Die Nds. Staatsoper Hannover spielt Wolfgang Amadeus Mozarts
‘Cosi fan tutte‘ in einem speziellen Etablissement und zeigt die
Protagonisten ‘wenig bis kaum‘ bekleidet.
Partnertausch, psychologische Beratung, Swinging im Club.
Die szenische Ausstattung bewegt sich – mehr oder weniger – in Permanenz,
Protagonisten rennen planlos herum, hampeln mit Teddybären umeinander und
sind zwangsweise durch Großprojektionen unbekleideter Männer und Frauen
abgelenkt.
Es wird heute die Unkenntnis des Publikums genutzt und offensichtlich die
Meinung vertreten, Beifall bedeute Wahrheit und Qualität.
Dabei wird Gags applaudiert und Verfälschungen dessen, was Textdichter und
Komponist wollten, beklatscht.
Bemerkungen zu ‘Così fan tutte‘
Die Revolution
in Frankreich hatte im Sommer 1789 begonnen.
Die europäischen Herrscherhäuser schauten besorgt an den westlichen Rand des
Kontinents.
Man begann sich zu einer Koalition zusammenzufinden, um die Aufständischen
in die Schranken zu weisen.
Auch Friedrich Wilhelm II. meinte in Berlin, einen 'Spaziergang nach Paris'
unternehmen zu müssen.
Er sollte sich wundern.
Karl Eugen von Württemberg besuchte eben noch Versailles, um vor Ort zu
sehen wie denn Ludwig XIV. dort nun so gelebt hatte.
In seinem Todesjahr, 1793,.starb auch der König von Frankreich, der aber am
Schafott.
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Sah man damals ‘Così fan tutte‘ mit einem
Augenzwinkern, wusste das Publikum doch um die Um- und Zustände in dem Werk.
Und doch hatte man 1790 seine Probleme, stufte man das Werk doch als zu
frivol ein.
Heute lässt sich der Mummenschanz kaum noch einigermaßen glaubwürdig
darstellen.
Zwei Offiziere verkleiden sich, um die Treue ihrer Bräute zu prüfen.
Eben haben sie sich als Uniformierte auf eine Reise begeben - keiner der
beiden Damen und die Zofen prüfen, ob das stimmt - dann kehren sie kaum von
der Bühne abgegangen als Orientalen wieder.
Und die Damen erkennen nicht, wer sich da anschleicht?
Dazu kommt, dass die Zofe sich auch noch als Notar verkleidet - und das
merkt niemand, wer da in dem Talar steckt. Eine Kolorateuse macht auf
Bassist.
Was soll man wie machen, damit es für die Theaterbesucher noch glaubwürdig
dargestellt werden kann?
Es bleibt kaum etwas als dem Publikum klarzumachen, alle drei Damen wissen,
wer die beiden Herren sind, drehen den Spieß um und blamieren Tenor und
Bariton - nur die 'Story' mit ihrem Text passt dann nicht mehr.
Indiskutabel, wie man das Stück kürzlich im ehemaligen Zonenrandgebiet
spielte:
Bemerkungen_zu_
'Cosi_fan_tutte'_im_'Staatstheater_Braunschweig'_
28.02.2014.htm
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Eine andere Sicht auf das Stück stellte die Neuköllner Oper vor.
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Zitat
Neuköllner Oper
Berlin
Così fan tutte
oder Die Schule der Liebenden
Opera buffa von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo da Ponte
Fassung für die Neuköllner Oper von Winfried Radeke (Musik), Peter
Lund (Texte der Gesangsnummern) und Robert Lehmeier (Einrichtung der
Dialoge)
Premiere am 14. August 2003
Ein Sakrileg? Die Neufassung einer Mozart-Oper – gerade diese Oper
hatte es insbesonders im bürgerlichen 19. Jahrhundert schwer
getroffen. Freilich: es ging um den Text. Der Vorwurf lautete,
Mozart habe seine himmlische Musik an einen grottenschlechten Text
verschwendet. Dass sich selbst Beethoven und später auch Wagner
nicht zu schade waren, in diesen Chor einzustimmen, hat dem Werk
bestimmt nicht genützt. Nun, da zu Beginn des zwanzigsten
Jahrhunderts wiederum andere soziale Bedingungen und neue
Verwerfungen ein Licht auf das Private der Zweisamkeit scheinen
ließ, war es zunächst Richard Strauss, der nicht nur das
musikalische Material sorgfältig restaurierte, sondern auch für die
Realisierung einer vielbeachteten Münchner Aufführung sorgte, die er
selbst dirigierte.
Und nun also fängt alles von Vorne an? Die Neuköllner Oper erstellt
eine eigene Fassung – warum? Gut. Häufig stieß man sich, auch heute
noch, an der Grundkonstruktion dieser Oper: Dass die Männer den
Frauen gewissermaßen naturgegebene Neigung, und damit über kurz oder
lang Untreue unterstellen; dass die Probe gemacht werden muss, da
uneinsichtige Heißsporne dieses Gesetz der Natur, sentimental
verklärt, nicht anzuwenden bereit sind auf ihre auserwählten
Partnerinnen; und dass sie schließlich höheres Walten anzuerkennen
haben. Dass also der Frauen Los die Abhängigkeit ihrer „anima“ vom „animus“
der Herren der Schöpfung sei usw. usf.
Diese Sichtweise ist allerdings nicht maßgeblich für die Fassung der
Neuköllner Oper, denn es soll der Versuch gemacht werden, dieses
Spiel, diese Versuchsanordnung jenseits einer
geschlechtsrollenspezifischen Verteilung anzuwenden. So sind alle
Rollen, alle Figuren männlich besetzt. Es stellt sich viel
allgemeiner nämlich die Frage, welche Projektionen uns heute den
Halt in der – handschweißhemmend Beziehung genannten –
Paarverbindung versprechen. Welchen Wert, welche Tragweite haben
Begriffe wie „Treue“, „Versprechen“, „Vertrauen“? Ist das Modell der
zweisamen Zukunftsgestaltung ein zeitgemäßes?
Wir verlegen nun den Ort der Handlung in eine Art Privatgalerie.
Dort hat vielleicht gerade eine Vernissage stattgefunden, die
anschließende Party bot Gelegenheiten, sein Standing zu prüfen, doch
am Ende hat der Kick wieder einmal noch nicht stattgefunden. Es
kommt zur Wette…
Und da wir es also nunmehr nicht allein mit zwei, sondern mit drei
Paaren zu tun haben, hat die Neuköllner Oper noch zwei weitere Paare
mit einbezogen. Es sind dies die Musiker, die zu zweit jeweils an
den zwei Flügeln Mozart spielen: „Così fan tutte“!
Musikalische Leitung: Jens-Karsten Stoll; Regie: Robert Lehmeier;
Bühne: Markus Meyer; Kostüme: Marcel Zaba
Mit: Michael Bielefeldt, Gero Bublitz, Assaf Kacholi, Jan Remmers,
Christian Senger und Matthias Ehm
Zitatende |
Quelle:
https://www.neukoellneroper.de/play/cosi-fan-tutte/
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Kommentar zur Aufführung von
'Così fan tutte' an der
Nds. Staatsoper Hannover
Als Premieren-Abonnent macht man sich
natürlich besonders Gedanken über die Führung der Nds. Staatstheater
Hannover GmbH, denn schließlich sind erste Vorstellungen einer Produktion
dem Augenmerk der Welt ausgeliefert.
Zur Spielplangestaltung 2021/22 ist nur kurz zu sagen: sie wird dem
Bildungsauftrag nicht gerecht.
Corona verhinderte die Wiederaufnahme der schauerlichen Berger’schen
‘Fledermaus‘ und seiner ‘Braut‘.
Wer weiß, was der Frau Geschäftsführerin der Nds. Staatsoper Hannover GmbH
noch wiederaufzuwärmen gedenkt. Der ‘Rigoletto‘ steht ja ins Haus.
Das Programmheft ‘Così‘ mit 32 Seiten – einschließlich U-1 und U-4 – ist
wenig aussagekräftig, zeigt es bis auf 19 Seiten Text, nur Bilder und
Werbung.
Fast drei Stunden Spielzeit ist, bei einer Regieführung, die das Stück in
seiner Grundsubstanz nicht erschließt, kaum zu ertragen.
Hannover macht bei ‘Così‘ Striche auf, lässt z.B. die zweite Dorabella-Arie
zu (klar, Hannover ist ein weltberühmtes Haus mit ‘connections‘ nach
US-Amerika und ist dazu geradezu verpflichtet.)
Was hat man szenisch wieder alles draufgeklatscht:
Was soll das Kind, angeblich Dorabellas Tochter, das die Nr. 8
('Soldatenchor' - Klavierauszug Breitkopf Seite 53) plärrt?
Wie so überhaupt Kinder auf der Szene, die um diese Zeit, am Ende des Abend
ins Bett gehören, und dem Fortgang der Handlung nicht dienlich sind.
Warum hat man die Großmutter von Guglielmo,
die – und das weiß man doch als arrivierter Dramaturg - mit vier Nadeln
Strümpfe strickte und dabei immer wieder Maschen fallen ließ, woraus für den
Enkel Guglielmo ein Trauma entstand,
nicht als Figur in das Stück genommen?
(Leuchtkörper rauf, Leuchtkörper runter) (Hubpodien rauf, Hubpodien runter.)
Was soll der Flieger aus Sperrholz, die Hochzeitstorte ( die hatten wir im
Otello in Regensburg schon vor Jahren) und – ach, wie goldig: die Schaukel.
Finally, um im Sprachgebrauch der Frau Geschäftsführerin der Nds. Staatsoper
Hannover GmbH zu bleiben: es ist zu bemerken, dass der Dramaturg - wie er im
Rahmen der ‘Carmen‘-Einführung vorgab - Männer hasst.
Screenshot Staatsoper Hannover GmbH
Das ist natürlich in der heutigen Zeit ja geradezu sträflich. Wie will er
denn da Karriere machen?
In der Komischen Oper Berlin kamen seinerzeit Ferrando und Guglielmo als
Paar zusammen, die Frauen überließ man sich selbst.
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Wie sich das Nds. Staatsschauspiel
Hannover darstellt, zeigt sich in der Nennung des Titels eines Stückes von Molière
Da wird
behauptet, man werde spielen:
Dass Molière ein Stück mit diesem Titel nie
schrieb, ist dem Staatsschauspiel nicht aufgefallen.
Man möge sich am Nds. Staatsschauspiel Hannover doch ein Beispiel nehmen an:
Zitat
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Der
eingebildet Kranke
Komödie nach Molière in hessischer Fassung von Wolfgang Deichsel
Der wohlhabende Bürger Argan ist ein begnadeter Hypochonder, der mit
der Einbildung, er sei sterbenskrank, seine Familie tyrannisiert.
Glauben schenkt er nur seinem Arzt und seinem Apotheker, die davon
prächtig profitieren. Die treue und gewitzte Haushälterin Nannche
versucht schließlich mit einem raffinierten Plan, dem eingebildet
Kranken die Augen zu öffnen.
Zitatende –
Quelle:
https://www.barock-am-main.com/programm/der-eingebildet-kranke?base=archiv
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Dort, in Frankfurt, spielte man tatsächlich das
Stück mit dem richtigen Titel.
Und hier in Hannover ein klassischer Fall von ‘alternative facts‘. In einem
Artikel auf Seite 23 vom 31. August 2021 in der Hannoverschen Allgemeinen
Zeitung, werden wider besseren Wissens Dinge behauptet, die den Tatsachen
nicht entsprechen.
Das Schlimmste, dies auch noch vehement zu verteidigen, wissend, dass es
sich um Fehler handelt,
denn das Stück trägt den Titel
‘Le
Malade imaginaire‘, heißt übersetzt: ‘Der
eingebildet Kranke‘.
Spielen will man in Hannover am Staatsschauspiel
‘Der eingebildete Kranke‘
was übersetzt heißt: ‘Le Malade vaniteux‘ oder
'Le Malade prétentieux'.
Nur gibt es dieses Stück nicht und schon gar nicht von Molière geschrieben.
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Das Stück wird als
„Der
eingebildete Kranke“ angekündigt. Besserwisser würden jetzt sagen,
dass das falsch sei. Es müsse „Der eingebildet Kranke“ heißen, weil
der Kranke nicht eingebildet ist, sondern weil sich jemand
einbildet, krank zu sein.
Zitatende –
Quelle: HAZ – 31. August 2021 – Seite 23
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Und die Frau Regisseurin bemerkt dazu:
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Ich habe auch lange gedacht,
dass der andere Titel besser wäre, aber mittlerweile passt der
Titel, denn es stimmt schon, dass er eingebildet ist. Er ist wie ein
narzisstisches Kind.
Zitatende - –
Quelle: HAZ – 31. August 2021 – Seite 23
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Wenn denn die Frau Regisseurin glaubt, die Rolle des Archand so anlegen zu
müssen, dass er als ‘eingebildeter Affe‘ dargestellt wird, dann ist das „ein
Fall von andrer Art“, bedeutet aber, dass der Titel des
Stückes in ‘Le Malade vaniteux‘
geändert wird.
Hier geht es um Fakten, nicht um Besserwisserei, sondern um den
Bildungsauftrag, den das Theater zu erfüllen hat.
Es müsste hier die Frau
Geschäftsführerin der Staatsschauspiel Hannover GmbH eingreifen.
Zitat
Der
Dirigent Christian Thielemann im Interview
Über den "Wagnerklang" und Zukunftspläne
21.07.2021 von Johann Jahn/Bettina Jech
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Zitat
Für Wagner-Fans sind die Festspiele in
Bayreuth ein Muss. Das liegt nicht zuletzt am legendären
"Wagnerklang". Wie man den als Dirigent hinkriegt – und welche Rolle
dabei der berüchtigte Graben im Festspielhaus spielt? BR-KLASSIK hat
bei Christian Thielemann nachgefragt. Außerdem spricht Thielemann
über die Zukunftspläne nach seiner Zeit bei der Sächsischen
Staatskapelle.
BR-KLASSIK: Können Sie sich daran erinnern, wie Sie als junger
Assistent den besonderen Klang in Bayreuth zum ersten Mal erlebt
haben?
Christian
Thielemann: Ich hatte in Bayreuth schon in den
Siebzigern als
Wagner-Stipendiat "Götterdämmerung" und "Parsifal" gehört. Das war
natürlich ganz besonders, und ich hatte das Gefühl, als ob beim "Parsifal"-Vorspiel
im dritten Akt die Musik zwischen den Sitzen herauskam. Ich hatte
so etwas noch nicht gehört. Man hat das Gefühl, dass das ganze
Haus mitsingt – oder mitspielt. Als Assistent habe ich
dann erfahren, dass es dabei auf den Dirigenten ankommt. Und dass
man im Graben sehr viel – und ganz anders – proben muss.
Im Bayreuther Graben muss man auf die Assistenten hören - Christian
Thielemann
Viele Dinge habe
ich erst hier in Bayreuth gelernt: zum Beispiel flüssiger zu
dirigieren, als ich es davor getan habe, Mittelstimmen noch stärker
herauszuarbeiten oder klarer zu konturieren. Und: nichts geht ohne
gute Assistenten! Das ist auch etwas, das man hier lernt. Es ist
nämlich keine Ein-Mann-Show. Ich wäre nicht dort, wo ich hingekommen
bin, ohne meine vortrefflichen Assistenten. Und deswegen stehen sie
auch alle mit auf dem Programmzettel – zu Recht.
Im
Bayreuther Graben gibt es ein anderes Zeitgefühl
BR-KLASSIK: Was
ist es genau, was die Assistenten machen müssen, was Sie unten im
Graben nicht alleine vollbringen können?
Christian
Thielemann: Langsam, nach all den langen Jahren, weiß
ich Bescheid: Man muss eben sehr auf die Assistenten hören. Unten im
Graben muss ich mich entscheiden: Mache ich, was die sagen oder weiß
ich alles besser? Bei mir war damals noch Wolfgang Wagner dabei, der
sehr deutlich war mit seinen Anzeigen. Er hatte ja diesen
burschikosen Charme, und man hörte ihm besser zu. Ich fand mich zu
schnell bei der Generalprobe. Ich fand mich selbst schlecht. Doch da
stand dann Wolfgang Wagner vor mir und sagte: Ja, so müssen Sie das
machen. Und ich stand da wie ein begossener Pudel … Es ging mir
völlig gegen den Strich. Aber ich habe gelernt, dass man im
Graben ein völlig anderes Tempo- und Zeitgefühl hat – dadurch, dass
er abgeschlossen ist, und man die Dinge unten direkt
hört. Und übrigens: Auch wo die Sänger auf der Bühne stehen ist auch
ganz wichtig. Wenn sie zu nah am Proszenium vorne stehen,
dann gellt das zu sehr – und es scheppert.
Auf das Tempo des Dirigenten kommt es an
BR-KLASSIK: Wie
ist es mit dem Dirigentenschlag? Sie müssen ja gleichzeitig zwei
Ebenen bedienen: oben die Darstellerinnen und Darsteller – und unten
das Orchester. Wie funktioniert das?
Christian
Thielemann: Der Dirigent muss das Tempo unten im Graben
halten und die anderen müssen mitmachen. Unten am Pult kann es
passieren, dass ich zum Beispiel den Chor einen ganz kleinen Tick
später höre. Da muss man stoisch das Tempo halten. Und die Sänger
und Sängerinnen werden ja noch zusätzlich vom Chordirektor mit den
schönen roten Lämpchen von der Seite dirigiert. Ich muss im Sommer
in Bayreuth meine normalen Ohren quasi abschrauben und die
Bayreuth-Ohren aufschrauben. Man muss hier völlig anders hören. Und
deswegen ist es auch gut, wenn man nicht woanders dirigiert,
wenn man in Bayreuth ist.
Im Sommer muss ich die Bayreuth-Ohren
aufschrauben.
Christian Thielemann
Manch Debütant findet sich in Bayreuth nicht
so schnell zurecht
BR-KLASSIK: Die Sitzordnung im Orchester ist in Bayreuth ja auch
anders als üblich. Was bewirkt das?
Christian
Thielemann: Es gibt ein Grundproblem mit dem
Bayreuther Graben: Dass die Holzbläser nicht wie ein Fettauge auf
der Suppe schwimmen, wie man das sonst gewöhnt ist. Manchmal muss
man auch die Streicher ein bisschen zurücknehmen.
Gute Dirigenten bekommen es hin, aber brauchen meistens ein paar
Jahre dafür. Ich habe zum Beispiel Glück gehabt, aber es gibt
auch Debütanten, die sich nicht so schnell zurechtgefunden haben.
Man sagt: Ab dem dritten Jahr fängt es an, besser zu werden. Die
ersten Jahre sind immer schwieriger. Und da muss man als Zuhörer
auch gnädig sein.
BR-KLASSIK: Sie
haben seit Jahren ein sehr gutes Verhältnis zu Bayreuth und
zur Familie Wagner. Heuer haben Sie erstmals aber nicht mehr den
Posten des Musikdirektors inne. Welche Hintergründe hat diese
Entscheidung?
Das hat überhaupt
keine Hintergründe. Es sollte sowieso alles verändert werden und wir
haben uns überlegt, was dafür vonnöten ist. Eigentlich ist
der Titel "Musikdirektor" ja falsch. Es klingt danach, als hätte man
einen Einfluss zu nehmen auf andere. Man müsste eher sagen: Er
ist ein Ratgeber, wenn er gewünscht wird. Man muss die Kollegen
völlig schalten und walten lassen. Und vielleicht können das die
Assistenten sogar besser, was manche Details angeht. Wenn mich
jemand fragt: Worauf soll ich bei dem Stück achten? Ich könnte dazu
ein paar Tipps geben, mische mich aber überhaupt nicht in die Tempi
ein und mache auch nichts vor – um Gottes willen! Das hätte
ich selbst ja auch nicht schön gefunden, wenn das einer bei mir
gemacht hätte.
Thielemanns Neuorientierung für die Zeit nach Dresden
BR-KLASSIK: Um
Ihren Zukunftsplan gab es ja Aufsehen, nachdem
Ihr Vertrag bei
der Staatskapelle Dresden nicht verlängert wurde. In
der Passauer Neuen Presse haben Sie diesbezüglich von "einer Chance
auf Qualitätssicherung" gesprochen. Wie haben Sie das gemeint?
Christian
Thielemann: Vom Herzen her will man in Dresden bis zum
Ende seiner Tage bleiben, weil es dort so schön ist. Aber genau das
ist gefährlich. Ich habe manchmal die Angst, auf zu ausgetretenen
Pfaden zu gehen. Und gerade weil es mit diesem Orchester eine
Traum-Zusammenarbeit ist, ist es gut, nach 14 Jahren zu sagen: Ich
gehe dann, wenn die Leute sagen, warum denn? Wir wollen ja, dass es
weitergeht. Aber das Chef-Sein ist das, was so schwierig ist. Ich
komme zum Beispiel nicht dazu, Repertoire zu spielen, das ich seit
Jahren machen will – russisches oder französisches
Repertoire, zeitgenössische Stücke. Einfach weil ich so im Geschirr
gefangen bin, auf Tournee gehen zu müssen, die Stücke spielen zu
müssen, die das Publikum mit mir und der Staatskapelle Dresden hören
will. Nichts gegen Brahms und Bruckner, aber ich muss auch mal eine
ganz andere Schiene bedienen. Und ich spüre, dass das jetzt die
richtige Zeit dafür ist.
Wenn Not am Mann ist,
stehe ich zur Verfügung.
BR-KLASSIK: In
Bayreuth gibt es heuer also den Posten des
Musikdirektors nicht mehr, aber Sie sind nun mal DIE Dirigentenfigur
am Grünen Hügel. Sie dirigieren dieses Jahr auch eine "Parsifal"-Aufführung
am 10. August. Haben Sie sich schon mit der Debütantin Oksana Lyniv unterhalten,
die die Eröffnungspremiere leitet?
Christian
Thielemann: Nein, ich kenne sie überhaupt nicht. Ich war
in keiner einzigen Probe, weil dieses Jahr alle, die nichts vor
Ort zu tun haben, gar nicht reindürfen. Ich finde das auch richtig,
denn da kommen ohnehin so viele Menschen zusammen: Chor, Technik
usw. Wenn sich da dieses Virus durchfrisst, dann sind die Festspiele
gefährdet. Wir müssen jetzt alle Disziplin haben und an die Sache
denken. Die Leute können mich aber immer anrufen. Und wenn Not am
Mann ist, dann stehe ich gerne bereit.
Zitatende |
Quelle: Sendung: "Meine Musik"
mit Christian Thielemann am 7. August 2021 ab 11:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Was andere schrieben
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Zitat
Kritik – "Rheingold" an der Deutschen Oper Berlin
Viel Durcheinander, aber wenig Sinn
14.06.2021 von Peter Jungblut
Statisten in Unterwäsche und jede
Menge Rambazamba: Stefan Herheim inszeniert Wagners Musikdrama nah
an Puppenspiel und Jahrmarkt-Spektakel. Das ist furios bebildert,
bleibt jedoch oberflächlich. Dafür überzeugen die Sänger und die
Bühnentechniker – meint Peter Jungblut, der bei der Premiere am 12.
Juni anwesend war.
Foto: "Rheingold"
an der Deutschen Oper Berlin, Inszenierung: Stefan Herheim –
Szenenfoto | Bildquelle: Bernd Uhlig / Deutsche Oper Berlin
Das ist ja gerade noch mal gut gegangen – nein, nicht für die Götter
von Richard Wagner, die schreiten gut gelaunt ihrem Untergang
entgegen, sondern für die Bühnentechniker: Die haben überlebt, und
das war in diesem Fall eine ziemliche Herausforderung. Regisseur
Stefan Herheim und seine Mit-Ausstatterin Silke Bauer hatten sich
für das "Rheingold" dermaßen aufwändige Bilder ausgedacht, dass
enorm viele helfende Hände gebraucht wurden, und auch wohl etwas
Glück, denn immer wieder waren Techniker auf offener Szene sichtbar
und ziemlich hektisch im Einsatz.
Herheim spielt den
Bühnen-Animateur
Mitunter hielt das Publikum
schier den Atem an, ob es ihnen gelingen würde, diesen Vorhang
rechtzeitig verschwinden zu lassen, jene Riesenpuppen synchron zu
bewegen und die alles entscheidende Show-Treppe zeitgerecht zum
Finale in Position zu bringen. Kurz gesagt, es war ein farbenfrohes
Halligalli auf der Bühne, ein bildmächtiges Rambazamba, und das
märchenhafte "Rheingold" verträgt das natürlich sehr gut. Herheim
kommt vom Puppentheater, mag offenbar Fabeln und Sagen und spielt
leidenschaftlich gern den Bühnenanimateur. Deshalb dürfen auch ganz
viele mitmachen.
Keine Minute
langweilig
So
ideensprühend, wie er und sein Team nun mal sind, wurde es keine
Minute langweilig. Immer wieder überraschende oder verblüffende
Momente: Etwa, wenn Wotan vorzeitig beschließt, den umkämpften Ring
des Nibelungen einfach wieder in den Rhein zu werfen – das wäre ein
Happy End nach zwei Stunden, und der Rest von Wagners tragischem
Vierteiler hätte sich erledigt. Gut, dass die Partitur auf der Bühne
zur Hand ist, nur wegen ihr machen alle Beteiligten offenbar weiter,
und an einer Stelle muss sogar Richard Wagner persönlich eingreifen,
um das Gesamtprojekt vor einem schnellen, versöhnlichen Schluss zu
retten.
Was interessiert Herheim am
"Rheingold"?
Damit macht
Herheim deutlich: Diese Geschichte, die könnte jederzeit ganz anders
ausgehen, sie ist keineswegs zwangsläufig, wie alles im Leben. Hier
ist ein Theatermacher durch und durch am Werk, aber was Herheim, der
2022 das Theater an der Wien übernehmen wird, jenseits von der
opulenten Ausstattung und zahlreichen Gags am "Rheingold"
interessiert hat, blieb leider völlig unklar. Heerscharen von
Statisten müssen Koffer schleppen und eine geschlagene Stunde in
Feinripp-Unterwäsche herumstehen, zwischendurch auch mal von Liebe
träumen, das macht viel Durcheinander, viel Tempo, aber wenig Sinn,
was schon in München bei einer ähnlich vielköpfigen und überladenen
"Ring"-Inszenierung von Andreas Kriegenburg augenfällig war.
Und weil die "Walküre", der zweite
Teil des "Rings", an der Deutschen Oper Berlin ja schon Premiere
hatte, wurde deutlich: Diese Art üppige, bildstarke Trickserei mit
Wimmelbildern trägt inhaltlich nicht sehr weit.
Fast schon
unfreiwillig komisch
Es stimmt
schon, Richard Wagner mochte Budenzauber und wäre von so viel Licht
und Maschinerie begeistert gewesen, klagte er doch zu Lebzeiten gern
und wortreich über die begrenzten technischen Möglichkeiten. Aber
gute Unterhaltung war ihm eindeutig zu wenig. Und gegen Ende wurde
der bunte Abend in Berlin denn auch fast schon unfreiwillig komisch:
Die Götter sollten wie gewohnt über einen Regenbogen in ihr Walhall
schreiten, doch die Stoffbahn rutschte dermaßen irritierend über das
dahinter verborgene Treppengerüst, dass jederzeit zu befürchten war,
einer der Unsterblichen würde ausrutschen.
Loge als
Mischung aus Micky Maus und Mephisto
Foto: "Rheingold"
an der Deutschen Oper Berlin, Inszenierung: Stefan Herheim –
Szenenfoto | Bildquelle: Bernd Uhlig / Deutsche Oper Berlin
Musikalisch gab es dagegen wenig einzuwenden. Der belgische Tenor
Thomas Blondelle war als Feuergott Loge äußerlich eine Mischung aus
Mephisto und Micky Maus und sang herausragend, wofür er auch
gebührend gefeiert wurde. Allein seinetwegen lohnte sich der Abend.
Ebenfalls sehr überzeugend waren Markus Brück als Alberich und
Annika Schlicht als Fricka – textverständlich, schauspielerisch
souverän, stimmlich unangestrengt. Das galt auch für die beiden
Riesen, Andrew Harris als verliebter, romantischer Fasolt und Tobias
Kehrer als geldgeiler Fafner. Der australische Bassbariton Derek
Welton als Wotan war schauspielerisch wie stimmlich deutlich zu
jungenhaft und passiv, um als Herrscher der Welt durchzugehen. Statt
eines Patriarchen hätte er gut einen ehrgeizigen Firmenerben
darstellen können.
Penibel geprobt
Dirigent Donald Runnicles neigt nicht zu derben Effekten und
rabiaten Eingriffen in die Partitur und lässt diesbezüglich selten
eine eigene Handschrift erkennen. Muss auch nicht sein: Das wirkt
bei anderen Dirigenten bisweilen affektiert oder übertrieben. Und so
gelang Runnicles ein penibel geprobter, sehr gut ausbalancierter
Abend ohne Wackler und Nervositäten.
Eine Spur mehr Drama wäre akustisch vielleicht drin gewesen, aber
das "Rheingold" ist nun mal der vergleichsweise "leichtfüßige"
Auftakt zum "Ring" und muss nicht so erdenschwer daherkommen wie die
"Götterdämmerung". Insgesamt eine szenisch so umjubelte wie
befehdete Premiere, und damit ein kontroverser, musikalisch jedoch
imponierender Erfolg für die Deutsche Oper Berlin.
