Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Spielkreis der Matthiaskirche

William Shakespeare
'Ein Sommernachtstraum'

"Spuk mit Glitzer"

   
  ... am 01. März 2020

Niemand von uns glaubt an Geister, Kobolde oder Elfen, sondern wir sind vernünftige, rational ausgerichtete Menschen mit genauer Kenntnis von Ursache und Wirkung.

Sind wir krank, schlucken wir Pillen oder werden operiert und repariert.
Stört uns Unkraut und Ungeziefer wird es besprüht und ausgerottet.

Aber wenn im Schlaf das Gehirn auf einen anderen Betriebsmodus schaltet, geschieht Rätselhaftes.

Wir träumen.
Geheime Ängste und Wünsche erscheinen in Situationen und Bildern, über die es sich lohnt im wachen Zustand nachzudenken.

Es ist noch nicht lange her, da wurden auch bei uns die Töchter nach Nützlichkeit für den Besitzstand der Familie verheiratet, so wie es auch im Sommernachtstraum geschehen soll.

Im sorgfältig gestalteten Programmheft, in dem wir über die äußerst wechselhaften Lebensumstände Shakespeares sowie über seine zahlreichen Werke Wissenswertes erfahren, lernen wir, dass im Athen - nur eine Chiffre für irgendwo, irgendwann - die harte Regel gilt, dass nur der Vater entscheidet, wer die Tochter heiraten darf.

Und so machen sich die unerlaubten Liebenden davon in den Wald vor der Stadt.

Eine Drehung der Stellwände und einige Versatzstücke mit wildem Grün und Blumen - und schon wird aus dem Stadtpalast und seinen Säulen ein Phantasiewald.

Mithilfe des flinken Punk, des attraktiven Elfenkönigs und seiner gravitätischen Gemahlin, der sympathischen, jungen Liebenden, umschwirrt von anmutigen Elfen, aufgelockert durch das gutgelaunte Spiel der Handwerker, rauscht das Gewirr der Sommernacht mit viel Glitzereffekten in Kleidung und Beleuchtung an einem Publikum vorbei, das mit seiner ansteckenden Bereitschaft, sich über jeden Scherz herzlich zu freuen, dem Spielkreis Wellen von Sympathie entgegenbrachte und so wurde und so wurde die Aufführung des Sommernachtsraums in der neuen Übersetzung und Regie von Arne Borstelmann und Susanne Frangenberg ein bejubelte Erfolg

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Marie-Louise Gilles
 

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