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Nr. 33
Die
Frau und die politische Lage
„[...] Ist es nicht ein großer Gedanke, der Welt noch einmal so viel
Einwohner zu geben, wenn man die Weiber emanzipiert? [...]“
Quelle: Heinrich Laube, ‘Liebesbriefe‘, Mannheim, 1835)
Mit
diesem einzigen Satz wird die Situation der Frau im 19. Jahrhundert
deutlich.
Richard Wagner ist seit 1832 mit Heinrich Laube bekannt und später
befreundet. Laube - Dichter – Journalist und später Direktor des Wiener
Burgtheaters – redigiert die ‚Zeitung für die elegante Welt’ in Leipzig,
in der 1834 Richard Wagners erster Artikel ‚Die deutsche Oper’
erscheint.
Und die Frage nach der Emanzipation schließt Richard Wagner mit seinen
letzten schriftlich niedergelegten Worten ab:
„[„...] Gleichwohl geht der Prozeß der Emanzipation des Weibes nur unter
ekstatischen Zuckungen vor sich. Liebe - Tragik. [...]“
Quelle: Sämtliche Schriften und Dichtungen: Zwölfter Band, S. 608.
Digitale Bibliothek Band 107: Richard Wagner: Werke, Schriften und
Briefe, S. 6624 (vgl. Wagner-SuD Bd. 12, S. 343)
Die
Frau im ausgehenden 18. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert lebt auf
verschiedenen Ebenen:
1.
die
Herrschaftsebene der Landesfürsten
2.
die
bürgerliche Ebene der Verleger, Fabrikbesitzer
3.
die
Ebene der Handwerksbetriebe und Bauern
4.
die
Ebene der Landarbeiter, Heimwerker, Kleinhandwerksbetriebe, Hauspersonal
Die
Herrschaftsebene war durch das Gottesgnadentum nach allen Seiten
abgesichert;
die
Frau aber auch hier verdrängt in den Bereich der Gesellschaftsdame im
Haus und die Mutter der Kinder, der allerdings genügend Personal zur
Erziehung und Aufzucht der Kinder zur Verfügung stand.
Die
bürgerliche Ebene unterschied sich von der herrschaftlichen nur durch
die zur Verfügung stehende Geld und Personalmenge.
Die
Situation auf der untersten Ebene war die durch die Lebensumstände
entschieden schlechteste.
Durch die biologische Tatsache, dass die Frau durch in kürzesten
Abständen immer wiederkehrende Schwangerschaften an das Haus oder nur
den Hausgarten gebunden war, ergaben sich die grundsätzlichen
Arbeitsteilungen zwischen Haus und Außenwelt. Die Frau war ausgeschaltet
aus allem, was sich in der Stadt oder Gemeinde an öffentlichen Aufgaben
ergab. Die aufkommenden genossenschaftlichen Regulierungen – von den
Männern unter sich abgemacht – gaben diesen die Einbildung einer
Überlegenheit den Frauen gegenüber. Die hinzukommende Ausgrenzung der
Frau durch die Kirche, förderte noch deren Isolierung.
Lernprozesse vollzogen sich neben einer Grundschulbildung nur durch
Weitergabe von Selbsterlerntem. Auch hieraus leiteten sich
Machtbefugnisse ab, da der Wissende einen höheren Stand hatte.
Die
Berufsarbeit in den unteren Ständen bezog sich bei der Frau auf die
Heimarbeit, wenn nicht allein, so doch meistens zusätzlich zur
Feldarbeit. Eine Diskriminierung der Frau blieb hier weitgehend aus, da
es sich bei Ablieferung der Ware aus Heimarbeit nicht auswirkte, ob
diese vom Mann oder der Frau hergestellt worden war. Hinzu kam, dass die
Frau bei dieser Art von Hausindustrie auch die Kinder beaufsichtigen und
aufziehen konnte. Meist war dann der Wohnraum gleichzeitig auch der
Werkraum, in dem der Webstuhl, das Spinnrad oder die Werkbank für den
Mann als Nebenerwerb stand. Gesundheitliche Schäden durch Einatmen von
Leim- oder giftigen Farbdämpfen sowie der Abrieb bei Schieferarbeiten
waren der Grund für schwere Erkrankungen und frühen Tod.
Die
Situation der Frau in der Gesellschaft veränderte sich besonders durch
die mechanische Revolution – die Einführung der Dampfmaschine z.B. mit
der Möglichkeit des Betriebs mehrerer Webstühle durch eine
Krafttransmission. Der Aufstand der mehr als ein Hunderttausend
bedürftigen Weber in Schlesien im Juni 1844 zeigte das ganze Elend der
Familien. Die Hungrigen verschmähten weder den Mehlkleister, mit dem das
Schlussgarn bestrichen wurde, noch Maikäfer als Suppeneinlage.
Besonders die Einführung der Nähmaschine revolutionierte die Heimarbeit
der Frau, da sie die Schneiderei, Putzmacherei, Schusterei unmittelbar
beeinflusste.
Richard Wagner kennt also seit frühester Jugend die Situation der Frau.
In seiner Familie ist die Mutter auch in Abhängigkeit vom Ehemann
Friedrich Wagner, der - ein Polizeiaktuator – schon zum gehobenen
Bürgerstand gehört. Der nach dem Tod des Vaters folgende Ludwig Geyer,
Schauspieler und Portraitmaler, verstärkt die künstlerische Ausrichtung
der Familie deutlich. Den Schwestern eröffnet sich als Berufswahl die
Bühne, auch die Brüder gehen zum Theater, einer von ihnen wird
Goldschmied.
Durch die Einheirat der Schwestern Ottilie und Luise Wagner in die
Familie Brockhaus und Cäcilie in die Familie Avenarius entsteht für
diese die direkte Abhängigkeit von ihren Ehemännern im Rahmen eines
Großbürgertums.
Die
Forschung meint feststellen zu können, dass Richard Wagner bereits
während der Erstellung der Prosafassung des ‘Lohengrin‘ in Marienbad im
Sommer 1845 seine persönlichen Verhältnisse auch in Bezug auf seine Frau
Minna schon in den ‘Lohengrin’ eingebracht habe und es damit bei der
Figur des Lohengrin eine spezielle Bindung an die persönliche Situation
Richard Wagners vor und zur Zeit der Entstehung der Prosaskizze, der
Dichtung und der Komposition des ‘Lohengrin‘ gegeben habe und somit sein
Denken und Fühlen ebenso wie die literarischen Bezugspunkte die Quellen
des Werkes darstellten.
Dass
Minna ihm nach dem Erfolg des ‘Rienzi‘ in der Meyerbeer‘schen Form der
großen Oper und dem nachfolgenden ‘Fliegenden Holländer’, dem
‘Tannhäuser’ geistig nicht folgen konnte und es ihr im Endeffekt nur um
die versorgte Ehefrau ging, ist nachvollziehbar, ob aber die Umstände
seiner Ehe ihn an eine Trennung von seiner Frau im Sinne der Entzweiung
Lohengrin von Elsa die Basis für die ‘Lohengrin‘-Dichtung sein können
oder sein müssen, kann nur vermutet werden.
Die
Briefe Richard Wagners an seine Frau zeigen in vielen Beispielen aus der
Zeit der Entstehung des ‘Lohengrin‘ ein anderes Bild.
Er
schreibt herzlich und unter Benutzung freundlichster und liebevollster
Worte an seine Frau. Und dies geschieht bis weit in die Zeit der Krisen,
bedingt durch seine Frauen-Bekanntschaften hinein.
Dass
es tatsächlich ein Missverhältnis zwischen Minna und Richard Wagner bzw.
von seiner Seite aus zur Zeit der Entstehung des ‘Lohengrins‘ bis zum
28. April 1848 gegeben haben könnte, lässt sich aus dem Schriftverkehr
des Ehegatten mit seiner Frau nicht ohne weiteres ableiten.
Der
andere Umgang, der sich für Richard Wagner ergab, war die Bekanntschaft
mit der Primadonna der damaligen Zeit, die er bereits seit seiner
Jugendzeit verehrte: Wilhelmine Schröder-Devrient, einer beherzten Frau,
die ihr Leben gestaltete und sich aktiv in der Revolutionszeit 1848/49
zu Wort meldete.
In
seiner Verehrung für die große Künstlerin kommt es soweit, dass er nicht
weiß „[...] etwas hervorzubringen, was in unmittelbarem Verhältnis zu
dem empfangenen Eindrucke stehen möchte.“ Und er hätte gerne ein Werk
schreiben mögen, „welches der Schröder-Devrient würdig gewesen wäre.
[...]“ (Richard Wagner – Mein Leben - S. 44)
Es
ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass somit Wilhelmine
Schröder-Devrient maßgeblich die Dramaturgie seiner Werke und der
Rollengestaltung im Sinne seines Musiktheaters beeinflusst hat.
Sie
war die erste singende Darstellerin von Opernpartien in dem heutigen
Sinne. Sie hatte sich einem Interpretationsstil zugewandt, der sich
erheblich von dem damaligen ‚opera seria’ und ‚opera buffa’ unterschied,
bei der die Sänger ihre Partien, in Rezitative und Arien aufgeteilt,
meist statuarisch an der Rampe dem Publikum zugewandt präsentierten.
Sie
war die erste Fidelio-Leonore, die eine aktive - nach Plan vorgehende -
Frau realistisch darstellte.
Nach dem heutigen Verständnis ist die Figur der Leonore eine politische
Frau, die aus Liebe, aber auch aus Überzeugung, ein Unrecht aufzudecken,
furchtlos nachforscht und handelt.
Wenn
auf Richard Wagner die Schröder-Devrient in dieser Rolle und auch später
während der Revolution die aktive Frau einen so großen Eindruck auf ihn
gemacht hat, er auf der anderen Seite in seiner Familie nur das leicht
zu führende, kuschende, unwissende, ausgeklammerte ‚Heimchen am Herd’
kannte, so ist nachvollziehbar, dass diese Art von aktiver,
selbstbewusster Frau ihm, dem Kleinwüchsigen, Schrecken einflößte.
Wenn
Richard Wagner also in dem Brief an Franz Liszt von 1852 das Grauen der
politischen Frau herausstellt, so kann dies auf die Begegnung mit
Wilhelmine Schröder-Devrient zurückgeführt werden.
Richard Wagner wusste schon durch die Aufgabe des Korrekturlesens der
Becker’schen Weltgeschichte, die ihm sein Schwager, der Verleger
Brockhaus, aufgegeben hatte, um die aufkommende Frauenbewegung schon zur
Zeit der Revolution und der Ereignisse am 5. und 6. Oktober 1789 in
Frankreich – dem Sturm auf das Pariser Rathaus und der Marsch der Frauen
nach Versailles mit der Rückführung des Königs nach Paris. Der Versuch
von Olympe de Gouges, eine ‚Erklärung der Frauenrechte’ herauszugeben
und die Veröffentlichung der Schrift von Theodor von Hippel ‚Über die
bürgerliche Verbesserung der Weiber’ im Jahr 1792 dürfte auch ihm
bekannt gewesen sein.
Hinzu kam das Wissen um das Wirken von Louise Otto, Louise Aston, Louise
Dittmar und Fanny Lewald, die die mangelnde Selbständigkeit der Frau,
ihre Rechtlosigkeit in der Ehe und im politischen Leben kritisierten.
Richard Wagner sah hier schon sehr früh eine sich anbahnende Veränderung
der Stellung der Frau in der Gesellschaft, die zwangsläufig auch sein
Leben berühren würde.
Er
war schon in früher Jugend mit dem Gedankengut Fichtes zur Frau in der
Gesellschaft und Ehe durch seinen Onkel Adolf Wagner in Berührung
gekommen.
Es
darf behauptet werden, dass das Gedankengut Rousseaus hier ebenfalls mit
dem Onkel - dem Brockhaus Mitarbeiter – er schuf den ersten
Lexikon-Artikel über Kleist - Diskussionsthema gewesen ist.
Beeinflusst durch diese Eindrücke und Erfahrungen hat Richard Wagner die
Ortrud als eine an der Schwelle zur Emanzipation stehende Frau
gestaltet, der er auch noch die zukunftsweisende Musik zugeordnet hat.
Die
große Bibliothek – er verlor sie durch die Flucht - und Schulden
gegenüber ihm - an seinen Schwager Brockhaus – war umfangreich
beinhaltete aber nicht alles, so wurde aus der königlich-sächsischen
Bibliothek ausgeliehen.
Der von Laube und Richard Wagner verwendete Begriff der Emanzipation hat
im Laufe der Entwicklung veränderte Definitionen erfahren.
Seinen Ausgang fand er im Römischen Recht aus den Begriffen
’emancipatio’, ’emancipare’, von ’e manu capere’ “aus der Hand geben,
herauslassen, freilassen, befreien“ und bezeichnete in der Römischen
Republik das ’Freilassen’ von Untergebenen durch den ’pater familias’.
●
Brockhaus führt aus, es handle sich um die Befreiung von Individuen oder
Gruppen, die zuvor rechtlich oder tatsächlich in einem dauernden
Abhängigkeitsverhältnis standen.
Quelle: Der neue Brockhaus, 1979, Seite 26
Die Frage z.B. nach einer gedanklichen Emanzipation oder einer
politischen, einer sozialen, einer geistigen Emanzipation wird in der
Form nicht angesprochen, so dass davon von einem Sammelbegriff
auszugehen ist, der zeit- und raumabhängig war.
Was
verstanden Laube und Wagner unter Emanzipation?
In jedem Falle sahen Sie drohend die Gleíchberechtigung der Frau, die
Gefahr des Schwindens ihres patriarchalen Einflusses.
Immerhin stellt Platon schon um 375 vor der Zeitenwende Grundsätze zur
Bekämpfung der Diskriminierung der Frau auf:
Zitat
Wenn wir also die Weiber zu dem nämlichen verwenden werden wie die
Männer, so muß man sie auch in dem nämlichen unterrichten?
Ja.
Jenen wurde die Musenkunst und die Turnkunst zugewiesen?
Ja.
Auch den Weibern also muß man diese beiden Künste und die Geschäfte des
Kriegs zuweisen und sie auf dieselbe Weise verwenden.
Es ist natürlich nach dem, was du sagst, erwiderte er.
Zitatende
Quelle: Platon, Der Staat, Fünftes Buch (Platon-SW Bd. 2, S. 164-172)
Wendet sich also Platon gegen eine Diskriminierung der Frau so setzt
sich die Kirche nach der Zeitenwende um 50 gegen die Gleichstellung von
Mann und Frau ein.
Paulus sagt im Brief an die Korinther:
4
Ein jeglicher Mann, der betet oder weissagt und hat etwas auf dem
Haupt, der schändet sein Haupt.
5 Ein Weib aber, das da betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, die
schändet ihr Haupt, denn es ist ebensoviel, als wäre es geschoren.
6 Will sie sich nicht bedecken, so schneide man ihr das Haar ab. Nun
es aber
übel steht, daß ein Weib verschnittenes Haar habe und geschoren
sei, so
lasset sie das Haupt bedecken.
7 Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, sintemal er ist Gottes
Bild
und Ehre; das Weib aber ist des Mannes Ehre.
8 Denn der Mann ist nicht vom Weibe, sondern das Weib vom Manne.
9 Und der Mann ist nicht geschaffen um des Weibes willen, sondern das
Weib um des Mannes willen.
10 Darum soll das Weib eine Macht auf dem Haupt haben, um der Engel
willen.
Zitatende
Im Brief an die Korinther wird Paulus deutlicher und reduziert die Frau
in größerem Ausmaß.
Zitat
8 So will ich nun, daß die Männer beten an allen Orten und
aufheben heili-
ge Hände ohne Zorn und Zweifel.
9 Desgleichen daß die Weiber in zierlichem Kleide mit Scham und Zucht
sich schmücken, nicht mit Zöpfen oder Gold oder Perlen oder
köstlichem
Gewand.
10 sondern, wie sich's ziemt den Weibern, die da Gottseligkeit beweisen
wollen, durch gute Werke.
11 Ein Weib lerne in der Stille mit aller Untertänigkeit.
12 Einem Weibe aber gestatte ich nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß
sie des
Mannes Herr sei, sondern stille sei.
13 Denn Adam ist am ersten gemacht, darnach Eva.
14 Und Adam ward nicht verführt; das Weib aber ward verführt und hat
die
Übertretung eingeführt.
15 Sie wird aber selig werden durch Kinderzeugen, so sie bleiben im
Glauben
und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.
Zitatende
Quelle: Auszug aus dem ersten Brief des Paulus an Timotheus (1Tim 2,
1-15), zitiert nach der Luther-Bibel 1912)
Noch
wesentlich drastischer reduziert Martin Luther die Frau, wenn er sagt:
Zitat
„Wenn man dies Geschlecht, das Weibervolk, nicht hätte, so verfiele die
Haushaltung, und alles, was dazu gehört, läge gar danieder; danach das
weltliche Regiment, Städte und die Polizei. Summa, die Welt kann des
Weibervolks nicht entbehren, wenn auch die Männer selbst Kinder tragen
könnten.“
Zitatende
-
Quelle: Eugen Friedell - Kulturgeschichte der Neuzeit - Aus den
Tischreden – Salzwasser Verlag - Seite 237
Zitat
„Weiber tragen Kinder und ziehen sie auf, regieren das Haus und teilen
ordentlich aus, was ein Mann hineinschafft und erwirbt, daß es zu Rath
gehalten und nicht unnütz vertan werde .... Daher sie auch vom Heiligen
Geist Hausehren genannt werden, daß sie des Hauses Ehre, Schmuck und
Zierde sein sollen; sie sind geneigt zur Barmherzigkeit, denn sie sind
von Gott dazu auch vornehmlich geschaffen, dass sie sollen Kinder
tragen, der Männer Lust und Freude und barmherzig sein.“
Zitatende
Quelle: Aus: ‘Ein Traubüchlein für die einfältigen Pfarrherren‘
Zitat
„Wenn das natürliche Recht und Vernunft in allen Köpfen steckte und die
Menschenköpfe gleich wären, so könnten Narren, Kinder und Weiber ebenso
gut regieren wie David, Augustus, Hannibal.“
Zitatende
Quelle: Der 101.Psalm durch M. Luther ausgelegt - (Zit. nach: M. Luther,
Von der Kraft des Worts, Hrg. W. Kraus, Gütersloh,1960, S. 167,170,193)
ML Gilles
Bemerkungen zur szenischen Umsetzung von
‘Don Giovanni‘ durch die
Nds. Staatsoper Hannover GmbH
Aus dem Archiv
http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_'Don_Giovanni'_im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm
http://www.telezeitung-online.de/Betrachtungen_zu_'Don_Giovanni'.htm
http://www.telezeitung-online.de/Kommentar_'Il_Dissoluto_Punito'.htm
Don
Giovanni - 29. Oktober 1787 die Uraufführung in Prag, -
7. Mai 1788 die erste Aufführung in Wien - und bereits am 15. Juni 1788
spielt Leipzig das Stück, noch in italienischer Sprache, nach.
Schon die Wiener Aufführung unterscheidet sich durch die musikalischen
Einschübe von der Uraufführung, nichts im Gegensatz zu dem, was
Christian Gottlob Neefe (Singspielkomponist, Hofkapellmeister in Bonn
und Lehrer Beethovens, später Theaterkapellmeister in Dessau) mit seiner
deutschen Fassung im gleichen Jahr - 1788 - aus Mozarts /Da Pontes ‘Don
Giovanni’ macht.
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‘Don Juan, der bestrafte Wüstling oder
Der Krug geht solange zu Wasser bis er bricht’
Eyn Singspiel in zwey Aufzügen
Personen:
- Hans von Schwänkereich, ein reicher Edelmann
- Fräulein Marianne, Geliebte des Herrn von Fischblut
- Der Stadtgouverneur, Vater des Fräulein Marianne
- Fräulein Elvire aus Burgos, ein von Herrn von
Schwänkereich verlassenes Frauenzimmer
- Fickfack, Bedienter des Herrn von Schwänkereich
- Gürge, ein Bauer, Liebhaber von
- Röschen, eine Bäuerin
|
Wichtig an diesem Theaterzettel ist die Bezeichnung ‘Eyn Singspiel’.
Im 18. Jahrhundert entsteht das Singspiel aus der Vorlage der englischen
Beggars Opera, beeinflusst durch die französische Opéra Comique. Das
Schauspiel mit Musikeinlage, gelungen oder nicht, hing ab von den
stimmlichen Möglichkeiten der Schauspieler.
Die Tugend der Bürger wurde thematisiert, die ländliche Unschuld
gegenüber der Dekadenz des Hofes.
Am 13. März 1789 lässt Mainz den 'Don Giovanni' aufführen, am 3. Mai
1789 wird er in Frankfurt in einer deutschen Übersetzung nachgespielt.
Diese stammt von Heinrich Gottlob Schmieder, er übernimmt stellenweise
die Vorlage von Neefe, mildert den Text ins Sentimentale, und er
moralisiert erheblich. Aus Molières ‘Don Juan’ übernimmt Schmieder die
Schauspiel-Szene mit dem Gerichtsdiener und die mit dem Juwelier, dem
Don Juan Geld schuldet.
In Mannheim wird am 27. September 1789 eine drastischere Fassung von
Neefe gezeigt, zwischen beiden liegt die Revolution in Frankreich, die
sich z.B. darin dokumentiert, Don Juan “[...] droht mit dem Stock [...]“
- es also nicht mehr der herrschaftliche Degen, sondern ein profaner
Stecken.
Eine weitere Bearbeitung wird von Friedrich Ludwig Schröder für den 27.
Oktober 1789 für Hamburg mit singenden Schauspielern vorgenommen.
Aus dem 2-aktigen Singspiel wird eine 4-Aktige Schauspielfassung, die
Figuren hervorhebend. So also im 1. Akt die Donna Anna, Zerlina betritt
erst im 2. Akt die Bühne, der 3. Akt entspricht dem üblichen Ablauf, da
hier alle Personen auftreten, der 4. Akt beinhaltet die Friedhofszene.
Schröder schließt also jede ’Story’ personenbezogen ab, ehe er eine neue
beginnt - im Gegensatz zu Da Ponte / Mozart, die Handlungsstränge
miteinander verweben. Auch bei Schröder wird der moralische Zeigefinder
- wie im Singspiel - erhoben. Das Schlusssextett erhält als Mahnung die
Übersetzung:
“Lebenslust fährt schnell dahin
Ewig währt der Tugend Gewinn.“
Das
Publikum erhält so Don Giovannis lasterhafte Züge noch einmal deutlich
vor Augen geführt.
Schröders Fassung hält sich lange auf den Bühnen, während die reinen
Sängerfassungen Neefes und Schmieders sehr bald in Vergessenheit
geraten. Das straff geführte Drama interessiert und packt die Menschen,
die Musik ist nur noch Beiwerk, dies um so mehr als nur wenige Theater
Sänger mit entsprechender Ausbildung und Orchester zur Verfügung haben.
Auch Berlin spielt kurz darauf die Schröder’sche Fassung, bei der noch
eine Eremiten-Szene aus dem Schauspiel eingefügt wird - Don Giovanni
wird zum Mörder, da er den ihn suchenden Don Ottavio ersticht.
Die Zuschauer erleben das Ende eines Verbrechers - Furien peinigen ihn,
ehe er zur Hölle fährt.
Mit diesem Finale entfällt erstmalig das Schlusssextett. Die Oper endet
dramatisch und nicht mit dem einem Herrscherhaus zur Besänftigung
vorgeführten ’lieto fine’ - die Auflösung des Dramas ins Heitere.
Breitkopf und Haertel bringen 1801 eine neue deutsche Fassung von Johann
Friedrich Rochlitz heraus, die weiter einen gefühlsbetonten,
bürgerlichen Gedanken in den Vordergrund stellt, wonach diese Fassung
als lyrisches Drama bzw. - wird die Musik hinzugenommen - als Singdrama
bezeichnet werden könnte. Die Aktion aus der Schauspielfassung wird
wieder zurückgedrängt und in den Vordergrund tritt die Gefühlsbewegung
aus der Musik, die eine Tätigkeit auslöst.
Entscheidend für die Aufführungspraxis des ‘Don Giovanni‘ wird die
Bearbeitung vornehmlich der Rezitative durch Richard Wagner für eine
Aufführung 1850 in Zürich.
Waren unter Meyerbeer in Berlin am 19. November 1845 die übliche
Begleitung des Sprechgesangs durch Mozart-Flügel oder Klavier durch ein
Streichquartett - eine Bearbeitung durch Samuel Schmidt - das Novum, so
kehrt diese Aufführung im Schweizer Exil zum accompagnierten Rezitativ
zurück.
Eine weitere entscheidende Veränderung in die Richtung zum musikalischen
Drama beginnt schon früher mit der Übernahme der Rolle der Donna Anna
durch die große Sängerdarstellerin Wilhelmine Schröder-Devrient. Sie
macht aus der Figur die Rächerin, sie übt Vergeltung am Tod des Vaters
und ihrer eigenen Schändung durch Don Giovanni - wie sie E.T.A. Hoffmann
1814 in seine Novelle ‘Don Juan’ einbrachte.
In der Erzählung der nächtlichen Begebenheit in Nr. 10 verschweigt sie
diesen Tatbestand und hält somit Ottavio uninformiert. Da oftmals die
zweite Arie Ottavios, die Nr. 21, nicht gesungen wurde, bestand die
Möglichkeit, die Figur der Donna Anna weiter zu verändern, in dem die
Nr. 23 als Briefszene gespielt wurde - Donna Anna teilt sich Don Ottavio
schriftlich mit.
Die Romantik und Richard Wagner führen die Entwicklung der Rächerin
weiter und bringen den Gedanken der Erlöserin ins Spiel - hier den
Gegenpol zum ‘Verbrecher’ Giovanni - in der Figur der Donna Anna.
Für die Nr. 23 erhält sie auf der Bühne einen Herrgottswinkel mit
Betstuhl und ewiger Lampe - eine Entsprechung zur Arie der Elisabeth im
3. Akt ‘Tannhäuser‘. Das Böse im Männlichen bedingt durch Sinnlichkeit
bei ‘Don Giovanni‘ und ‘Tannhäuser‘ wird aufgelöst durch das Gute im
Weiblichen der Donna Anna und Elisabeth.
Die Überwindung der Körperlichkeit durch das Geistige - Wolfram /
Elisabeth gegen Venus und Tannhäuser, der Holländer erlöst durch Senta,
die Welt erlöst durch Brünnhilde:
„[...] So werf ich den Brand in Walhalls prangende Burg.[...]“
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Zitat
‘Don Giovanni‘
am 29. Juni 2018 im Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg
„[…] Regisseur Matthias Reichwald schafft es, mit einfachen
szenischen Mitteln, seinen Erfolg, den er mit der 'Zauberflöte'
in Regensburg erringen konnte, mit seinem 'Giovanni'
fortzusetzen.
Alle, die warnten, dieses Mozartwerk sei nur vom Orchester her
bemerkenswert, meinten die Inszenierung sei nicht anzuschauen.
Hingehen und die Augen zumachen, so hieß es.
So reden können nur diejenigen, die aus dem Tal der
Ahnungslosen, in dem Regensburg als Kaff nun mal liegt, nicht
herauskommen und nicht wissen, wie man einen 'Giovanni' wirklich
in den Sand setzt.
Beispiel im damals Klügl’schen Hannover, da spielt sich das
Gemurkse mehr im Zuschauerraum, denn auf der Bühne ab, da was
auch immer geht und dort agiert - irgendwo, während die Bühne
leer bleibt.
Die Situation in Braunschweig wurde ausreichend beschrieben
unter:
http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_%27Don_Giovanni%27_im_%27Staatstheater_Braunschweig%27.htm.
Regensburg schafft mit dem ehemaligen Herrn Wölbitsch, jetzt nun
verheirateter Herr Störmer, in der Titelrolle einen völlig neuen
Typ des Womanizers.
Der 'Giovanni', den man aus der Vergangenheit kennt, wird hier
nicht gezeigt.
