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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Joseph Kainz

 


Er - am 2. Januar 1858 geboren - war unbewusst einer der Reformer des deutschsprachigen Theaters.

Welten lagen zwischen Theaterformen.
Er spielte elektrisierend, die schauspielerischen Flämmchen seiner Kollegen neben sich auf der Bühne alle überstrahlend - bis auf die damaligen Größen der 'Burg'.

Trotz seiner Souveränität in Sprache und Spiel konnte er sich nicht gegen die Marmorkälte der Wiener Burgtheaterdarsteller neben ihm auf der Bühne durchsetzen.

Er spielte den Osvald neben Hedwig Bleitreu als Helene Alving - kämpfte mit all seinen unbeschreiblichen Mitteln und kam nicht über die Kluft hinweg, die zwischen ihm und der Bleibtreu bestand.

Waren die Figuren bei Otto Brahm in Berlin Menschen, die miteinander auf der Bühne, in dem jeweiligen Stück lebten, so posierte Wien in alter Form.

Josef Kainz überzeugte mit seiner Art der Sprache, ging aus den Provinzen nach Meiningen, tourte mit dem Ensemble durch Deutschland und wurde gerade hierdurch sehr schnell in weitem Umkreis bekannt.

Er machte die Besucher theaterhörig, wer ihn als Franz Moor erlebte, war ihm und dem Theater verfallen, und kam durch ihn auch an die Stücke der Klassiker oder der Moderne - sah nicht nur ihn, sondern verstand auch dass Werk und dessen Hintergründe.

Auf dem Totenbett machte ihn die Burg zum Regisseur - zu spät. Nur einundfünfzigjährig starb er in Wien an Krebs.

 
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
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sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
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Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing