom Orchester, hat einen Zug ins Große, auch regelrecht Lautstarke, ohne
über die Vielfarbigkeit hinwegzugehen... Großartig dabei die Leistung
des Mainzer Chores (einstudiert von Sebastian Hernandez-Laverny), der
noch im donnernden Getöse seine Kompaktheit wahrt.
Die Kostümschau, die Annette Braun hier zum Teil bietet, passt sich in
die unexaltierte, aber ebenfalls nicht fade Bewegungssprache ein...
Derrick Ballard gestaltet die Titelpartie stimmlich machtvoll und sonor,
in dieser Hinsicht ein würdiger Herrscher. Als Darsteller vermeidet auch
er das allzu Drastische... Strahlend im Grunde alle großen Partien -
herausragend auch Alexander Spemanns greller Tenor für den schlimmen
Wicht Schuiskij -‚ weitgehend ebenso das große Heer der kleinen,
genrebildartigen Rollen... Das Premierenpublikum dreieinhalb Stunden
später: erschöpft, aber hörbar beeindruckt.
JUDITH VON STERNBURG -
FRANKFURTER RUNDSCHAU, 27.10.2019
Zitatende
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Zitat
„DIE TOTE STADT”
Kiel: ... Korngold hatte in Georges Rodenbachs ( ... ) symbolistischem
Roman „Das tote Brügge" ( ... ) das richtige Sujet gefunden... Zusammen
mit dem Übersetzer und seinem Vater Julius Korngold ( ... ) baute Erich
Wolfgang Korngold die Handlung um, machte die Begegnung mit der Tänzerin
Marietta zu einer Traumaffäre... Das noch recht junge Regieteam mit
Luise Kautz an der Spitze ( ... ) verfolgte einen Plan, der sich einem
simplen Realismus näherte...
Der große Schlussbeifall schien vor allem der Musik zu gelten,
vornehmlich den beiden Protagonisten. Höflich sei zunächst Agnieszka
Hauzer genannt, die beiden, Marie und Marietta, ihre Stimme lieh...
Stimmkräftig verfügt sie über einen zu vielfältigem Ausdruck fähigen
Sopran, der schön und warm klingt... Etwas mehr noch wurde die Leistung
von Norbert Ernst beklatscht, für Kenner ein Gast mit Starcharakter...
Das Philharmonische Orchester Kiel bewährte sich unter Benjamin Reiners
Leitung, der die Solisten und auch den Opern- sowie den Kinder- und
Jugendchor sicher und lebendig führte. Er mühte sich zumeist mit Erfolg,
bei diesem ersten Auftritt als neuer Chef im Opernhaus, die Klangfülle
und schwelgerische Üppigkeit des übermäßig genährten Klangkörpers unter
Kontrolle zu halten.
ARNDT VOSS - NMZ ONLINE,
23.10.2019
Zitatende |
Kalenderblätter
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Annelie Waas
... am 2. Februar 1930
geboren
/ Foto: privat |
Von Jugend an fiel sie bereits durch ihre
glockenhelle Sopranstimme auf.
Sie absolvierte schon früh Soloauftritte bei den örtlichen Gesangsvereinen
Liedertafel und Sängerbund.
Mit 17 Jahren begeisterte sie bereits „Im weißen Rössel“ das Publikum.
Da war es klar, sie musste Gesang studieren, was sie dann an der Opernschule
Frankfurt tat.
Nachdem sie den Landeswettbewerb für junge Sänger gewonnen hatte, erfolgte 1955
das erste Engagement nach Kaiserslautern. Damals, wie auch Mannheim, ein
Sprungbrett für den Sängernachwuchs. Dort konnte sie sich viele Opernpartien
erarbeiten und so ihre ausdrucksstarke Stimme weiterentwickeln.
Außerdem gefiel sie auch dem Publikum durch ihre große Bühnenpräsenz.
1961 dann gelang ihr Debüt an der Bayerischen Staatsoper mit der Mimi in ‘La
Bohème‘.
Mit allen großen Kollegen und Dirigenten der damaligen Zeit stand sie dort auf
der Bühne. Unter anderem war sie die erste ‘Anna Bolena‘ an diesem Haus. Dort
wurde sie auch zur Kammersängerin ernannt.
Ihr Repertoire umfasste viele Opernpartien, sowie auch leichte Muse, geistliche
Musik bis hin zu zeitgenössischen Komponisten.
Die ALLGEMEINE ZEITUNG MAINZ schrieb:
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Das Repertoire von Annelie Waas ist riesig. Sie
singt unter anderem die Pamina in der „Zauberflöte“, die Gräfin in
Figaros Hochzeit von Mozart, gibt eine der Walküren in der Wagner-Oper,
brilliert in der Titelrolle von Anna Bolena von Gaetano Donizetti. Die
inhaltliche Spannbreite ist enorm, reicht von der leichten Muse über die
geistliche Musik und die alten Meister bis hin zu den zeitgenössischen
Komponisten. Zu ihren Lieblingsrollen zählt die Marie in Alban Bergs „Wozzeck“,
wo der Komponist bereits Elemente der Zwölftonmusik einführte. Gerne
gesungen hat sie auch im „König Hirsch“ des Komponisten Hans Werner
Henze, der vier Jahre älter war als sie und ebenfalls an einer neuen
Musiksprache arbeitete.
Zitatende
Quelle: Theater Rudolstadt
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Mit der Münchner Oper
gastierte sie in Japan, im Vatikan und durfte auch mal der Queen die Hand
schütteln.
Ihre Bühnenkarriere endete mit 54 Jahren und sie kehrte in ihre Heimatstadt
Hochheim zurück, wo sie bis heute lebt.
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Martti Talvela
...
am 4. Februar 1935 geboren
/ Foto Ajatus |
Man täuschte sich.
In dem riesigen Körper mit mehr 200 cm Größe saß nicht der wilde Held, sondern
ein zartbesaiteter Mensch, dem der Liedgesang besonders am Herzen lag.
Hier besonders hervorzuheben eine seiner letzten Aufnahmen mit Schuberts
‘Winterreise.
Nach Helsinki und 1961 Stockholm, wo er den Sparafucile im Rigoletto sang,
führte ihn seine Karriere bereits ab 1962 an die Deutsche Oper Berlin.
Bayreuth mit Titurel, Daland, ‘Tannhäuser‘-Landgraf begründete seinen
internationalen Status, den er in jungen Jahren mit wenig Erfahrung und somit
auch schon ein wenig belastet antrat.
1970 – mit 35 Jahren - in Covent Garden die ersten Wagnerrollen und 1973 dort
der erste Gurnemanz.
1974 kam die Met mit Boris hinzu, den er auch 1977 in Paris und in Moskau mit
großem Erfolg sang.
In Salzburg war er Commendatore im ‘Giovanni‘, Großinquisitor und Philipp im
‘Don Carlo‘.
Von 1972 bis 1979 leitete er das wiedererstandene Festival von Savonlinna, wo er
1973 den Sarastro sang.
Statt in Zukunft weiterhin im Sommer von Festival zu Festival zu eilen, kümmerte
er sich lieber um das Einbringen der Ernte auf seinem Landgut in Finnland.
Das Laute, das Auftrumpfende, das Überdimensionale, das man eigentlich seiner
Figur zuschreiben würde, passte nicht zu ihm.
Ein Marke oder ein Boris lagen ihm mehr, als der ‘grimme Hagen‘, den er
natürlich auch zu verkörpern hatte.
Selbstdarstellung wie sie heute zum internationalen Opernbetrieb gehört, lag ihm
somit überhaupt nicht.
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Zitat
Martti Talvela, 54. Ob er in Wagners Nibelungen-"Ring"
den finsteren Hunding oder den blutrünstigen Hagen verkörperte, ob er
auf den Weltbühnen als mittelalterlicher Zar Boris Godunow in Metern von
Brokat thronte oder als Mozarts Sarastro in diesen heil'gen Hallen
orgelnd die Menschenliebe beschwor - er war immer ein finnischer
Gulliver, ein Hüne, um die zwei Meter groß und mit einem entsprechend
imposanten Resonanzkörper. Scheinbar mühelos entströmten diesem
bärtigen, wortkargen Koloß Töne aus den tiefsten Basslagen - nie brutal
oder vulgär, statt dessen saftig und samtig. In seiner Heimat hatte der
Bauernsohn aus Karelien, das achte von zehn Kindern, zunächst kein
Glück: Die Oper Helsinki lehnte die Bewerbung des singenden
Volksschullehrers ab. In Stockholm dagegen fand Talvela Gehör,
Unterricht und Anerkennung. 1962 debütierte er, von dem
Komponisten-Enkel Wieland Wagner gefördert, in Bayreuth und an der
Deutschen Oper Berlin. Von dort aus startete er schließlich in eine
globale, beispielhaft bescheidene Karriere. Gerade in den letzten Jahren
hatte sich der Star-Bass mit rund 50 Auftritten im Jahr begnügt und
immer häufiger auf sein Landgut in Juva zurückgezogen.
Zitatende
Quelle:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13496551.html
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Zitat
Kultur (Print Welt)
Elegantissimo: Zum Tode des Bassisten Cesare
Siepi
Veröffentlicht am 09.07.2010
| Lesedauer: 2 Minuten
Von
Manuel Brug
Feuilletonmitarbeiter
In
einer Zeit, da sich Don Giovanni noch als Edelmann in Samt und Seide und
mit Ohrring präsentieren durfte und nicht als ausgebranntes
Liebeswürstchen zwischen gefrorenen Schweinehälften, da war er
unangefochten "der König der Bässe": Keiner sang so fulminant und
elegant, so warmherzig und abgründig, so bühnenfüllend und dabei doch in
jeder Rolle neu aufgehend wie der Italiener Cesare Siepi. Ein schöner,
ein majestätischer Mann, dazu ein Bühnentier, das spielen wollte, mit
einer vitalen, dabei beweglich schlanken und immer wiedererkennbar
grundierten Stimme.
Er war ein Ideal, an dem sich alle
Nachfolger messen mussten. Und mit dem alle zusammenarbeiten wollten,
seit er mit achtzehn Jahren 1941 in einem italienischen Provinztheater
als Sparafucile im "Rigoletto" debütiert hatte. Und Verdi blieb Siepi
immer treu, er veredelte "Aida", "Don Carlos", "Die Macht des
Schicksals" oder "Nabucco" mit seiner unvergesslichen Stimme. Er war
auch als Fiesling stets Gentleman und als Dandy so erotisch prickelnd
wie abgefeimt dunkel. Cesare Siepi - und das kann man auf vielen CDs
hören - gelangen nicht nur ausgefeilte Singporträts, sondern
dreidimensionale Charaktere. Er muss wie ein Wirbelsturm gewirkt haben,
in einer Zeit, in der manche Sänger noch wie Musiktruhen agierten.
Cesare Siepi hat so singend wie
spielend Weltkarriere gemacht, war in Salzburg, Wien, London, New York,
Buenos Aires und Mailand zu Hause. Er war ein hinreißend aufmüpfiger,
dabei sinnlich girrender Figaro, gleichzeitig ein skurriler Don Basilio
bei Rossini, der seine Größe auch als komisches Element einzusetzen
wusste und ein so wuchtiger wie teuflischer Mephistopheles bei Gounod
und Boito. Das von ihm vorgeführte Idealbild eines basso cantante
ist seither nicht mehr erreicht worden. Selbst Wilhelm Furtwängler wurde
von ihm entzündet, bis heute brennt in dem klassischen "Don
Giovanni"-Film von 1954 die Luft.
Zitatende
Quelle:
www.welt.de/welt_print/kultur/article8381845/Elegantissimo-Zum-Tode-des-Bassisten-Cesare-Siepi.html
Zitat
Bariton Cesare Siepi
Eleganz und Testosteron
Cesare Siepi, geboren 1923 in Mailand, war ein
Testosteronbomber der chevaleresken Art. Sein Bariton, dunkel, erdig und
von vollsamtiger Kraft, konnte so warm flimmern, so weiche Pianissimi
anschlagen und sich gleich darauf ungestüm aufbäumen, dass er - als
legitimer Nachfolger des großen Ezio Pinza - für die großen Verführer
sowohl der Oper wie des Musicals wie geboren schien.
[…]
Scharf und ruchlos
Sein Figaro (in Erich Kleibers unerreichter Gesamtaufnahme von "Le Nozze
di Figaro" von 1955) war keine passiv verschiebbare Komödien-Figur,
sondern die schärfste Gefahr für das erotische Vorkaufsrecht des Grafen.
Als Sänger von Cole-Porter-Liedern war Siepi ein rarer Vorreiter von
Coolness in der Klassik. Seine Paraderolle indes, in der er sich schon
unter Wilhelm Furtwängler in Salzburg vergöttern ließ, war der
ruchloseste Frauenverführer von allen: Don Giovanni.
Siepis Don Juan merkt man bis heute die Zeitgenossenschaft zu Johnny
Weissmueller und anderen Tarzan-Darstellern der Ära an. Selbstbewusst
balzend wirft sich dieser Wüstling in die Brust - und die Damen
schnurren. In seine Champagner-Arie ist echtes Herzblut gemischt, seinem
"Deh vieni alla finestra" wohnt ein elegischer Ton inne, der verheißt:
Dieser Mann lebt gern, weiß aber doch, dass nicht viel los ist mit
diesem Leben.
[…]
1955 war Cesare Siepi der Star einer bis heute bewunderten, mit den
Wiener Philharmonikern eingespielten "Don-Giovanni"-Gesamtaufnahme unter
der Leitung des (von Glenn Gould hochgeschätzten) Mozart-Spezialisten
Josef Krips. Durch legendäre Sänger wie Lisa della Casa (Donna Elvira),
Anton Dermota (Don Ottavio) und Hilde Gueden (Zerlina) verfügt die
Aufnahme über eine der edelsten Mozart-Besetzungen schlechthin. Und mit
Fernando Corena über einen Leporello, der moralisch um keinen Deut
besser ist als sein Herr.
Quelle:
www.spiegel.de/kultur/musik/bariton-cesare-siepi-eleganz-und-testosteron-a-646059.html
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Edith Mathis
... am 11. Februar 1938 geboren
/ Foto DG |
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In Luzern, wo sie geboren wurde und ihre Ausbildung erhielt,
begann sie am dortigen Theater mit dem zweiten Knaben in der Zauberflöte.
Ein ab 1959 sich anschließendes Engagement in Köln brachte ihr die ersten
größeren Bühnenerfahrungen unter Wolfgang Sawallisch und Oscar Fritz Schuh, wo
sie Susanna, Zerlina und Ilia sang.
Dazu kam in Glyndebourne der Cherubin wo sie 1965 auch als Sophie im
‘Rosenkavalier‘ auftrat.
1970 war sie in London die Susanna und an der Met im selben Jahr die Pamina,
die Königin Marie in Sutermeisters ‘Le Roi Bérenger‘ 1985 in München.
Besondere Höhepunkte ihrer künstlerischen Laufbahn waren ihre Teilnahme an den
Uraufführungen der Opern ‘Der Zerrissene‘ von Gottfried von Einem am 17.
September 1964 an der Hamburgischen Staatsoper, ‘Der junge Lord‘ von Hans Werner
Henze am 7. April 1965 an der Deutschen Oper Berlin und ‘Hilfe, Hilfe, die
Globolinks‘ von Gian Carlo Menotti am 21. Dezember 1968 an der Hamburgischen
Staatsoper.
1979 wurde Edith Mathis zur bayerischen Kammersängerin ernannt.
Von 1992 bis 2006 war sie Professorin für Lied- und Oratorieninterpretation an
der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
2001 trat sie von der Bühne zurück und leitete fortan zahlreiche Meisterkurse in
Europa, Japan, Korea, Kanada und in den USA. Eine ihrer Schülerinnen ist Diana
Damrau.
Wie Maria Stader, die ebenfalls Schweizerin, wie Erna Berger und wie Elisabeth
Grümmer erhielt sie sich durch intelligenten Einsatz ihrer Möglichkeiten die
jugendhafte Stimme bis ins Alter.
Zum Abschluss ihrer Karriere sang sie 1990 dann sie noch die Marschallin in
Bern.
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Heinz Zednik
... am 21. Februar 1940 geboren
/ Foto: Verlag: Edition Steinbauer
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In Wien geboren, studierte er in seiner Heimatstadt und wurde als
24-Jähriger an das Theater in Graz engagiert.
Bereits ein Jahr später erfolgte der Ruf an die Wiener Staatsoper, der er bis
heute angehört.
Zur Zeit läuft an der Volksoper in Wien eine Produktion der ‘Fledermaus‘, die er
an diesem Theater inszenierte.
Im Sommer 2020 ist er der Kaiser Franz Joseph im ‘Weisen Rössl‘ im Theater Baden
bei Wien.
Mit seinem hellen, hohen Tenor mit fabelhafter Diktion war er prädestiniert für
die Bufforollen des Mozartfaches wie den Pedrillo in der ‘Entführung‘.
Aber auch Wagner konnte er sich erschließen. So war er 1972 bis 1980 in Bayreuth
Loge und Mime und 1974 dort auch der David in ‘Die Meistersinger‘.
Mime und Loge sang er auch 1981 an der Met und 1994 an der Lindenoper in Berlin.
Dort sah man ihn auch als Hauptmann im ‘Wozzeck‘.
Bei den
Salzburger Festspielen war er Bardolfo im
‘Falstaff‘;
er sang dort auch den Valzacchi im ‘Rosenkavalier‘.
Hinzu kam der Schreiber in ‘Chowanschtschina‘,
und den Monostatos in der ‘Zauberflöte‘,
der Regisseur in ‘Un
ré in ascolto‘ wie auch erst kürzlich der Altoum in der ‘Turandot‘.
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Ruth-Margret Pütz
... am 26. Februar 1930
geboren
/ Foto: privat |
Nur 4 ½ Monate dauerte der Gesangsunterricht
bei einem Bariton namens Berthold Pütz, der nicht mit ihr verwandt war.
1949 kam das erste Engagement an die Kölner Oper durch Herbert Maisch. Es war
der Page im ‘Rigoletto‘.
1951 sang sie schon größere Partien wie das Gretchen im ‘Wildschütz‘ oder Nuri
in ‘Tiefland‘.
Das nächste Engagement erfolgte als
Koloratur-Soubrette an das Opernhaus in Hannover. Dort konnte sie sich schon ein
kleines Repertoire erarbeiten, merkte aber auch, dass ein erneuter
Gesangsunterricht nicht schaden könnte. Den bekam sie dann sechs Jahre lang
durch den Gesangslehrer Otto Köhler.
Die Stimme entwickelte sich dadurch zu einem richtigen Koloratursopran und so
sang sie schon Konstanze in Edinburgh, worauf 1959 ein festes Engagement an das
Stuttgarter Opernhaus erfolgte. Dort debütierte sie mit Zerbinetta und hatte
einen riesigen Erfolg. Mit nur 29 Jahren erhielt sie den Titel einer
Kammersängerin.
Der nächste große Erfolg war die Lucia. Da wurde man auch international auf sie
aufmerksam.
1962 verpflichtete Herbert von Karajan sie an die Wiener Staatsoper, wo sie auch
schon 1958 gastiert hatte. In 9 verschiedenen Rollen und insgesamt 37
Aufführungen sang sie dort von 1958 bis 1970.
Auch Bayreuth meldete sich 1959 und 1960 für Blumenmädchen in ‘Parsifal‘ und
Waldvogel in ‘Siegfried‘.
Sie sang bei den Salzburger Festspielen auch mit Fritz Wunderlich in „Entführung
aus dem Serail“. Es gab auch Gastspiele in Nord- und Südamerika und die damalige
Sowjetunion.
Außer Oper sang sie auch Operette, Lieder, auch moderne Stücke. Sie war eine
gute Darstellerin, die auch sehr komisch sein konnte z.B. ‘Die spanische Stunde‘
in Stuttgart.
Gern gesehener Gast war sie im Fernsehen, so häufig beim ‘Blauen Bock‘. Oft zu
Gast war sie auch in Hamburg. So auch in der Nacht zur Sturmflut 1962. Sie sang
dort in der Musikhalle in Haydens Schöpfung.
36 Jahre lang blieb sie Mitglied im Ensemble der Stuttgarter Oper bis zur
Spielzeit 1994/95. In zahlreichen Tondokumenten wurde ihr Können festgehalten.
Eine lange, künstlerische Freundschaft verband sie mit dem Dirigenten Sergiu
Celibidache. Mit dem Sohn von Ferdinand Leitner war sie verheiratet und hat 2
Töchter.
Von 1989 bis 1992 gab sie ihr Wissen an
der Musikhochschule Trossingen an den Sängernachwuchs weiter.
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Puetz‘ ergab 108 Treffer
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Simon
Estes
am 2. März 1938 geboren
Foto: Philips |
Er
machte seinem Unmut Luft als Siegmund Nimsgern 1983 nach Bayreuth als Wotan
verpflichtet wurde.
Er selber hätte die Rolle gerne gesungen, mutmaßte damals, er sei wegen seiner
dunklen Hautfarbe nicht genommen worden, was eigentlich als absurd anzusehen
ist, da er doch 1978 den Holländer in Bayreuth sang und damit großen Erfolg
hatte.
Wie problematisch zu der Zeit die Rassendiskriminierung sich dokumentierte, ist
an den Wegen von Marian Anderson, Grace Bumbry, Martina Arroyo und auch Jessey
Norman zu erkennen.
Simon Estes, geboren in Centerville, Iowa kam aus kleinen Verhältnissen, der
Vater Bergmann, der Großvater noch als Sklave für 500 Dollar eingekauft,
studierte erst Medizin, hatte dann das Glück, dass der Gesangspädagoge Charles
Kellis die stimmlichen Möglichkeiten erkannte und ihm ein Stipendium an der New
Yorker Julliard School verschaffte.
1965 gewann er einen Gesangswettbewerb in München, was zu einem Engagement an
die Deutsche Oper Berlin führte.
Er ging nach Zürich und ab 1976 sang er an der Met.
In Hamburg sang er 1978 den Philipp im ‘Carlo‘, 1985 den Porgy an der Met, 1986
den Jochanaan in Zürich und 1993 den Boris in Leipzig.
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Jan-Hendrik
Rootering
am 18. März 1950 geboren
Foto: Calig |
Hendrikus Rootering war sein Vater, der in den 50-er Jahren als
Tenor an den vereinigten Bühnen Krefeld-Mönchen-Gladbach unter Erich Schumacher
als Intendant und Romanus Hubertus als GMD engagiert war. Herausragend hier sein
Nemorino im ‘Liebestrank‘.
Vater Hendrikus war der Entdecker, Lehrer und Förderer des Sohnes.
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Zitat
Jan-Hendrik Rootering stammt aus Wedingfeld bei
Flensburg. Bereits während des Studiums in Hamburg sang er kleinere
Partien u.a. an der Staatsoper Hamburg und am Musiktheater im Revier
Gelsenkirchen.
1982 debütierte er an der Bayerischen Staatsoper als Geisterbote in der
Strauss-Oper «Die Frau ohne Schatten», wo er seither in nahezu allen
großen Basspartien zu erleben war.
Dort sowie auf den großen Bühnen der Welt trat er mit seinem großen
Wagner-Repertoire auf (Pogner, Fasolt, Gurnemanz, Landgraf, Hans Sachs,
Daland, Wotan), als Mozart-Interpret und in verschiedenen Partien des
italienisches Repertoires.
Er gastierte regelmäßig an bedeutenden Opernhäusern, u.a an der
Mailänder Scala, dem Royal Opera House Covent Garden London, der Opéra
Bastille Paris, Wiener Staatsoper, Chicago Lyric Opera, Metropolitan
Opera New York und der Semperoper Dresden sowie an den Opernhäusern in
San Francisco, Washington, Berlin und Sydney.
Er war Gast bei internationalen Festspielen wie bei den Münchner
Opernfestspielen, den Berliner und Wiener Festwochen, dem Opernfestival
Oslo, dem Ravinia Festival, der Schubertiade Hohenems und den Salzburger
Festspielen und stets auch gefragt als Konzertsänger. 1986 wurde er zum
Bayerischen Kammersänger ernannt.
An der Semperoper war er bisher u.a. als Basilio («Il barbiere di
Siviglia»), Balstrode («Peter Grimes»), König Heinrich («Lohengrin»),
König Marke («Tristan und Isolde») und als Hans Sachs («Die
Meistersinger von Nürnberg») zu erleben. In der Spielzeit 2009|2010
übernahm er in der Premiere «Notre dame» die Partie des Quasimodo.
Mit dem Grammy Award wurde er für seine Mitwirkung an der Wagner-Oper
«Das Rheingold» (Fasolt) unter James Levine ausgezeichnet.
Jan-Hendrik Rootering ist Professor für Gesang an der Folkwang
Musikhochschule in Essen.
Zitatende
Quelle:
https://web.archive.org/web/20100425143446/
http://www.semperoper.de/de/oper/kuenstler20092010/jan_hendrik_rootering.html
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Neben der Folkwanghochschule in Essen unterrichtete er auch an
den Hochschulen in Klön und München.
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"Jan Hendrik Rootering"
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Beniamino
Gigli
am 20. März 1890 geboren
Foto: Deutsche Schallplatte |
An der berühmten Academia di Santa Cecilia von Rom erhielt er seine gesangliche
Ausbildung und debütierte 1914 am Theater von Rovigo als Enzo in Ponchiellis ‘La
Gioconda‘.
Nach Auftritten an kleineren und mittleren italienischen Häusern gelang ihm 1918
mit der Partie des Faust in Boitos ‘Mefistofele‘ der Sprung an die Mailänder
Scala, wohin ihn Arturo Toscanini gerufen hatte.
Von hieraus folgte eine glanzvolle Weltkarriere, die den Sänger 1920 wiederum
als Faust in Boitos Oper an die New Yorker Met führte, wo er als der legitime
Nachfolger Enrico Carusos galt.
Die schmelzreiche Stimme mit betörender mezza voce, exquisiten Piani und
kultivierter Phrasierung feierte vor allem in den Fachpartien Verdis: Herzog in
‘Rigoletto‘, Alfred in ‚La Ttraviata‘ und Richard im ‘Maskenball‘ und Puccini:
Cavaradossi in ‘Tosca‘ und Des Grieux in ‚Manon Lescaut‘ Triumphe.
Als Herzog trat er 1924 an der Berliner Linden Oper auf, 1938/39 in Covent
Garden Opera London, 1940 an der Mailänder Scala. 1946 sang er an einem Abend
den Turridu in ‘Cavalleria‘ und den Canio im ‘Bajazzo‘.
1936 umjubelte man ihn bei den Salzburger Festspielen nach einem Konzert im Dom
der Mozartstadt.
1938 kehrte er nochmal an die Met zurück, nachdem er seinen Vertrag mit dem
Institut 1932 wegen Gagenkürzung gekündigt hatte.
Er war häufig in Filmen wie:
- 1935: Vergiß mein nicht
- 1936: Forget Me Not
- 1936: Du bist mein Glück
- 1936: Ave Maria
- 1937: Die Stimme des Herzens
- 1937: Solo per te
- 1937: Mutterlied
- 1938: Dir gehört mein Herz
- 1938: Drei Frauen um Verdi
(Giuseppe Verdi)
- 1939: Der singende Tor
- 1940: Traummusik
- 1941: Mutter (Mamma)
- 1941: Vertigine
- 1941: Tragödie einer Liebe
- 1942: Bajazzo (I pagliacci)
- 1943: Lache Bajazzo
- 1943: Achtung, Aufnahme (Silenzio,
si gira!)
- 1948: Leckerbissen (Kompilationsfilm)
- 1950: Nacht-Taxi (Taxi di
notte)
zu erleben.
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Gigli"
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Die
Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger schreibt:
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Zitat
Zitat
Mobbing
Schikane mit System
Die Zahl ist gewaltig: Schätzungsweise
1.000.000 Beschäftigte in der Bundesrepublik kämpfen mit dem Problem
Mobbing, so Experten. Auch an Theatern wird das Problem schon seit
Jahren zunehmend virulent - oder mindestens sichtbar. Was tun?
Mobben meint das wiederholte und regelmäßige,
vorwiegend seelische Schikanieren, Quälen und Verletzen eines Menschen
und stammt aus dem Englischen („anpöbeln, angreifen, attackieren"). Das
Problem kann in höchst vielfältigen Erscheinungsformen auftreten.
Betroffene fühlen sich meist unsicher wie sie
damit umgehen sollen. Eine Empfehlung lautet, dem Täter oder der Täterin
Grenzen zu setzen. Das sagt sich leicht dahin, weil es schließlich auch
von der eigenen seelischen Verfassung abhängt. Sicher ist es wichtig und
richtig, dem Mobber möglichst früh ein klares „Stopp!" zu signalisieren
- dieser könnte sich sonst sogar noch bestätigt fühlen. Gleichzeitig
kann es dabei helfen, sich selbst nicht mehr als wehrloses Opfer zu
fühlen. Dabei ist aber zu bedenken, dass erste Anzeichen einer Gegenwehr
womöglich zu einer Eskalation führen. Die eigene Kündigung als Ausweg -
laut Studien entscheiden sich etwa 20 Prozent der Mobbingopfer so - ist
jedenfalls keine Lösung. Vielmehr können die Betroffenen selbst und auch
die Häuser Maßnahmen ergreifen. Es gibt die Betriebs- und Personalräte,
immer mehr Theater haben Ansprechstellen geschaffen und schließlich
stehen auch die Gewerkschaften ihren Mitgliedern zur Seite. Betroffene,
die den oder die Täter nicht selbst zur Rede stellen können, können sich
also im ersten Schritt Hilfe innerhalb des Betriebes suchen. Erster
Ansprechpartner ist immer der Vorgesetzte, oder falls dieser am Mobbing
beteiligt ist, dessen Vorgesetzter. Kollegen kommen genauso als
Unterstützung in Frage. Gespräche mit einer Täterin oder einem Täter
sollen grundsätzlich zu dritt geführt werden. Als ein nützliches
Hilfsmittel für Opfer gilt ein »Mobbingtagebuch", in dem das Opfer den
Verlauf der Mobbingsituation so genau wie möglich festhalten soll. Darin
sollte auch jedes Mal die Uhrzeit und die jeweilige Situation notiert
werden, in der es zu Übergriffen kam, wer welche Handlung begangen hat,
wer mit anwesend war und die Situation eventuell mitbekommen hat, und
wie er sich dabei gefühlt hat. Eventuelle körperliche oder
gesundheitliche Reaktionen als Folge und der zeitliche Abstand, in dem
sie aufgetreten sind, werden vermerkt. Auch bietet sich in diesem
Tagebuch die Möglichkeit, eventuelle Arztbesuche zu dokumentieren.
Sollte es im Extremfall zu einer Gerichtsverhandlung kommen, dient das
Mobbingtagebuch als Hilfe zur Beweissicherung. Das Schikanöse am Mobbing
liegt in der systematischen Missachtung. Man kann in diesem Zusammenhang
auch von einer steten Zermürbung sprechen.
WER MOBBT UND WARUM?
Am Arbeitsplatz lässt sich zwischen Mobbing
durch Vorgesetzte und solchem, das von Mitarbeitern gleicher oder
unterer Rangfolge ausgeht, unterscheiden. Der Psychoterror, der von in
der betrieblichen Hierarchie höher platzierten Personen ausgeht, soll in
40 Prozent der Fälle vorkommen, hinzu kommt horizontales Mobbing: Der
oder die Betroffene wird von hierarchisch gleichgestellten Kollegen
gemobbt. Mehr als 20 Prozent aller Mobbingopfer bezeichnen eine Kollegin
oder einen Kollegen als Täter. Widersprüchlich sind die Angaben zum
Betroffenheitsrisiko der Geschlechter: In großen skandinavischen
Untersuchungen - dort wurde das Problem vor Jahren erstmals thematisiert
-, waren fast immer zwei Drittel der Mobbingopfer Frauen. Dagegen haben
Studien in Deutschland eine eher gleichmäßige Verteilung ergeben. Glaubt
man den Untersuchungen, scheint es aber so zu sein, dass Frauen sich
eher professionellen Rat holen. Männer sind demnach stärker vom
Vorgesetztenmobbing betroffen als Frauen, diese hingegen mehr von
Mobbing durch einen einzelnen Kollegen bzw. eine einzelne Kollegin. Der
Zeitraum, in dem die Gemobbten von einer oder mehreren feindseligen
Handlungen betroffen waren, beträgt im Durchschnitt der abgeschlossenen
Fälle über 16 Monate. Als Ursache für Mobbing gilt der Forschung unter
anderem die Persönlichkeit des Mobbers - Menschen werden zu Mobbern, um
ihr schwaches Selbstvertrauen zu kompensieren. Täterinnen und Täter
benutzen demnach die Opfer als Prügelknaben und als Projektionsfläche
für eigene negative Emotionen.
Am weitesten verbreitet ist unter Forschem die Annahme, dass
strukturelle Faktoren Mobbing auslösen. So kann Mobbing eine Waffe im
innerbetrieblichen Wettstreit um knappe Ressourcen (Aufstiegspositionen,
Arbeitsplatzsicherheit) sein. Höchst umstritten unter Mobbingforschem
sind Studien, nach denen Mobbingopfer im Durchschnitt ängstlicher,
unterwürfiger und konfliktscheuer sind.
Einigkeit hingegen herrscht, dass schlechte Arbeitsorganisation und
Produktionsmethoden wie etwa unklare Zuständigkeiten, Monotonie, Stress,
allgemeine Mängel in der Kommunikations- und Informationsstruktur,
ungerechte Arbeitsverteilung, Ober- und Unterforderung, widersprüchliche
Anweisungen, mangelnder Handlungsspielraum oder Kooperationszwänge als
Ursachen gelten müssen. Außerdem: Das Risiko, gemobbt zu werden, ist in
Organisationen, in denen technologischer Wandel oder eine Änderung der
Eigentümerstruktur stattfinden, deutlich größer. Gelegentlich kommt es
auch vor, dass Arbeitgeber Mobbing nachgerade als Strategie verwenden,
um (bestimmte) Mitarbeiter zur Eigenkündigung zu bewegen, und sie so
Kündigungsschutz-Vorschriften unterlaufen oder Abfindungszahlungen
vermeiden.