Der Regensburger ist ein junger Mann, 'a Zig‘rettenbürscherl',
'a Springkinkerl', 'a Manschkerl' wie er nach dem Kleiderwechsel
in Leporellos roten Hemd, mit einer Lederweste drüber und einer
Schiffermütze am Kopf gezeigt wird, der mit seinen so 25 Jahren
weiß, was er in der Hose hat und wie man damit umgeht. Hat er
wohl so mit 15 Jahren damit angefangen, es auszuprobieren, kommt
auf seinem Konto einiges zusammen, so dass sein Kumpel über
dessen Liebesaffären genügend berichten kann.
So sieht der heutige 'Giovanni' aus, der sich auf der Dult in
Regensburg, auf dem Dom in Hamburg, auf dem Oktoberfest in
München herumtreibt und immer Beute – Frauen und Männer – macht,
wie es sich eben so ergibt.
Neben ihm sind dann die Anna und die Elvira und der Ottavio, das
Don = Herr und die Donna = Frau bleiben weg.
Mehr oder weniger junge Leute, die in den Tag hineinleben und
versuchen, mit den Problemen, die auf sie warten,
zurechtzukommen.
Dass Regisseur Reichwald nun auch zu den heute überall üblichen
Projektionen greift, muss man einfach übersehen, warum der
allerdings für das Entrée einen Brief von Vater Mozart
verwendet, den man dann wegen mangelhafter Lichtfülle nicht
lesen kann, warum dann Herr Störmer auf einer Geige herumkratzen
darf, muss in Frage gestellt werden.
Auch der Schluss - so war es auch bei der ersten Vorstellung des
Stückes damals in Wien - mit nur der Höllenfahrt, ist heutzutage
mehr oder weniger selten.
Die Mahnung, dass bestraft wird, wer Böses tat, ist in
Regensburg gestrichen, dafür ertönt nochmals der Chor „Viva la
Liberta“ – hier völlig überflüssig wie auch die Projektion
eines Textes.
Die Darstellung der Figuren: lebendig, nicht wie sonst oft
pomadig ‘altfränk‘sch‘, was zweifellos hauptsächlich der
Wuptizität des Sängers des 'Giovanni' zuzuschreiben ist.
[…]“
Zitatende
Quelle:
http://www.telezeitung-online.de/
Thema_des_Tages_29._Juni_2018_%27Vier_Abende_im_Theater_RBG%27.htm |
Angela Brandt – heute Regisseurin an der Wiener Staatsoper - inszenierte
auch ‘Hoffmanns Erzählungen‘ in Regensburg.
Hier Bemerkungen zu dieser Produktion.
http://www.telezeitung-online.de/Kritik_%27Hoffmanns_Erzaehlungen%27_A-Premiere_02.11.07.htm
http://www.telezeitung-online.de/
Kritik_%27Hoffmanns_Erzaehlungen_B-Premiere%27.htm
http://www.telezeitung-online.de/
Kritik_%27Hoffmanns_Erzaehlungen%27_26.05.08.htm
Erinnert sei an die Open-Air-Aufführung im Park hinter dem Rathaus
Hannover. Schlüssig dargeboten damals. In den Hauptrollen von Mozarts
Oper "Don Giovanni" Ludovic Tézier als Giovanni und und Luca Pisaroni
als Leporello neben dem Orchester mit Dirigent Andrew Manze.
©
NDR, Foto: Axel Herzig
https://www.ndr.de/orchester_chor/radiophilharmonie/Don-Giovanni-Die-Solisten,dongiovanni156.html
Die
Nds. Staatsoper Hannover GmbH spielt nun das Werk seit dem 9.9.2020 in
einer auf 90 Minuten zusammengestrichen halbszenischen Fassung.
Fest steht, dass es keinesfalls eines 3-dimensionalen Bühnenbildes bis
hinauf in den Schürboden bedarf, um eine Oper dem Publikum
nahezubringen.
Selbst die Geschäftsführung der Nds. Staatsoper Hannover GmbH hat das
nun erkannt und spielt das Stück auf ein paar Podesten in Tritthöhe und
Stühlen auf dem blanken Bühnenboden.
Screenshot: imgtoolkit.culturebase.org.jpg – Foto Clemens
Heidrich
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Zitat
Musikalische Leitung James Hendry, Szenische Einrichtung Tobias
Mertke, Bühne, Kostüme Marvin Ott, Tobias Mertke, Licht Elana
Siberski, Dramaturgie
Julia Huebner,
Xchange Kirsten Corbett
Don Giovanni
Germán Olvera
Donna Anna
Hailey Clark
Don Ottavio
Long Long
Komtur
Daniel Eggert
Donna Elvira
Anaïk Morel
Leporello
Shavleg Armasi,
Richard Walshe
Masetto
Yannick Spanier
Zerlina
Nikki Treurniet
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Viva la libertà – es lebe die Freiheit heißt es in Don
Giovanni, in Mozarts genialer Oper aus dem Jahre 1787. Don
Juan, ein Verführer, ein Libertin und Freigeist, der in
Radikalität und Risikofreudigkeit über Gesetz und moralischen
Verpflichtungen zu stehen scheint, polarisiert und fasziniert
bis heute.
Coronabedingt wurde nun – statt der Wiederaufnahme einer bereits
bestehenden Produktion aus dem Jahr 2014 – eine leicht gekürzte
szenische Einrichtung erstellt. Diese neue halbszenische Fassung
zeigt einen anderen Blick auf die Figuren, thematisiert die
Umkehrung von Nähe, Haptik und Sinnlichkeit in Einsamkeit und
Verlorenheit. Der große Abstand, die physische Distanz,
beinhaltet eine große Sehnsucht nach Nähe und Körperlichkeit.
Die Szenen leben von Andeutungen, Gesten und Blicken und
entwickeln dadurch eine andere Stärke – Berühren verboten,
Singen erlaubt.
Die Verführung geschieht mit den Mitteln der Musik: Don Giovanni
lockt und verführt mit Blicken und seinem Gesang. Mozart
komponierte für die Figuren, die dem schillernden und
freimütigen Giovanni verfallen, für ihre Ängste und ihre
Faszination wundervolle Arien und Ensembles.
Mit dem Orchester, das vom Orchestergraben auf die Bühne
gewandert ist, erhält der Zuschauer auch den Blick auf die
Musizierenden auf der Szene.
Zitatende
Quelle:
https://staatstheater-hannover.de/de_DE/programm/don-giovanni.1277601 |
Die
Hannoversche Allgemeine Zeitung titelte
am
11. September 2020:
“Ein
Dilemma – Die Staatsoper spielt Mozart ‘Don Giovanni‘ stark gekürzt und
mit viel Abstand. Kann das gut gehen?“
Und
die Hannoversche Neue Presse, auch im Madsack-Verlag,
überschrieb den Artikel am 11. September 2020 mit:
“Mozart
als Maskenball –‘Don Giovanni‘ konzentriert auf 90 Minuten: Oper unter
Corona-Bedingungen für 274 Zuschauer“
●
Verpflichtet hatte man als Inszenator einen Herrn
Zitat
„Tobias Mertke, geboren 1989 in Halle an der Saale, studiert Geschichte
und Germanistik an der Universität Göttingen. Während des Studiums
leitet er Bildungsseminare für das FSJ Kultur in Niedersachsen.
Seit
2015 ist Tobias Mertke fester Regieassistent am Deutschen Theater
Göttingen.“
Zitatende
Quelle:
https://www.dt-goettingen.de/ensemble/tobias-mertke/
Ausgabe 20. September 2020
Dieser Herr, vom Schauspiel kommend, ist also prädestiniert, um an der
Nds. Staatsoper Hannover eine klassische Oper in Szene zu setzen.
Herausgekommen ist – und dabei Corona völlig unabhängig - ein
langweiliger Stehkonvent des Göttinger Schauspiel-Regieassistenten
Mertke, eine typische Schul-Inszenierung einer Regieklasse im dritten
Semester.
●
Dem
Publikum bietet sich eine offene Szene. Podeste gliedern die Vorderbühne
in verschiedene Höhen, weiße Bänder dokumentieren auf deren Boden die
Begrenzungen, damit man nicht stürze.
Das Saallicht erlischt, der Zuschauer sitzt im Dunklen, sieht im
Hintergrund der Bühne die Orchestermitglieder - von ihren
Notenpultbeleuchtungen schwach illuminiert - und auf Abstand
positioniert.
Man hört jemanden über das Podium trampeln.
Licht - Eine Gruppe von Menschen, mit Mund/Nase-Masken ausgestattet, in
Umhänge gehüllt stehen neben weiß gestrichenen Stühlen.
Mit Beginn der Ouvertüre legen die Herrschaften die Umhänge und die
Masken ab, spielen stumme Jule und bewegen sich ‘up and down‘ auf den
Podesten, setzen sich dann auf die Stühle und sinnen über den Zweck des
Abends.
Donna Anna und Giovanni gehen nach links ab.
Leporello auf seinem Podest links mit der Nr. 1
Keine
Ruh‘ bei Tag und Nacht …
während derer Zerlina und Masetto, Elvira, Ottavio und der Komtur auf
ihren Sitzgelegenheiten verharren.
Was haben die auf der Szene in der Situation des Stückes zu suchen?
Von
links Anna – diese im Eilschritt - und Giovanni.
Sie mischen sich unter die Anwesenden. Der Komtur rechts greift sich
plötzlich an die Brust, fällt polternd auf sein Podest.
Giovanni und Leporello nach links ab, Auftritt Anna von rechts, in die
Mitte für ihr
Ach,
tödlich traf ihn des Mörders Streich.
Elvira nach links ab – sie eilt offensichtlich Giovanni hinterher –
Zerlina und Masetto entschließen sich, rechts abzugehen, um nicht den
Eindruck zu erwecken, man folge auch Giovannis Spuren.
Zwangsläufig – da sonst niemand mehr auf der Bühne ist - ergibt sich nun
für Anna und Ottavio die Gelegenheit zum Duett, der Nr. 2
Fliehe,
Verräter, fliehe!
Hiernach beide rechts ab.
Das Licht wird eingezogen, von links mit Taschenlampen herumhantierend -
an sich für die vierte Szene, die hat aber die Geschäftsführung der Nds.
Staatsoper Hannover GmbH gestrichen.
Nun also gleich die fünfte Szene, hierfür Auftritt Elvira von links, für
ihr
Ach,
werd‘ ich ihn wohl finden
Sie brauchte sich eigentlich nur etwas umzuschauen, dann sähe sie
Giovanni und Leporello rechts hinten auf der Bühne herumstehen, dann
nach links wandern.
Giovanni dort ab und Leporello bekommt nach einem größeren musikalischen
Strich Gelegenheit für die Nr. 4
Schöne
Donna!
Dies genaue Register enthält seine Libesaffairen
Interessant, dass bei dieser Szene Leporello nichts bei sich führt, von
dem er ablesen könnte, kein Notizblock, keine lange Papierrolle – auch
kein Handy oder ein Tablett hat er dabei, um der Vorgabe des Registers
gerecht zu werden.
Sparen ist löblich und vor allem in Krisenzeiten, wenn die Budgets
zusammengestrichen werden, aber zu einer Rolle Klopapier zum Hantieren
hätte es doch sicher gereicht.
Plötzlich von rechts, Auftritt von Zerlina und Masetto.
Elvira schmeißt vor Wut einen Stuhl mit großem Gepolter um.
Das heutzutage unwissende Publikum applaudiert mitten in die
Leporello-Arie beim
Bei
Blondinen preist er vor allem …
hinein.
Auch in die Arie hinein erfolgt der Auftritt Giovannis von links, er
wedelt mit einem Absperrband aus dem Baumarkt herum, wickelt Masetto
darin ein und fesselt ihn an den Stuhl (Gott wie sinnig, aber typisch 3.
Semester Regieklasse.)
Masetto befreit sich von der Fessel und geht nach links ab.
Ohne Nr. 5, Chor und
ohne Nr. 6, Arie Masetto
gleich Platz und Zeit für die Nr. 7,
Reich‘
mir die Hand mein Leben,
Giovanni und Zerlina zerren an dem Absperrband herum, Leporello und
Masetto schauen vom linken Podest, Elvira rechts aus dem Treiben zu.
Von rechts kommend, gehen Anna und Ottavio hinten vor dem Orchester nach
links.
Elvira zwischen Zerlina und Giovanni warnt mit der Nr. 8
O
flieh, Betrog’ne, flieh …
Dann Elvira nach rechts ab, Giovanni ihr nach, Leporello nach links ab.
Anna und Ottavia auf der Bühne für die Nr. 10
Ach,
Ottavio, ich sterbe
und
Schon
warf die Dämmrung
und
Du
kennst nun den Frevler
Leider nimmt die Nds. Staatsoper Hannover GmbH aus unerfindlichen
Gründen dem Ottavio die Chance für die Nr. 10a
Nur
ihrem Frieden
sondern der Regieassistent am Deutschen Theater Göttingen lässt Anna und
Ottavio einfach so nach rechts abgehen.
Giovanni und Leporello auf der Bühne, die beim
Come va
tutto male?
in
Giovannis
Auf zu
dem Feste!
übergeht.
Leporello und Giovanni nach links ab, von rechts Zerlina und Masetto für
die sechzehnte Szene mit der Nr. 12,
Schlage, schlage, dein Zerlinchen!.
und
dem
Viva la liberta!
mit
den folgenden drei ineinander verwobenen Tänzen. Man wiegt sich
rhythmisch in den Hüften.
Danach Zerlinas Auftritt von links für das
Kommt
zu Hilfe mir
dazu
Giovanni mit dem von ihm der Unzucht an Zerlina angeklagten Leporello
von links für das Finale Erster Akt somit alle – bis auf den Komtur –
stehend auf der Bühne nach vorne ins Publikum singend.
●
Zweiter Akt
Von
links Giovanni und Leporello für die Nr. 14
Gib
dich zufrieden ..‘
Auf
der Bühne dann Giovanni, Leporello, Elvira, Masetto und Zerlina für die
Nr. 15
Mein Herz, was soll Dein Zagen
Links
der Kleidertausch Giovanni, Leporello – rechts beleben Ottavio und Anna
die Szene, obwohl sie hier stückmäßig garnichts zu suchen haben.
Nun das ‘Ständchen‘ für das alle planlos herumstehen.
Dann alle ab, bis auf Zerlina und Masetto für die
Nr. 18.
Ich
weiß ein Mittelchen
Zerlina
lockt ihren, durch ihre Anwesenheit bezirzten, Masetto nach rechts in
die Kulisse und in Erwartung des von ihr angepriesenen ‘Mittelchen‘
zieht er sich schon mal das Jackett aus.
Für die Nr. 19
Einsam
hier an dunkler Stätte
kommt Elvira von rechts, Leporello von links.
Dazu auch noch von rechts Ottavio und Anna.
Jetzt stehen alle mit Blick nach vorne ins Publikum und lassen Musik,
Musik sein – von regiemäßiger, stückgerechter Personenführung – außer
Rumstehen - keine Rede. Gelegentlich hebt mal einer den Arm, als wolle
er sich die Haare raufen.
Leporello läuft im Hintergrund der Spielfläche, also vor dem Orchester
nach rechts und damit endet der zweite Akt.
Zurückbleiben Zerlina, Masetto, Elvira und Ottavio, der nun die Nr. 21
mit
Folget
der Heißgeliebten
anstimmen darf.
Peinlich von der Regie, dass nun ausgerecht bei den schweren
Koloraturstellen der Ottavio-Arie Zerlina und Masetto nach links
abgehen, als würde es ihnen nicht gefallen, was und wie Herr Long-Long
da singt.
Na ja, laut Homepage:
„Regieassistent beim Schauspiel am Deutschen Theater in Göttingen.“
Ottavio geht nach rechts ab, Elvira bleibt allein links zurück.
Ein Strich verkürzt die ‘show‘ – wie es im US-Amerikanischen heißt – und
es folgt gleich die Nr. 21 b mit
Welche
Verbrechen, o Himmel …
Mich betrog der Undankbare …
Dafür legt Elvira sich der Länge lang auf das linke Podest, will nach
dem dort positionierten Stuhl greifen, dann kniet sie, steht wieder auf,
hockt auf den Stufen. Dann geht dies Häufchen Elend geht nach links ab.
Großer Strich, es folgt gleich die Nr. 23 mit
Ich
grausam?
Hierfür stürzen Anna und Ottavio von rechts herein, er setzt sich auf
einen Stuhl in der Bühnenmitte und wartet ab, während Anna das
Non mi
dir, bell’idol mio
singt.
Und in die Schlussphase der Arie hinein, geht Ottavio ganz einfach nach
rechts ab. Peinlich!
Licht weg, Giovanni und Leporello mit Taschenlampen von rechts für die
Nr. 24, das Finale, und da gleich mit dem Auftritt Komtur
Don
Giovanni, Du hast gebeten,
Ich versprach es und bin erschienen.
Giovanni auf seinem Podest links, Komtur rechts und Leporello in der
Mitte vor dem Orchester.
Giovanni dann links ab vor dem Portal, von links hinten stürzen Masetto
und Zerlina herein, von rechts Elvira, Anna und Ottavio für das
Wo ist
der Schändliche,
wo der Verbrecher?
Dann das Finale, wobei der Chor durch die geöffneten Saaltüren im
dritten Rang singt und schon im zweiten Rang nicht zu hören ist.
Also
stirbt, wer Böses tat:
Jedem Sünder wird Vergeltung.
Wenn die letzte Stunde naht.
●
Die
Regie beschränkt sich auf Abgänge nach links und Auftritte von rechts
oder umgekehrt.
Durch die Mitte geht nicht, da sitzt das Orchester.
Hätten die Sänger nicht Routine, wäre das inszenatorisch schlimm
ausgegangen.
Die HAZ schrieb auf der Seite 23 der Ausgabe vom 11. September 2020, es
wäre
„großartig“
gesungen worden.
Wie ist bitte ‘großartig‘ definiert?
Am
26. September 2020 wurde eine weitere Vorstellung besucht.
Der nun gewählte Platz, dritter Rang, dritte Reihe erlaubte den
Gesamtüberblick und es bestätigte sich, dass ein überdimensionales,
kostenträchtiges Bühnenbild - wie sonst an der Nds. Staatsoper Hannover
GmbH üblich, man denke nur an die Szenerie für Trojahns ‘Was ihr wollt‘
- überhaupt nicht notwendig ist.
‘Kostüme‘ d.h. Straßenklamotten von irgendeinem Textilanbieter reichen
ebenfalls völlig aus, um der beliebten Formel des Verheutigens Raum zu
geben.
Giovanni auf der Kö in Düsseldorf, auf dem Ku-Damm in Berlin, in der
Gesandtenstraße in Regensburg oder in der Kaufinger Straße in München –
überall gibt es von Machos betrogene Frauen, Mitläufer und sonstwie
jammervolle Gestalten.
Dass in Hannover beim Singen die Damen forcieren, ist wohl der Angst vor
dem leeren Raum zuzuordnen. Die Herrschaften auf der Bühne haben
wundervolle Pianotöne, die allerdings nicht permanent vorgeführt werden
können. So meint man wohl, es müsste das Füllen der leeren Plätze im
leeren Raum mit der Stimme über Nachdruck erzwungen werden.
Ein kultivierter Mozart-Schöngesang - den Rollen und einer Staatsoper
entsprechend - kommt dabei selten zustande.
Bemerkungen zum Remake der szenischen Umsetzung von
‘Tristan und Isolde‘
durch die Nds. Staatsoper Hannover GmbH
Aus
dem Archiv
http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_%27Tristan_und_Isolde%27_im_%27Staatstheater_Braunschweig%27.htm
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Tristan_und_Isolde%27_29.11.2014_Theater_RBG_final.htm
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Tristan%27_Nds._Staatsoper_Hannover_16.09.2018.htm
Annoucement Nds. Staatsoper Hannover GmbH
|
|
Zitat
Musikalische Leitung
Constantin Trinks
Nach einer Inszenierung von Stephen Langridge
Szenische Einstudierung Felix Schrödinger
Bühne, Kostüme Conor Murphy
Butoh-Choreografie
Tadashi Endo
Licht Susanne Reinhardt
Chor Lorenzo Da Rio
Dramaturgie Christopher Baumann, Johanna Mangold
Tristan
Robert Künzli
König Marke
Shavleg Armasi
Isolde
Magdalena Anna Hofmann
Kurwenal
Michael Kupfer-Radecky
Melot
Gagik Vardanyan
Brangäne
Monika Walerowicz
Ein Steuermann
Darwin Prakash,
Richard Walshe
Ein junger Seemann
Marco Lee,
Long Long
Butoh-Tanz
Tadashi Endo, Nora Otte
Chor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Statisterie der Staatsoper Hannover
Inhalt
Mit höchster Liebeslust, überströmenden Gefühlen und einem süßen
Sühnetrank bieten wir der Coronakrise die Stirn und präsentieren
Richard Wagners Meisterwerk Tristan und Isolde in einer
inklusive einer Pause knapp dreistündigen Aufführung.
Trotz der notwendigen pandemiebedingten Reduzierungen werden
alle drei Akte gespielt und die Schlüsselszenen bewahrt, die den
Zauber des Stückes ausmachen: die Einnahme des vermeintlichen
Todestrankes, das Liebesduett im zweiten Akt sowie Tristans
Todessehnsucht im dritten Akt.
Selbst der Großteil der orchestralen Zwischenspiele konnte
erhalten werden, sodass auch Hardcore-Wagner-Fans an diesem
Abend auf ihre Kosten kommen werden.
Am Pult des reduzierten Orchesters steht Constantin Trinks. Der
Dirigent, der letzte Spielzeit mit La Juive seinen erfolgreichen
Einstand an der Staatsoper Hannover feierte, sieht in deren
Komponisten Ludovic Halévy einen wichtigen Wegbereiter für
Wagners künstlerischen Stil.
Auf der Bühne erwartet das Publikum in der Aufführung von
Tristan und Isolde die zwar angepasste, aber ansonsten
vollständig erhaltene Originalinszenierung von Stephen Langridge
inklusive der Tänzer*innen.
|
Zitatende
Quelle:
https://staatstheater-hannover.de/de_DE/programm-staatsoper/don-giovanni.1277601
‘Anything goes‘
Brocken aus dem Steinbruch ‘Tristan und Isolde‘
Wie
bereits auf Seite 16 dieser Ausgabe in Bezug auf den ‘Giovanni‘ durch
die Nds. Staatsoper erwähnt, hatte die Hannoversche Allgemeine bereits
am 11. September 2020 ausgeführt:
“Ein
Dilemma – Die Staatsoper spielt Mozart ‘Don Giovanni‘ stark gekürzt und
mit viel Abstand. Kann das gut gehen?“
Nun
bot die Nds. Staatsoper Hannover GmbH einen Querschnitt durch ‘Tristan
und Isolde‘. Hier muss gefragt werden:
Wird das nun die neue Art, in Hannover Oper zu spielen, man erkennt
Ausuferungen bei bestimmten Stücken und verfährt nach der Vorgabe aus
‘Ariadne‘ und konstatiert dort wie hier:
„Das Stück hat Längen, gefährliche Längen - man lässt sie weg!“
Beim ‘Tristan‘ in Hannover - in dieser neuen Lesart - bleiben Trümmer
des Werkes zurück. Zwar muss man feststellen, dass es für den
unbedarften Besucher, den es ja aufgrund mangelnder Bildung allenthalben
gibt, gelungen ist, das Riesenwerk mit Musik und Text des geschwätzigen
sächsischen Meisters (Originalzitat Günther Roth) auf ein gerüttelt‘ Maß
einzudampfen. Die musikalischen Übergänge wurden geschickt arrangiert,
so dass ein Querschnitt ohne weitere kompositorische Brüche entstanden
ist. Dies gilt insofern nicht für die Handlung als hier das Werk optisch
gestückelt wird und es eine bunte Kuchenplatte für die nachmittägliche
Teestunde eines bekannten Süßwarenherstellers aus Bielefeld zustande
kommt.
Das Ganze aber ist eine grauenvolle Zumutung für die Sänger. Die kennen
das Werk üblicherweise und müssen nun aus dem Zusammenhang Gerissenes
rosinenpickend für sich und den Kollegen neu ordnen. Hier ein Beispiel
wie der erste Aufzug in Hannover geht:
Vorspiel, während dessen leitet eine Truppe schwerbewaffneter Soldaten
Frau Isolde auf die Bühne, Brangäne stöckelt hinterher. Isolde setzt
sich auf einen weißen Küchenstuhl (den gibt es ja auch in der
‘Giovanni‘-Produktion und ist sicherlich aus der ausgeborgt – Siehe
Seite 17), der auf einer Rotunde steht –sieht aus wie ein abgedeckter
Brunnen –und wartet bis das Vorspiel zu Ende ist.
Oben, quer über die Bühne, ist eine übermannsgroße – damit begehbare -
Röhre - positioniert, an der ein Geländer angebracht ist, wohl die
Reeling eines Schiffes darstellend. Von hier aus singt der junge Seemann
sein
Westwärts
schweift der Blick:
ostwärts
streicht das Schiff.
Frisch weht der Wind
der Heimat zu:
mein irisch Kind,
wo weilest du?
Sind's deiner Seufzer Wehen,
die mir die Segel blähen?
Hier
entzündet er ein kleines Fähnchen, mit dem er vorher ins Publikum
winkte, die Flamme verglüht sehr schnell
Wehe, wehe, du Wind!
Weh, ach wehe, mein Kind!
Das noch zu der Passage gehörige
Irische Maid,
du wilde, minnige Maid!
ist
gestrichen.
Der
junge Seemann geht auf der Brücke nach links ab.
Isolde ist vom Küchenstuhl aufgestanden und singt, jedoch nicht das
vorgesehene
Wer
wagt mich zu höhnen?
sondern springt gleich in die zweite Szene zum
Mir
erkoren,
mir verloren,
hehr und heil,
kühn und feig!
Todgeweihtes Haupt!
Todgeweihtes Herz!
Was hältst du von dem Knechte?
[…]
bis zum
Befehlen liess
dem Eigenholde
Furcht der Herrin
ich, Isolde!
Das
bedeutet, dass die gesamte Erzählung Isoldes
mit den beiden hohen Hs bei "gab ich es Preis" und
"mir lacht das Abenteuer"
und die Einwürfe Brangänes gestrichen sind.
Dann
ein weiterer großer Strich bis zu
KURWENAL
Auf! Auf! Ihr Frauen!
Frisch und froh!
Rasch gerüstet!
Fertig nun, hurtig und flink!
gemessener
Und Frau Isolden
sollt' ich sagen
von Held Tristan,
meinem Herrn:
Vom Mast der Freude Flagge,
sie wehe lustig ins Land;
in Markes Königsschlosse
mach' sie ihr Nahn bekannt.
Drum Frau Isolde
bät' er eilen,
fürs Land sich zu bereiten,
dass er sie könnt' geleiten.
und
für
ISOLDE
zu
Kurwenal
Herr
Tristan trete nah!
FÜNFTE SZENE
TRISTAN
Begehrt, Herrin,
was Ihr wünscht.
bis zu
TRISTAN
Wo sind
wir?
ISOLDE
Hart am
Ziel!
von
Geleitest du mich,
bis
zu sühnen alle Schuld.«
alles gestrichen.
Das
ISOLDE
Betrug
auch hier?
Mein die Hälfte!
Sie
entwindet ihm den Becher
Verräter! Ich trink' sie dir!
wird
zwar gesungen und ein Becher voller Trank steht zwar - von Brangäne
hereingetragen - zur Verfügung, aber keiner trinkt. Stattdessen sind
beide nach hinten in die Kanalröhre getreten, die ja als Bühnenbild zur
Verfügung steht.
Nun kommen beide wieder hervor, auf den Brunnendeckel, legen ihre Mäntel
ab und sie sich auf diese.
ISOLDE
Tristan!
TRISTAN
Isolde!
ISOLDE
Treuloser Holder!
TRISTAN
Seligste Frau!
RUF DER MÄNNER, die stehen oben auf der Brücke und winken in den
Hintergrund
Heil!
König Marke Heil!
bis
zu
KURWENAL
lebhaft von links herantretend
Heil
Tristan,
glücklicher Held!
Mit reichem Hofgesinde
dort auf Nachen
naht Herr Marke.
Hei, wie die Fahrt ihn freut,
dass er die Braut sich freit!
[…]
ISOLDE
Tristan!
TRISTAN
Isolde!
ISOLDE
Muss
ich leben?
BRANGÄNE
Helft
der Herrin!
TRISTAN
O Wonne
voller Tücke!
