Zitat
Announcement Berliner Ensemble
DER ZERBROCHNE
KRUG
Ein Lustspiel
von Heinrich von Kleist
Klaus Maria Brandauer (Dorfrichter Adam), Tina Engel (Marthe Rull), Larissa Fuchs (Liese), Roman Kanonik (Ruprecht), Michael Kinkel (Büttel), Ilse Ritter (Brigitte), Michael Rotschopf (Licht), Stephan Schäfer (Ein Bedienter), Andreas Seifert (Veit Tümpel), Martin Seifert (Gerichtsrat Walter), Marina Senckel (Eve), Ninja Stangenberg (Margarete)
und 12 Hühner
Regie: Peter Stein
Bühne: Ferdinand Wögerbauer
Kostüme: Anna Maria Heinreich
Musik: Arturo Annecchino
Dramaturgie: Anika Bárdos, Viktoria Göke
Foto: Jim Rakete
Mit: Klaus Maria Brandauer, Larissa Fuchs, Ninja Stangenberg, Roman Kanonik, Tina Engel
„Wenn ihr selbst, Dorfrichter Adam, den Krug zerschlagen hättet, könntet ihr nicht eifriger allen Verdacht von Euch auf jenen jungen Mann hinwälzen als jetzt.“ Wie wahr die Aussage des strengen Gerichtsrats Walter tatsächlich ist, weiß nur der angesehene Dorfrichter Adam selbst. Schließlich war er es, der versucht hat, sich der Jungfer Eve gefügig zu machen, um dann auf der Flucht vor dem gehörnten Verlobten den Krug zu zerbrechen. Jetzt ist Gerichtstag und vor ihm stehen eine aufgebrachte Frau Marthe Rull mit dem zerbrochenen Krug und Tochter Eve und deren Verlobter Ruprecht mit seinem Vater. Marthe beschuldigt Ruprecht ihn vermeintlich spätabends „in flagranti“ bei ihrer Tochter Eve im Zimmer überrascht zu haben, wobei der wertvolle Krug zerbrochen ist. Täter und Richter zugleich, redet und richtet sich Adam wegen Eve um Kopf und Kragen...
Zitatende
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Ei, Henker!
seht! Ein
liederlicher
Hund war's -
Kennt das Volk
seinen Kleist? -
Leider nein!
Ob nun am
Theater im 'Kaff
im Tal der
Ahnungslosen'
oder in der
Hauptstadt der
Republik - das
Publikum lacht
bei
Textstellen, die
der
Theaterbesucher
im Grunde zu kennen hat.
Man geht in eine
Klassiker-Vorstellung,
um zu sehen, was
macht der
Regisseur, wie
wirkt das, was
er inszeniert
auf der Bühne, in
welchem
Bühnenbild und
letztlich, wie
wird das ganze
von den
Darstellern
umgesetzt.
Also schon
erschreckend,
wie das Publikum
dem eigentlichen
Stück, eben aus
Unkenntnis,
gegenüber steht.
Ähnliches war
auch bei der 'Nora'-Produktion
in der
Karasek-Bearbeitung
in Regensburg zu
erleben.
Schüler
besuchten
'Nora'-Vorstellungen
und amüsierten
sich. Das
Problem der Frau
im 19.
Jahrhundert -
von Ibsen hier
deutlich
dargestellt -
war den Schülern
offensichtlich
über den Text
des Werkes nicht
vermittelt
worden.
Kritik_'Nora'_oder_'Ein
Puppenheim'_-_Theater_Regensburg
Was lernen die
da in den
Schulen
eigentlich?
Wenn dann noch
die Darstellung
eines Werkes
durch die Mode
der Verheutigung
aus dem Kontext
gerissen wird,
kann kaum
Bildung
entstehen.
Das Theater wird
seinem Auftrag
nicht gerecht.
