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Aus den Tagebüchern des Dr.
Goebbels
Keine
nennenswerten Einflüge auf beiden Seiten. An allen Fronten nichts Neues.
Unsere Truppen sind nun in Rumänien aufmarschiert. Es geht durch
Bulgarien mit Zustimmung der bulgarischen Regierung nach Griechenland.
Wenn der Zeitpunkt da ist und Athen nicht von sich nachgibt.
Jetzt ist das Wetter noch zu schlecht.
In Rumänien Terrorregime Antonescus.
In Spanien monarchistische Kundgebungen. Die Bluter melden sich wieder.
Eine tolle Welt!
In USA großer Kampf um Intervention oder nicht. Wir bleiben in Reserve.
Berndt will wieder an die Front. Nach Lybien. Ich kann es ihm nicht
abschlagen. [...]
Den Dänen Knutsen empfangen und ihm die Lage Dänemarks im neuen Europa
klargemacht. Die Vertreter der kleinen Staaten sitzen immer noch auf zu
hohem Roß. Vieles, was wir wollen, muß doch mit Gewalt oder wenigstens
mit Druck gemacht werden. Genau wie Preußen den kleinen deutschen
Staaten gegenüber handelte.
Ewige Plackerei mit der Steuerfrage. Wir haben viel zu wenig
Vergünstigung für kinderreiche Familien. Da ist noch mancherlei nur
Programm und schöne Theorie.
Der Führer fährt wieder zum Berg. Es steht im Augenblick des Wetters
wegen keine große Entscheidung zu erwarten.
Die Kinder fahren auch nächster Tage auf den Berg in Görings Gästehaus.
Sie haben wie Magda, die nach Dresden fährt, eine Erholung dringend
nötig. Reisefieber! Bald werde ich ganz allein in dem großen Haus sein.
Uboot versenkt 12 000 to.
Sonst überall Stille.
Die Engländer melden nachmittags die Einnahme von Benghasi. Bestätigung
fehlt noch, es wird aber wohl stimmen.
Die Cyrenaika ist für die Italiener verloren. Krach um »Börsenzeitung«
und »D.A.Z.«, die systematisch meinen Anordnungen zuwider handeln und z.
B. heute groß das Thema Invasion breitreten. Ich weise Fritsche an,
schärfstens gegen diese Organe vorzugehen. Ordnung und Disziplin muß
sein, vor allem in dieser Zeit, in der psychologische Fragen eine so
große Rolle spielen. Ich werde jetzt energisch dagegen vorgehen.
In Vichy weiter Krise. Aber es scheint, daß Pétain sich nun doch mit
Laval abfinden will.
In Madrid weitere monarchistische Demonstrationen.
König Alfons XIII. hat zu Gunsten seines Sohnes Don Juan ‘abgedankt‘.
Ein dynastisches Theater, hinter dem offenbar London steht.
Und Franco rührt sich kaum.
Was wird daraus werden?
Zitatende
Quelle: Ralph Georg Reuth - Tagebücher - Piper 1992 - Seite 1528 - 1530
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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