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Nr.
31
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[…] der Probenbetrieb ist
an den Staatstheatern Hannover wieder angelaufen und wir
bereiten auch unter den gegebenen Umständen mit Hochdruck den
Beginn der neuen Spielzeit vor.
Wir freuen uns, heute mit Ihnen einen Blick auf die Zeit zu
werfen, in der wir endlich wieder für Sie spielen dürfen.
Unser Programm für 2020/21 ist ab sofort online abrufbar. […]
Eine Druckversion unserer Spielzeithefte erscheint Mitte Juni.
Wiederaufnahmen
DON
GIOVANNI -
Dramma giocoso von Wolfgang Amadeus Mozart
09.09. – 16.10.2020
TRISTAN UND ISOLDE -
Musikdrama von Richard Wagner
11.10. – 07.11.2020
HÄNSEL UND GRETEL -
Märchenspiel von Engelbert Humperdinck
13.11. – 25.12.2020
UND WIE KLINGST DU?
- Interkultureller Ohrenöffner
AB 15.11.2020
HEUTE ABEND: LOLA BLAU
- Musical von Georg
Kreisler AB 05.12.2020
LA JUIVE
- Oper von Fromental Halévy 30.01. – 19.02.2021
KUCKUCK
- Oper für Babys bis 18 Monate
AB 30.01.2021
BARBIERE DI SIVIGLIA -
Opera buffa von Gioacchino Rossini 06. – 20.02.2021
L’ELISIR D’AMORE -
Melodramma giocoso von Gaëtano Donizetti
21.02. – 26.03.2021
ZÄHLEN UND ERZÄHLEN
-
Musiktheater von Mauricio Kagel Ab 25.02.2021
DIALOGUES DES CARMÉLITES -
Oper von Francis Poulenc 05. – 27.03.2021
HAMED UND SHERIFA
-
Musiktheater von Zad Moultaka AB
21.03.2021
L’INCORONAZIONE DI POPPEA -
Oper von Claudio Monteverdi 17.04. – 08.05.2021
DIE
ZAUBERFLÖTE -
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart
29.04. – 21.05.2021
LA BOHÈME
-
Oper von Giacomo Puccini 13.05. – 10.06.2021
DER
FREISCHÜTZ -
Oper von Carl Maria von Weber 29.05. – 30.06.2021
Zitatende
Quelle: Mitteilung der
Nds. Staatsoper
Hannover GmbH |
Das bisschen Hochkultur …
Dass die
Menschen unterschiedlich sind, kann wohl niemand leugnen .
Es gibt große und kleine, dicke und dünne, braune und blonde, fleißige
und faule, großzügige und geizige, bescheidene und angeberische,
rechtschaffende und betrügerische, Kunstfreunde und Sportfreunde,
Sprachbegabte und Mathematiker, Friedliche und Aggressive, Klardenkende
und Gläubige.
Wir haben in unserer demokratischen Gesellschaft die Aufgabe, mit allen
reibungslos zusammen zu leben, was durch das Grundgesetz geregelt ist.
Dort steht neben dem zurzeit grausam missbrauchten Artikel 5 über die
Kunstfreiheit auch der Artikel 2.
“Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit,
soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die
verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“
Den ersten Teil des Satzes versteht man.
Aber was ist das Sittengesetz?
Die einschlägigen Drucksachen und das Internet geben folgende Auskunft:
Für die Bundesrepublik Deutschland ist das Sittengesetz die Summe
derjenigen sittlichen Normen, die die Allgemeinheit als richtig
anerkennt und als für das menschliche Zusammenleben verbindlich ansieht.
Das Sittengesetz ist eine der drei Schranken der allgemeinen
Handlungsfreiheit.
Der Begriff ist in sich widersprüchlich, weil die Sitte im Gesetz im
Gegensatz zum Gesetz nicht erzwingbar ist:
a.) natürliches Sittengesetz:
Gesamtheit der sozialen Verhaltensnormen, die unter dem Begriff
’Sitte’
zusammengefasst sind
b.) positives göttliches Sittengesetz:
Gesamtheit der Normen die Gott in seiner Offenbarung verkündete.
Es bedeutet eine Schranke des Grundrechts auf freie Entfaltung der
Persönlichkeit.
Die allgemeine Handlungsfreiheit wird vom Grundgesetz nur soweit
gewährleistet, wie ihre Ausübung nicht gegen das Sittengesetz verstößt.
Die Geltung eines grundrechtsbeschränkenden Sittengesetzes im Einzelfall
festzustellen, ist mit besonderen Problemen verbunden. Weder das
persönlich ethische Gefühl des Richters noch einschlägige Auffassungen
in Teilen des Volkes rechtfertigen hier die sittliche Missbilligung
eines bestimmten Verhaltens. Von größerem Gewicht für die Erkenntnis
sittengesetzlicher Normen dürften die Lehren der beiden großen
christlichen Kirchen sein, die in weiten Teilen der Bevölkerung immer
noch als Richtschnur für gut und böse gelten.
Indessen ist zu bedenken, dass die Anschauungen in sittlichen Fragen dem
geschichtlichen Wandel unterliegen.
Für die Auslegung des Verfassungsbegriffs ’Sittengesetz’ ergeben sich
aus der Entstehungsgeschichte des Grundgesetzes so gut wie keine
Anhaltspunkte. In der heutigen pluralistischen Gesellschaft ein
Sittengesetz als verbindlichen Ausdruck des maßgebenden moralischen
Bewusstseins festzustellen, ist eine Aufgabe, die der Quadratur des
Kreises gleich kommt.
Artikel 2 Grundgesetz ist die (eine der drei Schranken der allgemeinen
Handlungsfreiheit bildende) Gesamtheit der sittlichen Normen, welche die
Allgemeinheit als richtig anerkennt und als für ein Zusammenleben
sittlicher Wesen verbindlich betrachtet.
Lit.: Erbel G. – Das Sittengesetz als Schranke der Grundrechte - 1971
Diese ungreifbare, schwammige Aussage lässt den Ratsuchenden hilflos
zurück und wenn es sich nicht um Kapitalverbrechen wie Mord und Raub
handelt, kann es ja weitergehen mit ’anything goes’.
Was sagen denn die Religionsgemeinschaften?
Aus dem alten Testament haben wir die 10 Gebote übernommen.
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1.) Ich bin der Herr dein Gott! Du
sollst keine fremden Götter neben mir haben!
2.) Du sollst den Namen des Herrn deines Gottes nicht unnütz
aussprechen, denn nicht lässt der Herr den ungestraft, der
seinen Namen unnütz ausspricht!
3.) Halte den Tag des Sabbats heilig! Heilig sollst du ihn
halten, so wie es der Herr dein Gott befohlen!
4.) Ehre deinen Vater und deine Mutter wie der Herr, dein Gott
dir befohlen hat, damit di Tage verlängert werden und dass es
dir wohl ergehe auf dem Boden, den der Herr, dein Gott, dir
gibt!
5.) Du sollst nicht töten!
6.) Du sollst nicht ehebrechen!
7.) Du sollst nicht stehlen!
8.) Du sollst deinen Nächsten nicht Aussagen als falscher Zeuge!
9.) Du sollst nicht Begierde haben nach dem Weibe deines
Nächsten!
10) Du sollst nicht Begehren deines Nächsten Haus, Acker,
Knecht, Magd, Ochs, Esel und alles was deinem Nächsten gehört!
Zitatende
Quelle: ‘Die heilige Schrift des
alten und neuen Testamentes‘ - Würzburg 1962 - Copyright 1964
Paul Pattloch Verlag Aschaffenburg |
Einige von uns erinnern sich vielleicht, diese 10 Gebote im
Religionsunterricht gelernt zu haben. Sie zu befolgen, ist eine
akzeptable Grundlage für ein geordnetes Zusammenleben. Allerdings ist
der alttestamentliche Gott Jahwe hart und unbarmherzig, wohl weil seine
Gläubigen das brauchten.
Aber wer hat die biblischen Geschichten aufgeschrieben?
Unter den Theologen sind die Alttestamentler eine geduldige
Forscherspezies, die sich seit Jahrtausenden mit ihrem Objekt
beschäftigen.
Mich interessiert natürlich auch, wie das Buch zustande kam.
Antwort suchte ich bei Richard Elliott Friedman:
“Wer schrieb die Bibel?“
Friedman notiert in der Einleitung:
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Seit fast zweitausend Jahren wird die Bibel
gelesen. Man versteht sie im wörtlichen oder übertragenen Sinn
oder symbolisch. Die einen halten sie für von Gott gegeben,
geoffenbart oder inspiriert, die anderen für das Werk von
Menschen. Sie ist das meistverbreitete Buch der Welt. Sie wird
öfter als jedes andere Buch zitiert (und falsch zitiert). Sie
ist auch öfter als jedes andere Buch übersetzt (und
fehlübersetzt) worden. Man bezeichnet sie als großes
literarisches Werk und auch als das erste Geschichtswerk. Sie
bildet den Kern des Judentums und des Christentums.
Zitatende
Quelle:
Richard
Elliot Friedman – ’Wer schrieb die Bibel – So entstand das Alte
Testament’ – Anaconda Verlag – S. 15
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Für die Entstehung
eines literarischen Werkes ist die geographische Lage entscheidend, in
der sich der Autor befindet.
Die sonnigen Götter Griechenlands und ihre amourösen Abenteuer sind
nicht im eisigen Norden entstanden, wo Sturm und Blitze und ein harter
Kampf ums Überleben vorherrschten.
Über die Entstehung der Bibel heißt es bei Friedman:
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Das Land, in dem die Bibel entstanden ist, hatte
etwa die Flächengröße von Hessen. Es lag an der Ostküste des
Mittelmeers, einem natürlichen Schnittpunkt zwischen Asien,
Afrika und Europa. Im Klima, in Flora und Fauna wie in der
Bodenbeschaffenheit bot es eine ungeheure Vielfalt. Im Nordosten
lag ein wunderschöner Süßwassersee, der See Genezareth, dessen
südlicher Abfluß der Jordan war. Der Jordan floß in gerader
Linie südwärts und mündete in das Tote Meer, das sich vom See
Genezareth so sehr unterscheidet, wie es bei zwei Gewässern nur
möglich sein kann: Es war voller Salz und rundum von heißer
Wüste umgeben. Der Überlieferung nach war das Gebiet des Toten
Meeres einst ein angenehmer, fruchtbarer Ort; aber die Menschen,
die dort lebten, waren so verdorben, daß Gott Feuer und Schwefel
auf diesen Ort herabregnen ließ, bis er unbewohnbar wurde.
Zitatende
Quelle:
Richard
Elliot Friedman – ’Wer schrieb die Bibel – So entstand das Alte
Testament’ – Anaconda Verlag – S. 41
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Nach Jahrtausenden
herauszufinden, wer die Verfasser der verschiedenen Kapitel waren, wird
wohl nie möglich sein, aber es wird die Gelehrten instand setzen,
weiterhin ihre angesehenen Positionen zu erhalten.
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In der Bibel konnten Prosa, Poesie, Gesetze,
Prophezeiungen, Philosophie und Abstammungslisten
zusammenkommen, ohne daß es irgendwen gestört zu haben scheint.
Es ist heutzutage Mode, darüber zu diskutieren, ob die Bibel ein
literarisches oder eher ein geschichtliches Werk ist. Ich
glaube, daß die alten Israeliten, einschließlich des Autors
diese Frage als irrelevant empfunden hätten. Im biblischen
Hebräisch gibt es keine Begriffe für »Geschichte« oder
»Literatur«. Für die Israeliten war alles - ein Buch.
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Zitatende
Quelle:
Richard
Elliot Friedman – ’Wer schrieb die Bibel – So entstand das Alte
Testament’ – Anaconda Verlag – S. 285
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Dieses Buch hat uns aber mit seinen
unendlichen Geschichten Stoff für herrliche Kunstwerke geliefert.
Ohne das ’Alte Testament’ gäbe es keinen ’Moses’ und keinen ’David’ von
Michelangelo.
Es gäbe keinen ’Messias’ von Händel, keinen ’Paulus’ und keinen ’Elias’
von Mendelsohn, keine ’Salome’ von Oscar Wilde und Richard Strauss und
es gäbe ’Die Schöpfung’ von Joseph Haydn nicht.
Alle diese großen Werke sind Hochkultur, die wir mit Verbissenheit
verunglimpfen und zerstören denn wir haben ja Pop und ’anything goes’.
Wem ’Die zehn Gebote’ zu fern und zu hart sind, sollte sich im ’Neuen
Testament’ mit den Seligpreisungen der ’Bergpredigt’ als Grundlage des
Sittengesetzes beschäftigen.
Bei Mathäus 5 - 7 heißt es:
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Die Bergpredigt.
Beim Anblicke der Volksscharen stieg er auf den Berg und setzte
sich. Seine Jünger traten zu ihm, und er tat seinen Mund auf und
lehrte sie:
Die acht Seligkeiten.
Selig sind die Armen im Geiste, denn
ihrer ist das Himmelreich.
Selig die
Trauernden, sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen, sie werden das Land besitzen.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, sie
werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen, sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig, die reinen Herzens sind, sie werden Gott anschauen.
Selig die Friedfertigen, sie werden Kinder Gottes heißen.
Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen, ihrer
ist das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn man euch um meinetwillen schmäht und
verfolg und alles Böse euch fälschlich nachsagt: freut euch
und frohlockt, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn so
hat man die Propheten vor euch verfolgt.
Zitatende
Quelle:
’Das Neue Testament’ - Imprimatur
Verlag Paderborn – 1928 - Seite 11-12 |
Das ’Sittengesetz’ im
Artikel 2 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland so schwammig
zu definieren, ist für einen Rechtsstaat, der wir ja zu sein behaupten,
höchst bedenklich zumal im Artikel 4 Absatz 2 heißt:
“Die ungestörte
Religionsausübung wird gewährleistet!“
Wenn andere Religionen den Frieden des
Zusammenlebens nicht beeinträchtigen, soll man doch glauben, was man
will, sagt sich der in Toleranz aufgewachsene Mensch.
Aber was ist mit den Fanatikern?
In den Gemeinschaften des ’Alten Testaments’ gab es feste Positionen für
Priester, Leviten und Propheten. So etwas ist für uns schwer
vorstellbar, aber wer liest in seiner Zeitschrift nicht voller Spannung
sein Horoskop, das nichts als freundlicher Unfug ist.
Der verunsicherte, rationale, auf Gelderwerb fixierte Zeitgenosse
ängstigt sich doch in einem Winkel seines Inneren vor dem, was kommt.
Die Reformatoren Ulrich Zwingli (1484 – 1531) und Johannes Calvin (1509
– 1564) Vertreter der Prädestinationslehre, das heißt, dass der Mensch
von Anfang an zur ewigen Verdammnis oder zur ewigen Seligkeit
vorherbestimmt ist, spornten ihre Anhänger an, fleißig und erfolgreich
zu sein, denn das sei ein Beweis dafür, dass sie zur ewigen Seligkeit
bestimmt seien.
Daher die Geschäftstüchtigkeit der Holländer und Schweizer und der aus
diesen Ländern nach Amerika Ausgewanderten.
Man muss also zugeben, dass bis heute religiöse oder philosophische
Grundgedanken das Verhalten der Völker bestimmen.
Wenn wir uns trotz aller Verflachung und Verrohung als ’Christliches
Abendland’ verstehen, sollten wir Rückschau halten, wie der Wechsel von
Jupiter und Wotan zu Jesus begann.
Das ’Römische Weltreich’ hatte eine Ausdehnung erreicht, die nicht mehr
zu beherrschen war.
Katastrophale Überbevölkerung zwang germanische Stämme zur Suche nach
neuer Bleibe.
Diese Völkerwanderung wiederholt sich zur Zeit und bringt Spannungen in
unser Staatswesen.
Ähnlichkeiten mit dem Personal in der ’Salome’ sind nicht zu leugnen.
Was aber war der Grund für den Sieg des Christentums?
Der Professor für alte Geschichte, Werner Dahlheim, gibt in seinem Buch
’Die Welt zur Zeit Jesu’ Antwort
auf alle Fragen, die ich mir seit der Beschäftigung mit der Wirkung von
Religionen auf die Völker gestellt habe.
Großen Anteil daran hatte auch die profunde Regiearbeit von Götz
Friedrich an der ’Salome’ damals in den großartigen Zeiten des Bremer
Theaters unter Kurt Hübner.
Zu allen Zeiten und überall auf der Welt haben sich die Menschen
gefragt, was nach dem Tod geschieht.
Manch einer sagt sich, das ist mir völlig egal! Dieses Leben reicht mir.
Ich habe es sowieso nicht gewollt!
Thomas Bernhard lässt er in seinem Schauspiel ’Heldenplatz’ den
Professor Robert Schuster sagen:
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„[…] so
ein Todesfall ist auch eine große Beruhigung
glaubt mir
ein solcher Todesfall entbehrt völlig
jeder Unheimlichkeit
ganz im Gegenteil
ich
habe meinen Bruder verloren heißt doch nur
ich weiß er ist jetzt gut aufgehoben
das Nichtmehrsein ist das Ziel
das wäre ja fürchterlich
noch einmal auf die Welt zu kommen alles noch meinmal
das ist doch der allerfürchterlichste Gedanke
das Aus ist das Ziel
das ist der einzige tröstliche Gedanke
Das war ja
lebenslänglich mein größter Vorteil
daß ich nie an Gott geglaubt habe
und daß ich immer gewußt habe
daß das Aus das Ziel ist
ihr könnt beruhigt sein
das hat auch euer Vater gedacht
Das ganze Leben ist
ja nichts anderes
als eine andauernde Schmerzzufügung
ein einziger Schmerz ist das ganze Leben
alle belügen sich fortwährend lebenslänglich
Die Kirche ersetzt der Allgemeinheit das Gehirn
sie stellt jedem ihren einzigen Gott zur Verfügung
sie verpachtet ihren lieben Gott sozusagen
sogar nicht nur auf neunundneunzig Jahre
sondern jedem einzelnen lebenslänglich
dafür verbürgt sie sich
ich meine nicht nur die katholische
alle Religionen verpachten jedem ihren lieben Gott
der Glaube ist nichts anderes als ein Pachtverhältis
Milliarden Pächter zahlen jährlich den hohen Pachtzins
an ihre Kirchen
und verbluten daran […]“
Zitatende
Quelle: Thomas Bernhard -
'Heldenplatz' - Suhrkamp – 1995 - Seite 104-106 |
Andere fühlen sich ihren Vorfahren verpflichtet und pflegen einen
Ahnenkult, was wir zu respektieren haben.
Unsere mitteleuropäische Denkweise beruht auf der griechisch, römisch,
jüdisch, christlichen Tradition, die uns über Jahrtausende erfüllt hat
und die wir zur Zeit einer Verdummung und Verrohung durch einen falsch
verstandenen Freiheitsbegriff zerstören.
Außer der ’Salome’ konfrontierte mich ’Orpheus und Eurydike’ von Gluck
mit der Frage nach der Vorstellung vom Reich der Toten. Es waren die
Furien, die Larven, die Orpheus auf seinem Gang zu Eurydike in der
Unterwelt bedrängen.
Großartig und grausig von Gluck charakterisiert.
Das also war das Ende unseres Lebens, das Hinabsteigen in ein Grauen.
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Dieses
Land ohne Wiederkehr blieb für die Mehrzahl der Menschen ein
Reich trostloser Schatten. Es besaß nichts, was hoffen ließ.
Selbst sein Herrscher Hades lebte in der ständigen Furcht, die
Erde könnte aufbrechen und sichtbar werden, was grässlich und
Göttern und Menschen verhasst war. Seine Bewohner waren
ungreifbare Schatten, «Häupter ohne Lebenskraft», von ihren
Stimmen war nur ein Fledermausschrei zu hören und von ihrem
Geist ein wirres Murmeln. Gab ihnen einer der seltenen Besucher
aus der Welt des Lichts für kurze Zeit die Erinnerung und den
Geist wieder, so sprachen sie von dem, was sie einst auf Erden
waren, und was sie wieder werden wollten - um jeden nur
denkbaren Preis: «Lieber wäre ich auf der Erde ein Tagelöhner
bei einem anderen, einem Armen, der nicht viel zum Leben hat,
als Herrscher über alle dahingeschwundenen Toten», rief der
Schatten des Achill, als sein irdischer Besucher Odysseus ihn
als den ersten aller Helden preisen will?.
Sein Wunsch blieb
ungehört, denn die Götter wollten mit dem Tod nichts zu schaffen
haben (S. 327 f.). Dies gab dem Erdenleben einen besonderen Reiz
und verlieh ihm einen ungeheuren Wert - selbst dann noch, wenn
Leid und Not es zu übermannen drohten. Das nicht zu vergessen,
beschwor Hekuba ihre Schwiegertochter Andromache, als diese sich
beim Anblick ihres und ihrer Heimat Unglück den Tod wünscht:
«Mein Kind, der Tod ist nicht vergleichbar mit dem Leben. Er ist
ein Nichts. Doch diesem bleibt vergönnt die Hoffnung.»
Hoffnung auf mehr,
auf das Weiterleben jenseits der Schwelle des Todes, wies nur
ein Weg: Die Erinnerung der Menschen an ruhmreiche oder
wenigstens erzählenswerte Taten, auf welchem Feld sie auch immer
begangen wurden. Dieses Bewusstsein leitete bereits die Helden
Homers, deren heroisches Leben nach einem dramatischen Finale
drängte, das ihre Größe ein letztes Mal bestätigen sollte. Es
beherrschte die Athener im 5. Jahrhundert, wenn sie mit
Thukydides den Hass ihrer Unterworfenen mit ihrem Nutzen
verglichen: «Hass währt nicht lange, aber der Glanz von heute
ist der Ruhm von morgen, für immer im Gedächtnis der Menschen
bewahrt.»
Den römischen Adel
trieb es in den Staatsdienst. Nur er versprach die «Ewigkeit der
Zeiten» (in aeternitate temporum), nur er rückte die großen
Kriegshelden in die Nähe der Götter. Militärische Taten wurden
nicht nur zur Eignungsprüfung für jeden, der nach Ämtern und
Ansehen strebte. Sie gewährten auch das Maß an Ruhm, nach dem
Unsterblichkeit zugemessen wird. «Wenn einem das Recht zusteht,
hinaufzusteigen in die Gefilde der Himmelsbewohner, so steht nur
mir das große Himmelstor offen», prahlte Scipio Africanus, der
den Karthager Hannibal besiegt hatte. Sein Lied sangen in der
Folgezeit viele und es klang in den Ohren der Mächtigen lange
überzeugend. «Der Ruhm allein», versicherte ihnen Cicero,
«tröstet uns durch das Andenken der Nachwelt über die Kürze des
Lebens hinweg; er allein hat die Wirkung, dass wir als Abwesende
anwesend, als Tote lebendig sind; endlich erlaubt er allein den
Menschen, sich wie auf Stufen bis in den Himmel zu erheben.»
Seit Augustus zweifelten auch die Dichter nicht daran, dass sie
zu diesen Auserwählten gehörten. Ovid sprach für sie alle:
«Aber durch dieses
Werk
werde ich fortdauern und mich
hoch über die Sterne emporschwingen
nd mein Name wird unzerstörbar sein.»
Zitatende
Quelle: Werner Dahlheim,
’Die Welt zur Zeit Jesu’ – Verlag C.H.
Beck – 2013 – Seite 343-344 |
Obwohl als Störer der
Ordnung zum Tode verurteilt oder als Hirngespinst von Kritikern
abqualifiziert, bezeugen die Römer Sueton, Tacitus und Plinius die
Existenz Jesu.
Alle drei hielten die Anhänger dieses Staatsfeindes für Narren.
Die römische Verwaltung kann bis heute als vorbildlich gelten und da
viele Akten bis heute erhalten sind, kann die Gefangennahme, Folterung
und der Tod durch Kreuzigung des Wanderpredigers Jesus als Tatsache
angenommen werden.
Der diensthabende Beamte war Pontius Pilatus, Landpfleger und Richter.
Wer war dieser Beamte?
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Im Jahre
26 erreichte Pilatus der Befehl seines Kaisers Tiberius, das
Kommando in der fernen Provinz Judäa zu übernehmen. Wie allen
Gouverneuren, wenn sie sich auf den Weg machten, wurde auch ihm
eine Weisung mitgegeben. Sie war einfach und klar und für jeden
Amtsträger verbindlich: Er hatte dafür Sorge zu tragen, dass
seine Provinz ruhig blieb. Wem dies gelang, der durfte auf
weitere Gunstbeweise des Kaisers hoffen. Wer scheiterte, dem
drohte das Ende der Karriere oder Schlimmeres. Pilatus wusste,
worum es ging, als er in Caesarea das Schiff verließ und dort
sein Quartier bezog.
Seiner Herkunft und seiner Stellung nach galt er in der
römischen Hierarchie wenig; aus ritterlichem Geschlecht
stammend, war er wie die meisten seiner Herkunft in der Armee
aufgestiegen. Seine dort erworbenen Verdienste müssen allerdings
in Rom aufgefallen sein, da ihn Tiberius als Präfekt (praefectus
Iudaeae) nach Judäa schickte, wo seit der Provinzialisierung
erst vier Statthalter, allesamt Schatten ohne Fleisch und Blut,
regiert hatten.
Keine seiner Entscheidungen kann diesem Manne, dessen Schule das
Feldlager gewesen war, leicht gefallen sein. Denn um das
gesteckte Ziel zu erreichen, war er wie seine Vorgänger auf ein
gewisses Maß an Zusammenarbeit mit dem jüdischen Synhedrion
angewiesen, dem Hohen Rat, in dem sich die Hohepriester, die
Ältesten und Schriftgelehrten versammelten. Den Vorsitz führte
der amtierende Hohepriester, den Ton gab die konservative
Tempelaristokratie an. Es war die einzige jüdische Institution,
die eigenständig Entscheidungen treffen durfte, und die
insbesondere für den Tempel verantwortlich war, dessen innere
Areale Nichtjuden verschlossen waren. Das politische Credo der
Mitglieder bestimmte die Furcht, «es werden die Römer kommen und
uns den Tempel und das Volk wegnehmen».
Der Tempel war die Opferstätte Israels, zu der jährlich zahllose
Pilger strömten. Er war die Wohnstatt Gottes und stand für die
Einheit der Juden, wo immer sie siedeln mochten. Wer dies vergaß
und die Funktion des Synhedrion nicht ernst nahm, sah sich
schnell einer geschlossenen und gesetzlich geordneten Opposition
gegenüber; diese wusste sich am Hof des syrischen Statthalters
ebenso wie in Rom Gehör zu verschaffen.
Kein antiker Gewährsmann berichtet anerkennend über Pilatus und
seine Amtszeit, die ihn zehn Jahre lang an Judäa fesselte. Sub
Tiberio quies, «unter Kaiser Tiberius herrschte Ruhe» - mit
diesem Satz des Tacitus war alles gesagt, was es für einen Römer
Berichtenswertes über diese entlegene Provinz und Lobenswertes
über seinen Statthalter zu sagen gab.
Zitatende
Quelle: Werner Dahlheim -
’Die Welt zur Zeit Jesu’ - CH Beck –
2013 - Seite 67 – 68 |
Nach dem Tod und der
Grablegung ging aber das Gerücht um, der Rabbi Jesus sei von den Toten
auferstanden, habe sich seinen Anhängern gezeigt und ihnen ein Leben in
Seligkeit nach dem Tod versprochen.
Das war natürlich eine angenehmere Aussicht als im düsteren Hades zu
verschwinden - trotz großer Taten oder tugendsamen Lebens.
Nach und nach bildeten sich kleine Gemeinden, meist von Frauen geführt.
Nach Jahrzehnten schrieben vier Männer das Leben und Wirken Jesu auf,
aus dem der größte Komponist, Johann Sebastian Bach, seine Passionen
schuf, die uns bis heute tief ergreifen.
Das ist Hochkultur!
Die neue Lehre verbreitete sich, geriet aber bald in Konflikt mit dem
Kaiserkult.
Es kam zu Gewaltexzessen gegen den neuen Glauben, es gab Märtyrer, die
zu oft dargestellten Symbolfiguren wurden. Hochkultur!
Was wäre die Musik ohne die heilige Cäcilie - auch sie ist Hochkultur.
Die Christen organisierten sich zu einer Kirche, die bald mit vielen
Betrügereien und Seelenterror als Machtstruktur die sanfte Lehre
überwucherte.
Zu diesem Thema ist lesenswert Karl Heinz Deschners ’Kriminalgeschichte
des Christentums’ erschienen 1996 bei Rowohlt Reinbek bei Hamburg.
Der Autor studierte Jura, Theologie, Philosophie,
Literaturwissenschaften und Geschichte.
Und der mutige Politiker Heiner Geissler fragte bei Rowohlt - September
2003 - ISBN 387134977: “Was würde Jesus heute sagen?“
Die Klöster wurden zu Inseln der Hochkultur.
Antike Schriften wurden kopiert. Wer kennt nicht Umberto Ecos ’Der Name
der Rose’?
Auf Konzilien wurden Glaubensätze zu Dogmen verfestigt. Die Kirche
entwickelte sich zu einem mächtigen Männerstaat – und besteht so bis
heute.
Niemand bezweifelt die kulturellen Leistungen der Kirche in der
Architektur, der Musik, der Malerei, aber vieles ist für einen
vernünftigen freiheitsliebenden Menschen - zumal als weibliches Wesen -
unerträglich und so gibt es glücklicherweise immer wieder
religionskritische Bücher wie Christopher Hitchens Veröffentlichung ’Der
Herr ist kein Hirte - Wie Religion die Welt vergiftet’, erschienen bei
Heyne als Taschenbuch - München 2009 - ISBN 978-3-453-62036 -0
Um in die christliche Gemeinde einzutreten, wird das Ritual der Taufe
vollzogen. Auch der clevere König Chlodwig unterzog sich dieser
Prozedur, eröffnete dadurch Westeuropa dem Christentum, wo dann auch
Karl der Große die Christianisierung - allerdings recht brutal
–weiterverbreitete.
Zurück zum Sittengesetz zum Artikel 2 des Grundgesetzes der
Bundesrepublik Deutschland.
Trotz aller Fehlentwicklungen im Laufe der Kirchengeschichte:
Religionskriege, Hexenverbrennungen, Ketzerverfolgungen bleibt der Kern
der christlichen Botschaft die Grundlage unserer Kultur.
Die großen Werke der Baukunst der Malerei, der Dichtung, der Musik
brachten uns eine einmalige Hochkultur.
Hören wir auf, sie zu missachten und sie zu zerstören!
ML Gilles
‘Über die schleichende Erosion des Rechtsstaats‘
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Die Warnung!
Ist Deutschland in guter Verfassung?
In bester Verfassung?
Über Jahrzehnte haben wir diese Frage immer uneingeschränkt
bejaht.
Deutschland hat mit dem Grundgesetz in der Tat die beste
Verfassung seiner Geschichte. Sie gewährleistet Demokratie,
Rechtsstaatlichkeit, aber auch Sozialstaatlichkeit und sie ist
damit eine zuverlässige Grundlage, auch rechtliche Grundlage für
Freiheit, Sicherheit und Wohlstand in diesem Land.
Sie galt jahrzehntelang auch als ein festes Fundament für das
Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Stabilität, in die
Handlungsfähigkeit und in die Zukunftsfähigkeit des deutschen
Verfassungsstaates und des durch ihn geprägten politischen
System.
Der demokratische Rechts- und Sozialstaat bundesdeutscher
Prägung war vor allem auch eine ganz entscheidende Grundlage für
den beispiellosen Erfolg der deutschen Wirtschaft und damit für
den ökonomischen und den sozialen Wohlstand weiter Teile der
Bevölkerung.
Von den beiden tragende Säulen des politischen System - also der
wirtschaftlichen Prosperität einerseits, der Rechts- und
Verfassungsstaatlichkeit andererseits, beginnt zumindest die
zweite Säule, nämlich die Herrschaft von Recht und Gerechtigkeit
zu bröckeln.
Dies geschieht nur nicht abrupt, sondern allmählich und für
viele wohl auch lange Zeit unbemerkt.
Einige Beispiele:
- Der Solidaritätszuschlag wird hartnäckig beibehalten - wenn
auch in eingeschränkter Form - obwohl die verfassungsrechtliche
Grundlage für eine spezifische Ergänzungsabgabe zur Einkommensteuer zur Abdeckung eines vorübergehenden
Spitzenbedarf des Bundes zur Finanzierung der deutschen Einheit eindeutig entfallen ist.
- Der Berliner Landesgesetzgeber erlässt trotz einer
bundesgesetzlichen Regelung des sozialen Mietpreisrechts im Bürgerlichen Gesetzbuch in eindeutig
kompetenzwidriger Weise ein eigenes Wohnungsmietpreisrecht mit Mietenstopp und festen
Mietobergrenzen.
- Die jüngsten politischen Diskussionen um die Wahl des
Ministerpräsidenten in Thüringen.
Da wurde von Seiten der Bundeskanzlerin die Rückgängigmachung
des Wahlergebnisses gefordert.
Die Vorsitzende der Linken Fraktion verlangte die informelle
Zusicherung, dass mehrereOppositions- oder hier in dem Fall Unionsabgeordnete - die
Wahl ihres Kandidaten im ersten Wahlgang garantierten.
Dies offenbart ein Politikverständnis, das sich in bezeichnender
Weise immer weiter von den verfassungsrechtlichen Regel entfernt
und die rechtsstaatliche Orientierung offenbar verloren hat.
Weiter müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass sich der Staat in
weiten Bereichen angesichts sogenannter Clan-Kriminalität oder
auch der organisierten Kriminalität immer mehr zurückzieht und
ganz allgemein die für die Rechtsstaatlichkeit eines
Gemeinwesens unverzichtbare unabhängige Justiz über Jahrzehnte
hinweg gröblich vernachlässigt hat.
Die Folgen spüren wir jetzt.
Ebenso auffällig ist die Schwächung des politischen System
Deutschlands. Diese tritt dadurch zutage, dass die dieses System
prägenden politischen Parteien der Mitte zunehmend zugunsten
extremistischer Ränder erodieren.
Dies sind nur einige herausgegriffene Beispiele für fatale
Erosionserscheinungen im Hinblick auf die Rechtsstaatlichkeit.
In der Demokratie, die nur bei Rechtsstaatlichkeit
überlebensfähig ist, ist diese Entwicklung höchst alarmierend.
Dieser schleichende Prozess darf nun wirklich nicht unterschätzt
werden. Zwar werden von den politisch Verantwortlichen in Sonn-
und Feiertagsreden die Verfassungswerte der Rechtsstaatlichkeit
in der Demokratie ausnahmslos immer wieder in wohltuenden Worten
gepriesen.
Im politischen Handeln sind aber effektive Maßnahmen der
Gegensteuerung und der Eindämmung von Erosionen kaum zu erkennen
Das Vertrauen der Bevölkerung wird daher
immer notleidender und zwar das Vertrauen der Bevölkerung in die
Zukunftsfähigkeit der rechtsstaatlichen Demokratie. Die
herausragenden Werterscheinungen unserer Verfassung im Hinblick
auf Rechtsstaatlichkeit und Demokratie müssen
- einerseits in der operativen Politik und von ihr wieder
stärker beachtet und effizienter umgesetzt werden
- andererseits sind auch die Menschen in diesem Lande
wieder für
eine größere Wertschätzung dieser Fundamente
unseres Staats und Gemeinschaftslebens
zu gewinnen.
Aber Letzteres wird ohne Ersteres eben niemals gelingen.
Einen besonderen Anlass für Warnrufe bietet die seit Jahren
festzustellen Diskrepanz zwischen dem was eigentlich geltendes
Recht regelt oder ge- oder verbietet und dem was in Deutschland
und Europa tatsächlich praktiziert wird auf Gebieten von Asyl
und Migration.
Gerade hier ist der rechtsstaatlichen Grundsatz der
uneingeschränkten Herrschaft und Durchsetzung geltenden Rechts
in besonderer Weise strapaziert worden.
Es stellte eine partielle Kapitulation des Rechtsstaats dar,
getreu dem wohlklingenden Motto “wir schaffen das“ in einem
bestimmten Zeitraum alle Migranten unbegrenzt einreisen zu
lassen und damit nicht nur deutsches Asylrecht, sondern auch die
europarechtliche sogenannte Dublin-3-Verordnung zu ignorieren.
Die Flüchtlingskrise stellte eine partielle Bankrotterklärung
des Rechtsstaates dar und sie hat bei vielen Menschen in diesem
Land den Eindruck hinterlassen, das Recht sei kein geeignetes
Instrument, um Sicherheit und Ordnung – also uneingeschränkte
Gesetzmäßigkeit – in diesem Lande zu garantieren.