WAS TUN GEGEN MOBBING?
Als zentrale Präventionsmaßnahme gilt der
Aufbau einer Organisations- und Führungskultur, die eine konstruktive
Zusammenarbeit garantiert,- in der jede und jeder Einzelne von allen
wertgeschätzt wird. Sekundäre Maßnahmen sind: Aufklärung (Broschüren,
Plakate, Diskussionen), eine betriebsinterne Infrastruktur gegen Mobbing
am Arbeitsplatz (etwa Betriebsvereinbarung für Fairness am
Arbeitsplatz), die systematische Sammlung von Daten über Mobbing im
Betrieb oder die Beseitigung von betrieblichen Rollenkonflikten. An
Theatern mit häufig befristeten Projekten, nicht immer festen
betriebliche Strukturen, von Abhängigkeit und Nähe bestimmten
Anbahnungsphasen für ein Engagement, besteht hier ein besonderer
Handlungsbedarf. Unabhängig davon hat der Arbeitgeber eine
Fürsorgepflicht: Er ist verantwortlich für die Gestaltung der
Unternehmens- und Führungskultur, für den Arbeitsschutz und für die
Intervention in konkreten Mobbing-Fällen. Bei Kenntnis von
Mobbing-Vorfällen muss er wirksame Maßnahmen ergreifen. Das können zum
Beispiel Mitarbeitergespräche (auch mit Zeugen), Abmahnungen,
Versetzungen und notfalls Kündigungen sein. Wenn er diese Aufgabe nicht
nachweislich erfüllt, kann er vom Opfer arbeits- und zivilrechtlich
belangt werden. Dabei kann Mobbing eigentlich auch nicht im Interesse
des Arbeitgebers sein, denn Mobbing macht krank und verursacht
erhebliche Kosten. Darüber hinaus sind es aber vor allem die Opfer, die
leiden: Regelmäßige feindselige Angriffe rufen negative Gefühle und
starke Verunsicherungen bei den Betroffenen hervor. In Umfragen nennen
die Opfer am häufigsten Demotivation, starkes Misstrauen, Nervosität,
sozialen Rückzug, Ohnmachtsgefühle, innere Kündigung, Leistungs- und
Denkblockaden, Selbstzweifel an den eigenen Fähigkeiten, Angstzustände
und Konzentrationsschwächen. Letzten Endes kann Mobbing zu Kündigung,
Versetzung und Erwerbsunfähigkeit führen. Im Privaten können die Folgen
von Mobbing erheblich über einen bloßen Verlust von Lebensqualität
hinausgehen. Nach Studien sind fast die Hälfte der Betroffenen länger
als sechs Wochen krank.
MOBBING UND DIE JURISTEN
Auf rechtlicher Ebene ist dem Problem nicht
immer leicht beizukommen - die verschiedenen Erscheinungsformen und
Abläufe entziehen sich oft einer klaren Würdigung. Eindeutig ist aber:
Das allgemeine Persönlichkeitsrecht gilt auch im Verhältnis von
Arbeitgeber und Arbeitnehmer - will sagen: der Arbeitnehmer hat einen
Anspruch auf Achtung. Aber: Die einzelne herabwürdigende Handlung oder
Äußerung mag zwar unerhört sein, von Mobbing kann dann aber noch nicht
gesprochen werden. Hier geht es um eine systematische, prozesshafte
Beeinträchtigung. Die Juristen sprechen von einem gestreckten Prozess,
der vielfaches Einzelverhalten zusammenfasst, aus dem sich eine gegen
die oder den Betroffenen gerichtete Zielrichtung erkennen lässt.
Allerdings hat auch kein Arbeitnehmer ein Recht auf kritikfreies
Wohlgefühl am Arbeitsplatz. Beständige Abmahnungen sind nicht von
vornherein eine rechtswidrige Verletzung der Persönlichkeit, das gilt
auch für unangenehme Anweisungen. Nur wenn dahinter ausschließlich ein
Schikanewille steht, kann von Mobbing gesprochen werden.
Unter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auf gleicher Hierarchiestufe
müssen die Juristen eine Grenze zwischen steter Unhöflichkeit und
persönlichkeitsrechtsverletzendem Mobbing finden. Wird verleumdet oder
beleidigt oder direkt die Gesundheit geschädigt, liegt der Fall klar.
Hier wird meist schon die einzelne singuläre Handlung „das allgemeine
Persönlichkeitsrecht verletzen - geschieht das systematisch, desto
klarer ist die Angelegenheit. Hier finden die spektakulären Fälle ihre
rechtliche Würdigung, wie das gewollte Herbeiführen von Arbeitsunfällen
durch Kollegen, die gezielte Falschinformation des Vorgesetzten über
vermeintliche Fehler des Betroffenen oder auch rassistische
Verhaltensweisen gegenüber ausländischen Kolleginnen oder Kollegen.
Trotzdem gilt: Der gemobbte Beschäftigte bleibt darlegungs- und
beweispflichtig, auch wenn die stete negative Beeinflussung der
Mobbing-Betroffenen häufig zu Gesundheitsschädigungen, insbesondere zu
psychischen und psychosomatischen Erkrankungen führt. Und selbst wenn
der Zusammenhang mit den Ereignissen am Arbeitsplatz mitunter schwer
nachzuweisen sein wird, stellt sich doch die Frage nach Entschädigung.
Der Schädiger soll dem Verletzten durch die Entschädigungszahlung
Genugtuung leisten für das, was er ihm angetan hat. Arbeitgeber sind
aufgefordert alles zu tun, um Mobbingfälle unterhalb der Schwelle zum
Arbeitsgericht zu klären.
Jörg Rowohlt
Zitatende
Quelle: Genossenschaft
Deutscher Bühnenangehöriger Heft 6/7 2019 – Seite 12 – 13 |
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Zitat
Mobbing in Japan
Wenn Schüler keinen
anderen Ausweg als den Tod sehen
Insgesamt 224.540 Schüler aus der Grund-, Mittel- und Oberschule in
Japan waren 2015 Opfer von Mobbing in der Schule.
Das ergaben Ergebnisse einer Studie des japanischen
Erziehungsministeriums. Zwar ist das Mobbing von Mitschülern kein
spezifisch japanisches Problem, jedoch hat das Drangsalieren von
Mitschülern in Japan so bedrohliche Ausmaße genommen, dass selbst die
Regierung bemüht ist, dieses schwerwiegende nationale Problem
einzudämmen.
„Zwar möchte ich
noch nicht sterben, aber so weiterzumachen wäre die Hölle auf Erden.“
Ijime,
wie es auf Japanisch heißt (Ableitung vom Verb
ijimeru
(zu dt. Quälen), wird in Japan seit Mitte der 80er Jahre als tief
greifendes, gesellschaftliches Problem wahrgenommen.
Auslöser dafür war eine Welle von Suizidfällen an japanischen Schulen.
Besonders Aufsehen erregte dabei der Fall von Hirofumi Shikagawa aus
Tokyo.
Der 13-Jährige hatte sich 1986 als Folge grausamer Schikane durch seine
Mitschüler umgebracht und einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er
angab, dass er zwar noch nicht sterben wolle, aber auch keinen anderen
Ausweg sehe, dieser Hölle zu entkommen.
Zitatende
Quelle:
https://sumikai.com/japan-erleben/mobbing-in-japan-176754/
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Wegen
Mobbing ins Gefängnis
France Télécom:
Ex-Manager verurteilt
Ein Pariser
Strafgericht hat frühere Manager des französischen
Telekommunikationsunternehmens France Télécom, das seit 2013 Orange
heißt, wegen ‘institutionalisierten Mobbings‘ für schuldig gesprochen.
Der einstige Firmenchef Didier Lombard sowie zwei weitere Manager
bekamen Haftstrafen von zwölf Monaten – davon acht Monate auf Bewährung
– und müssen jeweils eine Geldstrafe von 15.000 Euro zahlen.
Zitatende
Quelle: Hannoversche
Allgemeine Zeitung – 21. Dezember 2019 – Seite 11
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Die deutschen
Musiktheater
Die Lindenoper
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Im Zuge der baulichen Erweiterung der Berliner
Innenstadt unter Friedrich II. gehörte die Errichtung eines neuen
Opernhauses vor den Fenstern des Kronprinzen Palais auf dem Reitweg
Unter den Linden.
Zum Baumeister wurde Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff ernannt, der für
den König bereits einige kleinere Bauten errichtet hatte.
Das neue Opernhaus ’Unter den Linden’ konnte schließlich am 7.12.1742
mit ’Caesar und Cleopatra’, einer Oper des ersten preußischen
Hofkapellmeisters Karl Heinrich Graun feierlich eröffnet werden.
Die Rheinsberger Hofkapelle wurde in der Folge die Basis für das
Opernorchester.
Die ersten berühmten Künstler, die an das Theater gebunden werden
konnten, waren als Primadonna Giovanna Turca, die eine der besten
Stimmen ihrer Zeit besessen haben soll, engagiert.
1751 nahm der Bühnen Architekt und Dekorationsmaler Guiseppe
Galli-Bibiena seine Berliner Tätigkeit auf, die bis zu seinem Tod 1757
dauern sollte.
Während des siebenjährigen Krieges wurde das Opernhaus im Oktober 1760
durch eine Kanonenkugel beschädigt. Schwerer wog jedoch, dass der König
das Interesse an der Oper zu verlieren begann, seine entsprechenden
Gagen nicht mehr zahlte und so die erstklassigen Solisten einbüßte.
Schließlich wurde das allmählich verwahrlosende Theater vorübergehend
geschlossen.
In den folgenden Jahrzehnten führte es ein - von wenigen Ausnahmen
abgesehen - glanzloses Dasein.
1781 beehrte der König das Theater zum letzten Mal. Mit seinem Besuch
bis zu seinem Tode 1786 hatte es dann nicht mehr betreten.
Der Nachfolger Friedrich Wilhelm II. ordnete die Zusammenlegung der
Opernkapelle und der Kronprinzlichen Kapelle an, wodurch ein großes
Orchester gebildet wurde, das den kompositorischen Ansprüchen des
Hofkapellmeisters Reinhardt genügte.
Vergrößert - und so im Niveau verbessert - wurde auch das Ballett,
nachdem 1788 Albert Lauchery als Ballettmeister eingestellt worden war.
Auch hatte man am Theater Umbauten vorgenommen, wodurch günstigere
Sichtverhältnisse und eine Vergrößerung des Bühnen-Portals erzielt
worden waren.
Das renovierte Haus wurde am 11.1.1788 mit Reicharts Oper ’Andromeda‘
eröffnet.
Im August 1820 wurde der namhafte Komponist Gasparo Spontini an die
Berliner Oper berufen und als erster musikalischer Leiter mit dem Titel
’Generalmusikdirektor’ ausgezeichnet. 1819 kam seine Oper ’Olympia’ zur
Aufführung.
Er verstand sich jedoch äußerst schlecht mit dem Generalintendanten
Brühl, der seine Vollmachten durch Spontini eingeengt sah.
Auch Brühls Nachfolger, Graf Wilhelm von Rädern, setzte alles daran, die
Macht des bei Hof beliebten Spontini zu begrenzen.
Spontinis Überheblichkeit und Willkür in dienstlichen Belangen kamen ihm
zu Hilfe. Die zahllosen Streitigkeiten führten schließlich zu einem
Strafverfahren wegen Majestätsbeleidigung. Als Spontini am 2. April 1841
trotz Warnungen der Polizei selbst wieder an das Dirigentenpult trat, um
‘Don Giovanni‘ zu leiten, kam es zu einem Skandal. Spontini wurde
pensioniert und kehrte nach Paris zurück.
Am 11.6.1842 kam Giacomo Meyerbeers ’Robert der Teufel’ in Berlin
heraus, mit dem er bereits 1832 großen Erfolg gehabt hatte. Meyerbeer
wurde zum neuen Generalmusikdirektor ernannt.
Am 18.8.1843 brannte die Oper ab, wurde jedoch binnen kurzer Frist im
alten Stil wieder aufgebaut und am 7.12.1844 mit Meyerbeers Singspiel
’Ein Feldlager in Schlesien‘ festlich eröffnet. In dieser Zeit trat die
berühmte Koloratur-Sopranistin Jenny Lind erstmals in Berlin auf. Im
März 1852 wurde ein neuer Generalintendant formell in sein Amt
eingeführt, der allein schon durch die Dauer seiner 35 Amtsjahre die
Entwicklung des Berliner-Theater und Opern-Lebens nachhaltig
beeinflusste. Botho von Hülsen war ein konservativer königlich
preußischer Hofbeamter, der seine Geschäfte mit großer Strenge und
Energie führte. Er brachte das übliche romantische Opernrepertoire in
ausgezeichneter Besetzung, wehrte sich jedoch zunächst gegen Werke
Wagners, den er wegen dessen politischer Gesinnung auch persönlich
ablehnte. Erst als Wagner auch in konservativen Kreisen zu Ansehen
gelangte, gab Hülsen nach.
1856 ließ er ‘Tannhäuser‘, 1859 ‘Lohengrin‘, 1884 ‘Die Walküre‘ und 1885
‘Siegfried‘ aufführen, wobei ihm Albert Niemann als damals bester Wagner
Tenor zur Verfügung stand. Obwohl Hülsen für Wagner sogar einen Empfang
gab, verhinderte er nach wie vor die zyklische Aufführung des ’Ring des
Nibelungen’, der auf Betreiben Wagners schließlich im Berliner Victoria
Theater zur Aufführung gelangte.
Für die Opern Verdis hingegen setzte sich Hülsen intensiv ein.
Sänger und Tänzer aus vielen Ländern gastierten ständig an der Linden
Oper und insbesondere im Ballett brachte die Ära Hülsen einen
beträchtlichen Aufschwung.
Unter den Gesangstars jener Zeit sind neben Albert Niemann besonders der
Bassbariton Franz Betz, der Tenor Gustave Roger und der als ‘Postillion
von Lonjumeau’ berühmt gewordene Theodor Wachtel, ferner Pauline Lucca
und Lilli Lehmann hervorzuheben.
Hatte die Ära Hülsen auf sängerischem und tänzerischem Gebiet ein hohes
Niveau gebracht, so folgte 1886 zunächst unter der Intendanz Hans
Heinrich Bolko Graf von Hochberg eine Zeit der großen Dirigenten, was
insofern von Bedeutung war als seit der Gründung der Berliner
Philharmoniker 1882 das Publikum an deren Konzerten Interesse gewonnen
hatte. Der erste bedeutende Dirigent war 1888 Josef Sucher neben den -
ab 1891 - Felix von Weingartner und als dritter Spitzendirigent Karl
Muck traten.
1898 gab es in Berlin einen neuen Opernleiter in der Person von Richard
Strauss, der sich sofort mit einer exemplarischen Aufführung des
’Tristan’ durchsetzte.
Seine eigenen Werke durften in Berlin wegen der ablehnenden Haltung des
Königs nicht aufgeführt werden. Die als unmoralisch geltende
Strauss-Oper ’Salome’ führte unter anderem das Ende der Intendanz
Hochberg herbei; dieser wurde unter dem Vorwand gestürzt, er habe die
Aufführung doch zugelassen.
Unter seinem Nachfolger Georg von Hülsen dirigierten an der Berliner
Oper Bruno Walter Franz Schalk und Leo Blech, der 1906 erster
Hofkapellmeister wurde und von einer kurzen Unterbrechung abgesehen bis
1935 der Lindenoper verbunden blieb.
1904 ordnete Wilhelm II. unter dem Eindruck eines Theaterbrandes in
Chicago erhöhte Sicherheitsmaßnahmen an.
1910 folgten Überlegungen ein ganz neues Opernhaus zu errichten, jedoch
wurden diese Pläne bis zum Kriegsausbruch nicht mehr realisiert.
1924 wurde Erich Kleiber zum neuen Generalmusikdirektor ernannt. Er
führte am 17.3.1924 Janacecks ’Jenufa’ zum Erfolg.
Das folgende Jahr brachte mit der Uraufführung von Alban Bergs ’Wozzeck’
- ein künstlerisches Ereignis von Weltrang.
Im Mai 1926 begann ein großzügiger Umbau der Lindenoper, deren Ensemble
zwischenzeitlich im Gebäude der Kroll-Oper sowie im Schauspielhaus am
Gendarmenmarkt spielte.
Unter der Intendanz von Heinz Tietjen wurde das Haus am 28.4.1928 mit
der ’Zauberflöte’ neu eröffnet.
Im Mai 1929 gastierten die Mailänder Scala und Arturo Toscanini mit ’Falstaff’,
’Aida’, ’Der Troubadour‘ und ’Manon Lescaut’.
