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Nr. 37


Machtmissbrauch im Theater

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„Ich möchte eigentlich das Recht haben, eine Schauspielerin zu fragen, ob sie Bock hat, mit mir zu schlafen, und wenn sie Nein sagt, dann ist das natürlich okay.

Aber wer als Schauspielerin oder Schauspieler in den gegenwärtigen Machtstrukturen heute Avancen abweist, geht ein Risiko ein.

Das ist der kritische Punkt:
Er oder sie sagt vielleicht Ja, weil die Angst besteht,
sonst nicht weiterarbeiten zu können.

Es ist in der Machtstruktur angelegt, dass er oder sie so etwas denken kann oder vielleicht sogar muss. Darin liegt die Berechtigung des wichtigen heutigen Fegefeuers.“

Zitatende

 

Quelle: Siehe Seite 13 - Christoph M. Gosepath in:
https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/theater/volksbuehne-doerr-wer-im-theater-avancen-abweist-geht-ein-risiko-li.147221

 

 



Was andere schrieben

3sat – Kulturzeit – 14. Mai 2021

Die Situation an Theater im deutschsprachigen Raum

 



Screenshot: 3sat – Kulturzeit – Szenenbild ‚Der Zauberberg‘
 

 

 

Zitat
Die Zeit der Alleinherrscher ist – zumindest am Theater - hoffentlich bald vorbei, eines unserer Themen heute in Kulturzeit.
[…]
Die Arbeit auf der Bühne vom Lockdown ausgebremst und die Debatten hinterm Vorhang kommen wohl auch erst so richtig in Fahrt.
[…]
Bei den Theatern ist ja gerade jede Menge Dampf im Kessel. Die Arbeit auf der Bühne vom Lockdown total ausgebremst und die Debatten hinterm Vorhang kommen wohl auch erst so richtig in Fahrt. Immer neue Berichte über Machtmissbrauch und Rassismus an Bühnen – auch an Häusern, an denen man so ganz anderes erwartet hätte.
Vom Berliner Gorki Theater etwa. Angetreten mit dem Ziel progressiver, gleichberechtig-ter, transparenter zu sein, berichten Mitarbeiter*innen nun von einem Klima der Angst.

Was ist dran, und ist das Theater generell ein krankes System?

Kerstin Edinger hat Theatermacher gefragt, was läuft da falsch und müssten wir Intendantenmodelle und Machtverhältnisse nicht nochmal ganz neu denken?

Theater: Das sind große Emotionen, die Dramen der Menschheitsgeschichte werden auf der Bühne verhandelt.

Und jetzt: Das Theater steht still und ist doch Mittelpunkt gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Die Dramen, sie finden statt und zwar hinter der Bühne.

An der Berliner Volksbühne zum Beispiel. Intendant Klaus Dörr tritt Mitte März zurück: Sexismusvorwürfe.

Staatstheater Karlsruhe, Intendant Peter Spuhler muss gehen, sein autoritärer Führungsstil wird nicht mehr geduldet und selbst am Berliner vorzeige Theater, dem Maxim Gorki, Vorwürfe an Intendantin Shermin Langhoff. Ein toxisches Arbeitsklima soll hier herrschen. Hat das System Stadttheater ein Problem?

O-Ton Mateja Meded, Schauspielerin:
„Unsere ganze Gesellschaft ist sexistisch und rassistisch und jetzt erst durch Dörr die haben Leute angefangen, ihren Mund zu öffnen!“

O-Ton Johannes Lange, Sprecher ‘Ensemble Netzwerk‘:
„Es zeigt sich jetzt, dass die, die im Rampenlicht stehen an den Theatern was schon immer mehr oder weniger bewusst war, dass die am schwächsten ausgestattet sind mit Rechten und mit auch dem Gefühl, diese Rechte umsetzen zu können!“

Auch am Düsseldorfer Schauspielhaus rumort es seit einigen Wochen. Der Schauspieler Ron Iyamu hat hier während der Proben zu ‘Dantons Tod‘ rassistische Erfahrungen machen müssen.

Was ist los an deutschen Theatern?

Die Corona zeigt eine Zeit interner Aufarbeitung?

O-Ton Wilfried Schulz – Intendant Düsseldorfer Schauspielhaus:
„Wir haben darüber verstanden, dass wir in unseren Strukturen noch nicht da sind, wo man sein sollte - wie viele andere gesellschaftliche Bereiche glaube ich auch, aber dass man lernen kann und die Dinge verändern kann.!“

Manch einer spricht schon von einer Patriarchen-Dämmerung und sieht strukturelle Probleme hinter den Vorfällen.

Gerade das System Theater, die moralische Instanz, die ihre Werte wie eine Monstranz vor sich her trägt, lädt zum Machtmissbrauch ein.

O-Ton Klaus Lederer – Kultursenator Berlin:
„So unterschiedlich die Vorfälle in den jeweiligen Häusern sein mögen, sie werfen das Spot auf ein Defizit und dieses Defizit muss auch strukturelle Ursachen haben und da muss man jetzt ran!“

O-Ton Mateja Meded – Schauspielerin und Journalistin:
„Das ganze Stadttheater System ist ein Problem, also da gibt es eine Person die steht ganz oben und die entscheidet, kommst du jetzt irgendwie zur Guillotine oder wirst du jetzt irgendwie emporgehoben. Und das geht nicht, das befördert so eine Struktur aus Angst und Schrecken und Arschkriecherei!“

Kurze Vertragslaufzeiten, prekäre Arbeitsverhältnisse, die Aussicht auf die nächste große Rolle, das alles führt zu Abhängigkeiten. Offene Kritik fällt da schwer.

Die Macht am Haus ist auf wenige Köpfe verteilt, der Regisseur oft Alleinherrscher bei den Proben.

[Bild und Ton-Einschub bei 3sat:
Vom Zuschauer definiert als unzivilisiertes Gebrüll während einer Probe durch den ehemaligen Facharbeiter bei der Deutschen Reichsbahn der DDR, dann Intendant an der Volksbühne in Berlin – auch gelegentlich Regisseur am 'Theater für Oberfranken Bayreuth'.]

Auch wenn die Zeiten und tobsüchtiger Regie-Götter allmählich vorbei sind, von Gleichberechtigung ist man noch weit entfernt.

Es braucht einen Paradigmenwechsel, doch es braucht auch ungebremste Emotionalität auf den Proben. Wie bringt man das zusammen?

O-Ton Bernd Stegemann – Dramaturg:
„Alle Beteiligten müssen ja in irgendeiner Weise auch in Extreme gehen können und zu diesen Extremen gehören dann auch alle Ausbrüche und alle Aggressionen und alle Verliebtheiten und alle romantischen Gefühle und was man sich alles so vorstellen kann, immer im geschützten Rahmen der Probe.
Wenn es dann missbräuchlich, dann Missbrauch damit betrieben wird, dann bin ich komplett dagegen, dann trifft ja das zu, was im Alltag auch zutrifft, das ist verboten!“

O-Ton Johannes Lange, Schauspieler und Sprecher ‘Ensemble Netzwerk‘:
„Wir machen den Beruf, weil wir Grenzüberschreitungen suchen. Die suchen wir auch gerne in uns selbst und brauchen nicht per se jemanden, der mit der Peitsche knallt!“

Zur Zeit ist vieles in Veränderung. Die Theater machen sich auf den Weg. So auch das Düsseldorfer Schauspielhaus. Hier werden die Ereignisse von einer externen Stelle aufgearbeitet. Es gibt verpflichtende Anti Rassismus Workshops und einen neuen Verhaltenskodex.

Auch das Maxim Gorki Theater lässt auf seiner Homepage verlauten:

„Wir sind hoffnungsvoll und entschlossen, aus Fehlern lernend etwas Neues zu schaffen.“

Ein Miteinander auf gleicher Augenhöhe aller Künstler*innen und Mitarbeiter*innen am Staatstheater.‘

Auch neue Führungsmodelle werden diskutiert. Doch wie könnten die aussehen?

O-Ton; Johannes Lange, Schauspieler und Sprecher ‘Ensemble Netzwerk‘:
„Wir sprechen uns am Ensemble-Netzwerk ganz klar für Team-Lösungen aus, weil bei den Teams muss man immer Kompromisse suchen, man muss diskutieren, man muss sich selber hinterfragen, man kommt einfach mit ganz vielen Sachen nicht einfach durch, viele würden sagen, das macht Theater langsam, wir sagen das für das zwingt zur Professionalisierung!“

Die Schweiz macht es längst schon vor.

Am Schauspielhaus Zürich bilden Regisseur Nicolas Stemann und Dramaturg Benjamin von Blomberg eine Doppelspitze, holten acht feste Regisseure ans Haus.

Am Theater am Neumarkt teilen sich drei Frauen die Intendanz und am Theater Basel wird die Schauspiel-Sparte von einer Viererspitze geleitet.

O-Ton Bernd Stegemann, Dramaturg:
„Es ist nicht einfach damit getan, dass man jetzt statt einem da drei Leute hinsetzt, wenn die drei Leute autoritär sind, dann wird es einer, dann wird es dreimal so schlimm wie vorher.
Es ist eine Frage, wie man die Strukturen und zwar von jedem Einzelnen aus, nutzen kann und verändern kann.“

O-Ton Klaus Lederer – Kultursenator Berlin
„Der Ruf danach, dass nach oben gezeigt wird und jetzt müssen Köpfe rollen, löst an den strukturellen Problemen in einem solchen Haus erstmal überhaupt nichts und deswegen glaube ich ist es auch zu kurz gegriffen das immer nur als bilaterale Geschichte zu betrachten, sondern man muss dann in der Tat sich schon die Mühe machen in den Häusern selbst Veränderungsprozesse anzustoßen!“

Ein Transformationsprozess, den auch die Politik unterstützen muss.

Fingerspitzengefühl bei der Besetzung von Leitungspositionen ist gefragt und nicht der ständige Ruf nach Erfolg und ausverkauften Häusern.

Die Veränderungen sind angestoßen, die Prozesse in den Häusern laufen, ergebnisoffen und individuell, gemeinsam mit der Belegschaft.

O-Ton Wilfried Schulz – Intendant Düsseldorfer Schauspielhaus:
Das wird eine Arbeit sein, das wird kein Schnipsen sein, irgendwie mit dem Finger und dann, dann ist es anders, aber guckt natürlich auf Arbeitsstrukturen, man guckt ja auf Gender Pay, jetzt auf die verschiedensten Aspekte und es bilden sich Arbeitsgruppen innerhalb des Hauses, wo die Dinge diskutiert werden, auch an die Leitung herangetragen werden und wir haben erst mal beschlossen, dass wir uns dem sehr öffnen!“

Prozesse die von allen gemeinsam erarbeitet werden müssen. Einigen wird das zu schnell gehen, anderen zu langsam.

Wichtig dabei: Es geht nicht nur um Macht, sondern auch um Verantwortung für das Theater von morgen.

Genau darum geht es auch mehreren Akteuren aus der Berliner Theaterszene. Sie planen ein neues Projekt gegen Diskriminierung ‘fair stage‘.

Das will Arbeitsbedingungen verbessern, Handlungsempfehlungen erarbeiten und deren Umsetzung gezielt vorantreiben - teilte die Berliner Senats-Kulturverwaltung jetzt mit.

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Quelle: https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit
 

 

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Macht und Ohnmacht -
Rassismusdebatte an deutschen Theatern

Rassismus, Mobbing, Machtmissbrauch:
Die deutschen Theater stehen massiv unter Druck. Seit Volksbühnen-Intendant Klaus Dörr im März sein Amt wegen Sexismusvorwürfen aufgeben musste und der Schauspieler Ron Iyamu ebenfalls im März über rassistische Diskriminierung am Schauspielhaus Düsseldorf berichtete, wird über Herrschaft und Machtstrukturen auch an anderen Bühnen diskutiert. ttt hat nachgefragt und mit Wilfried Schulz, dem Intendanten des Düsseldorfer Schauspielhauses, der Schauspielerin Mateja Meded und der Theatermacherin Simone Dede Ayivi gesprochen.

Kein Einzelfall

Die Rassismusvorwürfe am Düsseldorfer Schauspielhaus haben weite Kreise gezogen und bundesweit für Aufsehen gesorgt. Ron Iyamu hatte Mitte März in einem WDR-Fernsehbeitrag seine Erfahrungen mit systematischem Rassismus beschrieben. Er schilderte mehrere Vorfälle, bei denen er diskriminiert worden sei, unter anderem bei der Probe zu "Dantons Tod" in der Inszenierung von Armin Petras. Die Theaterleitung habe nichts dagegen unternommen. Auf seine Bitte um ein Gespräch habe Wilfried Schulz zunächst nicht reagiert.

Intendant Wilfried Schulz | Bild: WDR

Mittlerweile hat sich die Intendanz um Aufklärung bemüht und einen Prozess der Aufarbeitung in Gang gesetzt. "Die Vorfälle haben uns dahingeführt", so Wilfried Schulz, "dass wir uns auch Hilfe von außen holen, dass wir das, was passiert ist, noch einmal von außen angucken lassen."

"Wir haben ein Problem"

Simone Dede Ayivi  | Bild: WDR

Die Ereignisse in Düsseldorf sind kein Einzelfall. "Dass das so wirkt, als hätte das Theater jetzt ein größeres Rassismusproblem, das liegt einfach daran, dass überhaupt Menschen in den Strukturen sind, um da – so absurd das jetzt klingt – Rassismuserfahrungen machen zu können." Für die Regisseurin und Autorin Simone Dede Ayivi steht außer Frage, dass wir in einer rassistischen Gesellschaft leben. Wir haben ein Problem, sagt sie, das sich durch Wegducken nicht lösen lasse. Sie selbst macht Kunst aus einer schwarzen feministischen Perspektive und kämpft dafür, die Machtstrukturen am Theater zu ändern. "Ich habe mich auch immer gefragt bei dieser Antirassismusklausel: Es gibt so viele Wege, mich am Theater fertigzumachen. Was hilft es mir, wenn der Grund nicht Rassismus ist?"
 

Vernichtendes Urteil

Mateja Meded | Bild: WDR

Am Maxim Gorki Theater in Berlin steht Intendantin Shermin Langhoff in der Kritik. Sie sieht sich mit dem Vorwurf des Machtmissbrauchs konfrontiert. Von einem "Klima der Angst" ist die Rede, von Mobbing und Psychoterror. Die Schauspielerin Mateja Meded hat in mehreren Produktionen des Gorki Theaters mitgespielt. Sie fällt ein vernichtendes Urteil über die Szene. "Es läuft eigentlich grundsätzlich alles falsch." Ihre Vorwürfe richtet sie allerdings nicht allein gegen einzelne Personen: "Frauen sind ja nicht die besseren Menschen als die Männer. Es hat ja etwas mit einem System zu tun und nicht, was für ein Geschlecht du hast oder was für eine Hauptfarbe oder was für einen Hintergrund du hast." Das Theater ist in ihren Augen ein "krankes System", organisiert wie Fürstentümer, in denen noch immer 75 Prozent Männer das Sagen haben. Das müsse sich ändern. "Es gibt Leute, die sind jetzt schon fähig und die sind jetzt schon politisch und auch handwerklich so weit, bestimmte Theater zu übernehmen und zu leiten." 

Wohin die Debatte führt, ist offen, aber sie hat einiges in Bewegung gebracht. In Düsseldorf setzt Wilfried Schulz auf Auseinandersetzung und Transparenz. Und er möchte das Theater für ein diverseres Publikum öffnen. "Ich glaube, dass wir eine ganz klare Verabredung treffen müssen: Die Kunstfreiheit existiert. Aber die Kunstfreiheit darf nicht die Würde des Menschen verletzen."

Autor des TV-Beitrags: Max Burk

Die komplette Sendung steht am 16. Mai ab 20 Uhr zum Abruf in der Mediathek bereit.

Stand: 17.05.2021 08:20 Uhr
Zitatende

Quelle: https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/ttt-16052021-rassismusdebatte-am-theater-100.html

 

 



 

 





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Klima der Angst am Gorki-Theater:
Bühnenschiedsgericht entscheidet in Berlin über Klage einer Dramaturgin

Wenn stimmt, was beklagt und berichtet wird, dann hat auch Shermin Langhoff ihre Macht missbraucht, psychische Gewalt ausgeübt und womöglich auch gegen arbeitsrechtliche Standards verstoßen. Aber auch die Politik ist in der Verantwortung, der es eigentlich unbedingt darum gehen müsste, das große Projekt Gorki vor weiterem Schaden zu bewahren. Ein Kommentar von Janis El-Bira.

Klima der Angst am Gorki-Theater: Bühnenschiedsgericht entscheidet in Berlin

Menschliche Fehlbarkeit — auch am Theater

Dass am Theater zwar oft besondere, aber nicht unbedingt bessere Menschen arbeiten, das sollte sich inzwischen herumgesprochen haben.

Intendanten, die weder An- noch Abstand wahren, Regisseure, die nicht eingreifen, wenn sich auf ihren Proben rassistische Übergriffe ereignen – und drumherum eine Kultur des Duckmäusertums, das sich lange in Schweigen hüllte.

Aus Angst um den eigenen Job, das nächste Engagement, den nächsten Karriereschritt.

Nein, es steht nicht gut um das Ansehen der Theater und manche Kreise fühlen sich direkt bestätigt in ihrem Ressentiment, dass es im „links-grün versifften“ Kulturbetrieb sowieso drunter und drüber gehe.

Shermin Langhoff hat das Theater geprägt

Auch die nun in der Kritik stehende Gorki-Chefin Shermin Langhoff ist ein besonderer Theatermensch. Ihre Intendanz hat die Stadttheater-Landschaft nicht allein ästhetisch geprägt wie wenige sonst in den vergangenen 20 Jahren.

Viel mehr noch hat sie jenen eine Stimme gegeben, die bis dato nicht vorkamen auf deutschsprachigen Bühnen. Den PoCs, den Roma, den „Menschen mit Migrationshintergrund“, den Nicht-Binären, Nicht-Identischen, Nicht-Einverstandenen.

Feindbild für manche Kreise

Das allein hat Langhoff schon vor den jetzt bekannt gewordenen Klagen über ihren Führungsstil zur Lieblingsfeindin jener gemacht, deren Schadenfreude sich nun nicht allein in den sozialen Medien ergießt.

Dennoch, und um es ganz klar zu sagen: Wenn stimmt, was beklagt und berichtet wird, dann hat auch Shermin Langhoff ihre Macht missbraucht, psychische Gewalt ausgeübt und womöglich auch gegen arbeitsrechtliche Standards verstoßen.

Machtmissbrauch muss geahndet werden

Letzteres wird nun das Schiedsgericht klären müssen, aber auch die Vorwürfe unterhalb des Justiziablen sollten nicht ohne Konsequenzen bleiben. Wie diese aussehen könnten, müssen jedoch die Beteiligten aller Ebenen unter sich ausmachen.

Und gerade hier ist auch die Politik in der Verantwortung, der es eigentlich unbedingt darum gehen müsste, das große Projekt Gorki vor weiterem Schaden zu bewahren.

Politik hat Tatsachen geschaffen

Stattdessen hat sich die Berliner Verwaltung unter Kultursenator Klaus Lederer für das Schaffen von Tatsachen entschieden, und den Vertrag mit Langhoff bei kochendem Konfliktherd eilig und bemerkenswert unauffällig bis 2026 verlängert.

Zu groß schien die Angst, mit einer öffentlich angezählten Intendantin auch ein Aushängeschild der deutschsprachigen Theaterlandschaft zu demontieren. Aber mit diesem Versuch, das Bild vom Mustertheater um jeden Preis sauber zu halten, hat man niemandem einen Gefallen getan: Weder dem Ansehen der politischen Kontrollinstanzen, noch Shermin Langhoff oder dem Gorki selbst.

Übermenschliches Projekt

Überhaupt: Hier ist eine Chance vertan worden, den „Mythos Gorki“ der Wirklichkeit anzunähern. Offen zu zeigen, dass an einem Haus nicht alles reibungslos laufen muss, nur weil es diverser aufgestellt ist. Schließlich arbeiten hier Menschen mit all ihren Stärken, aber eben auch Schwächen an einem Projekt, das wahrscheinlich größer ist als sie selbst. Größer auch als die Intendantin.

aus der Sendung vom Mi, 5.5.2021 6:00 Uhr, SWR2 am Morgen, SWR2

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Quelle:
https://www.swr.de/swr2/buehne/klima-der-angst-am-maxim-gorki-theater-heute-entscheidet-buehnenschiedsgericht-in-berlin-ueber-klage-einer-dramaturgin-100.html

 

     

 

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Interview mit Thomas Schmidt über seine Studie zu Macht und Machtmissbrauch an deutschen Theatern

Die One-Man-Show funktioniert nicht mehr

Thomas Schmidt im Interview mit Simone Kaempf

11. Oktober 2019. Vor zwei Jahren fragte die Kulturratsstudie "Frauen in Kultur und Medien" erstmals nach Repräsentanz von Frauen und Männern im Kulturbetrieb und stellte eine massive Schieflage fest. Um Ursachen ging es noch nicht. Diese Lücke füllt nun Thomas Schmidt, ehemals Geschäftsführer am Deutschen Nationaltheater Weimar und heute Professor für Theater- und Orchestermanagement in Frankfurt am Main.

Seine repräsentative Befragung von knapp 2000 Theater-Mitarbeiter*innen gibt detailliert Auskunft über Theaterstrukturen, Macht und deren Missbrauch. Die Befragten berichten von verbalem, körperlichem und sexuellem Missbrauch, ausgeübt zu 65 Prozent durch Intendant*innen und Regisseur*innen. Schmidt hat aber auch nach Arbeitsbedingungen, Bezahlung, Arbeitszeiten, sozialem Status gefragt. Im Ergebnis scheint beides eng miteinander verbunden zu sein. Die Künstler*innen verdienen im Theaterbetrieb nicht nur am wenigsten, sie werden auch am schlechtesten behandelt. Macht wird offenbar missbraucht, um Theater zu steuern. Mit Thomas Schmidt hat nachtkritik-Redakteurin Simone Kaempf über die Studie gesprochen.

Nachtkritik: Sie sind der Erste, der in einer Studie konkret nach Machtmissbrauch an Theatern und nach dessen Ursachen fragt. 1966 Mitarbeiter*innen aus dem deutschsprachigen Theaterbetrieb haben an der Studie teilgenommen, zu fast drei Vierteln aus dem künstlerischen Bereich, knapp 62 Prozent arbeiten an Stadt-, Staats- und Landestheatern. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse?

Thomas Schmidt: 55 Prozent der Befragten haben Machtmissbrauch erfahren. Das ist mehr als ich erwartet habe. Überrascht war ich auch, dass mehr als die Hälfte der Befragten so wenig verdient, dass man von prekären Arbeitsverhältnissen sprechen muss. In den Thesen, die auf Vorgesprächen basieren, bin ich von 15 bis 20 Prozent ausgegangen. Es gibt einen strukturellen Machtmissbrauch im deutschsprachigen Theater, der die Ursache für den psychischen und physischen Missbrauch ist. Kurz gesagt: Die aktuellen, völlig veralteten Theaterstrukturen erlauben einer einzigen Person, meist dem Intendanten oder Regisseur, alle Macht bei sich zu konzentrieren. Intendanten missbrauchen Macht zu oft nach ihrem persönlichen Gutdünken, um Theater zu steuern – die Strukturen verleiten sie dazu. Macht wird so zu einem regulären Management-Instrument. Das ist eine völlig neue Erkenntnis.


Diagrammserie zu den Zahlen der von Thomas Schmidt veröffentlichten Studie "Macht und Struktur im Theater" (von Anne Peter / nachtkritik.de).


Über sexuelle Übergriffe wird seit #MeToo relativ häufig gesprochen. Welche anderen Formen von Machtmissbrauch tauchen im deutschen Theaterbetrieb gehäuft auf?

Am häufigsten ist der psychische Machtmissbrauch. Das fängt an bei Mobbing, Diskriminierung und gezielten Eingriffen in die Entwicklung junger Künstler*innen, geht über schlechte und ungleiche Bezahlung, Bevorzugung bei der Rollenvergabe bis dahin, dass der NV Bühne als unzureichendes Vertragsmodell immer die Drohung beinhaltet, dass der Vertrag nicht verlängert wird. Er ist de facto Künstler*innen-feindlich. Es besteht quasi keine vertragliche und damit keine soziale Sicherheit. Das ist für mich auch ganz klar eine Form von Machtmissbrauch. Und eben die sexuellen Übergriffe, 121 Befragte bestätigten in der Studie, dass sie sexuelle Gefälligkeiten geleistet haben, 284-mal wurde das Angebot von Leitern und Regisseuren ausgesprochen, Rollen und Engagements gegen sexuelle Gefälligkeiten bevorzugt zu vergeben.

Die Intendanten kommen in der Studie bei den Befragten besonders schlecht weg. Sie haben die Führungskultur der deutschen Theater bereits in der Vergangenheit kritisiert. Was hat sich jetzt noch einmal konkretisiert?

Die One-Man-Show des Intendanten und das auf ihn konzentrierte Führungsmodell funktioniert so nicht mehr. Die Aufgaben und die Arbeit, die einem Intendanten obliegen – künstlerische Entscheidungen, Planung, Organisationsentwicklung, Stakeholder- und Lobbyarbeit, Personalmanagement, Finanzen, Investitionen, Fundraising, Kooperationen, Rechtsfragen –, sind nicht mehr von einer Person allein zu erfüllen. Im Wirtschafts- oder NGO-Bereich gibt es kaum noch Unternehmen, die mit Ein-Mann-Spitze arbeiten, außer bei kleineren Familienunternehmen. Unternehmen dieser Größenordnung, die noch dazu öffentlich sind, müssen von Teams geleitet werden.

2. Bundesweite Versammlung des ensemble netzwerk im Mai 2017 in Potsdam. Vom 18. bis 20. Oktober 2019 findet die Versammlung zum vierten Mal statt, diesmal an der Volksbühne in Berlin. Die Hauptfragen auf der Agenda lauten: Was hat sich verändert? Wie sollen die nächsten Schritte aussehen? © ensemble netzwerk

Es gibt sicher auch Ausnahmen. Der Theaterbetrieb funktioniert heute jedoch noch viel zu oft nach dem alten Modell: Die letzten Entscheidungen im Theater zielen immer wieder auf eine Person, den Intendanten, vor allem Männer, denen oft die profunde Ausbildung zum CEO fehlt – das, was ein Intendant de facto sein möchte, aber nicht leisten kann.

Würde eine Frauen-Quote für Intendant*innen Abhilfe schaffen?

Wenn sich die Situation nicht bald ändert, brauchen wir vorübergehend eine Quote. Ich war lange dagegen, aber inzwischen bin ich dafür, Leitungspositionen zu quotieren. Um – wie etwa bei den "Grünen" – ein neues Selbstverständnis zu entwickeln, bis sich das eingepegelt hat.

Das würde auch eine andere Erkenntnis der Studie betreffen: Mehrheitlich geht der Missbrauch von Männern aus.

Ja, in einer großen Mehrheit der Fälle, in über 90 Prozent. Die große Gruppe der Benachteiligten sind Frauen.

Sexuelle Übergriffe vermischen sich in den Aussagen der Befragten oft mit Mobbing, Manipulation, psychischem Druck und verbalem Missbrauch, zu 30 Prozent sind Intendanten involviert, zu 35 Prozent Regisseure, also diejenigen, die in der Regel auf Intendantenposten aufrücken.

Es betrifft allerdings immer nur einige Intendanten, gelegentlich sind es Mehrfachtäter. Mit psychologischen Gutachten sollte deshalb zukünftig eine Anfälligkeit für Machtmissbrauch ausgeschlossen werden. Die Stadt Zürich handhabt das beispielhaft: Dort müssen sowohl die Intendanten als auch die kaufmännischen Direktoren ein psychologisches Assessment Center von einer unabhängigen Personalberatung durchlaufen. Das finde ich vorbildlich. Wenn man solche verantwortungsreichen Posten vergibt, auf denen über fünf Jahre oder länger die Entwicklung von sehr viel Personal verantwortet und Riesenbudgets verwaltet werden, dann sollte so eine Investition der öffentlichen Hand gut abgefedert sein.

Man fragt sich, wie systematisch der sexuelle Missbrauch verbreitet ist. Zum Beispiel bei der Aussage, wo geforderte sexuelle Gegenleistung für eine Rolle, einen Regieauftrag oder ein Engagement stattfanden. Auf der Bühne, im Probenraum, in der Garderobe, aber auch in angemieteten Hotelzimmern – neun Teilnehmer*innen haben das genannt. Das weist ja nicht auf ein sich spontan ergebendes erotisches Zusammenknallen, auf eine Affekthandlung hin, sondern wirkt systematisch und geplant. Waren das neun unterschiedliche Fälle? Was kann man den Ergebnissen entnehmen?

Man kann einiges entnehmen. Die Befragten hatten die Möglichkeit, ein Textfeld frei auszufüllen. Viele haben das auch gemacht, und man konnte Orte entnehmen, die wir in der Studie natürlich nicht nennen. Aber hier handelt es sich um neun unterschiedliche Fälle von sexuellem Missbrauch.

In der Öffentlichkeit regiert immer noch das Bild des Intendanten als Vorbild und engagierter Künstler. Warum hält sich das so hartnäckig?

Die Medien favorisieren dieses Bild noch immer. Und auch von der Kulturpolitik wird dieses Image hochgehalten. Das deutet auch auf eine geschickte Lobbyarbeit einiger Intendanten in eigener Sache hin.

Glaubt der Theaterbetrieb selbst noch, dass ein erfolgreicher Künstler am Ende auch ein guter Theaterleiter wird?

Das ist schon lange nicht mehr so. Die Mär vom Künstler-Intendanten als alleinseligmachendem Modell hat ausgedient. In vielen Theatern wünschen sich die von Macht betroffenen Ensembles und Mitarbeiter*innen nicht zwingend, dass jemand, der künstlerisch arbeitet, auch das Theater leitet. Man wünscht sich Teams oder neutrale Leiter*innen, die besser intervenieren können, wenn ein Opern-, Schauspiel- oder Ballettdirektor seine Arbeit schlecht macht. Wir alle kennen Fälle aus den vergangenen Jahren – und jeder Krisenfall ist in der Außendarstellung der Theater insgesamt ein Super-GAU. Darauf sollte viel mehr geachtet werden.

Und dennoch werden solche "gebrannten" Theaterleiter, die mitverantwortlich sind für den schlechten Ruf mancher Theater, immer wieder neugewählt, selbst von Frauen in Findungskommissionen, und das zeigt mir, dass das System nicht funktioniert. Oft sind diese Kollegen vielleicht bessere Künstler, aber weniger gute Manager. Das Selbstverständ-nis, das vielleicht aus ihrer künstlerischen Arbeit entsteht, darf nicht auf den Intendanten-posten übertragen werden – für beides braucht es unterschiedliche Kompetenzen.

Sie beschreiben in Ihrer Studie den Mechanismus in Findungskommissionen, dass sich bestimmte Typen durchsetzen und in die Ämter gewählt werden.

Ja, in Findungskommissionen finden sich ja selbst meist Intendanten, die vom Bühnenverein entsandt werden. Dort wird nach bestimmten, oft subjektiven Indikatoren und Fragen entschieden: Wie gut kennt man den Kandidaten. Wie ähnlich ist er den eigenen Leitmotiven. Passt er in die Bühnenvereins-Policy. Und wie stark lässt sich der zu wählende Intendant mit dem eigenen Netzwerk verbinden. Dieser Mechanismus muss durchbrochen werden. Intendanten sollen nicht Intendanten wählen, das ist eine verkehrte Welt, erinnert mich an ein Kurfürsten-System und das hat mit Demokratie im 21. Jahrhundert sehr wenig zu tun.

Der Bühnenverein verteidigt dieses System. Wäre vieles einfacher, wenn man sich dort endlich weiter öffnen würde?


Ganz klar, ja. Der Bühnenverein ist ein Zwittermodell, ein Hybrid. Arbeitgeber-Verband und Theaterverband in einem, in dem angestellte Intendanten Mitglieder sind. Jeder Organisationssoziologe würde vorschlagen, dass man diese Bereiche institutionell trennen muss. Wenn wir diese Klarheit hätten, könnte man die Aufgaben zwischen den Gruppen neu verteilen. So bleibt der Bühnenverein ein hermetisches Gebilde, das sich nicht in die Karten schauen lässt. In Lübeck wurde im vergangenen Jahr mit dem Verhaltenskodex ein erster Schritt getan, aber eher reagierend als progressiv. Es gibt zudem kein Monitoring, ob und wie die Kodizes eingehalten werden.

Seit zehn Jahren kommen immer wieder unterschiedlichste interne Führungskrisen ans Licht. Sie analysieren im übergeordneten Teil der Studie detailliert die Strukturen des deutschsprachigen Theatersystem, das ja eigentlich hochgelobt ist. Aber genau diese als Stärke geltenden Strukturen scheinen ein großes Problem zu sein. Warum hat sich der Betrieb so entwickelt?

In den 70er Jahren hat man Reformchancen verpasst. Damals gab es eine Reformbewe-gung, die aber noch nicht ausreichend zu Ende durchdacht, organisiert und strukturiert war, mit der das Intendanten-zentrierte Modell aber schon stark angezweifelt wurde. Hochgelobt sind heute lediglich die Dichte des Theatersystems und die künstlerischen Arbeiten. Struk-turell kann man nicht davon sprechen. Wir diskutieren seit 2015, dass Gefahr in Verzug ist und dass wir dabei sind, das Theatersystem aufs Spiel zu setzen. In den vergangenen zehn Jahren gab es 50 Fälle von publik gewordenen Leitungskrisen – das ist nicht mehr nur punktuell.

Heißt das, dass das Phänomen flächendeckend ist oder konzentriert sich Machtmissbrauch doch auf einige wenige Theater oder Personen?

Flächendeckend ist es noch nicht, und ich möchte nochmal betonen, dass es eine ganze Reihe gut geführter Theater gibt. Aber die Probleme tauchen keinesfalls nur punktuell auf. Wenn von 1966 Befragten über fünfzig Prozent mitteilt, dass sie in der letzten Zeit unmittelbar von Machtmissbrauch betroffen waren, dann sind das alarmierende Zahlen.

Waren alle Mitarbeiter*innen an deutschen Theatern aufgerufen, an der Studie teilzunehmen?

Alle waren aufgerufen. Mit den knapp 2000 haben wir eine sehr repräsentative Auswahl, die auch den Verteilungen zwischen den Theatertypen, den Regionen entspricht. Schwer-punkt-Gruppe sind die Künstler*innen. Bezogen auf die Gesamtzahl der Teilnehmer*innen haben am Ende 38,5 Prozent Darsteller*innen, 26,4 Prozent künstlerische Mitarbeiter*in-nen, 5 Prozent nicht-künstlerische Mitarbeiter*innen und 5,6 Prozent Mitglieder der Leitungsebene teilgenommen.

Der Aufruf lief aber allein über die E-Mail-Verteiler und Facebook-Seiten Ihres Lehrstuhls sowie des ensemble netzwerks.

Wir haben laut und deutlich zur Multiplikation aufgerufen. Zudem sind die beiden Medienseiten sehr stark vernetzt in das gesamte Theatersystem hinein. Über den Algorithmus ließ sich ermitteln, dass wir etwa 7000 bis 8000 Leute angesprochen und damit 20 Prozent der Mitarbeiter*innen aller Theater direkt erreicht haben. Die indirekte Ansprache über Mund-zu-Mund-Propaganda und Aushänge war noch viel größer. Entscheidend ist die Zahl der Teilnehmer: 1966. Unsere Erwartung lag bei 400, damit wäre die Studie bereits repräsentativ gewesen, so ist sie es noch um einiges mehr und deutlicher. Die hohe Teilnahme ist insofern auch ein großes Geschenk. Studien in Amerika zu ähnlichen Themen oder in Deutschland im Wissenschaftsbereich werden mit weniger Teilnehmer*innen durchgeführt und gelten als repräsentativ.

Man könnte dagegen halten, dass die geantwortet haben, die schlechte Erfahrung gemacht haben, dafür ein Bewusstsein entwickeln und sich nun zu Wort melden.

Das ist richtig. Auf der anderen Seite konnten sich über mehr als 100 Tage auch alle diejenigen melden, die gute Erfahrung gemacht haben. Hier stellt sich die Frage, wenn es sie denn gibt, warum haben sie nur in geringem Umfang reagiert? Ich weiß, dass die Umfrage in der Intendantengruppe des Bühnenvereins diskutiert wurde, woraufhin dann mehr Leitungsmitglieder, immerhin 5,5 Prozent, und künstlerische Mitarbeiter*innen teilnahmen. Andererseits: Jede empirische Studie weckt vor allem das Interesse derjenigen, die dazu etwas zu sagen haben.

Die wichtigste Aufgabe war jedoch, Grundlagen-Material zu sammeln und zu ermitteln, wo der Notstand liegt. Zahlen, die sich nicht leugnen lassen, wie die 284 Angebote gegen sexuelle Gefälligkeiten, nur um ein Beispiel zu nennen. Das ist die erste und wichtige Aufgabe dieser Studie, und das haben wir geschafft. Das Ergebnis darf auch gerne durch neuerliche Studien überprüft werden. Ich habe einen guten Kontakt zur Themis-Vertrauensstelle, der ich das Ergebnis auch übergeben habe und die auch selbst eine Studie plant. Die Zusammenarbeit mit dem ensemble-netzwerk hat den Teilnehmer*innen in unserem Fall aber vor allem zusätzliches Vertrauen gegeben, sich auszusprechen. Dafür bin ich sehr dankbar.