Zitatende
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Was andere schrieben
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Zitat
Opernkritik | "Rheingold" an der Deutschen Oper
Bilderrausch,
Schadenfreude und ein Opernwunder
Bild:
Bernd Uhlig
Die erste Premiere nach acht Monaten Pause an der Deutschen Oper
Berlin: Stefan Herheims bilderbunte, dennoch tiefsinnige
Inszenierung von Wagners "Rheingold" hat Maria Ossowski
begeistert.
Gold oder Liebe,
Macht oder Jugend, Anfangszauber oder Endspiel: Richard Wagners
"Ring des Nibelungen" mit dem Raub des Rheingoldes zu Beginn feiert
mal so eben alle Themen ab, die seit der Menschwerdung leider
niemand gelöst hat.
Das kann in
zweieinhalb Stunden ohne Pause bedeutungsschwanger, melancholisch,
politisch, soziologisch, philosophisch oder auch komisch über die
Bühne gehen. Nur dass die Regie alles auf einmal zaubert wie an
diesem Samstagabend bei der "Rheingold"-Premiere in der Deutschen
Oper Berlin, das geschieht sehr selten - und das ist dem
norwegischen Starregisseur Stefan Herheim perfekt gelungen.
Schadenfreude überall
"Wagner
tanzt immer um die Schadenfreude herum", so hat es Herheim, ein
ehemaliger Schüler von Götz Friedrich, formuliert. Und das ist so.
Die hübschen Rheintöchter amüsieren sich über den hässlichen,
notgeilen Alberich, keine lässt ihn ran. Schadenfreude.
Alberich rächt sich
und klaut das Gold. Schadenfreude. Der Göttervater will seine
Burgbautruppe, zwei Riesen, nicht bezahlen und altert mit seiner
ganzen Sippe zur Strafe in Rekordzeit. Schadenfreude.
Für
jeden Kunstgeschmack ist etwas dabei
Also holt
Wotan sich den Ring zurück, Alberich muss ihn abgeben. Und zum
Schluss erschlägt ein Riese den anderen, denn dieser fiese rote Ring
ist verflucht. Selber schuld. Schadenfreude.
Die Bilderflut rund um einen Flügel
in der Mitte der Bühne - das Instrument ist Treppe und Gruft
zugleich - überrascht, erstaunt und scheint fast ein Wunder. Herheim,
auch Bühnenbildner, lässt auf wallenden Tüchern mit psychedelischen
Farborgien Berge wachsen und Burgen, Unterwelten und Götterhimmel,
die Wellen des Rheins und die groben Gesichter der Riesen.
Jedes Bild
entspricht der Komposition. Jedes Bild ist auch Assoziation, von
hochintelligent bis voll klamaukig, und für jeden Kunstgeschmack ist
etwas dabei. Bildungsbürger freuen sich: Wotan und der Feuergott
Loge sind hier Faust und Mephisto. Cineasten freuen sich: Donner,
der Gewittergott, schmeißt seinen Hammer in die Lüfte, und der
fliegt symbolträchtig hoch wie der Knochen aus Stanley Kubricks
"2001 -Odyssee im Weltraum". Freunde des gepflegten Flachwitzes
freuen sich, wenn Mutter Erda ausgerechnet aus dem Souffleurkasten
steigt, um Wotan vor dem Ring zu warnen.
Auch
musikalisch einzigartig
Und die
Fans der Tiefenpsychologie freuen sich auch: Die goldenen Äpfelchen
aus Freias Garten sind äußerst pralle Brüste. Außerdem treiben die
Rheintöchter es ziemlich wild im Wasser, Eros feuert die Story an.
Das "Rheingold"-Wunder an der
Deutschen Oper funktioniert nur mit grandiosen Sängerinnen und
Sängern, die zudem voller Lust ihre Figuren spielen. Thomas
Blondelle als Feuerteufelchen Loge hat noch
vor einer Woche den "Zigeuner"baron in der Komischen Oper gesungen,
hier im "Rheingold" als hinterfotziger Mephisto hat er alle
mitgerissen. Derek Walton als Wotan, Annika Schlicht als Fricka,
Markus Brück als Alberich - sie alle haben die Premiere unter der
Leitung von Chefdirigent Donald Runnicles auch musikalisch zu einem
einzigartigen Abend werden lassen.
Riesiger Jubel im coronabedingt halb
besetzten Haus. Der Regisseur bedankte sich mit einem Luftsprung.
Hintergrund
Stefan Herheim musste Wagners vierteiligen
Opernzyklus coronabedingt in ungewohnter Reihenfolge auf die Bühne
bringen. Auf
Teil zwei, "Walküre" (aufgeführt im September 2020), folgt nun
Teil eins, "Rheingold". Teil drei, "Siegfried", wurde ebenfalls
schon geprobt.
Zitatende
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Quelle:
https://www.rbb24.de/kultur/beitrag/2021/06/deutsche-oper-rheingold-premiere-herheim-.html
Was andere schrieben
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Zitat
Premiere an der Deutschen Oper Berlin
Uninspiriertes Rheingold
Ein bisschen Kapitalismuskritik, ein bisschen Eifersuchtsdrama, ein
bisschen selbstreferentielles Theater mit Klavierauszug und
Flügelhelm. Dlf-Kritiker Uwe Friedrich fehlt in Stefan Herheims
Inszenierung von „Das Rheingold“ an der Deutschen Oper Berlin der
Fokus. Von Uwe Friedrich
Ambossklänge,
Maschinenmusik. Göttervater Wotan und Feuergott Loge machen sich auf
den Weg hinab nach Nibelheim, wo die Nibelungen gerade Ring und Hort
schmieden, um die danach noch dreieinhalb lange Opernabende hindurch
gerungen und gekämpft wird. Wotan will nicht durch die
Schwefelkluft, also muss er unter Loges Anleitung durch den Rhein.
Der ist in Stefan Herheims Berliner Inszenierung allerdings bloß ein
überdimensioniertes Bettlaken, unter dem die beiden hindurch
krabbeln. Das Riesenlaken ist neben einem Konzertflügel das
Hauptrequisit in diesem Ring, es wird aufgespannt und gerafft,
zusammengeknüllt und weggezogen, bietet Projektionsflächen für
Blumenwiesen und Berggipfel.
Unscharfe Bild- und Symbolwelt
Arte povera in der Ästhetik der Augsburger
Puppenkiste, allerdings ohne die technische Perfektion des
legendären Marionettentheaters. Aber der Reihe nach. Zunächst ist
die riesige Bühne der Deutschen Oper Berlin leer bis auf einen
Konzertflügel. Noch vor dem Beginn der Musik kommt eine Gruppe
Flüchtlinge in Kleidung der dreißiger oder vierziger Jahre mit
großen Koffern auf die Bühne. So begann im Jahr 2004 in Bonn die „Anatevka“-Inszenierung
der früheren Deutsche-Oper-Intendantin Kirsten Harms.
Die vertriebenen
Bewohner eines ostjüdischen Shtetl eroberten ein leerstehendes
Theater, um ihr Schicksal therapeutisch nachzuspielen und
schließlich erneut vertrieben zu werden. Bei „Anatevka“ sind die
Assoziationen mit den Asservatenkammern von Auschwitz passend und
erwünscht, zu Beginn von Wagners „Ring des Nibelungen“ sind sie
zumindest problematisch. Kann man natürlich machen, aber dann muss
man auch etwas damit machen.
Bei Herheim bleibt diese Assoziation so merkwürdig unscharf wie die
gesamte Bild- und Symbolwelt des Abends. Denn wenig später
entkleidet sich die Statistenschar bis auf die Unterwäsche und
betreibt zwecks Steigerung der erotischen Stimmung eifrig
Kopulationsgymnastik, während Alberich vergeblich versucht, die
Rheintöchter zu verführen. Die Statistenschar wird im Lauf dieses
langen Abends noch häufiger wie eine Eurythmiegruppe den emotionalen
Gebärdendolmetscher machen, wird Eifersucht und Entsetzen tanzen,
barmen, schockiert gucken oder einfach teilnahmslos rumstehen. Dann
fällt allerdings erst richtig auf, dass auch die Solisten nicht viel
mehr zu tun haben als nach alter Väter Sitte beim Singen die Arme
auszubreiten.
Einige starke Momente
Ja, es gibt auch starke Momente. Etwa wenn
Markus Brück als Alberich den Ring verflucht. Überhaupt schafft er
es als einer der wenigen, eine komplexe Figur zu zeigen zwischen
Frustration, Gier und Hass. Ihn jedoch als Joker aus den
Batman-Filmen zu schminken ist nicht besonders hilfreich. So wird
aus dem Füllhorn der Popkulturanspielungen über jeden irgendetwas
geschüttet, Donner wirft seinen Hammer wie den Knochen in Kubricks
„2001“ durch die Gegend, Loge steckt im Mephisto-Kostüm, Wotan soll
dann wohl Faust sein. Da sind natürlich Wehrmacht-Anspielungen und
Deutscher Gruß auch nicht fern. Wobei die Verwandlung Alberichs in
eine Wehrmachtskolonne an Stefan Herheims ersten Versuch mit dem
„Rheingold“ im lettischen Riga erinnert.
Ein bisschen Kapitalismuskritik, ein
bisschen Eifersuchtsdrama
Damals hatte er den Vorabend zum „Ring“ als
grotesk-komische Familienaufstellung der Wagners verstanden, ließ
Cosima und Liszt, Ludwig II. und Nietzsche auftreten und überdrehte
die Handlung zur gruseligen Geschichtsrevue. Von dieser Heiterkeit
ist in Berlin nichts mehr zu spüren. Stattdessen ein bisschen
Kapitalismuskritik, ein bisschen Eifersuchtsdrama, ein bisschen
selbstreferentielles Theater mit Klavierauszug und Flügelhelm. Das
alles geht mehr als nur ein bisschen schief, denn Herheim nimmt
nichts wirklich in den Fokus, die Einzelteile stehen beziehungslos
nebeneinander.
„Der Lauteste
gewinnt“
Der Bariton Derek Whelton ist ein sehr
ordentlicher Wotan, dem Tenor Thomas Blondelle liegt der Feuergott
Loge gut in der Stimme, auch Annika Schlicht als Fricka und Judith
Kutasi als Erda erfreuen Auge und Ohr. Wenn nur Generalmusikdirektor
Donald Runnicles etwas mehr Gespür für Struktur und Klang dieser
Musik hätte. Das Orchester der Deutschen Oper spielt zwar souverän,
bietet aber nur jenes Minimum an Klangfarben, das durch die Partitur
schon unvermeidbar ist. Dass die Farbwechsel in der Instrumentierung
eine Bedeutung haben könnten, die harmonischen Übergänge vom einen
Ort weg, zu einem anderen Zustand hinführen, das alles lässt sich
unter Runnicles allenfalls erahnen.
Gewiss, im
„Rheingold“ spielt Wagner noch nicht so souverän mit den Leitmotiven
wie später in der „Götterdämmerung“, aber etwas mehr Sinn und
Verstand als Runnicles hörbar macht, hat diese Partitur dann doch.
Aber schon lange gilt an der Deutschen Oper Berlin „der Lauteste
gewinnt“, entsprechend großer Jubel nach den pompösen Schlusstönen
dieses uninspirierten „Rheingolds“.
Zitatende |
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Der Holländer-Skandal von Leipzig im Jahr 2008
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Zitat
Heftiger Streit um
Leipziger „Holländer“
Nachdem
Regisseur Michael von zur Mühlens Neuinszenierung von Wagners „Der
Fliegende Holländer“ am Sonnabend an der Oper Leipzig heftige
Zuschauerreaktionen hervorgerufen hatte, verteidigte gestern
Leipzigs Kulturbeigeordneter Georg Giradet (FDP) die Kritik des
Publikums als „substanziell und begründet“.
Der 29-jährige Regisseur habe seine moralische Position nur sehr
vereinfacht und in Schwarz-Weiß dargestellt. Die Zuschauer
reagierten mit lang anhaltenden, wütenden Buhrufen und knallenden
Türen, Orchester und Solisten wurden streckenweise von den Tumulten
im Saal übertönt. Der Richard-Wagner-Verband Leipzig erklärte, es
bisher nicht vorstellbar gewesen, dass ein Endzwanziger
spätpubertäre Fäkalfantasien auf der Bühne umsetzen dürfe.
Von zur Mühlen zeigt unter anderem Videos von geschlachteten Kühen
und Dollarnoten, während Daland seine Tochter an den Holländer
verkauft, außerdem sieht man Kampfhunde, die sich minutenlang
ineinander verbeißen. Die Leipziger Oper hat die für Mittwoch
geplante zweite Vorstellung abgesetzt. Außerdem sollen die
Video-Gewaltszenen nicht mehr gezeigt werden. uba
Zitatende |
Quelle:
https://www.tagesspiegel.de/kultur/heftiger-streit-um-leipziger-hollaender/1346300.html
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Gegen diese Produktion verwahrte sich der Richard-Wagner-Verein Leipzig.
Mehrere Pressemitteilungen wurden herausgegeben:
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Zitat
Pressemitteilung
11.10.2008 |
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Pressemitteilung des
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
Sehr geehrte
Damen und Herren,
wir bitten um Kenntnisnahme und Veröffentlichung
der folgenden Stellungnahme:
„Die Würde
des Menschen scheint antastbar“
Premiere „Der fliegende Holländer“
am Opernhaus Leipzig
Am
11. Oktober 2008 hatte am Leipziger Opernhaus
die Neuinszenierung der Oper „Der fliegende
Holländer“ von Richard Wagner Premiere.
Was sich in den weniger als drei Stunden auf der
Bühne des Opernhauses abspielte, führte nicht zu
Unrecht zu heftigen Protesten und tumultartigen
Szenen beim aus ganz Deutschland und dem Ausland
angereisten Publikum. Zum Auftakt des ersten
Aktes lief auf der zusätzlich installierten
Videowand eine tödliche Kampfhundattacke und
eine widerliche und Ekel erregende
Schlachthausszene, die zu den lautstarken
Zuschauerrufen „Video aus !“ führten.
Es ist bedauerlich aber durchaus vorstellbar,
dass ein Endzwanziger spätpubertäre
Fäkalphantasien sowie eine zutiefst destruktive
Weltsicht hat. Es war bisher aber nicht
vorstellbar, dass er in Leipzig die Möglichkeit
erhält, diese auf der Bühne des Opernhauses
umzusetzen. Die Orgien von Gewalt, Blut und Sex
waren eine Zumutung für Chor und Solisten auf
der Bühne wie für das Publikum im Saal. Das
führte folgerichtig zu massiven Protesten und
dem Verlassen des Zuschauersaales durch Besucher
jeden Alters.
Die „Inszenierung“, die in sich weder schlüssig
noch stimmig war und nur durch die Musik an das
Werk des Komponisten erinnerte, war eine einzige
Fehlleistung.
Der Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V. spricht
allen Mitwirkenden auf der Bühne und im
Orchestergraben seinen Respekt dafür aus, ihre
Pflicht getan zu haben.
Michael von zur Mühlen hat mit dem, was er seine
Sicht auf die Oper nennt, jedes Gespür für und
jegliche Demut vor dem Werk und der
Lebensleistung des Komponisten vermissen
lassen. Das, was er auf die Bühne brachte, einen
Skandal zu nennen, wäre zu hoch gegriffen. Es
ist eine Beleidigung des Leipziger Komponisten
Richard Wagner, der Musikstadt Leipzig und eine
Verletzung der Würde von Mitwirkenden wie
Publikum. In der Geburtsstadt Wagners dessen
Werk und damit das kulturelle Erbe auch dieser
Stadt Leipzig so mit Füßen zu treten, ist mit
Blick auf das Wagnerjahr 2013 der eigentliche
Skandal.
Folgeschäden durch ausbleibendes Publikum werden
nicht nur die Oper Leipzig sondern auch die
Tourismuswirtschaft langfristig zu spüren
bekommen.
Der Verband fordert die Oper Leipzig auf, aus
Respekt vor dem Komponisten, den mitwirkenden
Künstlern und dem Publikum, die Oper „Der
fliegende Holländer“ an den verbleibenden
Terminen nur noch konzertant aufzuführen.
Bei allem Verständnis für den Zorn der
enttäuschten Besucher, die z. T. lange Reisen
nach Leipzig unternommen hatten, distanziert
sich der Verband von den erregten Äußerungen
einiger Damen aus den alten Bundesländern, die
die Inszenierung als „entartete Kunst“
bezeichneten. Solches Vokabular ist dem Richard-
Wagner-Verband Leipzig e.V. als auch dem Richard
Wagner Verband International e.V. fremd.
Richard ist
Leipziger...
Denn in Leipzig wurde er am 22. Mai 1813 am
Brühl geboren, hier besuchte er Nikolai- wie
Thomasschule und die Universität. In Leipzig
wurde sein Verlangen geweckt, Musiker und
Komponist zu werden. Gewandhausmusiker Gottlieb
Müller sowie Thomaskantor Theodor Weinlig gaben
ihm das Rüstzeug dazu. Von hier ging er seinen
Weg als Großer der Musikgeschichte.
Richard
Wagner Verband International e.V.
Der Richard Wagner Verband International e.V.
wurde im Jahr 1991 in Leipzigs französischer
Partnerstadt Lyon als weltweite Erweiterung des
bereits existierenden deutschen Gesamtverbandes
gegründet. Er umfasst heute 149 Verbände mit 38
000 Mitgliedern.
Der deutsche „Richard Wagner Verband e.V.“ wurde
als „Richard Wagner Verband deutscher Frauen“
1908 im Palmengarten zu Leipzig gegründet. Erste
Vorsitzende war die Leipziger Lehrerin Anna
Held.
Der heutige Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
entstand 1983 und zählt gegenwärtig 153
Mitglieder im In- und Ausland.
Informationen:
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
Geschäftsstelle: Richard-Wagner-Platz 1, 04109
Leipzig
Telefon: 0341 30868933, Fax: 0341 30868935,
Mobil: 0177 76 86 01 6
gs@wagner-verband-leipzig.de
www.wagner-verband-leipzig.de |
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Pressemitteilung
14.10.2008 |
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Pressemitteilung des
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V. / 14.10.2008
Sehr geehrte
Damen und Herren,
wir bitten um
Kenntnisnahme und Veröffentlichung der folgenden
Stellungnahme:
Reaktionen
nach würdeloser Inszenierung von „Der fliegende
Holländer“ an der Leipziger Oper
Übernahme der Verantwortung und
konsequentes Handeln gefordert
Der
Vorstand des Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
drückt sein Unverständnis über die halbherzigen
Reaktionen der Oper Leipzig auf den für Leipzig
beispiellosen Umgang mit Publikum, Künstlern,
Kunstwerk und dem kulturellen Erbe Richard
Wagners aus. Er zollt dem Bariton James Johnson
für seinen konsequenten Rücktritt aus dieser
Inszenierung Respekt.
Die
Verantwortungslosigkeit seitens der
Opernleitung, vom Beginn der Proben bis zum Ende
der Premiere dem Treiben eines Michael von zur
Mühlen keinen Einhalt zu gebieten, ist nicht
entschuldbar. Es erscheint auch unvorstellbar,
dass der Opernleitung die wirren Motive und
Teile der Inszenierung nicht bekannt waren.
Dagegen sprechen auch die Relativierungen, die
Intendant a.i. Alexander von Maravic sowie
Musikalischer Leiter Peter Konwitschny in der
Veranstaltung machten, die eigentlich eine
Premierenfeier werden sollte. Seit Wochen
drangen Unheil verheißende Gerüchte aus der
Oper. Am 08.10.2008 erschienen Meldungen in den
Medien über eine Verweigerung der Sänger, weil
der „Regisseur“ sich an der Partitur des
Komponisten vergriff. Bis heute sind Gerüchte
nicht verstummt, dass alles noch extremer kommen
sollte, sich aber künstlerisches Personal
einigen Forderungen widersetzte.
Die
am 13.10.2008 erfolgte Ankündigung geringer
kosmetischer Änderungen an der Inszenierung
lassen darauf schließen, dass die seit der
Premiere völlig desavouierte und belastete
Inszenierung weiterhin dem Publikum und den
Künstlern zugemutet werden soll. Die Ära der
Opernleitung v. Maravic / Konwitschny hat damit
bereits zu Beginn der ersten Spielzeit einen
Tiefpunkt erreicht, wenn fortgefahren werden
soll, der Würde von Künstlern und Publikum und
den musikalischen Werken Richard Wagners den
Respekt zu verweigern.
Richard Wagner und sein Werk scheinen in Leipzig
zum Abschuss freigegeben.
Im Gegensatz zu Kulturbürgermeister Girardet ,
der der Oper mit dieser „Inszenierung“ ein neues
Publikum wünscht, ist der Vorstand der Meinung,
dass auch das bisherige Publikum ein Anrecht auf
schmerzfreien Kulturgenuss in der Oper hat.
Aus
Sorge um den Ruf und den Erhalt der Leipziger
Oper fordert der Vorstand des
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V. die
Opernleitung nochmals zu verantwortlichem
Handeln auf. Die künstlerisch wertlose und
moralisch entgleiste Inszenierung der Oper „Der
fliegende Holländer“ ist abzusetzen und dafür
das Werk konzertant aufzuführen.
Richtigstellung:
Entgegen dem in den Ausgaben von BILD Leipzig am
13. und 14.10.2008 gemachten Darstellungen
handelt es sich nicht um Zitate von Aussagen des
Verbandsvorsitzenden Thomas Krakow. Diese Zitate
beziehen sich auf die Pressemitteilung des
Verbandes vom 12.10.2008.
Richard ist
Leipziger...
Denn in Leipzig wurde er am 22. Mai 1813 am
Brühl geboren, hier besuchte er Nikolai- wie
Thomasschule und die Universität. In Leipzig
wurde sein Verlangen geweckt, Musiker und
Komponist zu werden. Gewandhausmusiker Gottlieb
Müller sowie Thomaskantor Theodor Weinlig gaben
ihm das Rüstzeug dazu. Von hier ging er seinen
Weg als Großer der Musikgeschichte.
Informationen:
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
Geschäftsstelle: Richard-Wagner-Platz 1, 04109
Leipzig
Telefon: 0341 30868933, Fax: 0341 30868935
Mobil: 0177 76 86 01 6
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www.wagner-verband-leipzig.de |
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Pressemitteilung
16.10.2008 |
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Pressemitteilung des
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
/ 16.10.2008
Sehr geehrte
Damen und Herren,
wir bitten um
Kenntnisnahme und Veröffentlichung der folgenden
Stellungnahme:
Absetzung der
Inszenierung „Der fliegende Holländer“ und
konzeptionelle Neuausrichtung der Oper Leipzig
Antrag der CDU-Fraktion im
Stadtrat vom 15.10.2008
Der
Vorstand des Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
bringt seine Erleichterung zum Ausdruck, dass
Vertreter des gewählten Stadtrates zu den für
Leipzig beispiellosen Vorgängen am städtischen
Opernhaus und dem Umgang mit dem kulturellen
Erbe der Stadt Leipzig Stellung beziehen.
Der
Vorstand äußert sich nicht zu Personalfragen,
die in der Hoheit des Oberbürgermeisters und des
Stadtrates liegen. Er weist aber darauf hin,
dass der Imageschaden für das Opernhaus und die
Stadt auf regionaler, nationaler und
internationaler Ebene noch nicht abzusehen ist.
Vorsorglich wurden alle ausländischen
Wagner-Verbände über die Vorgänge um die
Leipziger Inszenierung der Oper „Der fliegende
Holländer“ informiert.
Der
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V. dankt der
CDU – Fraktion im Stadtrat, dass sie sich seiner
Forderung nach Absetzung der „von zur Mühlen –
Inszenierung“ anschließt. Er begrüßt ebenso die
Forderung nach konzeptioneller Neuprofilierung
der Oper Leipzig und stellt dafür seine
Kompetenzen zur Verfügung.
Bisher fehlt jeglicher Ansatz für eine würdige
Standortbestimmung des gebürtigen Leipzigers
Richard Wagner in seiner Geburtsstadt. Er war
vor allem Opernkomponist, der ein gewaltiges
Werk von internationalem Rang hinterließ, so
dass er als der weltweit meistgespielte
Komponist gilt. Statt einer nachhaltigen
Beschädigung ist die Oper Leipzig der Ort, an
dem ihm und seinem Werk, abgesehen vom
Festspielhaus Bayreuth, Gerechtigkeit und
Anerkennung widerfahren muss. Das war in Leipzig
schon einmal Tradition. Im Hinblick auf den 200.
Geburtstag dieses Leipziger Musikgenies im Jahre
2013 muss, wie ursprünglich einmal geplant, das
gesamte Opernwerk des Komponisten am Leipziger
Opernhaus zur Aufführung kommen. Was die
Thomaskirche für den ehemaligen Thomaskantor
Bach und das Gewandhaus für den ehemaligen
Gewandhauskapellmeister Mendelssohn-Bartholdy
sind, sollte die Oper für die Pflege des Werkes
des Opernkomponisten Wagner sein.
In
Anerkennung der künstlerischen Lebensleistung
Richard Wagners und als Heilung der
entwürdigenden aktuellen Respektlosigkeit
gegenüber der Person und dem Werk des
Komponisten ruft der Verband die Stadt Leipzig
und den Stadtrat dazu auf, die Oper in
„Richard-Wagner-Oper Leipzig“ zu benennen.
Nachdem die Stadt Leipzig sich im 125. Todesjahr
bzw. zum 195. Geburtstag Richard Wagners bei
jeglichen festlichen Aktivitäten zurückhielt,
besteht 2009 am 13. Februar oder 22. Mai wieder
die Möglichkeit der Würdigung. Es steht ein
deutscher Mäzen bereit, der der Geburtsstadt
Richard Wagners ein Kunstwerk für das Opernhaus
stiften will. Dessen feierliche Übergabe könnte
den notwendigen Rahmen für die angemessene
Ehrung bilden.
Richard ist
Leipziger...
Denn in Leipzig wurde er am 22. Mai 1813 am
Brühl geboren und am 16. August 1813 in der
Thomaskirche getauft. Hier besuchte er Nikolai-
wie Thomasschule und die Universität. In Leipzig
wurde sein Verlangen geweckt, Musiker und
Komponist zu werden. Gewandhausmusiker Gottlieb
Müller sowie Thomaskantor Theodor Weinlig gaben
ihm das Rüstzeug dazu. Von hier ging er seinen
Weg als Großer der Musikgeschichte.
Informationen:
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
Geschäftsstelle: Richard-Wagner-Platz 1, 04109
Leipzig
Telefon: 0341 30868933, Fax: 0341 30868935,
Mobil: 0177 76 86 01 6
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Pressemitteilungen
20.10.2008 |
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Pressemitteilung des
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
/ 20.10.2008
Sehr geehrte
Damen und Herren,
wir bitten um
Kenntnisnahme und Veröffentlichung der folgenden
Stellungnahme:
Absetzung der Inszenierung „Der
fliegende Holländer“ noch immer aktuell
Universitätsmusikdirektor jetzt Ehrenmitglied
des Verbandes
Der
Vorstand des Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
erhält Reaktionen von Schwesterverbänden aus
ganz Deutschland und dem Ausland sowie von
Einzelpersonen, die ihn in seiner Haltung zu der
skandalösen Inszenierung von „Der fliegende
Holländer“ am Leipziger Opernhaus unterstützen.
An die Opernleitung wird nochmals appelliert,
den Mut aufzubringen, sich komplett von der
Hervorbringung des Michael von zur Mühlen zu
verabschieden. Insbesondere ausländische
Besucher, die bereits Karten gekauft haben,
hoffen, dass die Oper sich mit der konzertanten
Variante in kommenden Aufführungen den
Realitäten stellt.
Am
15. Oktober 2008 ernannte der Verband den
Leipziger Universitätsmusikdirektor David Timm
zu seinem Ehrenmitglied. Damit soll die Art und
Weise gewürdigt werden, wie Timm sich als erster
Inhaber dieses Amtes für das Werk Richard
Wagners an der Universität und darüber hinaus
verdient gemacht hat.
Der Vorstand verbindet damit die Hoffnung, einen
weiteren Schritt auf dem Weg zur Einheit der
Wagnerbewegung in Leipzig unternommen zu haben.
Richard ist
Leipziger...
Denn in Leipzig wurde er am 22. Mai 1813 am
Brühl geboren und am 16. August 1813 in der
Thomaskirche getauft. Hier besuchte er Nikolai-
wie Thomasschule und die Universität. In Leipzig
wurde sein Verlangen geweckt, Musiker und
Komponist zu werden. Gewandhausmusiker Gottlieb
Müller sowie Thomaskantor Theodor Weinlig gaben
ihm das Rüstzeug dazu. Von hier ging er seinen
Weg als Großer der Musikgeschichte.
Informationen:
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
Geschäftsstelle: Richard-Wagner-Platz 1, 04109
Leipzig
Telefon: 0341 30868933, Fax: 0341 30868935,
Mobil: 0177 76 86 01 6
gs@wagner-verband-leipzig.de
www.wagner-verband-leipzig.de
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Pressemitteilung
22.10.2008 |
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Pressemitteilung des
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
/ 22.10.2008
Sehr geehrte
Damen und Herren,
wir bitten um
Kenntnisnahme und Veröffentlichung der folgenden
Stellungnahme:
Treffen der Vorstände
ostdeutscher Wagnerverbände in Leipzig
Auf
Einladung des Vorstandes des
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V., dessen
Vorsitzender Thomas Krakow gleichzeitig
stellvertretender Präsident des Richard Wagner
Verband International e.V. ist, findet am
24.10.2008 ein Treffen der Vorstände
ostdeutscher Wagnerverbände in Leipzig statt.