Am 5.5.1930 dirigierte Erich Kleiber die Uraufführung von Milhauds
’Christoph Columbus’.
1933 wurde der Vertrag von Otto Klemperer durch die Nationalsozialisten
gelöst und Wilhelm Furtwängler übernahm die Stellung des ersten
Staatskapellmeisters. Als weiterer Dirigent wurde Robert Heger
verpflichtet.
Nach Furtwänglers Rücktritt 1935 hatte Clemens Krauss für ein Jahr lang
die Leitung der Oper inne.
Die musikalischen Höhepunkte in der Zeit waren die Wagnerabende in
Tietjens Regie mit dem Bühnenbildern von Emil Preetorius, der noch in
den 50er Jahren in Wien den ’Ring’ ausstattete. Die neuen Stars hießen
Maria Cebotari, Erna Berger, Maria Müller, Helge Rosvaenge, Max
Lorenz, Marcel Wittrich und Franz Völker.
Das Jahr 1938 brachte die Uraufführung von Werner Egks ’Peer Gynt’ und
eine Neuinszenierung der ’Zauberflöte’ durch Gustav Gründgens mit
Herbert von Karajan.
Die ersten Kriegsschäden erlebt die Oper 1941. 1945 wurde das neu
aufgebaute Gebäude zum zweiten Mal zerstört. Schon im August 1945 nahm
die Staatsoper den Nachkriegs-Spielbetrieb im Admiralspalast nahe dem
Bahnhof Friedrichstraße mit Glucks ’Orpheus und Eurydike’ auf.
Die Intendanz hatte Ernst Legal übernommen, der schon in der alten Kroll
Oper als Regisseur mitgewirkt hatte und als Antifaschist galt.
In den folgenden Jahren wurde rasch ein neues Repertoire erarbeitet und
unter den Ensemblemitgliedern tauchten nun Peter Anders, Erich Witte,
Tiana Lemnitz und Josef Greindl auf.
Leiterin des Balletts wurde Tatjana Gsowski.
Unter den Dirigenten sind Josef Keilberth, Hermann Abendroth, Leopold
Ludwig, Hans Knappertsbusch und Georg Solti zu finden.
Eines der bedeutendsten Ereignisse der ersten Jahre war am 12.10.1951
die Uraufführung von Paul Dessaus Oper ’Die Verurteilung des Lukullus’,
Text von Bertolt Brecht.
Am 17.6.1951 hatte Erich Kleiber erstmals wieder nach 36 Jahren in
Berlin den ’Rosenkavalier’ dirigiert und in diesem Jahr wurde auch der
Wiederaufbau des Knobelsdorffschen Gebäudes im alten Stil beschlossen.
Zitatende
Quelle: Hermes Handlexikon - 1983 –
Verlag Econ
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Pressemitteilung
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Verwaltungsrat beschließt dritte Verlängerung
von Intendant Jens Neundorff von Enzberg am Theater Regensburg bis 2027
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Verwaltungsrat des Theaters Regensburg
mit seiner Vorsitzenden Gertrud Maltz-Schwarzfischer hat den Vertrag des
Intendanten Jens Neundorff von Enzberg, der zum 1. September 2022 enden
würde, für weitere fünf Jahre, bis 31. August 2027, verlängert.
Seit September 2012 ist Neundorff von Enzberg
künstlerischer Vorstand und Intendant des Theaters Regensburg, das mit
seinen Produktionen weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist und
zahlreiche künstlerische Akzente gesetzt hat.
„Da es sich bei Theaterproduktionen um
längerfristig angelegte Projekte handelt, ist es Usus, eine
Vertragsverlängerung rechtzeitig in die Wege zu leiten“, so
Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. „Jens Neundorff von
Enzberg ist es gelungen, das Theater Regensburg in den letzten sieben
Jahren überregional durch hohe künstlerische Qualität und Mut zu
positionieren, ohne das Regensburger Publikum aus den Augen zu
verlieren, das sich mit stetig steigenden Abonnenten-Zahlen bedankt.
Seine Neugier auf ungewöhnliche Spielorte hat uns unvergessliche Momente
im Steinbruch, im Hafen und auf der Walhalla beschert. Ich bin gespannt
auf die neuen Projekte und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit!“
Auch Jens Neundorff von Enzberg ist froh darüber, die
Geschicke des Theaters weiter lenken zu dürfen: „Ich freue mich sehr
über dieses vorzeitige Angebot der Vertragsverlängerung, dem ich gerne
zugesagt habe. Es macht große Freude, in Regensburg Theater zu machen,
und es gibt noch viele künstlerische Herausforderungen, denen wir uns
gerne stellen möchten. Die Akzeptanz unserer Arbeit beim Publikum macht
uns glücklich und ich bin stolz, einem so tollen und kompetenten
internationalen Team von über 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
vorstehen zu dürfen.“
Jens Neundorff von Enzberg war nach seinem Studium der
Musikwissenschaft, des Theatermarketings und der Kulturwissenschaften in
Berlin und Leipzig ab 1992 als Dramaturg für alle Sparten am
Südthüringischen Staatstheater Meiningen engagiert, bevor er 1996 als
Dramaturg an die Sächsische Staatsoper Dresden wechselte. Dazu war er
mit der künstlerischen Leitung der „kleinen szene“, der experimentellen
Bühne der Semperoper, betraut. Von 2000 bis 2007 war Jens Neundorff von
Enzberg Chefdramaturg für Musiktheater und Mitglied der künstlerischen
Leitung des Theaters Bonn sowie künstlerischer Leiter der
experimentellen Musiktheaterreihe „bonn chance!“. Als Gastdramaturg
betreute Jens Neundorff von Enzberg unter anderem im Jahr 2005 „Mitridate“
von Mozart bei den Salzburger Festspielen, war Stipendiat der Bayreuther
Festspiele und publizierte in zahlreichen Musikzeitschriften. Hinzu
kommt eine enge Zusammenarbeit mit vielen Komponisten wie beispielsweise
Hans Werner Henze, Aribert Reimann, Detlev Müller-Siemens, Reinhard
Febel, Steffen Schleiermacher, Jan Müller-Wieland, Vladimir Tarnopolski
und Helmuth Oehring, bei denen Jens Neundorff von Enzberg zumeist
Uraufführungen in Auftrag gegeben, betreut und mitentwickelt hat. In
den Spielzeiten 2007/08 bis 2011/12 war Jens Neundorff von Enzberg als
Operndirektor und Musiktheaterdramaturg am Staatstheater Braunschweig
tätig. Seit Beginn der Spielzeit 2012/13 ist er Intendant am Theater
Regensburg und leitet das 5-Sparten-Haus mit großem künstlerischen und
wirtschaftlichen Erfolg. Mit den Sängerinnen Vera Semieniuk (2013), Anna
Pisareva (2017), Sara-Maria Saalmann (2019) und dem Schauspieler Jacob
Keller (2015) verzeichnet das Theater Regensburg in seinen Ensembles
bereits vier PreisträgerInnen des Bayerischen Kunstförderpreises. Der
Fokus der Spielplangestaltung liegt im Musiktheater (Leitung: Jens
Neundorff von Enzberg) auf einer Mischung aus spannenden
Wiederentdeckungen, Bewährtem, selten gespielten Werken und
Uraufführungen. Das Schauspiel (Direktion 2012-2018: Stephanie Junge,
seit 2018/19: Klaus Kusenberg) ist für seine Auswahl deutschsprachiger
Erstaufführungen und Uraufführungen geschätzt, die durch neu befragte
Klassiker komplettiert werden. Die von Yuki Mori 2012/13 neu
ausgerichtete und seit 2019/20 von Georg Reischl übernommene
Tanz-Kompagnie hat sich zum Publikumsmagneten entwickelt; im Jungen
Theater (Leitung 2012-15: Eva Veiders, seit 2015/16: Maria-Elena
Hackbarth) sind auf dem vielfältigen Spielplan besonders
Stückentwicklungen zu aktuellen Themen hervorgestochen.
Zitatende
Quelle: Pressemitteilung Theater Regensburg
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Pressemitteilung
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Niedersächsische Staatstheater Hannover
verlängern Vertrag mit
Verwaltungsdirektor Jürgen Braasch bis 2024
Der Aufsichtsrat der Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH hat
heute
den Vertrag mit dem Verwaltungsdirektor Jürgen Braasch um drei Jahre bis
2024 verlängert.
„Jürgen Braasch hat einen maßgeblichen Anteil daran, dass der doppelte
Intendantinnenwechsel zu Laura Berman und Sonja Anders so hervorragend
gelungen ist. Es ist wichtig für die Staatstheater, dass er seine
erfolgreiche Arbeit mit dem neuen Team gewohnt souverän fortsetzen
kann“,
sagt Dr. Sabine Johannsen, Staatssekretärin im Niedersächsischen
Ministerium
für Wissenschaft und Kultur, als Vorsitzende des Aufsichtsrates der
Staatstheater Hannover nach der Sitzung in Hannover. „Besonders freut es
mich, dass durch die Vertragsverlängerung die Begleitung des Baus des
neuen
Werkstattgebäudes durch Jürgen Braasch gewährleistet ist. Er wird dafür
Sorge tragen, für die Produktionsprozesse der Staatstheater optimale
Lösungen mit dem Neubau zu realisieren.“
Jürgen Braasch ist nach Stationen im Schauspielhaus Bochum und dem
Theater
Freiburg seit April 2006 Verwaltungsdirektor der Niedersächsischen
Staatstheater Hannover. Er betont: „Ich danke dem Aufsichtsrat für das
Vertrauen. Ich freue mich weiterhin für das Staatstheater Hannover, mit
den
Intendantinnen Sonja Anders und Laura Berman und allen wunderbaren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern großartiges Theater machen zu können.
Zitatende
Quelle: Nds. Landesregierung –
Pressemitteilung – 04.12.2019
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Aus den
Medien
Am 19. Dezember 2019
berichtete die MZ über einen Vorgang, der vor Gericht landen kann.
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19. Dezember 2019, 20:00 Uhr
Streit in Regensburg:
Haus Wittelsbach verlangt Absetzung eines Musicals
Noch steht in Regensburg Johannes Mooser als Ludwig
II. auf der Bühne. Der Titel des Stücks gefällt den Wittelsbachern nicht
besonders.
"Ludwig II - Sehnsucht nach dem Paradies": So lautet der Titel eines
Musicals, das im Stadttheater in Regensburg aufgeführt wird.
Das Haus Wittelsbach sieht darin eine Verletzung der geschützten Marke
und verlangt die Absetzung des Stücks.
Auf Nachfrage teilte die Sprecherin des Theaters Regensburg mit, dass
man derzeit "in intensiven und wirklich sehr guten Gesprächen"
miteinander sei.
Von Andreas Glas, Regensburg, und Johann Osel
Man muss suchen, eine ganze Weile, und sehr genau hinschauen, um dann
doch noch ein Plakat im Foyer des Regensburger Theaters zu entdecken.
Rechts von der Kasse, man übersieht es fast zwischen all den anderen
Plakaten an der Wand. Fast könnte man meinen, das Theater habe das
Plakat absichtlich versteckt. Als wolle man dieses Musical nicht
prominenter präsentieren als unbedingt nötig. Das Plakat ist in schwarz,
weiß und pink gehalten. "Ludwig II." steht darauf geschrieben. Das ist
der Titel des Musicals. Und ein Problem.
Von diesem Problem hat das Theater am 11. Dezember erfahren. Per E-Mail.
Darin heißt es: "Wir bitten Sie (...) die Vermarktung und den Vertrieb
Ihrer Musical Veranstaltungsreihe 'Ludwig II' sofort einzustellen." Und:
"Es steht Ihnen selbstverständlich frei, eine andere Bezeichnung, die
mit unseren Schutzrechten nicht kollidiert, zu verwenden." Absender der
E-Mail ist die "Schloss Kaltenberg Königliche Holding und Lizenz KG",
die streng über die Rechte des Hauses Wittelsbach wacht.
100 Jahre Freistaat Bayern
Ein Staatsbürger, fast wie alle anderen
Das Haus Wittelsbach herrschte 738 Jahre lang über Bayern. Mit der
Proklamation des Freistaats 1918 hat die Familie offiziell keinen
politischen Einfluss mehr. Doch hohes Ansehen genießt sie noch immer.
Von Hans Kratzer
Die Wittelsbacher sind bekannt für ihr Kaltenberger Ritterturnier und
das eigene Bier, im Fanshop der Brauerei werden zum Beispiel auch Brot,
Käse und Süßwaren angeboten, aber auch "König Ludwig Schreibgeräte" oder
"royale Präsente" wie Krüge und Broschen. Über Jahre hat man zudem ein
internationales Netzwerk für Lizenzen aufgebaut; geschützt sind als
Marke etwa Wappen und Namen, darunter "Ludwig", "Ludwig II", "König
Ludwig". Diesbezüglich werden die Lizenzen vergeben - beziehungsweise
wird bei irregulärer Nutzung eingeschritten. Luitpold Prinz von Bayern,
Urenkel des letzten Königs Ludwig III., sagte mal in einem Interview, es
sei nötig, "all die Dinge einzufangen, die unter der Ludwig-Flagge
segeln", denn "die Marke muss innere Werte, Tradition und
Langfristigkeit widerspiegeln".
Als Richtschnur diene "die simple Frage: Was würde König Ludwig heute
kaufen? Bekanntlich stellte er höchste Ansprüche. Man muss nicht jeden
Unsinn mit König Ludwig zulassen". Tassen mit Konterfei und anderes am
Souvenirmarkt, vom Senfglas und Kühlschrankmagneten bis zum
Weißwurstkessel, sei zwar rechtlich oft kaum einzubremsen, von einigen
hundert gewonnen Verfahren war aber die Rede - zum Beispiel bei einem
"König-Ludwig-Markt" mit Ramsch oder royaler Unterwäsche - "fürchterlich
viele Sachen, die von schlechtem Geschmack zeugen". Auch "die
König-Ludwig-Pizza wird es nicht geben". Die Intervention läuft
weltweit, in einem Fall zum Beispiel bei einer "König Ludwig Bier Hall"
in Hongkong.
Rechtsstreit um königliches Wappen endet mit Vergleich: Polohemden mit
dem Wittelsbacher Wappen dürfen nicht mehr vertrieben werden.
Zitatende
Quelle:
Kulturjournal
Regensburg – 24. Dezember 2019
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Am 24.
Dezember 2019 berichtete die HAZ über einen Vorgang vor Gericht.
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Orchester darf
auf Fotos schauen
Vergleich vorm Arbeitsgericht
von Michael Zgoll
Einem Bratschisten des Staatsorchesters der
das niedersächsische Staatstheater Hannover aufgrund eines
unautorisierten Fotos im Programmheft 2019 / 2020 wegen Verletzung
seiner Persönlichkeitsrechte verklagt hat, ist ein Teilerfolg beschert
worden. Das Amtsgericht Hannover konnte die Parteien am Donnerstag nach
zähen Verhandlungen zum Vergleich bewegen. Danach wird der Musiker auch
künftig an Fotoshootings teilnehmen, jedoch muss sein Arbeitgeber die
Bilder vor einer Veröffentlichung dem Orchestervorstand - eine
Mitarbeitervertretung - übermitteln und bei Bedarf eine Stellungnahme
entgegennehmen. Wie der Bratschist in der Verhandlung erklärte, sei der
Vorstand 2019 mit diesem Anliegen beim Staatstheater dreimal
gescheitert.
Schmerzensgeld gibt es nicht
Zu dem Vergleich zählt auch der Hinweis, dass
der Orchestervorstand über die Fotos im Rahmen des Tarifvertrags
verfügen darf, sprich: die Musiker fragen kann, ob ihnen ihr Konterfei
gefällt.
Das Vetorecht eines einzelnen Musikers, dem
Staatstheater die Veröffentlichung eines missliebigen Fotos zu
untersagen, gibt es aber nicht - auch diese Klarstellung ist Bestandteil
des Vergleichs.
Vom Tisch ist zudem die Forderung des
Ensemblemitglieds auf Zahlung eines Schmerzensgeldes zwischen 2500 und
5000 Euro
Das beanstandete Bild hatte erstmals ein
neuer Fotograf, Sven Marquardt, gefertigt. Es dient der Ankündigung
eines Symphonie Konzerts von Anton Bruckner und zeigt die Gesichter von
9 Musikern in Schwarz-Weiß-Optik. Dabei schaut der Kläger leicht zur
Seite und hat die Augen nur halb geöffnet was ihm nicht gefiel.
Foto im Internet gelöscht
Das Staatstheater hatte im Vorfeld des
Prozesses bereits reagiert und die Abbildung in der Onlinefassung der
Programmankündigung entfernt.
Aus dem Spielzeitheft 2019 / 2020 in einer Auflage von
30.000 Exemplaren unters Volk gebracht, konnte man das umstrittene Bild
aber nicht mehr herausschneiden.
Richter Kilian Wucherpfennig,
Vorsitzender der 4. Kammer, äußerte sein Unverständnis, dass sich das
Staatstheater derart schwertut, mit dem Orchester auf freiwilliger Basis
über die Auswahl der Programmheftfotos zu sprechen.
