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Nr.
35
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Leserbrief
Zitat
14.11.2020
Sehr geehrte Frau
Gilles,
die Idee mit der
Corona Aufführung in der Staatsoper war sehr schön und mein Mann
und ich freuten uns schon sehr darauf.
Allerdings waren wir
von der Inszenierung sehr enttäuscht. Muss denn immer jede alte
Oper in die heutige Zeit versetzt werden? Das passt schon mal
gar nicht mit den Texten. Wie blöd und verständnislos muss man
denn sein, so einen Mist zu fabrizieren. Da ist ja jedes neue
Musical besser inszeniert. Das ist eine romantische Oper. Dieser
Auftritt hatte damit gar nichts zu tun - ganz im Gegenteil. Ich
wurde von Takt zu Takt wütender.
Ein Glück, dass ich
dafür keinen Eintritt bezahlen musste. Ich wäre ja vor Wut über
diesen Schei.... geplatzt. Diese Aufführung ist
rausgeschmissenes Geld. Der Herr Calixto Bieitosollte sein
Gehalt zurückgeben oder spenden. Die armen Opernsänger, wofür
die alles ihren Kopf hinhalten müssen. Wo bleibt denn da die
Romantik. Bei dieser Inszenierung wundert es einem nicht, dass
die Sänger/rinnen die Töne nicht mehr treffen. Die Ausrede es
geht um Gerechtigkeit, Werte und usw. da ging es schon immer
drum, darum diese Inszenierung, so ein Quatsch. Für wie blöd
hält man uns eigentlich. Leider gibt es immer mehr Opernhäuser
mit solchen dämlichen und textlich unpassenden Inszenierungen.
Überall muss Blut fließen, nach Möglichkeit muss auch noch der
2. Weltkrieg dabei vorkommen und natürlich müssen sich die armen
Sänger/rinnen auch noch anschaulich bei Liebesszenen verrenken.
Und wo bleibt da die
Stimme?
Ich war jahrelang mindestens 12 X im Jahr in irgendein
europäisches Opernhaus gegangen. Jetzt schaffe ich noch nicht
einmal 2 X. Die kleinen Bühnen bringen bessere Inszenierungen
als die großen Häuser.
In den ehemaligen Ostblockstaaten habe ich schon weit bessere
Opern gesehen als hier in Berlin. Die legen noch Wert auf
Stimmigkeit.
Was ist mit Herrn Pape?
Ist er krank oder gehörte das Zittern auch zur Inszenierung?
Wundern würde mich das nicht. Beim Verbeugen war das Zittern
nämlich weg. Ich hoffe, es geht ihm gut. Hoffentlich kann ich
mir bald die Everdinger Zauberflöte anschauen. Die hat ein
tolles Bühnenbild und dort passt auch alles mit dem Text
zusammen.
Ich gebe die Hoffnung
nicht auf, dass es bald mal wieder 'einen neuen Everding' geben
wird und 'einen neuen Bauernfeind.'
Frau Ruth Brun. aus
Berlin
Zitatende |
[Anmerkung:
Frau Ruth Brun legt Wert auf Nennung Ihres vollständigen
Namens]
Leserbrief
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Zitat
Liebe Frau Gilles, Sie sprechen mir aus der
Seele.......[…]
Ich hatte für den 13.12. eine Premierenkarte Lohengrin,
Staatsoper und freute mich sogar darauf, wenn ich auch wusste,
dass ich einem Calixto Bieito nicht über den Weg trauen konnte.
Bin ja eine alte Unke, habe es schon vorausgesehen und mich
gefreut, das Geld gespart zu haben. Im Fernsehen leider bis
jetzt nur die Akte 1 und 2 gesehen, […]
Schon das alles ganz schrecklich. Aber ich glaube, ich habe
nichts versäumt.
[…]
Da erinnere ich nur an die Puhlmannzeiten hier in Hannover, da
durfte sich dieser Herr ja öfter produzieren.
Es ist alles so
furchtbar traurig, was wir im Augenblick erleben müssen. Es ist
doch das Gleiche an der DOB, wo der Herheim die Walküre
inszeniert hat. Kaum anzuschauen. Und dann gibt es noch so einen
tollen Mann:- Kratzer heißt der und ist jetzt ausgezeichnet
worden als bester Regisseur für seinen Tannhäuser in Bayreuth.
Kaum zu glauben, ich habe diese Inszenierung letztes Jahr
gesehen und fand sie zum Kot...............
Das Opernhaus Frankfkurt und das Grand Théatre de Genève teilen
sich den Titel "Opernhaus des Jahres".
Wie viele Opernhäuser des Jahres gibt es denn dann noch?????????
Dieser Wettbewerb der Fachzeitschrift Opernwelt ist mir ja
bekannt, bei der Auszeichnung "unseres" hiesigen Opernhauses
dagegen sind mir die Auszeichner überhaupt nicht geläufig.
[…]
Für 2021 nur Gesundheit, irgendwann kein Corona, damit wir
wieder unser Leben genießen können .
Ihre RG
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Liebe Frau Gilles,
erst einmal vielen Dank für die neusten Mitteilungen, die
wiederum eine Menge interessanter Informationen enthalten.
Seit ich gelesen habe, dass das Opernhaus Hannover zum Opernhaus
des Jahres gewählt wurde, verstehe ich die Welt nicht mehr.
Aber wir wissen ja, aus welcher Ecke das kommt. […]
Wir hoffen für uns alle auf ein besseres Neues Jahr -
E und GW
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Leserbrief
Kulturentwicklungsplan Hannover 2030
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Zitat
Sehr geehrte Frau Prof. Gilles,
der Kulturentwicklungsplan Hannover liegt seit einigen Monaten
vor.
Mein persönliches Fazit zum KEP Hannover ist, dass viele gut
gemeinte Ansätze vorhanden sind, die aber in Teilen von den
kulturellen Bedürfnissen der großen Mehrheit der Hannoveraner
abweichen dürften. Der KEP 2030 liest sich eher wie ein
linksliberales Manifest mit kulturmarxistischen Einsprengseln.
Dies wird allein an der Sprache deutlich, mit der es verfasst
wurde. Oftmals handelt es sich um ein „Soziologensprech“, was
die meisten Hannoveraner kaum verstehen werden und damit nicht
entschlüsseln könnten.
Der KEP 2030 ist ein meinen Augen eher für die Minderheit eines
kulturell linksorientierten Publikums gemacht, mit
entsprechender Verbildung durch das deutsche Bildungssystem an
Schulen und den Geistes- und Sozialwissenschaften an den
Hochschulen. Das ist kein neues Phänomen. Die schleichende
Machtübernahme der linken „Eliten“ findet seit 1968 statt. Die
1982 von Dr. Helmut Kohl angekündigte „geistig-moralische Wende“
hat leider nie stattgefunden. Sie entpuppte sich als
Wahlkampfpropaganda. Und genau deshalb dürfen sich sogenannte
Kulturschaffende auch entsprechend an den Theatern usw.
austoben. Autorenkino des „Neuen deutschen Films“, wie
Fassbinder und andere Apologeten des Genres, Regietheater und
viele weitere kulturmarxistische Experimente sind ein Zeichen
dafür. Die Folge bis in unsere Zeit sind Inszenierungen wie „Der
Freischütz 2015“ und der von Ihnen aktuell erwähnte "Zerbrochne
Krug“.
Meine Haltung zur Kulturpolitik ist nicht umsonst
marktwirtschaftlich ausgerichtet. Der Markt, also das
Mehrheitspublikum, sollte entscheiden, was und wie es aufgeführt
wird; mittels Zuschauerzahlen. Es ist offensichtlich, dass
Steuersubventionen maßgeblich in Bereiche fließen, die sich
nicht annähernd selbst tragen können. Das widerspricht dem
marktwirtschaftlichen Prinzip. Veranstaltungen und Aufführungen
wie Opern vor der Freiluftkulisse am Rathaus im Maschpark
belegen, dass es eine Sehnsucht nach authentischen Aufführungen
gibt - und diese werden auch noch weitgehend privat finanziert
(Sponsoring). Spielstätten wie in Verona beweisen, dass
Werktreue vom Publikum goutiert wird. Es gibt europaweit eine
Kluft zwischen den Wünschen der Mehrheit nach werkgetreuen
Inszenierungen und den realen Umsetzungen einer kleinen
abgehobenen „Kulturelite“. Bitte verstehen Sie meine Darlegung
nicht falsch - ich möchte keinen kulturellen Kahlschlag und die
Kunst ist laut GG frei. Das soll auch so bleiben. Nur sollen
dann die Veranstalter und „Kulturschaffenden“ selbst dafür
sorgen, dass eine gesunde Finanzierung steht. Das ist nicht die
Aufgabe des sowieso schon gebeutelten Steuerzahlers. Ich möchte
hier als Leuchtturm nur das neue Kulturzentrum in NYC „The Shed“
ansprechen. Dieses Projekt wurde privat finanziert und bietet
den Kulturschaffenden tolle Möglichkeiten, ihre Kunst den
Bürgern zu zeigen. Mit anderen Worten, es funktioniert privat -
auch für Nischen- und Subkultur.
In diesem Kontext bemerkten Sie richtig, dass die kulturelle
Bildung von Kindern und Jugendlichen ganz wichtig sei und wo der
Nachwuchs auch entsprechend an Kultur herangeführt werde. Aber
was erwarten Sie von teilweise „vergrünten“ Lehrern und
Hochschuldozenten?! Die wollen doch ihre staatszersetzende
Agenda zur Entfaltung bringen. Kurzer Exkurs: in WELT online war
die Tage zu lesen, dass 95 Prozent der Volontäre im
Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk politisch zu Rot/Rot/Grün
tendieren. Das erklärt natürlich auch die tendenziöse
Berichterstattung in den Medien.
Der Musikunterricht war bereits zu meiner Schulzeit lückenhaft.
Die Lehrer fehlten schon vor Jahrzehnten. Übrigens im negativen
Gegensatz zur DDR, die einen flächendeckenden Musikunterricht
anbieten konnte.
Sie stellten die Frage nach einem adäquaten Ausbildungsziel
Abitur mit entsprechendem Niveau. Dazu eine kleine persönliche
Erfahrung aus meiner Studienzeit. Ein Teil meiner Kommilitonen
war nicht in der Lage, Frakturschrift in älteren Büchern zu
lesen. Mein Professor war entsetzt und forderte es ein. Was
will ich damit sagen? Das Bildungsversagen und deren
Auswirkungen sind ein alter Hut. Aus meiner Sicht maßgeblich
zurückzuführen auf die Irrlehren der „Frankfurter Schule“, quasi
die Ursünde für heutige Zustände, nicht nur in der Kultur und
Bildung. Wie Sie richtig anmerkten, kann das so „gebildete“
Publikum natürlich nicht einschätzen, was es beispielsweise auf
deutschen Bühnen serviert bekommt.
Was die Auswirkungen der Corona-Pandemie betrifft, ist das
schwer zu prognostizieren. Sicher wird es viele Kulturschaffende
negativ treffen. Aber Menschen, die in der Privatwirtschaft, ob
als Unternehmer oder Angestellte, tätig sind, werden auch leider
ins Gras beißen. Auch das ist Marktwirtschaft im Sinne der
Schumpeterschen kreativen Zerstörung des Alten, um Platz für
neue Geschäftsmodelle zu schaffen. Die Akteure müssen sich eben
auf neue Gegebenheiten einstellen und entsprechend handeln. Es
sei denn, wir gehen den bereits ansatzweise vorhandenen Weg in
einen neuen Sozialismus, der nicht unbedingt so aussehen dürfte
wie der des real existierenden Sozialismus, der gottlob 1989/90
von der Bildfläche weitgehend im Weltmaßstab verschwand.
Allerdings möchte ich zur derzeitigen Lage einschränkend
erwähnen, dass die Lockdown-Maßnahmen politisch künstlich
erzeugt wurden und keine makroökonomische Ursache bzw.
individuell durch betriebswirtschaftliches Versagen der
Wirtschaftsakteure indiziert wurden.
Zur Inszenierung des „Zerbrochnen Krugs“ am Niedersächsischen
Staatstheater:
Was Sie da schreiben, ist erschütternd, überrascht mich aber
nicht. Begründung siehe oben. Leider hatte ich nicht die
Gelegenheit, das Kleist-Stück auf Basis Ihres Exzerptes unter
die Lupe zu nehmen.
Vor einigen Jahren wohnte ich einer Diskussion am Staatstheater
bei. An der nahmen auch der damalige Schauspielintendant
Wahlburg und der linksintellektuelle Horkheimer- und
Adornoschüler, und auch von Habermas beeinflusste Oskar Negt
teil. Es ging auch um Inszenierungen und deren Werktreue. Mit
meiner Auffassung war ich eher ein Exot. Mit Wahlburg führte ich
einen Disput zur damaligen Aufführung des Parsifal-Epos´. Es
lehnte sich nicht an Wagner an, sondern dem Original von Wolfram
von Eschenbach. Ich sagte ihm klipp und klar, welche Bilder
durch meinen Kopf bei Parsifal gehen, die sich in meinem
Kopfkino während der Rezeption des mittelhochdeutschen Textes
verfestigten und dass diese Bilder eine große Nähe zu den
Abbildungen im Sängersaal des Schlosses Neuschwanstein
aufwiesen. Er schaute mich an, als sei ich von einem anderen
Planeten. Keine Überraschung für mich, da ich mir vor langer
Zeit von einer Kunsthistorikerin (war in einem Hause für
zeitgenössische Kunst tätig - nicht Hannover) attestieren lassen
musste, meine Kunstauffassung entspräche jener akademischen des
19. Jahrhunderts. Da hat man dann keine Fragen mehr.
Ich hoffe, ein wenig auf Ihre Ausführungen eingegangen zu sein.
Die Situation können weder Sie noch ich ändern. Ich für meinen
Teil habe eher den Eindruck, nicht ernst genommen zu werden.
Aber der allgemeine Werte- und Kulturverfall wird sich
höchstwahrscheinlich rächen. Da laufen historische
Gesetzmäßigkeiten ab. Frei: rise and decline of an empire.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr F. aus D.
Zitatende |
Was andere schrieben
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Zitat
„Walküre“ an der Berliner Oper:
Alles treibt, vieles bleibt
Und niemand bleibt
unschuldig: Wagners „Walküre“ an Berlins Deutscher Oper ist ein
ebenso mutiger wie streitbarer Vorstoß an die Grenzen des
derzeit theatralisch Machbaren.
Vernichtungsgrauen und
Jungmädchen-Ulk, das ist hier die Fallhöhe. Gerade wurde
Siegmund totgeschlagen und gespießt wie ein Stück Vieh, doch nun
sammelt sich Wotans jugendliche Cheerleader-Truppe: sportliche
Betriebsamkeit und eifersüchtiges Gezick im Mädcheninternat. Das
Einsammeln der Heldenleichen wird mit athletischer Fitness
betrieben, eine spätere Massenvergewaltigung durch die nun
wieder ganz agilen Krieger mit schafsmäßiger Duldsamkeit
überstanden. Beides gehört offenkundig zum Tagesgeschäft, und
entsprechend klingt dieser Walkürenritt auch im Orchester
gleichermaßen aggressiv wie tänzerisch locker, vital wie
potentiell vernichtungsträchtig. Donald Runnicles leuchtet nicht
zuerst die zauberischen Farblagen und Feinstrukturen von Wagners
Orchestersprache aus, sondern ist ein Mann der konkreten
Klangaktion, eher Feinmechaniker als Maler – aber darin einmal
mehr unbeirrbar souverän.
Analog dazu zielt auch
Stefan Herheims „Walküre“-Inszenierung an der Deutschen Oper,
unter den gegebenen Umständen ein enormer Kraftakt mit
demonstrativ reichlicher Statisterie, vollem Orchestergraben und
immerhin fast halb gefülltem Auditorium, weniger auf
unvergessliche Bildmetaphern als das kommunikative Miteinander
der Akteure, in dem auch Banales und Kitschiges seinen
gleichberechtigten Platz neben den existentiellen
Erschütterungen hat, die sogar eine Dumpfbacke wie Hunding
(Andrew Harris mit mächtigem, deklamatorisch etwas lax geführtem
Bass) ergreifen können, wenn ihm Weib und Sohn über Bord gehen.
Blut klebt an ihren zarten
Händen
Letzterer,
aggressiv-debil, ist eine der Handlung inkludierte Kopfgeburt
des Regisseurs; als voraussichtlich störend beim angesagten
geschwisterlichen Liebesakt wird er durch seine Mutter Sieglinde
im präkoitalen Emotionstaumel per Kehlenschnitt um die Ecke
gebracht. Ob das folgende Feinripp-Gezappel auch nur eine
Maulschelle wert gewesen wäre, steht zwar dahin, indes: Blut
klebt nun auch an ihren zarten Händen. Unschuldig kommt hier
keiner durchs Geschehen. Jedes Opfer hat das Zeug zum Täter,
jeder Täter ist auch ein Ausgelieferter, und die zu Wänden,
Felsformationen und Unheilswolken geformten Koffer, mit denen
Herheim und Silke Bauer ihre Bilder um einen zentralen, nebenbei
als Unterweltfahrstuhl fungierenden Konzertflügel bauen, zeigen
ebendas: eine aus den Fugen geratene Welt der örtlichen wie
moralischen Unbehaustheit.
Das nutzt sich
freilich ab, irgendwann sieht man durch den ganzen Kofferzauber
einfach hindurch. Es ist ein generelles Problem dieser in der
Summe guten Inszenierung, dass sie sich manchmal selbst nicht
mehr einholt. Wie da Phantasie und Intelligenz zusammengehen,
nichts unausgefüllt oder einschichtig bleibt, ist einerseits
imposant. So wird Wotans zerfressen weltüberdrüssiger
Riesenmonolog im zweiten Akt an keiner Stelle langweilig,
sondern zum zwar auch schmierig-demagogischen und
schmalztriefend selbstmitleidigen, aber in der Substanz dennoch
tief tragischen Bekenntnis eines umfassenden Scheiterns: wie da
einer aus seinem selbstangerichteten Wirrwarr weder mit List
noch Gewalt mehr herauskommt, aber halb im Unbewussten schon
wieder verzweifelt am nächsten ganz großen Weltenplan dreht –
das gesamte finale Spiel von Verfluchung und Versöhnung ist bei
Herheim bereits wieder vorgefasste Strategie. John Lundgren, der
das alles vermitteln muss, verfügt über eine Menge gewitzter
Nuancen, die sein nicht wirklich ausstrahlendes Stimmfundament
zu guten Teilen ausgleichen. Schon vorher gab es viel boshaftes
Gaudi im hoffnungslosen Eheduell mit Annika Schlichts Fricka,
deren Überlegenheit, nicht zuletzt in ihrer geradezu
niederschmetternden vokalen Präsenz, ebenso aus Borniertheit wie
kalter Desillusionierung wächst.
Ihre Erscheinung mit
Pelz und Beton-Dauerwelle (Kostüme: Uta Heiseke) zählte ebenso
wie Brünnhildes metallener Brustpanzer oder die
Walküren-Flügelhelme zu jenen Elementen, bei denen
selbstparodistisch aufgebrezelte Klischees zum lustvollen
Spielelement sowohl auf der Bühne als auch in den Zuschauerraum
hinein werden. Doch nicht selten kommt dann zwischen tiefem
Ernst und Parodie noch eine Drehung zu viel wie ganz am Ende, wo
die poetische Idee, Brünnhilde für ihren Langzeitschlaf in jenen
schon genannten Flügel zu versenken, dadurch konterkariert wird,
dass mit den letzten Takten ein als Wagner verkleideter Mime
(oder umgekehrt?) der in den Wehen liegenden Sieglinde ihr
ersehntes Siegfried-Söhnchen zwischen den Beinen herausreißt und
entführt.
Das liegt irgendwo
zwischen albträumender Vision und elaboriert ironischer
Intellektualität wie so manches an diesem Abend heimatloser
Vieldeutigkeit. Immerhin wurde dadurch das letzte Spotlight
nochmals auf jene Sängerin gerichtet, deren stimmliche wie
darstellerische Prägnanz weit in eine hoffentlich große Zukunft
leuchten: Lise Davidsens Sieglinde. Wie sie ihren optisch
prächtig harmonierenden, stimmlich eher lyrisch verhaltenen und
etwas defensiven Siegmund (Brandon Jovanovich) mit einer so
verzweifelten wie unentrinnbar zielgerichteten, ins Hysterische
reichenden Leidensenergie umgarnte oder der erfahrenen Nina
Stemme – als Brünnhilde brüchig herb in ihren einleitenden
Schlachtrufen, später mit vielen berührenden, höhenleuchtenden
Passagen einsam verlorener Wegsuche – standhielt, war
imponierend. Wenn sie dem geliebten Wälsungen-Bruder seinen
Namen für die letzte, im Guten wie Bösen alles erfüllende Nacht
gibt oder durch die Walküre von ihrer Mutterschaft erfährt: da
war fassungsloses und in seiner Überhelligkeit schon wieder in
die Implosion treibendes, nur auf diesen Moment vokaler
Maximalexpression verdichtetes Glück – unvergesslich.
Zitatende
Quelle: FAZ
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Was andere
schrieben
Zitat
Sex im Kulturbetrieb
„Der Körper als
Kaufanreiz“
von Jan Brachmann -
Viele Kulturschaffende
sind gekränkt, weil sie bei der Pandemiebekämpfung mit Bordellen
in einem Atemzug genannt wurden. Dabei haben Regietheater und
Musikmarketing in den letzten Jahrzehnten offensiv auf diese
Nähe hingearbeitet.
Moritz Eggert, der
neue Vorsitzende des Deutschen Komponistenverbandes, hat
kürzlich in seinem „Bad Blog of Music“ die ganze Diskussion um
„Systemrelevanz“ von Kultur als hysterischen Murks bezeichnet.
Er legt, im großen Ganzen recht vernünftig, dem aufgeregten
Betrieb fünf Gründe dar, warum es besser sei, momentan eine
Weile mal den Mund zu halten. Grund zwei sei, dass die
Kulturschaffenden – nennen wir sie ruhig so, obwohl man Kultur
nicht so einfach „schaffen“ kann wie Limonade oder Strumpfhosen
– zu Unrecht glauben, sie seien mit Bordellen und
Fitness-Studios „gleichgesetzt“ worden.
Wer sich davon
beleidigt fühle, verwechsle, so Eggert, „die Zufälligkeit einer
Aufzählung von Situationen, bei denen Menschen in Innenräumen
zusammenkommen, mit einer bösen Absicht gegenüber der Kultur
selber“. Das ist nicht nur wohlmeinend gegenüber den Ab-sichten
der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten formuliert, es stimmt
wahrscheinlich so-gar. Beißend ironisch bleibt dieser amtliche
Gleichbehandlungsbeschluss von Puff und Bühne gleichwohl. Denn
historisch und gegenwärtig waren und sind diese zwei Bereiche
der Kontaktanbahnung und Kontaktpflege immer wieder nah
zueinandergerückt worden.
Zitatende
Quelle:
https://buradabiliyorum.com/der-koerper-als-kaufanreiz/
•
Leserbrief
an die Herausgeber der FAZ
Zitat
Daran, dass die Rheintöchter in jeder einigermaßen
ambitionierten „Ring"-Inszenierung ihren Dienst als Rhein-Nutten
versehen, hatte sich auch der empfindsamste Wagner-Freund seit
Jahrzehnten - schon in Vor-Calixto-Zeiten - gewöhnt. Sie sind ja
auch einigermaßen lasziv und werden daher gern in aufreizende
Gewänder gesteckt und räkeln sich sexuell, also geil im
eigentlichen Wortsinn.
Dieses Schicksal teilen sie mit den Blumenmädchen im „Parsifal"
und natürlich mit den Sirenen vom Venusberg im „Tannhäuser", die
von ähnlich nuttigem Naturell sind. Das ist dem Bourgeois aus
dem Berliner Westen (also mir, vormals Frankfurter Proletarier)
noch verständlich. Aber die Vernuttung oder Bordellisierung der
Opernbühne hat in den letzten Jahren durch die Aktivitäten von
Bieito und Konsorten doch gewaltig zugenommen.
Darauf macht Jan Brachmann dankenswerterweise aufmerksam. Mit
seinem mutigen Artikel führt er aber auch uns Opernbesuchem vor
Augen, dass wir das alles ohne Murren hinnehmen. Hatte noch nach
der Hannoverer „Traviata" (die natürlich eine Nutte ist, wie
2003 durch echten Geschlechtsverkehr auf der Bühne deutlich
gemacht wurde) ein Teil des Publikums das Abonnement gekündigt,
so bleiben wir heute brav sitzen und applaudieren, obwohl es
immer wüster zugeht.
Wir wollen ja nicht als reaktionäre Schmocks dem künstlerischen
Fortschritt entgegentreten. Aber vielleicht sollten wir es doch
tun, denn es ist nichts als Pornographie und hat mit Kunst nur
wenig zu tun, mit Fortschritt schon gar nichts.
Es sind reaktionärste
Männerphantasien (oft begleitet von „progressiver" politischer
Indoktrination), die da in Szene gesetzt werden: Zuletzt mussten
die Besucher der Berliner
„Walküre" einem
unschönen (in Feinripp-Unterwäsche) Koitus von Siegmund und
Sieglinde in den letzten Takten des ersten Aktes beiwohnen. Wohl
damit sie begreifen, was es heißt, dass das Wälsungenblut nun
blühen soll?
Im dritten Akt wurden die singenden Walküren von nicht singenden
Muskelmännern vergewaltigt (dafür gibt es im Text kein Alibi).
Der Abend endete - man traute seinen Augen nicht - damit, dass
mitten im musikalischen Feuerzauber der Regisseur die Sieglinde
noch einmal auf die Bühne schickte, die dort eigentlich nichts
mehr zu suchen hat, damit Mime-Wagner zwischen ihren Beinen
herumwühlen konnte, um den Säugling Siegfried auf die Welt zu
zerren.
Es war einfach nur ekelhaft, lächerlich und unendlich vulgär.
Aber wir haben wieder brav geklatscht - und die F.A.Z. hat eine
Kritik gebracht, die die pornographischen Elemente der
Inszenierung wohlwollend im - verdienten - Lob der Sänger
neutralisierte.
Na dann blüh mal schön weiter, Wälsungenblut!
J.T.
B.
Zitatende
Quelle:
F.A.Z. vom 12. November 2020
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Zitat
SPITZFINDIGE THEATER &
IGNORANTE POLITIK
Kulturschaffende als Verhandlungsmasse
Kulturschaffende sind in diesen Zeiten besonders belastet. Vom
Corona‑Virus und manchmal auch von spitzfindigen Theatern, die
Künstlerinnen und Künstler nicht als gleichberechtigte Partner
behandeln. Was ist zu tun?
Insbesondere für
Freischaffende und Selbstständige ist Corona mit seinen
Lockdowns eine pure Katastrophe. Einnahmen aus Vorstellungen
sind zu großen Teilen weggefallen. Und jetzt haben manche
Theater auch noch eine „Covid-Klausel« entwickelt: »Sollte
aufgrund der Corona-Pandemie nicht gespielt werden können, hat
der Künstler keinen Anspruch auf Vergütung", steht da zum
Beispiel. Vor Arbeitsgerichten hätte diese Klausel nach
Einschätzung von Juristen wohl keinen Bestand. Abgesagte
Auftritte müssten vergütet werden. In der Aufarbeitung des
ersten Lockdowns im Frühjahr hatten das manche Theater auch noch
so gesehen - einige Häuser zahlten aus, andere versteckten sich
hinter mehr oder weniger windigen Ausreden. Um
Missverständnissen vorzubeugen: Auch in der aktuellen Situation
gibt es Häuser, die - soweit bekannt - fair mit ihren
Mitarbeitern umgehen. Trotzdem werden am Ende in den strittigen
Fällen wohl die Gerichte entscheiden müssen. Allerdings ist die
Klagewilligkeit Betroffener verständlicherweise nicht sonderlich
ausgeprägt, schließlich sind die Kulturschaffenden auf künftige
Engagements angewiesen.
Deutlich wird
jedenfalls erneut: Selbständige und Gäste werden nicht immer als
ebenbürtig angesehen, sondern sind der Willkür der
Theaterleitungen ausgeliefert. Umso wichtiger ist das Engagement
in Gewerkschaften. Von den erwähnten Verträgen gibt es viele
hundert, schätzte Rechtsanwalt Wolfgang Schwaninger gegenüber
dem ZDF, der in der Rechtsberatung der GDBA arbeitet und selbst
Opernsänger ist. Mit den „Corona-Klauseln" wälzen Theater nach
seiner Meinung unzulässigerweise das komplette Betriebsrisiko
auf die Nicht-Festangestellten ab. Das sei in höchstem Maße
ungerecht: »Es ist besonders skandalös, weil die Theaterbudgets
aus öffentlicher Hand bezahlt werden." Wie die online-Plattform
‘Crescendo‘ berichtete, haben sich Sängerinnen und Sänger
darüber beklagt, dass die Oper Frankfurt Betroffene mit
Gastverträgen im Regen stehen ließ. Die Zuschüsse für Theater
von deren Rechtsträgern laufen auch während der Pandemie weiter,
trotzdem würden mancherorts Gäste nicht ausgezahlt. Öffentlich
getragene Häuser können überwiegend nicht über finanzielle
Engpässe klagen. Der Geschäftsführer des Bremer Theaters,
Michael Helmbold, beispielsweise bestätigte „Handlungsoptionen",
weil es zwar einerseits deutliche Einnahmeausfälle aus dem
Ticketverkauf gegeben habe, andererseits aber die Personalkosten
durch das Kurzarbeitergeld reduziert worden seien.
Solo-Selbständige sind
so in vielen Fällen durchs Rost gefallen - immerhin sollten die
sogenannten „Novemberhilfen" des Bundes nun immerhin einen Teil
des pandemiebedingten Verdienstausfalls angesichts der
Schließungen im vergangenen Monat kompensieren. Darüber hinaus
wird es für Dezember bis Juni nächsten Jahres eine Einmalzahlung
von bis zu 5000 Euro geben.
Künstlerinnen und
Künstler sind auf die beschriebenen Weisen zur Verhandlungsmasse
geworden. Auf der einen Seite werden sie bedrängt von Theatern,
die vor allem ihre Arbeit- oder Auftraggeberrolle ausleben und
im schlimmsten Fall die aktuelle Notlage der Betroffenen
ausnutzen.
H A N D L U N G S P I
E L R Ä U M E
U N D A N D E R E U N W Ä G B A R K E I T E N
Auf der anderen Seite steht die Politik, deren Repräsentanten
zwar immer wieder die Bedeutung von Kunst und Kultur betonen,
sich aber keineswegs durchgängig so verhalten: Die Hängepartie
um Überbrückungshilfen ist dafür ein Beispiel. Ein anderes
liefern Politikerinnen und Politiker als Rechtsträger von
Theatern: Offenbar hat es von Kulturdezernaten und -verwaltungen
Anweisungen an einige Häuser gegeben, in der Krise doch
Einsparungen vorzunehmen. Ergebnis dieses strengen Reglements
der Rechtsträger ist, dass bei ihnen beschäftigten Gästen und
Solo-Selbständigen die vereinbarte Gage vorenthalten wird.
Diese sind vom
erneuten Lockdown nun wiederum betroffen - mit allen oben
dargestellten rechtlichen Unwägbarkeiten. Gleichzeitig wird die
Öffentlichkeit mit sehr berechtigten Offenen Briefen von
Theaterleiterinnen und -leitern geflutet, die die Öffnung von
Kultureinrichtungen fordern. Das wäre mit Sicherheit auch im
Interesse aller Künstlerinnen und Künstler, die wieder singen
und spielen wollen. Trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack,
wenn etwa die (meisten) Berliner Theaterleitungen in ihrem Brief
an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) zur
Begründung ihres Öffnungswunsches unter anderem schreiben, ihre
Häuser seien „in beträchtlichem Umfang Arbeit- und Auftraggeber
innerhalb der Kulturbranche, von denen auch und vor allem viele
freischaffende Künstlerinnen und Künstler leben". Angesichts
ohnehin niedriger Gagen, die zusätzlich nicht einmal überall
ausgezahlt werden, mag sich die eine oder der andere hier auch
instrumentalisiert fühlen.
KULTUR IST NICHT
INFEKTIÖS
Trotzdem bleibt die
Frage nach der Notwendigkeit, Kultureinrichtungen zu schließen.
Theater sind Orte gesellschaftlichen Lebens und als solche von
zentraler Bedeutung. Die Sicherheits- und Hygienekonzepte der
Häuser basieren auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen
und bieten maximal möglichen Schutz für alle Besucherinnen und
Besucher.
Mindestabstände, Wegeführungen, das Tragen der Masken bis zum
Platz oder sogar während der gesamten Vorstellung, der Austausch
der kompletten Luft im Saal innerhalb weniger Minuten gehören
dazu. Mancher sieht das als Vorbild, wie in der Pandemie der
Alltag der Menschen sicher organisiert werden kann - nur findet
dieser Alltag für das Publikum überwiegend eben nicht im Theater
statt. An- und Abreise sind ein reales Infektionsrisiko, ebenso
wie es gastronomische Exkurse aus Anlass eines Theaterbesuchs
wären. Tatsächlich gibt es soweit bekannt keine einzige
nachgewiesene Corona-Infektion im Zusammenhang mit dem Besuch
einer Kultureinrichtung. Daraus allerdings im Umkehrschluss zu
folgern, dass sich »nachgewiesenermaßen kein Besucher und keine
Besucherin in einem Theater oder Opernhaus angesteckt" habe,
wie das der Mainzer Intendant Markus Müller mit seinem
Leitungsteam presseerklärte, ist mindestens mutig. Hinter dem
Unterschied zwischen den beiden Aussagen steckt keine
wortklauberische Spitzfindigkeit, sondern eine letztlich banale
Erkenntnis: Nichts Genaues weiß man nicht. Was natürlich nichts
daran ändert, dass Theater und ihre Beschäftigten gern
Planungssicherheit für die kommenden Monate hätten. Nur kann
die nach Lage der Dinge niemand liefern. Wohl aber geliefert
werden könnten ausreichende Unterstützungsmaßnahmen für die von
der Pandemie besonders Betroffenen.
EINFLUSS BRAUCHT STÄRKE
Deutschland ist eine
Kulturnation, daran wird sich vorläufig auch nichts ändern.
Selbst wenn Etatposten rückläufig werden und Kulturschaffende
aktuell in einer schwierigen Lage sind: Anderen geht es noch
schlechter. Das soll die Probleme der Betroffenen nicht zynisch
verniedlichen - aber es geht gerade allen Menschen in
Deutschland schlecht. Natürlich sind Kunst und Kultur
systemrelevant als Orte der Begegnung, des Diskurses, der
Bildung und Aufklärung, aber eben auch des ästhetischen
Genusses. Der Besuch dieser öffentlichen Räume ist für viele
Menschen existentieller Teil des gesellschaftlichen Lebens und
für dessen Zusammenhalt substantiell. Könnte aber gut sein, dass
die eigentliche Bewährungsprobe erst nach der Pandemie kommt:
Dann könnte eine gnadenlose, Jahre dauernde Sparorgie beginnen,
die Kunst und Kultur hart treffen würde. Argumente werden in
dieser Phase wichtig sein.