Man hat es jahrelang als rechtlich unausweichlich hingenommen,
dass jedermann auf dieser Welt bei Erreichen der deutschen
Grenzen mit der bloßen Erklärung, einen Asylantrag in
Deutschland stellen zu wollen, ein Recht auf Einreise und
faktisch oftmals auch auf Aufenthalt von vielfach nicht
absehbarer Dauer erlangt.
Aus dem unverzichtbaren Asylrecht des Artikel 16 A des
Grundgesetzes für politisch Verfolgte, die nicht aus sicheren
Drittstaaten einreisen, ist im Grunde ein Asylbewerberrecht für
jedermann geworden.
Man hat nichts dagegen unternommen, dass das Asylrecht als
Türöffner für eine illegale Einreise und Einwanderungen
gewissermaßen zweckentfremdet wird und zwar von Personen, die
ersichtlich ein Recht auf Asyl oder auf sogenannten subsidiären
Schutz in Deutschland nicht erlangen können.
Flucht und Arbeitsmigration wurden jahrelang faktisch vermengt.
Gesetzliche Ausreisepflichten von Personen, ohne
aufenthaltsrechtlichen Status, werden - überwiegend aufgrund
rechtlicher, aber im vor allen Dingen praktischer Hürden gegen
eine Ausweisung und Abschiebung - nach wie vor in großem Stile
nicht durchgesetzt.
In der Asyl- und Migrationspolitik wird also geltendes Recht
unterlaufen, obwohl in einer funktionierenden, wehrhaften,
rechtsstaatlichen Demokratie zu den Schutzbedürfnisse der
Bevölkerung auch der Schutz durch Grenzen gehört.
Dieser Schutz erfordert ein hinreichendes Maß an Grenzsicherung,
nicht Grenzschließung, eine Sicherung gegen eine dauerhafte
unlimitierte und unkontrollierte Zuwanderung.
In diesem Zusammenhang dürfen nicht Moral, Humanität und
Nächstenliebe gegen diese rechtsstaatlichen Argumente
ausgespielt werden oder – man kann es auch anders formulieren -
im Rechts- und Verfassungsstaat kann Humanität nur im Rahmen von
Verfassung, Gesetz und Recht praktiziert werden - nicht aber
gegen sie.
Dass die politisch Verantwortlichen diese Zusammenhänge und
Folgen lange Zeit nicht erkannten und teils immer noch nicht
wahrhaben wollen, bedeutet doch ein gehöriges Maß an
Politikversagen.
Die Arbeitsmigration jetzt in einem eigenen Zuwanderungsgesetz
zu regeln, ist sicherlich ein richtiger Schritt, denn wir
brauchen Arbeitsmigration.
Wir wollen sie.
Dieses neue Zuwanderungsgesetz wird aber keine umfassende und
keine dauerhafte Lösung bringen, wenn nicht zugleich im Hinblick
auf die Fluchtmigration wieder verstärkt Rechtsbindungs und
Rechtsbewusstsein zur Anwendung und zum Zuge kommen.
Auch das Schengen-Abkommen muss reformiert werden, sodass es
Grenzkontrollen in stärkerem Maße und mit größerer
Rechtssicherheit - als bisher - zur Wahrung und zur Durchsetzung
geltenden Rechts möglich werden, wenn und soweit die
Außengrenzen - das ist natürlich der entscheidende Punkt - wenn
und soweit die außengrenzen der Europäischen Union nicht
hinreichend gesichert sind.
Andernfalls erleben wir, statt der Herrschaft des Rechts, der
wir im demokratischen Rechtsstaat alle gleichermaßen unterworfen
sind, eine Herrschaft von subjektiver Willkürlichkeit nach
Maßgabe individueller Moral- oder auch
Opportunitäts-Vorstellungen.
Oder etwas allgemeiner ausgedrückt:
Geht die integrierende Kraft des Rechts verloren wie seit
einigen Jahren auf dem Gebiet von Asyl und Migration - das
erleben wir jetzt - ist eine Spaltung und eine Radikalisierung
der Gesellschaft und der Verlust ihrer Mitte die Folge.
Aber wir haben in der Politik noch immer keinen angemessenen Weg
gefunden, um geltendes Recht wirklich durchzusetzen, sei es
nationales Recht, sei es europäisches Recht.
Und in dem Moment, in dem die Zahlen wieder ansteigen sollten,
ist die deutsche Politik nach wie vor nicht richtig - nicht
richtig rechtlich - vorbereitet.
Man soll nicht sagen, dass das deutsche und das europäische
Regelungssystem im Asylbereich nicht reformbedürftig wäre.
Man hätte rechtzeitig daran arbeiten und das geltende Recht den
veränderten Gegebenheiten beizeiten anpassen müssen.
Entsprechende Vorschläge wurden wiederholt vorgetragen.
Diese Vorschläge zielen etwa auf eine Vorprüfung möglicher
Asylgründe vor der Einreise in die Europäische Union ab.
Zu diesem Zweck könnte ein gegebenenfalls elektronisches
Verfahren der Einreisegenehmigung eingeführt werden - wie es die
Amerikaner ja auch kennen.
Sind Asylgründe offensichtlich nicht gegeben, würde die Einreise
in diesem elektronischen Verfahren von vornherein und sehr zügig
verweigert werden. Dann würde auf diese Weise vermieden, dass
Menschen unsägliche Strapazen und auch unsägliche Mühen - auch
finanzielle Mittel - aufwenden, um auf einem zum Teil
lebensgefährlichen Wege die Europäische Union zu erreichen, um
dann immer oder über Jahre mit dem Damoklesschwert der
Abschiebung zu leben.
Ob das so human ist, wagt man zu bezweifeln.
Was vor allen Dingen zu beanstanden ist, ist, dass man das
geltende Recht letztlich unverändert lässt und wenn man es
gelassen hat, es aber in erheblichem Umfang schlicht ignoriert.
Flucht und Migration - und nicht nur sie - haben die
Gesellschaft bunter gemacht. In einer pluralistischen
Gesellschaft, die nicht mehr durch Homogenität der Tradition,
der Religion, der Wertvorstellungen und der Kultur sowie der
Ethnie zusammengehalten wird, in einer solchen pluralen
Gesellschaft wie der unsrigen, können eben nur Verfassung und
Recht für die notwendige Integration und den gesellschaftlichen
Zusammenhalt sorgen. Der Rechtsstaat sollte das Bindeglied
zwischen den unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen,
Glaubensrichtungen, Kulturen und Lebensweisen in diesem Lande
sein.
Der Rechtsstaat ist auf Dauer nur dann existenzfähig,
funktionsfähig, wenn geltendes Recht für und gegen jedermann
Geltung hat und eben auch durchgesetzt wird.
Unsere Verfassung kennt Grundrechte ist keine Grundpflichten,
weder für Deutsche, noch für Ausländer.
Es gibt allerdings eine Grundpflicht für jedermann, nämlich die
Gesetze und das Gewaltmonopol des Staates zu achten.
In diesem Zusammenhang ist es deshalb besonders
besorgniserregend, dass etwa im Dickicht der Großstädte
Parallelwelten mit eigenen Gesetzen entstehen und entstanden
sind.
So gab es beispielsweise in Berlin - nach Medienberichten -
12 arabische Großfamilien, die den Drogen- und Menschenhandel
kontrollierten, Schutzgelder erpressten und Hartz-4-Leistungen
mit einem Auto abholten, das fast so teuer war wie ein
Einfamilienhaus.
Die mit Gewalt durchgesetzte Herrschaft von Familienclans, die
sogenannten Ehrenmorde auf der Grundlage archaischer
Familientraditionen oder auch der Schweigekodex krimineller
Vereinigungen sind drastische Fälle von Selbstjustiz mitten in
Deutschland.
Der Staat setzt sein Gewaltmonopol also nicht hinreichend um. Er
setzt sich nicht durch.
Theoretisch dürfte es in einem Rechtsstaat keine rechtsfreien
Räume geben.
Doch diese Clan-Strukturen zeigen, dass sie in der Praxis
existieren.
Die Existenz unserer freiheitlichen Gesellschaft wird aber auch
von weiteren Entwicklungen wie zum Beispiel dem Terrorismus und
durch den zunehmenden staatlichen Reaktionen im Sicherheits- und
Überwachungssystem bedroht.
Vor allem seit den verheerenden Anschlägen in New York vom 11.
September 2001 geht Furcht um in diesem Lande und zwar Furcht
vor terroristischen Gewaltanwendungen.
Kein Dorffest kommt heute noch ohne Security aus und auch das
Münchner Oktoberfest wird jährlich zu einer Hochsicherheitszone
mit Taschenkontrollen und Gesichtserfassung.
Besonders schockierend ist auch, wenn Juden von Amtswegen
abgeraten wird, in der Öffentlichkeit eine Kippa zu tragen und
dass Synagogen - wie seit Jahren - unter ständigem Polizeischutz
stehen müssen.
Ebensowenig kennt die Politik eine wirklich befriedigende
Antwort auf die Bedrohung durch den Rechtsextremismus wie sich
etwa am Beispiel der Ermordung des Kasseler
Regierungspräsidenten Walter Lübke im Juni 2019 zeigt.
Aber auch die Gewaltbereitschaft im linksextremistischen Umfeld
wird ebenfalls in erschreckender Weise immer wieder sichtbar.
In der Tendenz, immer mehr Freiheit für die Illusion der
absoluten Sicherheit zu opfern, sehe ich gleich wohl eine der
zentralen Ursachen der Erosion des Rechtsstaats.
In dieser Hinsicht hat der Rechtsstaat gewissermaßen eine
Doppelfunktion als Garant von Freiheit seiner Bürgerinnen und
Bürger auf der einen Seite und der Wahrung ihrer Sicherheit
mittels des staatlichen Gewaltmonopols auf der anderen Seite.
Aber ein Rechtsstaatsverständnis, das einseitig von der
Gewährleistung von Sicherheit und nicht zugleich von dem
Freiheitsgedanken beherrscht wird, würde den Rechtsstaat
preisgeben.
Ein Supergrundrecht auf Sicherheit, alle Freiheitsrechte
gewissermaßen per se, gibt es nicht.
Vielmehr ist eine Balance, eine angemessene, eine ausgewogene
Balance, zwischen Freiheit und Sicherheit herzustellen.
Mit Sicherheit ist nicht nur die Sicherheit im engeren, im
physischen oder körperlichen Sinne, sondern auch die soziale und
ökologische Sicherheit gemeint.
Insofern rechtfertigt die Forderung nach einer effektiveren oder
besseren Klimapolitik keine ‘Ökodiktatur‘, das heißt die Aufgabe
der Freiheitsrechte zugunsten eines Obrigkeits- und
Überwachungsstaates.
Gerade in Zeiten aufgewühlter Diskussionen um die Notwendigkeit
drastischerer Klimaschutzmaßnahmen muss nachdrücklich betont
werden, dass selbst ein effektives Vorgehen gegen die
Erderwärmung eben nur mit den Mitteln des Rechtsstaates möglich
ist.
Wenn die Jugend lautstark von der Politik deutlichere
Anstrengungen zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlage für
sich und für die künftige Generationen einfordert, dann geht es
ihr auch und vor allem um Generationengerechtigkeit.
Diese kann aber nur ein zukünftiges Recht schaffen, das der
Wahrung der Belange und den Anliegen nachfolgender Generationen
mehr Bedeutung zumisst, als bisher.
Man könnte nun an eine Ergänzung des Grundgesetzes denken, dass
man also einen Artikel 20 B etwa in das Grundgesetz aufnimmt,
der zur Nachhaltigkeit verpflichtet. Eine Revision des
Grundgesetzes in dem zentralen Artikel 20 des Grundgesetzes, der
sich mit dem Demokratie- und Rechtsstaatsprinzip befasst und in
dieser Vorschrift eine ausdrückliche Verpflichtung auf die
dauerhafte Befriedung der Gemeinwohlinteressen von
Verfassungswegen verlangt.
Der Demokratie entspricht in erster Linie der Gedanke der
Herrschaft auf Zeit. In der parlamentarischen Demokratie führt
dies - das haben wir über Jahrzehnte erlebt - zu einer
einseitigen Ausrichtung auf die Interessen und Bedürfnisse der
Gesellschaft und insbesondere der Wählerschaft der Gegenwart.
Die Vorsorge für die dauerhafte oder wir können uns auch für die
nachhaltige Befriedigung von Gemeinschaftsinteressen kommt diese
Sorge systembedingt zu kurz.
Aus diesem Grund müssen die Staatsorgane, insbesondere der
Gesetzgeber von Verfassungswegen den Auftrag und die
Verpflichtung vorgeschrieben bekommen, hinreichend Sorge für die
dauerhafte und nachhaltige Befriedigung von
Gemeinschaftsinteressen Sorge zu tragen.
Diese verfassungsrechtliche Verpflichtung hätte eben nicht nur
eine ökologische nicht nur eine klimapolitische oder nicht nur
eine finanzpolitische, sondern vor allem auch eine
sozialpolitische Dimension, etwa im Hinblick auf die künftige
Finanzierung heutiger rentenrechtlicher Zusagen.
Damit ein solches Verfassungsprinzip nun nicht im Sinne einer
verfassungslyrischen Verheißung nur auf dem Papier steht, muss
die Verfassung auch verfahrensmäßige Sicherungen vorsehen, die
eine Justiziabilität, also eine gerichtliche Durchsetzbarkeit
bei unvertretbarer und unbegründeter Missachtung dieses
Nachhaltigkeitsgebot gewährleistet.
Die Schülerproteste im Rahmen der ‘Fridays-for-Future‘ sind
längst zu einer weltweit vernetzten zivilgesellschaftlichen
Bewegung geworden, der sich auch andere Berufsgruppen etwa
12.000 Wissenschaftler von ‘Scientists-for-Future‘ und
Aktivisten wie die radikale Gruppierung ‘Extinction Rebellion‘
angeschlossen haben.
Diese drastische Ausweitung von Bürgerprotesten sagt einiges aus
über die Erosion unserer rechtsstaatlichen Demokratie.
Es geht zwar unzweifelhaft um ein moralisch ethisch hoch
bewährtes Anliegen, um nichts weniger als die Rettung der Welt,
aber der mit diesen Demonstrationen vielfach begangene
Rechtsbruch wird nun nicht nur ignoriert, sondern oftmals sogar
gezielt herbeigeführt, um mehr Öffentlichkeit zu erreichen.
Es ist doch sehr bedenklich, wenn viele in der Bevölkerung
meinen, dass für Demokratie und Rechtsstaat besonders wichtige
Grundrecht der Demonstrationsfreiheit müsse unbedingt mit einem
gezielten Rechtsbruch kombiniert werden.
Die Kritik der Anhänger von ‘Fridays-for-Future‘, dass der Staat
selbst das Recht nicht einhält, indem er die verbindlich
festgelegten Klimaziele und Grenzwerte über Jahre vernachlässigt
hat oder auch weiterhin ignoriert, ist ja im Grunde völlig
berechtigt.
Als prominentestes Beispiel hierfür kann man übrigens auch den
Dieselskandal erwähnen. Auch hier sind über nahezu ein Jahrzehnt
die europarechtlich verbindlich festgelegten Grenzwerte
missachtet worden und werden immer noch missachtet, was eben
auch zu entsprechenden Klagen gegen die Bundesrepublik
Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof geführt hat oder
führt.
Man kann durchaus Sympathie für das Engagement der Jugendlichen
für die Umwelt und für den Klimaschutz haben, aber es handelt
sich um eine sehr bedenkliche Entwicklung, wenn ein solcher
Regelverstoß als Druckmittel gegen die Politik oder gegenüber
der Politik verwendet wird und auch dies in der Öffentlichkeit
allgemeine Unterstützung findet.
Letztlich handelt es sich dabei nämlich um eine Art von
Selbstjustiz und wohin das führen kann, wenn künftig jeder, der
glaubt es besser zu wissen als das Recht, als die Rechtsordnung,
seine eigenen Regeln aufstellt?
Diese Frage wird man doch stellen dürfen!
An die Stelle der Herrschaft des Rechts, der wir im
demokratischen Rechtsstaat alle gleichermaßen unterworfen sind,
würde dann schlussendlich eine Herrschaft von subjektiver
Willkürlichkeit nach Maßgabe individueller Moralvorstellungen
treten.
Abtreibungsgegner könnten Arztpraxen lahmlegen, Flughafengegner
Startbahnen besetzen und Tierschützer Rinder und Schweine
befreien und danach die Ställe anzünden - alles im Namen einer
angeblich gerechten Sache.
Moral und subjektives Gerechtigkeitsempfinden sind nun mal
vergänglich. Das Recht und die Werte der Verfassung hingegen
sind für jedermann ein verbindlicher Rahmen unserer
Gesellschaft.
In der rechtsstaatlichen Demokratie ist es grundsätzlich der
durch Wahlen - durch Volkswahlen - berufene und legitimierte
Gesetzgeber, der den Auftrag zur Bestimmung und zur
Konkretisierung dessen hat, was das Wohl des Gemeinwesens in
dieser oder jener Sache fordert oder gebietet.
Der Gesetzgeber oder der Staat kann diese Einschätzung auch
ändern und muss ihn gegebenenfalls auch ändern aber dafür gibt
die Verfassung ein demokratisch geordnetes Regelverfahren,
Gesetzgebungsverfahren vor.
Der damit verbundene Interessenausgleich
führt nun zwangsläufig dazu, dass Gesetz und Recht nicht jedem
und nicht jedem einzelnen Anliegen gerecht werden können. Damit
werden wir uns abfinden müssen.
Die Bewegung ‘Fridays-for-Future‘ verdeutlicht auch, wie schwach
unser Parlamentarismus und wie gering seine Wertschätzung in der
Bevölkerung geworden sind. Es spiegelt ein offenkundiges
Misstrauen in die Fähigkeit und in die Bereitschaft von
Legislative und Exekutive wieder, die wirklich großen Probleme
der Gesellschaft zu erkennen und vor allem, sie auch zu
bewältigen.
Aber auch technologische und ökonomische Entwicklungen sind
dabei, die Gesellschaft dieser Welt massiv zu verändern.
In Zeiten der Digitalisierung und der Globalisierung müssen wir
feststellen, dass die Grundrechte, Pfeiler unserer
rechtsstaatlichen Demokratie, dass die Grundrechte nicht nur vom
eigenen Staat bedroht sein können, sondern auch in der Bedrohung
oder gar einer Verletzung durch dritte Mächte ausgesetzt sind.
Wie die politische Debatte um die Wahlbeeinflussung durch
Algorithmen und Fake News zeigt, greifen offenbar in zunehmendem
Maße auch fremde Staaten und deren Dienste - also deren
Nachrichtendienste - immer häufiger in unsere Grund- und
Freiheitsrechte ein.
Aber - und das ist jetzt ganz wichtig - auch global und digital
operierende Unternehmen, Großunternehmen sind es, die
beispielsweise persönliche Daten in einer bislang ungeahnten
Größenordnung erheben, speichern, auswerten und in einer für den
Einzelnen überhaupt nicht mehr erkennbaren Weise verwenden,
austauschen, verknüpfen und vermarkten.
Werden die Grundrechte - mit anderen Worten - durch den Einfluss
ausländischer Mächte oder internationaler Unternehmen bedroht,
dann trifft den Staat umso mehr die verfassungsrechtliche
Pflicht, sich schützend vor die bedrohten Grundrechte seiner
Bürger zu stellen und eben gerade nicht an dieser
Grundrechtsgefährdung durch dritte Mächte auch noch zu
partizipieren.
Der Rechtsstaat verträgt keine rechtsfreien Räume auch nicht im
World-Wide-Web.
Das deutsche ‘Netzwerkdurchsetzungsgesetz‘ gegen Hass und Hetze
im Netz aus dem Jahre 2017 verpflichtet Anbieter der digitalen
Dienste, neben den Urhebern, ebenfalls Verantwortung für die von
ihnen verbreiteten Inhalte zu übernehmen und beanstandete
rechtswidrige Inhalte zu löschen.
Wenn auch dieses Ziel des Gesetzgebers das
‘Netzwerkdurchsetzungsgesetz‘ durchaus begrüßenswert ist und
zwar deswegen, weil Menschen vor illegalen Inhalten in den
sozialen Netzwerken geschützt werden sollen, besteht doch
gleichwohl die Gefahr, dass das ‘Netzwerkdurchsetzungsgesetz‘
zugleich auch die Meinungsäußerungs- und Informationsfreiheit
der Nutzer aus Artikel 5 unseres Grundgesetzes unverhältnismäßig
einschränkt und sich zu einem quasi Zensurinstrument in privater
Hand entwickelt.
Ähnlich umstritten ist die Reform des EU-Urheberrechts durch
eine entsprechende Richtlinie, die noch in nationales Recht
umgesetzt werden muss, - bei diesem Umsetzungsprozess ist man
derzeit gerade in Deutschland - in beiden Fällen muss in einem
demokratischen Rechtsstaat die verbindliche Entscheidung
darüber, was im Einzelfall rechtens ist, immer noch den
staatlichen Gerichten vorbehalten bleiben.
Der Gesetzgeber darf die
Kommunikationsfreiheit, also die Meinungsfreiheit, die
Informationsfreiheit nicht unverhältnismäßig zugunsten des
Persönlichkeitsschutzes, beziehungsweise beim Urheberrecht,
zugunsten des Eigentumsschutzes zurücksetzen.
Dass in Zeiten der Digitalisierung die Kommunikationsfreiheiten
auch nicht wirklich neu gedacht werden - das wird ja auch zum
Teil behauptet - in Zeiten von Hass und Fake News usw. müssten
wir die Kommunikationsfreiheit, die Meinungsfreiheit, neu
denken, soweit es um das Internet geht.
Es wird viel mehr Aufgabe des Gesetzgebers sein, aber natürlich
auch der Rechtsprechung, den grundlegenden Schutzpflichten des
Staates zu Gunsten der individuellen Persönlichkeit angesichts
dieser veränderten Bedrohungslagen zur Vermeidung einer Erosion
der rechtsstaatlichen Grundrechtsordnung eine größere, eine
angemessenere, aber eben auch eine größere Durchschlagskraft
beizulegen.
Es wird eine Aufgabe insbesondere der Rechtsprechung, der
Verfassungsgerichte sein.
Unverzichtbare Grundlage der Rechtsstaatlichkeit ist das
Vertrauen der Menschen in das Recht und in dessen
Unverbrüchlichkeit.
Vertrauen erzeugt man aber vor allem dadurch, dass Recht und
Gesetz auch tatsächlich durchgesetzt werden, dass mit anderen
Worten jedermann in diesem Lande sich darauf verlassen kann,
dass alles mit rechten Dingen zugeht.
Alles, was wir derzeit erleben deutet aber darauf hin, dass
dieses Vertrauen allmählich ernsthaft erschüttert wird.
Der Vertrauensschwund wird durch Erscheinungen, die hier so
beispielhaft erwähnt wurden, ziemlich massiv genährt.
Paradoxer Weise wird nun dieser Vertrauensverlust in den
Rechtsstaat durch eine scheinbar gegenläufige Entwicklung noch
bestärkt.
Seit geraumer Zeit müssen wir in diesem Lande ein Übermaß an
Regulierung, an Normierung feststellen. Sei es bei der Abgabe
einer Steuererklärung, bei der Einstellung einer Haushaltshilfe
oder einer Pflegekraft oder bei dem Versuch, sich mit einer
selbständigen Tätigkeit eine Existenz oder einen Zuverdienst zu
verschaffen, fühlen sich viele Bürger durch ein Dickicht von
Normen und durch bürokratische Hürden gegängelt und überfordert.
In großem Stil sehen sich vor allem wirtschaftliche Unternehmen
durch überzogene rechtliche Anforderungen daran gehindert,
notwendige Erneuerungsprozesse und Anpassungen an veränderte
weltwirtschaftliche Bedingungen zu vollziehen.
Mehr Gesetze bedeuten nicht automatisch mehr Recht und schon gar
nicht mehr Gerechtigkeit. Je mehr Gebote, je mehr Verbote es
gibt, desto mehr spielt auch die staatliche Bürokratie an, die
der Normenflut gleichwohl niemals Herr werden kann und wird.
Defizite im Gesetzesvollzug schwächen aber wiederum das
Vertrauen der Bevölkerung in die Handlungsfähigkeit, in die
Funktionsfähigkeit des Rechtsstaats und in die Gerechtigkeit
seiner Rechtsordnung.
Und am Ende bedeutet solche Überregulierung auch ein Verlust an
Freiheit, Selbstbestimmung und Autonomie.
Dieser Verlust aber erschüttert eine Grundbedingung von
Rechtsstaat und Demokratie.
Trotz der angesprochenen Defizite und der Regelungslücken
braucht die Politik allerdings keinen grundlegenden neuen
Handlungsrahmen, rechtlichen Handlungsrahmen, also keine
grundlegend neue Verfassung.
Die Demokratie, das parlamentarische Regierungssystem und das
Rechtsstaatsprinzip des Grundgesetzes zeichnen sich - obwohl
einige Wolken aufziehen - zeichnen sich nach wie vor durch eine
hohe Stabilität aus, aber dieses Kapital muss genutzt werden. Es
geht eben nicht um einzelne Änderungen oder Ergänzungen unserer
Verfassung - jedenfalls nicht in erster Linie - es geht vor
allem um die grundsätzliche Rückbesinnung der Politik und der
Gesellschaft auf die bestehenden rechtlichen Strukturen und auf
die Funktionsbedingungen unserer Verfassung unseres
Gemeinwesens.
Es geht auch um den Wiedergewinn der Wertschätzung von Freiheit
und Selbstbestimmung, aber auch von Selbstverantwortung des
Einzelnen und gemeinwohlorientierter Selbstbeschränkung eines
jeden von uns.
Und es geht um die Wertschätzung der Herrschaft und der
uneingeschränkten Durchsetzung von Gesetz und Recht.
Nur die Unterwerfung unter die Werte unseres Grundgesetzes
und unter einem von ihr geprägtes Rechtssystem, kann unsere
pluralistische Gesellschaft noch zusammenhalten und in die
Zukunft führen.
Zu dieser Werteordnung gehört schlussendlich auch die Idee der
repräsentativen Demokratie durch vom Volk gewählte Vertreter und
Mandatsträger.
Das bedeutet allen populistischen Ideen und Bestrebungen nach
einem Systemwechsel, also weg von der parlamentarischen, also
der repräsentativen, Demokratie - sei es von rechts sei von
links sei es aber auch von ökologischer Seite - sollten wir alle
entschieden entgegentreten. |
Quelle: Nach einem Vortrag von Prof. Dr. Hans Jürgen Papier -
‘Über die schleichende Erosion des Rechtsstaats‘ - 15.03.2020
Tele-Akademie -
SWR Fernsehen
https://www.ardmediathek.de/swr/player/
Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEyMTIzMzM/prof-dr-hans-juergen-papier-
die-warnung-ueber-die-schleichende-erosion-des-rechtsstaats
|
|
Zitat
Zum 150. Geburtstag von
Franz Lehár
Ein großer Militärkapellmeister und
begnadeter Operettenkomponist
von Dr. Ullrich Westerhagen
Beginnen wir
mit einer kleinen familiären Einleitung zu Franz Lehár Senior,
da der berufliche Lebensweg seines Sohnes oft deckungsgleich zu
ihm sein wird. Sein Vater stammte aus Nordmähren, das zur
österreich-ungarischen Monarchie gehörte. Er erlernte bei einer
Stadtkapelle das Musikhandwerk und wurde bereits im zarten Alter
von 15 Jahren (!) Waldhornbläser im Theater an der Wien. 1857
wurde er Militärmusiker und 1863 Kapellmeister beim 30.
Infanterieregiment. 1868 versetzte man ihn nach Komorn an der
Donau (heute Komorno) in der heutigen Slowakei (damals
Königreich Ungarn der k.u.k. Monarchie), wo noch heute über 2
Millionen Bürger dieses EU-Staates als Muttersprache Ungarisch
sprechen.
Hier heiratete
er Christine Neubrandt, eine Ungarin deutscher Abstammung. Am
30. April 1870 wurde ihnen Franz als erstes Kind geboren. Diesem
folgten später noch sechs Kinder, von denen – außer Franz – nur
Anton und Emmy am Leben blieben. Da der Vater häufig dienstlich
versetzt wurde, machte der kleine Franz alle Umzüge der Familie
innerhalb der Garnisonen der Habsburger Monarchie mit. Als er 10
Jahre alt war, ließ der Vater sich nach Budapest versetzen, um
dem Sohn dort den Besuch des Gymnasiums zu ermöglichen. Da der
kleine Franz bisher ausschließlich ungarisch sprechen gelernt
hatte, schickte ihn der Vater zwei Jahre später in die alte
mährische Heimat, damit er bei Verwandten die deutsche Sprache
erlernen konnte.
Franz hatte am
Konservatorium in Prag aufgrund seiner großen Musikalität einen
Freiplatz erhalten, wo er von 1882-1888 Musik studierte. Anfangs
waren seine Lebensumstände als Logiestudent, wie es damals hieß,
sehr jämmerlich, bis 1884 das Regiment des Vaters in Prag
stationiert wurde und er bei den Eltern leben konnte.
1888 – also als
18-jähriger – trat er, nach bestandener Abschlussprüfung, am
Stadttheater Elberfeld sein erstes Engagement als
Orchestermusiker gleich als Primgeiger (Konzertmeister) an.
Elberfeld, eine Nachbarstadt von Barmen (beide Städte
verschmolzen 1930 zur Stadt Wuppertal), war damals eine
aufstrebende, prosperierende Kleinstadt, die sich ein eigenes,
neues und stattliches Theater aufgrund hoher Steuereinnahmen
leisten konnte. Da diese Position viel Arbeit erforderte, die
Bezahlung aber mangelhaft war, besorgte er sich nach einigen
Monaten – mit einer Finte – über seinen Vater einen
Einberufungsbefehl und verließ somit Elberfeld wieder ´gen
Österreich.
Franz hatte
Glück. Denn inzwischen war sein Vater in Wien Kapellmeister des
50. Infanterieregiments geworden und nahm den Sohn in seiner
Kapelle als Geiger auf. Franz Lehár konnte in dieser Zeit seine
ersten Kompositionen veröffentlichen. 1890 wurde er selber
Kapellmeister, und zwar bei dem 25. Infanterieregiment in
Losoncz (heute: Lucenec; Mittelslowakei). Damit schlug er
gleichzeitig alle Karriererekorde, womit eine kaum überwindbare
„Le-Harmonie“ beginnt.
Schlägt man die
Lebenspartitur dieses großen Komponisten auf so klingt diese vom
geflüsterten Piano bis zum rauschenden Fortissimo; vom sanften
Andante bis zum übermächtigen Allegro, immer aber im Triumph –
Crescendo einer einmaligen, bezaubernden Musikerpersönlichkeit.
Er war damit der jüngste Militärkapellmeister der k.u.k.
Monarchie! Er blieb dort vier Jahre und komponierte eine Reihe
von Märschen, Tänzen und Liedern – für ein Preisausschreiben
(nach dem Text eines befreundeten Oberleutnants) auch eine Oper
„Rodrigo“, die aber keinen Preis erhielt und nach der
Uraufführung 1893 in Vergessenheit geriet.
Mit seiner
Versetzung 1894 beginnt ein berufliches Kapitel, mit dem er ein
kleines Stück Geschichte im Norden des Deutschen Reiches
begleitet hat. Er wird zur Marine der k.u.k. Monarchie versetzt
und zwar nach Pola (heute: Pula, Kroatien), dem Kriegshafen der
österreichischen Flotte, wo er das Marinemusikkorps mit 110 (!)
Musikern als Regimentskapellmeister übernimmt. Das bedeutendste
Erlebnis seines dortigen Aufenthalts bei einer Reise um halb
Europa, die im Sommer 1895 ein österreichisches Geschwader zur
Einweihung des „Kaiser-Wilhelm-Kanals“ (heute:
Nord-Ostsee-Kanal) machte und an der er als Leiter seiner
Militär-Kapelle teilnahm und die k.u.k. Monarchie musikalisch
vertritt, was einer hohen militärischen Ehrung durch das
Kriegsministerium gleichkam.
Nach der
Rückkehr begann er die Komposition einer zweiten Oper. Ihr
Librettist war der dichtende Korvettenkapitän Felix Falzari
(1859-1912). „Kukuschka“ wurde am 28. November 1896 am
Stadttheater Leipzig uraufgeführt. Sie errang keinen
nachhaltigen Erfolg, auch nicht in einer Umarbeitung als
„Tatjana“ (1905). Lehár, der schon vor der Premiere seine
Position bei der Marine als Kapellmeister aufgegeben hatte, sah
sich durch das finanzielle Fiasko gezwungen, abermals als
Militärkapellmeister seinen Lebensunterhalt zu finanzieren; 1897
in Triest, 1898 als Nachfolger des Vaters in Budapest sowie ab
1899 wiederum als Nachfolger seines Seniors in Wien, wo er sich
mit dem Walzer „Gold und Silber“ einführte.
Mit diesem
Erfolg im Rücken wurde er am 6. Dezember 1900 in Wien, Mitglied
des Männerbundes „Schlaraffia“ in Wien. Dieser Männerbund wurde
am 10. Oktober 1859 von deutschen Künstlern am Theater in Prag
gegründet und breitete sich mit einem anachronistischen Weltbild
und einem die Gesellschaft persiflierenden Ceremonials über die
fünf Kontinente aus.
Kernpunkte sind
bei diesem an das hochmittelalterliche Ritterleben angelehnte
Spiel, das weltweit nur in deutscher Sprache durchgeführt wird,
drei Ideale: Kunst, Freundschaft und Humor; wobei drei
Themenbereiche ausgegrenzt sind: Religion, Beruf und Politik.
Wenn man das alles befolgt erlebt man – in der Tat – schon zu
Lebzeiten das wahre Schlaraffenland auf Erden! Er machte in
dieser Vereinigung eine Blitzkarriere und durchlief im
Schnelldurchgang den Knappen- sowie Junkerstand und wurde
schließlich am 17. April 1902 feierlich zum „Ritter Tonreich der
Notendrucker“ geschlagen. Zweifelsfrei stellte Lehár für diesen
lustigen, den Künsten zugewandten Weltbund eine Bereicherung
dar, den in dieser Zeit auch angesehene Künstler wie z. B. Peter
Rosegger und Oscar Straus angehörten.
Nachdem es ihm
gelungen war, mit Wiener Librettistenkreisen in Verbindung zu
treten, beendete er – wieder einmal – die Laufbahn als
Militärkapellmeister und komponierte seine ersten beiden
Operetten „Wiener Frauen“ und „Der Rastelbinder“ (beide 1902).
Die erste Operette brachte es zu einem lokalen Erfolg, die
zweite lief bald sehr erfolgreich in ganz Österreich-Ungarn und
Deutschland. Jetzt konnte Lehár von seiner Komponistentätigkeit
leben, holte die Mutter mit der kleinen Emmy nach Wien (der
Vater war bereits gestorben; sein Bruder Anton hatte die
Offizierslaufbahn mittlerweile eingeschlagen; die er, zuvor vom
Kaiser in den Adelsstand (Baron) erhoben, als Generalmajor und
Ritter (!) des „Militär-Maria-Theresia-Ordens“ beendete) und
brachte bald zwei weitere Werke heraus. „Der Göttergatte“ und
„Die Juxheirat“ (beide 1904). Die erste brachte es zu einem - weiteren - lokalen Erfolg, die zweite lief sehr bald
erfolgreich in ganz Österreich-Ungarn sowie Deutschland
Im Jahre 1905
lernte er in Bad Ischl seine spätere Frau Sophie (geb. Paschkis,
1878-1947) kennen, und im selben Jahr fand die Uraufführung
seines erfolgreichsten Werkes „Die lustige Witwe“ statt.
Gleichzeitig gelang ihm der große Durchbruch. Der Komponist
dirigierte in ganz Europa Aufführungen der „Witwe“ und führte
Gastspielreisen in Europa mit dem Wiener Tonkünstler-Orchester
durch.
Der große
Künstler ist vom Geist der Schlaraffia durchdrungen und lebt
diese auch, trägt deren Ideale im Herzen. So komponiert er 1906
einmal etwas ganz anderes, etwas, was sich an den Bund
Schlaraffia anlehnt, nämlich das Kindermärchen „Peter und Paul
reisen ins Schlaraffenland“.
Erst nach zwei
Jahren, zwei kleine Gelegenheitsarbeiten ausgenommen, schuf er
ein weiteres Werk, die Operette „Der Mann mit den drei Frauen“
(1908). Sie hatte wenig Erfolg, ebenso die nächste Operette „Das
Fürstenkind“ (1909). Erst als Lehár und seine Librettisten
wieder die erotisch – mondäne Art der „Witwe“ aufnahmen,
vermochte er mit dem „Grafen von Luxemburg“ (1909),
„Zigeunerliebe“ (1910) und „Eva“ (1911) Erfolge zu erringen, die
denen der „Witwe“ nahekamen, wenn sie diese auch nicht
erreichten. Er komponierte aber auch andere Vokalwerke (z. B.
