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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Wechsel auf dem Zarenthron

 


   ... am 01. November 1894  

Die russischen Zaren lebten im 19. Jahrhundert nicht ungefährdet.
Die Bevölkerung erwartete Reformen, wie sie sich in anderen europäischen Ländern zwar langsam, aber doch durchsetzten. Je weiter die Menschen in dieser Zeit kamen, desto mehr erwarteten sie.

Alexander II. war am 13. März 1881dem Zorn der Bevölkerung zum Opfer gefallen und in St. Petersburg auf offener Straße mit Sprengstoff getötet worden.
Er hatte sich Preußen gegenüber zurückhaltend gezeigt, weder im Deutsch-Österreichischen Krieg von 1866 noch im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 hatte er interveniert.

Sein Sohn Alexander III. war verständlicherweise besorgt um das Leben seiner Familie. Alle zögerlichen Reformpläne des Vaters revidierte er, stärkte die Polizei mit ihren Maßnahmen, intensivierte die Zensur.
Während seiner Regentschaft entwickelte sich die Industrie, das Eisenbahnwesen brachte die Verbindung in den Osten des Landes.

Aber auch er wurde das Ziel eines Attentäters. Während einer Eisenbahnfahrt explodierte eine Bombe und der Zug entgleiste. Die Zarenfamilie kam mit dem Leben davon, da der Zar selber sich verwendete und Waggonteile anhob, damit verschüttete Menschen entkommen konnten.

Er zog sich sehr bald aus dem öffentlichen Leben zurück und starb am 1. November 1894 in Liwadija auf der Krim.

Nikolaus II. folgte ihm auf den Thron.
Schon Vater Alexander III. hatte sich gegen die Juden gewandt, nun erließ der neue Zar die Maigesetze, die die Freizügigkeit der Juden in Russland weiter einschränkten. Grund hierfür war die Annahme, dass sie hinter den Attentaten auf die Zarenfamilie steckten

Jede Art von Liberalisierung wurde aufgehoben, Nikolaus wollte ganz nach dem Prinzip des Gottesgnadentums seine Regentschaft verwalten, Volksvertretungen gab es nicht, Minister und andere hohe Beamte waren nur dem Zaren verpflichtet, da kein Parlament mit Volksvertretern als Regulativ zur Verfügung stand.

Seine Härte ergab sich auch daraus, dass er mit nur 26 Jahren auf den Thron kam und sich so nicht ausreichend auf die Aufgabe vorbereitet fühlte und sich unter diesem Aspekt ganz auf Härte während seiner Regentschaft stützte.

Die Unterdrückung forderte die Widersacher heraus, die Russland-internen Schwierigkeiten im Ersten Weltkrieg auch der Einfluss Rasputins auf die Zarin spielten eine erhebliche Rolle in Bezug auf den Niedergang der Monarchie und die Abdankung des Zaren von 1917. Die Ermordung der ganzen Familie 1918 durch die Bolschewiki in Jekaterinburg beendete die Herrschaft der Romanows und eröffnete die Möglichkeiten für einen republikanischen russischen Staat.


 

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Dieter Hansing