In den Ergebnissen steckt auch viel sozialer Sprengstoff. 28 Prozent der Befragten arbeiten jedes Wochenende. 29 Prozent können nur ausreichend, lediglich 9 Prozent gut von ihren Gagen leben. Von denen, die immer wieder täglich mehr als 10 Stunden arbeiten müssen, sind 65 Prozent Frauen. Niemand wünscht sich solche Arbeitsbedingungen.

Das Buch wird hoffentlich weiter aufrütteln und dazu führen, dass man erkennt, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss. An den Gagen definitiv, an den Arbeitszeiten, am Vertragssystem, an der Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern, ganz zu schweigen davon, dass unsere Theater weder divers noch inklusiv sind.

Viele kleine Puzzlesteine stärken die Strukturen und das Machtgefälle, das macht Ihre Studie deutlich. Als zentrales Problem nennen Sie immer wieder den NV-Bühne-Vertrag mit seiner Nichtverlängerungsklausel bei unzureichenden künstlerischen Leistungen und mit seiner geringen Mindestgage. Sie schlagen auch ein Umverteilungsmodell vor, um die Gagen anzugleichen. Was macht die Veränderungen so schwierig? Was sind das für irrsinnige Widerstände?

Es herrscht die Angst, dass das ganze Gebäude einbricht, wenn man Zugeständnisse macht. Denn das System steht auf tönernen Füßen. Der NV-Bühne ist neben der Leitungsstruktur das Erste, was reformiert werden muss. Die Gagen müssten zudem wie in der Schweiz nach oben angepasst werden. Dort liegt die Einstiegsgage bei 4100 Schweizer Franken. Auch wenn die Lebenshaltungskosten höher sind als in Deutschland, entspricht das nach Abzug aller Kaufkraftverluste noch immer über 3000 Euro Gage in Deutschland, also 1000 Euro mehr als unsere Mindestgage. Warum zahlen die Schweizer mehr? Daraus ließen sich Argumente gewinnen. Im Prinzip hat man der Politik leider viel zu oft gezeigt, wir machen es euch auch für das Geld, das wir haben. Die Personalkosten – und damit die Subventionen für die Theater müssen aber in den kommenden Jahren dringend etwa 15 bis 20 Prozent nach oben angepasst werden. Darüber muss geredet werden, denn die Theater sind ein integraler Bestandteil der Gesellschaft und sollen es auch bleiben. Wir verlieren sonst Stellen und Substanz der Theater – die müssen dringend erhalten und weiterentwickelt werden.

Gerade die jungen Künstler*innen, die am schlechtesten bezahlt werden, scheinen auch am schlechtesten behandelt zu werden. Es scheint sich ein seltsames Arbeitsklima an den Theatern eingenistet zu haben.

Das bringt es gut auf den Punkt. Im sozialen Marketing wird ein Produkt dann mehr wertgeschätzt, wenn es einen adäquaten Preis hat. Das sehen wir im Theater, wenn zum Beispiel Karten deutlich unter Preis vergeben oder verschenkt werden, ist der langfristige Effekt negativ, weil die Wertschätzung darunter leidet. Wenn ein junger Schauspieler zur Mindestgage engagiert ist, unbezahlte Mehrarbeit leistet, scheint das dazu einzuladen, auch ihn wenig zu wertschätzen oder schlecht zu behandeln. Deswegen kann man nicht oft genug wiederholen: Es muss angemessen bezahlt werden. Die Mindestgage muss dringend nach oben angepasst und die jungen Künstler*innen müssen besser geschützt werden.

Was könnten weitere Lösungen für all diese Probleme sein?

Das strukturelle Führungsmodell muss verändert werden, damit steht und fällt alles. Nur so lassen sich die problematischen Punkte verändern: Abbau von Hierarchien, die Förderung von Teamstrukturen, das Einsetzen von Verhaltens-Codizes, und auch eine systematische Aufarbeitung der Missstände. Viele Künstler*innen stellen sich jetzt erst Fragen. Auch die Hochschulen müssen viel besser aufklären. Ich berate eine Reihe von jungen Absolvent*innen aus dem Bereich des Schauspiels und stelle fest, dass gerade die großen Häuser oft versuchen, junge Absolvent*innen mit minimalen Gagen abzuspeisen. Und es braucht einen Einheitstarifvertrag, das bringe ich seit fünf Jahren ins Spiel, aber der Vorschlag wird immer wieder abgeschmettert mit der Begründung, dann gingen die Theater kaputt. Dann braucht es auch Ombudsstellen, unabhängige Ansprechpartner, die nicht von den Intendanten zur Rechenschaft gezogen werden können. Es sind in der Studie Fälle genannt, bei denen bereits der Gang zum Betriebsrat, als Vertrauensbruch empfunden, zur Kündigung führte. Außerdem Geschlechterparität, Diversität und Inklusion. Die große Gruppe der Benachteiligten sind in einem sehr hohen Maße Frauen. Und das bedaure ich am meisten.

Ihre Ergebnisse sind dazu angetan, den Betrieb aufzurütteln. Erwarten Sie, dass nun tatsächlich eine Diskussion einsetzt, die etwas verändert?

Ich hoffe es sehr. Das ensemble-netzwerk hat enorm viel erreicht. Ohne diese Arbeit würde vieles noch in den Kinderschuhen stecken. Aber es muss jetzt weitergehen, alle müssen mit anpacken. Es gibt viele junge Intendant*innen, einige Namen habe ich in der Studie auch genannt, die vorbildlich sind – und daran muss das Theatersystem sich orientieren. Ich spüre den Gegenwind auf die Studie, aber ich erwarte, dass man die Ergebnisse nicht abschmettert, sondern sich damit auseinandersetzt, auf allen Seiten. Insgesamt ist der Zuspruch jedoch sehr hoch, und der Dank gilt den Teilnehmer*innen, die sich so ernsthaft mit den Fragen auseinandergesetzt haben, dem ensemble-netzwerk und meiner Hochschule.


Thomas Schmidt
ist Professor für Theater- und Orchestermanagement, Direktor des gleichnamigen Masterstudiengangs an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main und Vorstandsmitglied des ensemble-netzwerks. Er war Mitbegründer, Produzent und Autor am neuen schauspiel erfurt, von 2003 bis 2012 Geschäftsführer des Deutschen Nationaltheaters Weimar und in der Spielzeit 2012/13 dessen Intendant. Seine viel beachtete Studie Theater, Krise und Reform. Eine Kritik des deutschen Theatersystems erschien 2016, sein Buch "Programm und Spielplangestaltung im Theater" Im Juni 2019. Das Buch zur Studie "Macht und Struktur im Theater. Asymmetrien der Macht" ist seit September 2019 im Verlag Springer VS erhältlich (Leseprobe auf google Books).

Mehr zum Thema Ungleichbehandlung im Theatersystem: Anne Peter schrieb im Mai 2018 über die Gründe für die strukturelle Benachteiligung von Frauen und mögliche Lösungsansätze. Und im Februar 2019 interviewte sie die Regisseurin und Karlsruher Schauspieldirektorin Anna Bergmann über Geschlechtergerechtigkeit und die Frauenquote im Theater.
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Quelle: https://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=17226:interview-mit-thomas-schmidt-ueber-seine-studie-zu-macht-und-machtmissbrauch-an-deutschen-theatern&catid=101&Itemid=84

 


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Machtmissbrauch im Theater:

Theaterregisseur:
„Wer als Schauspielerin Avancen abweist, geht ein Risiko ein“

Nach dem Fall Dörr: Was sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch angeht, ist das Theater ein besonders gefährdeter Raum. Zwei Regisseure erklären, warum. 

22.3.2021 - 11:03 Uhr

Foto: Imago

Der Verschwimmen der Grenze zwischen Arbeit und Privatem ist eines der Standbeine des Theaters.

Berlin - Eine Woche her ist es nun, dass Klaus Dörr als Intendant der Volksbühne zurückgetreten ist. Sein Name ist von der Website des Theaters verschwunden, der Aufklärungsprozess hinsichtlich der Vorwürfe von zehn Frauen, Dörr sei sexuell übergriffig gewesen und habe eine Schauspielerin wegen ihres Alters diskriminiert, geht weiter. Der Vorgang hat erneut ein grelles Licht darauf geworfen, welch ein gefährdeter Raum das Theater ist, was den Missbrauch von Macht angeht. Gründe hierfür sind die hierarchische Struktur, die Abhängigkeitsverhältnisse, die daraus resultieren, und das Geschlechterverhältnis. In Deutschland sind 80 Prozent der Intendanten und 70 Prozent der Regisseure Männer, 85 Prozent derjenigen, die sich hilfesuchend an die Berliner Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt, wenden, sind Frauen. Auch die zehn von der Volksbühne haben sich dorthin gewandt. 

Ein weiterer Grund, der das Theater für Übergriffe so anfällig macht, liegt im Theatermachen selbst. „Das Verschwimmen der Grenze zwischen Privatem und Arbeit ist eines der Standbeine des Theaters“, sagt Christoph Gosepath (59) der Berliner Theaterregisseur und Leiter der Künstlergruppe Club Tipping Point, der gleichzeitig als Psychiater und Psychotherapeut arbeitet. Das bestätigt auch der Theater- und Opernregisseur Bernd Mottl (55), der in Berlin im Tipi „Frau Luna“ inszeniert hat und zuletzt am Staatstheater Wiesbaden die Oper „Anna Nicole“, auch er ein Mann, der das System seit Jahrzehnten von innen kennt. „Theater hat mit Öffnung zu tun, damit, sich zu zeigen. Deshalb redet man auf Proben schnell über Intimes. Das Senken der Hemmschwelle ist Programm“, sagt er.

TheaterEnde einer kurzen Ära: Zum Rücktritt von Klaus Dörr

 Auch die 2020 veröffentlichte von Themis ist erhellend. Die Interviews wurden mit 16 in der Film-, Fernseh- und Bühnenbranche tätigen Personen geführt, 14 Frauen, zwei Männern. Was den Arbeitsalltag angeht, sagte eine oder einer der Interviewten, die sämtlich anonym bleiben, „dass wir immer mit unserem Wesen und unserem Körper, aber auch unserer Seele sehr präsent sein müssen. (…) Das bringt quasi der Beruf mit sich, das ist ja klar. Aber dadurch entblößen wir uns auch.“ – „Und das Vermischen der Ebenen. (….) Man geht was trinken, man unterhält sich, man erfährt viel übereinander. Man hat ja eigentlich gar kein normales Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis, wie wenn man im Büro E-Mails schreibt und sich Hallo sagt.“

„Die Arbeit des Regisseurs hat einen voyeuristischen Aspekt“

Christoph M. Gosepath sagt über das Verhältnis zwischen Regisseur und Schauspieler: „Schauspieler spielen die ganze Zeit mit ihrem Körper, nicht aber der Regisseur. Der sitzt unten im dunklen Zuschauerraum und schaut zu. Seine Arbeit hat einen voyeuristischen Aspekt. Da passiert eine Menge, was die Fantasie erregt.“ Fritz Kortner habe zu Peter Stein gesagt, als dieser sein Regieassistent war: „Stein, Sie sind in die Schauspielerin verliebt.“ Und als Stein verneinte: „Sie wissen es bloß noch nicht.“ Dass ein Regisseur sich in eine Schauspielerin verliebt, passiere häufig, sagt Gosepath. „Dabei das Machtgefälle auszunutzen, geht natürlich gar nicht. Aber es ist ein schwieriger Grenzbereich.“

Die Arbeit im Kulturbereich ist stark von Abhängigkeit geprägt, die Konkurrenz ist groß, viel läuft auf der Basis persönlicher Empfehlungen oder Verbindungen. Ein Zitat aus der Interviewstudie: „Premierenfeiern, private Geburtstage, auf denen über die Arbeit gesprochen wird und wo auch der Intendant ist oder ein Regisseur. Da merke ich, jetzt ist hier vielleicht mein privater Raum, aber solche Gegenüber haben die Macht. Vor allem eben diese künstlerische Macht, dass der entscheidet, was mein Arbeitsinhalt ist. Ob ich in ‘ner Produktion, banal gesagt, der Baum XY bin oder die Hauptrolle. (…) Und deshalb, wenn der sich mit mir unterhalten will, dann unterhalte ich mich mit dem. Und wenn nicht und ich früher gehe, dann frage ich mich, ob das jetzt okay war.“ 

TheaterMeToo: Ensemble der Volksbühne nimmt Stellung nach Dörr-Rücktritt

Bernd Mottl sagt zu diesem Abhängigkeitsverhältnis: „Arschlöcher gibt es leider überall, aber die Kunst ist vielleicht ein besonders gefährdeter Bereich, weil hier so gut wie keine belegbaren Qualitätsmaßstäbe existieren. Dadurch gibt es Vorgesetzte, die sagen können: Allein, weil ich deine künstlerische Befähigung erkenne, kriegst du den Job. So etwas öffnet Tür und Tor für Unterschwelliges. Manche Schauspieler versuchen es deshalb mit Anbiederung, Regisseure übrigens gelegentlich auch.“ Wie er selbst auf Anbiederung reagiert? „Manchmal denke ich, der/die hat es nötig. Manchmal streichelt es mein Ego, dann ignoriert man die Abhängigkeit. Letztlich muss sich jeder selbst auf die Finger hauen. Ich glaube, ich verfüge über ein sensibles Frühwarnsystem.“

In der Themis-Studie wird, was sexuelle Übergriffigkeit angeht, am häufigsten von körperlichen Grenzüberschreitungen berichtet: Sexualisierte Berührungen und Küssen, ohne dass die Betroffenen einverstanden waren, aber auch schroffes Anpacken bis hin zu Körperverletzung. Ein anonymes Zitat: „Und er hat nie gefragt, ob er die Frauen umarmen darf. Also es war einfach immer so klar, o.k., das mach ich. Und er hat mich so umarmt und hat dann seine Hände unter mein T-Shirt geschoben und hat dann so zugegrabscht.“ Bernd Mottl hat selbst auch Erfahrungen mit Übergriffigkeit gemacht: „Als ich Regieassistent war, hat ein Regisseur vehement versucht, mich zu verführen. Es hat mich viel Kraft gekostet, das abzulehnen. Unsere Arbeitsbeziehung war dann beendet. Gottlob fand ich ihn aber auch künstlerisch nicht mehr so doll.“

Fall Dörr: Bald brauchen Frauen noch mehr Mut, sexuelle Übergriffe anzuprangern

Mottl glaubt, einen guten Intendanten könne man auch daran erkennen, dass sein Spielplan divers ist, also dass viele unterschiedliche ästhetische Sprachen zu Wort kommen. Darin seien Frauen meist besser. „Was ich überhaupt nicht begreife: Theater wirbt um nichts so sehr wie um Gerechtigkeit, Menschlichkeit und Empathie. Dass ausgerechnet hier so ein feudales Gehabe herrscht, hieße ja, dass der aufklärerische Sinn dieser Kunstform reines Lippenbekenntnis ist. Und so ist es leider meist.“

Die Grauzone macht es schwer, sexuelle Belästigung als solche zu erkennen

Was an der Interviewstudie von Themis am meisten schockiert: Die häufigste Reaktion der Befragten auf Grenzüberschreitung im Arbeitssetting ist resignierte Akzeptanz. Als Gründe wurden berufsbezogener Idealismus genannt und dass man von der eigenen Arbeit oder dem Projekt eben überzeugt gewesen sei. Grenzüberschreitungen als offenbar unvermeid-bare Kehrseite von Kreativität und Intensität – eine Grauzone, die sexuelle Belästigung mehr als nur begünstigt. Die Präventionsseminare, die Themis anbietet, können hier helfen.

Die Vertrauensstelle Themis gibt es seit zweieinhalb Jahren, aber es hat in der gesamten Zeit nur 14 Beschwerdeverfahren gegeben, wie Vorstandsmitglied Eva Hubert sagt. „Die allermeisten wollen keine Beschwerde gegen den Arbeitgeber richten, weil sie Angst haben, dann keine weitere Rollen mehr zu bekommen oder dass sie auch als Regieassistentin oder Maskenbildnerin verbrannt sind, weil sie als schwierig empfunden werden. Die Branche ist ja nicht besonders groß.“

„Ich möchte eigentlich das Recht haben, eine Schauspielerin zu fragen, ob sie mit mir schlafen will“

Auch Christoph M. Gosepath sieht dieses Problem: „Ich möchte eigentlich das Recht haben, eine Schauspielerin zu fragen, ob sie Bock hat, mit mir zu schlafen, und wenn sie Nein sagt, dann ist das natürlich okay. Aber wer als Schauspielerin oder Schauspieler in den gegenwärtigen Machtstrukturen heute Avancen abweist, geht ein Risiko ein. Das ist der kritische Punkt: Er oder sie sagt vielleicht Ja, weil die Angst besteht, sonst nicht weiterarbeiten zu können. Es ist in der Machtstruktur angelegt, dass er oder sie so etwas denken kann oder vielleicht sogar muss. Darin liegt die Berechtigung des wichtigen heutigen Fegefeuers.“ In der Psychotherapie sei es ähnlich. Auch der Therapeut sei ein Voyeur, er gebe nichts von sich preis, die Patientin oder der Patient indessen sehr viel. „Es passiert zuweilen, dass sich ein Therapeut in eine Patientin verliebt. Die Radikallösung ist dann, die Beziehung abzubrechen. Oder der Therapeut begibt sich in Supervision, um sein Begehren abzuarbeiten, ohne seine Macht zu missbrauchen.“

Eva Hubert sieht folgenden Ausweg: „Es muss ein Klima geben, in dem es selbstverständlich ist, dass man sich beschwert, und in dem der Arbeitgeber verpflichtet ist, der Beschwerde nachzugehen. Aber das funktioniert nur mit einer ausreichenden Anzahl von Männern und Frauen, die bereit sind, diesen Weg zu gehen.“ 
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Quelle
: https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/theater/volksbuehne-doerr-wer-im-theater-avancen-abweist-geht-ein-risiko-li.147221

 

 



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Presseschau vom 22. März 2021 –
Schauspieler Ron Ighiwiyisi Iyamu erhebt Rassismus-Vorwürfe gegen Düsseldorfer Schauspielhaus

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Quelle: https://nachtkritik.de/.php?option=com_content&view=article&id=19322:presseschau-vom-22-maerz-2021-schauspieler-ron-ighiwiyisi-iyamu-erhebt-rassismus-vorwuerfe-gegen-duesseldorfer-schauspielhaus&catid=242&Itemid=62
 


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Hilferuf: Rassismus-Vorwürfe am Düsseldorfer Schauspielhaus

22. März 2021, 19:16 Uhr Aktualisiert am 22. März 2021, 19:18 Uhr Quelle: dpa
Düsseldorf (dpa) - Nach Rassismus-Vorwürfen gegen das Düsseldorfer Schauspielhaus haben die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Landeshauptstadt eine konsequente Aufarbeitung der Vorfälle gefordert.

«Dass ein Schauspieler am Schauspielhaus rassistisch behandelt und diskriminiert wird, ist nicht tolerierbar», erklärten NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) und der Düsseldorfer Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) am Montag in einer gemeinsamen Mitteilung. «Es ist notwendig, dass das Schauspielhaus die Vorfälle konsequent aufarbeitet, entsprechende Konsequenzen zieht und Maßnahmen ergreift, dass sich dies nicht wiederholen kann.»

Die Bühne wird vom Land und der Stadt getragen, OB Keller ist Aufsichtsratsvorsitzender. Intendant Wilfried Schulz entschuldigte sich und kündigte einen Verhaltenskodex an.
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Quelle: https://www.zeit.de/news/2021-03/22/rassismus-vorwuerfe-am-duesseldorfer-schauspielhaus
 


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„Wir nehmen das sehr ernst“

Schauspieler Ron Iyamu machte bei Proben in Düsseldorf rassistische Erfahrungen. Regisseur Armin Petras arbeitet nun in Hannover. Diese Proben sollen besonders transparent stattfinden.
[…]
Der Probenvorfall über den Iyamu in dem WDR Beitrag berichtet hat, ereignete sich 2019 bei den Proben zu ‘Dantons Tod‘ von Georg Büchner. Der Regisseur war Armin Petras.

Er hat […] in Hannover mit den Proben zu ‘Öl der Erde‘ von Ella Hickson begonnen, das in dieser Spielzeit (geplant ist die Premiere für Ende Mai) am Schauspiel Hannover als deutschsprachige Erstaufführung zu sehen sein wird.


Mit kritischer Begleitung

„Wir nehmen das sehr ernst“ sagte Nils Wendtland vom Schauspiel Hannover über die Rassismus-Vorwürfe die Iyamu in Düsseldorf geäußert hat. Es habe bereits mehrere Ensembleversammlungen und Workshops gegeben, in denen man sich mit dem Thema Rassismus auseinandergesetzt habe. Seit Beginn der Intendanz von Sonja Anders hat das Staatstheater Hannover eine Diversitätsbeauftragte.

Die Proben von Petras sollen offen und transparent erfolgen. Wendtland sagte: „Wir werden den Probenprozess eng begleiten.“ Intendantin Sonja Anders betonte, dass die Proben zu ‘Öl der Erde‘ mit kritischer Begleitung von außen stattfinden sollen.
 
Man wolle eine externe Fachkraft engagieren - eine Dramaturgin oder eine Wissenschaftlerin, die sich mit dem Thema Kolonialismus, das in dem Stück auch verhandelt wird, gut auskenne. Wichtig sei ihr, dass die Proben in einem „angstfreien Raum“ stattfinden könnten«

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Quelle: HAZ – Ronald Meyer-Arlt - Dienstag, 12. April 2021 – Seite 23
 

 

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Opernkonzert

Klischee und Provokation

Samstag, 08. Mai 2021, 19:00 bis 21:00 Uhr

Opern neu zu analysieren aus der Perspektive von schwarzen Menschen - das ist ein Anliegen von Naomi André. Die afroamerikanische Musikwissenschaftlerin ist Professorin an der Universität von Michigan. Sie hat zwei wichtige Bücher veröffentlicht: 2018 "Black Opera" und bereits 2012 gehörte sie zu den Herausgeberinnen des Aufsatzbandes "Blackness in Opera".
Wer sich mit Rassismus in Opernwerken beschäftigt - auch als Musikwissenschaftler in Deutschland -, kommt an diesem noch jungen, multiperspektivischen Forschungszweig nicht vorbei.

Giuseppe Verdis "Otello" als Schlüsselrolle

Die Analysekategorie Blackness schärft den Blick dafür, wie die Identität von afroamerikanischen oder afrikanischen Charakteren konstruiert und dargestellt ist. Für Naomi André nimmt die Oper "Otello" von Verdi eine Schlüsselrolle ein, weil die Titelfigur sehr differenziert gezeichnet ist.

Verdi und sein Librettist Arrigo Boito haben ihrem Titelhelden einen Auftritt kreiert, wie er effektvoller und glorioser kaum sein könnte. Das Volk wartet am Hafen von Zypern. Gewitter und Sturm wühlen das Meer auf. Otello kommt zurück von einem Einsatz als Gouverneur von Zypern. Er und seine Krieger haben die türkische Flotte besiegt.

"Später im 1. Akt klärt er den Streit, den Jago angezettelt hat", so André. "Am Ende des 1. Aktes steht schließlich dieses unglaubliche Duett zwischen Desdemona und Otello. Seine Stimme ist exponiert mit dem 'Ancora un baccio'-Thema." Otello erbittet sich "noch einen Kuss" von Desdemona. Dieses Kuss-Motiv erklingt wieder am Schluss, wenn Otello sich selbst tödlich verletzt hat und neben der ermordeten Desdemona niedersinkt.

Nach Ansicht von Naomi André betone Verdi auf diese Weise das eigentliche Motiv für Otellos Wandel zum Mörder: Er mordet aus Liebe, die von Eifersucht zersetzt ist. Verdi und Boito unterstreichen das menschliche Drama. Bewusst haben die beiden den 1. Akt der Vorlage, das gleichnamige Schauspiel von William Shakespeare, gestrichen, weil er voller rassistischer Diskriminierungen gewesen ist. Trotzdem bleibt Titelheld Otello, im Personenverzeichnis mit einem rassistischen Begriff als "Mohr" bezeichnet, ein Außenseiter wegen der Farbe seiner Haut.

Spätestens Otellos Auftritt im 4. Akt enthülle seine dunkle, wilde Seite, so Opernforscherin Naomi André. Gleich sein Erscheinen nach Desdemonas Gebet durch eine Geheimtür zu tiefsten Kontrabass-Klängen - instrumententechnisch damals noch sehr neu - unterstreiche seinen Außenseiter-Status.

Forschung zu Aspekten der kulturellen Identität

Naomi André betreibt ihre Analysen zu "Blackness" in Opernwerken und im Opernbetrieb nicht losgelöst von anderen wichtigen Aspekten wie Gender und Klasse. So wie es international mittlerweile vielfach Standard ist. Auch in der deutschen Musikwissenschaft spielen Fragen nach der Ethnizität eine Rolle, also nach der Zugehörigkeit zu einer religiösen - oder weiter gefasst, zu einer kulturellen Gruppe.

Und so werden in dieser Sendung unter anderem auch Bizets "Carmen", Mozarts "Zauberflöte" und Ernst Kreneks "Jonny spielt auf" betrachtet. Zu Wort kommen neben Naomi André auch die Musikwissenschaftlerin Cornelia Bartsch und der Musikwissenschaftler Arne Stollberg sowie der Sänger Lawrence Brownlee.

Eine Sendung von Dagmar Penzlin.

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Quelle: https://www.ndr.de/kultur/epg/Rassismuskritische-Opernforschung-Klischees-hinterfragen,sendung1142568.html

 

 





„Nehmt die Wäsche rein, Komödianten kommen!“

 

 

 

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Screenshot RND

Die Kunst- und Kulturszene leidet: Nun geben Schauspieler mit ironisch-satirischen Clips persönliche Statements zur deutschen Corona-Politik ab.  © dpa

Unter den Hashtags #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer kommentierten 52 deutschsprachige Schauspieler Ende April 2021 mit satirisch-ironischen Videoclips die Corona-Politik der Regierungen sowie die Medienberichterstattung zum Thema. Die Aktion sorgte für mediales Aufsehen und eine kontroverse Debatte. […]
Satirische Adaptionen

Der Kampagne entgegengesetzt stand der Hashtag #allenichtganzdicht, der u. a. von Jan Böhmermann initiiert wurde. Nora Tschirner startete den Hashtag #allesschlichtmachen.

Lutz van der Horst stellte am 23. April ein Video ins Netz, in dem er die Schauspieler mit sehr ähnlichen Stilmitteln angriff: Zu diesem Zeitpunkt an COVID-19 erkrankt, stellte er sich im Bademantel dar, bedankte sich bei seinen Kollegen für seine Erkrankung und mögliche kommende Komplikationen, lud sie auf ein Glas Wein in seine Wohnung ein und beendete sein Video mit einem heftigen Hustenanfall.

Antworten aus dem medizinischen Bereich

Unter dem Hashtag #allemalneschichtmachen brachte medizinisches Personal Kritik an der Aktion zum Ausdruck und forderte die beteiligten Künstler auf, sich für eine Schicht der Realität im Rettungsdienst oder einer Notaufnahme zu stellen.

Der Vorstand der
Deutschen Stiftung Patientenschutz Brysch sagte, wer sich über die Corona-Schutzmaßnahmen lustig mache, zeige kein Mitgefühl für 80.000 Corona-Tote, ihre Angehörigen und die Sorgen der Menschen.
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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Allesdichtmachen

 


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#allesdichtmachen
#niewiederaufmachen
#lockdownfürimmer

Die Aktion #allesdichtmachen hat Wellen geschlagen. Es wurde bewusst entschieden, die Videos nicht mit einem “Statement” zu flankieren, denn dann hätten alle nur über das Statement geredet. Aber das heißt nicht, dass wir nichts zu sagen hätten. Wir leugnen auch nicht Corona oder stellen in Abrede, dass von der Krankheit Gefahr ausgeht und Menschen daran sterben.

Vielmehr geht es uns um die Corona-Politik, ihre Kommunikation und den öffentlichen Diskurs, der gerade geführt wird. Wir üben Kritik mit den Mitteln von Satire und Ironie. Wenn man uns dafür auf massivste Art und Weise beschimpft und bedroht, ist das ein Zeichen, dass hier etwas ins Ungleichgewicht geraten ist.

Wir lassen uns auch nicht in eine Ecke stellen mit Rechten, Verschwörungstheoretikern und Reichsbürgern. Auch die AfD steht für alles, was wir ablehnen. Wenn man sich nicht traut, Selbstverständlichkeiten anzumahnen, weil man Applaus von der falschen Seite fürchtet, dann zeigt das allenfalls, dass der Diskurs in eine Schieflage geraten ist.

Nicht alle in dieser Gruppe sind Gegner eines wie auch immer gearteten Lockdowns. Einige schon. Aber darum geht es nicht. Wir behaupten auch nicht, es besser zu wissen und auch nicht, dass alle Maßnahmen falsch sind. Es geht nicht um Viren, Zahlen oder Kurven. Es geht um die Art, wie Staat und Bürger interagieren, und um die Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen. Es geht darum, dass Kritik am Lockdown ein legitimer Standpunkt ist, der sich mit Argumenten und Fakten untermauern lässt. Es geht um den Blick auf die Schäden, die die Corona-Maßnahmen auf vielerlei Art anrichten. Es geht darum, dass Kinder und Jugendliche um einen wichtigen Teil ihres Lebens betrogen werden. Es geht darum, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Es geht um eine Rhetorik von „Wir” und „Gemeinsamkeit”, die schon deswegen falsch ist, weil offensichtlich nicht “wir alle” da “gemeinsam” drinstecken, sondern in sehr unterschiedlichem Maße: Die Schere von Arm und Reich geht immer weiter auf. Es geht am Ende auch um den bekannten Slogan: Leave no one behind.

Wir sind bei all jenen, die zwischen die Fronten geraten sind. Den Verängstigten, den Verunsicherten und Eingeschüchterten und jenen, die verstummt sind. Uns geht es darum, endlich offen, respektvoll und auf Augenhöhe miteinander zu reden.

Dies ist kein offizielles Statement von sämtlichen Teilnehmer:innen der Aktion. Die Gruppe hat keinen „Kopf“ und keine gemeinsame Stimme. Das Projekt ist kollektiv entstanden, die Gruppe ist divers, die Meinungen gehen auch hier auseinander. Wir halten das aus und pflegen zivilisierten Umgang. Jeder kann in der Öffentlichkeit sprechen, jedoch immer nur für sich. Einige aus der Gruppe sind erschrocken über den Shitstorm und haben sich auf dieses Statement geeinigt. Andere ziehen es vor zu schweigen. Beides ist legitim und in Ordnung.
Teilnehmer 24.4.2021:
 


Volker Bruch

Jan Josef Liefers

Kathrin Osterode

Nina Gummich

Miriam Stein

Jörg Bundschuh

Nina Proll

Cem Ali Gültekin

Maxim Mehmet

Samia Dauenhauer

Roland Düringer

Nadine Dubois

Ulrich Tukur

Jens Wawrczeck

Bernd Gnann

Markus Gläser

Wotan Wilke Möhring

Vicky Krieps

 


Ben Münchow

Werner Eng

Gianna Valentina Bauer

Joseph Bundschuh

Nadja Uhl

Claudia Rippe

Christian Ehrich

Monika Anna Wojtyllo

Tina Maria Aigner

Dietrich Brüggemann

Karoline Teska

Thorsten Merten

Kea Könneker

Jeana Paraschiva

Ramin Yazdani

Hanns Zischler


Übrigens: #FCKNZS

 

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Quelle: https://allesdichtmachen.de/
 


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„Größter Erfolg der ‚Querdenker‘-Szene“:
Heftige Kritik an #allesdichtmachen in den sozialen Medien

·       Rund 50 bekannte Film- und Fernsehschauspieler, darunter viele „Tatort“-Stars, haben eine gemeinsame Protestaktion gegen die Corona-Politik der Bundesregierung gestartet.

·         Ihre kurzen Videos zu #allesdichtmachen gehen viral.

·         In den sozialen Medien gibt es heftige Kritik, aber auch Zustimmung.

Etwa 50 prominente Film- und Fernsehschauspieler sorgen mit einer groß angelegten Internetaktion unter dem Motto #allesdichtmachen für Aufsehen. Künstler wie Ulrich Tukur, Volker Bruch, Meret Becker, Richie Müller, Heike Makatsch, Jan Josef Liefers und viele weitere verbreiteten am Donnerstag bei Instagram und Youtube gleichzeitig ironisch-satirische Clips mit persönlichen Statements zur Corona-Politik der Bundesregierung.

Wie die Aktion koordiniert wurde, war zunächst nicht bekannt. Im Impressum der
Website zur Aktion ist die Münchner Produktionsfirma Wunder Am Werk GmbH als verantwortliches Unternehmen angegeben. Die Hashtags #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer wurden am Abend binnen kurzer Zeit zu den am meisten verwendeten bei Twitter in Deutschland.

In den sozialen Medien stieß die Aktion teilweise auf begeisterte Zustimmung, aber vor allem bei Prominenten auch auf sehr heftige Ablehnung. „Die Schauspieler von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben“, twitterte Moderator Tobias Schlegl, der auch Notfallsanitäter ist.
Schauspieler Marcus Mittermeier kommentierte: „Niemand hat mich gefragt, ob ich bei #allesdichtmachen mitmachen will. Gott sei Dank!“ Der Pianist Igor Levit twitterte: Die stumpfste Waffe gegen die Pandemie sei „schlechter, bornierter Schrumpfsarkasmus, der letztendlich bloß fader Zynismus ist, der niemandem hilft. Nur spaltet.“

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Quelle: https://www.rnd.de/medien/alles-dicht-machen-heftige-kritik-an-schauspieler-statements-zu-corona-in-sozialen-medien-PXHJIAWL5FFEDPFI2LDVJPJ7HA.html

 

 

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Was für ein schäbiges, menschenverachtendes Theater

Kommentar zu #allesdichtmachen
Schauspieler aus dem Elfenbeinturm:
 


Riefen auf zu alles #allesdichtmachen: Ulrich Tukur, Heike Makatsch, Ulrike Folkerts, Jan-Josef Liefers. - dpa

Freitag, 23.04.2021, 12:06

Während Menschen an dem Corona-Virus sterben und die Intensiv-Stationen überlastet sind, präsentieren prominente deutsche Schauspieler mal kurz einen Einblick in ihre egomane Innenwelt. Und siehe da: Der künstlerische Elfenbeinturm von Liefers, Tukur und Co. steht mitten im verminten Gebiet von AfD und Querdenkern. Na, so was!

Mehr als 81.195 Menschen sind bei uns bisher an und mit Covid-19 gestorben. Morgen Früh werden es wieder ein paar hundert Männer und Frauen mehr sein, um die Partner und Kinder weinen und Freunde trauern. Zugleich ringen tausende Kranke auf Intensivstationen um ihr Leben und kämpfen zehntausende Ärzte und Pfleger seit mehr als einem Jahr aufopferungsvoll um das Leben von Corona-Patienten.



Foto: Hugo Müller-Vogg/Laurence Chaperon
Hugo Müller-Vogg - Dr. Hugo Müller-Vogg ist Journalist, Buch-Autor und ehemaliger Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ).

Diese traurige Realität, dieses Ausmaß an menschlichem Leid und an mitmenschlichem Engagement, scheint einer halben Hundertschaft bekannter Bühnen- und Fernsehstars verborgen geblieben zu sein. Genau 53 Schauspieler wie Jan Josef Liefers, Ulrike Folkerts, Nadja Uhl oder Ulrich Tukur beglücken seit Donnerstagabend das Land mit kurzen Videos, in denen sie höhnisch über die von Bund und Ländern verhängten Einschränkungen und Schließungen herziehen. Sie reden von Panikmache, gleichgeschalteten Medien und einer autoritären Regierung. Ja, sie bedanken sich überschwänglich und ironisch bei den Regierenden, sie kritisieren die Medien, die angeblich alles gutheißen. Und sie bereichern die sozialen Medien mit zynischen Hashtags wie #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen oder #lockdownfuerimmer.

ARD-Stars Tukur und Liefers schießen blindlinks gegen Medien und Politik

Nun gibt es gute Gründe, die jetzt von Bundestag und Bundesrat beschlossene „Notbremse“ mit Blick auf die Verhältnismäßigkeit mancher Maßnahmen oder ihre Wirkung zu kritisch zu analysieren. Die Promi-Riege hält sich indes nicht mit sachlicher Kritik auf. Vielmehr triefen die Videos von ätzender Verachtung für die politische Klasse und dem implizierten Anspruch der Schauspieler, besser als Virologen und Epidemiologen zu wissen, was jetzt Not tut. Dazu zwei Kostproben.

  • Tatort-Kommissar Tukur, appelliert an die Politik: „Schließen Sie ausnahmslos jede menschliche Wirkungsstätte und jeden Handelsplatz, nicht nur Theater, Cafés, Schulen, Fabriken, Buchhandlungen, Knopfläden, nein, auch alle Lebensmittelläden, Wochenmärkte und vor allem auch all die Supermärkte.“ Denn: „Sind wir erst am Leibe und nicht nur an der Seele verhungert und allesamt mausetot, entziehen wir auch dem Virus und seiner hinterhältigen Mutanten-Bagage die Lebensgrundlage."
  • Ein anderer Tatortstar, Liefers, dankt allen Medien, „die seit über einem Jahr unermüdlich dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört: nämlich ganz, ganz oben, und dafür sorgen, dass kein unnötiger, kritischer Disput uns ablenken kann von der Zustimmung zu den sinnvollen und immer angemessenen Maßnahmen unserer Regierung.“

#allesdichtmachen:
Wenigstens Heike Makatsch war es peinlich

Gute Schauspieler können etwas, was der normale Bürger nicht kann: in andere Rollen schlüpfen, andere Charaktere glaubwürdig verkörpern. Irgendwie scheinen diese 53 Damen und Herren bei ihrem Ausflug in die Politik sich Corona-Leugner, Querdenker und Verschwörungstheoretiker zum Vorbild genommen zu haben. Ihre Videos enthalten Botschaften, wie man sie von Demonstrationen kennt, deren Teilnehmer bewusst keine Masken tragen. Von der AfD jedenfalls kam prompt Beifall – und von den üblichen Verdächtigen am ganz rechten Rand ebenso.