Lieder) wobei sein Oeuvre auch Instrumentalwerke wie
Klaviersonaten, symphonische Dichtungen, Walzer etc. umfasste.
Sie alle
genügten jedoch, um Lehár zum wohlhabenden Mann zu machen. Die
Einkünfte der „Witwe“ legte er in einem vierstöckigen Haus in
der Theobaldgasse in Wien und in einer repräsentativen Villa in
Bad Ischl an. 1931 kam noch das sog. Schikaneder-Schlösschen in
Wien dazu. Dass er nicht nur ein guter Komponist, sondern auch
ein geschickter Geschäftsmann geworden war, zeigten seine
Prozesse. Durch ein Urteil des Reichsgerichts wurde fixiert,
dass die „Witwe“ ein eigenständiges Werk sei und nicht mit dem
französischen Vorbild des „Gesandtschaftsattache“ zu tun habe –
wodurch sich für Lehár Tantiemenzahlungen an Meilhacs Erben
erübrigten. Lehár gelang es auch, den Verlag Bloch Erben zu
düpieren, dem er 1908 gegen eine Zahlung von 10.000 Kronen die
Rechte an seinen künftigen Werken – mit Ausnahme des „Grafen von
Luxemburg“ und die „Zigeunerliebe“ – übertrug. Nachdem diese
zwei Werke herausgekommen waren, fand er im österreichischen
Recht einen Paragrafen, der es ihm erlaubte, von dem Vertrag
zurückzutreten. Nach „Eva“ (1911) wurde es um den Komponisten
etwas stiller. „Die ideale Gattin“ (1913) war nur eine
Umarbeitung des „Göttergatten“ (1904) und machte so wenig
Effekt, dass das Werk später nochmals zur „Tangokönigin“ (1921)
umgeformt wurde. „Endlich allein“ (1914) durfte schon fast ein
Misserfolg genannt werden und konnte in einer Neufassung als
„Schön ist die Welt“ (1931) jedoch einen Achtungserfolg
erringen.
Den 1.
Weltkrieg begann Lehár – wie viele Operettenkomponisten – mit
einer Beteiligung an der Kriegskonjunktur. Er war Mitkomponist
des hurrapatriotischen Machwerks „Komm, deutscher Bruder“ (1914)
und schuf eine Reihe von Kriegsmärschen und -liedern wie den
Zyklus „Aus eiserner Zeit“. Die Operette „Der Sterngucker“
(1916) war wiederum kein Erfolg, und auch die nächsten Werke
wurden nur in einem bedingten Maße bekannt. (1918) „Wo die
Lerche singt“ (dieses Werk bescherte ihm in der Öffentlichkeit
den ehrenvollen Titel: „Wagner der Operette!“), „Die blaue
Masur“ (1920), „Frasquita „und „Libellentanz“ (beide 1922), „Die
gelbe Jacke“ (1923) und „Clo, Clo“ (1924).
Eine Wende in
seiner kompositorischen Entwicklung bedeutete die Operette
„Paganini“ (1925). Mit ihr gelang dem Komponisten der Sprung aus
dem ökonomisch bedeutungslos gewordenen Wien nach Berlin, wo er
die neue Erfindung des Rundfunks vorfand. Vor allem aber ein
gesellschaftliches Milieu, wie er es für den erfolgreichen Start
seiner neuen Werke benötigte „Paganini“ (1925), „Der Zarewitsch“
(1927), „Friederike“ (1928) und „Das Land des Lächelns“ (1929) –
eine Neufassung der „Gelben Jacke“ (1922) – waren die Stationen
des „zweiten“ Lehár. „Giuditta“ (1934) war das letzte Werk
dieses großen Komponisten; bis zu seinem Tode im Jahr 1948
komponierte er kein Bühnenwerk mehr.
Franz Lehar war
aber (was selbst eingefleischten Kennern der Lehar-Biografie
unbekannt ist) nicht nur Mitglied in dem Weltbund der
Schlaraffen, sondern trat auch dem weltweit agierenden
Serviceclub der Rotarier im RC Wien bei und stellt damit einen
wichtigen Teil des kulturellen Teils dieser Vereinigung dar.
Denn 1926 komponierte er die „Rotarier-Hymne“, dessen Texter der
bekannte jüdische Schriftsteller und Librettist Fritz
Löhner-Beda ist (dieser wurde nach Verhaftung 1938 und
Deportation nach Theresienstadt als Zwangsarbeiter 1942 in
Auschwitz ermordet). Der Text von Fritz Löhner-Beda erzählt von
der angespannten Situation und dem Engagement der Rotarier.
Ungewöhnlich, wenn man das sonstige Werk des Texters betrachtet:
Chansons wie „Ausgerechnet Bananen“ oder „Was machst du mit dem
Knie, lieber Hans“ gehören zu seinen bekanntesten Werken.
Im Winter
1934/35 war das Theater an der Wien, das dem Tenor Hubert
Marischka (1882-1959) gehörte, in Schwierigkeiten geraten. Am 1.
März 1935 musste Marischka schließen. Sein Verlag, bei dem Lehár
viele seiner Werke verlegt bzw. herausgebracht hatte, ging in
Konkurs. Es gelang dem Komponisten jedoch, diese Werke und deren
gesamtes Notenmaterial aus dem Zusammenbruch zu retten.
Geschäftstüchtig wie immer eröffnete er damit in seinem Haus in
der Theobaldgasse den „Glockenverlag“, der heute noch besteht,
sich aber schon seit langem in London befindet.
Nach dem Ende
des 2. Weltkrieges versuchte er, die schweizerische
Staatsbürgerschaft zu erlangen. Der Versuch schlug fehl, ebenso
ein danach erfolgter Versuch, die ungarische Staatsbürgerschaft
zu erhalten, obwohl er der Regierung sogar versprach, zur
Hundertjahrfeier des ungarischen Freiheitskampfes vom 18.
September 1848, für Budapest über Lajos Kossuth (1802-1894) eine
Operette zu komponieren. Krank und unter dem Verlust seiner 1947
verstorbenen über alles geliebten Frau Sophie leidend, zog er
von Wien nach Bad Ischl, wo er am 24. Oktober 1948 verstarb.
Seine Ischler Villa gestaltete man zu einem Lehár-Museum um.
Anlässlich
seines 10. Todestages wurde in Bad Ischl ein Denkmal von ihm
enthüllt, und Paul Knepler (geboren 1879), Mitlibrettist von
„Paganini“ und „Giuditta“, sagte bei diesem Anlass: „Aus der
Gewohnheit trägen Geleise wollte er heraus, weg von den
typischen, Operetten mit gekünstelten Operetten-Happy-End. Er
suchte nach ernsteren Büchern und zog dem Happy End einen
resignierenden, wehmütigen Ausgang vor. Lehárs offizielle
Biographin Maria von Peteani (geboren 1893) drückte das
deutlicher aus: „Er hat die Tränen in die Operette getragen“.
Franz Lehár
entfernte sich im Laufe seines Lebens recht weit von seinen
Anfängen, die 1902 der Schriftsteller Ernst Decsey (1870-1914)
noch so sah: „Eine liebenswürdige, melodiöse Natur spricht aus
ihm, die sich dem Feinen, Anmutigen und Reizenden zuwendet,
noble Fröhlichkeit besitzt und immer wieder gerne zart poetisch
ausklingt.“ Lehár selbst charakterisierte sein Schaffen so: „Ich
kenne nur gute oder schlechte Musik. Erstere lebt weiter.
Letztere stirbt an der eigenen Unzulänglichkeit …. wenn meine
Werke nicht die Kraft haben, dereinst die Richtigkeit meiner
Überzeugung zu erweisen, dann war eben meine ganze Arbeit, all‘
mein Schaffen vergebens und nicht einmal wert, in irgendeinem
Archiv zu vormodern.“
Doch ob seine
Werke, wie in seinen Anfängen, heiter waren oder wie gegen Ende
seiner Komponistenlaufbahn, pseudodramatisch und tränenreich –
alles in allem muss der Musiker Lehár zu den fachlich
gediegensten unter den Operettenkomponisten gerechnet werden.
Wie er seine urwüchsige, melodische Begabung, sein
folkloristisches Einfühlungsvermögen selbst dort unter Beweis zu
stellen vermochte, wo er gegen die unzureichende Dramaturgie
eines Werkes (wie in der von ihm als komische Oper bezeichneten
„Frasquita“) komponierte, ist bewundernswert. Letztlich
gelangten von seinen Werken nur jene zu Weltruhm, in denen seine
Musik mit der Handlung und dem Wortlaut des Textes zu einer
Einheit verschmolzen, die Ausdruck des Wunschdenkens und des
Wunschfühlens bestimmter Gesellschaftsschichten war. Über die
Fülle populärer Einzelmelodien hinaus sind es diese Werke, die
dem Opernkomponisten Lehár im Umkreis bürgerlicher Amüsiere- und
Unterhaltungskultur einen bedeutsamen Platz sichern.
Von Historikern
wird Franz Lehár in den Jahren 1933-1945 bisweilen vorgeworfen,
er habe sich gegenüber dem Nationalsozialismus sehr wohlwollend
verhalten, obwohl er wusste, dass viele seiner jüdischen
Kollegen ins Ausland flüchten mussten oder im KZ ermordet worden
waren. Hierbei wird aber nicht berücksichtigt, dass seine Frau
Jüdin war, deren Leben er dadurch gerettet hat, was einem
kleinen Wunder gleichkam. Verübeln kann diese Handlungsweise
nur, wer die „Gnade der späten Geburt“ für sich in Anspruch
nimmt und die Verhältnisse dieser Zeit borniert ignoriert. Franz
Lehár ist ein unvergessener Komponist – und bis in unsere Zeit
jung und attraktiv geblieben. Weithin (und selbst in den
Fachkreisen) unbekannt ist, dass dieser großartige Musensohn
Operetten komponiert hat, die in keinem Operettenführer
aufgeführt sind. Selbst im Operettenführer des verdienstvollen
Dr. med. Heinz Wagner, der auch weitgehend den vollständigsten
und damit umfangreichsten Opernführer erstellt hat, ist dieses
Werk nicht aufgeführt und das will schon etwas heißen!
Es handelt sich
um drei Einakter, nämlich 1907 „Mitislaw der Moderne“, eine
Parodie der Danilo-Figur aus der „Lustigen Witwe“ und 1912
„Rosenstock und Edelweiß“, die Assimilationsromanze einer
Schlagersängerin und eines jüdischen Kurgastes. Ja, und beim
dritten Einakter „Frühling“ lautet nach der Uraufführung die
Überschrift des „Neuen Wiener Tageblatt“: „Lehár in der Hölle!“
- Nicht etwa weil er sich am 20. Januar 1922 dem Teufel
verschrieben hätte, sondern weil diese Aufführung (wie die
anderen beiden Einakter auch) in einem Kabarett mit diesem Namen
stattfand. Untergebracht im Keller des „Theaters an der Wien“,
war die „Hölle“ auf kleine Operetteneinakter spezialisiert.
„Frühling“ war
Lehárs letzter und ambitioniertester Einakter, der den Erfolg
seiner Vorgänger bei weitem übertraf – wie schon die
Uraufführungskritiken richtig spekulierten: „Meister Lehár hat
der Hölle eine kleine, aber überaus melodiöse Operette gewidmet,
die nach der stürmischen Aufnahme von Seiten des Publikums zu
schließen, ohne Zweifel auf eine sehr lange Aufführungsdauer
rechnen darf“. Dieses Stück reüssierte auf allen Bühnen der
deutschen und österreichischen Theater. Auf dem Höhepunkt der
Lehár-Euphorie in Berlin arbeitete er seinen Einakter für das
„Neue Theater am Zoo“ mit dem Titel „Frühlingsmädel“ um. Von der
„Berliner Staatsoper“ wurde der Tenor Karl Jöken verpflichtet,
der diese Operette 1928 im „Theater des Westens“ wieder aufnahm.
Wie beliebt diese Operette war, zeigt die damalige Seltenheit
einer Live-Aufführung im „Radio Wien“ am 7. Jahrestag der
Uraufführung. Franz Lehár ein Beispiel einer neuen
elektronischen Entwicklung: der Radio-Operette!
Weithin
unbekannt ist, dass er privat sehr eng mit Giacomo Puccini (und
auch mit Benjamino Gigli) befreundet war und sich beide
gegenseitig musikalisch inspirierten. Lehár durch „Madame
Butterfly“ einerseits zur sogenannten großen
Ausstattungsoperette „Land des Lächelns“ (die eigentlich eine
Oper ist), und Puccini andererseits wurde durch die
Lehár-Operetten, insbesondere durch die Uraufführung „Wo die
Lerche singt“ 1918 (zu der Puccini extra aus Italien -also
gleich nach Kriegsende- nach Wien gereist war!) zu seiner
einzigen Operette, „Die Schwalbe“ („La Rondine“) angeregt. Ihre
enge Freundschaft wurde nur -zwangsweise- durch den 1. Weltkrieg
unterbrochen.
Franz Lehár im
Volksmund geehrt durch den Titel „Richard Wagner der Operette“
und „Operettenkönig mit der Träne im Auge“ lebt nicht nur mit
seinen klangvollen Melodien noch heute im Herzen weiter, sondern
insbesondere auch dort, wofür diese komponiert worden sind: auf
den Theaterbrettern dieser Welt. –
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Was andere
schrieben
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„PARADISE RELOADED (LILITH)” Bielefeld: Ein bedrohlich
anschwellender Unterton bricht sich Bahn, die Streicher seufzen
hochfrequent - oder schluchzen sie schon? In der Bühnenmitte
eine Art Herbarium, üppig begrünt: das Paradies - mittendrin:
Adam und Eva. Die beiden ersten Menschen. Die beiden ersten? Da
war doch eine, die zwischen den Zeilen des biblischen Kanons
spärliche Spuren hinterlassen hat. Lilith, Adams erste Frau,
eigenständig, nicht aus Adams Rippe gebildet. Ärger steht ins
Haus...
Eötvös, der
von 1971 bis 1997 am Studio für elektronische Musik des WDR
arbeitete, erweist sich als schöpferischer Klangmagier... Gregor
Rot, 1. Kapellmeister am Theater, hat den Bielefelder
Philharmonikern diese verwickelte Partitur, bei deren
Realisierung sich keiner auf irgendwelche Routinen stützen kann,
nahegebracht. Das sinfonische Ensemble der Leineweberstadt
realisierte seine hoch anspruchsvolle Aufgabe mit Bravour.
Wolfgang Nägele hat eine kluge Inszenierung erarbeitet und in
Stefan Mayer einen kongenialen Bühnenbildner gefunden. Er ließ
die Leere des Bühnenraums für sich sprechen und durchbrach sie
mit elementarer Wucht...
Eine
Sternstunde des Bielefelder Theaters. Das Reloading des
Paradieses steht allerdings noch aus.
JOHANNES
VETTER - NEUE WESTFÄLISCHE – 20.01.2020
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„GÖTTERDÄMMERUNG”
Kassel: Die
Kasseler „Götterdämmerung“ bestätigt den Eindruck der drei
Vorgänger-Bestandteile von Richard Wagners Tetralogie:
musikalisch auf einem außerordentlich hohen Niveau, szenisch
zwiespältig… Die Zuversicht, den »Ring« nah am Geschehen
bewältigen zu können – wie Regisseur Markus Dietz sie Anfang
2018 formulierte (…)‚ hat sich unterm Strich nicht erfüllt…
Aber ein
Sängerfest: der Schwede Daniel Frank (…) bietet (…) einen schier
unerschöpflichen, lyrisch schönen und stimmlich wie physisch
behenden Siegfried. Neben ihm glücklich im Bett, nachher in
angemessen tragödinnenhafter Weltuntergangsstimmung Kelly Cae
Hogan, eine große und reife Brünnhilde.
Generalmusikdirektor Francesco Angelico (…) bleibt dem sehr
getragenen Wohlklang seines „Rings“ treu, eindrucksvoll, wie er
dem Pathos trotzdem entgegenwirken kann, mit Präzision und auch
– vom zwischenzeitlichen Nerven-flattern bei den Bläsern
abgesehen – vorzüglicher Orchesterleistung.
Rund die
Musik, unrund, unruhig die Bilder… Dabei demonstriert der
martialische und doch straffe Auftritt des Chors (vorzüglich
einstudiert von Marco Zeiser Celesti), dass Dietz gar nicht so
viel Dekor bräuchte und durchaus in der Lage ist, einen Chor zu
bewegen…
JUDITH VON
STERNBURG – FRANKFURTER RUNDSCHAU – 09.03.2020
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„DIE VIER JAHRESZEITEN”
Pforzheim: „Jedem Anfang wohnt
ein Zauber inne“, so schrieb der Dichter Hermann Hesse, und der
Choreograf Guido Markowitz ergänzt diesen Gedanken um die These,
dass jedes Ende auch die Hoffnung auf einen neuen Beginn birgt.
Vom Werden und Vergehen handelt sein Tanzstück „Die vier
Jahreszeiten“…
Mit seinen 14
Tänzerinnen und Tänzern entwirft das Stück in nur 75
konzentrierten Minuten ein reiches Spektrum von Gefühlen und
Szenen, das immer wieder Aspekte menschlicher Begegnungen
beleuchtet. Von sprühender Seligkeit und fröhlichem Übermut
springt das Geschehen in Anlehnung an die musikalische
Atmosphäre der geschilderten Natur zu aggressiver Konfrontation,
kalter Ablehnung, sehnsüchtiger Verlassenheit und schmerzlichem
Abschied. Es ist ein Panorama über die Wechselfälle von Leben
und Liebe.
Dabei zieht
der Abend seine stärksten Augenblicke aus den wirkungsvoll
gesponnenen, erzählerischen Bögen, in denen Markowitz kleine,
packende Episoden von Liebesglück und Lebenskummer tänzerisch
umsetzt und die die Choreografie nachhaltiger prägen als die
eher dekorativen Passagen, mit denen sie solche Schlaglichter in
mystisch angehauchte Impressionen taucht… Die Pforzheimer
Compagnie bewährt sich in mannigfaltigen Aufgaben, die mal
solistisch, mal auch in der Gruppe ein hohes tänzerisches Können
abverlangen… Die Badische Philharmonie Pforzheim unter der
zupackenden Leitung von Alexandros Diamantis wird der nicht
immer leicht eingängigen Komposition von Max Richter, die
Vivaldis musikalische Fülle häufig zugunsten einer eher
verhaltenen Nachdenklichkeit herabtönt, überzeugend gerecht… Mit
seinen „Vier Jahreszeiten“ hat Ballettchef Markowitz das
Repertoire seines Tanztheaters durch ein erfolgreiches Stück
bereichert.
RAINER WOLFF –
PFORZHEIMER ZEITUNG – 27.01.2020
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RIG0LETT0“
München,
Gärtnerplatztheater: Trocken düstere Orchesterschläge zur
Einleitung – und dann legten das Orchester und Chefdirigent
Anthony Bramall los: rasante Tempi und eine Lautstärke, wie sie
ein heutiger Pop-Event bietet – da sollte also wohl jede
Verdische Hmtata-Gemütlichkeit vermieden werden – und dazu dann
auch noch Premierenanspannung: Es wurde zu viel des Lauten…
Leider waren und wurden auch die Solisten davon angesteckt… Gute
Nebenrollen und der von Pietro Nemico einstudierte,
klangwuchtige Chor – eine Aufführung mit durchgängigem „Peng“…
Regisseur
Herbert Fröttinger ist eine in sich konsequente Aktualisierung
gelungen: ein enthemmt hedonistisches Männerteam um einen
bedenkenlosen Hedgefond-Manager, der sich auch mal Gualtier Mal&
nennt; eine wüste Party in einer rotierenden, entlarvend
seelenlosen Giorgio-de-Chirico-Architektur ( … )‚ wohl in einer
Steuer-Oase wie Malta oderoderoder; ein flacher Deko-Pool, der
auch mal zur Abkühlung genutzt wird; Alkohol, Champagner,
Kokain, Viagra und viele weibliche Körper als Ware – das alles
konnte überzeugen. Sehr hübsch das Detail, dass dieser
„Herzog“-Protz mit Blumenbukett, Champagner und kleiner
Party-Band bei Gilda antanzen will, doch als er von ihren
bescheidenen Wünschen hört, alle wegschickt und im abgenutzten
Musikerjackett als Student mit einem Blümelein sein „T‘amo“
singt. Zu all dem passte auch die derzeit gängige
Joker-Schminkmaske von Rigoletto – nur eben der ungebrochene
Hüne nicht, den plötzlich vor der toten Tochter spastische
Handgesten anwandeln. Auch die abgelegene Tankstelle
Sparafuciles als Vorort-Absteige wäre eine mögliche Neudeutung,
nur war sie für Verdis fulminante Gewitter-Musik und das düstere
Ende durchweg zu hell ausgeleuchtet. So blieb als genereller
Eindruck: zu grell, zu derb, zu laut. Doch vielleicht ohne
Premieren-Druck…
WOLF-DIETER
PETER NMZ ONLINE – 31.01.2020
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„FIDELI0”
Heidelberg. …
Diese Oper im Beethoven-Jahr herauszubringen, ist fast
Chronistenpflicht für ein Theater. In Heidelberg entschloss man
sich für eine „halbszenische“, das heißt konzertante Produktion
(Einrichtung: Thomas Böckstiegel), die mit wenigen Requisiten
auf der Vorderbühne auskommt, während das Orchester die
Hauptbühne einnimmt. Das beraubt das Theater freilich seiner
eigentlichen Kernaufgabe – der Auseinandersetzung mit Stück und
Stoff – und bietet letztlich kaum mehr als gehaltvolle
Unterhaltung… So bleibt nur eine Arien-Gala übrig, eine
Perlenkette schöner Einzelnummern. Entscheidend ist in solch
reduziertem Fall aber allein die musikalische Darbietung. Wenn
sie etwas Besonderes bietet, verzeiht man den Rest. Doch die
Premiere unter der Leitung von Dietger Holm erwies sich bald als
wenig profiliert… Dietger Holm hielt mit lockeren Fäden alles
zusammen, was im mozarthaften Beginn überzeugender geriet als
nach der Pause… Einzig der Chor der Gefangenen (Einstudierung
Michael Pichler) fiel hier als berührende Szene aus dem
mediokren musikalischen Gesamtkonzept heraus… Der Abend wurde
dennoch umjubelt, die Freunde schöner Stimmen kamen offenbar auf
ihre Kosten…
MATTHIAS ROTH
– RHEIN-NECKAR-ZEITUNG – 03.02.2020
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„DON GI0vANNI”
Flensburg:
Riesenjubel in der Landestheater-Premiere von Mozarts
Meisteroper… Eine Zeit lang leuchten noch die Sterne, noch
einmal flackern die Leidenschaften. Aber es wird die allerletzte
Nacht des verglühenden Kometen werden, der Casanova-Legende Don
Giovanni. Seine amouröse Strähne zum Glück und auf Kosten der
Frauen geht spürbar zu Ende. Denn im klein besetzten Orchester,
von Flensburgs neuem Generalmusikdirektor Kimbo Ishii wunderbar
spannungsvoll forsch angetrieben und überall ausdrucksstark
durchartikuliert, toben bereits Mozarts düster eingefärbte
Endzeit-Emotionen… Der Dirigent Kirnbo Ishii trägt und der
Regisseur Markus Hertel formt ein stimmlich hervorragend
besetztes junges Ensemble…
Abgesehen
davon, dass auch Regisseur Hertel kein wirklich überzeugendes
Bild für das Erscheinen des untoten Kornturs ( … ) einfällt,
gelingen ihm überzeugende Details wie etwa Don Giovannis
Ständchen für das Harfen-Mädchen (statt Mandoline…) am
Bühnenrand. Und ein wirklich starkes Charakterporträt der Donna
Anna… Insgesamt ein lohnender Mozart-Abend, der ( … ) Anfänger
und Fortgeschrittene ganz nah an das Meisterwerk heranführt –
und in der Premiere großen Jubel erntet.
CHRISTIAN
STREHK – KIELER NACHRICHTEN – 19.01.2020
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„L‘EUROPENNE”
Lübeck: … Der
Abend geht an die Nieren: ein Video auf einer riesigen
Projektionsfläche lässt das Elend derer sehen, die an und von
einer riesigen Müllhalde leben – irgendwo in Afrika. Unser
europäischer Abfall lagert dort, von skrupellosen Leuten
verkauft, trotz des Basler Übereinkommens von 1992. Wir sind den
toxischen Unrat los, riechen den Gestank beim Vermodern und den
Qualm beim offenen Verbrennen nicht, wissen die Gifte und die
Bodenverseuchung weit weg. Lionel Poutiaire Somö, in Burkina
Faso geboren und jetzt in Köln lebend, hat das Leid der Bewohner
gefilmt…
Auch das nimmt
mit: Das Schicksal der Liebe zwischen einer Weißen und einem der
Schrottverwerter. Sie ist verbunden mit Fluchtszenen übers Meer,
Leben in Auffanglagern und unter Fremdenhass… Als sie
zurückkehren muss, reist er ihr über die Mittelmeerroute nach,
findet sie, erreicht sie aber innerlich nicht mehr. Mit
Tabletten bringt sie sich um, und Bouba, ausgegrenzt, wird als
ihr Mörder verhaftet. Trost für ihn: Die Ahnen sprechen ihn
frei, sie sehen keinen Mord…
Das ist eine
Überfülle aktueller Probleme, die in 75 Minuten allenfalls zu
nennen sind, keinesfalls fassbar gemacht werden können. Dennoch
kann Richard van Schoors sehr variable Musik der Oper einen
inneren Zusammenhalt geben…
Häufiger
scheint der Film die Solisten, auch den großartig sich
einsetzenden Lübecker Chor (Einstudierung: Jan-Michael Krüger)
intensiv herauszufordern…
Da auch das
Orchester unter Andreas Wolfs Leitung sehr differenziert den
ungewohnten Anforderungen nachkam, entstand eine qualitativ
hochstehende Uraufführung, die als musikalisches und
theatralisches Ereignis überzeugte. In ihrer Aussage entließ sie
den Zuschauer nachdenklich oder ratlos.
ARNDT Voss –
NMZ ONLINE – 16.03.2020
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Zitat
„ANNA NICOLE”
Wiesbaden: …
Eine Oper über Anna Nicole Smith, das Busenwunder, das einen
eulenalten Milliardär heiratete, angeblich der Liebe wegen – der
Stoff wirkt auf den ersten Blick überraschend. Aber sie war die
einzige Übereinstimmung, als der Komponist Mark-Anthony Turnage
und der Librettist Richard ‚Thomas unabhängig voneinander auf
Zetteln notierten, über welche Persönlichkeit sie gern eine Oper
schreiben würden… Man muss Turnage und Thomas recht geben: Das
Leben von Anna Nicole Smith ist absolut operntauglich… In der
Wiesbadener Inszenierung von Bernd Mottl steht Anna Nicole die
ganze Zeit genauso im Fokus der Aufmerksamkeit wie im echten
Leben. Der Chor steht auf einer Tribüne, erlebt alles mit,
kommentiert, fühlt mit, lässt sie in entscheidenden Momenten im
Stich – genau wie die Öffentlichkeit damals, die zwar
fasziniert, aber doch mit Verachtung für die Blondine schnell
dabei war. Friedrich Eggert hat die Bühne gleichmäßig mit
Glitzer überzogen und alle Chorsänger als amerikanische
Stereotypen ausstaffiert: der Cheerleader, der Mets-Fan, der
Hippie, die Schönheitskönigin…
Der so
exponierte Chor prescht im ersten Akt etwas unkonzentriert
voran, das Orchester schleppt sich mit seinem Dirigenten Albert
Horne hinterher. Erst später finden sie zusammen…
JULIA BÄHR – FAZ – 17.02.2020
Zitatende |
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Zitat
„LA GAZZETTA”
Frankfurt:
Gioachino Rossinis „La gazzetta" ( ... ) ist zwischen „Otello"
zur Spielzeiteröffnung und „Bianca e Failiero" im April das
zweite von drei Werken, mit denen die Oper Frankfurt in dieser
Saison feiert, was ungerechterweise in den Schatten des
„Barbiers" oder der „Cenerentola" geriet. „La gazzetta" ( ... )
ist das Leichtgewicht darunter und das Bockenheimer Depot der
ideale Ort dafür. Regisseurin Caterina Panti Liberovici und
Bühnenbildner Sergio Mariotti passten sich ihm zudem charmant
an. Hauptschauplatz ist ein meist in nächtliche Blautöne
getauchter Bahnhof...
Auch wenn die
Idee, die Geschichte in die 1920er-Jahre zu verlegen, vor allem
eine Deko-Entscheidung ist, so ist sie doch klug. Die Regie kann
damit die Volkstümlichkeit dieses ziemlich buffonesken „Dramma
per musica" beiseitelassen und ihm eine bekömmliche Schlankheit
und kühle Frische geben... Ferner zeigt sich, dass Rossinis
Musik auch mit Blick auf Modetänze der Zwanziger tauglich ist
(Choreografie: David Laera). Vom Ensemble ist Beweglichkeit in
jeder Hinsicht gefordert und wird in Perfektion geboten...
Effektvoll
(..) die Bilder, in die sich auch ein vielfältiger,
individualisierter Miniaturchor nahtlos einpasst...
JUDITH VON
STERNBURG - FRANKFURTER RUNDSCHAU - 03.02.2020
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Was bedeutet uns
heute noch die Oper?
Ach ja, die Oper – sie dümpelt so dahin!
Ist sie überhaupt noch zu retten?
Diese Frage steht in direktem Zusammenhang
mit dem Ausspruch der Intendantin der Kölner Oper, Frau Dr.
Birgit Meyer, er lautet:
„Oper gibt es seit nunmehr 400
Jahren – und sie ist so lebendig wie in ihrer Entstehungszeit“.
Dieser Bericht fußt auf den Erfahrungen und
Fakten, die mir vor dem Ausbruch der Corona-Krise vorlagen. Die
Aussagen, die ich treffe, basieren auf der Annahme, dass der
kulturpolitische und finanzielle Zustand unseres Landes den
Kunst- und Kultureinrichtungen nach der Krise zumindest die fast
gleichbleibenden Mittel zubilligt, die ihr vor der Krise gewährt
wurden.
Zunächst jedoch stellt sich die Frage, was hat die Corona-Krise
mit der Oper angestellt? Hat sich zumindest am Zustand
gedanklich etwas verändert? Der gesamte Opernbetrieb kam zum
Stillstand, Zeit genug, um über den beängstigenden Niedergang
dieser einst so bedeutenden Kunstgattung nachzudenken. Was ist
in den letzten 30 Jahren schiefgelaufen? Warum bleibt immer mehr
Publikum den Opernhäusern fern? Was war ausschlaggebend dafür,
dass die Spielpläne aller Opernhäuser so entsetzlich verödet
sind? Wäre jetzt nicht genau der richtige Zeitpunkt, so viele
Störfaktoren im Opernbetrieb zu beseitigen? Wer sollte und wer
könnte das bewerkstelligen? Es müsste jetzt damit angefangen
werden, jetzt!
Zurück zur Kölner Oper und dem Ausspruch ihrer Intendantin: Ach,
wenn es so wäre – wie Frau Dr. Meyer eingangs annahm - dass
nämlich die Oper so lebendig ist wie in ihrer Entstehungszeit,
dann wäre dieser Appell nicht notwendig!
Ein Blick auf die Spielpläne einiger willkürlich ausgewählter
Opernhäuser offenbart allerdings, dass die gepriesene
Lebendigkeit von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängig ist
und dass sie von handelnden Personen brutal ausgebremst wird.
Vereinfacht gesagt: Die Opernhäuser werden zum Teil nicht einmal
mehr jeden Tag bespielt. Die Zahl der Neu-Inszenierungen von
Opern pro Spielzeit ist weiter rückläufig. Die Anzahl der pro
Monat gebotenen Opern ist erschreckend gering. Sogenannte
„moderne Opern“ (die Mehrzahl der Inszenierungen dieser
Kategorie gehören der Klassifizierung des „Regietheaters“ an),
oder andere Bühnenstücke brauchen immer mehr Platz im Spielplan.
Die klassischen Opern des 19. und 20. Jahrhunderts fehlen immer
öfter.
Die Spielpläne sind also nicht „ausgewogen“, die
Regietheater-Inszenierungen werden vom Publikum weitestgehend
abgelehnt. Die Theatermacher stört das allerdings überhaupt
nicht. Das Theater (egal ob Oper oder Schauspiel) wird zunehmend
für politische Botschaften der Parteien missbraucht. Haben die
Theaterverantwortlichen vergessen, dass z.B. die Oper auch der
Erbauung und der Erholung dienen soll? Ein Opernbesuch soll
immer noch etwas ganz Besonderes sein. Ist das restlos in
Vergessenheit geraten? Überhaupt: Sind die uns von so genialen
Librettisten und Komponisten überlieferten Opern so schlecht,
dass man ihre Handlungen vernichten bzw. gegen neue Handlungen
austauschen muss, die so „unendlich primitiv und willkürlich“
geschaffen werden, dass das Werk des Komponisten nicht mehr zu
erkennen ist?
So geschehen in Hannover bei Tosca und – ebenfalls in Hannover –
beim Barbier von Sevilla. Genau so wurde mit dem Freischütz 2019
in Lübeck verfahren, an gleicher Stelle auch mit Don Giovanni
oder dem Lohengrin in Erfurt – ebenfalls 2019. Im Jahre 2017 in
Bayreuth bei den Meistersingern – totale Entfernung der Handlung
von der Dichtung. Ebenfalls in Bayreuth: Beim Tannhäuser des
Jahres 2011, der den Betrieb einer Biogasanlage zum Inhalt hat -
und auch der Tannhäuser des Jahres 2019 – eine unerträgliche
Verblödungskomödie. Nicht zu vergessen der Jubiläumsring 2013 in
Bayreuth durch den Stückezerstörer Frank Castorf. Ein weiterer
negativer Höhepunkt: In Salzburg gar rankt sich die Handlung des
Lohengrin um einen Flugzeugabsturz, usw.
Genug der Hiobsbotschaften! Die hier betrachteten Opernhäuser
sind die in Hannover, Lübeck, Nürnberg und Erfurt, das
Landestheater Salzburg und die Bayreuther Festspiele. Die Liste
ist beliebig fortsetzbar. Die früher so eifrig in die
Opernvorstellungen strömenden Zuschauer fühlen sich von diesen
Inszenierungen abgestoßen, sie sind enttäuscht und erbost.
Zukünftig bleiben sie zu Hause. Deshalb starte ich hier einen
Aufruf, - einen Aufruf an die Verantwortlichen! Die übrig
Gebliebenen aus den Zeiten, als die Opernhäuser noch in der Lage
waren, bewährten Traditionen zu folgen, bringen nicht mehr den
Mut auf, die Missstände, die sie längst klar erkannt haben, laut
auszusprechen und die notwendigen Veränderungen einzuleiten. Die
Kulturverantwortlichen in den Stadtverwaltungen und den
Landesregierungen müssen Fachleute sein (oder werden) und nicht
– wie bisher - nur „brave Parteisoldaten“.
Mich beschleicht die Befürchtung, da auf dem Sektor Operntheater
im Laufe der letzten Jahrzehnte so viel schiefgelaufen ist, dass
Entscheidungen übereilt und von Personen gefällt wurden, die nie
und nimmer an solche Sachfragen hätten herangelassen werden
dürfen. Da hätten eben Fachleute zu Rate gezogen werden müssen,
auch wenn das Geld gekostet hätte. Welche Rücksichten mussten da
genommen werden?
Wenn also die Kulturverantwortlichen einen Intendanten für ihre
Theater suchen sollen, dann müssen sie vorgeben, was sie für
ihr Stadt- oder Landestheater von ihm erwarten! Es muss klar
erkennbar sein, was das Publikum erwartet!
Und nun gilt es, den richtigen Künstler für den
Intendanten-Posten zu finden! Warum sollten die Bewerber nicht
verbindlich Aufschluss darüber geben, wie sie sich die Leitung
des Opernbetriebes vorstellen. Man sollte von ihnen den Entwurf
eines Jahresspielplanes verlangen. Der Bewerber muss
grundsätzlich über seinen Standpunkt zur Ausgewogenheit des
Spielplanes befragt werden. Hat er sich schon Gedanken darüber
gemacht, welche Art von klassischen oder modernen Opern er in
dieser Stadt (oder dieser Region) spielen will oder kann? Was
versteht er unter „werkgerechter Inszenierung“, was sagen ihm
die Begriffe „modern“ oder „zeitgerecht“? Was stellt er sich
unter Werktreue vor? Höchste Vorsicht ist geboten, wenn von
„Neudeutungen“ die Rede ist! Was kann er zur Budgetermittlung
sagen, wie steht er zur unbedingten Einhaltung des Budgets?