Jörg Rowohlt
Zitatende |
Quelle:
FACHBLATT DER GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER
BÜHNEN-ANGEHÖRIGER 12/20 – Seite 7 – 8
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Zitat
GDBA – BASIS ZU DEN
SCHLIESSUNGEN
Wie riskant sind
Theater?
Die GDBA mit ihren Lokalverbänden hat von regionalen und
lokalen Verantwortungsträgern Angaben zum Infektionsrisiko in
Theatern und Opern erbeten sowie einen Appell zur Erhaltung der
Kulturszene gestartet. Inzwischen liegen erste Antworten vor.
»Seit mehr als sieben
Monaten leiden die Theater unter den notwendigen Maßnahmen zur
Eindämmung der Pandemie", heißt es in den regional verschickten
Schreiben. Die Restriktionen bedrohten viele Künstler*innen und
Kultureinrichtungen in ihrer wirtschaftlichen Existenz: »Dennoch
hat kaum eine Branche die Auflagen so widerspruchslos
unterstützt und erfüllt." In Abstimmung mit den
Handlungsempfehlungen der Unfallkassen und den Gesundheitsämtern
seien Hygienekonzepte erarbeitet worden, um Vorstellungen für
die Ausführenden und das Publikum so sicher wie möglich zu
machen. Auch dort, wo zeitweise die volle Auslastung der
Zuschauerräume erlaubt gewesen sei, hätten die meisten Theater
nur die Hälfte der Karten verkauft und damit zum Teil
existenzgefährdende Einnahmeverluste in Kauf genommen. Soweit
bekannt, zählten Theater und Konzertsäle zu den Orten, die den
besten Schutz vor einer Infektion böten - weswegen nur mit
Unverständnis beobachtet werden könne, dass ausgerechnet dort
»mit die weitreichendsten Einschränkungen erlassen« würden.
Lokale Verantwortungsträger* innen wie Oberbürgermeister*innen,
Leiter*innen der Krisenstäbe, Kultur- und
Gesundheitsdezernent*innen wurden demzufolge von der GDBA-Basis
einerseits mit unseren Argumenten konfrontiert und andererseits
um Antwort gebeten, wie viele Infektionen vor Ort auf den Besuch
einer Theateraufführung zurückgeführt werden mussten und wie die
Maßnahmen im Kulturbereich unter diesen Umständen zu begründen
seien.
Die ersten Antworten
sehr unterschiedlicher Qualität sind inzwischen eingegangen. So
ließ der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet
(CDU) mitteilen, alle seien gefordert, „durch Einschränkung
unserer Kontakte Solidarität mit Alten und Kranken zu zeigen".
Dann könne es „gelingen, die Beschränkungen, die für viele
Menschen eine Belastung darstellen, wieder aufzuheben".
Konkreter wurde der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Essener
Stadtrat, Ingo Vogel: Zwar gebe es beim Essener Gesundheitsamt
keine Statistik darüber, wo Infektionen auftreten, doch könne
„anhand von Häufungen von Einzelfüllen auf eine Systematik"
geschlossen werden: „Dabei lässt sich die Aussage treffen, dass
der Besuch von Theater- oder allgemeiner kulturellen
Veranstaltungen keine Hotspots in Essen gebildet hat.“
Alle Häuser haben sehr
verantwortungsbewusste Hygienekonzepte erstellt, die sicherlich
auch schon teils an die Grenzen des wirtschaftlich Darstellbaren
gegangen sind." Allerdings müsse auch betont werden, »dass
zumindest für die größeren Kulturbetriebe ... festgestellt
werden kann, dass die Zahl der positiv getesteten Personen
innerhalb der Ensembles und der Belegschaft insgesamt aktuell
deutlich ansteigt". Fabian Schlumpf, Landtagsabgeordneter und
Vorsitzender der Essener CDU-Stadtratsfraktion verweist auf das
Robert-Koch-Institut, nach dessen Aussage ca. 75 Prozent der
Fälle nicht mehr zurückverfolgt werden und deswegen nicht
festgestellt werden kann, wo es zur Infektion kam.
Ähnlich argumentieren der Dortmunder Stadtdirektor Jörg
Stüdemann und die Stadträtin Birgit Zoerner: Mehr als die Hälfte
der Fälle lasse sich nicht mehr einem konkreten
Ansteckungsgeschehen zuordnen. Der „schmerzhafte Verzicht auf
öffentliche Kulturveranstaltungen" müsse dem Schutz der
Gesamtbevölkerung untergeordnet werden. Aktuell bemühe man sich
um die Aufrechterhaltung des Probenbetriebes und versuche
Kurzarbeit zu vermeiden sowie stattdessen das Theaterpersonal
‚in anderen Bereichen, beispielsweise bei der Nachverfolgung von
Infektionen beim Gesundheitsamt, einzusetzen". Dafür gebühre
den Freiwilligen aus dem Theater ein herzlicher Dank-`Auf die
Belastungen für Künstlerinnen und Künstler geht auch der
Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) ein.
Akteure fragten sich nun zu Recht, warum ausgerechnet sie von
einem erneuten Lockdown betroffen sind: „Viele haben in dieser
Pandemie größtmögliche Anstrengungen unternommen, um uns mit
wirkungsvollen Hygienekonzepten einen sicheren Besuch zu
ermöglichen". Bei ihnen wolle er sich ‚ausdrücklich bedanken,
dass sie die Einrichtungen und damit ihre Gäste bestmöglich vor
dem Coronavirus geschützt haben".
Aber das Ziel der verschärften Anordnungen, die das Land Hessen
auch für das Staatstheater Kassel verfügt hat, ist klar: Die
Zahl der nahen Kontakte mit anderen Menschen soll so weit wie
möglich reduziert werden, damit die Ausbreitung des Virus
verlangsamt werden kann, um somit unser Gesundheitssystem nicht
zu überlasten:
„Wir alle hoffen, dass sich das Infektionsgeschehen in den
nächsten Wochen deutlich abschwächt und auch das kulturelle
Leben alsbald wieder aufgenommen werden kann."
Jörg Rowohlt
Zitatende |
Quelle:
FACHBLATT DER
GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER 12/20 – Seite 9
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Zitat
NOVEMBERHILFE UND
NEUSTARTHILFE
Symbolischer
Durchbruch
Ein erster Schritt ist getan: Aktuell sind zwei
Fördermaßnahmen für Kulturschaffende Solo-Selbständige von der
Bundesregierung beschlossen worden, die getrennt voneinander
betrachtet werden müssen. Ob damit allerdings auch wirklich alle
finanziellen Schwierigkeiten erfasst sind, in die Betroffene
geraten, ist noch sehr die Frage.
NOVEMBER-HILFEN
Nachdem vorerst im
November unter anderem Kulturbetriebe geschlossen worden waren,
haben Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und
Finanzminister Olaf Scholz (SPD) angekündigt, umfassend
erweiterte Unterstützung auf den Weg zu bringen. Dazu zählen
außerordentliche Hilfen für alle, die direkt oder indirekt
betroffen sind. Insgesamt sollen bis zu 14 Milliarden Euro
allein für den November zur Verfügung stehen. Zusammengefasst
ist das als sogenannte Novemberhilfe, die Gastronomen,
Kulturschaffende, Kinobetreiber, Fitnessstudiobesitzer und
Hoteliers zugute kommen soll. Zuschüsse werden in Höhe von 75
Prozent des Umsatzes von November 2019 gezahlt, alternativ auch
nach Durchschnittsumsätzen des Vorjahres berechnet. Noch im
November sollen erste Teilbeträge von bis zu 5000 Euro für alle
betroffenen Solo-Selbständigen fließen, andere Unternehmen
können mit Abschlagszahlungen von bis zu 10.000 Euro rechnen.
Anträge sollten laut Bundesfinanzministerium ab dem 25. November
unter dieser Adresse gestellt werden können:
Solo-Selbständige, die nicht mehr als 5.000 Euro Förderung
beantragen, sollen ihre Anträge selbst stellen können – ohne
prüfenden Dritten wie etwa Steuerberater. Vorläufig wird es nur
Abschlagszahlungen geben, weil an der Umsetzung der reguläre
Zuschüsse noch gearbeitet werden muss. So wird eine IT-Plattform
umprogrammiert, außerdem sind Vereinbarungen mit den Ländern
geplant. Die Auszahlung selbst soll nämlich voraussichtlich
über die durch die früheren Überbrückungshilfe bekannten Wege
über die Länder erfolgen. Erstmals sollen auch
Lebenshaltungskosten aus der November-Hilfe finanziert werden
können. Das hatte die Bundesregierung bisher stets abgelehnt und
Betroffene auf den erleichterten Zugang zur Grundsicherung
verwiesen.
NEUSTARTHILFEN
Über die
Novemberhilfen hinaus soll es für den Zeitraum von Dezember 2020
bis einschließlich Juni 2021 Neustarthilfe von bis zu 5.000 Euro
geben, die sich an Solo-Selbständige richtet, die keine
Betriebskosten geltend machen können - also auch an die meisten
Kulturschaffenden, die von den bisherigen Überbrückungshilfen
mangels Fixkosten wie etwa Ladenmiete praktisch ausgeschlossen
waren. Der Betrag firmiert als einmalige
Betriebskostenpauschale, seine Höhe ist wie bei den
November-Hilfen abhängig von den Umsätzen des Jahres 2019, sie
betragen 25 Prozent. Die Hilfe soll auch für den Lebensunterhalt
verwendet werden können und nicht auf die Grundsicherung
angerechnet werden. Die Neustarthilfe wird ausdrücklich als
Vorschuss gezahlt, komplett behalten darf sie nur, wer einen
Umsatzrückgang von über 50 Prozent zu verzeichnen hat. Liegen
sie darüber, sind die Gelder bis Ende 2021 ganz oder teilweise
zurückzuzahlen. Das Finanzministerium rechnet mit Gesamtkosten
von über 20 Milliarden Euro.
Dass die Regierung
jetzt eine Einmalzahlung von 5.000 Euro für Solo-Selbständige
plant, bedeutet zwar endlich eine Anerkennung der dramatischen
Lage der Betroffenen, geht aber längst nicht weit genug. Wohl
nicht nur Kulturschaffende Solo-Selbständige werden sich nicht
ernst genommen fühlen, wenn Finanzminister Olaf Scholz von einer
„großzügigen Lösung" spricht. Diese Aussage wird auch nicht
besser, weil es zuvor gar kein Geld gegeben hatte: Die Regierung
hatte sich seit März geweigert, corona-bedingte Einnahmeverluste
nach dem Vorbild einzelner Länder zentral zu.kompensieren.
Stattdessen wurden nur Betriebskosten erstattet und ganze
Berufsgruppen damit de facto ausgenommen. Zuletzt hatten sich
nach Medienberichten insbesondere Arbeitsminister Hubertus Heil
und Finanzminister Olaf Scholz (beide SPD) gegen ein Lösung
gesperrt, die auch Lebenshaltungskosten umfasst - was nun aber
mindestens im Ansatz erreicht wurde. Allerdings reicht der
angekündigte Betrag keinesfalls aus. Offen bleibt auch, ob die
zugesagten Hilfen schnell und unbürokratisch genug kommen. Zwar
hatte auch Wirtschaftsminister Peter Altmaer (CDU) erklärt, ein
schneller Start der Auszahlung sei für viele Solo-Selbständige
und kleine Unternehmen überlebenswichtig - aber Zweifel sind
nicht völlig aus der Luft gegriffen: Bei vielen Kneipen und
Restaurants sind seit den Schließungen Anfang November die
Umsätze eingebrochen, Künstler und andere Solo-Selbstständige
bekommen nichts mehr in die Kasse. Kosten für die Miete oder für
Energie aber müssen weiter bezahlt werden. Insgesamt betrachtet
die GDBA beide Hilfsmaßnahmen als Durchbruch, weil erstmals
Lebenshaltungskosten berücksichtigt werden. Das sei aber, so
GDBA-Präsident Jörg Löwer, »nur ein symbolischer«. Denn in der
Tat: Verteilt man die maximale Neustarthilfe von 5000 Euro auf
die geplanten sieben Monate, ergibt sich jeweils ein Betrag von
gerade einmal 714 Euro. Die GDBA hat die Regierung in einer
Presseerklärung deshalb zu weiteren Schritten aufgefordert:
„Immer wieder ist vom Stellenwert der Kultur die Rede.
Künstlerinnen und Künstlern gebühre angemessener Respekt. Diese
Aussage muss mit Leben gefüllt werden!“
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Quelle:
FACHBLATT DER
GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER 12/20 – Seite 10 - 11
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Zitat
WEIMAR
Stille für die
Kultur
Gleich an zwei Terminen im November haben
Kulturschaffende in Weimar - unter anderem GDBA-Mitglieder - mit
Kundgebungen Perspektiven für den weiteren Verlauf der Pandemie
angemahnt.
Zugleich konnte
deutlich gemacht werden, dass staatliche Hilfen noch nicht bei
allen Betroffenen angekommen sind. Den Organisator*innen der
Veranstaltung, die auf gute mediale Resonanz stieß, ging es nach
eigenen Worten explizit nicht um eine Ablehnung des jetzigen
Lockdowns. Im Stil einer stillen, schweigenden Mahnwache als
Metapher für den ruhenden Kulturbetrieb sollte vielmehr
Solidarität mit allen wirtschaftlich betroffenen
Kulturschaffenden gezeigt werden. Mit Zahlen und Fakten wiesen
Freischaffende und Festangestellte betroffenen Wirtschaftszweigs
Kultur hin und zeigten auf, dass mit funktionierenden
Hygienekonzepten ein Kulturschaffen in einem
verantwortungsvollen Rahmen stattfinden kann. Politikerinnen und
Politiker sollten an ihre Versprechen erinnert werden. Neben
etwa hundert Teilnehmer*innen war auch der Weimarer
Oberbürgermeister Peter Kleine (CDU) und der Intendant des
Nationaltheaters, Hasko Weber, anwesend.
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Quelle:
FACHBLATT DER
GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER 12/20 – Seite 12
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NICHTVERLÄNGERUNGEN IN EISENACH
Kooperation und
Offenheit
Am Landestheater
Eisenach will der neue Intendant das komplette Ensemble des
Jungen Schauspiels nichtverlängern. Protest dagegen wird lauter.
Jens Neundorff von
Enzberg wird ab der Spielzeit 2021/22 neuer Theaterleiter in
Eisenach. Für das Ensemble des Jungen Schauspiels inklusive
Leitung und weitere Mitarbeiterinnen wurden zunächst
Nichtverlängerungen ausgesprochen. Das ist an sich in dieser
Massierung schon unvertretbar: Wegen der Pandemie gibt es kaum
Vorsprechen für Rollen oder Stellen. Alexander Beisel,
Spartensprecher Schauspiel und GDBA-Mitglied: „Unser erster
Kontakt mit dem neuen Intendanten waren die
Nichtverlängerungsgespräche." Ende November gab es nun ein
vermittelndes Gespräch, an dem der künftige Theaterleiter, die
neue Spartenleiterin Jule Kracht und Ensemble-Vertreter
teilnahmen. Dabei wurde ein größerer Spielraum deutlich, der
sich hoffentlich beim erneuten Vorsprechen der jetzt nicht
verlängertern Schauspielerinnen und Schauspieler manifestiert.
Dem künftigen Intendanten geht es, wie zu hören war,
insbesondere auch um die Außenwirkung. Das Ensemble jedenfalls
sandte ein Signal der Kooperation und Offenheit.
Zitatende |
Quelle:
FACHBLATT
DER GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER 12/20 – Seite 12
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BAMBERG
KÜRZUNGEN TROTZ
PROTESTEN
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ETA Hoffmann
Theaters Bamberg haben anlässlich der jüngsten Finanzsenats- und
Stadtratssitzungen ihre Stimme gegen die Kürzungen im
Kulturbereich erhoben.
In einem Offenen Brief
forderte der örtliche GDBA-Lokalverband Oberbürgermeister
Andreas Starke (SPD) und die Stadtratsmitglieder auf, sich zum
Theater Bamberg als Ensemblehaus zu bekennen: „Sollte es Ihr
Wunsch sein, weiterhin ein renommiertes Stadttheater mit festem
Ensemble in Ihrer Weltkulturerbestadt zu haben, müssen solche
und weitere Budgetkürzungen vom Tisch."
Das Theater dürfe nicht kaputtgespart werden. Zuvor war bekannt
geworden, dass die Stadt angesichts eines Defizits von rund 45
Millionen Euro im Verwaltungshaushalt Einschnitte im
Kulturbereich plant: 2,5 Prozent weniger soll es im kommenden
Jahr für städtisch subventionierte Einrichtungen geben, das
Theater und die Musikschule etwa. Insgesamt soll die Kulturszene
ein Minus von 25 Prozent hinnehmen.
GDBA-Obfrau Ramona
Parino betonte, die dem ETA Hoffmann Theater angedrohten und
inzwischen beschlossenen Kürzungen von umgerechnet 80.000 Euro
seien mehr als „ein Tropfen auf den heißen Stein". Solche
Einsparungen richteten „unwiederbringlichen Schaden an, der den
tagespolitischen Finanzeffekt bei weitem überwiegt". Sie seien
ein „Schlag ins Gesicht aller Beteiligten". Junge Kolleginnen
und Kollegen arbeiteten ohnedies als Berufseinsteiger an der
Armutsgrenze.
Zudem habe es die Stadt in den vergangenen Jahren stets
versäumt, Tarifsteigerungen durch Budgeterhöhungen
auszugleichen. Differenzbeträge, die nicht durch Einnahmen und
Fördermittel ausgeglichen werden konnten, hätten immer wieder
für intern harte Sparmaßnahmen gesorgt, um halbwegs anständige
Gehälter sicherzustellen.
Trotzdem habe die Arbeit der Beschäftigten auf und hinter der
Bühne dazu geführt, dass das ETA Hoffmann Theater
deutschlandweite Bekanntheit und Anerkennung erfahren hat und
weiterhin erfährt: „Die Bürger*innen der Stadt Bamberg stehen
hinter ihrem Theater und bekunden ihre Solidarität." Beinahe
jede Vorstellung seit Beginn der Spielzeit 2020/2021 sei trotz
Corona-Auflagen ausverkauft gewesen. Vor dem Lockdown im März
2020 hätten die Auslastungszahlen des ETA Hoffmann Theaters mit
etwa 90 Prozent weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt
gelegen.
Unterdes haben trotz
der Proteste sowohl Finanzsenat als auch Stadtrat die Kürzungen
von 2,5 Prozent beschlossen. Ramona Parino: »Wir versuchen nun,
Vier-Augen-Gespräche mit Stadträten durchzuführen".
'Der Offene Brief habe zwei Antworten gefunden: Die Vorsitzende
der Fraktionsgemeinschaft der Grünen/ÖDP/Volt, Ulrike Sänger,
empfahl die Kürzungen durch eine Erhöhung der Ticketpreise
auszugleichen und verwies auf den geplanten Sozialpass der
Stadt. Preissteigerungen von mindestens 12 Prozent wären die
Folge.
Oberbürgermeister Starke teilte sein Verständnis für die Sorgen
der Theaterleute mit und bekundete ebenso wie Ulrike Sänger Solidarität.
Zitatende |
Quelle:
FACHBLATT DER
GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER 12/20 – Seite 13
Kalenderblätter Februar
Uraufführung 'La Bohème'
... am 1. Februar 1896
Toscanini dirigierte und als der Abend zu Ende war, lag ihm und Puccini
ganz Turin zu Füßen - bald war es die ganze Welt.
Schon mit der 'Manon' war Puccini 1893 ein Highlight gelungen - jetzt
kam noch das Lieben und Sterben der armen Mimi hinzu.
Das
Werk musste viel leiden, denn es wurde in den unterschiedlichsten Formen
auf die Bühnen gebracht.
Eine der beständigsten - was das Verbleiben auf der Bühne angeht - ist
die Produktion an der Deutschen Oper Berlin aus dem Jahr 1988 von Götz
Friedrich, die noch heute auf dem Spielplan steht und bei der beim
Aufgehen des Vorhangs zum 2. Akt das Publikum in Beifallstürme
ausbricht.
Puccini lernte das Werk, das Henri Murger in der Zeitschrift 'Le
Corsaire' veröffentlicht hatte, fünfzig Jahre später durch Zufall
kennen.
Die
Gestaltung des Librettos war wieder einmal, wie schon bei der 'Manon',
schwierig.
Luigi Illica war beteiligt und Giuseppe Giacosa, aber der Verleger
Ricordi musste immer wieder eingreifen, damit der Text zum komponieren
fertig wurde und singbar war.
●
Paris, Weihnachten 1830 - die Julirevolution ist verebbt - hatte sie
auch Auswirkungen bis hinüber nach Deutschland. In Dresden schützte
Richard Wagner mit Freunden die Druckmaschinen seines Schwagers
Brockhaus vor dem Pöbel, dem es nur um Zerstörung ging.
In
Deutschland: Kleinstaaterei mit den jeweils eigenen Systemen, einem
großen vaterländischen Staat in geistiger Einheit der Sprache,
Wissenschaft, Kunst und Geschichte entgegenstehend.
Eine Bindung von Herrscher, Beamten und Volk in einem Ganzen - im
Frankreich des beginnenden 19. Jahrhunderts als zentralistischem
Staatsgefüge zwar schon in Ansätzen vorhanden, aber nicht besser in
seiner sozialen Ausrichtung als in deutschen ‘Ländlen’ mit ihren
Landesfürsten.
Der
deutsche Autor der ‘Vaterländischen Gedichte’ Ludwig Uhland wurde
beispielsweise 1819 und 1832 in den württembergischen Landtag gewählt,
scheiterte mit seinen Bemühungen, da die Menschen in den deutschen
Ländern auch eine großartige Beförderungsmöglichkeit innerhalb der
jeweiligen Staatsdienste oder bei dem entsprechend dezentralisierten
Militär sahen.
Welcher Ministerpräsident eines deutschen Bundeslandes wie Bremen und
Hamburg stimmt heute gern der Vereinigung mit Niedersachen zu, oder
Berlin würde von Brandenburg vereinnahmt, verlören doch viele - wie er
selber - ihre Posten.
Eine ‘Bohème‘-Vorstellung im Jahre 2006, 35 Jahre auf der Bühne der
Bayerischen Staatsoper, frisch wie am ersten Tag, stimmungsvolle Bilder,
besonders die Eiseskälte im dritten Bild, förmlich zu spüren.
Regie und Bühnenbild gelingen, die soziale Situation der wirtschaftlich
Minderbemittelten dem Publikum zu verdeutlichen. Menschen, denen Talent
nicht abgesprochen werden darf, die aber durch die Umstände des
Hineingeborenwerdens in eine Welt der Reduzierung nicht in die Lage
versetzt werden, eine Plattform für sich selber und die Menschen im
engen Umfeld zu finden.
Gerade das dritte Bild überträgt durch seine Lichtgestaltung das
Einfrieren der Gefühle und des Miteinander.
Mit
dieser Aufführung stellt die Bayerische Staatsoper dem Publikum eine
Diskussionsmöglichkeit zur Verfügung, wobei sie fragt:
Was
soll Regietheater mit der Spirale von Sex and Crime ?
Wollen wir ‘Aida’ als Putzfrau und mit den weniger werdenden Mitteln
Puhlmann’sche Experimente in Hannover oder jetzt in Stuttgart oder
Kostky’s an den Haaren herbeigezogene Verdrehtheiten beim ‘Holländer’ in
Essen oder sollen die Werke in der von den Autoren gedachten Weise
präsentiert werden.
Möglichkeiten der Gestaltung liegen in jedem Werk - das Überstrapazieren
vertreibt die Vollzahler.
An
der Berliner Lindenoper wurde ‘Die lustige Witwe’ in der Regie von
Hausherr Mussbach abgesetzt. Kolportierter Grund für die
Spielplanänderung: 'mangelndes Publikumsinteresse.'
So
kam man dort schon mal zu der Einsicht, dass eben nicht ‘anything goes.’
Alfred Andersch
... am 04. Februar 1914 geboren
Er
betätigte sich als Buchhändler wie sein Vater, nachdem er wegen
schlechter Leistungen durch den Direktor Joseph Gebhard Himmler von der
Schule verwiesen wurde. Erinnerungen daran, dass der Vater von Heinrich
Himmler, ihn aus dem Schulbetrieb ausschloss, wurden in der Erzählung
'Vater eines Mörders' verarbeitet.
Während Vater Andersch sich der NSDAP widmete, wurde der Sohn 1930 -
nach dem Tod des Vaters - Mitglied im kommunistischen Jugendverband.
1933 erfolgte die Verhaftung durch die Nazis, bis April wurde er im KZ
Dachau gefangen gehalten.
Seit 1937 begann er ernsthaft sich mit dem Schreiben zu beschäftigen,
konnte sich aber der Tätigkeit nicht für einen längeren Zeitraum widmen,
da man ihn 1940 zum Kriegsdienst nach Frankreich einzog. Nach einer
Unterbrechung - er wurde aus der Wehrmacht entlassen, weil er mit einer
Halbjüdin verheiratet war - musste er dann wieder an die Front, diesmal
nach Italien.
Er
desertierte dort zu den Amerikanern, wurde in den USA interniert und
kehrte 1945 nach Deutschland zurück.
Die
Zeit über die Desertion bis zum Jahr 1945 verarbeitete er 1950 in einer
sehr kritisierten autobiographischen Erzählung 'Kirschen der Freiheit'.
Erich Kästner verpflichtete ihn 1946/47 als Assistent für die 'Neue
Zeitung', einem Organ der Amerikaner zur Umerziehung und
Demokratisierung vornehmlich Deutschlands.
Danach war er Mitherausgeber der Wochenschrift 'Der Ruf'.
Seit der Währungsreform bis 1958 arbeitete er als Redakteur des SWR und
des HR.
Er
organisierte 1947 'contra legem' ein Treffen von Schriftstellern und
Kritikern, die erste Zusammenkunft der Gruppe 47.
1957 erschien sein Roman 'Sansibar oder der letzte Grund', der zwei Mal
verfilmt wurde. 1961 von Rainer Wolffhardt und 1987 von Bernhard Wicki.
Von
der Schweiz aus, seinem Wohnsitz nach 1959, pflegte er Kontakt zu den
meisten bekannten Schriftstellern des deutschen Sprachraumes wie u.a.
Ingeborg Bachmann, Heinrich Böll, Hans Magnus Enzensberger, Günter
Grass, Martin Walser, Peter Weiss.
Lothar-Günther Buchheim
... am 06. Februar 1918 geboren
Bekannt ist Buchheim dem breiten Publikum als Autor des Buches aus dem
Jahr 1973 'Das Boot', das 1981 von Wolfgang Petersen verfilmt wurde.
Schon mit 17 Jahren war Buchheim als talentierter junger Maler von der
Stadt Chemnitz mit einem Auftrag ausgezeichnet worden.
Er studierte in Dresden und München, trat aber 1940 freiwillig in die
Kriegsmarine ein und wurde als Kriegsberichterstatter für das von
Goebbels herausgegebene Blatt 'Das Reich' tätig.
Hitler lobte die Zeitschrift in seinem Tischgespräch am 22. Februar 1942
ausdrücklich - wer also hier veröffentlichte, gehörte zwangsläufig zum
Kreis derer, mit denen Propaganda betrieben wurde.
Auf der Kunstausstellung in München von 1941 bis 1943 war er mit 21
Exponaten zahlenmäßig über Gebühr stark vertreten.
Dargestellt waren u.a. U-Boot-Bilder z.B. eine Federzeichnung
'Blockadebrecher im Dock' wie auch Portraits von Personen in Uniform.
1944 gelang ihm auf einem der letzten im Einsatz befindlichen U-Boote
die Flucht aus dem Hafen von Brest, dann über Land weiter durch
Frankreich ins ‘Reich‘.
Nach 1945 war Buchheim als Verleger, Autor, Maler, Zeichner, Fotograf
tätig.
Seine gesammelten Werke - u.a. Bücher, Gemälde, Zeichnungen - wollte er
dem Duisburger Lembruck-Museum überlassen, konnte sich aber mit der
Stadt nicht einigen, so dass er sich entschloss, am Starnberger See ein
eigenes Museum zu gründen, das auch Werke der Künstlergemeinschaft 'Die
Brücke' enthält.
http://www.buchheimmuseum.de/
Siegfried Kracauer
...
am 08. Februar 1889 geboren
Er war das einzige Kind des Handelsvertreters Adolf Kracauer und seiner
Ehefrau Rosette Kracauer, geborene Oppenheim.
Statt sich mit der brotlosen Kunst der Philosophie und Soziologie zu
beschäftigen, studierte er auf dringenden Wunsch der Eltern Architektur.
Die Ausbildung schloss er 1914 mit einer Dissertation über das Thema
'Die Schmiedekunst in Preußen' ab.
Eine Anstellung erhielt er im Architekturbüro von Max Seckbach in
Frankfurt.
In diesen Jahren in der Main-Metropole fand er Kontakt zu allen
Geistesgrößen wie Karl Mannheim, Max Horkheimer, Theodor Wiesengrund
Adorno und Leo Wiesenthal.
Nach dem ersten Weltkrieg arbeitete er als freier Journalist bei der
Frankfurter Zeitung, bewährte sich sehr bald in dieser Tätigkeit und
1930 gab ihm das Blatt den Posten als Feuilletonchef in Berlin.
Der Reichstagsbrand veranlasste ihn nach Paris zu emigrieren, wo er sich
mit einer Biographie des Komponisten Jacques Offenbach beschäftigte. Für
Adorno, der nach England geflohen war, erarbeitete er 1936 eine Studie
über den Nationalsozialismus.
Als Ursache des NS-Staates sieht er in dieser Analyse typisch deutsche
Ursachen wie:
- schwaches bürgerliches Selbstbewusstsein,
- schwache parlamentarische Tradition und
- Zusammenbruch des Herrschaftssystems Monarchie.
Nicht das Kapital und die Bourgeoisie als solche waren die Ursachen des
Aufstiegs der Nazis, sondern die entwurzelten Mittelschichten in
Deutschland.
Hier sieht er eine besonders aggressive Variante des Rechtsextremismus,
der sich als eine stärkere Form ausbildete als der in Spanien oder
Italien.
●
Mit
seiner Frau konnte er sich 1941 aus Frankreich noch nach Lissabon
absetzen und in die USA fliehen. Seine Mutter wurde 1942 aus Frankfurt
deportiert und in Theresienstadt ermordet.
In den USA arbeitete er für das Museum of Modern Art in New York und
veröffentlichte mithilfe der Guggenheim-Stiftung 1942 seine Studien
unter dem Titel: ‘Propaganda and the Nazi War Film‘ und 1947 ‘From
Caligari to Hitler‘ - eine sozialpsychologische Geschichte des deutschen
Films von 1919 bis 1933.
1960 erschien sein Hauptwerk: ‘Theorie of Film‘.
Max Beckmann
...
am 12. Februar 1884 geboren
1932 hatte die Nationalgalerie in Berlin einen Max Beckmann-Saal
eingerichtet.
Als anerkannter Künstler lehrte er an der Frankfurter Städelschule,
wurde 1933 - gleich nach der Machtübernahme - entlassen und zog sich
zunächst nach Berlin zurück.
Für die Nazis war er einer der bestgehassten Maler dieser Zeit.
1937 wurde er mit einigen Werken Teil einer Show, die man in der
Münchener Großen Deutschen Kunstausstellung als entartete Kunst zeigte,
beteiligt.
Der Weg aus Deutschland gleich nach diesem Eklat führte nach Amsterdam
und erst 1947 nach Amerika.
●
Für
Beckmann war der Krieg Thema in seinen Werken, der Erste Weltkrieg bot
ihm Möglichkeiten, die Gräuel darzustellen, was ihm die Kritik der
aufkommenden Nationalsozialisten einbrachte, die seine Werke als
Wehrsabotage ansahen und ihn als 'Künstler im nichtjüdischen Lager'
führten, der es verdient habe, als Mittäter an der Kulturschande
gemeinsam mit den Juden genannt zu werden.
●
Aus
der Frankfurter Zeit kannten sich Beckmann und Heinrich George, der von
1918 bis 1921 dort am Schauspielhaus engagiert war.
1935 malte Beckmann ein Familienbild der Georges - Götz war noch nicht
dabei, er wurde erst 1938 geboren - das den Schauspieler massig
ausgeformt im zinnoberroten Kostüm zeigt, den Wallenstein hatte er
gerade gespielt und so war dies eine Vorlage für das Gemälde.
Verewigt ist auf dem Beckmann/George-Bild ist auch Charlotte Habecker
mit dem Wallenstein-Rollenbuch, eine Schauspielkollegin, die George
immer wieder die gelernten Texte abhören musste.
Schon damals sprach Beckmann von Emigration - George aber musste sich
mit dem Regime arrangieren, da er vom Wort existierte und sich nicht
vorstellen konnte, mit einer anderen Sprache zu leben und zu arbeiten.
Er sei auf Gedeih und Verderb auf dieses Deutschland angewiesen.
Arno Breker
... am 13. Februar 1991 gestorben
Goebbels vermerkte in seinem Tagebuch, es seien bei einer kleinen
Teegesellschaft u.a. Anny Ondra und die Bildhauer Thorak und Breker bei
ihm gewesen.
Am 20. April 1937 erhielt Breker den Titel Professor und eine Donation
von 800.000 Mark, für die er keine Steuern zu zahlen hatte.
Außerdem übertrug man ihm 1940 das ehemalige Rittergut Jäckelsbruch in
der Nähe von Wriezen, dort befand sich auch das Werksgelände für die
Monumentalplastiken.
Wriezen ist übrigens Geburtsort der 'Kleinen Cornelia' - Gattin des
ehemaligen Gärtnerplatzintendanten Matiasek.
Speer hatte die Möglichkeit, ohne Ausschreibungsverfahren, Aufträge an
Breker direkt zu erteilen, somit wurde der als außerordentlich
Begünstigter eingestuft.
Hitler selber rühmte sich am 12. April 1942 in einem Tischgespräch,
Breker so gestellt zu haben, dass dieser von seinen jährlichen Einnahmen
von rund einer Million Mark nicht mehr als fünfzehn Prozent an den Staat
abzuführen habe.
|
Der Führer lobt sehr die letzten
Entwürfe von Breker, den er für den größten Bildhauer unserer
Zeit hält. Thorak verblasst dagegen. Speer und Breker sind von
mir dem Führer zugeführt worden. Das ist von großer Bedeutung
gewesen.
Die Berliner Bildhauerei war immer führend im Reich.
Joseph Goebbels im Tagebuch am 22. Februar 1940
|
Für die neue Reichskanzlei schuf Breker zwei Bronzeplastiken:
'Die Partei' (Nackter mit Bronzefackel) und 'Die Wehrmacht' (Nackter mit
Schwert)
Am 26. Juli 1941 eröffnete Goebbels in München die Große Deutsche
Kunstausstellung mit einer Rede, die allgemeinen Beifall fand. Bei dem
Rundgang stellte er fest, dass das Niveau der aufgestellten Werke sich
wesentlich gehoben habe und Deutschland wieder solche Künstler besitze,
die über eine eigene Handschrift verfügten.