Stattdessen
darf es zur
Selbstbefriedigung
von Regisseuren
und Intendanten
Steuergelder
verplempern.
1808 fanden die
Weimarer
überhaupt keinen
Zugang zu
Kleist's Werk
'Der zerbrochne
Krug'.
Goethe hatte als
Intendant es
auch noch einer
Oper - 'Der
Gefangene' -
nachgestellt.
http://www.oper-um-1800.uni-koeln.de/einzeldarstellung_fassung.php?id_fassungen=957&herkunft=
Den 'Krug' teile
Goethe in drei
Akte, so
dass die
Zuschauer ganz
offensichtlich
ermüdet waren,
um den
Kleist'schen
Versen mit der
nötigen
Aufmerksamkeit
folgen zu
können.
Die
nachfolgenden
Produktionen in
den Jahren bis
1822 fanden nur
unter
schwierigen
Bedingungen
statt und Hebbel
verteidigte 1850
kurz vor seinem
Tod Kleist und
seinen 'Krug'
als er das
Publikum
beschimpfte -
nur dieses könne
durchfallen,
nicht jedoch das
Werk.
Die Textfassung
am BE in Berlin
enthält
Eigenwilligkeiten,
Eigenschöpfungen
seinen sie nun
einstudiert oder
sich jeweils aus
der Situation im
Spiel ergebend.
Extempores.
Dass aber ein
gewaltiger
Strich dem Stück
und hier der
Rolle der Marthe
Rull den Boden
unter den Füßen
wegreißt als ihr
Text im letzten
Auftritt
Frau Marthe
Sagt doch, gestrenger Herr, wo find ich auch
Den Sitz in Utrecht der Regierung?
Walter
Weshalb, Frau Marthe?
Frau Martheempfindlich.
Hm! Weshalb? Ich weiß nicht -
Soll hier dem Kruge nicht sein Recht geschehn?
Walter
Verzeiht mir! Allerdings. Am großen Markt,
Am Dienstag ist und Freitag Session.
Frau Marthe
Gut! Auf die Woche stell ich dort mich ein.
|
gestrichen ist und dem
Stück den
Schlusspunkt
nimmt - ist
unverständlich.
Frau Marthe will
Genugtuung für
ihren Krug.
Dass der
Schuldige, eben
der Richter
Adam, "der den
Krug zerschlug"
gefunden wurde,
reicht ihr
nicht.
So kreisen die
Darsteller den
Dorfrichter auf
der
schneebedeckten
Hinterbühne ein,
hängen ihn an
ein vom
Schnürboden
bereits
herabhängendes
Seil, er wird
hochgezogen.
Und was soll mir
das?
|
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Ich freue mich,
wenn es
erträglich ist.
Ausgeschlossen,
alle Veränderungen
mitzuschreiben
und dann
nachzuvollziehen.
Der Text wird
verstümmelt, wie
es gerade passt.
Er gerät aus dem
Sprachfluss, den
Kleist so
sorgsam
aufbaute.
Und wo beginnt 'Schmirato'?
Aber die
Vorstellung
lebt.
Und so: Wen
kümmert's - das
Publikum nicht,
das will sich
amüsieren, will
den Star sehen.
Und der legt
Kohlen auf,
schürt das
Feuer, das er
selber gleich
von Anfang an
entzündet hat
und seine Verve
überträgt er auf
die Mitspieler.
|
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Was tu ich
jetzt? Was laß
ich?
Hühner im
Gerichtsraum -
anliegend
Schlafstube von
Margarete -
Ninja
Stangenberg
- und Lise -
Larissa Fuchs
- die dem
Dorfrichter
zugetanen Mägde.
Das Federvieh
wird weggeräumt.