 

Zitatende

Quelle: https://www.focus.de/politik/deutschland/kommentar-zu-allesdichtmachen-schauspieler-aus-dem-elfenbeinturm-was-fuer-ein-schaebiges-menschenverachtendes-theater_id_13223108.html

 

                    

 

 

 

 

 

Was andere schrieben
 

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„Über Monate hinweg ausgetauscht“
Wer steckt hinter der Aktion „Alles dicht machen“?

Mehr als 50 Schauspieler verbreiten Häme über die Corona-Politik der Regierung. Was sie dazu bewogen hat und wie die Reaktionen ausfallen.

Nina Breher Joachim Huber Christiane Peitz Kurt Sagatz Selina Bettendorf

Mehr als 50 prominente Film- und Fernsehschauspieler haben mit einer groß angelegten Internetaktion unter dem Motto #allesdichtmachen für Aufsehen gesorgt.

Künstler wie Ulrich Tukur, Volker Bruch, Meret Becker, Ulrike Folkerts, Richy Müller, Jan Josef Liefers und viele weitere verbreiteten am Donnerstagabend bei Instagram und auf der Videoplattform Youtube gleichzeitig ironisch-satirische Clips mit persönlichen Statements zur Corona-Politik der Bundesregierung und der Verschärfung der Maßnahmen. Die Aufregung am Freitag war groß, manche zogen ihre Videos zurück, aber viele Fragen blieben offen.

Was ist in den Videos zu sehen?

„Schließen Sie ausnahmslos jede menschliche Wirkungsstätte und jeden Handelsplatz“, fordert etwa Tukur die Bundesregierung auf. „Nicht nur Theater, Cafés, Schulen, Fabriken, Buchhandlungen, Knopfläden, nein, auch alle Lebensmittelläden, Wochenmärkte und vor allem auch all die Supermärkte.“ Und er fügt hinzu: „Sind wir erst am Leibe und nicht nur an der Seele verhungert und allesamt mausetot, entziehen wir auch dem Virus und seiner hinterhältigen Mutantenbagage die Lebensgrundlage.“

Richy Müller atmet in seinem Clip abwechselnd in zwei Tüten und kommentiert ironisch: „Wenn jeder die Zwei-Tüten-Atmung benutzen würde, hätten wir schon längst keinen Lockdown mehr.“

„Tatort“-Star Jan Josef Liefers bedankt sich in seinem Clip mit ironischem Unterton „bei allen Medien unseres Landes, die seit über einem Jahr unermüdlich verantwortungsvoll und mit klarer Haltung dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört, nämlich ganz, ganz oben“.

Wissenschaftlern, die zu anderen Schlüssen kommen als die beratenden Experten der Bundesregierung, dürfe man keine Bühne geben, betont Liefers in dem Satirevideo. „Schließlich wissen nur ganz wenige Spezialisten, was gut für uns ist“, sagt er weiter.

Wer steckt hinter der Aktion?

Im Impressum der Aktion stehen die Firma „Wunder am Werk“ und ihr Geschäftsführer Bernd K. Wunder. Der Münchner Unternehmer, der in der Filmbranche tätig ist, sagte dem Tagesspiegel jedoch, er sei lediglich einer von vielen Beteiligten, es gebe keinen Drahtzieher hinter der Aktion, aus rechtlichen Gründen habe einer im Impressum stehen müssen. „Wir sind eine Gruppe von Filmschaffenden, die sich über Monate hinweg ausgetauscht hat“, sagte Wunder am Telefon.
Das NDR-Medienmagazin „Zapp“ berichtet, dass die Schauspieler Volker Bruch, Jan Josef Liefers und der Drehbuchautor und Regisseur Dietrich Brüggemann zu den Initiatoren zählten.

Die Idee sei hingegen „organisch“ entstanden, sagt Wunder, man habe schließlich beschlossen, „Kunst zu machen, um zu zeigen, dass es uns gibt und dass wir auch kritisch sein dürfen“. Dafür habe man „bewusst die Stilmittel der Übertreibung, der Satire, der Ironie und der Zuspitzung gewählt“.
Die Gruppe sei nicht gegen Corona-Maßnahmen, sagte Wunder, und habe „nicht pietätlos gegenüber Corona-Erkrankten“ sein wollen. Man habe lediglich eine ergebnisoffene Diskussion über ihre Angemessenheit anregen wollen. Es handele sich um eine einmalige Sache, weitere Pläne gebe es nicht.

Die Reaktionen hätten ihn überrascht, sagte Wunder: „Dass der Gegenwind so heftig ist, hätte ich nicht gedacht.“ Dass die Videos in „Querdenker“-Kreisen gefeiert werden, sei „sehr schwierig“, das sei „Applaus aus der falschen Ecke“. Und: „Wir distanzieren uns ganz klar von Pandemieleugnern.“

Auf seinem mittlerweile privaten Instagram-Account verharmloste Wunder die Gefährlichkeit des Virus aber bereits zwischen Mai und August 2020. Seine Aussagen dort erinnern an Parolen der „Querdenken“-Bewegung. In Bezug auf Befürworter von Eindämmungsmaßnahmen sprach er von „Panikmache“ und „Coronazis“ und setzte das Virus mit der Grippe gleich. Heute distanziert er sich von diesen Aussagen.

Wie reagiert die „Querdenker“-Szene?

In Telegram-Gruppen, die der „Querdenker“-Szene nahestehen, ist die Aktion seit Donnerstagabend ein großes Thema. Der selbst ernannte Anführer der verschwörungsideologischen „Freedom Parade“, „Captain Future“ alias Michael B., schreibt: „Endlich, Künstler nehmen gekonnt die Maßnahmen auf die Schippe.“ Die Aktion wird in Gruppen und Kanälen der Szene überwiegend als bewusst provokant und mutig bewertet. „Ein Beweis, dass ganz normale Menschen Kritik üben“, schreibt ein Nutzer. In einer anderen Gruppe freut man sich, dass „die Schauspieler (…) aufgestanden“ seien.

Auch aus der rechtsextremen Szene erfährt die Aktion Zuspruch. Der rechtsextreme Verschwörungsideologe Oliver Janich etwa lobte Ulrich Tukurs Auftritt. Tukur sei „einer unserer Besten“. Die rechtsextreme sächsische Kleinstpartei „Freie Sachsen“ findet, Liefers habe „das Establishment ins Herz getroffen“, Brambach liefere eine „brillante Satire“ über „Denunzianten“ ab. Und das rechtsextreme „Compact“-Magazin kommentiert: „Endlich! Deutschlands Schauspieler wachen auf und setzen ein Zeichen gegen die Corona-Diktatur.“

Welche Teilnehmer distanzierten sich am Freitag von der Aktion?

In einem Tweet mehrere Stunden nach der Veröffentlichung distanzierte sich Jan Josef Liefers von Verschwörungstheorien und der „Querdenker“-Bewegung. Der 56-Jährige schreibt: „Es gibt im aktuellen Spektrum des Bundestages auch keine Partei, der ich ferner stehe als der AfD. Weil wir gerade dabei sind, das gilt auch für Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker, Corona-Ignoranten und Aluhüte. Punkt.“

Bei „WDR Aktuell“ erneuerte er am Freitag aber seine Kritik an Medien und Regierung. „Ich hätte gerne eine große Diskussion über die Rolle der Medien in der Pandemie“, sagte er. Und: „Ich möchte einfach, dass diese Regierungsentscheidungen transparenter sind und nicht einfach hinter verschlossenen Türen stattfinden und in Ministerpräsidentenrunden.“

Heike Makatsch schrieb am Freitagmorgen auf Instagram: „Ich distanziere mich klar und eindeutig von rechtem Gedankengut und rechten Ideologien.“ Ihr Video zog sie zurück. Schauspielerin Meret Becker („Tatort“) und ihr Kollege Ken Duken („Traumfabrik“) übten Selbstkritik. Kunst müsse Fragen stellen können, sagte Becker auf Instagram. „Aber diese Aktion ist nach hinten losgegangen.“
Sie werde das Video runternehmen lassen. „Und ich entschuldige mich dafür, dass das falsch verstanden werden konnte.“ Becker sagte, sie lasse sich impfen, trage Maske, halte Abstand und lasse sich regelmäßig testen. Dass die Aktion instrumentalisiert werde von der rechten Seite, sei das Letzte, was sie gewollt habe.

Die Schauspielerin Meret Becker beteiligte sich zunächst auch an der Aktion - distanzierte sich wenig später jedoch davon.
Sie kritisierte, in der Pandemie sei immer eine Tür für die Wirtschaft offengehalten worden. Die Theater seien zu, aber die Flieger voll. Menschen müssten zur Arbeit gehen, damit die Industrie weiterlaufe. Es gehe auch darum, dass Menschen allein sterben. „Wir hätten vielleicht mehr das sagen sollen, was eigentlich gemeint ist“, sagte sie. „Jetzt gibt’s auf die Nase.“

Ken Duken schrieb bei Instagram, er distanziere sich von rechtem Gedankengut. Die Gefahr, die von der Pandemie ausgehe, sei ihm mehr als bewusst. Er habe sich nicht über die Opfer oder ihre Angehörigen lustig machen wollen. „Ich befürworte sinnvolle Maßnahmen und eine Impfstrategie. Diese Aktion ist gründlich in die Hose gegangen. Ich entschuldige mich für jegliche Missverständnisse.“

Wie reagieren andere Schauspieler?

Noch in der Nacht auf Freitag starteten diverse Schauspielerinnen und Schauspieler unter dem Twitter-Hashtags #allesschlichtmachen und #nichtganzdicht eine Gegenaktion. „Tatort“-Darstellerin Nora Tschirner erwiderte mit ihrem Instagram-Profil: „Echt ja, Leude? Was’ los da? ,Make cynicism great again‘? (…) Kann halt sein, dass man sich ein büschn schämen wird in nen paar Jahren (Wochen). Unfuckingfassbar.“

Ihr „Tatort“-Kollege Christian Ulmen schrieb auf Instagram: „Heute bisschen für Kollegen schämen. #allesschlichtmachen.“ Elyas M’Barek („Fack ju Göhte“) kommentierte das Video von Volker Bruch („Babylon Berlin“): „Come on, das ist doch Blödsinn. Was unterstellst du denn da unserer Regierung? (…) Mit Zynismus ist doch keinem geholfen.“ Bruch hatte darin die Bundesregierung ironisch aufgefordert, den Bürgern doch bitte mehr Angst zu machen.

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Die Schauspielerinnen Alexandra Maria Lara, Sandra Hüller und Laura Tonke wandten sich ebenfalls gegen die #allesdichtmachen-Aktion. Der Schauspieler Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“) erklärt in einem Video auf Instagram, dass er auch für die Aktion angefragt worden sei. Er habe aber abgelehnt, weil er sich von den Machern nicht richtig über die Ziele aufgeklärt gefühlt habe.

Was sagen die TV-Sender zu der Aktion?

Die betroffenen ARD-Sender hatten ihre Reaktionen abgesprochen. RBB-Sprecher Justus Demme sagte dem Tagesspiegel: „Wir treten im RBB für Meinungsvielfalt ein. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler sprechen für sich selbst und auf einer eigenen Plattform. Das respektieren wir und kommentieren es deshalb auch nicht.“
[Lesen Sie auch:
So leben Berliner in der Grauzone der Corona-Vorschriften (T+)]

Für den RBB arbeitet Meret Becker als „Tatort“-Kommissarin. Nicht anders fielen die Reaktionen von MDR (Martin Brambach/„Tatort“ Dresden) und SWR (Felix Klare und Richy Müller/beide „Tatort“ Stuttgart) aus.

Das ZDF wollte die Aktion gar nicht kommentieren. Garrelt Duin, Ex-SPD-Politiker und Mitglied im WDR-Rundfunkrat, forderte in einem Tweet, der WDR möge die Zusammenarbeit mit Liefers „schnellstens beenden“. Den löschte er wieder, nachdem ein Shitstorm über ihn hereingebrochen war, und twitterte dann: „Der Tweet heute Morgen war Mist. Inhaltlich überzogen und meiner Rolle als Mitglied im Rundfunkrat nicht angemessen.“.

Was sagt die Politik zu der Aktion?

„Auch mir blutet das Herz wegen der Schließungen im Kulturbereich“, sagt Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Sie habe großes Verständnis dafür, dass Betroffene darauf hinweisen. Aber: „Ich hätte mir von den Schauspielerinnen und Schauspielern deutlich mehr Empathie für die Menschen gewünscht, die vom Coronavirus betroffen sind oder im Gesundheitssystem harte Arbeit leisten.“

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sagte, er teile manche Kritik „an der Pauschalität der sogenannten Notbremse, die uns Wege verschließt, zu lernen, wie unter Pandemiebedingungen kulturelles Leben ermöglicht werden kann“. Gleichzeitig sagte er: „Wenig Verständnis habe ich für Ignoranz gegenüber den massiven Gefahren und den Folgen, die Covid für unsere Gesellschaft bedeutet. Zynismus und Hohn sind unangebracht."
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Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/ueber-monate-hinweg-ausgetauscht-wer-steckt-hinter-der-aktion-alles-dicht-machen/27127508.html

 

 

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Aktion #allesdichtmachen: Geschmacklos zynisch
 

Screenshot: ARD

Kommentar

Aktion #allesdichtmachen
Geschmacklos zynisch

Stand: 23.04.2021 16:26 Uhr

Die gespielte Gleichgültigkeit, mit der die Aktion "#allesdichtmachen" über die Corona-Toten hinweghumort, ist bemerkenswert - und völlig unangebracht. Sachliche Kritik an der Corona-Politik geht anders.

Ein Kommentar von Martin Schmidt, ARD-Hauptstadtstudio

Es ist ein Video, das unter die Haut geht: Ein schwer kranker Mann hat den Hörer nur kurz am Ohr. Er telefoniert noch einmal mit seiner Frau. Sie sprechen das letzte Mal für einige Wochen, erklärt die Ärztin auf der Intensivstation und fügt hinzu: "Vielleicht für immer." Der 60-Jährige muss ans Beatmungsgerät, schon vier Tage später braucht er eine künstliche Lunge. Überlebenschance: gering.


Martin Schmidt ARD-Hauptstadtstudio @SchmidtLev

Es sind solche Szenen, die dem kurzen Internetclip von Tatort-Kommissar Richy Müller entgegenstehen. Auch der bekommt darin nur schwer Luft, weil er sich abwechselnd zwei Mülltüten vors Gesicht hält. Ein Virenschutz, um die Corona-Pandemie zu besiegen, sagt er. Es soll Satire sein, doch es ist nur geschmacklos zynisch - wie auch die anderen Videos seiner Schauspielkolleginnen und -kollegen für die Aktion #allesdichtmachen.
 

Nicht wundern, wenn Extremisten applaudieren

Nein, die Betroffenheit ist es nicht, die Politiker, Journalisten oder auch die Öffentlichkeit allein in der Bewertung der Corona-Maßnahmen leiten sollte. Aber die gespielte Gleichgültigkeit, mit der über die Corona-Toten in den kurzen Videos hinweghumort wird, ist bemerkenswert. Der Sarkasmus: völlig unangebracht, in einer Zeit, in der die Zahl der Corona-Kranken, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, neuen Höchstständen entgegengeht.

Es muss selbstverständlich möglich sein, kritisch zu hinterfragen, wie die Politik der Pandemie begegnet - auch mit einer solchen Internetaktion. War das Vorgehen der Regierenden immer fehlerfrei? Sicher nicht. Wer aber in einer solchen Überheblichkeit über jegliche Maßnahmen herzieht, der signalisiert kein Interesse am Diskurs. Vor allem nicht unter den Hashtags #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen, #lockdownfürimmer.

Konstruktive Ansätze kommen von den Schauspielerinnen und Schauspielern keine. Die Videos schreien schlicht: "Alles aufmachen! Sofort! Lockdown beenden!" Wer mit Extremen bedenkenlos um sich schmeißt, darf sich nicht wundern, wenn Extremisten applaudieren.

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Quelle: https://www.tagesschau.de/kommentar/kommentar-allesdichtmachen-101.html
 


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Screenshot 3sat

 

Kultur - Ulrich Matthes über #allesdichtmachen

Viele seiner Kolleg*innen äußerten sich mit satirischen Videoclips kritisch über die aktuellen Corona-Maßnahmen - er selbst nahm nicht an der Protest-Aktion #allesdichtmachen teil. Wir sprechen mit dem Schauspieler Ulrich Matthes darüber, wie angemessen das Stilmittel der Ironie angesichts der Corona-Pandemie ist.

https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/ulrich-matthes-ueber-protest-aktion-schauspieler-100.html
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Richy Müller atmet in Plastiktüten, Ulrich Tukur fordert die Schließung aller Lebensmittelgeschäfte und Jan Josef Liefers bedankt sich bei den Medien, die seit einem Jahr den Alarm ganz weit oben halten. Drei von zahlreichen Videos, die Schauspielerinnen und Schauspieler unter dem #allesdichtmachen hochgeladen haben, um sich ihrem Ärger gegen die Coronamaßnahmen Luft zu machen. 

Einige, wie Heike Makatsch, haben ihre Teilnahme schon wieder zurückgezogen. Dietrich Brüggemann, Regisseur, Drehbuchautor und Mitinitiator, verteidigt die Aktion und erklärt, sie sei in einer Gruppe zustande gekommen. Wer genau dazu gehört, sagte er allerdings nicht. „Diese Gruppe will mit dem verengten Diskursraum in diesem Land aufräumen, in dem wir ihn packen und schütteln.
 

 

 

 

 

 



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Regisseur Brüggemann zu #allesdichtmachen
„Kritik muss wehtun“

Richy Müller, Meret Becker und Ulrich Tukur haben mit anderen Prominenten in ironisch-satirischen Videos die Corona-Politik der Bundesregierung kritisiert. „Die Gruppe ist dabei, den verengten Diskursraum in diesem Land aufzurütteln“, sagte Regisseur und Mitinitiator

Dietrich Brüggemann im Gespräch mit Mascha Drost im Dlf 
 



Der Regisseur Dietrich Brüggemann ist einer der Mitinitiatoren des #allesdichtmachen (picture alliance/Geisler-Fotopress)

Menschenverachtendes Vokabular

Der kolossale Shitstorm zeige, so Brüggemann im Dlf, „dass es nötig ist. Man wird beschimpft in einem Vokabular, das zynisch und menschenverachtend ist. Wenn hier überhaupt jemand rechts ist, dann ist dieser Shitstorm faschistoid.“

Kritik an den Coronamaßnahmen gebe es seit einem Jahr, sagte Brüggemann, aber „sie wird entweder gar nicht gehört oder in die Schwurbler- und rechte Ecke gestellt.“ Das dagegen sein sei eine Phantomdebatte.

„In einer Situation wie dieser muss Kritik wehtun. Wenn man lieb und brav ist, bringt es nichts. Was diese Aktion macht: Sie hält dem besserverdienenden, bessergestellten Medienbürgertum, der Twitterblase, die die ganze Zeit Lockdown fordert, aber völlig übersieht, was mit dem Rest der Gesellschaft passiert, den Spiegel vor.“

Applaus aus der rechten Ecke

Dietrich Brüggemann fordert, dass man auch über Kollateralschäden reden müsse. Er habe sein ganzes Leben lang das gesagt und getan, was er für richtig halte. „Jetzt tue ich das weiterhin. Auf einmal kommt Applaus von der AfD und plötzlich sagen alle, du bist jetzt rechts. Wenn man damit nur noch den falschen Leuten in die Hände spielt, was ist das für ein Diskurs.“

Die Medien, erklärt Brüggemann, würden oft vorgefertigte Meinungen liefern, Journalisten wüssten schon vorher, was richtig und falsch sei. 

Die Debatte um Corona und die Maßnahmen will er erweitern. „All das muss man satirisch überhöhen, überspitzen und zum Abschuss freigeben.“

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Quellen: https://www.deutschlandfunk.de/regisseur-brueggemann-zu-allesdichtmachen-kritik-muss-wehtun.691.de.html?dram:article_id=496205

 


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#AlleNichtGanzDicht "
In Sachen Selbstzerstörung neue Maßstäbe gesetzt" – Böhmermann und Co. reagieren auf #AllesDichtMachen

Rund 50 prominente Schauspieler sorgen mit der großangelegten Internetaktion #allesdichtmachen für Aufsehen. Künstler wie Ulrich Tukur, Volker Bruch, Wotan Wilke Möhring, Ulrike Folkerts, Jan Josef Liefers und viele weitere äußern sich in den Clips ironisch-satirisch zur Corona-Politik der Bundesregierung. Und dafür hagelt es nun heftige Kritik.

Schauspielerin Heike Makatsch hat ihr Video mittlerweile löschen lassen. Hinter der Aktion steckt die Münchner Firma Wunder Am Werk GmbH. Viele Prominente äußern sich kritisch zu der Aktion.

Satiriker Jan Böhmermann schreibt auf Twitter: „Das ist das einzige Video, das man sich ansehen sollte, wenn man Probleme mit Corona-Eindämmungsmaßnahmen hat“ und teilt eine Dokureihe des RBB, die den schweren Alltag auf der Intensivstation der Berliner Charité zeigt. Dazu schreibt er das Hashtag #allenichtganzdicht und tritt damit eine Gegenbewegung zur #allesdichtmachen-Aktion los.

Österreicherin Julia Seidel arbeitet in einem Covid-19-Quarantänequartier und nimmt die Schauspieler ebenfalls satirisch aufs Korn:

Auch Twitternutzer Nellski reagiert zynisch auf die Aktion. Er hat im Januar seine Mutter und ihren Freund wegen einer Covid-19-Erkrankung verloren.

„Deswegen haltet euch nicht an die Coronamaßnahmen, denn Todesfälle in der Familie sind die Erfrischung im grauen Lockdown-Alltag“



Weitere Twitteruser schreiben:

Die #allesdichtmachen-Videos sind der absolute Tiefpunkt der Pandemie! 80.000 sind allein in Deutschland an Corona gestorben. Aber die privilegierten Schauspieler:innen haben nur Hohn und Spott für die, denen das nicht egal ist.
#allenichtganzdicht

Also eines muss man ihnen lassen - in Sachen Selbstzerstörung haben die deutschen Schauspieler heute neue Maßstäbe gesetzt. Da schlackern selbst der CDU die Ohren.
#allenichtganzdicht


Während #Ärzte und #Pfleger sich mit aller Macht gegen die 3. Welle stemmen, haben wohlsituierte #Schauspieler:innen nichts besseres zu tun als sich mit vermeintlicher Ironie den #Leerdenker​n anzudienen.

23.04.2021, 16:29 Uhr

Rund 50 prominente Schauspieler sorgen mit der Protestaktion #allesdichtmachen für Aufsehen. Doch die satirische Lockdown-Kritik stößt bei vielen auf Unmut. Auf Twitter reagieren Nutzer jetzt unter #allenichtganzdicht – allen voran Jan Böhmermann.
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Quelle: https://www.stern.de/panorama/-allenichtganzdicht--boehmermann-und-co--reagieren-auf--allesdichtmachen--video---30496258.html

 


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"ZDF Magazin Royale" "Danke, dass du fragst, Professor Boerne" – Böhmermann nimmt Liefers aufs Korn


https://www.stern.de/kultur/tv/jan-boehmermann-nimmt-jan-josef-liefers-und--allesdichtmachen-aufs-korn-30508668.html

 Er kann es nicht lassen: Jan Böhmermann teilt im "ZDF Magazin Royale" gegen Jan Josef Liefers aus. © ZDF 01.05.2021, 09:27 Uhr

Jan Böhmermann kritisiert im "ZDF Magazin Royale" die deutsche Filmförderung. Vor allem aber teilt er aber gegen Jan Josef Liefers und die Aktion #allesdichtmachen aus.

Vor ein paar Tagen wurden in Los Angeles die Oscars verliehen. Ein deutscher Film wurde nicht bedacht. Es war nicht mal einer nominiert. Doch warum bekommen so wenige deutsche Produktionen einen Oscar, obwohl so viele gedreht werden? Dieser Frage ging Jan Böhmermann am Freitagabend in seiner Sendung "ZDF Magazin Royale" nach. Seine These: Die deutsche Filmförderung könnte schuld sein. Seitenhiebe auf Jan Josef Liefers und die Aktion #allesdichtmachen konnte sich der Satiriker ebenfalls nicht verkneifen.

Quelle: https://www.stern.de/lifestyle/leute/jan-josef-liefers--keine-schicht-auf-essener-intensivstation-30506816.html

"Deutsche Schauspieler waren in diesem Jahr nicht bei den Oscars, die hatten Besseres zu tun", sagte Böhmermann, um dann einen Ausschnitt aus den #allesdichtmachen-Videos zu zeigen – darunter mit Volker Bruch und Jan Josef Liefers.

Nur einer von vielen Gags, mit denen das "ZDF Magazin Royale" die umstrittene Aktion aufs Korn nimmt. Auch als es um die deutsche Filmförderung und darum geht, dass die Gelder nicht transparent verteilt werden, blendete Böhmermann Liefers ein. "Ich möchte gerne, dass diese Regierungsentscheidungen transparenter sind", hatte der in einem Interview zu Corona gesagt.

"Danke, dass du fragst, Professor Boerne", sagte Böhmermann. Denn die Forderung nach mehr Transparenz passe auch zur Finanzierung deutscher Kinofilme
.

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Quelle: https://www.stern.de/kultur/tv/jan-boehmermann-nimmt-jan-josef-liefers-und--allesdichtmachen-aufs-korn-30508668.html

 





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itat - Aktualisiert 5.5.2021aktualisiert 05.05.2021 - 15:42 Uhr

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rozess gegen das Gorki-Theater endet mit einem Vergleich
 

Die klagende Dramaturgin erhält vom Theater eine Zahlung von 15.000 Euro als Ausgleich für den Verlust ihres Arbeitsplatzes.

Berlin - Am Mittwoch wurde am Bühnenschiedsgericht Berlin der Bühnenrechtsstreit einer Dramaturgin gegen das Maxim-Gorki-Theater mit einem Vergleich beigelegt. Das Theater zahlt der Dramaturgin Johanna Höhmann demnach 15.000 Euro als Ausgleich für den Verlust des Arbeitsplatzes. Brutto wohlgemerkt. Das Arbeitsverhältnis endet entsprechend der umstrittenen Nichtverlängerungsmitteilung am 31. Juli 2021.
Die Dramaturgin hatte sich dagegen gewandt, dass ihr befristeter Arbeitsvertrag nicht verlängert wurde. Ihrer Ansicht nach habe dies gegen das Maßregelungsverbot des § 612 a BGB verstoßen und im Zusammenhang mit einem Beschwerdebrief mehrerer Beschäftigter gegen die Intendantin wegen Machtmissbrauch und Mobbing gestanden. Zudem sei sie in ihrer Elternzeit als Frau diskriminiert worden.

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Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/theater/klage-wegen-mobbing-gegen-das-gorki-theater-ein-vergleich-ist-wahrscheinlich-li.157121?pid=true

 

 

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Nach Diskriminierungsvorwürfen
Staatsballett Berlin einigt sich mit Ballerina auf Vergleich

Ein Ensemblemitglied hatte dem Berliner Staatsballett Rassismus vorgeworfen. Nun hat sich die Tänzerin vor Gericht mit dem Haus geeinigt: Sie kehrt in die Compagnie zurück und erhält eine Entschädigung.

22.04.2021, 11.51 Uhr

Nach Rassismusvorwürfen und einem nicht verlängerten Vertrag haben sich die Balletttänzerin Chloé Lopes Gomes und das Berliner Staatsballett vor dem Bezirks-Bühnenschiedsgericht in Berlin auf einen Vergleich geeinigt. Demnach wird der Vertrag der Tänzerin um ein Jahr verlängert, zudem erhält sie einmalig 16.000 Euro.

Der SPIEGEL hatte im vergangenen Jahr als Erstes über Vorwürfe des Ensemblemitglieds Lopes Gomes
berichtet. Sie habe wiederholt rassistische Kommentare von der Trainingsleiterin gehört. »Sie sagte, das Staatsballett hätte mich nicht engagieren sollen, weil ich eine Schwarze bin«, sagte die Französin. Eine Schwarze in einem »Corps de ballet« sei nicht ästhetisch, nicht homogen. Für eine »Schwanensee«-Vorstellung sei sie aufgefordert worden, sich weiß zu schminken.

Lopes Gomes, deren Vertrag nach der aktuellen Spielzeit auslaufen sollte, hatte gegen diese Nichtverlängerung geklagt. Weil sie aus rassistischen Gründen benachteiligt worden sei, hatte die Ballerina eine Rückkehr in die Compagnie für zwei Jahre und eine Entschädigungszahlung gefordert.

Das Staatsballett hatte wegen der Rassismusvorwürfe bereits Konsequenzen
angekündigt; jegliche Form von Diskriminierung und Rassismus seien in der Compagnie nicht tragbar, hieß es.
Die Verhandlung musste mehrmals unterbrochen werden, damit sich die Parteien auf eine Lösung des Konflikts einigten. Unruhe kam im Saal auf, als Interims-Intendantin Christiane Theobald der Ballerina vorschlug, sich an dem neuen »Diversity-Projekt« des Staatsballetts als Expertin zu beteiligen. Worin genau das bestehe, wurde nicht weiter ausgeführt. Das Haus befinde sich in einer Umstrukturierung, so Theobald. Lopes Gomes sei Tänzerin, keine Anti-Diskriminierungs-Trainerin, hieß es aus den hinteren Reihen des Gerichtssaals. Schließlich fand sich der Vorschlag nicht in dem Gerichtsvergleich wieder.

Ob und wie Lopes Gomes weiterhin mit der Balletttrainerin zusammenarbeiten müsse, der sie Rassismus vorwirft, wurde nicht geklärt. Vor Gericht hieß es, die Trainingsleiterin habe die von Lopes Gomes geschilderten Situationen anders dargestellt, sich aber dennoch entschuldigt. Ihr Arbeitsverhältnis sei nicht beendet worden.

 

Diskriminierungsvorwürfe gegen Berliner Staatsballett
Für Schwanensee war sie nicht weiß genug

Chloé Lopes Gomes war die erste schwarze Ballerina des Staatsballetts Berlin. Nächstes Jahr hört sie auf. Jetzt hat sie nichts mehr zu verlieren und macht öffentlich, worüber sie lange geschwiegen hat.

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Quelle: https://www.spiegel.de/kultur/staatsballett-berlin-einigt-sich-mit-ballerina-auf-vergleich-a-92e71ce4-a0bf-44ba-b1c2-300a9a2f8104

 



 

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Premierenkritik –
Wagner mit Jonas Kaufmann an der Wiener Staatsoper Parsifal im Doppelpack

19.04.2021 von Johann Jahn

Nach wie vor darf Regisseur Kirill Serebennikow seine Heimat Russland nicht verlassen, nachdem er in einem international scharf kritisierten Prozess wegen Veruntreuung von Staatsgeldern verurteilt wurde. Das hindert ihn allerdings nicht, weiterhin an den Großen Häusern in Europa zu inszenieren. Jetzt hat er sein Debüt an der Wiener Staatsoper vorgelegt: Wagners "Parsifal" mit Starbesetzung, darunter Jonas Kaufmann als Titelheld und Elīna Garanča im Rollendebüt als Kundry.

Bildquelle: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Gleich zu Beginn ahnt man, wohin die Reise geht: Während des Vorspiels nimmt ein übergroßes Foto von Parsifal (Jonas Kaufmann) die Leinwand am oberen Bühnenrand ein. Stück für Stück wird näher hineingezoomt, bis nur noch die Augen zu sehen sind. Dann geht die Fahrt wieder zurück, aber ein anderer Mann kommt zum Vorschein. Parsifal in älter und jünger. Dann Vorhang auf: Gitterstäbe, wohin man blickt. Ein trostloses Gefängnis mit Zellen, die links und rechts auf zwei Ebene abgehen, und in der Mitte einen Platz zum Raufen, Hantelheben und Essenfassen bieten. Die Botschaft von Regisseur Serebrennikow ist schnell klar: Die Gralsgemeinschaft wird zu Gefangenen ihrer eigenen Regeln und Rituale. So weit, so altbekannt.

Die Inszenierung in Bildern

Tipp: Die komplette Oper gibt es auf
arte.tv im Videostream.

Ungewohnt aber ist die Art, wie die Geschichte erzählt wird. Nämlich als Rückschau – mit einem stummen Schauspieler, der Parsifal als jungen Haudrauf mimt. So kann Jonas Kaufmann in den ersten beiden Aufzügen als Geläuterter seine Reise Revue passieren lassen, mal abseits der Szene, mal mittendrin, immer aber mit sich (also seinem früheren Ich) hadernd. Das funktioniert erstaunlich gut, weil man auch dann mitgenommen wird, wenn man von all dem religionsphilosophischen Unter- und Überbau keine Ahnung hat. Für Serebrennikow steht das Mitgefühl im Mittelpunkt – durch diese Erzählebene gibt er uns Bilder zur Hand, die das nicht gerade leicht verständliche Libretto plausibler machen. Und das hängt auch (wie so oft bei guten Parsifal-Inszenierungen) mit einer fulminanten Kundry zusammen.

Weniger oft mehr

Die ist hier zunächst erfrischenderweise eine Journalistin in beigem Trenchcoat, die als Einzige "von außen" Zugang zu den Verlorenen hat und ihnen immer mal wieder was zusteckt, wenn sie nicht gerade Fotos von deren Tattoos macht. Apropos Tattoos: Parallel zum Bühnengeschehen bespielt Serebrennikow die anfangs erwähnte Leinwand – überwiegend mit Videos in schwarz-weiß von böse oder traurig dreinschauenden Männern (offenbar russischen Gefangenen). Auffallend sind deren wilde Tattoos, die alle irgendwie mit der mystischen Parsifal-Symbolik zu tun haben: Kelch, Kreuz, Lanze. Abgesehen davon, ob es das überhaupt gebraucht hätte, welche vermeintlich versteckten (politischen) Botschaften darin liegen mögen, ist es wie so oft bei Videoarbeiten: weniger wäre mehr gewesen.

Elīna Garanča mit Oscar-reifer Leistung



Elīna Garanča gibt in Wien ihr Rollendebüt als Kundry. |
Bildquelle: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
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Nach einer Stunde erschöpfen sich die Bilder und lenken schlimmstenfalls ab. Zum einen von der sängerischen, aber in diesem Fall auch von der schauspielerischen Leistung der Beteiligten. Allen voran von Elīna Garanča, die ein grandioses Rollendebüt hinlegt und eine zutiefst menschelnde Kundry gibt. Hier ein Wimpernzucken, dort ein kurzes Innehalten, hier ein Abtasten, dort ein Gehenlassen. Garanča spielt ihre verschiedenen Rollen oscarreif, durchlebt eine Wandlung von der Klatschfotografin im ersten über die vermeintlich gefühlskalte Business-Frau im zweiten hin zur zerfahrenen Bettlerin im letzten Aufzug. Elīna Garanča legt das alles in ihre warm ausbalancierte Stimme, die ihr mühelos folgt in alle Lagen, dramatisch in der Höhe wie brodelnd-fokussiert in der Tiefe.

Jonas Kaufmann in der Titelrolle

Da kann ihr Jonas Kaufmann in der Titelrolle nur bedingt das Wasser reichen –  stimmlich hat er zwar keine Mühe mit der Partie, glänzt wie gewohnt durch Kraft oder Mezza-Voce. Darstellerisch bleibt er überwiegend an der Oberfläche altbekannter Operngestik. Die Latte der Textverständlichkeit legt (einmal mehr) Georg Zeppenfeld am höchsten. Als souveräner Gurnemanz mit seinem weit ausholenden, sehr schmiegsamen und nicht zu dunklen Bass beweist er ein feines Gespür für mimische Details. Die kennt auch Wolfgang Koch bestens als altbewährt durchschlagskräftiger Klingsor, der als schmieriger Medienmogul im schnöden Büroraum daherkommt – was den düsteren Gefängnis-Ecksätzen ein schönes Gegenlicht schenkt. Ludovic Tezier kann als Amfortas ruhig noch an Klarheit und Atem gewinnen, sein Rollendebüt ist jedoch allemal gelungen.

Der Dirigent Philipp Jordan geht die Partitur insgesamt sehr schnell an, nur vier Stunden dauert sein "Parsifal", was aber nicht negativ auffällt. Eher schon missfallen die Dynamik-Schattierungen, der manchmal zu dick aufgetragene Pinsel – wobei das Urteil nur bedingt zulässig ist bei einem Stream über mittelprächtige Boxen und einer voraufgezeichneten und gegebenenfalls vom Tonmeister noch abgemischten Premiere.

Sendung: "Allegro" am 18. April 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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Quelle: https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/kritik-parsifal-staatsoper-wien-premiere-kirill-serebrennikow-100.html

 






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‘Bund der Steuerzahler‘ - Aus dem Schwarzbuch
 

 

 

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Die öffentliche Verschwendung

Sanierung der Kölner Bühnen wird teurer und dauert länger

Die Kölner Bühnen haben sich mittlerweile einen Stammplatz im Schwarzbuch gesichert. Auch im Jahr 2020 macht die Großbaustelle mit Kostensteigerungen und Verzögerungen von sich reden.
Köln (NW). Im letzten Jahr fragten wir „Knackt die Oper in Köln die Milliarden-Marke?", in diesem Jahr ist die Stadt diesem unerwünschten Ziel wieder ein Stück nähergekommen.
Seit Sommer 2012 wird am Offenbachplatz in Köln umfangreich saniert. Damals hieß es, dass die Oper und das Schauspielhaus im November 2015 wiedereröffnen werden. Doch im Juli 2015 musste die Stadt Köln bekanntgeben, dass der Zeitplan nicht zu halten sei. Seitdem prasseln die Hiobsbotschaften und negativen Schlagzeilen auf die Großbaustelle ein: Der Eröffnungstermin verschob sich immer weiter nach hinten, immer neue Pannen auf der Baustelle wurden bekannt, gleichzeitig explodierten die Kosten.

