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02. Mai 2017
- nach einer Meldung von 2014
'Wie schlecht steht es um die Ausbildungen unserer Kinder und Jugendlichen
wirklich?' -
fragte das Bayerische Fernsehen und sendete am 28.4.2014 einen
entsprechenden Beitrag, der hier kurz zusammengefasst und in
Verbindung zur Misere an Theatern im deutschsprachigen Raum gebracht
wird.
Betriebe und Hochschulen beklagen den niedrigen Wissensstand von
Schulabgängern.
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AZUBIS beherrschen den Dreisatz nicht und wenn sie doch in
eine Ausbildung aufgenommen werden, bricht jeder vierte die
Lehre ab; |
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Abiturienten, können Texte nicht richtig begreifen;
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Studenten, die nicht wissen, was eine Quelle oder Fußnote ist.
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Unklar, was für Bildung ausgegeben wird und was die Schülerinnen und Schüler
wirklich lernen.
Es gibt Lehrer, 'bei denen lernt man nur auswendig' und ein Jahr später hat man
es vergessen.
Damit können später keine komplexeren Zusammenhänge mehr erfasst
werden.
Es entgehen der BRD 2,8 Billionen Euro, wenn nur die heutige schlechte
Ausbildung geboten wird, somit entstehen im gleichen Umfang Extrakosten, wenn
das Schulsystem nicht reformiert wird.
Zwei Prozent der Arbeitslosen in Deutschland stammen aus der Gruppe der
Hochschulabsolventen, fünf Prozent aus einer abgeschlossenen Lehre und zwanzig
Prozent der Arbeitslosen kommen aus der Gruppe der Personen ohne
Berufsausbildung.
Die Schule muss die Ausbildungsfähigkeit sicherstellen - so der bayerische
Kultusminister.
Im Gegensatz zu dieser Aussage zeigt sich aber ein Problem:
Lehrer werden häufig nicht ihrer eigenen Ausbildung entsprechend eingesetzt.
Beispiel:
eine junge Gymnasiallehrerin wird für Mathematik bei
einer 9. Klasse Mittelschule abgeordnet, die selber aber 'nur' Englisch und
Spanisch für Lehramt Gymnasium studiert hat.
Also der Einsatz als Lehrerin in einem Fach, in dem sie selber - aus der zeit
ihres Abiturs - nur
mangelhaft qualifiziert ist.
Ihre seinerzeitige Entscheidung, Lehramt Gymnasium Englisch und Spanisch,
beruhte auf einer Empfehlung der Lehrerbedarfsprognose ('Prognose zum
Lehrerbedarf in Bayern'), herausgegeben vom Bayerischen Kultusministerium, die
auf der zu erwartenden Schülerzahl, der Hochschulabsolventen mit deren
individueller Studiendauer bei einer durchschnittlichen Zeit von sechs bis acht
Jahren beruht.
Zum heutigen Zeitpunkt und einem Abschluss nach eben acht Jahren sei es kaum
möglich, exakte Zahlen zu nennen, da auch nicht klar ist, wie viele der
Abiturienten als Absolventen am Ende des Studium den Lehrerberuf tatsächlich
ergreifen wollen.
Somit ist diese Lehrerbedarfsprognose eine relativ ungenaue Berechnung, wodurch
immer wieder Fehlbedarf oder ein Überangebot entstehe.
Keine guten Aussichten für Lehrer und doch studieren jährlich Tausende auf
Lehramt.
Grundsätzlich ist heute Studieren richtig 'in'.
Insgesamt verbringen 2,5 Millionen Einwohner der BRD ihre Zeit an Hochschulen - ein absoluter Rekord. Dies
ist möglich, als das Niveau des Abiturs kontinuierlich
abgesenkt wurde.
Früher seien wesentlich weniger Abiturienten an die Universitäten gekommen und die
kamen,
waren für das Studium tatsächlich geeignet.
Die Konsequenz hieraus:
Heute bricht jeder fünfte Studierende das Studium ab. Viele der Verbleibenden
kommen gerade so durchs Studium und haben dann Schwierigkeiten, eine
Anstellung zu finden.
Es fehlt für das Studium an Rechtschreibung und Grammatik.
Beispiel:
'Der Berliner Gedächtniskirche ihrem Turm seine Glocken'.
Es fehlt die Fähigkeit, komplexere Zusammenhänge auszudrücken. Dies ergibt sich
daraus, dass die Gymnasiasten und Studierenden selber weniger lesen.
Grundkompetenzen, die man früher beim Abitur nachwies, sind heute als Hochschulreife nicht
mehr gegeben.