Die beiden
Frauen greifen
zu, packen an,
langen hin, wenn
und wo es nötig
ist, Würste aus
der Registratur,
Damast und
Niersteiner und
von der fetten
pommerschen
Räuchergans
auf den Tisch,
schlecht in
keiner Beziehung
scheint es
ihnen, bei
diesem
Dorfrichter zu
gehen. Seine
Einkleidung
zeigt
Schwierigkeiten,
zum Schließen
des Hosenlatzes
sind gleich Lise
und Margrete zur
Stelle - beiden
hantieren an
Adam mit Wonne
herum.
Klaus Maria
Brandauer
- der
Dorfrichter,
gewaltig an
Statur und in
der Tongebung
seiner Stimme -
mal hoch im
Diskant, mal
grunzend
brummelnd, mal
einschmeichelnd
leise, dann
wieder höhnisch
die Rede führend
- torkelt mit
seinem Klumpfuss
durch den
Gerichtsraum,
versorgt
sich selbst,
wickelt sich ein
und verwickelt
sich in sein
Gerede und sein
Tun.
Dass der Star
die Möglichkeit
nutzen würde,
'dem Affen
Zucker zu
geben', war zu
erwarten.
Es ist aber
nicht so, dass
er das Ensemble
an die Wand
spielt, das
steht machtvoll
neben ihm, nutzt
jede
Möglichkeit,
sich mit ihm zu
messen. Seine
Stehgreifaktionen,
Einwürfe, können
allerdings
irritieren, so
dass Stichworte
und
Anschlusstexte
nicht schnell
genug kommen
oder sich auch
überlappen.
Es scheint den
Dorfrichter
nicht groß zu
interessieren,
der Gerichtsrat
Walter werde zur
Revision heute
erscheinen - er
grummelt weiter
vor sich hin -
keck und
geradezu
fröhlich nimmt
er die
Herausforderung
an:
'Gut, Gevatter!
Jetzt gilt's
Freundschaft'.
Etliches wie
Ihr wißts,
schwieg auch der
große
Demosthenes.
Folgt hierin
seinem Muster.
Und bin ich
König nicht von
Mazedonien,
ist gestrichen,
so bleiben
Fragmente.
'Adam Brandauer'
quietscht, quäkt
herum - zwängt
sich in die
Schuhe - lässt
es sich auch in
der heikelsten
Situation nicht
nehmen, bei
seinen Mägden
mal eben gehörig
hinzulangen. Die
juchzen dazu.
Und mit Eve wird
einfach mal
geschmust so im
Vorbeigehen.
Es fällt ihm ein
und in höchsten
Tönen trompetet
er, die Katze
habe ja in seine
Perücke gejungt,
das Schwein, die
'R' rollt er
genüsslich,
schrill lacht er
auf, da er auf
die Kanaillen
kommt, die sich
balzen und
jungen, wo ein
Platz sei. Und
an der
Vorstellung
haben lachend
auch die Mägde
ihren Spaß.
Beim
...
brauchst du
nichts zu sagen.
Verstehst du
mich?
schlägt er, ganz
ohne das bisher
gehörte Pathos,
sanfte
Umgangstöne an
wie auch beim
nachfolgenden,
nachdenklich
vorgetragenen
Mir träumt', es
hätt ein Kläger
mich ergriffen.
Die Begrüßung
von Gerichtsrat
Walter:
durch Adam,
freudig,
geradezu
jubelnd, in
höchsten Tönen
Willkommen,
gnäd'ger Herr,
in unserm Huisum!
Das
anschließende
Kein Traum,
der heute früh
Glock achte noch
Zu solchem
Glücke sich
versteigen
durfte.
i
wie auch
Und alles liest,
ich weiß, den
Puffendorf;
sind dann
wieder
gestrichen.
Adam hat keine
Chance, Eve auf
sich
einzustimmen -
wohl kommt ihn
alles übel an
und er muss sich
übergeben, und
das einfach so
zum Fenster
hinaus. Dann
wieder säuselnd
zu Eve und als
die ihn abweist,
sein Wünsche
anzuhören,
faucht er sie
mit
Hör du, bei
Gott, sei klug,
ich rat es dir
lauthals an.