Inhalt der Gespräche sind die engere Vernetzung
und stärkere Zusammenarbeit im Vorfeld des
großen Wagnerjubiläums 2013. Am 22. Mai 2013
begeht die Musikwelt den 200. Geburtstag des
Leipziger Komponisten.
Gegenstand der Beratungen ist ebenfalls die
derzeitige Situation der Musik- und Wagnerstadt
Leipzig und Ihre Rolle als Geburtsort des
Komponisten. Dabei geht es um laufende Projekte
wie die Neubebauung des Grundstücks, an dem
Wagners Geburtshaus stand, den
Gestaltungswettbewerb zum Richard – Wagner –
Platz und die Umsetzung des Stadtratsbeschlusses
vom 12.12.2007 zur Bildung eines Kuratoriums zur
Vorbereitung des Wagner – Jahres.
Informiert werden die Vorstände der Verbände von
Mecklenburg – Vorpommern, Berlin-Brandenburg,
Dessau, Halle und Magdeburg, sowie Weimar,
Eisenach, Chemnitz und Dresden ebenfalls über
die aktuelle Inszenierung von Wagners Oper „Der
fliegende Holländer“ am Leipziger Opernhaus.
Der Leipziger Verband fordert nach wie vor die
Absetzung der Inszenierung und die konzertante
Aufführung des Werkes an den verbleibenden
Terminen.
Richard ist
Leipziger...
Denn in Leipzig wurde er am 22. Mai 1813 am
Brühl geboren und am 16. August 1813 in der
Thomaskirche getauft. Hier besuchte er Nikolai-
wie Thomasschule und die Universität. In Leipzig
wurde sein Verlangen geweckt, Musiker und
Komponist zu werden. Gewandhausmusiker Gottlieb
Müller sowie Thomaskantor Theodor Weinlig gaben
ihm das Rüstzeug dazu. Von hier ging er seinen
Weg als Großer der Musikgeschichte.
Informationen:
Richard-Wagner-Verband Leipzig e.V.
Geschäftsstelle: Richard-Wagner-Platz 1, 04109
Leipzig
Telefon: 0341 30868933, Fax: 0341 30868935,
Mobil: 0177 76 86 01 6
gs@wagner-verband-leipzig.de
www.wagner-verband-leipzig.de |
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Zitatende
Quelle:
Richard-Wagner-Verband Leipzig
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Alle
Beschwerden führten zu nichts.
Die Kritik aus den RW-Vereinen im Osten verkleckerte.
Manch städtischer Angestellter, der sich beteiligt hatte, der Produktion
einen Negativstempel aufzudrücken, nahm persönlich Schaden, da das Haus
‘Oper Leipzig‘ von der Stadt Leipzig bedient wird und man Kritik aus den
eigenen Reihen nicht vertragen und damit nicht tolerieren wollte.
Andere Holländer-Produktionen, die der
vorgenannten wenig nachstanden, kamen und gingen. So wie hier beschrieben:
Bayreuther
Festspiele 2021
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Zitat
Der fliegende Holländer
Besetzung 2021
●
Der
fliegende Holländer
Romantische Oper in drei Aufzügen
Libretto: Richard Wagner
Originalsprache: Deutsch
Uraufführung: 2. Januar 1843 Dresden
Personen
Daland, norwegischer Seefahrer (Bass)
Senta, seine Tochter (Sopran)
Erik, ein Jäger (Tenor)
Mary, Sentas Amme (Mezzosopran)
Der Steuermann Dalands (Tenor)
Der Holländer (Bass)
Handlung
Die norwegische Küste, um 1650
Erster Aufzug
Dalands
Schiff wurde auf der Heimfahrt vom Sturm überrascht und ankert in
einer Bucht, um günstiges Wetter abzuwarten. Die Mannschaft begibt
sich zur Ruhe. Auch der von Daland als Wache eingeteilte Steuermann
schläft ein („Mit Gewitter und Sturm“). – Mit blutroten Segeln naht
in schneller Fahrt ein schwarzes Schiff und wirft neben Dalands
Fahrzeug Anker. Ein bleicher Mann in dunkler Kleidung betritt das
Ufer. Es ist der fliegende Holländer, der wegen einer
Gotteslästerung dazu verdammt wurde, ruhelos die Meere zu befahren.
Nur alle sieben Jahre darf er an Land gehen. Die Liebe einer treuen
Frau allein kann ihn erlösen. Wieder einmal sind die sieben Jahre
verstrichen (Monolog „Die Frist ist um“).
Daland bemerkt das Schiff und kommt mit dem Fremden ins Gespräch,
der ihm für ein Obdach in seinem Haus reiche Schätze bietet. Als
Daland seine Frage, ob er eine Tochter habe, bejaht, bittet er
sogleich um ihre Hand. Daland sieht in dem Mann einen reichen
Schwiegersohn und fordert ihn auf, die Heimreise gleich mit ihm
zusammen anzutreten. Beide Schiffe stechen in See.
Zweiter Aufzug
In Dalands Haus sitzen die Mädchen, unter ihnen Dalands Tochter
Senta, beim Spinnen. Senta allein ist wie entrückt, immer wieder
betrachtet sie das Bild des fliegenden Holländers, jener
Sagengestalt, die allen Seefahrernationen wohl bekannt ist. Sie
singt ihren Freundinnen eine Ballade, in der das traurige Los des
Ruhelosen geschildert wird. Dabei steigert sie sich in Ekstase, sie
selbst möchte das Opfer bringen und den Unseligen erlösen (Ballade „Johohoe!
Traft ihr das Schiff im Meere an“).<
Erik, Sentas Verlobter, tritt ein und berichtet, dass der Vater
heimgekehrt sei. Sentas seltsame Erregung berührt ihn schmerzlich.
Er versucht, wie schon oft, ihr Herz für sich einzunehmen. Senta
weist ihn zurück. Beunruhigt erzählt er ihr einen Traum, in dem sie
mit einem Fremden aufs Meer hinauszog (Szene „Auf hohem Felsen“). In
dieser Erzählung aber sieht Senta einen Hinweis auf ihre Aufgabe,
den Unglücklichen zu erlösen. Entsetzt verlässt Erik das geliebte
Mädchen. Daland tritt ein und stellt wortreich den Fremden vor, der
nicht nur Gast des Hauses, sondern auch ein Bewerber um ihre Hand
sei (Arie „Mög'st du, mein Kind“). Kaum achtet Senta auf des Vaters
Worte, entgeistert stehen sie und der Holländer einander gegenüber
(Duett „Wie aus der Ferne längst vergangner Zeiten“). Senta gelobt
ihm ewige Treue, der Fremde warnt sie vor dem selbst gewählten Los,
dennoch sieht sie ihre Aufgabe im Liebesopfer. Der Holländer
empfindet erstmals die Hoffnung, seinem Fluch entrinnen zu können.
Dritter Aufzug
Am Ufer vor Dalands Haus feiern die Dorfbewohner und die
norwegischen Matrosen die glückliche Heimkehr (Chor „Steuermann,
lass die Wacht“). Das Schiff des Holländers liegt schwarz und
schweigend da. Als die Feiernden hinüberrufen und die offenbar tote
Mannschaft höhnen, erwacht das Geisterschiff plötzlich zu schaurigem
Leben. Dumpfe Gesänge tönen herüber, die gespenstische Mannschaft
zeigt sich, und ein Sturm jagt die frohe Gesellschaft auseinander.
Noch einmal versucht Erik, Senta von ihrem Vorhaben abzuhalten,
beschwörend erinnert er sie an seine Liebe und Treue (Arie „Willst
jenes Tags“). Der Holländer hat beide von ferne beobachtet und
glaubt, dass Senta in ihrer Treue wanke. Er befiehlt seiner
Mannschaft, das Schiff klarzumachen. Ohne auf Sentas Beteuerungen zu
achten, bereitet er die Abreise vor. Dem herbeigeeilten Volk
offenbart er mit leidenschaftlichen Worten sein furchtbares
Schicksal. Auch Senta wäre der ewigen Verdammnis verfallen. Nur weil
sie die Treue noch nicht vor dem Altar gelobt habe, könne sie
gerettet werden. Doch Senta besiegelt ihre Treue mit dem Tod: Von
einer Felsenklippe wirft sie sich ins Meer. Gleichzeitig versinkt
das gespenstische Schiff; auch der Holländer ist nun erlöst. Wie
eine Vision schweben beide Gestalten zum Himmel.
|
●
Bemerkungen zur szenischen Umsetzung von
‘Der fliegende Holländer’ -
Bayreuth 25. Juli 2021 / 11. August 2021
Die Frau im ausgehenden 18.
Jahrhundert und 19. Jahrhundert lebte auf verschiedenen Ebenen:
1. die Herrschaftsebene
der Landesfürsten
2. die bürgerliche Ebene der Verleger, Fabrikbesitzer
3. die Ebene der Handwerksbetriebe und Bauern
4. die Ebene der Landarbeiter, Heimwerker, Kleinhandwerksbetriebe,
Hauspersonal
Die Herrschaftsebene
war durch das Gottesgnadentum nach allen Seiten abgesichert; die Frau aber
auch hier verdrängt in den Bereich der Gesellschaftsdame im Haus und die
Mutter der Kinder, der allerdings genügend Personal zur Erziehung und
Aufzucht der Kinder zur Verfügung stand.
Die bürgerliche Ebene unterschied sich von der herrschaftlichen nur durch
die zur Verfügung stehende Geld und Personalmenge.
Die Situation auf der untersten Ebene war die durch die Lebensumstände
entschieden schlechteste.
Durch die biologische Tatsache, dass die Frau durch in kürzesten Abständen
immer wiederkehrende Schwangerschaften an das Haus oder nur den Hausgarten
gebunden war, ergaben sich die grundsätzlichen Arbeitsteilungen zwischen
Haus und Außenwelt. Die Frau war ausgeschaltet aus allem, was sich in der
Stadt oder Gemeinde an öffentlichen Aufgaben ergab. Die aufkommenden
genossenschaftlichen Regulierungen – von den Männern unter sich abgemacht –
gaben diesen die Einbildung einer Überlegenheit den Frauen gegenüber. Die
hinzukommende Ausgrenzung der Frau durch die Kirche förderte noch deren
Isolierung.
Lernprozesse vollzogen sich neben einer Grundschulbildung nur durch
Weitergabe von Selbsterlerntem. Auch hieraus leiteten sich Machtbefugnisse
ab, da der Wissende einen höheren Stand hatte.
Die Berufsarbeit in den unteren Ständen bezog sich bei der Frau auf die
Heimarbeit, wenn nicht allein, so doch meistens zusätzlich zur Feldarbeit.
Eine Diskriminierung der Frau blieb hier weitgehend aus, da es sich bei
Ablieferung der Ware aus Heimarbeit nicht auswirkte, ob diese vom Mann oder
der Frau hergestellt worden war. Hinzu kam, dass die Frau bei dieser Art von
Hausindustrie auch die Kinder beaufsichtigen und aufziehen konnte. Meist war
dann der Wohnraum gleichzeitig auch der Werkraum, in dem der Webstuhl, das
Spinnrad oder die Werkbank für den Mann als Nebenerwerb stand.
Gesundheitliche Schäden durch Einatmen von Leim- oder giftigen Farbdämpfen
sowie der Abrieb bei Schieferarbeiten waren der Grund für schwere
Erkrankungen und frühen Tod.
Die Situation der Frau in der Gesellschaft veränderte sich besonders durch
die mechanische Revolution – die Einführung der Dampfmaschine z.B. mit der
Möglichkeit des Betriebs mehrerer Webstühle durch eine Krafttransmission.
Der Aufstand der mehr als ein Hunderttausend bedürftigen Weber in Schlesien
im Juni 1844 zeigte das ganze Elend der Familien. Die Hungrigen verschmähten
weder den Mehlkleister, mit dem das Schlussgarn bestrichen wurde, noch
Maikäfer als Suppeneinlage.
Besonders die Einführung der Nähmaschine revolutionierte die Heimarbeit der
Frau, da sie die Schneiderei, Putzmacherei, Schusterei unmittelbar
beeinflusste.
Richard Wagner kennt also seit frühester Jugend die Situation der Frau. In
seiner Familie ist die Mutter auch in Abhängigkeit vom Ehemann Friedrich
Wagner, der - ein Polizeiaktuator – schon zum gehobenen Bürgerstand gehört.
Der nach dem Tod des Vaters folgende Ludwig Geyer, Schauspieler und
Portraitmaler, verstärkt die künstlerische Ausrichtung der Familie deutlich.
Den Schwestern eröffnet sich als Berufswahl die Bühne, auch die Brüder gehen
zum Theater, einer von ihnen wird Goldschmied.
Durch die Einheirat der Schwestern Ottilie und Luise Wagner in die Familie
Brockhaus und Cäcilie in die Familie Avenarius entsteht für diese die
direkte Abhängigkeit von ihren Ehemännern im Rahmen eines Großbürgertums.
Wie sah Richard
Wagner die Situation der Frau?
Geprägt wurde seine Einstellung selbstverständlich durch sein Umfeld. Die
Schwestern sahen nur die Möglichkeit, sich zu verselbständigen in der
Aufnahme einer Tätigkeit als Gouvernante, dafür war aber sehr gute
Schulbildung und der Hang zu Erziehung und Pflege erforderlich.
Ansonsten blieb nur die fahrende Sängerin oder Schauspielerin sowie die
Mutter durch Heirat und im schlimmsten Falle die alleinerziehende Frau.
Bei der Aufnahme der Tätigkeiten spielte das Alter der Frau natürlich eine
Rolle.
Nur als junge ließ
sich Karriere machen, die dann meistenfalls doch in einer Ehe endete, wenn
nicht die ‘komische Alte‘ auf der Bühne noch in späteren Jahren in Frage
kam..
Richard Wagner sah seine Frauenfiguren Senta, Elisabeth und Elsa in den
heute meist gespielten Werke Holländer, Tannhäuser Lohengrin als junge
Liebhaberinnen, die am Rande der Pubertät – damals so spät in der 10-Dekade
also bis 19 oder in den ersten Jahren der 20-er sich abspielte.
Für dieses Rollengefüge war Anja Silja die perfekte Protagonistin. Sie sang
mit 20 Jahren in Bayreuth die Senta und verkörperte die junge Frau, die ein
Bild von einem Mann anschmachtete, den sie sich zum Partner wünschte und für
den Sie “treu bis in den Tod“ bleiben wollte.
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Zitat
BR-KLASSIK:
Auf der einen Seite ist es nachvollziehbar, dass Sie aufgehört
haben, Wagner-Partien zu singen, nachdem Wieland Wagner gestorben
war. Dann gibt es eine andere Seite, wo man denkt, Sie haben die ja
von Kindesbeinen an gelernt, die sind ihnen ja so nah und vertraut.
Diese Rollen müssen Ihnen doch die ganze Zeit im Kopf herumgehen.
Anja Silja:
Naja, das ist
das Merkwürdige an Wagner, denn er hat ja eigentlich für junge
Menschen geschrieben. Das ist ja das große Problem. Isolde, Eva,
Senta - das sind ganz junge Menschen mit den Emotionen der Jugend.
Das geht für den normalen Menschen irgendwann vorbei, und dann
kommen die sogenannten Erwachsenenrollen. Und deshalb ist das
abgehakt - nicht nur wegen Wieland. Wir hatten ja auch schon viel
anderes gemacht. Dann wurde das natürlich altersgerecht, und damit
konnte man sich identifizieren.
Zitatende
Quelle:
https://www.br-klassik.de/aktuell/news-kritik/anja-silja-sopranistin-artaserse-wiederaufnahme-interview-100.html
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‘Der sonderbare, immer
wiederkehrende Traum des H.‘
So der Titel, den der Regisseur auf der
Projektionsfläche während der Ouvertüre im Bayreuther Festspielhaus am 11.
August 2021 erscheinen lässt.
Dann eine Frau mit Kind an der Hand, wegen Gazevorhang schwer zu erkennen,
...
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
... das sie
nach rechts wegschickt.
Ein Mann – nach unbestätigten Äußerungen von
Mitarbeitern der Bayreuther Festspiele soll es sich hier um Daland, einen
Seefahrer aus norwegischer Gegend handeln - taucht aus dem Hintergrund auf,
macht sich an die Frau ran, sie küsst dem Mann die Hände, dann umschlingt er
sie und küsst sie auf den Mund, presst sie an die Wand, man windet sich in
der Umarmung, das Kind kommt von rechts, sieht die beiden, die Frau
erschrickt, zieht das Kind hastig quer über die Bühne nach links ab.
Der Mann zündet sich eine Zigarette an, bleibt stehen, geht nach links
hinten ab.
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Von links das Kind aus einer der Türen – ohne Kapuzenmantel – tänzelt über
die Bühne -eilt nach links ab, als es der Frau, die von rechts auftritt,
ansichtig wird.
Die Frau bleibt stehen, spielt eine Frierende, rennt dem Mann entgegen, der
von links wieder auftrat, sie rangeln miteinander – da schmeißt er sie nach
rechts zu Boden.
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele
Der Mann eilt nach rechts ab, die Frau erhebt
sich, wischt sich das durch den Sturz zerschundene Knie ab.
Plötzlich treten aus allen Öffnungen, die der Bühnenbildner - ein Herr
Tcherniakov - gelassen hat, Menschen auf.
Sie tragen für die Nr. 1 (Seite 21 – KA Edition Peters) Sitzgelegenheiten
herbei, auf denen sie flugs Platz nehmen, erheben sich wieder, um ein
Tänzchen zu wagen, setzen sich wieder.
Von rechts die Frau, nimmt ganz am Rande der Gruppe Platz, die Gruppe erhebt
sich, setzt sich von der Frau ab, so dass diese – in sich zusammengesunken -
isoliert am Rande der Szene verbleibt.
Die Gruppe erhebt sich wieder und geht in bedrohlicher Formation auf die
Ausgestoßene zu, diese erhebt sich und die Gruppe zieht sich mitsamt dem von
ihr hereingetragenen Mobiliar nach links auf die Hinterbühne zurück.
Die Frau stürzt nach hinten.
Ein Mann öffnet von innen eine Tür in der rückwärtigen Hausfassade, er
schüttelt den Kopf und lässt die Frau nicht eintreten.
Licht aus – Licht an
Die Frau ist abgegangen, rechts am Portal sitzt das Kind.
Aus der Fassade lässt sich die Frau am Galgen hängend fallen.
Das Kind versucht ihr einen Schuh auszuziehen.
Licht aus – Licht an
Die Aufbauten haben sich gedreht, die Bühne zeigt links einen Kiosk mit
Freisitzen, rechts steht ein Mann, der schaut auf die Fassade eines Hauses
hinauf.
Bildquelle:
Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele
Die Leute
am Kiosk singen die Nr. 1 Introduktion
ihr
Johohe! hallajo!
hohoha! hallojo!
Bildquelle:
Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele
Mitten in der Gruppe sieht man einen Herrn – ca. Ende Vierzig
- sitzen, der mit bemerkenswerter Routine stumme Jule spielt. Es handelt
sich - unschwer zu erkennen - um Daland, einen Seefahrer, den Richard Wagner
vor Beginn der Oper durch einem Sturm hier an Land gespült hat.
Dieser Daland meint nun:
Kein Zweifel!
Sieben Meilen fort
trieb uns der Sturm vom sich’ren Port.
So nah‘ dem Ziel nach langer Fahrt,
war mir der Streich noch aufgespar’t!
Die Gruppe löst
sich auf und die einzelnen Personen gehen jeweils seitlich der Theke ab.
Daland gibt Order:
Nun,
Steuermann, die Wache nimmst du wohl für mich?
Gefahr ist nicht, doch gut ist’s, wenn du wachst.
Ein Teil der Männer bleibt an den
Tischen sitzen und trinkt weiter.
Beim nach hinten rechts abgehend bemerkt Daland einen Gast, der
schweigsam am Ende eines Tisches sitzt.
Der Steuermann setzt sich links zu den verbliebenen Burschen, klopft an ein
Glas und singt sein
Mit Gewitter und Sturm aus fernem
Meer,
mein Mädel, bin dir nah!
Die Burschen amüsieren sich und lachen lauthals in die Szene hinein.
Der Steuermann fällt vom Stuhl, reißt einen Tisch mit um, der dann mühsam
wieder zusammengesetzt werden muss.
Die seitlich der Kiosk-Theke angebrachte Uhr zeigt inzwischen 16.37.
Der Steuermann ist am Tisch eingeschlafen.
Der Fremde am Kopf des Tisches steht auf, geht an die Theke und macht dem
Wirt eine Geste, dass er für die verbliebenen Mannen ‘einen ausgibt‘ und die
Zeche bezahle. Er kehrt wieder an seinen Platz zurück, setzt sich, zündet
sich eine Zigarette an.
Die Mannschaft schaut betreten zu Boden, rutscht auf den Stühlen hin
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele
und her und wartet darauf, dass
der Fremde etwas sagt.
Und der hebt an zu singen und singt ihnen mit der Arie, der Nr. 2, die Story
vom fliegenden Holländer
Die Frist ist um, und abermals verstrichen
sind sieben Jahr.
klappernd bricht der Tisch, an dem der Steuermann schläft, zusammen.
Bei
War ich
Unsel’ger Spielwerk deines Spottes,
als die Erlösung du mir zeigtest an?
schlägt der Fremde auf die Tischplatte, dass von der Erschütterung Flaschen
zu Boden gehen.
Vergeb’ne Hoffnung! Furchtbar eitler Wahn!
Um ew’ge Treu auf Erden, ist’s getan!
Nun gibt der Fremde dem Wirt ein Zeichen, die Rechnung zusammenzustellen,
worauf er
mit dem
Nur eine Hoffnung soll mir bleiben
fortfährt.
Wieder schlägt er – nun nach dem
so lang der Erde Keim‘ auch treiben,
mit der Faust auf den Tisch, setzt dann
seine Rede fort, zahlt die Zeche mit Bargeld, als der Wirt ihm die Rechnung
bei dem
Ihr Welten, endet eu’ren Lauf!
ew’ge Vernichtung, nimm‘ mich auf!
präsentiert.
Die restliche Mannschaft verabschiedet sich von dem Fremden per Handschlag
und verlässt die Szene nach hinten durch die Mitte.
Es bleiben jeweils sitzend - links der dösende Steuermann, rechts der
Fremde.
Es ist inzwischen 17.02 Uhr auf der
Kiosk-Uhr geworden, als Daland von hinten durch die Mitte die Bühne für die
Nr. 3 - Szene, Duett und Chor - betritt und zur Ordnung ruft.
He! holla! Steuermann!
Der rafft sich auf und fragt den Fremden
Gebt Anwort! Schiff und Flagge?
Darauf Daland
lachend zum Steuermann
Lass ab! Mich dünk’t, ich seh‘ den Kapitän!
Interessant ist hier, dass Daland auf Geheiß des russischen Regisseurs
sofort den Dienstgrad dieses Mannes erkennt, der in einem kurz geratenen
Mantel und einem dick-grob gestrickten Pullover mit Jeanshose und
Turnschuhen, ohne die üblicherweise innerhalb einer Crew, sei es nun beim
fliegenden Personal oder beim schwimmenden an der Adjustierung – es sind
auch bei der ‘Aeroflot‘, der russischen Staatsairline oder in der russischen
Seefahrt, die typischen vier Streifen an den Ärmeln des Jackets und die
Goldtrense an der Mütze - gekennzeichnet ist - und den Fremden gleich mit K
a p i t ä n anspricht:
He! holla! Seemann! Nenne dich! Wess‘ Landes?
Inzwischen baut der Steuermann den
zusammengefallenen Tisch wieder zusammen, was ihm einige Mühe bedeutet.
Man sitzt und macht sich bekannt.
Der Fremde ist Holländer, so behauptet der es jedenfalls.
Auch Daland ist durch den Sturm hier in die Bucht abgetrieben worden
Mir ging’s nicht besser. Wenig Meilen nur
von hier ist meine Heimat, fast erreicht,
musst‘ ich aufs Neu‘ mich von ihr
wenden.
Der Holländer lädt Daland ein, sich zu ihm an seinen Tisch zu setzen. Der
Steuermann, der mitkommen will, wird zurückgewiesen.
Daland bestellt beim Wirt Getränke. Inzwischen beginnt der Holländer seine
Schilderung
Durch Sturm und bösen Wind verschlagen,
irr‘ auf den Wassern ich umher;
wie lange? weiss ich kaum zu sagen,
schon zähl‘ ich nicht die Jahre mehr.
Bedeutsam schaut Daland immer wieder zum Steuermann hin, als könne er es
nicht fassen, was ihm der Fremde da erzählt. Und auch der zweifelt.
Da winkt der Fremde Daland zu sich heran und fragt
Vergönne mir auf kurze Frist dein Haus,
und deine Freundschaft soll dich nicht gereu’n!
[…]
Mit Schätzen aller Gegenden und Zonen
ist reich mein Schiff beladen; willst du handeln,
so sollst du sicher deines Vorteils sein.
Daland wird
neugierig, rutscht näher an den Holländer heran und fragt
Um dir zu frommen, biet‘ ich, was ich kann…
doch darf ich fragen… was dein Schiff enthält?
Und der antwortet:
Die seltensten der Schätze sollst du sehn;
kostbare Perlen, edelstes Gestein.
Blick hin, und überzeuge dich vom Werte
des Preises, den ich für ein gastlich Dach
dir biete!
Daland kann es nicht fassen
Wie? ist’s möglich? diese Schätze!
wer ist so reich, den Preis dafür zu bieten?
Man steckt die Köpfe zusammen, denn nun macht der Holländer klar, was er als
Gegenleistung verlangt.
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Und da legt der Holländer die Karten auf den Tisch:
All meinen
Reichtum biet‘ ich dir, wenn bei
den Deinen du mir neue Heimat giebst.
DALAND
Was muss ich hören!
HOLLÄNDER
Hast du eine Tochter?
DALAND
Fürwahr, ein treues
Kind.
HOLLÄNDER
Sie sei mein Weib!
Das ist
natürlich schon erstaunlich und Daland kann nur fragen
Wie? Hört
ich recht? Meine Tochter sein Weib
Aber es ist ja, wie es ist!
Man wird handelseinig.
Daland bestätigt den Deal
Mich rührt
dein Los; freigebig, wie du bist,
zeigst Edelmut und hohen Sinn du mir;
den Eidam wünscht ich so, und wär dein Gut
auch nicht so reich, wählt ich doch keinen and’ren.
Der Steuermann steht daneben, hört zu und amüsiert sich.
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Daland ist mit dem
Handel einverstanden, man setzt sich rund um den Tisch und bekundet
Der nächste
günst’ge Wind bringt uns nach Haus‘;
du soll’st sie seh’n; und wenn sie dir gefällt.
Und dann
Ja! dem Mann
mit Gut und hohem Sinn
geb‘ froh ich Haus und Tochter hin!
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Plötzlich fällt dem Steuermann auf, dass sich
der Wind gedreht hat und die Weiterfahrt möglich ist.
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Eingehakt
trollen sich Daland und der Holländer.
Der Freisitz vor dem Kiosk wird geschlossen, eine Jalousie heruntergelassen,
Stühle und Tische beiseite geräumt.
Inzwischen ist es auf der Kiosk-Uhr 17.36 geworden.
Bühnenaufbauten drehen sich, geben zum Lied
Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer,
mein Mädel, bin dir nah! Hurrah!
Über sturmhohe Flut vom Süden her,
mein Mädel, bin ich da! Hurrah!
Mein Mädel, wenn nicht Südwind wär‘,
ich nimmer wohl käm‘ zu dir!
Ach! Lieber Südwind, blas‘ noch mehr!
Mein Mädel verlang’t nach mir.
Ho! Ho! Joloho! Hoho hohoho!
Den Blick auf einen Dorfplatz – umgeben von Häuserfassaden – frei.
Frauen der Gemeinde strömen hinzu, bringen für Nr. 4 – Szene, Lied und
Ballade eigene Sitzgelegenheiten mit
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Links vorne – in einen grobgestrickten Wollmantel gehüllt – Frau Mary.
Sie hängt ihre Tasche über ihre Stuhllehne, setzt sich und fröstelt, denn es
scheint ihr kalt zu sein. Dann schlägt sie einen Klappordner auf.
Die Damen vor ihr tun nämliches und beginnen mit ihrem
Summ‘
und brumm‘, du gutes Rädchen,
munter, munter, dreh‘ dich um!
Frau Mary steht von ihrem Sitz auf, nimmt
einen Becher vom Boden mit wohl Trinkbarem, erhebt sich, geht vor den Damen
auf und ab und mahnt, sie sollten schön
weitermachen, wobei ihr auffällt
Du aber, Senta, schweigst dazu?
Senta – eine kühle Blonde, bei der man mal den Scheitel der Perücke
nachbleichen sollte, saß zwischen den übrigen Damen – springt jetzt auf und
läuft nach hinten in ein Haus.
Die Damen singen weiter und kommen zu der Textstelle
Fleissig, Mädchen!
Brumm‘! Summ‘!
Gutes Rädchen!
