"Es war einmal am Hofe von Eisenack"
" ....ich sorge mich, einmal noch ein
großes Werk zu schreiben, einmal einen
Text zu vertonen, der ohne jedwede
Anspielung auf unsere Zeit (eine Zeit,
die mir sowieso nur lästig ist) leben
kann.
Meinetwegen ein Thema aus der
Vergangenheit, aus der Geschichte, aus
dem Märchenreich, aus der Bibel oder,
wenn nötig, aus dem Dekameron."
(Alphons Silbermann)
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"Zusammen sein, mit dir zu teilen alle
Freuden"
1851 stellten die beiden französischen
Schriftsteller Jules Barbier und Michel
Carré das von ihnen verfasste Drama 'Les
Contes Fantastiques d'Hoffmann' im
Theatre Odéon in Paris vor.
Sie hatten aus dem realen Leben
Hoffmanns, der 1822 starb und in
Frankreich mit seinen Erzählungen zu
einem der bekanntesten Schriftsteller
geworden war, dessen 'irrealen'
Lebensweg mit Erzählungen aus seiner
Feder verknüpft, aus dem 'Sandmann' der
Student, der sich in eine Puppe verliebt
- hier dann Hoffmann und Olympia, 'aus
dem 'Abenteuer der Silvesternacht' wird
die Giulietta-Szene und aus dem 'Rat
Krespel' stammt das Mädchen, das sich zu
Tode singt.
Als Jacques Offenbach in der Nacht vom
4. auf den 5. Oktober 1880 starb,
hinterließ er in Bezug auf die
Komposition des 'Hoffmann' einen Torso.
1851 hatte er die Uraufführung des 'Drame
fantastique' mit Musik von Joseph
Jacques Augustin Ancessy gesehen und
1877 die Kompositionsrechte von Jules
Barbier - Michel Caré war 1871 gestorben
- erworben.
Nach seiner großen Amerika-Reise 1876
begann er mit der Komposition, die er
nicht mehr beenden konnte.
Da das Théâtre de la Gaité Lyrique, für
das Offenbachs 'Hoffmann' vorgesehen
war, bankrott ging, wurde die
Uraufführung in die Opéra Comique in der
Leitung von
Léon
Carvalho
übernommen und fand dort am 10.02.1881
mit von Ernest Guiraud hinzukomponierten
Passagen statt.
Änderungen, Streichungen - veranlasst
Léon
Carvalho - verstümmelten das Werk,
Dialoge ersetzten die vorgesehenen
Rezitative, der Giulietta-Akt wurde
gestrichen und die Barcarole in den
Antonia-Akt übernommen, Muse und Niklas
wurden in zwei Rollen geteilt und - das
Entscheidenste, die Titelpartie wurde
mit einem Tenor, statt wie anfänglich
vorgesehen, mit einem Bariton besetzt.
Antoine de Choudens veranlasste als
Verleger des Werkes, 1845 gegründet,
verfügte er auch über die Rechte an
'Carmen', 'Faust' und 'Die Trojaner',
dass die Rezitative von
Guiraud
komponiert, wieder hinzugesetzt wurden,
der Giulietta-Akt wurde als 2. Akt
eingefügt und nicht wie von Offenbach
vorgesehen, als 3. Akt.
Wien spielte diese Fassung am
07.12.1881, bei der ersten Reprise
brannte die Oper ab, 400 Menschen fanden
den Tod. Dass die Theater ein Werk,
belastet mit dem Omen, es sei belastet,
nicht gerne aufführen wollten, ist
nachvollziehbar, zumal ein Brand in der
Opéra Comique 1887 auch Ofenbachs
Autograph vernichtete.
Weitere Bearbeitungen folgten. 1907
wurde durch Raoul Gunsbourg, bis 1951
Operndirektor in Nizza und Monaco, für
Monte Carlo ein Sextett in den
Giulietta-Akt eingefügt, wie die
Spiegelarie, die nur in der
Melodieführung von Offenbach stammt -
und aus der Ouvertüre 'Die Reise zum
Mond' abgeleistet wurde - kam ebenfalls
hinzu, ergab aber als Fassung eine
Lösung, die immerhin bis in die 70-er
Jahre gespielt wurde.