Verwundert
zeigte sich das Gericht auch darüber, mit welchem Ernst die Parteien um
die Fotorechte streiten.
Bei der Verhandlung klang aber
an, dass es um die Stimmung zwischen den Musikern und der Staatstheater
GmbH laut Anwältin des Klägers nicht zum Besten stehe.
Zitatende
Quelle: Hannoversche Allgemeine
Zeitung – 24. Dezember 2019 – Seite 20
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„Rettung auf Raten.“
„Hoffentlich!“
Stadttheater Landshut
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Nach Protesten von
Bürgern, Zuschauern, Beschäftigten und Gewerkschaf-
ten ist die Zukunft des Stadttheaters
Landshut noch nicht beendet, aber nur vorläufig. Was ist passiert? 2014
musste das Stadttheater in Landshut seine altehrwürdige, aber marode
Spielstätte im Berniochnerkomplex an der Isar verlassen. Bestandsschutz
und Ausnahmegenehmigungen halfen nichts mehr, der Spielbetrieb dort
musste eingestellt werden. Eine Interimslösung musste her. Man entschied
sich für den Kauf eines Theaterzeltes und verlagerte den gesamten
Betrieb in eine kleine Container- und Wellblechlandschaft an den
Stadtrand von Landshut auf ein Messegelände. Die Bühne wurde größer, die
Arbeitsbedingungen fragwürdig. Verendende Ratten unter der
Damengarderobe sind da noch das kleinste Problem. Im Winter frieren die
Rohre zu, im Sommer wird es im Zelt, auf der Probebühne und auch in
allen Containern schnell 40 Grad heiss, unter der Zirkuskuppel oben bei
der Technik auch 50 Grad.
Dazu eine ständige Lärmbelästigung. Wenn Regen auf das Zeltdach
prasselt, bricht die ohnehin schwierige Akustik im Zelt vollends ein,
die Schauspieler müssen schreien, der Probebetrieb wird unterbrochen.
Aus der nahe gelegenen Veranstaltungsarena dröhnen bei Konzerten die
Bässe herüber, dazu kommen Auf- und Abbauten auf dem Messegelände, LKW,
Schneepflüge und manchmal auch das Löwengebrüll eines gastierenden
Zirkuses. Alles in allem arbeitsrechtlich bedenkliche Zustände.
Die Stadt nahm aber Geld in die Hand, löste
juristische Probleme, kaufte ein Grundstück dazu und entwickelte das
Konzept, der Sanierung des alten Bestandes einen Erweiterungsbau
hinzuzufügen, der mit einer neuen Spielstätte versehen, auch den
wirtschaftlichen Betrieb zukunftsfest machen würde. Der Freistaat Bayern
versprach sich mit 75% an den Kosten, etwa 50 Millionen, zu beteiligen,
ein Architekturwettbewerb wurde durchgeführt und mit dem Siegerentwurf
ging man in die konkreten Planungen über. Noch zur Spielzeiteröffnung im
September 2019 wurde ein Rückzug in den Bernlochnerkomplex für 2025
zugesagt.
Ende Oktober bei der Haushaltsklausur für den
Haushalt 2020 platzte dann die Bombe. Die Stadt Landshut habe kein Geld,
alle nicht dringend notwendigen Investitionen und Sanierungen würden
sofort eingestellt, so auch die Sanierung des Stadttheaters. Ab 2024
werde man dann sehen, ob und wie man weitermache.
Das unzumutbare Theaterzelt-Provisorium würde
so zu einer Dauereinrichtung, mindestens bis in die 30er-Jahre.
Die Theaterbeschäftigten fühlten sich
hintergangen und starteten eine erfolgreiche Online-Petition, Intendant
Stefan Tuch protestierte und kündigte an, Vorstellungen abzusagen,
Premieren zu verschieben oder Proben auszusetzen, weil er die
Arbeitsbedingungen nicht weiter verantworten könne.
Die GDBA formulierte einen Offenen Brief an den OB und
die Stadtratsmitglieder: '...sollte man sich nicht zu einer positiven
Lösung entschließen können, müsse sich die Gewerkschaft um
rechtskonforme Arbeitsbedingungen bemühen.'
Die Kuh ist nicht vom Eis
Die erzeugte mediale Aufmerksamkeit sowie die
deutlichen Reaktionen der Landshuter Bürgerschaft zeitigten Wirkung: Im
Haushaltsausschuss stimmten letztlich alle Parteien einem Kompromiss zu,
der 1,85 Millionen für weitere Planungen zumindest in den Etat 2020
einsetzt. Allerdings: Die mittelfristige Finanzplanung weist für die
Folgejahre weiterhin exakt null Euro aus - aber der Stadtrat will mit
der Staatsregierung in München über einen höheren Finanzierungsanteil
reden.
Inzwischen hat OB Putz auf den Offenen Brief der GDBA
reagiert. Tenor: Wir bemühen uns ja, aber das Geld ist knapp. Die
Gewerbesteuereinnahmen seien niedriger als geplant, Schul- und andere
Projekte dafür teurer. Der GDBA-Landesvorsitzende Klaus Müller ärgert
sich: „Uns wird mit viel vorgeführter politischer Verantwortung das
untere Minimum an vorläufiger, eigentlich nur vertagter ‚Lösung' als
Erfolg verkauft." Einmal mehr folge der Hinweis auf die
„Pflichtaufgaben" der Kommune, denen der Vorzug gegeben werden müsse.
Die geltenden politischen Rahmenbedingungen machten es den
Verantwortlichen einfach zu leicht, „Kultur als Kür" zu begreifen. Der
Verweis auf die nötigen Nachverhandlungen mit der Landesregierung lasse
vermuten, dass durchaus strategisch mit dem Druck des Aussitzens und
Vertagens einer soliden Lösung umgegangen wird. Scheint, als sei die Kuh
tatsächlich nicht vom Eis - erstmal ist nur gesichert, dass sie nicht
einbricht.
Zitatende
Quelle: Genossenschaft Deutscher
Bühnenangehöriger Heft 12 / 2019 – Seite 10 - 11
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Als GDBA-Obmann vertritt Olaf Schürmann die
Interessen der Beschäftigten vor Ort und streitet gegen prekäre
Arbeitsbedingungen.
Dann geht es uns an den Kragen
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Sind die künstlerisch
Beschäftigten weiterhin willens, die prekären Arbeitsbedingungen in dem
zum Dauerzustand gewordenen Zelt hinzunehmen?
Also sicher nicht, wenn wir nicht mehr wissen
warum. Solange uns ein klares Sanierungsversprechen gegeben war, haben
wir nichts gesagt. Das war quasi immer schon unser Beitrag zu dem ganzen
Projekt. Aber wenn die Stadt jetzt aus der Sanierung aussteigt, ergibt
das keinen Sinn mehr. Ich denke, dass sind wir auch unserem Publikum
schuldig. Das hat ja dieselben Abstriche zu machen, Hitze, Kälte,
Zugluft, Lärmbelästigung.
Vor einem halben Jahr hat der
Oberbürgermeister den Entwurf für den neuen Berntochner-Komptex als
Meilenstein" bezeichnet. Jetzt wollte er davon nichts mehr wissen. Woher
der Sinneswandel?
Den Entwurf für die Sanierung plus Erweiterungsbau findet er sicher auch
heute noch klasse, er war ja auch eine treibende Kraft dabei, aber es
sei eben kein Geld mehr da. Aber so plötzlich? Klar, es geht um
Steuerschätzungen, also vor allem Gewerbesteuern, die turnusmäßig
hereinkommen und auf die ein Stadtrat bei seinen Haushaltsplanungen
natürlich reagieren muss. Aber das sind doch alles erfahrene Menschen
die dort arbeiten und sicher keine chaotische Spontifamilie, die groß
einkauft für den nächsten Urlaub, um dann eine Woche vor Abflug
festzustellen: Schatz, wir haben gar kein Geld für die Tickets.
Wird in Landshut wie schon zuvor in anderen Städten Sport
gegen Kultur ausgespielt? Schließlich hat die Stadt durchaus das Geld
für die Sanierung ihres Eissport-Stadions.
Nein, das wird nicht gegeneinander
ausgespielt, sondern ist klar entschieden. Und zwar für eine
Komplettsanierung des Eisstadions. Ist ja auch in Ordnung. Perfide ist
allerdings, dass die Sanierung des Stadttheaters jetzt gegen die
dringend notwendigen Sanierungen von Schulen und Kitas in Landshut
ausgespielt wird. Leider auch eine übliche Praxis und darüber hinaus
sehr verfänglich.
Wenn es in Landshut wirklich zum
Schlimmsten käme, also zu einem abgespeckten Not-Betrieb: Welche
Auswirkungen hätte das auf Straubing und Passau, mit denen das
Stadttheater Landshut in einem Zweckverband verbunden ist?
Dann wird es schwierig. Wir sind ja ein Städtebundtheater mit Passau und
Straubing, auch wenn wir Landestheater heißen. Alle Produktionen aus
Landshut (Schauspiel) und Passau (Musiktheater) werden und müssen auch
in allen Städten gespielt werden. Ein abgespeckter Notbetrieb in
Landshut würde sich natürlich massiv auf die Einnahmen und
Zuschauerzahlen aller Städte auswirken und damit gerät das ganze System
ins Rutschen. Aber es ist nur Landshut, das seiner vertraglichen
Pflicht, ein spielfertiges Theaterhaus (übrigens 'Haus', nicht Zelt),
zur Verfügung zu stellen, nicht nachkommt.
Am 6. Dezember muss der Kompromiss, auf den
sich die Parteien mehrheitlich verständigt haben, noch durch den
Stadtrat abgesegnet werden. Wenn das geschieht: Wie sehen Sie die
Zukunft des Theaters Landshut?
Ich befürchte sehr, dass es scheibchenweise
weitergehen wird. Ich will den Verantwortlichen gerne glauben, dass sie
dieses gewonnene Jahr jetzt nutzen, um alles daran zu setzen, doch noch
eine Finanzierung auf die Beine zu stellen. Aber ohne die heftigen und
deutlichen Reaktionen aus der Bevölkerung und von den Gewerkschaften und
Verbänden wären wir nicht mal an dem Punkt. In Budweis wartet man,
glaube ich, schon seit 60 Jahren auf eine Sanierung. Aber soviel Zeit
haben wir einfach nicht mehr in diesem Zelt. Und dann geht es dem
Stadttheater und auch dem Zweckverband, also uns allen, an den Kragen.
Zitatende
Quelle:
Quelle: Genossenschaft Deutscher
Bühnenangehöriger Heft 12 / 2019 – Seite 12
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Das Musical-Unternehmen Stage
Entertainment
zieht sich komplett aus dem Ruhrgebiet zurück.
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Die Standorte in Oberhausen
und Essen werden im Laufe des kommenden Jahres geschlossen.
Im
Oberhausener Metronom Theater zeigt Stage seit 15 Jahren Musicals. Nun
soll noch bis zum 22. März 2020 ‚‘Tanz der Vampire‘ laufen. Danach endet
die Tradition. Die Produktionen hätten, so Stage, kein hinreichend
großes Publikum für ein dauerhaftprofitables Geschäft gefunden. Von dem
Aus werden 88 Mitarbeiter betroffen sein. Stage will sich »um hohe
Sozialverträglichkeit bemühen.
Außerdem plant Stage den Verkauf des Colosseum Theaters in Essen, das in
einer historischen Krupp-Werkstatt aus dem Jahr 1903 untergebracht ist.
In dem Theater mit 1700 Plätzen finden Konzerte und Shows statt. Stage
ist Eigentümer von Gebäude und Grundstück. Der Verkaufsprozess sei noch
nicht abgeschlossen, hieß es.
Als Reaktion hat der Musical-Darsteller Alexander Klaws der Branche
vorgeworfen, nur noch auf Profit aus zu sein und dabei das Publikum mit
geringem Aufwand hinters Licht führen zu wollen. »Die Eintrittskarten
werden unangemessen teuer, gleichzeitig aber sitzen anstelle eines
Orchesters nur noch fünfköpfige Bands im Orchestergraben. Dagegen sei
früher in die Kunst und vor allem in den Nachwuchs investiert worden.
Jetzt sei zu erleben, was passiert, wenn am falschen Ende gespart werde.
Zitatende
Quelle: Genossenschaft Deutscher
Bühnenangehöriger Heft 12 / 2019 – Seite 13 |
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Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung - 07. 12. 2019
Leserbriefe
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Liebe Frau Prof. Gilles, lieber Herr Hansing,
zunächst möchte ich mich für die "Mitteilungen" bedanken, die ich immer
wieder mit Vergnügen - was die Darstellung betrifft - und einigem
Missvergnügen über die dargestellten Verunstaltungen der Stücke an
deutschen Theatern lese.
Wir haben Sie diesmal in Pforzheim/Ölbronn vermisst, wo wir wieder nett
hätten plaudern können. Ich kam am Freitagabend in Pforzheim an der
Theke zufällig mit einer Regisseurin ins Gespräch über den Bayreuther
"Tannhäuser", dessen Konzept sie gut fand. Auf meine Fragen, was daran
wohl so gut gewesen wäre, bekam ich allerdings keine konkreten
Antworten. Und als ich dann auf den diesjährigen "Rigoletto" in Bregenz
zu sprechen kam, zu dem mir nur einfiel: "Aufwendiges technisches
Spektakel mit Blödelshow", meinte sie, wenn 7000 Leute dem Aufstieg der
Gilda mit dem Ballon in den Himmel zujubelten, müsse es doch wohl etwas
sein. (Na ja, überwiegend Touristen, die wegen des "Events" kommen, da
interessiert das eigentliche Werk eben nicht. - Das ist meine
persönliche Meinung).
Bei dem Gespräch hätte ich Sie gerne dabeigehabt. Etwas aber muss ich
Ihnen noch berichten: In der Ausgabe 27 hatte Herr Hansing den Unsinn
der Bayreuther "Tannhäusers" so schön drastisch auseinandergenommen. Wir
haben im Tamino Klassikforum ein Thema "Sammelplatz für absurde und
lächerliche Inszenierungsideen". Dort habe ich einen Trailer vom
Bayreuther "Tannhäuser" und einen unmittelbaren Link zu dem Artikel von
Herrn Hansing gesetzt. Dafür hätten mich ein paar Leute am liebsten
verprügelt - wenn sie es gekonnt hätten.
Wir haben viele Leute im Forum, die genau unserer Meinung in Bezug auf
das Regisseurstheater sind, auch der Inhaber und Administrator des
Forums ist ein entschiedener Gegner dieser Verunstaltungen der
klassischen Werke (Er sagt es häufiger noch drastischer als ich, z.B.
Hundekot statt bestelltem Rumpsteak). Aber es gibt auch insgesamt 5
Stänkerer, die sich bei fast allen unbeliebt gemacht haben (Einer, der
aber nie etwas Kreatives zum Forum geleistet hat, wird jetzt wegen
seiner Frechheiten moderiert, d.h. seine Beiträge werden erst einmal von
einem Moderator gesichtet, ehe sie veröffentlicht werden. Doch seitdem
schreibt er nicht mehr, was viele begrüßen, aber die wenigen Stänkerer
zutiefst bedauern. Nun kann ich regelmäßig damit rechnen, wenn ich etwas
zum Regisseurstheater sage, dass sofort zwei oder drei von ihnen auf den
Plan treten und stänkern. Ich bin regelrecht zur Zielscheibe ihrer
Angriffe geworden, aber das rührt mich herzlich wenig. Es amüsiert mich
inzwischen schon so sehr, so dass ich geneigt bin, sie immer wieder
herauszufordern, damit sie sich mit ihren dämlichen Antworten vor den
gescheiten Lesern bloßstellen. Den Inhalt ihrer Beiträge, vor allem die
ellenlangen philosophischen Predigten, lese ich schon überhaupt nicht
mehr.
Zurück zum Artikel von Herrn Hansing: Da haben sie sofort nach einem
"Aufhänger" gesucht, wie sie mich "totmachen" könnten und ihn auch
gefunden. Dieser Aufhänger war die Regenbogenfahne. Einer hat es sogar
geschafft, dass ein Moderator, der auch etwas zum Regietheater neigt
(die übrigen Moderatoren sind meist unserer Meinung, halten sich aber
wegen ihrer Aufgabe im Forum etwas zurück) den Link gelöscht hat. Ich
habe aber stattdessen dann auf die telezeitung-online vom - ich glaube
es war der 23. Juli - verwiesen.
Nun enthält die neue "Mitteilung" wiederum eine schöne drastische
Beschreibung der unsinnigen "Tosca" in Hannover. Die hätte ich mit einem
Trailer dieser Aufführung aus youtube auch wieder gerne ins Forum
gesetzt und dazu auf diese Beschreibung in der telezeitung hingewiesen.
Aber ich habe sie dort nicht gefunden. Wenn ich nun auf ihre
"Mitteilung" verweise, blocken diese Herren schon von vorn herein ab,
wenn Sie Ihren Namen lesen. Das ist natürlich für sie ein "rotes Tuch".