O truggeweihtes Glücke!
ALLE MÄNNER
Auf der Brücke wedeln fünf Statisten mit zwei Fahen,
… in Hannover kommt der Chor aus dem Off und singt
Heil
dem König!
Kornwall Heil!
Der
Vorhang fällt schnell
Ende des ersten Aufzuges
Zweiter Aufzug
Auf der Bühne rechts ein Bett, links die Rotunde, der abgedeckte
Brunnen, auf der die beiden Bodenturner ihre Übungen vollführen.
Die queerrüber Röhre aus dem erste4n Aufzug ist abgebaut, stattdessen
von links oben ein Fallreep nach rechts unten verlaufend.
Irgendwelche Figuren wandern über die Bühne, verneigen sich vor Isolde
und gehen nach hinten rechts ab.
Musikalisch ein großer Strich
Von
ISOLDE
Hörst
du sie noch?
Mir schwand schon fern der Klang.
BRANGÄNE
lauschend
Noch
sind sie nah;
deutlich tönt's daher.
bis
ISOLDE
Die
Leuchte,
und wär's meines Lebens Licht ---
lachend
sie zu löschen zag' ich nicht!
-
also
die gesamte erste Szene des zweiten Aufzugs gestrichen.
In
Hannover geht die Show – wie es im US-amerikanischen heißt – gleich mit
der zweiten Szene weiter
TRISTAN
über
das Fallreep herunterkommend
Isolde!
Geliebte!
ISOLDE
Tristan! Geliebter!
Bist du
mein?
Isolde hantiert mit einer rechts am Boden liegenden Grubenleuchte,
dieses Licht verlischt und die große Bühnenbeleuchtung flammt auf.
Sreenshot: Nds. Staatsoper Hannover – Foto: Clemens Heinrich
Auf
diesem Bild sieht man deutlich im Hintergrund das Tanzpaar, das sich
anmutig im Bodenturnen übt und nichts – aber auch garnichts – mit dem
Stück zu tun hat.
Hätte Richard Wagner diese Tanzeinlagen gewollt, hätte er es auf seine
typische Weise vorgegeben.
So stören die beiden mit ihren Getue nur und sind damit “überflüssig wie
der Dreck zu Pfingsten!“
●
Es
habe hiermit sein Bewenden. Es würde den Rahmen dieses Rundschreibens
sprengen, wollte man den Rest des zweiten Aufzugs und den dritten noch
in Breite beschreiben, zumal die Inszenierung aus lauter Strichen
besteht.
Man soll es lassen, ein solches Meisterwerk zu spielen, wenn die
Rahmenbedingungen nicht gegeben sind. Selbst wenn es für den
interessierten Kenner der Materie reizvoll ist, zu hören, wie die
Übergänge musikalisch gestaltet sind, so stellt diese Art der
Darstellung des ganzen Werkes ein Sakrileg dar und ist einer Staatsoper,
eigentlich das erste Haus am Platze – unwürdig.
Hervorzuheben sei hier noch die unterschiedliche Textverständlichkeit
der Protagonisten, die doch von Richard Wagner so sehr gewünscht wurde
und gerade bei dieser Hannover’schen Strichfassung so besonders
notwendig ist, um klar zu machen, wo man sich im gerade im Stück
befindet, wenn man denn die Noten des Werkes nicht vollständig im Kopf
hat.
Auffallend, wie deutlich der Steuermann und der junge Seemann zu
verstehen sind.
Und natürlich der Tristan.
Während bei den Übrigen viel vom Text, durch die angestrengte Tongebung
- vor allem bei den Damen - verlorengeht und das Publikum ratlos
zurückbleibt.
Fragt die Hannover’sche Allgemeine am 11. September 2020, ob man beim
‘Giovanni‘ so kürzen könne wie in Hannover geschehen, dann stellt sich
die Frage beim ‘Tristan‘ erst recht.
Ein durchkomponiertes Werk wie dieses derartig auseinanderzureißen, dass
nur noch Bruchstücke als Reste bleiben, ist eine Gewalttat und eine
Überschrift in der HAZ vom 13. Oktober 2020, Seite 23 mit
‘Kleinformatiges Großereignis‘
absolut unangebracht.
Aber wie heißt es so schön:
“Euer Gnaden sind die Güte selbst!“
Bemerkungen zur szenischen Umsetzung des Lustspiels -
‘Der zerbrochne Krug‘ von Heinrich von Kleist
durch das ‘Staatsschauspiel‘ Hannover
Aus
dem Archiv
http://www.telezeitung-online.de/Damals_in_Regensburg_30.9.05_Kritik_'Der_zerbrochne_Krug'.htm
http://www.telezeitung-online.de/Damals_in_Regensburg_1.11.05_Repertoirevorstellung_%27Der_zerbrochne_Krug%27.htm
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Der_zerbrochne_Krug%27_%20-_MGT_Berlin.htm
http://www.telezeitung-online.de/Ablage_07.2.09_Krug_MUC_3.htm
http://www.telezeitung-online.de/Ablage_07.2.09_Krug_Nachlese_MUC.htm
●
Ihr
Krug zertrümmerndes Gesindel, ihr!
Kleists Meisterwerk, das Goethe bei der Uraufführung am 2. März 1808 -
wissentlich oder unabsichtlich - so grandios in den Sand setzte, lebt
von der Verwirrung, die sich aus der Handlung und der Sprache ergibt.
Satzteile, einzelne Worte von verschiedenen Darstellern gesprochen,
tragen dazu bei, dass auf der Bühne der/die Eine, die/den Anderen nicht
mehr versteht.
Klarheit hat nur der Zuschauer, der die Wortfetzen zusammenfügt und der
Handlung aus einer Distanz folgt.
Der fünfhebige Jambus, reimlos, überhöht die Sprache der aus bäuerlichem
Umfeld kommenden Akteure, die durch Worte aufdecken und auch verdecken
wollen.
Verschlagen der Adam - abhanden gekommen die Perücke als Zeichen seines
Amtes - jugendlich-kraftvoll sein Gegenspieler Ruprecht, der Aufdecker
des Fehlverhaltens: der Gerichtsrat (Ver)-Walter, Eve, dem Adam
gegenübergestellt, Mutter Marthe Rull als Verteidigerin der Tochter
gegen den von ihr ausgehend ungeliebten Ruprecht als Schwiegersohn, die
Scherben des Krugs als für sie Zeichen der verletzten Jungfräulichkeit
der Eve, Licht ins Dunkel zu bringen, die Aufgabe des Schreibers, was
dann durch ihn - er verschweigt es bis zum Auftritt der Muhme - und Frau
Brigitte auch erfolgt.
Konfusion aus der Handlung und gesteigert durch die Derbheit der Sprache
und die Verteilung dieser auf mehrere handelnde Personen birgt die
Gefahr, das Stück zum Bauerntheater, zur Klamotte herunterzuspielen.
Die Figuren allesamt Urtypen und für jeden Schauspieler ein Fest.
Der Dorfrichter, ein alternder Junggeselle, ein Hagestolz wie er sich
selber bezeichnet, den E.T.A. Hoffmann mit "alle Gebrechen seines
Standes in sich tragend, geizig, eitel, den Jüngling spielend, verliebt,
geckenhaft" definiert.
Eine Rolle, von Großen des deutschen Schauspiels übernommen, sei es nun
von Emil Jannings, Paul Dahlke - in der Verfilmung von 1937 noch der
Ruprecht - oder 2003 im Residenzhof in München mit Jörg Hube als
Dorfrichter Adam und Monika Baumgartner als Marthe Rull.
Adam ein verschlampter Junggeselle in einer Richter-Position auf dem
Land, wenig gelehrt, aber lebenserfahren, weiß mit der Bevölkerung durch
Behandlung der Rechtsvorschriften auf seine Weise und durch
Einschüchterung umzugehen. Bluff ist seine Methode.
●
Am
‘Staatsschauspiel‘ Hannover
|
|
Zitat
Es ist Gerichtstag im Dorf. Frau Marthe tritt vor den Richter
Adam, in den Händen die Scherben ihres Kruges. Sie beschuldigt
Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve, in deren Zimmer
eingedrungen und dort im Eifer des Gefechts einen Krug zerstört
zu haben. Doch Ruprecht widerspricht heftig. Eve selbst schweigt
– und Dorfrichter Adam wirkt bei der ganzen Angelegenheit
ungewöhnlich nervös. Seine Ermittlungen zielen mehr darauf,
schnell einen Täter festzulegen, als die Ereignisse gründlich
und wahrheitsgemäß aufzuklären. Als eine weitere Zeugin
auftritt, wird die Beweislast gegen Adam erdrückend. Nun bricht
auch Eve endlich ihr Schweigen und Adam ergreift die Flucht.
Die Figuren im Kleist’schen Lustspiel ringen um Wahrheit
beziehungsweise um das, was sie für die Wahrheit halten oder zur
Wahrheit machen. Die Strategien sind bekannt: Das Abwerten der
Glaubwürdigkeit Anderer und das Bezweifeln belegbarer Tatsachen.
Die Grundpfeiler des Miteinanders bröckeln, Wahrheit droht zu
einer reinen Frage der Perspektive zu werden. Noch nie waren so
viele Informationen verfügbar und noch nie waren sie für die
Menschen so wenig wert.
Lisa Nielebock, geboren 1978, ist bekannt für ihre analytischen
und eindringlichen Theaterarbeiten. Seit 2004 ist sie leitende
Professorin für Regie an der Universität der Künste in Essen.
Regie
Lisa Nielebock Bühne
Oliver Helf Kostüme
Ute Lindenberg Musik
Thomas Osterhoff Dramaturgie
Hannes Oppermann
Mohamed Achour,
Fabian Felix Dott,
Tabitha Frehner,
Torben Kessler,
Kaspar Locher,
Sabine Orléans,
Werner Wölbern
Zitatende
Quelle:
https://staatstheater-hannover.de/de_DE/programm-schauspiel/der-zerbrochne-krug.1224778 |
Interessant, dass im Internet seitens des Staatsschauspiels eine
Zuordnung der Namen der Darsteller zu den Rollen nicht erfolgt.
Auf eine entsprechende Nachfrage per Mail vom 02. September 2020 warum
hier Anonymität dokumentiert wird, erfolgte: Keine Antwort!
●
Die
werden mich doch nicht bei mir verklagen?
Leseprobe am Staatsschauspiel
mit dem Rest eines Fragments, einer Hannover‘schen Strichfassung vom
‘Krug‘ von Kleist
Gestrichene Rollen:
-
Veit Tümpel, ein Bauer.
- Ein Bedienter,
- Büttel,
- Mägde
Screenshot Staatsschauspiel Hannover - Foto – Kerstin Schomburg
Eine typische Situation, Raum irgendwo im Theater.
In
Hannover die Szenerie - beim Einlass eine offene Bühne, vorne
verschiedene Tische zusammengestellt, drum herum Stühle, rechts an der
Wand ein Klavier.
Atmosphäre gleich Null.
Gemächlich schlendern Personen herein, eine saß bereits beim Einlass im
Hintergrund der Bühne.
Man setzt sich hier, man steht dort.
Hätten die Herrschaften ein Text-Heft in der Hand, wäre alles ehrlicher,
so aber wird getan, als spiele man die Szene im Gerichtssaal von Huisum.
Adam,
was ist mit euch geschehen?
(Adam sagt der Schreiber Licht, damit man im Publikum weiß, es handelt
sich um den Kleist’schen Dorfrichter Adam, der da links mit
herunterhängenden Hosenträgern sitzt.)
Eigentlich heißt es
Ei, was
zum Henker, sagt, Gevatter Adam!
aber
der Dichter ist ja schon mehr als 70 Jahre tot und da gilt das
Urheberrecht nicht mehr, also kann man wahllos ändern und streichen, was
man auch im Laufe des Abends am Staatsschauspiel Hannover in großem
Umfang tut.
Vom eigentlichen Werk bleibt nur ein Fragment, schäbige Reste, die dann
auch noch in einer läppischen Form präsentiert werden.
Die Rollen und ihre Darstellung:
Dorfrichter Adam:
In Hannover ein gemütlicher Typ, der seinen Text aufsagt,
irgendwie unbeteiligt, als mache er das, was die Professorin aus
Essen ihm gesagt hat, um keine Opposition gegen das Management
heraufzubeschwören.
Von einer Verschlagenheit, sich die Dinge zurechtzulügen, keine
Spur.
Auch die Saga, er sei hinter der Eve her und dass er seine
Hühner seine Kinder nennt, um sich damit Zugang zur Tochter der
Marthe Rull zu beschaffen, ist nicht nachvollziehbar.
|
Schreiber Licht:
Eigentlich der ‘spiritus rector‘ des ganzen Stückes – in
Hannover ein Hampler, der das Wenige, was an Spiel da ist, durch
sein fortwährendes Rumgemache nur stört, mal spielt er auf dem
von der Requisite zur Verfügung gestellten Klavier oder er
klappert mit seinen Fingern auf dem Tisch rum, pfeift sich ein
‘Liedl‘ oder er macht esoterische Übungen, Joga und sowas.
Nicht jedenfalls das, was mit dem Stück zu tun hat. Es sei denn,
er ist als Dorftrottel angelegt, dann stimmt alles, wie er es
macht. Dem darf man jedenfalls keinen Prozess anvertrauen.
|
Gerichtsrat Walter
Er kommt nach Kleist ins Dorf Huisum, um zu prüfen, ob alles mit
rechten Dingen zugeht und um das auszumerzen, was eben nicht
nach den Verordnungen, Erlassen und Gesetzen abläuft. In
Hannover ist er in ständiger Nähe zum Dorfrichter.
Er flüstert ihm nicht zu, er möge sich bitte an die Regeln
halten.
Nein, er paktiert geradezu mit ihm, als er ihm in aller
Öffentlichkeit lauthals mitteilt, wie er als Dorfrichter sich
besser zu verhalten habe.
Dass er als Gerichtsrat mit Mühe versucht, das Ansehen eines
Gerichts zu wahren, kann von ihm nicht vermittelt werden.
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Marthe Rull
Tragende und treibende Figur im ganzen Stück. Sie hat die Fäden
in der Hand, sich und anderen Aufklärung zu verschaffen.
Die Schlusssentenz, dass sie auf der Verfolgung der Tat besteht,
selbst wenn Adam überführt ist, weiterhin nicht verzichten will,
ist verstümmelt.‘
Dass die Darstellerin nicht das halten kann, was man von ihr
als Frau Sander kennt, ist außerordentlich bedauerlich. In
Hannover verschwimmt die Figur im Irgendwie.
|
Eve Rull
In Hannover soll sie diejenige sein, der ein Dorfrichter – sei
er noch potschert – nachstellt?
Diese Person, wohl Nachfahrin eines Alt-68, der seine Kinder
nach dem Prinzip ‘antiautoritäre Erziehung‘ fürs Leben
vorbereitete, spröde, sperrig, rotzig, patzig soll auf Adams
Sprüche reingefallen sein, die soll glaubhaft machen, dass der
Liebhaber Ruprecht zum Militär nach Batavia muss, wenn sie den
Dorfrichter nicht in ihr Bett lässt.
Dass sie den Dorfrichter nur notgedrungen in ihr Zimmer lässt,
ist schon bei dieser Art von Darstellung der Figur nicht
nachvollziehbar, dass mit so jemand etwas anfangen kann, ist
völlig unglaubhaft.
Und Ruprecht, was ist denn das für ein Typ, der auf die
reingefallen sein soll.
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Ruprecht Tümpel
In Hannover so einer, der wohl sich irgendwo rumtreibt, aber
niemals einer, der den Vater bittend informiert, dass er abends
noch einmal zur Eve geht.
Ein Rotzlöffel, der rumpoltert, sich dicke tut und dem vom
Publikum abgenommen werden soll, dass er sich des Auftritts von
Dorfrichter Adam nicht erwehren konnte. |
Frau Brigitte
In Hannover ein Jemand, dem man nichts nachweisen kann, der wohl
auch selber nicht weiß, ob er Fisch oder Fleisch ist, der / die
auf der Bühne raucht – übrigens kein Hinweis seitens der GmbH,
dass dies zur Inszenierung gehört, und damit erlaubt ist, in
geschlossenen Räumen zu rauchen. |
Regie, Bühnebild, Kostüme
Eine ganz schwache Inszenierung, dünne Textfassung (man wird
sich auf Corona rausreden), kümmerliche Darstellung der Figuren.
Ein Ärgernis, dieses Meisterwerk so zu verhunzen.
In Essen bringt eine, jemandem etwas bei, wohl das, was sie
selber nicht kann.
Bühne: drei Wände, davor Sitzgelegenheiten, in der Mitte ein
Sortiment an Tischen und Stühlen.
Kostüme: Jeans, T-Shirts aus dem mittleren Fernen Osten.
|
●
Der
Ablauf einer Leseprobe am Staatsschauspiel Hannover:
Man sitzt für die Reste des Textes um die zusammengestellten Tische und
verfährt nach der bewährten Formel
“Bietet an!“
Beim
Und
mußten in den Fichten übernachten.
erfolgt eine musikalische Einspielung
während derer Adam die vor ihm stehende Flasche nach links an den
Bühnenrand trägt, der Schreiber in der Mitte der Bühne herumhüpft, als
müsse er sich vom langen Sitzen in die Kontenance bringen, von rechts
tritt Gerichtsrat Walter für den vierten Auftritt in die Bühnenmitte
Gott
grüß euch, Richter Adam.
Adam
trägt seinen Stuhl nach links ans Portal und setzt sich – Walter nimmt
rechts ebenfalls Platz. Nun sitzt man wieder gemütlich beisammen, da
auch die andren Probeteilnehmer am Bühnenrand ringsum sitzen, enthebt
dies die Regisseurin der Erfüllung der Aufgabe zu entsprechen, eine
sinnvolle dem Stück gemäße Personenführung zu kreieren.
Der gesamte fünfte Auftritt gestrichen.
Symphonischer Orchesterklang zur Schaffung von Atmosphäre oder als
Pausenfüller seitens der Regisseurin eingefügt.
●
Sechster Auftritt
für Frau Marthe, Eve und Ruprecht
Es wird
sich Alles hier entscheiden.
Adam
knallt ein Buch auf den Tisch, das vor ihm lag und in dem er nachlas zum
Was
bringen die?
Und
ihr, Herr Schreiber, führt das Protokoll.
Großer
Strich.
Die Vorstellung des Kruges durch Frau Marthe,
dem
Amte wohl bekannt,
dann
die Texte mit dem Perlhuhn, das den Pips hat, die Hühner die einzige
Anknüpfungsmöglichkeit, die der Dorfrichter zu Eve hat:
weggefallen.
Und das
So
nimm, Gerechtigkeit, denn deinen Lauf!
Seine
permanente Demontage, die ja der Dorfrichter schon von sich aus
betreibt, wird durch die lauthalsen Einwürfe des Gerichtsrats noch
verstärkt, so dass man die ganze Produktion in Frage stellen muss, vor
allem die Personenführung durch die Regisseurin, die nach Aussage des
Staatsschauspiel Hannover in Essen eine Professur betreibt.
Frau
Marthe
Rull! Bringt eure Klage vor.
Eve
nimmt einen Stuhl und setzt sich bräsig in die Mitte der Bühne vor die
Tische und schaut ungeniert ins Publikum. Was für ein Regieeinfall. Soll
das bedeuten, sie kehrt dem Gericht den Rücken als ginge sie das alles
garnichts an?
Oder wie oder was?
●
Die
‘Krugerzählung‘ der Frau Marthe
in der Hannover’schen Strichfassung:
Frau
Marthe.
Seht ihr den Krug, ihr werthgeschätzten Herren?
Seht ihr den Krug?
Adam.
Wir sehen ihn.
Frau
Marthe.
Nichts
seht ihr, mit Verlaub, die Scherben seht ihr;
Der Krüge schönster ist entzwei geschlagen.
Hier grade auf dem Loch, wo jetzo nichts,
Sind die gesammten niederländischen Provinzen
Dem span’schen Philipp übergeben worden.
Hier im Ornat stand Kaiser Carl der fünfte:
Von dem seht ihr nur noch die Beine stehn.
Hier kniete Philipp, und empfing die Krone:
Der liegt im Topf, bis auf den Hintertheil,
Und
auch noch der hat einen Stoß empfangen.
Dort wischten seine beiden Muhmen sich,
Der Franzen und der Ungarn Königinnen,
Gerührt die Augen aus; wenn man die Eine
Die Hand noch mit dem Tuch empor sieht heben,
So ist’s, als weinete sie über sich.
Hier im Gefolge stützt sich Philibert,
Für den den Stoß der Kaiser aufgefangen,
Noch auf das Schwerdt; doch jetzo müßt’ er fallen,
So gut wie Maximilian: der Schlingel!
Die Schwerdter unten jetzt sind weggeschlagen.
Hier in
der Mitte, mit der heil’gen Mütze,
Sah man den Erzbischof von Arras stehn;
Den hat der Teufel ganz und gar geholt,
Sein
Schatten nur fällt lang noch übers Pflaster.
Hier standen rings, im Grunde, Leibtrabanten,
Mit Hellebarden, dicht gedrängt, und Spießen,
Hier Häuser, seht, vom großen Markt zu Brüssel,
Hier guckt noch ein Neugier’ger aus dem Fenster:
Doch was er jetzo sieht, das weiß ich nicht.
Adam.
Frau
Marth! Erlaßt uns das zerscherbte Pactum,
56 Wenn es zur Sache nicht gehört.
Uns geht das Loch — nichts die Provinzen an,
Die
darauf übergeben worden sind.
Frau
Marthe.
Erlaubt! Wie schön der Krug, gehört zur Sache! —
Den Krug erbeutete sich Childerich,
Der Kesselflicker, als Oranien
Briel mit den Wassergeusen überrumpelte.
Ihn
hatt’ ein Spanier, gefüllt mit Wein,
Just an den Mund gesetzt, als Childerich
Den Spanier von hinten niederwarf,
Den Krug ergriff, ihn leert’, und weiter ging.
Adam.
Ein würd’ger Wassergeuse.
Frau
Marthe.
Hierauf vererbte
Der Krug auf Fürchtegott, den Todtengräber;
Der trank zu dreimal nur, der Nüchterne,
Und stets vermischt mit Wasser aus dem Krug.
Das erstemal, als er im Sechzigsten
Ein junges Weib sich nahm; drei Jahre drauf,
Als sie noch glücklich ihn zum Vater machte;
Und als sie jetzt noch funfzehn Kinder zeugte,
Trank er zum drittenmale, als sie starb.
Adam.
Gut.
Das ist
auch nicht übel.
Frau
Marthe.
Drauf
fiel der Krug
An den Zachäus, Schneider in Tirlemont,
Der
meinem seel’gen Mann, was ich euch jetzt
Berichten will, mit eignem Mund erzählt.
Der warf, als die Franzosen plünderten,
Den Krug, samt allem Hausrath, aus dem Fenster,
Sprang selbst, und brach den Hals, der Ungeschickte,
Und dieser irdne Krug, der Krug von Thon,
Auf’s Bein kam er zu stehen, und blieb ganz.
Adam.
Zur
Sache, wenns’ beliebt, Frau Marthe Rull!
Zur
Sache!
Frau
Marthe.
Drauf
in der Feuersbrunst von Sechs und sechszig,
Da hatt’ ihn schon mein Mann, Gott hab’ ihn selig
—
Adam.
Zum
Teufel! Weib!
So seid ihr noch nicht fertig?
Frau
Marthe.
Wenn ich nicht reden soll, Herr Richter Adam,
So bin ich unnütz hier, so will ich gehn,
Und ein Gericht mir suchen, das mich hört.
Walter.
Ihr sollt hier reden: doch von Dingen nicht,
Die eurer Klage fremd. Wenn ihr uns sagt,
Daß jener Krug euch werth, so wissen wir
So viel, als wir zum Richten hier gebrauchen.
Frau
Marthe.
Wie
viel ihr brauchen möget, hier zu richten,
Daß weiß ich nicht, und untersuch’ es nicht;
Daß aber weiß ich, daß ich, um zu klagen,
Muß vor euch sagen dürfen, über was.
Walter
Gut denn. Zum Schluß jetzt. Was geschah dem
Krug?
Was? — Was geschah dem Krug im Feuer
Von Anno sechs und sechszig? Wird man’s hören?
Was ist dem Krug geschehn?
Frau
Marthe.
Was ihm
geschehen?
Nichts ist dem Krug, ich bitt’ euch sehr, ihr Herren,
Nichts Anno sechs und sechszig ihm geschehen.
Ganz blieb der Krug, ganz in der Flammen Mitte,
Und aus des Hauses Asche zog ich ihn
Hervor, glasirt, am andern Morgen, glänzend,
Als käm’ er eben aus dem Töpferofen.
Walter.
Nun
gut. Nun kennen wir den Krug.
Nun
wissen
Wir Alles, was dem Krug geschehn, was nicht.
Was giebt’s jetzt weiter?
Frau
Marthe.
Nun
diesen Krug jetzt setzt — den Krug,
Zertrümmert einen Krug noch werth, den Krug
Für eines Fräuleins Mund, die Lippe selbst,
Nicht der Frau Erbstatthalterin zu schlecht,
Den Krug, ihr hohen Herren Richter beide,
Den Krug hat jener Schlingel mir zerbrochen.
Der
Schreiber verlässt seinen Sitz in der Mitter der Bühne hinter den
Tischen und begibt sich in den Hintergrund.
Adam.
Erzählt den Hergang,
würdige
Frau Marthe.
Frau
Marthe.
Es war
Uhr eilfe gestern
—
Adam.
Wann, sagt ihr?
Frau
Marthe.
Uhr eilf.
Adam.
Am
Morgen!
Frau
Marthe.
Nein, verzeiht am Abend,
Und schon die Lamp’ im Bette wollt’ ich löschen,
Als laute Männerstimmen, ein Tumult,
In meiner Tochter abgelegnen Kammer,
Als ob der Feind einbräche, mich erschreckt.
Geschwind’ die Trepp’ eil’ ich hinab, ich finde
Die Kammerthür gewaltsam eingesprengt,
Schimpfreden schallen wüthend mir entgegen,
Und da ich mir den Auftritt jetzt beleuchte,
Was find’ ich jetzt, Herr Richter, was jetzt find’ ich?
Den Krug find’ ich zerscherbt im Zimmer liegen,
In
jedem Winkel liegt ein Stück,
Das Mädchen ringt die Händ’, und er der Flaps dort,
Der trotzt, wie toll, euch in des Zimmers Mitte.
Adam.
Ei, Wetter!
Frau
Marthe.
Was?
Adam.
Sieh da, Frau Marthe!
Frau
Marthe.
Ja!
Drauf
ist’s, als ob in so gerechtem Zorn,
Mir noch zehn Arme wüchsen, jeglichen
Fühl’ ich mir wie ein Geier ausgerüstet.
Ihn
stell’ ich dort zu Rede, was er hier
In später Nacht zu suchen, mir die Krüge
Des Hauses tobend einzuschlagen habe:
Und er, zur Antwort giebt er mir, jetzt rathet?
Der Unverschämte!
Der
Hallunke, der!
Aufs Rad will ich ihn sehen, oder mich
Nicht mehr geduldig auf den Rücken legen:
Er spricht,
es hab’ ein Anderer den Krug
Vom Sims’ gestürzt — ein Anderer, ich bitt’ euch,
Der vor
ihm aus der Kammer nur entwichen;
Und
überhäuft mit Schimpf mir da das Mädchen.
Adam.
O! faule Fische —
Hierauf?
Frau
Marthe.
Seh’
ich das Mädchen fragend an; die steht
Gleich einer Leiche da, ich sage: Eve! —
Sie setzt sich; ist’s ein Anderer gewesen,
Frag’ ich? Und Joseph und Marie, ruft sie,
Was denkt ihr Mutter auch? — So sprich! Wer
war’s?
Wer sonst, sagt sie, — und wer auch konnt’ es anders?
Und schwört mir zu, daß er’s gewesen ist.
Symphonisches Zwischenspiel während dessen man sich auf der Bühne
räumlich neu arrangiert, d.h. während Ruprechts Rede im Siebten Auftritt
in einer Hannover’schen Strichfassung planloses Gewimmel der
Protagonisten auf der Bühne.