Tra la ra la…
… als Senta hinten wieder aus der Tür tritt, rechts nach vorne kommt, Frau
Mary anschaut, die blickt freundlich zurück, schlürft bisweilen aus ihrer
Tasse und meint zu Senta:
Du böses Kind, wenn du nicht spinnst,
vom Schatz du kein Geschenk gewinnst.
Senta motzig, rotzig, flotzig, provokant, zieht sich die Kapuze ihres
braunen Mantels über, hampelt umeinander, tut so als könne sie den Damenchor
dirigieren, dann greift sie nach der Tasche von Frau Mary, die ja über der
Stuhllehne hängt, greift hinein und holt eine übergroße Autogrammpostkarte
von einem Männergesicht heraus, das sie herumzeigt.
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Spöttisch – sie nimmt die
ganze Situation nicht ernst – fragt sie Frau Mary
Was hast du Kunde mir gegeben,
was mir erzählet, wer er sei?
Der arme Mann!
Mary
Gott sei mit dir!
Mädchen
Ei, ei! Ei, ei! Was hören wir!
Sie seufzet um den bleichen Mann!
Mary
Den Kopf verliert sie noch darum!
Mädchen
Da sieht man, was ein Bild doch kann!
Mary
Nichts hilft es, wenn ich täglich brumm‘!
Komm! Senta! Wend‘ dich doch herum!
Frau Mary
zuckt die Schultern, als wüsste sie nicht, was Senta meint.
Die flegelt weiter, nimmt eine Zigarette aus der
Schachtel und fängt an zu paffen.
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Sie wirft die Zigarettenschachtel in die Luft, während die Damen ihr
Sie hört
Euch nicht – sie ist verliebt!
Ei, ei! Wenn’s nur nicht Händel gibt!
Denn Erik hat gar heisses Blut –
dass er nur keinen Schaden tut!
Sagt nichts – er schiesst sonst wuth-entbrannt,
den Nebenbuhler von der Wand!
Ha ha ha ha.
von sich geben.
Senta entschließt sich, aus der Nr. 4, die Ballade selber zu singen.
Frau Mary hängt ihre Tasche wieder über die Stuhllehne, setzt sich vorne
links auf ihre Sitzgelegenheit, nimmt ihren Aktendeckel zur Hand und beginnt
darin rumzuschreiben, gelegentlich radiert sie auch wieder was aus, während
Senta ihr
Johohohe! Johohohe! Johohohe! Johohe!
und das Folgende singt, wobei sie die Autogrammpostkarte des
Holländers (wohl ein Jugendfoto von Herrn Lundgren) aus der Tasche zieht und
es herumzeigt.
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Die Damen sind entzückt, auch mal das Autogrammfoto des Heldenbaritons in
der Hand halten zu dürfen.
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Das nimmt Senta den Damen wieder weg,
wedelt damit herum und auch Frau Mary darf es ihr nicht abnehmen.
Senta kann die ganze Situation offensichtlich nicht ernst nehmen, hampelt
umeinander, hat wohl die Situation nicht begriffen und man hat ihr wohl auch
die Story nicht verdeutlicht.
Im Gegenteil hat man ihr irgendwas erzählt, so dass die ganze Angelegenheit
sich für sie nicht im Sinne Richard Wagners erschließt.
Immerhin singt sie seinen Text mit dem entscheidenden Wortlaut:
Ich sei’s, die dich durch ihre Treu‘ erlöse!
Mög‘ Gottes Engel mich dir zeigen!
Durch mich sollst du das Heil erreichen!
Alles nur eine Marotte?
Weiß sie, was sie singt?
Das Ganze geht eine beträchtliche Weile gut.
Dann aber erscheint plötzlich Erik hinten auf der Szene, Senta setzt sich
plaschtig auf den Boden, raucht sich eine, während Erik vorwurfsvoll fragt:
Senta! Willst du mich verderben?
Nichts anderes hat sie vor. So jedenfalls wollte es der
Dichterkomponist, aber was schert einen Regisseur eine dramaturgische
Vorgabe Richard Wagners.
Erik teilt mit:
Der Vater kommt,
Senta hebt die Arme, so nach dem Motto: „Na, wenn schon, is mir doch
Wurscht!“ :
Der Vater kommt?
Erik bestätigt
Vom Felsen sah‘ sein
Schiff ich nah’n.
und die MÄDCHEN
jubeln
Sie sind daheim!
Alles wuselt durcheinander – nun sind die Damen
beschäftigt, die Willkommensfeier zu gestalten,
Ach! Wie viel hab‘ ich ihn zu fragen!
Ich halte mich vor Neugier nicht.
Die Chordamen
nehmen die Sitzgelegenheiten beim Abgehen mit, so dass die Bühne sich auch
von Requisiten leert.
Senta sitzt am Boden und pafft Rauchwölkchen in die Luft.
Erik tippt ihr auf die Schulter, sie erhebt sich.
Gelangweilt hört sie Erik zu, ringelt sich um den Laternenpfahl herum.
Bei seinem
Du willst mich flieh’n?
versucht er, sie am Ärmel
festzuhalten.
Sie reißt sich los.
Dann hampelt sie links um die Hausecke herum, als langweile sie das alles in
höchstem Maße, was Erik mit
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
vorträgt.
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Bayreuther Festspiele
Die Vorwürfe wegen des Bildes, der Ballade weist sie mit großmächtigen
Gesten zurück
Ich bin ein
Kind und weiss nicht was ich singe.
Da hüpft sie auf der Bühne herum, als sei sie ein kleines Mädchen,
dass von einer Trottoireplatte – ‘Himmel und Hölle‘ – zur nächsten springt.
Sie quält ihn, nimmt ihn nicht ernst, zerrt an seinem Mantel:
wickelt ihn ein.
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Man ringt miteinander, schlägt aufeinander ein
und dann
SENTA
Er sucht mich auf! Ich muss ihn seh’n!
ERIK
Entsetzlich! Ha, mir wird es klar!
Bühnenaufbauten drehen
sich.
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Senta geht nach rechts, lehnt sich an einen Laternenpfahl.
Will sie sich tatsächlich opfern?
Auf einmal folgt sie den Vorgaben des Autors?
War sie doch vorher voller Spott über die Geschichte des Holländers. Schon
während der Ballade und danach zeigte sie in ihrem Verhalten der Frau Mary
und dem Chor gegenüber durch theatralische Gestik und übertriebene Mimik,
was sie von allem hält.
Nun also
Ach, möchtest
du,
bleicher Seemann, sie finden!
Betet zum Himmel, dass bald ein Weib
Treue ihm…
Nr. 6 – Finale
Arie, Duett und Terzett
In der Mitte wird eine Glasveranda – an eine Hausfassade angelehnt –
erleuchtet. In ihr tritt der Holländer aus einer Tür, Senta sieht ihn und
erschrickt
Ha!
Langes Tacet für das Orchester während dessen sich die beiden stumm
anschauen.
Senta zerrt sich den runtergerutschten Mantel wieder hoch. Der Holländer
tritt wieder in das Innere des Hauses zurück.
Senta bleibt am Laternenpfahl und zieht – als sie Daland durch dieselbe Tür,
durch die der Holländer eben abgegangen ist, eintreten sieht – einen Flunsch
wie ein ungezogenes Blag.
Dann auf die
Frage Dalands
Mein
Kind, du siehst mich auf der Schwelle.
Wie? Kein Umarmen, Keinen Kuss?
Du bleibst gebannt an deiner Stelle;
verdien‘ ich, Senta, solchen Gruss?
… führt Senta provozierend
einen Hofknicks aus
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Gott dir zum
Gruss!
und weiter
Mein Vater, sprich!
Wer ist der Fremde?
Auftritt Frau Mary durch die Tür im Hintergrund der Veranda – sie
trägt ein übergroßes Tischtuch herein und beginnt die Tafel für ein
Familienessen vorzubereiten.
Dieser Vorgang hält die ganze Zeit über an, während
Daland mit seiner Arie
Mög’st du, mein Kind, den fremden Mann
willkommen heissen?
Seemann ist er, gleich mir,
das Gastrecht spricht er an.
erläutert, um wen es sich bei dem Fremden handelt.
Ganz offensichtlich wurde hier eine neue Story eingefügt, denn Frau Mary und
Daland sind ein Paar.
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Auftritt Holländer durch die Tür im Hintergrund der Veranda.
Daland preist
weiter seine Tochter Senta in schillerndsten Farben.
Lang‘
ohne Heimat,
stets auf fernen, weiten Reisen,
in fremden Landen er
der Schätze viel‘ gewann.
Und schließlich wird auch der Holländer nach dessen Meinung befragt.
Sagt, hab‘ ich sie zu viel
gepreisen?
Ihr seht sie selbst – ist sie Euch recht?
Soll ich von Lob noch überfliessen?
Gesteht, sie zieret ihr Geschlecht?
dann entscheidet Daland
Am besten lass ich sie allein
- was er aber nicht tut, sondern
noch Gläser und Wein bringt, Frau Mary die Kerzen anzündet und dann setzen
sich beide an den Tisch.
Da nun meint auch Senta die Sache näher betrachten zu müssen, sie betrat
zwischenzeitlich die Veranda und nahm gleich vor Kopf des Tisches auf der
rechten Seite Platz.
Der Holländer setzte sich bereits, Senta – sie bleibt im Mantel – fummelt an
ihren Haaren rum (… macht man das heutzutage in BT in Oberfranken so, weil
die Haare in der Suppe dort als köstliche Beilage angesehen werden?)
Daland schenkt Wein in die Gläser, Frau Mary gibt aus der Suppenschüssel
auf.
Man beginnt zu löffeln, während der Holländer mit dem Duett und dem Text
Wie aus der Ferne längst vergang’ner
Zeiten
spricht dieses Mädchens Bild zu mir
den Blick auf Senta richtet, die mischt sich ein und fragt mit nun plötzlich
bewegter Miene als ginge ihr emotional ein Licht auf
Versank ich jetzt in wunderbares
Träumen?
Was ich erblicke, ist’s ein Wahn?
Frau Mary betrachtet die Szene mit steigendem Misstrauen.
Wie wird das gehen mit diesem Fremden?
Ihr ist er unheimlich.
Senta aber meint
Ach, wenn Erlösung ihm zu hoffen bliebe,
All-Ewiger, durch mich nur sei’s!
[…]
Wohl kenn‘ ich Weibes heil’ge Pflichten.
sei drum gestrost, unsel’ger Mann
Der Holländer kommt mit einem Blümchen um den Tisch herum auf Senta
zu, die plötzlich – etwas g’schamig zwar – aber doch freudig bewegt sich
zeigt.
Ihr ist inzwischen warm geworden, dass sie den Mantel ausgezogen hat und nun
in ihrem Rollkragenpullover da sitzt.
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele
Frau Mary wird alles zu viel und sie verlässt durch die Tür in der Mitte die
Szene.
Daland ihr nach, um zu schauen, wie ihr ist.
Senta geht hinten um den Tisch herum und auf den Holländer zu.
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther Festspiele
Sie sendet klare Signale aus
Was ist’s, das mächtig in mir lebet?
Was schliesst berauscht mein Busen ein?
All-Mächt’ger, was so hoch mich erhebet,
lass‘ es die Kraft der Treue sein!
Daland tritt durch die hintere Tür herein – und stört.
Aber er muss ja beim folgenden Terzett zugegen sein.
Verzeiht! Mein Volk hält draussen sich nicht
mehr;
nach jeder Rückkunft, wisset, gibt’s ein Fest.
Verschönern möcht ich’s, komme deshalb her,
ob mit Verlobung sich’s vereinen lässt?
und Senta beschließt den Bund mit dem Holländer
Hier meine Hand! Und ohne Reu‘
bis in den Todt gelob‘ ich Treu‘!
Während der
Introduktion zum dritten Aufzug löscht Frau Mary noch die Kerzen, das Licht
verlischt, Bühnenaufbauten drehen sich.
Für die Nr. 7 – Szene und Chor – kommen Frauen und Männer auf die Bühne, sie
bringen wieder jeder eine eigene Sitzgelegenheit mit, so dass daran kein
Mangel herrscht.
Steuermann! Lass‘ die
Wacht!
Steuermann! Her zu uns!
… singt der Chor und
versucht, den Steuermann zum Hinsetzen zu bewegen.
Bierkästen werden hereingetragen,
eine Gruppe Männer
in blauen Werkstattanzügen versammelt sich vorne rechts und setzt sich
räumlich von der übrigen Bevölkerung ab.
Dabei ganz rechts der Holländer, der sich eine Zigarette anzündet.
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Das Volk amüsiert
sich, bildet eine Polonaise-Schlange und zieht über die Bühne.
Dann mischen sich
die Leute des Holländers ein (Chor im Hintergrund, Statisten auf der Szene)
Nach dem Land
treibt der Sturm.
Hui-ssa!
In die Bucht laufet ein!
Schwarzer Hauptmann, geh‘ ans Land!
sieben Jahre sind vorbei!
Frei‘ um blonden Mädchen’s Hand!
Blondes Mädchen, sei ihm treu‘!
Der Holländer zieht
eine Pistole, will das Volk von seinen Leuten fernhalten, ballert herum.
Chor und die Statisten ab.
Von rechts Auftritt Senta für das Finale.
Der Holländer macht
im Abgehen ihr gegenüber eine abwehrende Geste.
Senta torkelt herum, als habe sie zu viel getrunken.
Von hinten durch die Mitte: Erik
Gerechter Gott!
Kein Zweifel! Es ist wahr!
Welch‘ unheilvolle Macht riss dich dahin?
Kavatine
Willst jenes Tags du nicht dich mehr entsinnen
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
… ja, meinem Schutz vertraute er dich an.
Auftritt Holländer von rechts mit seinem:
Verloren!
Ach! Verloren!
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Senta hastet zum Holländer.
Erik fängt sie ab.
Der Holländer
Segel auf! Anker los!
Sagt Lebewohl auf Ewigkeit dem Lande!
Fort auf das Meer trieb’s mich auf’s Neue!
Ich zweifl‘ an dir! Ich zweifl‘ an Gott!
Dahin, dahin, ist alle Treue!
Was du gelobtest, war dir Spott!
Der Holländer
stößt Senta weg, die ihn halten will.
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Von rechts naht Frau Mary mit dem Chor.
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Senta versucht, den Holländer zu küssen.
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Erik und der Holländer ringen um Senta. Allgemeines Gerangel.
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
Frau Mary von rechts – schießt den Holländer nieder.
Senta lacht schallend ob des toten Holländers, geht nach rechts auf die
torkelnde Frau Mary zu, nimmt ihr das Gewehr ab, legt es auf den Boden und
geleitet Frau Mary zu einer Sitzgelegenheit.
Danach geht sie auf den links wartenden Erik zu, lässt sich auf eine der
herumstehenden Sitzgelegenheiten fallen.
●
Senta lebt, Frau Mary lebt, Erik lebt – der Holländer ist
tot.
Und damit erlöst?
Gestorben, was ihm ja bisher immer nicht vergönnt war – durch eine Frau –
durch Frau Mary?
Einfach so? Hat sie ihn durch ihre Ballerei vom Fluch der bösen Tat erlöst?
Oder starb er nur so, doch unerlöst, weil die Liebe der Frau fehlt?
Aber vielleicht hat Frau Mary ihn doch heimlich geliebt und durch den Schuss
erlöst?
Man weiß es nicht und es wird einem auch nicht erläutert.
„Es ist zu hoffen, dass Text und Musik irgendwann wieder die ihnen vom
Schöpfer zugedachten und folglich zustehenden Rollen in der Wagner-Rezeption
erhalten werden.“
schreibt Dr. Klaus Billand im Neuen Merker.
Das Problem ist, dass vor Jahren ein Kommentator vom Nordbayerischen Kurier
forderte, der Text der Stücke müsste endlich von der aktuellen – vom
Regisseur erfundenen – Handlung auf der Bühne getrennt werden. Das ist der
Mensch, der dann zur SZ ging und nun mit Igor Levit das Buch ‘Hauskonzert‘
schrieb.
So kommt Gemurkse zustande.
Christian Stückl machte in Oberammergau bei seinem ‘Holländer‘ eine
Chor-Singprobe aus der Spinnstube und ließ die Mary singen: „Ich singe
fort“.
Und Herr Tcherniakov übernimmt das von Stückl, lässt sie aber singen: „Ich
spinne fort“, wobei der wohl hier die weitere psychische Entwicklung der
Frau Mary in seiner Inszenierung meint.
Da erklärt die Senta – die ja ein Kind ist und nicht weiß, was sie singt –
in der Ballade die ganze Story und dann kommt einer, der den neuesten
‘Freischütz‘ in München verbrochen hat, lässt sie eine ‚Rötzgöre‘ spielen.
Was will dieser ‚wildgewordene Handfeger‘ denn mit dem alten Lundgren?
Richard Wagner hat seine Frauenfiguren: Senta, Elsa, Elisabeth, Isolde aus
seinem damaligen Frauenverständnis entwickelt. Braucht man alles nicht zu
erzählen, der Tante Dramaturgin sollte man aber die Hand auflegen.
Frau Mary knallt den Holländer ab, sie kriegt draufhin offensichtlich einen
Anfall (….……ich ‚spinne‘ fort….) und
Senta setzt sich erstmal.
Dass sie sich da keine Zigarette anzündet, ist völlig unverständlich, wo sie
doch vorher, wo gar nichts los ist, eine nach der anderen qualmt.
Unklar ist auch, wie die Sache weitergeht:
Da Senta am Leben bleibt, nimmt sie sich doch den Erik.
Der Vorhang zu und alle Fragen offen?
Leute!
Es ist doch alles klar:
Dieses ‘Herzigbuberl‘ aus der bespielten Ouvertüre ist ‘der Holländer‘ als
Kind, also kein Holländer, sondern der Sohn von Daland, den er mit der Frau
hat, die von ihm und der Bevölkerung während der Ouvertüre verstoßen wird
und die sich aus Gram darüber aus dem Fenster stürzt ……
|
Mama und Sohn |
Das ‘Herzigbuberl‘ … |
… ..dessen Mama sich erhängt |
|
Bildquelle: Enrico Nawrath / Bayreuther
Festspiele
(-
tolle Leistung der Statistin,
da ins Leere zu springen – man erinnere sich an den Unfall in der Kölner
Oper, wo damals Wolfgang Anheisser angegurtet ins Leere stürzte und der ganz
Plafond mit runterkam. Das hätte hier auch passieren können -),
… der das Vaterhaus verlässt, der um ein Kap segelt, der die Welt
verflucht, der alle sieben Jahr an Land gehen darf, damit er sich eine Frau
suchen kann, die ihn erlöse.
Und jetzt kommts:
Frau Mary ist schon lange mit dem Daland zusammen, die erkennt die
Zusammenhänge, weiß wer ‘der Holländer‘ ist – nämlich Sentas Halbbruder,
also ein Produkt aus einer früheren Beziehung von Daland, bevor sie – Frau
Mary – als Sentas Amme als deren Ersatzmutter in Dalands Haus kam.
Sie erschießt ihn, um zu verhindern, dass ‘der Holländer‘ und Senta ein Paar
werden und sich des Inzest schuldig machen. Man erinnere sich, sie sang hier
an dem Abend anfangs:
Das fehlte mir! –
Schon da ging ihr ein Licht auf.
Merkwürd’ger Fall, dass Daland seit der bespielten Ouvertüre bis zum Finale
Daland
Senta!
Senta! Was
willst du tun?
gar nicht gealtert ist. Es sieht immer – am Anfang wie am Ende des Abends –
so aus, wie der Georg Zeppenfeld eben heute so aussieht.
Man fasst es nicht, was in Bayreuth da als total Verfälschendes, am
Originalwerk Vorbeigehendes zu Lasten des Steuerzahlers unter Nichtbeachtung
des Bildungsauftrages fabriziert wird.
Zum
Vergleich dessen, wie in Bayreuth der letzte Holländer von 2013 aussah – die
Bemerkungen hierzu:
Bemerkungen zur
szenischen Umsetzung von
‚Tod eines Reisenden in Haushaltswaren‘
oder
‚Starke
Schachteln schichtet mir dort
inmitten der Bühne zuhauf‘
Er kam hier nicht
her, man hoffte vergebens auf ‚Satan‘s Erbarmen‘ -
er kam nicht zum ‚Holländer‘ in Regensburg,
Kritik_‘Der_fliegende_Hollaender‘_oder_
Mary_und_das_‘Putzgeschwader‘_Theater_Regensburg
Er kam nicht nach
Leipzig, um 2008 die dortige Katastrophe zu verhindern – letztes
Jahr war er nicht in BT und heuer auch nicht, es scheint, wer auch
immer geht mit dem ‚Holländer‘ unter.
Bestes Beispiel hierfür der ‚Holländer‘ an der DOB von Frau Gürbaca,
Kritik_‘Der_fliegende_Hollaender‘‘_DO_Berlin
- die in Regensburg ‚Cavalleria / Bajazzo‘ in den Sand setzte
Bemerkungen_zu_‘Cavalleria‘_-_‘Der_Bajazzo‘_-_
Theater_Regensburg.htm
und
in Augsburg unmittelbar vor der Premiere von ‚Mahagonny‘ hinschmiss
oder hingeschmissen wurde – je nachdem man es sehen will.
Die eine
RW-Urenkelin verfehlte auch beim ‚Holländer‘ das Ziel – es war in
Würzburg.
Bemerkungen_zu_‘Der_fliegende_Hollaender‘_in_Wuerzburg
Vom
Holländer in Freiburg soll hier die Rede sein,
Bemerkungen_zu_‘Der_fliegende_Hollaender‘_in_Freiburg_-_oder_‘Senta_oder_ein_Puppenheim‘
- erwähnt werden muss auch der in Essen,
Bemerkungen_zu_‘Der_fliegende_Hollaender‘_in_Essen_-_oder_‘Die_Irre_von_Sandwike‘
Merkwürdig, denn
alles ‚modische Inszenierungen‘, die ja die ehemalige Frau
Präsidentin RW-International nach eigener Aussage so liebt.
Über den Holländer von 2012 an der ‚Bühne für Oberfranken‘ – im Jahr
seines ersten Erscheinens – urteilte man unterschiedlich – die
Politiker befragt, stammelten irgendetwas, ohne damit der Sache
dienlich zu sein, und Richard Wagner gerecht zu werden.
Aber auch der Dichter/Komponist selber konnte das Stück dem Publikum
kaum nahebringen. Er hatte bestimmte Vorstellungen, die Vorlage zu
bearbeiten und an der Dresdener Hofoper zu präsentieren. Schon nach
vier Vorstellungen wurde der ‚Holländer‘ nach der Uraufführung vom
2.1.1843 – abgesetzt.
Die Dresdener hatten noch die Tanzeinlagen, die Aufmärsche mit Ross
– die Schröder-Devrient kam als Adriano hoch zu Pferd auf die Bühne
– und Wagen, die Pantomimen und die Balletteinlagen. Gerade die
waren umjubelt worden und der ‚Rienzi‘ hätte auch in Paris Eindruck
gemacht – aber Richard wollte ja den ‚Tannhäuser‘ dort durchdrücken
– Minna hatte ihn gewarnt und für den ‚Rienzi‘ in Paris im Frühjahr
1861 plädiert.
Schon die Dresdener hatten mit dem ‚Holländer‘ Probleme – sie
verstanden weder den dramaturgischen Aufbau, noch die musikalische
Konstruktion.
1228
bereits wird der mystische Stoff von einem Schiff, dass über die
Weltmeere segelt, geführt von einem Kapitän, der unerlöst, einst
Jesus auf dem Leidensweg zur Eile antrieb, in einer Bologneser
Chronik erwähnt.
Nur eine Frau, die treu mit ihm in den Tod geht, kann ihn erlösen.
Zitat
Der »fliegende Holländer«, dessen innige Bekanntschaft
ich auf der See gemacht hatte, fesselte fortwährend meine
Phantasie; dazu machte ich die Bekanntschaft von H. Heine‘s
eigenthümlicher Anwendung dieser Sage in einem Theile seines
»Salons«.
Besonders die von Heine einem holländischen Theaterstücke
gleichen Titels entnommene Behandlung der Erlösung dieses
Ahasverus des Ozeans gab mir Alles an die Hand, diese Sage
zu einem Opernsüjet zu benutzen.
Zitatende
[RW – Sämtliche Schriften und Dichtungen: Erster Band, S.
38.]
|
RW
war beeinflusst von den Werken der Zeit, der Romantik. Weber mit
seinem ‚Freischütz‘, mit seiner ‚Euryanthe‘, durch Marschner mit
‚Hans Heiling‘ und ‚Der Vampyr‘ waren Schauer-Vorbilder – enttäuscht
über die Menschen und die Welt mit Bezug auf Weltschmerzthematik –
Erlösung und Untergang.
Er selber bezog sich ein.
Er, der Künstler von Weltformat, projizierte sein Außenseitertum auf
die Titelrolle wie bald darauf auch beim ‚Lohengrin‘.
Richard Wagner an Franz Liszt,
Zürich, 11. Februar 1853
Zitat
[…]
Viel Glück zum »fliegenden Holländer«! dieser trübselige
Held geht mir jetzt nicht aus dem Kopf! Immer höre ich:
»Ach möchtest Du, bleicher Seemann sie finden!«
mit dem:
»Doch kann dem bleichen Manne Erlösung einstens noch
werden!«
ist‘s doch vorbei! Für mich gibt‘s keine Erlösung mehr, als
– der Tod!
O, wie glücklich, träfe mich der im Meersturme, - und
nicht auf dem Siechbett!!!
[…]
Ja – im Brande Walhalls möchte ich untergehen! – Beachte
wohl meine neue Dichtung – sie enthält der Welt Anfang und
Untergang! -
Ich muß es nächstens doch für die Frankfurter und Leipziger
Juden komponieren – es ist ganz für sie gemacht! -
[…]
Adieu! Mein Franziskus, du Einziger – der mir wie ein
Riesenherz entgegenragt! Unermüdlicher, leb wohl!! Und wenn
Du morgen die Ballade spielen läßt – denk an mich! Ich sitze
da einsam auf dem Kanapee, starre in die Lampe, und brüte
über mein – großes – Glück, doch Dich noch der elenden Welt
abgewonnen zu haben!
[…]
Zitatende
Franz Liszt – Richard Wagner: Briefwechsel, S. 493.
|
Sah
RW noch in seinen Überlegungen von 1840 – beeinflusst von seiner
Schiffsreise von Pillau nach London – den Mann, der durch Hochmut
sein Schiff, seine Mannschaft aufs Spiel setzt – wie jemand heute,
der spekuliert und pokert – ohne Rücksicht auf sich und seine
Mitmenschen – ‚umsegeln wollt‘ er einst ein Kap‘ – die Erlösung
verwehrt bleibt, es sei denn, ein Weib, ‚das treu‘ bis in den Tod‘
sich opfert und mit ihm geht – gemäß seinen 1851 geäußerten
Vorstellungen vom ‚Weib der Zukunft‘.
Besetzung ‚Der Fliegende Holländer‘ – Bayreuth 2012 – 2018
Screenshot Homepage BT – Festspiele
Es
gelingt Herrn Gloger in Bayreuth, RWs Intentionen szenisch
umzusetzen, die Geschichte des um die Welt ziehenden Verfluchten
durch einen ‚Reisenden in Haushaltswaren‘, der durch die Verbindung
mit einem sterblichen, daher zeitgebundenen Menschen der Alltagswelt
Erlösung finden kann, auf heutige Hartz IV-Höhe ’runterzubrechen’.
Eine junge Frau, ‚ein Kind‘, das nicht weiß, was es
singt – in ersten Hormonwallungen, schwärmerisch wie Elsa einen Mann
angierend, ist in der so genannten ‚Spinnstube‘ mit anderen
Geschlechtsgenossinnen ganz mit Broterwerb beschäftigt.
War es früher möglich, sich beim Spinnen von Fäden, ganz den eigenen
Gedanken und dessen Austausch mit unmittelbar anderen hinzugeben, so
ist das bei Herrn Gloger nicht mehr möglich, denn der Damenchor, die
Sopranistin und die Altistin betreiben – wohl bei ‚Amazon‘ oder
einem sonstigen Internet-Versandhändler – hochkonzentriert, nämlich
das Verpacken von Waren.
Dass es sich hier um Tischventilatoren handelt, ist eine der
großartigsten Regiezutaten, die jemals bei Bühnenspielen gezeigt
wurden und somit ohne Zweifel ganz im Sinne der Frau
Präsidentin-RW-International, liebt sie doch ‚modische
Inszenierungen‘.
Die Sopranistin hat es nicht leicht, sich das Bild des ersehnten
Mannes, dessen Konterfei sie angeblich ansingt, auszumalen und diese
Gedanken dem Publikum zu vermitteln, ist sie doch in der Realität
der ‚Bühne für Oberfranken‘ von
Anfang von
herrlichsten Männern umgeben.
Da ist der Spieltenor, der mit dem Bassisten in einem Ruderbootchen
dahergeschwommen kommt und aus seiner Einkaufstüte ‚a G‘wand‘
herausholt – das Mitbringsel für die Liebste daheim.
Später haben auch die Herren des Chors je ein Exemplar dieses
Fummels in der Hand, alles wohl der Einkauf in einem Supermarkt im
Rahmen einer Geschäftsauflösung, zu besonders niedrigen Preisen, in
Mengen abgegeben und vom Chor erstanden.
