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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Bekanntmachung
der Nds. Staatsoper Hannover GmbH

   
Zitat
Salome - Oper von Richard Strauss
Drama in einem Akt 1905
Text vom Komponisten nach dem Drama »Salomé« von Oscar Wilde (1892) in der Übersetzung von Hedwig Lachmann

Auf dem Spielplan seit der Premiere der Inszenierung am 18. November 2017

Einführung 15:30 | So 07.01.18 | 16:00–17:40 | Opernhaus

Abonnement: Sonntag Nachmittag 6b (16:00 Uhr)

»Mit Schmutz befasse ich mich nicht!«, antwortete einst ein älterer Mitarbeiter des Bayreuther Festspielhauses auf die Frage, ob er das kurze Zeit vorher in Dresden uraufgeführte Musikdrama »Salome« von Richard Strauss kenne.

Vamp, Femme fatale, erotisches Monstrum – solche Klischees bestimmen bis heute das Bild der Titelfigur, die zum Inbegriff der männermordenden, in sexuellen Abirrungen befangenen Bestie und gleichzeitig zum Symbol einer décadence wurde, der die verzweifelte Suche nach sinnlichen Sensationen zum Selbstzweck und damit zur Bestätigung eines emotionalen Vakuums geraten ist. Als Ziel moralischer und religiöser Entrüstung und als Objekt der Begierde gleichermaßen hat es die judäische Königstochter zu einer Prominenz gebracht, die sich in den künstlerischen Gestaltungen ihrer Geschichte über die Jahrhunderte widerspiegelt. Salome wurde so zur Legende, in der sich eher die aktuellen Konflikte der jeweiligen Zeit niederschlugen, als dass es sich um die Überlieferung eines historisch verbürgten Ereignisses handelte, ja die Figur rückte damit erst ins Zentrum des Interesses.

Aber erst durch Oscar Wildes 1892 entstandenen Einakter wurde die Prinzessin zur Symbolgestalt eines morbiden und nach Schönheit und Luxus gierenden Fin de Siècle – und zum Sprachrohr der Sehnsucht nach Sinnlichkeit inmitten einer in Konventionen erstarrten und faulenden Gesellschaft. Die Parallelität der Herodes-Welt zur bürgerlichen Gegenwart um 1900 hat denn auch manchen zeitgenössischen Herodes in dem Stück einen Auswuchs abgrundtiefer Verkommenheit erblicken lassen, was scheinbar noch durch den Lebenswandel des Autors bestätigt wurde.

Nach seinen zwei Opernerstlingen gelang Strauss mit »Salome« der große Wurf, mit dem er Theatergeschichte geschrieben hat. Die Sprache Wildes, die geradezu nach Musik schreit, eröffnete Strauss neue, weit über Wagner hinausgehende Ausdrucksmittel.

In der »Salome« wird die Gesangsstimme zu einem Teil des Orchesters, und die Musik liefert ein Psychogramm der Bühnenfiguren; das eigentliche Drama vollzieht sich im Inneren dieser Figuren. Denn ungeachtet des üppigen Orchesterklangs ist Strauss’ »Salome« kein Werk oberflächlicher orientalischer Prachtentfaltung und bunter Exotismen. Der Komponist verwahrte sich gegen die »exotischen Tingeltangeleusen mit Schlangenbewegungen«, wie er sie zu Lebzeiten in vielen Inszenierungen sehen musste, und betonte stattdessen die Keuschheit und Würde der Hauptfigur.

Den Dirigenten gab er den Rat, die Musik so zu dirigieren, als wäre es »Elfenmusik« von Mendelssohn. In einem der vielleicht am meisten missverstandenen Werke der Operngeschichte gilt es, das innere Drama der jungen Prinzessin, die aus einer deformierten Welt ausbrechen will, an die sie letztlich doch gekettet ist, neu zu entdecken.

Zitatende

 

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Zwischenbericht

Zitat
“Meine Tochter hat recht getan“

Zur Uraufführung der Salome am 9.12.1905 meldete sich Cosima Wagner aus Bayreuth mit den strengen Worten: “Nichtiger Unfug, vermählt mit Unzucht!“ –

Dabei hatte es zuvor nicht nur einen ausführlichen freundschaftlichen Schriftverkehr zwischen Richard Strauss und der Witwe Richard Wagners gegeben. War vieles bis fast zur Jahrhundertwende einvernehmlich geschehen, immerhin war Richard Strauss in die Bayreuther Festspiele 1889 und 1891 fest eingebunden wie er auch 1894 den ’Tannhäuser’ in Bayreuth dirigierte, führte die Schaffung eigener Werke für das Musiktheater zur Entfremdung mit Richard Wagners Lebensgefährtin, die mit den ersten Opern ‚Guntram’ und ‚Feuersnot’ begann. Mit Entwicklung des eigenen Stils – schon angedeutet in den frühen symphonischen Werken – für das Musiktheater hatte Richard Strauss einen Weg von Richard Wagner nachfolgend verlassen und wie er sich selber ausdrückte, Richard Wagner umgangen.