Welchen Einfluss gedenkt er grundsätzlich auf die Bauweise der
Dekorationen zu nehmen? Was hält er vom bewährten Kulissenbau
früherer Zeiten (der war nämlich kostensparend)! Wie steht er
zur Zusammenarbeit mit anderen Opernhäusern. Was hält er vom
Ensembletheater (z.B. im Hinblick auf größere Abwechslung im
Spielplan)?
Wie denkt er unter Umständen z.B. über die
Wiedereinführung der deutschen Singsprache bei der Aufführung
von italienischen oder französischen Werken? Kann er verbindlich
versichern, dass er sich bei der Auswahl der Regisseure so weit
absichert, dass er bei den von ihnen abzuliefernden
Inszenierungen am Ende nicht häufig ein blaues Wunder erlebt?
Nach den unendlichen Entgleisungen bei der Entstellung
klassischer Werke in Bezug auf Handlung, Dramaturgie, Regie und
Bühnenbild sollte ein Bewerber zu seiner Haltung zum
„Regietheater“ ausführlichst befragt werden. Wie sieht er die
Zusammenarbeit mit dem Opernchor, den Statisten und dem
Orchester? Wie ist seine Haltung zum Publikum und zu den Medien?
Was sagt er zum bestehenden Honorarsystem und zur Höhe der
Eintrittspreise? Wie man sieht: Fragen ohne Ende!!
Es muss klar sein: Die Oper spielt zur Erbauung des Publikums
und nicht zur Erfüllung der Eitelkeiten ungeeigneter Regisseure!
Sie darf auch keine politische Bildungsanstalt werden, die die
Botschaften der jeweils Regierenden transformiert. Es geht nach
meiner Ansicht auch zu weit, dass mittlerweile schon deutsche
Texte, die seit über 100 Jahren gesungen werden und die dem
Publikum bestens bekannt sind, (fast Zeile für Zeile) abgeändert
werden, damit sie den Ideen der Dramaturgen entsprechen, (wie
z.B. bei der Semperoper 2018 in einer Inszenierung der
„Verkauften Braut“ geschehen)!
Zum Abschluss eine – wie ich meine – Grundsatzbemerkung zur Oper
nach dem II. Weltkrieg: Die Personen, die gleich ab der
Kapitulation damit begonnen haben, die Oper neu zu beleben,
waren Fachleute, Idealisten, genaue Kenner der Materie und der
Wünsche des Publikums. Sie erstellten – gemessen an den
Umständen – großartige Spielpläne für ihre meist provisorischen
Bühnen. Auf sie war Verlass, sie respektierten die großen
Opernkomponisten, ihre Akteure auf der Bühne begeisterten das
Publikum. In den 1950er Jahren wurde an sieben Tagen in der
Woche Oper gespielt, an jedem Tag ein anderes Stück. Zehn
Premieren pro Spielzeit waren keine Seltenheit. Die Fantasie der
Bühnenbildner, das Können der Theaterwerkstätten, die
Werkkenntnis der Regisseure, die Ensembleleistung der Solisten
und die Professionalität von Chor und Orchester schufen
Vorstellungen, an die ich mich heute noch gerne erinnere. Die
Opern von Rossini, Verdi, Puccini, Donizetti, Lortzing, Wagner
und Strauss u.v.a. werden seit 150, manche sogar seit 180 Jahren
auf unseren Bühnen gespielt. Alle Opern dieser Komponisten sind
Meisterwerke in jeder Beziehung. Das ist der Grund, warum sie
auch heute noch Anerkennung finden – solange ihre Wiedergabe so
erfolgt, wie ihre Schöpfer sie hinterlassen haben. Gute
Regisseure, die Musik studiert haben, bei deren Arbeit das Werk,
das sie inszenieren zu jedem Zeitpunkt zu erkennen ist, schaffen
es auch in zeitgerechten Inszenierungen Anerkennung zu finden.
Hört, ihr Theaterleiter, Intendanten und Operndirektoren: Ihr
habt die Aufgabe Werte zu vermitteln. Der Begriff Werte ist fast
immer positiv besetzt. Mit Wertevermittlung oder Weitergabe von
Werten hat Euer Tun zur Zeit nur noch wenig „am Hut“! Erfahrt
Ihr dafür Kritik, dann zieht Ihr Euch auf die Formel
„Künstlerische Freiheit“ zurück. Eure Künstlerische Freiheit
beschert uns keine Erhaltung und Weitergabe von Werten, es ist
blanke Interessenvertretung. Es geht um Geld, um
Aufführungsrechte, um Honorare und Provisionen. Mit
künstlerischer und verantwortungsvoller Theaterarbeit hat das
nichts mehr zu tun. Andauernd ist von „Neudeutungen“ die Rede.
Zu diesem Begriff lässt sich eine Formel finden: Neudeutung =
Missdeutung = Zerstörung = Bruch von Traditionen.
In Bayreuth wurde vor einer Vertragsverlängerung mit Katharina
Wagner über eine eventuelle Verletzung von Urheberrechten
nachgedacht. Man muss sich das mal vorstellen, ein Mitglied der
Familie Wagner versuchte zu klären, ob bei zukünftigen
Aufführungen auf der Festspielbühne eventuell gegen das
Urheberrechtsgesetz verstoßen werden könnte, das ja auch einen
Passus beinhaltet, der „das Verbot der Entstellung“ von
urheberrechtlich geschützten Werken regelt. Frau Wagner konnte
ganz beruhigt sein, der Urheberrechtsschutz an ihres
Urgroßvaters Werken war schon 1953 ausgelaufen.
Die jungen Schauspielregisseure und ihre Dramaturgen, die mit
der in den Musikdramen enthaltenen Musik nichts anzufangen
wissen, die die Dramaturgie, die in der Musik liegt nicht in
ihre Arbeit einbringen können oder wollen, sie sind die
Totengräber der Oper. Sie haben keinen Respekt vor den
wunderbaren Werken unserer großen Komponisten. Immer mehr
Theater lassen diesen Stückezerstörern freie Hand. Geben sie
diesen Anfängern keine Gelegenheit mehr, ihren Vernichtungs-
Politisierungs- und Verblödungsfeldzug fortzusetzen. Spielen sie
die großen Opern wieder so, wie sie geschaffen wurden. Scheuen
sie sich auch nicht, öfter mal wieder fremdsprachige Opern in
ihrer (meist guten) deutschen Übersetzung singen zu lassen. Wenn
Sie gute deutschsprachige Sänger beschäftigen, können Sie auch
mal wieder Operetten aufführen.
Nur so finden sie neue Freunde und die Oper wird gerettet!
H.B. aus M.
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Kalenderblätter – Gedenktage
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Carl
Bechstein
am 01. Juni 1826 geboren
Foto:
Wikipedia
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1857 stellte er eine neue Konstruktion eines Konzertflügels vor, der die
Anforderungen der Pianisten der damaligen Zeit erfüllte.
Bereist drei Jahre später hatte er 300 Exemplare dieses Flügels
verkauft.
Carl Bechstein war ein geschickter Unternehmer, bei dem handwerkliches
Können und hohe Musikalität vereint waren.
Hans von Bülow, der Schwiegersohn von Franz Liszt, war einer der ersten
begeisterten Pianisten, der den Bechstein-Flügel in aller Welt bekannt
machte, da 'ein Bechstein' dem forschen Spiel von Franz Liszt und dem
des Hans von Bülow standhielten.
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Zitat
Die Qualität der Instrumente sprach sich indessen immer mehr
herum, nicht zuletzt dank Bülow. Nichtsdestoweniger blieb
Bechstein überaus großzügig. Anfang Mai 1864 floh Wagner aus
Wien nach München zu seinem neuen Gönner, dem Bayernkönig Ludwig
II. Und zu seinem Geburtstag kam aus Berlin ein
Bechstein-Flügel. Am 25. Mai bedankt sich Wagner artig:
„Als ich vor drei Jahren zum ersten Male aus dem Exil nach
Deutschland zurückkehrte und kurze Zeit bei meinem Freunde Liszt
in Weimar verweilte, gerieth ich eines Tages zufällig über ein
Instrument, das mich durch seinen krystalligen, wonnigen Ton der
Maaßen freute und fesselte, dass ich meinem theuren Hans von
Bülow, der mir bei einem traurigen Abschiede eine trostreiche
Hoffnung erwecken wollte, den begeisterten Gedanken eingab,
dafür Sorge tragen zu wollen, dass ein gleiches Instrument mich,
wo ich weilen werde, erheitern solle.“
Der „theure Freund“ Hans von Bülow konnte damals noch nicht
ahnen, dass Cosima und Richard Wagner einander schon im November
1863 in Berlin getroffen und das „Bekenntnis, uns einzig
gegenseitig anzugehören“ ausgetauscht hatten. Am 10. April 1865
wurde Isolde, das erste gemeinsame Kind von Cosima von Bülow und
Richard Wagner, in München geboren. Am 10. Juni 1865 dirigierte
Hans von Bülow in München die Uraufführung von Wagners „Tristan
und Isolde“.
Zitatende
Quelle:
https://www.bechstein.com/die-welt-von-bechstein/tradition/1860-1890/
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Die Produktion konnte aufgrund der
Empfehlungen weiter gesteigert werden - bis zu 4.500 Pianos wurden bis
zum Ersten Weltkrieg jährlich hergestellt.
Für den Adel musste 'ein Bechstein' im Salon stehen. Vertretungen
richtete die Firma in Paris, London und St. Petersburg ein.
Nicht nur in den Konzertsälen, in denen die Klassik vermittelt wurde,
kam Bechstein zum Einsatz. Auch Freddy Mercury nutzte einen
Bechstein-Flügel bei seinen Queen-Auftritten vor großem Auditorium.
Heute hat Bechstein seine Konkurrenz in den Billiglohnländern in Asien.
Nach dem Tod des Vaters Carl im Jahr
1900 übernahmen die Söhne Carl, Johannes und Edwin die Fabrik zur
Herstellung von Pianofortes.
Nach einen Streit mit dem Bruder Carl ließ sich Edwin seine Anteile
auszahlen, stieg aber wieder in das Unternehmen ein, als es in eine AG
umgewandelt wurde.
Edwin und sein Frau Helene fielen immer wieder durch antisemitische
Aktionen auf, meinten, sich Adolf Hitler zuwenden zu müssen, der 1921 am
Anfang seiner 'Karriere' stand.
Besonders Helene Bechstein widmete sich dem in gesellschaftlichen
Angelegenheiten unbedarften ehemaligen Gefreiten und brachte ihm Schliff
für das diplomatische Parkett bei.
Ihn hatte sie bei einem Empfang mit
Dietrich Eckart in ihrem Haus in
Berchtesgaden kennengelernt.
Sehr behilflich bei der 'Erziehung' von 'Wölfchen' war auch Winifred
Wagner, die Hitler ja das Schreibpapier für 'Mein Kampf' ins Gefängnis
nach Landsberg lieferte und den Helene Bechstein dort besuchte, wobei
sie sich bei den Wachmannschaften als dessen Adoptivmutter ausgab und so
ungehindert passieren konnte.
An Hitlers Geburtstag, dem 20. April, starb Helene Bechstein 1951 in
Berchtesgaden..
Marcel Reich-Ranicki
... am 02. Juni
1920 geboren
Er nahm den Ehren-Fernsehpreis 2008
nicht an - es langweilte ihn die ganze Sache und das war immer das
Schlimmste, was passieren konnte. Er verdammte einen Autor in Grund und
Boden, der es zuließ, die Leserschaft der Langeweile auszusetzen.
Große Popularität erreichte er im Jahr 1988 als er - vom Print kommend -
auch das Fernsehen eroberte.
'Das literarische Quartett' - zusammen mit Helmut Karasek und Sigrid
Löffler - brachte hohe Einschaltquoten und wurde mit 77 Folgen über
einen Zeitraum bis 2001 ausgestrahlt.
'Mein Leben' im Warschauer Ghetto und die Flucht mit seiner Frau Tosi
wurde mit Matthias Schweighöfer als Marcel und Katharina Schüttler als
Tosi - an Ostermeiers Schaubühne in Berlin u.a. als Hedda Gabler zu
sehen - verfilmt und so der Kritiker mit dem größten Unterhaltungswert
einem breiten Publikum bekannt.
Zitat
Zitatende
Die Telekom
schrieb zum Bild - hier nicht gut lesbar -
“Dieses Buch wird
niemals redselig oder gar geschwätzig.“
'Danke, Herr Reich-Ranicki. Wir haben uns auch große Mühe gegeben. Damit
jeder Eintrag auf dem neuesten Stand ist, werden jedes Jahr rund 30%
dieses Werkes neu geschrieben. Ständig aktualisieren wir es im Internet
unter
www.telefonbuch.de
Falls Sie noch nicht drin sind, verewigen Sie die Telefonbuch-Verlage
gern in der nächsten Ausgabe - inkl. ISDN-, Handy- und Faxnummer.
Rufen Sie gleich an: freecall 0800 33 01000.'
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Inga
Nielsen
am 02. Juni 1946 geboren
Foto: Dana Cord
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Die dänische
Opernsängerin Inga Nielsen wurde am 2. Juni 1946 in Holbæk
geboren. Ihr Vater war Däne und ihre Mutter stammte aus
Österreich. Zu ihren Lebzeiten zählte Inga Nielsen zu den besten
Sopranistinnen weltweit und war in allen bekannten Opernhäusern
des Kontinents zu Hause.
Ihr Talent für den Gesang wurde bereits in frühen Jahren
entdeckt. So nahm Inga Nielsen bereits mit neun Jahren ihre
Gesangsausbildung und anschließend folgte ein Gesangsstudium in
Wien, Budapest und Stuttgart. Im Jahre 1975 erhielt sie ein
Engagement an der Oper in Frankfurt am Main. Von 1980 sang Inga
Nielsen dann an allen bekannten Opernhäusern mit Rang und Namen.
So trat sie beispielsweise neben der Mailänder Scala auch im
Covent Garden in London der Opera in Paris sowie an der
Metropolitan Opera in New York auf. In Deutschland sang sie
zudem an den Opernhäusern in Berlin, Hamburg und München.
Internationalen Ruhm erntete sie später vor allem für ihre
Auftritte in den Opern von Wolfgang Amadeus Mozart. Hier gilt
ihre Interpretation als „Konstanze“ in der Mozart Oper
„Entführung aus dem Serail“ bis heute als herausragende
Leistung. In dieser Rolle brillierte sie unter anderem auf den
Salzburger Festspielen sowie später auch in London.
Während ihres Gesangslebens arbeitete Inga Nielsen mit nahezu
allen berühmten Dirigenten zusammen. Hierzu gehörten unter
anderem Herbert von Karajan, Riccardo Chailly und Giuseppe
Sinopoli. Inga Nielsen beherrschte nicht nur die Partien für
Koloratursopran, wie in Aufführung von „Entführung aus dem
Serail“, sondern auch dramatische Szenen, wie die Eröffnung in
der „Salome“, von Richard Strauss.
Zitatende
Quelle:
https://www.gedenkseiten.de/inga-nielsen/
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Sopranistin Inga Nielsen ist tot
Kopenhagen - Die dänische Sopranistin Inga Nielsen ist tot. Die
61-Jährige verstarb nach schwerer Krankheit, wie die Zeitschrift
"Opernwelt" heute unter Berufung auf die Familie der
Verstorbenen berichtete.
Sie sang an den größten Opernhäusern der Welt, allein in diesem
Jahr sollte sie in Venedig, Düsseldorf und Tokio auftreten: Inga
Nielsen war eine der bekanntesten Sopranistinnen ihrer
Generation. Nach schwerer Krankheit verstarb die Künstlerin nun
im Alter von 61 Jahren.
Nielsen hatte bereits mit neun
Jahren ihre erste Platte aufgenommen. Ausgebildet in Wien,
Stuttgart und Budapest wurde sie 1975 von Christoph von Dohnanyi
an die Oper Frankfurt am Main engagiert. Ab 1980 arbeitete sie
freischaffend und sang an den größten Opernhäusern der Welt wie
den Staatsopern in Wien, Berlin, Hamburg und München, an der
Mailänder Scala, der Opéra Paris, in Buenos Aires und in New
York. Sie gastierte bei Festspielen unter anderem in Aix en
Provence, Bayreuth, Edinburgh und Luzern.
Zu den größten Erfolgen ihrer
Karriere gehörte die Rolle der Konstanze in Wolfgang Amadeus
Mozarts "Entführung aus dem Serail", die sie ab 1987 mehrere
Jahre bei den Salzburger Festspielen und an Londons Royal Opera
Covent Garden sang. In den neunziger Jahren wechselte sie ins
jugendlich-dramatische Fach und begeisterte in der Titelpartie
von Richard Strauss' "Salome". Sie arbeitete zusammen mit
Dirigenten wie Herbert von Karajan, Riccardo Chailly,
Christopher Hogwood, James Levine, Zubin Mehta und Antonio
Pappano.
Im Februar und März sollte Nielsen
eigentlich als Chrysothemis in der Strauss-Oper "Elektra" im
Teatro La Fenice in Venedig auftreten. Ebenfalls für dieses Jahr
war eine Neuinszenierung der Strauss-Oper "Die Frau ohne
Schatten" in Düsseldorf geplant. Ende des Jahres sollte sie ihr
Rollendebüt als Emilia Marty in Leos Janaceks "Die Sache
Makropulos" in Tokio geben.
Zitatende
Quelle:
https://www.spiegel.de/kultur/musik/daenischer-opernstar-sopranistin-inga-nielsen-ist-tot-a-534455.html
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Robert
Schumann
am 08. Juni 1810 geboren
Foto:
BR Klassik |
Er war einer der
Vertreter der deutschen Romantik.
Lieder, Kammermusik, Sinfonien.
Der WDR entnahm seiner 'Rheinischen Symphonie' die Erkennungsmelodie für
die Hörfunk-Sendung 'Zwischen Rhein und Weser'.
Richard Wagner machte ihn auf seine Opern aufmerksam, wollte unbedingt,
dass Schumann sich den ’Rienzi’ in Dresden ansah und den ’Holländer möge
er sich doch bitte durchsehen, bevor er die Partitur nach Berlin
schicke.
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An Robert
Schumann, Leipzig
Verehrtester
Freund,
ich stehe im
Begriff, Ihnen ein Stück Arbeit zuzumuthen, aber ich sehe keinen
andern Ausweg, ich muß mich an Sie wenden. Hier sitze ich nun in
Dresden, führe meine Opern auf, mache Glück, werde Capellmeister
- und bin doch wie von Gott verlassen.
[…]
Wie oft bat ich Sie nach Dresden zu kommen; Sie konnten nicht -
auch haben Sie andere Interessen, die Ihnen vielleicht - ja
gewiß näher stehen. So denke ich denn auf ein Mittel, Sie mit
meiner Sache genau bekannt zu machen, ohne Sie wenigstens zu
sehr zu geniren! Ich stehe eben im Begriff die Partitur meines
»fliegenden Holländer's« nach Berlin zurückzuschicken, wo diese
Oper im März zur Aufführung kommen soll: doch kann ich der
Versuchung nicht wiederstehen, diese Partitur noch einige Tage
zurückzubehalten, um sie Ihnen zuvor zuzuschicken. Vielleicht
interessirt es Sie, vielleicht bestimmt Sie aber auch einige
Theilnahme für mich, meiner Bitte zu willfahren, wenn ich Sie
angehe, die Partitur drei Tage bei sich zu behalten um sie
durchzusehen.
[…]
Jetzt haben wir denn auch den »Rienzi« in zwei Theilen u. in
zwei aufeinanderfolgenden Abenden gegeben. Auf diese Art wurde
die Oper wieder ganz vollständig gegeben: Sänger und Publikum
blieben von Anfang bis Ende frisch, und das etwas gewagte
Unternehmen - einem Publikum das in zwei Abenden zu bieten, was
es sonst in einem Abende hatte - reüssirte vollständig; an
beiden Abenden war das Haus gefüllt voll.
In diesen
Tagen kommt auch der »fliegde. Holl'der« wieder daran: es freut
mich ganz außerordentlich, immer mehr zu gewahren, wie diese
Oper - zumal bei dem sinnigen Theile des Publikums - stets
tiefer eingeschlagen hat. Es ist mir lieb, daß sie in Berlin
früher als der »Rienzi« aufgeführt wird.
Stets bin ich in herzlicher Zuneigung der Ihrige - Richard
Wagner.
Dresden, 27 Jan.
1843.
Marienstraße No:
9.
Quelle
[Sämtliche Briefe: Bd. 2: Briefe April 1842 bis Mai 1849, S.
229. Digitale Bibliothek Band 107: Richard Wagner: Werke,
Schriften und Briefe, S. 8184 (vgl. Wagner-SB Bd. 2, S. 215 -
218)]
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Und wenige Tage
drauf mahnte er die Rücksendung der ’Holländer’-Partitur an:
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An Robert
Schumann, Leipzig
Geehrtester
Freund,
dürfte ich
Sie recht sehr bitten, mir die Partitur meines »fliegd.
Holländer's« - die ich mir erlaubt habe Ihnen zur Durchsicht
zuzusenden - gefälligst zurück zu schicken, u. dies zwar so
schnell als möglich - ich bitte umgehend! - da ich bereits
wiederum eine dringende Anfrage deshalb aus Berlin erhalten
habe.
- Die Oper
selbst wurde vorigen Dienstag wieder mit großem Beifall
gegeben
-
Leben Sie
wohl, und seien Sie nicht böse, daß ich Sie so sehr belästige.
Stets Ihr
ergebenster
Richard Wagner.
Dresden den 10
Febr. 1843.
Quelle:
[Sämtliche
Briefe: Bd. 2: Briefe April 1842 bis Mai 1849, S. 233. Digitale
Bibliothek Band 107: Richard Wagner: Werke, Schriften und
Briefe, S. 8188 (vgl. Wagner-SB Bd. 2, S. 219)]
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Zum Kritiker Eduard
Hanslick soll Robert Schumann 1846 gesagt haben:
'Für mich ist Wagner unmöglich; er
ist gewiss ein geistreicher Mensch, aber er redet in einem fort.
Man kann doch nicht immer reden.'
Tags drauf Wagner zu Hanslick:
'Wir stehen äußerlich gut
miteinander; aber mit Schumann kann man nicht verkehren; er ist ein
unmöglicher Mensch, er redet gar nichts.'
Die Dichtung zum 'Lohengrin' las Wagner Mitte November 1845 im Engelclub
in Dresden vor. Schumann, der auch anwesend war, sah keinen Inhalt für
musikalische Nummern und berichtete Mendelssohn, das Ganze habe textlich
gefallen, aber man könne nicht sicher sein, wie das als Oper zu
komponieren sei.
Richard Wagner gelang - trotz Schumanns Bedenken - eine seiner
populärsten romantischen Opern.
So wollte auch Robert Schumann auf die Bühne, versuchte sich an der Oper
- es gelang nicht. Seine 'Genoveva' wurde 1850 in Leipzig uraufgeführt,
gefiel aber nicht.
Inzwischen waren neben dem 'Rienzi' seit 1840, der 'Holländer' seit 1843
auch Richard Wagners 'Tannhäuser' seit 1845 dem Publikum bekannt.
Zu beider Bekanntenkreis gehörten u.a. auch die Brüder Eduard und Emil
Devrient, Gottfried Semper, Julius Schnorr von Carolsfeld, Franz Liszt.
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Alfred Jerger -
am 09.
Juni 1889 geboren
Foto: Karussell |
Zum Anschluss Österreichs 1938 verkündete der österreichische
Kammersänger:
„Für die Künstler unserer endlich deutschen Ostmark bricht eine neue
verheißungsvoll Zeit an. Das tiefe Kunstverständnis unseres Führers und
seiner genialen Mitarbeiter ist Bürge dafür.“
Als echter Wiener kam man aus Brünn, so auch der Bass-Bariton der Wiener
Staatsoper, der er bis 1953 angehörte.
Von Passau - dort noch als Operettenkapellmeister engagiert - führte ihn
der Weg über Winterthur nach Zürich, wo er als Sänger entdeckt wurde.
Während seines Engagements in München lernte er Richard Strauss kennen,
der ihm die Rolle des Mandryka in der Uraufführung seiner 'Arabella' für
1933 übertrug.
In Wien sang der die typischen Rollen seines Fachs.
Er war im Juni 1946 Jochanaan neben Liuba Welitsch als Salome und Anton
Dermota als Narraboth.
International war er Giovanni, Guglielmo, Figaro-Graf, Pizarro, Scarpia,
Kurwenal und Wotan.
In der Traviata vom 1947 mit der Schwarzkopf in der Titelrolle war er
'nur' noch der Baron Douphal.
Aber auch in einer Schallplattenaufnahme der 'Dreigroschenoper' war er
als Peachum neben Helge Roswaenge – der sang die
Moritat Vom Mackie Messer
- dabei.
Mit 80 Jahren stand er noch auf der Bühne und gab den Notar im
'Rosenkavalier'.
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Eva Marton
am 18. Juni 1943 geboren
Foto: RCA |
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Zitat
Die ungarische
Sopranistin Eva Marton erhielt ihre Ausbildung an der
Musikakademie Franz Liszt ihrer Heimatstadt Budapest und wurde
direkt nach dem Abschluss des Studiums an die dortige Oper
verpflichtet.
Von 1972-1977 gehörte sie dem Ensemble der Frankfurter Oper an
und gastierte daneben an allen großen Bühnen mit Partien wie
Tosca, Manon Lescaut, Donna Anna.
Von 1977 bis 1980 war sie an der Hamburgischen Staatsoper
engagiert und wurde international als Eva (Die Meistersinger
von Nürnberg) an der New Yorker Met, Verdis Aida (San
Francisco), Elsa im Lohengrin (Buenos Aires) oder
Maddalena in Andrea Chenier (Chicago) gefeiert. Bei den
Bayreuther Festspielen war sie als Venus und Elisabeth im
Tannhäuser in den Jahren 1977 und 1978 zu erleben, bei den
Salzburger Festspielen sang sie die Leonore in Beethovens
Fidelio, in der Arena von Verona Puccinis Tosca und
wurde an der Wiener Staatsoper 1986 mit dem Titel Kammersängerin
geehrt.
Besondere Berühmtheit erlangten ihre Darstellungen von
Wagner-Partien wie Senta (Der Fliegende Holländer),
Ortrud (Lohengrin) und alle Brünnhilden im Ring.
Dazu kommen gewichtige Partien wie Turandot, Elektra und
Klytemnestra. Insgesamt kann Eva Marton auf mehr als vier
erfolgreiche Jahrzehnte als Sängerin zurückblicken. Ab 2006 war
sie zudem eine gefragte Dozentin an der Franz Liszt
Musikakademie in Budapest, wo sie ihr Wissen an die kommende
Sängergeneration weitergeben konnte. Ihr künstlerisches Wirken
ist auf zahlreichen Tonträgern dokumentiert.
Zitatende
Quelle:
http://www.klassik-heute.de/4daction/www_thema_id/1288
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Unvergessen ihre Ortrud in der lächerlichen Konvitschny-Inszenierung in
Hamburg. Da hieb sie in die Tasten des Harmoniums am Ende des zweiten
Aktes beim Einzug in das Münster.
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Zitat
Ihre Gegenspielerin
Ortrud (überzeugend: Eva Marton) ist das böse, schon viel
erfahrenere Mädchen aus der letzten Bankreihe, das unheimliche
Triebe in sich spürt. In ihrer Wotansanrufung reißt sie sich,
von erotischer Hitze übermannt, sogar die Kleider vom Leib.
Zitatende
Quelle:
http://www.klassik-heute.de/4daction/www_thema_id/1288
Screenshot HAM Oper Foto Arno Declair
Zitat
Wobei letztere allerdings in Ortrud und
Telramund von Wagner musikalisch verwirrend-interessant
ausgestattet sind. Und mit Eva Marton und Hans-Joachim Ketelsen
in Hamburg sehr adäquat besetzt. Gleiches gilt für Thomas
Mosers, leider nur stimmlich schlanken, Lohengrin und für Inga
Nielsens kindhaft-kleine, stimmlich bisweilen erstaunlich große
Elsa.
Zitatende
Quelle:
https://taz.de/!1363368/
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Jacques
Offenbach
am 20. Juni 1819 geboren
Foto: Felix Nadar |
Unter
Napoleon III., seit 1852 Kaiser der Franzosen - er war ja als Neffe
von Napoleon I. durch einen Putsch an die Macht gekommen - blühte das
Land auf.
Kunst, Kultur, Wirtschaft boomten.
Während seiner Regentschaft ging nur Richard Wagner am 13. März 1861 mit
seinem 'Tannhäuser' unter - ein Ballett käme für ihm im zweiten Akt
nicht in Frage.
Was würde RW wohl sagen, sähe er seinen Tannhäuser heute in BT - aber
schon
Augsburg reicht - um zu erkennen, dass sein Werk, um der Auslastung
des jeweiligen Theaters willen, der Lächerlichkeit preisgegeben wird.
Die Städte kontrollieren nicht, ob das Theater dem Bildungsauftrag
gerecht wird, die Leute - ob nun Verwaltung oder Publikum - haben keine
Ahnung, widersprechen nicht und lassen alles laufen.
Zentrale Schuld an der Misere tragen die RW-Vereine, die der Zerstörung
des Werkes freien Lauf lassen und Regisseuren und Theaterleitern freie
Hand geben.
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In dieser kaiserlich-französischen
Blütezeit machte Offenbach Karriere, da es ihm gelang, eine Art von
französischer Operette zu schaffen, in welcher der Zeit der Spiegel
vorgehalten wurde.
In seinem eigenen Theater produzierte er ab 1855 eigene Werke wie
'Blaubart', 'Schöne Helena', 'Orpheus in der Unterwelt', die vom Inhalt
als auch von der Komposition beim Publikum auf große Akzeptanz stießen
und heute wie damals gespielt werden.
Der deutsch-französische Krieg beendeten 1870 die Epoche - Offenbach war
plötzlich beiden Seiten auf unterschiedliche Weise verdächtig geworden.
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Zitat
Wagner wurde vermutlich erst durch die Aufführung des
Einakters "Le Carnaval des Revues" auf Offenbach aufmerksam.
Anlass für diese Komposition waren die drei Konzerte Wagners im
Februar 1860 in Paris, in denen der erste Akt aus "Tristan und
Isolde" konzertant aufgeführt wurde. Offenbach komponierte
daraufhin eine Satire, in der Wagner als Bühnenfigur auftritt
und sich einen Wettstreit mit Weber, Gretry, Gluck und Mozart
liefert, die als Gespenster erscheinen. Offenbach ließ seinen
Wagner singen: "Ich bin der Komponist der Zukunft und ich werde
euch alle vernichten!" Anschließend ist eine dissonante
"Symphonie der Zukunft" zu hören.
Die romantischen Oper "Die Rheinnixen" am 4. Februar 1864 an
der Wiener Hofoper uraufgeführt wurde, war dagegen keine
Wagner-Parodie. Der Titel "Rheinnixen" war absichtlich
irreführend. Tatsächlich traten in dieser Oper diese Figuren aus
Wagners Oper "Das Rheingold", das als Textbuch bereits bekannt
war, gar nicht auf. Die Wahl des Titels geschah auf Wunsch des
Musikkritikers Eduard Hanslick, der Wagner mit einer scheinbaren
Satire auf sein Bühnenwerk provozieren wollte, bevor dieses
überhaupt uraufgeführt wurde. Offenbachs "Rheinnixen" waren
jedoch ein Misserfolg, einige Melodien hat Offenbach jedoch
später in "Hoffmanns Erzählungen" wiederverwertet, so auch die
Barcarole.
Zu einer persönlichen Begegnung zwischen Wagner und Offenbach
ist es nie gekommen. Wagner hat Offenbach in der erweiterten
Fassung von 1869 seiner Schrift "Das Judenthum in der Musik"
beiläufig im Nachwort erwähnt. Als Replik auf "Le Carnaval des
Revues" ließ Wagner in seinem Lustspiel "Eine Kapitulation" von
1871 Offenbach als Bühnenfigur auftreten. In diesem Stück, das
in Paris während der Belagerung durch das deutsche Heer während
des Krieges von 1870/71 spielt, klettert die Figur des Offenbach
mit einer Trompete aus dem Soufflier-Kasten auf die Bühne, um
ein Ballett von Ratten zu kommandieren. Offenbach wird
vorgestellt mit den Worten:
"Retter des Staat´s! Rattenerlöser! Blase jetzt immer noch
melodiöser! Orpheus entstieg aus dem Schatten, die Kunst mit der
Republik zu begatten!"
Zum Finale ruft Offenbach "Gallop!" und leitet damit eine
Szene ein, die mit der Selbstverbrennung von Victor Hugo endet.
Die Figur des Offenbach ließ Wagner als einzige Rolle nur
Französisch sprechen und spielte auf den Wechsel der
Nationalität Offenbachs an. Wagners "Eine Kapitulation" wurde
nie aufgeführt, und es ist fraglich, ob Offenbach davon
überhaupt Kenntnis genommen hat.
Zitatende
Quelle:
https://www.wagner200.com/biografie/biografie-jacques-offenbach.html
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Sein letztes großes Werk - der 'Hoffmann' - blieb unvollendet.
Welche Komponisten als gewünschte Endfassung anzusehen ist, ist nach wie
vor ungeklärt.
Bregenz brachte im Festspielhaus 2015 einen Hoffmann in der Inszenierung
von
Stefan Herheim mit
Daniel Johansson in der Titelrolle, mit
Kerstin Avemo als Antonia und Giulietta und
Michael Volle – stimmlich wie darstellerisch großartig - in den
Rollen der Bösewichter.
Das Theater Regensburg spielte eine Produktion in der Inszenierung von
Angela Brandt.
Kritik_'Hoffmanns_Erzaehlungen'_02.11.07.htm
Kritik_'Hoffmanns_Erzaehlungen'_26.05.08.htm
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Jahrzehntelang war Offenbachs 'Blaubart' - in der
Felsenstein-Inszenierung auf dem Spielplan der 'Komischen Oper' in
Berlin.
Zuerst mit Hanns Nocker, dann Günter Neumann in der Titelrolle, 'die
Schlemm' als Boulotte und später Uta Priew als weibliche Gegenspielerin
des Frauenmörders.
Der einmalige Werner Enders war der König:
'Man bringe mir die Welt.'
Marietheres List ließ als Intendantin das unverwüstliche Stück in
Regensburg auf die Bühne.
Berthold Gronwald war Blaubart, die Tochter von Alwin Michael Rueffer -
Joana Maria Rueffer - die Boulotte und, das Haus sprengend, Peter Nüesch
- der König Bobèche.
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Werner Krauss
am 23. Juni 1884 geboren
Foto:
Binder |
In seinem für die Alliierten erstellten
'Geheimreport' -
trotz seiner Verstrickung mit dem
Nazi-System dürfe die deutsche Bühne ihn nie verlieren,
meinte Zuckmayer, dessen ’Köpenick’ er aus der Taufe hob.
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Zitat
“Wieder einmal lässt Reinhardt mich kommen und sagt: »Ich
habe da ein Stück, ein ganz neues Stück, und ich weiß nicht -
das ist meines Ermessens keine Rolle für Sie.
Vielleicht da am Schluss eine Szene - da könnte ich mir denken,
dass Sie...
Aber sonst möchte ich dazu einen Volkskomiker haben, ich habe an
Erich Carow gedacht ...
Ich weiß, Sie haben es im Vertrag, ich gebe Ihnen das Buch zu
lesen.«
Es war der ’Hauptmann von Köpenick’, und ich bin am nächsten Tag
zu ihm gekommen und habe gesagt: »Das mache ich!«
Reinhardt musste mir die Rolle geben, und ich habe sie ja auch
durch die Welt getragen. Das war 1931.“
Zitatende
Quelle: Werner Krauss – Das Schauspiel meines Lebens – Henry
Govers Verlag – 1958 – S. 132/133
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Nach Anfängerjahren am Theater in Guben, Aachen und Nürnberg wurde er
schon 1913 von Max Reinhardt an sein Deutsches Theater in Berlin
engagiert.
1916 bis 1929 in 111 (einhundertelf) Stummfilmen beschäftigt.
In einem der ersten Tonfilme spielte er 1931 die Titelrolle des General
Ludwig Yorck von Wartenburg. Neben ihm Rudolf Forster, Grete Mosheim,
Gustaf Gründgens, Lothar Müthel, Friedrich Kayssler, Raoul Aslan,
Theodor Loos.
Krauß, auf der Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Künstler des
NS-Staates, laut Zuckmayer, über seinen Besuch bei Hitler:
»Ich kam hin, zynisch wie ein
Pharisäer, und dachte mir: mir wirst du nichts vorspielen, mein Junge.