So wie Orchesterleiter selber
komponierten und Kapellmeister-Musik zur
Aufführung kam - eigentlich
abgeschriebene Noten anderer - waren Leo
Blech für Max Reinhardt, Otto Maag, und
Hans Haug bestrebt eigene
Zusammenstellungen bei ihre
'Hoffmann-Produktionen' zu präsentieren.
Walter Felsenstein erarbeitete einen
neuen 'Hoffmann', mit dem er ab 1958 in
der Komischen Oper große Erfolge - mit
Hans Nocker als 'Hoffmann' und
anfänglich mit Melitta Muszely in alle
vier Frauenrollen und später der
legendären Anny Schlemm als 'Giulietta'
- feierte.
Richard Bonynge, auch als 'Herr
Sutherland' bekannt, erstellte für seine
Frau ebenfalls eine eigene Fassung, die
sich aber auch nicht durchsetzen konnte.
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"Ach, endlich sind sie fort"
Der Dirigent Antonio de Almeida fand
Ende der 70-er Jahre in den Unterlagen
eines Offenbach-Nachfahren 1250
Manuskripte und in Raoul Gunsbourg's
Nachlass konnten 300 Seiten von
Offenbachs Hand ausfindig gemacht
werden.
Anhand dieser stellte der
Musikwissenschaftler Fritz Oeser 1977
eine weitere Fassung zusammen, wobei er
Kompositionen Offenbachs wie auch eigene
einfügte und das Werk in fünf Akte mit
der Rahmenhandlungen mit Vorspiel und
Nachspiel in Lutter's Weinkeller
gliederte.
Als
Michael Kaye in den 90-er Jahren eine
sorgsam angefertigte Neufassung
basierend auf dem 1878 gefundenen
Libretto herausgab, war diese in Bälde
wieder veraltet, da weitere 144 Takte
entdeckt zu einer weiteren Neufassung
des Giulietta-Aktes führten.
Diese wurde am 24. Januar 1999 an der
Hamburgischen Staatsoper in der
Inszenierung von Andreas Baesler
vorgestellt, der 1993 / 94 in Regensburg
eine verunglückte 'Nacht in Venedig'
vorstellte. Jonas Kaufmann war damals
'Herzog'.
Jean-Christophe Keck, der französische
Musikwissenschaftler stellte Anfang des
neuen Jahrtausends eine weitere Fassung
vor, die sich auf die von Kaye stützt,
aber in Details abweicht.
Er lässt Hoffmann Giulietta, nachdem
Olympia, die Puppe zerbricht, Antonia an
ihrem eigenen Part erstickt, erstechen -
also auch 'die dritte Dame' ist am Ende
der Oper tot.
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"Phoebus stolz im Sonnenwagen"
Es
wiederholt sich mehr oder weniger alles
in mehr oder weniger kurzen Abständen.
Nicht einmal 10 Jahre sind vergangen,
dass Offenbachs Meisterwerk in
Regensburg vorgestellt wurde.
Anlass war bei letzten Mal die Eröffnung
des Velodrom am 18. Oktober 1998 als
neuer, das kleine Haus am Bismarckplatz
ergänzender, Spielstätte.
Gewählt wurde die Oeser-Fassung in der
Übersetzung von einem Gerhard Schwalbe,
einem Musikwissenschaftlers und
Funktionär des DDR-Deutschlandsenders in
Ost-Berlin mit dem Ablauf: 1. Olympia /
2. Antonia / 3. Giulietta mit Vor- und
Nachspiel wie sie auch von Felsenstein
vorgegeben wurde, die Einbindung einer
Vorstellung von 'Don Giovanni', in der
Stella die 'Donna Anna' singt.
Interessant war die Regensburger
Besetzung der vier Frauenrollen durch
eine Sängerin, was die Durchgängigkeit
der Figur in Bezug auf Hoffmann
unterstreicht.
Sally du Randt, die damals Olympia /
Antonia / Giulieta / Stella verkörperte,
ging 2002 beim Erscheinen des neuen
Regensburger Theaterdirektors lieber
nach Augsburg, wo sie seitdem engagiert
ist und auch in der neuen Spielzeit
2007/2008 auftritt.