Breker, Thorak und Klimsch seien mit Plastiken vertreten, von denen zwei
Monumentalwerke aus Brekers Atelier Auftragswerke von Goebbels waren,
die 'ich rechtzeitig in meinen Besitz gebracht habe.'
Leni Riefenstahl produzierte 1944 einen Film über Arno Breker, der die
ganze Palette seiner künstlerischen Möglichkeiten aufzeigte.
Die Entnazifizierung stufte ihn als Mitläufer ein. Er konnte glaubhaft
machen, sich für gefährdete Künstler verwendet zu haben.
Die Entlassung von Peter Suhrkamp aus dem Gefängnis geht auf ihn zurück
und an der Verhinderung einer Gefangennahme von Pablo Picasso durch die
Gestapo und Deportation in ein KZ war er maßgeblich beteiligt.
Nach dem Krieg konnte Breker an die schöpferischen Zeiten anknüpfen. Er
erstellte Büsten und Skulpturen, die keine stilistischen Veränderungen
gegenüber den Werken aus der Zeit des Dritten Reiches zeigten.
Richard Wagner - Büste im Park am 'Grünen Hügel' in Bayreuth von Arno
Breker
Erich Engel
... am 14. Februar 1891 in Hamburg geboren.
Bevor er mit dem Inszenieren begann, machte er eine Ausbildung zum
Schauspieler in seiner Heimatstadt, war dort an den Kammerspielen
Dramaturg, ging dann nach Berlin.
Es war die Zeit von Otto Brahm, dem Meister des Naturalismus, der Ibsen
und Hauptmann auf die Bühne brachte, von Josef Kainz, der am neu
gegründeten Deutschen Theater in Berlin spielte, der sich dort zum
berühmtesten deutschsprachigen Charakterdarsteller seiner Zeit als
Hamlet, Richard II., Don Carlos und Franz Moor entwickelte.
Neben Erich Engel kamen als Regisseure auch Leopold Jessner, Erwin
Piscator, Jürgen Fehling und als Autor Bertolt Brecht in die
Reichshauptstadt.
Für Brecht inszenierte er für den 9. Mai 1923 in Münchens
Residenztheater 'Im Dickicht der Städte', ehe er am 29. Oktober 1924 das
Stück am Deutschen Theater Berlin herausbrachte.
Am 31. August 1928 war am Schiffbauerdamm die Uraufführung von 'Die
Dreigroschenoper' unter Engels Leitung. Er wurde einer der wichtigsten
Brecht-Regisseure in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
●
Engel, häufig in philosophische Abhandlungen vertieft, inszenierte
gradlinig, ohne Schnörkel was ihm auch schnell den Zugang zum Film
verschaffte. Er entging den Nazi-Propagandafilmen, da er Lustspiel für
die breite Öffentlichkeit auf die Leinwand brachte - Theo Mackeben war
sein Filmkomponist.
1936 inszenierte er am Deutschen Theater den 'Othello' gegen den
Rassenwahn der Nazis - der Mohr war das reine, naive Kind, das vom
weißen Jago vernichtet wird.
Der 'Coriolan' wurde bei ihm zum Volksfeind, also gegen das offizielle
heldische Grundmodell der Zeit im damaligen Deutschland, dass man Engel
nach der Generalprobe empfahl, sich für eine Zeit aus der Öffentlichkeit
zurückzuziehen.
Zu Darstellern seiner frühen Filme gehörten auch Jenny Jugo 'Fünf von
der Jazzband', (1932). In Wien produzierte er 1935 den Film 'Nur ein
Komödiant' mit Rudolf Forster in einer Doppelrolle. Gustav Waldau
spielte in 'Unser Fräulein Doktor' (1940) und Otto Gebühr in 'Viel Lärm
um Nixi' (1942).
Daneben war er weiterhin als Regisseur am Berliner Deutschen Theater
engagiert.
●
Nach dem Zweiten Weltkrieg war er der Intendant der Münchner
Kammerspiele, lebte und arbeitete aber ab 1949 in der 'DDR'. Es
entstanden unter seiner Regie u.a. für die DEFA 1948 die Filme 'Affaire
Blum' (1948) und 'Kommen Sie am Ersten' (1951) mit Inge Meysel.
Mit 'Geschwader Fledermaus'(1958) bezog er Stellung gegen den
französischen Kolonialkrieg in Vietnam. Er erhielt den Nationalpreis der
'DDR'. Engel führte aber auch für Artur Brauner im 'Westen' Regie.
Als Oberspielleiter in Brechts Berliner Ensemble kehrte Engel wieder
zurück an den Schiffbauerdamm. So brachte er nach dem Tod Brechts dessen
geplante Aufführung von 'Leben des Galilei' am 15. Januar 1957 mit Ernst
Busch in der Titelrolle am BE zur Aufführung.
Für den 23. April 1960 inszenierte er noch einmal 'Die Dreigroschenoper'
für das Berliner Ensemble.
Sein Sohn Thomas Engel ist ebenfalls Regisseur (u.a. ARD Tatort) und
Drehbuchautor. Mit ihm zusammen drehte er 'Pünktchen und Anton' (1953).
Claire Waldoff
... gelingt am 15.
Februar 1907 der wichtigste Auftritt.
In Gelsenkirchen als Clara Wortmann und Tochter eines Gastwirtsehepaares
geboren, wohnt sie in der Zeit ihres Schulbesuches bis zum Abitur in
Hannover bei den Eltern von Theo Lingen.
Der Wunsch, Ärztin zu werden, muss aufgrund der mangelnden finanziellen
Ausstattung der Familie unerfüllt bleiben.
Als Chansonsängerin, mit Kritik an der Politik nicht sparend, schafft
sie es mit kleinen Auftritten ins Kabarett, zieht 1906 nach Berlin in
die Hauptstadt allen künstlerischen Wirkens.
Der geplante Auftritt mit Liedern des zu damaliger Zeit populären
Dichters Paul Scheerbart - Ernst Rohwolt verlegte als eines seiner
ersten Bücher dessen Gedichtsammlung 'Katerpoesie' - stießen auf Kritik,
da sie sich gegen den Militarismus wandten und zudem noch von einer Frau
im Hosenanzug vorgetragen werden sollten.
Die Situation konnte entschärft und die Vorstellung gerettet werden, als
Walter Kollo, der Großvater des Tenors René Kollo, für sie die Musik zu
einem Text von Hermann Frey komponiert, das noch heute unter dem Titel
"Das Schmackeduzchen" die Geschichte eines liebestollen Erpel
Bestandteil von Programmen Berliner Diseusen ist.
Erfolge hatte die Waldoff mit Berliner Texten - sie war 'eng' mit
Heinrich Zille und seinem 'Miljöh' - mit Berliner 'Dialekt', den die
'Kodderschnauze' so schnell gelernt hatte, dass sie als die Berliner
'Jöre' durchging.
Das
http://youtu.be/tBKfoccNzDQ
"Wer schmeißt denn da mit Lehm,
der sollte sich was schäm'
der sollte doch was and'res nehm'
als ausgerechnet Lehm"
war der Schlager der Saison, das 'Hermann heeßt er' von 1913 wurde von
den Berlinern später deutlich auf den 'Reichsjägermeister' gemünzt und
weitergedichtet:
"Hermann heeßt er":
Rechts Lametta,
links Lametta
und der Bauch wird immer fetta
und in Preußen ist er Meester -
Hermann heeßt er!"
Goebbels sah die
Gefahr, die von ihr ausging.
Sie erhielt Auftrittsverbot, trat aber dann der RKK - hier
Reichskulturkammer bei, nicht zu verwechseln mit RKK, dem Namen für die
geplante Stadthalle in Regensburg - und durfte wieder auf die Bühne.
An der Truppenbetreuung 'durfte' sie sich dann allerdings doch
beteiligen, 1942 sang sie im besetzten Paris.
Ihr Rückzug aus dem Show-Geschäft ergab sich dann mit dem Ende des
Krieges - die Zeit des Kabaretts kam zwar mit den 'Insulanern' wieder,
aber nicht mehr mit dem Star der 20-er Jahre.
Die
Gedenktafel hängt in Berlin, am Haus 33,
ausgerechnet in der Regensburger Straße.
Giuseppe Verdis - 'Ein
Maskenball'
...
am 17. Februar 1859 in Rom uraufgeführt
Das
Thema geht auf die Ermordung des schwedischen Königs Gustaf III. zurück.
Die
Verschwörung des schwedischen Adels gegen den König und dessen Ermordung
ist die Grundlage von 'Gustave III.: ou le bal masqué' von Eugène
Scribe, die Basis für Daniel-François-Esprit Auber, dessen Oper 'Gustav
oder der Maskenball' am 27. Februar 1833 zum ersten Mal in Paris gezeigt
wurde.
Verdi hatte eigentlich vor, Shakespeares 'Lear' zu vertonen, fand aber
1843 - also zehn Jahre nach der Uraufführung von Aubers Oper - Gefallen
an dem Stoff.
Antonio Somma schrieb ihm das Libretto, er blieb im Hintergrund, da er
mit seiner Beteiligung am Aufstand von 1848 in Venedig gegen die
Österreicher zu viel wagen würde, was er - bleibe er inkognito - umgehen
könne.
Neapel bestellte das Werk, durfte es aber nicht zur Aufführung bringen,
da der Stoff zu sehr an den Mordversuch von 1858 an Napoleon III. in
Neapel erinnerte.
●
Die Zensur
verlangte Umarbeitungen, die das ganze Stück entstellt hätten, Verdi
wurde aus dem Vertrag entlassen, eine leichte Entscheidung für ihn, da
Rom ihm die Aufführung zusicherte.
Ein Königsmord durfte auch dort nicht auf einer Bühne gezeigt werden, so
verlegte man in der letzten Version die Handlung an den Amtssitz des
britischen Gouverneurs in Boston.
Beim Theater Regensburg dauerte es lange, bis man sich entscheiden
konnte, welche Fassung im Jahr 2006 auf die Bühne kommen sollte.
Diese 'wundervolle' Regensburger Übertitelungsanlage sprach von etwas
anderem, als was auf der Bühne gesungen wurde, so dass man sich schwer
tat, das Geschehen mit dem Übergetitelten in Zusammenhang zu bringen.
Bemerkungen_zur_Matinée_
zum_'Maskenball'_18.6.06.htm
Bemerkungen_zur_Repertoire-Vorstellung_'Ein_Maskenball'_23.6.06.htm
Bemerkungen_zur_Repertoire-Vorstellung_'Ein_Maskenball'_9.7.06.htm
Kritik_'Ein_Maskenball'_-_Wiederaufnahme_11.11.2006.htm
Die erste neue Oper in Neapel, nach Fall des Bourbonen-Herrschaft, war
1860 der 'Maskenball'.
Nach seinem Nabucco, der den Freiheitswillen eines Volkes beschreibt,
wuchs mit dieser Oper das Ansehen Verdis in der Bevölkerung, seinen Name
übertrug man in Viva Emanuele Re d'Italia.
'Sportpalastrede'
Am
18. Februar 1943 war Gustaf Gründgens nicht zu erreichen.
Während der Reichspropagandaminister seine 'Totale-Krieg-Rede' im
Berliner Sportpalast hielt, ließ sich GG von seinem Chauffeur durch
Berlin fahren.
Eigentlich sollte GG mit dabei sein - wie alle Größen im Staat:
Politik, Kunst und all die anderen, die Goebbels als Repräsentanten des
Reiches ansprach.
Nachdem die Anwesenden benannt wurden, stellte der
Reichspropagandaminister ihnen – quasi als Stellvertreter des Volkes –
zehn rhetorische Fragen zum Vorhandensein der Kampfesbereitschaft, die
vom Publikum erwartungsgemäß jeweils mit einem lauten „Ja“ beantwortet
wurden. Die Fragen begannen zum Teil mit angeblichen Behauptungen der
Engländer oder der Formel „Ich frage euch“, in Kurzform hießen sie:
„Glaubt ihr mit dem Führer und mit uns an den endgültigen, totalen Sieg
der deutschen Waffen? […] unter Aufnahme auch der schwersten
persönlichen Belastungen […]“
„Die Engländer behaupten, das deutsche Volk sei des Kampfes müde. […]
Seid ihr bereit […] diesen Kampf […] fortzusetzen, bis der Sieg in
unseren Händen ist?“
„Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat keine Lust mehr, sich
der überhand nehmenden Kriegsarbeit […] zu unterziehen. […] Seid ihr […]
entschlossen […] das Letzte für den Sieg herzugeben?“
„Die Engländer behaupten, das deutsche Volk wehrt sich gegen die
totalen Kriegsmaßnahmen der Regierung. Es will nicht den totalen Krieg,
sagen die Engländer, sondern die Kapitulation. Ich frage euch: Wollt ihr
den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als
wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen können?“
„Die Engländer behaupten, das deutsche Volk hat sein Vertrauen zum
Führer verloren. […] Vertraut ihr dem Führer?“
„Seid Ihr von nun an bereit, Eure ganze Kraft einzusetzen […], die
Menschen und Waffen zur Verfügung zu stellen […], um den Bolschewismus
zu besiegen?“
„Gelobt ihr mit heiligem Eid der Front, dass die Heimat mit starker,
unerschütterlicher Moral hinter der Front steht und ihr alles geben
wird, was sie zum Siege nötig hat?“
„Wollt ihr, […] dass die Frau [...] überall da, wo es nur möglich ist,
einspringt, um Männer für die Front frei zu machen?“
„Billigt ihr […] die radikalsten Maßnahmen gegen einen kleinen Kreis
von Drückebergern und Schiebern […]? Seid ihr damit einverstanden, dass,
wer sich am Kriege vergeht, den Kopf verliert?“
„Wollt ihr, dass […] gerade im Kriege gleiche Rechte und gleiche
Pflichten vorherrschen […]?“
Besonders das frenetisch zustimmende Geschrei als Antwort auf die Frage
nach dem totalen Krieg ist als prägendes Bild in die Geschichte
eingegangen.
Am Tag der Sportpalastrede legten Hans und Sophie Scholl in der Münchner
Universität das sechste Flugblatt der Weißen Rose aus, das mit einem
Körner-Zitat aus einem patriotischen Lied der Befreiungskriege endete:
„Frisch auf mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!“
Dreigroschenoper-Film
... am 19. Februar 1931 in Berlin uraufgeführt
Die Uraufführung der 'Dreigroschenoper' am 31. August 1928 in Berlin im
Theater am Schiffbauerdamm machte Brecht zu einem der populärsten
Theaterleute der Zeit - nach seinen Stücken 'Trommeln in der Nacht', 'Im
Dickicht der Städte', ‘Eduard II.‘, 'Baal'.
Allerdings nahm das Publikum das Stück anders auf, als er es mit seiner
Sozialkritik vorgesehen hatte. Die Menschen, gerade durch den Ersten
Weltkrieg und die Inflation gekommen, wollten sich amüsieren, Songs von
Kurt Weil, die eigentlich die Handlung aufhalten und sich der Figur
alleine zuwenden, mussten bei der Uraufführung teils mehrfach wiederholt
werden, so sehr genossen die Berliner den neuen Klang.
Die Kritik sprach von einem 'Schwabinger Atelierscherz', Alfred Kerr
verurteilte das schamlose 'Klauen' von Ideen anderer - Urheberrecht war
für Brecht ja nicht bindend.
●
Vom
Verlag Felix Bloch Erben erwarb die Nero-Film des Seymour Nebenzahl die
Rechte an dem Stück und beauftragte Brecht, die Basis für ein Drehbuch
zu schaffen.
Die geplante Verfilmung des Stoffes sollte nach Brechts Meinung schärfer
als die Bühnenfassung ausfallen und die Kritik an der Gesellschaft
deutlicher herausstellen, denn der unerwartete Erfolg am 31. August 1928
im Theater am Schiffbauerdamm stand Brechts politischen Intentionen
entgegen.
Dieser Gedanke der Kapitalismuskritik stieß nun auf Widerspruch bei den
Produzenten, denn ähnlich dem Bühnenerfolg, wollten diese eine
Fortsetzung des positiven kommerziellen Ergebnisses durch den Film bei
der breiten Masse der Bevölkerung erreichen.
Es war keine Übereinstimmung zu erzielen, so wurde der Vertrag mit
Brecht im August 1930 gekündigt, die Aufnahmen begannen, wurden
zielstrebig fortgesetzt und abgeschlossen, so dass die Uraufführung des
Films im Februar 1931 stattfinden konnte.
Brecht versuchte zwischenzeitlich zwar, gemeinsam mit Kurt Weill, die
Aufführung zu verhindern, jedoch scheiterte er im gerichtlichen
Verfahren, man einigte sich später in einem Vergleich.
Hier geriet Brecht an die Stelle, die er selber nicht so eng gesehen
hatte, das Urheberrecht. Nun wollte er es berücksichtigt wissen.
Das Produzententeam argumentierte, man könne als unpolitische Firma
keinen politischen Film herstellen.
●
'Moderne Kunst' in Malerei, Dichtung passte nicht in das Bild des
1000-jährigen Reiches, diese Art krankhafter Auswüchse verkommener
Künstler müsste ausgemerzt werden.
So kam es nach der Machtergreifung zur Bücherverbrennung am 10. Mai 1933
- und damit zur eindringlichen Mahnung 'undeutsches Schrifttum' dem
Feuer zu übergeben, was auch mit Autoren wie Karl Marx, Heinrich Heine,
Sigmund Freud, Thomas Mann, Heinrich Mann, Erich Maria Remarque, Bertolt
Brecht, Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky und Alfred
Kerr geschah.
Dr. Goebbels war bei der Bücherverbrennung anwesend, hielt die so
genannte 'Feuerrede', während derer er wetterte, die Bibliotheken
füllten sich mit Unrat und Schmutz jüdischer 'Asphaltliteraten'.
Brecht galt bei den Nazis als Kulturbolschewist, seine Themen wie die
von Weill und Eisler komponierte Musik, mutete den Nazis als 'entartet'
an.
Er hatte Deutschland bereits einen Tag nach dem Reichstagsbrand aus
seinem Bett im Krankenhaus nach einer Blinddarmoperation verlassen und
floh über Prag nach Österreich.
Im Zuge der NS-Kontroll- und Verbotsaktionen musste im August 1933 der
G.W.-Papst-Film um Brechts 'Dreigroschenoper' auf Druck von Goebbels von
den Spielplänen der Kinos abgesetzt werden.
Else Elster
... am 22. Februar 1910 geboren
Nach einer Schauspielausbildung in Wien und privatem Unterricht bei Ilka
Henriette Grünzweig in Berlin kam Else Elster als junge Naive sehr früh
in der Hauptstadt zum Film und drehte als Zwanzigjährige gleich die
Hauptrolle der Grete Schubert in die 'Die blonde Nachtigall'.
Es
folgten - als einer der erfolgreichsten Filme aus dem Jahr 1935 - 'Krach
in Hinterhaus', das schon im Theater am Schiffbauerdamm in der Regie von
Veit Harlan großen Erfolg hatte.
Dann 1936 'Das Veilchen vom Potsdamer Platz' und 'Das Dreimäderlhaus'.
Insgesamt waren es während der NS-Zeit 23 Filme, in denen sie in mehr
oder weniger großen Rollen mitwirkte.
Der
ihre Karriere entscheidende Film war der ebenso von Veit Harlan 1940
gedrehte 'Jud Süß' - „die niederträchtigste, gemeinste und
raffinierteste Form von ‚künstlerischem‘ Antisemitismus (Ralf Giordano)
- danach gab es nur noch zwei Filme, in denen sie beschäftigt wurde.
Sie
blieb in dem Genre, bis die aus Gründen äußerer Umstände nicht mehr in
das Schema der dem 'Führer' Hörigen passte.
Ein
Verhältnis hatte sie - einschließlich Nachwuchs im Jahr 1937 - mit
Wolf-Heinrich Graf von Helldorff, dem Polizeichef von Berlin, dem ein
verschwenderisches Leben und später Verbindungen zum Widerstand im
Rahmen des 20. Juli 1944 vorgeworfen wurden.
●
Else Elster genoss lange Zeit die Gunst der Nazis - Goebbels fand sie
sehr nett - und Hitler selber setzte sich 'sehr großzügig' für sie ein,
als sie nach 1937 wieder ein Engagement suchte.
Selbst wenn die Tätigkeiten beim Film nach 1940 zurückgingen, war sie
nicht unbeschäftigt, spielte sie doch beim Theater, war als Sängerin und
Kabarettistin aktiv.
1998 starb sie in Günzburg in der Nähe von Ulm.
Erich Kästner
Einer der Schriftsteller, deren Werke im Mai 1933 der Bücherverbrennung
unter Feuersprüchen:
'Gegen Dekadenz und moralischen Verfall!'
zum
Opfer fielen.
Er
wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren, erhielt schon als
24-Jähriger eine Anstellung beim Leipziger Tageblatt und bald darauf bei
der Neuen Leipziger Zeitung. 1927 veröffentlichte er als freier
Mitarbeiter u.a. bei der Weltbühne in Berlin.
1929 erschien sein erstes Kinderbuch 'Emil und die Detektive', danach
1931 'Pünktchen und Anton' und 1933 'Das fliegende Klassenzimmer'.
Alle folgenden Werke kamen in der Schweiz heraus.
Die
Ausgrenzung durch die Nazis zeigte sich im Schreibverbot, zunächst für
Deutschland, später auch für das Ausland.
Da
das faschistische deutsche Regime nicht gänzlich auf ihn verzichten
konnte, durfte er mit ausdrücklicher Genehmigung von Goebbels 1942 unter
Pseudonym 'Berthold Bürger' das Drehbuch zum Ufa-Film 'Münchhausen' mit
Hans Albers in der Titelrolle und Leo Slezak als Sultan Abd ul Hamid
schreiben.
Der
Film von 1943 'Der kleine Grenzverkehr', dessen Drehbuch ebenfalls von
Kästner stammt, wurde 1945 verboten.
●
Eine starke Bindung an seine Mutter ließ ihn trotz zeitweiliger
Verhaftung durch die Gestapo in Nazi-Deutschland bleiben.
Angeblich wollte er ausharren, um einen Roman über Deutschland in seinen
1000 Jahren des Bestandes zu schreiben. Angelegt ähnlich seiner Satire
'Fabian' aus dem Jahr 1931 über Deutschland in der Vor-Nazi-Zeit.
●
Im
Oktober 1945 Verpflichtung als Feuilleton-Chef bei der Neuen Zeitung im
Dienste der Demokratisierung und Umerziehung des Deutschen Volkes.
Am
14.1.1946 erschien dort ein Artikel gegen Thomas Mann, in dem er meint,
es sei eine Torheit, ihn nach Deutschland zu rufen, es wäre besser
gewesen, Mann zu bitten, nur ja und auf alle Fälle drüben zu bleiben.
Von
1951 bis 1962 war Kästner Präsident des Deutschen PEN-Zentrums.
'Von Wagner zu Hitler'
... am 24. Februar 1893 wurde
Friedrich Baser in Metz geboren.
Seine späten Schriften erschienen unter den Titeln:
-
'Symbolik der kleineren Kirchen, Freikirchen und Sekten des Westens'
-
'Musikheimat Baden-Württemberg'
-
'Das musikalische Heidelberg seit dem Kurfürsten‘
-
'Dem zaubrischen Dreiklang''
-
'Deutscher Geist - Deutsche Musik '
-
'Heidelbergs Höhen, Tal und Wälder'
-
'Johann Sebastian Bach im musikalischen und geistigen Leben
Heidelbergs'
-
'Grosse Musiker in Baden-Baden'
-
'Chopin: Seine große Liebe zu George Sand'
●
Der
Autor überlebte das Ende des Zweiten Weltkrieges. Er wurde 97 Jahre alt.
Kaum jemand erinnert sich heute daran, was von ihm vor 1945 zu anderen
Themen mit eindeutig anderer Tendenz veröffentlicht wurde.
Vieles, was er damals von sich gab, ist heute vergessen, bzw. wird nicht
erwähnt, auch nicht unter:
Friedrich Baser
– Stadtwiki Karlsruhe
In
anderen Publikationen wird der Hinweis gegeben, Friedrich Baser sei seit
1941 Mitglied der NSDAP gewesen, der sich 1933 in der Zeitschrift 'Die
Musik' in einem Beitrag unter dem Titel:
'Richard Wagner als Künder der arischen Welt'
darüber ausließ, dass der Dichterkomponist schon im 'Lohengrin' den Weg
zur Gralsburg als dem Heiligtum der arischen Rasse weise, dass er aber
das Ziel erst im 'Parsifal' in voller Klarheit erreicht habe.
Weitere Themen von Friedrich Basers Tätigkeit im Dritten Reich waren
Abhandlungen über
'Hector Berlioz und die germanische Seele'
und
'Händel als Standeskamerad'.
●
Ziel derartiger Publikationen war, den Nationalsozialismus in der
deutschen Musik zu verankern und 'Das Judentum in der Musik' den
Volksgenossen vorzuführen.
Goebbels meinte hierzu in einer Rede bei den Reichsmusiktagen:
"Der Kampf gegen das Judentum in der deutschen Musik, den Richard Wagner
einmal, einsam und nur auf sich allein gestellt, aufgenommen hat, ist
deshalb heute noch unsere große, niemals preiszugebende Zeitaufgabe, die
allerdings jetzt [...] von einem ganzen Volke durchgeführt wird."
(Zitiert nach Mitteilungen der
Düsseldorfer Reichsmusiktage vom 25.6.1938)
●
Die
Schmach von Versailles nach dem Ersten Weltkrieg sollte getilgt werden
durch eine Verbindung von Kunst mit einem Heldentum, um damit den
Anspruch auf Allgemeinherrschaft der NSDAP zu untermauern.
Die
Unterwanderung der Musik durch das Judentum sollte verdeutlicht werden
und der Kampf gegen diese Zerstörung alle Schichten - in jeden Falle
aber die intellektuellen Gruppen - erreichen.
Bereits in den Schulen gehörte Wagners 'Judenartikel' zur Lektüre.
Geschickt wurde vom deutschen Faschismus in die Werke Wagners mit seiner
imperialistischen Ideologie mehr hineininterpretiert, als der Autor sich
hat jemals träumen lassen.
Auf
diese Weise war es möglich, die Verbindung von Richard Wagner - als
Vorkämpfer einer arischen Welt - zu Adolf Hitler herzustellen.
Lotte Lehmann ...
... am 27. Februar
1888 in Perleberg geboren.
Sie war neben der
Jeritza eine der berühmtesten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts, sie war,
so wie diese, Ariadne, sie war Marietta, sie war Turandot - neben ihr
als Kalaf d e r Tenor, mit dem Lohengrin als 19-Jährigem in Brünn
beginnend und 1934 als Canio in Wien seine Karriere beendend - Leo
Slezak, der die Lehmann wie folgt charakterisierte:
„Sie besaß das Geheimnis,
das einzige Geheimnis,
das wir haben: Herz.
Ein Ton, der aus dem Herzen kommt,
geht dem Hörer zu Herzen,
vielleicht weiß er nicht einmal,
was eigentlich ihm solche Freude bereitet,
was ihn so zufrieden und glücklich macht.“
Göring verlangte von ihr, sich dem NS-Kulturbetrieb zur Verfügung zu
stellen. Als sie sich weigerte, wurde sie auf die Liste der
Musik-Bolschewisten der NS-Kulturgemeinde gesetzt und so blieb ihr ab
1938 auch die Wiener Staatsoper verschlossen.
Nach dem Anschluss Österreichs verließ sie Europa, sang bis 1951 an der
Met und unterrichtete bis zu ihrem Tod 1976 in St. Barbara, Kalifornien
u.a. Grace Bumbry und Marylin Horne.
In Perleberg wird jährlich die Lotte-Lehmann-Woche ausgerichtet.
http://www.lotte-lehmann-woche.de/
●
Lotte Lehmann
charakterisierte sich nicht als exakte Künstlerin, sie gehe auf die
Bühne und lebe die Rolle, dabei sei es ihr nicht so wichtig, mal eine
falsche Note zu singen, der Ausdruck sei maßgeblich.
Dass sie dabei auch ohne Rücksicht auf sich gesungen hat, die Technik
schon mehr Nebensache war, zeigte sich dann durch die
Abnutzungserscheinungen.
Ihre Fidelio-Leonore von 1927 an der Wiener Staatsoper muss durch den
Ausdruck von Angst, Mut, Verzweiflung, Kraft, die sie bis ins Finale mit
der 'namenlosen Freude' vermitteln konnte, fulminant gewesen sein.
Die Unruhe in der Agathen-Arie, die Sehnsucht nach dem Geliebten, seien
von ihr so anrührend und 'die jagenden Pulse' so jubelnd dargeboten
worden, dass die Interpretation der Rolle alle überzeugte.
Bruno Walter hatte mit ihr die Isolde studiert, Clemens Krauss schon für
Wien Termine gemacht und doch hörte sie auf die Warnungen der Kollegen
Leo Slezak und Lauritz Melchior und ließ es sein - zu ihrem eigenen
großen Bedauern.
Aber sie war eine Sängerin für die Partien Marschallin, Komponist,
Ariadne, Mimi, Tosca, Butterfly - aber eben keine schwere
Wagner-Heroine. Was sie sich gönnte, waren Sieglinde und Evchen.
Ganz aus ließ sie Mozart - sie hielt sich selber für eine zu wenig
ausgeprägte 'Belcantistin'.
Flucht aus Deutschland ...
... am 28. Februar
1933
Am Vorabend hatte der
Reichstag in Berlin gebrannt.
Ein Holländer, Marinus van der Lubbe, wurde im Gebäude gefunden,
verhaftet und der Brandstiftung bezichtigt.
Göring sah die Chance, den Vorgang als Verschwörung zu deklarieren, da
an verschiedenen Stellen im Haus Brandherde entdeckt wurden. Es konnte
also kaum von einem Einzelnen das Entfachen dieses Großbrandes in Gang
gesetzt worden sein.
Von den Nazis wurden die Kommunisten verantwortlich gemacht.
Die Veränderungen im
täglichen Leben hatten sich schon vorher abgezeichnet. Seit die NSDAP im
Juli 1932 die Zahl ihrer Mandate im Reichstag verdoppeln konnte und mit
230 Abgeordneten in den Reichstag einzog, kam es häufig von Seiten der
NS-Partei zu Übergriffen auf Intellektuelle und Künstler - meist
jüdischer Herkunft.
Viele erkannten jetzt nach dem Brand des Reichstags - und besonders in
der Folgezeit - die Notwendigkeit, sich nach Domizilen im Ausland
umzusehen und Dokumente, Manuskripte, Entwürfe in Sicherheit zu bringen.
Denn Theatervorstellungen wurden gestört, im Kabarett die Akteure
attackiert, man werde die Verunglimpfungen nicht vergessen und am Tag
der Abrechnung wieder erscheinen.
Auch ein Vortragsabend der Weigel mit Brecht-Eisler 'Wiegenlieder' wurde
angepöbelt und musste abgebrochen werden.
Man verbot die Produktion von Brechts 'Maßnahme' in Erfurt.
Wie Elisabeth Bergner erhielten Intellektuelle und Künstler plötzlich
aus der Luft gegriffene überhöhte Steuerforderungen, um sie aus dem Land
zu drängen und ihr Vermögen zu konfiszieren.
●
Unter den verschärften politischen Umständen - die Machtergreifung war
am 30. Januar 1933 erfolgt, Hitler war Reichskanzler - gerieten
besonders Kommunisten unter erheblichen Druck.
'Der Führer', der sich am 27. Februar 1933 bei Goebbels zum Abendessen
aufgehalten hatte, kam zum Reichstags-Brandort und verkündete, es gäbe
nun kein Erbarmen mehr, es werde abgerechnet.
Wer
sich den Nazis in den Weg stelle, werde von ihnen niedergemacht.
Jeder kommunistische Funktionär werde erschossen, kommunistische
Abgeordnete müssten noch in der Nacht aufgehängt werden.
Eine rücksichtslose Auseinandersetzung mit dem Kommunisten sei dringend
geboten.
●
Helene Weigel war seit 1930 Mitglied der KPD, somit äußerst gefährdet,
Brecht als Kulturbolschewist abgestempelt und verunglimpft.
Sie
fuhr am 28. Februar 1933, am Tag nach dem Brand, ins Krankenhaus, wo
Brecht nach einer Blinddarmentzündung noch als Rekonvaleszent lag.
Auf
ihre Frage, was nun zu tun sei, soll er geantwortet haben: 'Raus, nichts
wie raus!'
Das
Krankenhaus verließen beide unmittelbar danach und kamen bei Suhrkamps
in deren Wohnung unter, um der unmittelbaren Gefahr einer möglichen
Festnahme zu entgehen und dann noch in der Nacht mit dem Zug nach Prag
auszureisen.
Schon tags darauf durchsuchten die Nazis die Berliner Wohnungen der
Brechts.
Elisabeth Hauptmann blieb noch in Berlin, um zu retten, was nicht von
den Nazis weggeschleppt wurde.
Die
Emigration der Brechts endete erst ab 1947 im Rahmen der
McCarthy-Kommunistenverfolgung in den USA.
Helene Weigel und Bert Brecht kehrten nach Deutschland zurück und
gründeten 1948 das 'Berliner Ensemble'.
Durch Vermittlung von Gottfried von Einem, der von Brecht einen neuen
'Jedermann' für die Salzburger Festspiele wollte, erhielt Brecht einen
österreichischen Pass. Als der 'Handel' in der Presse ruchbar wurde,
musste von Einem aus dem Direktorium der Salzburger Festspiele
ausscheiden.
Wegen des Passes nun nach Salzburg zu gehen, kam für Brecht nicht in
Frage.
Kalenderblätter März
Die Ausbildung eines Musikers
--- kostet ein
Bundesland ca. 75.000 Euro.
Zu diesem Ergebnis kam bei einer Untersuchung, die von der
Landesregierung Baden-Württemberg initiiert wurde, der
BW-Landesrechnungshof, was für die fünf Musikhochschulen im Land ein
echter Schock war, denn nun sollten sie auf 500 Studienplätze und
fünfzig Professorenstellen verzichten und so rund vier Millionen Euro
pro Jahr sparen.
Die Hochschulen im Land bilden über Bedarf aus, so die Meinung der
Prüfer.
Zu dem Ergebnis kamen sie im Vergleich mit den Arbeitsämtern, die
feststellten, dass die Ausgebildeten nach dem Studium erstmal ohne Job
dastehen.
Und aus dem Traum, eine Position als festangestellter Berufsmusiker –
der in der Dotierung für einen Anfänger gemäß Auskunft des
Musikinformationsdienstes bei 9.000 Euro pro Jahr (Dirigenten können
sich bei 18.000 Euro pro Jahr einreihen) liegt - zu finden, wird der
Albtraum des Überlebenskampfes.
Zwei Drittel der Absolventen sucht und findet nichts, landet also im
Bereich der freien Musikertätigkeit, was auch durch die Reduzierung der
Anzahl von Orchestern als solcher wie auch an der Verkleinerung der
Klangkörper, Schließung von Theatern begründet ist. Somit geht die
Schere der an Musikhochschulen des einzelnen Bundeslandes ausgebildeten
und dann fest angestellten Musikern auseinander. Zwar sollen keine
Musikhochschulen in Gänze geschlossen werden, sondern die Qualität der
Ausgebildeten erhöht und gleichzeitig die Kosten reduziert werden.