War man zunächst von 253 Mio. Euro ausgegangen, wurde das Budget auf 347,8 Mio. Euro, dann auf 349 Mio. erhöht (März bzw. August 2016). Im Sommer 2017 mussten die Sanierungskosten dann noch einmal nach oben korrigiert werden: Nun rechnete man schon mit 554 Mio. Euro - maximal mit 571 Mio. Euro-, und als Fertigstellungstermin wurde Ende 2022 genannt. Damit sicherte sich die Kölner Sanierung einen Platz im Schwarzbuch.

Im September 2019 veröffentlichte die Stadt die erste transparente Rechnung, in der auch die Kreditzinsen aufgeführt wurden. Insgesamt stehen mittlerweile stolze 841 Euro im Raum, allein die Zinsen für die Darlehen sind höher als laut erster Planung die ganze Sanierung hätte kosten sollen. Über die nächsten 40 Jahre werden 244,9 Mio. Zinsen abgestottert: durchschnittlich 20,5 Mio. Euro pro Jahr! Trotzdem lobte sich die Stadt selbst. Die reinen Baukosten hätten sich sich nicht weiter erhöht, und man zeige sich nun besonders transparent, indem man auch die Zinsen nenne. Mit dieser Aussage schaffte es die Stadt erneut ins Schwarzbuch.

Im Sommer 2020 verkündete die Stadt, dass die Angebote auf neue Ausschreibungen deutlich über den Kostenerwartungen der Bühnen liegen. Man habe deshalb das Vergabeverfahren verlängert, und die Schlüsselübergabe solle nun im dritten Quartal 2023 erfolgen. Die Stadt sieht als „größte Risiken nach wie vor die Pünktlichkeit und die Qualität der Ausführungsplanung sowie das laufende Vergabeverfahren". Deshalb wurden die Kosten neu prognostiziert: inklusive der Risikokosten lautet die Summe jetzt 600 Mio. Euro - die bisherige Maximalgrenze von 571 Mio. Euro kann also doch noch gesprengt werden.

Zum Hintergrund
Ursprünglich sollte die Oper saniert und das angrenzende Schauspielhaus komplett neu gebaut werden. Damals wurde das Budget auf 230 Mio. begrenzt. Bei der Ausschreibung gewann jedoch ein Entwurf, bei dem schnell klar war, dass dessen Umsetzung die Kosten sprengen würde: 355 Mio. Euro, so hieß es damals. Die Bürger liefen Sturm, und der Rat forderte 2009 eine „abgespeckte" Version, um unter der 300-Millionen-Marke zu bleiben. Schließlich wurde der Neubau sogar ganz gekippt und beide Spielstätten sollten „nur" saniert werden.


DER BUND DER STEUERZAHLER MEINT
Die Kölner Sanierung ist ein teures Mahnmal, das bei allen folgenden Bauprojekten in Köln und ganz Deutschland daran erinnert: Erst die Substanz prüfen, dann das gesamte Projekt durchplanen und erst dann mit der Sanierung beginnen. Alles andere wird eine Wundertüte, die für den Steuerzahler teuer wird.
Janine Bergendahl

bergendahl@steuerzahler-nrw.de

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Bonner Beethovenhalle bleibt Baustelle

Auch im Jahr 2020 reißen die Hiobsbotschaften aus der Bonner Beethovenhalle nicht ab.

Die denkmalgerechte Instandsetzung und Modernisierung der Beethovenhalle beschäftigt Bonn nun schon einige Jahre. Wann sie öffnet, ist noch ungewiss. Im Beethovenjahr 2020 jedenfalls nicht.
Bonn (NW). Ludwig van Beethoven soll beim Komponieren seiner Werke gelitten haben. Es heißt, er hätte um jede Note gerungen und immer wieder und wieder nachgebessert. Ähnlich langwierig gestaltet sich die Sanierung der Beethovenhalle.
Ihre denkmalgerechte Instandsetzung und Modernisierung hat Bonn nun schon einige Jahre fest im Griff. Ende 2016 wurde das Veranstaltungsgebäude geschlossen, und die Bauarbeiten begannen. Für die grundlegende Sanierung waren ursprünglich rund 61 Mio. Euro und gute zwei Jahre Bauzeit geplant. Das größte Bauprojekt der Stadt sollte nämlich pünktlich zum Beethovenjahr 2020 fertig sein und für die Proben ab Ende 2019 zur Verfügung stehen.
Schnell wurde jedoch klar, dass hier weder das Budget noch der Zeitplan gehalten werden können. Bauen im Bestand birgt immer das Risiko von Unvorhersehbarkeiten und auch in Bonn wurde man eiskalt erwischt: In Lüftungsrohren wurde Asbest entdeckt, der Baugrund verursachte Statikprobleme - und bei der Kampfmittelsondierung stieß man auf ein undefinierbares Metall, das aufwendige Spezialuntersuchungen erforderlich machte. Die Kosten stiegen immer weiter.

Im Sommer 2019 wurde eine verbindliche Kostenprognose aufgestellt, die den Worst-Case auf 166,2 Mio. Euro brutto bezifferte. Der Fertigstellungstermin wurde nun vorsichtig auf „Mitte 2022" geschätzt. Mittlerweile sind auch diese Zahlen hinfällig: Die Stadt prognostiziert als Fertigstellungstermin das zweite Halbjahr 2024. Dass zusätzliche 2 Jahre Bauzeit sich auch in den Kosten niederschlagen werden, ist höchst wahrscheinlich. Aktuell rechnet die Stadt mit einer Bausumme von schlimmstenfalls 164,6 Mio. Euro - allerdings netto.

Und als ob die sich nach oben schraubende Kostenspirale nicht ärgerlich genug wäre, berichtete der Bonner General-Anzeiger im Sommer, dass der Stadtverwaltung das Ausmaß der Schwierigkeiten sehr viel früher bewusst war als bisher dargestellt. Demnach sei schon kurz nach Beginn der Arbeiten im Frühjahr 2017 klar gewesen. dass die Halle nicht rechtzeitig zum Beethoven-Jubiläumsjahr fertig sein würde. Dabei waren die Verteuerungen der Sanierung gerade auch dem Zeitdruck geschuldet, den sich die Stadt selbst auferlegt hatte, um die Beethovenhalle als Spielstätte im Beethovenjahr nutzen zu können.

DER BUND DER STEUERZAHLER KRITISIERT
Zeitdruck ist ein schlechter Berater, wenn es um Entscheidungen geht - vor allem, wenn es um Projekte in Millionenhöhe geht. Außerdem hätte die Stadt viel früher Transparenz schaffen müssen.
Janine Bergendahl
bergendahl@steuerzahler-nrw.de
Schwarzbuch 2020/21  Nachlese Seite 173

ALTERNATIVE INVESTITION
Für 100 Mio. Euro könnten für 25 Jahre die laufenden Ausgaben für die Bonner Musikschule gezahlt werden.

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Die Kosten für die Sanierung des Augsburger Staatstheaters steigen permanent. Der Bund der Steuerzahler fürchtet, dass es am Ende weit mehr als 320 Mio. Euro werden.

Sanierung des Augsburger Staatstheaters

Die Kostenexplosion bei der Sanierung des Augsburger Staatstheaters erhitzt die Gemüter. Schon in der Planungsphase sind die Kosten von Jahr zu Jahr gestiegen. Dies setzt sich auch während der Bauausführung fort. Die Kosten für das Großprojekt werden sich fast verdoppeln. Der Bund der Steuerzahler befürchtet, dass das Theater zu einer Kostenfalle und am Ende weit mehr als 320 Mio. Euro verschlingen wird.

Augsburg (BY). Die Sanierung des Augsburger Staatstheaters wird zu einem Mammutprojekt werden. Im Jahr 2016 hat der Stadtrat die Theatersanierung - Großes Haus mit Bühne, Zuschauerraum und Garderoben sowie Erweiterungsneubau mit Probebühnen, Werkstätten und Büros - mit einem Kostenrahmen von 186,3 Mio. Euro beschlossen. Seitdem hat sich vieles geändert. Es sind nicht nur die Sanierungskosten stetig angestiegen, auch die Organisation des Theaters wurde umgestaltet. So ist das Theater Augsburg zum 1. September 2018 ein Staatstheater geworden. Die Stadt Augsburg bleibt aber weiterhin Eigentümerin der Theatergebäude. Betrieben wird das Augsburger Staatstheater von einer neu errichteten Stiftung.
Somit müssen die Betriebskosten des Theaters nicht mehr allein von der Stadt Augsburg getragen werden. Sie werden zwischen dem Freistaat Bayern und der Stadt Augsburg jeweils hälftig aufgeteilt. Die Verstaatlichung hat aber keine Auswirkung auf die Generalsanierung. Diese bleibt in städtischer Hand.

Seit dem Jahr 2016 sind der Stadt Augsburg allerdings die Sanierungskosten davongelaufen. Diese sind allein durch Baupreissteigerungen auf inzwischen 215,5 Mio. Euro gestiegen. Zuletzt hat die Preissteigerung bei etwa 5 Prozent jährlich gelegen. Da die Generalsanierung des Augsburger Staatstheaters jedoch bis ins Jahr 2026 andauern wird, werden die Kosten weiter steigen.

So ist bei dem Erweiterungsneubau, in dem unter anderem Verwaltung und Werkstätten untergebracht werden sollen, die bisherige Schätzung nicht einzuhalten. Sie war erst mit 72 Mio. Euro angesetzt worden, ging dann im Zuge von Erschwernissen (Brandschutz, hoher Grundwasserstand) auf 125 Mio. Euro hoch und sollte schließlich durch Umplanungen auf 92 Mio. Euro eingedämmt werden. Geklappt hat das allerdings nicht.

Mittlerweile rechnet man für einen funktionsfähigen Erweiterungsneubau mit Kosten in Höhe von mindestens 115 Mio. Euro. dann läge die Gesamtsanierung für Großes Haus und Neubau bei 246 Mio. Euro. Rechnet man die Baupreissteigerungen für die kommenden Jahre ein, käme man bestenfalls auf 283,1 Mio. Euro (2,5 Prozent Steigerung) beziehungsweise auf bis zu 321,4 Mio. Euro 5 Prozent Steigerung).

Warum werden die Kosten für die Sanierung des Augsburger Staatstheaters so in die Höhe schnellen? Jeder private Bauträger würde in die Insolvenz gehen, wenn er so planen und so mit den Kosten umgehen würde. Ursachen für die erheblichen Mehrkosten sind neben allgemeinen Kostensteigerungen auch bauseitige Erschwernisse bzw. Überraschungen. Allein beim ersten Bauabschnitt, dem Großen Haus, bestehend aus Bühne. Zuschauerraum und Garderoben, werden die Kosten höher ausfallen. Zwar hat man bei Planungsbeginn im Jahr 2016 einen Kostenpuffer in Höhe von rund 22,7 Mio. Euro eingeplant, der allerdings schon komplett aufgebraucht ist, da noch vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten bei Untersuchungen am Gebäude Erschwernisse aufgetreten sind. So ist zum Beispiel das Fundament schwächer als angenommen. Es muss verstärkt werden, indem Zement mit Hochdruck in den Untergrund gespritzt wird. Zusätzliche Kosten für archäologische Ausgrabungen sowie für die Interimsspielstätte sind hinzugekommen.

Auch wenn die Sanierung des Augsburger Staatstheaters in Höhe von 75 Prozent der förderfähigen Kosten aus staatlichen Mitteln bezuschusst wird, bedeutet das wenig Trost für die Steuerzahler. Denn gleich aus welchem Finanzierungstopf die Mittel fließen, handelt es sich dabei stets um das Geld der Steuerzahler. Diese werden in jedem Fall die gewaltige Kostensteigerung zu schultern haben.
DER BUND DER STEUERZAHLER MEINT
Angesichts der bisherigen Kostenentwicklung bei der Sanierung des Augsburger Staatstheaters steht zu befürchten, dass am Ende weit mehr als 320 Mio. Euro gleichsam „verspielt sein werden. Zu hoffen bleibt, dass das Theater nicht zu einer „Lechphilharmonie" ausarten wird. Auf welch ein finanzielles Abenteuer hat man sich da eingelassen?
Maria Pitch

maria.ritch©steuerzahler-bayern.de
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Miese Vorstellung

Wuppertal hat ein Problem mit seinen Führungskräften
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Am Ende zahlt der Steuerzahler

Die Intendantin des Tanztheaters Wuppertal wurde nach gut einem Jahr von der Stadt fristlos gekündigt. Von Gerichten wurde dies als unwirksam erklärt. Den Schaden hat der Steuerzahler.
Die Stadt Wuppertal hat einmal mehr eine Führungskraft achtkantig rausgeworfen. Schon 2017 hatten wir im Schwarzbuch berichtet, dass sich die Stadt nach nur einem Jahr Amtszeit von ihrem Dezernenten für Bürgerbeteiligung getrennt hatte. Jetzt traf es die Intendantin des Tanztheaters Wuppertal, der vor Ablauf ihres Vertrags gekündigt wurde. Wieder einmal zahlen das die Bürger.
Wuppertal (NW). Mitte Juli 2018 wurde der Intendantin des Tanztheaters Wuppertal nach nur gut einem Jahr im Amt fristlos gekündigt. Der Vertrag lief eigentlich bis Ende Juli 2022. Nach Darstellung der Stadt, die zu 100 Prozent am Tanztheater Wuppertal beteiligt ist, hatte es erhebliche Konflikte zwischen der Intendantin und weiteren Leitungskräften des Tanztheaters gegeben. Zudem warf man der Intendantin Versäumnisse bei der Planung der Spielzeit 2018/2019 vor. Doch diese setzte sich zur Wehr und klagte auf Wiedereinstellung und Zahlung ihres Monatsgehalts von 11.500 Euro brutto seit ihrer Kündigung.

Zwischen Sommer 2018 und Dezember 2019 gab es mehrere Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht Wuppertal, dem Landesarbeitsgericht NRW und dem Bundesarbeitsgericht. In allen Verfahren wurde die Kündigung als unwirksam erklärt, die angeführten Gründe reichten für eine fristlose Kündigung nicht aus. Nach dem eindeutigen Urteil des Arbeitsgerichts Wuppertal ging die Stadt dennoch in Berufung: „Die Auffassung des Arbeitsgerichtes Wuppertal wurde damals seitens der Tanztheater Wuppertal Pina Bausch GmbH und der Stadt Wuppertal nicht geteilt." Dass die Kündigung der Intendantin unrechtmäßig ist, stellte das Landesarbeitsgericht auch in zweiter Instanz fest. Das Gericht merkte zudem an, dass es nicht einmal eine „wirksame kündigungsvorbereitende Abmahnung" gegeben habe. Eine Revision gegen dieses Urteil wurde nicht zugelassen. Dagegen reichte die Stadt Wuppertal dann beim Bundesarbeitsgericht Beschwerde ein, die abgewiesen wurde.

Obwohl die gerichtlichen Auseinandersetzungen über eine Weiterbeschäftigung der Intendantin noch liefen, wurde zum 1. Januar 2019 ihre Stelle neu besetzt. Im Januar 2020 kam es dann zu einer außergerichtlichen Einigung. Die Intendantin verzichtete auf eine Wiedereinstellung, und die Parteien einigten sich über die finanziellen Ansprüche; über die Summe wurde Stillschweigen vereinbart. Für welchen Zeitraum die Intendantin Gehaltsfortzahlungen erhält, ob weitere Zahlungen wie Abfindungen. Prämien oder Schadenersatz vereinbart wurden - zu alldem erfahren die Bürger nichts. Nach WDR-Berichten handelt es sich um Gesamtkosten im siebenstelligen Bereich. Hinzu kommen -  Prozess- und Verfahrenskosten für Tanztheater, zu denen die Stadt eben keine Angaben macht. Die Rechnung wird aber wohl der Steuerzahler begleichen. Vorfälle rund um die fristlose Kündig wurden auch intern geprüft. Über den Inhalt dieser Besprechungen wurde allerdings Verschwiegenheit vereinbart.
Das Landesarbeitsgericht stellte fest, dass es seitens der Stadt des Tanztheaters an Versuchen gefehlt habe, die Streithähne an einen Tisch zu bringen und zu einer Klärung und Deeskalation der Situation beizutragen.

DER BUND DER STEUERZAHLER MEINT
Beim Tanztheater und bei der Stadt scheint-niemand in der Lage zu sein, bei Konflikten frühzeitig gegenzusteuern. Stattdessen setzten die Verantwortlichen auf eine teure Kündigung, langwierige Rechtstreitigkeiten und darauf, dass die Bürger für diese miese Vorstellung zahlen.

Andrea Defeld
defeld@steuerzahler-nrw.de


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Quelle: Das Schwarzbuch - Bund der Steuerzahler – 2020/2021

 


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Schrift sei „nicht inklusiv“:
Frankreich verbietet schriftliches Gendern an Schulen 

Der französische Bildungsminister hat die Verwendung geschlechtsneutraler Schriftsprache an Schulen per Erlass verboten. Die in Frankreich verwendeten Pünktchenwörter behinderten das Lesen.

Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel Blanquer hat die Nutzung der gendergerechten Schriftsprache an Schulen und in seinem Ministerium verboten. Zur Begründung hieß es in seinem am Donnerstag in Kraft getretenen Erlass, die „inklusive“ Schrift stimme nicht mit den in den Lehrplänen vereinbarten Regeln überein. Gleichzeitig aber sollen demnach Berufe und andere Funktionen, wenn sie von Frauen ausgeübt werden, künftig in der weiblichen Form genannt werden.

Vor dem Bildungsausschuss der Nationalversammlung verteidigte Blanquer am Donnerstagabend die Maßnahme. Die Pünktchenwörter zur Umsetzung der geschlechtergerechten Sprache seien zu komplex und behinderten damit das Lesen sowie das Erlernen der französischen Sprache, sagte er. Zuvor hatte der Minister bereits darauf hingewiesen, wie schwierig die Vermittlung von Französisch sei, wenn in der Mitte von Wörtern Punkte gesetzt würden. Vor allem Schüler mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche würden sich damit schwertun.

Ziel der gendergerechten Sprache ist es, alle Geschlechter in gesprochener und geschriebener Sprache gleichzustellen. Während im Deutschen dafür oftmals ein Sternchen genutzt wird, wie etwa in „Politiker*innen“, verwenden die Franzosen mit Pünktchen versehene Begriffe wie „député.e.s“ (Parlamentarier*innen) oder „électeur.rice.s“ (Wähler*innen). Das Thema spaltet Gesellschaft und Politik. Die französische Bildungsgewerkschaft SUD warf Blanquer vor, der „pädagogischen Gemeinschaft seine eigene Rückständigkeit aufzuzwingen“.

Bereits im November 2017 hatte der damalige Premierminister Edouard Philippe die französischen Ministerien angewiesen, keine genderneutralen Konstruktionen zu verwenden, nachdem ein Schulbuch mit geschlechtsneutralen Ausdrücken für heftige Debatten gesorgt hatte. Auch die Académie française als oberste Hüterin des Französischen hatte sich damals gegen die „inklusive Sprache“ ausgesprochen. Damals hieß es ebenfalls, es gehe um die „Verständlichkeit und Klarheit“ der Sprache.
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Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/frankreich-verbietet-schriftliches-gendern-an-schulen-17332003.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

 

 

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Liebes ZDF,
du hast es immer noch nicht geschafft, Großbritannien aus Europa auszugliedern. Die Hintergrundgrafik der Sendung "heute" zeigt u. a. Norwegen und die Schweiz eindeutig als nicht Teil der EU. Warum schaffst du es nicht, die Grenze zu Nordirland zu markieren? Merkwürdig!

Dann: In der Sendung "heute" vom 14. Mai 2021 um 19:00 Uhr war die Rede von "jüdischen Synagogen". Muslimische, christliche oder hinduisitische Synagogen gibt es nicht, so what?
Für was wird der Rundfunkbeitrag verwendet? Offensichtlich nicht für Qualität, Gründlichkeit und Genauigkeit.

P.S.: Wenn Frau Gerster wieder einmal von Ministerpräsident * Innen spricht: Wer von den 16 Herrschaften ist trans oder inter*? Das Sternchen - gesprochen oder geschrieben - steht für alle Geschlechter ZWISCHEN Mann und Frau, nicht aber für Mann UND Frau. Wenn man denn dieser inoffiziellen Regelung folgen will, die der Rat für deutsche Rechtschreibung nicht anerkennt. Leiten Sie mein Statement bitte an die Ansagerin Gerster weiter. Sollten etwa Frau Dreyer oder Herr Bovenschulte ... Habe ich da was verpasst?
mfg - P.L.

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Peter Eisenberg:
Die Zerstörung der Sprache durch die Gender-Ideologie

Der Linguist Peter Eisenberg lehrte zuletzt an der Universität Potsdam. In einem heute erschienenen Aufsatz kritisiert er Versuche, die deutsche Sprache im Sinne der Gender-Ideologie umzubauen. Diese Versuche seien von sprachlicher Unkenntnis geprägt, grammatikalisch sinnlos und ästhetisch hässlich. Sie beschädigten zudem die Ausdruckskraft der Sprache und erschwerten das Verständnis von Worten und Texten soweit, dass dies zu „kognitiven Schäden vom Typ Realitätsverlust führen“ könne. Die eigentlichen Motive der entsprechenden Aktivisten seien der Wille zur Unterwerfung anderer und die Demonstration von Macht.1

Der sog. „Genderstern“ etwa solle nach dem Willen von Genderaktivisten das Vorhandensein sexueller Orientierungen wie „lesbisch, trans, queer, bi, schwul, inter, divers“ in der Gesellschaft sichtbar machen und dadurch soziale Gerechtigkeit herstellen. Tatsächlich jedoch mache der Stern „nichts sichtbar als den Stern“, weil eine sprachliche Abbildung „zumindest irgendeine Art von Ikonismus“ voraussetze. Auch andere Symbole, die dem genannten Zweck dienen sollten, würden „sprachlich dasselbe leisten, nämlich nichts“.

  • Der Genderstern habe zudem erklärtermaßen keine sprachliche bzw. grammatikalische Funktion, sondern eine politische Funktion. Er solle eine ideologische Botschaft vermitteln, weshalb die Forderung nach seiner Verwendung „das Einfordern einer Unterwerfungsgeste“ sei. Er sei „ein sprachlicher Gesslerhut, mit dem signalisiert wird, dass sein Träger einer von den Proponenten vertretenen Geschlechterideologie folgt“.
  • Der Genderstern widerspreche in seiner Verwendung auch der Sprachlogik, wenn er in Formen wie „Antragsteller*innen“ verwendet werde. Dies sei keine geschlechtsneutrale, sondern eine weibliche Form, da im Deutschen die Gesamtform vom letzten Suffix bestimmt werde.

Das substantivierte Partizip I (etwa „Lesender“) anstelle des Nomens (etwa „Leser“) sei ebenfalls sprachlich unzulänglich, weil es in vielen Fällen nicht funktioniere, etwa in Formen wie „Einwohnender“, oder „Lieferierender“. Hier solle nach dem Willen von Genderaktivisten „ein unproduktiver Typus einen hochproduktiven ersetzen“. Zudem gebe es einen Bedeutungsunterschied zwischen „Leser“ und „Lesender“. Der Leser vollziehe eine Tätigkeit allgemein, während der Lesende sich dabei befinde, eine konkrete Tätigkeit auszuüben. Goethe habe beide Formen in diesem unterschiedlichen Sinne verwendet. Sie seien nicht austauschbar, weshalb durch gendergerechte Sprache eine Differenzierungsmöglichkeit verschwinde und die Sprache ärmer würde.

Mit dem generischen Maskulinum verfüge das Deutsche bereits über eine geschlechterneutrale Form. Aktivisten, die dies bestritten, hätten nicht verstanden, dass das Deutsche voll von unbestimmten Formen sei, die sich weder auf ein bestimmtes Geschlecht noch auf eine bestimmte Zeit oder Zahl bezögen. Die Sprachwissenschaft habe dies bereits vor langer Zeit erkannt, aber die Genderlinguistik ignoriere dies und „befindet sich nicht einmal auf dem Stand von vor hundert Jahren“. Das generische Maskulinum sei für eine funktionierende Kommunikation, die nicht bei jeder Nennung Geschlecht, Zeit und Zahl des Benannten bezeichnen will, unverzichtbar, und alle von Genderaktivisten vorgeschlagenen Alternativen seien daran gemessen untauglich:

„Die Genderlinguistik verhält sich zu großen Teilen wie ein Schlosser, der seinen Hammer wegwirft und versucht, ihn durch einen Feldstein zu ersetzen. Damit kommt er nicht zurecht, so wie die Genderlinguistik viele untaugliche Versuche unternimmt, sich geschlechterneutral auszudrücken, obwohl wir das generische Maskulinum haben. Wenn etwa die Präsidentin der Universität Leipzig Anreden wie Herr Professorin einführt, etabliert sie nicht ein generisches Femininum, sondern ungrammatische Ausdrücke. Es sind Oxymora vom Typ Contradictio in adjecto, deren häufige Verwendung zu kognitiven Schäden vom Typ Realitätsverlust führen kann.“

Genderaktivismus richte sich durch seine Versuche, seine sprachlichen Vorstellungen von oben herab durchzusetzen, außerdem gegen den Geist der Sprache. Eine Sprache entwickele sich, „aber eben nicht nach dem Willen sprachunkundiger Herrinnen, die meinen, sie wären Träger gesellschaftlicher Veränderungen und wüssten es deshalb besser als eine tausendjährige Sprachgeschichte“.

Hintergrund und Bewertung

Ein Anlass für die Stellungnahme Eisenbergs ist die Entscheidung der Duden-Redaktion, das Wörterbuch der deutschen Sprache im Sinne der Gender-Ideologie zu überarbeiten und dabei unter anderem das generische Maskulinum faktisch zu eliminieren. Die Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Leiss kritisierte dies als „grotesk und unverantwortlich“. Die Duden-Redaktion sei offenbar dem „Gender-Unsinn“ verfallen. Die Sprachwissenschaftlerin Ewa Trutkowski kritisierte, dass die im Sinne der Ideologie geänderten Definitionen keinen Bezug mehr zur sprachlichen Realität hätten und wesentliche Bedeutungsaspekte von Hauptwörtern unterschlagen würden. Die Duden-Redaktion missbrauche die ihr zugeschriebene Deutungs- und Definitionshoheit über die deutsche Sprache, um aus sprachwissenschaftlicher Sicht fragwürdige Ansichten zu propagieren.2

Sprache ist eine der Grundlagen der Kultur. Sie stiftet über die Generationen hinweg Gemeinschaft und ermöglicht die Weitergabe des geistigen und kulturellen Erbes sowie die Pflege des Wahren, Guten und Schönen in einer Kultur. Hochwertige Gedanken und Konzepte können nur in einer hochentwickelten Sprache ausgedrückt werden.

Der chinesische Philosoph Konfuzius betonte die Bedeutung der Sprache für die Kultur mit diesen Worten:
„Dsï Lu sprach: ‚Der Fürst von We wartet auf den Meister, um die Regierung auszuüben. Was würde der Meister zuerst in Angriff nehmen?“ Der Meister sprach: „Sicherlich die Richtigstellung der Begriffe. […] Wenn die Begriffe nicht richtig sind, so stimmen die Worte nicht; stimmen die Worte nicht, so kommen die Werke nicht zustande; kommen die Werke nicht zustande, so gedeiht Moral und Kunst nicht; gedeiht Moral und Kunst nicht, so treffen die Strafen nicht; treffen die Strafen nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Darum sorge der Edle, daß er seine Begriffe unter allen Umständen zu Worte bringen kann und seine Worte unter allen Umständen zu Taten machen kann. Der Edle duldet nicht, daß in seinen Worten irgend etwas in Unordnung ist. Das ist es, worauf alles ankommt.“
3

Wo die Sprache verfällt, bricht eine der Voraussetzungen höherer Kultur weg, weil Sprache Wirklichkeit vermitteln soll. Durch die Zerstörung der Sprache wird sowohl der Zugang des Menschen zur Wirklichkeit beeinträchtigt als auch seine Fähigkeit, diese zu erkennen und darüber zu sprechen, also Wahrheit mitzuteilen. Die Korrumpierung der Sprache führt ab einem gewissen Grad dazu, dass unabhängig von der Absicht des Sprechers nur noch Unwahrheiten bzw. Lügen mitgeteilt werden können.4

Postmoderne Ideologie lehnt die Möglichkeit, dass Sprache Wirklichkeit wiedergeben könne oder solle, hingegen ab. Sprache wird stattdessen ausschließlich als Ausdruck der Interessen dominanter gesellschaftlicher Akteure bzw. (in Anknüpfung an neomarxistische Ideologie) als Werkzeug zur Ausübung von Macht verstanden. Jede Bedeutung impliziere eine Abgrenzung und Unterscheidung und diene der Ausübung und Festigung von Macht. Dies müsse im ersten Schritt durch Auflösung der Sprache unterbunden und im zweiten Schritt durch Umgestaltung der Sprache im Sinne der eigenen Ideologie zur Festigung der eigenen politischen Macht genutzt werden.

Dies wird an den von Eisenberg beschriebenen Beispielen deutlich sichtbar. Aktivisten unterstellen der deutschen Sprache, ein Werk zur Unterdrückung bestimmter sexueller Identitäten zu sein, wobei die Vorschläge zur vorgeblich geschlechtergerechten Umgestaltung der Sprache vor allem dazu dienen, die aus ideologischen Gründen unerwünschte Tatsache der Zweigeschlechtlichkeit des Menschen unsichtbar zu machen, um sie dadurch auch aus dem Denken verschwinden zu lassen und zur Durchsetzung von Gleichheitsutopien beizutragen. Konformität mit den geforderten Sprachregelungen wird zudem zur Voraussetzung dafür gemacht, weiter an der Debatte teilnehmen zu dürfen.

Der entsprechende Aktivismus stellt deshalb insgesamt nicht nur eine Bedrohung für die Kultur, sondern auch für die politische Ordnung dar. Hannah Arendt sah im Wirken zivilisationsmüder Eliten, welche der Ansicht anhingen, dass die gewachsene Kultur der Unterdrückung und Ausgrenzung der Unterprivilegierten diene und sich am Spektakel der Zerstörung dieser Zivilisation im Namen der Gerechtigkeit erfreuten, einen der Ursprünge totalitärer Herrschaft.5

Quellen

1.       Peter Eisenberg: „Unter dem Muff von hundert Jahren“,
      Frankfurter Allgemeine Zeitung
, 08.01.2021

2.       Marcus Lorenz: „Der Duden wird zur Dudin“, Die Welt,
      08.01.2021

3.       Kungfutse: Lun Yu. Gespräche, Düsseldorf/Köln 1975,
      S. 131

4.       Josef Pieper: „Mißbrauch der Sprache, Mißbrauch der
      Macht“, in: Ders.:
     
Kulturphilosophische Schriften (Werkausgabe Band 6),
      Hamburg 2008, S. 132-151, hier: S. 137

5.       Hannah Arendt: The Origins of Totalitarianism,
      San Diego/New York/London 1973, S 332-333

Zitatende

Quelle: https://renovatio.org/2021/01/peter-eisenberg-die-zerstoerung-der-sprache-durch-die-
       gender-ideologie/


 

                                    

         



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Bayreuther Festspiele
Holger von Berg: „Das ist so in Ordnung“

Roman Kocholl,  11.03.2021

Ein Blick zurück mit gemischten Gefühlen: Im Kurier-Interview spricht Holger von Berg, der nach fünf Jahren als Geschäftsführer den Grünen Hügel verlässt, über die Sanierung des Festspielhauses, das Risiko von Chor-Opern in Corona-Zeiten und die Zusammenarbeit mit Katharina Wagner. Wobei: Letzteres tut er eigentlich nicht.

Bayreuth -Herr von Berg, als Sie vor fünf Jahren als Geschäftsführer auf dem Grünen Hügel angefangen haben, sagte Sie, es müsse sich im Festspielhaus einiges ändern. Viele Mitarbeiter seien noch in alten Strukturen verwurzelt aus der Zeit, in der die Festspiele ein Familienunternehmen waren. Was hat sich inzwischen geändert?

Holger von Berg: Es hat sich gar nicht viel geändert, weil die zentrale Verwurzelung in Familienstrukturen und in dem, wie man arbeitet, natürlich auch an die Festspielleiterin gebunden ist. Deswegen ist da nicht viel anders geworden. Das zeigen die positiven, aber auch die problematischen Seiten, die es gibt.

Was sehen Sie in ihrer Bilanz auf der Haben-Seite?

Von Berg: Wir hatten ein schwieriges Jahr 2016 mit dem Sicherheitskonzept und seinen Kosten. Dann haben wir uns finanziell wieder konsolidiert. Auch im Corona-Jahr 2020 werden wir vermutlich eine hellschwarze Null schreiben. Ich kann meinem Nachfolger genug Rücklagen hinterlassen, so dass das „Ring“-Projekt im nächsten Jahr finanziell gestemmt werden kann. Außerdem haben wir in Teilbauabschnitten Maßnahmen zur Sanierung des Festspielhauses im Rahmen des 30-Millionen-Euro Finanzierungsrahmens umgesetzt. Alle Abschnitte waren im Kostenrahmen oder darunter.

Hätte die Sanierung nicht schneller vonstattengehen können?

Von Berg: Die Umsetzung lag nicht an den Festspielen, sondern an den politischen Entscheidungsträgern. Wir haben vor der letzten Bundestagswahl 2017 innerhalb von wenigen Monaten den Architekten quasi „mit der Peitsche“ dazu gezwungen, das Gesamtprogramm vorzulegen. Leider ging es dann bis zum letzten Jahr 2020 in der Frage der Gesamtfinanzierung nicht weiter. Man hätte auch angesichts der ausgesetzten Festspiele 2020 und der Problematik für dieses Jahr 2021 intensiver prüfen können, ob man nicht die Schließzeiten bis circa 2024 besser für die Gesamtsanierung an einem Stück hätte nutzen können. Aber diese Entscheidung wurde nicht getroffen, deshalb ging es nicht.

Hätte man im Bayreuther Rathaus aktiver sein müssen?

Von Berg: Die Stadt Bayreuth hat an den Festspielen ihre ureigensten Interessen. Insbesondere der jetzige Oberbürgermeister Thomas Ebersberger setzt sich für die Festspiele aus eigenem innerem Antrieb noch viel mehr ein, als seine Vorgängerin. Man spürt, ihm liegen die Festspiele am Herzen und dienen nicht nur dazu, einmal im Jahr bei der „Süddeutschen“ auf der Titelseite zu sein.

Wie denken Sie über den bevorstehenden Sommer?

Von Berg: Es wird Festspiele geben und wir tun alles dafür, die Durchführung für Mitwirkende und Besucher so sicher wie irgend möglich zu machen. Ich finde es persönlich zwar schwierig, dass in diesem Jahr der neue „Ring“ nicht ausgeführt wird, der von der Dekoration her fertig ist. In Zeiten von Corona große Chor-Opern aufführen zu wollen, ist in meinen Augen ein sehr hohes Risiko. Davor hatte ich immer gewarnt, aber Frau Wagner wollte es so, auch dafür gab es gute Argumente. Und dann ist es jetzt so.

Wo wird der Chor in den Chor-Opern singen? Im Festspielhaus oder außerhalb?

Von Berg: Das wissen wir am 25. Juli.

Das wäre ein bisschen knapp.

Von Berg: Es gibt zur Zeit keine andere Entscheidung. Es läuft alles darauf hin, die Spielfolge, die schon vor der Krankheit von Frau Wagner von ihr festgelegt wurde, durchzuführen. Meine Position war: Lasst uns doch versuchen, Risiken zu minimieren. Und gerade der Chorgesang auf der Bühne ist leider ein Risiko. Wie das Gesundheitsamt hier bestätigt hat, ist es nicht nur deswegen ein Risiko, weil die Sänger Corona-Viren über Aerosole verbreiten können. Für die Sänger selbst besteht das Risiko, dass, weil sie besonders tief einatmen, im Falle einer Infektion besonders schwere Verläufe zu erwarten sind. Daher sah ich mich in meiner Haltung erneut bestätigt, ein Programm mit möglichst keiner oder geringer Beteiligung des Festspielchores anzubieten. Im „Ring“ haben wir zumindest in drei Teilen keinen Chor und im vierten Teil könnte man eine Lösung, zum Beispiel mit Video, finden. Aber die Entscheidung wurde anders getroffen.

Also wird der Chor in diesem Sommer von außen zugespielt werden.

Von Berg: Das wird vermutlich nicht anders gehen. Das ist ja auch der Grund, warum eine ursprünglich geplante Produktion, der „Lohengrin“, wieder gestrichen werden musste. Nur so besteht die zeitliche Möglichkeit für technische und künstlerische Proben.

Außerdem ist schwer vorstellbar, dass Christian Thielemann davon begeistert gewesen wäre, dass der Chor im „Lohengrin“ außerhalb des Festspielhauses singt.

Von Berg: Dazu gibt es Äußerungen von Frau Wagner in der „FAZ“, dass dies Herr Sense entschieden hätte. Das kann aber nicht sein, denn im Sommer 2020 stand eine Chorübertragung noch nicht zur Diskussion. Es ist eine künstlerische Entscheidung gewesen, welche Produktion gestrichen wurde. Ob Frau Wagner zuvor Herrn Thielemann kontaktiert hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Wie viele Zuschauer pro Aufführung halten Sie in diesem Sommer für realistisch?