Richard Strauss sah Gertrud Eysoldt, die 1903 in Berlin die Titelrolle in Wilde’s Drama spielte und entschied spontan, aus dem Schauspiel eine Oper zu machen. Er selber kürzte den Text der Übersetzung - und legte nicht die zum gleichen Zeitpunkt erschienenen Übersetzungen von Pavia oder Teschenberg seiner Tondichtung zugrunde - zusammen auf die ihm für die Vertonung wesentlich erscheinenden Text-Passagen. Dabei ging zwangsläufig neben Beiläufigem auch literarisch Hochwertiges aus der Originalfassung verloren. Die Kunst Oscar Wildes bestand vor allen im Schaffen einer zwingenden Farbigkeit der Atmosphäre, die er mit Worten herzustellen verstand.

Richard Strauss überhöhte die Sprache durch seine Tonschöpfung, so dass Fehlendes im Text durch die Musik überwunden und die Aussagekraft im Ganzen noch gesteigert wurde.
Die Wirkung des deutschen Textes ist und bleibt abhängig von der poetischen Übertragung durch Hedwig Lachmann. Sie, die im 19. Jahrhundert eine der wenigen Möglichkeiten der Entfaltung für eine Frau nutzte, in dem sie nach einer Ausbildung als Sprachlehrerin nach England ging, als Erzieherin arbeitete und so den unmittelbaren Kontakt zur Literatur Englands erhielt. Sie übersetzte Werke von Edgar Allen Poe und eben auch Oscar Wilde.

Der Vergleich der vertonten Text-Fassung mit dem Original von Oscar Wilde, zeigt auf, was von Richard Strauss nicht übernommen wurde.
Und die Griechen sind Heiden. Sie sind nicht einmal beschnitten“ – letztere Textpassage vertonte er nicht.
Das
“Die Juden. Sie sind immer so. Sie streiten über ihre Religion. [...]
Ich finde es lächerlich über solche Dinge zu streiten“

passte am Beginn des 20. Jahrhunderts in das Zerrbild in Bezug auf das Ansehen dieser Volksgruppe.

“Da drinnen sitzen Juden aus Jerusalem, die einander über ihre närrischen Gebräuche in Stücke reißen.“
hat noch nie jemals jemand beanstandet. Auch die Szene der fünf Juden mit den Ausführungen, ob der Messias nun gekommen oder nicht gekommen ist mit dem:
“Seit dem Propheten hat niemand Gott geseh’n“
und das
“Der Messias ist nicht gekommen“
blieben und sind unangefochten Bestandteil des Werkes.

Für den Schluss der Oper wurde von der Zensur in Berlin das Erscheinen des Sterns von Bethlehem vorgegeben, der die Ankunft der drei Weisen aus dem Morgenland versinnbildlichen und so das blutige Ende der Tochter der Herodias abmildern sollte. Und in Wien war es trotz des kraftvollen Einsatzes von Gustav Mahler nicht möglich, die österreichische Erstaufführung der Dresdener Uraufführung unmittelbar folgen zu lassen. Aber Breslau durfte 1907 die Salome in Wien als Gastspiel geben, die Hofoper nahm sich des Werkes erst 1918 an.

Nach wie vor stellt die Besetzung der Titelrolle für die meisten Theater das Problem überhaupt dar. Die Instrumentation erfordert einen hochdramatischen Sopran, der so gertenschlank sein sollte, dass er das Kindweib Salome glaubwürdig darstellen kann. Bei der Uraufführung in Dresden soll Richard Strauss daher gemeint haben: „Die Wittich ist steif und matronenhaft, und sie hat sich einen tüchtigen Bauch hergemästet. Die Stimme ist eins A, alles andere ist Bauch.“ So kam er nicht zu der gewünschten 16-Jährigen mit der Isoldenstimme, was bis heute nicht erreichbar ist, immerhin ist der Orchesterpart für 105 Musiker geschrieben.

Nach Kurt A. Roesler hat Richard Strauss 1930 Retuschen an der Instrumentation der Komposition vorgenommen, die auch einem leichterem Sopran das Singen der Rolle ermöglichen sollten. Auch empfahl Richard Strauss später, seine Komposition ’das Scherzo mit tödlichem Ausgang’ wie Elfenmusik mit leichter Hand zu dirigieren.