Der
Aufforderung,
ein öffentlich
Verhör zu
beginnen,
bereitet ihm
Schwierigkeiten
Verflucht! Ich
kann mich nicht
dazu
entschließen -!
Es klirrte
etwas, da ich
Abschied nahm -
Voller
Verwirrung kommt
der Pips zu
früh, schon beim
'es hat ein
Perlhuhn mir den
Pips', statt
Es hat ein
Perlhuhn mir,
Das ich von
einem
Indienfahrer
kaufte,
Den Pips: ich
soll es nudeln,
und verstehs
nicht,
dann fügt er ein
- seht - ein
Und meine Hühner
- seht -
nenn ich meine
Kinder.
Gerichtsrat
Walter raunt er
die Frage zu
Befehlen Ew.
Gnaden den
Prozeß
Nach den
Formalitäten,
oder so,
Wie er in Huisum
üblich ist, zu
halten?
Keck tönt sein
- So nimm,
Gerechtigkeit,
denn deinen
Lauf!
als ginge das
alles ihn
garnichts an ,
ihm könne ja
nichts geschehen
- oder hat 'Adam
Brandauer' hier
in der
Gestaltung der
Rolle reinsten
Übermut zur
Hand?
Der Kastellan
wird zum bloßen
Haumeister, dem
Auch das. Ihr
seid nicht für
Formalitäten.
fügt er formlos
ein -
"Ich auch nicht"
- hinzu wie auch
ein -
"Gut" -
zum mehr brauch
ich nicht.
Beim
Bin ich noch
heut kein Jota
abgewichen
setzt er das
heute nach, so
dass daraus wird
"bin ich noch
kein Jota
abgewichen -
heute!"
Adam mit
großem Ausdruck
der 'Sandrock'
nicht unähnlich
Frau Marthe Rull,
tragt eure Klage
vor!
wie auch
Das Reden ist
an Euch
Und beschwörend,
hingehaucht
Seid doch
vernünftig,
Kinder.
Heiter, geradezu
jubelnd in
höchsten Tönen:
Und nicht
gefangen, denk
ich, nicht
gehangen.
Bedauerlich,
dass die Sorge
Adams, doch
durchschaut zu
werden, nicht
erkennbar wird.
Von
Den Krug
meinthalb mag er
ersetzen, oder
nicht.
bis zum
Verzeiht, Ihr
Herrn.
ist ist Zeit
genug, hier eine
entsprechende
Regung
aufzubauen.
Es macht dem
Darsteller
natürlich viel mehr Spaß,
für die
Zuschauer die
heitere Seite
auszuspielen,
allenfalls bei
den Gesprächen
mit Eve die
Stimme zu senken
und in ein
Flüstern
überzugehen,
dass aber die
Sorge ihn sehrt,
wird nicht
erkennbar, der
Sprung aus dem
Fenster - das
war's dann.
Schreiber Licht
- Michael
Rotschopf -
hoch
aufgeschossen,
schlank von
Gestalt, segelt
in einem
voluminösen
Mantel mit
hochgestelltem
Kragen herein
und mit zickigem
Sing-Sang-Ton
fragt er und
redet schlau
daher.
Mit einem
'Fazoletto'
hantiert er
herum, tupft
hier am Kinn,
mal dort am
Näschen, ringt
die Hände und
bis auf ein paar
Verbeugungen
wirkt er wenig
servil als
weiland Max Gülstorff.
Dorfrichter,
ich! Was denkt
Ihr auch von
mir?
Aber doch nicht
bloß Dorfrichter
- er doch nicht.
Er weiß, dass er
der eleganteste
der Schönen ist
und sich bald
alles zu seinen
Gunsten
entwickeln wird.
Allerdings wird
es jetzt auch
Zeit.
Pfingsten
Neun Jahre, daß
ich im Justizamt
bin.
Gerichtsrat
Walter
- Martin Seifert
- ein
seriöser,
distinguierter
Herr mit leicht
arroganter
Sprache fragt
nach den Kassen
des Gerichts,
aus der
vorgegebenen
Inundations-Kollekten-Kasse
wird eine
profane
Überschwemmungskasse
und aus
Hanfriede
ein Hanfried.
Er will dem
Dorfrichter noch
im letzten
Moment eine
Brücke bauen
Herr Richter
Adam,
Habt Ihr mir
etwas zu
vertraun,
So bitt ich, um
die Ehre des
Gerichtes,
Ihr seid so gut,
und sagt mirs
an.
Es zieht bei
Adam nicht.
Ruhig auf seinen
Gaststuhl
sitzend, meint
man in seinem
Gesicht ihn bei
den großen
Szenen der
anderen
abschweifen zu
sehen - bis zum
Stichwort.
Wie er
spitzlippig
säuselt, wie
beschwichtigend
er auf Marthe
einredet,
nachdem die sich
ein andres
Gericht suchen
will:
Gut denn. Zum
Schluß jetzt.
Was geschah dem
Krug?
Was? - Was
geschah dem Krug
im Feuer
Von Anno
sechsundsechzig?
Wird mans hören?
Was ist dem Krug
geschehn?
Exemplarisch wie
über die Sprache
gestaltet wird -
es geht nicht
nur darum den
Text abzuliefern
und die 25 Reihe
akustisch zu
erreichen.
Der Auftritt des
Büttels
- Michael Kinkel
-
schreckt auf -
war das Publikum
möglicherweise
vom sanften
Säuseln des
Gerichtsrats
zuweilen doch
ein wenig
weggetreten und
des
Gerichtsdieners
im Text nicht
vorgegebenes,
energisches
'Ruhe' soll das
Schwatzen der
Kläger im
Vorraum
eindämmen.
Tina Engel
als
Marthe Rull -
lautstark wird
von ihr
vermittelt, wo
es lang gehen
soll - Ruprecht
oder Eve,
Richter oder Rat
- alles hört auf
ihr Kommando.
Dir weis ich
noch einmal,
wenn wir allein
sind,
Die Zähne! Wart!
Du weißt noch
nicht, wo mir
Die Haare
wachsen! Du
sollsts
erfahren!
Voller Wut über
den zerbrochnen
Krug, lauthals,
in schneller
Rede, diese in
den Wortkaskaden
sich
überschlagend,
trägt sie vor und
ist auch
voller Zweifel
an den
Möglichkeiten
dieses Gerichts.
Sie bleibt auch
im Spiel dran,
wenn sie nichts
zu sagen hat.
Ihrem Gesicht
liest man ab,
was in ihr
passiert und was ihr nicht
passt.
Aber das
Willst du etwa
Die Fiedel
tragen, Evchen,
in der Kirche
Am nächsten
Sonntag reuig
Buße tun?
durch Strich
verloren.
Frau Marthe
setzt zum
Was diesem Krug
geschehen, auch
beschreibe,
ein "ist"
hinein und so
entsteht ganz
ohne Kleist das
Was diesem Krug
geschehen -
"ist", auch
beschreibe.
Und aus dem
Der Krüge
schönster ist
entzwei
geschlagen.
wird am
16.1.2009 im BE
"Der schönste
aller Krüge ist
entzweigeschlagen"
Gänzlich fehlt
in Frau Marthes
Klage
Dort wischten
seine beiden
Muhmen sich,
Der Franzen und
der Ungarn
Königinnen,
Gerührt die
Augen aus; wenn
man die eine
Die Hand noch
mit dem Tuch
empor sieht
heben,
So ists, als
weinete sie über
sich.
Hier im Gefolge
stützt sich
Philibert,
Für den den Stoß
der Kaiser
aufgefangen,
Noch auf das
Schwert; doch
jetzo müßt er
fallen,
So gut wie
Maximilian: der
Schlingel!