Bei Ruprechts
So sag’
ich zu mir, blind ist auch nicht übel.
Ich hätte meine Augen hingegeben,
Knippkügelchen, wer will, damit zu spielen.
schlendert der Schreiber von links nach rechts laut pfeifend über die
Bühne
Welch grandioser Regieeinfall!
Und wieder ein symphonischer Einschub, während dessen die anderen über
die Bühnen schlendern, neue Positionen einnehmend, um ‘action‘
vorzutäuschen wie sie in meinem Gerichtsraum - (während einer Probe im
Staatsschauspiel Hannover) - üblich ist.
Eve von hinten kommend über die Tische springend, bleibt im Vordergrund
stehen, herrisch auftrumpfend mit ihrem
Unedelmüth’ger, du! Pfui, schäme dich,
Daß du nicht sagst, gut, ich zerschlug den Krug!
-
mitten in der Rede müssen die Tische neu arrangiert werden, die Frau
Marthe im Eifer des Gefechts verrückte -
Frau Marthe:
Wär’,
daß ein Andrer, als der Ruprecht sich
In ihre Kammer gestern schlich, gegründet,
[…]
Im Wortgewechsel, kosend bald, bald zerrend,
Als wollt’ er sie zu etwas überreden.
Darob musikalisches Zwischenspiel.
Der Schreiber wagt ein Tänzchen, hüpft herum wie ein munteres Geißlein -
(‘action‘ am ‘Staatsschauspiel‘ Hannover während einer Leseprobe zum
Zerbrochnen Krug von Kleist )
Während der Perückenerzählung des Richters
Adam.
Ja
seht. Ich sitz’ und lese gestern Abend
Ein Actenstück, und weil ich mir die Brille
Verlegt, duck’ ich so tief mich in den Streit,
Daß bei der Kerze Flamme lichterloh
Mir die Perücke angeht. Ich, ich denke,
Feu’r fällt vom Himmel auf mein sündig Haupt,
Und greife sie, und will sie von mir werfen;
Doch eh ich noch das Nackenband gelößt,
Brennt sie wie Sodom und Gomorrha schon.
Kaum daß ich die drei Haare noch mir rette.
steigt
der Schreiber links auf die Bühnenumrandung und greift hoch mit
ausgestreckten Armen an die Wand, als wolle er hinauf durch einen
imaginären Notausgang, um die Probe zu verlassen.
Es gelingt ihm nicht, die Wand ist zu, er muss ausharren. Erkennend
dies, lässt er sich zu Boden fallen.
Oder versucht er gar den Sprung des Dorfrichters aus Eve’s Kammer
nachzuspringen?
Ihre Kaffeepause unterbrechend – schildert
Frau Marthe
Mehr
als neun Fuß das Fenster nicht vom Boden
und bei
Adam.
Eins
ist der Herr. Zwei ist das finstre Chaos;
Drei ist die Welt.
steigt doch der Schreiber auf den Tisch – wie es bei einer Leseprobe am
Staatsschauspiel Hannover für den ‘Krug‘ von Kleist üblich ist.
Was für ein Regieeinfall der Professorin aus Essen!
Und für
Ruprecht.
Zweimal, ihr Herrn.
stampft doch der Schreiber, der wieder vom Tisch gestiegen, den links
stehenden Stuhl zweimal auf den Bühnenboden, dass es nur so kracht.
Welch ein Regieeinfall!
Auch dieser Lärm weckt das Hannover’sche Publikum nicht auf, dass sich
doch eigentlich an diesem Lustspiel mit dieser Präsentation ergötzen
soll.
Zur
Frage nach den Kontakten, die der Dorfrichter zu ihr pflegt, bemerkt
Frau Marthe
Neun
Wochen sind’s, daß er’s zuletzt betrat,
Und auch nur da noch im Vorübergehn.
Dabei ihre ganzen Einlassungen zum Perlhuhn, das den Pips hatte:
gestrichen!
Stattdessen:
Musikalisches Zwischenspiel!
Es schlendert der Schreiber über die Bühne, Personenführung durch die
Regie vortäuschend.
●
Elfter
Auftritt
‘Frau Brigitte.‘
Ihr
Herrn, der Ruprecht, mein’ ich, halt zu Gnaden,
Der war’s wohl nicht. Denn
da ich gestern Nacht
Hinaus auf’s Vorwerk geh’, zu meiner
Muhme,
Tante
Die
schwer im Kindbett liegt,
hört’ ich die Jungfer
Gedämpft,
im Garten hinten jemand schelten:
Wuth
scheint und Furcht die Stimme ihr zu rauben.
Pfui,
schäm’ er sich, er Niederträchtiger,
Was macht er? Fort. Ich werd’ die Mutter rufen;
Als ob
die Spanier im Lande wären.
Drauf: Eve! durch den Zaun hin: Eve! ruf’ ich.
Was hast du? Was auch giebt’s? — Und still wird es:
Nun? Wirst du antworten?
—
Was
wollt ihr, Muhme?
Was hast du vor, frag’ ich?
—
Was werd’ ich haben.
Ist es
der Ruprecht?
— „Ei so ja, der Ruprecht.
Geht euren Weg doch nur.“ —
So koch
dir Thee.
Das liebt sich, denk’ ich, wie sich andre zanken.
[…]
Da ich
vom Vorwerk nun zurückekehre
Zur
Zeit der Mitternacht etwa, und just,
Im
Lindengang, bei Marthens Gartens bin,
Huscht
euch ein Kerl bei mir vorbei,
(‘Frau
Brigitte‘ setzt sich auf den Tisch, im Hintergrund klimpert der
Schreiber am Klavier)
kahlköpfig,
Mit
einem Pferdefuß, und hinter ihm
Erstinkt’s wie Dampf von Pech und Haar und Schwefel.
Ich
sprech’ ein Gott sei bei uns aus, und drehe
Entsetzensvoll mich um, und seh’, mein Seel’,
Die
Glatz ihr Herrn im Verschwinden noch,
Wie
faules Holz, den Lindengang durchleuchten.
[…]
Da ich nun mit Erstaunen heut vernehme,
Was bei
Frau Marthe Rull geschehn, und ich
Den
Krugzertrümmrer auszuspioniren,
Der mir
zu Nacht begegnet am Spalier
Den
Platz, wo er gesprungen, untersuche,
Find
ich im Schnee, ihr Herrn, euch eine Spur —
Was
find ich euch für eine Spur im Schnee?
Rechts
fein und scharf und nett gekantet immer,
Ein
ordentlicher Menschenfuß,
Und
links unförmig grobhin eingetölpelt
Ein
ungeheurer klotz’ger Pferdefuß.
für
das Folgende
Und
Menschenfuß und Pferdefuß von hier,
Und Menschenfuß und Pferdefuß, und Menschenfuß
und Pferdefuß
nimmt
sie Platz auf dem Stuhl rechts, der eigentlich dem Gerichtsrat Walter
zugedacht ist und von ihm auch benutzt wurde.
Jetzt, weltbewegende ‘action‘, es springt ‘Frau Brigitte‘ zu ihrem
Vom
Lindengange, ja
Auf’s Schulzenfeld,
den
Karpfenteich entlang,
Den Steg, quer über’n Gottesacker dann,
Hier,
sag’ ich, her,
direkt zum Herrn Dorfrichter Adam.
Screenshot Staatsschauspiel Hannover - Foto – Kerstin Schomburg
Auf
den Tisch und ‘catwalked‘ nach links.
Von der Regisseurin, der Professorin aus Essen, wird hier ein
Klavierkonzert – gespielt vom Schreiber Licht – eingeschoben.
Es
soll wohl endlich das Publikum in Stimmung für das Lustspiel bringen.
‘Frau Brigitte‘ hockt sich hin auf dem Tisch, kriecht nach links auf den
Gerichtsrat Walter zu, schwingt die Beine und lässt sie vor sich vom
Tische baumeln – so wie man es sich seitens der Regieprofessorin aus
Essen in einer Gerichtsstube in Huisum – vielmehr bei einer Leseprobe am
‘Staatsschauspiel‘ Hannover – vorzustellen hat.
Nun räumt ‘Frau Brigitte‘ das Feld bzw. den Tisch und Richter Adam
schwingt einen Stuhl,
Screenshot Staatsschauspiel Hannover - Foto – Kerstin Schomburg
stellt ihn auf den Tisch, setzt sich drauf für das eigentlich
vorgesehene
Zehn
Jahre bin ich hier im Amt zu Huisum,
Stattdessen brüllt er:
Hier
auf dem Richterstuhl in Huisum sitz ich
und lege die Perücke auf den tisch.
Dem, der behauptet, dass sie mir gehört,
den fordre ich vor das Oberlandgericht in Huisum
Darauf der Gerichtsrat
Walter.
Gut
denn. Geschlossen ist die Session.
Und
Ruprecht appellirt an die Instanz zu Utrecht.
Es wird laut auf der Bühne, die Protagonisten beginnen mit den Möbeln um
sich zu werfen, zu hantieren, damit das Publikum endlich aufwacht und
die Show bejubelt.
Screenshot Staatsschauspiel Hannover - Foto – Kerstin Schomburg
Schreiber Licht, der wohl nicht ganz dicht -
tändelt tanzend über die umgeworfenen Tische. Einer spielt dazu Klavier.
‘Frau Brigitte‘ im Hintergrund mit (vor Entsetzen?) ausgebreiteten
Armen, dann vorne am Bühnenrand.
Längere musikalische Untermalung.
●
Zwölfter Auftritt
Ruprecht
Ei,
Evchen!!
Wie hab’ ich heute schändlich dich beleidigt
und
Eve greift die Regisseurin, die Professorin aus Essen, zum Text vom
Variant und lässt Worte sprechen, die in der Form nur in Hannover
vorgetragen werden:
Nun
schickt die Mutter gestern,
Mich in gleichgültigem Geschäft in’s Amt Zum Richter Adam. Und da ich in
das Zimmer trete,
„Gott grüß dich, Evchen! Ei, warum so traurig?“
[…]
Zwei
abgemessene Minuten starr mich an.
Und
spricht —?
[…]
Und greift und reißt vom Kruge sie, und reißt
Von dem
Gesims den Krug herab:
Der
stürzt; er springt; und Ruprecht kracht ins Zimmer.
[…]
Und ich — ich schwieg,
ihr
Herrn;
ich log, ich weiß,
Doch
log ich anders nicht, ich schwör’s, als schweigend
[…]
Walter
So
glaubst du jetzt, daß ich dir Wahrheit gab?
[…]
Hör’, jetzt geb’ ich dir einen Kuß. Darf ich?
[…]
Von seinem Amt zwar ist er suspendirt,
Und
euch bestell’ ich, bis auf weitere
Verfügung, hier im Ort es zu verwalten;
Doch
sind die Cassen richtig, wie ich hoffe,
[…]
Thut mir den Gefallen, holt ihn wieder! zurück!
●
Letzter Auftritt.
Frau
Marthe hat auf der rechten Seite, wo sie ja ihre Brotzeit vertilgte, ein
Rucksackl umgeschnallt, sich auf die linke Seite der Bühne begeben, wo
sie mit der Hannover’schen Textfassung das Werk aus dem Kleist’schen
Sprachrhythmus reißt - wie hier z.B.
Sagt doch, gestrenger Herr, wo find’ ich auch
Den Sitz in Utrecht -
den
Sitz
- der Regierung?
Walter.
Weshalb, Frau Marthe?
Frau
Marthe
(empfindlich).
- in
Hannover brüllend -
Hm!
Weshalb?
Ich weiß nicht —?
Soll hier dem Kruge nicht sein Recht geschehn
Walter.
Verzeiht mir! Allerdings. Am großen Markt,
Und Dienstag ist und Freitag Session.
Frau
Marthe.
Gut! Auf die Woche stell’ ich dort mich ein.
●
Conclusum
Es
handelt sich bei der Produktion vom ‘Krug‘ durch das ‘Staatsschauspiel‘
Hannover - vertreten durch: -
Sonja Anders als
Geschäftsführerin
Hannes Oppermann als Dramaturg
Lisa Nielebock als Regisseurin -
um eine Verfälschung des Kleist’schen Originals.
Dadurch wird der Bildungsauftrag nicht erfüllt und die genehmigten
Subventionen sind als verlorene Steuergelder anzusehen.
Screenshot Staatsschauspiel Hannover - Foto – Kerstin Schomburg
Das
‘Staatsschauspiel‘ Hannover schafft es, den 'Krug' vollends zu
zertrümmern. Gründlich!
Wer die fein austarierte Kleist'sche Partitur nicht lesen kann, nicht
lesen will, nicht weiß um Timing, Tonfall, Tempo, Rhythmus, die dieses
Lustspiel wie kaum ein anderes verlangt, der soll die Finger
davonlassen.
Wenn wenigstens eine trockene akademische Abhandlung herausgekommen
wäre! - Nicht mal das!
Gezeigt, gespielt wird hoffnungslose Ödnis, nichts Halbes und nichts
Ganzes.
Man verlässt sich auf die Unkenntnis des Publikums und nimmt dessen
Beifall als Beweis für den Erfolg der Produktion.
Mit denen kann man es ja machen.
Kalenderblätter – Gedenktage
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Ingrid Bjoner
am 08. November 1928 geboren
Foto: Hamburger Archiv für Gesangskunst
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Zitat
Manche Sopranistin findet zur Musik nicht direkt, sondern auf
einem Umweg: Ingrid Bjoner zum Beispiel wurde erst einmal
Apothekerin. An der Universität von Oslo legte die junge Dame
ihr Examen ab – mit 24 Jahren. Nebenher machte sie eine
Gesangsausbildung.
Weltweite Engagements
Die Bekanntschaft mit der berühmten Fachkollegin und Landsfrau
Kirsten Flagstad zog für sie das Debüt an der Oper von Oslo nach
sich. Sofort riskierte sie eine so schwierige Partie wie Mozarts
Donna Anna im "Don Giovanni".
1959 kam erstmals der Ruf an die Bayerische Staatsoper: Rund
zwei Jahrzehnte lang war Ingrid Bjoner an der Isar zu erleben,
in rund vierzig Rollen. Zum 100. Jahrestag der denkwürdigen
Münchner Uraufführung von Wagners "Tristan" etwa stellte sie
1965 ihre erste Isolde dar.
Was die Kritiker auch schrieben: Sie wurde von den
renommiertesten Bühnen engagiert. Die Elsa im "Lohengrin" war
ihre Antrittsrolle beim Debüt an der MET – und an der Scala. Die
Senta im "Fliegenden Holländer" und die Sieglinde in der
"Walküre" gab sie in London, während es in Paris dann wieder die
Isolde sein sollte: Mit dieser Partie sprang sie 1986 noch
hilfsbereit auf dem Grünen Hügel ein.
Höhepunkt ihrer Karriere
Rückblickend ein Höhepunkt ihrer Karriere und eine besondere
Ehre war für Ingrid Bjoner die Eröffnungsvorstellung des
wiedereröffneten Nationaltheaters 1963 – damals durfte sie in
der "Frau ohne Schatten" von Richard Strauss den Part der
Kaiserin übernehmen. Für solche Momente hatte sich der
Berufswechsel nun wirklich gelohnt: von der Apothekerin zur
Opernsängerin.
Zitatende
Quelle:
https://www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/ingrid-bjoner-wird-geboren-was-heute-geschah-1927-100.html |
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Anna Bahr-Mildenburg
am 29. November 1872 geboren
Foto:
Wikipedia |
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Zitat
Sie war Schülerin von
Rosa Papier am Konservatorium der
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Durch die
Zusammenarbeit mit
Cosima Wagner und
Gustav Mahler erwarb sie eine umfassende
Darstellungsfähigkeit.
Ihr erstes Engagement trat sie 1895 am
Hamburger Stadttheater (jetzige
Hamburgische Staatsoper) an, wo sie die Rolle der
Brünnhilde gesungen hat, eine der schwierigsten
Wagner-Rollen. Mit
Gustav Mahler, der bereits seit 1891 Kapellmeister an diesem
Hause war, begann sie ein Liebesverhältnis, das allerdings 1897
bereits wieder deutlich abgekühlt war. 1897 sang sie in Bayreuth
die
Kundry.
Obwohl das Verhältnis mit ihr beendet war, holte Gustav Mahler
sie 1898 an die
Wiener Hofoper, wo sie in den berühmten Inszenierungen
Mahlers enormen Erfolg hatte. Ferner war sie europaweit als
Sängerin tätig. Anna von Mildenburg war bis 1917 gefeiertes
Mitglied der Wiener Hofoper und kehrte bis 1930 gastweise immer
wieder dorthin zurück. Die
Neuinszenierung von
Tristan und Isolde, bei der Mildenburg die Isolde
sang,
Alfred Roller das Bühnenbild schuf und Mahler dirigierte,
gilt bis heute als legendäre Aufführung.
Ab 1904 hatte sie eine Beziehung mit
Hermann Bahr, die 1909 nach seiner Scheidung in der Ehe
mündete. Gemeinsam übersiedelten sie 1912 nach
Salzburg. 1920 nahm sie dann eine Stelle als „Lehrerin der
Darstellungskunst“ an der
Akademie der Tonkunst in
München an. Nach Bahrs Tod 1934 betätigte sie sich als seine
Nachlassverwalterin und versuchte, mäßig erfolgreich, seine
Schriften zu ordnen.
Anna von Mildenburg gastierte bei den
Salzburger Festspielen 1922–1927 in
Hugo von Hofmannsthals
Das Salzburger große Welttheater und unterrichtete 1929
an der
Internationalen Sommerakademie Mozarteum Salzburg.
Ihr Nachlass befindet sich heutzutage zusammen mit jenem ihres
Ehemannes im
Österreichischen Theatermuseum in Wien.
Zitatende
https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_von_Mildenburg |
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Anna Bahr-Mildenburg, eine der letzten großen Sängerinnen des
alten Wien, ist am Montag im Alter von 75 Jahren in Wien
gestorben. Von 1897 bis 1930 war sie an der Wiener Hofoper
tätig. Nachher lebte sie mit ihrem Gatten, dem bekannten Dichter
Hermann Bahr in Salzburg, kehrte aber nach dessen Tod als
Gesangsmeisterin an die staatliche Musikakademie in Wien zurück.
Ihre Leiche soll im Treppenhaus der Wiener Staatsoper, dem
einzigen noch erhaltenen Teil der Oper aufgebahrt werden.
Zitatende
Quelle:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39344123.html |
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Wilhelmine Schröder-Devrient
am 06. Dezember 1804 geboren
Foto: Schumann-Portal.de |
Für
Richard Wagner war sie der Prototyp der dramatischen Sängerin - speziell
- des dramatischen Soprans und damit stand sie Modell für alle
Brünnhilden, die Isolde, die Kundry - sie gestaltete die Senta, die
Venus auf der Bühne und brachte die Rollen mit Richard Wagners
dramaturgischen Vorgaben in Einklang.
Er erlebte sie als Fidelio-Leonore auf dem Höhepunkt ihrer
Künstler-Laufbahn – “jugendlich, schön und warm, wie nie seitdem auf der
Bühne mir ein Weib erscheinen sollte.“
Nach dem Gastspiel schrieb er ihr in einem Brief, gab den im Hotel ab,
dass von dem Tage an sein Leben seine Bedeutung erhalten habe und wenn
sie je dereinst in der Kunstwelt seinen Namen rühmlich genannt hören
sollte, sie sich erinnern möge, dass sie an diesem Abend ihn zu dem
gemacht habe, was er schwöre zu werden wolle.
Als die Schröder-Devrient dann 1842 in Dresden den Adriano in Wagners
'Rienzi' sang, zitierte sie nach der Vorstellung aus Wagners Brief, den
sie - da er ihr offensichtlich etwas bedeutete - aufbewahrt hatte.
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Zitat
Clara kannte die bedeutendste deutsche Sängerdarstellerin des
19. Jahrhunderts bereits seit dem Jahr 1832, als sie beide
gemeinsam in Paris auftraten. Sie blieben zeitlebens
freundschaftlich verbunden und begegneten sich oft, insbesonders
als Clara und Robert Schumann 1844 nach Dresden übersiedelten.
Als die 20jährige Clara Wilhelmine Schröder-Devrient als Leonore
in Beethovens Fidelio erlebt hatte, schrieb sie „Das ist ein
gewaltiges Weib – in der Kunst mein Ideal!“ Aber die Sängerin
ihrerseits bewunderte ebenso die Pianistin.
Als sie einen königlich-sächsischen Offizier, Herrn von Döring,
heiratete, und 1847 Dresden verließ, schrieb sie an Clara: „Wie
innig ich Sie als Frau wie als Künstlerin verehre und hoch
halte, das müssen Sie mir in den Augen gelesen haben.“
Da Wilhelmines Ehe fast sofort scheiterte, kehrte sie bereits
1848 nach Dresden zurück. Am 14. Oktober 1848 sang sie in einer
privaten Soirée erstmals den vollständigen Schumann-Zyklus
‘Frauenliebe und Leben‘ nach Gedichten Adelbert von Chamissos,
von dem sie das Originalmanuskript besaß. In der Konzertsaison
1848/49 wirkte Wilhelmine Schröder-Devrient in 5 Konzerten mit,
die Clara Schumann zusammen mit dem Dresdner Konzertmeister
Franz Schubert veranstaltete.
Während einer gemeinsamen Konzertreise der Schumanns mit
Wilhelmine Schröder-Devrient nach Leipzig im Januar 1849 bot die
Sängerin Clara Schumann das „Du“ an. Bald darauf mußte
Wilhelmine wegen ihrer Beteiligung am Dresdner Maiaufstand aus
der Stadt fliehen. Die Sängerin ging nach Paris und zog sich vom
Konzertpodium zurück. Bis 1853 standen Clara und Wilhelmine in
Briefkontakt, dann setzte dieser aus, vermutlich aufgrund des
häufigen Wohnortwechsels von letzterer.
Im November 1855 sahen sich die Künstlerinnen in Berlin wieder.
Erst im April 1858 kam es zu einem erneuten Treffen. Obwohl die
Stimme der Sängerin nicht mehr sicher war, plante sie 1858/59
ein Comeback und fragte Clara, ob diese mit ihr auftreten würde.
Die Pianistin riet ihr dringend ab, stimmte dann aber nach
längerem Zögern doch noch einem gemeinsamen öffentlichen
Auftreten zu. Das Angebot kam jedoch zu spät:
Nach dem letzten Konzert am 6. März 1859 in Leipzig hatte sich
der Gesundheitszustand der Sängerin verschlechtert, und sie war
depressiv geworden.
Ihren letzten Brief an Clara, in dem sie beklagte, daß diese
keine Zeit hätte, schrieb sie am 12. März 1859. Es gelang
Wilhelmine Schröder-Devrient nicht mehr, ihren Wunsch, „das
deutsche Lied zu Ehren zu bringen“ in die Tat umzusetzen.
Sie starb am 26. Januar 1860.
Trotz der Dissonanzen in der letzten Zeit ihrer Freundschaft
blieb Wilhelmine Schröder-Devrient Clara Schumanns
Künstlerideal. Die Pflege des deutschen Liedes übernahm der
junge Stockhausen, der von Wilhelmine Schröder-Devrient als 26
jähriger Schumann-Lieder gehört hatte und ein Jahr nach ihrem
Tod den ihr gewidmeten Schumann-Zyklus ‘Dichterliebe‘ zum ersten
Mal öffentlich sang.
Zitatende
Quellen:
https://www.schumann-portal.de/wilhelmine-schroeder-devrient.html
Siehe auch:
Thema_des_Tages_06._Dezember_2020_'Wilhelmine_Schroeder_Devrient'.htm
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Bodo Brinkmann
am 07. Dezember 1942 geboren
Foto: BT-Festspiele |
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Er ergriff zuerst den Beruf eines Statikers und technischen
Zeichners und begann erst mit 24 Jahren sein Gesangstudium an
der Musikhochschule Berlin, in erster Linie bei Karl-Heinz
Lohmann.
1971 erfolgte sein Bühnendebüt am Pfalztheater von
Kaiserslautern.
Seit 1974 gehörte er zum Ensemble des Nationaltheaters Mannheim.
Große Erfolge an der Bayerischen Staatsoper München, an der er
1979-87 engagiert war, und wo er 1984 einen besonderen Erfolg
als Escamillo in »Carmen« hatte.
1986 wirkte er in München in der Uraufführung der Oper »Troades«
von Aribert Reimann mit. Ebenso erfolgreich an der Staatsoper
von Hamburg (u.a. 1985 als Heerrufer im »Lohengrin«) und bei
Gastspielen und Konzertveranstaltungen in Berlin und Paris wie
in weiteren Musikzentren.
An der Wiener Staatsoper gastierte er 1985 als Paolo in »Simon
Boccanegra« von Verdi und als Morone in »Palestrina« von H.
Pfitzner, 1987 als Escamillo und 1993 als Mandryka in »Arabella«
von R. Strauss (in insgesamt 6 Vorstellungen). Bei den
Aufführungen von Borodins »Fürst Igor« in der Münchner
Olympia-Halle gastierte er 1987 in der Titelpartie.
Bei den Festspielen von Bayreuth trat er 1987 als Kurwenal in
»Tristan und Isolde«, 1988-92 als Donner im »Rheingold« und als
Gunther in der »Götterdämmerung« sowie 1990 als Klingsor im
»Parsifal« auf.
Seit 1990 an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg
engagiert, an der er bereits 1987 als Telramund im »Lohengrin«
gastierte. 1989 sang er am Teatro San Carlos Lissabon, 1990 an
der Deutschen Oper am Rhein und am Opernhaus von Köln den Wotan
in der »Walküre«.
1991 an der Oper von Antwerpen den Fliegenden Holländer, am
Teatro Comunale Bologna den Gunther. 1989 gastierte er am Teatro
Liceu Barcelona als Jochanaan in »Salome« von R. Strauss. 1992
hörte man ihn in Paris in einer konzertanten
»Parsifal«-Aufführung als Amfortas, den er dann auch 1993 am
Opernhaus von Essen, am Teatro Regio Turin und in anderen
italienischen Städten auf der Bühne sang. 1995 hörte man ihn in
Düsseldorf als Wolfram im »Tannhäuser« und als Tamare in »Die
Gezeichneten« von Fr. Schreker, 1996 als Wotan im
Nibelungenring, 1995 in der Megaron-Halle in Athen als Wozzeck
von A. Berg. An der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg
hörte man ihn 1996 als Wolfram und als Jochanaan, 1997 als Des
Grieux in »Le portrait de Manon« von Massenet, 1997 auch am
Staatstheater Kassel als Wotan in der »Walküre«. 1998 sang er an
der Deutschen Oper am Rhein den Kurwenal, am Opernhaus von Bonn
den Wotan in der »Walküre«, 1999 am Staatstheater von Kassel den
Wozzeck und den Gunther.
Am Stadttheater von Basel trat er 1999 als Telramund auf, an der
Rheinoper Düsseldorf-Duisburg als Don Pizarro im »Fidelio«. 2000
gastierte er am Stadttheater von Münster (Westfalen) als
Wanderer im »Siegfried«, den er auch 2001 bei den Aufführungen
des Nibelungenrings am Theater von Meiningen (Thüringen)
übernahm. Auf der Bühne wie im Konzertsaal trat er allgemein in
einem breit gefächerten Repertoire hervor.
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Quelle:
https://onlinemerker.com/geburtstage-im-dezember-2017/ |
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Toni Blankenheim
am 12. Dezember 1921 geboren
Foto:
Walhall |
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Seine
Ausbildung erhielt er durch Paul Lohmann in Frankfurt und Res Fischer in
Stuttgart.
1947
Bühnendebüt am Opernhaus von Frankfurt als Figaro in ‘Figaros Hochzeit‘.
Bis 1950 Mitglied dieser Bühne. Danach folgte er einem Ruf an die
Staatsoper von Hamburg zu deren prominentesten Mitgliedern er dann für
lange Jahre zählte.
Sehr
große Erfolge erzielte der Künstler bei den Festspielen von Bayreuth,
bei denen er 1954 erstmals mitwirkte und Partien wie den Beckmesser in
‘Die Meistersinger‘ - 1956 / 1958 - 1960 den Kothner in der gleichen
Oper.
1957
den Klingsor im ‘Parsifal‘ 1956 - 1959 und den Donner im Ring 1954 - 55
und 1957 sang.