In den 40er Jahren sorgte Ljuba Welitsch für Aufsehen mit ihrer Rollengestaltung. Ihr für sie typisches schnelles Vibrato, einem Flirren der Stimme, was ihre Entsprechung in der Instrumentierung fand und dokumentiert ist in einer Aufnahme unter Lovro von Matacic von 1944, mit dem von Erotik erfüllte „Ah, ich habe deinen Mund geküsst, Jochanaan ...“

Ob nun Astrid Varnay, Inge Borkh, Birgit Nilsson, Leonie Rysanek, Hildegard Behrens oder Inga Nielsen, die Anfang der 70er Jahre als Adele in Wien und dann als Salome an der Lindenoper Erfolg hatte – kommt dem Idealbild der jungen orientalischen Frau, die durch ihre trotzige Unbedarftheit Mitleid erregen muss und nicht einer reifen Nymphomanin gleichgestellt werden darf – wenn auch nicht Salome als unbedingte Kindfrau – entgegen, verfügt sie über die Kraft und Ausdauer für diese in ihrer exponierten Lage schwierigen Partie. Richard Strauss ging es ganz deutlich um das Kolorit in seiner Komposition, das Kolorit, das er in ’Judenopern’ vermisste.
Zitatende

 

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Bemerkungen eines Vollzahlers zur szenischen Umsetzung der Repertoirevorstellung von
’Salome’
an der Niedersächsischen Staatsoper Hannover am 07. Januar 2018

“Komm spiel mit mir blinde Kuh“

Es mutet bedenklich an, wenn dieses populäre Stück in Hannover in der ganzen Spielzeit 2017 – 2018 nur ein paar Mal gegeben und für den 3. Februar mit ’zum letzen Mal’ angezeigt wurde.
In der Einführung versuchte man das Augenmerk auf eine besondere Personenführung zu lenken.

Mag sein, dass man diese Art von Regie in Hannover als ’ausge ’
k l ü g l’ t’ bezeichnet, fest steht jedoch, dass außer emotionslosem Herumstehen auf der Bühne nicht viel zu bemerken war.

Die Solisten – und in diesem Stück gibt es ja nur Solisten – hatten sich zwischen blockierten Sitzen im seitlichen ersten Rang , einer Scheinwerferbatterie auf der Bühne links, hinten ein Vorhang aus Fäden – ganz im Hintergrund der Bühne – und vorne über die ganze Bühnenhöhe von Portal zu Portal sich erstreckende
’getünchte Wand’, die gelegentlich hochgezogen wurde, im heruntergelassenen Zustand aber alle Töne sängerfreundlich ins Auditorium lenkte, ausgemacht maßvoll zu bewegen.
Nichts zu sagen gegen dieses Bühnenbild, wenn es denn nicht den Eindruck einer Probenveranstaltung vermittelt würde, bei der die Personenführung noch ganz in den Anfängen steckt und dem Stück nicht gerecht werden konnte.

Man probierte, wobei die
Erste Szene
sich hauptsächlich auf freigehaltenen bühnennahen Sitzen im ersten Rang abspielte.
Hier bestätigte sich die Auffassung des Nds. Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, es würden Plätze aus künstlerischen Gründen blockiert.

Die erste Reihe im Parkett konnte man nicht gut für den Auftritt des Sklaven frei halten, sein Drängen durch das Publikum für das
Prinzessin, der Tetrarch ersucht Euch, wieder zum Fest hineinzugehn.
störte maßlos und dokumentierte ein inszenatorisches Unvermögen des Regisseurs – mit anderen Worten: “es fiel ihm nichts ein!“

Auch die Kostüme der Probensituation angepasst, ist nur konsequent. So kommt man in dieser
Produktion mit Privat- oder eben Probenklamotten aus.

Zweite Szene
In Ermangelung einer Vertiefung auf der Bühne, schaut Salome bei ihrem
Wie schwarz es da drunten ist! Es muß schrecklich sein, in so einer schwarzen Höhle zu leben ... Es ist wie eine Gruft ...
ganz einfach in den Orchestergraben und wendet sich dann Jochanaan zu, der im normalen Straßenanzug von hinten rechts für sein
Wer ist dies Weib, das mich ansieht? Ich will ihre Augen nicht auf mir haben. Warum sieht sie mich so an mit ihren Goldaugen unter den gleißenden Lidern? Ich weiß nicht, wer sie ist. Ich will nicht wissen, wer sie ist. Heißt sie gehn! Zu ihr will ich nicht sprechen.
erscheint.

Dritte Szene
Für die Mahnung
Tochter Sodoms, komm mir nicht nahe! Vielmehr bedecke dein Gesicht mit einem Schleier, streue Asche auf deinen Kopf, mach dich auf in die Wüste und suche des Menschen Sohn
wird Jochanaan von links von einem starken Scheinwerfer beleuchtet, was einen Schatten des Propheten auf die inzwischen wieder heruntergelassene ’getünchte Wand’ wirft.