Die Schwerter
unten jetzt sind
weggeschlagen.
Vergessen oder
gestrichen?
Auch nicht
gesprochen
Sein Schatten
nur fällt lang
noch übers
Pflaster.
Hier standen
rings, im
Grunde,
Leibtrabanten,
Mit Hellebarden,
dicht gedrängt,
und Spießen,
Aus dem
Hier standen
rings, im
Grunde,
Leibtrabanten,
Mit Hellebarden,
dicht gedrängt,
und Spießen,
Hier Häuser,
seht, vom großen
Markt zu
Brüssel,
wird
Hier standen
rings, die
Häuser, seht,
vom großen Markt
zu Brüssel,
Auch
nett, nur kein
Kleist,
vielleicht ein
echter Stein?
Und von eigenem
Gelächter
unterbrochen,
trägt sie mit
eigenem Einschub
vor
Hier guckt noch
ein Neugier'ger
aus dem Fenster
- raus -:
Doch was er
jetzo sieht, das
weiß ich nicht.
Das
Erlaubt! Wie
schön der Krug,
gehört zur
Sache!
wird verändert
zum
"Wie schön der
Krug ist, das
gehört zur
Sache"
Worauf 'Adam
Brandauer' ein
zustimmendes
"Ja" ertönen
lässt.
und statt
Ein würd'ger
Wassergeuse.
ein
Zur Sache,
wenn's beliebt
hinzufügt.
Und das ist
eigentlich alles
während der
'Verhandlung', deswegen
spricht sie
Gerichtsrat
Walter an und
will wissen
Sagt doch,
gestrenger Herr,
wo find ich auch
Den Sitz in
Utrecht der
Regierung?
Die eigentliche
Aufklärung wie
sie sich diese
vorstellt,
zumindest die
Möglichkeit
hierzu, hat man
ihr gestrichen.
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Zwei Augenblicke
mit der Dirn
allein
Nicht weniger
überzeugend als
die Mutter: die
Tochter Eve von
Marina Senckel.
An der sanften,
lieblichen Eve,
die mit der
Unschuldsmiene,
an der zerren
förmlich
Bräutigam und
Frau Marthe.
Sie
leidet, die
junge, die
typische
Sentimentale -
hat sie sich
doch so für das
Leben ihres
Ruprecht
eingesetzt. War
sie fast sogar
soweit,
'Schändliches'
zu ertragen.
Der
Dorfrichter mit
seinen Hühnern,
die er seine
Kinder nennt,
die oft den Pips
haben und die
sie nudeln soll,
damit die wieder
auf die Beine
kommen. Wie oft
schon kam er und
bat dringlich um
Hilfe, sonst
wäre ihm das
Huhn verreckt.
Die einzige
Möglichkeit für
den Alten an die
Junge
ranzukommen und
jetzt die große
Gelegenheit -
das Attest, das
ihr von ihm
versprochen
wird, um den
Ruprecht vor Batavia zu
retten.
Marina Senckel
hat sich
verstrickt im
Wunsch und in
der Problematik
der Umsetzung
einer illegalen
Bestätigung,
denn sie weiß
auch, dass der
Medicus wie auch der
Dorfrichter ihr
etwas Getürktes
aushändigen
wollen. Und
dafür mit dem
Dorfrichter ins
Bett?
Es schaudert sie
bei dem Gedanken
- aber wie den
Ruprecht retten
sonst:
Krepiert'- ich
weiß an welchem
Fieber nicht,
Wars gelb, wars
scharlach, oder
war es faul.
Und der, der
Ruprecht Tümpel
von
Roman Kanonik,
der
vierschröt'ge
Schlingel,
poltert zwischen
allen herum,
wird
handgreiflich -
der braucht
sich ja nun
nicht zu
fürchten, da ist
Eve zu
ängstlich,
die werf ich
übern Haufen.