In ihrer Regensburger Zeit galt sie als
all-round-Sängerin, hatte sie doch kein
Problem, cross-over, gegen alle Fächer,
'Tatjana', 'Saffi', 'Konstanze',
'Tannhäuser-Elisabeth', Braut-Marie' und
'Hänsel-Hexe' zu singen - damals sagte
man, sie träte, wenn danach gefragt,
auch als 'Rössl-Wirtin Josepha
Vogelhuber' auf, was zweifelsfrei nicht
ehrenrührig ist, aber dann doch
Kolleginnen die Rollenauswahl reduziert.
Wie meinte der Augsburger GMD anlässlich
eines Vorsingens, er suche eine
Sopranistin, die es eigentlich gar nicht
gibt, die von der Papagena bis zur
Isolde alles singt und so in allen
Fächern eingesetzt werden könne.
Hoffmanns Erzählungen im Velodrom
Regensburg -
Premiere
18. Oktober
1998
Die Schwarzen - damals |
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Musikalische Leitung |
Guido Johannes Rumstadt |
Inszenierung |
Josef Ernst Köpplinger |
Bühnenbild / Kostüme |
Jochen Diederichs |
Chor |
Andreas Mehling |
Lichtdesign |
Klaus Zimmermann |
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Die Personen und ihre Darsteller
- damals ab dem 18.10.2007 |
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Hoffmann |
Michael Waldenmeier |
Die Muse, Niklas |
Heidi Maegerlein / Frauke May |
Lindorf, Coppelius, Mirakel,
Dapertutto |
Adam Kruzel |
Andreas, Cochenille, Franz,
Pitichinaccio |
Jeff Martin |
Olympia / Antonia / Giulietta /
Stella |
Sally du Randt |
Stimme der Mutter |
Teresa Sobotka-Anastasow |
Nathanael |
Harald Mück |
Spalanzani |
Berthold Gronwald |
Schlemihl |
Kurt Schober |
Lutter / Crespel |
Jörgen Christensen |
Hermann |
Marek Marzecki |
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'Wie sich die Texte gleichen'
Internet-Text Chemnitz - 2004
Als Komponist von Operetten war
er bereits aufgestiegen in die
Halle des Ruhmes. Auch als
Opern-Komponist wollte er nun
endlich reüssieren. Den Sprung
auf die geheiligten Bretter der
Opéra comique schaffte Jacques
Offenbach mit Hoffmanns
Erzählungen. Es war ein dem Tode
abgerungenes Werk, ein
Künstlerdrama, ein Torso.
Unvollendet. Hoffmann – er ist
das Exempel eines Kreativen: ein
Dichter, Zeichner, Komponist und
vor allem großer Liebender.
Zu Offenbachs Zeiten in
Frankreich galt der originale
E.T.A Hoffmann als Prototyp des
versoffenen Genies. Rausch und
Einbildungskraft flackern ihm
immer wieder in die Quere. In
Offenbachs Oper treffen sich
deutsche Schwermut und
französischer Witz. Die
grotesken, unheimlichen Elemente
aus Hoffmanns Novellen
verschmelzen mit den
ironie-funkelnden Einfällen des
Komponisten zu einer bizarren
Traumwelt.
Wie Träume, oft wie Albträume,
wirken die Erfindungen
Hoffmanns, mit denen er seine
Probleme mit Frauen verarbeitet.
Natürlich ist es eine ganz
bestimmte Frau, die ihn
interessiert: Stella, die
Sängerin. Sie ist ihm Idol und
Fluch zugleich. Sie beschreibt
er als Puppe ohne Gefühl, als
karrieresüchtige Egoistin, als
raffinierte Hure; die Zerrbilder
seiner Ängste variieren in
seiner Fantasie.
Auch sein persönlicher Feind,
Lindorf, erscheint mit vielerlei
Gesichtern. Lindorf besitzt all
das, was Hoffmann fehlt: Geld,
Macht und Erfolg. Hoffmann ist
der ewige Looser. Er kämpft
einen Windmühlen-Kampf als
Physikstudent, Musiklehrer,
Playboy – bis ihm schließlich
die Muse, seine treue
Begleiterin, den Weg der Wege
weist: sei ein Künstler,
Hoffmann!
