Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Die Lage

   
  ... am 3. Oktober 1941 

Um 7 Uhr abends musst er schon wieder im Zug an die Ostfront sitzen.
Also musste das Programm umgestellt werden und Goebbels blieb nicht viel, um seinen Rechenschaftsbericht über das Winterhilfswerk des vergangenes Jahres, das über 900 Millionen Reichsmark eingebracht habe, dem deutschen Volk im Sportpalast vor der Rede Hitlers vorzulegen.

Lange hatte sich der Reichskanzler gegen ein Auftreten vor dem Volk gewehrt, meinte er doch, nicht genügend Positives bieten zu können.

Gleich nach dem Eintreffen Hitlers hatte der Reichspropagandaminister Gelegenheit, mit dem 'Führer' die gegenwärtige Situation durchzusprechen. Der war der Meinung, dass die sowjetische Wehrmacht in vierzehn Tagen von diesem 3. Oktober ab 'im wesentlichen zertrümmert sein wird'.

Die Flugblätter mit dem Aufruf konnten zügig über dem Gebiet der Front abgeworfen werden und erreichten so die deutschen Soldaten, die voller Tapferkeit dazu beitragen wollen, noch vor Einbruch des Winters die bolschewistische Wehrmacht zu vernichten, wenn nicht, müsse man auf halbem Wege stehen bleiben und die Entscheidung auf das kommende Jahr verschieben.
Sollte also der Schlag gelingen, dann habe man das Schwerste des Krieges hinter sich.
Auch könne man Teiler der Luftwaffe abziehen und 'englischen Großschnauzen' werden Fliegerangriffe erleben, die sie so noch nicht erlebt hätten.

Dass der U-Boot-Krieg nicht die entscheidende Wirkung gehabt habe, hätte an den langen, hellen Nächten gelegen, in denen die Boote nicht auftauchen konnten. Jetzt, in den Herbst gehend, werde sich Angriffslage auf die feindlichen Geleitzüge und die einzelkämpfenden Boote verbessern.

Betrachte man die Gesamtsituation, so sei die nur als schicksalhaft einzustufen.
Es sei eben gut gewesen,
- dass die Polen nicht auf den Vorschlag bezüglich
  Danzig eingegangen seien;
- dass die Engländer und Franzosen nicht auf das
  Friedensangebot des 'Führers' nach der
  Niederschlagung Polens eingingen;
- dass Engländer nicht auf die Friedensofferte des
  'Führers' nach der Niederlage Frankreichs eingingen.

Zum Krieg mit Russland habe es kommen müssen, bedenke man allein die Ölfelder, die jetzt schon im Osten erobert worden seien und die man jetzt ausschöpfen könne, ohne dafür es am Markt einkaufen und auch bezahlen zu müssen.

Außerdem wäre es von Seiten Stalins doch irgendwann zum Krieg gekommen. Nun müsse das deutsche volk diesen opfervollen weg bis zum Ende durchschreiten, dann erst werde Europa Friede, Ruhe und Konsolidierung beschieden sein.

Abschließend meinte der Führer, dass der Sieg nicht mehr genommen werden könne.

 

to top


Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

to top