Von Berg: Zurzeit dürften keine Zuschauer in Aufführungen. Das ändert sich meines Wissens ab dem 22. März 2021. Allerdings: Wenn der Inzidenz-Wert über 50 liegt, können nur Besucher rein, die einen negativen Test vorweisen können. Wie das organisatorisch umgesetzt werden soll, ist mir derzeit noch schleierhaft. Die Politik sagt: Ihr könnt doch spielen, aber ihr müsst testen. Wie das funktioniert, weiß ich derzeit noch nicht.

In der Vergangenheit haben mehrere Mitarbeiter in leitenden Positionen das Haus verlassen. Wie wirkt sich das aus?

Von Berg: Mir macht Sorgen, dass die Personaldecke insgesamt sehr dünn ist. In vielen künstlerisch-technischen Bereichen wie Kostüm, technische Direktion oder Maske gibt es keine Abteilungsleitungen, die die Festspiele selbst schon mitgemacht haben. Die bisherigen Stelleninhaber sind gegangen, die Festspiele in diesem Sommer müssen andere stemmen. Das wird nicht einfach.
Ein Teil der erwarteten Risiken sind minimiert. Die Festspiele verfügen über ausreichend Finanzierungszusagen zum Ausgleich von pandemiebedingten Einnahmeausfällen. Das sichern dankenswerterweise die vier Gesellschafter der Festspiele GmbH ab. Aber man muss sehen, wie sich die Kostenbereiche für das, was wir durch Corona on top brauchen, entwickeln. Der Bereich Testungen, Sicherheit, Abstände einhalten und auch die Nebenveranstaltungen, bedeuten finanziellen Aufwand.

Sehen Sie die Zukunft der Bayreuther Festspiele mittelfristig als gesichert an?

Von Berg: Ja, sicher, aber es wird nicht problemlos vonstattengehen. Die Bayreuther Festspiele sind ein ganz wichtiger Leuchtturm im Kulturleben der Bundesrepublik Deutschland. Ob und wie die von Frau Staatsministerin Grütters angeregten Strukturveränderungen nötig sind, ist Entscheidung der Gesellschafter. Auch wird die Zukunft der Festspiele von den finanziellen Ressourcen und der Besuchernachfrage abhängen.

Sie sagten vor fünf Jahren, dass sie im Festspielhaus warmherzig aufgenommen wurden. Wie lange hielt diese warmherzige Phase an?

Von Berg: Das war von Person zu Person unterschiedlich und dauert in vielen Fällen noch immer an. Doch: Dass ich Bayreuth wieder verlassen werde, war relativ schnell klar. Es hat sich manifestiert dadurch, dass Frau Wagners Grundeinstellungen andere waren als meine. Aus dieser fehlenden inhaltlichen Zukunftsperspektive heraus habe ich schon sehr früh die Entscheidung getroffen, dass es keinen Sinn macht, mit der Familie nach Bayreuth zu ziehen.
Ich habe mit Freude meine Aufgaben erfüllt und bin mit meiner Arbeit und deren Ergebnissen zufrieden. Deshalb blicke ich nicht weinend zurück. Aber die Zeit im Festspielhaus war auch sehr anstrengend und das Arbeitsklima innerhalb des Festspielhauses nicht immer warmherzig, sondern auch schwierig. Deshalb gab es von meiner Seite auch keine Widerstände, als der Vertrag beendet wurde. Das ist so in Ordnung. Es ist auch mir nicht gelungen, für ein anderes Arbeitsklima zu sorgen.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit Katharina Wagner beschreiben?

Von Berg: Dazu will ich mich inhaltlich nicht äußern.

Ihr schönstes Erlebnis in Bayreuth?

Von Berg: Die vielen erlebten fantastischen Aufführungen im Festspielhaus, insbesondere szenisch die „Meistersinger“ von Barrie Kosky, musikalisch diejenigen mit Christian Thielemann am Pult.

Werden Sie künftig noch Premieren in Bayreuth besuchen?

Von Berg: Nein.

Überwiegt das Positive oder das Negative?

Von Berg: Wenn ich das Glas als halbvoll ansehe, waren die fünf Jahre eine schöne Zeit, eine Bereicherung meines Lebens. Es gab vier tolle Festspielzeiten. Auch wenn es in der Zusammenarbeit mit Frau Wagner viele problematische Punkte gab, blicke ich trotzdem positiv auf Bayreuth und die Festspiele zurück. Für sie ist es auch nicht einfach: Frau Wagner hat durch eigenes Erleben eine patriarchalische Arbeitsform entwickelt, die ich nicht teile. Außerdem haben sich die wirtschaftlichen Verhältnisse der Bayreuther Festspiele verändert: Herr Wolfgang Wagner als der persönlich haftende Gesellschafter war für die Finanzen der Gesellschaft alleine verantwortlich. Diese Zeiten haben sich geändert. Aber ich glaube, es war und ist für diejenigen, die noch aus der alten Wolfgang-Wagner-Zeit kommen, schwer diesen Turnaround mental nachzuvollziehen zu können. Dafür muss man Verständnis aufbringen.

Wie viele der Getreuen sind denn noch an Bord?

Von Berg: Es werden immer weniger. Leider verlieren wir sie, wie Peter Emmerich, auch durch Tod, nicht nur durch Ruhestand.

Zitatende
Quelle: Nordbayerischer Kurier vom 12.3.2021

 

                                                                   

       


Leserbrief
 

 

 

Zitat
Liebe Frau Gilles,
welche Freude, wieder Ihre "Mitteilung an meine Freunde" mit den vielen Kommentaren über die Verunstalterregisseure zu lesen, besonders auch beachtenswert ist der Brief vom RWV Chemnitz.

Diese "moderne" Art der Inszenierungen sind Ausdruck der Respektlosigkeit gegenüber unserem kulturellen Erbe. Geben wir unsere Hoffnung nicht auf, von Aufführungen auf der Bühne emotional berührt zu werden durch die Musik, den Gesang, die Darstellung, die Kulisse, und ehren damit den Schöpfergeist.

Mit großem Dank für Ihren unermüdlichen Einsatz wünsche ich Ihnen viel Freude an den Wundern, die uns die Natur besonders in dieser Jahreszeit jeden Tag schenkt.

Herzliche Grüße - Ihre B aus H -

Zitatende

Leserbrief
 

 

 

Zitat
Betrifft: Rassismus/Straßennamenumbenennungen

Lieber Musik- und Opernfreund,
es ist Sonntag (11. April) und gerade (8:35 Uhr) habe ich auf Klassik-Radio
zu oben angegebenem Thema etwas gar gewaltiges von dem Moderator Brüggemann
(einem ausgewiesenen Opernfachmann) vernehmen müssen!!

Denn in England sollen an einer Hochschule Beethoven und Mozart aus dem
Lehrplan genommen werden.

Warum?

Mozart war zum Beispiel Rassist wegen der „Zauberflöte“ und der Figur des
Sarastros, des Monostatos der die Bastonade erteilen lässt! Und da ist ja auch
noch Papageno der gleich ziemlich am Anfang die Krähen/Raben mit schwarzen
Menschen vergleicht! –

Die Erde scheint sich immer schneller zu drehen, da immer mehr Verrückte an
ihrer Achse drehen und diese aus ihrem Gleichgewicht bringen.

Ergo dürfte damit auch der Wunsch der selbsternannten Antirassisten
einhergehen, alle mit diesen Namen beschmutzte Straßennamen zu eliminieren
und auch ein Aufführungsverbot der „Zauberflöte“ tangiert sein.

Da Sie sich ja mit Glinka, Heinrich Heine, Hindenburg und diesem
Themenkomplex beschäftigen, dürfen Sie innerhalb dieser Diskussion auch den
Reformator Martin Luther nicht vergessen, der ja mehr als nur ein
Judenkritiker war.
Na, dann kommt noch viel Arbeit auf diese Gutmenschen zu und auf die Bürger,
die in „rassistischen Straßen“ wohnen. –

Am 20. April werde ich eine diesbezügliche Abwehrschlacht zugunsten von dem
100-jährigen Rolf Zick und dem 1. Vorsitzenden unseres Presse Club, Jürgen
Köster, gegen OB Onay und die Redaktionsspitze der HAZ führen müssen.

Mit musischen Sonntagsgrüßen an meine Mitkämpfer vom Fehrsweg bin ich
Ihr UW
Zitatende

Leserbrief

 

 

Zitat

Lieber Kämpfer für Straßenumbennungen und das Durchsetzen der „political
correctness“, sicherlich werden auch Sie am 15.04. in der HAZ vom „Mythos“
der Staatsoper in Hannover gelesen haben.
Unabhängig davon, dass die nach dem Kometen Haily benannte amerikanische
Sopranistin weltweit die einzige zu sein scheint, die gern gut vorbereitet
in ein Konzert geht, bin ich über eine andere Meldung tief beeindruckt. Das
ist die rassistische Grenzüberschreitung. Ein schwarzes Theaterhaus für
schwarze Künstler bzw. Menschen, ist die einzige sowie ideale Lösung, den
institutionellen Rassismus zu verbannen! Natürlich ist das etwas ganz
anderes als die Apartheid, die man aus Südafrika kennt! Und man muss dies
noch ganz schnell realisieren denn wenn demnächst der Begriff „Rasse“ aus
unserem Grundgesetz entfernt wird, gibt es automatisch ohnehin kein
Rassismus mehr in Deutschland! – Ergo: ab mit den Weißen ins Ghetto und raus
mit den Schwarzen und Mulatten aus selbigen!

Als Anlage nur ein Gedicht, dass gewisse Probleme aufgreift. Wir leben auf
einer fast runden Kugel in derselben Blase mit dem Blick auf eine unendliche
Weite. Und dennoch hat jeder einen anderen Horizont. Der erfährt jetzt eine
Vereinheitlichung und die lautet „schlicht und einfach: „political
correctness für alle!“ Das bedeutet letztendlich auch, dass in Bayern die
Begrüßungsformel „Grüß Gott“ abgeschafft wird. Denn damit werden Juden,
Moslems und andere Religionen zutiefst gekränkt, beleidigt und
herabgewürdigt. Das stellt eben Rassismus in Reinkultur dar.-

Zu den laufenden und künftigen Straßenumbenennung noch ein weiterer Artikel
als Anlage zu Mozart und Beethoven als Vertreter einer „rassistischen,
kolonialen Kultur“. Pfui Teufel, was wir Deutsche auch in der Musik für
Unholde haben bzw. hatten!

Mit nachdenklichen Grüßen
Ihr W aus H

Zitatende

 Leserbrief

 

 

Zitat
Verehrte Frau Gilles,                                                                                    25.04.2021

Gratulation, Respekt und ein großes Dankeschön für diese großartige Ausarbeitung zur Entstehung des Lohengrin-Librettos.

Dieses beinhaltet nicht nur eine gewaltige Fleißarbeit, sondern stellt quasi auch nachträglich zu Ihrer Ernennung zur Musikprofessorin die entsprechende Habilitation dar. Nun ist mein Wissen um meine Lieblingsoper, mit der ich so viele (mindestens über 50 mal) Aufführungen neben Ihnen als hervorragende Interpretin der „Ortrud“ auf den Bühnenbrettern stehen durfte, erheblich ergänzt worden. –

Und diese Bereicherung, die ich regelmäßig durch Ihre „Mitteilungen“ erfahre, erhalte ich sogar kostenfrei! Ich empfinde das als ein Privileg.

Mit großem musischen Dankesgruß bin ich

Ihr Dr. W aus G

Zitatende



Leserbrief

 

 

Zitat
Sehr geehrte Frau Gilles,                                                                            30.04.2021

bitte denken Sie in Zukunft an die neue deutsche Sprache:

- Ober*innen eilten durch das gut besuchte Restaurant
- Oberbürger*innenmeister*in
- Bürger*innensteig
- Neandertaler*innen
- Naziverbrecher*innen
- Kinderschänder*innen
- Triebtäter*innen
- Römer*innentopf
- Freelancer*innen
-
In der Hacker*innen-Szene rumort es ...
Die Sieger*innenmächte haben ...
Ein wahres Meister*innenstück gelang ….
Befreit euch von allen Unterdrücker*innen!
Chirurg*innenstahl
Führer*innenschein
Einwohner*innenmeldeamt

Beachtenswert:
Wörter mit der Endung "-ing" lassen sich nicht gendern:

Flüchtling, Lehrling, Zwilling, Liebling, Säugling 

Beste Grüße Ihr
PL aus R.

Zitatende

Leserbrief
 

 

 

Zitat
Meine liebe "verehrteste" Frau Gilles,                                                              25.04.2021

MANCHE SPRACHE MACHT UNS ALLE SPRACHLOS

Die Körpersprache der Menschen ist schon sehr ausdrucksstark. Die phonetische Sprache aber ist als Element der bewussten Kommunikation der Menschen untereinander bekannt. Man zitiert oft "Wir sind ein Volk der Dichter und Denker". Sind wir noch ganz DICHT und DENKEN wir? Betrachten wir das mal mit einigen Fehlentwicklungen in unserem täglichen Sprachgebrauch:

ANGLIZISMEN haben, wie bei der Computersprache und internationalen Kommunikationen, natürlich ihre Berechtigung. Eingeschlichen haben sie sich allerdings in unseren Alltag. Statt Fahrkarten und Eintrittskarten gibt es fast nur noch Tickets. Gebrauchsanleitungen an Fahrkartenautomaten sind überflüssigerweise mit derartigen Begriffen angereichert. Besonders ältere Menschen sind dabei verunsichert, ob sie sich noch auf heimischem Boden bewegen oder sich bereits im Ausland befinden.

Kommen wir zum Standardwerk deutscher Sprache, dem DUDEN. Hier frage ich mich "Was machst DU DENN"? Es werden aktuell Begriffe der Neuzeit integriert, bei denen man sich fragen darf, ob es sich um eine evolutionäre Weiterentwicklung unserer Sprache handelt oder doch nur um deren fehlerhaften Gebrauch.

Auffällig ist weiterhin die FEHLNUTZUNG von Worten. Das ist beispielhaft der Fall bei der vertauschten Nutzung von "OBWOHL" und "TROTZDEM". Wer seine eigene Sprache liebt, für den muss das schmerzhaft empfunden werden. Gleiches trifft für die Begriffe „ALS“ und „WIE“ zu. Mit ALS und vorangestellter Steigerung beschreibt man den Unterschied beim Vergleich zweier Dinge, mit WIE betont man deren Gleichheit.

Eine Aufblähung der Sprache ohne Bereicherung der inhaltlichen Aussage stellen die sogenannten FÜLLSEL dar. Beispielhaft sind dabei zu nennen: „QUASI, SOZUSAGEN“ und „IRGENDWIE“ Auffällig war vor einiger Zeit, dass isoliert in einem Versicherungsunternehmen bei sprachlichen Äusserungen oft das Wort „HIER“ erschien. War es der unverständliche Wille, dieselbe Ausdrucksweise wie die des Vorgesetzten zu verwenden? Das verbreitete sich in kurzer Zeit als Gruppendynamik im ganzen Haus. Ver- gleichbar wird bei manchen Menschen sehr häufig das Wort „HALT“ in ihre Sätze eingeflochten. Hier wäre HALT geboten. Die Phantasie lässt sogar Redewendungen zu in Form von „ES KOMMT DARAUF AN“ und „ICH SAGE MAL“. Mit „GRUNDSÄTZLICH“ vermeidet man risikobehaftete Festlegungen.

In einer Zeit, in der die demokratische Redefreiheit sich leider zu oft auf derbe Kritiken beschränkt, ist man erleichtert, auch Dinge positiv bewertet zu erleben. Wie aber geschieht das nun wieder? Vorwiegend bei Jugendlichen, inzwischen aber auch in anderen Altersklassen, erschöpfen sich die sprachlichen Kommentierungen mit „GEIL, AFFENGEIL, SUPER“ und vor allem „COOL“.

Ein besonderes Phaenomen sind die GEDICHTE. Kaum eine Feier in Deutschland vergeht, ohne dass sich ein Familienmitglied oder ein Gast mit einem Gedicht in Positur wirft. „Es gibt zu viele Hauspoeten, die grausam unsre Sprache kneten“. Eine Anekdote drängt sich hier auf. Als ein bekannter Komödiant in Windeln als Säugling auf dem Arm seiner Mutter lag, spürte die plötzlich feuchte Hände. Das verleitete sie zu dem Ausspruch: „Heinz, du musst DICHTER werden“. Das Versmaß bleibt bei derart Selbstgereimtem meistens auf der Strecke. Da mache auch ich mir keinen Reim drauf. Wenn ich mich je- doch selbst einmal zu einem solchen Epos hinreißen lasse, dann entschuldige ich mich wenigstens mit den Worten: „Seh‘n Sie mich jetzt in deren Reihen, so mögen Sie mir das verzeihen“.

Faszinierend erscheint, wie bei Jugendlichen die beidseitigen Daumen über die Tastatur flitzen und so ihre HANDYSPRACHE produzieren. Was dabei rauskommt, sind Kurzbegriffe, neue Wortschöpfungen und letztlich unvollständige Sätze. Ursächlich liegt es sicher nicht nur an einer vereinfachten Handhabung der Neuzeittechnik, sondern wesentlich auch an dem Bedürfnis, sich mit einer Gruppendynamik zahlreich und oft mit anderen zu verständigen.

Der Gebrauch des KONJUNKTIVS kann ebenfalls als Unsitte gelten. Warum taucht der so oft auf mit Formulierungen wie "Ich würde sagen", "Man hätte sollen" und "Man müsste". Dahinter stecken die unseligen Tendenzen, sich sprachlich nicht festzulegen, andere Personen nachträglich zu kritisieren oder spektakulär Handlungsweisen für die Zukunft zu fordern, zu denen man selbst nicht bereit ist.

Mit einem Redeschwall hat die LANGATMIGKEIT eines Redners schon früher ganze Generationen gelangweilt, Inhalte verwässert und auch Entscheidungsprozesse empfindlich gestört. Wo die korrigierende Empathie fehlt, gibt sie dem Redner aber das narzistische Hochgefühl, den Zuhörern etwas Besonderes und Unverzichtbares zu bieten.

Die RECHTSCHREIBUNG gilt als Produkt einer gelungenen und qualitativ wertvollen Bildung. Zählt das noch? Im Digitalzeitalter gibt es zwar Softwareprogramme, die bei dem Vermeiden von Fehlern behilflich sind. Das hindert aber sehr oft Printmedien nicht daran, sogar in fetten Schlagzeilen grobe Schnitzer in das Volk zu streuen. Wenn beispielsweise in einem Artikel für dieselbe Person drei- mal deren Namen anders gedruckt wird, spricht das nicht unbedingt für eine sprachliche Sorgfalt und für eine akzeptierte Form des Journalismus. Ist Grund dafür die Hektik unserer Zeit oder die Zeitersparnis aus ökonomischen Gründen?

Sehr gern und häufig und da besonders in der Politik werden SCHLAGWORTE gebraucht. Assoziationen und Emotionen lassen sich damit bei den Angesprochenen schneller erreichen, und sie haben darüber hinaus den Hauch der Modernität. Kaum zu vermeiden scheint, dass Politiker im Rahmen eines Interviews die Abmoderation mit einem „GERNE“ abschließen. Besonders aber kursiert zur Zeit überall der Begriff NACHHALTIGKEIT. Eigentlich von der Definition her etwas Selbstverständliches. Es bedeutet bei Themen und bei Problemen inhaltlich nicht anderes, als dass das Denken und Handeln konsequent weiterverfolgt und damit zu einem gezielten Abschluss gebracht wird. Genau das aber ist in diesem Zusammenhang meistens zu vermissen. Da suche NACH HALT ICH. Schlagworte prägen aber auch bisweilen den Alltag. Wenn man auf einem stillen Örtchen mit dem Gegenteil beschäftigt ist, muss um die Mittagszeit ein markiges „MAHLZEIT“ eines Kollegen doch sehr verwundern.

Letztlich verbleibt mir nur ein Traum, nämlich dass die Bürger sich auf das Denken besinnen und mit Zusatzinformationen differenzierter Kenntnisse erlangen, um schließlich die so gewonnenen intellektuellen Errungenschaften auch mit dem Reichtum unserer Muttersprache kommunizieren zu können.

Ihr Dr. K aus H

Zitatende

Leserbrief

 

 

Zitat
Mit großer Sorge verfolge ich seit langem die Situation am Niedersächsischen Staatstheater Hannover.

Seit fast 2 Spielzeiten haben wir hier eine neue Intendantin, die mit großen Worten, aber mit sehr wenigen Taten alles erneuern wollte und nach meiner Meinung bis jetzt kläglich gescheitert ist. Es ist verständlich, dass die Coronapandemie sicherlich viel verändert hat und der Start daher sehr schwierig war und auch noch immer ist. Aber außer regelmäßigen Anzeigen in der lokalen Presse, für die viel Geld investiert wird, mit den immer gleichen Ankündigungen ziemlich uninteressanten Ballett- und Opernabenden, passiert hier in Hannover nichts. Andere Opernhäuser (Beispiel Zürich, Hamburg, Karlsruhe, Berlin) zeigen im Internet Premieren im sog. Free Stream des italienischen, französischen oder deutschen Fachs.  Das Opernhaus hier in Hannover will Opernhaus des Jahres sein (wer auch immer diesen Titel vergeben hat) schafft es aber nicht, einen für alle Opernliebhaber/ innen  interessanten Opernbesuch und sei es auch nur per sogenanntem Stream im Internet anzubieten.

Ich hatte schon vor langer Zeit (das Problem der Fehlbesetzung der Intendanz wurde ja schnell sichtbar) diverse Briefe an die Presse sowie an die politischen Fraktionen geschickt, die sich zuerst sehr interessiert an diesem Thema zeigten, aber passiert ist bis jetzt leider nichts. Inzwischen musste ich leider feststellen, dass es den verantwortlichen Gremien scheinbar egal zu sein scheint, wofür das Steuergeld ausgegeben wird. Für Kultur scheint es in Hannover kein Interesse zu geben.

Ich wünsche mir, dass die für das Niedersächsische Staatstheater zuständigen Verantwortlichen endlich den dringenden Handlungsbedarf erkennen, die Intendantin des Opernhauses zu einer Änderung ihrer Handlungsweise zu bewegen. Ich befürchte, dass auch nach Coronazeiten die Auslastung des Opernhauses noch geringer sein wird als es sich schon vor der Coronazeit gezeigt hat.
Wozu brauchen wir ein Opernhaus, wenn keiner hingeht?

RR
Zitatende

 



 

Kalenderblätter

 

Gustav Mahler

   ... am 07. Juli 1860 geboren
 


Foto: de.wikipedia.org

 


Bevor Mahler nach Wien ging, war es dort mit der Hofoper schlecht bestellt. Jeder lebte nach seiner Bequemlichkeit und eine das Unternehmen gefährdende Disziplinlosigkeit riss ein.

Da berief man Mahler, als Opern-Chef in Hamburg und als harter Arbeiter bekannt.

Seine Kontakte zu den damals maßgeblichen Produzierenden und Reproduzierenden von Musik und Szene, formten ihn.


Hans von Bülow, Richard Strauss, Bruno Walter, Felix Mottl, Hans Richter - und gelegentliche besondere Kontakte zu Rosa Papier oder Anna von Mildenburg, er kannte sie schon von Hamburg - und dann Alma, die seine Ehefrau wurde.

Sein Vater - Besitzer einer kleinen Schnapsbrennerei und Gastwirtschaft in Kalist, einer Kleinstadt in Mähren, profitierte vom 'Oktoberdiplom', mit dem Kaiser Franz Josef 1860 den Juden innerhalb seines Reiches Freiheiten einräumte, wonach sie sich auch in anderen als den jüdischen Gettos in Teilen des Landes niederlassen durften. So ging Gustav in Iglau zur Schule und studierte dann in Wien.
Das Streben nach besseren Aufstiegschancen, das unbeirrbare Verfolgen eines Planes, in eine höhere kulturelle Schicht aufzusteigen, war ihm besonders eigen.

Dies wirkte sich auch bei der Leitung der Wiener Hofoper aus - Mahler strebte nach immer höheren Idealen. Einheit von Gesang und Darstellung war ihm wichtiger als die damals übliche Bühnendekoration, bis er mit Alfred Roller zusammenkam, der ihm die Szenerie schuf, die zu Musik und Text, eben der vorgegebenen Handlung, passte.

Bei ihm liefen alle Fäden einer Produktion zusammen. Er war Einstudierender, er war Dirigent, er war Regisseur - als Gesamtkünstler lieferte er sein Produkt ab wie er es sich vorstellte.

Nur machte er diese Rechnung ohne die Wiener im Zuschauerraum. Man war etwas gewohnt und wollte es nicht aufgeben - Tradition, die Mahler als Schlamperei bezeichnete. Außerdem hätte es ja Arbeit bedeutet, der wollte man im Graben entgehen.

Er verzehrte sich an seinem eigenen Feuer, er machte seiner Umgebung das Leben zur Hölle und war so bei den Mitarbeitern binnen kürzester Zeit der bestgehasste Mann.

Die Ergebnisse seiner Leistungen aber waren überwältigend - jede Produktion unter seiner Leitung wurde zum Ereignis, diese grandiosen Erfolge ließen ihn taub werden gegenüber dem Geschrei in seiner Umgebung.

'Nebenbei' komponierte er noch 10 nummerierte Symphonien, dazu noch 'Das Lied von der Erde' und die 'Nordische Symphonie' aus dem Jahr 1882.
Hinzu kamen drei Opern und Lieder, die heute zum Sänger-Repertoire gehören.

Zehn Jahre hielt er in Wien durch - die musikalisch glanzvollste Zeit der Hofoper.

Dann musste er aufgeben, wählte New York, dirigierte an der Met und kam als todkranker Mann nach Österreich zurück.


 

 
Ida Ehre

   ... am 09. Juli 1900 geboren 
 


Foto: Ullstein

 
















Neben Gustaf Gründgens beerdigte man sie auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, nachdem die Tochter eines Kantors am 16. Februar 1989 in der Hansestadt gestorben war.

Prinzipalin der Hamburger Kammerspiele war sie, die sie 1945 gründete.

 


Das Schauspiel erlernte sie an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien, ihr Debüt war am Stadttheater Bielitz, danach spielte sie in Budapest, Czernowitz, Cottbus, Bonn, Königsberg, Stuttgart und am Nationaltheater in Mannheim. Ab 1930 war sie am Lessingtheater in Berlin engagiert.

Die Nazis verboten ihr ab 1933 die Auftritte. Sie arbeitete daraufhin in der Gynäkologischen Praxis ihres Mannes in Böblingen als Helferin.
Die Flucht nach Chile gelang Ida Ehre nicht. Das Schiff, auf dem sie sich schon bei den Azoren auf dem Weg nach Südamerika befand, musste 1939 nach Kriegsausbruch umkehren.
Die Gestapo verhaftete sie und brachte sie zur Internierung ins KZ Fuhlsbüttel. Frei gelassen wurde sie, da ihr Mann seinen Schulfreund Heinrich Himmler einschaltete.


An den Hamburger Kammerspielen war sie selber in viele Rollen - die Glanzpartie war die Anna Fierling in Bechts 'Mutter Courage' - sie führte hier auch Regie, vertreten.

1947 produzierte sie die Uraufführung von Borcherts 'Draußen vor der Tür' in der Regie von Wolfgang Liebeneiner.

1994 inszenierte der damalige Oberspielleiter Schauspiel, Rudolf Zollner, im Theater am Haidplatz in Regensburg das Stück mit Tiedemann, Heuberger, Sowa und Christiane Motter.
Sie ging anlässlich dieser Produktion mit dem unvergesslichen Satz in die Geschichte ein: '... und die Suppe ist auch kalt'.
Über ihr Engagement am Theater Regensburg liegt in ihrer Biographie, veröffentlicht im Internet, ein tiefes Schweigen.

 


Kirsten Flagstad

    ... am 12. Juli 1895 geboren
 


Foto: DECCA

 



Sie begann 1913 als Nuri in 'Tiefland' und wurde über Tosca, Minnie, Amelia, Aida, Desdemona zu dem hochdramatischen Wagner-Sopran der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts.

Mit 37 Jahren sang sie ihre erste Isolde, 1933 und 1934 war sie in Bayreuth Ortlinde und dritte Norn, dann dort Sieglinde und Gutrune.

 

Die Met war nach dem ersten Weltkrieg mit Wagner vorsichtig, erst 1924 gab es wieder einen 'Ring' in New York.
Bis 1933 war Frida Leider dort die Sängerin für Wagner-Partien, die aber inakzeptable Forderungen stellte, dass nach Ersatz Ausschau gehalten werden musste.
 
Bei einem Vorsingen der Flagstad im Sommer 1934 für die Met in einem Hotel in St. Moritz schikanierte sie der Korrepetitor und auf seine Frage, ob sie 'die Rufe' könne, legte sie los, dass Hermann Weigert, der spätere Mann von Astrid Varnay, beinahe von seinem Klavierhocker fiel.
 
Am 2. Februar 1935 sang sie Sieglinde, dann Isolde und Brünnhilde und brachte der Met hohe Einnahmen, die gerade nach der Wirtschaftskrise lebensnotwendig für das Institut waren, die Lyric Opera in Chikago war gerade in Konkurs gegangen.
 
Nach der Okkupation Norwegens durch die Nazis 1941 kehrte sie erst 1947 auf die Bühne zurück, hatte in Amerika Probleme, akzeptiert zu werden, da man behauptete, sie sei mit Hitler befreundet gewesen.
 
1950 kam es dann zu einem neuen Vertrag, 1952 sang sie an der Met ihre letzte Vorstellung als Alceste.
 
80 Partien hatte die Flagstad 'drauf' - die sie in mehr als 2.000 Vorstellungen sang, nicht gerechnet die Konzerte.

 

 

Emil Jannings

  ... am 23. Juli 1884 geboren

 


Foto: filmstarts.de

 





Er war der Professor Rath an der Seite von Marlene Dietrich in 'Der blaue Engel' - dem ersten deutschen Tonfilm mit Weltgeltung.
 
Nach einer Anfängerlaufbahn an deutschen Provinztheatern kam er nach Berlin und meinte, so wie andere Kollegen, ein leichtes Geld mit der Filmerei in deren Anfängen ohne Ton verdienen zu können.


Harry Piel war einer der ersten Produzenten, wobei es sich in der Hauptsache um Kurzfilme handelte. Den so genannten Durchbruch erzielte er mit der Rolle des Frosch in einer Verfilmung der 'Fledermaus'.
Bei der UFA folgte 'Madame Dubarry', in der Jannings den französischen König Ludwig XV. in der Regie von Ernst Lubitsch spielte.
Es folgte 'Anna Boleyn' mit Jannings als Heinrich VIII. - dieser Film verhalf ihm zum Sprung nach Amerika. Beide Filme liefen wochenlang in New York.
Der von der Paramount geplante Film 'Peter der Große' stimmte in Bezug auf die Hauptrolle nicht mit der Auffassung der Amerikaner überein - jenseits des Atlantiks wollte man einen gefälligen russischen Zaren, keinen bärbeißigen Wilden.
Das Weib des Pharao' schloss sich als neues Projekt an - man drehte mit Paul Wegener, Albert Bassermann - aber das Opus gefiel nicht sonderlich.
 Dann kam 'Nju' mit Elisabeth Bergner - 'Tartüff' mit Werner Krauß und Lil Dagover - 'Quo vadis' mit ihm als Nero geriet zu einem Schinken.
Hollywood war dennoch interessiert und so spielte er in 'The Last Command' im Jahr 1928 von Josef von Sternberg. Emil Jannings gewann für seine Darstellung in dem Film sowie für die Leistung in 'The Way of All Flesh' den ersten Oscar überhaupt als bester Hauptdarsteller.
1930 folgte in Deutschland nach dem ’Blauen Engel’ als Tonfilm 'Liebling der Götter', 'Der alte und der junge König' - Die Geschichte Friedrichs des Großen, dann nach Hauptmanns Thema 'Vor Sonnenuntergang' - der Film mit dem Titel 'Der Herrscher', 'Robert Koch' mit ihm in der Titelrolle und Werner Krauß als Virchow.
 
Mit 'Ohm Krüger' wollten die Nazis die Engländer an den Pranger stellen, mit dem Hinweis, die Briten hätten in Südafrika die ersten Konzentrationslager gebaut.


 


Foto: Cinema.de

 

Auf DVD heute noch erhältlich,
die Verfilmung von Kleist's

'Der zerbrochne Krug'


mit
Emil Jannings - Adam

Friedrich Kayßler - Walter

Elisabeth Flickenschildt - Brigitte

Max Gülstorff - Licht

Lina Carstens - Marthe Rull

Angela Salloker – Eva
Paul Dahlke - Ruprecht

 

1942 führte Wolfgang Liebeneiner Regie in dem Film 'Die Entlassung' - die Situation von Wilhelm II. und Bismarck beschreibend mit Werner Krauß als Holstein und Werner Hinz als Wilhelm II..

 

 

Frank Wedekind

    ... am 24. Juli 1864 geboren

 


Foto: wortwuchs.net

 





Der Vater - Gynäkologe Dr. med. Friedrich Wilhelm Wedekind - hatte sich schon früh nach Schloss Lenzburg ins Asyl in die Schweiz zurückgezogen und widmete sich seinen privaten Studien.

 

 
Hier schrieb der Sohn Frank - eigentlich Franklin in Anlehnung an Benjamin Franklin einen der Gründer der Vereinigten Staaten - seine ersten Werke wie 'Die junge Welt' - mit denen er sich für eine von Prüderie befreite Liebe einsetzte.
Beruflich tätig war er als Leiter des Marketing bei der Firma Maggi, als Mitarbeiter des Simplizissimus, als Zirkussekretär und als Darsteller in seinen eigenen Werken.
 
Er glaubte an die Kunst und ihre Möglichkeiten, auf Menschen positiv einzuwirken,
er spottete über das durch Zwänge 'verführte Bürgertum'.
Wegen Beleidigung wurde er zu Festungshaft verurteilt - es gelang ihm nicht,
die Gesellschaft zur Vernunft in Verbindung mit Sinnlichkeit zu bewegen.
Seine Werke zeigen die Verklemmtheit der Menschen unter dem Druck der sittlichen Vorgaben. Herausragend 'Die Büchse der Pandora' - die 'Lulu', von Alban Berg vertont, und 'Frühlingserwachen' - die Verfilmung von Nuran Calis aus 2010 konnte schon deswegen nicht überzeugen, da die Darsteller einem durch Pubertät geprägten jugendlichen Alter längst entwachsen waren.
 
Am 23. Februar 1918 - zwei Wochen vor seinem Tode - schreibt er in sein Tagebuch:

 

Zitat
'Herakles memoriert.
Bei Frau Dreßler, die mir mitteilt, daß Anton gestern Abend von England zurückgekommen ist.
Bei Hans Carl Müller zum Tee: mit Tilly in den Kammerspielen. ‘Wintermärchen‘.
Mein Bruch macht mir Beschwerden. Ich werde ausfällig. Gehe fort, komme zurück. Wir scheiden in Frieden. T. St. mit Mühsam und seiner Freundin.'

An Tilly
Mit Gewalt reißt mir des Schicksals Wut
Grausam uns von einander
Ob auch jeder sein Liebstes tut
Wir sterben selbander.
Tilly gib mir noch einen Kuss!
Es kommt ja doch, wie es kommen muss.

Du bist jung und dein Herzblut wallt
Mächtig dem Glück entgegen.
Keinem grämlichen Aufenthalt
Widme dich meinetwegen.
Tilly gib mir noch einen Kuss!
es kommt ja doch wie es kommen muss.

Ich bin alt und der Gebrechen Last
Zwingt mich ins Eigenbrödeln
Nimmer wollt ich dem siechen Gast
Ich meine Zeit vertrödeln.
Tilly gib mir noch einen Kuss!
Es kommt ja doch, wie es kommen muss.


Zitatende - Quelle: Frank Wedekind - Die Tagebücher - athänum Verlag

 

 


Alexander Golling

  ... am 02. August 1905 geboren 

 


Foto: ARD

 

Er war der 'Kracherte', der allen die Meinung sagte.
Zum Schauspieler in München ausgebildet ging er als Anfänger nach Heidelberg, wo er bei den 'Reichsfestspielen' unter der Schirmherrschaft von Dr. Goebbels auftrat.


Später in Berlin an der Volksbühne beschäftigt, bekam er schon Rollen als schwerer Held beim Film so in 'Geheimakte WB 1', '90 Minuten Aufenthalt' in der Regie von Harry Piehl,  'Dreizehn Mann und eine Kanone' mit Otto Wernicke, Herbert Hübner, Erich Ponto, Friedrich Kayßler.


Es folgte 1939 'Gold in New Frisco' in der Regie von Paul Verhoeven.

Er ging nach München, wurde zum Staatschauspieler ernannt und übernahm die Intendanz des Bayerischen Staatsschauspiels.

Schon früh sympathisierte Golling mit dem Nationalsozialismus, was ihm den Spitznamen 'der braune Theaterfürst von München' eintrug.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte er deswegen Schwierigkeiten, seine Karriere nahtlos fortzusetzen.
Bei der Entnazifizierung vor einer Münchener Spruchkammer wurde er als 'Belasteter' eingestuft und sein Vermögen bis auf 10.000 Mark eingezogen.

Erst 1950 stand er wieder vor der Kamera, spielte in Filmen von Veit Harlan, Wolfgang Liebeneiner und Karl Ritter, die in der Zeit des Nationalsozialismus ebenfalls auf der Seite des Regimes standen.

In den 60-er Jahren schaffte er dann den Sprung ins TV-Geschäft, wobei es sich oftmals um Aufzeichnungen von Bauernkomödien handelte
.