Dieser Mann, der
'wie ein Baum' -
nicht auf den
Mund gefallen
und bewiesen hat
er, dass ein
Dorfrichter ihm,
dem Ruprecht,
nicht im Dunklen
begegnen sollte
so reiß ich
Jetzt mit dem
Stahl eins
pfundschwer
übern Detz ihm.
Dass sich die
Sache dann
aufklärt - dazu
hat Ruprecht
nicht viel
beigetragen. Auf
die Schliche ist
er dem Adam
nicht gekommen.
Vater Tümpel -
Andreas
Seifert -
ein
liebenswerter
Alter, ist ganz
bei der Sache,
den Ruprecht,
den Wilden
rauszuholen und
da gibt es auch
schon mal einen
Knuff
Halts Maul, sag
ich.
Dann aber auch
die Wendung
Küßt und
versöhnt und
liebt euch;
Und, wenn ihr
wollt, mag
Hochzeit sein!
An
Stephan Schäfer
kommt niemand
vorbei.
Er meint
Ich glaub, die
Kerls sind toll.
Er hat sich um den
Gerichtsrat zu
kümmern und wenn
Licht meint, er
könne dem Besuch
den Mantel
abnehmen, so
irrt er.
|
|
Schafft Frau
Brigitt herbei,
Herr Richter
Adam!
Die im Stück
alles
aufklärende,
Ihr Herrn, der
Ruprecht, mein'
ich, halt zu
Gnaden,
Der wars wohl
nicht. Denn da
ich gestern
nacht
die alle Großen
spielten - auch
Sie ist Frau
Brigitte.
Eine muntere
norddeutsche 'Seute Deern'
stellt sie vor,
die, nach der Thomas
Bernhard sein
'Ritter, Dene,
Voss' betitelte.
hört ich die
Jungfer
Gedämpft, im
Garten hinten,
jemand schelten:
Wut scheint und
Furcht die
Stimme ihr zu
rauben.
»Pfui, schäm Er
sich, Er
Niederträchtiger,
Was macht Er?
Fort! Ich werd
die Mutter
rufen«;
Als ob die
Spanier im Lande
wären.
Drauf: Eve!
durch den Zaun
hin:
Eve! ruf ich.
Was hast du? Was
auch gibts? -
Und still wird
es:
Nun? Wirst du
antworten? -
»Was wollt Ihr,
Muhme?«
Was hast du vor?
frag ich. -
»Was werd ich
haben?«
Ist es der
Ruprecht? -
»Ei so ja, der
Ruprecht.
Geht Euren Weg
doch nur.« -
So koch dir Tee.
Das liebt sich,
denk ich, wie
sich andre
zanken.
Wie
'die Ritter' die
Stimme
verstellt, mal
die Eve ist -
dann wieder sie
selber.
Sie strahlt so
viel Zuversicht
aus, dass die
Sache aufgeklärt
wird, ob nun der
Teufel es war,
Als ob sich eine
Sau darin
gewälzt;
Und Menschenfuß
und Pferdefuß
von hier,
Und Menschenfuß
und Pferdefuß,
und Menschenfuß
und Pferdefuß,
Quer durch den
Garten, bis in
alle Welt.
Hierauf: Herr
Schreiber Licht,
sag ich, laßt
uns
Die Spur ein
wenig doch
verfolgen, sehn,
Wohin der Teufel
wohl entwischt
mag sein.
»Gut«, sagt er,
»Frau Brigitt,
ein guter
Einfall;
Vielleicht gehn
wir uns nicht
weit um,
Wenn wir zum
Herrn
Dorfrichter Adam
gehn.«
der im Gericht
durchpassiert.