Dies bedeutet
zwangsläufig die Notwendigkeit der Überarbeitung der Studienpläne an den
Musikhochschulen. Ein Ansatz zeigt sich hier in den Erfordernissen bei
den musikwissenschaftlichen Bereichen zu reduzieren und dafür die
Studierenden besser auf die Selbstständigkeit vorzubereiten.
Jeder hat sich als kleines Unternehmen zu etablieren, das für sein
eigenes Marketing, Buchführung, Administration wie Gestaltung und Pflege
einer eigenen Internetseite wie auch für Kenntnisse im Bühnen und
Musikerrecht verantwortlich ist.
Zwar gebe es solche Ergänzungsveranstaltungen bereits, aber die
Studierenden zeigen wenig Neigung, an solchen Blockveranstaltungen an
Wochenenden teilzunehmen. Daher müssten Marketing und Web-Design in die
regulären Studienpläne integriert werden. Je innovativer die Angebote,
desto größer die Möglichkeiten einen Arbeitsplatz in neuen Berufsfeldern
z.B. in Event- oder Audioagenturen zu finden.
Entsprechend sind die Studienangebote zu erweitern wie über Fachbereiche
wie Kultur- und Mediatechnologie – einer Mischung aus Musikjournalismus
und Medieninformatik.
Wichtig ist daher die Erweiterung und Nutzung der heutigen
Möglichkeiten, um zu vermeiden, dass dem Ehrgeiz der Lehrbeauftragten
gefrönt wird, reine 'Solisten' – ob im Instrumental oder im sängerischen
Bereich heranzubilden – die, nicht nur während der Ausbildung. sondern
dann auch noch in der Arbeitslosigkeit zu Lasten der Steuerzahler enden.
Siehe auch:
Eine Veranstaltung der HMTMH und der
evangelischen Hochschulgemeinde am 5.11.2012
Carmen
... am
03. März 1875
uraufgeführt
In der Opéra-Comique, Paris von Georges Bizet, eigentlich Alexandre
César Léopold, spielte man sein Werk.
Er komponierte die ‘Carmen‘ nach der Novelle von Prosper Merimée mit dem
Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy.
Letzterer schuf die Vorlagen zu Johann Strauss 'Die Fledermaus'.
Außerdem galt Halévy zu Ende des 19. Jahrhunderts auch noch als
erfolgreicher Romancier.
Jacques Offenbachs Werke profitierten besonders von diesem Autoren-Duo
Henri Meilhac und Ludovic Halévy.
So lieferten sie für folgende Werke die Libretti:
- La belle Hélène,
Operette mit Musik von Jacques Offenbach, 1864
- Barbe-bleue,
Operette mit Musik von Jacques Offenbach, 1866
- La vie parisienne,
Operette mit Musik von Jacques Offenbach, 1866
- La Grande-Duchesse de Gérolstein,
Operette mit Musik von Jacques Offenbach, 1867
- La Périchole,
Operette mit Musik von Jacques Offenbach, 1868
- Les brigands,
Operette mit Musik von Jacques Offenbach, 1869
Kritik_Wiederaufnahme_'Carmen'_3.12.05_Theater_Regensburg
http://www.telezeitung-online.de/Damals_in_Regensburg_20.2.2005_
Kommentar_'Carmen'_-_Eine_Nachlese.htm
Die Neuproduktion
der Oper am Oberpfälzer
Metropol-Theater war wie so viele Produktionen hier an diesem Theater
nicht gelungen:
http://telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zur_'Spielzeiteroeffnung_2016-2017'_Theater_RBG_'Carmen'_24-9-16.htm
'Der Hauptmann von
Köpenick'
Uraufführung in Berlin am 5. März 1931
'Der fröhliche Weinberg' lief ungeachtet der schlechten Kritiken -
Goebbels fand das Stück am 10. September 1926 'einfach saumäßig'. Sowas
kröne man in Deutschland mit dem Kleistpreis.
Auch die 'Katharina Knie' war schon auf den Spielplänen.
Zuckmayer dachte, beim nächsten Stück, das Thema 'Eulenspiegel'
aufzugreifen - aber es gelang ihm nicht, einen Bogen vom alten Volksbuch
zur Gegenwart zu schlagen.
Fritz Kortner kam mit der Idee, einen Film über das Ereignis des Jahres
1910 zu inszenieren, die Geschichte des Schusters Voigt, der sich in
einer alten Hauptmann-Uniform im Rathaus Köpenick einen Pass zu
erschleichen sucht.
Zuckmayer griff das Thema auf, erzählte Helene Thimig davon und
Reinhardt bat sogleich um das Textbuch. Da musste das Stück überhaupt
erst noch geschrieben werden.
●
Für
den Vortag der Uraufführung war eine öffentliche Generalprobe angesetzt,
zu der Werner Krauß in einem Zustand einer fast vollendeten
Volltrunkenheit von Heinz Hilpert aus einer Weinkneipe in Köpenick
geholt werden musste - der Hauptdarsteller wollte noch 'Atmosphäre'
studieren.
Bei dieser öffentlichen Probe wurde das Stück von den Anwesenden mit
Skepsis aufgenommen - Max Pallenberg, der mit seiner Frau Fritzi Massary
hinter Zuckmayer im Zuschauerraum saß, kommentierte mit mitleidigem
Lächeln: 'Seltsames Stück!'
Die Premiere lief
dann, dank der überragenden schauspielerischen Fähigkeiten des Werner
Krauß, mit ungeheurer Intensität ab.
Wie Ihering fand, danach spielte Krauß einen kleinen, unbedeutenden
Spintisierer.
Danach übernahmen große Charakterdarsteller die Rolle des Schusters
Voigt:
Rudolf Platte, Erich Ponto, Carl Raddatz, Werner Hinz und Heinz Rühmann.
Als Harald Juhnke als Schuster Voigt ausfiel, spielte die Regisseurin
der Produktion die Rolle des Köpenicker Hauptmanns: Katharina Thalbach.
●
Die Wirkung des Stückes
auf das große Publikum war 1931 besonders nachhaltig, da hier - obwohl
das reale Ereignis 20 Jahre zurücklag - bereits die aufkommende
militärische Kostümierung der neuen Machthaber persifliert wurde.
Goebbels drohte, er - Zuckmayer - werde bald ein Zuchthaus von innen
sehen, auch wurde die Ausbürgerung in Aussicht gestellt - zumindest aber
auf den Henker verwiesen.
●
Ein ähnlicher Vorfall wie
seinerzeit in Köpenick ereignete sich am 14. April 1945 in Bayreuth -
der Stadt, in der heutzutage die 'so genannten Wagner-Festspiele'
abgewickelt werden
Karl Ruth war von den Nazis schon 1940 in Belgien, wohin er als
Kommunist 1933 emigriert war, inhaftiert worden, saß zunächst in Berlin,
dann - ab Januar 1945 - in Bayreuth im Gefängnis. Alle 270 Gefangenen
sollten Anfang April noch von der SS erschossen werden.
Als die Amerikaner im Frühjahr 1945 auch Oberfranken erreichten, gelang
es Ruth, aus der Haft zu entkommen, sich zu den heranrückenden
Amerikanern durchzuschlagen und als unrechtmäßig einsitzender belgischer
Staatsbürger auszugeben.
Im Rahmen der daraufhin eilig eingeleiteten Entlassung erhielt er von
der US-Armee eine amerikanische Uniform, in der er mit Begleitmannschaft
in die Stadt gefahren wurde. In einer unrechtmäßigen Amtshandlung - die
Uniform tat ihre Wirkung - verlangte er von dem Wachpersonal die
sofortige Freilassung der Häftlinge. Unter diesen befand sich auch der
spätere Bundestagspräsident Gerstenmaier.
Weiter konnte Ruth verhindern, dass die Stadt von den Amerikanern
beschossen und sonst wohl schwerer zerstört worden wäre.
Aber auch den Amerikanern fiel irgendwann das unberechtigte Nutzen der
Kostümierung auf, Ruth wurde interniert und kehrte später dann nach
Antwerpen, seinem früheren Wohnsitz zurück.
Therese Giese
... am 06. März 1898 in München geboren
Eigentlich hieß sie
Therese Gift und kam als Tochter des jüdischen Textilkaufmanns Salomon
Gift und dessen Frau Gertrude - geb. Heinemann zur Welt.
Eine Ausbildung zur
Schauspielerin erhielt sie in ihrer Heimatstadt, ging in ihren
Anfängerjahren nach Siegen, Landshut, Breslau - von wo sie nach München
empfohlen, bei Otto Falckenberg an den Kammerspielen ein Engagement
bekam.
Schon am 6. Dezember
1932 erspielte sie sich an diesem renommierten Theater einen besonders
großen Erfolg. Die Kritik bezeichnete sie als 'Käthe Kollwitz' der
Bühne.
Als Otto Falckenberg
aus Anlass des 70. Geburtstages von Gerhart Hauptmann dessen 'Ratten'
aufführte, war die Giehse die Mutter John.
Marianne Hoppe die
spätere Frau Gründgens war die Piperkarcka.
Im Zuschauerraum saß
die geliebte Freundin der Giehse, die geschiedene Frau Gründgens - Erika
Mann.
Anfang 1933 gründete
sie gemeinsam mit Erika Mann das Kabarett 'Die Pfeffermühle', in dessen
Programm sie die aktuelle Situation in Deutschland anprangerten.
Nach der
Machübernahme durch die Nazis emigrierte sie, als 'artfremd' bezeichnet,
im März 1933 in die Schweiz.
Mit dem Programm der
Pfeffermühle gastierte sie von dort aus mit großem Erfolg im noch nicht
besetzten europäischen Ausland.
1936 heiratete sie
den englischen Schriftsteller John Hampson-Simpson, wodurch sie einen
britischen Pass erhielt.
Als Mitglied des
Züricher Schauspielhauses spielte sie 1941 bei der Uraufführung die
Titelrolle in Brechts 'Mutter Courage' und die Schmuggleremma in Brechts
'Puntila und sein Knecht Matti', die Claire Zachanassian im 'Besuch der
alten Dame' und die Irrenärztin Mathilde von Zahnd in 'Die Physiker'.
1949 war sie bei
Brecht in Berlin in der Produktion von 'Wassa Schelesnowa'.
Dort traf sie wieder
mit der Hoppe zusammen.
Nach dem Krieg -
wieder an den Kammerspielen in München - spielte sie u.a. in Hauptmanns
'Ratten' und Büchners 'Woyzeck'.
Mit Marianne Hoppe
wohnte sie im gleichen Haus in München.
Als Therese Giehse
1975 krank wurde, vermachte sie der Kollegin schöne alte Möbel aus ihrer
Wohnung.
Michael Verhoeven
hatte sein Medizinstudium beendet, inszenierte zum ersten Mal in München
und 'die Giehse' assistierte ihm als erfahrene Kollegin.
Während der Arbeit
starb sie.
Paul Verhoeven hielt
die Trauerrede und erlitt während derer eine Herzattacke, die der Sohn
nicht behandeln konnte.
Und so starb der
Schauspieler Paul Verhoeven während der Trauerfeier für die große
Schauspielerkollegin Therese Giehse.
Einmarsch ins Rheinland
... am 7. März 1936
Alles war von langer Hand vorbereiten, wenn auch Hitler sich zum
eigentlichen Schritt nur schwer durchringen konnte.
Musste er doch wieder einmal Vabanque spielen.
Die Abschlussregelungen von
Versailles
und
Locarno,
die Reparationsverpflichtungen, der Verzicht auf große Gebiete des
Kaiserreichs, die Besetzung des Rheinlandes waren für ihn Anlässe genug,
die Genfer Abrüstungsverhandlungen, das Ausscheiden Deutschlands aus dem
Völkerbund zu betreiben, um zu versuchen, Deutschlands Größe wieder ohne
Bindungen herzustellen.
Am 7. März 1936 ließ Goebbels Korrespondenten verschiedener Zeitungen in
Flugzeuge steigen, um ihnen einen 'Stapellauf in Hamburg' vorzuführen.
Statt aber nach Norden flogen die Ju-52 von Berlin nach Westen und vor
der Landung in Köln konnten die Reporter vom Flugzeug aus deutsche
Truppen im entmilitarisierten Rheinland erkennen.
30.000 Mann waren in das Gebiet gezogen, bis an die westlichen Grenzen
vorgerückt, hatten Quartier in Saarbrücken und in Trier aufgeschlagen.
●
Nach dem ersten
Weltkrieg war ein Streifen entlang des Rheins zur entmilitarisierten
Zone ernannt worden. Westlich des Flusses reichte er bis an die
belgische, die luxemburgische, die französische Grenze.
Im Osten war rechts des Rheins die Zone als 50 Km breiter Streifen
ausgewiesen und umfasste so die Städte Essen mit Teilen des
Ruhrgebietes, Düsseldorf, Frankfurt, Mannheim, Freiburg.
●
Wie würden die
Locarno-Mächte, die die Einhaltung der Abkommen kontrollieren sollten,
reagieren?
Den wenigen deutschen Soldaten standen Tausende Franzosen gegenüber. Ein
Vorrücken dieser Mannschaften hätte einen sofortigen Rückzug der
Deutschen und eine erhebliche Blamage für Hitler bedeutet.
Doch nichts geschah. Die Angreifer blieben unbehelligt.
England wollte sich am Kontinent nicht einmischen, obwohl durch Locarno
zur Hilfe gegenüber Frankreich verpflichtet.
Frankreich, innenpolitisch geschwächt, konnte und wollte allein nichts
unternehmen.
So bleib es bei der Anrufung des Völkerbundes und Wirtschaftssanktionen,
die keine nachhaltige Wirkung zeigten.
Später meinte Hitler:
"Wären die Franzosen damals ins
Rheinland eingerückt, dann hätten wir uns mit Schimpf und Schande wieder
zurückziehen müssen. Die uns zur Verfügung stehenden Kräfte hätten nur
einen mäßigen Widerstand ermöglicht."
Aus heutiger Sicht betrachtet:
Der größte Fehler, den die demokratischen West-Mächte damals machen
konnten:
Hitler nicht entgegenzutreten. Öffnete ihr Nichteinschreiten Hitler doch
Tür und Tor in Bezug auf seine weitreichenden Expansionsbestrebungen.
Es folgte das Sudetenland, die Tschechei und dann auch Österreich, bevor
es mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 zum Zweiten Weltkrieg
kam.
Lagebesprechung in Winniza
... am 8. März 1943
Bei der Besprechung im ukrainischen
Winniza ergab sich für Goebels keine Gelegenheit mit Hitler über die
Reaktivierung des Ministerrats unter Göring an Stelle des Dreiergremiums
Bormann, Lammers, Keitel zu sprechen.
Der 'Führer' habe eine 'Granatenwut' über die verantwortungslose
Umgebung des Reichsmarschalls, die das 'Reich' in eine so
außerordentlich schwierige Situation brachte. Mit den Maßnahmen, die
Göring selber gegen diese Schieflage brachte, sei er durchaus
unzufrieden.
Das völlige Versagen der Luftwaffe geriet so in direkten Zusammenhang
mit dem Prestige Görings bei Hitler zu der Zeit. Damit war es unmöglich,
den Plan, den Goebbels vortragen wollte, zur Sprache zu bringen, was ja
ein positives Herausstellen von Göring zur Folge hätte haben sollen.
Bei der Luftwaffenfertigung sei ohne überzeugende Erfolge zu viel
experimentiert worden.
Reichsmarschall Göring wolle immer nur die angenehmen Seiten sehen,
deshalb verschweige ihm seine Umgebung das Unangenehme.
Das gelte nicht nur für die Luftwaffe, sondern auch für die Schäden, die
von den Engländern bei ihren Luftangriffen in Deutschland angerichtet
wurden.
Der Luftkrieg könne unter keinen Umständen weiter so 'dahinschlittern'
wie bisher. Übertrüge man diese jetzige Situation auf die nächsten sechs
Monate, stünde man in vielen Städten vor einem Trümmerhaufen.
An dem Abend wurde ein schwerer Luftangriff auf Nürnberg gemeldet.
General Bodenschatz - gerade aus Rom zurückgekehrt - wurde einbestellt.
Ihm wurden die schwersten Vorhaltungen wegen des Luftkrieges gemacht.
●
Über den Einsatz der
Truppen aus den Achsenmächten sei der 'Führer' außerordentlich erbost.
Bei den Italienern frage man sich, warum die sich überhaupt an diesem
Krieg beteiligten.
Weder für die Ostfront, noch für Nordafrika, noch für den U-Boot-Krieg
eigneten sie sich.
Ribbentrop war in Rom, um diese Dinge zu besprechen. Der Duce wolle
jetzt in jeder Hinsicht durchgreifen - politisch wie auch militärisch.
So wolle er aus innenpolitischen Gründen Tunis unbedingt halten.
Hitler zweifelte, denn Mussolini habe garnicht so viel Macht, wie es
scheine. Die Aristokratie und der Hof des Königs von Italien
konterkarierten jedes Vorgehen.
Ob er sich letztendlich durchsetzen könne, bleibe dahingestellt.
Was solle aus dem Faschismus werden, wenn Tunesien als letztes Bollwerk
in Nordafrika aus übergeordneten Gründen - nach dem Verlust von Libyen
und den Gebieten bis hin nahe zum Nil - aufgegeben werden müssten?
Das Afrika-Korps war zwischen den von Westen heranziehenden
amerikanischen Truppen unter General Eisenhower und denen von Osten
kommenden britischen Kräften unter General Montgomery geradezu
eingeklemmt. Einen Rückzug und ein Absetzen der restlichen Soldaten der
Achsenmächte von Tunesien nach Sizilien hatte Hitler verboten.
Nicht erörtert,
zumindest nicht in frei zugängigen Dokumenten festgehalten, wurde, ob
die Abberufung von Erwin Rommel zur Sprache kam.
Am 23. Februar 1941 hatte ihn der 'Führer' zum Oberbefehlshaber der
Heeresgruppe Afrika ernannt. Als die Niederlage der deutschen Truppen
auch in Tunesien abzusehen war, verließ Rommel am 6. März 1943 das Land
und flog nach Deutschland in Erholungsurlaub. Hitler wollte, dass er
sich 'grundüberholen' lassen solle.
Der von der deutschen Bevölkerung verehrte Rommel, der vom NS-Regime
gezielt als Propagandafigur eingesetzt wurde, sollte nicht mit der
Niederlage in Verbindung gebracht werden.
Am 13. Mai 1943 kapitulierte sein Nachfolger - Generaloberst Hans-Jürgen
von Arnim - und kam mit 150.000 deutschen Kameraden und etwa 125.000
Italienern in Kriegsgefangenschaft.
Nach Stalingrad gingen 'nur' 110.000 Soldaten der Wehrmacht und
verbündeter Truppen in russische Gefangenschaft. Von diesen kehrten nach
mehr als 10 Jahren nur 6.000 Mann zurück.
Am 27. Februar 1943 hatte man nach Stalingrad in Berlin die Forderung
aufgestellt, die Mannschaften zu verstärken. Ausgegangen wurde von
800.000 Mann, die aus der Bevölkerung abgezogen werden müssten. Zu
diesem Zeitpunkt waren aber nur 470.000 Mann abziehbar, da sich
Wehrmachtsdienststellen weigerten, Personal freizustellen.
Auch Speer mit seiner Rüstungsindustrie gab vor, sich nicht in der Lage
zu sehen, Personal abzugeben.
Goebbels - als Verfechter des 'totalen Krieges' - drängte darauf, unter
allen Umständen an der Zahl von 800.000 Mann festzuhalten.
"Koste es, was es wolle!"
●
Stalingrad und
Nordafrika gingen wegen schleppender bzw. gar nicht zustande kommender
Nachschübe von Material und Menschen verloren.
Das Mittelmeer hatten die Alliierten von Gibraltar bis Suez mit
Flugzeugen und U-Booten fest im Griff. Der Nachschub für das
Afrika-Korps ging verloren.
Stalingrad konnte bei den Wetterbedingungen und Bodenverhältnissen im
Winter 1942 / 1943 aus der Luft nicht versorgt werden. Die Distanzen
waren zu groß. Die Transportflugzeuge konnten den Treibstoff nicht
ausfliegen, da Nachtanken am Zielort nicht möglich war, mussten also mit
halb vollen Tanks den Rückflug antreten. Die Zuladung mit Verwundeten
musste begrenzt werden.
Göring hatte den Mund zu voll genommen. Er hatte Hitler versprochen,
Stalingrad aus der Luft zu versorgen.
|
Die vom Oberbefehlshaber der
Luftwaffe
Hermann Göring versprochene
Lieferung des erforderlichen Tagesbedarfes der Armee von
mindestens 500 Tonnen Versorgungsgütern wurde nie gewährleistet.
Die höchste Tagesleistung von 289 Tonnen Gütern konnte mit 154
Flugzeugen am 19. Dezember 1942 bei guten Wetterbedingungen
erzielt werden.
In der
ersten Woche ab dem 23. November 1942 wurden mit
durchschnittlich 30 Flügen pro Tag nur insgesamt 350 Tonnen
Frachtgut eingeflogen, davon waren 14 Tonnen Proviant für die
275.000 Mann im Kessel (dies entspricht 51 Gramm pro Person). 75
Prozent der Ladung bestanden aus Treibstoff für den Rückflug,
für die Panzer und für die im Kessel befindlichen
Bf-109-Begleitjäger. In der
zweiten Woche wurde mit insgesamt 512 Tonnen ein Viertel der
geforderten Menge transportiert, davon nur 24 Tonnen
Nahrungsmittel. Das führte dazu, dass bereits verstärkt Zugtiere
geschlachtet werden mussten, um den Mangel an Nahrungsmitteln
auszugleichen. Da die noch einsatzfähigen Truppen den Vorrang
bei der Versorgung hatten, erhielten Verwundete und Kranke bald
keine Verpflegung mehr und kämpften erbittert um die letzten
Plätze in den Transportmaschinen.
Quelle: Wikipedia
|
Nachdem auch Tunis
für die Achsenmächte verloren gegangen war, gelang den Alliierten von
dort aus eine Landung auf Sizilien. Mit dieser wurde am 10. Juli 1943
die von Hitler so gefürchtete neue Front im Süden Europas eröffnet, die
zum Sturz Mussolinis am 25. Juli 1943 und dem Wechsel Italiens zu den
Alliierten führte.
https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article176282551/Nordafrika-1943-Tunisgrad-traf-die-Wehrmacht-haerter-als-Stalingrad.html
Am 13. Oktober 1943
erklärte die neue Badoglio-Regierung Italiens auf Druck Großbritanniens
und der USA dem 'Deutschen Reich' den Krieg.
Eben noch hatten Deutsche und Italiener gemeinsam gegen Amerikaner und
Engländer gekämpft, jetzt waren sie von einem Tag auf den anderen
Feinde.
'Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny'
... am 09. März 1930 in Leipzig
uraufgeführt
Diese erste
Aufführung der gemeinsamen Oper von Brecht / Weill war nicht sonderlich
erfolgreich. Die Zeit seit der 'Dreigroschenoper' hatte sich zugunsten
der Nazis verändert.
Während der
Uraufführung von 'Mahagonny' kam es zu einem Tumult im Zuschauerraum.
Anhänger der NSDAP,
die eine geplante Störaktion durchführten, animierten einen Teil des
Publikums zu Protesten gegen das Werk, weswegen man die Oper nur mit
Mühe zu Ende spielen konnte.
Weill war wie Brecht
als 'Kulturbolschewist' bezeichnet worden und damit ausgegrenzt. In
seinen Werken zeige sich die jüdisch-anarchistische Tendenz, hieß es
vonseiten der NS-Partei.
1933 wurde ein
Aufführungsverbot für die Werke Weills verhängt, er floh im gleichen
Jahr nach Paris.
Mahagonny ist die
Geschichte von Sodom und Gomorrha. Ähnlich der biblischen Vorlage soll
die Stadt untergehen mit allen „Gerechten und Ungerechten“, wie die
Witwe Begbick äußert.
Tatsächlich wird das
Schicksal der Stadt nicht, wie im Alten Testament, durch eine äußere
Katastrophe besiegelt, sondern durch eine Umwertung aller menschlichen
Werte, durch die moralische Katastrophe.
●
Aufnahmen
·
Aufstieg und Fall
der Stadt Mahagonny, mit dem Norddeutschen Radiochor, dem Norddeutschen
Radio-Orchester,
Leitung:
Wilhelm Brückner-Rüggeberg,
1956
(CD 2003 bei Sony Music)
· Aufstieg und Fall
der Stadt Mahagonny, mit Anja Silja, Anny Schlemm, Thomas Lehrberger,
Klaus Hirte, Wolfgang Neumann, Frederic Mayer, Paul Wolfrum, Hans
Franzen, Kölner Rundfunkorchester, Leitung: Jan Latham-König, 1988
(CD Capriccio 10 160/61)
●
Theater Regensburg - Spielzeit 2002/2003 - Produktion in der Ära Weil
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_%27Mahagonny%27_-_2002-2003_Theater_Regensburg.htm
Überschrift: 'Weder Brechtig, noch prächtig -
in diesem Mahagonny ist der Hund verreckt'
Lorenzo da Ponte
.. am 10. März 1749
geboren
Die Ausgrenzung der Juden führte dazu, dass sie konvertierten und in den
meisten Fällen zum katholischen Glauben übertraten. Dies galt nicht nur
für Gustav Mahler, sondern ein Jahrhundert früher auch schon für Lorenzo
da Ponte, der eigentlich Emmanuele Conegliano hieß und den Namen des
Bischofs von Cenada annahm, der ihn adoptierte!
Das war zu der Zeit gängige Praxis, sich als junger Mann an einen
Geistlichen anzuschließen, der einem dann die Möglichkeiten zu einem
gesellschaftlichen Aufstieg erschloss.
Über den Umweg der Priesterweihe 1773 - wurde er 1779 bezeichnenderweise
wegen Ehebruchs und Konkubinats aus Venedig ausgewiesen.
Antonio Salieri verschaffte ihm eine Stelle am Wiener Hof. Bis 1791
arbeitete er dort als Textdichter für das italienische Theater.
Er legte etwa 40 Libretti für eine ganze Reihe von Komponisten vor,
darunter Antonio Salieri und Joseph Weigl. Berühmt wurde er für seine
Texte zu Mozarts Opern 'Le nozze di Figaro' (1786), 'Don Giovanni'
(1787) und 'Così fan tutte' (1790).
Abgemildert wurde von ihm die politische Botschaft in Mozarts 'Figaro',
der 'Giovanni' erweitert und 'Cosi' war für die damalige Zeit kaum
spielbar, weil zu frivol.
Heute in der Zeit der Homo-Ehe bietet gerade dieses Werk die Möglichkeit
der Umkehrung.
Im Finale erlebt man als Paar Ferrando und Guglielmo an der KO Berlin.
An der Neuköllner Oper sangen Guglielmo und Ferrando das für Guglielmo
und Dorabella geschriebene Duett
"Empfange, Geliebter, dies Herz Dir
zu eigen"
als Homo-Paar.
Dorabella als Partnerin von Guglielmo war hier ausgeblendet.
Edikt von 1812
... vom 11. März
Um die durch den
30-jährigen Krieg und Krankheiten entvölkerten Gebiete Brandenburgs mit
Menschen zu beleben, zogen im 17. Jahrhundert - mit Billigung von
Friedrich Wilhelm - aus Holland Oranier, aus Frankreich Hugenotten ins
Land.
Schon 1671 erlaubte
der Große Kurfürst auch den Zuzug von reichen Juden mit ihren Familien
aus Österrreich, die dort ausgewiesen wurden. Ihr Aufenthalt war aber an
finanzielle Abgaben gebunden.
Friedrich I.
(1657-1713) - der erste König in Preußen - Sohn und Nachfolger des
Großen Kurfürsten verlangte von den ansässigen Juden ein Schutzgeld von
20 000 Talern, später wurde der Betrag auf 16 000 Taler reduziert.
Ca. 50 Jahre später,
1768, König Friedrich II. brauchte auch Geld, da wurde der Schutzbetrag
auf 25.000 festgesetzt.
Wenn auch über die
Zeit gesehen die fiskalische Rechnung der jeweiligen Landesregierung
aufging, waren die Menschen im Land weniger begeistert vom Zuzug der
Juden - auch aus Polen kamen sie leicht über die Weichsel und die Oder.
Sie nutzten ihre
Agilität und geistige Potenz, um Geschäfte zu machen.
Sie zogen von Ort zu
Ort, hielten eigenständig Märkte ab und nahmen dadurch den Ur-Einwohnern
- in deren Bequemlichkeit - die Verdienste aus z.B. Kauf, Transport und
Verkauf von Waren. Da der König nicht einschritt, schlossen die Zünfte
die Juden vom Beitritt aus.
Moses Mendelssohn
setzte sich sowohl für die Gleichberechtigung der Juden als auch für
eine Öffnung der jüdischen Gemeinschaft ein. Das „Edikt betreffend die
bürgerlichen Verhältnisse der Juden im preußischen Staate“ vom 11. März
1812, erlassen von König Friedrich Wilhelm III., machte die inzwischen
70.000 in Preußen lebenden Juden nun zu gleichberechtigten preußischen
Staatsbürgern.
Sie erhielten volle
Bewegungsfreiheit und konnten sich allerorts niederlassen, die seit
einem Jahr eingeführte Gewerbefreiheit galt auch für sie, akademische
Ämter waren ebenso erlaubt wie kommunale Ämter. Erreicht wurde die
angestrebte Gleichstellung damit noch nicht, denn in den Staatsdienst
bei Verwaltung und Justiz sowie in Offiziersstellen konnten Juden nur
einrücken, wenn sie zum Christentum konvertierten. Die 'assimilierten'
Juden bekannten sich in Preußen vorrangig zum Protestantismus, schlossen
sich also der 'Staatsreligion' an.
‘Moses und Aaron‘
... am 12. März 1954 in Hamburg uraufgeführt
Eine szenische Aufführung fand in Zürich am 6. Juni 1957 statt. Die
Komposition des Werkes war von Schönberg nicht vollendet worden.
In den zwanziger Jahren hatte Schönberg mit der Rückwendung zum
jüdischen Glauben einen neuen Weg für sich eingeschlagen, war er doch
1892 zum evangelischen Glauben übergetreten. Dies dokumentierte sich
auch in einem von ihm geschaffenen Text für ein Schauspiel 'Der
biblische Weg' und führte zur Textdichtung und zur Komposition von
'Moses und Aron' in den Jahren1930 - 32.
●
Schon 1923 hatte Schönberg sich Kandinsky gegenüber geäußert, dass er
nun endlich kapiert
habe, kein Deutscher, kein Europäer, nicht einmal ein Mensch zu sein -
sondern Jude.
1924 starb der Leiter der Meisterklasse für Komposition an der
Preußischen Akademie der Künste in Berlin, Ferruccio Busoni, und
Schönberg übersiedelte nach Berlin, um die Stelle als Nachfolger
anzutreten.
Am 1. März 1933 fielen in einer Sitzung des Präsidiums der Akademie
diskriminierende Äußerungen, gegen die sich Schönberg zur Wehr setzte.
Als Präsident der Akademie antwortete Max von Schillings hierauf am 23.
Mai in einem Schreiben und entließ Schönberg mit Wirkung zum 30. Juni
1933.
Zu dem Zeitpunkt war der bereits mit seiner Familie nach Frankreich
abgereist, von wo er im Herbst zur Erfüllung von Lehraufträgen in die
Vereinigten Staaten von Amerika ging.
Hier konvertierte er zurück zum jüdischen Glauben.
1938 erklärte Reichskultursenator Ziegler die Atonalität, die auf der
Harmonielehre des Juden Schönberg fuße, als ein Produkt des jüdischen
Geistes - wer davon esse, stürbe daran.
●
'Moses und Aron' fasst Schönbergs frühere Erfahrungen auf dem Gebiet des
Musiktheaters zusammen, wird aber durch die Form weniger mit der Oper in
Verbindung gebracht, sondern mit der eines szenischen Oratoriums.
Hierbei tritt der Chor nicht nur als Beiwerk, sondern als
Handlungsträger auf, er wird dadurch zum Protagonisten.
1959 brachte die damals im Westen Berlins ansässige Städtische Oper in
der Regie von Gustav Rudolf Sellner und der musikalischen Leitung von
Hermann Scherchen das Werk heraus, das eine starke Publikumswirkung
hatte, so dass diese Produktion als Gastspiel 1961 in Paris und Mailand
wie auch 1962 in München und 1966 in Rom gezeigt wurde.
Eine Düsseldorfer Produktion (Dirigent: Günther Wich, Regie: Georg
Reinhardt) wurde 1968 im Amsterdam, 1969 in Florenz und 1970 in Tokyo
und Osaka und 1971 in Warschau gezeigt.
1970 zeigte Hans-Peter Lehmann das Werk in Nürnberg. Hans Gierster
dirigierte, die Bühneneinrichtung entwarf Rudolf Heinrich, wobei der
Einschluss des 3. Aktes besonders gut gelang und Lehmann einen Weg fand,
den ansonsten statisch auftretenden Chor durch eine dynamische
Bewegungschoreographie aus dem Oratorium in aktives Musiktheater zu
überführen.
1985 inszenierte Hans-Peter Lehmann das Werk an der Staatsoper Hannover.
Mit George-Alexander Albrecht am Pult, in den Bühnenbildern von Ekkehard
Grübler, Choreographie Lothar Höfgen mit Siegfried Härtel und
Hans-Dieter Bader in den Titelrollen.
'Braunauer Huldigung'
... am 13. März 1938
Unter Dollfuss hatten die Österreicher bereits eine Diktatur, die aber
keine Erfolge vorweisen konnte. Also dann lieber eine, die
funktionierte, so vornehmlich die Meinung der Österreicher.
Heftige Opposition kam aus den Reihen der Kirchen - hier musste das
Naziregime seine stärksten Widersacher erkennen.
Banden der Hitlerjugend verwüsteten daraufhin das Erzbischöfliche Palais
in Wien.
Die Polizei schritt nicht ein.
Der große Teil der Bevölkerung war auf der Seite der neuen Machthaber.
Österreicher und Deutsche seien längst vereint - so die offizielle
Auffassung im Jahr 1938.
Begeistert nahm die Bevölkerung Hitler bei der Fahrt nach Österreich in
Braunau - seiner Geburtsstadt - auf. Unter dem Eindruck der Zustimmung
zögerte Hitler nicht, den Anschluss seines Geburtslandes zu
beschleunigen
Noch am Abend des 13. Februar 1938 unterzeichnete er im Hotel Weinziger
in Linz - wo er auch von der Bevölkerung mit '"Sieg Heil! Sieg Heil!" -
Rufen jubelnd empfangen wurde - das eiligst zusammengestellte 'Gesetz
über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich'.
Mit dem Beitritt war Österreich zwangsläufig auch am Zweiten Weltkrieg
beteiligt. Man entsandte Truppen nach Nord-Norwegen und auch auf den
Balkan, in diesem Fall meinte man, die im neuen Teil des Reiches kennten
sich - aufgrund der Erfahrungen in der seinerzeitigen habsburgischen
Vielvölkermonarchie – dort besonders gut aus. Außerdem hätten die 'neuen
Österreicher' nun gute Gelegenheit, die Toten des Ersten Weltkrieges zu
rächen.