 

 

Knut Hamsun

   ... am 04. August 1859 geboren

 


Foto: de.wikipedia.org

 

Mit dem 1920 erhaltenen Nobelpreis für Literatur ging eine kärgliche Zeit, die ihn schon als Kind bei den Eltern als Kleinbauern beeinflusst hatte, zu Ende.

Für ihn bedeutete die Abkehr vom Imperialismus und vom Kommunismus die Lebensleitlinie - und geriet damit zum Sympathisanten der Deutschen. Bereits im ersten Weltkrieg nahm der diese Haltung ein, verstärkt zeigte sie sich zur Zeit des Nationalsozialismus.


Carl von Ossietzky, der in dem KZ Papenburg-Esterwegen gefangen gehalten wurde, kritisierte er öffentlich, der wolle nur als Märtyrer in die Geschichte eingehen und sei deswegen in Deutschland geblieben.

Hamsun hob den Krieg als Akt der Selbstverteidigung hervor, sah eine jüdische Unterwanderung und forderte den Kniefall Englands.

Der Dichter pflegte Kontakte zu Goebbels, dem er nach einem Besuch in Berlin seine Nobelmedaille zusandte.

Er, Goebbels habe wie nie jemand für die Sache Europas und der Menschheit Jahr um Jahr so unermüdlich geschrieben und gesprochen wie er, der Herr Reichsminister.

Hitler traf er auf dem Berghof und das, was als großer Propagandagag geplant war, schlug fehl, als Hamsun dem Führer ins Wort fallend unumwunden Verbrechen im von den Deutschen besetzten Norwegen vorwarf. Und Goebbels notierte, der Besuch sei leider etwas verunglückt.

Im Mai 1945 verstieg er sich zu einem Nachruf auf Hitler.
Prozesse wegen seiner positiven Haltung gegenüber den Nazis brachten ihm eine Geldstrafe von 325 Tsd. Kronen ein, was einem heutigen Wert von etwa 41.000 Euro bedeutet, die er nicht bezahlen konnte.


 

 

Ambroise Thomas

... am 05. August 1811 geboren


 


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Er suchte nach Stoffen, die nicht den Zeitgeist des Rossini bedienten. Er persiflierte dessen Komposition in seiner komischen Oper 'Le Caïd'.

Die Erfolge seines Kollegen und Zeitgenossen Charles Gounod mit dessen 'Faust' und 'Romeo und Julia' suchte er zu übertrumpfen. Er wählte auch Themen, die in der Literatur schon Erfolge hatten.


‘Mignon', 1866; nach Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre;
Libretto von Jules Barbier und Michel Carré

und
'Hamlet', 1868;
nach Shakespeares Hamlet;
Libretto von Jules Barbier und Michel Carré

'Mignon' uraufgeführt in der ersten Fassung am 17. November 1866 in Paris, im Herbst folgte dort auch die zweite Fassung.

Am 3. September 1869 spielte Baden-Baden die dritte Fassung in drei Akten und vier Bildern in deutscher Sprache.

Am 5. Juli 1870 zeigte man in London - italienisch gesungen - die vierte Fassung, ebenfalls in drei Akten und vier Bildern.

Schallplatteneinspielungen gibt es mit Giulietta Simionato und Marilyn Horne als Mignon und Giuseppe di Stefano bzw. Alain Vanzo als Wilhelm Meister.

Die Uraufführung von 'Hamlet' fand in der ersten Fassung 1868 in Paris, die der zweiten Fassung 1869 in London statt.

Auf Schallplatten sangen Thomas Allen, Sherill Milnes, Thomas Hampson die Titelrolle.

Ambroise Thomas war einer der ersten, der das neue Instrument 'Saxophon' in seine Komposition integrierte.
Auch sein Schüler, Jules Massenet, benutzte das Saxophon in seinem 'Werther'.

Wagner, dem es sein Erfinder Adolphe Sax auch vorschlug, lehnte dieses Blasinstrument für seine Kompositionen dagegen ab.


 


Conrad Ekhof


 ... am 12. August 1720 geboren 

 


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Nach mehreren Tätigkeiten als Schreiber, die der Sohn eines Hamburger Schneiders annahm, erfuhr er von der Suche des Johann Friedrich Schönemann nach jungen Schauspielern für ein Theaterunternehmen in Lüneburg.

 


Er wurde engagiert und am 15. Januar 1740 gab er im Rathaus der Lüneburger Ritterakademie sein Schauspieldebüt in der Rolle des Xiphares in Racines
Trauerspiel 'Mithridates'.
Während seiner Zeit bei der Schönemann'schen Truppe erwarb er sich ein großes Repertoire und viel Erfahrung, dass er zu einem Menschendarsteller heranreifte.

Sein Äußeres war allerdings für Liebhaberrollen weniger geeignet. Er war kleinwüchsig, die Schultern hochgezogen, der Knochenbau eckig. Wenig Anmut also, auch in seinen Gesichtszügen, die aber mit zunehmendem Alter einen energischen Ausdruck annahmen.

Er war also zwangsläufig auf die Macht des Wortes festgelegt, keine Gefälligkeit der Erscheinung in Haltung und Bewegung kam ihm zu Hilfe. Bemerkenswert eindringlich sei die Wirkung seiner Augen gewesen - so jedenfalls Iffland, dem Schauspielerkollegen, der dann, als die Truppe in Gotha aufgelöst wurde nach Mannheim ging und dort unter Dalbergs Theaterleitung die Schiller'schen Werke der ersten Epoche auf die Bühne brachte: 'Die Räuber', 'Fiesco', 'Kabale und Liebe'.

Dies Erscheinungsbild erklärt, dass Ekhof besonders in Rollen des französischen Lustspiels, in denen er häufig auftrat Erfolg beim Publikum hatte wie auch besonders bei der ernsten Gattung des Schauspiels, den Charakterrollen.

Die Schönemann'sche Truppe wurde an den Hof von Mecklenburg-Schwerin fest engagiert, erhielt also ein festes Gehalt und konnte das Wanderleben aufgeben.
Man hatte Zeit für Proben, für die Vorstellungen und konnte sich auch den sozialen Problemen der Schauspieler widmen.
Zunächst gründete man am 28. April 1753 eine Akademie, um in gründlicher und genauer Untersuchung festzustellen, wer, welche Rollen, wie spielen könnte.
Trotz aller segensreicher Überlegungen, die Schauspieler zu einer ernstlichen und gründlichen Betrachtung ihrer Kunst zu führen, scheiterte das Projekt, Ekhof trat am 15. Juni 1754 vom Vorsitz zurück und die Akademie wurde aufgegeben.

Schönemann jedoch räumte Ekhof Freiräume bei der Leitung seiner Truppe ein, ließ ihm freie Hand bei der Spielplangestaltung und der Probenplanung. Gestört wurde die Arbeit durch einen Herrn Löwen, der als Schriftsteller um die Tochter Schönemanns warb und somit nicht entfernt werden konnte.

Im Juni 1757 verließ Ekhof die Schönemann'sche Truppe und ging nach Danzig zu Franz Schuch, der ein festes Repertoire bevorzugte und nicht seine Leute drei neue Stücke in einer Woche spielen ließ. Lange konnte man dieses Format nicht durchhalten, denn das Stehgreifspiel zog immer wieder das Publikum an. Alles schwelgte wieder in Zügellosigkeit.

Aber die Triumphe der Gemeinheit waren nicht von Dauer, bald war das Publikum den groben Unfug satt und blieb den Possen fern.

1764 wandte sich Ekhof der Konrad Ernst Ackermann Gesellschaft zu. Die Truppe war so erfolgreich, dass sie sich in Hamburg ein eigenes Schauspielhaus - anstelle des alten Opernhauses am Gänsemarkt - errichten ließ, welches am 31. Juli 1765 eröffnet wurde. Mit der Eröffnung 1767 kam es auch zu einer äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen dem als Dramaturg für das Theater tätigen Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing und Ekhof, welcher hier den Höhepunkt seines Schaffens erreichte. Allerdings ging das Theater in Konkurs und die Truppe musste das Wanderleben fortsetzen.

Eine Zwischenstation war Weimar, wohin die Schauspieler auf Einladung der Herzogin Anna Amalia verpflichtet wurden. Der Schloss- und Theaterbrand vom 6. Mai 1774 beendete die große Zeit am Weimarer Musenhof.

Am 2. Oktober 1775 gründete Herzog Ernst II. in Gotha das erste deutsche Hoftheater mit einem festen Schauspielerensemble, dem Conrad Ekhof und Heinrich August Ottokar Reichard als Theaterdirektoren vorstanden und in dem August Wilhelm Iffland seine Schauspielkarriere begann. Hier wollte Ekhof auch eine Pensions- und Sterbekasse, die erste Altersvorsorge für Schauspieler überhaupt, einrichten. Sein Tod im Jahre 1778 - dem Vater der Schauspielkunst - verhinderte die Umsetzung der Pläne.

 

 


Vor achtzig Jahren
‘Unternehmen Barbarossa‘

Erkenntnis der totalen Fehleinschätzung
am 16. August 1941


Der auf zehn Jahre ausgelegte Nichtangriffspakt Deutschland / Sowjetunion vom 24. August 1939 hielt Hitler nicht davon ab, Deutschland nach Osten zu erweitern und dabei Russland überrollen zu wollen.

Er wollte Krieg mit Lebensraum im Osten und er wollte die Untermenschen östlich des Deutschen Reiches eliminieren. Dass dazu auch die geistige Elite Russlands gehörte, störte ihn nicht.

Dabei hatte man am 10. Januar 1941 – also gerade mal sechs Monate vor dem Überfall einen Wirtschaftsvertrag mit der Sowjetunion abgeschlossen, der – wie Goebbels am 9. Januar 1941 notierte:

 

Zitat
Die Russen haben mit uns einen neuen Handelsvertrag abgeschlossen, der uns eine Reihe von großen Vorteilen bietet.
Zitatende
Quelle: Tagebücher des Dr. Goebbels – Piper München – 1992 – Seite 1517

 

Und kommentiert wurde dies 1992 mit

 

Zitat
Das in Moskau abgeschlossenen erweiterte deutsch-sowjetische Wirtschaftsabkommen sah vor, dass die Höhe der beiderseitigen Lieferungen über den Rahmen des ersten Vertrags erheblich hinausgehen sollte. Die Sowjets bemühten sich, den deutschen Lieferwünschen in jeder Weise gerecht zu werden.
Zitatende
Quelle: Kommentar Tagebücher des Dr. Goebbels – Piper München – 1992 – Seite 1518

 



Am 15. Juni 1941, also sieben Tage vor dem Überfall, stellte Goebbels fest, dass der Feldzug in Griechenland Menschen und Material stark mitgenommen habe und deswegen das 'Unternehmen Barbarossa' nicht - wie geplant - schon im Mai begonnen werden konnte.

Er vermerkte, Russland habe wohl 180 bis 200 Divisionen zur Verfügung, das entspreche dem, was das 'Deutsche Reich' aufstellen könne, aber die Militärtechnik der Sowjets sei schlechter und man müsse sich somit keine Sorgen machen.
'Der Führer' schätze die Länge der Aktion auf vier Monate Dauer, er selber meine, es ginge schneller, Russland niederzuringen.

Am 22. Juni 1941 tönte um 05.30 Uhr über alle Sender des Deutschen Reiches die Liszt-Fanfare und die Proklamation des 'Führers', verlesen vom Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels, in der es hieß, Deutschland müsse dem Komplott der jüdisch-angelsächsischen Kriegsstifter entgegentreten.

Daher habe sich der 'Führer' entschlossen das Schicksal und die Zukunft des Deutschen Reiches und des Deutschen Volkes wieder in die Hand der deutschen Soldaten zu legen.

Dieser 22. Juni 1941 brachte der Sowjetunion eine Front von den Baltischen Staaten im Norden bis zu den Karpaten im Süden, mit der die Führer in Moskau nicht gerechnet hatten.

153 Divisionen mit knapp über drei Millionen Soldaten, 3.600 Panzern, 600.000 Motorfahrzeugen, 2.740 Flugzeugen, 7.184 Geschützen standen Nazi-Deutschland für den Angriff zum 'Kreuzzug Europas gegen den Bolschewismus' zur Verfügung.
600.000 Mann aus den verbündeten Staaten Ungarn, Rumänien, Finnland, Slowakei und Italien kamen hinzu.

Am 3. Juli 1941 hatte Generalstabschef Halder in seinem Tagebuch vermerkt, es sei wohl nicht zu viel gesagt, wenn er behaupte, dass der Feldzug gegen Russland innerhalb von 14 Tagen gewonnen werde.

Am 08. Juli 1941 kam man im von Mücken geplagten Hauptquartier in Rastenburg in
Ostpreußen zusammen, Hitler hatte gerufen.
Er war der Meinung, man müsse nun - nach den ersten militärischen Erfolgen - eine große Propagandainitiative starten. Das war ganz im Sinne seines Propagandaministers, der gierte nur danach, den Deutschen das 'Unternehmen Barbarossa' als Präventivschlag zu verkaufen.

Man führe diesen Krieg für die gesittete Menschheit

- gegen seelische Fäulnis,
- gegen den Verfall der öffentlichen Moral,
- gegen den geistigen und physischen Blutterror,
- gegen eine kriminelle Politik, deren Urheber auf
  Leichenbergen sitzen, um Ausschau zu halten, wen sie
  sich als nächstes Opfer auswählen sollen.

So Dr. Goebbels in einem Artikel unter der Überschrift 'Der Schleier fällt' in der Zeitung 'Das Reich' vom 6. Juli 1941.

Die Bolschewisten seien im Begriff gewesen, in das Herz Europas vorzustoßen, hatten sie doch ihre Truppen schon an der Westgrenze aufmarschieren lassen, was bedeutete, hätten sie mit ihren vertierten Horden Deutschland und den Westen dieses Erdteils überflutet - die Ausmaße dieser Aktion, das könne sich die menschliche Phantasie überhaupt nicht vorstellen.

Die Soldaten, die dem 'Führer' gefolgt seien, müssten in Wahrheit die Erretter der europäischen Kultur und Zivilisation gegen die Bedrohung durch eine politische Unterwelt gefeiert werden. 

Durch die in den nächsten Tagen und Wochen verstärkt einsetzen Propaganda, müsse der Bolschewismus vor dem eigenen Volk und der Weltöffentlichkeit verstärkt diskreditiert werden

Diese Kampagne sei auch notwendig, um den Deutschen die notwenige Einsicht in den Ostkrieg zu vermitteln.
Die mit dem Hitler-Stalin-Pakt eingeleitete 'Versöhnungspolitik' sei nicht einmal durch die Haut des Volkes gedrungen.

So sei es jetzt wieder in einer durchaus antibolschewistischen Stimmung und sehe ein, dass der 'Führer' wieder einmal im richtigen Moment, die richtige Entscheidung getroffen habe, wenn es auch ein paar Tage nach dem Überfall am 22. Juni eine gewisse Schockwirkung wegen der Nichtinformation aus Geheimhaltungsgründen gegeben habe.

Militärisch schätze der 'Führer' die Sache günstig ein.

Wenn alles glücklich verlaufe, werde man in den nächsten Tagen und Wochen bis an die Wolga, wenn nötig bis an den Ural vorstoßen, um alles auszuradieren, was im Ansatz zu einem Rüstungs- oder militärischem Zentrum der Gegenseite führen könnte.

Der 'Führer' glaube mit Bestimmtheit, dass Japan auf der Ostseite in den Krieg einsteigen werde, was zu einer eigenen Entlastung führe. Im Moment müssten die Japaner ihr Volk ja erst auf einen solchen Kampf einstimmen.

England werde wohl versuchen, die USA in den Krieg auf der Westseite hineinzuziehen, ob das aber gelinge, sei nicht vorauszusehen. Der 'Führer' sei gegenüber England sehr hart gestimmt, so sei es unklar, ob er auf ein Kompromissfriedensangebot der Engländer überhaupt eingehen werde. Er sehe Englands Sturz mit traumwandlerischer Sicherheit voraus. Es käme sicher zu einer bedingungslosen Kapitulation oder zu Hungersnöten auf der Insel.

Doch die Reichsregierung erging sich wieder einmal in Schönfärberei, wenn man meinte, der Ostkrieg sei schon gewonnen. Klar sei, dass man weiträumige Gebiete besetzen müsse, aber mit dem Krieg im Westen von 1940 sei das überhaupt nicht zu vergleichen.

Die Infanterie laufe zwar noch immer 200 Km hinter den vorstoßenden Panzern hinterher. Technisch sei man aber den Russen haushoch überlegen und schon deshalb sei ein Vergleich mit dem Russlandfeldzug Napoleons nicht anzustellen.

'Führer' und Heeresleitung wie auch die Propagandaleitung kamen zu dem Ergebnis, dass die Dinge wirtschaftlich und militärisch gut stünden, Russland werde über kurz oder lang fallen.

Gemäß dem Angriffsplan 'Unternehmen Barbarossa' stießen drei deutsche Heeresgruppen schnell nach Osten vor.
Anfang September wurde Leningrad von sämtlichen Landverbindungen abgeschnitten.
Die Stadt sollte ausgehungert werden.
Die Belagerung von 900 Tagen konnte den Widerstandswillen der Eingeschlossenen jedoch nicht brechen.
Mit keilförmigen Panzervorstößen gelangen den Nazis gewaltige Raumgewinne.
Ende 1941 waren das Baltikum, Weißrussland sowie große Teile der Ukraine besetzt.

In den eroberten Gebieten begannen Einsatzgruppen mit ihren mörderischen 'Sonderaufgaben': die systematische Ermordung jüdischer Einwohner, kommunistischer Funktionäre sowie der Sinti und Roma.
Bei Massenerschießungen, an denen sich auch Einheiten der Wehrmacht beteiligten, fielen bis Ende 1941 rund eine halbe Million Menschen.

Die anfängliche Freude der Einheimischen, vor allem ukrainischen und baltischen Bevölkerung über die Befreiung vom "stalinistischen Joch" durch die Wehrmacht schlug in Hass um, aus dem sich ein von beiden Seiten mit äußerster Brutalität geführter Partisanenkrieg entwickelte.

Im Westen standen seit dem 3. September 1939 andere Feinde: England und Frankreich, mit denen ein Ausgleich nicht zustande kam. Ohne diesen aber sollte der Ostfeldzug eigentlich nicht stattfinden.
So kam es zum Zweifrontenkrieg, der nach den Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg unbedingt vermieden werden sollte.
Da redete sich Hitler ein, er werde England in die Knie zwingen, wenn er Russland, als dessen letztes Pfand, den letzten Festlanddegen, aus der Hand geschlagen habe.

Am 22. Juli 1941 – also vier Wochen nach dem Beginn der Aggression - hatte das OKW die Lage im Osten so beurteilt, dass die Durchbruchsoperationen der deutschen Wehrmacht und ihrer Verbündeten die sowjetische Verteidigungsfront in zusammenhanglose Gruppen zerrissen habe, so dass eine einheitliche Führung des Feindes nicht mehr zu erkennen sei.

Tags darauf, dem 23. Juli, begannen russische Truppen starke Gegenangriffe gegen die Flanken und Flügel der Heeresgruppe Mitte bei Smolensk.

Daraufhin entschied Hitler, man solle in die Verteidigungsposition übergehen, womit der entscheidende Vorstoß in der Mitte angehalten wurde.

Die Führung des 'Reichs' musste erkennen, dass sie die militärischen Schwierigkeiten beim Kampf gegen Russland in dem Umfange nicht vorausgesehen hatte.

Am 6. August 1941 konnte das Oberkommando der Wehrmacht noch verkünden, dass die Schlacht bei Smolenz erfolgreich beendet werden konnte, die Heeresgruppe Süd bis an den Dnjepr vorgestoßen sei und am Nordabschnitt der Front die Truppen die Düna überschritten hätten. Somit sei der Pessimismus in der Bevölkerung, wegen der ausbleibenden Sondermeldungen, gewichen.


Jetzt, am 18. August 1941 – sechs Wochen nach dem Beginn des Unternehmens Barbarossa - habe man erkannt, dass es manchmal sehr kritisch gewesen sei, da man die sowjetische Stoßkraft und die Ausrüstung der Armee gänzlich unterschätzt habe.

'Der Führer' habe gemeint, die Russen hätten nur 5.000 Panzer zur Verfügung, während es in Wirklichkeit 20.000 gewesen seien.

Bei den Flugzeugen sei es ähnlich gewesen, 10.000 hatte man geschätzt, jedoch 20.000 hätten den Russen zur Verfügung gestanden.

Zitat
Der Führer ist innerlich über sich sehr ungehalten, dass er sich durch die Berichte aus der Sowjetunion so über das Potential der Bolschewisten hat täuschen lassen. Vor allem seine Unterschätzung der feindlichen Panzer und Luftwaffe hat uns in unseren militärischen Operationen außerordentlich viel zu schaffen gemacht. Er hat darunter sehr gelitten.
Es handle sich um eine schwere Krise. […] Wir haben von einer ganzen Anzahl ihrer Waffen, vor allem ihrer schweren Waffen, überhaupt keine Vorstellung besessen.

Zitatende
Quelle:
Tagebücher des Dr. Goebbels – Piper München – 1992 – Seite 1656

Es sei aber gut gewesen, diese Erkenntnisse nicht zur Verfügung gehabt zu haben, sonst wäre man unter Umständen vom Entschluss, einen 'Präventivkrieg' zu führen, abgekommen.

Zum Monatsende des August 1941 wollte man nach Süden vorstoßen, um Odessa in den folgenden Tagen zu nehmen und damit die ganze Westukraine in seinen Besitz zu bringen.

Im Norden hoffte man schneller, als man es im Moment für möglich halte, voran zu kommen, wobei man Petersburg und Kiew nicht mit Waffengewalt nehmen wollte, sondern auszuhungern trachtete.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Schlacht östlich von Kiew erging der Befehl an die Heeresgruppe Mitte, den Vormarsch auf Moskau zu beginnen. Der werde die rote Armee im kommenden Monat ’ans Laufen’ bringen.

Die dann im Oktober 1941 einsetzende Schlechtwetterperiode - Straßen, Wege – die ganze Landschaft – verwandelte sich in ein Schlammfeld, in dem die Wehrmacht ihren Vormarsch nicht zügig genug vorantreiben konnte.
Hitler tröstete sich, man warte nur auf Trockenheit und Frost, um die LKWs und die Panzer wieder auf Angriff setzen zu können.
Die dann folgende Schlacht 30 Km vor Moskau machte deutlich, dass die Sowjets längst nicht geschlagen waren, die Wehrmacht aber an ihre Grenzen stieß – tausende - nur in Sommerbekleidung agierende Soldaten - starben auf den Schnee- und Eisflächen der russischen Landschaft, Panzer und alle sonstigen Kraftfahrzeuge versagten, waren sie irgendwo in Scheunen abgestellt, zerfraßen Mäuse die Treibstoff- und Ölleitungen.
Die deutsche Generalität wollte die Front begradigen, Truppen zurücknehmen – Hitler verweigerte dies. Er blieb bei seiner Meinung, die anstürmenden Sowjets schlagen, England den ’Festlandsdegen’ aus der Hand reißen zu können, um dann im Westen mit den im Osten freiwerdenden Truppen England in die Knie zu zwingen.

Auch Anfang Dezember 1941 griff Japan immer noch nicht im Osten des riesigen russischen Reichs Stalin mit seinen Genossen an. So konnte der die freiwerdenden kältegewohnten russischen Truppen nach Westen verlegen.
Statt der erhofften Unterstützung durch die Japaner, die zwar völlig überraschend am 4. Dezember 1941 mit dem Deutschen Reich ein neues Militärbündnis für einen gemeinsamen Krieg gegen die Sowjetunion vereinbarten, griffen sie Tage später – am 7. Dezember 1941 die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit einer Attacke auf die Südseeinsel Hawaii mit dem Hafen Pearl Harbour an.

Hitler frohlockte, meinte er doch Amerika mit seiner Kriegsführung in Europa und Asien spalten zu können und erklärte am 14. Dezember 19421 den Amerikanern den Krieg.

Es ist erstaunlich, mit welchem Leichtsinn der Krieg mit Russland von den Nazis begonnen wurde, als habe es keine Möglichkeiten zu klimatologischen und geographischen Studien, wann beginnt die Regenzeit, wann ist mit Frösten zu rechnen, wie sind die Straßen-, Wege- und Flächenverhältnisse, gegeben.

Wenn man dann auch noch das militärische Potential des Gegners so gravierend unterschätzt, dann muss ein solches Unternehmen zum Desaster führen.

Bekanntermaßen dauerte der Zweite Weltkrieg bis zum 8. Mai 1945, weil die deutsche Politik und das Militär die Situation im Sowjetreich völlig falsch einschätzten.

 

 

 

Walter Scott

    ... am 15. August 1771 geboren 
 


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‘Die Braut von Lammermoor‘ (‘The Bride of Lammermoor‘, aus ‘Tales of my Landlord‘, Band 3, 1819) war eines der Werke von Walter Scott, das seinen Weg auf die Bühnen der Welt fand.


Salvadore Cammarano, ein neapolitanischer Theatermann, erst Theatermaler, dann Librettist lieferte 1835 sehr rasch dem Komponisten Gaetano Donizetti ein Libretto, das dann, als Oper vertont, am 26. September 1835 seinen Siegeszug antrat - ein Stück für einen dramatischen Koloratursopran, einen italienischen Tenor und dem für die Verwicklungen innerhalb der Story notwendigen neidvollen Bariton.

Neben der 'Lucia' war 'Das Fräulein vom See' Stoff für ein musikalisches Werk.

2008 brachte die Oper Leipzig Otto Nicolais 'Il templario', der auf Scotts Roman 'Ivanhoe' basiert.
Die Romanfassung ist dem großen Publikum spätestens seit 1952 als Film vertraut.

Sir Walter Scott blieb Zeit seines Lebens als Anwalt und Sherriff in Schottland tätig.

Die Schriftstellerei - er war auch als Übersetzer z.B. des Goethe'schen 'Götz' tätig, verschaffte sich so Zugang zu literarischem Basiswissen und den Fertigkeiten, hier Bedeutungsvolles, zu schaffen - betrieb er nebenbei und versuchte auch, dies in Anonymität zu halten.

Er schuf den historischen Roman, der mit großer Hingabe das Land und die Menschen in seiner schottischen Heimat zeigte.

Sein Ansatz war weniger die Geschichte des Landes als deren Spiegelung im Leben der Menschen. Abenteuerliches, Phantastisches in Schilderungen der Natur mit ihren typischen Wäldern, Seen, Burg- und Schlossruinen und des Lebens der Menschen in dieser Umgebung - eine Überhöhung der Empfindungen der damaligen Zeit der Romantik, die auch die Oper des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts formte.

Eingeholt und übertroffen wurde Scott bald vom jungen Byron, der in seine Werke noch erotische Abenteuer einbrachte, was aber seine Ausgrenzung durch die englische Gesellschaft zur Folge hatte.

Scott nahm auf literarische Entwicklungen in Europa starken Einfluss - Goethe verewigte ihn in seinem Faust II als 'Euphorion'
.
 


Antonio Salieri

    ... am 18. August 1750 geboren


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Michael Heuberger spielte ihn in der Regensburger 'Amadeus'-
Inszenierung im Jahr 2006 - den ewigen Feind Mozarts, dem nachgesagt wird, er habe den großen Komponisten auf dem Gewissen - ihn vergiftet.

Das Talent Salieris reichte nicht an das Mozarts heran - alle
Intrigen halfen zwar im Moment in Wien, wo er Hofkapellmeister bei den Habsburgern geworden war.

Im Herbst 1830 entsteht auf Boldino, außer dem Schluss von 'Jewgeni Onegin', das Dramolet 'Mozart i Saljeri'.
Alexandr Puschkin hatte sich auf das väterliche Gut Boldino zurückgezogen, um die schöpferische Ruhe zu finden.
Für seine Kurztragödie zum Verhältnis des Genies Mozart zu seinem Zeitgenossen Salieri benutzt Puschkin Gerüchte, die sich seit dem Tod Mozarts gehalten haben.
Danach soll Mozart mit seiner Frau Konstanze auf einer Bank im Park gesessen haben, danach "[...] fing Mozart an vom Tode zu sprechen, und behauptete, daß er das Requiem für sich setze. Thränen standen dem empfindsamen Manne in den Augen >Ich fühle mich zu sehr, sagte er weiter, mit mir dauert es nicht mehr lange: gewiß, man hat mir Gift gegeben! Ich kann mich von diesem Gedanken nicht loswinden.< [...]"
(Volkmar Braunbehrens, Salieri, München, 1992, Seite 13)
Unbewiesen ebenso, dass Ignaz Moscheles bei einem Besuch am Krankenbett Salieris ihn wirklich sagen hörte, er habe Mozart nicht nach dem Leben getrachtet und ihn schon gar nicht vergiftet.
"[...] Obgleich dies meine letzte Krankheit ist, so kann ich doch auf Treu und Glauben versichern, dass nichts Wahres an dem absurden Gerücht ist; Sie wissen ja, - Mozart, ich soll ihn vergiftet haben. [...]"
(Volkmar Braunbehrens, Salieri, München, 1992, Seite 15)

In seinem Werk beschreibt Puschkin dezidiert wie Mozart zu Salieri kam, um ihm etwas vorzuspielen, was ihm nachts eingefallen war.

Salieri erkennt die Größe dieser kurzen Kompositionspassagen und fühlt sich bestätigt, er habe als Mittelmäßiger das Genie vor sich. Er haderte schon früher mit dem Schicksal und Gott, dem er sich durch Wohltätigkeiten verschrieb, trotz aller guten Werke, nicht der unsterbliche Komponist geworden zu sein.

Er will Rache nehmen an Mozart und seinem Talent. Salieri lädt Mozart zum Essen. Während dieser nach Hause geht, um kurz Konstanze mitzuteilen, dass er später käme und sie solle nicht auf ihn mit dem Essen warten, schüttet Salieri Gift ins Glas, das Mozart nach Rückkehr ins Haus Salieris leert.

Mozart verlässt Salieri, da es sich nach dem Gastmahl nicht mehr wohl fühlt.
Durch diese dramatische Ausarbeitung verdichtet Puschkin fünf Jahre nach dem Tod Salieris und fast 40 Jahre nach dem Ableben Mozarts die Legende, Mozart sei durch das Gift eines unnatürlichen Todes gestorben. Er soll gesagt haben;
"[...] Wie sich sein Name über die Welt verbreitet, verbreitet sich meiner auch, wenn schon nicht rühmlich, dann unrühmlich eben. [...]"

 

Peter Shaffer - 1926 in Liverpool geboren - schreibt für das Theater und ist einer der erfolgreichsten Dramatiker Englands.

1954 erscheint 'The Salt Land', 1958 'Five Finger Exercise'.
1979 publiziert er seine Version über das Verhältnis Salieri / Mozart unter dem Titel 'Amadeus'.

Da die Werke verstorbener Komponisten im ausgehenden 18. Jahrhundert selten weiterhin aufgeführt wurden, greift Shaffer das Gerücht auf, Salieri habe sich in wachen Momenten seines langen Siechtums von 1822 bis zu seinem Tode 1825 zur Vergiftung Mozarts von seiner Hand bekannt, um wenigstens im Tod durch dieses Gerücht an das Genie Mozart gebunden zu sein und für die Nachwelt - wenn auch in Hass - in Erinnerung zu bleiben
Er hat Mozart nicht ermordet, er hat ihn erfunden


Quelle: https://www.welt.de/kultur/article226529795/Antonio-Salieri-Er-hat-Mozart-nicht-ermordet-er-hat-ihn-erfunden.html

 

 

Adele Sandrock

 .. am 19.8.1863 geboren

 


Foto: de.wikipeidia.org

 











Nach einer großen Theaterkarriere - sie spielte je nach ihrem Lebensalter die junge Sentimentale wie die Luise oder die Emilia.

Aber später dann auch die Lady Milford und die Gräfin Orsina wie die modernen Frauen von Ibsen und Schnitzler - in Wien und Berlin.


Ihre Amouren mit Roda Roda und Schnitzler waren das Tagesgespräch in Wien.

Als sie später bei einer Vorstellung durch das Loch im Vorhang in den Zuschauerraum spähte, sah sie Schnitzler unten sitzen und sie kommentierte auf ihre unnachahmliche Art mit rollendem ‘R‘:

„Mein Gott ist der alt geworden“
-
so als wäre die Zeit an ihr vorbeigegangen.

Der Stummfilm gab ihr ab 1910 bereits Möglichkeiten den Knick in der Theaterkarriere abzufangen.

Der große Erfolg kam mit dem Tonfilm, in dem sie bärbeißig die böse Groß- oder joviale Schwiegermutter spielte.

Unvergessen ihre Juno in Kleist's 'Amphytrion' und in Rollen neben Leo Slezak, der dann als gutmütiger, die Tiraden seiner Adele aushaltender 'Adelerich' das Publikum erfreute.'


 

 

Otto Kindler

  ... am 20. August 1905 in Coburg geboren,
 war Mitherausgeber der Reihe 'Weltpirat England'.

 


 
Foto: http://www.ebay.de/itm/Satan-Palastina-v-Otto-Kindler-1940-
Weltpirat-England-Heft-7-/150865965729

Otto Kindler schrieb unter verschiedenen Autorennamen:
Matthias Brandner
Otto von Holten
O. K. von Koburg
C. E. Reldnik
und gab nach Deutscher National Bibliothek insgesamt 55 Publikationen heraus, zum Teil noch heute über den Versandhandel zu beziehen.

Hier aufgeführt die Bücher, die er u.a. im Uhlmann Verlag Berlin im Laufe des Zweiten Weltkrieges veröffentlichte:

- Raub der deutschen Kolonien - 1939, Band 1
- Wie Gibraltar englisch wurde - 1939, Band 2
- Irlands Versklavung - 1939, Band 9
- Standrecht in Irland - 1940, Band 5
- Satan in Palästina - 1940, Band 7
- Opiumkrieg in China - 1940, Band 8
- Blutiger Sudan - 1940, Band 10
- Um Spaniens Silberschiffe - 1940, Band 12
- Kampf um Malta - 1940, Band 14
- Verrat von Ceylon - 1940, Band 16
- Seekrieg gegen Holland - 1940, Band 17

Bis zum Ende des Krieges war Otto Kindler Leiter des Stadttheaters Komotau und Marienbad, dann der Kreuzgangspiele in Feuchtwangen.
Hier inszenierte er:
1949 Johann Wolfgang von Goethe - 'Faust' – Gretchentragödie
1950 William Shakespeare - 'Was ihr wollt'
1951 Hugo von Hofmannsthal - 'Das große Welttheater'
1952 Calderón de la Barca - 'Der Richter von Zalamea'

Wohl als einziger Provinzschauspieler erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.


 

 

Leni Riefenstahl

     ... am 22. August 1902 geboren

Bis ins hohe Alter ging sie immer wieder Abenteuer ein.
Sie kam vom Ausdruckstanz, konnte dann aber den Beruf wegen einer Verletzung nicht mehr weiter ausüben.
Die Fotografie und das Filmen wurden ihre neuen Betätigungsfelder. 1929 spielte sie in dem Stummfilm ‘Die weiße Hölle vom Piz Palü‘, 1932 erster Erfolg als Regisseurin mit der Produktion ‘Das blaue Licht‘.
Kontakte zu Hitler und Goebbels führten 1933 zum Auftrag die Produktion über den Reichsparteitag unter dem Titel ‘Sieg des Glaubens‘ zu leiten, 1935 folgte das Monumentalwerk ‘Triumpf des Willens‘ als Auftragswerk Hitlers.
Am 20. April 1938 wurde das zweiteilige Opus über die Olympiade 1936 unter dem Titel ‘Fest der Völker‘ und Fest der Schönheit‘ im Beisein des ‘Führers‘ und des Reichspropagandaministers uraufgeführt.
Anlässlich des Einmarsch der Wehrmacht in Paris am 14. Juni 1940 telegrafierte sie an Hitler “Mehr als jede Vorstellungskraft menschlicher Fantasie vollbringen Sie Taten, die ohnegleichen in der Geschichte der Menschheit sind.“
Ihr Film ‘Tiefland‘ nach der gleichnamigen Oper von Eugen d’Albert, der mit ‘Zigeunern‘ aus dem KZ Maxglan mit ihr in der Rolle der Marta gedreht wurde – blieb unvollendet und wurde erst 1954 in Stuttgart uraufgeführt.
Bernhard Minetti war Sebastiano, Franz Eichberger der jugendliche Held Pedro.





Foto: Deutschlandfunkkultur.de - Leni Riefenstahl mit Hitler und Goebbels


Obwohl viele Dokumente von der Nähe der Riefenstahl zum Hitler-Regime Zeugnis ablegen, war sie bis zum Ende völlig unnachgiebig in der Auffassung, nichts getan zu haben, was man als ehrenrührig einstufen könnte.

Nach dem Krieg errang sie als Fotografin große Anerkennung. Als Einzige durfte sie mit Regierungsgenehmigung im Süd-Sudan die Nuba in Bilddokumenten festhalten.

Sie lernte noch im hohen Alter tauchen und veröffentlichte ihre Unterwasseraufnahmen in großformatigen Bildbänden
.

 

 
Ferdinand Exl

   ... 27. August 1875 geboren
 


Foto: Österreich-Lexikon

 

 




Der Sohn eines Postmeisters und einer Wäscherin wurde in seinen Anfängen mit Rollen im Laienspiel beschäftigt, gründete 1902 eine Volksbühne in der Nähe von Innsbruck, die sich ganz der Folklore widmete und entsprechend Erfolg hatte.


Von 1915 bis 1920 leitete er das Innsbrucker Stadttheater, 1919 gründete er die Innsbrucker Kammerspiele und war deren Prinzipal bis 1922.