Großen Eindruck muss dann zwangsläufig der Bariton, hier wohl ein
Handelsreisender mit Hausgeräten – ‚Made in Taiwan‘ – machen, dessen
Anschauungsmaterial er im Rollköfferchen als ‚Muster ohne Wert‘ mit
sich führt und damit den Bassisten ganz gierig zu machen in der Lage
ist.
Reizend wie der von der Sopranistin Ersehnte da unbedarft wie
‚Piefke im Schnee‘ herumsteht und ganz offensichtlich das Ende
herbeisehnt, für das hier nicht Alberich sorgt, sondern der im
blau-grauen Drill hantierende Hausmeister.
Großartig wie Herr
Gloger eine total modische Inszenierung auf die ‚Bühne für
Oberfranken‘ zu Lasten des Steuerzahlers zu stellen in der Lage ist.
Der ganze Bühnenraum hoch bis in den Schnürboden an Regalwänden, an
denen flimmernde Zahlenaufstellungen, Darstellungen von Chips oder
so überfrachtet – es erinnert an die Gürbaca-Holländer-Inszenierung
an der DOB – hier ließ sich wohl der Regisseur aus einem anderen
Werk RWs leiten:
Verfluchtes Licht!
Was flammt dort die Luft?
Was flackert und lackert, -
was flimmert und schwirrt, -
was schwebt dort und webt
und wabert umher?
Da glimmert‘s und glitzt‘s
und
lenkt von der Führung der Personen – wenn man davon überhaupt
sprechen kann – ab, dabei hilft ihm der Bühnenbildner.
Bildquelle:
Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
In Bayreuth fuchteln der Spieltenor und der Bassist –
jeweils in Ausgehanzügen – mit Taschenlampen an Bord eines
Rettungskahnes – nicht mal einer Art von Schaluppe – beleuchten sich
gegenseitig und erschrecken, wenn sie des anderen auf die kurze
Distanz von einem Meter erkennen – vergleichbar dem Auftritt
Papageno – Monostatos.
Huh, huh,
huh, huh!
Ins nicht vorhandene Wasser der Bucht von Sandwike ‚stierlt‘ der
Spieltenor, klammert sich dann bäuchlings an den Bassisten, der
schubst ihn weg, weg in die eine Ecke des Bötchens, da fuchtelt der
wieder mit seiner Taschenlampe, wo er sich doch auf Weisung des
Bassisten, der sich mal eben eine Pille reinschiebt, zur Ruhe
begeben soll.
Der Spieltenor ist sichtbar besorgt und verängstigt – schaut umher –
und singt aber dann doch dann aufgrund der auf ihn immer näher
zukommenden Musik einsatzgerecht sein Lied
Mit
Gewitter und Sturm
-
Vor
lauter Aufregung, ob der geglückten hohen Töne, lässt ihn Herr
Gloger schnell eine Tablette nehmen – und vor dem
von Südens Gestad
hebt er eine Einkauftüte hoch und versucht damit sich
vor irgendwas zu verbergen, während er dann den Inhalt der Tüte
hochhält – an sich ist es
ein
gülden Band
- aber an der ‚Bühne für Oberfranken‘ ist es ein
ganzer Damenfummel – in den sich der Spieltenor reinkuschelt, er
schlägt ihn über sich und schläft ein.
Da erscheint der bereits beschriebene ‚Reisende in Haushaltswaren‘ –
ein Bariton – mit Rollköfferchen – das Unbehauste dokumentierend –
mit einem ‚Kaffee-to-go‘ in der rechten Hand, er trinkt aus dem
Becher, wirft den achtlos so in die Gegend und dann singt er gemäß
Richard Wagners Rollenvorgaben der Titelfigur
‚Die
Frist ist um‘.
Bildquelle: Bayreuther
Festspiele / Enrico Nawrath
Um ihn da nicht
allein auf leerer Bühne mit flackernden Lichtern Töne von sich geben
zu lassen und um das Publikum vom Vortrag des Sängers abzulenken –
(wieso lässt man den Sänger nicht seine Partie in Ruhe vortragen) –
nähert sich – auf Weisung der Regie – von hinten ein Statist, der
dem Bariton den Mantel auszieht.
Für das
letzte Nass
zieht
der Statist ein Bündel Briefumschläge aus der Tasche, gibt sie dem
dem Bariton als ‚Reisenden in Haushaltswaren‘, der sie auch wieder
einfach so auf die Bühne wirft – Technik und Requisite können ja
dann aufräumen.
Es folgt ein Versuch der Selbstverstümmelung, da nämlich der Bariton
sich mit einem Dings-da einen Ritz in den linken Arm machen möchte,
den er vorher entblößte. Der Statist wendet sich – ob des nicht
fließenden Blutes – entsetzt nach links ab.
Auf
doch ach! Mein Grab, es schloss sich nicht!
erscheint von rechts eine langhaarig-blonde Tussi in Fell gehüllt,
es lässt sich nicht erkennen, ob es sich nicht – wegen mangelnder
Gelder – doch nur um Karnickel handelt.
Sie verschwindet nach rechts, da nähert sich von links ein Liftboy
in entsprechender Pagenuniform, dem gibt dem Bariton als ‚Reisenden
in Haushaltswaren‘ das Dings-da, worauf sich der Page abwendet.
Von rechts zeigt sich eine Weißgewandete – soll wohl eine
Krankenschwester sein – die dem Bariton ‚ans Hirn‘ fasst und dieses
massiert.
Kein löbliches Unterfangen, denn als der Bariton merkt, dass ihm
durch das ‚Am-Kopf-kratzen‘ das Toupet zu verrutschen droht, wehrt
er die Hilfskraft ab, die sich aber nicht beirren lässt, sich ihm
wieder näherzukommen, bietet sie ihm nun Pillen an, die aber von ihm
zurückgewiesen werden.
Schon naht von rechts jemand im dunklen Straßenkostüm, wohl
Sekretärin oder so, auf einem Tablett bringt sie einen neuen
Kaffee-Becher, den der Bariton in hohem Bogen zu Boden schleudert –
hier nun herrscht Ordnung, denn die Straßenkostüm-Adjustierte nimmt
die gefallenden Teile an sich, wischt mit einem Lappen, den ihr die
Geschäftsleitung der ‚Bühne für Oberfranken‘ freundlicherweise zur
Verfügung stellte, großflächig über den Boden. Sie muss nämlich Zeit
schinden, um sich dann für das
Dich frage ich, gepries‘ner Engel Gottes
aus
der tiefen Kniebeuge zu erheben, um den Bariton erstaunt ob des
Gehörten anzusehen, dann aber sicherheitshalber nach links
verschwindet, wäre sie nämlich nach rechts abgegangen, dann wäre sie
mit der Bepelzten zusammengestoßen, die von eben rechts wieder die
Szene betritt. Sie macht an dem Bariton rum, versucht, ihm die Hose
zu öffnen, was der abwehrt, will der doch nicht, die Ingredienzien
seines Untergewandes vorzeigen.
Was heute noch vermieden wird, kann morgen schon Bestandteil von
modischen Inszenierungen unter dem Deckmantel von ‚Freiheit der
Kunst‘ sein.
Die Blondgelockte, streckt pelzbemantelt ein Bein in die Luft.
Bei
Vergeb‘ne Hoffnung
wird
sie vom Bariton entmantelt, noch stark bekleidet, tut sie trotzdem
g‘schamig, nimmt aber – es soll wohl Geld sein – Papierfetzen vom
Boden auf und enteilt – worauf der Bariton in den Bühnenhintergrund
entschlendert,
aber für das
Nur
eine Hoffnung soll mir bleiben
in der
Bühne Mittelraum zurückkehrt – wildes Geflimmer von Zahlen an den
Regal-Wänden – wenn
die
Welt zusammenkracht
Beim
da werde ich in Nichts zergehn
werden
Nullen – wie sinnig – projiziert.
Nun kommt ein Gloger‘scher Regieeinfall besonderer Art.
Der Bariton hebt ein Stück Papier auf, das die Entmantelte beim
hastigen Zusammenraffen vergaß, zieht ein Feuerzeug aus der rechten
Hosentasche und zündet das Papier – (Feuerwehrmann in der Gasse ‚Hab
Acht!‘ rufend) – an.
Es entflammt kurz und erlischt schnell beim
in
nichts vergeh‘n
Zum
Ew‘ge Vernichtung, nimm mich auf!
unterstreichen die Nullen in der Projektion das Sinnlose der ganzen
Aktion.
Vom Boden des Ruderbootes erheben sich erst der Bassist, dann der
Spieltenor – der völlig verwirrt – die helle Stimme für ein
Wer
da?
hebt.
Man
palavert hin und her – der Sturm hat beide hier
an
diesen nackten Felsenstrand
geblasen.
(Welch ein, die
Welt aus den Fugen reißender, Regieeinfall, den Spieltenor fast jede
Körperbewegung des Bassisten nachmimen zu lassen. Köstliches
Gehampel!)
Der Bariton
erscheint, sein Köfferchen
neben sich
hertrollend.
Er
behauptet
kostbare Perlen, edelstes Gestein
seien im
Schiff.
Schon manch
‚Reisender in Haushaltswaren‘ hat mit Staubsaugern ein Vermögen –
auch am Ort der ‚Bühne für Oberfranken‘ – nämlich aus dem Laden in
der Bahnhof- bzw. Kolpingstraße in BT gemacht.
Der
Bassist aber öffnet nicht das Schiff, sondern das Musterköfferchen,
das dann auch noch spektakulär von innen beleuchtet wird – (was will
man auch an der ‚Bühne für Oberfranken‘ erwarten als Mätzchen?) –
und behauptet, Papierschnipsel in der Hand haltend,
Wie? Ist‘s möglich? Diese Schätze!
Wer ist so reich, den Preis dafür zu bieten?
Der Spieltenor
legt Patience mit den Papierschnipseln aus dem Rollköfferchen des
Baritons,
während sich Bassist
und Bariton Gedanken über die weitere Vorgehensweise machen.
Schlussendlich beim
so nimm
meine Schätze dahin!
umhalst der Bassist den Bariton, hofft er doch seine Tochter bei dem
unter die Haube zu bringen und der Spieltenor umschlingt das
Muster-Rollköfferchen des Baritons und schiebt es – um es außer
Sicht zu bringen – unter seine Knie.
Wie goldig!
Es wird weiter mit Papieren hantiert, man überlegt wohl
Anschaffungen mit des Baritons Schätzen – Jubel beherrscht die Szene
– dass man nicht ein Tänzchen wagt – es wäre nachvollziehbar, denn
ersehntes Ziel hätt‘ ich erreicht
und
der Bassist,
das Rollköfferchen umschlingend,
geb froh ich Haus und Tochter hin!
Der
Spieltenor holt sich vom Bariton ein Autogramm in sein Album oder
wurde hier eine vertragliche Vereinbarung getroffen?
Die Gloger‘sche Regie-Gedankenwelt macht staunen.
Wenn auch nicht zu verstehen, was er da treibt – modisch ist es auf
jeden Fall – mit dieser Gewissheit im Publikum verschwindet der die
Akte jubelnd hoch empor haltende Spieltenor im hinteren Grunde.
Für das
Heil! Wie die Segel schon sich blähn!
Hallo! Hallo!
teilt
sich die Dekoration in der Mitte und gibt den Blick frei auf den
angetretenen Chor für das
Mit
Gewitter und Sturm aus fernem Meer -
mein Mädel, bin dir nah! Hurrah!
der
Herren, der erst langsam nach vorne schreitet, dann den Schritt
beflügelt und mit breitem (unhörbaren) Lachen im Gesicht aus den
mitgebrachten Einkaufstüten auch einen solchen Fummel zieht wie ihn
der Spieltenor wohl auch an südlichem Strand erstand.
Man wedelt damit herum, man stopft das Textil wieder in die
jeweilige Einkaufstüte und alles geht hurtig nach hinten in der
Mitte ab.
Vorne gibt der Spieltenor Zeichen, etwas herunterzuholen – es
gelingt nicht, erst als ein paar versierte Herrschaften – wohl unter
den Herrenchor gemischte Techniker – an etwas vom Schnürboden
Herunterhängendes zerren, fällt ein Vorhang – die Herren wickeln ihn
zusammen, gehen mit der Vorhangrolle nach rechts ab und der Blick
ist frei auf den eigentlichen zweiten Akt mit Damenchor.
Zweiter Aufzug
Man
sitzt nicht und spinnt - wie man singt und wie es der Text von RW
vorgibt - sondern man empfindet nach, was die Regie erspann.
Zunächst steht man herum, dann plötzlich Bewegung und nun sind die
Chordamen mit dem Füllen von Kartons beschäftigt - man legt
Ventilatoren in diese, füllt Styropor auf und mit den angeblich
gesponnenen Fäden, nämlich den elektrischen Zuleitungen von der
Requisite auf Anordnung der Geschäftsleitung der 'Bühne für
Oberfranken' bereitgestellten 'Miefquirlen - wedelt man herum.
Bildquelle: Bayreuther
Festspiele / Enrico Nawrath
Man wundert sich,
dass ausgewachsene Chordamen dies mitmachen - aber auch für sie gilt
wohl der Spruch der Despina aus 'Cosi', den Eduard Devrient ins
Deutsche mit
'Für Geld tu ich gar manches'
übersetzte.
Mittendrin wie eine Direktrice, die Altistin.
Es darf unterstellt werden, dass diese mit ihrer Feststellung
Ei!
Fleissig, fleissig! Wie sie spinnen!
nicht an
die Chorkolleginnen denkt, sondern vielleicht an diverse Vorstände
der RW-Vereine, die immer noch als Maßgabe für ihr Tun, den Wortlaut
in ihrer Satzung haben, sich für Bayreuth, der 'Bühne für
Oberfranken' einsetzen zu wollen.
Die Altistin kann einem leidtun - wie sie da die Brille durchs
Gesicht schiebt, die Backen aufbläst - und die Damen mit ihren
Luftbewegern singen lässt
Mein Schatz da draussen auf dem Meer,
im Süden er
viel Gold gewinnt;
ach, gutes Rädchen, saus' noch mehr!
Er gibt's dem Kind,
wenn's fleissig spinnt.
Großartig, ganz großartig, sieht das aus.
Dass es sich hier um eine deutliche Aussage zur Situation der Frau
im 19. Jahrhundert handelt - was interessiert es Herrn Gloger.
Der verheutigt und sieht Paketepackende im Mini-Job, dass der Text
von RW nicht zur Szene passt, was glaubt man wie 'egoool'
(fränkisch, mit Bayreuther Unterton für: egal) ihm das ist.
Und mitten drin sitzt Eine mit langen Haaren, sitzt da und
schnibbelt an irgendwas rum.
Da erscheint von links einer mit Handwerksköfferchen und Stehleiter.
Dieser steigt auf diese, fuhrwerkt da irgendwie in der Luft herum,
steigt wieder runter, geht kopfschüttelnd nach rechts, hat
irgendetwas mit einer Kartuschenpistole abzudichten und verschwindet
gleich drauf nach rechts mitsamt der Leiter.
Toll - ganz großartig - und das ist nun doch wohl eine dieser
’modischen Inszenierungen’ im Sinne der ehemaligen Frau Präsidentin
RWV-International, einer damaligen externen Lehrbeauftragten der
HMTMH.
Ich spinne fort
-
behauptet die Altistin - nichts dergleichen tut sie.
Die Ballade folgt, die Sopranistin hebt irgendwas hoch, die Damen
erschauern, auch weil das Licht ausgeht.
Was für ein Regieeinfall.
Die Chordamen, zusammengekauert auf den Versand- oder Umzugskartons,
lauschen.
Die Sopranistin hantiert mit einer Skulptur in moderner Form herum -
dem nach Text gegebenem - eben dem
Konterfei.
Bei der
zweiten Strophe
Bei
bösem Wind und Sturmes Wut
umsegeln wollt' er einst ein Kap;
geht
das Licht wieder an, die versierten Chordamen lauschen weiterhin in
die Runde.
Dritte Strophe -
Für das
Er
freite alle sieben Jahr',
hatte
sich die Sopranistin einer Chordame genähert, die sich aber beim
noch nie ein treues Weib er fand
entsetzt abwendet, als habe die Sopranistin Mundgeruch in extremster
Form - möglicherweise nach einer großen Portion Knoblauch in der
Kantine des sie beschäftigenden Versandhauses.
Für das
ohne
Ziel, ohne Rast, ohne Ruh'!
lässt sich die Sopranistin auf einen der Versandkartons sinken -
die Chordamen stehen - ungläubige Blicke umherwerfend - herum, dann
nähern sie sich zunächst der Niedergesunkenen.
Doch der Chor zieht sich irritiert zurück, umringt dann die
Sopranistin als die verkündet
Ich
sei's, die dich durch ihre Treu' erlöse!
Die Altistin
bebt, sie atmet hörbar bis in die 25. Reihe
- dann
erscheint der Hausmeister in graublauem Rock.
Er
behauptet, der Bassist sei angeblich 'ante portas' und schon nehmen
die Chordamen ihre Servierhäubchen ab, wedeln mit den nun offenen
Haaren, als könnten sie es nicht erwarten, wieder unter die Knute
des Bassisten zu kommen.
Auch die Altistin hat ihre Haare gelöst und sieht der Ankunft des
Hausherrn mit Schaudern entgegen, bringt aber noch die Chordamen mit
Halt, halt! Ihr bleibet fein im Haus!
zur
Räson.
Da nun verkündet die Sopranistin
Durch mich sollst du das Heil erreichen!
-
nimmt
die Skulptur - das Konterfei - und steigt auf eine Ansammlung von
Pappkartons, während die Altistin mit sichtbar bebendem Busen das
Ungeheure, nie Gesehene, nie Gehörte für sich in Anspruch nimmt,
doch da erscheint der Charaktertenor in blau-grauen
Hausmeistergewand und wettert
Senta! Willst du mich verderben?
Die Altistin
schürzt vor Schreck ihre Haare, die Chordamen wimmeln und plappern
aufgeregt
beim
Das Schiffsvolk kommt mit leerem Magen.
herum, kehren wieder zu ihrer eigentlichen Tätigkeit, dem Verpacken
von Ventilatoren, zurück.
Die Sopranistin werkelt an dem Konterfei herum, als der
Charaktertenor, immer noch verkleidet als Hausmeister, ihr das
Handwerkszeug entringt.
Die Damen schauen sicherheitshalber beim
Schon
gut! Sobald nur aufgetragen,
hält hier aus länger keine Pflicht.
zum
Dirigenten hinunter, da an der Stelle doch verstärkt die Möglichkeit
des musikalischen Auseinandergeratens besteht.
Der Charaktertenor verlangt, die Sopranistin möge bleiben, was die
auch tut, denn sie muss mit einem Griff verhindern, dass der
Charaktertenor sich ein Messer an seine Kehle setzt - was zur
Verminderung des Tenorangebotes führen müsste. Dies erkennend, reißt
sie ihm das Mordinstrument aus der Hand.
Sein
mein
dürftig Gut, mein Jägerglück;
unterstreicht er, indem er mit einer
Isolier-/Abdichtungskartuschenpistole herumfuchtelt, die er aus der
rechten Tasche seines Hausmeisterkittels zieht - da muss auch der
Charaktertenor bei der Phrase grinsen, zu entzückend ist der
Regieeinfall.
Links aus der Kitteltasche zieht er ein kleines Sträußchen, das er
der Sopranistin rüberreicht, die geht zwar in großem échauffement
auf und nieder, nimmt aber die Blumen nicht, so schmeißt der
Charaktertenor diese voller Wut zu Bühnenboden und als die
Sopranistin meint, sie müsse zum Port
den
Vater zu begrüssen
-
ist der
Haumeister ganz 'dermatscht', worauf sie sich
aber
dann doch bewegen lässt, ein paar Worte aus Richard Wagners Feder
mit ihm zu wechseln.
Mittenmang zwischen den rumliegenden Pappkartons geht nun das
Gespräch Charaktertenor / Sopranistin hin und her - sie behauptet
das Konterfei würde auf sie sehen und beim jammervollen Getue des
Charaktertenors fragt sie ihn
Kennst jenes Unglücksel'gen Schicksal du?
Er
betrachtet das von der Sopranistin angefertigte Kunstwerk, angeblich
den Bariton als 'Reisenden in Haushaltswaren' darstellend, zuckt mit
den Schultern und kann beim besten Willen nicht erkennen, was die
Sopranistin in das Stück Material hineininterpretiert.
Für die Traumerzählung des Charaktertenors werden Schatten an die
hintere, die Bühne umschließende, Folienwand projiziert -
zwei Männer nahten sich dem Lande,
der ein', ich sah's, dein Vater war.
der
andere - unverkennbar - der Bariton.
Die Sopranistin umhalst das Konterfei, ihr Kunstwerk, während der
Charaktertenor entnervt enteilt.
Schon kommt der Bassist mit dem Gast, dem Bariton, der führt
selbstverständlich das Rollköfferchen mit sich, hat er doch die
'Muster ohne Wert' darin, die als Anzahlung für die Tochter des
Hauses dienen sollen.
Der bassige Hausherr führt den baritonalen Handelsvertreter durch
die Pappkarton-Landschaft, erklärt imaginäre Produktionslinien für
Ventilatoren, die hier in der Gloger'schen Inszenierung statt
Spinnräder dienen.
Des Baritons ansichtig werdend, lässt die Sopranistin den
Pappkameraden, das Konterfei, den Fremden darstellend, fallen und
widmet sich nun der Szene mit dem Bassisten, der fordert
Mögst
du, mein Kind, den fremden Mann willkommen heissen?
Es
ist ja wie es ist, man singt sich an, man kommt sich näher und dann
passiert's - man hebt Gläser - und feiert bereits Verlobung, denn
der Bassist meint
Reich'
ihm die Hand, denn Bräutigam
sollst du ihn heissen
Der
beiden Gespräch beginnt dann mit des Bariton folgender Phrase, das
Wie
aus der Ferne längst vergang'ner Zeiten
geht
ohne große Regungen vonstatten, allerdings zieht er sich das Jackett
aus, was auf kommende Aktionen schließen lässt.
Dem Regisseur, Herrn Gloger, fällt hier nicht viel ein, was man als
Glück bezeichnen muss, käme doch nur irgendein text-nicht-bezogener
Schmarrn dabei heraus. Er beschränkt sich auf das Drehen der Bühne,
was aber für das
Welch' holder Klang im nächtigen Gewühl!
beendet
wird.
Dafür stürzen Bariton und Sopranistin entzückt über die Bühne,
letztere schnallt sich ein Geflügel an den Rücken - nicht von Otto
Lilienthal erfunden - den, dem Bariton zuteilwerdenden Engel
versinnbildlichend - und verkündet ganz im Sinne des 19.
Jahrhunderts und auch heute noch in wenigen deutschen Landen - dort
wo eine 'Herdprämie' propagiert wird
Wohl kenn' ich Weibes heil'ge Pflichten
Die
beiden versteigen sich über
Ein heil'ger Balsam meinen Wunden
und
Von mächt'gem Zauber überwunden
zum
Was schliesst berauscht mein Busen ein?
Allmächt'ger, was so hoch mich erhebet,
lass es die Kraft der Treue sein!
Man
fällt sich in die Arme, rutscht auf den Bühnenboden hernieder, der
'Sturm der Liebe' beginnt gerade, da tändelt der Bassist herein -
und stört.
Aber schließlich:
Zum
Fest! Heut' soll sich alles freu'n!
Man
jubelt gemeinsam - jeder mit seiner Strophe -
Sopranistin
Hier meine Hand! Und ohne Reu'
bis in den Tod gelob' ich Treu'!
Bariton
Sie reicht die Hand! Geprochen sie
Hohn, Hölle, dir durch ihre Treu'!
Bassist
Euch soll dies Bündnis nicht gereu'n!
Zum Fest! Heut' soll sich alles freu'n!
und
alles läuft eiligen Fußes ab.
Bildquelle: Bayreuther
Festspiele / Enrico Nawrath
3. Aufzug
Der Herrenchor erscheint und räumt das G'raffel aus dem zweiten Akt
weg - oder sind's Techniker wie die Chorherren gewandet.
Der Spieltenor gebärdet sich g'schaflhuberisch, gibt Anweisungen,
wohin mit den Kartons, die völlig überflüssig sind, zum Lagern von
Requisiten dient die Seitenbühne.
Aber es wird auch erinnert an ein Stück aus gleicher Werkstatt und
statt 'Starke Scheite' heißt es hier
'Starke
Schachteln schichtet mir dort
inmitten der Bühne zuhauf'
Auf
direkte Anweisung des Spieltenors wird ein Prospekt vom Schnürboden
herabgelassen, auf dem mit kindlicher Hand ein Ventilator
aufgezeichnet ist - der Chor bejubelt die Dekoration - dass man
nicht den Deutschen Gruß bemüht, erstaunt - handelt es sich doch um
eine Performance und - nach Meinung des Gerichts in Kassel -
erlaubt.
Dann dreht sich der Chor zum Publikum und meint:
Steuermann! Lass die Wacht!
Steuermann! her zu uns!
Hisst die Segel
auf! Anker fest!
Steuermann, her!
Bildquelle: Bayreuther
Festspiele / Enrico Nawrath
Statt dem Text zu
folgen, hampeln Chor und Spieltenor herum - es ist sicher ganz nach
den Vorstellungen eines RWV-Vorstandsmitgliedes, dies nämlich als 'witzich'
anzusehen, und sicher ganz im Sinne der RW-Vereine, die sich ihrer
Galionsfigur, der ehemaligen, externen Lehrbeauftragten der HMTMH,
anschließen und sich für Bayreuth, sprich die 'Bühne für
Oberfranken', einsetzen.
Auf einem Stapel Kartons steht einer der Miefquirls und quirlt Mief
- der Damenchor ist dahinter positioniert - der Spieltenor hampelt
mittig herum und macht eine denkbar untenorale Figur.
Wie kann ein einigermaßen seriöser Sänger sich dafür hergeben? Aber
er hat sicher Familie und denkt sich „Kann’ste wechseln?“
Von Tanz und Trank ansonsten zunächst keine Spur, dann aber sind
plötzlich Damen da, mit Tabletts voller Gläser - ob gefüllt, oder
nicht, lässt sich aus der Distanz nicht feststellen.
Nein, die Gläser sind leer, sonst könnten die Damen nicht so
herumzappeln und dann noch mit den Kollegen ein Tänzchen wagen.
Wie reizend.
Zum
Rand sein Glas ein jeder fülle!
Lieb' Nachbar liefert uns den Trank
heißt es
nun, die Herren strömen von rechts nach links, halten Gläser in der
Hand.
Der Spieltenor bemalt eine Art Flippchart - hält sie hoch - ein 'Spicker'
soll es sein, um dem Chor den Text vorzugeben - köstlich der
Regieeinfall - den er zu singen hat - ein 'Neger, ein Spicker', wohl
weil die Geschäftsleitung der 'Bühne für Oberfranken' sich
einen Prompter nicht leisten kann?
Ach!
Und Herrjeh! - da entzündet sich das Gemälde mit dem Miefquirl und
fackelt ab.
Die Herrschaften vom Chor heben allesamt die Arme - warum, wozu -
niemand kann es sagen.
Vor Schreck, weil kein Feuerwehrmann in der Nähe?
Es könnte ja die ganze Werkstatt der 'Bühne für Oberfranken' in
Brand geraten.
Dann zündet der Bariton auch noch einen Grill.
Würstchen? Ripple?
Die Sopranistin gemeinsam mit dem Bariton - grillend.
Entzückend!
Von rechts die Außendienstkollegen des Baritons, links die des
Bassisten - passieren tut nichts, außer, dass die von rechts
kommenden eine Akte vor sich hertragen und sich unter die des
Bassisten Leute mischen - es gibt ein Handgemenge - das war's.
Und dafür bekommt der Regisseur auch noch Geld - man fasst es nicht.
Im Zweifelsfalle - wie hier - lässt er die Bühne um sich selber
drehen.
Was machte der nur, gäbe es keine Drehbühne?
Nun flickert und flackert es wieder an den Wänden - mitten drin
in dem Geblinzel auf hohem Pappkartonstapel - die Sopranistin mit
dem Bariton, dem 'Reisenden in Haushaltswaren'.
Der Charaktertenor, hier der Hausmeister, stürzt von links herbei
und fragt
Was
musst ich hören? Gott, was muss ich sehen?
Ist's Täuschung? Wahrheit? Ist es Tat?
sieht er
nämlich die beiden 'up d'r Tümp' - will heißen, auf den hoch
gestapelten Kartons.
Die Sopranistin steigt herab, eilt zum Charaktertenor, dem
Hausmeister, der nimmt ihr das Ge-Flügel ab, das sie immer noch
umgeschnallt hielt.
Sie rennt nach rechts zu dem Stapel Pappkartons - sucht - der
Bariton ist nicht da.
Au weia!
Was jetzt?
Keine Aufregung, der Bariton stand nur hinter dem Stapel Pappkartons
und kratzte sich an der Nase.
Dann wütet der Charaktertenor herum
Was
bei der Hände Druck mich hehr durchdrang,
sag', war's nicht Versich'rung deiner Treu'?
Die Sopranistin
fasst sich besorgt ans Hirn und fragt
Wie? Ew'ge Treue hätt' ich dir gelobt?
Auf
des Charaktertenors Frage
Senta! O Senta! Leugnest du?
nickt sie bejahend mit dem Kopf.