Bis zuletzt hielt die größte Zahl der Österreicher zu Hitler.
Nach dem Krieg argumentierte der erste Regierungschef, Karl Renner,
Österreich sei 1938 von den Nationalsozialisten okkupiert, sei verführt,
sei vergewaltigt worden. Somit habe man für die Verbrechen des
Großdeutschen Reiches nicht zu sühnen, man sei ja schließlich selber
Opfer.
Im Staatsvertrag von 1955, kurz vor der Verkündung, Österreich sei frei,
war die Passage über Österreichs Mitschuld am Zweiten Weltkrieg aus der
Präambel gestrichen worden.
Gespräche am Rande der Front
13. März 1944
Man
sitzt wieder einmal plaudernd noch ein paar Stunden am Obersalzberg am
Kamin beisammen und bespricht Theater-, Konzert- und Filmfragen - was
den ‘Führer‘ brennend interessiere.
Hier vor allem wie sich bekannte Künstler zum Krieg und seinem Verlauf
stellen.
Furtwängler stehe ganz vorne, an letzter Stelle sei Jannings
einzuordnen, der als Wankelmütiger nur die Verachtung des ‘Führers‘
habe.
Das aber dürfe man nicht vergessen. Nach dem Krieg müsse man die
Tapferen belohnen und die Feigen bestrafen.
In
Bezug auf den Luftkrieg und seine Auswirkungen meine der ‘Führer‘, dass,
so schlimm es auch momentan sei, es doch auch sein Gutes habe, da
Zerstörungen der alten Bausubstanzen den Weg frei machten für modernen
Verkehr.
Regensburg würde noch in absehbarer Zeit nur ein Museumsstück sein und
mit seinen Alt-Bauten einer gesunden Entwicklung eines modernen
Verkehrs- und Wirtschaftslebens nur immer wieder hindernd in den Weg
treten.
Besonders schlimm wirkten sich die Zerstörungen bei den Theatern aus,
ein Kulturbetrieb könne unter den Umständen kaum noch aufrechterhalten
werden.
Heinrich George habe jetzt im Erfrischungsraum des Berliner
Schiller-Theaters eine kleine Bühne eingerichtet und spiele dort den
'Urfaust' .
Für George habe der ‘Führer‘ die größte Hochachtung in Gegensatz zu
Jannings, der doch nur ein intellektueller Schauspieler sei.
●
Während man am Obersalzberg zusammensitzt, plaudert und hofft, dass die
bis auf den Bug zurückgenommenen Truppen sich dort halten können,
scheitert am gleichen Tag der deutsche Versuch, eine Verteidigungslinie
am Bug aufzubauen, gelingt es den Sowjets, den linken Flügel der 8.
Armee zu zerschlagen und durch diese breite Lücke weit über den Bug nach
Westen vorzudringen.
Erschwerend kam hinzu, dass Rumänien und Ungarn sich gegenseitig
beobachteten und Truppen an dieser gemeinsamen Grenze zusammenzogen,
statt sie dem mit ihnen verbündeten Reich an der Ostfront zur Verfügung
zu halten.
Beitritt in das ‘Deutsche Reich‘
... am 15. März
1938 erklärt
An dem Tag hielt Hitler eine Rede vom Balkon der Wiener Hofburg aus über
die dicht sich drängenden und "Sieg Heil" schreienden Menschen auf dem
Heldenplatz, während derer er den Beitritt Österreichs in das Deutsche
Reich erklärte.
1988 beschreibt Thomas Bernhard, in Anlehnung an die Ereignisse fünfzig
Jahre vorher, den Tod der Frau Professor Josef Schuster in der Wohnung
des Herrn Professor Josef Schuster in Wien.
Nach der Rückkehr aus der englischen Emigration ist die Familie Josef
Schuster wieder in Wien eingetroffen, der Herr Professor ist hier erneut
als Wissenschaftler tätig.
Entnervt durch die unhaltbaren Zustände, unter denen er auch jetzt
wieder als Jude in der Öffentlichkeit und als Privatmann zu leiden hat,
springt er selbstmörderisch aus dem Fenster seiner Wohnung über dem
Heldenplatz.
War es von außen die ungebrochene Hetze gegen ihn, litt er in seiner
familiären Umgebung unter den Vorstellungen, derer sich seine Frau
fortwährend ausgesetzt fühlte, als sie allein - ohne dass andere es
vernehmen konnten - diese "Sieg Heil"-Rufe der Menschen auf dem
Heldenplatz aus dem Jahr 1938 hören konnte, bis sie am Tag der
Beisetzung des Herrn Professor Josef Schuster unerwartet - während des
Mittagessen - wieder allein die Attacken der Hitler-Beschwörungsrufe aus
1938 vernehmend, am Tisch beim Mittagessen vornüber fällt und stirbt.
Elisabeth Flickenschildt
.... am 16. März 1905 geboren
'Flicki' - war Frau Brigitte in der 'Krug'-Verfilmung im Jahr 1937 von
Gustav Ucicky, war die Zachanassian in der 'Alte-Dame'-Inszenierung von
Ludwig Cremer, die am 19. Februar 1959 in der ARD und am 8.1.2011
anlässlich des 90. Geburtstages von Friedrich Dürrenmatt gezeigt wurde.
Sie war die Marthe Schwerdtlein in der 'Faust'-Verfilmung von Gustav
Gründgens.
Drei Jahre als Anfängerin in München bei Falckenberg. Sie sollte die
Paulina im 'Wintermärchen' spielen - und fand keinen Zugang zur Rolle,
zweifelte an ihrem Talent.
Hatte sie sich dieses nur eingeredet?
Es kam 1936, wieder für drei Jahre das Deutsche Theater in Berlin. Sie
war die Olga in 'Drei Schwestern' - unter Gründgens im Schauspielhaus am
Gendarmenmarkt in Berlin.
Dort gleich zu Anfang die 'Quickly' neben Käthe Gold, Marianne Hoppe,
Gustav Knuth - aber sie hatte auch zu spielen die Mutter Wolffen im
'Biberpelz' - und lag schon vom Typ her daneben.
●
Goebbels sah sie. aufgefallen war sie ihm im Schauspiel 'Katte' von
Hermann Burte, das er am 1. Dezember 1936 in seinem Tagebuch
kommentierte:
'Abends Deutsches Theater 'Katte' von Burte. Das Stück ist ein
Attentat auf die Tränendrüsen. Zu sentimental. [...] Ich lerne Burte
kennen. Keine Leuchte. Ein alemannischer Spießer.'
Flicki war auch bei dem von Goebbels nach dem 'Anschluss' finanzierten
Salzburger Festspielen 1938 im 'Egmont' dabei.
Im antibritischen Film 'Der Fuchs von Glenarvon' lobte der
Reichspropagandaminister:
'Sehr gut für unsere Propaganda zu gebrauchen!' und den Hetzfilm
'Ohm Krüger' fand er '... zum Rasendwerden'‘.
1942 kam mit ihr der Film 'Der große König' heraus - was kommentiert
wurde mit: 'Am Sieg zweifeln ist Hochverrat'.
Dieser 'Film wurde zum politischen Erziehungsmittel erster Klasse'.
Joseph Goebbels setzte sie auf die Liste der unersetzlichen Schauspieler
des Reichspropagandaministeriums.
●
Nach dem Krieg von
1947 bis 1954 am Düsseldorfer Schauspielhaus - da war sie die
Klytämnestra in Sartres 'Die Fliegen'.
Neue Stücke wurden gespielt:
'Die Cocktailparty',
'Der Familientag',
'Der Privatsekretär',
'Herrenhaus' -
und dann Hamburg - Gründgens ist auch da wieder ihr Intendant.
Hier 'Sappho' von Durrell und eben Dürrenmatts 'Der Besuch der alten
Dame' wie auch Hamsuns 'Vom Teufel geholt'.
Nach dem Tod von GG drehte sie eine größere Anzahl von Filmen, in denen
sie - meist verhüllt durch ein großes Kopf- und Halstuch -
geheimnisvolle und auch z.T. undurchsichtige Figuren verkörperte.
Sie war interessiert an Geld, von dem sie sich in der Nähe von Hamburg
einen Bauernhof kaufte, nachdem sie den in Bayern aufgegeben hatte.
Uraufführung von Wilhelm
Tell
17. März 1804
"Hier vollbring'
ich's"
In Weimar wird am Hoftheater von Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach
am 17. März 1804 'Wilhelm Tell' von Friedrich Schiller uraufgeführt.
Goethe bereiste zwischen 1775 und 1797 dreimal die Innerschweiz und
teilte Schiller im Oktober 1797 mit, dass er gerade wieder die 'kleinen
Cantone' besuche und sich intensiv mit den Grundlagen der Geschichte um
den Rütli-Schwur beschäftige.
Die Gegend um den Vierwaldstättersee und die Gestalt des Wilhelm Tell
faszinierte ihn. Er beschaffte sich die Schweizer Chronik von Tschudi
und erwog zunächst, die Schweizer Befreiungssage selbst episch
umzusetzen, überließ den Stoff dann aber Schiller.
Von 1803 bis 1804 schrieb dieser das 'Telldrama' in fünf Aufzügen. In
den ersten vier Aufzügen blieb er dabei bis in die Einzelheiten der
Chronik von Tschudi treu. Obwohl er niemals in der Schweiz weilte,
zeigte auch er eine bemerkenswert genaue Ortskenntnis, da er sich als
Universalgelehrter und Historiker gut zu unterrichten wusste.
●
Goebbels pries Schiller als nationalsozialistischen Richtungsweiser und
seinen 'Wilhelm Tell' in den ersten Jahren des Dritten Reichs als
'Führerdrama' - die Theater spielten es entsprechend häufig.
Die Nazis interpretierten die Hauptfiguren Tell und Stauffacher als
ideale Führerpersönlichkeiten, 'Tell'-Zitate fanden sich in den meisten
Lesebüchern.
Angriffe auf Goethe, er habe bei einer Vergiftung Schillers mitgewirkt,
kamen 1936 durch die Aussagen von Mathilde Ludendorff mit Bezug auf
Schillers 'Tell' in ihrem Buch 'Der ungesühnte Frevel' auf.
Sie sah Schiller im 'Tell' sich dem Volkstum zuwenden und meinte, bei
ihm keine Abkehr vom jüdischen Machtanspruch der Weltbeherrschung
erkennen zu können.
Bei allem Hass auf jede Art von jüdischem Einfluss, fand sich Goebbels
damals doch genötigt, einzuschreiten.
Er gab bekannt, dass Derartiges zukünftig als unzulässig angesehen
würde, es führe sonst zwangsläufig dazu, dass man immer etwas finden
könne und wertvolle Werke der Theaterliteratur nicht mehr aufführbar
seien.
Vergehen wegen Schnüffeleien führten ohne Ansehen der Person oder des
gesellschaftlichen Ranges in Zukunft zu entsprechenden Maßnahmen.
Dies zielte gegen die Aussagen von Mathilde Ludendorff, der er dann auch
die weitere Verbreitung ihres Buches untersagte.
●
Schillers Motiv des gerechtfertigten Tyrannenmords, der Beifall des
deutschen Theaterpublikums an den 'unpassenden' Stellen sowie auch
mehrere Attentate auf Hitler führten dann jedoch zu einer völligen
Abkehr der Nazis von dem Tellmythos.
Die Änderung der Einstellung war drastisch.
Bormann schrieb am 3. Juni 1941 an Dr. Lammers, Leiter der
Reichskanzlei, auf Anweisung Hitlers dürfe das Stück im Theater nicht
mehr gezeigt und Schillers 'Wilhelm Tell' auch in den Schulen nicht mehr
behandelt werden.
Das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung wie
auch das Reichspropagandaministerium seien entsprechend vertraulich zu
informieren.
●
Bereits 1829 - also gerade einmal 25 Jahre nach der Uraufführung des
Schauspiels - wurde der 'Tell' nach Schiller und der Musik von Gioachino
Rossini als Oper in Paris zum ersten Mal gegeben.
In Italien zeigte das Theater in Lucca die Oper als 'Guglielmo Tell' am
17. September 1831 zum ersten Male mit großem Erfolg. Dank der liberalen
Herrschaft des Großherzogs Leopold II. der Toscana ließen die Behörden
das Libretto ohne jede Änderung zu.
In Mailand verlangte die habsburgische Zensur dagegen, den Ort des
Geschehens nach Schottland zu verlegen und das Stück mit 'Gugliemo
Vallace' zu betiteln.
War Rossinis Oper auch noch in der Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts
oft auf den Spielplänen, trat das Werk später immer mehr in den
Hintergrund - man konnte den Arnold kaum mehr besetzen, der in der
Originalfassung in seiner Arie 'O Mathilde' einige 'hohe Cis' zu
bewältigen hat.
Einer der wenigen Tenöre, die diese hohen Töne singen konnten, war Leo
Slezak.
Ein Gastspiel, von Breslau aus, wo er damals engagiert war, in Wien
führte zum Festengagement an die dortige Hofoper.
Der Vertrag wurde erst 1934 auf Wunsch des Sängers gelöst.
In unseren Tagen sang Herbert Schäfer die Partie des Arnold mühelos an
deutschen Theatern.
http://www.esdf-opera.de/saengerliste/saenger_s/schaefer_herbert.htm
2004 spielte man Schillers 'Tell' anlässlich seines zweihundertjährigen
Jubiläums erstmals auf einem Platz in der Schweiz, der angeblich der
Originalschauplatz des Rütli-Schwurs gewesen sein soll.
Die Szenerie stammte von Günther Uecker.
Friedrich Hebbel
.... am 18. März
1813 geboren
Er
engagierte sich sozial und politisch. Er begrüßte die Märzrevolution von
1848, nahm aber wie der im gleichen Jahr - 1813 - geborene Richard
Wagner eine grundsätzlich loyale Haltung zur Regierungsform der
Monarchie ein.
1849 kandidierte er erfolglos für die Frankfurter Nationalversammlung.
Radikalen demokratischen Forderungen stand er immer skeptisch gegenüber.
In seinen Werken
schilderte er oft tragische, schicksalhafte Verkettungen von Ereignissen
und machte die sozialen Probleme seiner Zeit zum Thema, schrieb aber
auch 'Agnes Bernauer', 'Gyges und sein Ring' sowie 'Die Nibelungen'.
Mit scharfen Worten wandte er sich gegen die Dichtung seines
Zeitgenossen Adalbert Stifter, die er als leere Idylle empfand.
Kontroversen ging der als aufbrausend geltende Hebbel selten aus dem
Weg.
Als der von ihm oftmals kritisierte Heinrich Laube Direktor des Wiener
Burgtheaters wurde, hatte seine Frau Christine darunter zu leiden; sie
bekam, wenn überhaupt, nur noch kleine Rollen.
Auch zu den österreichischen Theatergrößen wie Franz Grillparzer fand
Hebbel keinen Zugang.
Zu Schillers 'Kabale' notierte er am 14. März 1847 in seinem Tagebuch,
er sei überrascht gewesen 'von der grenzenlosen Nichtigkeit dieses
Stücks'.
●
Goebbels sah - in
seinen Aufzeichnungen von 1924 - in Hebbel einen Teil der von ihm
aufgestellten Gruppierung:
Goethe, Schiller, Hebbel wie bei den Musikern Mozart, Beethoven, Wagner
sei bei den beiden jeweils Erstgenannten 'das naive und sentimentale
Grundelement noch in höchster Kristallisierung vorhanden'.
Hebbel und Wagner ragten nach Meinung des Reichspropagandaministers in
die Zivilisationsepoche hinein, die damalige Generation habe noch um
dauernde Lebensformen wie zu ihrer Zeit Wagner und Hebbel wie auch
Hauptmann gekämpft.
Er sah Beethoven, Schiller, Wagner, Hebbel beispielhaft als Größen der
Zeiten - Goethe dagegen sei kein Vorbild, da völlig einmalig gewesen.
●
Hebbels größter
Erfolg war das 1843 entstandene Drama 'Maria Magdalena'.
Es richtet sich gegen bürgerliche Vorurteile, das häufig verzweifelte
Streiten weiblicher Hauptfiguren im Geschlechterkampf.
Bemerkungen_zur_Einfuehrung_'Maria_Magdalena'_Theater_Regensburg.htm
Bemerkungen_zu_'Maria_Magdalena'_Theater_Regensburg.htm
Am 9. Mai 1848 notierte Hebbel in seinem Tagebuch für den Vortag:
|
Gestern Abend brachte das K.K.
Hofburg-Theater meine 'Maria Magdalena', unverkürzt und
unverändert. Das Stück war eine Bildungsprobe für das Wiener
Publikum, es fand aber den ungeteiltesten Beifall und machte
auch nicht in dem unbedenklichsten seiner Momente die Prüderie
rege. Der Grund ist einfach darin zu suchen, dass das Stück ein
darstellendes ist, dass es nicht, wie dies z.B. in Laubes sonst
sehr verdienstlichen 'Karlsschülern' geschieht, ein durch den
Witz zusammengesetztes Mosaikbild gibt, dass es zeigt, was aus-
und durcheinander folgt, nicht, was sich nach- und nebeneinander
ereignet.
Denn kein Mensch ist so blöde, dass er sich gegen die
Notwendigkeit auflehnte; da das Wesen der Darstellung nun aber
eben in der Veranschaulichung der Notwendigkeit besteht, so ist
sie des Erfolges sicher, was den Hauptpunkt betrifft, und es
handelt sich nur noch darum , o die Anerkennung, die ihr nicht
versagt werden kann, in der Form der Liebe oder des bloßen
Respekts hervortritt. In meinem Fall waren Respekt und Liebe
gemischt.
[...] |
Hebbel war
herausragender Dramatiker des deutschen Realismus. In seinen Werken
entspringt die Schuld nicht mehr dem Guten und Bösen, nicht mehr den
Standesunterschieden - wie in Schillers 'Kabale und Liebe' oder Lessings
'Emilia Galotti' - sondern hat ihren Ursprung in der bürgerlichen
Gesellschaft selbst.
Sein soziales Drama 'Maria Magdalena' übt Kritik an den Verhältnissen in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Das Leben nach den damaligen Vorstellungen und den Zwängen der Zeit, in
einigermaßen geordneten Bahnen ablaufen zu lassen, den Schein zu wahren,
musste den Menschen genügen. Alles, was außen vor war, ergab
zwangsläufig die Erkenntnis 'ich verstehe die Welt nicht mehr.'
●
Das BE hatte dieses
Werk in seinem 'Pavillon' im Spielplan.
Announcement 'Berliner Ensemble'
Zitat
MARIA MAGDALENA von Friedrich Hebbel
Ein bürgerliches Trauerspiel
Mit: Roman Kaminski (Meister Anton, ein Tischlermeister),
Claudia Burckhardt (Seine Frau), Larissa Fuchs (Klara, seine
Tochter), Marko Schmidt (Karl, sein Sohn), Andy Klinger
(Leonhard), Felix Tittel (Ein Sekretär), Stephan Schäfer (Adam,
Ein Gerichtsdiener), Detlef Lutz (Wolfram, ein Kaufmann)
Inszenierung: Nicole Felden
Bühne: Katrin Kersten
Kostüme: Julia Schweizer
Musik: Valentin Butt
Dramaturgie: Dietmar Böck
Dauer: 1h 50 Minuten (ohne Pause)
Die Frau des Tischlermeisters Anton stirbt, als ihr Sohn Karl
fälschlich des Diebstahls verdächtigt und ins Gefängnis geworfen
wird. Der Sohn war der Familie durch das Misstrauen des Vaters
längst entfremdet, nun sagt sich sein Vater von dem „Dieb“ und
„Muttermörder“ endgültig los. Ihm bleibt jetzt nur seine Tochter
Klara, die er auf seine halsstarrige Wohlanständigkeit
einschwört. Klaras Verlobter Leonhard nutzt den
Familien-Skandal, um die wenig lukrative Heirat abzusagen. Doch
Klara ist bereits schwanger und ihr Vater droht mit Selbstmord,
wenn auch sie der Familie Schande macht. Die Heimkehr ihrer
alten Jugendliebe läßt Klara wieder hoffen... Mit seinem 1843
entstandenen Stück tritt Hebbel den Beweis an, daß „auch im
eingeschränktesten Kreis eine zerschmetternde Tragik möglich
ist“. Hebbel schildert eine erdrückend enge Atmosphäre, in der
die Angst vor Schande und gesellschaftlichem Abstieg ihre Opfer
fordert.
Zitatende
|
Der Raum des
Pavillons am BE nicht viel größer 10 x 5 Meter - im Bühnenjahrbuch sind
leider keine Abmessungen veröffentlicht - mit je zwei Podien an der
Längsseite und je zwei an den Querseiten. Auf den stark überhöhten
Stufen Stühle für das Publikum an der einen Längsseite und den beiden
Querseiten - die andere Längsseite, ebenfalls mit Stühlen bestückt -
dient dem Ensemble als Spielfläche - ein Verhandlungsraum, in dem
'Gericht' gehalten wird.
Das Stück, auf eine Stunde und fünfzig Minuten zusammengestrichen,
verliert dadurch die notwendige Breite, um den Gang der Handlung dem
unwissenden Publikum darstellen zu können, es lacht an Stellen, die, aus
dem Gesamt-Zusammenhang gerissen, offensichtlich nicht deutlich genug
'rüber' gebracht werden können. Es findet ein mehr oder weniger
permanentes 'dämliches' Gekicher im Publikum statt, was dokumentiert:
'Keine Ahnung!'
Dass hier eigentlich die Situation um 1840 dargestellt werden soll, kann
so nicht funktionieren, wenn Sohn Karl - kraftvoller Charakterdarsteller
in modischer Motorrad-Lederjacke und dunklen Jeans - sich mit einem
normalen Feuerzeug eine Zigarette anzünden will, der neue Kassierer
Leonhard - ein smartes - rollengemäß auf seinen Vorteil bedachtes -
'Bürscherl' (die Frisur: seitlich zwei Finger breit über den Ohren
gekapptes Haar, oben ein üppiger Lockenkopf), der auf einer elektrischen
Rechenmaschine seine Kolonnen runteraddiert und auf dem Kontrollstreifen
nachsieht, wie viel Steuern Meister Anton wohl zu zahlen hat -
eigentlich müsste er das im Kopf haben, meint er selber.
Wieder einmal krampfiges ins Heute Gezerre.
Die Mutter typengerecht eine in die Jahre gekommene Sentimentale,
Meister Anton durchgängig ruppig, dominanter Väterspieler, so deutlich,
dass man ihm das Schlusswort, er verstünde die Welt nicht mehr, kaum
abnehmen kann.
Der jugendliche Liebhaber als 'Secretair' Friedrich, Kaufmann Wolfram
und Gerichtsdiener Adam - Nebenrollen entsprechend aus dem Ensemble
besetzt.
Die Trägerin der Titelrolle - keine Verhuschte, der Schrift nicht fähige
Tochter aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sondern eine normale
Heutige, der mal gegen die Vernunft die Hormone durchgingen und sich mit
dem 'Striezi' Leonhard einließ, mit den Folgen:
'so was kommt von so was'.
Klaras 'heirate mich' war 1845 sicherlich in Verbindung mit einem
Kniefall vor dem Verführer nachvollziehbar - heute gibt es Babyklappen,
allein Erziehende, Adoptionsmöglichkeiten - der Staat ist glücklich über
jedes Kind.
Aber mitten im 19. Jahrhundert?
Das ganze Problem einer außerehelichen Schwangerschaft, der Schwur auf
die Hand der toten Mutter, dem Vater 'keine Schande' zu machen, Klaras
zwanghaftes Haften an der von ihr so gesehenen Notwendigkeit einer
Eheschließung, der Selbstmord, weil die Verheiratung vor der Geburt es
ungewollten Kindes nicht zustande kommt, in Form eines Sprungs in den
Dorfbrunnen - passt nicht zum Feuerzeug, nicht zur elektrischen
Rechenmaschine.
Warum also auch an 'Peymanns bunter Bühne' das Negieren des
Bildungsauftrages zu Lasten des Steuerzahlers - hier die Darstellung der
Situation der Frau im 19. Jahrhundert, umgeben vom Klein-Klein der
Familie und der Gesellschaft?
Hat er das nötig?
'Nero-Befehl'
... vom 19. März 1945
Der Name bürgerte sich später in Anlehnung an den römischen Kaiser Nero
ein, auf dessen Betreiben hin im Jahr 64 Rom in Brand gesteckt worden
sein soll.
Man geht häufig davon aus, dass der militärische Nutzen dieses Befehls
nur vorgeschoben wurde, weil Adolf Hitler zur Ansicht gekommen war, das
deutsche Volk habe sein Lebensrecht verwirkt, da es gegen das „Ostvolk“
verloren habe und deswegen nun abtreten müsse.
Im Wortlaut des Befehls wird jedoch behauptet, man wolle den Alliierten
(trotz der aussichtslosen militärischen Lage) die Nutzung von
Infrastruktur unmöglich machen.
„Der Kampf um die Existenz unseres Volkes zwingt auch innerhalb
des Reichsgebietes zur Ausnutzung aller Mittel, die die
Kampfkraft unseres Feindes schwächen und sein weiteres
Vordringen behindern. Alle Möglichkeiten, der Schlagkraft des
Feindes unmittelbar oder mittelbar den nachhaltigsten Schaden
zuzufügen müssen ausgenutzt werden. Es ist ein Irrtum zu
glauben, nicht zerstörte oder nur kurzfristig gelähmte
Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen bei
der Rückgewinnung verlorener Gebiete für eigene Zwecke wieder in
Betrieb nehmen zu können. Der Feind wird bei seinem Rückzug uns
nur eine verbrannte Erde zurücklassen und jede Rücksichtnahme
auf die Bevölkerung fallen lassen.
Ich befehle daher:
1) Alle militärischen, Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und
Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes,
die sich der Feind für die Fortsetzung seines Kampfes irgendwie
sofort oder in absehbarer Zeit nutzbar machen kann, sind zu
zerstören.
2) Verantwortlich für die Durchführung dieser Zerstörung sind
die militärischen Kommandobehörden für alle militärischen
Objekte einschl[ießlich] der Verkehrs- und Nachrichtenanlagen,
die Gauleiter und Reichsverteidigungskommissare für alle
Industrie- und Versorgungsanlagen sowie sonstige Sachwerte; den
Gauleitern und Reichsverteidigungskommissaren ist bei der
Durchführung ihrer Aufgabe durch die Truppe die notwendige Hilfe
zu leisten.
3) Dieser Befehl ist schnellstens allen Truppenführern
bekanntzugeben, entgegenstehende Weisungen sind ungültig.“
Quelle:
Dokumente zur Deutschen Geschichte
VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1977, S. 109
|
●
Zur
gleichen Zeit stellt sich die Lage in Berlin so dar, dass die Brände der
Luftangriffe aus den letzten Nächten noch nicht gelöscht werden konnten.
Im Wedding und in Niederschönhausen sind durch Teppichabwürfe der
Amerikaner schwerste Verwüstungen entstanden.
Es werden 60.000 Obdachlose gezählt, der Verkehr in der Reichshauptstadt
ist zum Erliegen gekommen, da die elektrische Versorgung durch Ausfall
der Umschaltwerke nicht mehr funktioniert.
Die Brücke in Remagen ist vor zwei Tagen eingestürzt, hatte eine Menge
amerikanischer Soldaten in den Tod gerissen, die mit
Ausbesserungsarbeiten beschäftigt waren.
Schwere Straßenkämpfe in Koblenz, 'der Feind' bewegt sich auf Bingen und
Mainz zu.
Die Saarfront bricht zusammen, damit stehen die Saarkohlegruben mit
ihrer Förderung nicht mehr zu Verfügung.
In Ratibor und bei Grottkau gelangen den Sowjets große Einbrüche, woraus
sich die Gefahr der Kesselbildung ergibt.
Um Stettin und in Ostpreußen sind den Russen Durchbrüche gelungen.
Kolberg musste nun aufgegeben werden. Auf keinen Fall darf die Tatsache
im Bericht des OKW erwähnt werden, wenn man gerade mit dem Harlan-Film
'Kolberg' versuchte, die Moral zu heben.
Beim britischen Mosquito-Angriff fliegen die Maschinen am Abend über das
noch immer brennende Berlin.
Henrik Ibsen
.... am 20. März 1828 geboren
Wie Hebbel und Strindberg beschäftigte sich Ibsen mit der sozialen Lage
der Menschen im 19. Jahrhundert.
|
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Zitat
Ibsen vertrat im
«bürgerlichen« 19. Jahrhundert einen anarchistischen
Individualismus. Er sprengte die überkommene Bühnenästhetik,
indem er »wirkliche Menschen» auf die Bühne brachte:
eingesperrte Lebendigkeiten in bürgerlichen Innenräumen.
Schwer lastet die Vergangenheit auf
der jeweiligen Gegenwart seiner straff konstruierten Stücke -
nach und nach enthüllt durch die analytische Dramentechnik der
Retrospektive.
Oft schürzen »vertuschte« bzw.
verdrängte erotische oder gesetzliche Fehltritte in der
Vergangenheit den dramatischen Knoten: Sehnsüchte hinaus aus den
eingefahrenen Verhältnissen.
Die Tragödie hat sich bei Ibsen im
Plüschsalon verkrochen, wo Tragik ihre alte Fallhöhe verliert -
aber darin eben liegt die Tragik in der beginnenden Moderne: sie
tendiert zur Farce.
Auf Ibsens
symbolisch unterwanderten Realismus beriefen sich Naturalisten
und Neuromantiker. Formen des Expressionismus
(»Stationendrama«), der antibürgerlichen Groteske und des
absurden Theaters sind in Ansätzen vorweggenommen.
Zitatende
Quelle: Klaus Völker: 'Werke, Inszenierungen und Autoren'
|
Im
Gegensatz zu Strindberg stellte sich Ibsen auf die Seite der Frau und
schilderte deren Stand in der Gesellschaft. In Skandinavien sehr
angefeindet, lebte er mehr als 20 Jahre in Deutschland.
Die
Eröffnung der Freien Bühne in Berlin unter der Leitung von Otto Brahm
fand am 29. 9. 1889 mit Ibsens 'Gespenster' statt.
Der
Theaterverein 'Freie Bühne', war in Berlin gerade von Theaterkritikern
neu gegründet worden. Er unterlag nicht mehr den Auflagen der Zensur und
sah sich der Aufführung sozialkritischer Dramen der Naturalisten
verpflichtet.
1894 übernahm Brahm die Leitung des 'Deutschen Theaters' und machte
Hauptmann zu seinem Hausdichter. So folgte hier die Uraufführung von
Hauptmanns 'Vor Sonnenaufgang'.
Googlesuche:
telezeitung-online + Kritik_'Nora_oder_Ein_Puppenheim'_Theater
Regensburg.htm
telezeitung-online +
Kritik_'Hedda_Gabler'_Schaubuehne_am_Lehninerplatz.htm
telezeitung-online +
Kritik_'John_Gabriel_Borkmann'_Schaubuehne_am_Lehninerplatz
telezeitung-online + Thema_des_Tages_02._Juni_2019_%27Flickwerk%27.htm
Erich Mendelsohn
.... am 21. März 1887 geboren
Er studiert Architektur in Berlin und München, schließt 'cum laude' ab
und erhält 1919 den Auftrag in Potsdam den
Einsteinturm
zu entwerfen, der bis 1922 gebaut wird.
Seine Popularität wächst, so dass er für die Abwicklung der Bau-Aufträge
sein Büro bis auf 40 Mitarbeiter - unter ihnen auch Richard Neutra -
vergrößern muss.
Es entsteht die
Hutfabrik
in Luckenwalde und am Lehniner Platz in Berlin die
Schaubühne,
in der seit einiger Zeit Herr Ostermeier versucht, Schauspiel zu machen.
Mit der Machtübernahme durch die Nazis muss er Deutschland verlassen,
sein Vermögen wird konfisziert.
Ab 1934 arbeitet er mit seinem britischen Pass in Palästina, bevor er in
die USA geht, dort aber als Nicht-US-Bürger nur beratend - immerhin für
die amerikanische Regierung - tätig sein kann.
Unter seiner Anleitung entsteht 1943 auf dem Testgelände Dugway Proving
Ground in Utah das so genannte Deutsche Dorf, ein realistischer Nachbau
deutscher Häuser. Hier werden Brandbomben in ihrer Wirkung auf die
verschiedenen Häuserarten in Deutschland getestet.
Am 6. September 2009 wurde in Berlin mit einem Architektursymposium die
Erich-Mendelsohn-Stiftung gegründet, die sich der Erforschung von Leben
und Werk des deutsch-jüdischen Architekten widmet.
Gründer der Stiftung war der Berliner Architekt Helge Pitz, der einige
Gebäude Mendelsohns restaurierte.
Wilhelm I.
... am 22. März
1797 in Berlin geboren
Er war der zweite
Sohn Friedrich Wilhelms III. (1770–1840) und der Königin Luise, Tochter
des Herzogs Karl II. von Mecklenburg-Strelitz, konservativ eingestellt
und hatte wegen seiner Rolle bei der Niederschlagung der Revolution von
1848/49 den Beinamen 'Kartätschenprinz' von der Bevölkerung erhalten.
Während die Reformen
im Innern völlig stockten, ja vielfach ein schroffes Polizeiregiment zur
Herrschaft kam, ließ sich der König von Bismarck zu einer entschiedenen
Politik in der deutschen Frage bestimmen. Erfolge in der
Deutschlandpolitik sollten von dem autoritären Regiment im Inneren
ablenken und die politischen Gegner mit der Zeit ins eigene Lager
ziehen.
Die erste Gelegenheit
dazu bot der Deutsch-Dänische Krieg von 1864, in dem Preußen und
Österreich gemeinsam als Wahrer deutscher Interessen in den mit Dänemark
verbundenen Herzogtümern Schleswig und Holstein auftraten. Wie von
Bismarck kalkuliert, kam es nach dem Sieg über die weitere Behandlung
Schleswig/Holsteins zum Konflikt mit Österreich, mit dem Preußen damals
noch um die Führung im Deutschen Bund konkurrierte.
Obwohl Wilhelm
zunächst nur widerstrebend Bismarcks Politik gefolgt war, eine
kriegerische Entscheidung gegen Österreich zu suchen, übernahm er im
preußisch-österreichischen Krieg von 1866 selbst den Oberbefehl über das
Heer und errang dank der überlegenen strategischen Planung des
Generalstabschefs Helmuth von Moltke den kriegsentscheidenden Sieg in
der Schlacht von Königgrätz. Bei den Friedensverhandlungen folgte er
wiederum Bismarcks Rat und verzichtete, wenn auch ungern, auf die
Annexion Sachsens, um Bismarcks deutsche Einigungspläne nicht zu
durchkreuzen.
Im folgenden
Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 übernahm Wilhelm wieder den
Oberbefehl über die gesamte in Frankreich einrückende Armee, er leitete
von Oktober 1870 bis März 1871 von Versailles aus nominell die
militärischen Operationen und die politischen Verhandlungen über die
Gründung des Deutschen Reichs.