Zur Volksabstimmung zum Anschluss Österreichs im April 1938 äußerte er sich:

„Nach jahrelanger, alles lähmender Mutlosigkeit hat uns nun die Vorsehung und das Schicksal herrlich beglückt:
Mitarbeiten zu können am Neubau unserer schönen, österreichischen Heimat im großen deutschen Reich.“'

 

Im Film trat er schon früh in den typischen Rollen des Volksschauspielers in:

1913: 'Die Todesbraut'
1921: 'Glaube und Heimat'
1928: 'Die Kaiserjäger'
1940: 'Der Feuerteufel'
1941: 'Der Meineidbauer'
auf.

Die Deutsche Bühne meinte anlässlich seines Todes 1942, er habe sein zuerst in einer Scheune aufgeschlagenes Theater zu künstlerischer Höhe geführt, um die donauländische dramatische Volksdichtung von Anzengruber an, bekannt zu machen.

 

 

 Wolfgang Wagner

 ... am 30. August 1919 geboren



Foto: BT-Festspiele

 

Er saß noch bei Cosima auf dem Schoß, elf Jahre war er alt, als sie am 1. April 1930 starb, den Großvater hatte er nicht mehr kennen gelernt.
Der lag seit 1883 hinter der Villa Wahnfried unter einem großen Hügel begraben.


‘Der Führer‘ - 'Onkel Wolf' - ging zur Zeit der Festspielleitung seiner Mutter Winifred in Bayreuth ein und aus, die beiden Söhne Wieland und Wolfgang gingen eingehakt mit dem Diktator spazieren.

Trotzdem lebte die Tradition 'Bayreuther Festspiele' unter der Leitung von Wieland und Wolfgang Wagner wieder auf - 1951 wurde zum ersten Mal wieder gespielt.

Da unter Wolfgang W. immer wieder bei Inszenierungen experimentiert wurde, die Produktionen auch zum Termin nicht fertig wurden, nannte er das ganze dann 'Werkstatt Bayreuth' - alles kann ausprobiert und dem Publikum so lange vorgesetzt werden, bis das jeweilige Konstrukt, dem Volk nicht mehr aufstößt, weil das durch weit größeren Inszenierungsquatsch andererorts oder gar im Hause BT wie der 2011er-Tannhäuser oder eine inzwischen jahrelang abgehangene alte BT-Inszenierung niemanden mehr tangiert.

Dieter-David Scholz schrieb am 21. März 2010 in einem Artikel für die 'Deutsche Welle':
Wolfgang Wagner habe '
mit seinem Werkstattgedanken den künstlerischen Niedergang der Festspiele' eingeleitet und mit der Frage nach seiner Nachfolge, habe er im März 1999 seine Zustimmung zu 'Schmierentheater-Possen', politischen Querelen und familiären Schlammschlachten gegeben.

Solange die Richard-Wagner-'Vereine' und die Freunde der BT-Festspiele weiterhin kritiklos alles Gesäge, Gehoble, Gefeile in dieser 'Werkstatt Bayreuth' hinnehmen und kritiklos dem Affen Zucker geben, indem sie 'modische' Inszenierungen lieben, werden weiter Subventionen mit 'Gemurkse' verplempert.

Und dies machen nun andere Theaterdirektoren nach, einer behauptet, das sei modern, Bayreuth mache das auch so.
Man erinnere sich nur an den verunglückten 'Lohengrin' in Regensburg oder die 'Manon'-Produktion.
Da stirbt die Titelträgerin in einer Kneipe, umgeben von Getränken - Puccinis gibt Verdursten in der amerikanischen Wüste vor. Der 'Onegin' wurde in einem U-Bahn-Schacht angesiedelt, der 'Holländer' war so eine Art 'Superman', die 'Norma' ein Hausmütterchen, das in Kittelschürze gehüllt, versucht, ihrem Pollione das 'Perfekte Dinner' zu bereiten.
Einfach lächerlich!

Nicht zu vergessen der 'Giovanni' in Braunschweig, den der dortige damalige Operndirektor und damals designierte und heutige Regensburger Theaterdirektor, Jens von Enzberg, zu verantworten hatte.
Am 1. Juni 2011 wurde für diese Produktion sogar ein Seminar - als Gebrauchsanweisung - für das Publikum abgehalten.

http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_'Don_Giovanni'_

im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm

Hier zeigt sich, wie durch Inszenatoren mit Hilfe von Intendanten bei gleichzeitigem Verplempern von Steuergeldern aus Meisterwerken Machwerke entstehen, die nicht Kunst, sondern Krempel sind.

Unberücksichtigt bleibt bisher die mit diesen Vorgängen einhergehende 'Vergewaltigung' der Aktiven auf der Bühne durch Maskierung, Kostümierung und krampfige szenische Abläufe.

Weitere Beispiele hierfür:

www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_im_
'Staatstheater_Braunschweig'.htm


www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_29.11.2014_
Theater_RBG_final.htm


und nicht zu vergessen:

www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen%20zu%20'Der_fliegende_Hollaender'_
auf_der_'Buehne_fuer_Oberfranken'.htm


Alles 'modische' Inszenierungen.

 


Friedrich Georg Jünger

… am 1.9.1898 geboren
 


Foto: ZVAB

 
Er war als der jüngere Bruder des Ernst Jünger.
Jurist und Offizier im 1. Weltkrieg.

Als Schriftsteller veröffentlichter er nach dem Krieg erste Essays in nationalsozialistischen Zeitschriften.

1934 spielte die Städtischen Bühnen in Frankfurt einmal sein in der griechischen Antike angesiedeltes Schauspiel ‘Der verkleidete Theseus‘.


Im gleichen Jahr erschien ein Band Gedichte mit Texten wie z.B.:
„Der Tag, da die dankbare Jugend
an euren Gräbern erwacht,
er kommt, Der Zeugende liebt sie
Und vom männlichen Samen grünet wieder die Erde.“


1936 erschien das Epos ‚Der Krieg‘:
„Mögen tausende, mögen Millionen sterben,
was bedeuten Ströme dieses Blutes gegenüber diesem Staate,
in dem alle Unruhe und Sehnsucht des deutschen Menschen mündet und eingeht.“


Nach dem Krieg bleibt seine Essayistik einer konservativen Kulturkritik verpflichtet; besonders interessant ist noch seine 1969 publizierte Studie „Die vollkommene Schöpfung“, eine Kritik an einer Verabsolutierung der neodarwinistischen Evolutionstheorie.

Anfang der 1970er Jahre gründete Jünger zusammen mit dem Ingenieur und Essayisten Max Himmelheber die Zeitschrift Scheidewege, die als erstes maßgebliches Forum eines ökologischen Zugriffs, eines Denkens der Nachhaltigkeit in Deutschland bezeichnet werden muss.

Mitherausgeber war Jürgen Dahl, der die Zeitschrift redigierte und eine Kolumne über Gartenbau und Ökologie beitrug.

In der Nachkriegszeit war Friedrich Georg Jünger ein prominenter Autor und erhielt zahlreiche Ehrungen.

Als sich in den 1960er Jahren die Literaturverhältnisse in Westdeutschland nachhaltig veränderten, schien der Autor allmählich in Vergessenheit zu geraten.

Seit den 1990er Jahren ist jedoch ein auflebendes Interesse zu konstatieren, das sich u. a. in Übersetzungen seiner Texte ins Italienische, Russische und Polnische niederschlug.

Nennenswert ist eine am Sprachrhythmus orientierte Übertragung von Homers Odyssee.

Quelle: Zitiert nach Wikipedia

 

Ernst Erich Buder.
 

  ... am 02. September 1896 geboren 

 



Foto: de.wikipedia.org

 

Die militärische Lage war schon fast aussichtslos, die Niederlage in den Weiten Russlands deutete sich für die Deutsche Wehrmacht an.

Da meinte Hippler am 4. November 1942, Dr. Goebbels brauche 'optimistische Schlager', hierfür müsse ein Wettbewerb gestartet werden, um Vorschläge zu erhalten.

Alle kamen:
Franz Grothe, Theo Mackeben, Eduard Künnecke,
Peter Kreuder und auch - Ernst Erich Buder.


Der war im März 1933 der NSDAP beigetreten.
Im gleichen Jahr erhielt er von der Reichsregierung den Staatspreis für die Musik zum Film 'Flüchtlinge' über Wolgadeutsche, die 'heim ins Reich' wollten.

Auch engagiert waren:
Hans Albers als Arneth,
Käthe von Nagy als Kristja Laudy,
Eugen Klöpfer als Ingenieur Bernhard Laudy,
Ida Wüst als 'Die Megele'
der später als Regisseur bekannte Veit Harlan.

1938 folgte der antikommunistische Film 'Urlaub auf Ehrenwort' für den Buder wieder die Musik schrieb.
Es spielten:
Ingeborg Theek - Inge, Krankenschwester
Fritz Kampers - Heini Hartmann, Gefreiter
Rolf Moebius - Walter Prätorius, Leutnant
Berta Drews - Anna Hartmann
René Deltgen - Emil Sasse, Grenadier
Heinz Welzel - Gustav Jahnke, Rekrut
Carl Raddatz - Dr. Jens Kirchhoff,

Während des Krieges schuf er Musik für weitere neun Filme.

1933 hatte er die Musik für ein Marschlied komponiert, das die Grundlage der späteren Erfolgsmeldungen der Luftwaffe abgab.


Der Text von Joseph Buchhorn lautete:

 

Wir fliegen durch silberne Weiten,
Selig dem Himmel gesellt,
Schweben und sinken und gleiten
Über unendliche Breiten,
Die Gott uns zum Schauen bestellt.

Über der Erde zu thronen
Hoch im sonnigen Schein,
In unerschlossenen Zonen
Neue Menschen zu sein,
Braust es im Chor:
Flieger empor!

 

Wir werden zum Kämpfen geboren,
Augen stets offen und klar!
Klingt die Musik der Motoren,
Fühlen wir uns unverloren
Und furchtlos in jeder Gefahr.
Über der Erde . . . .

Wir werden nicht immer gewinnen,
Dennoch! uns schreckt keine Not!
Leben, Vergeh'n und Verrinnen,
Aber der Glaube tief innen
Ist stärker als Not und Tod.
Über der Erde . . . .

Buder war mit der Opernsängerin Olga Baumgartner verheiratet; der gemeinsame Sohn Ernst-Erich Buder war als Schauspieler am Staatstheater Hannover tätig.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst-Erich_Buder_(Schauspieler)

 


Ludwig Gies

…am 3. September 1887 geboren

Er war von 1917 bis 1937 Leiter der Bildhauerklasse der Kunsthochschule in Berlin.

1929 schuf er ein aus Holz geschnitztes Kruzifix für den Dom in Lübeck, das zum Hassobjekt der Nazis im Rahmen der Bewegung ‘Entartete Kunst‘ wurde.
Elf der von ihm geschaffenen Werke wurden beschlagnahmt.

 

Trotz der anfänglichen Anfeindungen gelang es ihm ein neues Betätigungsfeld zu finden. Er schuf Reichsadler für zahlreiche öffentliche Räume.

Nachdem ein unter Beteiligung u. a. von Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Hans Poelzig durchgeführter Wettbewerb annulliert worden war, führte der Reichsbank-Baudirektor Heinrich Wolff nach eigenen Plänen 1935 bis 1939 einen Erweiterungsbau der Berliner Reichsbank aus (als Haus am Werderschen Markt heute Sitz des Auswärtigen Amtes).

Für dessen Fassade schuf Gies einen Reichsadler mit Eichenlaubkranz und Hakenkreuz.

Nach dem Krieg konnte er sich auf dem Kunstmarkt behaupten und sah sich als Lehrer bestätigt..

Eines seiner wichtigsten Werke ist der Bundesadler im Bundestag in Bonn.




Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F002450-0003 / Unterberg, Rolf / CC-BY-SA 3.0
 

 

 

 

Zitat
Vom Glühwürmchenidyll zum Ohrwurm

Paul Lincke

Zum 75. Todestag des Schöpfers der Berliner Operette

von Dr. Ullrich Westerhagen

 (* 07.11.1866 – +04.09.1946)

Als Carl Emil Paul Lincke am 7. November 1866 als ein echter Berliner Junge das Licht der Welt erblickte und mit Spreewasser getauft wurde, kannte man in der damaligen Biologie lediglich den „Gemeinen Ohrwurm“ mit der lateinischen Bezeichnung „forficula auricularia“, landläufig auch als „Ohrkriecher“ bekannt. Spätestens ab 1902 sollte jedoch durch Paul Lincke die biologische Begriffswelt um einen musikalischen Terminus technicus bereichert werden.

Unter äußerst bescheidenen Verhältnissen wächst Paul mit seinen beiden älteren Geschwistern auf. Mit der Musik kommt er schon als Kind in Berührung, denn sein Vater ist musikalisch und übt und spielt mit Begeisterung Violine. In seinem Beruf zierte ihn ein ehrfurchtseinflößender Diensttitel mit dem Dienstgrad eines Stadtsergeanten, hinter dem sich jedoch lediglich ein kleiner Magistratsdiener mit einem geringfügigen Salär verbarg, mit dem er mehr schlecht als recht seine Familie ernähren konnte. Bedingt durch diese Lebensumstände spielte Vater August deshalb auch in verschiedenen Liebhaberorchestern, von denen es in Berlin etliche gab, um sich seine Bezüge etwas aufzubessern.

Im Deutsch-Französischen Krieg infiziert er sich jedoch und stirbt nach Rückkehr 1871 an Schwarzen Pocken, als Paul gerade erst fünf Jahre alt ist. Auf sich allein gestellt, muss die Mutter nunmehr die gesamte Familie mit Gelegenheitsarbeiten durchbringen. Trotz dieser widrigen wirtschaftlichen Verhältnisse ermöglicht Mutter Emilie Lincke ihrem Sohn Paul einen Realschulabschluss.

Aufgrund der sich abzeichnenden großen Musikalität des Jungen und dessen musikalischen Neigungen, insbesondere zur Militärmusik, gelingt es der Witwe, Paul in Wittenberge bei der „Stadtpfeiferei“ unterzubringen. Bei deren Leiter, Rudolf Kleinow, erhält Paul eine gediegene musikalische Grundausbildung in den Instrumenten Fagott, Tenorhorn, Schlagzeug und Violine.

Über seine umfassende und gründliche Ausbildung bemerkte Lincke später: „In dem kleinen Wittenberge habe ich den Grundstein für mein Schaffen als Komponist gelegt und dort gelernt, was andere auf Akademien nie erfahren haben: Marschmusik, Operetten und Opernpotpourris, Walzer, Polkas, Mazurken, Rheinländer und vor allem Stimmungsmusik, Rundgesänge, Gassenhauer und Moritaten.“ Bereits zum Abschluss der Wittenberger Lehrzeit entstand 1884 seine erste Orchesterkomposition mit dem Marsch: “Gruß an Wittenberge“.

Das bereits in die Wiege gelegte musikalische Talent und die fundierte Berufsausbildung lassen den Autodidakten, der nie eine Kompositionsausbildung erhalten hatte, zu einer ambitionierten Persönlichkeit heranwachsen, die in den Folgejahren seinem Publikum mit besonderem Gespür Melodien zu Gehör bringen wird, die sich in die Seele einschmeicheln und dort haften bleiben wie Erinnerung an traumhaft schöne, intensive Erlebnisse. Diese Klänge kreisen in den Ohren – man wird sie nicht mehr los.

1884 erhält Paul Lincke als Fagottist sein erstes Theaterengagement bei Adolf Ernst, dem Intendanten des „Central-Theater“ in Berlin. Es ist der Start auf einer steilen Karriereleiter und sein Name wird sowohl im In- als auch Ausland immer bekannter und beliebter, denn seine Kompositionen beinhalten ein bestimmtes Sujet und sind so ausgerichtet, dass man die Melodien auf der Straße pfeifen und auf den damals sehr beliebten Drehorgeln spielen kann.

Nach einem Jahr wechselt er in sein zweites Engagement als Mitglied des Orchesters des Ostend-Theaters (das später den Namen „Rose Theater“ erhielt), und das eine große Popularität genoss. Dort verliebte er sich Hals über Kopf in die 16-jährige Soubrette Anna Müller und heiratete sie. Doch diese 1886 geschlossene Ehe stellt in seinem Leben nur eine kurze Episode von vier Jahren dar. Als sehr gut aussehender, attraktiver Mann und in der Frauenwelt heiß begehrt, kann Paul diese gut verschmerzen. Nach dieser privaten Zäsur beginnt beruflich ein kometenhafter Aufstieg in seinem „Spree Athen“, wie die Berliner voller Stolz ihr Berlin bezeichnen, das er innig liebt und diesem – bis auf eine Ausnahme – auch immer treu bleiben und von dort auch bis zum 1. Weltkrieg alle seine Operetten und Revuen komponieren und deren Uraufführung herausbringen wird.

In der Fachwelt trägt ihm diese Schaffensperiode den Kosenamen „Vater der Berliner Operette“ ein. Hierzu gehören Venus auf Erden (1897), Frau Luna (1899); Im Reiche des Indra (1899), Fräulein Loreley (1900), Lysistrata (1902), Nakiris Hochzeit (1902), Prinz Rosine (1905), Grigri (1911), Casanova (1913). Zu dieser Erfolgskategorie muss man auch die erst 1940 entstandene Operette „Ein Liebestraum“ hinzuzählen. Diese außerordentlichen Erfolge basieren auf drei Standbeinen. Zunächst sind da die pfiffigen und ausgefallenen Handlungsabläufe sowie die professionellen, inhaltsreichen zündenden Libretti seines engen Freundes und „Leib- und Magenlibrettisten“ Heinz Bolten-Baeckers, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird.

Hinzu kommen stilechte Bühnenbilder, ausgefallene und gleichzeitig geschmackvolle Kostüme sowie eine prächtige Bühnenausstattung. Diese revueartigen Operetten sind Vorläufer für den Begriff „Ausstattungsoperette“ wie sie von Franz Lehar später in seiner Operette „Land des Lächelns“ zur Vollendung gebracht worden sind.

All‘ diese Aufführungen waren große Erfolge und – wie man diese damals bezeichnet – „Renner“, die auf Wochen und Monate im Voraus ausverkauft sind. Kaum war eine Uraufführung über die Bühne gegangen, dann wurden die eingängigen Melodien wie exemplarisch „Schlösser, die im Monde liegen“, „Wenn auch die Jahre enteilen“, „Heimlich still und leise“, „Nimm mich mit, … in dein Kämmerlein“, „Lass den Kopf nicht hängen“, „O, Theophil, o Theophil“, „Das macht die Berliner Luft“ und das „Glühwürmchen-Idyll“ auf den Straßen als Gassenhauer gesungen, gepfiffen und von Drehorgelspielern noch weiter in die Öffentlichkeit „transportiert“.

Neben Wien war Preußens Reichshauptstadt Berlin ein kultureller Mittelpunkt und vor dem 1. Weltkrieg eine populäre Theaterstadt, welche Künstler aller Sparten magisch anzog. Das Berliner Urgestein Paul Lincke gehörte zum Bestand, den diese Metropole als Nukleus hierzu einbringen konnte. Paul kennt sich in der heimatlichen Szene natürlich bestens aus und wird an den verschiedensten Theatern in unterschiedlichen Positionen tätig. Nach den ersten beiden Stationen im Central- und Ostend-Theater folgen das Königstädtische Theater am Alexanderplatz, Parodietheater am Moritzplatz, Belle-Alliance-Theater und Apollo-Varieté-Theater. Ausnahmslos sind diese künstlerischen Tätigkeiten Ausdruck und das Bekenntnis zu seiner großen Liebe: Berlin!

Nur einmal kann der noch junge Komponist mit den Welterfolgen seiner Melodien einem verlockenden Angebot nicht widerstehen: dem „Ruf“ des berühmten Varietés „Folies Bergère“ in Paris und er nimmt dort ein Engagement als dessen Hauskapellmeister an. Im Sturm erobert er sich die Sympathie und Gunst des Pariser Publikums. Auch in dieser mondänen Metropole bleibt ihm der Erfolg treu.

Doch im Gegensatz zu dem aus Köln stammenden Jacques Offenbach, der im selben Musikgenre wie Paul tätig ist und der in und mit Paris seine neue Heimat gefunden hat und ein anerkannter „Weltstar“ (wie man es heute nennen würde) geworden war, plagen Paul Heimweh und Sehnsucht nach seinem „Bärlin“. – Er verlängert seinen Vertrag nicht und kehrt nach Berlin zurück.

Als Reminiszenz an die zwei Spielzeiten in der Weltstadt an der Seine bringt Paul eine Neuheit aus Paris mit in die von ihm so innig geliebte Hauptstadt an der Spree mit Herz und Schnauze: weiße Glacéhandschuh! Im Apollo-Theater präsentiert er erstmals die „Handschuhtradition“, wie er diese im Pariser Varieté kennengelernt hatte. Natürlich wären diese auffälligen weißen und sich vom Frack sehr abhebenden Handschuhe entbehrlich gewesen, denn Lincke bestach auch ohne diese sowohl als Persönlichkeit als auch durch sein visuelles Erscheinungsbild. Und die Musiker im Orchestergraben beachteten und verfolgten jeden Fingerzeig, auch wenn dieser nicht „nackt“ ist.

Von seinen erfolgreichen Werken beinhalten die Operetten „Lysistrata“ und „Frau Luna“ Besonderheiten, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Durch Linckes „Lysistrata“ wird der Biologie ein neuer Terminus technicus mit dem Begriff „vermicus auditus“ hinzugefügt. Denn die Melodie des „Glühwürmchenidyll“ wird weltweit gesummt, gepfiffen gesungen, und auf Drehorgeln gespielt und brennt sich regelrecht in die Gehörgänge der Menschen ein. In Verbindung mit anderen sehr eingängigen Melodien entsteht daraus der „Ohrwurm“.

Diese neue Wortkreation veranlasste den „Verseschmied“ Peter G. Schuhknecht zu folgendem (gekürzten) Gedicht:

 

Lysistrata

Ein Glühwurm glüht des Nachts vergnügt,

Da er ein Glühwurm–Weibchen liebt.

Was uns Paul Lincke einst verehrte

Uns mit „Lysistrata“ bescherte,

Es glüht der Wurm, es bebt die Büste

Lysistrata erweckt die Lüste.

Und wenn sich eine Chance ergibt,

Hofft sie, dass er, der Wurm, heiß glüht!

 

Zur Zeit der Entstehung dieses Werkes umkreist Paul und vor seinen geistigen Augen ein solches Wesen, dessen Licht ihn – gleich einem Glühwurm – blendet und sein Herz glühen lässt: die wunderschöne, bezaubernde Schauspielerin mit dem Künstlernamen Ellen Sousa.

Lincke ist von ihr fasziniert, regelrecht gepackt und aus der anfänglichen Zuneigung entbrennt eine tiefe Leidenschaft. Ellen schenkt Paul 1902 einen Sohn, der das Glück der beiden zunächst besiegelt, doch gleichzeitig auch beendet. Denn Ellen möchte ihren Beruf auch nach der Geburt ausüben und Paul fordert von ihr patriarchalisch ein „familiäres Verhalten“, also der Ausübung des Berufes zu entsagen und sich nur Familie, Erziehung und Haushalt zu widmen. Als Ellen sich dieser Forderung verweigert, ist das Tischtuch für alle Zeit zerschnitten. Die Trennung unausweichlich. Noch nie hatte Paul eine solch‘ resolute Frau erlebt, die ihm derart Paroli geboten hat. Er ist so in seiner Ehre gekränkt, dass er die Vaterschaft des unehelichen Kindes nicht anerkennt. Doch der Knabe wird von einem wohlhabenden Fabrikanten adoptiert, der die Schauspielerin Sousa nach ihrer Trennung von Paul geheiratet hat.

Durch seinen Auslandsaufenthalt an Erfahrung reicher, setzte sich Lincke mit dem Direktor des Apollo-Theaters und seinem Librettisten und Freund Heinz Bolten-Baekers in Verbindung, um etwas ganz Besonderes auf die Bühne zu stellen. Es musste kreatives Gedankengut mit technischen Innovationen verbunden werden, wie das von dem Freiherrn Maximilian von Lütgendorf Jahrzehnte vorher in Augsburg – allerdings erfolglos – versucht worden war. Ein technisches Spektakel eines erstmaligen Ballonaufstiegs, welches bei jedem Versuch große Scharen sensationshungriger Menschen aus nah und fern angezogen hatte. Der Impresario Emanuel Schikaneder, Librettist von Mozarts „Zauberflöte“, gastierte zu der Zeit mit seiner Wanderbühne in Augsburg, komponierte für seine Theatertruppe eigens das sehr erfolgreiche Singspiel „Der Luftballon“ und ist … Profiteur der technischen Fehlschläge. Denn nach jedem von diesen Versuchen strömen die Besucher in seine Aufführungen.

Linckes Überlegungen fallen in eine dafür geradezu prädestinierte Zeit. Denn zum Zeitpunkt, als der Pionier der Luftfahrt, Otto Lilienthal, seine ersten Flugexperimente unternahm und 1896 dabei in einem Berliner Vorort tödlich verunglückte; zu einer Zeit, in der sich die Deutsche Graf von Zeppelin und August von Parseval bemühten, ihre Luftschiffkonstruktionen anzuwenden und auch auszubauen – ja, da lag im wahrsten Sinne des Wortes – etwas ganz Besonderes in der Luft!

Offizielle Stellen hatten sich anfangs geweigert, diesen Pionieren der Luftfahrt ihre Unterstützung zu geben; sie hielten diese „verrückten Ideen“, fliegen zu wollen, für den reinsten Operettenstoff! Ja, so war das damals …! Der reinste Operettenstoff …, das war das Stichwort für Paul Lincke und seinen Librettisten Heinz Bolten-Baekers. So entstand die Idee für die Operette „Frau Luna“, in welcher der Berliner „Steppke“ diesen „verrückten“ Gedanken hat, mit einer Ballonfahrt „Frau Luna“ auf dem Mond zu besuchen. Wie aktuell dieser Mythos bis zum heutigen Tage ist, bei dem der Mensch – gleichsam wie Ikarus und Daedalus in der griechischen Mythologie – wie ein Vogel durch die Lüfte fliegt, ist ein Menschheitstraum und exemplarisch auch noch in unserer Zeit aktuell durch das Musical „Zeppelin“ von Ralph Siegel, dessen Uraufführung für 2021 im Festspielhaus von Neuschwanstein/Bayern geplant war.

„Frau Luna“, der spätere Welterfolg, ward geboren. Diese Operette startete 1898 im Apollo-Theater in Berlin; sie wurde nicht nur ein Sensationserfolg für das Premierenpublikum, sondern bald wurden die beliebten Melodien „O Theophil“, „Schenk mir doch ein kleines bisschen Liebe“, „Schlösser, die im Monde liegen“ von allen Drehorgeln auf der Straße gespielt. Die sensationelle Aufführung der Ausstattungs-Operette „Frau Luna“ in Berlin wurde in kurzer Zeit ein Welterfolg für beide, Librettist und Komponist. Das Apollo-Theater war durch die geniale Idee der beiden Schöpfer der „Frau Luna“ finanziell gesichert und hatte mit dieser Operette für lange Zeit ein ausverkauftes Haus.

Dieser riesige Erfolg war letztendlich der Grundstein für Lincke, sich ein wirtschaftliches zweites Standbein zuzulegen und er gründete den Apollo-Verlag. Franz Lehar tat es ihm später nach mit der Gründung seines „Glockenverlages“. Ob ein Zufall oder eine Laune der Weltgeschichte: das Mondprogramm der NASA mit der Landung der ersten Menschen auf dem Mond wurde von den USA als Apollo-Programm entwickelt. Ob der Lincke-Verehrer und Raketenforscher Wernher von Braun hier im Hintergrund die Fäden gesponnen hat, muss Spekulation bleiben. –

Sämtliche Uraufführungen seiner Kompositionen der Singspiele, Operetten, Revuen, Varietémusiken, Couples, musikalische Parodien fanden bis 1909 in Berliner Theatern statt. Damit war gleichzeitig auch der Zenit seines Schaffens erreicht. Seine weiteren Werke erblickten das Licht der Theaterwelt mit „Grigri“ in Köln (1911), in Darmstadt die „Champagner-Visionen“ (1911), Düsseldorf mit „Fräulein Kadett“ (1914), Chemnitz „Casanova“ (1913), Hamburg mit „Pst! Pst!“ (1917) und Memel mit „Stahl und Gold“ (1917) (heute Klaipėda/Litauen). Mit Ausnahme der Operette „Der Liebestraum“ (Uraufführung 1940 in Hamburg) komponierte er ansonsten nach dem 1. Weltkrieg kein Bühnenwerk mehr. Er konnte sich weder mit dem Tango noch mit dem Foxtrott befreunden und zeigte sich bis zu seinem Tode als der Komponist, der in den Jahren um die Jahrhundertwende instinktsicher und volkstümlich den Ton dieser preußischen Weltstadt getroffen hatte und der seiner Art treu blieb.

Kaum bekannt ist, dass Lincke auch ein Pionier auf einem ganz bestimmten musikalischen Sektor gewesen ist. Er gehörte zu den ersten Komponisten von Filmmusiken und nahm gemeinsam mit Richard Strauss auch eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung und Ausgestaltung des Urheberrechts im Sinne der Komponisten und Textdichter ein. Es handelt sich um den Vorläufer der GEMA.

Nach dem 1. Weltkrieg wird es still um den Königlichen Kapellmeister, zu dem Paul Lincke bereits 1887 ernannt worden war, als er am Königstädtischen Theater die Funktion des musikalischen Direktors innehatte. Er widmet sich mit Verve den administrativen Aufgaben in dem von ihm gegründeten Apollo-Verlag. Nur noch gelegentlich wirkte er als Gastdirigent bei Aufführungen eigener Kompositionen mit. Anlässlich seines 70. Geburtstages wird er zum Ehrenpräsidenten des Berufsstandes der deutschen Komponisten ernannt. Weitere Ehrungen verdeutlichen seine herausgehobene Stellung. So erhob ihn seiner Heimatstadt an seinem 75. Geburtstag zu ihrem Ehrenbürger und verleiht ihm auch gleichzeitig ihre höchste städtische Auszeichnung mit der „Goethe Medaille“. Ein Jahr später erfolgt die Ernennung zum Professor. 1943 werden ihm zu Ehren eine Straße und ein Platz benannt, der „Paul-Lincke-Platz „und das „Paul-Lincke-Ufer“ in Kreuzberg.

Es folgt die Zeit, in der durch ständige Bombardements der Alliierten Berlin immer mehr in Trümmer versinkt und viele Straßen, Plätze und historische Gebäude mit ihren Namen und Bezeichnungen kaum noch zu erkennen sind und Straßenumbenennungen ohnehin eine Farce darstellen. Während 1943 Paul Lincke ein Gastspiel in Marienbad/Sudetenland mit dem Dirigat seiner Operette „Frau Luna“ hat, vernichtet ein Bombenhagel in Berlin sowohl seine Wohnung als auch den Apollo-Verlag in der Oranienstraße. Lincke war über Nacht ein bettelarmer Mann geworden, macht von der Möglichkeit einer Evakuierung Gebrauch und bleibt im Sudetenland. Er sollte bis zu seinem Tod sein geliebtes Berlin nicht mehr wiedersehen.

Nach der Kapitulation Deutschlands flüchtete der große Komponist zunächst nach Arzberg in Oberfranken. Vergebens bemühte sich Lincke in der Folgezeit bei den Westalliierten der Stadt Berlin um eine Zuzugsgenehmigung. Obwohl der „Vater der Berliner Operette“ nie NSDAP-Mitglied war, steht er bei den westlichen Siegermächten in deren Stadtsektoren auf dem Nazi-Index und wird als solcher behandelt. Seine Anträge, bei denen er von dem amerikanischen General Pierce unterstützt wird, werden mit den unterschiedlichsten Begründungen abgelehnt. Stattdessen wird er auch noch mit Auftrittsverbot belegt. Gründe sind unter anderem der 1933 komponierte Marsch „Unsere braunen Jungs“, die Ernennung zum Ehrenpräsidenten der „Deutschen Komponistenvereinigung“ als Unterorganisation der „Deutschen Reichskünstlerkammer“, Mitgliedschaft im Vorstand der Kameradschaft der deutschen Künstler e.V. und die Nähe zu Josef Goebbels, der mehrfach die Schirmherrschaft von Veranstaltungen von und mit Paul Lincke, den er verehrte, übernommen hatte.

Als gebrochener, herzkranker Mann macht er dann von dem Angebot hilfreicher Freunde Gebrauch, die ihn 1946 bei sich in Hahnenklee (heute ein Ortsteil von Goslar/Harz) aufnahmen. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends und als noch eine Gallenblasenentzündung hinzu kommt, stirbt er neun Wochen vor seinem 80. Geburtstag im Krankenhaus von Clausthal-Zellerfeld am 4. September 1946. Einen Tag vorher, also am 3. September, erhält er aus Berlin endlich die heiß ersehnte offizielle Zuzugsgenehmigung in seine Heimatstadt. Manche Zufälle im Leben sind bekanntlich kurios.

Seine Ruhestätte findet er auf dem Friedhof in Hahnenklee; wo ihm zu Ehren auch eine Lincke-Statue aufgestellt ist. Mit der jährlichen Verleihung des „Paul-Lincke-Ringes“ wird er in einer würdigen Festveranstaltung in der Kaiserpfalz von Goslar geehrt und seines musikalischen Vermächtnisses gedacht.


Doch die Urberliner Musikikone lebt mit seinen volkstümlichen Melodien im Herzen der großen Gemeinde seiner Verehrer mit seinen Melodien weiter. Der Gründervater der „Ohrwürmer“ vermittelt noch heute seinen Musikliebhabern ein Feuerwerk an Lebensfreude, gepaart mit Vitalität, Dynamik und Temperament und einer großen Prise Lebenskraft.

Anlässlich seines 50. Todestages veranstaltete die Kurdirektion „Die Oberharzer“ im neu eröffneten Kurhaus in Altenau eine umfangreiche museale Ausstellung und ein hochkarätiges Gedächtniskonzert im historischen „Glückauf-Saal“ in der Bergstadt Clausthal mit Gesangssolisten der Staatsoper Hannover und dem „Salon-Orchester“ aus Detmold. Ein besonderes Konzert, das bei diesem Anlass und den Beteiligten natürlich ausverkauft war.

Dem ehemaligen Leiter des FDGB-Orchesters im Bezirk Magdeburg, der damaligen DDR, sollte es vorbehalten bleiben, in Bremen die Musik des Schöpfers der Berliner Operette weiterleben zu lassen. Maestro Herbert Plümecke stand in vorderster Front beim Volksaufstand am 17. Juni 1953, flüchtete nach dessen Niederschlagung nach Bremen und übernahm zunächst das dortige Orchester der IG Metall. Er gründete anschließend eine dreißigköpfige Blaskapelle und ein wenig später noch das aus rund 50 Musikern bestehende „Bremer Unterhaltungsorchester“.

Einmal im Monat spielte dieser Klangkörper in Bremens Konzertsaal „Die Glocke“. Bei diesen Nachmittagskonzerten (die 1.400 Plätze waren immer ausverkauft) - Paul-Lincke-Melodien im Programm immer ein fester Bestandteil, denn Plümecke war ein großer Lincke Verehrer. Dieser Orchesterleiter verfügte privat über das gesamte Orchestermaterial seines Idols, was den großen Vorteil hatte, keine Ausleihgebühren zahlen zu müssen. Aus welcher Quelle die Noten stammten – dieses Geheimnis nahm der Lincke-Liebhaber mit in sein Grab. –

Ob die überlieferte Feststellung eines Tuttigeigers des Bremer Orchesters zutreffend ist, er habe in einem großen Paul-Lincke-Potpourri in seiner 1940 gedruckten Stimme noch den Stempelaufdruck „Luft-Nachschubkompanie 7/VII“ mit Reichsadler und Hakenkreuz entdeckt, ist nicht mehr verifizierbar – aber durchaus möglich.

Etliche Lincke-Kompositionen sind uns als Vermächtnis geblieben; es sind quasi Schlager, die zeitweise die Funktion von Volksliedern einnehmen. So besonders sein Marsch „Das ist die Berliner Luft“, mit dem er seiner Heimatstadt eine Art Lokalhymne schenkte. Regelmäßig bildet dieser „vermicus auditus“ als Ohrwurm bis heute den Abschluss der Waldbühnenkonzerte der „Berliner Philharmoniker“.
Zitatende

 

 

 

Rudolf Schock

 ... am 04. September 1915 geboren







Foto: Rembrandt-Verlag

 


Er war nach Richard Tauber einer der populärsten Tenöre des mittleren und ausgehenden 20. Jahrhunderts.
1948 stieg er in eine für Tauber geplante Tournee durch Australien ein und konnte dann in die 50er Jahre hinein die Partien seines Fachs, des lyrischen Tenors, singen: Fernando, Belmonte, Tamino - der Ehrgeiz - ein Buffo will Lyrischer, ein Lyrischer will Held sein - führte ihn dann an Partien, für die seine Stimme nicht oder nur bedingt geeignet waren.


 

In Düsseldorf sang er Mitte der 1950er Jahre Karlos und dort auch Manrico.

Wieland Wagner hatte mit ihm in Hamburg Don José gemacht und ihn zu den 'Wagner Festspielen' eingeladen. Dort sang er 1959 den Stolzing.
Ein Beispiel, wie Intendanten bei der Beurteilung von Stimmen irren können.

Glücklicherweise konnte er schon Mitte der 50er zur Schallplatte ausweichen.
Dort spielte er - häufig mit Josef Metternich als Bariton-Partner - Partien ein, die er auf der Bühne nicht sang und die ihn verständlicherweise, da nur Takes aufgenommen wurden, nicht so sehr strapazierten wie ein durchgehaltener Life-Opern-Abend.