Aber als ich ihn da im Kreis seiner nächsten sitzen sah und mit ihnen
reden hörte (am Kaffeetisch Rudolf Heß und andere), - da wußte ich:
Jesus unter den Jüngern.«
Am 19.8.1934 unterzeichnete er den Aufruf der' Kulturschaffenden
zur Vereinigung des Reichskanzler- und Reichspräsidentenamts in der
Person Hitlers: »Wir glauben an diesen Führer, der unsern heißen Wunsch
nach Eintracht erfüllt hat.»
1935 Titelrolle im Film Hundert Tage, nach einer Vorlage Mussolinis (der
Duce in der Gestalt Napoleons, eine Verhöhnung der Demokratie).
1939 als Robert Koch im gleichnamigen Spielfilm.
Am 10.5.1940 Hauptrolle in Mussolinis Theaterstück ’Cavour’ am
Staatstheater Berlin in Anwesenheit von Goebbels und Göring, Hitler war
auf dem Weg nach Westen, um den Überfall auf Holland, Belgien und
Frankreich vorzubereiten.
Ab 1945 bis 1948 Auftrittsverbot, aufgehoben durch einen Persilschein
von Gustaf Gründgens.
1954 Ehrung mit Iffland-Ring, Großes Bundesverdienstkreuz
1956 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
1958 Lebenserinnerungen: ’Das Schauspiel meines Lebens’.
Nachruf Deutsches Bühnen-Jahrbuch: »Ein Genius des deutschsprachigen
Theaters.«
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Da war aber doch der Nazi-Film:
'Jud
Süß'.
Wie immer, wenn er zu viel gegessen oder
getrunken hatte, ging er auf die 'Bühler Höhe'.
Dort erhielt er 1940 einen Brief der Terra Filmkunst GmbH wegen 'Jud
Süß'. Er verweigerte sich nicht, sondern er teilte einfach mit, er habe
keine Lust.
Ein zweiter Brief kam, der Minister wollte unbedingt, dass er den Rabbi
Löw spielte.
Krauss wollte nicht, dass bei der Besetzung der verschiedenen
Juden-Rollen in diesem Film ein Konkurrenzkampf entbrenne, wer, wen
jüdischer spiele.
Daraufhin entschloss er sich, zu fordern, er spiele - außer der
Titelrolle - alle 'Judenrollen'.
Dem wurde entsprochen, aber er solle Nasen kleben - das lehnte Werner
Krauss ab, er benutzte nur Bärte für die Maske, sein Gesicht blieb sonst
gleich.
Der wirklich Böse in dem Film, gespielt von Heinrich George, war Karl
Alexander Herzog von Württemberg, der, damit er sein Ballett erhalten
konnte, den Oppenheimer von Frankfurt kommen ließ, um Geld aus seinen
Landsleuten zu ziehen.
Dass der Deutsche Fürst in 'Kabale' von Schiller diesem Verfahren
nacheifert und seine Bürger an ausländische Herrscher als Soldaten
verkauft, wird weder in der Thalheimer Inszenierung an
Ostermeier's Schaubühne noch in
Kimmich's Inszenierung am
DT in BER deutlich gemacht.
Die Herrschaften - ob Theaterdirektor oder Dramaturg oder Regisseur -
stecken ihre Gagen aus Steuergeldern ein, ohne sich groß um die
Erfüllung des Bildungsauftrages durch ihre Häuser zu kümmern.
Und die Schaubühne behauptet dann auch noch, sie sei besonders aktiv
durch die Veranstaltungen der Frau Plate, richtungweisend in Bezug auf
Bildung tätig zu sein.
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Peter Anders
am 01. Juli 1908 geboren
Foto: BERLIN Classic |
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Zitat
Tenor des Wirtschaftswunders -
Sängerportrait Peter Anders
Dieser Beitrag ist entstanden als
Booklet-Text für die CD-Produktion
Peter Anders - Tenor.
Berlin Classics (LC 6203) 2166/67/68-2 (3 CDs). Prod. 1994.
Das schwere Mercedes-300-Cabriolet
geriet bei einem Überholmanöver in einer Kurve ins Schleudern,
überschlug sich und zerschellte an einem Telegraphenmast.
Überhöhte Geschwindigkeit und riskantes Fahrverhalten hieß es im
Polizeibericht. Der Beifahrer erlitt schwere, aber keine
lebensgefährlichen Verletzungen; der Fahrer des Wagens, der
Tenor Peter Anders, starb fünf Tage später, am 10. September
1954, in Hamburg im Krankenhaus. Bei seinem letzten
Konzertauftritt hatte Peters Anders noch als Abschiedszugabe
noch die Arie des Johnson aus Puccinis "Mädchen aus dem Goldenen
Westen" gesungen: "Lasset sie glauben, ich sei als freier Mann
in die Welt gezogen."
Das Entsetzen in der deutschen
Musikwelt war groß, denn wie kaum ein anderer Künstler
verkörperte Peter Anders das Lebensgefühl der 50er Jahre mit
seiner all seiner ungezügelten Wirtschaftswunder-Euphorie.
Nachdem man in der Weimarer Republik unter Entbehrungen
aufgewachsen war und sich mehr schlecht als recht durch die
Kriegsjahre geschlagen hatte, gierte man nun nach Freiheit,
Lebensgenuss und Luxus. Auch für Peter Anders drehte sich das
Karriere-Karussell seit Ende des Kriegs schneller. Während des
Nationalsozialismus war die Hauptstadt Berlin der einzige
glanzvolle Höhepunkt für einen deutschen Sänger. Nun stand Peter
Anders wieder die ganze Welt offen: Einladungen nach England,
Pläne für Italien und Frankreich, eine Amerika-Tournee - seine
Leidenschaft für schnelle Autos, sein Wunsch, an allen Orten
möglichst gleichzeitig zu sein, setzte seinem Tatendrang ein
jähes Ende.
Peter Anders hatte den Nerv seiner Zeit getroffen. Seine Stimme,
sein ganzes Wesen strahlte Optimismus aus - und vielleicht ist
es dies, was ihn zum Sänger-Mythos des Nachkriegs-Deutschlands
werden ließ. Die überschwenglichen Lobeshymnen zu Lebzeiten und
in den Nachrufen sind jedenfalls mit Vorsicht zu genießen - wie
auch jene polemischen Verrisse, die in den letzten Jahren über
seine Gesangskunst geschrieben wurden. Sicherlich war Peter
Anders nicht der Allround-Tenor (zu dem ihn manche Bewunderer
immer noch hochstilisieren wollen), der gleichermaßen im
lyrischen wie im dramatischen Fach zu Hause war. Aber ebenso
verfehlt ist es, ihm "gestalterische Inkompetenz", "stilistische
Mängel" und "betulichen Pathos-Ausdruck" vorzuwerfen.
Im Gegensatz zur heutigen Zeit, da die Sänger frühzeitig auf
Rollenklischees festgelegt und von den Medien erbarmungslos
verschlissen werden, hatte Peter Anders die Chance, ein
weitgefächertes Repertoire auszuloten und seine Stimme reifen zu
lassen. 1908 als Sohn einer Beamtenfamilie geboren, zeigt sich
schon in jungen Jahren seine musikalische Begabung. Er erhält
Geigenunterricht und tritt als Knabensopran in den Kirchenchor
ein, aber als die Zeit die Frage der Berufsfindung ansteht,
entschließt er sich auf Wunsch seiner Eltern zu einem
"anständigen" Broterwerb als Buchhalter. Mit zwanzig Jahren erst
nimmt er professionellen Gesangsunterricht und wird schon zwei
Jahre später in die Opernklasse der Berliner Musikhochschule
aufgenommen. Der Regisseur Max Reinhardt, dem die Stimme im
Opernchor auffällt, fördert Anders' schauspielerisches Talent;
um seine sängerische Ausbildung kümmert sich fortan die
Gesangspädagogin Lula Mysz-Gmeiner (deren Tochter er später
heiratet). Die Anfänge seiner Solistenkarrierre sind bescheiden:
1932 die ersten Buffopartien in Heidelberg, von dort als
lyrischer Tenor nach Darmstadt, Köln und Hannover, bis ihn 1938
der Dirigent Clemens Krauss an die Staatsoper nach München holt.
1940 dann hat Peter Anders erreicht, was ein deutscher Sänger
sich damals nur wünschen kann: An der Berliner Staatsoper trifft
er auf ein hochkarätiges Ensemble, das ihn fordert und ihm
gleichzeitig Zeit zur Entwicklung läßt. Neben den lyrischen
Opernrollen gilt sein Interesse zunehmend dem Liedrepertoire.
Als dann der Spielbetrieb an der Staatsoper durch Bombenangriffe
zunehmend beeinträchtigt wurde, avancierte Peter Anders zum
bevorzugten Tenor der Reichsrundfunk-Gesellschaft: Ob Oper,
Operette oder Liedprogramm - kaum jemand vermochte wie er, mit
seinem Gesang ein positives Lebensgefühl über den Äther zu
bringen.
Auch nach dem Krieg blieb Peter Anders ständiger "Gast" in den
deutschen Wohnzimmern. Kaum eine Musiksendung, in der seine
Stimme nicht zu hören war. Als die Berliner Blockade ihn zwang,
ein Engagement an der Hamburger Oper anzunehmen, engagierte ihn
fortan auch der "Nordwestdeutsche Rundfunk" - allerdings
vornehmlich als Sänger der leichten Muse. Diese
Operettenaufnahmen prägten denn auch das Klischee vom allzeit
optimistischen, mit jugendlichem Charme entwaffnenden
Schwerenöter. Daß er in seinen Opernrollen inzwischen verstärkt
zum heldischen Fach tendierte, daß er auf der Bühne mittlerweile
den Otello, Siegmund, Stolzing und Canio sang - das erfuhren die
Radiohörer nur am Rande.
Am wenigstens bekannt geworden sind Peter Anders' Liedaufnahmen.
Seine Frau, die Sängerin Susanne Anders, erinnerte sich später:
"Während des Krieges waren
die Gastspielaktivitäten außerhalb Berlins zwangsläufig stark
reduziert. Man ging nicht mehr so viel aus, reiste wenig, und so
konnten wir zu Hause studieren, Abende lang. Die Kriegsjahre
bedeuteten für uns eine Zeit der stillen, ungestörten Arbeit am
Liedrepertoire, der großen Liebe meines Mannes - bis gegen
Kriegsende uns immer wieder der Fliegeralarm aus der Welt der
'Winterreise' riss, die wir in jener Zeit anlegten."
Zitatende
http://www.koelnklavier.de/texte/interpreten/anders-bc.html
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Leoš Janáček
am 03. Juli 1854 geboren
Foto: MYTO |
Wie der Vater sollte er Lehrer werden, studierte in Brünn, legte dort
die Lehrereignungsprüfung ab und unterrichtete an der
Lehrerbildungsanstalt.
Sein Wissen erweiterte er durch Studien in Leipzig und Wien, kam aber
schnell zu der Erkenntnis, dass er sich als Lehrer an einer Schule nicht
eignete.
Durch pädagogische Aktivitäten außerhalb eines Schulbetriebes verdiente
er den Lebensunterhalt und nutzte die übrige Zeit zum Studium und
Sammeln von Volksliedern.
Selbständig machte er sich mit der Wortmelodie einer Sprache vertraut
und richtete seine Opern-Kompositionen nach dem Sprachfluss des
Tschechischen aus.
Als Max Brod seine 'Jenufa' ins Deutsche übersetzte, stand er vor dem
Problem der Anpassung dieser Sprache an die Komposition.
Das schlaue Füchslein', 'Die Sache Makropulos', 'Katja Kabanowa', 'Aus
einem Totenhaus', 'Jenufa' - alle auf den Spielplänen der
internationalen Theater.
Weniger populär sind 'Der Beginn eines Romans', 'Die Ausflüge des Herrn
Broucek', 'Sarka' und 'Schicksal'.
'Jenufa' 1994 am Theater Regensburg in der Inszenierung von Saskia
Kuhlmann.
Susan Salms-Moss in der Titelrolle, Christian Franz als Laca und die als
Elektra international bekannte Pauline Tinsley als Küsterin.
Ein großer Publikumserfolg in dem heißen Sommer war es nicht, Janacek
hat noch immer seine Probleme - diejenigen, die aber damals ins Theater
Regensburg kamen, fanden es gut.
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Gustav Mahler
am 07. Juli 1860 geboren
Foto: MYTO |
Bevor er nach Wien kam, war es dort mit der Hofoper schlecht bestellt.
Jeder lebte nach seiner Bequemlichkeit und eine das Unternehmen
gefährdende Disziplinlosigkeit riss ein.
Da berief man Mahler, als Opern-Chef in Hamburg und als harter Arbeiter
bekannt.
Seine Kontakte zu den damals maßgeblichen Produzierenden und
Reproduzierenden von Musik und Szene, formten ihn.
Hans von Bülow, Richard Strauss, Bruno Walter, Felix Mottl, Hans
Richter - und gelegentliche besondere Kontakte zu Rosa Papier oder Anna
von Mildenburg, er kannte sie schon von Hamburg - und dann Alma, die
seine Ehefrau wurde.
Sein Vater - Besitzer einer kleinen Schnapsbrennerei und Gastwirtschaft
in Kalist, einer Kleinstadt in Mähren, profitierte vom 'Oktoberdiplom',
mit dem Kaiser Franz Josef 1860 den Juden innerhalb seines Reiches
Freiheiten einräumte, wonach sie sich auch in anderen als den jüdischen
Gettos in Teilen des Landes niederlassen durften. So ging Gustav in
Iglau zur Schule und studierte dann in Wien.
Das Streben nach besseren Aufstiegschancen, das unbeirrbare Verfolgen
eines Planes, in eine höhere kulturelle Schicht aufzusteigen, war ihm
besonders eigen.
Dies wirkte sich auch bei der Leitung der Wiener Hofoper aus - Mahler
strebte nach immer höheren Idealen. Einheit von Gesang und Darstellung
war ihm wichtiger als die damals übliche Bühnendekoration, bis er mit
Alfred Roller zusammenkam, der ihm die Szenerie schuf, die zu Musik und
Text, eben der vorgebenen Handlung, passte.
Bei ihm liefen alle Fäden einer Produktion zusammen. Er war
Einstudierender, er war Dirigent, er war Regisseur - als Gesamtkünstler
lieferte sein Produkt ab wie er es sich vorstellte.
Nur machte er diese Rechnung ohne die Wiener im Zuschauerraum. Man war
etwas gewohnt und wollte es nicht aufgeben - Tradition, die Mahler als
Schlamperei bezeichnete. Außerdem hätte es ja Arbeit bedeutet, der
wollte man im Graben entgehen.
Er verzehrte sich an seinem eigenen Feuer, er machte seiner Umgebung das
Leben zur Hölle und war so bei den Mitarbeitern binnen kürzester Zeit
der bestgehasste Mann.
Die Ergebnisse seiner Leistungen aber waren überwältigend - jede
Produktion unter seiner Leitung wurde zum Ereignis, diese grandiosen
Erfolge ließen ihn taub werden gegenüber dem Geschrei in seiner
Umgebung.
'Nebenbei' komponierte er noch 10 nummerierte Symphonien, dazu noch 'Das
Lied von der Erde' und die 'Nordische Symphonie' aus dem Jahr 1882.
Hinzu kamen drei Opern und Lieder, die heute zum Sänger-Repertoire
gehören.
Zehn Jahre hielt er in Wien durch - die musikalisch glanzvollste Zeit
der Hofoper.
Dann musste er aufgeben, wählte New York, dirigierte an der Met und kam
als todkranker Mann nach Österreich zurück.
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Carl
Orff - 10. Juli 1895
Foto:
Celestial Harmonies |
Er war eigentlich Autodidakt,
seine ersten Werke veröffentlichte er, bevor er überhaupt eine
musikalische Grundausbildung erhalten hatte - spielte aber seit seinem
fünften Lebensjahr Klavier.
Aus 1913 stammte sein erstes größeres musikalisches Werk: 'Gisei, das
Opfer.'
Sein Schulwerk - in der Zeit von 1930 bis 1935 entstanden - ist eines
seiner die Ausbildung von Kindern beherrschendes Thema.
Für die Nazis war er gottbegnadet, was dazu führte, dass er öffentliche
Auftragsarbeiten erhielt-
So 1936 eine Komposition 'Olympischer Reigen'.
1937 fand die Uraufführung der 'Carmina Burana' statt, die er seinem
Verleger gegenüber so kommentierte:
Alles, was er vorher geschrieben habe, könne man nun einstampfen.
1939 schrieb er im Auftrag der Stadt Frankfurt am Main eine Ersatzmusik
zum 'Sommernachtstraum', da Mendelsohn nicht mehr gespielt werden
durfte.
Nach offiziell unbestätigten Informationen soll er ab 1941 durch Baldur
von Schirach finanziell unterstützt worden sein.
Wie Wagner hatte Orff das Gesamtkunstwerk als Ziel.
Die szenische Darstellung von Oratorien interessierte ihn schon früh
sehr, so begann er mit der Lukas-Passion, diese auf die Bühne zu
bringen.
Wichtig sind - neben den eigenen Werken - die Monteverdi-Bearbeitungen.
Das Theater Regenburg spielte die 1947 uraufgeführte Orff'sche
'Bernauerin' im Hof des
Regensburger T&T-Schlosses in einem Arrangement, das seinesgleichen
suchte.
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Arno
Breker - 19. Juli 1900
Foto: WDR |
Er war der Bildhauer des 20. Jahrhunderts, der vornehmlich im Dritten
Reich durch seine naturalistischen Skulpturen Aufsehen erregte.
Nazi-Größen sahen in ihm den Künstler, der einer Idee der herausragenden
Rasse Form geben konnte.
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Zitat
Die ab 1936 geschaffenen Großplastiken und Reliefs verliehen den
propagierten neuen Inhalten Gestalt und Form. Gemeinsam mit
Josef Thorak schuf Breker einen für den Nationalsozialismus
»verbindlichen Stil« - dieser »neue plastische Stil« erfüllte
den »Neuerungsanspruch« des Regimes. Zur Verkörperung von
Entschlossenheit, Kraft, Stärke, Energie und Überlegenheit
bediente man sich einer starren Stilisierung: Die
»Muskelpanzer«, die mit naturalistischen Details versehen sind
und die heroischen Helden auszeichnen, kennen weder physische
noch psychische Belastungen oder Anstrengungen. Der Verzicht auf
den Kontrapost verleiht den aggressiven Posen eine Steigerung:
die Skulpturen verkörpern die »überindividuellen Werte der Rasse
und Rassengemeinschaft«, den »Triumph des Starken und des
Gesunden über den Schwachen und Kranken«. Der heroische
männliche Held avancierte zum »Urbild des deutschen Mannes«, die
»weichen« Frauengestalten hingegen verkörperten die ’Quelle des
Lebens’. Durch formale Rückbezüge zur antiken Plastik wurden die
Skulpturen im ’Dritten Reich’ nobiliert, ihr Kunstcharakter
wurde erhöht.
Zitatende
Quelle: HITLERS KÜNSTLER – Die Kultur im Dienst des
Nationalsozialismus – Insel Verlag – 2004
S. 273 |
Im Berliner Grunewald wurde ihm auf
Veranlassung des Generalbauinspektors Speer ein Großraumatelier
eingerichtet, das immer noch als Gebäude existiert und nun unter
Denkmalschutz steht.
Nach dem Krieg und nach seiner Entnazifizierung - es wirkte sich
mildernd aus, dass er sich bei der Reichsleitung für Peter Suhrkamp
eingesetzt hatte, in Düsseldorf nun ansässig - schuf er Büsten von
damals lebenden Personen des öffentlichen Interesses.
Die
Büsten von Richard und Cosima Wagner wie auch die von Franz Liszt stehen
in der Nähe des Festspielhauses in Bayreuth.
Emil Jannings - 23.
Juli 1884
Er war der Professor Rath an der
Seite von Marlene Dietrich in 'Der blaue Engel' - dem ersten deutschen
Tonfilm mit Weltgeltung.
Nach einer Anfängerlaufbahn an deutschen Provinztheatern kam er nach
Berlin und meinte, so wie andere Kollegen, ein leichtes Geld mit der
Filmerei in deren Anfängen ohne Ton verdienen zu können.
Harry Piel war einer der ersten Produzenten, wobei es sich in der
Hauptsache um Kurzfilme handelte. Den so genannten Durchbruch erzielte
er mit der Rolle des Frosch in einer Verfilmung der 'Fledermaus'.
Bei der UFA folgte 'Madame Dubarry', in der Jannings den französischen
König Ludwig XV. in der Regie von Ernst Lubitsch spielte.
Es folgte 'Anna Boleyn' mit Jannings als Heinrich VIII. - dieser Film
verhalf ihm zum Sprung nach Amerika. Beide Filme liefen wochenlang in
New York.
Der von der Paramount geplante Film 'Peter der Große' stimmte in Bezug
auf die Hauptrolle nicht mit der Auffassung der Amerikaner überein -
jenseits des Atlantiks wollte man einen gefälligen russischen Zaren,
keinen bärbeißigen Wilden.
'Das Weib des Pharao' schloss sich als neues Projekt an - man drehte mit
Paul Wegener, Albert Bassermann - aber das Opus gefiel nicht sonderlich.
Dann kam 'Nju' mit Elisabeth Bergner - 'Tartüff' mit Werner Krauß und
Lil Dagover - 'Quo vadis' mit ihm als Nero geriet zu einem Schinken.
Hollywood war dennoch interessiert und so spielte er in 'The Last
Command' im Jahr 1928 von Josef von Sternberg. Emil Jannings gewann für
seine Darstellung in dem Film sowie für die Leistung in 'The Way of All
Flesh' den ersten Oscar überhaupt als bester Hauptdarsteller.
Nach insgesamt 58 Stummfilmen: 1930 nach seiner Rückkehr aus Holywood –
seine Englisch-Sprachkenntnisse reichten für den aufkommenden Tonfilm
nicht aus.
In Deutschland die ersten Tonfilm-Produktionen ‘Der blaue Engel‘,
'Liebling der Götter',
Laut Speer sah sich Hitler alle seine Filme an.
Klaus Mann zufolge sei Jannings »von kalter Schlauheit und
rücksichtslosem Egoismus« gewesen.
1935 Titelrolle im Unterwerfungs-Lehrstück 'Der
alte und der junge König'.
Leiser: »Wenn der Preußenkönig den Leutnant Katte enthaupten lässt
handelt er wie Hitler als >oberster Gerichtsherr< nach der angeblichen
Meuterei Röhms.«
1936 Titelrolle im NS-Erziehungsfilm Traumulus (Goebbels-Höchstprädikat
Nationaler Filmpreis).
1937 Titelrolle in Harlans Hitlerhuldigung 'Der
Herrscher' (Nationaler Filmpreis), von
Hitler persönlich empfangen, Auszeichnung: Ehrenring des deutschen
Films. Aufsichtsratsvorsitzender der Tobis-Filmgesellschaft.
1939 'Robert Koch' (Thema: absoluter
Glaube an die eigene Sendung). mit ihm in der
Titelrolle und Werner Krauß als Virchow.
1941 Ideengeber (Goebbels am 17.12. 1940 im Tagebuch: »Er arbeitet wie
besessen an seinem Burenfilm«), Gesamtleiter und Star des antibritischen
Hetzfilms Ohm Krüger, Untertitel: »Ein Emil Jannings Film der Tobis«,
mit der NS-Lüge, die KZs seien eine britische Erfindung.
»Frauen und Kinder der Buren werden in
Konzentrationslager verschleppt. Der Lagerkommandant, ein feiger,
hochnäsiger Schweinekerl, weigert sich, die Verpflegung im Lazarett zu
verbessern, füttert aber seinen Hund mit Schinkenstückchen.«
Jannings dazu in der Filmwelt:
»Ein Beispiel vor allem für uns Deutsche,
die nun den Kampf gegen Englands Imperialismus zu Ende führen.«
Laut Goebbels »ein Film zum Rasendwerden«. Höchstprädikat: Film der
Nation und Staatspolitisch und künstlerisch besonders wertvoll,
kulturell wertvoll, volkstümlich wertvoll, volksbildend, jugendwert.
1942 Rolle des Bismarck im Film 'Die
Entlassung'
»Hitler in der Maske des berühmten
Vorgängers ... wie dieser die Macht über das Recht stellend«
mit Werner Krauß als Holstein und
Werner Hinz als Wilhelm II..
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Emil Jannings als
Prof. Rath
mit Marlene Dietrich in
’Der blaue Engel’ aus dem Jahr 1930 |
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Emil Jannings
als Friedrich-Wilhelm I.
in ’Der alte und der junge König’
aus dem Jahr 1935 |
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Emil Jannings
als Dorfrichter Adam
in Kleist’s ’Der zerbrochne Krug’
von 1937 |
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Emil Jannings
als Robert Koch in dem gleichnamigen
Tobis-Film von 1939 |
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Fotos: Murnau
Stiftung |
Auf DVD heute noch erhältlich, die
Verfilmung von Kleist's 'Der zerbrochne Krug' mit Elisabeth
Flickenschildt als Frau Brigitte, Max Gülstorff als Licht und Angela
Sallocker als Eve. Lina Carstens war Frau Marthe, Paul Dahlke spielte
den Ruprecht.
Die Nähe zum Nazi-Regime brachte ihn nach Ende des Krieges in
Schwierigkeiten. Die Kontrollmächte belegten ihn mit einem Arbeitsverbot
belegten.
Sein Lebensbericht war schon 1939 fertiggestellt, blieb aber bis 1951 -
also ein Jahr nach seinem Tod - unveröffentlicht, weil vom Verlag
Änderungen vorgenommen wurden, die von Jannings nicht akzeptiert werden
konnten.
Frank Wedekind.-. 24.
Juli 1864
Der Vater - Gynäkologe Dr. med.
Friedrich Wilhelm Wedekind - hatte sich schon früh nach Schloss Lenzburg
ins Asyl in die Schweiz zurückgezogen und widmete sich seinen privaten
Studien.
Hier schrieb der Sohn Frank - eigentlich Franklin in Anlehnung an
Benjamin Franklin einen der Gründer der Vereinigten Staaten - seine
ersten Werke wie 'Die junge Welt' - mit denen er sich für eine von
Prüderie befreite Liebe einsetzte.
Beruflich tätig war er als Leiter des Marketing bei der Firma Maggi, als
Mitarbeiter des Simplizissimus, als Zirkussekretär und als Darsteller in
seinen eigenen Werke.
Er glaubte an die Kunst und ihre Möglichkeiten, auf Menschen positiv
einzuwirken, er spottete über das durch Zwänge 'verführte Bürgertum'.
Wegen Beleidigung wurde er zu Festungshaft verurteilt - es gelang ihm
nicht, die Gesellschaft zur Vernunft in Verbindung mit Sinnlichkeit zu
bewegen.
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Frank
Wedekind
Coverfoto:
btb |
Seine Werke zeigen die Verklemmtheit der
Menschen unter dem Druck der sittlichen Vorgaben. Herausragend 'Die
Büchse der Pandora' - die 'Lulu', von Alban Berg vertont, und
'Frühlingserwachen' - die Verfilmung von Nuran Calis aus 2010 konnte
schon deswegen nicht überzeugen, da die Darsteller einem durch Pubertät
geprägten jugendlichen Alter längst entwachsen waren.
Am 23. Februar 1918 - zwei Wochen vor seinem Tode - schreibt er in sein
Tagebuch:
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Zitat
'Herakles
memoriert. Bei Frau Dreßler, die mir mitteilt, daß Anton gestern
Abend von England zurückgekommen ist. Bei Hans Carl Müller zum
Tee: mit Tilly in den Kammerspielen. Wintermärchen. Mein Bruch
macht mir Beschwerden. Ich werde ausfällig. Gehe fort, komme
zurück. Wir scheiden in Frieden. T. St. mit Mühsam und seiner
Freundin.'
An Tilly
Mit Gewalt reißt mir des Schicksals Wut
Grausam uns von einander
Ob auch jeder sein Liebstes tut
Wir sterben selbander.
Tilly gib mir noch einen Kuss!
Es kommt ja doch, wie es kommen muss.
Du bist jung und dein Herzblut wallt
Mächtig dem Glück entgegen.
Keinem grämlichen Aufenthalt
Widme dich meinetwegen.
Tilly gib mir noch einen Kuss!
es kommt ja doch wie es kommen muss.
Ich bin alt und der Gebrechen Last
Zwingt mich ins Eigenbrödeln
Nimmer wollt ich dem siechen Gast
Ich meine Zeit vertrödeln.
Tilly gib mir noch einen Kuss!
Es kommt ja doch, wie es kommen muss.
Zitatende
Quelle: FW - Die Tagebücher - Athänum Verlag
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Sie ließ sich am Konservatorium von
Graz ausbilden und sang 1960 bei den Bayreuther Festspielen ein
Blumenmädchen in Wagners 'Parsifal'.
Herbert von Karajan wurde auf die junge Sängerin aufmerksam und empfahl
sie an die Wiener Staatsoper, an die sie noch im gleichen Jahr engagiert
wurde und als Barbarina in Mozarts 'Le
nozze di Figaro' debütierte.
Es folgte die Pamina in Aix-en-Provence, die Ilia in
'Idomeneo'
in Glyndebourne und dort die Gräfin in 'Nozze'.
Ihr reiner Ton mit einem silbrigen Schimmer und Silberfaden und
die instrumental geführte Stimme von keuscher Wirkung machten sie zu
einer idealen 'Lyrischen'.
Ihre gerade, fast vibratolose, Stimme brachte
sie in der Auffassung des Publikums in die Nähe der Schwarzkopf.
Diese Tongebung ist insofern gefährlich als jede Schwankung sofort als
'falscher Ton' eingestuft wird, was bei der Janowitz mit ihrer Präzision
in der Stimmführung allerdings nicht vorkam.
1963 trat sie erstmals bei den Salzburger Festspielen auf und war
dort eine gefeierte Interpretin der Donna Anna in Mozarts
'Don Giovanni',
der Contessa in 'Le nozze di Figaro'
und der Fiordiligi in 'Cosi fan tutte'.
Dass sich Sopranistinnen immer wieder schnell ins Joch der
'Jugendlich-Dramatischen'
einspannen lassen, ist von übel, birgt es doch die Gefahr der
Überanstrengung, der Überforderung – des zu früh, zu schwer.
Muss nach Mozart so schnell Wagner und Verdi folgen?
Herbert von Karajan besetzte Frau Janowitz bei seinen Salzburger
Osterfestspielen im Jahr
1967 als Sieglinde in Wagners 'Die
Walküre', diese Partie sang sie im
gleichen Jahr an der New Yorker Met.
An der Deutschen Oper Berlin hatte sie ab 1969 Erfolge im italienischen
Fach und sang Verdi-Partien, wie die der Amelia in
'Simon Boccanegra.
1978-81 sang sie die Marschallin in Strauss' 'Der
Rosenkavalier' und die Titelrolle in
dessen 'Ariadne auf Naxos',
die Odabella in 'Attila' und dann aber auch die Aida.
Dazu kam die 'Fidelio-Leonore', wobei auffiel, dass auch für ein
Berufssopran ein hohes H ein hohes H bedeutet.
Eine Karriere hatte die stilistisch versierte Sängerin auch als Lied-
und Konzertsängerin, wobei es ihr weniger um Wortverständlichkeit, denn
um die Töne ging. Viele Einspielungen dokumentieren die kühle Schönheit
ihrer Stimme.
Nach dem Abschied von der Bühne mit der Marschallin wurde Gundula
Janowitz 1990 zur Operndirektorin der Oper in Graz ernannt, zog sich
jedoch ein Jahr später von diesem Amt wieder zurück.
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Sharon Sweet
am
16. August 1951 in New York geboren
Foto:
Opera
News |
Noch
während des Studiums gewann
einen
Gesangswettbewerb der New Yorker Met und gab danach in ihrem Wohnort
Philadelphia Lieder- und Arienkonzerte.
1985 kam sie nach Deutschland und errang ihren ersten großen
Erfolg in einer konzertanten Aufführung von Verdis
'Aida'
in München. Zu ihrem ersten Engagement kam es
1986 am Opernhaus Dortmund, wo sie als Elisabeth in Wagners
'Tannhäuser'
debütierte. Diese Partie sang sie auch an der Deutschen Oper Berlin,
deren Mitglied sie
1987 wurde. Mit ihrer leuchtend-voluminösen Stimme hatte sie auch
als Leonora in Verdis 'Il trovatore',
als Desdemona in dessen 'Otello'
und als Aida begeisterte Zustimmung. Rasch entwickelte sich eine
internationale Gastspieltätigkeit,
1987 debütierte sie als Elisabetta in Verdis
'Don Carlo'
an der Pariser Oper und an der Hamburgischen Staatsoper,
1988 als Elisabeth in 'Tannhäuser'
an der Staatsoper Wien. Mit der Aida gab sie
1989 ihr Amerika-Debüt an der Opera von San Francisco.
1987 gestaltete sie bei den Salzburger Festspielen den Sopranpart
in Dvoraks 'Stabat mater';
gerühmt wird ihr Vortrag in Verdis 'Requiem'.
Sie war auch eine bedeutende Konzertsängerin.
Vorstellungen mit Sharon Sweet an der Wiener Staatsoper
Il trovatore
Leonora | 4
Vorstellungen |
21.09.1990–03.10.1990
Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg
Elisabeth | 7
Vorstellungen |
20.11.1988–17.05.1992
Platteneinspielungen:
Weber: Der Freischütz
Sharon Sweet (Agathe), Ruth Ziesak (Ännchen),
Peter Seiffert (Max), Andreas Schmidt (Ottokar), Kurt Rydl (Kaspar),
Roman Trekel (Kilian), Anton Scharinger (Kuno), Matthias Hölle (Eremit),
Peter Matic (Samiel)
Rundfunkchor Berlin & Deutsches
Symphonie-Orchester Berlin, Marek Janowski
Verdi: Il Trovatore
Sharon Sweet (Leonora), Anne Mason (Azucena), Dennis O'Neill (Manrico),
Alan Opie (Luna), Clive Bayley (Ferrando), Helen Williams (Inez)
London Philharmonic Orchestra, Geoffrey Mitchell Choir, David Parry
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Robert Hale
am
22.
August 1937
in San Antonio
geboren
Foto:
EMI |
Er studierte u. a. in Boston und
debütierte 1965 als Figaro in Mozarts 'Le nozze di Figaro' in Denver.
Zwei Jahre später wurde er an die New York City Opera verpflichtet, wo
er sein Repertoire aufbaute und vor allem als Mozarts Don Giovanni und
Conte im 'Figaro' erfolgreich war.
Seit Ende der 70er sang er bevorzugt in Europa, nachdem er 1978 an der
Staatsoper Stuttgart erstmals mit triumphalem Erfolg die Titelpartie in
Wagners 'Der fliegende Holländer' verkörpert hatte.
In zunehmendem Maße eroberte sich der Sänger weitere Rollen des
dramatischen Faches, für die er mit seiner kraftvollen, ausdrucksstarken
Stimme und der imposanten Bühnenerscheinung prädestiniert war, so den
Jochanaan in Strauss' 'Salome', mit dem er 1988 an der Londoner Covent
Garden Opera debütierte, den Pizarro in Beethovens 'Fidelio', den er
1990 bei den Salzburger Festspielen gab, und den Wotan / Wanderer in
Wagners 'Ring', den er mittlerweile an vielen großen Bühnen mit großem
Erfolg gestaltete, so auch an der Deutschen Oper Berlin in der
Inszenierung von Götz Friedrich und an der Mailänder Scala, wo er 1989
im 'Der Fliegende Holländer' debütiert hatte.
Spektakulär in seiner diabolisch-schillernden Bühnenpräsenz ist sein
Mefistofele in John Dews Inszenierung von Gounods 'Faust' an der
Deutschen Oper Berlin.
Bei den Salzburger Festspielen 1995 gab
er in einer Neuinszenierung von Bartoks 'Herzog Blaubarts Burg' die
Titelpartie. Der Sänger war mehrere Jahre mit der dänischen Sopranistin
Inga Nielsen verheiratet und mit ihr oft gemeinsam aufgetreten.
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José van Dam
am
27.
August 1940
in Brüssel
geboren
Foto:
CBS |
Nach dem Studium am Konservatorium
seiner Heimatstadt und dem Gewinn mehrerer Gesangswettbewerbe
gelang ihm bereits 1961 den Sprung an die Pariser Grand Opera, wo er als
Escamillo in Bizets 'Carmen' debütierte und bis 1965 engagiert war. Sein
Weg führte ihn nach Genf und ab 1967 an die Deutsche Oper Berlin.
Nun setzte ein rasche Weltkarriere ein, die den Sänger mit seiner nobel
timbrierten Stimme, der intelligenten Rollengestaltung und dem
kultivierten Vortragsstil vor allem in Mozart-Partien, aber auch als
Mefistophele in den 'Faust' - Opern von Gounod und Berlioz, als Golaud
in Debussys Pelléas et Mélisande' und als Jochanaan in Strauss' 'Salome'
an die großen Opernhäuser in Europa und Amerika führte.