Internet-Text Regensburg -
2007
Als Komponist von Operetten war
Jacques Offenbach bereits
aufgestiegen in die Halle des
Ruhmes. Doch auch als
Opernkomponist wollte er nun
auch reüssieren. Den Sprung auf
die geheiligten Bretter der
Opéra comique schaffte
schließlich sein Werk „Hoffmanns
Erzählungen“. Es war ein dem
Tode abgerungenes Werk, ein
Künstlerdrama, ein Torso. Der
Komponist erlebte die
Uraufführung seines Werkes 1881
nicht mehr.
Zu Offenbachs Zeiten galt der
Dichter E.T.A. Hoffmann als
Prototyp des versoffenen Genies.
Offenbach lernte den Stoff in
Form eines Theaterstücks kennen:
1851 schufen
die beiden Franzosen Jules
Barbier und Michel Carré ein
Theaterstück mit dem Titel
„Hoffmanns Erzählungen“, in dem
sie drei Erzählungen Hoffmanns
dramatisierten und durch eine
Rahmenhandlung verknüpften. Im
Mittelpunkt steht der
unglücklich liebende Dichter
Hoffmann selbst. Trunken von
Liebesweh und vom Wein erzählt
er einer Zuhörerschar im
Weinkeller Begebenheiten aus
seiner Vergangenheit: Alle
Frauen, die er einst liebte, hat
er verloren – die schöne
Olympia, die sich als hohle
Puppe herausstellte, die
Kurtisane Giulietta und die
kranke Sängerin Antonia – sie
alle spiegeln jeweils eine
Facette seiner derzeitigen
Geliebten Stella wider. In
Hoffmanns Nähe ist auf
mysteriöse Weise immer auch die
Muse zu finden, die für den
Poeten lebensnotwendig ist, sich
aber besitzergreifend in sein
Leben einmischt.
Auch sein persönlicher Feind,
'Lindorf', erscheint mit
vielerlei Gesichtern. 'Lindorf'
besitzt all das, was Hoffmann
fehlt: Geld, Macht und Erfolg.
Und so kämpft Hoffmann einen
Windmühlen-Kampf als
Physikstudent, Galan und
Musiklehrer – bis ihm
schließlich die Muse, seine
treue Begleiterin, den Weg
weist: Sei ein Künstler,
Hoffmann!
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Die Schwarzen heute in
Regensburg |
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Musikalische Leitung |
Raoul Grüneis |
Inszenierung |
Angela Brandt |
Bühnenbild / Kostüme |
Johannes Haufe |
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Die Personen und ihre Darsteller
der am 02.11.2007 besuchten
Vorstellunng |
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Olympia |
Julia Amos |
Giulietta |
Anna Peshes |
Antonia |
Katharina E. Leitgeb |
Stella |
Myriam Chávez de Kühner |
Andreas, Cochenille, Franz,
Pitichinaccio |
Karsten Münster |
Lindorf, Coppelius, Mirakel,
Dapertutto |
Matias Tosi |
Die Muse, Niklas |
Mirna Ores |
Stimme der Mutter |
Silvia Fichtl |
Hoffmann |
Michael Suttner |
Spalanzani |
Berthold Gronwald |
Crespel |
|
Schlemihl |
Seymur Karimov |
Nathanael |
Christian Schossig |
Hermann |
Steffen Köllner |
Luther |
Thomas Brinkel |
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Besetzung |
Stand 19.10.2007 |
Besetzung |
24.10.2007 |
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Olympia |
Julia Amos /
Gesche Geier |
Olympia |
Julia Amos /
Gesche Geier |
Giulietta |
Anna Peshes |
Giulietta |
Anna Peshes |
Antonia |
Katharina E.
Leitgeb |
Antonia |
Katharina E.