Beispiel:
Richtig ist: 'Die Mutter Jesu Christi'
Von Studierenden wird angeboten:
- 'Die Mutter vom Jesus'
- 'Die Mutter von Jesus'
- 'Die Mutter Jesus's'
- und die undeklinierte Form.
Bei einer Befragung von 70 Lehrern wurde zum Thema Bildungsstand bei angehenden
Abiturienten festgestellt, dass diese auf einfachste Fragen keine Antworten wissen.
Beispiel:
Wann der Erste Weltkrieg war, wissen noch sieben von zwölf,
wie man Arbeit in der Physik definiert nur noch drei.
Gefragt wird nach den Hauptstädten Europas -
Antworten:
'Polen ist Prag' -
Weißrussland -
weiß ich jetzt nicht -
Norwegen ist
Kopenhagen.
Der Bayerische Kultusminister ist nach Meinung eines
angehenden Abiturienten:
'Der Herr Öttinger',
Im Falle des Bundespräsidenten heißt es:
'Herr Gauck w a r der deutsche Bundespräsident.'
Es wurde den Abiturienten ein Bild von Nelson Mandela vorgelegt:
'Den kenn ich auch, aber ich weiß nicht wie der heißt'
Weißt Du, was er gemacht hat?
'Irgendwas Gutes!'
'Nelson Mandela?'
Was macht der so?
'Der ist tot!'
Zum Thema 'Musik' wurde Mozarts Serenade KV 525 'Eine kleine Nachtmusik' eingespielt.
Antworten:
- 'Des ist von Vivaldi - oder - 'Die vier Jahreszeiten?'
- 'Irgendeine Symphonie von Johann Sebastian Bach?'
- 'Ist von Mozart - ja, und des - ich könnt' weitersingen, wie's geht.' -
Des ist die Nachtigall, die kleine Nachtigall - nee!'
Gewusst wurde von allen nur Lady Gaga 'Pokerface'.
Alle Themen gemäß Lehrplan werden nach Aussage der angehenden Abiturienten im Laufe der
Schuljahre zwar durchgenommen, aber mit zu wenig Tiefgang behandelt, so dass nicht genügend
hängen bleibt, um später Faktenfragen beantworten zu können.
Das, was gelehrt wird, ist daher nur für den jeweiligen Test.
Zeit für
Wiederholung des vermittelten Wissens sei nicht vorhanden.
Eine Vorbereitung auf das Leben findet so eben nicht statt.
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Ist es nicht so, dass sich über diese Fakten besonders die Deutschen
Theaterdirektoren freuen, denn haben sie doch auf diesem
Wege 'Freie Bahn' ihren Zielen zu folgen, die Leute, die nun mal ins Theater
gehen, einfach nur zu amüsieren.
Egal wie - es braucht ja nichts vorausgesetzt zu werden.
Da darf
dann an der
Schaubühne in Berlin Hofmarschall von Kalb
garnicht mitspielen, die Rolle ist gestrichen, oder am
DT in Berlin darf Ferdinand von Walter permanent die
Wände an Steigeisen rauf und runter steigen;
da darf der Regisseur in Braunschweig in 'Don Giovanni' 15 Closchüsseln auf die Bühne
stellen oder 'Tristan und Isolde'
nehmen in einem Wohnzimmer auf
einer Couchgarnitur Platz.
Wie meinte ein Regensburger Bürger während der Publikumsbefragung am 16. Januar
2014 'Zwischenruf' im Oberpf. Metropol-Theater Regensburg:
'Wenn ich ins Theater geh', will mich unterhalten.'
Also dann sind doch die dort produzierten
'Räuber' oder die doch ach so gelungene
'Aida' genau das, was man in Regensburg möchte.
Bei den Räubern meinte doch der MZ-Redakteur: Endlich sei das Theater Regensburg
beim modernen Regietheater angenommen.
Eine Lehrerin bezweifelte allerdings, dass sie diese Produktion ihren Schülern
antun werde.
Dass Bayreuth mit jährlich ein paar Vorstellungen im Juli/August die Werke
Wagners verbiegen darf und der Lächerlichkeit preis gibt, liegt daran, dass
dieses Unternehmen von Richard-Wagner-Vereinen unterstützt wird, die - mangels
eigener Kenntnisse - nicht gegen diese Verfälschungen vorgehen.
Dass nach dem Beitrag des Bayerischen Fernsehens nicht einmal die Schulen dem Bildungsauftrag gerecht werden, stimmt
bedenklich.
Dass Theater dann diesen Missstand weidlich ausnutzen, ist verständlich, können
sie doch so auf diesem 'Niveau' aufbauen.
Wie heißt's in Bayern:
'Passt scho, merkt eh' koaner!'
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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