Neben seinem Hamburger Engagement von 1965 - 1968 war Mitglied des
Staatstheaters Darmstadt, seit 1968 an der Staatsoper Stuttgart.
Später spezialisierte er sich neben seinem Wagner Repertoire auf die
Gestaltung von Charakterpartien in modernen Opernwerken von Alban Berg,
Igor Strawinsky, Rolf Liebermann und anderer zeitgenössischer
Komponisten.
So sang er in Hamburg in den Uraufführungen von ‘Die Heimkehr‘ von
Miholivici, die Heirat von Martinu, ‘Der Prinz von Homburg‘ von Hans
Werner Henze, ‘Der goldene Bock‘ von Krenec, ‘Der Zerrissene‘ von
Gottfried von Einem, ‘Arden muss sterben‘ von Goehr, ‘Hamlet‘ von
Searle, ‘Belagerungszustand‘ von Kelemen, ‘Candide‘ von Marcel Marceau
und Marius Constant.
Gastspiele führten ihn an die Opern von Wien, Berlin, München und
Stuttgart, an das deutsche Opernhaus Berlin, an die deutsche Oper am
Rhein, nach Kopenhagen, Basel, Brüssel und andere Städte im In- und
Ausland.
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Opernsänger Toni Blankenheim mit 90 Jahren gestorben
Hamburg. Kurz vor seinem 91. Geburtstag ist der Hamburger
Kammersänger Toni Blankenheim gestorben. Der Bassbariton war 38
Jahre lang Mitglied im Ensemble der Staatsoper Hamburg. «Die
Staatsoper trauert um einen großen Sänger, der viele Jahre das
künstlerische Profil des Opernhauses mitprägte», teilte die
Staatsoper am Donnerstag in Hamburg mit. 1950 wurde der in Köln
geborene Sänger an die Dammtorstraße engagiert und war hier
einer der meistbeschäftigten, bekanntesten und beliebtesten
Ensemblemitglieder. Einen überragenden Erfolg konnte er als
Wozzeck verbuchen sowie als Beckmesser in Richard Wagners «Die
Meistersinger von Nürnberg».
In den 1950er und 60er Jahren wirkte er auch in zahlreichen
Uraufführungen und Hamburger Erstaufführungen mit, darunter «Die
Heirat» von Bohuslav Martinu, «Der Prinz von Homburg» von Hans
Werner Henze und «Der goldene Bock» von Ernst Krenek. Von 1954
bis 1960 sang Blankenheim bei den Bayreuther Festspielen Partien
wie Beckmesser und Klingsor. Zahlreiche Gastauftritte machten
den Sänger auch international bekannt. Gute Kritiken erhielt er
auch für seinen Auftritt als Göttervater Jupiter 1971 in der
legendären Inszenierung der komischen Oper «Orpheus in der
Unterwelt» mit Liselotte Pulver als Öffentliche Meinung, Inge
Meysel als Juno und Theo Lingen als Hans Styx. (dpa/lno)
Zitatende
Quelle:
https://www.focus.de/kultur/kunst/musik-opernsaenger-toni-blankenheim-mit-90-jahren-gestorben_aid_881501.html |
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Hugh Beresford
am
17.Dezemder 1925
geboren
Foto: Eurodisc |
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Zitat
Er begann sein Gesangsstudium am Royal College of Music in
Manchester, kam dann an die Musikakademie von Wien und war in
London Mailand und Düsseldorf Schüler von Diano Borgioli, Alfred
Piccaver, Francesco Carino und Wolfgang Steinbrück.
1951 wurde er mit dem Richard-Tauber-Preis ausgezeichnet.
1953 debütierte am Landestheater von Linz als Wolfram im
‘Tannhäuser‘.
Er sang an den Stadttheatern von Graz und Augsburg sowie am
Opernhaus von Wuppertal.
1960 wurde er Mitglied der Deutschen Oper am Rhein
Düsseldorf-Duisburg. Jetzt begann für den Künstler eine
glänzende internationale Karriere.
Seit 1960 gastierte er mehrfach an der London Covent Garten
Opera.
Weitere Gastspiele führten ihn an die Opernhäuser von Wien,
München, und Stuttgart.
Von Frankfurt, Köln, Zürich, Brüssel an die Pariser Grand Opera.
1963 - 1966 wirkte er beim Holland Festival mit.
1966 sang er am Theater Fenice in Venedig den Mandryka in
‘Arabella‘ von Richard Strauss. Dabei galten als seine
bedeutendsten Rollen der ‘Rigoletto‘ der Posa im ‘Don Carlos‘
und der ‘Don Giovanni‘.
Später wandelte sich seine Stimme zum Heldentenor, so sang er
1973 an der Wiener Staatsoper den ‘Otello‘ und den ‘Florestan im
‚‘Fidelio‘.
Bei den Bayreuther Festspielen 1972/73 den ‘Tannhäuser‘.
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Quelle:
Kutsch – Sängerlexikon – Franke-Verlag Bern – 1984 – Seite
225 |
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'So viel Hass, so viel Wut und so viel Rache'
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Voll ist Bayreuth mit Schildern.
Die wichtigste Einfallstraße ist gesperrt, die Zufahrt
zum Festspielhaus blockiert, als wolle die
Stadtverwaltung verhindern, dass Gäste auf den Grünen
Hügel gelangen, um das dortige inszenatorische Chaos zu
erleben.
Voll sind die Zeitungen, alle Welt berichtet über
'Buh-Stürme' nach Vorstellungen in Bayreuth.
Ob Spiegel, Tagesspiegel oder Hannoversche Allgemeine
oder Nordbayerischer Kurier - man ergeht sich in
Darstellungen, die Missfallensäußerungen betreffend.
Nicht neu - immer wieder war es mal eine Inszenierung,
die dem Publikum nicht gefiel. Oder ein Sänger, der den
Anforderungen nach Meinung der Gäste nicht entsprach.
Man erinnere sich an Hugh Beresford, der 1972/73 in
Bayreuth den Tannhäuser sang und den Unmut des Publikums
entgegennehmen musste.
Nun ist es Lance Ryan, der sich beklagt, wie hasserfüllt
das Publikum ist und wie er vor der Menge Angst hat.
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http://www.tagesspiegel.de/kultur/aerger-bei-den-bayreuther-festspielen-so-wird-ein-buh-draus/10277134.html
http://www.spiegel.de/kultur/musik/bayreuth-siegfried-darsteller-und-die-angst-vor-dem-publikum-a-983833.htm
Seit Jahren singt Lance Ryan das schwere deutsche Fach.
2008 war er schon unter Zubin Metha in Valencia 'der
strahlende Held'. Damals hatte er gerade die Mitte der
Dreißiger erreicht und schon damals - Hans-Peter Lehmann
'coachte' das Ensemble - musste man sich Gedanken machen
über die Qualität dieses Siegfrieds und sich die Frage
stellen - wie lange geht das gut?
Nun, fünf (bezogen auf 2013) und sechs (bezogen auf
2014) Jahre später ist die Frage noch eher berechtigt
und zwar noch deutlicher mit einem:
Wann ist Schluss bei dem?
Das gilt aber nicht nur für ihn. Die vielen kleinen
Häuser, die heute neben all' den anderen Komponisten -
z.B. des großen italienischen Fachs wie Puccini und
Verdi - den sächsischen Meister Wagner spielen, nutzen
die am Markt befindlichen Kräfte.
Überall Wagner, im kleinsten Theater - in Detmold, in
Quedlinburg, in Minden, in Koblenz und natürlich auch in
Regensburg - mit Stimmen, die zu früh verbraucht werden,
weil Intendanten und GMDs falschen Ehrgeiz entwickeln.
Den 'Ring', den 'Tristan' muss ich 'drauf' haben.
Und die Sänger machen mit, nach dem Motto:
'Kann'ste wechseln?!'
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Aber auch andere bekamen den Unwillen des
Bayreuther-Publikums zu spüren.
Cherau, mit seinem 1976-Ring oder vorher noch Wieland
Wagner, der Bayreuth nach dem Zweiten Weltkrieg
'entrümpelte'. Auch 'Jötze' Friedrich kam nicht an, der
Nazi-Deutschland im Tannhäuser auf der Bühne andeutete.
Heute geht es um das Gesamtgefüge Bayreuther-Festspiele
und vor allem um die Leitung des Unternehmens mit
Unterstützung der Bayerischen Staatsregierung.
Jetzt platzt dem Publikum der Kragen und Auslöser kann
ein winziger Funke, eine nicht perfekte sängerische
Leistung, sein.
Katharina, die Grobe
ist die eigentliche Zielscheibe.
Man lässt die Wut an Protagonisten aus, die gilt aber
ihr.
Die andere der beiden damals von Staatswegen
eingesetzten Festspielleiterinnen - wobei die eine auf
die andere aufpassen sollte - enthält sich der Stimme in
der Öffentlichkeit.
Hinter vorgehaltener Hand flüsterte sie einem
Maßgeblichen der früheren Bayreuth-Festspiele zu, wie
traurig sie all das mache, was da am Grünen Hügel jetzt
passiert.
Eingegriffen hat sie nicht.
Bemerkenswert, dass keine der Damen sich zur Begrüßung
der Gäste vor dem Haus bei der ersten Vorstellung
zeigte. Hatten die Angst, vom Buh-Geschrei der Zaungäste
hinweggefegt zu werden?
Hält man sich in der Stadt auf, bemerkt man bei der
Bevölkerung die gedrückte Stimmung - man ist entsetzt
wie sich die Hügel-Besucher über die Produktionen äußern
und wie wenig die Bürger selber ausrichten können, etwas
zu ändern.
In den Strudel der Ablehnung der Inszenierungen werden
die Bayreuther hineingezogen.
Ein Vorsitzender eines Richard-Wagner-Vereins wurde
jetzt im Sommer in der Öffentlichkeit bezüglich der für
Bayreuth engagierten Regisseure deutlich:
'Dann werden wir ja bald echten Analverkehr auf der
Bühne des Festspielhauses erleben.'
Spät kommt er - längst hätten die Richard-Wagner-Vereine
ihre Stimme erheben müssen.
Aber statt dessen verbreitete die ehemalige Vorsitzende
der Richard-Wagner-Vereine, sie liebe modische
Inszenierungen.
Steht in den Vereins-Satzungen nicht, man setze sich für
die Bayreuther-Festspiele ein?
Sind diese hanebüchenen Inszenierungen die Basis für das
Tun der Richard-Wagner-Vereine?
Kein Vorstand eines Karnickelzüchtervereins ließe
ungestraft das zu, was dort - und man messe die
kümmerliche Anzahl der Bayreuther Aufführungen pro Jahr
an z.B. denen in Salzburg - auch noch zu Lasten des
Steuerzahlers abgeliefert werden darf.
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Der aus England stammende Hugh Beresford lebt nun schon seit
vielen Jahren in Wien.
Hugh Beresford, ein Wahl-Österreicher
Begonnen hat der am 17. Dezember 1925 geborene Engländer
irischer Abstammung, der eine durchaus beachtenswerte,
internationale Karriere machte, als Bariton. Und er hat etwa die
Hälfte seiner rund 30-jährigen Sängerlaufbahn in diesem
Stimmfach gesungen. Dabei zählte Verdis "Rigoletto" zu seiner
Lieblingsrolle.
Bereits als Kind fiel Beresford im Dom von Liverpool als Solist
auf. Er studierte dann in London u. a. bei Dino Borgioli und
Alfred Piccaver. 1951 gewann der junge Sänger den
Richard-Tauber-Preis - wobei in der Jury damals keine geringeren
als Elisabeth Schumann sowie Sir Thomas Beecham und Bruno Walter
saßen. Weitere Studien führten ihn schließlich nach Wien.
Erstes Engagement in Linz
Sein erstes Engagement hatte Beresford in Linz, wo er 1953 als
Wolfram in Wagners "Tannhäuser" debütierte.
Hier sang er u.a. in Ruggiero Leoncavallos Opern-Rarität "Edipo
Re", dem letzten und erst posthum uraufgeführten Bühnenwerk,
übrigens heute auf den Tag genau vor 85 Jahren in Chicago. Diese
Oper wurde 1960 vom Österreichischen Rundfunk mit dem Ensemble
des Linzer Landestheaters als Gesamtaufnahme produziert.
1964 Mandryka an der Staatsoper
Seine einzige Premiere an der Wiener Staatsoper hatte Hugh
Beresford 1964 - und zwar in einer Neueinstudierung von Strauss'
"Arabella" unter Joseph Keilberth.
Als Mandryka stand er damals mit so prominenten Solisten wie
Lisa della Casa, Anneliese Rothenberger, Mimi Coertse, Anton
Dermota und Otto Edelmann auf der Bühne.
Bayreuther "Tannhäuser" als Krönung
Seine noch erfolgreichere Tenor-Karriere, während der er auch
Verdis "Othello" sang, führte ihn am Höhepunkt sogar nach
Bayreuth, wo er 1972/73 als stimmlich wie darstellerisch
eindrucksvoller "Tannhäuser" zu hören war.
Zitatende
Quelle:
https://oe1.orf.at/artikel/205263/Erinnerungen-an-gestern |
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Fernando Corena
am 22. Dezember 1916 geboren
Foto: Ermitage |
Fernando Corena - Vater Türke, Mutter Italienerin - begann das
katholische Theologie Studium an der Universität von Fribourg wurde aber
durch den Dirigenten Vittorio Gui ermutigt, Sänger zu werden,
Ausbildung in Genf und in Mailand.
Er wirkte 10 Jahre als Konzertsänger, ehe er sich zu einer
Bühnenlaufbahn entschloss.
Bühnendebüt 1947 an der Oper von Triest als Waarlam in ‘Boris Godunow‘.
1948 debütierte er an der Mailänder Scala.
Große Folge in Italien, wo er an der Scala und in allen großen Bühnen
wie auch beim Maggio Musicale von Florenz und den Festspielen in der
Arena von Verona auftrat.
1953 bewunderte man ihn bei den Festspielen in Edinburgh als Titelheld
in Verdis ‘Falstaff‘.
Die gleiche Partie sang er 1955 in Glyndebourne.
1953 kam er an die Metropoliten Oper New York - Antrittsrolle Leporello
in ‘Don Giovanni‘ mit der er seitdem immer wieder erfolgreich war.
An diesem Haus sang er in einer langjährigen Karriere 20 verschiedene
Partien in über 800 Vorstellungen.
Gastspiele in London 1960 als Bartolo im ‘Barbier von Sevilla‘. Die
Rolle auch in Paris, in Wien, in Buenos Aires, in Chicago, in San
Francisco, in Mexico City.
1963 großer Erfolg beim Edinburghfestival als Don Pasquale.
1965 sang er bei den Salzburger Festspielen den Osmin in Mozarts
‘Entführung‘.
Bereits 1956 hatte er dort den Leporello im ‘Giovanni‘ gesungen und die
gleiche Partie sang er nochmals 1975 in Salzburg.
Er wirkte bei Fernsehaufnahmen der ‘Entführung aus dem Serail‘ und dem
‘Barbier von Sevilla‘ mit.
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Gustaf Gründgens
am 22. Dezember 1899 geboren
Foto: Tobis
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Am 26.
Februar 1942 schrieb GG an den Reichsmarschall.
Dieser möge ihn aus dem Vertrag als Intendant, Schauspieler und
Regisseur am Staatlichen Schauspielhaus in Berlin entlassen.
Göring möge ihm die Genehmigung erteilen, sich zum Dienst in der
Wehrmacht zu melden.
Das Haus sei bestellt, er habe alle Rollen, in denen er aufgetreten sei,
an vollwertige Ersatzleute übergeben, Herr Liebeneiner sei erste Kraft
geworden, nachdem er vorher schon mit großen Aufgaben betraut wurde.
Der Apparat der Theaterführung sei so eingespielt, dass eine Vertretung
ihn ersetzen könne, in einer Zeit, da das Praktische das Künstlerische
notwendigerweise überwiegen müsse.
Göring würde ihn mit der Erfüllung der Bitte sehr glücklich machen, ein
abschlägiger Bescheid würde ihn in seinen innersten Gesetzmäßigkeiten
treffen.
GG beendete den Brief ohne verbindliche Floskel, nur mit einem
'Heil Hitler!'
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Stalingrad war 1943 verloren gegangen, in Nordafrika beschleunigten die
Alliierten ihre Zangenaktivitäten. Von Ost stießen die Engländer immer
weiter nach Westen vor, von Westen kamen ihnen die Amerikaner entgegen.
Das deutsche Afrika-Korps mit dem italienischen Waffenbruder würde im
Mai 1943 in Tunesien in der Falle sitzen.
Goebbels hielt am 18. Februar 1943 die Rede im Berliner Sportpalast und
fragte die Anwesenden: „Wollt ihr den totalen Krieg?“
Alles schrie „Ja!“
Gustaf Gründgens war auch einbestellt worden, kam aber nicht. Er ließ
sich mit seinem Dienstwagen durch Berlin fahren, war somit nicht
erreichbar.
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Zitat
Tod eines Theater-Genies
Gustaf Gründgens machte aus Theaterabenden Weihestunden des
Wortes, gab Figuren wie Hamlet oder Mephisto gültige Gestalt und
war am Ende erschöpft vom eigenen Anspruch. Vor 50 Jahren starb
er auf einer Reise in Manila.
Vielleicht muss ein großer Theatermann ein Außenseiter sein, ein
Mensch, der seine Gegenwart vom Rand betrachtet, das Sein in der
Gesellschaft als Rollenspiel erkennt. Vielleicht kann nur ein
solcher Mensch das andere Rollenspiel, das auf dem Theater, so
inszenieren, dass es das Denken der Zuschauer wirklich trifft.
Dass es zum Spiegel ihres Lebens wird und für existenzielle
Fragen Antworten entwirft, die gültig sind, weil sie aus dem
Erfahrungsschatz der Weltliteratur stammen. Vielleicht muss man
von Jugend an gespürt haben, dass man nicht in die bürgerlichen
Muster passt, um wirklich meisterlich mit ihnen zu spielen.
Vielleicht muss man auch arrogant, eitel, selbstherrlich und
doch leicht zu kränken, leidenschaftlich, frivol, skrupellos und
doch melancholisch empfindsam sein, um ein guter Theatermann zu
werden. Doch natürlich zehrt das alles und macht einsam. Es
erschöpft den Körper. und die Seele.
Gustaf Gründgens war erschöpft, als er im Oktober 1963 zu einer
Weltreise aufbrach. Er war ausgelaugt von acht Jahren Intendanz
am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, erschöpft vom eigenen
Ruhm, der durch immer neue Meistertaten gefüttert werden wollte,
zermürbt von zu viel künstlichem Schlaf. Nur mit Tabletten
konnte Gründgens sein Gehirn noch in Dämmermodus schicken,
konnte nachts die Geister von der Bühne aus dem eigenen Kopf
vertreiben. In diesem Zustand existenzieller Müdigkeit nahm
Gründgens am 6. Oktober in einem Hotel in Manila auf den
Philippinen Quartier. Er hatte seinen Chefposten in Hamburg für
viele überraschend niedergelegt, wollte auf einer Weltreise
Abstand und neue Kraft gewinnen. Noch aber fühlte er sich
Deutschland nahe, und so schluckte er zu viele der Pillen, die
chemisch Distanz verschaffen, und als er merkte, dass er seinem
Magen diesmal zu viel zugemutet hatte, schrieb er an seinen
Gefährten auf dieser Reise auf einen Briefumschlag: "Ich habe
glaube ich zu viel Schlafmittel genommen, mir ist ein bisschen
komisch, lass mich ausschlafen."
Zitatende
Von Dorothee Krings
Quelle:
https://rp-online.de/kultur/tod-eines-theater-genies_aid-14821713 |
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Gustav Gründgens
Der Regisseur - ein Selbstporträt.
Zunächst ist er der Regisseur, mit dem ich am reibungslosesten
arbeite.
Es gibt zwischen uns keine Meinungsverschiedenheiten, Probleme
werden nicht erörtert, Auffassungen nicht diskutiert und
Zwistigkeiten weiß er sowieso auf das geschickteste zu
vermeiden.
Auf den Proben einigt man sich schnell und leicht auf der Basis
der deutschen Grammatik.
Er verliert auch bei der gesteigertsten Arbeit ungern den Boden
der Tatsachen unter den Füßen.
Ein Fanatiker der Präzision ist er ein geschworener Feind alles
Zufälligen, Unklaren und Unkontrollierbaren.
Der Zuschauer soll verstehen, was der Schauspieler sagt, der
Schauspieler soll verstehen, was der Dichter sagt und der
Dichter soll verstehen, was er selber sagt.
Es ist die Zeit der Missverständnisse, und manchmal schon hat
jeder jeden so gründlich missverstanden, dass am Ende ein Erfolg
daraus geworden ist. Eindeutigkeit sei heute das wichtigste.
Eindeutig wird eine Sache, wenn an ihr alle Beteiligten einer
Meinung sind.
Das Erzielen dieser Eindeutigkeit betrachtet er als
Hauptaufgabe. Er ist bestrebt, aus Stück und Schauspielern alles
herauszuholen, was drin ist; um das zu erreichen, ist ihm jedes
Mittel recht, auch dass der Verstellung.
Beißt einer nur nach vorheriger Komplizierung an, erklärt er ihm
seine Rolle bereitwilligst auch anhand des pythagoräischen
Lehrsatzes.
Wenn er die einfachen und direkt zu Herz und Sinn sprechenden
Schauspieler vorzieht, weil er mit ihnen reden kann, wie ihm der
Schnabel gewachsen ist, so findet er auch zu den Vertrackteren
und Komplizierteren den richtigen Ton.
Ich habe zum Beispiel immer ganz gut mit ihm gearbeitet, obwohl
ich bestimmt nicht sein schauspielerisches Ideal bin
Zitatende |
Quelle: Nachspiel auf dem Theater - Hoffmann und Campe Verlag - 1963
Aus den Medien
Foto:
tagesspiegel.de
“Sie
ist wieder da!“
Anfang April hieß es, Katharina Wagner sei längerfristig erkrankt.
Nun hieß es, sie sei voller Tatendrang und wolle im Herbst wieder ihre
Tätigkeit auf dem Grünen Hügel aufnehmen.
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Zitat
16.09.2020, 12:03 Uhr
Katharina Wagner: Bayreuther Festspiele haben ihre Chefin zurück
Erleichterung in Bayreuth: Die Leiterin der
Richard-Wagner-Festspiele, Katharina Wagner, kann ihr Amt nach
langer Krankheit wieder ausüben. Sie sei "vollständig genesen",
sagte die 42-Jährige. Ab kommender Woche will sie wieder
arbeiten.
Das Jahr 2020 wird wohl als eines der schwierigsten in die
jüngere Bayreuther Festspielgeschichte eingehen. Zunächst musste
die gesamte Opern-Saison
wegen Corona abgesagt werden. Dann
erkrankte auch noch die Chefin der Festspiele, Katharina
Wagner - so schwer, dass sie ihr Amt für mehrere Monate ruhen
lassen musste. Mit großer Erleichterung dürfte daher nun in
Bayreuth die Nachricht aufgenommen werden,
dass Katharina Wagner wieder gesund ist.
Katharina Wagner lag sechs Wochen im Koma
In einem Interview mit der "Passauer Neuen Presse" erklärte die
Urenkelin von Richard Wagner, sie sei "vollständig genesen" und
der Reha-Aufenthalt in Oberbayern sei abgeschlossen. Details zu
ihrer Erkrankung sind nicht bekannt. Trotzdem lässt das, was
Katharina Wagner über die vergangenen Monate preisgibt, erahnen,
wie kritisch ihr Gesundheitszustand gewesen sein muss. Sechs
Wochen lang habe sie im Koma gelegen, sagte sie der Zeitung. Am
Universitätsklinikum Regensburg habe man ihr das "Leben
gerettet".
Vorbereitung der Bayreuther Festspiele 2021
Schon in wenigen Tagen will Wagner zurück sein auf dem Grünen
Hügel. Nach Ende des Betriebsurlaubs der Bayreuther Festspiele
am kommenden Montag wolle sie ihre Arbeit als Leiterin wieder
aufnehmen, erklärte die 42-Jährige. Sie wolle sich dann
unter strengen Corona-Schutzvorkehrungen der Vorbereitung
der kommenden Festspielsaison widmen. Andere
Bühnen haben bereits vorgemacht,
dass sich Hygiene und Operngenuss nicht ausschließen müssen.
Die Festspielleiterin musste sich schon viel Kritik anhören
Katharina Wagners Vertrag als Festspieleiterin war 2019
um fünf Jahre verlängert worden - obwohl es oft Kritik an
ihr gab. Vor allem ihre Inszenierungen sorgten unter
Wagnerianern für lebhafte Debatten. Die Urenkelin von Richard
Wagner (1813 - 1883) und Tochter des langjährigen
Festspielleiters Wolfgang Wagner hatte die Leitung des
renommierten Opern-Festivals 2008 gemeinsam mit ihrer
Halbschwester Eva Wagner-Pasquier übernommen. Seit 2015 ist
Katharina Wagner alleinige Chefin auf dem Grünen Hügel.
Zitatende
Quelle:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/katharina-wagner-bayreuther-festspiele-haben-ihre-chefin-zurueck,SAjbnZx |
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„Theaterleitung missachtet unsere Anweisungen“ -
Ministerium widerspricht Staatstheater
Nachdem das Hessische Staatstheater Wiesbaden am Freitag
erklärte, das Ministerium für Wissenschaft und Kunst habe den
Spielbetrieb untersagt, meldet sich nun Ministerin Angela Dorn
zu Wort: Die Darstellung des Theaters sei falsch.
„Das Hessische Staatstheater Wiesbaden muss kurzfristig den
Spielbetrieb einstellen, weil das Hessische Ministerium für
Wissenschaft und Kunst die Durchführung der Vorstellungen nach
Maßgabe des durch das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt
Wiesbaden genehmigten Hygienekonzepts für das Hessische
Staatstheater Wiesbaden untersagt hat“, erklärte am Freitag das
Hessische Staatstheater in Wiesbaden (wir
berichteten). |
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CORONA
Hygienekonzept untersagt: Staatstheater muss Spielbetrieb
einstellen
Ministerium für Wirtschaft und Kultur erteilt Absage
von
Thomas
Schmidt - Autor von
Merkurist.de
veröffentlicht am 25.09.2020 19:34
Dieser Artikel basiert auf dem Snip:
Hygienekonzept untersagt: Staatstheater muss Spielbetrieb
einstellen
Das Hessische Staatstheater Wiesbaden muss den Spielbetrieb
kurzfristig und ab sofort einstellen. Wie das Staatstheater am
Freitag mitteilt, sind davon alle Aufführungen vom 25. bis
einschließlich 27. September betroffen.
Zuletzt plante das Staatstheater Gegenteiliges; es war
angedacht, dass bald schon wieder mehr Zuschauer den
Vorstellungen beiwohnen können. Doch daraus wird nun nichts. Der
Grund dafür ist, dass das Hessische Ministerium für Wissenschaft
und Kunst die Vorstellungen nach Maßgabe des durch das
Gesundheitsamt Wiesbaden genehmigten Hygienekonzepts für das
Staatstheater untersagt hat.
Von der Absage betroffen sind die Vorstellungen „Die Hochzeit
des Figaro“, „Frankenstein Junior“, das Kammerkonzert „Die
Prinzessin auf der Erbse“, „Der Barbier von Sevilla“ und „Szenen
einer Ehe“. Auch der Vorverkaufsstart für das diesjährige
Weihnachtsstück „Kleiner König Kalle Wirsch“, der eigentlich für
Samstag, den 26. September, um 10 Uhr vorgesehen war, muss
ausgesetzt werden.Derzeit sucht das Staatstheater nach einer
zeitnahen Lösung, damit die geplante Opern-Premiere von Dmitri
Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ am 2. Oktober
stattfinden kann.
Wer bereits Karten gekauft hat und seine Kontodaten hinterlegt
hat, bekommt den gezahlten Betrag automatisch auf sein Konto
überwiesen. Wer seine Daten nicht hinterlegt oder via Paypal
oder Kreditkarte bezahlt hat, soll sich an die Theaterkasse
wenden. Gruppen sollten das Gruppenbüro kontaktieren und
Abonnenten erhalten die Rückbuchung bei hinterlegten Kontodaten
ebenfalls automatisch. (df)
https://merkurist.de/wiesbaden/corona-hygienekonzept-untersagt-staatstheater-muss-spielbetrieb-einstellen_yby |
Die
deutschen Musiktheater
Foto: Theater Bonn
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Der Spielplan des Bonner Theaters weist ein Repertoireprogramm
mit Merkmalen eines Stagione-Theaters auf.