Leitgeb / Gesche Geier / Susann
Hagel |
Stella |
Myriam Chávez de
Kühner |
Stella |
Myriam Chávez de
Kühner |
Andreas,
Cochenille, Franz, Pitichinaccio |
Kalle
Koiso-Kanttila / Karsten Münster |
Andreas,
Cochenille, Franz, Pitichinaccio |
Kalle
Koiso-Kanttila / Karsten Münster |
Lindorf,
Coppelius, Mirakel, Dapertutto |
Adam Kruzel /
Matias Tos |
Lindorf,
Coppelius, Mirakel, Dapertutto |
Adam Kruzel /
Matias Tos |
Die Muse, Niklas |
Mirna Ores |
Die Muse, Niklas |
Mirna Ores |
Stimme der
Mutter |
Silvia Fichtl |
Stimme der
Mutter |
Silvia Fichtl |
Hoffmann |
Jung-Hwan Choi /
Michael Suttner |
Hoffmann |
Michael Suttner
/ Alexandru Badea |
Spalanzani |
Berthold
Gronwald |
Spalanzani |
Berthold
Gronwald |
Crespel |
Sung-Heon Ha /
Martin-Jan Nijhof |
Crespel |
Sung-Heon Ha /
Martin-Jan Nijhof |
Schlemihl |
Seymur Karimov /
NN |
Schlemihl |
Seymur Karimov /
Sang-Sun Lee |
Nathanael |
Christian
Schossig |
Nathanael |
Christian
Schossig |
Hermann |
Steffen Köllner |
Hermann |
Steffen Köllner |
Luther |
Tomas Brinkel |
Luther |
Thomas Brinkel |
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"O Gott, mein Herz erliegt aufs
Neue"
Mittelbayerische Zeitung - 26.4.2007
Zitat
"Wir müssen in der Kulturpolitik
Ermöglicher sein", sagte Schaidinger.
Das Wort Plan nehme er in Zusammenhang
mit 'Kultur' nicht in den Mund. Es gehe
um Perspektiven. Und bei der Diskussion
künftiger Schwerpunkte auch darum, die
Latte was die Qualität betrifft, höher
zu legen.
"Natürlich müsse man auf Qualität
achten", bestätigte Meyer.
Es sei aber nicht Aufgabe der Politik,
diese zu definieren. Genauso wenig wie
es Aufgabe des Regensburger Theaters
sei, in überregionalen Feuilletons zu
glänzen, erteilte Meyer Händlers Kritik
eine Absage.
Der Autor hatte wiederholt angeprangert,
dass das Theater Regensburg, das
immerhin rund ein Drittel des
städtischen Kulturetats verschlingt,
überregional so gut wie nicht
wahrgenommen werde.
Zitatende
|
"Die Liebe fürs Leben ist nur ein
Wahn"
Und am 02.11.2007 - wo waren Eleonore,
Manuel, oder Berndt? Die Brüning, der
Brug, der Sucher?
Sie blieben fern und schwiegen.
Herr Dr. Meyer, von 1973 bis 1992
Regensburger Kulturdezernent, war ja im
April diesen Jahres der Meinung, das
Theater in Regensburg müsse nicht in den
überregionalen Feuilletons vorkommen.
Es wäre gut, Regensburg käme nicht nur
mit verfehlter 2010-Bewerbung, Pädophile
beschäftigendem Bischof oder Querelen in
der CSU ins Gerede der Zeitungen,
sondern sie kommentierten, dass
Angela Brandt nach ihrem 'Giovanni'
einen formidablen 'Hoffmann' auf die
Bühne des Oberpfälzer Metropol-Theaters
Regensburg stellte.
Sie bleibt im Stück, setzt es schlüssig
um und bringt eine spannende Produktion
auf die Bühne. Es ist nicht Fricka im
Dirndl, Ortrud mit Lichter-Ketten am
Kostüm - zu 'Entweihte Götter' von der
Sängerin einzuschalten oder wie für das
Metropol-Theater Regensburg eingedenk
des gewesenen Lummer'schen 'Otello' für
die kommende 'Norma' zu erwarten, die
Priesterin auf der Clo-Schüssel sitzend
oder beim Abwaschmachen oder beim
Bügeln.
Angela Brandt gelang eine auf die
Partitur-Ergänzungen und Striche
abgestimmte Personenführung in
wechselnden zur jeweiligen Situation
passenden Bildern, auch durch mehr oder
weniger fortwährendes Drehen der Bühne.