Sein foto- und telegenes Aussehen, sein selbstverständliches Spiel schufen ihm Möglichkeiten, sich in Eleganz und Natürlichkeit der Operette zu widmen, im Film aufzutreten und damit dem breiten Publikum bekannt zu werden, was durch geschicktes Management unterstützt wurde.

Nach einem Herzinfarkt, den er beim Joggen auf Sylt erlitt, widmete er sich publikumswirksam dem Breitensport - auf Wandertouren durch Deutschland, die mit Aufnahmen von Wanderliedern - häufig mit den Schaumburger Märchensängern - vermarktet wurden.

Rudolf Schocks Bruder war als Tenor im Chor des Theaters Regensburg engagiert.


 

 
Giacomo Meyerbeer


 ... am 05. September 1791 geboren
 


Foto: de.wikipedia.org

 









Als Sohn des Zuckerfabrikanten Jakob Beer und der Lottokonzessionärin Amalia Meyer kam er in Vogelsdorf bei Berlin zur Welt und wuchs in den gehobenen Kreisen der preußischen Hauptstadt auf.

Schon mit 11 Jahren war er als Pianist gefragt, dem Kreis gehörten Iffland und Alexander von Humboldt an. Zelter empfahl ihn an Anselm Weber und der wiederum nach Darmstadt an Abbé Vogler, der zur gleichen Zeit auch Carl Maria von Weber unterrichtete.


Paris stand unter dem Eindruck der Juli-Revolution von 1830, Rossini zog sich nach Bologna zurück und Meyerbeer nahm den Platz als führender Komponist der französischen Hauptstadt ein.

Die kurze Zeit als Generalmusikdirektor in Berlin von 1842 bis 1848 zur Zeit von Friedrich Wilhelm IV. brachte ihn künstlerisch nicht voran, so dass er sich wieder nach Paris begab.

Richard Wagner versuchte über Meyerbeer in Paris Fuß zu fassen - aber der jüdische Komponist hatte längst das Talent des Sachsen erkannt und widmete sich mehr dem eigenen Fortkommen als einen Konkurrenten zu fördern.

Nicht nur gegen den großen Konkurrenten Meyerbeer sondern auch gegen den ebenfalls erfolgreichen jüdischen Komponisten Mendelssohn richtete sich Wagners Schrift 'Das Judentum in der Musik' - 1850 und 1869 veröffentlicht.

Galt Meyerbeer noch Anfang des 20. Jahrhunderts als Vollender der Grand Opéra, geriet er im Laufe der Jahrzehnte in Vergessenheit, der Zeitgeist und der Geschmack des Publikums war ein anderer als der, da die Werke geschrieben wurden.

Heute finden sie - nun ín ihrer originalen Konzeption und Werkgestalt - dank kritischer Neuausgaben wieder zurück auf die Bühnen.

Die DOB zeigte in der Spielzeit 2014/2015 in einer konzertanten Aufführung 'Dinohra', die 1859 in Paris uraufgeführt wurde.

Hier schließt Meyerbeer an die Form der romantisch-komischen Oper an, die auch Bellinis 'Nachtwandlerin' beinhaltet. Die Arie  'Ombre légère' gehörte zum Repertoire der Adelina Patti wie auch der Maria Callas.

Auf den Spielplan zur szenischen Aufführung in Berlin kamen auch die Opern 'Die Afrikanerin', 'Der Prophet' und 'Die Hugenotten'.


 

 

Berliner Schiller Theater

   ... am 06. September 1951

Das Gebäude entstand in den Jahren 1905/06 und wurde 1938 nach den architektonischen Vorstellungen der Nazis umgebaut.

Am 23. November 1943 fiel das Schiller-Theater einem alliierten Bombenangriff
zum Opfer.

1950 begann der Wiederaufbau, der ein Jahr darauf abgeschlossen werden konnte. Eröffnet wurde mit 'Wilhelm Tell' als Produktion der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin für 1067 Zuschauer.

Der Berliner Senat wollte nach dem Zweiten Weltkrieg an die alten Erfolge anknüpfen, die in den 20-er und 30-Jahren das Haus bestimmten.

Dem Intendanten Heinrich George folgten Theaterleiter wie Boleslaw Barlog, Boy Gobert.

Es gab prominente Besetzungen:
Heinrich George und Hermine Körner, Bernhard Minetti, Curt Bois, Berta Drews und Carl Raddatz und Fritz Kortner.

1993 wurde das Haus geschlossen und alle Beschäftigten entlassen.
So erhielt auch Bernhard Minetti ein lapidares Schreiben des Berliner Senats, sein Vertrag sei gekündigt.

Ulrich Roloff-Momin war damals Kultursenator für die SPD, was ja alles sagt, der auch für die Schließung des Metropol-Theaters in Berlin zuständig war.

Bis zum Abschluss der Renovierungsarbeiten der 'Staatsoper Unter den Linden' beherbergte das Schillertheater die Berliner Staatsoper, die dorthin ausquartiert war.


 


Albert Bassermann

   ... am 07. September 1867 geboren
 

Foto: de.wikipedia.org

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für seine herausragenden schauspielerischen Leistungen erhielt der den Iffland-Ring schon 1911 als er bei Otto Brahm am Deutschen Theater in Berlin engagiert war.

Es wurde versucht, ihn in Deutschland zu halten, aber schon 1920 siedelte er in die Schweiz über.

 


1928 spielte er den Vater Knie bei der Uraufführung von Carl Zuckmayers 'Katharina Knie' - nicht im Schauspielhaus, sondern im Vier-Mast-Zelt des Circus Knie.

1933 trat er in Berlin in 'Schlageter' von Hans Johst – ‘Adolf Hitler 'in liebender Verehrung' gewidmet - auf, verließ 1934 die GDBA, weil ein geplantes Gastspiel in Leipzig wegen der jüdischen Herkunft seiner Frau, abgesagt worden war.

1938 notierte Goebbels in seinem Tagebuch, dass Bassermann wieder in Deutschland spielen wolle, er aber ziemliche Bedingungen stelle.

1939 reiste er in die USA und spielte im Hitchcock-Film 'Mord' und 1941 in der Wiederverfilmung von Zuckmayers 'Hauptmann von Köpenick' den Schuster Wilhelm Voigt.

Auf der Suche nach Engagements pendelte er zwischen Amerika und der Schweiz.
Kurz vor der Landung in Zürich starb er im Flugzeug.


 


Max Reinhardt

    ... am 09. September 1873 geboren
 



Foto: de.wikipeida.org




 





Er war ein hervorragender Schauspieler, der 'wir haben alle mal alt angefangen' in den entsprechenden Maskierungen und Kostümierungen am Deutschen Theater in Berlin auftrat.

Er folgte Otto Brahm in der Leitung dieses Theaters und erzielte außergewöhnliche Erfolge mit seinen Inszenierungen, was volle Häuser bewirkte. Die finanziellen Erfolge wurden ohne Subventionen erreicht. Man spielte auf hohem Niveau das, was dem Publikum gefiel und stülpte nicht - wie heute üblich - den Stücken irgendeinen Murks über.
Möglich ist das nur, weil genügend öffentliche Gelder zur Verfügung stehen, die im Rahmen der Budgets vergeudet werden dürfen.
Die Theater haben einfach zu große finanzielle Möglichkeiten für Bühnenbild und Regie.

Typisches Beispiel hierfür die Produktionen in Bayreuth, deren Ausrichtung ja auch noch von den Richard Wagner-Vereinen ohne Kritik hingenommen werden. Dabei will man sich doch - nach Satzung - für das Werk Richard Wagners einsetzen.
Wäre wohl der sächsische Meister mit dem einverstanden, was heutzutage am 'Grünen Hügel' und sonstwo geboten wird?

1919 übernahm Max Reinhardt den Zirkus Schumann, ließ ihn von Poelzig zum großen Schauspielhaus umbauen und spielte dort 'Sommernachtstraum' und 'Orestie' in großen Masseninszenierungen.

1920 ging er nach Wien, gründete das Max-Reinhardt-Seminar und pachtete das Theater in der Josephstadt.

Mit Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss - dessen Rosenkavalier er 1911 in der Dresdener Uraufführung betreut hatte - gründete er im gleichen Jahr die Salzburger Festspiele.

Zum 25. Bühnenjubiläum seiner Leitung des Deutschen Theaters schrieb Carl Zuckmayer 1930 eine Würdigung in der Zeitschrift 'Der Neue Weg' unter dem Titel 'Der Zauberer'.
Reinhardt war anfänglich für die Uraufführung von Zuckmayers 'Der Hauptmann von Köpenick' vorgesehen - ein Vorhaben, das sich heute aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen, nicht realisiert wurde.

Durch den Einmarsch der Nazis 1938 war für ihn als Juden kein Bleiben mehr in Deutschland und in seinem Schloss Leopoldskron in Österreich, so dass er in die USA emigrierte.

Er versuchte an die Erfolge vor dem Ersten Weltkrieg in Amerika mit der ‘Mirakel‘-Inszenierung von Karl Gustav Vollmoeller anzuknüpfen, was ihm aber nur ungenügend gelang.


 

 

Franz Werfel

     ... am 10. September 1890 geboren


Foto: Projekt Gutenbergt

 





Am 16. März 1933 unterzeichnete er als Mitglied der Deutschen Akademie der Künste eine Loyalitätserklärung für die Reichsregierung - und doch wurde er im Mai 1933 aus der Akademie ausgeschlossen.

Mit Schuschnigg war er seit 1934 befreundet, bis 1938 blieb er in Österreich, dann floh er nach Frankreich, bis er sich nach der Besetzung des Landes durch die Nazis auch dort nicht mehr aufhalten konnte.

Über die Pyrenäen floh er zu Fuß gemeinsam mit Heinrich, Nelly und Golo Mann über Spanien nach Portugal und weiter nach Amerika.
In Beverly Hills konnte er sich niederlassen und sein Versprechen einlösen, ein Buch zu schreiben, wenn er die Flucht lebend überstehe.
Der Roman 'Das Lied von Bernadette' wurde 1943 mit großem Erfolg mit Jennifer Jones verfilmt.

Bereits 1939 hatte er im Bermann-Verlag in Stockholm seinen Roman 'Der Veruntreute Himmel - Die Geschichte einer Magd' veröffentlichen können, der nach seinem Tod 1945 von Ernst Marischka 1958 mit Kurt Meisel und Anny Rosar verfilmt wurde.

Die für sein literarisches Weiterkommen entscheidenste Begegnung war 1917 die mit Alma Mahler, der Witwe von Gustav Mahler und Gattin von Walter Gropius.

Sie war eine Frau von großem Kunstverstand und Kunstinstinkt, sie spürte Talente auf und hielt an ihnen fest, bis sich ihre Vorausschau bestätigte.
Auch Werfel erkannte dies, heiratete sie und meinte: wenn er Alma nicht begegnet wäre, sein selisches Verkommen wäre nicht zu verhindern gewesen, nachdem er vielleicht noch hundert Gedichte geschrieben hätte.

Ihm gegenüber äußerte sie sich später einmal, in Mahler habe sie den extravaganten Geist geliebt, in Gropius die immense Sachlichkeit und in ihm die Naturgewalt seiner Erotik.

Alma Mahler war die Taufpatin von Erika Slezak, der sie einen Beethoven-Brief schenkte, den Gustav Mahler 1907 von den Wiener Philharmonikern bekommen hatte.

 

 
Heinrich Hoffmann

  ... am 12. September 1885 geboren
 


Foto: DHM

 












Schon 1919 machte der spätere 'Reichsbildberichtserstatter' der NSDAP Bekanntschaft mit Adolf Hitler und wurde dessen ständiger Begleiter. Er hielt die Exklusivrechte an allen Fotos, die vom 'Führer' gemacht wurden.


Im Rahmen dieser Tätigkeiten sichtete er auch jährlich die Exponate zur Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München.

Ende August 1937 soll er sich an einer Beschlagnahmewelle in Hamburg beteiligt haben, während derer allein in Hamburg 770 Kunstobjekte 'aus dem Verkehr' gezogen wurden.

Kolportiert wird die Aussage vom Pressereferenten des Reichspropagandaministers, Wilfred von Oven, vom 18. März 1945, wonach Hoffmann Gewohnheitssäufer gewesen sei und von Hitlers Gnaden Millionär wurde.
Auch wird in dem Zusammenhang berichtet, Goebbels hätte einen Wutanfall bekommen und sich drastisch geäußert:

'Dieser bucklige Säufer mit seinem blau-roten Gesicht hatte doch tatsächlich die Unverschämtheit, dem Führer in Anwesenheit meiner Frau den Vorschlag zu machen, ihn zum Kultusminister zu machen ... Ich sei gewiss ein guter Redner, meinte er, aber von Kunst verstünde er doch mehr. Man sollte es kaum glauben. Aber wahrscheinlich war er wie gewöhnlich besoffen.'


In Hoffmanns Fotolabor lernte Hitler seine spätere Geliebte und auch Ehefrau Eva Braun kennen.
Hoffmann war der Schwiegervater von Baldur von Schirach.

Im April 1945 setzte sich Hoffmann nach seinem letzten Besuch bei Hitler nach Bayern ab und wurde in Oberwössen von der US-Armee festgenommen.
Im Oktober 1945 wurde er in das Zellengefängnis des Internationalen Militärgerichtshofs nach Nürnberg verlegt, wo er seine Archivbestände ordnen musste, um so Beweisdokumente für die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse zu sichern.
 

Zitat
Im Januar 1946 wurde das Entnazifizierungsverfahren gegen den „Leibfotografen“ und engen Freund Hitlers in München eröffnet. Hoffmann wurde zunächst als Hauptschuldiger (Gruppe I) eingestuft, Hoffmanns Professorentitel wurde annulliert; es gelang ihm jedoch immer wieder, gegen die Entscheidung des Gerichts, das eine Freiheitsstrafe von zehn Jahren verhängt hatte, Rechtsmittel einzulegen. Schließlich wurde er zu vier Jahren Haft und zur Konfiszierung seines gesamten Vermögens verurteilt, welches 1943 auf sechs Millionen Reichsmark geschätzt wurde und allein 278 Kunstwerke enthielt.

Nach seiner Entlassung aus der Haft im Jahre 1950 siedelte er sich in dem Dorf Epfach an, rund 80 Kilometer südwestlich von München. In der Sowjetischen Besatzungszone wurden sämtliche Schriften und Bildbände Hoffmanns auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.

Zitatende
(Wikipedia)

 

 
Rolf Liebermann

   ... am 14. September 1910 geboren

 


Foto: Schröder Verlag

 






'Göndi' war in dritter Ehe mit ihm verheiratet - sie liebte ihn, er wollte sie verlassen - sie wollte ihn gehen lassen, aus Liebe, konnte aber nicht ohne ihn leben - sie fragte, was soll ich tun, da ich dich gehen lassen will, aber nicht ohne dich leben kann?
Er sagte: "Schreib ein Buch über mich!"




Foto: NDR Ticketshop.de

 

Der Aufstieg von Rolf Liebermann, dem Juristen, Assistenten von Hermann Scherchen, Radiomann in der Schweiz, der Intendant in Hamburg wurde, dann nach Paris ging und wieder nach Hamburg an die dortige Staatsoper zurückkehrte

Der Komponist des 'Furioso' von 1947, das seinen Namen in der Welt bekannt machte, 1952 kam seine 'Leonore 40/45' in Basel heraus, 'Penelope' wurde bei den Salzburger Festspielen 1954, die 'Schule der Frauen' 1955 uraufgeführt.
Er war der Meinung, dass es bald nur noch die großen Theater mit Stückverträgen geben werde, die kleinen Ensembletheater müssten aus Geldgründen und Publikumsschwund mangels qualitätsvoller Produktionen, die auch die Jugend ansprechen und nicht den Bildungsauftrag außer Acht lassen, schließen.
Hatte er unrecht?

Viele Sänger und Sängerinnen wurden von ihm gefördert - er holte Placido Domingo in dessen Anfängen an die Hamburgische Staatsoper.


 


Will Quadflieg


   ... am 15. September 1914 geboren
 


Foto: imdb.com

 

   






'Wir spielen immer' war der Titel seines Buches, in welchem er mitteilt, dass er 'in Propagandafilmen idealistische Jünglinge gespielt' habe.

Dass er die Rolle berühmter Schauspieler im NS-Staat verschweigt, dokumentiert seine kollegiale Haltung und dass er ein unpolitisches Privatleben führte.

 

Ab 1940 war er der Jungstar an Heinrich Georges Schiller-Theater in Berlin und in vielen Filmen zu sehen:

'Der Maulkorb', 'Kora Terry', in antibritischen Filmen 'Das Herz der Königin', 'Mein Leben für Irland'.

Ab 1947 engagiert am Schauspielhaus in Hamburg - unter Gründgens spielte er den Faust in der Verfilmung mit dem Intendanten als Mephisto.

Er zog sich in den 60er und 70er Jahren weitgehend von der Bühne zurück als die Modernisierer ihr Werk der Zerstörung begannen, indem sie Meisterwerke für ihre Quatschinszenierungen verkleisterten und mit schwachsinnigen Aktualisierungen überklebten.

Erst mit Rudolf Noelte, der sich dem Autorentheater verpflichtet fühlte, kehrte Quadflieg wieder auf die Bühne zurück, spielte am Thalia in Hamburg.

Dem breiten Publikum bleibt er in Erinnerung als Heribert Sachs in Dieter Wedels TV-Opus 'Der große Bellheim'.
 

 
Ernst Deutsch

     ... am 16. September 1890 geboren
 


Foto: Bertelsmann Schallplattenring

 







 


Auf dem Hradschin spricht er dem Regisseur Berthold Viertel den Romeo in der Balkonszene vor.

Daraufhin erhält er ein Engagement an das Volkstheater in Wien.

Dort spielt er mit Fritz Kortner den Titus in 'Alles um Geld' von Eulenberg und schließt Freundschaft mit Franz Werfel und Ernst Polgar.

Ab 1916 am Albert-Theater in Dresden, hier ist er der Moritz Stiefel in 'Frühlingserwachen', der Tasso, der Mortimer - in Dresden verabschiedet er sich als Oswald in 'Gespenster'.

Schon ab 1917 bei Reinhardt in Berlin z.B. als Arnold in 'Michael Kramer'.

1918 kam der Film, der ihn auch nach der Emigration nach Hollywood beschäftigte, hier unter dem Pseudonym Ernest Dorian meist in Nazi- oder Offiziersrollen.

1947 kehrte er an das Burgtheater in Wien zurück.
In dem Film 'Der dritte Mann' von 1949 neben Orson Welles war er der Baron Kurtz.

Er gastierte in der ganzen Welt, war Nathan und Shylock - auch in der Inszenierung von Piscator in seinem letzten Auftreten in Berlin.

Als Charakterschauspieler der Nachkriegszeit in Hauptmanns 'Vor Sonnenuntergang', in Salzburgs Jedermann 'Der Tod'.


 

 

Heinrich Laube

    ... am 18. September 1806 geboren


Foto: ZVAB

 

 















 

 

 


Er war ein Jugendfreund Richard Wagners in Leipzig und später in Dresden.
 

 Die Julirevolution von 1830, den Aufstand in Polen erlebt Laube in Leipzig, er ist Redakteur der 'Zeitung für die elegante Welt' und kennt den 17-jährigen Richard Wagner, der die Druckmaschinen seines Schwagers Brockhaus zu sichern sucht, der aber auch in dem Blatt seinen ersten Aufsatz 'Die deutsche Oper' veröffentlicht.

Der Briefroman 'Das junge Europa' dokumentiert Laubes Einstellung zum 'Jungen Deutschland' - alles war jung und neu an ihm, er dachte in die Zukunft. Er war ein 'früher '68-er', die freie Liebe war seine Idee, alte Sitten waren für ihn tot.

Wegen burschenschaftlicher Umtriebe und Anstiftung zur Unzufriedenheit gegen den Deutschen Bund wird er verhaftet, in Naumburg unter Hausarrest gestellt und 1836 zu sieben Jahren Festungshaft verurteilt.

Die Strafe wird auf 18 Monate reduziert, die er auf Schloss Muskau in der Oberlausitz verbringt, diese allerdings fast 'in Freiheit' auf der großzügigen Gartenanlage.

1849 wird er für 18 Jahre Leiter des Hoftheaters in Wien, übernimmt dann noch 1869 das Stadttheater in Leipzig und 1872 das Wiener Stadttheater, das er bis 1880 leitet.


 


Veit Harlan


    ... 22. September 1899 geboren




Foto: Amazon.de

   

 

 

 

Dass er mit der Jüdin Dora Gerson verheiratet war, von der er sich 1924 scheiden ließ und die 1943 in Auschwitz ermordet wurde, dass Hilde Körber ab 1929 seine zweite Frau war - ist wenigen bekannt.

Mehr Aufmerksamkeit erhielt die Ehe mit Christina Söderbaum von 1939, da diese Darstellerin in den meisten seiner Filme auftrat, so in 'Jugend', 'Die Reise nach Tilsit', 'Jud Süß', 'Der große König', 'Die goldene Stadt', 'Kolberg'.


Harlan war anfangs Schauspieler am Staatstheater in Berlin, ging dann in die Regie - hauptsächlich Film - und gewann das Vertrauen der Nazis, da er die Themen richtig wählte, die Besetzung stimmte, das Endergebnis gefiel, so dass er mit Preisen geradezu überschüttet wurde.

Für 'Flüchtlinge' erhielt er 1933 den Staatspreis der Reichsregierung,
für 'Der Herrscher' den Nationalen Filmpreis,

Für diesen Film wurde er von Hitler empfangen und Goebbels meinte am 12. März 1937 im Tagebuch:
'Modern und nationalsozialistisch. So wie ich mir die Filme wünsche ... Der 'Führer' ist  davon ganz ergriffen.'

Für 'Jud Süß' das Prädikat
staatspolitisch und künstlerisch besonders wertvoll, jugendwert
.
Hierzu notierte Goebbels am 18. August 1940 im Tagebuch:
'Ein antisemitischer Film wie wir ihn uns nur wünschen können.'

Und 'Kolberg' erhielt noch im letzten Moment des Dritten Reichs die Auszeichnungen:
- Film der Nation,
- staatpolitisch und künstlerisch besonders wertvoll,
- kulturell wertvoll,
- volkstümlich wertvoll,
- anerkennenswert,
- volksbildend,
- jugendwert.

Goebbels hielt am 1. Dezember 1944 im Tagebuch fest:
'Dieser Film ist für die Stimmung des deutschen Volkes von heute einer gewonnenen Schlacht gleichzusetzen.'
1949 wurde er im Rahmen der Entnazifizierung vom Vorwurf des Verbrechens gegen die Menschlichkeit vom Vorsitzenden Richter Dr. Tyrolf freigesprochen.
 


Wallenstein

 

   ... am 24. September 1583 geboren

Die Reformation setzte den Menschen zu - ihr Halt an der katholischen Religion ging verloren durch Vernunft, Wissen, die beide das Glauben ersetzte.
Sie sahen sich dem Übersinnlichen ausgesetzt, sahen die Sterne und begannen sie, in ihr Leben mit dem Wunsch nach einem Totalbild einzubinden.
Schiller bediente diese Tendenzen eines romantischen Aberglaubens als er die Astrologie in seinen Wallenstein aufnahm.

'Seni', eigentlich: Giovanni Battista Senno, war nach Golo Mann ein Scharlatan, der von Octavio Piccolomini bei Wallenstein eingeführt wurde.

Der 46-jährige überragende Militärstratege begab sich in die Hände eines etwas mehr als 20-Jährigen.
Die Hintergründe, warum es gerade dieser Jüngling sein musste, sind nicht aufzuklären.
Vieles aber ist in mehrfacher Hinsicht denkbar.

Dass nicht alles rational entschieden wird, war und ist jedermann bekannt, hinterher ist die Klarheit größer. Da nun aber von Tag zu Tag die Sterne am Himmel stehen und man von altersher wusste, wie Mond und Sterne das Leben beeinflussen, so geriet die Menschheit in die Abhängigkeit der Astrologie.

Die Sterndeutung lag also im Falle Wallensteins in der Hand Senis, da Kepler mit seinen Voraussagen den Feldherrn nicht tagesgenau befriedigen konnte.

Seni war überall neben Wallenstein, er hatte Tag und Nacht Zugang zu ihm, war ihm nah, gab Ratschläge, wurde gut entlohnt und lieferte das, was Wallenstein forderte - die Tagesauskunft.
Er erfuhr auch von den Strömungen gegen den von ihm so völlig Abhängigen - dessen Leben in den Händen des ihm so Nahestehenden lag.

Den Mord sagte aber er so kurzfristig voraus, so dass Wallenstein seinem Ende nicht mehr entgehen konnte.
Belegt ist, dass Seni bestochen worden war und für Geld Wallenstein opferte.

Schillers dramatisches Gedicht 'Wallenstein' in drei Teilen wurde von 1798 - 1799 in Weimar uraufgeführt.
Basis des Werkes ist die Beschäftigung Schillers mit dem Dreißigjährigen Krieg - der ja gerade 150 Jahre zuvor zu Ende gegangen war - und dem rätselhaften Feldherrn Albrecht Wenzel Eusebius Wallenstein.

Regisseure mit großer Reputation setzten das Werk in Szene:

- Leopold Lindtberg,
- Oscar Wälterlin,
- Ulrich Erfurth,
- Karl Paryla,
- Gustav Gründgens,
- Hans Schalla,
- Hansgühnter Heyme,
- Walter Felsenstein,
- Manfred Wekwerth.

Die dramatische Einrichtung von Heiner Müller in der Regie von Klaus Emmerich
von 1985 konnte nicht überzeugen.
 


Minna von Barnhelm

   ... am 30. September 1767 uraufgeführt

Lessing gilt als wichtigster Wegbereiter der Weimarer Klassik.
Seine Dramen der noch vom barocken Stil geprägten Generation werden heute kaum mehr gespielt, jedoch um so mehr seine Werke 'Miss Sarah Sampson', 'Minna von Barnhelm', 'Emilia Galotti', 'Nathan der Weise'.

Er setzte den damaligen Vorbildern Racine, Corneille als Vorbild Shakespeare entgegen und schuf eine Neuinterpretation der Aristotelischen Dramentheorie.

Lessing hatte die Minna als 'Intrigantin mit guter Absicht' konzipiert und damit eine Frau auf die Bühne gestellt, die sehr wohl weiß, wie sie sich selber ins rechte Licht setzen und dabei auch noch die Umwelt und den Liebhaber mit einbeziehen kann.

Lovis Corinth schuf die Bühnenbilder für eine Aufführung der 'Minna' in der Regie von Max Reinhardt am 14. Januar 1904 mit Agnes Straub in der Titelrolle und Eduard von Winterstein als Tellheim, 1910 inszenierte er das Stück in München mit Else Heims - seine damals erste Ehefrau - und wieder Eduard von Winterstein.

1951 brachten die Münchner Kammerspiele das Stück in der Inszenierung von Fritz Kortner mit Maria Wimmer als Minna und Horst Caspar als Tellheim wie auch ebenfalls an den Kammerspielen die Einrichtung von Dieter Dorn mit Cornelia Froboess und Helmut Griem.

In seinem 'Heldenplatz' lässt Thomas Bernhard den Sohn des verstorbenen Professor Robert Schuster, Lukas Schuster, während des Beerdigungsessen sagen:
 

Zitat

'Minna von Barnhelm
das ist abgeschmacktes Theater
als Ablenkungstheater allerdings
nicht zu unterschätzen


zur Mutter

In Nathan der Weise
in diese verlogenen Pathetik
wäre ich mit dir gegangen
aber Minna von Barnhelm
das ist zu lächerlich'

Zitatende
 

 

 



Personalia

 

 

Zitat
Musikkultur Rheinsberg

Dr. Benedikt Poensgen

10.05.2021. Dr. Benedikt Poensgen (53) wird ab Herbst 2021 neuer Geschäftsführer der Musikkultur Rheinsberg gGmbH. Dies haben die Gesellschafter und die eingesetzte Findungskommission im Rahmen eines zweistufigen Bewerbungsverfahrens entschieden. Poensgen folgt damit auf Thomas Falk, der die gGmbH seit 2016 in dieser Position leitet.

Benedikt Poensgen ist seit 2010 als Leiter des Kulturbüros der Landeshauptstadt Hannover tätig. Zuvor war er seit 1998 Geschäftsführer und seit 2007 Geschäftsführender Intendant der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen GmbH.

Poensgen hat neben Musikwissenschaften Italienisch und Amerikanistik in Hamburg und Bologna studiert, arbeitete danach im Bereich Musikmanagement und promovierte im Jahr 2004 an der Universität Hamburg über Alessandro Scarlatti.
Zitatende

Quelle: https://professionals.klassik.com/karriere/details.cfm?ID=2604

www.musikkultur-rheinsberg.de
 






Ein Interview

WohnArt:

Frau Professor Gilles, Sie geben nach Ihrer langjährigen Tätigkeit als Opern- und Konzertsängerin, danach Dozentin an der Hochschule für Musik und Theater Hannover und währenddessen einem Studium an der Uni Hildesheim mit dem Abschluss Dipl.- Kulturwissenschaftlerin das Kulturjournal und dazu die ‘Mitteilung an meine Freunde‘ heraus. Was bezwecken Sie damit?

Gilles:
Wir haben seinerzeit aus gutem Grund in Hannover eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen und die Publikation ‘Mitteilung‘ eingerichtet, die für die Zeit nach den Intendanzen Puhlmann und Klügl an der Niedersächsischen Staatsoper Hannover ein faires öffentliches Bewerbungsverfahren zur Neubesetzung der Planstelle ‘Opernintendanz‘ forderte, zumal seit 2002 Kündigungen Tausender von Abonnenten und ein stetiger Rückgang der Besucherzahlen – Schließung des dritten Ranges war die Folge – zu verzeichnen war.
Statt eine öffentliche Ausschreibung durchzuführen, wurde vom Hinterzimmer des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur – bar jeder Transparenz und Fachkompetenz – einfach irgendjemand nach Hannover geholt.

WA:
Ja, aber die neue Intendantin hat doch erreicht, dass die Oper Hannover zum Opernhaus des Jahres gewählt wurde.

Gilles:
Wir können leider nicht nachvollziehen, wie es zu dieser ‘Auszeichnung‘ kommen konnte, wenn doch der Spielplan in der Hauptsache Wiederaufnahmen aus der Zeit ihres Vorgängers Dr. Klügl beinhaltet. Wäre das alles zu dessen Zeit schon so toll gewesen, hätte doch das Ensemble diesen Preis vor Jahren schon erhalten müssen. Außerdem: Es wurden ja so viele Theater zum ‘Opernhaus des Jahres‘ gekürt, zahlreiche Organe und Vereinigungen tun das. Die Fachzeitschrift ‘Opernwelt‘ beispielsweise hat Genf und Frankfurt am Main zu ihren ‘Opernhäusern des Jahres‘ gewählt.

WA:
Sie kritisieren also die Verfahren?

Gilles:
Film und Theater befinden sich – unabhängig von Corona –
in einem personellen Krisenzustand.
In den USA: Weinstein, Epstein, Levine – von diesen Skandalen wusste die Welt – alles Auswüchse der Verhaltensduldung durch entsprechendes Leitungspersonal.
#MeToo deckte auf.

Im europäischen Raum Vorgänge z.B. in Trier, in Karlsruhe, in Wien, in Düsseldorf, in Berlin.
Am Staatsschauspiel Hannover wird aktuell eine Stelle eingerichtet, die einen Gast während seiner Tätigkeit als Regisseur beaufsichtigt, damit das Ensemble vor Attacken dieses Spielleiters bewahrt wird.

Bürger wurden anlässlich der unsäglichen ‘Freischütz‘-Produktion von Mitarbeitern der Hannoverschen Staatsbühne beschimpft und verbal in braunen Sumpf gesteckt.
Das Theater griff nicht ein.

WA:
Wie sehen Sie denn die weitere Zukunft der Theater?

Gilles:
Weder Politik noch Bühnenverein haben sich um Kunst und Kultur an den Theaterhäusern gekümmert. Man ließ alles laufen, da ja Kunst und Kultur wegen mangelnder eigener Fachkenntnisse zu ‘klebrig‘ und damit gefährlich in Bezug auf die eigene Positionierung beziehungsweise den Aufstieg in politische Höhen sind. Daher weisen wir als Bürgerinitiative ungeschminkt auf unqualifiziertes Handeln in den Leitungspositionen hin. Es ist inzwischen Usus, dass Personen, die ein Stück, dessen Inhalt und Bedeutung sie nicht kennen, verstehen oder verstehen wollen, in irgendeiner beliebigen Form auf die Bühne bringen. Nur weil gerade eine Idee im Kopf herumspukt wie der Filmregisseurin Doris Dörrie, die meinte ‘Rigoletto‘ als Bühnenfassung des Films ‘Der Planet der Affen‘ zu inszenieren. Fragen Sie Zubin Mehta, er wusste vor lauter Affenmasken nicht, wem er gerade welchen Einsatz geben sollte. Das Stück erklärt eine derartige Veralberung und Verunstaltung keineswegs besser oder verständlicher so in der Art.

Lesen Sie bei www.telezeitung-online.de gleich auf der Titelseite unter dem Link telezeitung-online/'Bemerkungen' einige unserer Kommentare zum ‘Zerbrochnen Krug‘ oder zur ‘Tosca‘ oder zur ‘Aida‘ in Hannover oder ‘Kabale und Liebe‘ am Deutschen Theater in Berlin oder ‘Tristan‘ in Braunschweig, in Regensburg, in Landshut und auch ‘Manon‘ und ‘Aida‘ in Regensburg. Alles Verfälschungen der Werke mit Billigung der Intendanzen, von denen ummäntelt mit dem Hinweis auf ‘Freiheit der Kunst‘.

Damit aber Nichterfüllung des Bildungsauftrages, Verlust aller Werte unter Vergeudung von Steuergeldern bei gleichzeitiger Forderung nach Systemrelevanz, die unter diesen Umständen auf keinen Fall zugestanden werden kann.

Es müssen also schon – wie in Augsburg – bei der Ausschreibung von Leitungspositionen qualifizierte Vorgaben der Betreiber gemacht und festgestellt werden, was und wie ein Theater im Land, in einer Stadt, in einer Kommune spielen soll.

Jetzt die Theaterleitungen an mehrere Personen zu verteilen wird nicht funktionieren. Das hatten wir schon alles in Frankfurt am Man unter Peter Palitzsch. Da bestimmte dann das Reinigungspersonal kraft Amtes im Rahmen eines Mitbestimmungsmodells, ob ‘Carmen‘ nun gespielt wird oder nicht.

WA:
Wir bedanken uns für die Hinweise.


 






Schlussbemerkung
 

Was ich nicht begreife, ist, dass wir Deutschen nach dem entsetzlichen Krieg mit Fleiß und Anstand unser verwüstetes Land wieder aufgebaut haben, nach und nach die alten Nazi-Größen in den Ämtern ausgetauscht und mit der 68-er Revolution neue Formen des Zusammenlebens eingeführt haben, dabei unseren Theatern einen hohen Stellenwert zuerkannten, aber dann das alles vergaßen, als seit den 80er Jahren eine neue Masche namens ‘Anything goes‘ sich breit machte.

Ein Musical von Cole Porter gleichen Namens importierte ein Lebensgefühl auf die Bühne. Danach überfiel eine Horde von Regisseuren unsere klassischen Opern und Schauspielhäuser unter diesem Motto, die in maßloser Selbstüberschätzung ihre privaten Sex- und Politprobleme den Meisterwerken und dem erschrockenen Publikum überstülpten.
Diese Welle des Ekels unter dem Vorwand politischer Relevanz treibt bis heute das Publikum aus den Theatern überlebt aber dank der Subventionen durch die politischen Amtsträger, die weder Interesse noch kulturelles Wissen besitzen.

Massenveranstaltungen in gehörschädigender Lautstärke im stampfenden Zweiertakt schaffen das Gefühl von dumpfer Zugehörigkeit. Klassische Musik wird als lächerliches langweiliges völlig uncooles Gedudel diffamiert. Bildung aber nicht Dressur auf ein politisches Ziel seien es Ausbildungen für kriegerische Einsätze wie im griechischen Sparta oder ideologische Indoktrinationen wie bei der HJ, bei dem BDM oder der FDJ, sondern der Bildungsgedanke Humboldts, der Bildung als “höchste und proportionierteste Ausbildung der Kräfte eines Menschen mit dem Ziel der Verknüpfung unseres Ichs mit der Welt zu der allgemeinsten regesten und freiesten Wechselwirkung“ versteht, kann unsere ehemalige Kulturnation wieder aus dem Tief von Verdummung und Verrohung führen.

Die wunderbar reiche deutsche Sprache ist mit modischen Anglizismen durchsetzt und durch eine falsch verstandene Frauenfreundlichkeit mit Glottis_innen und dümmlichen Sternchen, um irgendwelche sexuellen Varianten darzustelllen, verunziert. Im Übrigen pöbelt man gröbstens in Fäkalsprache, während unsere kulturellen Volksvertreter sich ganz regungslos in ihre Sessel schmiegen, der sie langsam und sicher nach oben in höhere noch besser bezahlte Ämter trägt.

Die klassische Musik, das Erlernen eines Instruments, das Singen im Chor, das Mitwirken im Schul- und Jugendorchester sind unverzichtbar im Kampf gegen Verdummung und Verrohung.

Dies ist kein esoterisches Gefasel, sondern pädagogische Notwendigkeit, denn “Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie“ schrieb Ludwig van Beethoven. Ich glaube ihm, nicht aber all dem destruktiven Schrott, denn den kann ich nicht begreifen und ‘anything goes‘ geht jedenfalls gar nicht.

ML Gilles

 

 

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