Nachdem er bei den Salzburger Festspielen 1974/75 den Grafen Mozarts
'Figaro' gegeben hatte, besetzte ihn Herbert von Karajan damit auch bei
seiner Rückkehr an die Wiener Staatsoper 1977 und zunehmend mit
Wagner-Partien in seinen' Inszenierungen bei den Osterfestspielen
Salzburg (Titelrolle in 'Der fliegende Holländer', Amfortas in
'Parsifal').
1983 sang er in der Uraufführung von Messiaens 'Saint François d'Assise'
an der Grand Opéra von Paris den Titelhelden, den er 1993 in der
spektakulären Inszenierung Peter Sellars auch bei den Salzburger
Festspielen verkörperte. Eine große Anzahl von Aufnahmen halten seine
Kunst als Opernsänger und großer Liedgestalter fest. Der französische
Regisseur Gérard Corbian drehte mit ihm seinen Musikfilm 'Le Maître de
musique'.
Aus den
Medien
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Absage
der Bayreuther Festspiele 2020
am 31.3.2020
Zitat
Alles
andere als gelassen war Festivalchefin Katharina Wagner als sie
am Dienstag die Bayreuther Festspiele absagen musste.
Die sollten
dieses Jahr doch noch sensationeller eröffnen als sonst, nämlich
mit einem fast unbekannten 30-jährigen Regisseur, dem
Österreicher Valentin Schwarz, der gleich mal Wagners ganzen
'Ring' inszenieren sollte. Immerhin vier abendfüllende Werke -
16 Stunden Oper.
Die Absage ist
nun nicht nur ein herber Schlag für ihn und die
Welt-Wagner-Seele auch ein Desaster weit über diese Spielzeit
hinaus.
Einschätzungen
vom Musikjournalisten Axel Brüggemann und dem Vorsitzenden der
Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, Georg Freiherr von
Waldenfels.
Bis zum Schluss
hoffte man, dass die Bayreuther Festspiele doch noch stattfinden
werden, gerade in dem Jahr, in dem ein neuer 'Ring' entstehen
sollte.
Aber Bayreuth
verstummt aus gutem Grund.
Axel Brüggemann:
„Bayreuth beginnt
ja nicht am 25. Juli, wenn die Kanzlerin kommt. Bayreuth beginnt
jetzt, vor allem wenn der Ring des Nibelungen auf dem Programm
steht das sind vier Abende, die inszeniert werden müssen, die
geprobt werden müssen.
Jetzt müssten die
Sänger aus Amerika aus Asien nach Bayreuth einfliegen, das
Orchester muss zusammensitzen und proben.
All das ist unter
den aktuellen Bedingungen natürlich absolut unmöglich und
deshalb ist der Zeitplan einfach nicht einzuhalten bis zum 25.
Juli so etwas wie den 'Ring ' zu stemmen.“
Der
Musikjournalist Axel Brüggemann kennt die heiligen Wagnerhallen,
in denen das Publikum dicht an dicht sitzt und das Orchester im
tiefsten und engsten Orchestergraben der Welt musiziert.
Der mystische
Abgrund, der nach unten geht.
Wo 120 Musiker
eng gedrängt aufeinandersitzen, also wo die Rotze aus den
Hörnern spritzt. Also, ich glaube, das alleine ist schon
unglaublich gefährlich, geschweige denn vom Publikum. 1200 Leute
passen ins Bayreuther Festspielhaus 1200 Leute, davon würde ich
sagen sind 50% mit Sicherheit über 70 Jahre alt, man stellt sich
vor, da husten zwei Leute in der Premiere, oder in der
Götterdämmerung 6 Stunden lang.
Da haben wir
dann zwei Wochen später die Nachricht, dass die Hälfte der
Wagnerianer aus der Welt ausgestorben sind.
Also das kann
kein Politiker, das kann kein Intendant, das kann niemand
verantworten.“
Mit der ersten
Absage der Festspiele seit 1951 ist auch ein Funken Hoffnung
zunichte gemacht, auf baldige Normalität im Kulturbetrieb.
Georg Freiherr
von Waldenfels
„Der größte
Verlust ist natürlich für einen Wagnerianer, da wird er die neue
Inszenierung des Ringes nicht erleben können in diesem Jahr auf
die sich ja viele gefreut haben
Und das gilt ja
für das für das Drum-Herum in Bayreuth und für alle anderen
Aufführungen natürlich im gleichen Maße.
Aber es ist
hinnehmbar, denk ich, wenn wir unter dem Gesichtspunkt von
Corona und dass hier in diesem Land und vor allem weltweit Leute
eben betroffen sind durch diese entsetzliche Viruskrankheit da
wirkt jeder andere Schaden, wenn wir den relativiert, nicht ganz
so dramatisch.“
Der grüne Hügel
verwaist wieso viele andere Spielstätten.
In der Not
suchen Veranstalter und Künstler neue Wege. Sie streamen im
Netz, aber das ist kein Allheilmittel.
Axel Brüggemann:
„Man pilgert nach
Bayreuth. Das dort Hingehen ist an sich schon Akt der Oper, das
Essen der Festspiel-Wurst gehört dazu, das Leiden, in dem man
eng sitzt in diesem Opernhaus, nicht wie auf dem
Wohnzimmersessel. Das alles kann man natürlich nicht virtuell
imitieren.
Für viele
Solisten macht das Engagement in Bayreuth den Großteil ihres
Jahreseinkommens aus. Das bricht nun Weg, für nicht wenige
existenzbedrohend.
Georg Freiherr
von Waldenfels
„Wenn da dringend
Hilfe notwendig ist, wird es auch entsprechend formuliert werden
und an die Gesellschafter auch herangetragen werden. Das steht
außer Frage, da hab ich eigentlich auch den Eindruck, dass die
Fürsorge für die Solisten und für die Künstler gerade der
Festspielleitung sehr deutlich gespürt wird.“
Axel Brüggemann:
„Ich glaube, dass
wir nach Corona tatsächlich über komplett neue Wege nachdenken
werden und müssen, wie wir unsere Kunst und vor allen Dingen
unsere freien Künstler finanzieren und das bedingungslose
Grundeinkommen ist mit Sicherheit eine diskussionswürdige
Alternative.“
Längst sind die
Bayreuther Festspiele kein Familienunternehmen mehr. Durch den
diesjährigen Totalausfall werden sie auf weitere Staatshilfen
angewiesen sein. So einfach verschieben lassen sie sich nicht,
zum einen wegen der fehlenden Heizung im Festspielhaus, aber
auch wegen anderweitiger Verpflichtungen ihrer Stars.
Axel Brüggemann:
„Kulturbetriebe
sind nicht nur nice-to-have.
Da ist nicht nur
die Frage, ja findet die Oper statt, findet die Oper nicht
statt.
Bayreuth gerade
in der Region wie Franken wird erleben, dass dieser Sommer fatal
für die Wirtschaft der Stadt sein wird und wir sollten uns
bewusst werden:
Kultur ist nicht
nur Schönklang, sondern Kultur ist inzwischen auch ein ganz
erheblicher Wirtschaftsfaktor und wenn wir das mitnehmen aus der
Krise, haben wir schon wieder viel gelernt.“
Die Absage der
Bayreuther Festspiele bringt die anderen großen Festivals unter
Zugzwang.
Auch Sie werden
wohl absagen müssen, mit für alle noch nicht absehbaren Folgen."
Zitatende
Quelle: Umschrift
einer Mitteilung in Kulturzeit von 3sat am 3. April 2020
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Zitat
Zitatende
Screenshot BILD-Zeitung
https://www.google.com/
search?q=bild+mein+lieber+schwan&client=firefox-b-d&tbm=isch&source=iu&ictx=1&fir=ZbcXdp7TyLolqM%253A%252
ChiYL02cZwJsrdM%252C_&vet=1&usg=AI4_-kSY6muMoM8WayRLEADlMWuoI40qSA&sa=X&ved=2ahUKEwiL69n8sp
LpAhWE2uAKHRlpA9wQ9QEwBnoECAoQIg#imgrc=ZbcXdp7TyLolqM:
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Geschäftsführerin der
Bayreuther Festspiele
längerfristig erkrankt
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Zitat
Die Leiterin der Bayreuther Festspiele, Katharina Wagner, kann
ihr Amt
„bis auf Weiteres“ nicht ausüben.
Grund hierfür sei eine längerfristige Erkrankung, teilten die
Festspiele mit. Der ehemalige kaufmännische Geschäftsführer,
Heinz-Dieter Sense, soll Wagner kommissarisch vertreten. Wie
lange die 41-Jährige ausfalle, sei unklar.
Die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner (1813-1883) und
Tochter des langjährigen Festspiel-Chefs Wolfgang Wagner hatte
die Festspielleitung im Jahr 2008 gemeinsam mit ihrer
Halbschwester Eva Wagner-Pasquier übernommen, seit 2015 ist sie
alleinige Chefin. Erst im November 2019 hatte sie ihren Vertrag
bis 2025 verlängert.
Zitatende
Quelle:
https://www.deutschlandfunk.de/bayreuth-festspiel-chefin-katharina-wagner-laengerfristig.2849.de.html?drn:news_id=1125036
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Zitat
Bayreuther Festspiele:
“Flieh des
Ringes Fluch“
Erst die Absage der diesjährigen Festspiele,
dann die Nachricht vom krankheitsbedingten Ausfall der Chefin:
Bayreuth sorgt sich um Katharina Wagner.
Ulrich Amling
Es war das erste große Sommerfestival, das
wegen der Corona-Pandemie den Ausfall der kompletten Saison
bekanntgeben musste, inklusive des Herzstücks, der neu zu
schmiedenden Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“. Die
Bayreuther Festspiele haben damit früh Verletzlichkeit
gezeigt, während man in Salzburg noch immer hofft, wenn schon
kein rauschendes Jubiläumsprogramm zum 100. Geburtstag, so doch
irgendwie „andere Festspiele“ ausrichten zu können.
Nun kommt die nächste Hiobsbotschaft vom
Grünen Hügel:
Festspielchefin Katharina Wagner ist so schwer erkrankt,
dass sie ihr Amt „bis auf Weiteres“ nicht ausüben kann. Um die
Geschäftsfähigkeit des Wagner-Horts aufrechtzuerhalten, wurde
mit Heinz-Dieter Sense ein zusätzlicher kommissarischer
Geschäftsführer berufen. Der 81-Jährige war bereits von 2013 bis
2016 kaufmännischer Leiter der Festspiele, er ist ein ebenso
versierter wie loyaler Helfer.
Nimmt man zu dieser Meldung noch die spürbar geschockte
Reaktion des Bayreuther Umfelds hinzu, macht man sich ernsthaft
Sorgen um die Gesundheit der 41-jährigen Gralshüterin. Georg von
Waldenfels, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde von
Bayreuth, gibt zu Protokoll, dass Katharina Wagner aufgrund
ihrer Erkrankung auch ausgefallen wäre, wenn die Festspiele
dieses Jahr hätten stattfinden können.
Zitatende
Quelle:
https://www.tagesspiegel.de/kultur/bayreuther-festspiele-flieh-des-ringes-fluch/25784220.html
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Was wird aus unseren
Theatern?
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Zitat
Öffentliche Einrichtungen wie Museen und Galerien dürfen in
Thüringen bald wieder besucht werden. Nur die Theater bleiben
geschlossen. Das sei hart, aber konsequent, meint Hasko Weber,
Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters in Weimar.
In den Theatern und anderen Kulturbetrieben ergebe sich
allerdings eine besondere Problematik. Es sei insofern
kompliziert, „weil wir einfach auf Körperkontakt angewiesen
sind, im Schauspiel genauso wie in der Oper, im Tanz. Und
natürlich ist ein Orchester darauf angewiesen, unterhalb von
anderthalb Metern nebeneinander zu sitzen, sonst ist es nicht
musizierfähig“.
Zitatende
Quelle:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ulrich-khuon-zur-lage-der-theater-buehnenverein-kritisiert.1013.de.html?dram:article_id=474985
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Zitat
In der Coronakrise liegt auch eine Chance für neue
Theaterformate, meint Bert Zander. In Oberhausen inszeniert er
gerade Camus'"Pest“: Jeder Darsteller produziert seinen Part zu
Hause im Ministudio. Per Videoschnitt wird das Ganze dann
zusammengefügt.
In Zeiten der vom Coronavirus erzwungenen Spielpause locken
die Theater ihre Besucherinnen und Besucher vermehrt ins Netz.
Landauf, landab wird gestreamt: Mitschnitte von älteren
Erfolgsstücken und kleinen Perlen, von Publikumsrennern und
Besonderheiten aus den Nebenspielstätten.
Doch es gibt immer wieder auch Zweifel an dieser
Retortenpraxis. Manch einer wünscht sich stattdessen ein
interaktives, ganz eigenes Onlinetheater, das nicht mit
Liveaufführungen und auch nicht mit Filmen und Serien
konkurrieren muss.
Zitatende
Quelle:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/kontaktlose-auffuehrungen-wie-theater-trotz-corona.2159.de.html?dram:article_id=474492
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Schriftverkehr
Schreiben an den Bayerischen Staatsminister
für Wissenschaft und Kunst
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Zitat
Heribert A. Bludau
Bayerisches
Staatsministerium
für Wissenschaft
und Kunst,
c/o Herrn
Staatsminister Bernd Sibler, p e r s ö n l i c h
Salvatorstraße 2
80333 München
Zustellung per Einschreiben mit Rückschein
Es geht um die
Bayreuther Festspiele, um die neue, in den Stiftungsrat derRichard
Wagner-Stiftung Bayreuth delegierte Ministerialdirigentin Frau Angelika
Kaus und um meine bisher vergeblichen Bemühungen mit dieser, Ihrer
Mitarbeiterin, in Kontakt zu treten.
Sehr geehrter
Herr Staatsminister Sibler,
am 30.10.2019
habe ich in einem ausführlichen Schreiben an die vier Gesellschafter
der Bayreuther Festspiele GmbH und an den Vorstand der Richard Wagner-Stiftung
Bayreuth den derzeitigen Zustand der Bayreuther Festspiele und eine
Zukunftsprognose dazu ausführlichst geschildert. Sie haben als
oberster Repräsentant des
Gesellschafters Land Bayern dieses Schreiben auch (per Einschreiben)
erhalten. Eine Antwort darauf erhielt ich bisher nicht, obwohl
die Aktualität des
Inhaltes seither unverändert besteht.
Zwischenzeitlich
ging Herr Toni Schmid, Ihr Delegierter für alle Angelegenheiten bei den
Bayreuther Festspielen und der Richard Wagner-Stiftung in
Pension. Als Nachfolgerin
wurde die Ministerialdirigentin Frau Angelika Kaus mit den Aufgaben von
Herrn Schmid betraut, sie übernahm sogar – handstreichartig –
den Vorsitz des
Stiftungsrates der Richard Wagner-Stiftung.
Warum gerade ich
mich mit den seit 2008 in beängstigend kurzen Abständen aufeinander
folgenden, haarsträubenden, negativen Vorgängen bei den
Bayreuther Festspielen
beschäftige, habe ich mehrfach dargelegt. Jede Veränderung der Strukturen des
Unternehmens Festspiele, jede Aufgabe bewährter Traditionen,
jede Verpflichtung
namenloser und unerfahrener und für Bayreuther Verhältnisse untragbarer
Regisseure, jede weitere Festspielpremiere die die
Bayreuth-Besucher erschaudern
lässt, offenbaren die Fehlbesetzung Katharina Wagners als
Festspielleiterin. Mit jeder der hier genannten Veränderungen
wächst die Liste der radikalen
Entstellungen der Wagnerschen Handlungen seiner Opern bzw.
seiner Musikdramen.
Gleichzeitig steigen die Budgetkosten in nie gekannte Höhen, gleichzeitig
werden die Karten für die Menschen, die gerne mal eine
Vorstellung in Bayreuth erleben
wollen unerschwinglich und gleichzeitig sinkt die Kartennachfrage
seit 2005 ungebremst weiter, so dass mittlerweile nicht einmal
die 32 Vorstellungen
(bis vor zwei Jahren waren es noch 30 Vorstellungen) pro Saison ausverkauft
sind.
Seit der
Scheinabstimmung 2008, die Katharina Wagner (damals noch mit
ihrer Halbschwester
Eva Wagner-Pasquier) an die Festspielspitze brachte, ist in
diesem Hause nichts
mehr davon zu spüren, was bis zum Anfang des 21. Jahrhunderts
den großen Erfolg
dieses ältesten Musikfestivals ausgelöst hat.
Zur Erinnerung:
Die Musikwelt kennt vielseitige Möglichkeiten der Interpretation von Musik. Da
sind einmal die großen Sinfonien, die Kammerkonzerte die Solokonzerte,
die Streichquartette, die Quintette, die Sonaten, die Musik für
die menschliche
Stimme u.v.a.m. Alle diese Kunstwerke finden ihre Aufführung in dafür geeigneten
Konzertsälen oder anderen dafür vorgesehenen Räumlichkeiten.
Daneben gibt es
aber auch musikalische Werke wie Operetten, Opern oder Musikdramen.
Diese Werke sind (vereinfacht dargestellt) Geschichten die durch die Wirkung von
Musik erzählt werden. Ihre Wiedergabe besteht aus zwei Komponenten, aus
der Instrumentalmusik und der optischen Darstellung des Werkes. Um
dieses zu realisieren wurde das Theater – oder besser gesagt –
das Opernhaus
erfunden.
Richard Wagner
hat zur Aufführung seiner Werke ein Operntheater gebaut. Er hat dieses (von ihm
als Festspielhaus bezeichnete) Theater hinterlassen, damit seine Werke dort
weiterhin aufgeführt werden können. Seine Nachfahren haben dies
bis zum Beginn des
21. Jahrhunderts meisterhaft verwirklicht. Die Aufführungen in Bayreuth galten
weltweit als mustergültig. Ab 2004 war davon nichts mehr zu spüren. Von der
2008 zu wählenden neuen Festspielleitung dringend erwartete künstlerische
Erneuerung fand nicht statt. Die erforderliche Erfahrung von Künstlern
spielte bei der Suche nach der bestmöglichen Festspielleitung
keine Rolle.
Ausschließlich machtpolitische und finanzielle Gesichtpunkte –
alle gesteuert durch
Herrn Toni Schmid – waren ausschlaggebend. Und so ist das seit 2008 bis heute
geblieben. Und wenn nicht alles täuscht, soll das - nachdem nun Frau Kaus, die
nicht aus dem Kulturbereich kommt und jetzt bereits Vorsitzende des
Stiftungsrates ist - so weitergehen.
Ich möchte (nur
noch einmal) daran erinnern:
Basierend auf
dem gemeinsamen Testament von Siegfried und Winifred Wagner aus dem Jahre
1929, schufen die vier Wagnerschen Familienstämme Ende der 1960er/Anfang
der 1970er Jahre die Stiftungsurkunde und die Stiftungssatzung
der dann 1973 in
Kraft getretenen Richard Wagner-Stiftung Bayreuth.
Mit
Inkrafttreten der Stiftung wurde diese zum rechtmäßigen Erben
des ideellen und materiellen
Nachlasses Richard Wagners, der laut dem zuvor erwähnten Testament bis zu
diesem Zeitpunkt Winifred Wagner als Vorerbe und deren vier Kinder als
rechtmäßige Haupterben ausgewiesen hatte. Diese Regelung ist in
der Stiftungsurkunde
von allen Beteiligten durch Unterschrift bestätigt.
In diesem
Dokument ist das (unveräußerliche) Festspielhaus ausdrücklich
„zur festlichen
Aufführung der Werke Richard Wagners“ zu erhalten.
Die Stifter haben mit großer Einigkeit im §8 der
Stiftungssatzung festgelegt, dass der
Festspielunternehmer (also der Festspielleiter) vom Stiftungsrat
zu wählen ist. Dort ist auch die
Rede von der Wahl des bestmöglichen Bewerbers für diesen Posten.
Es ist dort
nicht die Rede davon, dass der Vertrag mit der Person des Festspielleiters
durch den Verwaltungsrat einer in der Satzung nirgends erwähnten GmbH
einfach mehrfach verlängert oder erneuert werden kann.
Der
Festspielleiter hat demnach Narrenfreiheit auf Dauer! Seine
Leistung kann also durch
den Stiftungsrat (der sich bei dieser Prozedur auch von Fachleuten
beraten lassen kann) nicht geprüft, bestätigt oder abgelehnt werden. Das war
und ist ausdrücklich nicht im Sinne der Stifter.
Herr Schmid hat
über die Jahre hinweg mit allerhand zwielichtigen Winkelzügen und der
Schaffung neuer Verträge (z.B. des neuen, durch den Eigentümer
nicht kündbaren
Mietvertrages für das Festspielhaus) sowie unter Ausnutzung der
Sanierungsbedürftigkeit der Festspielgebäude, Bedingungen
geschaffen, gegen die sich der seit
2008 – ebenfalls durch Herrn Schmid – entmachtete Stiftungsrat
nicht zur Wehr gesetzt
hat. Da auch infolge Ämterhäufung der Vorstand der Richard Wagner-Stiftung
keinerlei Bestrebungen gegen diese Machenschaften hat erkennen lassen, wurde
Katharina Wagner, als Festspielleiterin im Amt gehalten.
Und sie ist es,
die seit 2010 dafür gesorgt hat, dass alle Inszenierungen bis
heute nicht mehr die
Werke widerspiegeln, die auf dem Spielplan aufgeführt sind.
Lediglich deren
Musik wird parallel zu diesen „teilweise abartigen
Fantasieprodukten“ der Regieanfänger im Festspielhaus gespielt.
Das ist nicht nur schändlich, es
ist gegenüber den Besuchern sogar Betrug, denn sie wollen
Richard Wagners Werke
erleben und nicht diesen Unfug und dieses Spektakel.
Über diese
„unerträglichen Entgleisungen“, die das Werk Richard Wagners
schwer beschädigen, die
den Ruf Bayreuths als beste Wagner-Aufführungsstätte ruiniert haben und die in
ihrer Gesamtwirkung sogar der Stadt Bayreuth und dem Umland wirtschaftlichen
Schaden zufügen, genau darüber wollte ich mit Frau Kaus sprechen, denn
viele tausende Bayreuth-Freunde und auch die Mehrzahl aller Fachleute sind
der Ansicht, dass dagegen endlich etwas – ganz entschieden - unternommen
werden muss.
Mit großer
Erleichterung wurde von allen Bayreuth-Kennern die Absage derdiesjährigen
Bayreuther Festspiele (wegen der Corona-Krise) begrüßt. Der für dieses Jahr
vorgesehene Ring, der auch wieder ein solches Entfremdungsdrama hätte werden
sollen, soll erst 2022 kommen. Vielleicht kann man ihn ganz verhindern?!
Seit Anfang
Januar 2020 versuche ich eine Verbindung zu Frau Kaus
herzustellen, einmal über ihr
Sekretariat, dann per Email und zuletzt mit meinem Brief an sie vom 21.03.2020.
Frau Kaus hat sich nicht bei mir gemeldet. Die Ernsthaftigkeit meiner Bitte
„hat sich ihr nicht erschlossen“.
Sehr geehrter
Herr Minister Sibler,
Sie werden
verstehen, dass ich zumindest auf einem Telefongespräch bestehe,
dass einmal nicht
darauf hinaus läuft, dass ich „ruhig gestellt werden müsse“,
sondern dass in
sachlicher Atmosphäre stattfinden sollte.
Da ich als
Rentner zeitlich flexibel bin, kann der Gesprächszeitpunkt über
das Sekretariat von
Frau Ministerialdirigentin Kaus nach ihren Wünschen mit mir vereinbart
werden.
Ich rechne fest
mit Ihrer Hilfe.
Mit freundlichen
Grüßen
Heribert A.
Bludau
In Kopie liegt
bei: Mein Schreiben an Frau Kaus vom 21.03.2020
Je eine Durchschrift erhält: Das Regensburger Kulturjournal
und ein Mitglied
des Stiftungsrates der Richard Wagner-Stiftung Bayreuth
Zitatende
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Die deutschen
Musiktheater
Die alte Komische Oper war ein privatwirtschaftlich
betriebenes
Opernhaus in
Berlin-Mitte,
Friedrichstraße 104, an der
Weidendammer Brücke.
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Zitat
Das Haus wurde in rund elf Monaten Bauzeit von Dezember 1904 bis
November 1905 errichtet. Mit Planung und Bauausführung war das
Berliner Baugeschäft Lachmann & Zauber beauftragt, als
Entwurfsurheber für die Fassadengestaltung wird der dort
angestellte Architekt Arthur Biberfeld (1874–1959)
genannt.
In der Umgebung befanden sich außer dem Bahnhof
Friedrichstraße als Verkehrsknoten auch der
Admiralspalast, in den 1920er Jahren eines der bekanntesten
Revuetheater Berlins, weitere Theater und diverse bekannte
Hotels. Aus dieser zentralen Lage resultierte schon zur Bauzeit
ein hoher Grundstückspreis, aus dem sich wiederum die
Notwendigkeit ergab, das Gebäude auf einem relativ kleinen, mit
1.370 m² für ein Musiktheater eigentlich zu beengten Grundstück
zu errichten.
Der Bauherr und erste Intendant des Hauses (bis 1911),
Hans Gregor, bezeichnete den Zuschauerraum als
„dilettantisch verpfuscht“, der im Parkett und auf drei frei
auskragenden Rängen 1.254 Sitzplätze hatte. Vor der 9,20 m
breiten Bühnenöffnung bot der Orchestergraben Platz für bis zu
60 Musiker. Zuschauerraum, Wandelgänge und Foyer waren aufwändig
dekoriert, der von der Berliner Bildhauerwerkstatt für Stuck-
und Antragearbeiten Albert Kretzschmar ausgeführte
plastische Schmuck ließ sich stilistisch zwischen
Neobarock und
Jugendstil einordnen. Im äußeren Erscheinungsbild des
Theaters traten durch die Kolossal-Pilaster und die Rundungen
(Dach, Gebäudekanten und Giebelfeld) die neobarocken Züge in den
Vordergrund, die Fassaden bestanden dabei aus hellem Cottaer
Sandstein.
Nach dem Weggang des Intendanten Hans Gregor wurden verstärkt
Operetten gespielt. Die Sängerin Aurelie Révy
(1879–1957) übernahm die Leitung der Komischen Oper.
Als ein Höhepunkt in dieser Phase war 1917 die Uraufführung des
Schwarzwaldmädels. In den 1920er Jahren verlagerte sich
der Schwerpunkt – dem allgemeinen Zeitgeschmack folgend – hin zu
Revuen. Das Haus gelangte Anfang der 1920er Jahre in das
Eigentum der Internationalen Neuheiten-Vertriebs-Gesellschaft.
1929 nahm der Berliner Architekt
Martin Punitzer eine den gewandelten Musikgeschmack
widerspiegelnde gestalterische Modernisierung vor, bei der
insbesondere im Inneren des Gebäudes das inzwischen als
überladen und altmodisch empfundene plastische Dekor beseitigt
wurde. An der Fassade wurden über dem Eingang Leuchtkästen aus
Opakglas angebracht, womit man dem zeitgenössischen Trend zur
gerade in den Abendstunden Aufmerksamkeit heischenden
Lichtreklame folgte. Doch parallel dazu kam die Gesellschaft
in Finanznot und bot das Haus bei einer Versteigerung zum Kauf
an.
Mitte der 1930er Jahre leitete
Kurt Strickrodt das Haus.
Das Gebäude wurde am Ende des
Zweiten Weltkriegs ein Opfer der Bomben. Nach dem
Abräumen der Trümmer blieb das Grundstück bis zur
Neubebauung in den 1980er Jahren frei.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Komische_Oper_Berlin
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Zitat
Geschichte der Komischen Oper in der
Berliner Behrensstraße
Quelle: Fink-Kümmerly + Frei
1892 bis 1944: Das Metropol-Theater
Die Wiener Architekten
Hermann Helmer und
Ferdinand Fellner (Büro
Fellner & Helmer) errichteten 1892 den Theaterbau, in dem
zunächst das
Theater Unter den Linden spielte. Ab 1898 befand sich hier
das
Metropol-Theater, es war vor dem
Ersten Weltkrieg wegen seiner berühmten Metropol-Revuen und
nach 1918 als Operettentheater bekannt. 1933 wurde das
Metropol-Theater geschlossen, jedoch schon 1934 von der
NS-Organisation „Kraft
durch Freude“ wiedereröffnet und diente etwa der
Uraufführung der Operette
Maske in Blau von
Fred Raymond oder
Frauen im Metropol von
Ludwig Schmidseder. Kurz vor Ende des
Zweiten Weltkriegs wurden große Teile des Gebäudes sowie der
Eingangsbereich und das Deckengemälde völlig zerstört. Der
Zuschauerraum blieb nahezu unbeschädigt.
1947 bis heute: Komische Oper
Berlin
Im Jahr 1947 begann mit der Gründung der Komischen Oper
Berlin durch den österreichischen Regisseur
Walter Felsenstein und der Eröffnung am 19. Dezember mit
Johann Strauss und seiner Operette
Die Fledermaus ein neues Kapitel in der Geschichte des
Gebäudes. Mit der Arbeit von Walter Felsenstein, der bis zu
seinem Tode 1975 Intendant und Chefregisseur des Hauses war,
erlangte die Komische Oper Berlin weltweite Anerkennung als
Geburtsstätte des modernen Musiktheaters.
Einige der Inszenierungen des Regisseurs genießen heute fast
legendären Ruhm, so etwa
Hoffmanns Erzählungen und
Ritter Blaubart von
Jacques Offenbach sowie Verdis
La traviata. Es wurde ein völlig neues Ensemble
gegründet und von dem Kapellmeister
Leo Spies ein Orchester neu aufgebaut. Zu den namhaften
Dirigenten, die das 1947 unter Leo Spies gegründete Orchester
der Komischen Oper im Laufe der folgenden Jahre leiteten,
zählten
Otto Klemperer,
Václav Neumann,
Rolf Reuter und
Kurt Masur. Als Dramaturgen wirkten an der Komischen Oper
u. a.
Götz Friedrich (auch Regisseur),
Siegfried Matthus,
Horst Seeger und
Hermann Neef.
In den Jahren 1965 und 1966 wurde das Haus umfangreich
modernisiert. Nach Entwürfen des Architekten
Kunz Nierade wurde die Fassade neu gestaltet, und es
entstand das neue Funktionsgebäude. Das Haus wurde am 4.
Dezember 1966 mit
Mozarts
Don Giovanni in der
Inszenierung von Walter Felsenstein wiedereröffnet. Die
Komische Oper verfügt heute über eine Kapazität von 1190
Sitzplätzen.
Zitatende
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Komische_Oper_Berlin#mw-head
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Zitat
Der Mann, der sie im Herbst 1947 begründete, musste nicht
erst mit eisernem Besen aufräumen; er brauchte nur mit Schwung
und Phantasie neu anzufangen.
Vom Schauspiel und (gelegentlich auch) der Operette kommend, hat
Walter Felsenstein den Stil eines realistischen Musiktheaters
mit aller Konsequenz verfochten. Ihm war alles ein Gräuel, was
mit dem Trott alter Oper zusammenhing: das
'kostümierte Konzept'
mit dem selbstherrlichen Stimmprotz wie der traditionelle
'Betrieb'
mit seinem aufgeblähten
und in seiner Qualität kaum noch kontrollierbaren Repertoire.
Felsensteins Programm zielte auf Veränderung der zur Gewohnheit
gewordenen Opernwiedergabe. Großzügige Subventionen erlaubten
die Beschränkung auf drei, höchstens vier Neuaufführungen im
Jahr. Jedes Werk wurde wissenschaftlich exakt vorbereitet und in
monatelanger, harter Probenzeit erarbeitet.
So radikal
sich in der Praxis Felsensteins Ansichten anlassen, sie sind
nicht nur von den Vorstellungen des großen russischen Regisseurs
und Theatertheoretikers Stanislawski beeinflusst, sie lassen
sich sogar auf Richard Wagners Ideen über Oper und Drama und
Theater als Fest-Spiel, zurückführen.
„Wir nahmen uns damals vor, nur das zu spielen, was so gespielt
werden kann, wie es gespielt werden muss“, ist eine jener
Felsensteinschen Postulate.
„Das war und ist niemals in erster Linie eine Frage materieller
Möglichkeiten gewesen, obgleich die Gegebenheiten eines
Theaterbaus für das Zustandekommen. eines Opernkunstwerks
wesentlich sind. Die instrumentale und gesangliche Wiedergabe
von Noten schafft längst noch keinen Opernabend. Der Sänger muss
geistig, emotional in der Lage sein, die Meinung des Textautors
und des Komponisten, die er gemeinsam mit den Leitern der
Aufführung herausgefunden hat, so wiederzugeben, als wäre sie
seine eigene. Dann kann entstehen, was wir ’Musiktheater’
nennen.“
Der
ansehnliche Theaterkomplex zwischen Linden und Behrensstraße war
die erste Planung eines Theaterneubaus nach 1945. Das Äußere
wurde der an der Straße hingezogenen Fassade des einstigen
Metropol-Theaters (wo einst Gitta Alpar und Richard Tauber
residierten) entkleidet und mit einem neuen, modernen
Eingangsportal versehen. Das Innere zeigt heute den Kontrast
zwischen genau fixierten Werkkreis, stehen nicht zu leugnende
Nachteile gegenüber. Kurzfristige Vorstellungsänderungen sind
bei Stücken, die nur einfach besetzt sind, ebenso unvermeidlich
dem Zuschauerraum mit seinen 1300 Plätzen, wilhelminisch
prunkend wie das Haus des Berliner Ensembles am nahen
Bertolt-Brecht-Platz, ein sich wölbendes Firmament von
Karyatiden, Stuck und Plüsch und dem auf klare moderne Linien
gebrachten, ausladenden Treppenhaus und den oft für Matineen
benutzten weiträumigen Foyers.
Das Bühnenhaus mit Drehbühne erfüllt hohe technische Ansprüche
und wurde inzwischen weiter verbessert. Nur fehlen die nötigen
Arsenale, um mehr als die Kostüme und Kulissen von etwa zwölf
Produktionen unterzubringen. So muss man sich heute mit einer
verhältnismäßig kleinen Zahl jederzeit abrufbarer Opern,
Operetten und Ballette begnügen. Dabei hat sich Felsenstein von
Anfang an auf eine Auswahl von Werken beschränkt, die in Inhalt
und Form seinem Streben nach Realismus entgegenkamen. Erst in
seinen späteren Jahren wurden auch 'Der
fliegende Holländer',
'Tosca'
und 'Salome',
meist von Gastregisseuren inszeniert, in die Werkstatt
einbezogen. Aber wenn wir von der Ära Felsenstein sprechen, dann
primär von seiner einzigartig poetisch-phantasievollen
'Zauberflöte',
seinem grandiosen 'Hoffmann',
seinem von glühend heißem Atem erfüllten
'Otello'
und zuletzt dem dramaturgisch genau auskalkulierten
'Figaro',
seinem Vermächtnis.
Welches
Musiktheater bringt es innerhalb weniger Jahre auf Rekordzahlen
wie 400 Aufführungen des 'Fiedler
auf dem Dach', dem
Musical-Dauerbrenner, auf über 200 von
'Das schlaue Füchslein'
(Jancek), auf 50 Abende mit „Schweigsame Frau" (Strauss) oder
'Sommernachtstraum'
(Britten)?
Nur: Der künstlerischen Theorie und Praxis permanenter
Leistungsspitze, angewandt auf einen von Jahr zu Jahr genau
fixierten Werkkreis, stehen nicht zu leugnende Nachteile
gegenüber. Sagte bei Felsenstein auch nur der Interpret einer
Nebenrolle wie Curzio in 'Figaro'
ab, so hatte der Regisseur keine andere Wahl, als die Aufführung
gegen eine andere auszutauschen oder sie ganz ausfallen zu
lassen.
Worum es
Felsenstein ging, seit er am ersten Weihnachtsfeiertag 1947 die
Arbeit mit der 'Fledermaus'
aufnahm? Um ein Musiktheater der inneren Wahrheit, um den
singenden Menschen, um eine „schöpferische Neugeburt des
inhaltlichen Vorgangs". Darin schloss er nicht nur die
Einzelpersönlichkeiten ein, die Solisten, sondern auch das
Kollektiv des Chors: Er pflegte stets von seinen
'Chorsolisten'
zu sprechen. Rasch hatte sich eine auf Felsenstein und seine
Ästhetik eingeschworene Sängergemeinschaft gebildet: Sänger wie
Irmgard Arnold, Anny Schlemm, Sonja Schöner, wie Hanns Nocker,
Rudolf Asmus, Werner Enders und viele andere, die jahrelang mit
ihm durch dick und dünn gingen. Obwohl zahlenmäßig begrenzt,
konnte sich Felsenstein jederzeit auf dieses Ensemble verlassen;
man gehörte zu dem Haus und stellte sich seinen Aufgaben. Immer
hat Felsenstein seine Mitarbeiter mit Sorgfalt gewählt. Er
schätzte schöpferische Handschriften, aber im Wesentlichen
durften sie sich nicht von seinem Konzept dramatischen
Musiktheaters entfernen. Götz Friedrich und Joachim Herz, sind
aus seiner Schule hervorgegangen. Dirigenten wie Otto Klemperer
(,‚Carmen"), Vaclav Neumann ('Füchsein'),
Kurt Masur ('Sommernachtstraum'),
Meinhard von Zallinger und zuletzt noch Zdenek Kosler waren die
kompetenten Orchesterleiter.