Die Fassung der Partitur führte zu
völlig neuen Eindrücken.
Hierauf muss in einer gesonderten
Besprechung eingegangen werden.
Gelegentlich mühte sich selbst Frau
Brandt vergeblich, diese
musikalisch/dramaturgischen Ergänzungen
bildhaft zu machen, die von Offenbach
verworfen, von musikwissenschaftlich
ehrgeizigen Dirigenten aber aufgeführt
werden, um zu verblüffen, das Publikum
sich aber auch aus Unkenntnis langweilt.
Die Matinee der Regensburger
Musikdramaturgin
Christina Schmidt,
am 28. Oktober 2007, brachte in Bezug
auf diese dramaturgischen Neuerungen im
'Hoffmann' am Metropol-Theater
Regensburg keine detaillierten Hinweise.
Wollte man dem Kultur-Auftrag gerecht
werden, hätte hier besonders angesetzt
werden müssen.
Aber ach, es unterblieb, obwohl
GMD
Raoul Grüneis doch gerne und
wohlgesetzt, musikwissenschaftlich
plaudert.
Die Göhring'sche Übertitelungsanlage
wurde nicht in Gang gesetzt, stimmten
die Vorgänge bisher ja in den
allerwenigsten Prodiktionen mit dem
Geschehen auf der Bühne und der
Übersetzung des Originaltextes überein.
Das darf aber nicht bedeuten, dass jetzt
bei Stücken in deutscher Sprache kein
Wert mehr auf Artikulation gelegt wird.
Verstehen tut man bei der neuen
Zusammensetzung des 'Hoffmann' kaum
etwas, die Regie macht da auch meist,
was sie will.
Was war die 'Kogel-Fassung' so schön
griffig, kurz und bündig - außerdem
kannte man jeden Vers. Jetzt fängt man
wieder an, zu lernen. Von der Bühne kann
man wegen des Kauderwelsch kaum etwas
abnehmen.
|
"Der kleine Vogel, frank und frei,
krächzt fröhlich seinen Hahnenschrei"
Leider war der Vorsitzende des
Verwaltungsrates, Herr Oberbürgermeister
Johannes Schaidinger, verhindert, er
hätte sonst hören müssen, was bereits
2004 warnend kritisiert wurde, die
Überforderung von Sängern, vornehmlich
Tenören am Oberpfälzer Metropol-Theaters
Regensburg .
Und wie meinte der Herr Theaterdirektor
zu diesem Zeitpunkt. Nach Herrn Suttner
griffe schon Wien.
Auf den Hinweis, das Theater sei in
einem desolaten Zustand, konterte der
Oberbürgermeister damals in völliger
Unkenntnis, dem sei nicht so - als wenn
der es beurteilen könnte, der kennt sich
doch mit Tenören so besonders gut aus,
weil er meint, Kultur sei Chefsache.
Nun kommt ja 'Wolli' ans OB-Ruder mit
seiner Stütze, Frau Neuner. (www.regensburg.de
Darüber hinaus
gehört sie dem Verwaltungsrat des
Theaters und dem Aufsichtsrat der
Stadtwerke Regensburg GmbH an.)
Die
einzige am 02.11.07 gesichtete
Stadträtin war Frau Göhring - sie saß in
der ersten Reihe und der Beobachter
musste fürchten, sie gehe am Ende der
Vorstellung wieder zum Blumenstreuen auf
die Bühne.
Sie ließ es und ersparte sich, den auf
der Bühne Tätigen und dem Publikum eine
peinliche Situation wie kürzlich im
Velodrom.
Aber alle Regensburger Stadträte/Innen
müssten Anteil nehmen am Geschehen im
Theater, wie nun Michael Suttner
Schwierigkeiten mit dem 'Hoffmann'
hatte. Man weiß, dass er 2004 krank
wurde und operiert werden musste.
Wer ließ Suttner denn schon in Pforzheim
zu schwere Rollen singen, wer
überforderte ihn 2004 in Regensburg?
Doch der angeblich so ungeheuer Bescheid
wissende Theaterdirektor namens Weil.