Am 18. Januar 1871 –
also genau 170 Jahre, nachdem sich Friedrich III. von Brandenburg zum
König in Preußen gekrönt hatte – nahm Wilhelm im Spiegelsaal des
Schlosses von Versailles für sich und seine Nachfolger zur Krone
Preußens den Titel eines 'Deutschen Kaisers' an.
Wilhelm akzeptierte
aber letztlich, dass die Politik des neuen Deutschen Reiches von
Bismarck bestimmt wurde. Das zeigen Aussprüche wie 'Bismarck ist
wichtiger für das Reich als ich' und 'es ist nicht leicht, unter diesem
Kanzler Kaiser zu sein'.
In Übereinstimmung
mit Bismarck war er bemüht, den äußeren Frieden durch Bündnisse mit den
Nachbarmächten (außer Frankreich) zu sichern. Zu diesem Zweck brachte er
im September 1872 in Berlin im so genannten Dreikaisertreffen den
Dreikaiserbund zwischen dem Deutschen Reich, Russland und
Österreich-Ungarn zustande, welcher die beiden letzteren Mächte einander
wieder annäherte und Frankreich politisch isolierte.
Dietrich Eckart
... am 23. März 1868 geboren
1933
hielt Reichstagspräsident Hermann Göring eine Rede für den in Neumarkt
in der Oberpfalz geboren Publizisten, Verleger, frühen Anhänger des
Nationalsozialismus und Ideengeber Adolf Hitlers.
Eckart, katholischer Sohn eines evangelischen Notars, wuchs seit 1878
ohne Mutter auf und besuchte, vom Vater vernachlässigt, sieben
verschiedene Gymnasien. Durch den Tod des Vaters kam er 1895 als Erbe zu
einem ansehnlichen Vermögen.
Seine Lebensstationen waren u.a. Leipzig, Berlin, München und
Regensburg.
Er trat in Kontakt zu völkischen Kreisen wie dem Fichte-Bund, schloss
sich der rassistischen und okkultistischen Thule-Gesellschaft an und
wurde bekannt als Verfasser okkulter, alternativreligiöser,
rechtsradikaler und antisemitischer Traktate.
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Zitat
Theaterstücke
Der
Froschkönig. Romantische Komödie. 1904.
·
Familienväter. Tragische Komödie.
1904.
·
Der Erbgraf. Schauspiel. 1907.
·
Ein Kerl, der spekuliert. Komödie.
1909.
·
Henrik Ibsens Peer Gynt. In freier
Übertragung. 1912.
·
Heinrich der Hohenstaufe. Deutsche
Historie. 1915.
·
Lorenzaccio. Tragödie. 1920.
Lyrik, Polemiken, journalistische Beiträge
·
In der Fremde. Gedichte. 1893.
·
Ibsen, Peer Gynt, der große Krumme
und ich. 1914.
·
Abermals vor der Höhle des Großen
Krummen.
Erneute Aussprache über Theaterkritik. 1915.
·
Auf gut deutsch. Wochenschrift für
Ordnung und Recht.
1918–1920.
·
Völkischer Beobachter. 1920–1923.
Der Bolschewismus von Moses bis Lenin.
Zwiegespräch zwischen Adolf Hitler und mir. München [1924].
Zitatende
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Eckart
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Eckart, der Hitler
vermutlich im Herbst 1919 kennengelernt hatte, war zeitweise dessen
Mentor, Ideengeber und mit ihm befreundet. Er sah seine Aufgabe darin,
Hitler zu fördern, er widmete sich der Propagierung Hitlers als des
kommenden Retters, schrieb ihm charismatische Fähigkeiten zu und
bezeichnete diesen - wohl als erster - schon im Dezember 1921 als
'Führer'.
Eckart ist Dichter des Sturmliedes der SA, Erfinder des NS-Schlachtrufes
'Deutschland erwache!'
1918 Gründung der Zeitschrift 'Auf gut Deutsch'.
Eckart war als 'Parteidichter' der NSDAP populär, prägte 1919 als
Mitbegründer der NSDAP den nationalsozialistischen Kampfbegriff 'Drittes
Reich'.
Im August 1921 wurde Eckart Chefredakteur 'Völkischer Beobachter',
nachdem er das Geld für dessen Übernahme im Dezember 1920 beschafft und
Hitler gegen innerparteiliche Kritiker in Schutz genommen hatte.
Eine Woche nach dem Hitlerputsch wurde er in München verhaftet, dann
nach schweren Herzanfällen am 20. Dezember 1923 aus dem Gefängnis
entlassen.
Er erlag am 26. Dezember 1923 in Berchtesgaden im Alter von 55 Jahren
einem Herzanfall.
●
Adolf Hitler widmete u. a.
Eckart sein 1925 erschienenes Buch 'Mein Kampf', in dem 'der Führer' ihn
als Märtyrer der nationalsozialistischen Bewegung feierte.
Alfred Rosenberg, der
bereits an Eckarts Zeitschrift 'Auf gut Deutsch' mitgearbeitet hatte,
übernahm dessen Amt beim 'Völkischen Beobachter' im März 1923, hatte er
doch wesentliche Ideen bei Eckart bezogen, sowohl aus dessen politischen
sowie religiös-esoterischen Positionen.
●
Goebbels steht am 18. Juli
1926 am Grab des Hitler-Mentors in Berchtesgaden - 'ein breiter Hügel,
mit Geranien und Vergissmeinnicht übersät. Darunter Eckart!'
Am 16. März 1930 findet im
Berliner Schwechtensaal eine Eckartfeier statt, es werde Eckart zitiert,
'herrliche Szenen' aus dessen fünfaktiger Tragödie 'Lorenzaccio' - es
sei eine 'wundervolle Plastik der Sprache'.
Während der Zeit des
Nationalsozialismus gab es mehrere Eckart-Denkmäler und Gedenkorte.
Seine Geburtsstadt Neumarkt
in der Oberpfalz trug den offiziellen Namenszusatz
'Dietrich-Eckart-Stadt' und 1934 weihte Adolf Hitler dort zu Ehren
Eckardts ein Denkmal im Stadtpark ein.
Der heute als 'Berliner
Waldbühne' bekannte Veranstaltungsort des Berliner Olympiageländes wurde
1936 - nach der Erbauung 'Dietrich-Eckart-Freilichtbühne' - auch für
Partei-Großveranstaltungen genutzt.
'Dietrich Eckart Freilichtbühne'
-
damals
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'Waldbühne' - heute' |
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Fotos: Internet |
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'Gesetz zur
Behebung der Not von Volk und Staat' ...
... am 24.
März 1933 veröffentlicht
Das 'Ermächtigungsgesetz' - diente nicht dazu, die Republik
handlungsfähig zu machen, sondern um sie abzuschaffen.
Es gilt als rechtliche Hauptgrundlage der
nationalsozialistischen Diktatur. Es schuf den Nazis die
Möglichkeit, nach eigenem Gutdünken zu handeln.
Da der Reichstag nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933
nicht benutzt werden konnte, tagte das Parlament in der 'Krolloper'.
Das Gebäude wurde von der SS abgesperrt, die an diesem Tag
erstmals in größerem Rahmen in Erscheinung trat. Im Inneren
standen lange SA-Kolonnen. Als weitere Neuerung hing eine
riesige Hakenkreuzfahne hinter dem Podium.
Hitler sprach - er argumentierte, unter äußerem
Druck, diese durch SA-Präsenz dokumentiert - es könne nicht
angehen, dass die Regierung bei jeder Art von Tun im Rahmen der
Bewegung, sich die Zustimmung des Reichstages 'erbitten' müsse.
Daher habe man sich entschlossen, dieses ‚Gesetz zur Behebung
der Not von Volk und Staat' den Abgeordneten zur Entscheidung
vorzulegen.
An der Abstimmung beteiligten sich:
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP),
Deutschnationale Volkspartei (DNVP),
Zentrum,
Bayerischer Volkspartei (BVP),
Deutsche Staatspartei (DStP),
Christlich-Sozialer Volksdienst (CSVd),
Deutsche Volkspartei DVP),
Bauernpartei,
Landbund
Die KPD-Abgeordneten konnten nicht teilnehmen, da ihre Mandate
im Rahmen der Reichstagsbrandverordnung vom 8. März 1933
annulliert worden waren, wurden jedoch als anwesend mit
zustimmendem Votum registriert
Hitler trat dann nochmals an das Rednerpult und gab der SPD, die
als einzige Partei sich dem Druck widersetzte und die das Gesetz
ablehnte -
'eine Antwort, daß die Fetzen fliegen'
und sprach ihnen das Recht ab, eine Entscheidung treffen zu
dürfen, über Frieden oder Krieg.
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Zitat
Der Führer spricht ganz frei und ist groß in Form. Das
Haus rauscht vor Beifall. Gelächter, Begeisterung und
Applaus. Es wird ein Erfolg ohnegleichen.
Zitatende
Quelle: Goebbels Tagebücher
24. März 1933 |
Göring gab das Ergebnis bekannt,
444 Abgeordnete stimmten für das Gesetz, 97 Abgeordnete, die der
SPD, dagegen.
Hierauf stürmten NSDAP-Abgeordnete nach vorne und stimmten die
Zeilen an:
'Die Fahne
hoch, die Reihen fest geschlossen ...'
Hitler hatte mit dieser Regelung per Gesetz für zunächst vier
folgende Jahre völlig freie Hand.
●
Einschneidende
Maßnahmen folgten:
Pressezensur, das Gewerkschaftseigentum wurde eingezogen, die
Gewerkschaftsführer verhaftet, politische Parteien verboten. Als
'Partei' war nur noch die NSDAP zugelassen.
Am 31. März 1933 wurde dann das Ermächtigungsgesetz vom 24. März
1933 durch das Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem
Reich auch auf die Landesregierungen übertragen.
Schon 1914 gab es
mit dem Kriegsermächtigungsgesetz Regierungen die Möglichkeit,
ohne das Parlament einbezogen zu haben, Gesetze erlassen zu
können.
Diese Regelung von 1914 bedeutete den 'Durchbruch eines neuen
verfassungspolitischen Prinzips von außerordentlicher Tragweite'
für die Weimarer Zeit ab 1919.
Es handelte sich um ein verfassungsbrechendes Gesetz, das der
Verfassung widersprach, aber in Kauf genommen wurde, weil es
unter den Umständen zustande kam, die auch für eine
Verfassungsänderung nötig gewesen wären.
Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland von 1949
macht Ermächtigungsgesetze unmöglich.
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Zitat
"Der
physische Druck auf die Abgeordneten war erheblich"
22.03.2013 · 08:10 Uhr
Historiker
erklärt die Zustimmung zu Hitlers Ermächtigungsgesetz
vor 80 Jahren
Andreas Wirsching im Gespräch mit Christoph Heinemann
Am 24. März
1933 stimmte der Reichstag dem Ermächtigungsgesetz zu,
das der NS-Regierung erlaubte, ohne Zustimmung des
Reichstags Gesetze zu erlassen. Bei diesem Ja zur
rechtlichen Grundlage der Hitlerdiktatur spielte auch
die Angst der Abgeordneten vor der anwesenden SA eine
Rolle, erklärt der Direktor des Instituts für
Zeitgeschichte in München, Andreas Wirsching.
Zitatende
Quelle.
http://www.dradio.de/ |
Arturo Toscanini
... am 25. März 1867 geboren
Nach einem Cello-Studium und Einsatz im Orchester während einer
Süd-Amerika-Tournee wurde er als 19-Jähriger überraschend
gebeten, für den erkrankten Dirigenten einzuspringen und eine
Vorstellung der 'Aida' zu dirigieren.
Nach der Rückkehr nach Italien widmete er sich dem Ausbau seiner
Dirigier-Erfahrungen während mehrerer Theater-Spielzeiten.
In Mailands Teatro Dal Verme dirigierte er 1892 die Uraufführung
von Leoncavallos 'Pagliacci'.
Drei Jahre später wurde er zum künstlerischen Leiter des Teatro
Regio in Turin ernannt, wo er die Uraufführung von Puccinis ’La
Boheme’, die erste italienische Aufführung von Wagners
'Götterdämmerung' und die erste lokale Aufführung von 'Tristan
und Isolde' dirigierte.
An der Mailänder Scala, an der er von 1898 bis 1903 und von 1906
bis 1908 engagiert war, leitete er die ersten italienischen
Aufführungen von Wagners 'Siegfried', Tchaikovskys 'Eugene
Onegin', Strauss’ 'Salome', Debussys 'Pelléas et Mélisande'.
Er begann sein Engagement in Mailand mit 'Meistersinger' und
wurde von der Öffentlichkeit attackiert, als habe man nicht
genügend Opern in Italien, die man zu einem solchen Anlass
aufführen könne. Mascagni, Puccini kritisierten dieses
Wagner-Programm - Heinrich Porges dagegen fand die Wiedergabe
zwar von jugendlichen Unarten durchsetzt, aber mit optimaler
Ausschöpfung der Details.
Eugen d'Albert - auch bei der Meistersinger-Vorstellung an der
Scala zugegen, meinte, Toscanini habe das Werk zu geschwind
durchlaufen lassen.
Das Publikum war begeistert und forderte Dacapos für die
Stolzing-Arien.
1899 besuchte Toscanini die Bayreuther Festspiele und erlebte
dort die 'Meistersinger' unter Hans Richter. Mit dem auch
anwesenden Edward Elgar diskutierte man Fragen der Werktreue -
er habe eingesehen, dass seine bisherigen Dirigate der Werke
Wagners unter zu geringer innerer Beteiligung gelitten hätten.
Schon in der Mitte der 20-er Jahre war Toscanini mit dem
Faschismus in Italien konfrontiert worden - er verließ Italien
und wurde Leiter des New Yorker Philharmonic Orchestra, reiste
mit dem Orchester und wurde wegen der Qualität seiner Dirigate
gerühmt.
1929 gab er einen Empfang im Adlon, zu dem tout Berlin von
Eleonora von Mendelssohn, der Tochter es Bankiers Robert von
Mendelssohn, eingeladen worden war - ausdrücklich unerwünscht
waren Personen, die dem Dirigenten Furtwängler nahe standen.
Dieser hatte Toscanini einen 'Pedanten' und 'Schulmeister'
genannt.
Als Furtwängler die stellvertretende Leitung der
Reichsmusikkammer niederlegte und ernsthaft erwog, in die USA zu
gehen, widersetzte sich Toscanini diesem Gedanken, als er drohte
New York zu verlassen, wenn Furtwängler als ein den
Nationalsozialisten Nahestehender nach Amerika käme.
1930 leitete er die Vorstellungen von 'Tristan und Isolde' mit
Lauritz Melchior, Nanny Larsen-Todsen, Alexander Kipnis, Rudolf
Bockelmann bei den Bayreuther Festspielen.
Damals war man in Bayreuth noch verbunden mit der Zeit, die von
Richard Wagner herüberreichte, gerade weil am 1. April 1930
Cosima Wagner hochbetagt und am 4. August 1930 der Sohn
Siegfried in der Wagnerstadt gestorben war - letzterer mitten
während der Festspiele.
Es gab am 8. August um 19.30 Uhr eine Trauerfeier im
Festspielhaus, in der Reihenfolge der Programmpunkte erlebten
die Trauergäste das 'Siegfriedidyll' unter der Leitung von
Arturo Toscanini, Gedenkworte, gesprochen von Kammersänger Carl
Braun, das Vorspiel zu 'Der Friedensengel', das Zwischenspiel
aus 'Der Heidenkönig' beides Werke von Siegfried Wagner gespielt
vom Festspielorchester unter der Leitung von Karl Elmendorff und
abschließend den Trauermarsch aus der 'Götterdämmerung' unter
der musikalischen Leitung von Dr. Karl Muck.
Und Muck duldete als musikalische Bayreuther Institution keinen
Dirigenten neben sich. Doch 1929 bat Siegfried Wagner Arturo
Toscanini in Bayreuth zu dirigieren - den neuen 'Tannhäuser' und
eventuell den 'Tristan'.
Und der sagte zu, zum Entsetzten von Karl Muck.
Toscanini dirigierte den 'Tristan' mit italienischer
Inspiration, nahm ihm so die Schwere - der 'Tannhäuser' gelang
auch durch die publikumswirksame Inszenierung von Siegfried
Wagner. Es war seine letzte.
1931 - Muck hatte abgesagt - Furtwängler dirigierte trotz der
Aversionen Toscaninis in Bayreuth - allerdings plante Toscanini,
den Vertrag deswegen zurückzugeben.
Winifred Wagner überredete ihn, doch zu kommen - die Saison
wurde aber vom Engagement Heinz Tietjens belastet, den der
Dirigent mit italienischen Schimpfworten belegte, weil der
überall - ohne eine verbriefte Order zu haben - herumschnüffle.
Nach Hitlers Machtübernahme kam Arturo Toscanini nicht mehr nach
Bayreuth, wo er auch 'Parsifal' dirigieren sollte. Er sagte
Hitler in einem persönlichen Schreiben ab. Statt seiner trat
Richard Strauss ans Pult.
Er dirigierte auch bei den Salzburger Festspielen. Als sich der
Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich abzeichnete,
beendete er die Mitarbeit dort.
Tennessee Williams
... am 26. März 1911 geboren
Er stammte aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, Vater reisender
Schuhverkäufer, lebte in der Kindheit sorgenfrei unter dem
Einfluss von Großeltern und Eltern anfänglich in
Columbus/Mississippi, dann in St. Louis/Missouri, als
Heranwachsender sieht er die Probleme in der eigenen Familie mit
Krankheit und Degeneration und er lernt den Unterschied zwischen
arm und reich in seiner unmittelbaren Umgebung kennen.
Um sein Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet er in einer
Schuhfabrik, beginnt aber schon früh zu schreiben. Er studiert
Publizistik und Theaterwissenschaften von 1929 bis 1932 an der
Columbia Universität Missouri und Washington University, St.
Louis.
In dieser Zeit wurde er sich seiner homosexuellen Neigungen
bewusst.
Seine erste sexuelle Affäre mit einem Mann hatte er in
Provincetown, Massachusetts und mit einer Tänzerin namens Kip
Kiernan.
Er trug ein Foto von dieser Frau für viele Jahre in seiner
Brieftasche, versuchte seine Neigungen gegenüber sich selber und
nach außen hin zu kaschieren.
Als homosexuell geouted wurde Williams von Louis Kronenberger in
einem Time Magazine in den 1950er Jahren.
Während seiner Zeit in New Orleans traf Williams Frank Merlo und
verliebte sich in ihn, einen in der zweiten Generation
sizilianischen Amerikaner, der in der US Navy im Zweiten
Weltkrieg gedient hatte. Dies war seine einzige dauerhafte
Beziehung, die von 1947 bis 1962 dauerte. In dieser Zeit der
Stabilität schuf Williams seine wichtigsten Werke.
Die persönliche Veranlagung wie auch die Einflüsse seiner
Umgebung übertrugen sich auf seine Werke. Elia Kazan sagte
später:
Alles in seinem Leben ist in seinen Stücken, und alles in seinen
Stücken ist in seinem Leben.'
Er besuchte in New York den Dramatic Workshop von Erwin Piscator.
Zu den Mitarbeitern des Workshops gehörten u. a. Carl Zuckmayer,
Stella Adler, Lee Strasberg, Hans José Rehfisch, Kurt Pinthus,
Hanns Eisler, Erich Leinsdorf, George Szell und Jascha
Horenstein.
Bekannte Studenten der Einrichtung waren neben Tennessee
Williams, Judith Malina, Gene Saks, Marlon Brando, Elaine
Stritch, Harry Guardino, Tony Curtis, Harry Belafonte, Bea
Arthur, Michael V. Gazzo, Walter Matthau, Ben Gazzara, Shelley
Winters und Rod Steiger.
Der erste große schriftstellerische Erfolg als Dramatiker
stellte sich 1940 mit der 'Glasmenagerie' ein.
Zwischen 1948 und 1959 wurden sieben seiner Stücke am Broadway
aufgeführt:
Sommer und Rauch (1948), Die tätowierte Rose (1951), Camino Real
(1953), Die Katze auf dem heißen Blechdach (1955), Orpheus
Descending (1957), Garden District (1958) und Süßer Vogel Jugend
(1959)
Bis 1959 erhielt er zwei Pulitzer Preise, drei New York Drama
Critics' Circle Awards, drei Donaldson Awards und einen Tony
Award .
Hinzu kamen neben anderen Schriften und Dichtungen 1958
'Plötzlich letzten Sommer', 1959: 'Period of Adjustment', 1961:
'Die Nacht des Leguan', 1963: 'The Milk Train Doesn't Stop Here
Anymore' (Filmadaption: Brandung, 1968)
https://www.zeit.de/2011/12/Tennessee-Williams-New-Orleans/seite-2
Mies van der Rohe
... am 27. März
1886 geboren
Als Sohn von
einem Aachener Steinmetz kam er schon in der Kindheit mit der
Gestaltung von Gewerken in Berührung, sein Zeichentalent wurde
früh erkannt.
Es führte ihn über ein Architekturbüro in Aachen nach Berlin, wo
er das Ehepaar Riehl kennenlernte, das ein Einfamilienhaus mit
einem jungen zu fördernden Talent bauen wollte.
Ludwig Mies erhielt den Auftrag und baute 1907 als 21-Jähringer
das sogenannte Haus über dem See in Potsdam-Babelsberg.
Foto: Wikipedia
Er wechselte ins Büro von Peter Behrens, in
dem auch Walter Gropius tätig war. Der schickte ihn als
Bauleiter nach St. Petersburg, die Erstellung der Deutschen
Botschaft dort zu überwachen.
Die nächsten Projekte, die er in eigener Regie durchführen
konnte, waren Wohnhäuser in Zehlendorf, Gebäude in Krefeld für
die Vereinigten Seidenwebereien, das Wohnhaus Tugendhat in Brünn
- alle von der Öffentlichkeit positiv beurteilt.
Foto: Wikipedia
Auch die Nazis fanden anfänglich Gefallen an
seiner Arbeit und Ludwig Mies van der Rohe sah sich der neuen
Regierung positiv gegenüber:
- Eintritt in die Reichskulturkammer 1934,
- Unterzeichnung des Aufrufs der Kulturschaffenden zur
Unterstützung für Adolf Hitler
im Völkischen Beobachter 18. August 1934, was zu einer heftigen
Kontroverse
zwischen Goebbels und Rosenberg führte, man könne nicht Barlach Nolde
und Ludwig
Mies van der Rohe' als gerade bekämpfte Kulturbolschewisten bitten, für
Hitler einzu-
treten.
- Eintritt in die NS-Wohlfahrt 1934,
- Teilnahme an der Ausstellung Deutsches Volk - Deutsche Arbeit
1934,
- Entwurf für den deutschen Beitrag zur Weltausstellung in
Brüssel, 1934.
Dennoch geriet er immer mehr ins Abseits und so nahm er 1935 ein
Angebot für einen Lehrstuhl für Entwerfen an der Harvard
University in Boston und einen für die Leitung der
Architekturabteilung am 'Armour Institute' in Chicago an.
Hitler und Goebbels waren nicht gewillt, von ihrem Vorhaben des
unerbittlichen Säuberungskrieges gegen die letzten Elemente der
Kulturzersetzung abzurücken.
Als daher Mies von der Rohe 1938 - im Rahmen der Aktion
'Entartete Kunst' - wie auch Ernst Ludwig Kirchner, Max
Pechstein, Oskar Kokoschka der Austritt aus der Preußischen
Akademie der Künste nahegelegt wurde, übersiedelte er in die
USA, wurde 1944 amerikanischer Staatsbürger und errichtete
architektonisch herausragende Bauten.
Foto: Wikipedia
Nach dem Krieg beauftragte ihn der Senat von Berlin, die Neue
Nationalgalerie in der Nähe von Scharouns Philharmonie zu
erbauen.
Hierfür kam er aus Amerika mehrfach an die Baustelle, um sich
über den Baufortschritt zu informieren.
Foto:
Wikipedia
Boleslaw Barlog
... am 28.
März 1906 geboren
Als Sohn eines Breslauer Rechtsanwalts kam er mit der Familie
nach Berlin und fand sehr schnell nach einer Lehre als
Buchhändler zum Theater - als Regieassistent, der damals
üblichen Art, sich bei der Bühne einzuarbeiten.
Barlog war nach der Machtübernahme aus der Berliner Volksbühne
ausgeschieden, konnte aber beim Film Arbeit finden und sich in
dieses Metier einarbeiten.
Nach 1945 ging es ihm um den Wiederaufbau einer Berliner
Theaterlandschaft, er übernahm das Schlossparktheater in
Steglitz und später das Schillertheater als ein Teil der
Staatlichen Schauspielbühnen Berlins, dessen Generalintendant er
1951 wurde. Erst 1972 gab der diese Position auf.
Neben Schauspielinszenierungen war Boleslaw Barlog auch an der
Deutschen Oper Berlin als Regisseur tätig mit und es entstanden
unter seiner Leitung:
- 1963 LA BOHÈME,
- 1968 DER WILDSCHÜTZ,
- 1969 TOSCA,
- 1971 MANON LESCAUT,
- 1974 EUGEN ONEGIN und
- 1980 DON PASQUALE
Noch zur Zeit der Kirsten Harms standen Arbeiten von Boleslaw
Barlog auf der Bühne der DOB und er selber wurde auf der damals
aktuellen Liste als Mitglied des Ensembles geführt:
Uraufführung von
'Rusalka'
... am 31. März
1901
Nach der Uraufführung in Prag kam die Oper des
Nationalkomponisten Antonin Dvorak sehr schnell auf die Bühnen
des Böhmischen Teils der Österreich-Ungarischen Monarchie.
Das Ausland zögerte, waren doch der Stoff schon vorher von
E.T.A. Hoffmann mit seiner 'Undine' - Libretto von de la Motte
Fouqués - 1816 und von Lortzing in seiner 'Undine' 1845 vertont
worden.
1908 wurde das Werk in Laibach gespielt, 1929 folgte eine
deutschsprachige Aufführung in Stuttgart.
Dvorak hatte den bösen Menschen die guten Naturgeister des
Wassers gegenübergestellt.
Heutige Meister des deutschen Trash-Theaters bemächtigten sich
des Werkes und lassen in obskursten Bühneneinrichtungen und
Kostümen spielen.
Meist haben diese Inszenierungen eine soziopolitische Basis,
deren Konzept dann mit dem Publikum bei einer Tasse Tee
ausdiskutiert werden solle.
●
Ein Beispiel für die von der Ehrenvorsitzende des
Richard-Wagner-Vereins Hannover geliebten 'modischen
Inszenierungen' ist die Rusalka in Hannover.
http://www.telezeitung-online.de/
Thema_des_Tages_27._Oktober_2015_'Rusalka'.htm
War es doch sicherlich ganz im Sinne der
ehemaligen externen Lehrbeauftragten der HMTMH, in Personalunion
mit ehemaliger Präsidentin des RW-Vereins International und
Ehrenvorsitzenden des RW-Vereins Hannover, dass hier wieder
einmal eine 'modische Inszenierung' eines musikalischen Werkes
gezeigt wurde.
Es ist für das allgemeine Publikum äußerst bedauerlich, dass die
Nds. Staatoper Hannover dem agierenden Regisseur Dietrich W.
Hilsdorf - woher kommt eigentlich das eingeschobene 'W' im
Namen, das gab's doch früher nicht - offensichtlich kein
Text-Heft der 'Rusalka' zur Verfügung stellen konnte.
So inszenierte er munter drauflos und stellte auf die Bühne, was
ihm so einfiel.
Bei den Endproben bemerkte er dann auch nicht, dass alles, was
da ablief, nichts mit dem zu tun hatte, was der Text auf der
Übertitelungsanlage vorgab.
Leider versäumte es auch Herr Dr. Klügl - als Theaterdirektor
für die Oper zuständig - einzugreifen und diese Übertitel
abzuschalten, denn so wurde auch dem Publikum klar, dass der
Regisseur am Stück - hier 'Übergang von der Märchenoper zum
symbolistischen Musikdrama' hin oder her - vorbei tätig war.
Dadurch wurde alles noch deutlicher, dass die Inszenierung - es
stand zwar ein handwerklich hervorragendes Bühnenbild zur
Verfügung, das im ersten und letzten Teil des Stückes einen
Leichenschauraum mit mehreren herumrollbaren Leichentragen und
einer mitten auf der Bühne positionierten Wendeltreppe mit sie
ummantelnden vertikalen Stäben sah - aber den Text des Werkes
nicht umsetzte.
Neben der Treppe ein Gebäude, das wie ein Eingang zu einer
U-Bahn-Station mit aufgesetzter voll funktionsfähiger Uhr - wie
am Kröpke - aussah.
An dem Zeitmesser ließ sich klar ablesen, dass die Szene an den
Mond um 12 Uhr 15 spielte, um 12 Uhr 20 der Auftritt der Hexe
folgte, um 12 Uhr 25 war Rusalka klar, auf was sie sich einließ.
12 Uhr 30 kam der Prinz, 12 Uhr 40 waren sich die beiden soweit
einig, 12 Uhr 45 konnte nur noch von einer Eheschließung
ausgegangen werden, als um 12 Uhr 47 plötzlich Rusalka das
Gewehr des eben noch die weiße Hirschkuh jagenden Prinzen gegen
ihn erhob, was der mit der unausgesprochenen Warnung: 'Schieß
nicht, ich bin der Tauber' abwenden konnte.
Für den Auftritt im zweiten Teil muss - nach Vorgabe der Hexe -
die Sängerin ihre Stimme verlieren und - falls die ganze Sache
nicht klappt - der Geliebte sterben.
In eben dieser zweiten Abteilung sah man einen - auch wieder von
den Werkstätten hervorragend ausgeführten - umgitterten
Treppenausgang.
Jemand tritt von rechts mit einem riesigen Geweih am Kopf auf
(hat der sich aus Falstaff oder den 'Lustigen Weibern von
Windsor' verirrt?).
Eine Magd schabt Rüben oder sind es Heringe (?) - man bereitet
eine Festivität vor, die sich dann auch in großem Chorauftritt
zeigt.
Da es Rusalka ja
auf Anordnung der Hexe die Stimme verschlägt, ist die Sache dann
leider nicht so geworden, wie die Sopranistin es sich
vorstellte.
Es mischt plötzlich eine schwarz gewandete Dame mit, die sich an
den Prinzen ranschmeißt und die Wassernixe verdrängt. Diese
sieht ihre Felle davon schwimmen und will in ihren Teich, sprich
das Leichenschauhaus, zurück.
Es gelingt durch Umbau auf offener Szene, denn das Bühnenpodium
fährt rauf und runter und schon ist man wieder im Leichenkeller
Nun hat sie aber die Sache ohne die Hexe entschieden, die das
Ende des Prinzen verlangt, damit Rusalka sich wieder frei im
Wasser tummeln kann.
Der Prinz erscheint, aber Rusalka traut sich nicht, mit dem
Messer auf ihn einzustechen, so küsst Rusalka ihn und das reicht
schon, dass sich der Tenor von sich aus entschließt, auf einer
Leichentrage rechts am Bühnenportal zu sterben.
Die Wassernixe Rusalka sitzt auf einem Stuhl in gebührendem
Abstand vom dann toten Prinzen und wartet darauf, dass endlich
vor diesem obskuren Gemache in einem völlig - auf diese Oper
bezogen - inakzeptablen Bühnenbild, der Vorhang fällt.
●
Quintessenz:
Der Einführungsvortrag des Chefdramaturgen führt nur zu
Irritationen.
Erstens kann man die Menge der Worte, ohne die Szene gesehen zu
haben, nicht umsetzen.
Zweitens werden Hinweise auf das Inszenierungskonzept gegeben -
wie die Geschichte des Golem oder den Entdecker der Syphilis -,
die dann nicht erkennbar werden.
Wer die Vorstellung so - in ihrer Verfälschung des Werkes zu
Lasten des Steuerzahlers - und nur mit Lektüre des heimischen
Opernführers vorbereitet, besucht, erlebt sein blaues Wunder.
Nichts stimmt mit dem übertitelten Text überein. Die Sänger
hantieren da auf der Bühne in einer Szenerie, die im ersten und
letzten Teil vielleicht die U-Bahn-Station am Kröpke nach einem
Unfall der U-Bahn, mit abstellten Opfern zeigt, aber nicht die
Oper, deren Text Dvorak vertonte.
So stellt sich die Frage, ist das Irreführung und damit eine
Straftat?
Kalenderblätter April |
Uraufführung von 'Sturm und Drang'
01. April 1777
Friedrich Maximilian Klinger war Sohn eines Bauern im Odenwald, der
durch finanzielle Zuwendungen die Möglichkeit erhielt, das Gymnasium in
Frankfurt am Main zu besuchen und durch Goethe in Gießen
Rechtswissenschaften zu studieren. Dies gab er bald auf, als sich erste
Erfolge als Dramatiker einstellten.
Sein Schauspiel 'Der Wirrwarr' wurde auf Empfehlung von Christoph
Kaufmann - im Umfeld von Johann Kaspar Lavater - in 'Sturm und Drang'
umbenannt.
Kaufmanns Bedeutung liegt so in seiner Funktion als Schrittmacher und
Vorbild dieser literarischen Bewegung des 'Sturm und Drang'.
Mit seinen Werken zählt Klinger zur Epoche der Spätaufklärung, Einflüsse
von Rousseau, Voltaire und Kant sind unverkennbar.
Da sich seine Arbeiten für das Theater finanziell nicht auszahlten,
wurde er Soldat und Leutnant bei Großfürst Paul, dem späteren Zaren Paul
I. in St. Petersburg.
1787 heiratete er die russische Adelige Elizaveta Alekseeva, die Tochter
von Grigorij Orlov, dem Günstling von Zarin Katharina II..
●
Autoren des 'Sturm und
Drang' von etwa 1765 bis 1785 waren vor allem Schubart, Lenz und der
junge Schiller wie der frühe Goethe, letztere entwuchsen aber bald dem
Stil, der durch Ekhof, Dalberg und Schröder auf den Bühnen der
herzoglichen Theater in Gotha - bis zum Tode Ekhofs - in Mannheim bis
zur Übersiedlung des Theaters nach München und Dalbergs Aufgabe der
Intendanz - aber weiter in Weimar unter Goethe gepflegt wurde.
Schröders körperliche Leichtigkeit des Spiels - er hielt sich nach einer
Ausbildung bei Finsinger für den geborenen Tänzer - Ekhofs überlegene
geistige Durchdringung der Rollen formten mit den Stücken der Zeit, der
'Stella', dem 'Götz', 'Clavigo, dem 'Hofmeister', 'Julius von Tarent'
und weiter 'Räuber', 'Kabale', 'Fiesco' und 'Karlos' einen
Darstellungsstil, der besonders unter Dalberg und mit Iffland dem
Publikum vorgestellt wurde.
Im Almanach für Theaterfreunde, Berlin 1807 hebt Iffland die Entwicklung
hervor, als Ekhof kraftlos wurde, begann Schröders große Zeit. Er
spielte groß ausgreifend, mit Mut und Riesenstärke, räumte beiseite, was
ihn bremste.
Man spielte nach ihm die sich durch die neue Literatur anbietenden
Rollen raumgreifend, ungehemmt, so dass das Publikum mitgerissen wurde.