Von den Bühnenbildnern haben Caspar Neher, Rudolf Heinrich und
Reinhart Zimmermann bis heute Spuren hinterlassen.
Es lag nahe,
Herz als Nachfolger des 1975 verstorbenen großen alten Mannes
der Komischen Oper zu gewinnen. Es gab keinen Bruch, das
Ensemble blieb zusammen, an der Struktur des Hauses sollte nicht
gerüttelt werden. Trotzdem blieben die fünf Herz-Jahre, die mit
einer schonungslos zupackenden Neuproduktion von Weills
'Aufstieg und Fall der Stadt
Mahagonny' eröffnet wurden,
nur Übergang. Die Kontinuität wichtiger, dem Stil des Hauses
angemessener Inszenierungen wie 'Peter
Grimes' oder
'Das Land Bum-Bum'
(Katzer) wurde durch schwächere Produktionen gefährdet; der
Blick für das als Ganzes fesselnde Repertoire fehlte. Hier
setzte Harry Kupfer 1981 an, als er, von Dresden kommend,
gemeinsam mit dem neuen Intendanten Werner Rackwitz dem Haus in
kurzer Zeit wieder einen von Erfolgen geprägten Kurs gab.
Kupfers
Regiehandschrift, inzwischen durch seinen Bayreuther
'Holländer'
international ausgewiesen, bewährte sich sogleich bei den
'Meistersingern'
- eine nationale Volksoper, die sich ohne jede Zwänge dem Geist
des Hauses einfügte. Es folgten 'La
Bohème',
'Entführung aus dem Serail',
'Boris Godunow',
'Rigoletto',
'Cosi fan tutte',
unterbrochen von zwei Dokumenten zeitgenössischer deutscher
Oper, die dem sich in keinerlei Konventionen bewegenden
Opernalltag besonders starke Akzente verliehen: Reimanns
'Lear'
und Matthus' 'Judith'.
So wurde die Komische Oper zum Kupfer-Theater.
Zitatende
Quelle: Opern- und Konzerthäuser der Welt – Fink-Kümmerly + Frei
– 1986 –
Lufthansa Edition – Seite 114 - 115
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Thema des Tages
‘Tristan und Isolde‘
- am 10. Juni 1865
uraufgeführt
Für den 15. Mai war die
Uraufführung eigentlich angesagt, doch am Nachmittag wurde Malvine
Schnorr krank - die GP war am 11. Mai zu aller Zufriedenheit abgelaufen,
immerhin waren 600 geladene Gäste im Zuschauerraum.
Nun gärte es - Bülow
hatte sich schon unmöglich gemacht als er den Orchestergraben vergrößern
ließ, damit weniger Zuschauer in das Auditorium passten und dies mit:
Was macht's, ob ein paar
Dutzend Schweinehunde mehr oder weniger im Parkett sitzen' kommentierte.
War das Stück nicht doch
völlig unaufführbar eingeordnet worden. Immerhin war die Hof-Oper in
Wien nach 77 Proben daran gescheitert.
Da lag es aber vor allem
an der Besetzung des Tristan, ein Tenor, der den Anforderungen an die
Rolle nicht gerecht werden konnte - ein leichter Tenor, selbst wenn er
Lohengrin gesungen hatte, als Tristan.
Da meinte man vielleicht
auch - wie seinerzeit an höchster Stelle in einem süddeutschen
Stadttheater - 'Der ist Tenor, der muss das können!' - dabei sollte er
unmittelbar nach lyrischen Partien und Operette wie 'Vogelhändler-Adam'
ausgerechnet den Erik singen.
Das Ehepaar Schnorr war
Tristan und Isolde - man war sprachlos, überwältigt, beeindruckt - dass
ein solches Werk in der damaligen Zeit überhaupt gegeben werden konnte,
erstaunte selbst den Dichter-Komponisten.
Übelwollende sprachen
von Disharmonien, Schamlosigkeit in Bezug auf die Darstellung eines
Liebespaares in dieser unsittlichen Form auf einer deutschen Bühne.
Die heutige Aufführungspraxis der 'Handlung' von Richard Wagner
richtet sich nach dem Prinzip der 'modischen Inszenierung' wie sie die
Ehrenvorsitzende des RW-Vereins in Hannover nach eigenem Bekunden
jliebt.
Da gibt es dann so Produktionen wie die in Braunschweig:
'Frau Isolde, lassen sie uns zur Sitzgruppe gehn'
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_
im_'Staatstheater_Braunschweig'.htm
oder die in Regensburg:
'Stumme Jule im Schneewittchensarg'
http://www.telezeitung-online.de/Bemerkungen_zu_'Tristan_und_Isolde'_
29.11.2014_Theater_RBG_final.htm
oder die in Landshut:
'Wie lachend sie mir Lieder singen'
http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_
05._Mai_2016_'Tristan_in_LA'.htm
oder in Hannover:
'Alles Humbug'
http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_15._November_2018_%27Ist_das_Kunst_oder%27.htm
Thema des Tages
Schillers 'Maria
Stuart' - am 14. Juni 1800 uraufgeführt
Im Dezember 1782 trifft Schiller in Bauerbach auf dem ihm von Frau von
Wolzogen zur Verfügungen gestellten Gut ein.
Schon am Tag vorher hat er in Meiningen den Bibliothekar Reinwald
getroffen, den er um Literatur u.a. Robertson's 'History if Scotland'
für die Studien zur Maria Stuart bittet.
Im März 1783 arbeitet er die erste Szene des Werkes aus, dann legt er
die Anfänge zugunsten des 'Don Karlos' beiseite.
Erst im Februar 1799 kommt er wieder in einem Gespräch mit Goethe auf
die 'Stuart' zurück und holt sich im April aus der Bibliothek in Weimar
Camde's 'Annales rerum angelicarum'.
Im Februar 1800 arbeitet er intensiv an der 'Stuart', muss aber immer
wieder Erholungspausen wegen immer wiederkehrender Fieberschübe
einlegen.
Mitte März wird der erste Aufzug zur Übersetzung ins Englische an Joseph
Charles Mellish, einem bekannten englischen Sprachwissenschaftler, der
seine Ausbildung in Eton erhielt, der später den Posten des Konsuls des
britischen Königreichs in Louisiana, in Palermo und Hamburg bekleidete
und der 1801 offiziell von Schiller autorisiert wurde, die englischen
Version der 'Stuart' unter seinem Namen in England zu vertreiben.
Ende März wird die Arbeit fortgesetzt, Anfang April spricht er mit
Goethe über das Werk und stellt Iffland die 'Stuart' in wenigen Wochen
in Aussicht - 12 Carolin will er von ihm dafür haben.
Anfang Mai 1800 sind Aufzüge 1 bis 4 der 'Maria Stuart' fertig gestellt
und werden am 11. Mai Mitgliedern des Ensembles des Weimarer
Hof-Theaters vorgelesen.
Der fünfte Akt wird in der zweiten Hälfte des Mai, das Stück Anfang Juni
vollendet und Ende Juni an Iffland nach Berlin versendet.
Uraufführung der 'Maria Stuart' mit Karoline Jagemann als Elisabeth -
wie von Schiller betrieben - und Friederike Margarethe Voß als Maria mit
großem Erfolg im Weimarer Hof-Theater.
Die Besetzung der beiden weiblichen Hauptrollen, Maria und Elisabeth
interessierte über die Jahrzehnte sehr, da viele, sehr gute Darsteller
zur Verfügung standen.
Standen sich einmal als Elisabeth und Maria, Käthe Dorsch und Paula
Wessely oder Elisabeth Flickenschildt und Antje Weisgerber gegenüber
oder Doris Schade und Cornelia Froboess.
Heutzutage wird als Hintergrund irgendwas auf die Bühnen gestellt, weil
irgendwas 'Anderes' gezeigt werden soll, um das Theater im Gespräch zu
halten.
Meist auch, um davon abzulenken, dass auf große Darsteller verzichtet
werden muss.
Dabei wird auch an 'Peymanns bunter Bühne' bei 'Kabale und Liebe' nicht
auf Clownerien verzichtet, die mit dem von Schiller behandelten Thema
nichts zu tun haben.
http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_
content&id=7845:kabale-und-liebe-claus-peymann-inszeniert-schillers-funkelndsten-gefuehlsausbruch-am-berliner-ensemble&Itemid=40
Thema des Tages
Uraufführung ‘Arabella‘ am 1. Juli 1933
'Arabella' - ein Chefstück - mit
langen Probezeiten.
Das Spätwerk der gemeinschaftlich agierenden Autoren: Hugo von
Hofmannsthal und Richard Strauss.
Unmittelbar vor Hofmannsthals Tod - am Tag der Beerdigung seines Sohnes,
der durch Selbstmord starb - erhielt Richard Strauss den ersten Akt, um
den beide so lange gerungen hatten.
Arabella sollte eine Operette werden, um die Menschen ins heitere
musikalische Land zu entführen.
Und es sollte an Offenbach, an Léhar, an Johann Strauss angeknüpft
werden.
"Um diesen Stil drei Akte lang
durchzuhalten, bedürfte es fast des Leichtsinns und des Talentes vom
Komponisten der 'Fledermaus' und an anderer Stelle die Lobpreisung des
quasi Namensvetters Strauß "[...] daß mir doch kein so zündender Walzer
einfällt wie dem seligen Johann. [...]"
Am 5.6.1916 schreibt Strauss an
Hofmannsthal:
"[...] Lachen Sie nur: ich weiß doch zu genau, was ich will. Wenn Sie
das neue Vorspiel, das ca. 20. Juni in Partitur fertig ist, gehört haben
- werden Sie mich verstehen und einsehen, daß ich ein großes Talent zur
Operette habe. [...] Ja, ich fühle mich gerade zu berufen zum Offenbach
des 20. Jahrhunderts, und sie werden und müssen mein Dichter sein.
[...]"
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Zitat
Die braunen Machthaber nutzten die erste Uraufführung
einer Richard-Strauss-Oper nach ihrem Regierungsantritt zu einer
politischen Demonstration. Das Prager Tagblatt gab neben dem
ausführlichen Premieren- folgenden Situationsbericht:
»Die
Aufführung war ein ganz großes künstlerisches, aber auch
gesellschaftliches Ereignis. Hakenkreuzfahnen und die
schwarzweißrote Flagge wehten vom Rund des Opernhauses. SS und
SA standen Spalier und Ehrenwache auf den Straßen und im Aufgang
zur Mittelloge, die mit dem Hakenkreuz geschmückt war und in der
die sächsische Regierung sowie alle zivilen und militärischen
Machthaber in großer Gala saßen. Strauss selbst saß im ersten
Rang, neben ihm der einzige Staatskapellmeister von Deutschland,
Furtwängler, und Generalintendant Schillings. Von Theaterleitern
und Dirigenten war alles, was in Deutschland ist, anwesend. Das
Haus war bis in die obersten Ränge besetzt und es gab keinen
einzigen Straßenanzug, dagegen sehr viele Uniformen und Orden
und Hitlers schöne Lieblingsblume, das Edelweiß, sah man statt
der üblichen Chrysantheme im Knopfloch der Fräcke, also an einem
Ort, wo es am wenigsten hingehört. Es fehlte nichts als die
Internationalität des Publikums, die bei sonstigen
Strauss-Aufführungen selbstverständlich war. Aber es hilft
nichts: Der Triumph der Oper, der rasende, mehr als dreißig
Minuten währende Applaus, die unzähligen Hervorrufe zum Schluss
galten doch der Internationalität, dem deutschen Komponisten
Strauss genau so wie den slawischen Melodien, dem Walzer und dem
Csardas, den Sängern, die aus allen Nachfolgestaaten stammen,
dem Wiener Dirigenten Clemens Krauss und nicht zuletzt dem toten
Textdichter, dem Juden Hugo von Hofmannsthal«
Zitatende
Quelle: Hansjörg Schneider - ‘Dresdner Theater 1933 – 1945 –
Henschel Verlag – 2003 – Seite 117
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http://www.telezeitung-online.de/
Damals_in_Regensburg_16.04.2006_
Betrachtungen_zu_'Arabella'_16.04.2020.htm
Thema des Tages
Aufstand der
Niederlande ab 26. Juli 1581
Heinrich von Kleist lässt in seinem Schauspiel ’Der zerbrochne Krug’
Frau Marthe Rull in ihrer 'Krugerzählung' die Situation in den
spanischen Niederlanden aufzeigen und geht auf die Wassergeusen, die
Schiffe gegen die Spanier führten, ein:
Erlaubt! Wie schön
der Krug, gehört zur Sache!
Den Krug erbeutete
sich Childerich,
Der Kesselflicker,
als Oranien
Briel mit den
Wassergeusen überrumpelte.
Ihn hatt ein
Spanier, gefüllt mit Wein,
Just an den Mund
gesetzt, als Childerich
Den Spanier von
hinten niederwarf,
Den Krug ergriff,
ihn leert' und weiterging.
Mit der Eroberung von
Brielle (Den Briel) an der Mündung der Maas am 1. April 1572 begann der
Aufstand der Niederlande gegen Spanien.
Die Wassergeusen eroberten die Stadt im
Namen von Wilhelm von Oranien, der zu dieser Zeit in London im Exil
lebte. Schon bald folgten weitere Städte.
Die Zwangsherrschaft
durch den spanischen König Philipp II. und seiner katholischen
Inquisition führte dazu, dass die nördlichen Provinzen Holland, Zeeland,
Groningen, Utrecht, Friesland, Gelderland und Overijssel aufstanden,
sich von der spanischen Herrschaft lösten und die Republik der Sieben
Vereinigten Provinzen gründeten.
Diese protestantische
Vereinigung blieb bis 1795 bestehen, bis Napoleon die Batavische
Republik ausrief.
Der Süden der
Niederlande verblieb endgültig im katholischen Glaubensbereich unter
spanischer Herrschaft mit Ende des dreißigjährigen Krieges und wurde der
Vorläufer des heutigen Belgien.
Mit dem Thema des
Abfalls der Niederlande beschäftigte sich Schiller intensiv in
Verbindung mit seinem 'Don Karlos'.
Wilhelm Raabe nahm
Schillers Ausführungen als Basis für seine Novelle 'Die schwarze
Galeere'.
Thema des Tages - 27. Juli
2019
Bemerkungen zur szenischen Umsetzung von
'Tannhäuser
oder der Sängerkrieg auf
Wartburg'
Große romantische Oper
in drei Akten
von Richard Wagner
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Zitat
http://www.telezeitung-online.de/Richard_Wagner_-_Ueber_Tannhaeuser.htm
http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_27.07.2019_'Tannhaeuser'.htm
Zitat
Der Bumerang
des Regietheaters
Viele Regisseure (oder besser: Regie-Teams, zu denen auch
Bühnen- und Kostümbildner gehören) betrachten die Werke des
Sprech- und Musiktheaters als ihre persönliche Spielwiese zur
Verwirklichung ihrer Konzepte (von denen manchmal ein Zipfel zum
Stück passt, und der große Rest des Stücks wird für das Konzept
passend gemacht) und zeigen wenig bis keinen
Respekt vor den Werken der Vergangenheit, von denen sich viele
mit Recht
den Status von Klassikern erworben haben. Sie werden unterstützt
von
großen Teilen des Feuilletons, dessen Aufgabe als Kunstwächter
mehr und
mehr der des Werbeagenten für Innovation gewichen ist. Nicht
mehr das
Wahre, Gute und Schöne gilt als bewahrenswert, sondern das
Zeitgemäße,
das politisch Korrekte und, vor allem, das Neue wird als
besonders förderungswürdig erklärt.
Dabei treten die aufzuführenden Werke immer mehr in den
Hintergrund
oder werden als Folie für noch nie Dagewesenes in punkto Regie
missbraucht. Der aktuelle Trend zur Beliebigkeit in allen
gesellschaftlichen Bereichen (die aber dreist als Toleranz
dargestellt wird) gibt dieser Praxis den Anschein von
Berechtigung. Entsprechend werden die Freunde und Bewunderer der
Klas-
siker, die naturgemäß auf einem werkgerechten Aufführungsstil
bestehen,
nicht als Hüter von Qualität gesehen, sondern als Ewig-Gestrige
und Reaktionäre verächtlich gemacht. Sie fallen dem medial
verstärkten Etikettenschwindel von cross-over und Pseudotoleranz
zum
Opfer und schrumpfen durch chronische Diskriminierung zur
bedrohten Art.
Doch der Dauerbeschuss der Mahner mit der bewährten Waffe der
gezinkten Begriffe könnte nach hinten losgehen und, wie jeder
Bumerang, die Heckenschützen selber treffen. Es ist sogar die
einzige reale Chance dieser mundtot gemachten Randgruppe. Wie
soll das funktionieren?
Wenn der Modetrend des Regietheaters in seiner nächsten Runde,
die abseh-
bar ist, die letzten Tabus des Geschmacks beiseite geschoben
haben wird, werden sich auch die Geduldigsten unter den
Zuschauern nicht länger für
dumm verkaufen lassen. Sie werden sich entweder endlich den
Protestierern anschließen und lernen, warum (und wie!) man 'Buh'
ruft - oder sie werden
dem Theater samt Oper den Rücken kehren und zu Hause bleiben.
[...]
Zitatende
Textbeitrag von Johannes
Schenke - Auszug aus seinem Buch 'Stirb und singe!' -
Invoco-Verlag
Screenshot - 3sat - 27.7.2019
2. Akt – Tannhäuser in Bayreuth
Text im Untertitel:
Venus:
“Schau mich an, ich bin die Richtige für dich,
nicht diese Lyrische, nicht die blöde Lisbeth!“
http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_15._November_2018_%27Ist_das_Kunst_oder%27.htm
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Thema des Tages
28. Juli 2014
Aufnahmeprüfungen an Hochschulen für Musik und Theater in Deutschland.
Hunderte von Bewerbern beim Schauspiel, etwas weniger Anwärter für die
Studiengänge 'Gesang' und 'Oper'.
Eignungsprüfung, Zwischenprüfung, Abschlussprüfung - jemand stellt sich
all’ dem – und wer prüft?
Wer entscheidet über Wohl und Wehe, wer sind die Fachkräfte, die
Weichen stellen einem Befähigungsnachweis vergeben vor und nach einem
Studiengang 'Gesang' an einer vom Steuerzahler finanzierten
Bildungseinrichtung?
Da gibt es Lehrende, die voll im Leben stehen, die als
Instrumentalsolisten ihren Part am Podium spielen, als Dirigenten im
Graben stehen, als Bühnenakteure die Praxis in den Unterricht bringen -
hier neben der Lehrtätigkeit noch den eigenen Haushalt managen und an
einem deutschen B-Haus schwere Partien wie 'Küsterin', 'Amme' und 'Pique
Dame-Gräfin' singen - hin und her reisen, sich zerreißen, um allem und
allen gerecht zu werden.
Da gibt es Bachelorstudiengänge und Masterstudiengänge, da sind
Musizierstunden und allerlei andere Möglichkeiten, sich auch schon
während des Studiums vor externem Publikum zu produzieren.
Leider muss der Abgesandte einer Agentur - man prüft im Vorfeld, was
sich an Hochschulen tut, wo ein Talent im Frühstadium aufgespürt werden
kann, das mal zum eigenen 'Stall' gehört und das für den Markt gefördert
wird - auf Hinweise verzichten, wer, was in welchem Semester studiert
und sich hier der Öffentlichkeit zeigt.
Da wird das Papagena / Papageno-Duett geboten.
Ihr, nach Kloiber 'Soubrette' auch 'muntere Naive' nach Riemann, steht
da, die Arme hängen schlaff seitlich herab, als habe sie niemals
szenischen Unterricht erhalten.
Hinzu springt ein Papageno, von dem man nicht weiß, ist er Schulmusiker
oder will er Opernsänger werden, wie lange studiert er schon?
Niemand gibt einen Hinweis.
Da wird mal ein Werkkonzert geboten – ’Zauberflöte - drei Baritone sind
beteiligt, einer stimmlich unbrauchbarer als der andere - so wird das
nie was!
Zwei nächtliche Königinnen, die eine leicht, die andere mit schwerem
Koloratursopran - ein Sarastro - noch ganz jung und linkisch, stimmlich
unausgereift, dennoch das kann was werden - der andere mit stark
ausgeprägtem ’Knödel’.
Wer bildet da wen aus?
Auf den ausliegenden Programmzetteln - mal gibt es einen, mal keinen -
steht mal Bachelor Abschlusskonzert, mal BA-Abschlussprüfung - was ist
was?
Ist das eins wie das andere?
Sind das offizielle Programminformationen oder schreibt die jeder
Prüfling für sich und legt sie dann für das Publikum aus oder auch
nicht?
Ein Tenor stellt sich vor - mit einem Programm zum Bachelor-Abschluss
'Gesang'.
Nach den Statuten der Hochschule hatte er 8 Semester (heißt vier Jahre)
zur Verfügung, sich auf die ’B.Mus-Prüfung’ vorzubereiten.
Interessanterweise war der Studierende
bereits Mitglied eines gewissen Knabenchores, somit die Frage erlaubt
sein muss:
- konnte der Studierende auf etwas aufbauen,
oder
- hatte er etwa etwas mitgebracht, das abtrainiert, somit
völlig neu angefangen, werden musste?
Jetzt bekommt er - wenn er denn den Master für Oper noch dranhängen darf
- und was soll er sonst tun - zusätzlich vier Semester Zeit.
Wer sah und hörte, was er bei der BA-Abschlussprüfung vorführte, stellt
sich die Frage, was ist dem noch wie beizubringen?
Da gibt es nichts mehr zu tun?
Aber kann man den jetzt fallen lassen?
Die Ausbildungsstätten haben - wie die
Theater - die Pflicht zur Fürsorge und dürfen nicht darauf bedacht sein,
die Klassen um jeden Preis füllen zu wollen, damit die Studienzweige von
den Ministerien nicht wegen mangelnder Belegung gestrichen werden.
Eine Veranstaltung der HMTMH und der
evangelischen Hochschulgemeinde am 5.11.2012
Sollen Plätze unbedingt belegt werden, führt das für Absolventen
unweigerlich in zeitliche oder permanente Arbeitslosigkeit, wollen sie
im studierten Fachbereich tätig werden.
Früher konnte man sich mit Tauf-, Hochzeits- oder Gruft-Mucken über
Wasser halten bzw. sprang von Engagement zu Engagement, zwischenliegende
Leerzeiten wurden durch die Arbeitslosenhilfe abgedeckt.
Das geht heute nicht mehr.
In Baden-Württemberg sollen 500 Ausbildungsplätze und 50
Professorenstellen gestrichen werden, damit nicht weiterhin bei
musikalischen Studienrichtungen am Markt vorbei ausgebildet wird. Dabei
ist zu berücksichtigen, dass die Theater zunehmend gut ausgebildete
Europäer und Nichteuropäer verpflichten.
Die dann auch meist noch mit Stückverträgen, so dass ein über Jahre
bestehendes Ensemble nicht gebildet werden muss, Gagen gering angesetzt
und Sozialleistungen bei den Trägern der Theater gespart werden können.
Ein Anfängervertrag für zwei Spielzeiten und was dann? Verlängerung,
Engagement in anderer Stadt?
Das klappt in den seltensten Fällen.
Dann wieder steht einer auf der Straße, weil bei Aufnahmeprüfungen nicht
deutlich genug gesiebt wird und Semester - auf Teufel komm raus -
belegt werden, die den Erhalt von Studiengängen an Musikhochschulen
sichern.
Thema_des_Tages_02_Maerz_2014_'Ausbildung_eines_Musikers'
Thema des Tages
Wiederbeginn in
Bayreuth am 29. Juli 1951
Es war schon erstaunlich, dass sich
die Siegermächte auf eine Weiterführung der von der Hitlerdiktatur
belasteten Richard-Wagner-Festspiele einließen.
Winifred pflegte seit dem Scheitern des Putsches in München am 8./9.
November 1923 und dem Gefängnisaufenthalt Hitlers in Landsberg gute
Beziehungen zu ihm, 'trauerte' auch wegen - 'USA' - 'Unser
seliger
Adolf'
- in dem Syberberg-Wagner-Film von 2006.
Es gibt viele Fotos aus der Zeit, die Wolfgang und Wieland mit dem
Führer, dem 'Onkel Wolf'’ zeigen.
Aber die Amerikaner wollten in ihrem Verwaltungsbereich der
Besatzungszone einen Mittelpunkt schaffen, der positive Ausstrahlung,
trotz aller Vorbehalte, haben sollte.
Bereits 1949 wurde der Verein 'Freunde der Bayreuther Festspiele'
gegründet, die sich seit dem der Aufgabe stellten, Gelder für die
Produktionen zur Verfügung zu halten.
Da heutzutage die Gefahr besteht, dass sich die 'Freunde' verweigern
könnten, wurde 2010 eine neue Gruppierung mit dem Namen 'Team der
aktiven Festspielförderer' - abgekürzt 'Taff' - ins Leben gerufen.
Ein Peter Maisel aus BT und Christian Thielmann sollen angeblich zu dem
neuen Verein gehören und auch der 'Herr Trigema', der Unterwäsche aus
Deutschland anbietet, soll dabei sein.
Aus Dankbarkeit durften Mitglieder des neuen Vereins während des zweiten
Aufzugs des 2011-'Tannhäuser' auf der Bühne sitzen.
Nun aber wegen der negativen Schlagzeilen und den Vorkommnissen in
Bayreuth alle gleich in Bausch und Bogen abzuqualifizieren, geht dann
doch wohl zu weit.
Aber so sind nun mal die Oberfranken, klar und deutlich in den Aussagen
ihren Mitbürgern gegenüber.
Bemerkenswert mit welcher Verve sich die beiden Urenkelinnen um die
Besetzung des Regisseurpostens für den 'Ring' 2013 bemühen mussten,
nachdem Wim Wenders absagte.
Da verfielen sie auf Herrn Casdorf - der eine Ausbildung zunächst bei
der Reichsbahn machte und dann zum Theater ging.
Vornehmlich war er an Häusern in der 'DDR' tätig.
Die Frage stellt sich auch, ob und wie lange und wieweit Kontakte der
Stasi bestanden.
Carl Hegemann, der Dramaturg, schon beim Schlingensief'schen 'Parsifal '
am Werk, war 'helfend' dabei.
Nun finden die BT-Festspiele wieder statt - hier von 'F e s t' -spielen
zu reden, ist sicherlich nicht angebracht.
Gemessen an den finanziellen Möglichkeiten der so genannten 'Festspiele'
in Bayreuth müsste dem Publikum etwas anderes geboten werden, als
beispielsweise ein ausgebuhter 'Tannhäuser' im Jahr 2011.
Wozu überhaupt noch dieser Aufwand in Bayreuth, wenn die Theater
Koblenz, Lübeck den 'Ring' spielen, den
'Lohengrin'
in Quedlinburg und
den
in Regensburg und auch den
'Tristan' dort auf die Bühne
brachten und in Detmold 'Ring', 'Parsifal' und 'Tristan' zeigten.
Erstklassiges sieht und hört man das ganze Jahr über zu günstigsten
Preisen im Cinemaxx mit den Übertragungen aus der Met und aus Covent
Garden.
Eine Ausnahmestellung im Sinne des Werkes nimmt BT - bezogen auf die
oben genannten Theater - allenfalls noch beim Chor und beim Orchester
ein.
●
Nach den neuesten Bayreuther Affären um
Nikitin, um Hengelbrock. Wie um Meese rangt sich nun das
Gerüchtegeflecht um Andris Nelsons. Der reiste aus den Proben ab und kam
nicht wieder.
Angeblich soll sich der 'Oberfränkische
Musikdirektor' in die Orchesterarbeit zu sehr eingemischt haben.
Geld und gute Worte brachten den
lettischen Maestro – damals mit Kristine Opolais verheiratet - nicht
dazu, nach BT zurückzukehren und die Proben zum 'Parsifal', dem
'Bühnenweihfestspiel' fortzusetzen.
Zufällig frei war Herr Haenchen, der das
Stück nun übernahm, so dass es stattfinden konnte.
Der 'Oberfränkische Musikdirektor'
musste sich nun beim Vorsingen von Mareike Morr selbst ans Klavier
setzen. Da gab es wohl keinen Korrepetitor der recht begleiten konnte.
●
Warum der ganze Zirkus am Grünen Hügel
für die paar Vorstellungen - 30 insgesamt.
Salzburg spielt demgegenüber an 14 Spielstätten, an 44 Spieltagen, 188
Vorstellungen.
RW gibt man doch überall, bald sicher auch im Wirtssaal von
Gaspoltshofen oder in der Aula vom ‘Schwarzen Hirsch‘ in Utzbach.
Erinnert sei in dem Zusammenhang an die Niederbayerische Erstaufführung
von 'Tristan und Isolde' in Passau, in Straubing und in
Landshut.
'Der
Ring'
in Landshut kam nur bis zum
'Rheingold', der Rest fiel dem Coronavirus zum Opfer. Wie auch die
gesamten BT-Festspiele in diesem Jahr 2020.
Letzte katholische
Inquisitionsmorde
... am 31. Juli 1826
Ob in Schillers 'Jungfrau' oder in Verdis
'Don Carlos' - beide Werke machen deutlich, wie die katholische Kirche
mit Ketzern umging.
Unbeschrieben die vielen 'Morde', die zur
'Stabilisierung' der Katholischen Kirche an Menschen vorgenommen wurden.
Beispiellos die Verfolgung von 'Gläubigen' durch die Inquisition.
Von den 44.647 bekannten Prozessen, die
von der Spanischen Inquisition eingeleitet wurden, führten 1,8 Prozent
zu Todesurteilen (826 Personen) und weitere 1,7 Prozent (778 Personen)
zur „Verbrennung in effigie“, da die Angeklagten unbekannten Aufenthalts
waren.
Eine Gesamtzahl der Prozesse bzw.
Todesopfer lässt sich nicht ermitteln, da nicht alle Fälle überliefert
sind. Schätzungen der Todesopfer der Spanischen Inquisition allein für
den Zeitraum 1481–1530 schwanken deshalb zwischen 1.500 und 12.000.
Zwischen 1721 und 1725 wurden in Spanien
noch 160 Juden hingerichtet.
Unter napoleonischer Herrschaft
(1808–1812) wurde die Inquisition ausgesetzt, um dann mit der
Wiedereinsetzung König Ferdinands VII. von Spanien wieder eingeführt zu
werden.
Am 31. Juli 1826 gab es in Valencia ein
letztes Todesurteil der spanischen Inquisition.
Besonders hartnäckig führte sich die
Kirche in Spanien auf, denn erst am 15. Juli 1834 wurde dort die
Inquisition durch Isabella II. nach 356 Jahren abgeschafft.
Schriftverkehr
Schreiben an den Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst
|
|
Zitat
Bayerisches Staatsministerium
für Wissenschaft und Kunst,
c/o Herrn Staatsminister Bernd
Sibler, p e r s ö n l i c h
Salvatorstraße 2
80333 München - Zustellung per
Einschreiben mit Rückschein
Es geht um die Bayreuther
Festspiele, um die neue, in den Stiftungsrat der Richard
Wagner-Stiftung Bayreuth delegierte Ministerialdirigentin Frau
Angelika Kaus und um meine bisher vergeblichen Bemühungen mit
dieser, Ihrer Mitarbeiterin, in Kontakt zu treten.
Sehr geehrter Herr Staatsminister
Sibler,
am 30.10.2019 habe ich in einem
ausführlichen Schreiben an die vier Gesellschafter der
Bayreuther Festspiele GmbH und an den Vorstand der Richard
Wagner-Stiftung Bayreuth den derzeitigen Zustand der Bayreuther
Festspiele und eine Zukunftsprognose dazu ausführlichst
geschildert. Sie haben als oberster Repräsentant des
Gesellschafters Land Bayern dieses Schreiben auch (per
Einschreiben) erhalten. Eine Antwort darauf erhielt ich bisher
nicht, obwohl die Aktualität des Inhaltes seither unverändert
besteht.
Zwischenzeitlich ging Herr Toni
Schmid, Ihr Delegierter für alle Angelegenheiten bei den
Bayreuther Festspielen und der Richard Wagner-Stiftung in
Pension. Als Nachfolgerin wurde die Ministerialdirigentin Frau
Angelika Kaus mit den Aufgaben von Herrn Schmid betraut, sie
übernahm sogar – handstreichartig – den Vorsitz des
Stiftungsrates der Richard Wagner-Stiftung.
Warum gerade ich mich mit den seit
2008 in beängstigend kurzen Abständen aufeinander folgenden,
haarsträubenden, negativen Vorgängen bei den Bayreuther
Festspielen beschäftige, habe ich mehrfach dargelegt. Jede
Veränderung der Strukturen des Unternehmens Festspiele, jede
Aufgabe bewährter Traditionen, jede Verpflichtung namenloser und
unerfahrener und für Bayreuther Verhältnisse untragbarer
Regisseure, jede weitere Festspielpremiere die die
Bayreuth-Besucher erschauern lässt, offenbaren die Fehlbesetzung
Katharina Wagners als Festspielleiterin. Mit jeder der hier
genannten Veränderungen wächst die Liste der radikalen
Entstellungen der Wagnerschen Handlungen seiner Opern bzw.
seiner Musikdramen. Gleichzeitig steigen die Budgetkosten in nie
gekannte Höhen, gleichzeitig werden die Karten für die Menschen,
die gerne mal eine Vorstellung in Bayreuth erleben wollen
unerschwinglich und gleichzeitig sinkt die Kartennachfrage seit
2005 ungebremst weiter, so dass mittlerweile nicht einmal die 32
Vorstellungen (bis vor zwei Jahren waren es noch 30
Vorstellungen) pro Saison ausverkauft sind.
Seit der Scheinabstimmung 2008,
die Katharina Wagner (damals noch mit ihrer Halbschwester Eva
Wagner-Pasquier) an die Festspielspitze brachte, ist in diesem
Hause nichts mehr davon zu spüren, was bis zum Anfang des 21.
Jahrhunderts den großen Erfolg dieses ältesten Musikfestivals
ausgelöst hat.
Zur Erinnerung: Die Musikwelt
kennt vielseitige Möglichkeiten der Interpretation von Musik. Da
sind einmal die großen Sinfonien, die Kammerkonzerte, die
Solokonzerte, die Streichquartette, die Quintette, die Sonaten,
die Musik für die menschliche Stimme u.v.a.m. Alle diese
Kunstwerke finden ihre Aufführung in dafür geeigneten
Konzertsälen oder anderen dafür vorgesehenen Räumlichkeiten.
Daneben gibt es aber auch
musikalische Werke wie Operetten, Opern oder Musikdramen. Diese
Werke sind (vereinfacht dargestellt) Geschichten, die durch die
Wirkung von Musik erzählt werden. Ihre Wiedergabe besteht aus
zwei Komponenten, aus der Instrumentalmusik und der optischen
Darstellung des Werkes. Um dieses zu realisieren wurde das
Theater – oder besser gesagt – das Opernhaus erfunden.
Richard Wagner hat zur Aufführung
seiner Werke ein Operntheater gebaut. Er hat dieses (von ihm als
Festspielhaus bezeichnete) Theater hinterlassen, damit seine
Werke dort weiterhin aufgeführt werden können. Seine Nachfahren
haben dies bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts meisterhaft
verwirklicht. Die Aufführungen in Bayreuth galten weltweit als
mustergültig. Ab 2004 war davon nichts mehr zu spüren. Von der
2008 zu wählenden neuen Festspielleitung dringend erwartete
künstlerische Erneuerung fand nicht statt. Die erforderliche
Erfahrung von Künstlern spielte bei der Suche nach der
bestmöglichen Festspielleitung keine Rolle. Ausschließlich
machtpolitische und finanzielle Gesichtpunkte – alle gesteuert
durch Herrn Toni Schmid – waren ausschlaggebend. Und so ist das
seit 2008 bis heute geblieben. Und wenn nicht alles täuscht,
soll das - nachdem nun Frau Kaus, die nicht aus dem
Kulturbereich kommt und jetzt bereits Vorsitzende des
Stiftungsrates ist - so weitergehen.