Gut, man kann nachvollziehen, dass sich ein jugendlich-dramatischer
Sopran lieber einem Bariton hingibt, obwohl man vom Hausmeister
jedes Wort versteht.
Vom Charaktertenor aus der linken Kittelschürze hervorgeholte
Erinnerungsfotos und sein
Willst
jenes Tags dich nicht mehr entsinnen
können bei der Sopranistin erst ein freudiges - dann nur ein müdes
Lächeln - hervorrufen. Zwar kniet sie sich zum näheren Betrachten
der Fotos auf den Bühnenboden - doch es naht der Bariton aus der
Bühne Hintergrund.
Sein
Verloren! Ach! verloren!
dokumentiert, dass es so mit dem Charaktertenor nicht weitergehen
kann.
Man tobt gemeinsam um den Stapel Pappkartons herum, entschließt sich
dann doch das Werk zu beenden.
Dekovorhänge, auch Projektionsflächen, fallen herunter, der Chor
dahinter stehend, zeigt sich.
Der Charaktertenor und der Bariton zerren an der armen Sopranistin
herum, die eigentlich geschont werden muss, denn soll sie doch in
höchsten Tönen das
Wohl'
kenn' ich dich! Wohl kenn' ich dein Geschick!
Ich kannte dich, als ich zuerst dich sah!
Das Ende deiner Qual ist da! - ich bin's.
durch deren Treu' dein Heil du finden sollst!
von sich geben.
Sie tut es -
auch wenn vorher noch extra der Spieltenor, der Charaktertenor als
Hausmeister, der Bassist und die Altistin die Bühne zu einem kurzen
Senta! Senta! Was willst du tun?
betreten.
Bei
Preis'
deinen Engel und sein Gebot!
Hier steh' ich, treu dir bis zum Tod!
wird
bei
dieser hohen Lage von der Sopranistin der Text weitgehend
beiseitegelassen.
“Hier gilt's der Kunst“, hat schon RW gesagt.
Aber, was ist mit seinem Gesamtkunstwerk?
Auch sein - von ihm erdichteter - Text gehört dazu.
Sie lässt ihn weitgehend - in Töne gehüllt - unverständlich hören.
Bildquelle: Bayreuther
Festspiele / Enrico Nawrath
Der Vorhang fällt bzw. er schließt sich. So bleibt, was sie auf
den Pappkartons zu treiben gedenken, dem Auge des Zuschauers
verborgen.
Doch nein -
alles hatte bereits aufgeatmet, ob des Endes der Vorstellung - als
der Vorhang sich nochmals teilt und die Chordamen wie im zweiten Akt
beim Verpacken von Haushaltswaren - wieder Ventilatoren - sichtbar
werden.
Dann verklingt der allerletzte Ton und die Vorstellung ist
tatsächlich zu Ende.
Dann
erklimmt die Sopranistin 'beflügelt' den Pappkartonhügel, -
- der Bariton erwartet sie oben -
- der Spieltenor fotografiert die beiden von unten links.
Bildquelle: Bayreuther
Festspiele / Enrico Nawrath
Fazit:
In Bezug auf die Optik der Darbietung - rausgeschmissenes Geld
für einen verlorenen Abend.
Die 'Bühne für Oberfranken' griff wieder einmal bei Regisseur,
Bühnenbild und Kostümen ohne Berücksichtigung des Bildungsauftrages
zu Lasten des Autors und letztlich des Steuerzahlers daneben.
In
Erinnerung bleiben:
- die Vorträge von Sven Friedrich - gut, dass er nicht Bariton
wurde, was
er ja eigentlich vorhatte -
- die Vorträge von Stefan Mickisch -
- Technik, Chor, Orchester und Dirigent.
Ansonsten,
- alles, was in Bayreuth gezeigt wird, kann man in jedem
Stadttheater
sehen und auch hören,
- alles, was man heutzutage fälschlicherweise BT-Festspiele nennt,
geht
am Sinn des eigentlich vom Gründer des Events Gewollten vorbei und
ist damit:
- 'überflüssig,
wie der Dreck zu Pfingsten'.
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Was andere schrieben
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Zitat
Premierenkritik – "Der
fliegende Holländer" in Bayreuth
Wagners "Holländer" als
Dorf-Thriller
26.07.2021 von Bernhard Neuhoff
Und das im Jahr 2021: Zum ersten Mal
hat mit Oksana Lyniv eine Frau bei den Bayreuther Festspielen eine
Oper von Richard Wagner dirigiert – und zwar exzellent.
Regisseur Dmitrij Tscherniakow schwänzt Wagners Erlösungsgeschichte
und erzählt stattdessen lieber ein Rache-Drama, in dem die
Sopranistin Asmik Grigorian als Senta triumphiert.
Bildquelle: Enrico Nawrath /
Bayreuther Festspiele
Wagners "Holländer" als Dorf-Thriller
Eines Tages kehrt er zurück.
Lange hat er auf diesen Tag gewartet. Jetzt ist die Rache grausam,
blutig und süß. An allen rächt er sich, am ganzen Dorf, das brennen
muss. Denn Rache nimmt er für seine Mutter. Klingt echt gruselig:
kein schlechter Stoff für eine Netflix-Thriller-Serie mit mittlerem
Budget. Ist auch über weite Strecken recht kurzweilig erzählt. Hat
nur nicht besonders viel mit dem Stück zu tun.
Kein Meer, keine Gespenster
Regisseur Dmitrij Tscherniakow treibt Wagners "Fliegendem Holländer"
die Geister aus. Ein Schauerdrama ohne Gespenster, eine
Matrosen-Oper ohne Meer und Mastkorb. Dafür mit einer Vorgeschichte,
die während der Ouvertüre erzählt wird. Als kleiner Junge erlebt der
Holländer, wie seine Mutter eine heimliche Beziehung mit Daland hat,
dem reichsten Mann im Dorf. Als der sie fallen lässt, wird sie
ausgestoßen von der Dorfgemeinschaft und erhängt sich. Unter ihren
baumelnden Füßen steht ihr Sohn, der kleine Junge, der später der
Fliegende Holländer wird. Und eines Tages zurückkehrt…
Oper als Milieu-Krimi
Tscherniakow verlegt die Handlung in ein Dorf der Gegenwart irgendwo
in Nordeuropa. Niedrige Backsteinhäuser formen gesichtslose
Straßenzüge. Zwielicht auf schlammfarbenen Kostümen beschwört
provinzielle Tristesse. In der Kneipe feiern sie, als plötzlich ein
glatzköpfiger Fremdling auftaucht. Er gibt eine Runde aus und singt
eine große Arie über den Wunsch, alles zu vernichten. Doch wo Wagner
seine eigene Künstler-Identität in einer romantischen Figur
spiegelt, die nirgendwo zuhause ist, weder im Leben noch im Tod,
weil die Liebe unmöglich scheint, da folgt Tscherniakow ganz seiner
filmisch-realistischen Thriller-Ästhetik. Nicht um Fluch und
Erlösung geht es, sondern um einen Milieu-Krimi.
Unterhaltsam, aber belanglos
Handwerklich macht er das sehr gekonnt: Die Personenregie zeichnet
eindringliche Typen, die in prägnanten Situationen
aufeinandertreffen. Senta ist ein rebellischer Teenager. Gegen ihre
spießige Umgebung behauptet sie sich mit roten Strähnchen und einer
exzentrischen Körpersprache – großartig dargestellt von Asmik
Grigorian. Und immer wieder findet Tscherniakow witzige Lösungen:
Das Spinnerlied ist eine Chorprobe auf dem Dorfplatz, das
Liebesduett zwischen Holländer und Senta reibt sich mit einem
steifen Familienessen auf der Veranda.
Beim finalen Showdown lässt der rächende Holländer in die feiernde
Menge der Dorfbewohner schießen. Warum er das macht, wissen wir dank
hinzuerfundener Vorgeschichte.
Doch die zentrale Frage des Stücks, nämlich warum und wie Senta den
Holländer liebt, lässt der Regisseur komplett unbeantwortet.
Zum Schluss erschießt dann noch Dalands Frau den Holländer.
Irgendein Knall muss halt die Story beenden. Ja, Tscherniakow ist
ein Geschichtenerzähler. Doch diese Thriller-Schmonzette wirkt
willkürlich draufgeklatscht auf Wagners Ideendrama: unterhaltsam,
aber belanglos.
Oksana Lyniv:
Großes Kino
Großartig dagegen gelingt das Bayreuth-Debut von
Dirigentin Oksana Lyniv. Straff, energetisch, auf den Punkt. Wie sie
die Orchesterbrandung hochpeitscht, dabei die Dynamik kontrolliert,
Mittelstimmen hörbar macht und schwierige Übergänge koordiniert, das
ist wirklich großes Kino. Aus Corona-Gründen muss der Chor geteilt
werden: Auf der Bühne wird nur stumm gespielt, gesungen wird im
Chorprobensaal, per Lautsprecher übertragen.
Dass Lyniv unter diesen schwierigen Bedingungen die Chorszenen
zusammenhält, ist bewundernswert. Nur in den lyrischen Passagen
müsste sie gelegentlich mehr loslassen, den Klang zum Blühen
bringen. Vielleicht gelingt ihr das, wenn der Premierenstress vorbei
ist.
Holländer
mit Abstrichen
Georg Zeppenfeld ist schlicht ein fantastischer Daland: Die Stimme
sitzt perfekt fokussiert, der Text ist Wort für Wort verständlich –
ein Sänger, wie Wagners Götter ihn träumen.
Eric Cutler als Erik gibt der Rolle ungewöhnliche Kraft: So
energiegeladen hört man diesen verschmähten Lover nur selten.
Etwas dumpf dagegen klingt manchmal John Lundgren als Holländer, vor
allem im piano wirkt das gelegentlich brüchig, während sein forte
durchaus Wucht hat.
Was er stimmtechnisch schuldig bleibt, versucht Lundgren mit
Ausdruck wettzumachen – trotz Abstrichen ein eindringliches
Rollenporträt.
Asmik
Grigorian: Töne, die uns treffen
Und sie ist der Star, der das Publikum trampeln lässt: Asmik
Grigorian. Vielleicht gar nicht so sehr, weil ihre Stimme so schön
ist – vor allem ist sie intensiv. Keine jugendliche, sondern eine
dramatische Senta. Ihre Töne erwischen einen, ihr gleißender Sopran
berührt körperhaft. Der szenisch eher belanglose Thriller geht
musikalisch unter die Haut.
Sendung: "Allegro"
am 26. Juli 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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Was andere schrieben
Frauenabend in Bayreuth: Jubel nach "Holländer"-Premiere
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Eröffnung der Richard-Wagner-Festspiele 2021 mit einer
Neuinszenierung der Oper
"Der fliegende Holländer". Foto: Nicolas Armer/dpa - © deutsche
presse agentur
25. Juli 2021 - 22:09 Uhr
Es war der Abend der Frauen in
Bayreuth: Dirigentin Oksana Lyniv ist nach ihrem Debüt bei der
Premiere der neuen Produktion bei den Richard-Wagner-Festspielen am
Sonntagabend begeistert gefeiert worden.
Übertroffen wurde der Jubel für die 43-Jährige, die als erste Frau
eine Oper bei den berühmten Festspielen dirigierte, nur von dem für
eine andere Bayreuth-Debütantin:
Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian war in der Rolle der
Senta aus "Der fliegende Holländer" der erklärte Star des Abends.
Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen, als sie sich nach
der gut zweistündigen Oper vor dem Publikum verbeugte.
Als ihr männlicher Gegenpart, John Lundgren in der Titelrolle des
"Holländers", nach ihr vor den Vorhang trat, setzten sich dagegen
viele wieder hin. Dabei hatte er - wie auch der Bayreuther
Publikumsliebling Georg Zeppenfeld als Daland und Eric Cutler als
Erik - durchaus ebenfalls eine starke Leistung abgeliefert.
Grigorian aber sang sie alle an die Wand.
Erwartbare und einigermaßen einhellige Buhs gab es für das Regieteam
um Dmitri Tcherniakov für eine Inszenierung mit guter Grundidee aber
ausbaubarer Umsetzung.
Er hatte die romantische Wagner-Oper als Rache-Geschichte à la Graf
von Monte Christo auf die Bühne bringen wollen, scheiterte damit
aber wegen einer allzu schlichten Umsetzung mit leblosem Bühnenbild
und problematischer Figurenführung, die es den Sängern sehr schwer
machte.
Überraschend dagegen waren einige Buhs für den Chor, der
normalerweise vom Publikum traditionell sehr bejubelt wird.
Zwar trat dieser tatsächlich deutlich weniger stimmgewaltig auf als
sonst, das war aber - wie so vieles in dieser Zeit - wohl in erster
Linie der Corona-Pandemie geschuldet.
Deswegen durfte nämlich nur die Hälfte des Chores auf der Bühne
stehen und dabei das Singen nur mimen. Die andere Hälfte sang auf
einer Probenbühne und wurde live eingespielt.
Die Festspiele sollen am Montag fortgesetzt werden mit der
Wiederaufnahme der "Meistersinger"-Inszenierung von Barrie Kosky in
ihrem letzten Jahr.
© dpa-infocom, dpa:210725-99-526649/2 - Quelle: DPA -
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Was andere schrieben
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Zitat
26. Juli 2021, 19:10 Uhr
Bayreuther Festspiele:
Geschrumpfter Mythos
Das Bürgerkind träumt von der großen Freiheit: die gefeierte Asmik
Grigorian als Senta im "Fliegenden Holländer". - (Foto: Enrico
Nawrath)
Auftakt in Bayreuth: Der Regisseur Dmitri Tcherniakov macht aus dem
"Fliegenden Holländer" einen Kleinstadtkrimi.
Von
Reinhard J. Brembeck
Am Ende beginnt das Publikum in Bayreuths coronabedingt halbleerem
Festspielhaus zu trampeln, und der Beobachter rätselt, warum.
Sicherlich ist es auch der Dank dafür, dass die Festspiele nach dem
letztjährigen Ausfall stattfinden. Die kleinlichen Vorschriften und
die Polizeikontrollen, die das Festspielhaus in eine Festung
verwandeln, mindern die Freude offenbar nicht. Mag ja sein, dass
Angelas Merkels letzter Festspielbesuch als Kanzlerin diese
Demonstration der Staatsmacht erforderlich macht, doch andere
Festivals sind dezenter.
Der Beifall wird besonders laut, als Asmik Grigorian auf der Bühne
erscheint. Diese agile Frau ersang sich vor drei Jahren in Salzburg
als Vamp Salome (Richard Strauss) ihren Durchbruch. Jetzt ist sie
wieder einmal mit einer unbedingten Liebe beschäftigt, als Senta in
Richard Wagners vierter vollendeter Rätseloper "Der fliegende
Holländer".
Mit der hat der oft originelle Regisseur Dmitri Tcherniakov aber
anderes im Sinn als Wagner.
Der Komponist, der sich seine Libretti selbst schrieb, bringt hier
eine seiner pathologischen Liebesgeschichten zwischen
Erlösungssehnsucht, Todessehnsucht und biederer Bürgerlichkeit auf
die Bühne.
Der Titelheld hatte sich mit Gott angelegt, jetzt muss er
herumirren, bis eine Frau sich seiner bedingungslos liebend erbarmt.
Senta dagegen träumt als behütetes Mädel von der großen Freiheit und
von ihrem Helden, der der Holländer ist.
Oder doch nicht?
Die
Kleinstadtlangeweile ist bei Tcherniakov, der auch das Bühnenbild
gemacht hat,
mit Händen zu greifen.
(Foto: Enrico Nawrath)
Tcherniakov ist das alles wohl zu mythisch-christlich wabernd. Er
erzählt einen Krimi. Sentas Papa hatte mit des Holländers Mama mal
eine Affäre, die mit deren Selbstmord endete, der kleine Holländer
war dabei. Das Kind verließ die Stadt und kommt als
Rachemonstermacho zurück, will Senta verführen, ballert wahllos in
die Menge. Um am Ende von Sentas Stiefmutter Mary über den Haufen
geschossen zu werden. "Tatort" statt Mythos: Tcherniakov erzählt
schlüssig, geht aber allen Problemen dieser Partitur aus dem Weg. Er
verkleinert das Stück gegen die aus einer bissig heiteren
Offenbachiade in romantische Dunkelheiten wegtauchende Musik auf
eine Bühnenbanalität, die auch musikalisch keine Erlösung bietet.
Die Dirigentin Oksana Lyniv scheitert am Jenseitigen und
Urgewaltigen
Der aus Seuchengründen über Lautsprecher zugespielte und durch
Statisten gedoubelte Chor klingt dünnbrüstig. Der
Sängermassenwettstreit zwischen den Bürgern und der Terrorgang des
Holländers hört sich deshalb an wie eine Talkrunde im Fernsehen. Das
Undomestizierbare, das Jenseitige, die Abgründe und die Urgewalt der
Natur sind kein Anliegen von Oksana Lyniv, die als erste Frau in
Bayreuth dirigierte. Lyniv gelingen trotz einiger Wackler die
geschlossenen Nummern der heilen Bürgerwelt überzeugender als die in
Chromatik und Haltlosigkeit zersplitternde Psychounterwelt. Eine
Dirigentin, ein Dirigent aber muss beides können - und zu einer
Synthese führen. Davon war bei Lyniv nichts zu hören. Ihr gelang es
auch nie, die Erzählung aus dem Orchestergraben heraus zu steuern.
So war Lynivs Debüt erst einmal eine Talentprobe, das Sondieren
eines schwierigen Stücks. Bayreuth versteht sich aber als Werkstatt,
in der immer nachgebessert werden kann.
Tcherniakov als eigener Bühnenbildner zeigt nur ein paar Prospekte
niedrige Häuser einer nordischen Kleinstadt, die hin und her
geschoben werden. Die oft nur manierlich tobende Musik macht
deutlich, was die Kleinstadtlangeweile für Verwüstungen im
Unterbewussten der Einwohner anrichtet. Die Senta der Asmik
Grigorian ist noch in der Pubertät, sie turnt sich aufbäumend und
verrenkend gegen die väterliche Autorität an, eine rote Strähne im
blonden Haar. Der Holländer des John Lundgren ist ein älterer Mann
ohne Haare und mit Bauch, der seine innere Brüchigkeit durch
brüchige Vokallinien beglaubigt. Auch vom Timbre harmonieren er und
Senta nicht.
Wie so viele Wagner-Frauen steht auch Senta zwischen zwei Männern.
Der Konkurrent des Holländerrabauken ist der sentimentale Loser
Erik, der Senta in einer konventionellen Bürgerehe versklaven will.
Es hilft Eric Cutler wenig, dass er tenoral lockt. Die Aussicht,
Heimchen am Herd zu werden, ist nicht erst 2021 scheußlich, sie war
es schon zur Wagnerzeit.
Und der Vater des Georg Zeppenfeld, einst der Stenz der Kleinstadt,
ist längst ein Krämer, der bloß ans Durchkommen denkt und an eine
reiche Partie für die schwierige Tochter. Allein in der Mary der
Marina Prudenskaya lodert noch Leidenschaft. Sie möchte klare
Verhältnisse, will das Böse, verkörpert im Holländer, aus ihrer
abgelebten Idylle vertreiben und mordet dafür.
Das Publikum trampelt begeistert und kurz, erhebt sich bei Asmik
Grigorian und buht den Regisseur aus.
Die Kanzlerin in der Loge lächelt milde. Anders als sie muss die
Festivalchefin Katharina Wagner weitermachen.
Diese verrutschte Premiere macht ihr den Job nicht leichter.
©
SZ/jhl
Bayreuths erste Dirigentin:
Erfüllte Träume
Oksana Lyniv dirigiert als erste Frau bei den
Bayreuther Festspielen, die sie am Sonntag mit dem "Fliegenden
Holländer" eröffnet. Oksana wer? Ein Porträt.
Zitatende
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/bayreuth-festspiele-fliegender-hollaender-richard-wagner-1.5363897 |
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Was andere schrieben
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Zitat
BAYREUTH/ Festspiele:
DER FLIEGENDE HOLLÄNDER -
Eine „romantische“ Oper nach Richard Wagner. Eröffnungspremiere.
26.07.2021 |
Oper international
BAYREUTH/Festspiele: Stream – DER FLIEGENDE HOLLÄNDER
Premiere am 25. Juli 2021
Gestern Abend sind sie also nun gestartet, die Bayreuther Festspiele
2021, nachdem das Festival im Vorjahr wegen Covid 19 abgesagt werden
musste. Man begann mit einer Neuinszenierung des „Fliegenden
Holländer“, und was vor allem im Vorfeld kommentiert wurde, war die
Tatsache, dass zum ersten Mal seit Gründung der Festspiele im Jahre
1876 eine Frau am Pult des Bayreuther Festspielorchesters stehen
würde, als handelte es sich um eine andere Spezies, die nun einmal
die musikalische Leitung in die ungewohnten Hände nehmen würde.
Meines Erachtens wäre der Sache der langsam, aber sicher und
durchaus verdient, als Operndirigentinnen an großen Häusern
aufkommenden Damen besser geholfen gewesen, wenn dieser Umstand
unaufgeregter kolportiert worden wäre.
Schließlich hebt auch die Lufthansa nicht bei jedem Flug die
Tatsache hervor, dass eine Frau am Steuer sitzt, für einige
Fluggäste immer noch eine Überraschung. Oksana Lyniv, ehemalige GMD
in Graz, um es gleich vorwegzusagen, machte ihr Debut im nicht ganz
leicht zu beherrschenden „Mystischen Abgrund“ mit dem Bayreuther
Festspielorchester sehr gut, soweit man das auf der Basis eines
streams sagen kann.
In jedem Falle stimmten die Tempi, wurden dramatische Akzente
passend und einnehmend gesetzt sowie die Sänger stets gut geführt.
Ein sicher beachtlicher Einstand!
Aber es gab ja auch noch einen Regisseur, und der heißt Dmitri
Tscherniakov, eine Weile mal für den neuen Bayreuther „Ring“ im
Gespräch, der ja nun 2022 kommen soll und von Valentin Schwarz in
der Rekordzeit von etwa neun Monaten (!) mit allen vier Teilen schon
fertiggestellt wurde! Und was uns der gute Tscherniakov mit
Unterstützung seiner Dramaturgin Tatiana Werestchagina gestern Abend
im stream und im Festspielhaus servierte, hat relativ wenig,
wenn überhaupt etwas mit Wagners „Fliegendem Holländer“ zu tun, erst
recht, wenn man die sehr persönliche Genesis dieses Frühwerkes des
Bayreuther Meisters und Heinrich Heines Aufzeichnungen aus den
Memoiren des Herrn von Schnabelewopski bedenkt. Daraus ergibt sich
gewissermaßen zwangsläufig das Postulat, die im wahrsten Sinne des
Wortes elementare Rolle der hier ganz wesentlichen Elemente, nämlich
Wind, Wellen und Meer, die zudem klar hörbar aus Wagners Musik zu
uns sprechen, auf irgendeine Weise dramaturgisch einzubinden und
nach Möglichkeit auch optisch umzusetzen. Das ist zugegebenerweise
nicht ganz leicht, wenn es überzeugend sein soll.
Bedeutende Regisseure haben sich dieser Aufgabe immer wieder mit
Erfolg gestellt. Wenn man an die Bedeutung des ihm so wichtigen
Mythos in Wagners Oeuvre glaubt, bzw. sie überhaupt zur Kenntnis
nimmt und damit an den Komponisten glaubt, dann sollte man sich
dieser Aufgabe stellen, erst recht in Bayreuth. Dass dies hier nicht
geschehen würde, war schon an der Einblendung zu erkennen, dass der
Holländer nach sieben Jahren nun nach Hause (eigentlich ja Holland!)
kam, er also Einwohner des norwegischen Sandvikes ist – was die der
ganzen Oper zugrunde liegende Idee des vom Teufel verfluchten und
deshalb so unnahbaren und umherirrenden Ahasvers der Meere auf den
Kopf stellt! Also stattdessen schon der nette Schwiegersohn von
nebenan? Der Mikrokosmos des neuen Bayreuther „Holländer“ war damit
auch formell vorgezeichnet. Immerhin wiesen die Kostüme von Elena
Zaytseva darauf hin, dass sich das Ganze in Norwegen zuträgt.
Besonders schön die Norweger-Pullover der Herren!
Natürlich ist es da viel leichter, das Stück in die Plakativität des
heutigen Alltags zu verlegen, ja regelrecht in die Gegenwart zu
zerren und es damit nahezu total gegen Wagners Text und Musik zu
inszenieren. Aber beides scheint für Tscherniakov wohl keine Rolle
bei seiner Interpretation des Holländer zu spielen, der alle sieben
Jahre an Land geht und das schon seit längerer Zeit (300 Jahre?). Es
geht gleich beim Vorspiel schon mal damit los, dass ein Mann mit
einer Frau gleich nach der ersten Umarmung – natürlich bei
Vollbekleidung – an einer Häuserwand kopuliert und diese sich zwei
Minuten später im ersten Stock eines Hauses wohl deswegen aufhängt.
Sie hatte offenbar ein Kind, der arme Knabe kommt fassungslos hinzu.
Mit etwas Phantasie könnte man das als einen der vorherigen Versuche
des Holländers deuten, ein treues Mädel zu seiner Erlösung zu
gewinnen. Seine großzügigen Worte im Finale der Oper lassen aber auf
andere, durchaus rücksichtsvollere Vorgehensweisen schließen, auch
wenn die Damen dabei immer ihr junges Leben ließen. Mit der Musik
des Vorspiels hatte das indes nichts zu tun. Wie gern würde man doch
endlich mal wieder ein Vorspiel ohne so aufdringliche Bebilderung
erleben, um seine ganze musikalische Größe und Besonderheit zu
genießen. Nicht umsonst sind es Stücke, die auch konzertant
aufgeführt werden. Die Augenbedeckung bei Langstreckenflügen der
Lufthansa aus der business class ist eine Option…
Dann geht es aber gleich hinein in die auch nach der Döner-Bude der
„Götterdämmerung“ von Frank Castorf kaum noch überraschende Kneipe
in Sandvike, in der sich Daland mit den norwegischen Matrosen auf
den immer beliebter werdenden Plastikstühlen, die man in vielen
Arztpraxen sieht, bereits beim Bier vergnügt und der Holländer schon
von Beginn an als stummer Gast mit am Tisch sitzt. Krachend bricht
der wackelige Campingtisch des Steuermanns bei dessen an sich ohne
Lärmbelästigung gut klingenden Lieds zusammen. Der Holländer steckt
sich eine Zigarette an, nachdem er den Wirt – der übrigens
verblüffend Frank Castorf gleicht – gebeten hat, den fünf Männern am
Tisch eine Runde Bier auf seine Kosten auszugeben, als Ersatz für
das (nur noch musikalisch wahrnehmbare) Eintreffen des
Holländerschiffs.
Die Männer beäugen ihn während des Monologs immer verwunderter, der
Tisch des Steuermanns bricht erneut krachend zusammen. Gegen Ende
des Monologs verlangt der Holländer die Rechnung und zahlt mit
US$-Noten großzügig gleich im Anschluss. So geht es munter weiter,
wobei man sich wundern muss, in welchem Ausmaß Daland und Holländer
(„…und meine Heimat find‘ ich nie…“) von Dingen singen, die
nicht im Entferntesten zu sehen, zu vermuten oder zu ahnen sind. Der
Text wird zur Farce, die Musik zur Begleitung ohne Bezug zum
Geschehen. Das erinnert mich durchaus an die Idee von Frank Castorf,
seinen „Ring“ „gegen die Musik zu inszenieren“ und so zu
einem ungewohnten Effekt zu kommen, um dann zu sehen, wie das
Publikum damit zurecht kommt. Dass dies nicht von Erfolg gekrönt
war, abgesehen vom singulären Dirigat von Kirill Petrenko und den
zum Teil wirklich genialen Bühnenbildern von Aleksander Denic, war
nachhaltig zu erkennen.
Auch im 2. Akt darf nichts so sein, wie es sein sollte oder
wenigstens könnte. Nachdem ein paar Häuser des biederen Sandviker
Zentrums mit Kirche (bewegliches Einheitsbühnenbild ebenfalls Dmitri
Tscherniakov) etwas verschoben worden sind, setzen sich die Mädchen
auf stoffbespannten Campingstühlen mit Notenbüchern um Mary herum
und singen unter ihrer Anleitung ihr berühmtes Lied. Nun kommt
allerdings die starke Phase der Senta, die Tscherniakov in der Tat
beeindruckend als revoltierendes Mädchen darstellt, das von der Idee
des Holländers besessen ist und sich eigentlich auch immer wieder
emanzipatorisch gibt, obwohl das wiederum mit den dramaturgisch
vorgegebenen Unterwerfungsgesten gegenüber dem Holländer unvereinbar
erscheint. Wir erleben ein kleinbürgerliches Abendessen des
alternden Pärchens Daland und Mary mit dem Holländer und Senta in
einer Art Wintergarten. Es wird Suppe gereicht bei Kerzenschein! Im
Laufe des Essens wird allein Mary klar, dass das nicht gut ausgehen
kann. Sie wird den Holländer am Ende mit der Flinte erschießen,
nachdem der zuvor schon mit seiner Pistole die norwegischen Matrosen
vertrieben hat. Und da offenbart sich dann Senta mit einem
ekstatischen Gelächter. Es war wohl auch für sie von Anfang an eine
Null-Nummer, aber das konnte man bei der Ballade und den intensiven
Szenen mit Erik vorher noch nicht wissen…
John Lundgren, Asmik Grigorian. Foto:
Enrico Nawrath/ Bayreuther Festspiele
Die Bayreuth-Debutantin Asmik Grigorian, in Salzburg eine großartige
Salome und Chrysothemis, interpretierte die Senta mit enormer
Emphase und überzeugender Intensität in ihrer Auseinandersetzung mit
Erik und dem Holländer. Ihr kräftiger und zu beeindruckender Attacke
fähiger Sopran vermag alle Facetten der Rolle auszuleuchten. Nur
gegen Ende wurden verständlicherweise leichte Ermüdungserscheinungen
hörbar. Der Bayreuth-erfahrene John Lundgren spielte einen
souveränen Holländer mit kräftigem Heldenbariton, weshalb ihm die
Rolle auch mehr liegt als der Wotan. Sein Monolog war – wenn man die
konstruierten Störungen außer Acht lässt – einer der Höhepunkte des
Abends. Georg Zeppenfeld war wie immer ein mit profundem Bass
ausdrucksstark auftretender Daland. Eric Cutler sang einen
kraftvollen Erik, der auf Potential im heldischen Fach hinweist.