Und meine Freunde aus dem Forum bekommen - soweit ich weiß - selbst ihre
Mitteilungen bzw. andere Bekannte (auch im Forum) habe ich bereits auf
Ihre Internetseite hingewiesen. Es wäre natürlich reizvoll, wenn ich
auch diese Beschreibung direkt verlinken könnte.
Im Übrigen haben andere und ich bereits ganz konkrete Fragen zum Sinn in
unseren Augen dämlicher Regieeinfälle an diese Leute gestellt (z.B.
welchen Sinn sie darin sehen, dass während der Ouvertüre zum
"Maskenball" ein Rondell mit Klosett aus der Bühne gezeigt wird, auf dem
Männer mit heruntergezogenen Hosen sitzen usw.) aber noch nie eine
Antwort erhalten. Da drücken sie sich immer herum mit der Ausrede, dass
sie das Stück nicht gesehen hätten und daher keine Antwort geben
könnten, obwohl wir diese Szene im dem "Sammelplatz ..." vorgestellt
haben. Meiner Ansicht nach zeigen sie damit nur, dass sie nicht viel von
Oper verstehen, sondern nur stänkern wollen.
Nun aber genug.
Wir wünschen Ihnen eine schöne Adventszeit und ein wundervolles
Weihnachtsfest.
Ganz liebe Grüße E. und G. W.
Zitatende
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Noch ein Leserbrief:
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Liebe Frau Prof Gilles, lieber Herr Hansing,
vielen Dank für die schnelle Antwort. Nun habe ich nur auf
http://www.telezeitung-online.de verwiesen,
und gebeten, auf den 2. November herunter zu scrollen. Da hat es
geklappt. Natürlich meldeten sich wieder die Üblichen, was ich auch
nicht anders erwartet hatte und einer schrieb, dass ihm jetzt die Lust
gekommen sei, nach Hannover zu dieser Vorstellung zu reisen. Warten wir
einmal ab, ob jetzt einige die Webseite aufsuchen werden und was dann
noch kommt. Sie können diese lächerlichen Einwände auch nachlesen. Der
Administrator hat vor einiger Zeit unter dem Oberbegriff
"Regietheaterforum" alle Themen zusammengefasst, die sich mit
Regietheater beschäftigen und die er meist selbst angestoßen hat. Klickt
man nur auf den Oberbegriff, erscheint eine Liste mit all den
Zänkereien, die es dort schon gegeben hat. Ich bin gerne einverstanden,
wenn Sie meinen letzten Bericht auch bei sich veröffentlichen. "die
ellenlangen philosophischen Predigten eines Dozenten". Dieser Doktor ist
das typische Beispiel für einen Profilneurotiker. Er hat sich von Anfang
an überheblich gezeigt und alle die nicht seiner Meinung waren, für
dumm, ignorant, "kleine Lichter" erklärt. Mich hat er einmal sogar für
"hirntot" erklärt. Aber ich kann darüber nur lachen, denn solche Leute
offenbaren damit ja nur ihren Charakter. Erst gestern hat er uns
Anhänger der echten Meisterwerke in den aktuellen Thema "Der
kulturpolitische Auftrag der Theater" wieder die "Ewig-Gestrigen"
genannt, "die noch in einer anderen Welt und Zeit leben" und behauptet
doch schlichtweg, heute habe doch jeder Opernfreund einen Computer und
könne sich im Internet über die Inszenierungen informieren, ehe er ein
Opernhaus betritt. Er "rauft sich nun dauernd die Haare", weil er (außer
den 4 anderen Stänkerern) kaum Anhänger für seine absurden Thesen
erhält. Ich weiß nicht, wann dieser Herr sich überhaupt mit seinen
Studenten beschäftigt, weil er sich doch ständig im Forum bewegt. Eine
kleine Geschichte noch am Rande: Als wir über die Rigoletto-Aufführung
in Bregenz zu diskutieren begannen, schrieb er am Anfang nur, er wolle
sich in dieses Thema nicht mehr einschalten. Danach folgten noch über 20
ellenlange Predigten von ihm in diesem Thema und als ihn jemand darauf
ansprach, dass er sich doch hätte heraushalten wollen, kamen noch
mehrere weitere Beiträge. Er erklärte sich dann auch bereit, sich die
Inszenierung in einer Aufzeichnung ansehen und - was er bisher noch nie
getan hat - etwas Konkretes dazu sagen. Aber plötzlich fühlte er sich
durch ein anders Mitglied beleidigt und erklärte, er werde sich nun
nichts mehr konkret dazu sagen. So hat er sich immer auf konkrete Fragen
herausgemogelt und nur in höheren Sphären über die Notwendigkeit des
Regietheaters theoretisiert. Ich bin jetzt einmal gespannt, ob er sich
zu der heutigen Einsetzung der "Tosca" äußern wird, denn ich glaube
kaum, dass er sich aus den Opernthemen, von denen er klar erkennbar
nichts versteht (er hat sich selbst auch schon einmal so geäußert)
heraushalten kann. Er braucht einfach eine "Bühne".
Ach, ich könnte einen ganzen Roman schreiben, was ich mit einigen
wenigen Herrn im Forum schon alles erlebt habe. Aber ich übergehe ihre
Beleidigungen, zeige höchstens einmal ihre Lächerlichkeit auf und kämpfe
weiter. Einige der "RT-Phoben" - wie uns diese Leute betitelt haben -
haben leider, weil sie es nicht mehr ertragen konnten, schon aufgegeben.
Und nun grüßen wir Sie noch einmal herzlich und wünschen Ihnen weiterhin
eine schöne Zeit - E. und G. W.
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Ein weiterer Leserbrief
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Zitat
Liebe Frau Gilles,
durch Ihr unerschöpfliches Wissen, Ihre Ausführungen und Recherchen, die
Sie in den „Mitteilungen für Freunde...“ weitergeben, haben Sie bei
vielen Menschen, die sich bislang nicht so intensiv mit unserem
Kulturgut beschäftigt haben, ein verändertes aufgeschlossenes
Bewusstsein erreicht.
Ich kann Ihnen dafür nur immer wieder herzlich danken und Ihnen
weiterhin viel Energie für diese Arbeit wünschen.
In Hildesheim habe ich die zweite Aufführung von Tristan und Isolde mit
einer Freundin anders erlebt als bei der Premiere.
GMD Ziemen betrat die Bühne und teilte mit, dass man improvisieren
müsse, weil die Hydraulik für die teilweise Abdeckung des
Orchestergrabens nicht funktioniere.
Um die Vorstellung nicht absagen zu müssen, habe man sich für eine
halbszenische Aufführung entschlossen. Er wisse selber nicht, wie die
Musik klingen würde ....
Das Orchester saß also auf der hinteren Bühne, im 1. Akt stand nur das
Bett , im 2. Akt zwei Tische für Tristan und Isolde und König Marke und
im 3. Akt das Todeslager für Tristan auf der Bühne.
Fazit: Die künstlerische Leistung bei den Sängern und dem Orchester war
für Hildesheimer Verhältnisse optimal, und wir wurden von der
Hafenkneipe verschont.
Man hätte sich vorher für diese Lösung entscheiden sollen!!!!
Ihre R. B. aus Hannover
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Ein Leserbrief
als Nachtrag zum
Kalenderblatt 23. Dezember
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Phänomen Edita Gruberova
Vieles vom Leben und Schaffen der
Koloratur-Ausnahmesopranistin Edita Gruberova wurde schon
veröffentlicht. Mein Bericht beginnt so ca. im Jahr 2005.
Das Publikum bemerkte noch nichts, sie aber
hatte das Gefühl, dass einiges beim Singen nicht mehr so leicht ging,
wie in der Vergangenheit. Eine HNO Ärztin in München empfahl ihr, es
doch mal bei der Stimmtherapeutin Gudrun Ayasse zu probieren. Gesagt,
getan und dort musste sie erfahren, dass ihre Technik nicht bzw. nicht
mehr optimal ist. So ließ sie sich auf das mühsame Unterfangen ein, die
Technik total umzustellen und auch Frau Ayasse zu vertrauen. Diese
Veränderung oder nennen wir es Optimierung der Technik ging natürlich
nicht von heute auf morgen. Es war ein mühsamer Prozess, der sich über
einige Jahre hinzog. Aber dadurch wurde es möglich, dass sie auch jetzt
noch im „zarten Alter“, wie sie selbst zu sagen pflegt, von nunmehr 73
Jahren noch immer die saubersten Koloraturen mit höchsten Tönen ohne
Wackler singen kann. Inzwischen ist sie 3-fache Oma! Niemand ist das je
in dieser Stimmkategorie gelungen. Wie macht sie das? Disziplin, Brennen
für die Bühne, mindestens 4 Tage Pause zwischen einzelnen Auftritten und
niemals über Fach singen. Sie erzählte uns selbst, dass sie am Anfang
der Laufbahn nur schön gesungen hat und erst mit zunehmender Erfahrung
diese Koloraturpartien auch mit Leben füllen konnte. Heute ist es ihr
egal, wie ihr Gesicht beim Singen aussieht. Es empfiehlt sich wirklich
in einer der ersten Reihen zu sitzen, um die Emotionen in ihrem Gesicht
beim Singen mitzuerleben. Und sie singt auswendig in Konzerten, auch
konzertante Opern auch wenn alle Mitstreiter die Notenständer vor der
Nase haben. Alle, die diese große Künstlerin, die total bodenständig
geblieben ist, in ihrer Freizeit am liebsten im Garten buddelt, je live
erleben durften, können sich glücklich schätzen. Sie ist bestimmt die
letzte Primadonna in positivem Sinn mit einer riesigen Fangemeinde.
Ihre Paraderolle „Lucia di Lammermoor“ sang
sie zum letzten Mal szenisch mit riesigem Erfolg im Februar 2019 in
Budapest. Der Abschied von der Opernbühne war ja, wie bereits berichtet,
am 27.März 2019 in München mit einer fulminanten „Elisabetta“ in
„Roberto Devereux“. Jetzt gibt es nur noch hie und da ein paar Konzerte.
Da ragt heraus die erste China-Tournee im Oktober 2019. Dort wurde sie
bei 4 Konzerten in 4 verschiedenen Städten gefeiert wie ein Popstar. Sie
sang dort auch 2 Lieder auf chinesisch! Im Dezember gab es in
Augsburg/Gersthofen ein Konzert mit Liedern im ersten Teil und Arien im
2. Teil. Das Publikum tobte über 8 Strauss-Liedern,
Frühlingsstimmenwalzer, Rosina, Beatrice di Tenda, Ophèlie und 4 Zugaben
mit La Wally. Ach, wir armen Primadonnen, sie ist da ganz Komödiantin
und beide Adele Arien aus der Fledermaus, die sie übrigens dann auch
hinreißend spielt und auch der Pianist macht da zur Freude des Publikums
jedesmal mit. In 2020 wird es ein Konzert im Teatro Maggio Musicale
Fiorentino geben und im August in Klagenfurt. Inzwischen konnte sie ihr
Können auch an den Sängernachwuchs weitergeben. Ich hatte das Glück,
eine Woche im Juli 2019 in Bad Häring dabei zu sein. Das Herrliche dabei
war, sie hat selbst vorgespielt und vorgesungen, dabei auch Sachen, die
schon lange nicht mehr in ihrem Repertoire zu finden sind, wie Gilda,
Olympia, Puritani und Mozarts Konzertarien. Und sie war zu allen
liebenswürdig und hatte viel Geduld, die auch nötig war; denn von
Technik hatten die meisten keine Ahnung. Ihr ständiger Begleiter am
Klavier und als Dirigent ist der ausgezeichnete Peter Valentovic. Im
Juli 2020 wird es wieder einen Meisterkurs in Bad Häring geben und im
August in Lübeck.
Auf zahlreichen CD's und DVD's wurde ihr
Können festgehalten und auch Youtube bietet sehr viele Aufnahmen, die
viel von der Künstlerin und ihr Wirken zeigen.
Ruth Tipton
Zitatende |
Kommentar
In der Nr. 28 erwähnten
wir eine Äußerung von Andrea Breth zum Thema Regisseurstheater.
Hier nun eine Aussage von Dieter David Scholz:
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Werktreue.
Was ist Werk, was Treue?
Kein Begriff ist derzeit unter
Opernbesuchern wie - Regisseuren, Kritikern wie Publikum so in der
Diskussion wie der des "Regietheaters". Dabei geht es letztlich um die
Frage nach der "Werktreue". Wie weit darf ein Regisseur mit seiner
Neudeutung einer Oper gehen? Was ist eigentlich ein Werk, und was
bedeutet Treue gegenüber dem Werk? Diesen Fragen ist ein Symposium an
der Universität Zürich vor zwei Jahren nachgegangen. Zur genaueren
Klärung der vielbenutzten, aber uneindeutigen Begriffe hat Gerhard
Brunner, Leiter des Züricher Universiätslehrgangs "Executive Master in
Arts Administration" fünf Wissenschaftler, 4 Regisseure und 5 Kritiker
bzw. Medienvertreten eingeladen. Ihre Beiträge sind bei Böhlau/Oldenbourg
veröffentlicht worden. Gerhard Brunner und Sarah Zalfen haben sie als
Buch herausgegeben. 224 Seiten. 29,80 Euro.
Verdis "Rigoletto"
auf dem Planeten der Affen, Mozarts "Entführung aus dem Serail" im
Bordell oder Wagners "Lohengrin" im Klassenzimmer: Wer hätte nicht
derlei Beispiele sogenannten "Regietheaters" immer wieder erlebt,
Inszenierungen, die den Eindruck nahelegen, dass für viele
Opernregisseure die Begriffe "Werk" und "Werktreue" keine Rolle mehr
spielen.
Die Oper
scheint heute vor allem eine Spielwiese egomanischer Regisseure geworden
zu sein, die sich selbst wichtiger nehmen als das "Werk".
Verständlich, dass viele von ihnen den Begriff "Regietheater" rundweg
ablehnen. Der Musikwissenschaftler Anselm Gerhard nennt "Werktreue" denn
auch einen "Phantombegriff", auf den man besser verzichten solle, da ihm
jede "Trennschärfe" fehle, "jede Möglichkeit, den vertrackten
Widersprüchen und Aporien einer vom Historismus geprägten Kultur gerecht
zu werden, die darauf beharrt, vor allem vergangene Werke in die
Gegenwart einer heutigen Bühnenaufführung zu transformieren".
Der
Theaterwissenschaftler Sieghard Döhring macht die "Aufwertung des
Szenischen in der Geschichte der Oper" verantwortlich dafür, dass Regie
und Bühnenbild oftmals über Musik und Intention eines Werks gestellt
werden. Und er fragt zurecht: Steht Regie tatsächlich immer im Dienst
der "Wahrheit eines Werks"? So gegensätzlich sie waren: Bei Wieland
Wagner oder Lucchino Visconti durfte man diese Frage wohl noch eindeutig
bejahen. Aber heute? Salomonisch unterscheidet Döhring zwischen
statischem und dynamischem Werkbegriff. "Ein dynamischer Werkbegriff
verhelfe der Aufführung "neben dem Text zu ihrem ganz eigenen Recht".
Döhring beklagt dennoch die zunehmende Abkehr vom Werkbegriff. Der
Musik- und Theaterwissenschaftler Rainer Simon spricht in seinem Essay
sogar von der vorherrschenden "Treulosigkeit" dem Werk gegenüber.
Für Regisseur
Peter Konwitschny bedeutet die Frage nach Werk und "Werktreue" die
Alternative zwischen "totem oder lebendigem Theater". Stücke seien
schließlich dazu da, "dass wir etwas an unserer Existenz verändern", so
Konwitschny. Er hat es uns ja in seinen Inszenierungen, ich erinnere nur
an seinen "Don Giovanni", exemplarisch vorgeführt, dass es ihm mehr um
seine Existenz, seine Erotik, seine Weltsicht geht, statt um die des
Komponisten bzw. Librettisten. Zu schweigen von der des Zuschauers. Ein
für viele heutige Regisseure bezeichnender, arroganter Standpunkt. Der
Dirigent und Musikologe Peter Gülke protestiert denn auch dagegen und
erinnert daran, dass es doch so etwas wie die
"Würde"
des Werks gebe, den
"Ankergrund unserer kulturellen
Identität". Doch er ist ein einsamer Rufer in der Wüste.
Auch Regisseur
Christof Loy, der am Beispiel seiner Inszenierung von Mozarts
"Entführung aus dem Serail" Einblicke gibt in "Gefühls- und
Gedankenprozesse" der szenischen Realisierung eines Werks", distanziert
sich vom Begriff der Werktreue. "Was zähle, sei einzig die Aufführung in
der Gegenwart". Die Regisseurin Tatjana Gürbaca macht deutlich - und sie
belegt es mit Interviews, die sie mit Regie-studenten führte - dass für
die jüngste Generation von Regisseuren "Werktreue" nicht nur ein zu
vernachlässigender, sondern geradezu ein negativ besetzter Begriff sei,
der keinerlei Berechtigung mehr habe.