Ich möchte (nur noch einmal) daran
erinnern:
Basierend auf dem gemeinsamen
Testament von Siegfried und Winifred Wagner aus dem Jahre 1929,
schufen die vier Wagnerschen Familienstämme Ende der
1960er/Anfang der 1970er Jahre die Stiftungsurkunde und die
Stiftungssatzung der dann 1973 in Kraft getretenen Richard
Wagner-Stiftung Bayreuth.
Mit Inkrafttreten der Stiftung
wurde diese zum rechtmäßigen Erben des ideellen und materiellen
Nachlasses Richard Wagners, der laut dem zuvor erwähnten
Testament bis zu diesem Zeitpunkt Winifred Wagner als Vorerbe
und deren vier Kinder als rechtmäßige Haupterben ausgewiesen
hatte. Diese Regelung ist in der Stiftungsurkunde von allen
Beteiligten durch Unterschrift bestätigt.
In diesem Dokument ist das
(unveräußerliche) Festspielhaus ausdrücklich „zur festlichen
Aufführung der Werke Richard Wagners“ zu erhalten.
Die Stifter haben mit großer Einigkeit im §8 der
Stiftungssatzung festgelegt, dass der Festspielunternehmer (also
der Festspielleiter) vom Stiftungsrat zu wählen ist. Dort ist
auch die Rede von der Wahl des bestmöglichen Bewerbers für
diesen Posten.
Es ist dort nicht die Rede davon,
dass der Vertrag mit der Person des Festspielleiters durch den
Verwaltungsrat einer in der Satzung nirgends erwähnten GmbH
einfach mehrfach verlängert oder erneuert werden kann.
Der Festspielleiter hat demnach
Narrenfreiheit auf Dauer! Seine Leistung kann also durch den
Stiftungsrat (der sich bei dieser Prozedur auch von Fachleuten
beraten lassen kann) nicht geprüft, bestätigt oder abgelehnt
werden. Das war und ist ausdrücklich nicht im Sinne der Stifter.
Herr Schmid hat über die Jahre
hinweg mit allerhand zwielichtigen Winkelzügen und der Schaffung
neuer Verträge (z.B. des neuen, durch den Eigentümer nicht
kündbaren Mietvertrages für das Festspielhaus) sowie unter
Ausnutzung der Sanierungsbedürftigkeit der Festspielgebäude,
Bedingungen geschaffen, gegen die sich der seit 2008 – ebenfalls
durch Herrn Schmid – entmachtete Stiftungsrat nicht zur Wehr
gesetzt hat. Da auch infolge Ämterhäufung der Vorstand der
Richard Wagner-Stiftung keinerlei Bestrebungen gegen diese
Machenschaften hat erkennen lassen, wurde Katharina Wagner, als
Festspielleiterin, im Amt gehalten.
Und sie ist es, die seit 2010
dafür gesorgt hat, dass alle Inszenierungen bis heute nicht mehr
die Werke widerspiegeln, die auf dem Spielplan aufgeführt sind.
Lediglich deren Musik wird
parallel zu diesen „teilweise abartigen Fantasieprodukten“ der
Regieanfänger im Festspielhaus gespielt. Das ist nicht nur
schändlich, es ist gegenüber den Besuchern sogar Betrug, denn
sie wollen Richard Wagners Werke erleben und nicht diesen Unfug
und dieses Spektakel.
Über diese „unerträglichen
Entgleisungen“, die das Werk Richard Wagners schwer beschädigen,
die den Ruf Bayreuths als beste Wagner-Aufführungsstätte
ruiniert haben und die in ihrer Gesamtwirkung sogar der Stadt
Bayreuth und dem Umland wirtschaftlichen Schaden zufügen, genau
darüber wollte ich mit Frau Kaus sprechen, denn viele tausende
Bayreuth-Freunde und auch die Mehrzahl aller Fachleute sind der
Ansicht, dass dagegen endlich etwas – ganz entschieden -
unternommen werden muss.
Mit großer Erleichterung wurde von
allen Bayreuth-Kennern die Absage der diesjährigen Bayreuther
Festspiele (wegen der Corona-Krise) begrüßt. Der für dieses Jahr
vorgesehene Ring, der auch wieder ein solches Entfremdungsdrama
hätte werden sollen, soll erst 2022 kommen. Vielleicht kann man
ihn ganz verhindern?!
Seit Anfang Januar 2020 versuche
ich eine Verbindung zu Frau Kaus herzustellen, einmal über ihr
Sekretariat, dann per Email und zuletzt mit meinem Brief an sie
vom 21.03.2020. Frau Kaus hat sich nicht bei mir gemeldet. Die
Ernsthaftigkeit meiner Bitte „hat sich ihr nicht erschlossen“.
Sehr geehrter Herr Minister Sibler,
Sie werden verstehen, dass ich
zumindest auf einem Telefongespräch bestehe, dass einmal nicht
darauf hinausläuft, dass ich „ruhiggestellt werden müsse“,
sondern dass in sachlicher Atmosphäre stattfinden sollte.
Da ich als Rentner zeitlich
flexibel bin, kann der Gesprächszeitpunkt über das Sekretariat
von Frau Ministerialdirigentin Kaus nach ihren Wünschen mit mir
vereinbart werden.
Ich rechne fest mit Ihrer Hilfe.
Mit freundlichen Grüßen
Heribert A. Bludau
In Kopie liegt bei: Mein Schreiben
an Frau Kaus vom 21.03.2020
Je eine Durchschrift erhält: Das Regensburger Kulturjournal
und ein Mitglied des
Stiftungsrates der Richard Wagner-Stiftung Bayreuth
Zitatende |
Leserbrief
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Zitat
Was bedeutet uns heute noch die Oper?
Ach ja, die Oper – sie dümpelt so
dahin!
Ist sie überhaupt noch zu retten?
Diese Frage steht in direktem
Zusammenhang mit dem Ausspruch der Intendantin der Kölner Oper,
Frau Dr. Birgit Meyer, er lautet:
„Oper gibt es seit nunmehr 400
Jahren – und sie ist so lebendig wie in ihrer Entstehungszeit“.
Dieser Bericht fußt auf den Erfahrungen und Fakten, die mir vor
dem Ausbruch der Corona-Krise vorlagen. Die Aussagen, die ich
treffe, basieren auf der Annahme, dass der kulturpolitische und
finanzielle Zustand unseres Landes den Kunst- und
Kultureinrichtungen nach der Krise zumindest die fast
gleichbleibenden Mittel zubilligt, die ihr vor der Krise gewährt
wurden.
Zunächst jedoch stellt sich die Frage, was hat die Corona-Krise
mit der Oper angestellt? Hat sich zumindest am Zustand
gedanklich etwas verändert?
Der gesamte Opernbetrieb kam zum Stillstand, Zeit genug, um über
den beängstigenden Niedergang dieser einst so bedeutenden
Kunstgattung nachzudenken.
- Was ist in den letzten 30 Jahren schiefgelaufen?
- Warum bleibt immer mehr Publikum den Opernhäusern fern?
- Was war ausschlaggebend dafür, dass die Spielpläne aller
Opernhäuser so
entsetzlich verödet sind?
- Wäre jetzt nicht genau der richtige Zeitpunkt, so viele
Störfaktoren im
Opernbetrieb zu beseitigen?
- Wer sollte und wer könnte das bewerkstelligen?
Es müsste jetzt damit angefangen werden, jetzt!
Zurück zur Kölner Oper und dem Ausspruch ihrer Intendantin: Ach,
wenn es so wäre – wie Frau Dr. Meyer eingangs annahm - dass
nämlich die Oper so lebendig ist wie in ihrer Entstehungszeit,
dann wäre dieser Appell nicht notwendig!
Ein Blick auf die Spielpläne einiger willkürlich ausgewählter
Opernhäuser offenbart allerdings, dass die gepriesene
Lebendigkeit von einer ganzen Reihe von Faktoren abhängig ist
und dass sie von handelnden Personen brutal ausgebremst wird.
Vereinfacht gesagt: Die Opernhäuser werden zum Teil nicht einmal
mehr jeden Tag bespielt. Die Zahl der Neu-inszenierungen von
Opern pro Spielzeit ist weiter rückläufig. Die Anzahl der pro
Monat gebotenen Opern ist erschreckend gering. Sogenannte
„moderne Opern“ (die Mehrzahl der Inszenierungen dieser
Kategorie gehören der Klassifizierung des „Regietheaters“ an),
oder andere Bühnenstücke brauchen immer mehr Platz im Spielplan.
Die klassischen Opern des 19. und 20. Jahrhunderts fehlen immer
öfter.
Die Spielpläne sind also nicht „ausgewogen“, die
Regietheater-Inszenierungen werden vom Publikum weitestgehend
abgelehnt. Die Theatermacher stört das allerdings überhaupt
nicht. Das Theater (egal ob Oper oder Schauspiel) wird zunehmend
für politische Botschaften der Parteien missbraucht. Haben die
Theaterverantwortlichen vergessen, dass z.B. die Oper auch der
Erbauung und der Erholung dienen soll? Ein Opernbesuch soll
immer noch etwas ganz Besonderes sein. Ist das restlos in
Vergessenheit geraten? Überhaupt: Sind die uns von so genialen
Librettisten und Komponisten überlieferten Opern so schlecht,
dass man ihre Handlungen vernichten bzw. gegen neue Handlungen
austauschen muss, die so „unendlich primitiv und willkürlich“
geschaffen werden, dass das Werk des Komponisten nicht mehr zu
erkennen ist?
So geschehen in Hannover bei Tosca und – ebenfalls in Hannover –
beim Barbier von Sevilla. Genau so wurde mit dem Freischütz 2019
in Lübeck verfahren, an gleicher Stelle auch mit Don Giovanni
oder dem Lohengrin in Erfurt – ebenfalls 2019. Im Jahre 2017 in
Bayreuth bei den Meistersingern – totale Entfernung der Handlung
von der Dichtung. Ebenfalls in Bayreuth: Beim Tannhäuser des
Jahres 2011, der den Betrieb einer Biogasanlage zum Inhalt hat -
und auch der Tannhäuser des Jahres 2019 – eine unerträgliche
Verblödungskomödie. Nicht zu vergessen der Jubiläumsring 2013 in
Bayreuth durch den Stückezerstörer Frank Castorf. Ein weiterer
negativer Höhepunkt: In Salzburg gar rankt sich die Handlung des
Lohengrin um einen Flugzeugabsturz, usw.
Genug der Hiobsbotschaften! Die hier betrachteten Opernhäuser
sind die in Hannover, Lübeck, Nürnberg und Erfurt, das
Landestheater Salzburg und die Bayreuther Festspiele. Die Liste
ist beliebig fortsetzbar. Die früher so eifrig in die
Opernvorstellungen strömenden Zuschauer fühlen sich von diesen
Inszenierungen abgestoßen, sie sind enttäuscht und erbost.
Zukünftig bleiben sie zu Hause. Deshalb starte ich hier einen
Aufruf, - einen Aufruf an die Verantwortlichen! Die übrig
Gebliebenen aus den Zeiten, als die Opernhäuser noch in der Lage
waren, bewährten Traditionen zu folgen, bringen nicht mehr den
Mut auf, die Missstände, die sie längst klar erkannt haben, laut
auszusprechen und die notwendigen Veränderungen einzuleiten. Die
Kulturverantwortlichen in den Stadtverwaltungen und den
Landesregierungen müssen Fachleute sein (oder werden) und nicht
– wie bisher - nur „brave Parteisoldaten“.
Mich beschleicht die Befürchtung, da auf dem Sektor Operntheater
im Laufe der letzten Jahrzehnte so viel schiefgelaufen ist, dass
Entscheidungen übereilt und von Personen gefällt wurden, die nie
und nimmer an solche Sachfragen hätten herangelassen werden
dürfen. Da hätten eben Fachleute zu Rate gezogen werden müssen,
auch wenn das Geld gekostet hätte. Welche Rücksichten mussten da
genommen werden?
Wenn also die Kulturverantwortlichen einen Intendanten für ihre
Theater suchen sollen, dann müssen sie vorgeben, was sie für
ihr Stadt- oder Landestheater von ihm erwarten! Es muss klar
erkennbar sein, was das Publikum erwartet!
Und nun gilt es, den richtigen Künstler für den
Intendanten-Posten zu finden! Warum sollten die Bewerber nicht
verbindlich Aufschluss darüber geben, wie sie sich die Leitung
des Opernbetriebes vorstellen. Man sollte von ihnen den Entwurf
eines Jahresspielplanes verlangen. Der Bewerber muss
grundsätzlich über seinen Standpunkt zur Ausgewogenheit des
Spielplanes befragt werden. Hat er sich schon Gedanken darüber
gemacht, welche Art von klassischen oder modernen Opern er in
dieser Stadt (oder dieser Region) spielen will oder kann? Was
versteht er unter „werkgerechter Inszenierung“, was sagen ihm
die Begriffe „modern“ oder „zeitgerecht“?
Was stellt er sich unter Werktreue
vor? Höchste Vorsicht ist geboten, wenn von „Neudeutungen“ die
Rede ist! Was kann er zur Budgetermittlung sagen, wie steht er
zur unbedingten Einhaltung des Budgets? Welchen Einfluss gedenkt
er grundsätzlich auf die Bauweise der Dekorationen zu nehmen?
Was hält er vom bewährten Kulissenbau früherer Zeiten (der war
nämlich kostensparend)! Wie steht er zur Zusammenarbeit mit
anderen Opernhäusern. Was hält er vom Ensembletheater (z.B. im
Hinblick auf größere Abwechslung im Spielplan)?
Wie denkt er unter Umständen z.B.
über die Wiedereinführung der deutschen Singsprache bei der
Aufführung von italienischen oder französischen Werken? Kann er
verbindlich versichern, dass er sich bei der Auswahl der
Regisseure so weit absichert, dass er bei den von ihnen
abzuliefernden Inszenierungen am Ende nicht häufig ein blaues
Wunder erlebt? Nach den unendlichen Entgleisungen bei der
Entstellung klassischer Werke in Bezug auf Handlung,
Dramaturgie, Regie und Bühnenbild sollte ein Bewerber zu seiner
Haltung zum „Regietheater“ ausführlichst befragt werden. Wie
sieht er die Zusammenarbeit mit dem Opernchor, den Statisten und
dem Orchester? Wie ist seine Haltung zum Publikum und zu den
Medien? Was sagt er zum bestehenden Honorarsystem und zur Höhe
der Eintrittspreise? Wie man sieht: Fragen ohne Ende!!
Es muss klar sein: Die Oper spielt zur Erbauung des Publikums
und nicht zur Erfüllung der Eitelkeiten ungeeigneter Regisseure!
Sie darf auch keine politische Bildungsanstalt werden, die die
Botschaften der jeweils Regierenden transformiert. Es geht nach
meiner Ansicht auch zu weit, dass mittlerweile schon deutsche
Texte, die seit über 100 Jahren gesungen werden und die dem
Publikum bestens bekannt sind, (fast Zeile für Zeile) abgeändert
werden, damit sie den Ideen der Dramaturgen entsprechen, (wie
z.B. bei der Semperoper 2018 in einer Inszenierung der
„Verkauften Braut“ geschehen)!
Zum Abschluss eine – wie ich meine – Grundsatzbemerkung zur Oper
nach dem II. Weltkrieg: Die Personen, die gleich ab der
Kapitulation damit begonnen haben, die Oper neu zu beleben,
waren Fachleute, Idealisten, genaue Kenner der Materie und der
Wünsche des Publikums. Sie erstellten – gemessen an den
Umständen – großartige Spielpläne für ihre meist provisorischen
Bühnen. Auf sie war Verlass, sie respektierten die großen
Opernkomponisten, ihre Akteure auf der Bühne begeisterten das
Publikum. In den 1950er Jahren wurde an sieben Tagen in der
Woche Oper gespielt, an jedem Tag ein anderes Stück. Zehn
Premieren pro Spielzeit waren keine Seltenheit. Die Fantasie der
Bühnenbildner, das Können der Theaterwerkstätten, die
Werkkenntnis der Regisseure, die Ensembleleistung der Solisten
und die Professionalität von Chor und Orchester schufen
Vorstellungen, an die ich mich heute noch gerne erinnere. Die
Opern von Rossini, Verdi, Puccini, Donizetti, Lortzing, Wagner
und Strauss u.v.a. werden seit 150, manche sogar seit 180 Jahren
auf unseren Bühnen gespielt.
Alle Opern dieser Komponisten sind
Meisterwerke in jeder Beziehung. Das ist der Grund, warum sie
auch heute noch Anerkennung finden – solange ihre Wiedergabe so
erfolgt, wie ihre Schöpfer sie hinterlassen haben. Gute
Regisseure, die Musik studiert haben, bei deren Arbeit das Werk,
das sie inszenieren zu jedem Zeitpunkt zu erkennen ist, schaffen
es auch in zeitgerechten Inszenierungen Anerkennung zu finden.
Hört, ihr Theaterleiter, Intendanten und Operndirektoren: Ihr
habt die Aufgabe Werte zu vermitteln. Der Begriff Werte ist fast
immer positiv besetzt. Mit Wertevermittlung oder Weitergabe von
Werten hat Euer Tun zur Zeit nur noch wenig „am Hut“! Erfahrt
Ihr dafür Kritik, dann zieht Ihr Euch auf die Formel
„Künstlerische Freiheit“ zurück. Eure Künstlerische Freiheit
beschert uns keine Erhaltung und Weitergabe von Werten, es ist
blanke Interessenvertretung. Es geht um Geld, um
Aufführungsrechte, um Honorare und Provisionen. Mit
künstlerischer und verantwortungsvoller Theaterarbeit hat das
nichts mehr zu tun. Andauernd ist von „Neudeutungen“ die Rede.
Zu diesem Begriff lässt sich eine Formel finden: Neudeutung =
Missdeutung = Zerstörung = Bruch von Traditionen.
In Bayreuth wurde vor einer Vertragsverlängerung mit Katharina
Wagner über eine eventuelle Verletzung von Urheberrechten
nachgedacht. Man muss sich das mal vorstellen, ein Mitglied der
Familie Wagner versuchte zu klären, ob bei zukünftigen
Aufführungen auf der Festspielbühne eventuell gegen das
Urheberrechtsgesetz verstoßen werden könnte, das ja auch einen
Passus beinhaltet, der „das Verbot der Entstellung“ von
urheberrechtlich geschützten Werken regelt. Frau Wagner konnte
ganz beruhigt sein, der Urheberrechtsschutz an ihres
Urgroßvaters Werken war schon 1953 ausgelaufen.
Die jungen Schauspielregisseure und ihre Dramaturgen, die mit
der in den Musikdramen enthaltenen Musik nichts anzufangen
wissen, die die Dramaturgie, die in der Musik liegt nicht in
ihre Arbeit einbringen können oder wollen, sie sind die
Totengräber der Oper. Sie haben keinen Respekt vor den
wunderbaren Werken unserer großen Komponisten. Immer mehr
Theater lassen diesen Stückezerstörern freie Hand. Geben sie
diesen Anfängern keine Gelegenheit mehr, ihren Vernichtungs-
Politisierungs- und Verblödungsfeldzug fortzusetzen. Spielen sie
die großen Opern wieder so, wie sie geschaffen wurden. Scheuen
sie sich auch nicht, öfter mal wieder fremdsprachige Opern in
ihrer (meist guten) deutschen Übersetzung singen zu lassen. Wenn
Sie gute deutschsprachige Sänger beschäftigen, können Sie auch
mal wieder Operetten aufführen.
Nur so finden sie neue Freunde und die Oper wird gerettet!
A.B. aus MG.
Zitatende |
Aus den Mitteilungen der
Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger
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Zitat
Theater nach Corona - Infrastruktur erhalten!
Die
Spielzeit [...] ist vorzeitig beendet worden. Wann Theater und
Opernhäuser zur Normalität zurückkehren können, darüber wird
noch diskutiert. Aber sie werden das nur können, wenn neben
Ländern und Kommunen auch die Gesellschaft hinter ihnen steht -
und die Häuser als systemrelevant anerkennt.
Als sich die Kanzlerin und zwei Ministerpräsidenten am Mittwoch
nach Ostern zu ersten Öffnungsmaßnahmen nach dem ziemlich
kompletten Shutdown äußerten, hieß es unter anderem,
Großveranstaltungen seien bis Ende August weiter untersagt. Nur:
Was ist groß? Das, sagte der Bund, müssten die Länder
entscheiden. Und so erklärte der schleswig-holsteinische
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), für ihn bedeute das
alles über 1000 Teilnehmern. Und, einigermaßen vage: Aber auch
auf kleinere Veranstaltungen werde man erst mal warten müssen.
Andere traten vor die Presse und sprachen über alles Mögliche:
Schule, Kinderbetreuung, Geschäfte, Fußball, Friseure und
Fußpflege - nur nicht über die Kultur. Das war nicht nur für
Künstler und Veranstalter, sondern alle, die Musik und Theater
für etwas anderes halten als bloßes Gedöns, enttäuschend.
Wenigstens hätten sie auf ein Signal der Aufmerksamkeit, des
Problembewusstseins gehofft. Das kam dann zwar von
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU): Sie werde sich
weiter mit aller Kraft dafür einsetzen, die einzigartige
Kulturlandschaft in Deutschland in all ihrer Vielfalt" zu
erhalten, im Fernsehen sprach sie auch von »Respekt" für die
Kulturschaffenden.
Bühnenvereins-Präsident Ulrich Khuon beklagt allerdings eher die
politische Nichtbeachtung: Theater würden »mit einem lapidaren
Satz einfach verhängt, ohne dass man auf der anderen Seite
nochmal darauf hinweist, dass die Künste Lebensmittel sind«.
Dass Künstlerinnen und Künstler »im Denken und im Sprechen der
Großpolitik" nicht vorkommen, ist für Khuon »eine große
Enttäuschung«, sagte er Deutschlandfunk Kultur. Nur kann weder
Monika Grütters noch sonst irgendwer konkret werden - die
ersehnten Termine auch in Bezug auf die Theater im Moment können
verantwortbar nicht genannt werden.
Dabei wird deren Situation, allein schon wirtschaftlich
betrachtet, nach der Krise ohnedies schwierig genug sein: Diese
Schließungen seit dem 16. März führen in der Kultur- und
Kreativwirtschaft zu einer besonderen Gefährdung. Schon Ende
März legte das „Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft"
im Auftrag der Bundesregierung eine erste Analyse vor. Sie
versucht, „Ökonomische Auswirkungen anhand einer
Szenarioanalyse" zu prognostizieren. Ein mittleres Szenario geht
von Umsatzeinbußen für die Kultur- und Kreativwirtschaft von
14,7 Milliarden Euro aus - der jährliche Umsatz würde um 9
Prozent sinken. Dramatisch sind diese Zahlen vor dem
Hintergrund, dass die Umsatzausfälle nicht gleichmäßig auf das
Jahr verteilt sind, sondern aktuell und innerhalb der kommenden
drei bis vier Monate eintreten werden. Im milden Szenario
belaufen sich die geschätzten Einbußen auf 9,5 Milliarden Euro
(6 Prozent Umsatzrückgang), im gravierenden Szenario wären es
sogar 27,8 Milliarden Euro (16 Prozent Umsatzrückgang).
Nach dem Ende der coronabedingten Einschränkungen wird es aber
vor allem darum gehen, welchen Stellenwert Theater und Kultur
tatsächlich haben. Es muss alles dafür getan werden, dann an
bessere Zeiten anzuknüpfen - auch wenn gegenwärtig niemand weiß,
wann und unter welchen Bedingungen das sein wird. Vorerst wirken
denkbare Schutzkonzepte noch hilflos: Was hilft es, zum Beispiel
jede zweite Stuhlreihe auszubauen und Sitze zwischen einzelnen
Zuschauern freizuhalten, Pausen und Buffet zu streichen, wenn
auf der Bühne doch kein Sicherheitsabstand realisiert werden
kann?
Welchen
Stellenwert hat Kultur?
Mindestens so wichtig wie die Überwindung der aktuellen Krise
ist, dass Künstlerinnen und Künstler auch danach eine kulturelle
Infrastruktur vorfinden, die ihnen Aufträge ermöglicht und
Kulturorte erhalten bleiben. Das alles kann aus den
verschiedenen Nothilfe- und Sofortprogrammen, so begrüßenswert
sie sind, nicht geleistet werden. Der Deutsche Kulturrat fordert
deshalb einen Kulturinfrastrukturförderfond, der das leisten
soll. Der Kulturrat NRW und andere Verbände unterstützen ihn.
Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann will „groß denken”
und hofft darauf, dass die „Kultur Antworten auf die durch die
Krise ausgelösten gesellschaftlichen Verwerfungen" gibt, gerade
weil die Auswirkungen. der Corona-Pandemie noch lange zu spüren
sein werden.
Künstlerinnen und Künstler werden in dieser Situation zunehmend
ungeduldig und wollen zurück auf die Bühne. Wer in diesen Tagen
aber bereits nach Antworten auf perspektivische Fragen sucht,
wird unmöglich endgültige Antworten bekommen. Im besten Fall
lautet die Erwiderung: Es kommt drauf an. Genauso wie bei den
Lockerungsmaßnahmen gilt für die existenzielle Perspektive der
Häuser die Betrachtung im Einzelfall. Es kommt bei den Häusern
auf die geografische Lage und die finanziellen Möglichkeiten der
Rechtsträger an. Außerdem haben verschiedene Bundesländer und
Städte durchaus unterschiedliche Quarantäne-Schließungen.
Innerhalb dieser zu unterschiedlichen Zeitpunkten
wiedereröffneten Häuser wird es wohl auch auf Sparten und
Berufsgruppen ankommen: Tänzer brauchen andere Hygienemaßnamen
als die Werkstatt-Mitarbeiter.
Nach der Krise wird es aber nicht nur materiell zum Schwur
kommen. Niemand kann einschätzen, wie sich das Publikum
verhalten wird. Es könnte in Häuser strömen um nachzuholen, was
in den letzten Monaten nicht möglich war. Genauso denkbar wäre
allerdings auch ein Szenario, in dem die Menschen aus weiter
bestehender Angst vor Ansteckung wegbleiben und die zwar wieder
geöffneten Bühnen so trotzdem vor leerem Haus spielen.
Politikerinnen und Politiker haben stets erklärt, Kunst und
Kultur seien kein beliebiger Luxus, sondern - mit einem Modewort
- systemrelevant. Nach der Krise werden sie es beweisen können.
Zitatende
Quelle:
FACHBLATT DER GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER
5/20 – Seite 14-15 |
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Zitat
BAD HERSFELDER
FESTSPIELE - Grüne gegen
Ausfallhonorare
Die Bad Hersfelder
Festspiele in diesem Sommer sind wie alles andere auch abgesagt.
Die saisonal Beschäftigten wurden außerordentlich gekündigt -
erhalten aber immerhin Ausfallhonorare.
Eigentlich sollte am 10. Juli das Musical GOETHE! im Rahmen der
Bad Hersfelder Festspiele Premiere haben. Wie alles andere
musste die Veranstaltung abgesagt werden, das 70. Jubiläum fällt
aus. Nicht nur Bürgermeister Thomas Fehling fand das ärgerlich,
die ganze Stadt wird unter den wirtschaftlichen Folgen zu leiden
haben. Zuvörderst aber ist das saisonale Personal betroffen, das
Schauspiel, Musik, technische/künstlerische Gewerke, Arbeiter
und Stäbe/Kreative umfasst. Alle erhielten außerordentliche
Kündigungen. Die Festivalleitung wollte immerhin großzügige
Ausfallhonorare zahlen - aber ausgerechnet die Grünen waren in
der Stadtverordnetenversammlung dagegen. Die Begründung klang
beinahe höhnisch: Gerade in dieser Lage könne man sich solche
zusätzlichen Ausgaben nicht leisten, erklärte der
stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Die Stadtrats-Mehrheit sah das anders und bot den 135
betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen einmaligen
Pauschalbetrag in individueller Höhe an. Die Gesamtsumme der zu
zahlenden Ausfallhonorare soll 450.000 Euro nicht überschreiten,
obwohl vieles in rechtlicher Hinsicht dafür spricht, dass die
Stadt die vertraglich geschuldeten Vergütungen an sich
vollständig zahlen müsste. Bisher bekannte Angebote der Stadt
belaufen sich unterhalb 40 Prozent der vereinbarten Gage - eher
nicht akzeptabel.
Zitatende
Quelle:
FACHBLATT DER GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER
5/20 – Seite9 |
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Zitat
CORONA NACH DER PROBE -
Chöre besonders betroffen?
Eine Chorprobe im
US-Bundesstaat Washington hat nach Medienberichten zu
großflächiger Ansteckung der Beteiligten mit dem Corona-Virus
geführt. Auch anderswo wird von Infektionen berichtet.
An der Probe in der kleinen Gemeinde nahmen 60 Personen teil -
45 von ihnen waren anschließend infiziert. Mediziner gehen von
einer Übertragung durch die Luft aus, nachdem alle Teilnehmer
den vorgeschriebenen Abstand gewahrt und auch sonst alle
Hygienemaßnahmen eingehalten hatten. Inzwischen sind mindestens
drei Personen ins Krankenhaus eingeliefert worden, zwei
verstorben.
Die US-Erfahrungen scheinen nicht singulär: Russische Medien
berichten von einem Ausbruch des Corona-Virus nach einer
Live-Aufführung des Bolschoi-Theaters, die im Fernsehen
übertragen wurde und als Dankeschön an das medizinische Personal
gedacht war. 34 Beschäftigte seien positiv. Bei der Übertragung
war kein Publikum anwesend.
Auch der Berliner Domchor ist betroffen. Nach einer Probe Mitte
März zeigten von knapp 80 Mitgliedern etwa 60
Krankheitssymptome, bei 32 Menschen wurde Corona nachgewiesen.
Zwei Personen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Zitatende
Quelle:
FACHBLATT DER GENOSSENSCHAFT DEUTSCHER BÜHNEN-ANGEHÖRIGER
5/20 – Seite 9 |
Die Nds. Staatsoper Hannover GmbH
stellte am 15. Mai 2020 den Spielplan 2020/2021 vor.
Die HAZ titelte in ihrer Ausgabe am 16. Mai
2020:
Der Kompass schwankt
Ja, das hat er so an sich, der
Kompass.
Er wird von allem möglichen abgelenkt, das auch nur annähernd magnetisch
sein könnte.
Nun hat uns die Seuche
das ganze Jahr versaut, womöglich sogar ein riesiges Stück unserer
Zukunft. Die Kompassnadel zittert, nichts und niemand ist mehr so leicht
einzunorden. Wie wortreich sie es auch versucht, Laura Bermans
Anpreisungen des Angebots für 2020/21 während der am 15. Mai 2020 im
Internet veröffentlichten Statements bleibt leeres Geschwurbel.
Der Kompass schwankt.
Das Motto über der Spielzeit 2020/21 des Staatstheaters Hannover ist
beliebig.
Warum nicht „Morgenstund' hat Gold im Mund”? Oder „Nachts ist es kälter
als draußen“? „Die Welt ist aus den Fugen“ wäre ein halbwegs
literarischer Claim zu einem seltsam indifferenten Spielplan, der, das
gilt für nahezu alle deutschen Theater – mehr von einem
Gemischtwarenladen hat als von einer konzeptionell durchdachten
Zusammenstellung. Ganz nett, mehr nicht. So weit, so schlimm.
Kinder- und Jugendopern
wird breiter Raum eingeräumt, in sie wird sehr viel Energie gesteckt.
Warum Theater speziell für Kinder und Jugendliche? Probleme von Kindern
und Jugendlichen in Form eines Musiktheaters zu behandeln, nun gut.
Aber: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Greise leben in derselben Welt.
Dieses Format derart überrepräsentativ zu bedienen, kann unmöglich
Auftrag einer Staatsoper sein. Zumal der reguläre Opernbetrieb dagegen
enorm zurückgefahren wird. Mag sein, dass der grassierende
Zuschauerschwund die Frau Geschäftsführerin zu diesem Kniff zwingt. Sie
will ja ‘Oper für alle‘ machen, vom Wickelkind bis zum Greis.
Umso mehr verwundert, dass misslungene und wenig überzeugende
Produktionen aus der Versenkung geholt werden. So der oberpeinliche
Trash-‘Freischütz‘.
„Das soll ein Skandal sein? ... eine überladene Zumutung“ (Rudolf
Neumaier in „SS-Leute in Strapsen und ein Weihnachtsmann“, Süddeutsche
Zeitung vom 17. Dezember 2015), und Donizettizs ‘Der Liebestrank‘
als Klamauk und billige Mittelalter-Show auf Schultheater-Niveau.
Nun ja, der Kompass schwankt.
Erst hatte Hannovers neue ‘Intendantin-Darstellerin‘ kein Glück, dann
kam mit Covid-19 auch noch Pech dazu.
Ihr Spielplan-Angebot für die kommende Zeit, so sie denn überhaupt
stattfinden kann, lockt wahrlich niemanden „von den Öfen, hinter denen
es heißt, dass kein Hund mehr vorkommt“, um es mit Brecht zu sagen.
Noch kann nur die Stückauswahl bewertet werden, die szenische Umsetzung
später dann wird kritisch zu begleiten sein.
●
Am Freitag, den
13. März 2020, verkündete die Nds. Staatstheater Hannover GmbH die
Schließung ihrer Spielstätten.
Zur Problematik der Stückverträge – d.h. wer nicht singt, wer nicht
spielt, bekommt auch kein Geld – kein Wort des Hauses.
Die Leitung der Nds. Staatsoper Hannover GmbH wurde von der Nds.
Landesregierung – ohne öffentliche Ausschreibung der ’Planstelle
Opernintendanz’, unter Außerachtlassung jeglicher Transparenz – aus dem
Hinterzimmer des Ministeriums in die Hände einer Frau gelegt, die nach
dem amerikanischen Prinzip à la Trump
“You‘re fired!“
hantiert.
Es ist zu bemängeln, dass seitens der neuen Leitung der GmbH nicht
wenigstens eine Spielzeit abgewartet wurde, während derer man sich das
Ensemble hätten ansehen können, um dann für die nächste Spielzeit
eventuelle Veränderungen vorzunehmen. Stattdessen zerschlug man das
bestehende Ensemble.
Jetzt, in der Coronakrise, verschärft sich die Lage der
Nichtübernommenen, sie sind ausgegrenzt, abgeschoben, fallen dem Staat
und dem Steuerzahler als Empfänger von Grundeinkommen bzw. ALG II zur
Last.
Von sozialen Aspekten und Fairness war und ist bei der Frau
Geschäftsführerin der Nds. Staatsoper Hannover GmbH in Bezug auf das
künstlerische Personal ganz offensichtlich keine Rede.
Screenshot Nds. Staatsoper Hannover GmbH
Das Leitungssteam der Nds. Staatsoper Hannover GmbH
links: der Generalmusikdirektor Stephan Zilias –
mittig: die Geschäftsführerin Laura Beerman –
rechts: der Ballettdirektor Marco Goecke
Impressum
….
erscheint als nichtkommerzielles Beiblatt zu
-
ausgezeichnet mit dem Kulturförderpreis der Stadt Regensburg
kulturjournal
– Büro 93047 Regensburg – Holzländestraße 6
kulturjournal – Büro 30655 Hannover – Fehrsweg 2
Verteilung:
Direktversand an ausgewählte Leserschaft u.a.
Mitglieder der
Bürgerinitiative-Opernintendanz -
http://bi-opernintendanz.de/
Niedersächsischer Landesrechnungshof,
Niedersächsische Landesregierung,
Staatsanwaltschaft Hannover,
Politische Parteien im Nds. Landtag,
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover,
Bund der Steuerzahler,
Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger,
Richard-Wagner-Vereine,
Feuilletons von Tageszeitungen
RA Frank Wahner, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Hannover
RA Markus von Hohenhau, Fachanwalt für IT-Recht, Regensburg
RA Prof. Dr. Ernst Fricke, Fachanwalt für Bühnenrecht, München/Landshut
Wir verstehen diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um
der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach unserer Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes. Neben Sachaussagen enthalten diese Texte
auch Überspitztes und Satire. Hierfür nehmen wir den Kunstvorbehalt nach
Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.
Wir benutzen Informationen, hauptsächlich aus eigenen Unterlagen, aus
dem Internet u.a. Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Museums,
der Preußen-Chronik, Wikipedia u.ä..
Texte werden paraphrasiert wiedergegeben oder als Zitate kenntlich
gemacht.
Fotos wurden Buch- und CD-Einbänden entnommen. Beiträge aus der Rubrik
‘Was andere schrieben‘ stammen aus der Zeitschrift ‘Oper und Tanz‘ –
Regensburg
Leserbriefe stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar.
Textbeiträge u.a. von Marie-Louise Gilles, Ruth Tipton, Dieter Hansing,
Peter Lang
Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir meist
auf Differenzierung und geschlechtsneutrale Formulierung. Entsprechende
Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle
Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und
beinhaltet keine Wertung.
Zum
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Dieter Hansing
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