Marina Prudenskaya, eine der besten Erdas der letzten Jahre, war
eine gebieterische Mary mit vollem Mezzo. Attilio Glaser sang den
szenisch arg behinderten Steuermann anmutig. Der von Eberhard
Friedrich geleitete Bayreuther Festspielchor, dessen Sänger von
außerhalb des Festspielhauses sangen, war wie immer ein Glanzpunkt
der Aufführung.
Im Musikalischen gibt es also wie so oft in Bayreuth
nichts auszusetzen. Was die Inszenierung angeht, so reiht sie sich
scheinbar nahtlos in die Serie von Wagner-Produktionen ein, die seit
kurzem an großen Häusern in einer ganz ähnlichen Ästhetik
daherkommen und zu erheblichen Teilen weitgehend von mythischen oder
wenigstens tiefergründigen und für das Wagnersche Oeuvre typischen
Facetten abstrahieren. Ich meine damit den Wiener „Parsifal“ von
Kirill Semjonowitsch Serebrennikow und die Neuinszenierung von
„Tristan und Isolde“ beim Festival d’Aix en Provence Anfang
Juli 2021 von Simon Stone.
Gerade bei letzterer finden sich, ähnlich wie in diesem neuen
„Holländer“, nahezu groteske Abweichungen von der Intention des
Komponisten und zerren das Stück in eine Realität die – zumal im 3.
Aufzug – kaum noch nachvollziehbar ist.
Wenn das der Weg der künftigen Wagner-Rezeption wird, möchte ich
nicht dafür die Hand ins Feuer legen, dass damit langfristig
nachhaltiger Publikumszuspruch zu erreichen ist, der bei aller
erwünschten Freiheit der künstlerischen Interpretation großer Werke
der Opernliteratur ja auch eine gewisse und nicht vernachlässigbare
(auch wirtschaftliche) Größe im Überlebenskampf der Kunstform Oper
ist. Das gilt nun besonders nach der ihrem Ende entgegengehenden
Pandemie und den damit möglicherweise verbundenen knapper werdenden
Subventionen. Mit solchen Inszenierungen entfernt man sich immer
weiter vom Wagnerschen Gesamtkunstwerk, einer einstmals
bahnbrechenden Konzeption einer neuen Form des Musikdramas des
Komponisten. Man lässt seine Musikdramen und Opern dann immer mehr
als gefälliges – und manchmal auch relativ preisgünstiges – Theater
mit teilweise beliebiger musikalischer Begleitung erscheinen. Statt
Musiktheater also Theater mit Musik! Es ist zu hoffen, dass Text und
Musik irgendwann wieder die ihnen vom Schöpfer zugedachten und
folglich zustehenden Rollen in der Wagner-Rezeption erhalten werden.
Das dann auch zeitgemäß verständlich und überzeugend zu bringen, ist
das Werk wirklich großer Regisseure, die das Handwerk kennen, für
die Musik Verständnis aufbringen und nicht unbedingt immer gleich
einen „großen“ Namen haben müssen. Götz Friedrich, Harry Kupfer und
andere haben vorgemacht, wie das geht!
Klaus Billand
Zitatende
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Was
andere schrieben
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Zitat
Samstagabend, der Grauburgunder
ist gut gekühlt, die Häppchen stehen bereit, mit Vorfreude und
Spannung sehe ich einem genussvollen Kulturfernsehabend entgegen.
3sat überträgt eine Aufzeichnung der Eröffnungspremiere der
diesjährigen Bayreuther Festspiele, Richard Wagners romantische Oper
»Der fliegende Holländer".
Gleich zu Beginn der Ouvertüre, in der Wagner sämtliche Leitmotive
der Oper (Flucht, Geisterruf, Erlösung, Liebestreue) musikalisch
gebündelt und vorweggenommen hat, erscheint ein eingeblendeter
Hinweis: „Der sonderbare, immer wiederkehrende Traum des H." Auf der
Bühne busselt eine Frau mit Daland und wird dabei von ihrem Sohn
überrascht. Als der Seemann sie kurz darauf fallenlässt und die
Frau, offenbar ein leichtes Mädchen, von der Dorfgemeinschaft
geächtet wird, nimmt sie sich das Leben, der Junge findet sie
erhängt. In der weiteren Handlung erweist sich, dass der Sohn alias
der fliegende Holländer sich nun nach Jahren an Daland für den Tod
der Mutter rächen will. Am Ende erschießt er auf dem Marktplatz
willkürlich zwei Menschen, bevor er selbst von Sentas Amme Mary, die
hier auch Dalands Frau ist, mit einer Schrotflinte hinterrücks
erschossen wird.
Beiläufig zu Senta: Das verträumte Mädchen ist hier eine wilde
Hummel mit bunten Haarsträhnen und Kapuzen Hoodie, eine „renitente
Göre" (FAZ), überzeugend dargestellt von der 40jährigen litauischen
Bayreuth-Debütantin Asmik Grigorian.
Soweit die Holländer-Geschichte in der Inszenierung des russischen
Regisseurs Dmitri Tcherniakov. Schiffe, Segel, Meer,
Gespenster-Matrosen? Fehlanzeige. Was das alles mit Wagner und der
Legende vom in ewiger Verdammnis unerlöst auf den Weltmeeren
kreuzenden Holländer zu tun hat? Nun, ganz sicher nichts.
Thorsten Thaler
Zitatende
Quelle: 'Junge Freiheit' – Nr. 32/21 – 6. August 2021
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Und die Hannoversche Allgemeine titelte:
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Zitat
„Der fliegende Holländer“ zur Eröffnung der
Bayreuther Festspiele:
Da wird ja die Suppe
kalt
[…]
Wagners Erlösungs-Dimension gerät freilich
völlig aus dem Blick, das Verhältnis von Senta und Holländer hat
irgendwann keine sinnlich spirituelle Komponente mehr, da ist rein
gar nichts - nur noch der Wunsch nach der nächsten szenischen
Pointe.
[…]
Wolfram
Goertz
Zitatende
Quelle: Hannoversche
Allgemeine Zeitung – 27. Juli 2021 – Seite 28 |
Was
andere schrieben
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Juli
26, 2017 - by Ruprecht Frieling
Party im Hause Wagner.
Lediglich Sixtus Beckmesser (ganz rechts) knabbert statt Nürnberger
Lebkuchen an einem koscheren Butterbrot. Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther
Festspiele
In die
überzeichnete Karikatur der Figur des Sixtus Beckmesser als jüdische
Fratze mündet die Interpretation der »Meistersinger von Nürnberg«
von Regisseur Barrie Kosky im Bayreuther Festspielhaus.
Bereits beim
zehnminütigen Vorspiel der »Meistersinger von Nürnberg«
herrscht reges emsiges Treiben auf der Bühne im Bayreuther
Festspielhaus: In Richard Wagners nachgebautem Salon von »Villa
Wahnfried« empfängt der hektisch umherspringende Meister im
Rembrandt-Look seinen Schwiegervater Franz Liszt, den Dirigenten
Hermann Levy und andere illustre Gäste.
Wagner ex machina. Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther
Festspiele
Bilder, Pakete und
Noten werden vom Personal hereingetragen, der Hausherr versprüht
Parfum aus bunten Flakons, Frau Cosima hat Migräne und dem Flügel
entsteigen als Wagner-Replikate die Söhne des Meisters. Stühle und
Sessel werden in Richtung Publikum gedreht. Es steht eine
Privatvorführung der »Meistersinger von Nürnberg« an.
Glaubt der
Zuschauer während dieser Eingangsszene noch, in einer Filmszene mit
vorzüglichem Kostümbild zu sitzen, so verwandeln sich die
vermeintlichen Schauspieler kurz darauf in Sänger. Wagner wird zu
Hans Sachs, Levy zu Sixtus Beckmesser, Liszt zu Veit Pogner. Wie in
einem Kammerspiel präsentiert Barrie Kosky, Chef der Komischen Oper
Berlin, den ersten Aufzug von Richard Wagners monumentalem Werk, und
der Zuschauer staunt in eine Guckkastenbühne.
Worum geht es in »Die Meistersinger von
Nürnberg«?
In Wagners
Dreiakter möchte ein verliebter Ritter ein Mädchen erobern, das als
Preis eines Sängerwettstreites ausgesetzt wurde. Dazu muss der junge
Mann allerdings Widersacher besiegen und in die Geheimnisse der
Meistersinger eindringen, die den Sängerwettkampf ausschreiben und
sich hinter einem komplizierten Regelwerk verstecken. So weit der
Plot.
Richard Wagner
verarbeitete das Thema zu einer großen Künstleroper mit einer
enormen Portion Humor, feinstem Sprachwitz, Situationskomik und
Spott, während auf der Bühne die Fetzen fliegen. Es geht inhaltlich
darum, die Freiheit und Weiterentwicklungsmöglichkeit von Kunst zu
vertreten, statt diese in ein enges Regelwerk zu zwingen.
Um den Konflikt
zwischen Alt und Neu, zwischen Gestern und Morgen zu verdeutlichen,
schuf Wagner die Figuren des Schuhmachers Hans Sachs als Vertreter
der Moderne und des Stadtschreiber Sixtus Beckmesser als seinem
konservativen Gegenspieler.
Wagner schildert
Beckmesser im Gegensatz zu seinem besonnenen und progressiv
eingestellten Protagonisten Hans Sachs als besserwisserischen
Erbsenzähler, der sich aber im Ergebnis mit seiner Haltung nur
selbst schadet und unsterblich lächerlich macht. Der Name
»Beckmesser« ging sogar in den allgemeinen Sprachgebrauch ein.
Vorlaute Zeitgenossen, die gern andere korrigieren, werden als
»Beckmesser« bzw. »beckmesserisch« bezeichnet. Der
Duden übersetzt die Wortbedeutung »beckmessern« mit
»kleinlich tadeln, kritisieren«.
Ist Beckmesser wirklich der »ewige Jude«?
»Meistersinger Beckmesser« in der Darstellung von Hugo L. Braune ©
Sammlung Frieling
Sixtus Beckmesser
ist keine Gestalt, die Wagners Phantasie entsprang. Noch im 17.
Jahrhundert war vom »gülden Ton« eines Sixt Beckmesser die
Rede. Da sein Name aber in den Archiven fehlt, besteht Grund zur
Vermutung, der Meister habe tatsächlich »Sixt Beck«
geheißen, und der Namenszusatz »messer« sei ein Hinweis auf
seinen Beruf als Messerschmied. In den Archiven der Stadt Nürnberg
wird 1539 die Witwe eines Sixt Beck genannt; ferner bestand eine
Messerschmiede namens Beck bis ins 17. Jahrhundert.
Mit der Figur Beckmessers karikiert Wagner jedenfalls diejenigen
Kritiker und Rezensenten, die nach überholten Maßstäben urteilen und
ihr kleinlich-pedantisches Kritikasterdasein leben. In seinem ersten
Entwurf hatte Wagner die Figur noch »Veit Hanslich«
genannt, eine Anspielung auf seinen Intimfeind, den einflussreichen
Musikrezensenten der Wiener »Neue Freie Presse«, Eduard
Hanslick. Dieser Mann hatte sich abfällig über Wagners Werk
geäußert, sie gar als »Katzenmusik« bezeichnet. Der
Komponist wollte sich wohl auf seine Art rächen und änderte den
Namen der Figur erst in einem weiteren Entwurf in Sixtus Beckmesser
ab.
Beckmesser
indes als »Juden« darzustellen, blieb den Antisemiten vorbehalten,
die Schöpfer und Werk vor allem in der Nazizeit für ihre Zwecke
missbrauchten. Dabei steht in dem Werk kein einziger Hinweis auf
einen möglichen semitischen Hintergrund der Beckmesser-Figur.
Richard Wagner und Barrie Kosky
polarisieren
Sixtus Beckmesser tanzt mit einer
Maske, damit auch jeder merkt, dass er einen Juden darstellen soll.
Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele
Regisseur Barrie
Kosky zieht nun die alte Nazinummer wieder aus der Rumpelkammer
hervor und überzeichnet Beckmesser in seiner Bayreuther Inszenierung
von »Die Meistersinger von Nürnberg« als hässlichen Juden. Dazu
lässt er den Stadtschreiber mit einer Judenmaske herumtanzen und
entfaltet zum Abschluss des zweiten Aufzuges eine gewaltige
Judenfratze mit Davidstern aus dem »Stürmer«. Ein völlig
überdimensionierter Holzhammer!
Wie kaum ein
anderer Künstler hat auch Wagner schon zu Lebzeiten stark
polarisiert. Der von sich selbst als »Genie« überzeugte Egomane
beglich seine Schulden nicht, er lebte gern auf größerem Fuße, als
ihm seine Einkünfte erlaubten, und er versuchte auf alle möglichen
Arten seine Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren. Dazu zählte
sicherlich sein aufgebauschter Antisemitismus, mit dem er gemeinsam
mit seiner Frau Cosima versuchte, von der höheren Gesellschaft
anerkannt zu werden und der in seinem unsäglichen Aufsatz »Das
Judenthum in der Musik« gipfelte.
Auf der anderen
Seite hatte er viele jüdische Freunde und vertraute zum Ende seines
Lebens die Uraufführung seines »Parsifal« Hermann Levi an,
der Sohn eines Rabbiners war. In seinem Werk, und das ist wohl das
Wesentliche, lässt sich keine antisemitische Zeile finden.
Regisseur Barrie
Kosky ist ebenfalls dafür bekannt, auf die Pauke zu hauen, und das
tut er in seiner Bayreuther Inszenierung der »Meistersinger von
Nürnberg« auch kräftig. So fährt er seine Inszenierung aus der
Salonatmosphäre in den berühmten Saal 600, in dem die Nürnberger
Kriegsverbrecherprozesse stattfanden. Jetzt steht Wagner/Sachs auf
der Anklagebank, wird inszenatorisch »freigesprochen« und dirigiert
zum Schluss ein aus dem Hintergrund hereinfahrendes Orchester zum
furiosen Abschluss der Oper.
Wer waren eigentlich die Meistersinger?
https://www.internet-buchverlag.de/book/meistersinger/
Viel gelobt:
Opern(ver)führer zu den »Meistersingern«
von Ruprecht Frieling
Die sogenannten
Meistersinger waren Handwerksmeister im 15. und 16. Jahrhundert, die
sich zu Gilden zusammenschlossen, um in ihrer Freizeit der
Dichtkunst zu frönen. In einer »Schulordnung« legten sie
den Umgang miteinander und ihre Auftritte fest. Sie gliederten sich
in Schüler, Schulfreund, Singer, Dichter und Meister.
Meistersinger
konnte nur werden, wer gemäß des in der »Tabulatur«
niedergelegten Regelwerks vor der Gildenleitung ein eigenständiges
Lied fehlerfrei vortrug. Sämtliche Meistersinger arbeiteten in ihren
bürgerlichen Berufen, die Arbeit innerhalb der künstlerischen
Gemeinschaften erfolgte ohne Vergütung, und auch ihre
Veranstaltungen waren kostenfrei zugänglich. Die Darbietungen der
Meistersinger fanden meistens im Anschluss an den
Sonntagsgottesdienst statt. Sie wurden als »Singschulen« bezeichnet.
Die bekanntesten
Nürnberger Meistersinger waren Fritz Kettner, der Bäcker Konrad
(Kunz) Nachtigall, der Nagelschmied Fritz Zorn, Sixt Beckmesser und
der Leinenweber Lienhard Nunnenbeck, der wiederum Hans Sachs
ausgebildet hatte. Durch die Kunst des Hans Sachs erlebte der
Meistergesang eine Blütezeit, die über den Tod des dichtenden
Schuhmachermeisters hinaus bis etwa 1630 anhielt. Danach setzte ein
Verfall der Meisterschulen ein, die letzte Gesellschaft wurde 1839
in Ulm aufgelöst.
Als Erfinder ihrer
Kunst verehrten die Meistersinger eine Reihe fahrender Sänger des
13. und 14. Jahrhunderts, die ihnen zum Vorbild dienten. Die heute
bekanntesten dieser sogenannten »12 alten Meister« waren
Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach, der Schöpfer
des »Parzival«.
Innerhalb der
Meistersinger kam es vor allem im Zuge der Reformation immer wieder
zu Diskussionen über die teilweise sehr enge Auslegung des
Regelwerks. Richard Wagner parodiert genau diese Auseinandersetzung,
indem er in der Gestalt des Sixtus Beckmesser den Prototyp des
»Merkers« schuf, der sich als Erbsenzähler und Pedant ausweist.
Hans Sachs hingegen verkörpert den fortschrittlichen, von der
Reformation geprägten Geist, der die Starre der Tabulatur in Frage
stellt und im Interesse einer künstlerischen Entwicklung lockern
möchte.
Die Bayreuther Inszenierung der
»Meistersinger«
Sachs/Wagner
mutterseelenallein im Nürnberger Schwurgerichtssaal 600.
Foto: Enrico Nawrath/Bayreuther Festspiele
Nach dem
beeindruckenden ersten Aufzug im Salon der Wagner-Villa tritt
Regisseur Barri Kosky das Gaspedal durch, indem er 72 Jahre nach
Kriegsende Wagner vor das Nürnberger Tribunal stellt, das Thema
Antisemitismus plakatiert und den Baseballschläger schwingt. Diese
Nazi-Karte darf der australische Regisseur allein aus dem Grund
ziehen, weil er jüdische Wurzeln vorweisen kann. Ein anderer
Regisseur würde für diese plumpe Metapher gesteinigt.
»In Bayreuth
nur der genießt, der die Augen verschließt« heißt es spöttisch
in Kreisen eingefleischter Wagnerianer. Diese Inszenierung darf mit
offenen Augen gesehen werden. Das Bühnenbild (Rebecca Ringst) ist
sorgfältig gestaltet, die Kostüme (Klaus Bruns) sind spektakulär,
die Chöre unter Eberhard Friedrich sind präzise und das Orchester
unter dem Dirigat von Philippe Jordan spielt sprühend und teilweise
anmutig.
Opern-Blogger Ruprecht Frieling am Dirigentenpult im Bayreuther
Orchestergraben. Foto: privat
Die Sänger in dem
Männerstück machen die diesjährigen »Meistersinger« aber zu dem
eigentlichen Erlebnis. Vor allem Michael Volle als Hans Sachs
überzeugt durch sein authentisches Auftreten, deutliche Aussprache
und enorme Kondition in einer der schwierigsten Rollen der
Operngeschichte. Seine Stimme berührt emotional und strahlt alles
andere als schwülstig-fett.
Wundervoll differenziert wirkt Bariton Johannes Martin Kränzle als
ausgegrenzter Sixtus Beckmesser. Er versteht, die Eigenart seiner
tragikomischen Figur schauspielerisch und stimmlich
herauszuarbeiten. Lediglich Evchen (Anne Schwanewilms) wirkt
stimmlich nicht ganz so überzeugend, wie es »der schönste Preis«
erwarten lässt.
Insgesamt bietet Bayreuth anno 2017
wieder großes Kino, das in diesem Jahr sogar ohne die typischen
Skandale im Vorfeld ablief.
Da es bei der Premiere regnete, müssen im Nachhinein auch keine
Schweißflecken bei den obligatorischen Angela-Merkel-Fotos
wegretuschiert werden. Endlich kann wieder über die Oper an sich
gesprochen werden.
Zitatende
Quelle:
https://ruprechtfrieling.de/bayreuth-die-meistersinger-von-nuernberg/ |
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Leserbrief
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Zitat
Sehr verehrte Frau Professor Gilles,
danke für Ihre immer sehr interessanten "Mitteilungen ...".
Ihre Informationen zum Thema "allesdichtmachen" beschäftigen mich
immer noch, weil ausgerechnet auch ein Herr BÖHMERMANN sich berufen
fühlte, sich zu Wort zu melden.
Die Einspielungen kenne ich nicht.
Dieser Herr B. kann den Schauspielern nicht das Wasser reichen.
Herr B. wurde zu einem Begriff, als er sich ordinär und widerlich zu
einem Präsidenten eines anderen Landes geäußert hatte.
Eigentlich dürften Personen wie dieser Herr B. keine Plattform im
Fernsehen haben.
Umso erstaunlicher zu lesen, daß er immer noch eine Sendung dort
bestreitet. Seine höchst peinliche und unverschämte Entgleisung ist
demnach für ihn ohne Folgen geblieben.
Wenn Opernregisseure ihre eigenen kranken Phantasien auf der
Bühne ausleben, mit Steuermitteln hoch bezahlt werden, und
dann das Publikum vergraulen - s. Niedergang Bayreuth - wird das
mit der künstlerischen Freiheit erklärt. Die Entgleisungen
des Herrn B. damit auch?
Den Schauspielern von "allesdichtmachen" will man den Mund
verbieten, und fällt über sie her.
Es wird immer empörender.
Mit herzlichen Grüßen
Frau Tendeler-Bährecke aus Hannover
Zitatende |
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Leserbrief
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Zitat
Liebe Freunde,
das hier müsst Ihr Euch - leider - zu Gemüte führen. Dann braucht
man das ganze Wahlprogramm der Grünen gar nicht mehr zu lesen. Man
kann es ohne durchzudrehen ohnehin kaum lesen bei diesem
Gender-Irrsinn.
Der unten angesprochene Robert Habeck, der für "eine werbende
Sprache, eine einladende Kommunikation, die nicht besserwisserisch
daherkommt“ wirbt oder warb, ist heute Abend bei Markus Lanz. Ich
bin schon gespannt…
Beste Grüße,
Klaus
https://www.klaus-billand.com/
KULTUR <https://www.welt.de/kultur/
<https://www.welt.de/kultur/>>
STÜTZEN DER GESELLSCHAFT <https://www.welt.de/kultur/stuetzen-der-gesellschaft/
<https://www.welt.de/kultur/stuetzen-der-gesellschaft/>>DEUS
EX MACHINA <https://www.welt.de/kultur/deus-ex-machina/
<https://www.welt.de/kultur/deus-ex-machina/>>FILM
<https://www.welt.de/kultur/kino/
<https://www.welt.de/kultur/kino/>>LITERATUR
<https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/
<https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/>>POP
<https://www.welt.de/kultur/pop/
<https://www.welt.de/kultur/pop/>>KUNST
<https://www.welt.de/kultur/kunst/
<https://www.welt.de/kultur/kunst/>>THEATER
<https://www.welt.de/kultur/theater/
<https://www.welt.de/kultur/theater/>>ARCHITEKTUR
<https://www.welt.de/kultur/architektur/
<https://www.welt.de/kultur/architektur/>>KLASSIK
<https://www.welt.de/kultur/klassik/
<https://www.welt.de/kultur/klassik/>>MEDIEN
<https://www.welt.de/kultur/medien/
<https://www.welt.de/kultur/medien/>>
<>BLAU <https://www.welt.de/kultur/blau/
<https://www.welt.de/kultur/blau/>>
BLICK INS WAHLPROGRAMM
Das radikale Konzept
des grünen Genderdeutschs
Stand: 15:54 Uhr | Lesedauer: 6 Minuten - Von
Horst Haider Munske
Das Wahlprogramm der Grünen ist radikal durchgegendert und ignoriert
Rechtschreibregeln. Wer wissen will, wie unsere sprachliche Zukunft
aussieht, muss es lesen. Ein Linguist hat es getan. Auffällig ist,
welche Wörter unangetastet blieben.
1082 <https://www.welt.de/kultur/plus232469601/Wahlprogramm-Buendnis-90-Gruene-Linguist-prueft-das-gruene-Genderdeutsch.html#Comments
>>
Die Partei Bündnis 90/Die Grünen hat ein Wahlprogramm für die
Bundestagswahl 2021 veröffentlicht – ideenreich, voller konkreter
Vorschläge, eine Summe ihrer bisherigen Anträge. Alles natürlich
unter der Devise „das wollen wir“, „das werden wir tun, wenn wir an
der Macht sind“ – ein Programm eben. Doch in einem Punkt gehen sie
über die guten Absichten hinaus, in einem Punkt verwirklichen sie
bereits ein zentrales Projekt: die Reform der deutschen Sprache nach
feministischen Vorstellungen.
Es geht um das Gendern, den Umbau aller maskulinen
Personenbezeichnungen in feminine Formen mit Genderstern. Die
Verfechter dieser Wünsche nennen es „geschlechtergerechte Sprache“.
Seit Monaten wird darüber öffentlich debattiert. Behörden,
Universitäten, Firmen legen „Empfehlungen“ vor, die Praxis hinkt
nach, viele wissen nicht, wie sie schreiben sollen. Unter den
meisten Lesern schwankt die Stimmung zwischen Verwundern und
Kopfschütteln, zwischen Empörung und Entsetzen.
Hier schaffen die Grünen Fakten. Das gesamte 110-seitige
Wahlprogramm <https://www.gruene.de/artikel/wahlprogramm-zur-bundestagswahl-2021
ist gegendert, und zwar nach einem radikalen Konzept, das weder mit
der geltenden Rechtschreibung des Deutschen noch mit wesentlichen
Regeln der Grammatik übereinstimmt. Der Rat für deutsche
Rechtschreibung <https://www.rechtschreibrat.com/geschlechtergerechte-schreibung-empfehlungen-vom-26-03-2021/,
in dem alle deutschsprachigen Länder vertreten sind, hat seine
Zustimmung zu solch weitreichenden Plänen verweigert.
LESEN SIE AUCH
Man kann es kühn nennen, was die Grünen hier unternehmen. Ein
Luftballon, ein Test auf die Toleranz der Sprachgemeinschaft? Man
sollte das nicht unterschätzen. Es ist die praktizierte Vorstufe
eines Sprachdiktats. Dazu Textproben:
„Die Wärmewende muss mit wirksamem Mieter*innenschutz und gezielter
Förderung einhergehen. Wir wollen mit dem sogenannten Drittelmodell
die Kosten für klimafreundliche Modernisierungen fair zwischen
Vermieter*innen, Staat und Mieter*innen verteilen, sodass sie für
alle bezahlbar und für die Vermieter*innen angemessen wirtschaftlich
werden.“ (S. 10)
„Viele niedergelassene Ärzt*innen, Hebammen,
Heilmittelerbringer*innen und andere medizinische Fachkräfte
arbeiten jeden Tag hart daran, diese Versorgung zu ermöglichen. (…)
Wir wollen Primärversorgung durch Hausärzt*innen.“ (S. 49).
„Menschenrechtsverteidiger*innen sind Held*innen.“ (S. 99)
Man erkennt das System
Nicht selten kumulieren sich die gegenderten Personenbezeichnungen,
zum Beispiel Bäuer*innen und Lebensmittelhersteller*innen,
Junglandwirt*innen und Neueinsteiger*innen, Gründer*innen und
Nachfolger*innen, Nachbar*innen und Freund*innen, Mieter*innenberatung
und Schuldner*innenberatung, Bürger*innen und Akteur*innen,
Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Forscher*innen,
Schüler*innen und Bildungslots*innen, Schulsozialabeiter*innen,
Erzieher*innen und Schulpsycholog*innen.
Man erkennt das System: Alle maskulinen Personenbezeichnungen werden
gegendert. In diesem Text geschieht dies weit über 300-mal.
Betroffen sind über 100 Grundwörter. Am häufigsten begegnen einem
die Ärzt*innen, Akteur*innen, Bäuer*innen, Bürger*innen,
Lehrer*innen, Mieter*innen, Schüler*innen und Verbraucher*innen.
Auch seltene Lexeme entgehen dem Gendern nicht, so die Endkund*innen,
Existenzgründer*innen, Geringverdiener*innen, Impulsgeber*innen,
Kindersoldat*innen, Manager*innen, Neueinsteiger*innen,
Senior*innen, Sportschütz*innen, Tarifpartner*innen, Zuverdiener*innen.
Zumeist handelt es sich um Wörter auf -er, den Prototyp des
generischen Maskulinums.
Aber auch Entlehnungen werden erfasst wie Soldat, Experte,
Psychologe, Patient, Polizist. Es entsteht der Eindruck, dass sie
alle aus dem deutschen Wortschatz verdrängt werden sollen. Heißt der
Soldat künftig immer die Soldat*in, der Arzt die Ärzt*in?