"Erlaubt ist, was gefällt"
so liest man, "Umschreiben der Handlung, Kürzen,
Hinzufügen, Umstellen, Parallelmontagen mit Film oder anderen Genres,
andere Besetzungen und auch andere Instrumentierungen sind denkbar". Der
kleinste gemeinsame Nenner sei, "das Stück ernst zu nehmen". Wenigstens
das.
Die Debatte um
die Werktreue - so wird nach der Lektüre der 13 Beiträge und der 3
Diskussionsnotate deutlich, ist nicht nur eine "Scheindebatte", wie der
Journalist Claus Spahn meint, sondern ein offenbar
hoffnungsloser Diskurs
einander konträr und unvereinbar gegenüberstehender Meinungen
und Positionen. Die Kritikerin Christine Lemke-Matwey spricht es aus:
Die Regisseure von heute, noch mehr die der Zukunft, wollen sich keinem
"Kunst und Ausdruckswillen" mehr unterstellen lassen. Die Oper hat für
sie keinen verbindlichen Kunstcharakter mehr. Deshalb gibt es für sie
auch keinen verbindlichen Werkbegriff mehr. Schlimmer noch:
Lemke-Matwey bilanziert, dass dem Theater "keine Relevanz, keine Wirkung
mehr" zukomme. Deshalb werde diese "auch in den Werken nicht mehr
aufgesucht".
Nichts
ist mehr sakrosankt, weder Text, noch Komposition. Ein deprimierendes
Fazit.
Im
abschließenden Kapitel des Buches - über geschütztes Werk und
Theaterrecht - rechtfertigt der Jurist Peter Mosiman die Abkehr vom
Werkbegriff mit dem juristischen Begriff von der
"Kunstfreiheit". Regisseure wie Dirigenten dürften für
sich in Anspruch nehmen, "dem Autor auf Augenhöhe zu begegnen".
Diese
Anmaßung der Gleichsetzung von totem
Autor und lebendigem Interpret, oftmals von Genie und
Nicht-Genie, sei juristisch abgesichert, wenn "Werk und Inszenierung
einen gemeinsamen Sinn ergeben". Nur dass man sich über den füglich
streiten kann. Und tote Autoren bzw. Komponisten können sich gegen
Vergewaltigung, Missbrauch und Schändung ihrer Werke nicht mehr wehren.
Der Musikwissenschaftler Anselm Gerhard versucht zwar einen Kompromiss,
indem er der ganzen Debatte über Werk und Werktreue ausweicht. Es komme
schließlich bei einer Opernaufführung auf "die ästhetische
Überzeugungskraft ... im Verhältnis zu den jeweiligen Vorlagen" an. Dem
kann nicht widersprochen werden. Bliebe nur zu fragen: Wie steht‘s denn
mit der immer austauschbarer und eintöniger werdenden Bühnenästhetik
vieler heutiger Regisseure? Mit ihrem Geschmack, mit ihrem Stilgefühl
und ihrer Stück-Kenntnis? Doch diese Fragen werden leider in dem Buch
von Gerhard Brunner nicht beantwortet. Peter Konwitschny mokiert sich
stattdessen in der Schlussdebatte über die Ungebildetheit des heutigen
Publikums.
Aber die
Frage nach der Bildung der Regisseure wird nicht einmal gestellt.
Obwohl sie sich bei vielen heutigen Opernregisseuren,
oftmals bekennenden Quereinsteigern und Opernverächtern, geradezu
aufdrängt. Zeugt es tatsächlich von großer Bildung und Phantasie, wenn
zwischen New York und Mailand, Wien und Berlin die meisten Stücke in
Sechzigerjahrekostümen und Kleinbürgerwohnungseinrichtungen gezeigt
werden? Ist es tatsächlich so, wie Christine Lemke-Matwey behauptet,
dass viel gewonnen sei, wenn Oper in
"Bilder ... unserer heutigen
Lebenswirklichkeit " übersetzt wird? Eben diese
stereotypen Aktualisierungen haben doch dazu geführt, dass Oper immer
austauschbarer, langweiliger und phantasieloser wird.
Nicht
jedes Werk lässt sich in unsere Gegenwart transformieren. Es muss auch
gar nicht aktualisiert werden. Ein begabter Regisseur kann auch im
Historischen aktuelle Brisanz vermitteln.
Nur scheint es heute zu wenige begabte Regisseure zu
geben. Darüber schweigt sich das Buch von Gerhard Brunner geflissentlich
aus. Wir werden also weiterhin mit Kleinbürgerwohnungen,
Blümchentapeten, "Nacktheit, Blut, Sperma und Nazistiefeln" auf der
Opernbühne leben müssen. Das Schlusswort des ehemaligen Opernintendanten
Klaus Zehelein, dass die Sache mit der "Werktreue" sehr kompliziert,
aber wenigstens ein Zeichen von Leben sei, tröstet einen darüber nicht
hinweg.
Beiträge in SWR 2, MDR Figaro
Zitatende
Quelle:
https://dieterdavidscholz.de/Oper%20&%20mehr/was-ist-werktreue.html
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Gioacchino Rossini
'Der
Barbier von Sevilla'
Uraufführung am 20. Februar 1816
Giovanni Paisiello - vordem Hofkapellmeister der Kaiserin
Katharina II. von Russland,
danach beim König von Neapel, bis er von Napoleon I. nach Paris
geholt wurde - widmete sich dem 'Barbier' von Beaumarschais - dem Ur-Vater
dieser italienischen Oper.
Er soll sich nicht gegen eine neue Komposition durch Rossini gewehrt,
sondern eher noch Avancen gemacht haben:
Die Rossini-Uraufführung am 20. Februar 1816 wurde von
Paisiello-Unterstützern gestört, der Komponist selber soll in einem Brief aus
Neapel an einen Freund in Rom gebeten haben, den Durchfall Rossinis eindeutig zu
gestalten.
Gleich im ersten Akt während der Ur-Aufführung der Rossini'schen Fassung kam es
den Berichten zu Folge zu Zwischenfällen.
Rossini hatte dem Tenor Manuel García, der bei der Uraufführung den Grafen
Almaviva sang, gestattet, statt der Arie 'Sieh schon die Morgenröte' eine
spanische Weise anzustimmen. Da vergessen wurde, die Gitarre zu stimmen, mit der
sich der Sänger begleiten wollte und nun Garcia das Instrument erst einrichten
musste, führte das zu Unmut.
Was den Unwillen des Publikums noch erhöhte, war die Tatsache, dass Figaro mit
eben derselben Gitarre des Grafen auftrat, um sich bei seiner Kavatine zu
begleiten.
Auch die 'Verleumdungsarie' fiel dem Spott anheim, da der Basilio-Sänger an
einem Nagel hängenblieb, stürzte und sich das Gesicht blutig schlug.
Als noch eine Katze über die Bühne lief, einen Ausgang suchend, musste unter dem
Gelächter des Publikums der Vorhang fallen.
Der zweite Akt gestaltete sich gleich in der Ablehnung des Publikums.
Bei der zweiten Aufführung hörte man wenigstens zu - und das Werk wurde
angenommen. Der Siegeslauf war nicht mehr aufzuhalten.
Die erste deutsche Bearbeitung besorgte Ignaz Kollmann, ein 1775 in Graz
geborener Schriftsteller. Die Secco-Rezitative wurden von Theobald Rehbaum ins
Deutsche übertragen, zum ersten Mal kamen sie 1890 in einer Aufführung in der
Kroll-Oper in Berlin zur Anwendung. Später bearbeitete sie Otto Neitzel, der
ab1865 in Berlin an der Neuen Akademie der Tonkunst bei Theodor Kullak und
Richard Wüerst Klavierunterricht erhielt.
Von 1873 bis 1875 war er Schüler von Franz Liszt.
1875 schrieb Neitzel in drei Wochen seine Dissertation 'Die ästhetische Grenze
der Programmmusik' und wurde zum Dr. phil. promoviert. Anschließend begleitete
er als Pianist Pauline Lucca und den Geiger Pablo de Sarasate auf Tourneen.
Neitzel verfasste einen allgemeinen Opernführer und ein Werk über Richard
Wagners Opern. Neben eigenen Kompositionen schuf er Klavierbearbeitungen
bekannter Werke, etwa 1878 die Bearbeitung der Spanischen Tänze von Sarasate für
Klavier. Als Musikschriftsteller schrieb er ein Buch über Saint-Saëns. (1891)
Neitzel wollte anregend und unterhaltsam sein, weniger als wissenschaftlich
geschulter Kritiker wirken.
Neben Paisiello und Rossini nahmen sich auch deutsche Komponisten des 'Figaro'
an, dessen Ur-Fassung 1775 als Sprechstück in Paris uraufgeführt wurde.
Ludwig Benda (1746 - 1792) komponierte ein Singspiel in vier Akten 'Der Barbier
von Sevilla' mit einem Text nach Beaumarchais des Schauspielers und Librettisten
Friedrich Wilhelm Großmann, das am 7. Mai 1776 Berlin seine Uraufführung.
Auch Johann Abraham Peter Schulz - Dirigent des französischen Theaters in
Berlin, war von 1780 bis 1787 Kapellmeister des Prinzen Heinrich in Rheinsberg
und von 1787 bis 1795 Hofkapellmeister in Kopenhagen - vertonte den 'Barbier von
Sevilla', 1786 in Rheinsberg uraufgeführt.
Besonders bekannt ist Schulz als Komponist der Melodie zu Matthias Claudius'
Gedicht „Abendlied“ („Der Mond ist aufgegangen“) sowie des Weihnachtsliedes „Ihr
Kinderlein kommet“. Ein weiteres Kirchenlied, durch welches Schulz heute noch
einen Bekanntheitsgrad hält, ist „Wir pflügen und wir streuen“.
Der Franzose Nicolas Isouard schuf einen 'Barbiere di Siviglia' - Text von
Giuseppe Petrosellini nach Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais - eine opera
buffa in drei Akten, uraufgeführt 1796 in La Valletta auf Malta, im Teatru
Manoel.
Am 2. April 1937 wurde in Prag eine Komödie in drei Akten und neun Bildern von
Ödön von Horváth mit dem Titel ‘Figaro lässt sich scheiden‘ uraufgeführt. Die
Hauptpersonen sind dieselben wie in der Komödie ‘Der tolle Tag oder Figaros
Hochzeit‘ bzw. wie in Mozarts ‘Le nozze di Figaro‘ und basieren auf der Trilogie
espagnole – den Komödien ‘Le barbier de Séville‘, ‘Le mariage de Figaro‘ und ‘La
mère coupable‘ – 1792 mit wenig Anerkennung auf die Bühne gebracht, die
Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais schrieb. Der erste Teil, der ‘Barbier‘
wurde am 23. Februar 1775 uraufgeführt. ‘Der tolle Tag oder Die Hochzeit des
Figaro‘ entstand von 1776 bis 1778. Am 27. April 1784 fand die Uraufführung
statt und hatte einen triumphalen Erfolg.
Bemerkunken eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung von
‘Der
Barbier von Sevilla‘
der
Nds.
Staatsoper Hannover GmbH
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|
Zitat
Oper
Il Barbiere di Siviglia
Der Barbier von Sevilla
Gioacchino Rossini (1792 – 1868)
Opera buffa
Libretto von Cesare Sterbini nach der Komödie
von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais
18. Januar 2020‘ - Opernhaus
In italienischer Sprache mit deutschen
Übertiteln
Inszenierung
Nicola Hümpel Musikalische Leitung
Eduardo Strausser,
Michele Spotti Bühne
Oliver Proske Kostüme
Esther Bialas Licht
Holger Klede
Videoassistenz Nogati Udayana
Chor Lorenzo
Da Rio Dramaturgie
Julia Huebner
Graf Almaviva
Sunnyboy Dladla, Juan de Dios Mateos
Figaro
Germán Olvera,
Hubert Zapiór Doktor Bartolo
Frank Schneiders,
Tiziano Bracci Rosina
Nina van Essen,
Anna-Doris Capitelli Don Basilio
Pavel Chervinsky,
Daniel Miroslaw Fiorillo
James Newby, Darwin Prakash Berta
Carmen Fuggiss Ein Offizier
Darwin Prakash, Gagik Vardanyan
Chor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Inhalt
Momente voller Situationskomik, funkelnde Bravour-Arien und furiose,
melodienreiche Ensembles – Rossini begeistert mit Humor, hier ist jede
Nummer ein musikalischer Hochgenuss!
Dazu geht es auf der Bühne drunter und drüber: Doktor Bartolo setzt
alles daran, sein Mündel, die junge und vermögende Rosina, von den
Ablenkungen der Welt fern zu halten um sie schnellstmöglich samt ihrem
Vermögen heiraten zu können. Doch Rosina erweist sich als äußerst
widerspenstig und ist wenig beeindruckt, als sie von den Hochzeitsplänen
erfährt. Hat sie doch schon einen Brief vorbereitet, über den sie
Kontakt mit jenem geheimnisvollen, nächtlichen Verehrer aufnehmen
möchte, der sie mit Hilfe von allerlei Tricks und Maskeraden erobern
will. Figaro, lokale Berühmtheit und hyperaktiver Alleskönner steht
bereit, jederzeit helfend einzugreifen …
Regisseurin Nicola Hümpel, Kopf des gefeierten Berliner
Musiktheaterkollektiv Nico and the Navigators, lenkt den Fokus auf die
Ambivalenzen und Abhängigkeiten der Figuren, die sich in den absurdesten
Situationen und Konstellationen begegnen. Bereits mit der szenischen
Deutung von Rossinis Messvertonung Petite messe solennelle schufen die
Navigators eine Kultinszenierung und zeigten zwischen Berlin und Paris
leichtfüßig und poetisch, wie das Große und das Kleine, das Komische und
Abgründige
im musikalischen Theater Rossinis verschränkt sind.
Zitatende
Quelle:
https://staatstheater-hannover.de/de_DE/programm/der-barbier-von-sevilla.1224715 |
Es gibt eine Produktion, die in musikalischer
wie in szenischer Hinsicht nicht zu toppen ist.
Am 25. Dezember 1959 sendete das Bayerische Fernsehen die Inszenierung des
‘Barbier‘ von Herbert List aus dem Cuvilliés-Theater
in München.
Am Pult des Bayrischen Staatsorchesters stand Joseph Keilberth.
Die Sänger waren:
Figaro – Hermann Prey
Graf Almaviva – Fritz Wunderlich
Rosina – Erika Köth
Bartolo – Max Proepstl
Basilio – Hans Hotter
Marzelline – Ina Gehrein
Fiorillo – Karl Ostertag
Ein Offizier – Adolf Keil
Der Chor der Bayerischen Staatsoper
Das Orchester der Bayerischen Staatsoper
Foto: Deutsche Grammophon – Wunderlich Medien
GbR
Es ist natürlich ein Fehler, sich tags
vor der Vorstellung in Hannover das Meisterwerk von 1959 aus dem Münchener
Cuvilliés-Theater
anzusehen um dann mitzuerleben wie man heutzutage das Meisterwerk Rossinis
spielt und mit Video Mätzchen an die Wand fährt.
Die Bühne in Hannover nach hinten verkleinert bis in die Mitte der neuen
Drehbühne, Kammerspielcharakter dadurch eher gegeben. Man erinnere sich an die
Cenerentola-Vorstellung in der Münchener Staatsoper mit dem Gastspiel der
teuersten Sängerin – Cecilia Bartoli. Die Bühne des großen Hauses hatte man auch
verkleinert, hierfür aber Samtvorhänge benutzt, die Akustik wesentlich
beeinflussten.
In Hannover hinten eine geschlossene Wandfläche, links eine Wand mit einer
Stiege hinauf zu einem Eintritt in einem Raum, daneben eine weitere Wandöffnung.
Unten in der Wand – vor der Treppe – eine Tür, daneben in die Wand eingelassen
eine Art von Briefkästen in der Form von überdimensionierten Rektalkapseln.
Während der Ouvertüre Auftritt Dr, Bartolo unten links durch die Tür. Er
hantiert an den ‘Briefkästen‘ herum, hängt sie um, schaut sich sein Machwerk von
untern an, springt wie ein Geißlein auf der Bühnen herum, dreht Pirouetten und
freut sich offensichtlich über irgendwas und geht nach rechts ab
Durch die gleiche Tür Auftritt eine ältere Dame, wohl Berta, die sich ebenfalls
an den Rektalkapseln zu schaffen macht, sie umhängt und so ein neues Sortierbild
schafft. Auch sie geht nach rechts ab.
Da erscheint eine junge Dame eben aus derselben Tür, aus der schon Dr. Bartolo
und Berta die Bühnen betraten. Sie setzt sich auf die Stiege und kritzelt etwas
auf einen Zettel, den sie dann in einer der Rektalkapseln links neben der Tür
steckt.
Von rechts Auftritt Dr. Bartolo, er geht zur Wand links und sortiert die
Rektalkapseln wieder neu, ändert also das, was die junge Dame da geordnet hat.