Die Spielzeit richtet sich weitgehend nach den wechselnden
Schulferien im Land Nordrheinwestfalen.
Das Theater - das städtische Theater - das seit dem Krieg über
kein eigenes Gebäude mehr verfügte, wurde im Jahr 1965 durch die
Architekten Beck Erlangen und Gessler als Rangtheater im Stil
der 60er Jahre erbaut und am 5.5.1965 mit der Orestie des
Aischylos eröffnet.
Das Theater- und Musikleben der Stadt Bonn, Residenz der
Erzbischöfe und Kurfürsten von Köln, erfuhr einen besonderen
Aufschwung unter der Regentschaft des Wittelsbachers Clemens
August. In einem hölzernen Theatergebäude beim Schloss ließ er
neben französischen Schauspielen vor allem Opern aufführen, für
die er bevorzugt italienische Ensembles verpflichtete.
Seit 1751 stand im Galeriebau des Schlosses ein richtiges
Theater zur Verfügung.
Bedeutung erlangte in jener Zeit auch die Bonner Hofkapelle in
der es Beethovens Großvater zum Kapellmeister brachte.
War Bonn unter Clemens August der glänzendste Hof im deutschen
Westen gewesen, so wurde er seit 1784 unter Max Franz dem
jüngsten Sohn Maria Theresias zum aufgeklärtesten.
Grossmann, ein Freund Lessings, kam nach Bonn um die deutsche
Schauspielkunst zu einer Sittenschule für das deutsche Volk zu
erheben.
Auf dem musikalischen Sektor brachte
Christian Gottlieb Neefe
das deutsche Singspiel in die Residenzstadt. Er war es, der den
jungen Beethoven förderte und die Mozart Pflege in Bonn
begründete. 1783 ein Jahr nach der Wiener Uraufführung
inszenierte er ‘Die Entführung aus dem Serail‘ weitere Mozart
Opern folgten, bis die Auswirkungen der Französischen Revolution
1794 auch im Kulturleben der Stadt eine scharfe Zäsur
hinterließen.
Das Schlosstheater wurde zunächst ganz geschlossen, dann
gelegentlich von Wanderbühnen bespielt bis es in der
napoleonischen Ära für durchziehende Truppen benutzt wurde auch
das politisch geistige Klima der Restaurationszeit - Bonn war
nun preußisch und bekam eine Universität - war dem Theaterleben
nicht dienlich denn nun wurde jede Lustbarkeit als anrüchig
betrachtet. Demzufolge hatte das 1826 von der Bürgerschaft
erbaute und 1844 wegen baulicher Mängel bereits wieder
abgerissene Theater mit beträchtlichen Schwierigkeiten zu
kämpfen und wurde zeitweilig sogar nur nebenbei von Köln aus
bespielt.
1848 wurde ein neues Haus eingeweiht, dass der Bonner Bühne bis
zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als Heimat diente, obwohl es
- wie der Vorgängerbau - von vornherein mit schwerwiegenden
Mängeln belastet war. Künstlerisch gesehen brachten die
folgenden Jahrzehnte zwar recht gute Erfolge, doch die
finanzielle Situation blieb katastrophal.
Vor allem die Oper litt unter den Unzulänglichkeiten, da kein
ausreichendes Orchester zur Verfügung stand.
Ein Wunder fast, wenn es trotzdem hervorragende Opernabende gab
wie beispielsweise in der Spielzeit 1883/84 als Engelbert
Humperdinck - unter der Direktion von Julius Hofmann -
Kapellmeister in Bonn war.
Den Todesstoß erhielt die Oper nach Ende des ersten Weltkriegs,
als man sich angesichts einer allseits desolaten Lage zum
Verzicht auf ein eigenes Opernensemble entschloss. Erst 1934 war
das Musiktheater in Bonn wieder gleichberechtigt vertreten,
nunmehr jedoch eingeschränkt durch die nationalsozialistischen
Kulturrichtlinien.
Die erste musikalische dramatische Veranstaltung der
Nachkriegszeit fand am 13.7.1945 im Akademischen Kunstmuseum
statt. Im Dezember eröffnete die ‘Bühne der Stadt Bonn‘ ihren
regulären Spielbetrieb im umgebauten Turnsaal einer Schule.
Opernaufführungen fanden ab 1946 zusätzlich im Lichthof des
Museums Koenig statt.
Nächste Stationen waren ein Kino und - bis zur Eröffnung des
neuen Hauses im Jahr 1965 die zum Theater ausgestalteten Räume
des Bonner Bürgervereins.
Dieses lang andauernde Provisorium musste naturgemäß für die
Entfaltung des Theaterlebens in der stets an Bedeutung
gewinnenden Bundeshauptstadt hinderlich sein und so nahmen erst
nach Eröffnung des Neubaus nicht nur das Schauspiel sondern auch
Oper und Ballett einen raschen Aufschwung.
Von Monteverdis Oper ‘Die Krönung der Poppea,‘über Glucks
‘Orpheus und Eurydike‘ und die Hauptwerke Mozarts und Verdis
enthält das Repertoire eine nachhaltige Auswahl der deutschen
Spieloper (Lortzing / Nicolai) des Belcanto Donizettis ‘Anna
Bolena‘ und ‘Viva la Mama‘, Rossinis ‘Cenerentola‘ und ‘Der
Barbier von Sevilla‘ der slawischen Oper (Moniusko, Janacek,
Smetana, Tschaikowsky, Dvorak) und des Verismo. Wagners
‘Fliegender Holländer‘ und ‘Lohengrin‘ fehlten ebenso wenig wie
Werke von Richard Strauss unter denen sich ‘Die Frau ohne
Schatten‘, ‘Ariadne auf Naxos‘ und ‘Arabella‘ befinden.
Die klassische Moderne ist durch Alban Bergs ‘Lulu‘ sowie durch
Paul Hindemiths ‘Mathis der Maler‘ und ‘Cardillac‘ vertreten.
Die Avantgarde reicht von Henzes ‘Elegie für junge Liebende‘ in
des Komponisten Inszenierung bis zu Werken von Renato de
Grandis, Manfred Niehaus und Francesco Valdambrini (‘Der
gestiefelte Kater‘, ‘Pentheus‘)
Das musikalische Niveau wurde in den 70er Jahren weitgehend
durch den damals mittlerweile nach Salzburg übergewechselten
Generalmusikdirektor Ralf Weikert bestimmt.
An namhaften Regisseuren waren unter anderem Adolf Rott, Ernst
Poetgen, Hans Hartleb, Wolf-Dieter Ludwig und Uwe Kreyssig bei
den Sängern Robert Schunk, Martha Möbel und Ursula Reinhardt
Kiss hervorzuheben.
Besondere Erwähnung verdienen die überaus stilvollen
Bühnenbilder von Otto Werner Meier der eine Vielzahl von
Produktion des Bonner Theaters ausgestattet hat. |
Quelle: Hermes Theaterlexikon – Econ Verlag – München - 1983
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Neue
Nachrichten aus dem Bonner Stadttheater -
Sparen ist keine Kunst!
Das Feature, 50 min 04.10.2019Von Ulrike
Bajohr
https://www.deutschlandfunkkultur.de/sparen-ist-keine-kunst-neue-nachrichten-aus-dem-bonner.media.3c753f81936f3a196f782a8a3034de3e.pdf
Mit
seinem Amtsantritt hatte der Intendant des Bonner Stadttheaters zehn
Prozent weniger im Etat als sein Vorgänger. Er musste sich in der Kunst
des Sparens üben und war darin am Ende seiner ersten Spielzeit
tatsächlich erfolgreich. Fünf Jahre später schauen wir, welche Kunst
dabei herausgekommen ist.
Das
Resümee ist zwiespältig. Denn erstens ergibt es: Sparen ist möglich. Na
also. Das haben die Leute schon immer gewusst, die meinen, dass die
Kunst zu viel Geld verbraucht.
Zweitens heißt das Resümee aber auch: Sparen ist nur dann möglich, wenn
ansonsten alles passt. Wenn die richtigen Leute das Theater leiten. Wenn
nicht nur Stellen gestrichen werden – sondern auch welche geschaffen.
Wenn Schauspieler und Sängerinnen und alle Mitarbeiter für ihr Haus
brennen. Wenn das Programm von Mut zeugt – und das Publikum bereit ist,
auch im leeren Haus zu jubeln. Wenn ein Oberbürgermeister sagt: Die
Kunst ist das Lächeln im Gesicht einer Stadt.
Bis
zur Spielzeit 2022/23 gilt: Sparen allein ist noch keine Kunst. Was
danach kommt, weiß man nicht.
Sparen ist keine Kunst!
Neue Nachrichten aus dem Bonner Stadttheater
Von Ulrike Bajohr
Regie: Fabian von Freier
Es sprachen: Jodocus Krämer und die Autorin
Ton und Technik: Eva Pöpplein und Caroline Thon
Redaktion: Sabine Küchler
Produktion: Dlf 2019
https://www.deutschlandfunkkultur.de/
bonner-stadttheater-die-kunst-des-sparens.3720.de.html?dram:article_id=294677
https://www.deutschlandfunkkultur.de/
neue-nachrichten-aus-dem-bonner-stadttheater-sparen-ist.3720.de.html?dram:article_id=456912
Thema des Tages
Vincenzo Bellini
... am 03. November 1801 geboren
Sein von der Callas wiederentdecktes Œuvre beschränkte sich nicht auf
die
'Norma'.
Von Bellini gibt es eine Reihe von heute kaum mehr gezeigten Werken.
Es begann mit der 1825 uraufgeführten Oper 'Adelson und Salvini' -
immerhin war Bellini da gerade erst einmal 24 Jahre alt, als
Neapel
das Werk spielte.
1826 folgte in Genua 'Bianca und Fernando'.
Mailand spielte 1827 'Der Pirat' und 1829 'Die Fremde'.
Ebenfalls 1829 - dann aber in Parma - 'Zaira'.
1830 kam in Venedig 'Romeo und Julia, auch bekannt als 'Capulet und
Montague', heraus und wiederum Mailand zeigte 1831 'Die Nachtwandlerin'
und dann im gleichen Jahr die
'Norma'.
!833 war die Uraufführung von 'Beatrice di Tenda' in Venedig und
schließlich in Paris 1835 'Die Puritaner'.
Bellini hatte das Glück, fast ausnahmslos - ab der Oper 'Der Pirat' und
bis auf 'Die Puritaner' - mit dem Librettisten Felipe Romani
zusammenarbeiten zu können, der auch Texte für Gioachino Rossini,
Gaetano Donizetti und Simon Mayr schrieb.
Der war 'Hausdichter' der Scala in Mailand und Bellini lernte ihn
anlässlich der Premiere von 'Der Pirat' kennen.
Bellini starb schon mit 34 Jahren - angeblich hatte er sich mit seinem
intensiven Schaffen mit neun Opern in zehn Jahren so übernommen, dass er
einem Magenleiden nichts mehr entgegensetzen konnte.
Thema
des Tages
Die Geschichte um Sir John Falstaff
... am
04.
November 1604 uraufgeführt
Otto Nicolai und Giuseppe Verdi nutzten die Story für eine Vertonung.
Nicolai nach dem Originaltitel 'Die lustigen Weiber von Windsor' und
Verdi mit dem einzigen Titelwort 'Falstaff', auch am Staatstheater in
Braunschweig ins Repertoire genommen, verantwortlicher Dramaturg der
nunmehrige Direktor des Theaters Regensburg.
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Falstaff%27_im_%27Staatstheater_Braunschweig%27.htm
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Falstaff%27_im_%27Theater_Regensburg%27_01.06.2012.htm
Auch die Nds. Staatsoper Hannover spielte das Werk.
http://www.marie-louise-gilles.de/Bericht_%20-_'Falstaff'_-_Nds._Staatsoper_Hannover_-12.03.2016.htm
●
Ob
nun wirklich Shakespeare das Stück schrieb oder wie vermutet wird, sein
damaliger Kontrahent und Mitbewerber Christopher Marlow - ist bisher
ungeklärt.
Der Film
'Anonymos' soll nach dem Willen
des deutschen Regisseurs Roland Emmerich aufzeigen, dass äußere
Einflüsse wie die Situation im Elisabethanischen Zeitalter, die sich da
abspielenden politischen Intrigen, Affären und Machenschaften, derer,
die sich des Throns bemächtigen wollten und die dann auch die Londoner
Theater aufführten.
●
Die
Story geht auf Plautus zurück, der um 205 vor der Zeitenwende sein Stück
'Der Maulheld' uraufführte und seinen Pyrgopolinices als Weiberhelden
darstellt.
Außerdem zeigt sich die Figur im Capitano in der Commedia dell'arte und
weiter in Ralph Undalls 'Roister Doister'.
Thema
des Tages
Max-Reinhardt-Seminar
... am
13. November 1928 eröffnet
Seine
Theater in Berlin - eines davon von Otto Brahm übernommen - hatte er
schon 1920 abgegeben und sich nach Österreich orientiert, wo er - auch
1920 - in Salzburg die ersten Festspiele veranstaltete und 1922 das
‘Theater in der Josefstadt‘ eröffnete.
Um
eine Vereinheitlichung der Ausbildungen für die Darsteller in seinen
Produktionen zu gewährleisten, war er bestrebt, die Schauspieler in
einem Institut zusammenzufassen.
So
gründet er in den Räumen von Schloss Schönbrunn eine eigene
Schauspielschule.
Der
Lehrplan basierte auf einem Lehrgang für 'Declamation und Mimik', der
schon aus dem Jahr 1852 stammte.
Die
Ausbildung im Max-Reinhardt-Seminar beinhaltete aber nicht nur die
Ausbildung von Schauspielern, sondern auch Dramaturgen, Bühnenbildnern
und Regisseuren.
Viele
namhafte Dozenten waren am Seminar für Reinhardt tätig, die dann nach
dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich als Juden das Land
verlassen mussten, wollen sie nicht in ein Konzentrationslager
deportiert und der Endlösung der Judenfrage ausgesetzt werden.
Ihm
selber war von den Nazis die Form eines Ehren-Ariers angeboten worden,
um ihn im Land zu halten - er lehnte das ab, ging ins Exil und verlor
seinen gesamten Besitz wie das Schloss Leopoldskron und sein Theater in
der Josefstadt.
https://www.google.com/search?q=schloss+leopoldskron
Thema
des Tages
Gerhart
Hauptmann
... am 15. November 1862 geboren
Der Kaiser - Wilhelm II. - war nicht der Freund des sozialkritischen
Dichters, für ihn war das Drama 'Die Weber' nicht tragbar.
Wie konnte ein deutscher Dichter die Situation auf diese Weise
darstellen, die doch immerhin schon fünfzig Jahre zurücklag.
Damals, 1844, empörten sich die Weber in Schlesien über ihre Situation.
Ihre Erträge gingen immer weiter zurück, sie arbeiteten alle,
Großeltern, Eltern und Kinder den ganzen Tag und konnten vom Lohn nicht
leben.
Hauptmann war mit 'Vor Sonnenaufgang', 'Der Biberpelz', 'Der rote Hahn',
'Rose Bernd', 'Die Ratten' der 'Erfinder' des Naturalismus für die Bühne
und Otto Brahm brachte diese Stücke in seine Theater in Berlin.
Insgesamt kamen beim Deutschen Theater und dem Lessingtheater 17
Hauptmann-Werke zur Uraufführung.
46 Stücke schrieb er und zeigte Menschen, sich selbst und ihrer Umwelt
ausgeliefert und damit scheiternd.
Aufgrund seiner Erfolge - 1912 hatte er den Nobelpreis für Literatur
erhalten - konnte er einen besonderen Lebensstil führen, lebte in
Agnetendorf oder auf Hiddensee oder in der Nähe von Rapallo, ging auf
Reisen und stilisierte im Alter sein Äußeres in die Richtung eines
Johann Wolfgang von Goethe.
●
Er war
für den Einzug Deutschlands in den Ersten Weltkrieg, er blieb nach der
Machtergreifung in Deutschland und wurde prompt von den Nazis
vereinnahmt.
1924 beschäftigte sich Goebbels mit Hauptmanns 'Der Narr in Christo
Emanuel Quint' - und hielt es für die Darstellung einer starken
Sehnsucht nach dem Geiste Christi.
Dann meinte er, die jungen Männer der Zeit kämpfen noch um ihre dauernde
Lebensform, für die einst Wagner und Hebbel, Strauss und Hauptmann ihre
Lanzen brachen.
Thema
des Tages
Carl Maria von Weber
... am
18. November 1786 geboren
Der Vater ein Theaterbudenbesitzer, die Mutter Sängerin - so war das
Kind Carl Maria seit der Geburt auf der Bühne, er war vertraut mit dem,
was man spielte: Haydn, Dittersdorf, Mozart, Hiller, Paisiello.
Abbé Vogler - Kompositionslehrer in Mannheim, dem Nationaltheater am Hof
von Kurfürst Karl Eugen von der Pfalz - förderte Carl Maria von Weber,
neben den anderen Schülern, die ihm anvertraut waren: Franz Danzi,
Giacomo Meyerbeer.
Vogler empfahl Weber als Kapellmeister nach Breslau, der ging dann nach
Prag und nach Dresden, immer im Bestreben, Routine durch Reformierung
des Orchesterwesens abzubauen und die Systeme zu verbessern.
Die Deutsche Oper lag ihm am Herzen, die neben der von den Höfen
favorisierten italienischen Konkurrenz nur ein Schattendasein führte.
Mit seinen Werken wie
'Der Freischütz', 'Euryanthe'
und 'Oberon' positionierte er die deutsche romantische Oper in den
Spielplänen der Opernhäuser.
Richard Wagner sorgte vierzehn Jahre nach Webers Tod für die Rückführung
der sterblichen Überreste von London nach Dresden.
Thema
des Tages
Theater am Schiffbauerdamm
... am
19. November 1892 eröffnet
Heinrich Seeling baute nicht nur dieses Theater, in Berlin war auch die
Oper in Charlottenburg nach seinen Plänen entstanden.
Das Haus, in der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße an der Weidendammer
Brücke, war 1892 mit Goethes 'Iphigenie auf Tauris' eröffnet worden, es
folgte 1893 die Uraufführung von Hauptmanns 'Die Weber'.
Max Reinhardt war am Theater am Schiffbauerdamm von 1903 bis 1906
Intendant, es kamen hier Hofmannsthals 'Elektra' und Wildes 'Salome'
erstmalig heraus.
Foto:
Wikipdia
Nach
Max Reinhardt spielte man bis 1925 Operette, dann wurde wieder
Schauspiel gegeben, am 31. August 1928 fand die Uraufführung der
'Dreigroschenoper' von Brecht/Weil hier statt, die erste
Gründgens-Inszenierung war hier der 'Orpheus' von Cocteau.
Durchhaltestücke wurden während der Nazizeit gespielt, das Gebäude
überstand den Krieg, steht unter Naturschutz und ist seit 1954
Spielstätte des Berliner Ensembles, damals unter Brecht, dann unter
Peymann, der auch der einzige Gesellschafter der Berliner Ensemble GmbH
war, die ein Nutzungsrecht an der Immobilie am Schifferbauerdamm hat,
die wiederum Eigentum der von Rolf Hochhuth gegründeten
Ilse-Holzapfel-Stiftung ist.
Thema
des Tages
Flotows
'Martha'
... am
25. November 1847 uraufgeführt
Außer der Komischen Oper oder des Theaters am Gärtnerplatz kann kaum ein
Theater diese romantische Oper aus der Zeit der Revolution in
Deutschland und Österreich noch spielen, denn an den Häusern ist die
Deutsche Sprache Pflicht für ein Ensemblemitglied.
Hinzu kommt, dass die deutschen Theater nicht geneigt sind, die Stücke
in ihrer Zeit mit der Spannung zwischen Adel und Landvolk aufzuführen,
sondern à la mode und zur Belustigung des Publikums der Handlung ein
Bühnenbild und eine Personenführung überstülpen, die mit dem Werk nichts
zu tun haben.
Hannover spielte es unter Gartenzwergen und die DOB in einem Altersheim.
Und das Oberpf. Metropol-Theater Regensburg zeigte eine Version 'Unter
Robotern'.
Der 'Martha' war der 'Alessandro Stradella' mit Erfolg vorausgegangen,
so dass die Wiener Hofoper ein weiteres Werk in Auftrag gab.
Dem mecklenburgischen Gutsbesitzer Flotow gelang es, seine 'Martha' auch
auf die internationalen Bühnen zu bringen, Caruso sang den Lyonel 1906
und 1915 an der Met. Das englische Ambiente führte zur Annahme der
'Martha' mit ihrem Markt zu Richmond auf der britischen Insel, Paris
spielte es - die Oper war international gefragt, im Gegensatz dazu waren
die Werke von Nicolai und Lortzing auf die deutschen Bühnen beschränkt.
Thema
des Tages
Friedrich Wilhelm - Kurfürst von Brandenburg
...
01. Dezember 1640
Die Schweden und die kaiserlichen Truppen verwüsteten Brandenburg. Der
Vater, Georg Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen,
gab seinen Sohn Friedrich Wilhelm - geboren am 16. Februar 1620 in Cölln
an der Spree - in die Festung Küstrin, wo er die Kindheit mit seinem
Lehrer verbrachte.
Anschließend folgte ein vierjähriger Aufenthalt in den Niederlanden am
Hof von Friedrich Heinrich von Oranien, einem Onkel seiner Mutter, wo er
eine sehr gute Ausbildung erhielt, auch die Universität von Leiden
besuchte.
1638 holte ihn der Vater nach Berlin zurück und mit dem Tod des Vaters
1640 übernahm er die Regierung, war aber unter ständiger Kontrolle des
Reichsgrafen Adam von Schwarzenberg, der in den ersten Jahren des
30-jährigen Krieges seine Macht ausgebaut hatte und diese zu behalten
gedachte.
Unmittelbar nach seiner Übernahme der Regentschaft ließ Friedrich
Wilhelm den Reichsgrafen verhaften und in das Gefängnis Spandau bringen,
wo er wenige Tage später starb.
Das Gerücht, er sei enthauptet worden, ließ Friedrich II. - der Große -
entkräften, als er die Leiche exhumieren und durch Sachverständige
feststellen ließ, dass die Halswirbel intakt waren.
1746 heiratete Friedrich Wilhelm Luise Henriette von Oranien, deren Name
heute noch auf die Stadt Oranienburg deutet, wo sie auch im Schloss
gleichen Namens lebte.
Mit seiner zweiten Frau Dorothea von Holstein-Glücksburg hat er drei
Töchter und vier Söhne, an die Minden, Halberstadt und Ravensburg auf
Betreiben von Dorothea vererbt werden sollten. Durch das Eingreifen des
Kaisers konnte das verhindert werden und die Söhne aus zweiter Ehe gaben
sich mit Geldzahlungen und Latifundien zufrieden.
Erbe Bandenburgs blieb damit Friedrich der Drittgeborene aus erster Ehe.
Das erste Kind, Wilhelm Heinrich, war schon 1649 in Holland gestorben,
der zweite Sohn Karl-Emil starb 1674 bei einem Feldzug gegen Frankreich
an der Ruhr.
●
Die
Erinnerung an die Erfolge, die Holland mit seiner Flotte von 16.000
Schiffen erreichte, führten dazu, dass Friedrich Wilhelm ab 1657 in
Pillau an der östlichen Ostsee Schiffe bauen ließ.
Später entstanden Werften in Berlin und in Emden, so dass die Fahrt um
Dänemark herum durch das Kattegat vermieden werden konnte. Zwei von den
Fregatten traten 1680 die Fahrt an die westafrikanische Küste an.
1683 entstanden an der Küste von Guinea drei Brandenburgische
Niederlassungen mit Namen 'Groß-Friedrichsburg', die dann neben dem
Warenhandel mit Elefantenzähnen, Gold, Papageien auch Mohren an den Hof
lieferten - vornehmlich diese mit einem Alter von höchstens 16 Jahren.
Mohren waren damals groß in Mode.
Dieser Geschäftszweig der Brandenburg-Afrikanischen Kompanie wurde
ausgebaut und auch Friedrich Wilhelm beteiligte sich am Sklavenhandel.
Sein Sohn Friedrich I. erklärt 1711 die Kompanie für bankrott und dessen
Sohn Friedrich Wilhelm I. verkauft 1717 die afrikanischen Besetzungen
für 72.000 Dukaten an die Niederländer.
In
Emden, von wo der Große Kurfürst nach Afrika segeln ließ, steht ein
Denkmal von Friedrich Wilhelm.
Soll das nun abgebaut werden?
Thema
des Tages
Uraufführung 'Salome'
... am 09. Dezember 1905
Eine Operette mit tödlichem Ausgang in der Schlussszene - ein Spruch,
der öfter Verwendung fände, wäre er mehr im Volksmund verhaftet:
'Man töte dieses Weib!'
Strauss zögerte nicht, suchte nicht nach einem Librettisten, sondern
nahm die Lachmann'sche Übersetzung der Wilde'schen Dichtung und
komponierte ein Werk, das deutlich eine Gegenüberstellung von Askese und
Sinnlichkeit auch in der Musik ermöglicht.
Er hatte lange schon beanstandet, dass in den großen Orient- und
Judenopern des vergangenen Jahrhunderts das Kolorit und die
sonnendurchglühte Landschaft fehle.
Es gelang ihm, das Flirren der Luft 'am Abend, da es kühle war'
musikalisch zu verdeutlichen.
Das Gieren der 'Tochter der Herodias' nach dem 'Kopf des Jochanaan',
aufgestachelt durch die blutschänderische Mutter, die Geilheit des
Tetrachen - sind in einer Stunde und fünfundvierzig Minuten
zusammengefasst.
Berlin sah Richard Strauss 1902 Wildes Schauspiel mit Gertrud Eysoldt
als Salome - Dresden erlebte die Uraufführung des Dramas in einem
Aufzuge - die damals schon 'reife' Marie Wittich, immerhin 37 Jahr alt,
sang die Titelrolle - und Kaiser Wilhelm II. meinte 1907 nach der
Vorstellung des Werkes in Berlin, Strauss habe sich mit der 'Salome'
sehr geschadet, worauf der Komponist antwortete, er habe sich von dem
'Schaden' die Villa in Garmisch bauen können.
'Ich hatte schon lange an den Orient- und Judenopern
auszusetzen, daß ihnen wirklich östliches Kolorit und glühende
Sonne fehlt.
Das Bedürfnis gab mir wirklich exotische Harmonik ein, die
besonders in fremdartigen Kadenzen schillerte, wie
Changeant-Seide.
Der Wunsch nach schärfster Personencharakteristik brachte mich
auf die Bitonalität, da mir für die Gegensätze Herodes -
Nazarener eine bloß rhythmische Charakterisierung, wie sie
Mozart in genialster Weise anwendet, nicht stark genug erschien.
Man kann es als ein einmaliges Experiment an einem besonderen
Stoff gelten lassen, aber zur Nachahmung nicht empfehlen.'
Richard Strauß - 'Betrachtungen und Erinnerungen' - 1942 -
herausgegeben von Willi Schuh |
Eine
der berühmtesten und auch eigenwilligsten Sängerinnen der Rolle war
Mitte des vorigen Jahrhunderts:
Ljuba Welitsch
http://youtu.be/rjD8NSGDuu8
Thema
des Tages
Hektor Berlioz
... am
11. Dezember 1803 geboren
Mit ihm, dem Musiktheoretiker und Komponisten setzte sich Wagner schon
in seiner ersten Pariser Zeit auseinander, als dessen 'Symphonie funèbre
et triomphale' zum zehnten Jahrestag der Juli Revolution von 1830
aufgeführt wurde.
Persönlich begegneten sich die beiden Vertreter der damals
zeitgenössischen Musik erst in London, als Wagner dort Konzerte
dirigierte.