Der Text meidet Personenbezeichnungen im Singular. Auch die
Muslim*innen und Imam*innen werden nicht vergessen. Mit dem
Letzteren reformieren die Grünen das patriarchalische System des
Islam. Fürs Deutsche müsste man von den Kaplan*innen sprechen, den
katholischen wohlgemerkt, und hätte gleich die seit Luther
überfällige Reform des römischen Patriarchats bewältigt. Nur Juden
und Christen werden nicht gegendert. Da ist überraschend von
Jüdinnen und Juden die Rede, von Judenhass und Judenfeindlichkeit.
Christen kommen gar nicht vor. Es müssten ja Christ*innen sein.
Eine sprachwissenschaftliche Analyse erkennt zwei Typen der
gendermäßigen Umgestaltung: den Typ Bürger*in (aus Bürger) und den
Typ Bürgerinnenbeteiligung beziehungsweise Bürgerinnennähe. Im
ersten Fall ersetzt die feminine Form (mit in-Suffix) die maskuline.
Der Genderstern soll andeuten, dass keine ausschließlich weibliche
Person gemeint ist, wie es das Movierungssuffix bestimmt. Quasi eine
gewaltsame Umkehrung des generischen Maskulinums in ein generisches
Femininum. Endlich Gerechtigkeit! Bisher kannten wir das nur bei
Tieren. Generisch feminin sind zum Beispiel die Katze, die Ente, die
Kröte, die Ameise, die Giraffe. Bei Personen gab es das bisher
nicht.
Keine Soldaten und Europäer mehr
Anscheinend soll es künftig im Deutschen keine Soldaten, Bürger,
Ärzte, Polizisten, Kunden, Europäer mehr geben, nur noch
Soldat*innen, Bürger*innen, Ärzt*innen, Polizist*innen, Kund*innen
und Europäer*innen. Immerhin sind dies Wörter, die schon vorhanden
sind, nur eben in anderer Bedeutung, eben nur für weibliche
Personen.
Anders die Zusammensetzungen mit gegenderten Bestimmungswörtern. Das
ist linguistisches Neuland. Denn im Kompositum ist das Genus der
Substantive neutralisiert. In der Regel stehen hier nur Grundwörter.
Beim Ärztekongress sind alle dabei, die den Arztberuf ausüben. Hier
wird eben nicht nach Frau oder Mann gefragt. Mit diesen unzähligen,
regelwidrigen Umbauten verlassen die Grünen das System der deutschen
Grammatik.
Zum Pflichtpensum des Genderns gehört der Kampf gegen das
Indefinitpronomen jeder. Auch hier kann der Genderstern helfen. Das
zeigt die folgende Formulierung: jede*r siebte Europäer*in. (S. 90)
Auch die leidige Kongruenz lässt sich so bewältigen: ein*e
Nachfolger*in. (S. 49)
LESEN SIE AUCH
Ich hatte meine Recherche mit dem vorläufigen Wahlprogramm begonnen,
das vor wenigen Tagen durch das lektorierte endgültige ersetzt
wurde. Damals hieß es im Vorspann noch Liebe Wählerinnen und Wähler.
Das ist jetzt gebessert zu Liebe Wähler*innen.
Nur an wenigen Stellen sind Reste des gestrigen Deutsch stehen
geblieben, so bei den Beraterverträgen, die jetzt Berater*innenverträge
heißen müssten. Wir freuen uns, dass es die Fahrgastrechte und die
Vorreiterrolle noch gibt, auch Unternehmerketten,
Mindestkurzarbeitergeld und Verbraucherschutz.
Wir sind dankbar für die vertraute Künstlersozialkasse und die
Verbraucherzentrale und wundern uns nur, warum „Berufsverbrecher“ in
Anführungszeichen gesetzt sind. Immerhin hat der Player das Gendern
überlebt, während der Whistleblower aus dem vorläufigen Wahlprogramm
zur Whistleblower*in mutiert ist.
Auch andernorts schaut die Ideologie aus allen Löchern.
Alleinerziehende heißen nun Ein-Eltern-Familien, dazu gibt es die
Mehr-Eltern-Familien und die Zwei-Mütter-Familien.
LESEN SIE AUCH
Genug, ziehen wir Bilanz: Die Grünen meinen es ernst mit dem
radikalen Gendern. In dem endgültigen, seit wenigen Tagen „lektorierten“
offiziellen Wahlprogramm bekennen sie Farbe. So und nur so wollen
sie in der deutschen Sprache Geschlechtergerechtigkeit einführen.
Sie scheren sich nicht um die Bedenken des Rats für deutsche
Rechtschreibung. Sie fragen nicht nach Lesbarkeit, nach
Vorlesbarkeit, nach Verständlichkeit, nach den Regeln der Grammatik
und nach der Tradition einer Sprache. Lassen sich solche Gendertexte
eigentlich in andere Sprachen übersetzen? Wie mag die angekündigte
Übersetzung ins Englische aussehen? Was wird aus dem Deutschen in
der Europäischen Union? Alles Fragen, die unbeantwortet bleiben.
Dies ist der Vorgeschmack zu vielen anderen Reformen, die im
Wahlprogramm der Grünen angekündigt werden. Hier sind sie bereits
Realität.
Kommt die Mahnung ihres Mit-Vorsitzenden Robert Habeck im „SZ“-Interview
vom 9. Juli zu spät? Er wünscht sich für den Neustart, den die
Grünen anstreben, „eine werbende Sprache, eine einladende
Kommunikation, die nicht besserwisserisch daherkommt“. Davon ist in
diesem Wahlprogramm wenig zu spüren.
Horst Haider Munske ist emeritierter Professor für Germanische und
Deutsche Sprachwissenschaft und Mundartkunde an der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Zitatende
Quelle:
https://www.welt.de/kultur/plus232469601/Wahlprogramm-Buendnis-90-Gruene-Linguist-prueft-das-gruene-Genderdeutsch.html#Comments
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Leserbrief
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Zitat
Liebe Freunde,
dieser Artikel, der mir aus dem Herzen spricht, legt das Phänomen,
welches ich in vielen Korrespondenzen, die ich mit einigen von Euch
teilte, immer wieder anzusprechen versuchte, auf eine
schriftstellerische Art und Weise so überzeugend dar, dass man es
kaum besser und überzeugender machen könnte.
Was Politycki zur persönlichen Bedeutung des Reisens sagt, welches
ja seit fast eineinhalb Jahren kaum noch möglich war; was ein
intellektuelles Leben ausmacht, wie er die in den Corona-Jahren
20/21 die „Selbstzerstörung unserer intellektuellen Republik“
beschreibt; wie er den „jakobinischen Eifer der Sprachreiniger“
bespricht, die mit der „Umbegreifung der Begriffe“ eine „Umwertung
aller Werte“ vorzunehmen versuchen und leider - zumindest im
Fernsehen und an staatlichen, auch kulturellen und
Bildungs-Institutionen - damit einen gewissen Erfolg verbuchen - das
ist schon ein alarmierender Appell, dass etwas in Deutschland total
in die falsche Richtung läuft.
Sahra Wagenknecht, eine ungewöhnlich gescheite Frau, allerdings in
der falschen Partei, hat vor kurzem ein interessantes Buch „Die
Selbstgerechten“ geschrieben, das ich grade lese und welches auf
überzeugende Weise schildert, wohin es führt, wenn eine Minderheit
eine Mehrheit aus dem Diskurs zu drängen versucht. Das spricht
Politycki hier ebenfalls in Bezug auf die vermeintliche
Gendergerechtigkeit der deutschen Sprache an.
Wie schön, auch für mich zu bemerken, dass Wien ein gewisser
Fluchtort in diesem Zusammenhang ist. Da hat er Recht, das kann ich
bestätigen. Ich hoffe nur, dass es noch lange so bleibt.
Wir haben infolge Corona wohl die größte Wirtschaftskrise seit dem
2. Weltkrieg, aber wir werden nach Meinung der links-grünen
Heilsbringer weniger arbeiten und gleich viel Geld lukrieren. Haben
die Öko-Fundis schon ausgerechnet, wieviel Strom wir brauchen
werden, wenn wir 30-50% E-Autos haben werden und nur mehr volatile
Energiequellen (kaum Wind und Sonne in D)? Wie die Industrie
konkurrenzfähig sein soll? Wer das zahlen wird? Was mit den
Arbeitslosen geschieht? Wie man Blackouts behandeln wird? Wie man
mit batteriebetriebenen Einsatzwagen durch die Fluten von
Überschwemmungen wie der der gerade erlebten steuern will?
Warum sagt niemand, dass in China gegenwärtig mehr als 2500
Kohlekraftwerke gebaut oder geplant werden?! Und warum zählen die
Öko-Fundis zu den Vielfliegern, leben mit Klimaanlagen, fahren sehr
gern SUVs, sind oft reiche Villenbesitzer in Bayern und BaWü etc.?
Aber wir Alten oder wenigstens lebensdauermäßig alt Werdenden müssen
uns eingestehen, wir sind Auslaufmodelle. Lenin soll gesagt haben,
dass die Kapitalisten so dumm sind, dass sie ihm noch den Strick
verkaufen werden, an dem er sie aufhängen wird. Das gilt, ceteris
paribus, auch hier. In der Theorie des Nationalökonomen Joseph Alois
Schumpeter soll der Sozialismus sein Erstarken sozusagen einem
„schlappen Kapitalismus“ verdanken, der an seinen eigenen Leistungen
zugrunde gehen werde. Innovationen, die Wachstumsimpulse der
Wirtschaft, würden im Kapitalismus immer weiter von der
unternehmerischen Initiative weg verlagert. Der Kapitalismus würde
zusehends in bürokratische Strukturen gedrängt, was schließlich
seinen Untergang bedeute. Schumpeter diskreditiert auch die
Demokratie als Veranstaltung des Wählerstimmenfangs zum Zweck des
Machterhalts der Berufspolitiker. Obwohl das Buch „Kapitalismus,
Sozialismus und Demokratie“ aus heutiger Sicht streckenweise
veraltet erscheint, so schreibt er in einer Zusammenfassung, gehöre
es zu den bekanntesten Werken der Ökonomie, nicht zuletzt wegen der
berühmten Formulierung der „schöpferischen Zerstörung“. In der
heutigen Situation vor den Wahlen erscheint es mir persönlich
allerdings leider brandaktuell!
Die Gesellschaft, insbesondere die Jüngeren, nimmt in einer Art von
nicht als solchem wahrgenommenen Hedonismus das Ganze nicht mehr
wahr, auch nicht, dass man sich damit ins eigene Bein schießt, und
zwar kontinuierlich. Demokratie wird als ererbte
Selbstverständlichkeit gefunden - das war bekanntlich hier nicht
immer so. Die Grausamkeiten in der armen Welt, wie gerade wieder in
Madagaskar und lange schon im Sahel-Afrika zu sehen, sind ja weit
weg, und man weiß ja gar nicht, wo das ist, nicht mal wichtige
Politiker!
Die Grünen und Linke wollen nun entscheiden, dass selbst das, was
einmal als gut erreicht und auch erkannt wurde, nicht bleiben darf,
wie der Dieselmotor (bis freilich der Wasserstoffmotor da ist ),
sondern einer ständigen „Weiterentwicklung“ (wobei das keine
Qualität an sich ist, denn es kann auch eine Fehlentwicklung werden)
oder gar einer Transformation (v.a. Grüne) unterworfen werden muss.
Nach der wird man dann feststellen, dass man sich damit nicht nur
kulturhistorisch, sondern auch existenziell ins eigene Bein
geschossen haben wird. Aber den dafür verantwortlichen Politikern
geht es dann sehr gut, wenn das absehbar wird bzw. eintritt. Sie
werden dann ihre guten Diäten gehabt haben und die guten Pensionen
sicher…
Unterdessen formieren sich die Scharen von „Hellas’ nächtlichem
Heer“ (aus Wagners „Götterdämmerung“), dem Afrika der Zukunft bis
2100 mit 4-4,5 Mrd. Einwohnern (nach UN-Schätzungen), am Südrand des
Mittelmeeres und werden die weich und morbide gewordene und
bevölkerungsmäßig ständig abnehmende Kulturfestung Europa langsam
von unten aufrollen. Nicht die gelbe Gefahr, wie ein bekannter Autor
in den einst dachte, sondern die „afrikanische Gefahr“ wird durch
bevölkerungswanderungsartige Immigration das Ende Europas und seiner
Kultur einleiten. Und wir Deutsche laden dazu mit dem Karlsruher
Versorgungsurteil für Immigranten derzeit ja fast dazu ein.
Nur die, die jetzt so dafür sind, Grüne und Linke mit ihrer
Divers-Besessenheit, die werden dann als erste hinweggespült werden.
Denn von den wirren Ideen dieser Gruppe, die das in Ihrer
Selbstverliebtheit und blindem Gutmenschentum à la „Wir Deutschen
müssen der Welt zeigen, was gut und richtig ist“, gar nicht erkennt
und wahrscheinlich zu spät erkennen wird, halten diese afrikanischen
und zusätzlichen Mittelost-Immigranten, die dahin bald eine
bedeutende Partei im Parlament haben werden, gar nichts. Die
Kunstform Oper wird dann auch ausgedient haben.
In diesem Sinne, genießt die Jahre und Tage, die uns noch bleiben,
es ist wohl eh nix mehr zu machen. Matthias Politycki ist schon
weg...
Dr. Klaus Billand
Zitatende |
Quelle:
https://www.klaus-billand.com/
Leserbrief
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Zitat
Liebe Frau Gilles, lieber Herr Hansing,
wer tatsächlich in dem billigen Krimi, den uns Bayreuth unter dem
Namen „Der fliegende Holländer“ unterjubeln will, noch Wagners Werk
erkennen will, kann meines Erachtens weder etwas vom Inhalt und Text
noch von der literarischen Grundlage des Werkes kennen. Nach meiner
Ansicht hat auch der Regisseur das Libretto nicht gelesen, sonst
hätte er erkennen müssen, dass von Text und Musik her so gut wie
nichts zu dem Schmarrn passt, den er sich hat einfallen lassen.
Und selbst, wenn ich das betrachte, was er da als Handlung auf
die Beine gestellt hat, kann ich die Umsetzung nur als einfallslos
bezeichnen. Gewitter und Sturm in eine Kneipe zu verlegen, dabei
das Lied des Steuermanns am Biertisch absingen zu lassen, ist
schon
nichts sagend. Das Auftrittslied des Holländers, entbehrte –
ebenfalls am Biertisch – in meinen Augen jeglicher Dramatik und
dessen Inhalt hat mit dem Geschehen des Krimis nichts gemeinsam.
Ebenso abgeschmackt wirkte das Spinnerlied, zu dem dem
Regisseur nichts Gescheiteres eingefallen ist, als eine Chorprobe im
Freien.
Das Verhalten der Senta zeugte nicht davon, dass das, was sie
in ihrer Ballade singt, der Wahrheit entspricht, denn ein Mitleid
oder gar eine Liebe gegenüber dem „armen Mann“ konnte ich in ihrem
Auftreten nicht erkennen. Ebenso distanziert fand ich Erik, dessen
Liebe zu Senta nicht glaubwürdig erschien. Hier wurde Wagner – wie
leider immer wieder – zur Untermalung einer schrägen Phantasie
missbraucht. Mit dem dritten Akt noch weitere unnütze Zeit zu
vergeuden, wollte ich mir dann nicht mehr antun.
Bayreuth ist überhaupt in den letzten Jahren zur
Experimentierbude verkommen. Von „Fest“spielen kann da wohl keine
Rede mehr sein.
In meinen Augen ist es die Aufgabe eines Regisseurs, die
Personen der Handlung so zu führen, dass sie in Auftritt, Mimik und
Gestik die im Originallibretto vorgesehene Rolle verwirklichen, was
frühere gute Regisseure auch verstanden. Aber die modischen
Regisseure der neueren Zeit sind anscheinend dazu nicht mehr fähig.
Da müssen sie eine neue, abwegige Handlung erfinden, mit der sie
einigermaßen zurechtkommen – ob sie passt oder nicht ist ihnen egal.
Einige Leute nennen die Verunstaltungen „Interpretation“
(vielleicht, weil sie so etwas brauchen), aber solche einseitigen,
einer absurden Phantasie entsprungenen „Interpretationen“ kann der
Kenner der Werke gerne verzichten. Ich kenne inzwischen viele Leute,
die sich dadurch ganz von der Oper abgewendet haben. Die Zerstörung
der Oper geht weiter (siehe auch Salzburg „Don Giovanni“, den ich
mir nach allem, was ich davon schon weiß und gesehen habe, nicht
mehr anschauen werde).
Gut dass es heute noch DVDs mit vernünftigen Inszenierungen gibt und
vielleicht auch ein Dankeschön an die Kinos, die sich in den letzten
Jahren auch den Übertragungen und Aufzeichnungen aus der MET und dem
Royal Opera House widmen, bei denen sich noch manche werkgerechte
Inszenierungen finden lassen.
Meine Meinung dürfen Sie, wenn es Ihnen recht ist, gerne
als Leserbrief verwenden.
Herzliche Grüße E. und G. W
Zitatende |
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Leserbrief
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Zitat
Leserzuschrift zur Holländer-Premiere,
zum Artikel im Nordbayerischen Kurier „Wagners Holländer als
Dorf-Thriller“
Die so groß angekündigte
Festspiel-Premiere mit „Der fliegende Holländer“ war (wenn sie die
vier Teile der Ring-Inszenierung von 2013 als Einzelinszenierungen
betrachten) die 13. Inszenierung seit Katharina Wagner
Festspielleiterin ist, die szenisch an Richard Wagners Bühnenwerken
vorbei rauschte. Der Stiftungsauftrag lautet, „die Werke Richard
Wagners festlich aufzuführen“. Davon hat die Festspielleiterin noch
nie etwas gehört. Auch in dieser Holländer-Inszenierung wird vom
Vorspiel bis zur nicht stattfindenden Erlösungsszene fortlaufend
gegen Wagners Anweisungen verstoßen. Dem Vorspiel wurde vom
Komponisten keine Handlung zugewiesen. Hier allerdings findet eine
statt, die ohne Erklärung niemand versteht. Auch muss man sich
gleich an meist graue Bühnenaufbauten in grauem Licht gewöhnen, ein
Trauerspiel also.
Den ersten Akt in einer Kneipe
spielen zu lassen ist auch nirgends vermerkt. Mit einem
Seefahrerstück hat das Ganze nichts zu tun. Keine Uferlandschaft,
keine Schiffe, keine Segel, kein Daland in Seefahrerbekleidung, kein
gewaltiger Auftritt des Holländers (wie er in der Musik großartig
angekündigt wird) und dessen Monolog in der Kneipe niemand so recht
folgen kann (oder will). Keine Schätze, die er Daland präsentieren
kann, nichts was im Entferntesten an die Oper Wagners erinnert.
Dass im zweiten Aufzug (1. Szene)
die Spinnerinnen ohne Spinnrad erscheinen ist schon fast normal,
dass sie aber in Straßenkleidung unter der Leitung einer „gerade mit
der Deutschen Bahn eingetroffenen Reisenden“ auch noch das Singen
erlernen sollen, ist schon komisch. Senta tigert wie ein Teenager
durch die ganze Szene, eine Verzückung bei der Betrachtung das
Holländerbildes findet auch nicht statt. Den Gipfel bildet das
zweite Bild. Der Besucher kann sich aussuchen, wohin er den
Schauplatz verordnen soll, in ein Schaufenster oder in einen
Wintergarten. Amme Mary, nun zur Mätresse Dalands „aufgestiegen“
wirkt ab sofort bis zum Schluss der Oper als stumme und nicht
gerufene Statistin kräftig mit. In diesem Bild jedoch (in dem sich
gemäß Wagners Text Daland von dem jungen Liebespaar verabschiedet
und den Raum verlässt) bleiben er und die stumme Mary im Raum und
zerstören die ganze Intimität des Duettes Senta / Holländer durch
ihr Fressgelage in unerträglicher Weise.
Im dritten Aufzug nur Verwirrung.
Die Matrosen des Holländer-Schiffes, sonst nie in Erscheinung
tretend, nun uniformiert, flüchten später ins Nichts. Schießerei auf
dem Dorfplatz: Was soll so eine Entgleisung? Die Schlussszene mit
der Ermordung des Holländers durch die stumme Mary und die
Überlebende Senta bilden den völlig verfälschten Abschluss des
„Regietheater-Wirrwarrs“ mit dem der Regisseur Dimitri Tcherniakow
nun ein „heißer Anwärter“ für die Auszeichnung „Regisseur des
Jahres“ geworden ist. Es gibt Leute, die damit zufrieden sind, die
ganz große Mehrheit der Opernfreunde ist es nicht. Wie leicht hätte
es Bayreuth in den vergangenen Jahren schaffen können, sich von der
Masse der nicht mehr an werkgerechten Aufführungen interessierten
Opernhäusern durch große Regieleistungen und wunderschöne
Bühnenbilder abzusetzen und wieder an die großen Erfolge des 20.
Jahrhunderts anzuknüpfen. Statt dessen versinkt auch diese
Inszenierung im Sumpf dieser Mätzchen-Macherei!
Es gilt auch Lob zu
verteilen: Bewundernswert die Einstudierung der Statisten, die den
nicht auf der Szene erscheinenden Chor imitieren. Großartig die
Orchesterleistung unter der Leitung von Frau Oksana Lyniv, präzise
die Choreinstudierung und auch die technische Übertragung der Chöre
in den Bühnenraum. Stimmlich gut der Daland von Georg Zeppenfeld und
die brillant singende Asmik Grigorian als Senta. Für Bayreuth und
seinen früheren Ruf ist das insgesamt viel zu wenig.
Heribert A. Bludau, Malente
Zitatende
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Zu guter Letzt
Im frühen Frühjahr sitzt auf dem Zaun meines
Gartens ein König und verkündigt mit Energie und Lautstärke seine
Regierungserklärung. Ohne wie Siegfried vom Drachenblut zu naschen, verstehe
ich was er verkündet: „Hier wohne ich, hier ist mein Land, hier wohnen meine
Leute hier finden sie Nahrung und Baumaterial. Haltet euch also fern, sonst
setzt es Hiebe!“
Das ist sowohl vernünftig als auch ästhetisch
und daher zur Nachahmung empfohlen.
Als Theatermensch bin ich verpflichtet
Phantasie zu besitzen, und so stelle ich mir vor, dass die Staatschefs,
bevor es zu kriegerischen Tätlichkeiten kommen sollte, an die Grenzen ihres
Gebietes ziehen und lauthals ihre Nationalhymne singen und das Stunde um
Stunde bis sich die Aggression gelegt hat.
Das Parlament, wenn vorhanden, soll einen
Chorus bilden, dass die Stärksten und Gesündesten sich fortpflanzen dürfen
und das Territorium beanspruchen. Dafür kämpfen Hähne, Hirsche, Böcke,
Bullen und Hengste. Aus der Evolutionslehre wissen wir, dass sich der homo
sapiens sehr langsam bis zu seiner heutigen Form entwickelt hat, denn das
Gesetz das schon Darwin formulierte, heißt ‘The survyving oft he fittest‘.
Diese Formulierung ist klug, denn hätte er ‘the strongest‘ gesagt, wären die
riesigen Urviecher noch unter uns.
Man lernte den aufrechten Gang, die frei
verfügbaren Hände, der Schädel wuchs und darin das Gehirn. Das aber begann,
neben der Suche nach Nahrung, Territorium und Fortpflanzung, den Wunsch nach
künstlerischer Äußerung zu erfinden.
Es entstanden Bilder, Schmuck und
Musikinstrumente, die uns erstaunen. Man erfand das Rad, die Schrift,
Gesetze, um Ordnung zu halten.
So leben wir bis heute und könnten friedlich
leben, wenn man nicht etwas höchst Gefährliches erfunden hätte: ‘Die
Religion.‘
Der Himmel bevölkerte sich mit Göttern, die
Naturgewalten und menschliche Eigenschaften verkörperten. Zeus und Wotan,
Hera und Fricka, Aphrodite und Freia und viele mehr, um die sich zahllose
Geschichten rankten.
Damit ließe es sich ja ganz gut leben, wenn
man ihnen opferte und Feste veranstaltete, aber ein Stamm behauptete, es
gebe nur einen Gott.
Über ihn und seine allmächtigen Taten
entstand ein Buch:
‘die Bibel‘.
Wer sie geschrieben hat, versuchen Gelehrte
seit Jahrhunderten herauszufinden, denn es enthält schöne und wüste
Geschichten teils erfunden teils historisch. Allerdings ist die erste
Geschichte von der Erschaffung der Welt und der ersten Menschen höchst
zweifelhaft. Dann aber versteigen sich die Autoren zu einer Bosheit, die die
zweite Hälfte der Menschheit im jüdisch- christlichen Kulturkreis für alles
Übel verantwortlich macht: ‘Die erste Frau‘, genannt Eva. Sie soll gegen
einen Befehl des Gottes gehandelt haben, dafür wurde sie mit ihrem Mann aus
dem sogenannten Paradies vertrieben und mit körperlichen Schwächen bestraft.
Über Jahrtausende konnte man nun alles Übel der Welt auf die Töchter Evas
abwälzen, ihnen Bildung und wichtige Tätigkeiten vorenthalten, sie quälen,
verbrennen und diffamieren. Für den Krieg, den Hauptspaß der Männer, waren
sie in Ermangelung von Hormonbehandlung ungeeignet und so blieb dieses
Heldengetöse eine männliche Domäne.
Unangenehm ist allerdings, dass man im Krieg,
der meist mit freudigem Grölen begonnen wird, verwundet verkrüppelt oder
getötet werden kann.
Doch hinter jedem Krieger steht ja eine Frau,
die ihn mühsam neun Monate ausgetragen hat, ihn unter scheußlichen Schmerzen
auf die Welt brachte, das schreiende Etwas ernährt und gesäubert hat, ihm
das Laufen und das Sprechen beibrachte und wenn er dann 17 Lebensjahre
vollendet hat, läuft er irgendeinem Schreihals nach, wird fanatisiert und
das bisschen Verstand, das er hat, wird ausgeschaltet.
Mit dem Prager Fenstersturz nahm der ‘Dreißigjährige Krieg‘ seinen Anfang,
in dem sich Christen in Europa gegenseitig umbrachten. Mit dem 9. September
2001 begann ein Krieg gegen die freie Welt durch die Islamisten, deren
patriarchale Brutalität die Frauen als erste zu erleiden hatten. Die
Infiltration der ‘Gutmenschen‘ ist höchst erfolgreich und die Clans häufen
ungestört Reichtümer an, mit denen sie ihren ‘heiligen Krieg‘ finanzieren.
Das Gegenteil vom Lebenslauf des Kriegers,
des Bankers, Internetgauners ist der kultivierte Mensch, der mit Fleiß und
Anstand seinen Unterhalt verdient, die jahrtausendealte Kultur respektiert,
einen durch Bildung fundierten Standpunkt hat, Diktatoren verabscheut und am
sozialen und kulturellen Leben teilnimmt.
Nach langen Kämpfen um die Gleichstellung der
Frauen haben auch sie die Möglichkeit, sich einzubringen und sollten es
unbedingt tun, ohne lächerliche ‘Sprachverstolperungen‘ einzufordern,
sondern durch Leistung. Stetigkeit und Beherrschung der Sprache, ohne
babyhaftes Geschnatter.
Wo sind sie aber die mutigen Frauen, die sich
den Diktatoren der Kulturwelt entgegenstellen?
Kennen sie den Maßstab für Qualität?
Warum schweigen sie, wenn irgendein
Schmierfink auf dem Kunstmarkt gehypt wird?
Warum schweigen sie, wenn hasserfüllte
Regiediktatoren unsere seit Jahrhunderten geliebte Opernkunst verfälschen
und zertrampeln?
Leider laufen auch etliche Theaterleiterinnen
dem zerstörerischen Trend hinterher, der die Werke der Dichter bis zur
Unkenntlichkeit zerfetzt.
Dagegen brauchen wir laut schallende
Zaunköniginnen, die wehrhaft sich äußern.
Schluss jetzt mit Zertrümmerung!
Schluss mit Verfälschung!
Weg mit den Subventionen für eine blinde,
dumme Unkultur und für ein Theater, das den Bildungsauftrag nicht erfüllt.
ML Gilles
Impressum
- erscheint
als nichtkommerzielles Rundschreiben zu
- ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg
kulturjournal im Deggingerhaus – 93047 Regensburg – Wahlenstraße 17 –
info@kulturjournal-regensburg.de
Verteilung:
Direktversand an ausgewählte Leserschaft u.a.
Mitglieder der
Bürgerinitiative-Opernintendanz -
http://bi-opernintendanz.de/
Landesrechnungshöfe,
Landesregierungen,
Aufsichtsrat der Nds. Staatstheater Hannover GmbH,
Politische Parteien im Nds. Landtag,
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Bund der Steuerzahler,
Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen
RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
RA Markus von Hohenhau, Fachanwalt für IT-Recht, Regensburg
RA Prof. Dr. Ernst Fricke, Fachanwalt für Bühnenrecht, München/Landshut
Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch
Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach Artikel
5, Grundgesetz, in Anspruch.
Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen vom
Regionalfernsehen Regensburg, telezeitung-online.de und aus dem Internet u.a.
den Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums, der
Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich gemacht.
Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen. Beiträge aus der Rubrik
‘Musiktheater‘ wurden als Zitate aus dem Hermes Handlexikon übernommen.
Leserbriefe stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar.
Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf
Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende Begriffe
gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.
Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und beinhaltet keine
Wertung.
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