Geht mit ihr, die sich sträubt nach rechts ab.
Eingeblendet auf die Projektionsfläche hinten nun – noch immer während der
Ouvertüre, als Wenn man nicht einen Augenblick ohne visuelle Mätzchen die Musik
genießen könne – ein männliches Gesicht und ein weibliches eingeblendet. Er
grinst, sie blickt finster drein.
die beiden Portraits verlöschen, engelendet wird nun das Gesicht eines jungen
Mannes, der Grimassen schneidet.
Die Bühne dreht, links jetzt eine Wand mit heraushängenden Kästen.
Wogegen, wofür – ach, wüsste man’s.
Nr. 1. Introduktion
Auftritt Fiorillo von rechts, sein Gesicht frontal auf der Projektionsfläche zu
sehen, aufgezeichnet von einer Kamera links am Portal,
nachfolgend die Musikanten für das
Piano, pianissimo, redet kein Wort.
Freunde, hierher kommt, hier ist der Ort.1
Von hinten links Aufritt Almaviva, der nun nach rechts spielt, um von der rechts
am Portal befindlichen Kamera ‘eingefangen‘ und hinten auf der Projektionsfläche
von vorne abgebildet zu werden - für die Nr. 2 – Kavatine und Ensemble
Sieh schon die Morgenröte
der Welt entgegenlachen,
Von rechts schiebt sich aus der Wand ein freischwebender Ausleger, er wird
wieder zurückgezogen – vielleicht ein Fehler der Technik - jedenfalls weiß
keiner, was das soll. Wahrscheinlich nur, um ‘action‘ vorzutäuschen. Wohl auch
deswegen fuchteln die Musikanten mit den Händen in der Luft, dann hampeln sie um
den singenden Almaviva herum.
Fiorillo schiebt die Musikanten nach rechts vorne ab, denn das Ständchen hat
nichts gebracht. Auf dem Ausleger rechts ist niemand erschienen.
Dann beide nach links hinten ab für die
Nr. 3 - Kavatine
Bin das Faktotum der schönen Welt, ja ich!
Figaro von rechts gleich links vorne an die Rampe, um eine Großaufnahme seines
Gesichts von der linken Kamera auf rückwärtige Projektionsfläche zu ermöglichen.
Er reißt sich den Ärmel seines bodenlagen dunklen Kittels auf, küsst das
darunter sichtbarwerdende Tattoo – das Publikum jubelt.
Warum? Wofür?
Nr. 4 - Kanzone
Wollet Ihr meinen Namen jetzt
kennen,
sollen ihn meine Lippen Euch nennen.
von Figaro mit übertriebener Mimik und Gestik mitgemimt.
Nr. 5 – Duett
Strahlt auf mich der Blitz
des Goldes,
fühl' ich mich wie umgewandelt,
mit der Textstelle, die keinen Zweifel aufkommen lässt, wann das Stück spielt
FIGARO
Herr, Sie müssen sich verkleiden,
zum Exempel - als Soldat!
GRAF
Als Soldat?
FIGARO
Ja, Seriore!
GRAF
Bin ich Soldat, was tu' ich dann?
FIGARO
Heute kommen neue Truppen!
GRAF
Ja, und ihr Oberst ist mein Freund!
FIGARO
Herrlich geht's!
GRAF
Und weiter?
FIGARO
Ganz einfach - mit dem Einquartierbillette
finden Sie den Eingang frei! -
Nun, was sagen Euer Gnaden?
Dies der erste von den Kniffen!
Die Bühne dreht, es folgt
Nr. 6 - Kavatine
Frag' ich mein beklommen
Herz,
wer so süß es hat bewegt
Rosina hierfür die
Stiege – wie in der ersten Szene – hinauf und wieder herunten zum siebten
Auftritt mit Figaro
Guten Tag, schönes Fräulein!
Screenshot Nds. Staatsoper Hannover GmbH – Foto Sandra Then
Der nach rechts
vorne ab und hiernach Auftritt Bartolo von rechts hinten mit seinen Vorhaltungen
gegenüber Rosina. Die geht schmollend nach rechts hinten ab und auf Bortolo‘s
Berta
erscheint diese durch die Mitte mit einem kräftigen Nieser. Ob sie einen
Schnupfen hat oder schnupft, wird hier nicht klar. Eigentlich müsste sie eine
Schnupftabakdose bei sich haben, un daraus Prisen nehmen, dann wäre die Sache
klar.
Nun Auftritt Don Basilio von rechts hinten. Er tritt zu Bartolo in die Mitte der
Bühne für
die Nr. 7 – Arie
Die Verleumdung, sie ist ein Lüftchen
Weiter soll hier
nichts im Detail beschrieben werden. Man verschaffe sich selbst einen Eindruck
und gehe ins Theater.
Was bei der Inszenierung herauskommt, ist klar ersichtlich:
Es sind plakative Bilder, die den Zuschauer über die überdimensionale
Projektionsdarstellung anspringen und ihn platt machen.
Dabei berichtete doch die Hannoversche Allgemeine Zeitung:
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Zitat
An der Staatsoper bringt sie nun als Gastregisseurin
Rossinis „Barbier von Sevilla“ auf die Bühne – und setzt dabei ganz auf
ein szenisches Mittel, das sie lange gehasst hat.
Zitatende
Quelle:
HAZ 17.01.2020
um 17:00 Uhr |
Screenshot Nds. Staatsoper Hannover GmbH – Foto
Sandra Then
Screenshot Nds. Staatsoper Hannover GmbH – Foto Sandra Then
Gesamtbild vom Zuschauerraum aus gesehen, ohne den hier eingefügten Rahmen
Szenenausschnitt
der Kamera
Screenshots Nds. Staatsoper Hannover GmbH – Fotos Sandra Then
Fazit:
Das Publikum jubelt – man will endlich wieder Spaß haben, egal
was, wie gezeigt wird und dass die Darsteller in der Umsetzung der Charaktere
vor den Kameras maßlos übertreiben.
Wenn denn auch noch der
Fußballclub Hannover 96 am Boden liegt
will man endlich die schreckliche Zeit des Herrn Puhlmann und die des Herrn Dr.
Klügl – auch noch mit einer Vertragsverlängerung– durch das Hinterzimmer des
Nds. Ministeriums für Wissenschaft und Kultur – vergessen.
Die NMZ aus Regensburg
kommentierte den ‘Barbier‘:
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Durch die Großaufnahmen der
Mitwirkenden könne man
Zitat
„vom Singen alles sehen, die Zunge, den Speichel, den
Unterkiefer, die Zahnplomben“
Zitatende
Quelle:
Neue
Musikzeitung – 19. Januar 2020
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Und die NP Hannover meinte:
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Zitat
… Doch obwohl diese Inszenierung insgesamt bestens
unterhält und ziemlich sicher eine Besucherhit wird, kann man über ihre
spezielle Ästhetik streiten. Denn die Vorstellungskraft des Betrachters
blendet sie bis zu einem gewissen Grad aus, und zudem stellt sich die
Frage, wie oft ein solcher Ansatz wiederholbar ist.
Die Vorstellung, das Opernhaus könne sich auf Dauer immer mehr in einen
Kinosaal verwandeln, schmeckt dann doch etwas eigenartig.
Zitatende
Quelle:
Neue Presse Hannover – 20. Januar 2020 – Seite 14
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Stefan Arndt schrieb:
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Zitat
… In gestochen scharfer Nahaufnahme auf der Videowand
am hinteren Bühnenende bleibt kein Wimpernschlag unbeobachtet. In den
riesig vergrößerten Gesichtern, die hier meist zu sehen sind, spiegeln
sich die kleinsten Gefühlsregungen.
Übermächtige Bilder
Allerding beherrschen diese oft intimen Bilder von der ersten Minute an
übermächtig das Geschehen. Dass die Sänger, die auf der großen Leinwand
erscheinen, zeitgleich leibhaftig auf der von Oliver Proske
ordnungsgemäß mit ihren Türen und Balkonen versehenen Bühne stehen,
erscheint dagegen unwichtig. Schließlich wenden sich die Akteure so gut
wie nie frontal an das Publikum – sie singen von den Zuschauern
weggedreht in eine der Seitenbühnen auf denen die Kameras installiert
sind. Woher die Figuren eigentlich kommen und wohin sie nach den Arien
gehen, kann man da schnell übersehen. Auf der Videowand sind sie immer
schon da.
Zitatende
Quelle:
Hannoversche Allgemeine – 20. Januar 2020 – Seite 23
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Schlussbemerkung
Man muss sich einen Namen
machen!
Wer in welchem Berufsbereich auch immer Erfolg haben will,
muss sich einen Namen machen.
Geschieht dies durch Können, durch Wissen, durch Fleiß ist es hochachtbar und
führt zu sinnvollen Innovationen zum Nutzen der Gemeinschaft.
Wenn Kunst von Können kommt, ist es auch völlig rechtens sich einen Namen zu
machen. Umso schlimmer ist es aber, wenn selbstbesessene Scharlatane sich auf
Kosten des Steuerzahlers, der laut Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler
23.099 Euro Schulden auf seinen Schultern trägt.
Unter Missbrauch von ‘Freiheit der Kunst‘ Werke der Theater- und Opernliteratur
so verschandeln, dass das Publikum erst protestiert, was von den Regisseuren mit
wohl gefälligen Grinsen kommentiert wird – hat er sich doch mit dem Protest
einen Namen gemacht - und schließlich wegbleibt.
Es ist selbstverständlich, dass jede Epoche, beladen mit ihren spezifischen
Problemen der politischen Situation einen eigenen Blick auf die Werke der
Theaterliteratur hat. Diesen mit Intelligenz Sensibilität und Respekt aus den
großen Werken und ihrer Vielschichtigkeit heraus zu lesen und sichtbar zu
machen, ist Aufgabe der Interpretation.
Am Beispiel von Goethes Faust und seiner vielfältigen Interpretation können wir
ablesen wie viele Facetten ein großes Werk enthält, die je nach Seelenlage der
Zeit in den Vordergrund rücken.
Dasselbe gilt für die großen Sagen und religiösen Traditionen.
Dies sind Werte, die den wahrheitssuchenden Menschen halfen, die Rätsel des
Lebens in Bildern zu fassen.
Diese mit Spott und billigen Showeffekten zu übergießen, damit es sich gut
verkauft, ist energisch abzulehnen.
In der Hoffnung auf einen schönen Abend im Opernhaus sitzt ein Publikum im
Theater, schüttelt innerlich den Kopf über das Erlebte, traut sich aber nicht -
aus Respekt vor den Sängern und der Arbeit der Übrigen - energisch zur
protestieren.
So können die Stückezerstörer ungestört ihr Werk fortsetzen.
Wer am Sonntagmorgen im Bayerischen Fernsehen den Stammtisch sieht, kennt die
Schlussfrage nach Ärger oder Freude der Woche.
Innerhalb meiner Ausbildung an der Folkwanghochschule Essen hatte ich auch
Unterricht in der Tanzabteilung von Kurt Joos, den ich mit Begeisterung erlebt
habe und der mir ein ganzes langes Opernleben nützlich geblieben ist. Ich war
ein Jahrgang mit Pina Bausch, die ich heute noch in ihrer grüblerisch zärtlichen
Art bei ihrem Prüfungstanz sehe - sie hat sich leider hat sie sich zu Tode
geraucht.
Auch habe ich größte Hochachtung vor der unglaublich disziplinierten Tanzkunst,
war mit Tänzerinnen, Tänzern und Ballettmeistern befreundet und schwärmte damals
in München für den unvergesslichen, unvergleichlichen Heino Hallhuber, der sich
in der TV-Produktion: ‘Der Brandner Kaspar und das ewig Leben‘ als hinreißend
schöner und energischer Erzengel Michael unsterblich gemacht hat.
Nun zum Ärger:
Der neue Ballettmeister des Opernhauses Hannover kündigte ein Ballett an:
Nijinski‘. Wer kennt nicht die ‘Balletts Russes‘ unter ihrem Leiter Diaghilew
und dessen ungeheure Strahlkraft auf kreative Kräfte der Zeit.
Als Musik wurden für diesen Hannover’schen Abend angekündigt:
Frédéric Chopin, das Klavierkonzert Nr. 1 E Moll, Opus 11
und sein Klavierkonzert Nr. 2 F-Moll Opus 2. Dazu Claude Debussy: ‘Prélude à
l‘après-midi d’un faune‘ und Libanas ‘Russian Lallaby‘.
Am Klavier saß eine bezaubernde Narmin Najafli, spielte auch genauso bezaubernd
und das Staatsorchester war höchst sensibel unter der freundlich-wachen Leitung
von Valtterri Rauhalammi.
Im Hintergrund sahen wir als Projektion das kindliche Gesicht von Waslaw
Nijinski. Ein russischer Junge, weich, rund, kindlich. Das Programmheft bietet
eine Lebensgeschichte. Er, genial übersensibel, tragisch. Welch ein Stoff!
Und was sehen wir?
Brutale, hässliche Armgymnastik ohne Bezug auf das Thema. Ein bisschen
homoerotisches Geschmuse mit Diaghilew.
Und was hören wir?
Eklige Brüll- und Kotzlaute.
Debussys ‘Faun‘, bezaubernd gespielt vom Nds. Staatsorchester, steht vor meinen
Augen auf als er in Frankfurt von Falco Kapuste so getanzt wurde, dass jeder
Widerstand zwecklos war.
Ich mag nicht mehr auf die Bühne schauen. Das delikate Orchesterspiel ist viel
attraktiver. Ist das der Sinn eines Tanzabends?
Im Programmheft äußert sich der Choreograf:
|
|
Zitat
In den Stücken, in denen ich mich einem Thema,
ja sogar einer Handlung widme, ist mir das wachsende Kunstwerk
wichtiger, als eine äußere Logik. Es ist mir für den Kreationsprozess zu
eng, ein rein logisch verlaufendes, in seiner Handlung korrektes Ballett
zu schaffen.
Diese Art zu choreographieren hat natürlich ihre Berechtigung, aber es
ist nicht das, was mich am Werk interessiert.
Zitatende
Quelle: Programmheft ‘Nijinski‘ der Nds. Staatsoper Hannover GmbH
- Seite 11 |
Aber es gibt auch
Freuden.
Auch die hat mit Tanz zu tun. Hans Fredeweß, Tänzer und Choreograph, sammelt in
Hannover mit Unterstützung von Stadt- und Land, Kinder und Jugendliche aus
kulturell buntgemischten Schulen und erarbeitet mit ihnen Choreographien. Ziel
ist der Abbau von Ängsten und eingetrichterten Vorurteilen. Und so drehen,
kugeln, rutschen, hüpfen laufen Blonde, Schwarzhaarige, Weißhäutige,
Schwarzhäutige, Langmähnige, Kopftüchertragende, Dünne und Dicke, Ängstliche und
Kesse mit Spaß über die Bühne und die Eltern sind begeistert und stolz.
Na also, es geht doch!
Die zweite Freude bescherte mir die Gesangsklasse von Professor Dr. Marek Rzepka
an der HMTMH.
Leider war zu meiner Dienstzeit ‘Der eiserne Vorhang‘ noch so geschlossen, dass
nur wenige der großen Stimmen zu uns kamen. Aber heute kann ein fähiger
Gesangspädagogin aus einem Fundus herrlicher Stimmen profitieren, die noch nicht
von Rock und Pop Gekreisch versaut sind und im Osten überwintert haben.
Da er klug und sympathisch ist, gönne ich ihm den Triumph beim Publikum von
Herzen, unterstütze auch eine seiner stimmlich sprachlich und darstellerisch
begabten ‘Lerchen‘ mit großer Freude mit einer Patenschaft.
Bitte sehen es mir nach, dass diese Schlussbemerkung ziemlich persönlich
ausgefallen ist, aber grau ist alle Theorie und persönliches Erleben ist durch
nichts zu ersetzen.
Machen wir uns einen Namen und dann: Auf ins Jahr 2020!
ML Gilles
www.bi-opernintendanz.de
|
Impressum
…. erscheint als
nichtkommerzielles Beiblatt z
- ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg
kulturjournal – Büro 93047 Regensburg – Holzländestraße 6
kulturjournal – Büro 30655 Hannover – Fehrsweg 2
Verteilung:
Direktversand an ausgewählte Leserschaft u.a.
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Niedersächsischer Landesrechnungshof,
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Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen
RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
RA Markus von Hohenhau, Fachanwalt für IT-Recht, Regensburg
RA Prof. Dr. Ernst Fricke, Fachanwalt für Bühnenrecht, München/Landshut
Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik
willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung - Geglücktes oder
Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in
Anspruch.
Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen, aus dem
Internet u.a. Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der
Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich gemacht.
Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen. Beiträge aus der Rubrik ‘Was
andere schrieben‘ stammen aus der Zeitschrift ‘Oper und Tanz‘ – Regensburg
Leserbriefe stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar.
Textbeiträge u.a. von Marie-Louise Gilles, Ruth Tipton, Dieter Hansing, Peter
Lang
Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir meist auf
Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende Begriffe
gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die
verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.
|
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare
nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes
oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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