Der 'Kleinzack' kommt Suttner's flacher
'voix blanche' und seinem Spieltalent
als Gaudibursch noch entgegen, im
Antonia-Akt tritt er zurück und lässt
sich von den Orchesterwogen und der
Leuchtkraft des Leitgeb'schen Soprans
barmherzig zudecken.
Neben den dramatischen Kantilenen von
Bassist Ha als Crespel und Bariton Tosi
als Mirakel verschwand der arme Kerl im
Antonia-Akt hier völlig.
Gütig ließ ihn die Regisseurin bei für
ihn herausragenden Stellen an die Rampe
treten.
Im 'Nopel-Buff' bei Giulietta nimmt man
ihn vor Aktionen auf der Bühne kaum
wahr, stimmlich fällt er gegen Anna
Peshes's Giulietta zurück und die
Muse Mirna Ores übertrifft ihn an
vokalen Möglichkeiten.
Es war doch klar, dass Herr Suttner mit
dem 'Hoffmann' überfordert sein würde.
Aber nein, er singt und quält sich und
das Publikum - dessen Reaktion am Ende:
Buhs - und zu Recht.
Von kraftvollen, gestützten, in die
Resonanzräume geführten Tönen keine
Rede, hohe Töne - weil ohne Führung -
knicken um, dabei gäbe es sicher
Sänger-Kollegen, die ihm Tricks sagen
könnten, das zu vermeiden.
Und des Theaterdirektors Gattin,
Mechthild Gessendorf,
saß da und
applaudierte deutlich sichtbar, wo es
nichts zu beklatschen gab. Aber, was
blieb ihr schon übrig, sie konnte ja
nicht ostentativ und für die Ränge
sichtbar, die Hände in den Schoß legen.
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"Sie entfloh die Taube, so minnig ..."
Auch Offenbach kannte seinen Mozart, die
Giovanni-Akkorde, hier das Wechselspiel
der Bläser, Oboe, Klarinette, Flöte -
übrigens, schöne Bläser-Soli bei der
'Tauben-Arie' und später dann auch bei
der Verwandlung zum Epilog, alle
zusammen und ganz ohne Kiekser - es geht
ja.
Mehr als vorzeigbar die Antonia von
Katharina Leitgeb - in dem Zustand,
diese schwere, hoch liegende Partie noch
so hinzukriegen - alle Achtung, denn da
knappt der Atem teil- und zeitweise.
Wie geht das mit der 'Mariza' drei
Monate vor der Geburt des/der Kleinen.
Allein deswegen muss man hingehen -
reinster Voyeurismus!
Neben ihr überzeugend:
Sung-Heon Ha
als Crespel, mit schwarz-timbriertem
seriösen Bass.
Die schwere und undankbare 'Mutter' von
Silvia Fichtl regelrecht
gemeistert und hier mal nicht mit
schwarzen Scheinwerfern oder hinter
einem 'kleinen Wandschirm' abgedeckt.
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"Was mir fehlt, ist die Methode"
Nicht nur Karsten Münster
- er sollte das
Üben des 'José' sein lassen, hat er schon Mühe
mit den vier Tenor-Rollen im 'Hoffmann'.
Ist da ein 'verbrecherischer' Gesangslehrer als
Verführer zum schweren Fach am Werk?
Zur Freude des Publikums lässt er keine
Gelegenheit für seine Bouffonerien aus. Und hört
man ihn, erkennt man den künftigen 'Mime'.
Es gibt aber neben ihm auch andere, bei denen
die Technik zu wünschen übrig lässt:
z.B. Julia Amos
als Olympia. Da müsste an
den Koloraturen noch viel gefeilt werden, um
hier selbst in Regensburg glänzend bestehen zu
können.
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"Kann nicht schmachten und jugendlich girren"
Nicht
ohne einige Mühen behaftet 'die Bösewichter' von
Mattias Tosi - es besticht der Klang
seiner Stimme, aber irgendwie bröselt es da
gelegentlich, die Töne kommen teilweise nur mit
Druck. Macht der zuviel außerhalb? So jedenfalls
führt das bald zu Schwierigkeiten. Es wäre
schade.