Wagner hat mit Sicherheit sehr viel von Berlioz und dessen
Instrumentierungskunst profitiert, erhalten sind Schriften an und über
Berlioz, wobei das Schreiben an Liszt vom 9. September 1852
entscheidende Passagen enthält, die heute von den Musiktheatermachern -
ohne Widerspruch der ehemaligen Präsidentin von
Richard-Wagner-International - benutzt werden, um ihrem Wirken freie
Hand zu geben.
Interessant in dem Zusammenhang, dass auf Betreiben der ehemaligen
externen Lehrbeauftragten der HMTMH und nunmehro Frau Präsidentin
RW-International außer Diensten, sich die RW-Vereine auferlegen, in
keinem Fall die Qualifikation von Richard Wagners Urenkelin Katharina
Wagner in Bezug auf inszenatorische Fähigkeiten in Frage zu stellen.
Das ist doch einfach lächerlich.
Alle Welt kritisiert das Inszenierungs-Gemurkse gerade in Bayreuth.
Da wie dort - siehe Süddeutsche Zeitung vom 27. Juli 2011 - wird
behauptet, Richard Wagner meine mit 'Kinder, macht Neues'
Theaterproduktionen seiner Werke im Sinne von Verfälschung unter
gleichzeitiger Steuergeldverschwendung zu produzieren.
Im Gegensatz dazu hebt er darauf ab, Berlioz möge die ständige
Bearbeitung seines 'Bevenuto Cellini' unterlassen - er solle lieber
etwas Neues schreiben.
Das 'Kinder, macht Neues' wurde im Nordbayerischen Kurier am
16.
Januar 2012
’Freunde von Bayreuth:
Regie-Ideen vergraulen Mäzene’
von
Internet-Nutzern wie folgt kommentiert:
#1 |
fauxpas
16.01.2012, 17:44 Uhr
"Kinder, schafft Neues!" (Richard Wagner) -
Wer immer nur das ewig Gestrige sehen will, kaufe sich eine DVD!
|
●
#2 |
tristan
17.01.2012, 11:41 Uhr
Und dabei meinte er bekanntlich:
Schafft neue Werke!
Wussten Sie das nicht?
Was lernt man eigentlich in den deutschen Schulen?
Als Norweger bin ich erstaunt über das niedrige Niveau.
Dagegen hat Wagner gesagt, man solle seine Werke geben so wie er
sich es vorgestellt hat.
Wer das nicht kann oder will, soll es lassen, sagt er.
Also keine freie Bahn für narzisstische Regisseure.
Ich schlage vor, Sie halten sich zu RTL, Sat1 und anderen
Sendern,
die zu Ihnen passen.
|
Ein Ausländer muss darauf hinweisen, wie falsch hochdotierte Redakteure
in ihren Aussagen - wie die am 27. Juli 2011 in der SZ - liegen.
Thema
des Tages
'Der Freischütz in Hannover'
12. Dezember 2015
Kurz
kommentiert
Das ist natürlich dummes Zeug, wenn die Hannoversche Allgemeine
Zeitung mit heutigem Datum nur im Internet fragt:
Opernhaus warnt vor "Freischütz"
Ist diese Oper für Kinder zu hart?
Die Staatsoper Hannover hat eine Warnung an Lehrer
herausgegeben: Entgegen der ursprünglichen Einschätzung sei die
aktuelle Inszenierung des „Freischütz“ nicht für Heranwachsende
unter 16 Jahren geeignet. Sonnabend ist Premiere. Lehrer, die
bereits Opernkarten gekauft haben, haben diese nun wieder
zurückgegeben.
|
Die Printausgabe der HAZ macht auf mit der Headline:
'Oper warnt Lehrer vor dem 'Freischütz'.
Die deutscheste aller deutschen Opern - 1926 verkündete Hans Pfitzner in
einer Rede zum hundertsten Todestag des Komponisten: "Weber kam auf die
Welt, um den 'Freischütz' zu schreiben" - soll nun für Kinder zu hart
sein?
Die romantische Oper 'Der Freischütz' ist natürlich nicht zu hart für
Kinder, sondern die Aufbereitung des Werkes unter der Gesamtleitung des
Herrn Nds. Staatsopernintendanten Dr. Klügl.
Es stellt sich die Frage, warum der Vertrag des Herrn Nds.
Staatsopernintendanten auch noch bis 2019 verlängert wurde.
Da gab es 2014 doch
'Die Meistersinger von Hannover'.
Wurde der 'Ring' nicht klammheimlich abgesetzt? Brüstete sich der Herr
Nds. Staatsopernintendant nicht in einem Artikel in einer
Wochenzeitschrift, er habe die Tetralogie auf die Bühne in Hannover
gebracht?
Und spielte nicht Lübeck kürzlich den 'Ring', zeigte nicht Detmold eben
den 'Ring', zeigte nicht Minden gerade den 'Ring'?
Vor Puhlmann und Klügl war der 'Ring' Standard in Hannover.
Was ist da los in der Niedersächsischen Landeshauptstadt unter Führung
eines OB Schostok und eines Min.-Präs. Weil?
Es liegt doch nicht etwa an der SPD?
Was würde wohl der ehemalige
Pop-Beauftragte der Partei dazu
sagen?
Da merkt man an der Nds. Staatsoper Hannover erst bei der
Klavierhauptprobe 'Freischütz', dass diese Inszenierung nicht jedem
vorgeführt werden darf.
"Kinder hört ich greinen nach der Mutter, da sie den 'Freischütz' in
Hannover sahen!"
Hat der Regisseur - auf dessen Engagement der Herr Nds.
Staatsopern-intendant noch bei der Vorstellung des Spielplans 2015/2016
so stolz war - kein Konzept vorgelegt oder verstand der Herr Nds.
Staatsopernintendant das, was ihm vorgelegt wurde, nicht und meinte
'mach mal' oder wollte er nichts hören und sehen und dann auch nichts
sagen?
Wozu diesen Intendanten? Es hätte doch die
promovierte Politikwissenschaftlerin,
die ihn eben aus künstlerischen und wirtschaftlichen Gründen
verlängerte, die Aufgabe der Opernleitung mit übernehmen können.
Wenn denn die Oper 'Der Freischütz' auch noch auf dem Lehrplan für die
achten Gymnasialstufen steht, die Lehrer sich mit dem Stoff befassen,
ihn den Schülern vermitteln - und dann kann man das Stück auf der Bühne
den Betroffenen nicht vorstellen, fragt sich, was hatte eigentlich die
Musiktheaterpädagogin - eine Frau Maike Föllig - innerhalb ihres
Aufgabenbereichs an die Schüler und die Lehrer weitergegeben?
Über Details wolle man vor der Premiere nicht reden, das bringe Unglück
('ach herrjeh') meinte Opernsprecher Dr. Roth - offensichtlich war aber
auch im Theater selber nicht über die Produktion gesprochen worden – da
war das Unglück trotzdem da, wo man doch über alles nicht reden wollte.
Dass ein Theaterleiter nicht weiß, was in seinem Haus vor sich geht, ist
nicht neu. Man erinnere sich an die Produktion des
'Holländer'
in Leipzig, den 'Tannhäuser'
in Düsseldorf und nicht zu vergessen der
'Tristan' am Oberpfälzer
Metropol-Theater in Regensburg.
(Laut Aussage des ehemaligen Oberbürgermeisters von Regensburg, Johannes
Schaidinger, ist Regensburg die Metropole der Oberpfalz, ergo ist das
Theater der Stadt das Opf. Metropol-Theater.)
Dort merkte die Theaterleitung erst bei der Generalprobe, dass man im
dritten Rang nur die Beine der Protagonisten sehen konnte. Man gab die
Karten für den halben Eintrittspreis ab. Da interessierte sich der
Bayerische Oberste Rechnungshof für die Angelegenheit, da das Theater
Regensburg vom Freistaat finanziell unterstützt wird und der damals
wissen wollte, ob Fehlverhalten vorlag.
Diese Produktion des 'Freischütz' in Hannover entspricht doch wohl - wie
die
'Rusalka
in Hannover'
- ganz klar den Vorstellungen der Ehrenvorsitzenden des Richard Wagner
Vereins Hannover.
Die liebt doch 'modische Inszenierungen'.
Und die HAZ ließ Herrn Prof. Etzold sich freuen, weil die Oper die
Schulen vor dem 'Freischütz' warnt.
Als wäre Gift in einem Lebensmittel und der Händler nimmt den Käse, das
Fleisch, die Milch zurück.
Alles OK, denn der Steuerzahler ist nicht – in Gegensatz zum Fall der
Niedersächsischen Staatsoper Hannover - betroffen.
Nun, im Jahre 2020 will die Geschäftsführerin der Nds. Staatsoper
Hannover GmbH die ‘Freischütz‘-Produktion wieder aufwärmen und sich mit
all den Fehlern identifizieren.
Man fasst es nicht!
Thema
des Tages
Tod von Kaspar Hauser
... am
17. Dezember 1833
Im Januar 1833 reist Richard Wagner von Leipzig ab,
'[...] um für einige Zeit meinen damals in Würzburg beim Theater
angestellten ältesten Bruder Albert zu besuchen.[...]'
Er kommt auch nach Bamberg und lernt dort die
'[...] Geschichte von Caspar Hauser, der damals noch großes Aufsehen
machte und welchen, wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, man mir
persönlich zeigte, mit großem Interesse kennen. [...]'
Quelle: Richard Wagner – Mein Leben - Seite 81
Martin Gregor-Dellin geht davon aus, dass Richard Wagner Kaspar Hauser
nicht kennen gelernt haben kann, da dieser zu dieser Zeit Schreiber in
Anspach war.
Quelle: Martin Gregor Dellin: Richard Wagner, Sein Leben, Sein Werk,
Sein Jahrhundert, München, 1980, S. 96
Ob Richard Wagner sich irrte oder er tatsächlich direkten Kontakt hatte,
lässt sich zwar nicht nachweisen, er müsste aber doch bei diesem Besuch
in Bamberg mit der Geschichte der Luise Freiin Geyer von Geyersberg, die
später als Gräfin Hochberg geadelt und in zweiter Ehe mit Markgraf Karl
von Baden verheiratet war, vertraut geworden sein.
Diese ließ – den Forschungen nach – den am 29. September 1812 geborenen
Erbprinzen von Baden verschwinden, um ihren eigenen Sohn Leopold auf den
Thron von Baden zu verhelfen.
1832 veröffentlicht der Jurist Paul Johannes Anselm von Feuerbach,
Neubegründer der deutschen Strafrechtswissenschaft und Hauptverfasser
des bayerischen Strafgesetzbuches in Anspach seine Schrift über
'Kaspar Hauser – Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des
Menschen'.
Feuerbach, bayerischer Staatsrat und Präsident des Appellationsgerichts
für den Rezatkreis Anspach, hat 1828 den ersten Kontakt zu dem Findling
Kaspar Hauser, bemüht sich um Aufklärung des Falles und stellt die These
auf
'[...] Kaspar Hauser ist das eheliche Kind fürstlicher Eltern, welches
hinweggeschafft worden ist, um Anderen, denen er im Wege stand, die
Succesion zu eröffnen. [...]'
und weiter
'[...] das Kind, in dessen Person der nächste Erbe, oder der ganze
Mannstamm seiner Familie erlöschen sollte, wurde heimlich
beiseitegeschafft, um nie wieder zu erscheinen. [...]'
Quelle: Anselm Ritter von Feuerbach:
Kaspar Hauser, Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen,
Anspach, 1832
Richard Wagner sieht sich durch diesen aktuellen Fall bestätigt, als er
das Motiv des Beiseiteschaffens eines Kindes von einem Amtsträger – in
seinem Fall: Gottfried, Sohn des Herzogs von Brabant - in seinen
‘Lohengrin‘ übernimmt.
Thema
des Tages
Ibsens 'Nora'
... am 21. Dezember 1879 uraufgeführt
Die Situation der Frau im 19. Jahrhundert, nach der großen Restauration
in Folge des Niedergangs Napoleons und der Abschaffung seiner
gesellschaftlichen Neuerungen, ihre Abhängigkeit von den Abläufen eines
'normalen' Lebens zu dieser Zeit, dem sie versorgenden Mann, sie das
'Heimchen am Herd' - Ibsen griff es auf und brachte es auf die Bühne.
Um Angriffen so weit als möglich aus dem Wege zu gehen, gab es für das
Stück zwei Finali:
a. Nora geht ohne die Kinder, knallt die Haustür zu - 'dabei
bebte das ganze Haus'.
b. Nora bleibt aus Rücksicht auf ihre Kinder.
Bei Produktionen sollte ein Theater darauf achten, die Rollen mit
Darstellern zu besetzten, um das Stück dem Publikum plausibel machen zu
können.
Eine als Nora stark hervortretende Darstellerin, die ihren Partner als
Helmer dominiert, kann nicht in Ibsens Sinne gewesen sein und wird auch
vom Publikum nicht ernst genommen, wenn es denn das Stück und seine
Thematik kennt.
Ansonsten kann man den Leuten ja heute alles vorsetzten, Hauptsache, auf
jedem Platz sitzt 'ein Arsch' und amüsiert sich.
Auslastung ist geboten, alles andere ist Nebensache.
http://www.telezeitung-online.de/
Kritik_%27Nora%27_oder_%27Ein%20Puppenheim%27_-_Theater_Regensburg.htm
Dass
hier Steuergelder vergeudet werden, schien den ehemaligen
Kulturreferenten der Stadt Regensburg nicht zu interessieren. Auch den
OB nicht, denn der saß daneben und griff nicht ein.
Wozu denn dann überhaupt ein Theater mit festem 3-Sparten-Ensemble, dann
doch lieber ein Fußballstadion bewirtschaften mit einer
Viert-Klasse-Mannschaft.
“Das kostet uns richtig viel Geld.
Mit welchem Recht sagen wir, die Infrastruktur-
Einrichtung Theater ist wichtiger als die
Infrastruktur-Einrichtung Stadion?”,
fragte er rhetorisch in den Saal,
der mit großem Applaus antwortete."
Regensburger Wochenblatt am 16.11.2010 über eine
Aussage von Bürgermeister Wolbergs während einer
Podiumsdiskussion zum Neubau eines Fußballstadions
in Regensburg. |
Ist
ein der Rolle entsprechender Typ im Ensemble nicht vorhanden, kann das
Stück nicht gegeben werden oder es kommt ein Gast oder man hat eine so
überragende/n DarstellerIn, der/die dann über Maske, Kostüm,
Körperbewegung wie Gang und Spiel sich in die Rolle begibt, die gezeigt
werden soll - also eine/n VerwandlungsschauspielerIn.
Authentizität (Echtheit im Sinne von 'als Original befunden') ist eben
nicht gefragt!
Es ist nicht die jeweilige private Person Meier, Schulze oder Lehmann
auf der Bühne, sondern es gilt das Ausfüllen der Rolle durch die Person
Meier, Schulze oder Lehmann.
Sonst wäre ja Philipp II. gleich dem Buddenbrook und gleich dem Puntila
und die Penthesilea wäre gleich der Nora, gleich der Eboli, gleich der
Milford, gleich der Frau Nothnagel.
Früher hieß es als Schimpfwort auf Proben:
'... sei nicht privat!'
http://www.telezeitung-online.de/Drei_Abende_im_MGT_Berlin_18.,_19.,_20.01.2011.htm
Thema
des Tages
'Hänsel und Gretel'
... am
23. Dezember 1893 uraufgeführt
Humperdinck hatte sich schon als junger Mann soweit musikalisch
hervorgetan, als ihm der Mozart-Preis, der Mendelssohn-Preis und 1881
auch der Meyerbeer-Preis verliehen wurden.
Als er Wagner in Neapel begegnete, hatte er somit sein musikalisches
Talent unter Beweis gestellt.
Die Nähe zu Richard Wagner intensivierte sich dann in Bayreuth, als er
sich auf Wagners Ruf dort bei Festspielvorbereitungen für 1882
aushelfend betätigte.
Er verfertigte die Abschrift der Partitur des 'Parsifal' und komponierte
einige Takte zur Verwandlungsmusik im ersten Akt hinzu - der Umbau der
Szene dauerte länger, als von Wagner vorgesehen und der weigerte sich,
'meterweise Musik' zu komponieren, nur damit für die Bühnentechnik
genügend Zeit “mit Notenuntermalung“ für den Szenenwechsel zur Verfügung
stehe.
Richard Strauss dirigierte die Uraufführung eines Stückes in Weimar, das
nur durch Zufall und das Mitwirken Humperdincks Schwester Adelheid
überhaupt entstanden war, als sie ihn bat, einige Texte von Kinderreimen
für eine häusliche Veranstaltung zu vertonen und hieraus dann die
Geschichte von Hänsel und Gretel nach den Brüdern Grimm entwickelt
wurde.
Thema
des Tages
Cosima de Flavigny
... am
24. Dezember 1837 geboren
Im Treppenhaus in Tribschen erklang 1870 von Mitgliedern des Züricher
Tonhalle Orchesters, in kleiner Besetzung gespielt, das
‘Siegfried-Idyll‘ - eine Geburtstagsgabe an Cosima, die nach 1882 als
Herrin des Hügels, die Geschehnisse in Bayreuth leitete.
Sie fuhr im Wagen am Festspielhaus vor, mit Siegfried und
Generalmusikdirektor Kniese an ihrer Seite - wie eine Königin schritt
sie durch ein Spalier ehrfurchtsvoller Menschen - sie, die Tochter
Liszts, die Frau Richard Wagners - die Seele der ganzen Festspiele.
Der GMD aber überforderte die engagierten Sänger, die hatten ihre
Partien auch bei Proben voll auszusingen, was zwangsläufig dazu führte,
dass die Stimmbänder bald in Fetzen hingen.
Als Cosima am 1. April 1930 starb, kam den Enkelkindern - auf dem Weg
von der Schule nach Hause - eine Hauswirtschafterin entgegen, die das
Traurige mitteilte.
Die Kinder konnten es nicht glauben, war doch Cosima ein Teil ihres
täglichen Lebens, saßen sie doch bei ihr am Schoß.
Sie dachten zuerst an einen Aprilscherz.
Ob heute zum Geburtstag der jetzigen Herrin des Hügels ein derartiges
Meisterwerk verfasst wird, wird von dem Pressesprecher der Bayreuther
-Festspiele, nicht mitgeteilt.
Zur Zeit sind ja mehr Missklänge aus der Stadt in Oberfranken zu hören.
Und dann kam auch noch Castorf!
Als Cosima 1913 die Vaterschaft Wagners an Isolde bezweifelte – die
Tochter hatte inzwischen das Erbe von Vater Bülow angetreten (was ein
Fehler war) – und das Bayreuther Landgericht bestätigte, Richard Wagner
habe nicht der Vater sein können – für die Klärung der Umstände hatte
man ja wohl per Vaterschaftstest ins Detail zu gehen, wann, wer mit wem
das Vergnügen hatte – musste Isolde erkennen, dass ihr der Zugang zu den
Wagner-Finanzquellen nicht möglich war.
Der Bruch mit Mutter Cosima war unvermeidlich.
Leserbriefe
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Zitat
Liebe Frau Gilles,
Von der Übertragung des "Ring" haben wir nur das geniale
Rheingold gesehen. Die drei anderen Teile sind ja in der
Mediathek von 3Sat noch zu hören, und ich freue mich darauf, sie
in aller Ruhe zu genießen.
In diesem Zusammenhang kamen wir auf einer Bank in den Dünen mit
einem Herrn ins Gespräch, der sich als sehr guter Bekannter von
Stefan Mikisch ausgab. Abgesehen von den phänomenalen virtuosen
Fähigkeiten berichtete er, daß Stefan Mikisch bei allen
Auftritten im In- und Ausland vor Publikum immer wieder die
Regiearbeit von Regisseuren anspricht, die ihn zutiefst
fassungslos machten, die zum Teil keine Partitur lesen bzw. dur
und moll nicht unterscheiden und deshalb nicht in die Tiefe der
Gestalt eindringen können. Die Ergebnisse erleben wir ja heute
immer wieder.
Auch spräche St. M. auch immer wieder über das Thema
Antisemitismus, mit dem Richard Wagner immer wieder in
Verbindung gebracht wird. Aus seiner Sicht sei die damalige
Zeit im philosophischen Kontext zu sehen, denn keine Charaktere
wie z.B. Mime oder Beckmesser weisen rassistische Züge auf.
Es tut gut, Menschen zu begegnen, die - wie Sie liebe Frau
Gilles - sich mit aller Leidenschaft und Kraft dafür einsetzen,
die uns als großes Geschenk überlieferte Kunst zu erhalten und
an jüngere Menschen weiterzugeben. Das ist unser historisches
Erbe.
Ich hoffe, daß es Ihnen in diesem Sommer trotz vieler
kultureller Einschränkungen gut geht. Freuen wir uns wieder auf
Übertragungen aus der MET oder ROH oder Konzerte mit Publikum.
Übrigens wird am 20. September im Cinemax Kino in Garben um 17
Uhr ein Konzert aus Wien mit Jonas Kaufmann übertragen, das im
September letzten Jahres aufgenommen wurde.
Alles Liebe für Sie und herzliche Grüße
Ihre RB - 9.8.2020
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Liebe Frau Gilles,
Danke für die Mitteilungen an die Freunde.
Hochinteressante Themen, vor allen Dingen von Frau I. Cotrubas.
Sie spricht uns ja aus der Seele. Für die Porträts der einzelnen
Sänger und Sängerinnen bin ich dankbar, habe ich sie doch alle
noch auf der Opernbühne meistens in Berlin gehört.
Eine schöne Erinnerung.
Gr RR - 2.9.2020
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Liebe Marie-Louise,
Du bist ja funkensprühend in Sachen Kulturhighlights zwischen
Nord- und Süd-Deutschland, unternimmst in Deinen Mitteilungen
Streifzüge durch die Kulturgeschichte des Abendlandes, scheust
keine politisch heiklen Themen. Das erfordert ja gründliche,
zeitaufwendige Beschäftigung mit den Details. Zudem verschaffst
Du Einblicke in laufende Veranstaltungen auch durch die
Wiedergabe fachlich interessanter Artikel. Gratuliere der
Kulturmanagerin zur geistigen Vielfalt und Tiefe.
Dr. GW - 3.9.2020
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Sehr verehrte Frau Gilles,
mit der Nr. 32/2020 liegt eine Ausgabe vor, die sich –
coronabedingt – schwerpunktmäßig auch mit den Themen außerhalb
des Musiktheaters beschäftigt, was ich als hochinteressant
empfinde. Ein besonderer Dank hierfür.
Zu den Themen
* „Genderstudien und deren Folgen“
* „Sprachgesellschaft rät von Gendern ab“ und
* „Triumph des Knacklauts“
gestatte ich mir einen Hinweis zum aktuellen Stand der
Diskussion zu der Gendergruppe.
Seit fast anderthalb Jahren gibt es in Deutschland offiziell ein
drittes Geschlecht. In öffentlichen Gebäuden baut der Staat
Toiletten für diese „diversen Menschen“. Bund und Länder fördern
„Transgender“-Lobbygruppen finanziell. Und es verstößt gegen das
Gesetz, sich bei einer Stellenausschreibung nur an Männer und
Frauen zu wenden. Dennoch hat die Bundesregierung immer noch
keinen Überblick, für wie viele Einwohner dieser Aufwand
überhaupt betrieben wird. Doch jetzt sind wir einen ganz kleinen
Schritt weiter und wissen aufgrund einer kleinen Anfrage eines
Bundestagsabgeordneten durch die Antwort der Bundesregierung
„etwas mehr“.
Doch der Reihe nach:
Zunächst gibt das zuständige Bundesinnenministerium nur sehr
vage Antworten zu den einzelnen Fragestellungen. Die einzig
valide Zahl, mit der der Bund argumentieren kann, sind 11
Menschen, die im Ausländerzentralregister (AZR) als divers
eingetragen sind. Bemerkenswert: eine Differenzierung nach
Bundesländern findet laut Bundesregierung „aufgrund der
geringeren Anzahl“ nicht statt. Zur Frage wie groß „die Anzahl
sowie der Anteil von Personen mit Varianten der
Geschlechtsentwicklung in Deutschland“ seien, lautet die
Antwort: „Der Bundesregierung liegen hierzu keine amtlich
erhobenen Daten
vor.“
Seit 2016 erfasst der Staat allerdings statistisch alle Rentner,
die mit „keinem Geschlecht“ oder als „diverse“ registriert sind.
Von 2016-2018 gab es jeweils keinen Fall. Erweitert man diesen
Kreis auf alle aktiv und passiv Rentenversicherten in
Deutschland, die noch keine Altersbezüge erhalten, trifft man
auf – wie das Innenministerium es formuliert – „kleine
Fallzahlen“. Demnach sind 153 Deutsche und 11 Ausländer weder
als männlich noch als weiblich bekannt. Sie fallen unter die
Rubrik „divers/ohne Angabe/unbestimmt“. Wie viele davon
tatsächlich transsexuell sind, bleibt jedoch unbekannt.
Um die Frage zu klären, wie viele Menschen „gegenüber dem
Standesamt erklärt haben, dass die Angabe zu ihrem Geschlecht
gestrichen werden soll“, führte das Innenministerium sogar „eine
Umfrage“ in den Bundesländern durch. Ergebnis: 28 Einwohner
wünschten zwischen dem 22. Dezember 2018 und dem 31. März 2019,
ihren Geschlechtseintrag streichen zu lassen. Wie vielen dieser
Begehren stattgegeben wurde, weiß die Bundesregierung indes
nicht. Bei diesen Anträgen fällt auf, dass es in zehn Ländern,
darunter den fünf jungen, keinen einzigen gab. Spitzenreiter ist
Berlin mit der ebenfalls sehr bescheidenen Zahl von 9.
Wohlgemerkt: Der Wunsch, die Geschlechtsangabe löschen zu
lassen, heißt nicht, dass es sich dabei um „diverse“
Antragsteller handelt. Dasselbe betrifft die insgesamt 826
Sozialhilfeempfänger, die inzwischen im Geburtenregister beim
Geschlecht mit dem Eintrag „ohne Angabe“ erfasst sind. Und
genauso jene 1.061 Menschen, die im Zentralen
Fahrerlaubnisregister 2019 „ohne Angabe zum Geschlecht“
registriert waren.
Interessant auch: 143 Männer in Deutschland wollten 2018/19
lieber Frauen sein, und genauso viele Frauen wollten lieber
Männer sein. Wer allerdings weder Mann noch Frau sein wollte,
darüber ist dem Staat nichts bekannt. So bleibt das Phänomen des
dritten Geschlechts auch hier unenthüllt. Sind all‘ diese
Fallzahlen auch absolut marginal, so sind dagegen die Summen
enorm, mit denen die Lobbyorganisation für „Transmenschen“ vom
Bund gefördert werden. Die finanziellen Zuwendungen aus
Steuermitteln für sechs solcher Gruppen sind mehr als erheblich.
Laut Innenministerium zahlte in den beiden vergangenen Jahren
allein der Bund mehr als 1,2 Millionen an Vereine, von denen die
Größe ihrer Klientel völlig unklar bleibt. Hinzu kommen auch die
Kosten bei den Ländern in großem Umfang.
Denn bei geschätzten 184 geschlechtsspezifischen Lehrstühlen
müssen ja nicht nur 184 Professoren vergütet werden, sondern
auch der zugehörige Stab an Wissenschaftlern und sonstigem
Personal sowie die damit einhergehenden Sachkosten. Exemplarisch
sei aufgeführt die „feministische Rechtswissenschaft des Gender
– Kompetenz – Zentrums“ an der Humboldt-Universität in Berlin.
Man ist kein Augur wenn man die Feststellung trifft, dass es
mehr Gender-Universitätspersonal in Deutschland gibt, als
Menschen die auf das dritte Geschlecht entfallen. –
Soweit der aktuelle Gender - Sachverhalt mit Ergebnissen, die –
ohne Frage – ein sehr schwerwiegendes Problem darstellen. Wo
sich jedoch zwangsläufig die Frage stellt: für wen? […]
Dr. U. W. - 4.9.2020
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Betrifft: ‘Eine Mitteilung an meine Freunde‘
Liebe Marie-Louise,
wie die Raupe Nimmersatt habe ich mich gestern und heute durch
Deine informative, kritische, z.T. satirische Gedankenfülle
'durchgefressen'.
Einmal angefangen, wird man süchtig und kann nicht mehr
aufhören.