Und wie sie dem
Schreiber Licht
immer ins Wort
fällt, seine
Texte
wiederholt, fast
übern spitzen
Stein stolpernd,
mit ganz vorn
sitzendem
Zungen-R-
nachplappert -
allein das, ein
Kabinettstück.
|
|
Tut Eure
Schuldigkeit,
sag ich, zum
Henker!
Die Szenerie
stimmt mit dem
Kupferstich von
von Jean Jaques
Le Veau nach dem
Gemälde von
Louis-Philibert
Debucourt
überein.
Der Tisch für
den Schreiber
quer im Raum,
daneben der
Richterstuhl,
dem Publikum
zugewandt.
Ferdinand
Jögerbauer
schafft so dem
Regisseur eine
Umgebung, dem
Betrachter wohl
bekannt - ein
intimerer Raum
für das
eigentliche
Gericht und
daneben das
Volk.
Übereinstimmung
so, aber auch
bis hin zum
Teppich als
Auflage für den
Tisch des
Schreibers.
Freundlich die
Wand im
Hintergrund des
Raumes - gut für
die Spieler,
kann durch
diesen
Schallreflektor
hier ruhiger,
leiser
gesprochen
werden, um die
Rückwand des
Zuschauerraumes
zu beschallen,
ohne durch
permanentes
Sprechen auf der
Stütze, dem Text
die Intimität zu
nehmen.
Dass diese Wand
am Ende
hochgezogen
wird, dahinter
die
schneebedeckte
Bühne zeigt, auf
der Adam mit
der, den Rücken
peitschenden,
Perücke das Feld
durchpflügt,
macht deutlich -
alles ist Kunst
was ihr saht.
Und der Krug -
auf diesem
kleinen Loch
soll all' das
abgebildet
gewesen sein,
was Frau Marthe
da schildert?
Sehr
unwahrscheinlich.
Die Kostüme der
Anna Maria
Heinreich
- so kann man
sich Huisum kaum
vorstellen -
sauber die
Kleinbauern und
die
Hühnernudlerin
und der
Schreiber -
keiner kam zur
Vorstellungs-Verhandlung
gerade vom Feld
oder aus dem
Stall, alle und
adrett in der
Sonntagsnachmittags-vor-der
Haustür-steh-Kluft.
Nur der
Dorfrichter hat
ein Loch im
Kopf.
Regisseur
Peter Stein
schafft mit den
Spielern des BE
eine
Ausnahme-Produktion,
er lässt ohne
modischen
Regie-Theater-Firlefanz
oder gar
Schmuddel-Theater-Graus
- ohne
Unbehausungs-Koffer,
ohne
Kalaschnikows,
ohne
Nazi-Gemache -
das Stück
spielen.
Ein homogenes
Krug-Ensemble
schafft ihm die
Möglichkeit, die
Gruppe, wie auch
den einzelnen
Darsteller - in
Momenten
herausragend -
zu zeigen,
aufspielen zu
lassen.
Die Szene lebt -
kein bloßes
Deklamieren,
kein
Abseitsstehen,
ein einziges
Miteinander zur
Freude des
Publikums.
Er nimmt den
selten
gespielten
Variant mit zum
Text - Eve und
der Gerichtsrat
haben ohne die
Anwesenheit des
Dorfrichters,
die Möglichkeit,
Erklärungen zu
geben und sich
nochmals zu
zeigen.
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Facit:
Peter Stein und
das Ensemble des
BE haben den
Berlinern und
Sonstigen, wie
Gästen und
Touristen,
Heinrich von
Kleist und sein
Lustspiel 'Der
zerbrochne Krug'
näher, den Text jedoch
nicht nahe
gebracht, denn
der steht allein
im Textbuch,
gesprochen wurde
nicht der reine
Kleist.
Jeder wird sich
trotzdem an
diesen Abend im
'Haus Peymann'
erinnern, denn
immerhin wird
das Stück
gespielt und dem
Text szenisch nicht
irgendetwas -
wie sonst wo
gängige Praxis -
übergestülpt.
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