Symptomatisch hierfür die Reaktion der Menschen im Zuschauerraum bei der
Uraufführung der 'Räuber' in Mannheim.
Rudolf Bockelmann
... am 02. April 1892 geboren
Er stand auf der Liste der Gottbegnadeten, war also vom Kriegsdienst
auch an der Heimatfront entbunden.
Sohn eines Dorfschullehrers in der Lüneburger Heide machte er eine
Ausbildung zum Schulmusiker und wandte sich dann intensiv der Ausbildung
seiner Stimme zu.
Mit 28 Jahren sang er zum ersten Mal in Celle, ging dann nach Leipzig
und an die Berliner Lindenoper.
In Bayreuth sang er sein
Fach - Wotan, Wanderer und - wie schon 1928 - den Kurwenal. Diesmal
allerdings unter Toscanini.
Melchior war dabei als Tristan, Larsén-Todsen die Isolde, Anny Helm die
Brangäne und Alexander Kipnis war König Marke.
Toscanini ließ sich am
Klavier nieder und begann ohne Umschweife die Probe.
Pünktlich und gut studiert
musste man sein, er gab Kommandos, was Kipnis nicht schätzte und da er
die italienische Sprache gut beherrschte, gab es heftige Debatten
zwischen dem Sänger und dem Dirigenten.
Auch dass Toscanini mehr
Verismo für die 'Handlung' forderte, gefiel Kipnis nicht, er ging
während der Proben nicht auf den Dirigenten ein - erst bei der ersten
Aufführung spielte er den Marke so wie Toscanini es sich vorgestellt
hatte und zwar schon so überzogen, dass er gebremst werden musste.
Bockelmann war einer der
Sänger der Nazi-Zeit - zu Gast bei Hitler, Goebbels,
1937 Beitritt in die NSDAP, Obmann der Reichstheaterkammer an der
Staatsoper,
1942 Lehrer an der Reichshochschule für Musik in Salzburg,
1944 Gastspiel in Krakau und Empfang bei Mitarbeitern der Hauptabteilung
Propaganda -
dann nach dem Krieg, Gesangslehrer in Hamburg und in Dresden.
Richard Fall
... am 3. April 1882 geboren
Als Bruder von Leo und Siegfried Fall war
er - wie schon der Vater Moritz - als Komponist und Dirigent tätig.
Bruder Leo 1873 in Olmütz geboren, war
der Erfolgreichste.
Werke wie 'Die Dollarprinzessin', 'Der
fidele Bauer', Der liebe Augustin', 'Die Rose von Stambul', 'Madame
Pompadour' machten ihn zu einem, der 'die Charts' bis in die 20-er Jahre
anführte.
Er hatte 'das Glück' schon 1925 eines
natürlichen Todes zu sterben, so blieb ihm als Jude das Schicksal seiner
Brüder erspart.
Richard und Siegfried Fall emigrierten
1938 nach dem Anschluss Österreichs nach Frankreich, lebten dort einige
Zeit im Untergrund, wurden aber verhaftet und ins KZ verlegt.
Richard Fall wurde am 20.11.1943 nach
Auschwitz deportiert und noch 1945 - kurz vor der Befreiung des Lagers -
ermordet.
Nur wenige seiner Kompositionen wie:
'Was machst du mit
dem Knie lieber Hans?'
'Wo sind deine Haare,
August?'
sind in Erinnerung geblieben.
Deutsche Christen
... 04. April 1933
Mit Unterstützung
durch die NSDAP gewannen die Deutsche Christen - eine Gruppierung
innerhalb der evangelischen Kirche - Wahlen für Führungspositionen in
verschiedenen Landeskirchen.
Es wurde von ihnen
eine straff geführte Reichskirche gefordert, die Grundzüge der Nazis
nach völkischem, nationalistischem und rassistischem Gedankengut
verfolgend - Juden durften nicht in die Deutschen Christen aufgenommen
werden.
Schon in den
1880-er Jahren wurde eine arteigene Volksreligion in Form einer
Germanisierung des Christentums gefordert, denn schließlich stamme Jesus
von deutschen Söldnern im römischen Heer ab. Seine Verkündigungen seien
von deutschem Gedankengut durchdrungen.
Houston Stewart
Chamberlain war einer der Verfechter dieser antisemitischen Ideen.
Auch Hans Freiherr
von Wolzogen beteiligte sich als er 1917 zum 400-jährigen Jubiläum mit
anderen 95 Thesen zum Deutschchristentum auf evangelischer Grundlage
herausgab.
Chamberlain und
Wolzogen lebten in Bayreuth und waren durchdrungen vom Leben und Denken
Richard Wagners.
Ersterer war mit
Eva von Bülow, Cosimas Tochter aus der Ehe mit Hans von Bülow,
verheiratet, letzterer gab die 'Bayreuther Blätter' auf Anregung Richard
Wagner heraus und schrieb das Buch 'Deutscher Jesusglaube' - Verlag
Deutsche Christen, Weimar 1938.
Herbert von Karajan
... am 5. April
1908 geboren
Er dirigierte 1939
an der Staatsoper in Berlin 'Meistersinger' und gab falsche Einsätze, so
dass die Vorstellung mit dem Fallen des Vorhanges unterbrochen werden
musste.
Hitler wollte
daraufhin nicht, dass Karajan je in Bayreuth dirigieren dürfe.
Es kam anders,
denn HvK stand spät erst 1951 aber doch am Pult dort, in diesem
Festspielhaus.
Bereits 1933
stellte HvK bei der Ortsgruppe Salzburg den Antrag auf Mitgliedschaft in
der NSDAP, da diese aber in Österreich verboten war, er aber in Salzburg
und Wien dirigieren wollte, ruhte der Beitritt und wurde erst 1939 unter
der Mitgliednummer 3.430.914 reaktiviert.
Die Zeit nach dem
30. Januar 1933 brachte HvK die Möglichkeit, bei offiziellen Anlässen
aufzutreten, so 1935 als er am 20. April eine Vorstellung des
'Tannhäuser' zur Ehren des Führer-Geburtstages leitete wie am 30.4.1935
einen Opernabend für die Organisation 'Kraft durch Freude'.
1935 wurde unter seiner Leitung,
anlässlich des Kreisparteitages, die 'Feier der neuen Front', komponiert
von Richard Trunk, dem Präsidenten der Staatlichen Akademie der Tonkunst
München mit Texten von Baldur von Schirach, aufgeführt.
Am 1. Dezember 1940 trat Karajan im
'Wunschkonzert für die Wehrmacht' auf. Die Einrichtung, die über alle
Sender im Reichsgebiet zweimal wöchentlich ausgestrahlt wurde, war ein
populäres Format, das die Bindung von Front und Heimat herstellen
sollte.
Goebbels ließ sich hier nicht auf
Zufälligkeiten ein, alles war genauestens geplant, was über den Sender
ging, der Reichpropagandaminister schaltete sich in die Vorbereitungen
ein, damit das Ziel einer Ablenkung der Bevölkerung vom Kriegsalltag
erreicht werden konnte.
Kurz vor Weihnachten 1940 habe es Krach zwischen Furtwängler und Karajan
gegeben, der lasse sich zu sehr von der Presse anhimmeln.
Da habe Furtwängler recht, immerhin sei
der eine Weltgröße.
'Ich stelle das ab!' - so Goebbels am 22.
Dezember 1940 in seinem Tagebuch.
Magda Goebbels soll kein Auftreten vom
'Wunder Karajan' versäumt haben.
Für die
Wehrmacht war Karajan in besetzten Gebieten am Pult eines Orchesters,
z.B. in Paris 1940 bzw. 1944 - der Einsatz bei der Truppe blieb ihm
erspart, da er auf der Gottbegnadetenliste stand.
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Zitat
Der
Berliner Musikwissenschaftler und Kritiker Erwin Kroll hat das
Faszinierende in der Erscheinung und Dirigierkunst Herbert von
Karajans definiert als ‚einen musikalischen Eroberungsgeist,
der, unbelastet von Tradition, auf eine Hörerschaft wirkt … der
von sich und dem Publikum das Höchste verlangt, und zumeist mit
geschlossenen Augen, inspiriert von der Vision des ‚Ganzen
dirigiert … Er ist ein Fanatiker des Probens … er ist ein
Meister der raffiniert vorbereiteten Steigerungen, atemlos
spannenden Verzögerungen und Pausen … alles in allem ein Magier
des Orchesterklanges.‘
Zitatende
Quelle: Werner Otto – Die Lindenoper –
Henschelverlag Berlin – 1985 – Seite 300 |
Henze's 'Der junge Lord'...
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...
am 07. April 1965 uraufgeführt
Gustav Rudolf Sellner inszenierte das Auftragswerk der Deutsche
Oper Berlin an diesem Hause, unter der musikalischen Leitung von
Christoph von Dohnanyi.
Eine
Idee nach Wilhelm Hauffs Parabel aus 'Der Scheich von Alexandria
und seine Sklaven' - von Ingeborg Bachmann zum Libretto
verarbeitet, zeigt eine Situation Deutschland im Biedermeier.
Die Gesellschaft in Hülstdorf-Gotha achtet auf Einhaltung
strenger Normen und sehnt sich nach dem Durchbrechen dieser
Regelungen.
Sie versagt sich der Ratio und fällt so auf die grotesken
Machenschaften von Sir Edgar und seinem Neffen, dem Lord Barrat,
herein.
Eine große komische Oper, die von vielen Bühnen nachgespielt
wurde, da sie auch darstellerisch viele Möglichkeiten bietet, an
erster Stelle natürlich für den Sänger des Barrat.
In Berlin ragte Loren Driscoll aus dem Ensemble heraus - er, ein
ehemaliger Cowboy - kam 1962 an die DOB, damals noch im Theater
des Westens, Kantstraße 12.
Über 25 Jahre war er Mitglied des Hauses, das damals noch über
ein funktionierendes ständiges Ensemble - nach Fächern
gegliedert - verfügte. Er starb 45 Jahre und einen Tag nach der
Uraufführung von 'Der junge Lord' in Berlin.
Den Wilhelm sag Donald Grobe, auch ein amerikanischer Tenor, der
nach Krefeld kam, wo er die Planstelle von Hendrikus Rootering,
dem Vater von Jan-Hendrik Rootering, übernahm.
Er sang Nemorino, Tom Rakewell bis zum Carlos - ging nach
Hannover und dann auch an die Deutsche Oper Berlin.
Bei der Eröffnungsvorstellung des 'Don Giovanni' im neuen Haus
in der Bismarckstraße sang er den Ottavio.
http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/art/Wolfgang-Amadeus-Mozart-1756-1791-
Don-Giovanni/hnum/9808278
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'Alldeutscher'
... am 09. April 1891
gegründet
Allgemeiner Deutscher Verband
war zunächst der Name eines aus dem Adel sowie dem gehobenen Besitz- und
Bildungsbürgertum entstandenen Zusammenschlusses von Bürgern, die sich
für Ausweitung deutschen Einflusses und Lebensraums entschieden für eine
imperialistische Kolonialpolitik und einen verstärkten Flottenaufbau
einsetzten.
Besonders aktiv war hier
Alfred Hugenberg, der später die UFA übernahm und sanierte, den Scherl
Verlag dann aber an die Nazis abgeben musste.
Die antisemitische Propaganda,
bereits in Österreich durch den Wiener Bürgermeister Lueger ausgeprägt,
fand auch in Deutschland ihren Widerhall
Besonders deutsche
Großmannssucht zeigte sich in diesen Jahren, stark ins Denken
eingebracht, hierzu kam der Kampf gegen die Sozialdemokratie und für die
deutsche Kolonialpolitik
Schon 1883 war im Bereich des
heutigen Namibia die deutsche Kolonie Süd-West gegründet worden, deren
Reste noch heute in Lüderitz mit der gleichnamigen Bucht erkennbar sind
Die ca. 40.000 Mitglieder des
Verbandes entfalteten mit der Publikation der 'Alldeutschen Blätter'
eine starke nationalistische und antiliberale Propaganda, so dass sie
noch vor der Machtübernahme durch die Nazis heftig gegen die Weimarer
Republik agitieren konnten.
Volksabstimmung zum
Anschluss Österreichs
... am 10. April
1938
Hitler brauchte
zusätzlich eine Bestätigung für seine Anschlussbestrebungen, die am 15.
März 1938 mit seiner Rede vom Balkon der Burg in Wien und der
'lautstarke' Zustimmung der Wiener schon seinen Abschluss gefunden
hatten.
Daher wurde am 10.
April 1938 eine Volksabstimmung in Deutschland und Österreich
durchgeführt, die mit nahezu 100-prozentiger Zustimmung für den
Zusammenschluss der Länder endete.
Das nun so
genannte 'Großdeutsche Reich' führte die Bürger aus der Beklemmung eines
verlorenen Weltkrieges zurück zu einer neuen Selbstverständlichkeit.
Da war einer, der
nach der Meinung vieler Bürger, den Makel abstreifte und etwas
imaginäres Großes den verletzten, gedemütigten Menschen im Bereich des
deutschsprachigen Raumes - außer der Schweiz natürlich - vermittelte.
'Lumpazi Vagabundus'
... am
11. April 1833 uraufgeführt
Johann Nestroy,
der mit Ferdinand Raimund zu den populärsten österreichischen
Theaterdichtern gehörte, musste sich mit seinen satirischen und
zynischen Texten der Zensur beugen.
Die
Wiederherstellung alter Zustände d.h. der Regeln vor der Revolution und
vor Napoleon, schränkte die Vielfalt der Künste ein. Im Biedermeier
zogen sich die Menschen zurück, um nicht mit dem Staat in Konflikt zu
geraten.
Gerade diese
Haltung griff Nestroy in seinen Werken auf.
Offenbach
arbeitete ähnlich.
Vaudeville war
auch für ihn die Möglichkeit Text und Musik in eine Einheit zu bringen
und die Zeichen seiner Zeit dem Publikum vorzuhalten.
Eine der
fulminantesten "Der böse Geist Lumpazivagabundus oder das liederliche
Kleeblatt" - Produktionen fand vor internationalem Publikum anlässlich
der Salzburger Festspiele 1962 statt.
Gespielt haben
damals u.a. Elfriede Ott, Lotte Ledl, Attila Hörbiger, Willy
Trenk-Trebitsch, Walter Reyer und die unvergessene Ljuba Welitsch als
Gräfin Palpiti.
Alexander Ostrowskij
... am 12. April 1823 geboren
Er war einer der
meist gespielten russischen Dramatiker im 19. Jahrhundert. Anfängliches
Jura-Studium gab er auf und widmete sich dem Schreiben von
Theaterstücken, obwohl er mit seinen zeitkritischen Texten bei der
konservativen Zensur auffiel.
Er stand unter dem
Einfluss von Gogol und war Bindeglied zu Tschechow. Er sah nicht das
romantische Russland, sondern setzte sich auf zynische Weise mit seiner
Gegenwart auseinander, er beschrieb das korrupte Beamtentum, gerissene
Kaufleute, hemmungslosen Adel und den aufstrebenden Kapitalismus.
Auch bei ihm steht
die Situation der Menschen im 19. Jahrhundert im Mittelpunkt des
Wirkens. Seine armselige Kindheit und Jugend, die Versklavung der
Bevölkerung und besonders der Frau - unterdrückt, vornehmlich in der
Provinz.
Besondern Anklang
fanden die Stücke Ostrowskijs bei bulgarischen Theatern, da seine Stücke
mit dem Thema Protest gegen die Vernichtung des Menschen durch den
Kapitalismus in Russland der sechziger und siebziger Jahre des 19.
Jahrhunderts auch aktuell in Bulgarien war.
Sein Stück 'Ein
einträglicher Posten' fand besonders Anklang, attackierte es doch die
korrupte Landesregierung - der Erfolg: es wurde nach nur wenigen
Vorstellungen verboten.
'Nathan der Weise'
... am 14.
April 1783 uraufgeführt
Zwei Jahre nach
dem Tod von Gotthold Ephraim Lessing wurde sein Werk mit dem
Nebeneinander der verschiedenen Völker und Religionen in Berlin gezeigt.
Lessing gilt als
Erneuerer des deutschen Schauspiels. Er wollte den Menschen mittels des
Schauspiels die Aufklärung und damit ein Leben, geleitet durch Vernunft,
nahebringen.
Noch heute stehen
seine Schauspiele wie 'Minna von Barnhelm' oder 'Emilia Galotti' auf den
Spielplänen der Theater.
Alle großen
Regisseure und Darsteller waren und sind vertreten Lessing's Werke zu
zeigen.
1945 war Paul
Wegener der Nathan,
1954 Ernst
Deutsch,
1981 Traugott
Buhre - verfilmt wurde es bereits
1922 mit Werner
Krauß in der Titelrolle.
'Katharina I.'
... am
15. April 1684 geboren
Der Große Kurfürst
gründete in diesem Jahr den Kurbrandenburgischen Flottenverband, mit
Hilfe dessen er den Grundstein für die spätere Preußische Marine legte,
die bis in den Ersten Weltkrieg zum 'Krieg spielen' verwendet wurde.
Ein Jahr später
hob Ludwig XIV. das Edikt von Nantes auf, Friedrich Wilhelm I. holte aus
Frankreich flüchtende Hugenotten nach Brandenburg, die eine Belebung der
Wirtschaft nach der Pest und dem Dreißigjährigen Krieg ermöglichten.
Katharina war die
Tochter eines Bauern aus Litauen und brachte genetisch alles mit, um
eine der einflussreichsten Frauen der Weltgeschichte zu werden.
Als Mätresse von
Zar Peter I. begann sie, 1712 wurde sie offiziell seine Ehefrau, gebar
ihm neun Kinder, von denen nur zwei am Leben blieben.
Als Zar Peter I.
1725 starb, übernahm sie als Katharina I. die Regierungsgeschäfte,
allerdings wurde sie von Alexander Meschnikow 'geleitet'.
1727 - zwei Jahre
nach dem Tod von Peter I. - starb sie. Nachfolger wurde Peter II., der
bereits 1730 ohne Nachfolger starb, womit die Linie der Romanows endete.
1725 schon hatte
Katharina I. ihre Tochter Anna Petrowna mit Herzog Karl Friedrich von
Schleswig-Holstein-Gottorf verheiratet.
Der Sohn aus
dieser Ehe war der spätere Zar Peter III., den seine Tante, Kaiserin
Elisabeth, die keine eigenen Kinder hatte, am 18. November 1742 zum
russischen Thronfolger ernannte.
In die Ehe
gezwungen wurde dieser 1745 mit Prinzessin Sophie Auguste von
Anhalt-Zerbst-Dornburg.
Und diese Frau nun
ließ 1762 unmittelbar nach dem Tod der Kaiserin Elisabeth I. und seiner
Thronerhebung im gleichen Jahr, ihren Mann, Peter III., 1762 umbringen,
um von da an als Katharina II. - 'die Große' - bis 1792 die russische
Alleinherrscherin zu sein.
Ernst Thälmann
... am 16.
April 1886 geboren
Er war Mitglied
des Reichstages während der Zeit der Weimarer Republik und Vorsitzender
der Kommunistischen Partei Deutschlands.
Als die NSDAP am
30. Januar 1933 die Macht übernahm, schlug Thälmann der SPD einen
Generalstreik vor, um Hitler zu stürzen, doch dazu kam es nicht mehr.
Auf einem von
Herbert Wehner vorbereiteten Treffen sprach Thälmann am 7. Februar 1933
zum letzten Mal vor leitenden KPD-Funktionären zu den bevorstehenden
Reichstagswahlen und bekräftigte die Notwendigkeit eines gewaltsamen
Sturzes Hitlers durch das Zusammengehen aller linken und liberalen
Parteien.
Am 3. März 1933,
zwei Tage vor den Wahlen in Deutschland, wurde er in isolierte
Schutzhaft genommen und 1937 in das Gerichtsgefängnis Hannover
überführt.
Obwohl sich 1939
die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland durch den
Hitler-Stalin-Pakt verbessert hatten, setzten sich die Russen nicht für
Thälmann ein. Dies gilt ebenfalls für Walter Ulbricht, der Möglichkeiten
über Stalin gehabt hätte.
Im August
1944 wurde Thälmann von Bautzen ins KZ nach Buchenwald gebracht, dort
erschossen und gleich verbrannt, um alle Spuren zu beseitigen.
Thornton Wilder
... am 17.
April 1897 geboren
Als Sohn eines
Diplomaten lebte er in Asien, Europa und den USA - geriet in eine
Isolation, da ihn seine Mit-Schüler in seinem Umfeld als
überqualifiziert und nicht als einen der ihren anerkannten, so zog er
sich in Bibliotheken zurück und begann früh, zu schreiben.
Mit der 'The
Bridge of San Luis Rey' gewann er bereits 1928 den ersten Pulitzer
Preis.
Den zweiten
erhielt er 1938 für 'Unsere kleine Stadt'.
'Das lange
Weihnachtsmahl' kam 1931 heraus, Köln spielte es 1953 und Hindemith
vertonte den Stoff mit der Uraufführung am 20. Dezember 1961.
Der dritte
Pulitzerpreis wurde ihm 1943 für 'Wir sind noch einmal davongekommen'
verliehen.
Dieses Stück
zeigte das 'Thalia' in Hamburg am 23. März 1966 in der Inszenierung von
Hans Bauer mit Heidemarie Hatheyer, Ingrid Andree und O.E. Hasse.
1938 spielte das
Guild Theater in New York 'The Matchmaker', basierend auf Nestroys
'Einen Jux will er sich machen', das wiederum auf der englischen Farce
'A Day Well Spent' des Engländers John Oxenford von 1834 beruht und was
1964 zum Musical 'Hello Dolly' führte.
Sein Bezug zum
epischen Theater Brechts wird deutlich im Fehlen eines Vorhangs, der
Zuschauer erlebt mit, wie die Bühne umgeräumt wird. Die Requisiten und
Hilfsmittel fallen minimal aus.
Vor dem
Unterhaltungswert von 'Our Town' steht die Mahnung, das Lernziel.
Ein Spielleiter
erklärt die Vorgänge, so dass der eigentliche theatralische Effekt kaum
eintreten kann - ermöglicht aber den Darstellern, den Wechsel aus einer
Probensituation den Übergang in die Rolle deutlich zu machen.
Wechsel von
'Normalität' des täglichen Theaterlebens und 'Figur' im Stück.
Franz
von Suppé ...
...
am 18. April 1819 geboren.
Er hatte Jura studiert,
dann in Wien Medizin, seine Möglichkeiten lagen aber im Bereich der
Musik.
200 Werke hinterließ der in
Dalmatien geborene österreichische Komponist, der mit 21 Jahren als
Dirigent an das Theater in der Josefstadt engagiert wurde.
Die Werke von Jacques
Offenbach waren ihm Vorbild.
'Das Pensionat', 24.
November 1860
'Zehn Mädchen und kein
Mann', 25. Oktober 1862
'Die schöne Galathée, 30.
Juni 1865
'Leichte Kavallerie', 24.
März 1866
'Freigeister', 23. Oktober
1866
'Banditenstreiche', 27.
April 1867
‘Lohengelb‘, oder Die
Jungfrau von Dragant' -
Parodie auf Wagners ‘Lohengrin‘ - 30. November 1870
'Fatinitza', 5. Januar 1876
'Boccaccio', 1. Februar
1879
Wilhelm
August Iffland
... am 19.
April 1759 geboren
Er war ein
Charakterspieler mit großer Ausstrahlung, sein Franz Moor in der
Uraufführung der 'Räuber' 1782 in Mannheim zeigte schlagartig, wie viel
darstellerisches Potential in ihm steckte.
In Hannover
geboren, wechselte er nach Gotha zu Ekhof - und, als das Theater dort
aufgelöst wurde, konnte er ein Engagement in Mannheim bei Dalberg
finden.
Hier wurde er
schnell zu einem der bedeutendsten Mitglieder dieser renommierten Bühne.
Über Saarbrücken
ging er 1796 nach Berlin.
1811 erfolgte die
Ernennung zum Direktor der dortigen Schauspiele durch den preußischen
König, Friedrich Wilhelm III.
1814 starb Iffland
in Berlin.
In Mannheim
bestätigte sich auch sein Talent, der Bühne mit eigenen Werken zum
Erfolg zu verhelfen.
Mit Schiller am
gleichen Haus - 1784 wurden dessen 'Kabale' und Ifflands 'Verbrechen aus
Ehrsucht' fast zur gleichen Zeit uraufgeführt - zeigten sich hier die
Unterschiede in den Werken der beiden Dramatiker.
Iffland stellte
den Geist des Gegensatz-Überbrückens in den Vordergrund durch Mäßigung
und Versöhnungsbereitschaft - was auch dem Wunsch der Schauspieler
entsprach, durch Anpassungsbestrebungen zur Gesellschaft zu gehören,
während Schiller tragische Klüfte aufzeigte, denen damals weder die
Darsteller, noch das Publikum ohne Schwierigkeiten folgen konnten.
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Zitat
Schiller gab in einem seiner Briefe an
Goethe ein sehr tiefes und richtiges Urteil über Iffland ab: „In
solchen närrischen Originalen (gemeint ist der taube Apotheker)
ist es eigentlich, wo mich Iffland immer entzückt hat, denn das
Naturell tut hier so viel, alles scheint augenblicklicher
Einfall und Genialität, daher ist es unbegreiflich, und man wird
zugleich erfreut und außer sich gesetzt. Hingegen in edlen,
ernsten und empfindungsvollen Rollen bewundre ich mehr seine
Geschicklichkeit, seinen Verstand, seinen Kalkül und
Besonnenheit. Hier ist er mir immer bedeutend, planvoll und
beschäftigt und spannt die Aufmerksamkeit und das Nachdenken,
aber ich kann nicht sagen, dass er mich in solchen Rollen
eigentlich entzückt oder hingerissen hätte, wie von weit weniger
vollkommenen Schauspielern geschehen ist. Daher würde er mir für
die Tragödie kaum eine poetische Stimmung geben können."
In der
Tat, das Gebiet der Tragödie blieb ihm fremd und unerreichbar.
Obwohl Iffland diese seine Unfähigkeit erkannte, ließ ihn sein
Ehrgeiz nicht die Grenzen einhalten. Er strebte, in der
tragischen Darstellung etwas Neues und Ungewöhnliches zu
schaffen. Unverhältnismäßig langes Auseinanderziehen der Verse,
zahlreiche künstliche Pausen, raffinierte Nuancen, neue Akzente,
die den Sinn der Situation störten, Übertreibungen jeder Art
waren die Mittel, zu denen Iffland bei der Interpretation
tragischer Rollen, wie Wallenstein, Franz Moor, Shylock, Tell u.
a. griff.
Um zu
verstehen, wie Iffland tragische Rollen spielte, genügt es,
einen kleinen Ausschnitt aus der l o b e n d e n Kritik seiner
Darstellung des Shylock zu hören.
Der
Kritiker ruft aus: „Eine durchweg vortreffliche und glänzende
Darstellung! Nicht allein wieder die höchste Trefflichkeit in
Ausführung aller Nuancen der Rolle, in Benutzung jedes Momentes,
wo nur irgend etwas Bedeutendes angebracht werden konnte; eine
Kunst, in der Herr Iffland ein so unübertrefflicher Meister ist;
das Trippeln im Kreise, Herumdrehen, wenn er innerlich
beunruhigt war, das windschiefe Kompliment, das Zerknittern der
Mütze im vierten Akt . . . In der Szene mit seinem
Glaubensgenossen Tubal war er ganz Jude. Der Versbau des
Originals war ganz gestört und in Prosa aufgelöst(!), aber
dieser Auflösung verdanken wir so viele humoristische Scherze,
so viel echt jüdische Worte und Wendungen, dass wir darüber
keineswegs richten mögen." Iffland hatte somit den Shylock in
einen alltäglichen Juden verwandelt unter reichster Anwendung
aller Details einer Gattungscharakteristik.
In der
Rolle des Franz Moor bemühte sich Iffland 'das jugendliche,
hemmungslose Draufgängertum und die Verwegenheit, mit der
Schiller diese Gestalt ausstattete, zu mildern, versah sie mit
kalter, satanischer Berechnung und zeigte feine, psychologische
Nuancen. Damit erreichte Iffland auch hier wieder eine größere
Lebendigkeit der Gestalt auf Kosten ihrer tragischen Kraft.
Ifflands
Spiel war in allen Details sehr fein durchdacht. Eduard Devrient
führt folgendes Urteil eines zeitgenössischen Kritikers über
Ifflands Spiel an: „Jede seiner Stellungen ist malerisch, jede
Miene, jede Bewegung überdacht und wahr. Nie entwischt ihm ein
falscher Akzent, nie übersieht er eine Nuance seines Charakters.
Er ist immer mit ganzer Seele bei seinem Spiele, verliert nie
den Faden seiner Rolle, und sein Ausdruck ist der vollkommenste
Kommentar dessen, was er spricht. Auch herrscht durchaus eine
gewisse Ruhe und Würde in seinem Spiele, die ihn selbst in
leidenschaftlichen Szenen nicht verlässt, und mit dem Zerfetzen
der Leidenschaft, worin gewisse Schauspieler ihre Stärke setzen,
einen auffallenden Kontrast macht. Nur - darf ich es sagen -
scheint mir Iffland mit mehr Kunst als Empfindung zu spielen und
erregt daher mehr Bewunderung als hinreißende Sympathie."
Während
Schröder seine Rollen zwanglos und oft sogar unbeachtet zu
spielen begann und sie erst allmählich steigerte, bemühte sich
Iffland schon bei seinem ersten Erscheinen auf der Bühne, auf
das Publikum eine starke Wirkung auszuüben. Eduard Devrient ist
sogar der Ansicht, dass Iffland auf der Bühne mit allen Kräften
danach strebte, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu
konzentrieren und durch sein stummes Spiel von seinen Partnern
abzulenken. Der Äußerung des damaligen Kritikers Böttiger kann
man entnehmen, dass Iffland jedes Mittel recht war, wenn es nur
das Publikum verblüffte. „Oft lässt Iffland eine Stelle fallen,
wo man Nachdruck erwartet hätte und überrascht durch
Hervorhebung einer andern, die man ohne den Lichtstrahl, den der
Künstler darauf zu leiten versteht, kaum im Halbdunkel erblickt
haben würde." Diese Züge schreibt Devrient Ifflands
schauspielerischem Ehrgeiz zu und seiner Absicht, das durch
seine Gastspiele ständig wechselnde Publikum in Erstaunen zu
versetzen. Devrient sieht in Iffland den Beginn des für die
deutsche Bühne so verhängnisvollen „Virtuosentums".
Wir sind
der Meinung, dass die angeführten Züge in Ifflands Spiel nicht
so sehr ein Produkt seines persönlichen Ehrgeizes, als vielmehr
Ausdruck eines bestimmten Stils sind. Seine lebhafte Pantomime
wird durch das Bestreben eines ununterbrochenen Spiels, eines
„Lebens in der Gestalt" und durch seine Tendenz der Feinheit
darstellerischer Zeichnung hervorgerufen. Dasselbe gilt auch von
seinen „Überraschungen", die von einigen Kritikern verzeichnet
werden, denn ein glücklich gefundenes szenisches Detail ist
immer überraschend.
Die Kunst
Ifflands war eine Entartung des von Schröder geschaffenen Stils.
Während Schröder eine große Lebenswahrheit erreichte und sich in
seiner Kunst das Typische mit dem Individuellen harmonisch
verband, zeigte Ifflands Kunst die Tendenz eines Absinkens zum
Naturalismus. Wenn es dazu selbst auch nicht gekommen war, so
nur deshalb, weil diese Tendenz noch durch die Ästhetik der
Aufklärung mit ihrem Bestreben der „Veredlung" der Bühnengestalt
aufgefangen wurde. So war Ifflands Stil letzthin eklektisch und
affektiert.
Kein
europäischer Schauspieler hat ein so reichhaltiges Bildmaterial
über seine Arbeit hinterlassen wie Iffland. Die Brüder Henschel
stellten rund 500 Zeichnungen und Kupferstiche her, die Iffland
in den verschiedensten Rollen festhalten und seinen
künstlerischen Stil wunderbar demonstrieren.
Trotz
alledem ist Ifflands Bedeutung in der Geschichte der deutschen
Schauspielkunst gewaltig. In seiner ganzen Tätigkeit gab er das
Vorbild für eine durchdachte, analytische Rollenarbeit, für die
Wichtigkeit szenischer Details und das Herausarbeiten eines
realistischen Äußeren. Seiner Kunst fehlten jedoch die breiten
Verallgemeinerungen, und seine Bühnengestalten waren in ihrer
ideellen Zeichnung eingeengt. Aber das ist nicht seine Schuld,
sondern die Schuld seiner Epoche, deren Geistesrichtung Iffland
so klar widerspiegelt.
Zu Beginn
des 19. Jahrhunderts befand sich die Schauspielkunst in
Deutschland ausschließlich unter dem Einfluss der
Iffland-Schule. Schiller gibt in seinem Brief an Körner folgende
Charakteristik der künstlerischen Linie des Berliner Theaters:
„Die Unzelmann spielt diese Rolle (Maria Stuart) mit Zartheit
und großem Verstand, ihre Deklamation ist schön und sinnvoll,
aber man möchte ihr noch etwas mehr Schwung und einen mehr
tragischen Stil wünschen. Das Vorurteil des beliebten
Natürlichen beherrscht sie noch zu sehr, ihr Vortrag nähert sich
dem Konversationston, und alles wurde mir zu wirklich in ihrem
Munde; das ist I f f l a n d s Schule, und es mag in Berlin
allgemeiner Ton sein."
Zitatende
Quelle: S.
Troizkij -`'Die Anfänge der realistischen Schauspielkunst - 1949
-
Verlag Bruno Henschel und Sohn Berlin |
Der sogenannte
Iffland-Ring ist ein Schmuckstück, das nach der Überlieferung vom
jeweiligen Träger testamentarisch dem jeweils größten Schauspieler
deutscher Sprache vermacht werden soll.
Der bisherige Träger - Bruno Ganz - soll verfügt haben, dass nach seinem
Tod, Gert Voss den Ring hätte erhalten sollen. Da Voss aber am 13. Juli
2014 starb, musste eine Änderung des Testamentes erfolgen und Bruno Ganz
eine neue Festlegung treffen.
Was er auch tat,
indem er den Ring Jens Harzer vermacht hat.
Napoléon III.
... am
20. April 1808 geboren
Um die Hoffnungen
seiner Anhängerschaft und seiner Gattin auf imperialen militärischen
Ruhm zu erfüllen, aber auch durch den preußischen Ministerpräsidenten
Bismarck mit dessen Emser Depesche herausgefordert, begann Napoleon III.
im Juli 1870 den Deutsch-Französischen Krieg.
Seine Erwartungen,
dass die mit Preußen verbündeten süddeutschen Staaten neutral bleiben
würden und die Grande Armee im Alleingang stark genug sei, erfüllten
sich nicht.
In der Schlacht
von Sedan am 2. September 1870 wurde der Kaiser der Franzosen durch die
Preußen gefangen genommen und durch die Ausrufung der Dritten Republik
zwei Tage später in Paris abgesetzt.