Meine Lieblingszeilen stehen auf S. 25, wo hochkarätige
Sopranistinnen der 60er Jahre aufgelistet sind. Bis auf vier
habe ich in meinem Wiener Sommer-Semester 1960 und folgenden
Wien- und Salzburg-Besuchen alle gehört. Als kürzlich der
"Rosenkavalier" zum 100-jährigen Jubiläum der Salzburger
Festspiele im Radio präsentiert wurde, hatte ich
ein 'Déja entendu'- Erlebnis; fand in diesem sängerischen Umfeld
allerdings die Stimme von Hilde Güden als Sophie am wenigsten
überzeugend! Unabhängig davon war ich ein Fan von ihr. Sie wurde
zurecht als Kammersängerin geehrt.
Wie Lichteffekte und Bildprojektionen das Bühnenbild ergänzen
und z.T. ersetzen, habe ich zum ersten Mal 1974 in Saarbrücken
bei der Aufführung von "Tristan und Isolde" erlebt.
Das Hintergrund-Bild, dessen Farbspiel und Strukturveränderungen
haben die Handlung begleitet und enorm emotionalisiert.
Besonders eindrucksvoll fand ich die MET-Inszenierung des
"Wozzek" 2020, wo Haus-, Stadt- und Landschaftprojektionen von
leibhaftigen Bühnenaufbauten nicht zu unterscheiden waren.
Aufschlussreich ist das Großkapitel "Thema des Tages".
Das ist eine Sternstunde der bemerkens- und erinnerungswerten
Häppchen; man lernt auf lockere, spannende, ansprechende Weise
historisch herausragende Situationen oder Handlungen kennen:
z.B. wusste ich nie oder vielleicht auch nicht mehr von
Piscators Widerstand gegen das NS-Regime. Gott sei Dank wird mir
das noch in vor- demenziellen Zeiten bewusst. Danke für diese -
stellvertretend für viele andere - wichtige Information!
[…]
Dr. G.B. aus Bonn / 29.9.20
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Hallo Frau Gilles,
gestern habe ich Tickets für "Hänsel und Gretel" gekauft. Sie
spielen dieses Jahr nur eine auf 70 Min. gekürzte Fassung, die
Karte sollte aber 64 Euro pP im ersten Rang kosten, Kinder knapp
50 Euro. Da gehen die Leute doch lieber zum Kinderkonzert in die
NDR Philharmonie für 11 Euro...
Auf den Krug ist mir die Lust nach Ihrem Bericht schon
vergangen, färbt die Oper wohl ins Schauspiel ab?!
Viele Grüße
Ihr XXX – Hannover
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Liebe Frau Gilles,
ich muss Ihnen endlich einmal für Ihre „Mitteilungen“ danken,
die für mich eine große Bereicherung sind.
Sie berichten ja nicht nur über das – in Corona-Zeiten spärliche
- aktuelle Bühnengeschehen, sondern zudem auch über die
kulturhistorischen und die damit oft zusammenhängenden
politischen Hintergründe. Die exakten Quellenangaben machen
deutlich, wie viel Arbeit jeweils hinter einer Ausgabe steckt.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Schaffenskraft und freue mich
schon auf Ihre nächste „Vorlesung“ in Sachen Kultur.
Ihre - GG – München
Zitatende |
Zuschriften des Richard Wagner-Verbandes Chemnitz
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Zitat
Liebe Mitglieder des Chemnitzer RWV,
für Kurzentschlossene hatte die Oper Chemnitz ein
Open-Air-Chorkonzert auf der Küchwaldbühne angekündigt. Es
sollten Stücke aus Macbeth, Eugen Onegin, Nabucco, Idomeneo und
La Traviata erklingen. Der Eintritt war frei.
In geschlossenen Räumen traut man sich noch nicht, einen Chor
erklingen zu lassen. Zwar ist schon für das Frühjahr ein
Chorkonzert im Opernhaus Chemnitz angekündigt, aber
Kartenreservierungen werden wegen der zur Zeit noch bestehenden
Ungewissheit gar nicht erst angenommen.
Ähnlich ist es beim Theater Annaberg, wo für die
Musical-Premiere vom 04.10.2020 auch noch kein Vorverkauf
begonnen hatte!
In Österreich ist man nicht so ängstlich bzw. hat man erkannt,
dass die Kultur lebenswichtig ist. Erfolgreich sind dort die
Salzburger Festspiele mit täglich 1001 Zuschauern zu Ende
gegangen.
Die Ansteckungszahlen sind in Salzburg nicht signifikant anders
als vor den Festspielen.
Etwa eine Autostunde weiter nördlich liegt München, wo am
Nationaltheater mit seinen rund 2000 Sitzplätzen die in den
Feuilletons vielbeachtete Inszenierung "7 Deaths of Maria
Callas" Premiere hatte. Zuschauer gab es kaum, denn nur jeder
vierte Platz durfte belegt werden.
"Denn unversiegbar ist der Bronnen" unter diesem Motto luden die
Richard-Wagner-Stätten Graupa zum 17.09.2020 um 19:00 Uhr ins
Jagdschloss zu einer Vernissage mit graphischen Arbeiten von
Johannes Heisig ein.
Gezeigt wurde ein Zyklus, der sich mit TANNHÄUSER
auseinandersetzt, dessen Uraufführung sich am 19.10.2020 zum
175. Mal jährte.
Im Namen des Vorstandes grüße ich Sie alle sehr herzlich,
Matthias Ries-Wolff
Zitatende |
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Zitat
Richard-Wagner-Verband Ortsverband Chemnitz e. V.
Vorsitzender Matthias Ries-Wolff, Ricarda-Huch-Straße 5, 09116
Chemnitz, den 08.10.2020
Liebe Mitglieder des Chemnitzer RWV,
mit Verzögerung und auch sehr eingeschränkt nehmen die Theater
den Spielbetrieb auf. Eine Ausnahme bietet die Premiere von
WALKÜRE an der Deutschen Oper Berlin, die in voller Länge und
mit vollem Orchester dargeboten wurde. Dies ist nur möglich,
weil alle Protagonisten regelmäßig einem Coronatest unterzogen
werden.
Über die Inszenierung von Stefan Herheim wurde in der Presse
unterschiedlich berichtet, was vielfach auf die Vermutung
zurückgeführt wurde, dass sich manches aus seiner Lesart von
RHEINGOLD erklären könnte, wobei aber diese Premiere dem
Lockdown zum Opfer gefallen war und zu einem späteren, noch
nicht bekannten Zeitpunkt nachgeholt werden soll.
Eigentlich erklären sich doch Handlung und Musik von selbst. Und
dort, wo man die Regie erklären muss, ist das Konzept nicht
aufgegangen. Im Übrigen erfährt man bei den meisten Rezensionen
allenfalls am Rande, dass Lise Davidsen als Sieglinde und Nina
Stemme als Brünnhilde zur Premierenbesetzung gehörten. Wie
gesungen wurde, davon muss man sich offenbar selbst einen
Eindruck verschaffen...
An allen anderen Häusern wird Musik in Häppchenform angeboten,
ein "Best of..." muss offenbar derzeit genügen. Die
Klanggewohnheiten und schlimmer: Die Vorgaben der Komponisten
bleiben zuweilen auf der Strecke.
Bei der Operngala am 03.10. im Opernhaus Chemnitz saßen die
Musiker der Robert-Schumann-Philharmonie mit Sicherheitsabstand
auf der Bühne. Platz hatte nur eine sehr kleine Besetzung mit
vier 1. und vier 2. Geigen, drei Bratschen, drei Celli, zwei
Bässen, vier Hörnern, drei Posaunen, zwei Trompeten, zwei
Fagotten, vier Holzbläsern und einem Schlagzeuger. Dass dann die
Polonaise von Tschaikowski ohne den sonst satten Streicherklang
etwas blechlastig daherkam, ist nachvollziehbar. Schön ist es
nicht und nur hinnehmbar, weil man derzeit ansonsten gar keine
Live-Musikerleben könnte.
Ansonsten erlebt überall die Kleine Form eine Renaissance. Es
gibt bundesweit kaum ein Theater, an dem nicht "Heute Abend:
Lola Blau" von Georg Kreisler auf dem Programm steht.
Empfehlenswert sind die beiden Musicals "Die Tagebücher von Adam
und Eva" und "Cinderella"(letztes jedenfalls für Kinder und
Junggebliebene), die mit großem Erfolg am Winterstein-Theater in
Annaberg Buchholz gegeben werden.
Am Opernhaus Chemnitz wird am 16.10. um 20.30 Uhr die Operette
"Ein Ehemann vor der Tür" von Jacques Offenbach Premiere haben.
Wir werden berichten...
Wenn Sie derzeit lieber öffentliche Veranstaltungen meiden, so
möchten wir auf eine Veranstaltungsreihe der MET hinweisen: Am
08.10. beginnt dort eine Wagnerwoche, aber nicht in
Liveübertragungen, weil man sich entschieden hat, das Haus bis
auf Weiteres geschlossen zu halten. Vielmehr werden frühere,
erfolgreiche Inszenierungen im Streamingdienst unter
metopera.org angeboten.
Würden Sie ein Abonnement abschließen, wenn ein Opernhaus
Premieren folgender Komponisten anbietet: B. Martinu, M. Eggert,
G. Bizet, L. Evers, S. Sondheim, B. Frost, G. Verdi, I. ter
Schiphorst, A. Reimann und W. A. Mozart?
Hand aufs Herz: Wer kennt mehr als die Hälfte der genannten
Komponisten? Den Spielplänen im Allgemeinen tut Abwechslung
sicher gut, aber so viel Moderne auf einmal kann wahrscheinlich
eben doch nur ein gut ausgestattetes Staatstheater, im konkreten
Fall Hannover, bieten.
Oder ist das nicht eher eine Zumutung?
In Leipzig hatte man das ambitionierte Ziel, bereits 2021 alle
13 Bühnenwerke von Richard Wagner en suite zu spielen. Daraus
ist nun vom 18. bis 21. Juni 2021 eine Wiedergabe der Frühwerke
Rienzi, Die Feen und Das Liebesverbot geworden. Die in diesem
Jahr geplante Premiere von LOHENGRIN war nicht nur wegen Covid
19, sondern auch wegen Erkrankung der Regisseurin ausgefallen
und weder ein neuer Regisseur noch ein neuer Premierentermin
wurden bisher veröffentlicht. Unter dem Motto "Wagner 22" sollen
jetzt in der Zeit vom 20.06. –15.07.2022 alle 13 Bühnenwerke zu
sehen sein.
Über die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH können nun bereits
Karten und insgesamt 25 Übernachtungen zu einem Preis pro Person
ab 7.599,00 € gebucht werden. Im Hinblick auf die gegenwärtige
Unsicherheit wird dieses Angebot derzeit wohl kaum nachgefragt
werden...
Im Namen des Vorstandes wünsche ich Ihnen alles Gute!
Matthias Ries-Wolff
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Berufung & Beschäftigung
Unter Kulturschaffenden ist der Anteil der Selbstständigen
deutlich höher als in der Gesamtbevölkerung.
Gerade in Corona-Zeiten dürfte der Wunsch nach Festanstellung
aber steigen - nur lässt sich die Frage, ob das eine oder das
andere grundsätzlich besser ist, nicht pauschal beantworten.
Die Antwort heißt auf jeden Fall Solidarität.
Wer sich für einen Theaterberuf entscheidet, wählt oft auch ein
bestimmtes Arbeits- und Lebensmodell. Aus den
Entfaltungsmöglichkeiten zum Beispiel entsteht die Attraktivität
des Berufs. Nur resultiert aus solchen Besonderheiten
keineswegs, dass Beschäftigte im Kultursektor keine angemessenen
Rahmenbedingungen bräuchten - eher im Gegenteil.
Für die allermeisten solistisch tätigen Regisseure und
Regisseurinnen, Choreografen, Tänzerinnen und Tänzer, Kostüm-
oder Bühnenbildnerinnen und -bildner waren atypische
Beschäftigungsverhältnisse ohnedies schon immer üblich. Trotzdem
sind sehr unterschiedliche Fallkonstellationen und
Beschäftigungsformen denkbar.
In welcher Rechtsform jemand arbeitet, hängt vom Einzelfall und
auch der eigenen Entscheidung ab. In vielen Fällen auch den
nicht immer richtigen ‘Vorgaben‘ des Vertragspartners.
Wer sich als Freischaffende oder Freischaffender partout nicht
in ein Festengagement begeben möchte, würde dort auch nicht
glücklich werden. Umgekehrt gilt das Gleiche - als Gewerkschaft
ist es unsere Aufgabe, die Freiwilligkeit einer solchen
Entscheidung nach Möglichkeit zu gewährleisten.
In anderen Fällen beruht eine Tätigkeit als Freischaffende oder
Freischaffender nicht immer auf einer freiwilligen Entscheidung,
manchmal dient sie der Überbrückung:
Ziel bleibt eine Festanstellung.
Und dann gibt es jene oben aufgezählten Berufe, die ganz oder
überwiegend nur freischaffend möglich sind. Andere Tätigkeiten
werden fast immer im festangestellten Ensemble ausgeübt.
Hinzu kommen Gäste, die meist nicht für eine ganze Spielzeit
engagiert werden, denen aber als Arbeitnehmer eine Reihe von
Rechten zustehen und für die auch die Sozialversicherungspflicht
gilt. Trotzdem bedarf diese Arbeitnehmereigenschaft der
Einzelfallprüfung. Ob nun die eine oder andere Beschäftigungsart
zu bevorzugen ist, lässt sich nicht pauschal sagen.
Abhängige Beschäftigung bedeutet mehr Sicherheit für
Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Im Fall von Arbeitslosigkeit
erhalten sie Arbeitslosengeld. In Krisenzeiten können die
Unternehmen für ihre Beschäftigten Kurzarbeit beantragen und so
Entlassungen vermeiden. Solche Sicherheit muss allerdings mit
Weisungsgebundenheit erkauft werden. Zwar mühen sich auch viele
Theater um flache Hierarchien und Einbindung der Beschäftigten
in Entscheidungen - gleichwohl bleibt es beim klassischen
Arbeitnehmer- / Arbeitgeberverhältnis.
Betriebs- oder Personalräte spielen wie die
Künstlergewerkschaften eine wichtige Funktion in der Vertretung
der Arbeitnehmerinteressen.
Keine einfachen Antworten
Selbständige Arbeit, deren Anteil im Kultursektor das Institut
der deutschen Wirtschaft mit 34% beziffert, bedeutet oft
Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Auftragslage.
Die Einkommen schwanken stark und Planungen unterliegen vielen
Unsicherheitsfaktoren.
Selbständige Arbeit bedeutet grundsätzlich unternehmerische
Freiheit.
Stichworte:
Unabhängigkeit, Eigenverantwortung, Flexibilität,
Selbstverwirklichung dynamische Arbeitsprozesse. Wer
freiberuflich selbstständig ist und meist mit Werkverträgen
arbeitet, muss sich nur eingeschränkt in einen Betrieb
eingliedern.
Die Corona-Krise hat im Übrigen unter anderem auch deutlich
werden lassen, wie rasch eine gesicherte selbständige Existenz
ins Wanken geraten kann - fest eingeplante Einnahmen brechen
komplett weg. Staatliche Unterstützungsprogramme wurden zu oft
als wenig wertschätzend und nicht ausreichend empfunden.
Leistungen für Freiberufler und Solo-Selbstständige waren nicht
auf den Kulturbereich zugeschnitten. Zusatzprogramme einiger
Bundesländer konnten die Defizite nicht immer abdecken.
Unterstützung, die vom Wohnort abhing, stärkte das politische
Vertrauen auch nicht gerade.
Nicht nur in der Krise sondern ganz generell gilt auch für
Selbständige:
Je mehr sich zusammenfinden, desto mehr können Sie erreichen und
schlagkräftiger sind sie.
Die Lebens und Arbeitsverhältnisse beruflicher Einzelkämpfer,
die ganz oder weit überwiegend und oft mehr schlecht als recht
von der Verwertung ihrer eigenen Arbeitskraft leben, ähneln
denen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bei Licht
betrachtet viel mehr als denen ‘richtiger‘ Unternehmer.
Und: Der wiederholte Wechsel zwischen Arbeitnehmer und
Selbständigenstatus ist längst keine Ausnahme mehr.
In jedem Fall ist die GDBA für ihre freischaffenden Mitglieder
auch Interessenvertretung und Lobbygruppe. Auf die
Rechtsberatung der GDBA zurückgreifen zu können, war für viele
während der Corona-Krise sehr hilfreich.
Trotzdem bleibt das Kerngeschäft der Gewerkschaften, auch der
GDBA, der Abschluss von Tarifverträgen und die beziehen sich
zunächst auf Festangestellte nach NV Bühne.
2017 konnte die Künstlergewerkschaft auch Mindestgagen zunächst
für Gast-Solisten durchsetzen, zwei Jahre später auch für Gäste
im Opernchor und in der Tanzgruppe.
Gäste zunehmend auch in Tarifverträge einzubeziehen, ist
dringend geboten: in den letzten zwanzig Jahren hat deren Zahl
erheblich zugenommen, von ca. 8500 auf zuletzt über 32.000.
Jüngst ist das auch bei den coronabedingten
Kurzarbeitstarifverträgen wieder gelungen.
In der Krise kommt es auf die Gemeinschaft an
Rein rechnerisch lag der Durchschnitt der Einkommen
freischaffend Tätiger im Bereich darstellende Kunst nach Angaben
der Künstlersozialkasse für 2019 bei jährlich etwa 20.000 €, bei
Sängerinnen und Sängern weniger.
Ab Mitte März dieses Jahres sank diese Zahl infolge
geschlossener Theater sowie nicht realisierte Verträge auf Null.
Die GDBA hat dort - über die sofort eingeleitete Notfallhilfe
hinaus - in dieser Situation mit Medienauftritten und
Pressemitteilungen versucht, den Betroffenen zu einer Stimme zu
verhelfen.
Welche mittel- und langfristigen Folgen die Pandemie auf private
Theater sowie freie Gruppen - und damit auch auf
Beschäftigungsmöglichkeiten - haben könnte, bleibt zwar
Spekulation.
Aber andere als negative Szenarien gibt es kaum: Welche Häuser
haben den lockdown finanziell überstanden, können sie wieder
spielen und werden sie vom Publikum angenommen?
Die GDBA spielt für diese Gruppen gerade jetzt eine wichtige
Rolle: Für angestellte Freischaffende können Tarifverträge
abgeschlossen werden. Entsprechende Forderungen gegenüber dem
Bühnenverein bestehen seit längerem - siehe die
Mindestbedingungen für Gastverträge.
Für selbständige Freischaffende muss zukünftig die Vereinbarung
von Mindestregelungen in den Fokus rücken. Und es wird vor allem
auch darum gehen, die Fortsetzung der Unterstützungsprogramme wo
immer möglichst einzufordern.
Gleichzeitig müssen sie kurzfristig an die jeweilige
Infektionslage angepasst und zielgenau sein.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) will mit 150
Millionen aus dem Konjunkturprogramm „vor allem in viele
kleinere und mittleren privatwirtschaftlich finanzierte
Kulturstätten und - Projekte darin unterstützen, ihre
künstlerische Arbeit wiederaufzunehmen und neue Aufträge an
freiberuflich Tätige und Soloselbstständige zu vergeben.“
Aufeinander angewiesen
Alle kurzfristigen Unterstützungsmaßnahmen bleiben aber
schlussendlich problematisch, weil niemand weiß was auf die
jetzt hoffentlich kompensierten ausgefallenen Produktionen
folgt.
Unabhängig davon, ob es um Festangestellte, Gäste mit
Arbeitnehmerstatus oder Solo-Selbstständige geht: ohne
kulturelle Infrastruktur - sei sie staatlicher oder privater
Natur - wird es künftig keine Arbeitsmöglichkeiten für alle
diese Gruppen geben.
Auch hier ist wiederum die sich als Gewerkschaft manifestierende
Solidarität gefragt. Aufs Neue wird deutlich wie sehr die
Angehörigen verschiedener Beschäftigungsformen aufeinander
angewiesen sind.
Bei Demonstrationen unter Beteiligung der GDBA in Wiesbaden,
Mannheim und Berlin für die Belange freischaffender
Künstlerinnen und Künstler sowie freier Gruppen hat sich die
Gemeinsamkeit jüngst wieder gezeigt.
Es waren längst nicht nur Freiberufler, die auf die Straße
gingen. Festengagierte sowie Kolleginnen und Kollegen mit
Gastverträgen unterstützen sie.
Jörg Rowohlt
Zitatende
Quelle:
FACHBLATT DER GENOSSENSCHAFT
DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER 8-9/20 – Seite 6-8 |
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Zitat
Badisches Staatstheater
- Karlsruhe ist überall?
Am badischen Staatstheater Karlsruhe hat es im Sommer über
Auseinandersetzungen um Generalintendant Peter Spuhler gegeben.
Ob der Streit wirklich ausgestanden ist, wird sich zeigen.
Auf jeden Fall gibt es neuerlich Anlass über Führungsstrukturen
am Theater nachzudenken.
Generalintendant Peter Spuhler wurde des Machtmissbrauchs
beschuldigt, der angeblich soll seit Jahren andauere:
Angestellte berichten von einer toxischen Arbeitsatmosphäre,
geprägt von Burn-out, Angst und einem autokratischen
Führungsstil, der sich durch das gesamte Haus ziehe und das
künstlerische Potential lähme.
Schauspieldirektoren Anna Bergmann erklärte in einem FAZ
Interview am 18. Juni, Spuhler habe viele Menschen mit seinem
Kontrollzwang und cholerischen Verhalten sehr verletzt. Auch dem
Magazin VAN gegenüber berichteten aktuelle und ehemalige
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Sparten von einer
von fehlendem Vertrauen, Angst vor Fehlern und eine
Arbeitsatmosphäre, die künstlerische Eigeninitiative lähme und
operative Prozesse verlangsame.
Spuhler sei das Nadelöhr, durch das jeder Faden gezogen werden
müsse, erzählt ein Schauspieler.
Der Personalrat verfasste einen offenen Brief gleichen Inhalts.
Trotz der Vorwürfe hielt der Verwaltungsrat am 17. Juli 2020
einstimmig am Intendanten fest.
Beschlossen wurde ein ‘Maßnahmenpaket‘ ein enger Austausch
wissen Verwaltungs- und Personalrat, regelmäßige Befragung der
Beschäftigten ein Vertrauensanwalt, eine Stärkung der
Spartenleiterinnen und -leiter. Außerdem habe Spuhler sich „auf
eigenen Wunsch“ einen persönlichen Coach genommen. Das Vertrauen
innerhalb des Hauses wiederherzustellen habe oberste Priorität.
Nicht nur in Bezug auf Karlsruhe gab es unter des Stimmen, die
die Causa Spuhler als Anlass für eine Debatte über die
Führungsstrukturen deutscher Theater nehmen:
So meint die Schauspieldirektorin Anna Bergmann, die Zeit der
Generalintendanzen sei vorbei.
Unabhängig vom Badischen Staatstheater hat sich GDBA-Präsident
Jörg Löwer in einem Beitrag für die Zeitschrift des Deutschen
Kulturrats ‘Politik und Kultur‘ im Juni 2020 zum Thema
‘Doppelspitze‘ geäußert und deutlich gemacht, dass entscheidend
eher soziale und kommunikative Fähigkeiten des Führungspersonals
als bloße Strukturen sind:
„ Bitte keine dogmatischen Diskussionen über
Leitungsstrukturen!“
Die Gewerkschaft habe „Generalintendanzen erlebt die durch
beratungsresistente und zuweilen inkompetente Alleinherrscher
stark negative Auswirkungen auf die Häuser und das dortige
Betriebsklima hatten - bis hin zu Beinaheinsolvenzen.“
Auf der anderen Seite habe es in der Vergangenheit aber auch
Generalintendanten gegeben, „die erfolgreich Häuser geleitet
haben und auch durch die Beschäftigten große Akzeptanz
erfuhren.“
Andererseits seien auch schon verschiedene Formen der Doppel-
oder Mehrfachspitzen vorgekommen, die ein Haus durch interne
Streitigkeiten quasi lahmgelegt haben - ebenso wie man Doppel-
oder Mehrfachspitzen kenne, bei denen die Verantwortlichen im
Team geteilt werden und gemeinsam erfolgreich gearbeitet wird
Zitatende
Quelle:
FACHBLATT DER GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER 8-9/20
– Seite 9
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Wenn Frauen reden
In
der Pubertät wächst der Kehlkopf und die Knabenstimme wird im
Durchschnitt um eine Oktave, die Mädchenstimme um eine Quarte tiefer.
Also, wenn eine erwachsene Frau spricht, tönt ihr Sprechen wesentlich
höher als das eines Mannes.
So lange dies im häuslichen Bereich ohne große Lautstärke geschieht, ist
es angenehm und unauffällig.
Nach Jahrtausenden der Diskriminierung der Frauen als Trägerin der Sünde
Evas - wie es die Autoren der Bibel den Frauen anhängten - oder ihre
Nichteignung als Krieger wegen ihrer Monatsblutung, haben sich mutige
Frauen ihren Platz, wenn auch noch nicht überall, in unsäglichen Kämpfen
erobert, wobei patriarchale Religionen die alten Strukturen mit
Verbissenheit verteidigen.
In vielen Ländern sehen wir inzwischen Frauen in Gremien, in der Schule,
in der Verwaltung, in den Parteien, in Parlamenten und in jeglicher
Öffentlichkeit.
Sehr gut so, sind sie doch die Hälfte der Menschheit.
Wenn eine Rednerin, eine aufgebrachte Protestierende, eine
Schauspielerin in einem Dialog auf der Bühne ihre hohe Sprechstimme mit
Energie und Nachdruck einsetzt, wird die Stimme schrill und das alte
Bild der keifenden Markt und Waschweiber steht auf, oder aber ein Chef
findet eine piepsige Kleinmädchenstimme bei sachlichen Texten besonders
geil.
Das muss nicht sein, aber manche Journalistin, Reporterin, Politikerin
sollte sich kritisch zuhören, einen Rhetorikkurs absolvieren und sich
verbessern.
Mag das, was sie sagt noch so wichtig sein, eine allzu hohe Stimmlage
quält die Ohren der Zuhörer, die seit Jahrtausenden nur Männer in der
Öffentlichkeit gewöhnt sind, und es wäre jammerschade, wenn Herodes in
der Oper ‘Salome‘ recht hätte, wenn er wütend zischt:
„Still
Weib!
Du kreischst wie ein Raubvogel!
Deine Stimme peinigt mich!
Still sag ich dir!“
Das darf auf keinen Fall so sein!
Haben uns die großartigen ‘Herrn der Schöpfung‘ nicht lange genug bei
ihren Machtspielen mit Kriegen gequält, wonach die Trümmerfrauen wieder
für Ordnung und Sauberkeit sorgen durften.
Marie-Louise Gilles
Impressum
….
erscheint als nichtkommerzielles Beiblatt zu
- ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg
kulturjournal – Büro 93047 Regensburg – Holzländestraße 6
kulturjournal – ’Eine Mitteilung an meine Freunde’- Büro 30655 Hannover
– Fehrsweg 2
Verteilung:
Direktversand an ausgewählte Leserschaft u.a.
Mitglieder der
Bürgerinitiative-Opernintendanz -
http://bi-opernintendanz.de/
Niedersächsischer Landesrechnungshof,
Niedersächsische Landesregierung,
Staatsanwaltschaft Hannover,
Aufsichtsrat der Nds. Staatstheater Hannover GmbH,
Politische Parteien im Nds. Landtag,
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Bund der Steuerzahler,
Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen
RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
RA Markus von Hohenhau, Fachanwalt für IT-Recht, Regensburg
RA Prof. Dr. Ernst Fricke, Fachanwalt für Bühnenrecht, München/Landshut
Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte
auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach
Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.
Wortbeiträge, sie nicht ausdrücklich mit Namen kenntlich gemacht sind,
entstammen dem Büro Regionalfernsehen Regensburg, telezeitung-online
sowie dem Kulturjournal-Regensburg.
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dem Internet u.a. Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums,
der Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
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‘Musiktheater‘ wurden als Zitate aus dem Hermes Handlexikon übernommen.
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Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und
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Dieter Hansing
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