Mehr legato wäre bei der 'Spiegelarie'
angebracht - das Cello geht ihm sogar
'schnurrend' zur Seite - soll es doch eine
verführerische Beschwörung sein und die
Schönheit des Timbres, des geradezu unverschämt
schönen Timbres, käme noch mehr zur Geltung.
Die expressiv hohen Töne greift er mit großer
Tapferkeit, da ist mancher für einen
Bass-Bariton schon eine extreme Herausforderung.
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"Gib mir dein Spiegelbild ..."
Anna Peshes die - wie hieß es:
'preisgekrönte' Sängerin (wieso singt sie dann
nur in Regensburg) - versuchte sich an der
Giulietta - es blieb ihr das Quintett erspart -
warum, will man sie auch schonen wie die
Sängerin der kommenden 'Norma', indem man hohe
Töne weglässt.
Hier hätte Frau Peshes nicht nur ihre Beine,
sondern auch sonst so zeigen können, wie
sie die Partie beherrscht. Zweifelsohne verfügt
sie über eine ausdruckstarke Stimme, die mit
spitzen Tönen auf sich aufmerksam macht. Kein
Wunder, reißt man eine Mittelstimme in die Höhe.
Trotzdem ragen diese aparten Mittel aus dem
sonst 'regensbürgerlichen' Ensemble heraus,
hoffentlich wird die Sängerin richtig besetzt
und gut betreut.
Die Barcarole braucht eine etwas 'klebrige'
Begleitung - passend zur 'träge-schwülen'
Situation - und nicht so etwas Hüpfendes wie
unter dem Dirigat von GMD Grüneis.
Gerade der 'Giulietta-Akt bietet musikalisch so
viel Neues, dass einmaliges Besuchen der
Produktion nicht ausreichend ist, die Schnipsel
aus Offenbachs Papierkorb kennenzulernen.
|
"Zum Teufel mit Seufzern und Klagen um ein
Frauenherz"
Dass
die Muse bei Angela Brandt eine Frau ist - sei's
drum, wuselte
sie
nicht so unmotiviert herum - die
Figur ist nicht ausgeformt oder
Mirna Ores
weiß mit ihr nicht umzugehen. Sie wirkt
irgendwie deplaziert nahezu soubrettig -
Schöngesang reicht da nicht, um das zu
kompensieren. Ist die Muse nicht etwas Hehres,
Überirdisches, ist sie nicht Führerin, der
'backup', von Künstlern? Sprach sie nicht so,
die Frau Dramaturgin am 28.10.07 bei der
Einführung in das Werk?
Irgendeine/r hat hier etwas missverstanden.
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"Es ist genug, meine Tochter"
Der
Herr Dr. Spalanzani in seinem Schönheitssalon à
la 'Busenhaus-Klinik' - ein Fachmann der
physikalischen Medizin, ein Puppendoktor, ein
Mechanikus mit Gummihandschuhen und grünem
Operateurkittel.
Nur einer kann das überzeugend 'rüberbringen' -
der Altmeister im Regensburger Musiktheater:
Berthold Gronwald - Charaktertenor par excellence.
|
"Ich seh', man amüsiert sich vortrefflich"
Bühne
und Kostüme bedürfen einer besonderen
Beschreibung in Verbindung mit der
Personenführung.
Es ist nahezu unmöglich, mit nur einmaligem
Betrachten, die optischen Eindrücke festzuhalten
und zu würdigen.
|
Vorstellungen
19.30 Uhr:
4./13./15./25./28./30. November,
5./15./22./25. Dezember
2007,
11./22./26. Januar,
19.
Februar,
13.
März,
12./20.
April (15 Uhr),
12./26. Mai
2008
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Als
Premieren-Abonnent Theater Regensburg und Abnehmer von Karten
aus dem freien Verkauf
veröffentliche ich auf dieser privaten Homepage meine Meinung.
Ich verstehe
die Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik
willen,
sondern als Hinweis auf nach meiner Auffassung zu Geglücktem
oder Misslungenem.
Neben Sachaussagen enthalten die Texte auch Überspitztes und
Satire.
Für diese nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5
Grundgesetz in Anspruch.
In die Texte baue ich gelegentlich Fehler ein, um Kommentare
herauszufordern.
Dieter Hansing
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