Preußische Truppen
brachten Napoleon nach Kassel. Am 5. September 1870 traf er in Schloss
Wilhelmshöhe ein, der ehemaligen Residenz seines Onkels Jérôme, wo er
bis zum 19. März 1871 unter Arrest gestellt wurde.
Napoléon
III. veranlasste die Aufführung des 'Tannhäuser' an der Grand Opéra in
Paris, wofür Wagner die Pariser Fassung mit einer Erweiterung des
Bacchanal im ersten Akt schrieb. Das üblicherweise für den zweiten Akt
einer Oper in Paris vorgesehene Ballett lehnte Wagner ab. So kam es am
13. März 1861 zu dem bekannten Eklat.
Hans Baumann
|
...
am 22.4. 1914 in Amberg / Oberpfalz geboren
Ein Jesuitenpater entdeckte das Talent, als Baumann während
einer Exerzitienwoche selbstkomponierte Lieder vortrug - wie
das:
'Es zittern die morschen Knochen,
mit dem Refrain
'Wir werden weitermarschieren,/
wenn alles in Scherben fällt,/
denn heut gehört uns Deutschland/
und morgen die ganze Welt.'
1933, der Pater erreicht eine Veröffentlichung der Lieder im
KöselPustet-Verlag.
1933, Eintritt in die NSDAP.
Volksschullehrer und Jungvolkführer, Referent im Kulturamt der
Reichsjugendführung.
1935, Ernennung des 'Es zittern die morschen Knochen' zum
offiziellen Lied der Deutschen Arbeitsfront.
1936, Komponist und Texter des Lieds
'Hohe Nacht der klaren Sterne',
ein nicht christlich umgedeutetes braunes Weihnachtslied.
1937, 'Kamerad, und fall ich, so
stehst du für zwei/
und wirst meinen Leib auch noch decken/
dann will ich schlafen, bis Deutschland frei/
Dann sollt ihr mich wieder wecken!
1941, auf Goebbels' Weimarer Dichtertreffen Vortrag von den
Bewährungen des Dichters.
Kompanieführer im Zweiten Weltkrieg.
1941 Dietrich-Eckart-Preis als NS-Ehrung
(laut Satzung an Volksgenossen, deren Leistungen 'der Idee
wahrer nationalsozialistischer Volksgemeinschaft in
beispielhafter Art zu dienen geeignet sind') für Gesamtwerk.
Nach 1945 einer der meistgelesenen Jugendbuchautoren.
|
Zitat
01.08.1956
Hans
Baumann, 42, Autor des Liedes "Es zittern die morschen
Knochen" und ähnlicher ehemals zeitnaher Gesänge, wurde
von der Stadt Braunschweig mit dem
Friedrich-Gerstäcker-Preis für das beste Jugendbuch
ausgezeichnet und von dem Braunschweiger
Oberstadtdirektor Dr.-Ing. e. h. Erich Walter Lotz, 61,
bei der Verleihung des Preises als "Fackelträger
leuchtenden Lichtes" und "Quell klarster Begeisterung...
für unsere Jugend" apostrophiert.
Zitatende
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43063691.html
|
Lieder von
Hans Baumann unter
http://www.jugend1918-1945.de/thema.aspx?s=4922&m=3455&open=4922
Bücher von
Hans Baumann sind immer noch über den Buchhandel zu beziehen.
Kritisch dagegen das Buch:
|
Dr. Heinz Schreckenberg
Der
Hitler-Barde Hans Baumann und sein Wirken vor 1945
Ein
katholisches Janusgesicht
A5 Softcover, 296 Seiten
Erscheinungsjahr: 2009
ISBN-13: 9783895747151
19,80 €
In den Warenkorb
inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten
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Ruggiero Leoncavallo
... am 23. April 1857
geboren
Mit Unterhaltungsmusik
begann er, Geld zu verdienen. Er begleitete Barsänger und schrieb 'Mattinata',
wurde Korrepetitor im Theater und meinte, wie Wagner eine Tetralogie
schreiben zu müssen. Der Titel 'Crepusculum' - die Geschichte der
Medicis - wurde zwar von Ricordi angenommen, aber nur der erste Teil
uraufgeführt, der zweite Teil über Savonarola und der dritte über Cesare
Borgia blieben unter Verschluss, zugunsten von Puccini,
Mascagnis Stück aus dem
wahren Leben 'Cavalleria rusticana' war dann die Anregung für seine Oper
'I pagliaci', mit der er Weltruhm erreichte, deren Erfolg aber nicht
wiederholen konnte.
Als Puccini mit seiner
'Manon' textlich nicht weiterkam, bat er Leoncavallo mit am Libretto zu
arbeiten.
Die Oper wurde für alle ein
großer Erfolg.
Die nun als Operndirektorin
für das Staatstheater Mainz tätige Frau Gürbaca - übrigens versuchte sie
sich - durch das Eingreifen der Frau Votteler wurde Schlimmeres
verhindert - am Theater Augsburg mit 'Mahagonny'.
Diese Dame inszenierte in
Regensburg 'Cavalleria' und 'Bajazzo'.
Nachfolgend ein Auszug aus
den Bemerkungen zu einer der Repertoirevorstellungen dieser Produktion
aus dem Jahr 2004.
[...]
Der Abend schreitet nach
der Pause fort, in der gleichen Szenerie beginnt 'Bajazzo'. Tonio
monologisiert an der Rampe, da kommen die Komödianten und bereiten ihre
Vorstellung vor.
Kinder – immer gut für jede
Art von Inszenierung auf einer Bühne – toben freudig herum, weil die
beim Publikum immer ankommen.
Nedda improvisiert mit den
Kindern, Canio halb angezogen, der umschnallbare Bauch baumelt vor dem
Körper, bereitet mit seinem "Ein herrliches Schauspiel bereiten wir
heut’ Abend um neun" den Chor auf die Vorstellung vor.
Er legt den Bauch ab, dann
kuschelt sich Nedda an diesen – merkwürdig, warum tut sie das? Niemand
kann es sagen!
Dass Silvio die geliebte
Nedda mit seinem "auf nächste Nacht denn" um Mitternacht abholen will,
heißt doch nicht, dass es jetzt und sofort in dieser Szene, in der nur
über den Plan gesprochen wird, plötzlich völlig dunkel wird und dann
auch noch über einem Sternenhimmel auf dem hinteren Aushang das ach so
beliebte "O sink hernieder Nacht der Liebe" assoziiert wird.
Gleich drauf, im grellen
Verfolgerlicht, tauchen Canio und Tonio mit "Ah – den Buhlen gefangen"
auf. Dann ist plötzlich wieder der gesamte Bühnenraum einheitlich hell.
Warum?
Niemand kann es sagen!
Weitere Beispiele ließen
sich aufführen, wo mit einem Licht-An-und-Ausknipsen wohl irgendwelche
Effekte erzielt werden sollen.
Ein Bruch in der
Dramaturgie entsteht beim Aufbau der Bühne für die Colombinen-Szene. Die
Regisseurin lässt einen Hänger mit Vorhang herunter, hinter dem Beppo
sein Lied an Nedda/Colobine singt und ein paar kümmerliche Seifenblasen
fliegen lässt.
Die gesamten
Beleuchtungshänger fahren herunter und sollen so das Theater auf dem
Theater dokumentieren. Dass dies überhaupt nicht zur 'Cavalleria'-Szenerie
passt, scheint der Regisseurin offensichtlich nicht aufgefallen zu sein.
Mit dieser Lösung hätte sie für den ersten Teil ebenfalls eine
Theaterszene: Tenor gegen Bariton, Sopran mit Bariton gegen Tenor oder
ähnlich dem Vorspiel ‘Ariadne‘ schaffen müssen.
Nur dann hätte die Szenerie
'Cavalleria' nicht mehr gepasst.
So aber hängt die
Colombinen-Szene in der Luft.
Viel nachvollziehbare
Aktionen gibt es hier überraschenderweise nicht.
Was das permanente Bewegen
der Finger von Nedda soll - niemand kann es sagen.
Der Chor steht im
Zuschauerraum, der für den Auftritt erleuchtet wird – wie originell.
Und dass Tonio den Silvio
am Ende von der Bühne drängt – ist nicht verständlich. Will er diesen
vor Canio schützen? Warum, er ist doch der eindeutige Widersacher.
Offensichtlich war das
Publikum mit diesen häufig sich stellenden Fragen überfordert.
Als die Schwarzen
herauskamen, buhte das Volk gewaltig.
[...]
Zitatende
http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_'Cavalleria'_-'Der_Bajazzo'_%20-_Theater_Regensburg.htm
Marianne Hoppe
... am 26.
April 1909 geboren
Sie war 1988 die
Frau Professor Josef Schuster in Thomas Bernhard's 'Heldenplatz' in der
Regie von Claus Peymann am Wiener Burgtheater - sie und das Publikum
hörten die Jubelschreie der Bevölkerung nach der Zusammenführung von
Deutschland und Österreich zum Großdeutschen Reich und Hitler's Rede am
15. März 1938 vom Balkon der Burg.
Keiner der
Mitspieler hatte das wahrzunehmen.
Sie - und das
Publikum im Saal hörten sie aus den Lautsprechern.
Ihre Anfänge
liegen an der Schauspielschule von Lucie Höflich, die später Emil
Jannings heiratete.
Dann war sie am DT
in Berlin, spielte in Frankfurt am Main und kehrte wieder nach Berlin
zurück, heiratete 1936 Gustaf Gründgens, um den von Nachstellungen durch
die Nazis wegen seiner homosexuellen Neigungen möglichst freizuhalten.
Die Berliner
sangen:
'Hoppe, Hoppe, Gründgens -
wo bleiben denn die Kindgens?'
'Hoppe, Hoppe, Kindgens - das hat wohl seine
Gründgens!'
Ein Kind bekam sie
dann am 4. Mai 1946 aus einer Verbindung mit Ralph Izzard, dem
Chefkorrespondenten von 'Daily Mail' - Mitarbeiter des britischen
Geheimdienstes in Berlin.
1946 ließ sich das
Paar Hoppe-Gründgens scheiden.
Als Schauspielerin
folgte sie Gründgens ans Schauspielhaus nach Düsseldorf und Hamburg.
Im Film war sie
u.a. in 'Der Herrscher', 'Auf Wiedersehen, Franziska!', 'Effi Briest' zu
sehen, sie spielte im 'Schimmelreiter' und in 'Romanze in Moll'.
Herausragend war
noch ihre Altersrolle - der 'Lear' in Frankfurt am Main.
Friedrich von Flotow
|
Zitat
... am
27. April 1812 geboren
Seine Lebenszeit deckt sich nahezu mit der von Richard
Wagner: 1813 - 1883.
Flotow sollte, aus einer adeligen Familie in der Uckermark
stammend, in die Diplomatie gehen - gab den Gedanken bald wieder
auf und widmete sich in Paris der Kompositionslehre.
Erste Stücke versuchte er in Paris aufzuführen, was aber nur
unter großen Mühen möglich war. Als die Julirevolution Paris in
Unruhe versetzte, ging er zurück nach Mecklenburg.
1844 zeigte Hamburg seinen 'Alessandro Stradella', dem in Wien
1847 'Martha oder der Markt zu Richmond' folgte.
1855 wurde er zum Intendanten in Schwerin ernannt, ging aber
1863 wieder nach Paris zurück. Er starb 1883 in Darmstadt.
Vicco von Bülow inszenierte 1986 'Martha' am Staatstheater in
Stuttgart.
Weder die eine noch die andere Oper von Friedrich von Flotow wie
'La Duchessede Guise',
'Der Förster',
'L'esclave de Camoëns',
'Die Matrosen',
'Die Großfürstin Sophia Katharina',
'Rübezahl',
'Albin',
'Veuve Grapin',
'Pianella',
'Zilda',
'L'Ombre',
'Am Ruinenstein'
wie auch die Ballette 'Die Libelle' und 'Tannenkönig'
spielte seit der Jahrtausendwende eines der Theater im
deutschsprachigen Raum.
Dafür sah man im Regensburger Musiktheater Stücke wie -
'Das Collier des Todes'
'Der Hutmacher'
- und diese spielt nun 'alle Welt' nach.
Aber immerhin wurde 'Martha' in den Spielplan 2016/2017 des
Metropol-Theaters Regensburg aufgenommen.
Was der Regisseur aus dem Stück machte, war wieder einmal
totaler Schmarrn.
Zitatende
Quelle: telezeitung-online.de |
Karl Kraus
...
am 28. April 1874 geboren
Im Zuge der allgemeinen
Aufbruchstimmung zogen 1877 auch die jüdischen Eltern Jakob Kraus und
seine Frau Ernestine (geborene Kantor) aus Gitschin, zwischen Pardubitz
und Reichenberg in Böhmen gelegen, nach Wien.
Er begann ein Studium für
Jura, wechselte dann zu Germanistik und Philosophie, ohne auch dieses
Fach abzuschließen.
Sehr früh hatte er mit dem
Schreiben von Artikeln für die Presse begonnen, 1897 wurde Kraus
Korrespondent der Breslauer Zeitung in Wien. Im gleichen Jahr
veröffentlichte er seinen ersten großen Erfolg 'Die demolirte Litteratur'
- mit welchem er die Literaten seiner Zeit bloßstellte.
'Die Fackel' war seine
Zeitschrift, die er ab 1899 - anfänglich mit Beiträgen u.a. von Frank
Wedekind - bis zu seinem Tod 1936, herausgab, zielte durch seine Kritik
auf die Demontage der Literatur unter dem Einfluss der Politik. Diese
Beschreibungen wurden überlagert vom Kampf, den Kraus gegen den Berliner
Kritiker Alfred Kerr, führte.
Max Brod monierte:
'Kraus hatte einen
Hauptfehler: Seine Waffe des rücksichtslosen Spottes richtete er wohl
oft gegen Verfallerscheinungen, die Bekämpfung verdienten; aber oft auch
gegen das Edle und Vorzügliche.'
1915 erste Anfänge seines
Drama für das Theater 'Die letzten Tage der Menschheit', dessen
Aufführung vom Schauspieldramaturgen Rolf Ronzier anlässlich eines
Einführungsvortrages für das Oberpfälzer Metropol-Theater Regensburg in
Aussicht gestellt wurde.
Zum großen Bedauern der
Regensburger Theaterszene wurde dieses Vorhaben auch in der letzten
Spielzeit der 'Ära Weil' nicht mehr ausgeführt.
Befreiung des KZ Dachau
... am
29. April 1945
|
Bereits am 22. März
1933, also nur sechs Wochen nach der Machtergreifung Hitlers,
wird in der Nähe von Dachau ein Konzentrationslager für
politische Gefangene errichtet.
1935 beginnt in Verbindung mit den Nürnberger Gesetzen zur
Rassendiskriminierung die Einlieferung von Häftlingen wie
'Zeugen Jehovas', Homosexuelle, Emigranten.
Da die Aufnahmekapazität nicht mehr ausreicht, wird eine
Erweiterung des Lagers für weitere 6.000 Häftlinge gebaut.
Der Anschluss Österreichs im Jahr 1938 bringt
Menschen aus den Anschlussgebieten in das Lager Dachau. Hinzu
kommen 11.000 deutsche und österreichische Juden.
Mit dem Kriegsbeginn mit Polen werden 1939 Sinti und Roma und
13.000 Polen nach Dachau deportiert.
Der Krieg mit Russland führt schon 1941 zu Massenerschießungen
von russischen Kriegsgefangenen.
1944 befinden sich 63.000 Häftlinge im KZ Dachau, das Lager ist
völlig überfüllt, es kommt zu einer
Typhusepidemie,
an der Tausende sterben.
Die US-Armee befreit das Lager am 29.4.1945.
•
Am selben Tag
diktierte Hitler in Berlin:
Mein politisches Testament
(Auszug)
[...]
Ich habe mich daher entschlossen, in Berlin zu bleiben
und dort aus freien Stücken in dem Augenblick den Tod zu
wählen, in dem ich glaube, dass der Sitz des Führers und
Kanzlers selbst nicht mehr gehalten werden kann.
Ich sterbe mit freudigem Herzen angesichts der mir
bewussten unermesslichen Taten und Leistungen unserer
Soldaten an der Front, unserer Frauen zuhause, den
Leistungen unserer Bauern und Arbeiter und dem in der
Geschichte einmaligen Einsatz unserer Jugend, die meine
Namen trägt.
[...]
Vor allem verpflichte ich die Führung der Nation und die
Gefolgschaft zur peinlichen Einhaltung der Rassegesetze
und zum unbarmherzigen Widerstand gegen den
Weltvergifter aller Völker, das internationale Judentum.
29. April 1945, 4.00 Uhr |
|
Hans Poelzig
.... 30. April
1869 geboren
Am Ende des Ersten
Weltkrieges wurde die ehemalige Markthalle am Berliner Schiffbauerdamm
in ein Theater umgebaut, nachdem sie vorher bereits als Circus diente.
Max Reinhardt ließ
das Gebäude von Hans Poelzig neu gestalten, die gusseisernen Säulen und
Streben wurden verkleidet und erhielten zapfenartige Aushängungen, was
die Berliner dann als ihre Tropfsteinhöhle bezeichneten.
1918 eröffnete Max
Reinhardt mit der 'Orestie' von Aischylos in einer eigenen Inszenierung
und in der Bearbeitung und Übersetzung Karl Gustav Vollmoellers das
große Schauspielhaus.
Letzterer war ein
Allrounder, der auch eine Übersetzung von Gozzi's 'Turandot' besorgte,
die dann Busoni der eigenen Bearbeitung und Komposition des Themas
zugrunde legte.
Hans Poelzig
stammte aus einer Ehe, in der 'der Vater' die Vaterschaft bestritt. So
wuchs das Kind bei einem Chorleiter im Grunewald auf, studierte von 1888
bis 1894 an der TH in Berlin und wurde bereits 1903 Direktor der
Akademie für Kunst und Gewerbe in Breslau.
Poelzig war ein
Fachmann auf allen Gebieten der Architektur der Zeit. Er baute vom
Brunnen im Großen Garten in Dresden, über das Haus des Rundfunks in
Berlin über das IG-Farben-Haus in Frankfurt am Main und eben das große
Schauspielhaus in Berlin - alles.
Seine Bauten in
Frankfurt, heute von der Uni in Frankfurt genutzt und Berlin in der
Masurenallee, noch immer Senderresidenz, sind in sehr gutem Zustand,
viele Industriebauten sind verfallen.
Poelzig widmete
sich auch der Malerei und dem Bühnenbild - und in Bezug auf die
Architektur war er lange vor dem Bauhaus einer der Wegbereiter für
Gropius, Mies van der Rohe und Erich Mendelsohn.
War er noch im zum
Januar 1933 zum Direktor der Vereinigten Staatsschulen für Freie und
Angewandte Kunst in Berlin ernannt worden, musste er den Posten nach der
Machtübernahme am 30. Januar 1933 bereits im April 1933 wieder aufgeben.
Repressalien der
Nazi-Machthaber führten dazu, dass er einem Ruf an die Universität nach
Ankara folgen wollte. Sein Tod im Juni 1936 verhinderte dies.
Schriftverkehr
Herrn Direktor
Marc Grandmontagne
06.01.2021
c/o Deutscher Bühnenverein
St.-Apern-Straße 17-21
50667 Köln
Sehr geehrter Herr Direktor,
mit Bezug auf Ihre Beteiligung an der DLF-Sendung am 11.11.2020 ab 10.08
Uhr erhalten Sie beigefügt das Kulturjournal mit ‘Eine Mitteilung an
meine Freunde‘ sowie Kommentare als Beilage zur ‘Mitteilung‘.
Den Verteiler der Publikationen wollen Sie bitte dem jeweiligen
Impressum entnehmen.
Im Rahmen der o.a. Rundfunksendung und in übrigen Publikationen wurde
festgestellt, dass ein Theater keine Systemrelevanz besitzt, sondern als
Freizeitgestaltung, also dem Besuch z.B. in einem Bordell, einzustufen
ist.
Große Aufregung ob dieser Erkenntnis und die plötzliche Behauptung des
Theaters, es habe einen Bildungsauftrag zu erfüllen.
Vor längerer Zeit fragten wir bei der Institution ‘Deutscher
Bühnenverein‘ nach, ob das Theater wie der Rundfunk, die Schulen an
einen Bildungsauftrag gebunden sei.
Man antwortete nicht darauf, denn man hätte sich entscheiden müssen:
a.) Bildungsauftrag ja, dann hat der Autor das Wort und der Regie sind
Grenzen gesetzt
b.) Bildungsauftrag nein, dann kann - wie heute üblich - jedes Werk zu
Lasten des Steuerzahlers zerlegt, szenisch überfrachtet, entstellt und
verfälscht werden.
Letzteres geschieht vermehrt seit Anfang der 80er Jahre mit der
Neuenfels‘schen ‘Aida‘ in Frankfurt am Main beginnend, bis heute
verstärkt verlaufend.
Die Theater sind – von der Öffentlichen Hand finanziert - zu
Amüsierbuden verkommen.
Die Tatsache, dass Bildungsbürger mehr und mehr aussterben, nutzen die
Theater schamlos aus, indem sie dem immer ungebildeteren Publikum
Avancen machen, und für die Intendanz, die Dramaturgie und eine
‘ausgewählte‘ Presse spielen.
Theaterdirektoren beeinflussen die Statistik, indem sie z.B. Ränge
schließen und die zur Verfügung gestellten Plätze, nicht die zur
Verfügung stehenden Plätze zum Ansatz bringen und damit eine hohe
Auslastung der Öffentlichkeit gegenüber suggerieren können.
Es
stellt sich also die Frage, wie die Theater in Zukunft zu arbeiten
gedenken, dass sie den Stücken, dem Autor und dem Publikum in einem zu
erwartenden finanziell reduziertem Rahmen gerecht werden und nicht auch
noch durch überdimensionale, dem jeweiligen Stück ferne, kostenträchtige
Bühnenbilder Verfälschungen präsentieren.
Siehe z.B. ‘Aida‘, ‘Räuber‘, ‘Käthchen‘ in Regensburg oder
‘Meistersinger‘ in München oder ‘Aida‘, ‘Tosca‘, ‘Freischütz‘, Trojahns
‘Was ihr wollt‘ oder kürzlich der Kleist’sche ‘Krug‘ in Hannover.
Ausgerechnet mit der ‘Jüdin‘ fällt der jetzigen Geschäftsführerin der
Nds. Staatsoper Hannover GmbH ein Prädikat ‘Opernhaus des Jahres zu,
obwohl die Produktion als Broadway-Show und die Führung des Eléazar am
Stück vorbei gehandhabt wurde.
Wenn Missständen nicht Einhalt geboten wird, verweigert sich das
Publikum zusehends.
Die durch die heutigen Lehrpläne mehr und mehr bezüglich der Literatur
eingeschränkt verbleibenden Besucher jubeln bei jeder ihm unverständlich
bleibenden Textpassage, sehen nur den Gag der Nichtübereinstimmung von
vorgegebener Handlung mit dem aktuellen Bühnengeschehen, klopfen sich
auf die Schenkel und gehen dann trotzdem nicht mehr hin, wenn sie
merken, dass sie in Bezug auf die Präsentation der Werke hinters Licht
geführt wurden. Besonders eklatant in dieser Hinsicht ‘Kabale und Liebe‘
am DT in Berlin und am Staatsschauspiel in Hannover
Bei einem Gespräch im Theater Regensburg kritisierte Ihr Vorgänger, Herr
Bolwin, dass Theater sich im Rundspruchverfahren Theaterleiter
zuschieben:
“Ich brauch ‘nen neuen Intendanten. Weiss‘te keinen?“
Der auch anwesende Vertreter von Augsburg stellte dar, wie sich die
Stadt bei der Auswahl des Personalkörpers einbrachte und deutlich
Vorgaben präsentierte, wie das Theater unter neuer Leitung zu führen
sei.
In Hannover wurde im Hinterzimmer des Ministeriums ausgeklügelt, wer es
werden sollte.
Die Stadt und das Land Niedersachsen griffen nun zum dritten Mal
daneben.
Bayreuth schrieb die Leitung der Verwaltung aus, Regensburg machte die
Vakanz bei der Theaterleitung öffentlich und erbat Bewerbungen.
Dort Absprachen, hier faire, transparente Abläufe.
Und alles geschieht von der Politik unbeaufsichtigt, man will sich dort
ja die Finger nicht schmutzig machen und die eigene Karriere behindern,
da man vom Metier Theater nichts versteht.
Strafrechtliche Vorgänge werden mit dem Hinweis - ‘Freiheit der
Kunst‘ - abgewiesen. Erinnert sei an die Anzeige von KS. Prof. Dr.
Bernd Weikl wegen des ‘Tannhäuser‘ in Düsseldorf.
Niemand äußert sich, das Publikum verstummt vor dem allerseits geübten ‘Dramaturgengeschwurbel‘,
die Presse ist abhängig von den geschalteten Anzeigen – allein wir
werden auch im Print deutlich.
Es ist beabsichtigt, dieses Schreiben unserer Leserschaft zur Kenntnis
zu geben.
Mit besten Wünschen für 2021 und freundlichem Gruß
Kulturjournal-Regensburg
Dieter Hansing
„Der Finanzminister orientiert sich an
traditionellen Wirtschaftsstrukturen“
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Zitat
Das Büro für Kultur Wirtschaftsforschung ist ein unabhängiger
Think Tank, der von Michael Söndermann 1998 gegründet wurde. Der
Think Tank entwickelt neue Kultur und wirtschaftspolitische
Analysemodelle auf dem Feld der Kulturwirtschaft oder
Kreativwirtschaft.
Für die
volkswirtschaftlichen Analysen stützt sich der Think Tank auf
amtliche und regionale sowie europäische Statistiken. |
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Herr
Söndermann, welche längerfristigen Auswirkungen auf
Arbeitsplätze wird Corona im Kulturbereich haben?
Der Coronavirus hat den Kultursektor schon jetzt schwer
getroffen, insbesondere diejenigen, die direkt mit Publikum zu
tun haben. Um die Auswirkungen längerfristig einschätzen zu
können, muss man die Struktur des ‘Arbeitsmarktes Kultur‘ in
Augenschein nehmen. Er ist fragil, atypisch und flexibel.
Es gibt nur relativ wenig Vollzeitbeschäftigte, der weitaus
größere Teil sind sogenannte Solo-Selbstständige und atypisch
Beschäftigte. Stichworte sind hier Teilzeit und/oder
kurzfristige Beschäftigungen, oder ‚unständig Beschäftigte‘ etwa
bei Theater und Film oder ‘feste Freie‘ beziehungsweise ‘freie
Freie‘ beim Rundfunk.
Minijobs spielen auch eine Rolle.
Kurz, der Kultursektor gehört zu den Top 10 Branchen der
Volkswirtschaft bei denen der Anteil befristeter Beschäftigungen
extrem hoch ist im Rundfunksektor liegt er bei 98,7 Prozent der
jährlich begonnenen Beschäftigungsverhältnisse, im Filmsektor
bei 96,7 Prozent und im Musik-/ darstellende Kunstsektor immer
noch bei 84,3 Prozent. Diese Zahlen nennt die Bundesagentur für
Arbeit für das Jahr 2017.
Es ist unwahrscheinlich, dass sich dieser Trend hin zu gut
bezahlten Vollzeitjobs dreht. Die ‘Vollzeit‘ ist aber eine
Voraussetzung, um mit Kurzarbeitergeld einigermaßen gut durch
eine solche Krise zu kommen. Längerfristig ist eher zu
befürchten, dass sie im kulturellen Arbeitsmarkt die atypischen
und flexiblen Beschäftigungsverhältnisse weiter ausbreiten
werden.
In der aktuellen Krise ist auch immer wieder von der
wachsenden Bedeutung digitaler Angebote die Rede.
Ob das Publikum in der „Zeit danach“ wieder zu seinen alten
„analogen“ Gewohnheiten zurückkehren wird, ist nicht eindeutig
zu beantworten. Es ist durchaus möglich, dass die steigenden
Angebote von Streamingdiensten namhafter Kulturanbieter, wie zum
Beispiel Berliner Philharmoniker, Bayerische Staatsoper auch
Prime Video, DisneyPlus und viele anderer nachhaltiger als
bisher genutzt werden.
Sie könnten zu ernsthaften Konkurrenten des „analogen“ Angebotes
werden und zahlreiche Künstler und Anbieter vom Markt drängen.
Live-Angebote Konzerte, Theater, Lesungen könnten zunehmend zu
einem Exklusivangebot für ein zahlungskräftiges Publikum werden.
Das Bundesfinanzministerium hat die Neustart Hilfe für
Solo-Selbstständige als kraftvolle Unterstützung angekündigt die
von ihnen prognostizierten Zahlen sind dagegen ernüchternd.
Woran liegt das?
Das Bundesfinanzministerium orientiert sich an traditionellen
und vor allem industriellen Wirtschaftsstrukturen.
Dort sind Freiberufler, Solo-Selbstständige und
Kleinstunternehmer im Gegensatz zum Kultursektor deutlich in der
Minderheit. Der Streit um einen Unternehmerlohn versus
Betriebskostenerstattung, hat dies eindeutig gezeigt.
Freiberufler und Kleinstunternehmer haben in der Regel nur
geringe Betriebskosten, der sogenannte Unternehmerlohn dient
überwiegend dem Lebensunterhalt. Das Ministerium hat derlei fast
neun Monate lang nur unter unternehmerisches Risiko subsumiert.
In der
Neustart-Hilfe nimmt es zum ersten Mal die Problematik auf.
Allerdings: vorausgesetzt die Betroffenen sind überhaupt
anspruchsberechtigt, können Sie maximal 25 Prozent des im Jahr
2919 erwirtschafteten Umsatzes bekommen, jedoch nicht mehr als
allenfalls rund 700 € im Monat. Bei nüchterner Betrachtung ist
das zum Leben zu wenig zum Sterben zu viel,
Soll heißen?
Das zugrunde liegende Wirtschafts- oder besser Berechnungsmodell
wird den wirtschaftlichen und unternehmerischen Leistungen von
Künstlern nicht gerecht. Selbständige Künstler und Kreative
haben ein besonderes Tätigkeitsprofil: sie arbeiten in
Mehrfachtätigkeiten, zum Beispiel als Produzenten eigener Werke
als Dienstleister für andere Verwerter im Haupterwerb oder
Nebenerwerb und falls dies zur Existenzsicherung nicht reicht -
in einem anderen oder auch nicht kulturellen Bereich. Dieses
Patchwork passt nicht in die üblichen bürokratischen Raster,
wenn sie etwas in den Antragsformularen finden.
Was sollte stattdessen getan werden?
Haben sie einen anderen Vorschlag?
Die wirtschaftliche Leistung von Künstlern muss in ihrer
Komplexität und ihrer Mehrfachtätigkeit erfasst werden. Hier
bietet sich etwa eine Orientierung an der
Einkommensteuererklärung, die jedes Jahr dem Finanzamt vorgelegt
wird. Das entscheidende Kriterium dabei ist, ob steuerbare
Dienstleistungen erbracht wurden. Unser Büro arbeitet derzeit an
einer Modellberechnung. Dabei geht es grundsätzlich um die
Gleichbehandlung aller Branchen der Volkswirtschaft und aller
Freiberufler, Soloselbstständigen, Kleinst- und Kleinunternehmen
ebenso wie der mittelständischen und Großunternehmen. Unabhängig
davon geht es um eine längerfristige Strategie. Die bisher
vorgesehenen Entschädigungen für den Umsatzeinbruch im Jahr 2020
sind zu kurzfristig gedacht.
Dabei sind aus unserer Sicht besonders zwei Aspekte zu
berücksichtigen.
Zum einen sollten die Einkommen aus 2019, dem Jahr vor der
Krise, als Orientierung dienen.
Zum zweiten sollte ein verlässlicher Ansprechpartner auf Seiten
der staatlichen Bürokratie benannt werden.
Aus unserer Sicht ist dies das Finanzamt. Es verfügt über
entsprechende Informationen zu den besteuerbaren Aktivitäten
eines jeden und muss ohnehin die Berechtigung der gezahlten
Hilfe am Ende überprüfen.
Noch einmal zurück. Wenn wir Ihre Arbeiten richtig verstanden
haben, ist der Anteil der Kultur- und Kreativwirtschaft an den
Konjunkturprogrammen vergleichsweise gering.
Woran liegt das?
Der Kultursektor gilt gemeinhin als eine nicht produktive,
sondern eher konsumorientierte Branche. Es wird daher nicht den
Schlüsselbranchen unserer Volkswirtschaft zugerechnet wie zum
Beispiel die Automobilindustrie oder der Maschinenbau, die als
systemrelevant für die gesamte Volkswirtschaft wahrgenommen
werden. Nur ein Beispiel: Die Wirtschaftsweisen verweisen
darauf, dass der wesentliche Teil unserer Wertschöpfung durch
die Industrieproduktion erbracht wird. Die derzeit besonders
betroffenen Branchen wie zum Beispiel Gastronomie und
Hotelgewerbe, Kultursektor und Veranstaltungsgewerbe erbringen
nach ihrem Urteil zusammen nur einen Wertschöpfungsanteil von
wenigen Prozenten. Diese Einschätzung beeinflusst vermutlich die
Bundesregierung bei der Bewertung der Gesamtlage.
Letzte Frage: Wie ist in diesem Zusammenhang die Ankündigung
von Olaf Scholz von Kosten-Übernahmen für das zweite Halbjahr
2021 zu bewerten?
Diese Strategie erscheint uns sehr heikel.
Die Erfahrungen der vergangenen Monate haben gezeigt, dass die
Verbindlichkeit solche Ankündigungen als flexibel eingestuft
werden kann. Aus unserer Sicht wäre vor allem angezeigt, sich
mit gerechten und transparenten Entscheidungskriterien zu
befassen, wie wir sie oben andiskutiert haben. Sinnvoll wäre
auch, sich mehr über andere staatliche Strategien zu
informieren, die eine Aufrechterhaltung des vollen
wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens ermöglichen.
Zitatende |
Quelle: FACHBLATT DER
GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER 1/21 – Seite 10 - 11
Impressum
…. erscheint als
nichtkommerzielles Beiblatt zu
-
ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg
kulturjournal – Büro 93047 Regensburg – Holzländestraße 6 –
info@kulturjournal-regensburg.de
Verteilung:
Direktversand an ausgewählte Leserschaft u.a.
Mitglieder der
Bürgerinitiative-Opernintendanz -
http://bi-opernintendanz.de/
Niedersächsischer Landesrechnungshof,
Niedersächsische Landesregierung,
Staatsanwaltschaft Hannover,
Aufsichtsrat der Nds. Staatstheater Hannover GmbH,
Politische Parteien im Nds. Landtag,
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Bund der Steuerzahler,
Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen
RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
RA Markus von Hohenhau, Fachanwalt für IT-Recht, Regensburg
RA Prof. Dr. Ernst Fricke, Fachanwalt für Bühnenrecht, München/Landshut
Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte
auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach
Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.
Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen vom
Regionalfernsehen Regensburg, telezeitung-online.de und aus dem Internet
u.a. den Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der
Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich
gemacht.
Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen. Beiträge aus der Rubrik
‘Musiktheater‘ wurden als Zitate aus dem Hermes Handlexikon übernommen.
Leserbriefe stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar.
Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir meist
auf Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle
Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und
beinhaltet keine Wertung.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare
nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes
oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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