Und bei der Verführungsszene der Salome
Nr. 1
Ich bin verliebt in deinen Leib, Jochanaan!

Nr. 2
In dein Haar bin ich verliebt, Jochanaan.

Nr. 3
Deinen Mund begehre ich, Jochanaan.

hier fällt Salome regelrecht – entgegen dem Text – über den Propheten her, der sich ihrer – beide auf dem Boden liegend – kaum erwehrt, obwohl er davon spricht und sie nicht anhören will:
Niemals, Tochter Babylons, Tochter Sodoms ... Niemals!

Aber offensichtlich kennt man sich bei diesem Regiekonzept schon aus dem Sandkasten und schmust eben herum, obwohl es nicht zum Stück gehört – aber hier ist es ja die erste Probe und da muss man dem Regisseur ja folgen – nach dem Motto:
“Bietet an!!!“

Ganz realistisch spielt man den Tod des Narraboth rechts am Portal mit fließendem Blut nach seinem
Prinzessin, Prinzessin, die wie ein Garten von Myrrhen ist, die die Taube aller Tauben ist, sieh diesen Mann nicht an. Sprich nicht solche Worte zu ihm. Ich kann es nicht ertragen. ...

Jochanaan entzieht sich dann doch Salomes Umklammerung, erwähnt noch die Sache mit dem See Genezareth und wendet sich mit
Sei verflucht, Tochter der blutschänderischen Mutter, sei verflucht!
[…]
Ich will dich nicht ansehn. Du bist verflucht, Salome. Du bist verflucht.

ab.


Auftritt der Hofgesellschaft für die
Vierte Szene
mit Herodes
Wo ist Salome? Wo ist die Prinzessin? Warum kam sie nicht wieder zum Bankett, wie ich ihr befohlen hatte? Ah! Da ist sie!

alles spaziert planlos auf der Bühne herum, steht, tänzelt – wie es halt so auf Parties üblich ist.
Der Hausherr darf sich auch mal auf einen Stuhl setzen, den man ihm für sein
Salome, komm, setz dich zu mir. Du sollst auf dem Thron deiner Mutter sitzen.
hinschob.
Währenddessen wird damit begonnen, rechts die sterblichen Reste des schönen Syriers Narraboth in die Gasse abzuschleppen, was sich allerdings über einen längeren Zeitraum hinzieht, weil kaum williges Transportpersonal zur Verfügung steht.

Ein Höhepunkt des Abends stellt sich mit dem Auftritt der Juden ein.
Hübsch - mit Karnevals-Hütchen auf dem Kopf - tragen sie ihre Argumente vor:
Wahrhaftig, Herr, es wäre besser, ihn in unsre Hände zu geben!

Es endet mit der Ansprache
Er ist gekommen, und allenthalben tut er Wunder. Bei einer Hochzeit in Galiläa hat er Wasser in Wein verwandelt. Er heilte zwei Aussätzige von Capernaum

weiter zur Frage des Herodes
Wo ist der Mann zurzeit?
bis zum
NAZARENER
Vor ein paar Tagen verließ er Samaria, ich glaube, im Augenblick ist er in der Nähe von Jerusalem.
Salome, die Prinzessin von Judäa, tritt wieder durch die Mitte auf, durch sie die Bühne vor dem Judenquintett verlassen hatte - rechtzeitig für die Aufforderung des Herodes
Tanz für mich, Salome.

Sie wälzt sich nun mehrfach am Boden bis zum
Willst du mir wirklich alles geben, was ich von dir begehre, Tetrarch?
und die Bestätigung des Herodes
Alles, was du von mir begehren wirst, und wär's die Hälfte meines Königreichs.

Da eilt Salome durch die Mitte ab, um sich für den ’Tanz der sieben Schleier’ etwas frisch zu machen.
Mit ihr treten dann alle übrigen Solisten, aus dem Bühnenhintergrund kommend, auf.
Sie tragen irgendwelche Frauenfummel bei sich, die sie sich nun überwerfen, um dann eine Partie ’Blinde Kuh’ (wie es der Chefdramaturg bei dem Einführungsvortrag bemerkte) zu spielen und um damit den Tanz auszuprobieren, was zu einem 'Tunten-Aufgalopp' führt, damit Frau Kremer als Salome körperlich weitgehend geschont wird.
Die hilft den Herren beim Ankleiden, so dass ständig Bewegung auf der Bühne herrscht. Man hat den Eindruck: ’Nach Gusto eines Jeden!
Salome klatscht einem mit der flachen Hand auf den Hintern. Der zieht sich befriedigt nach hinten zurück.

Für alles wird natürlich das Licht fast gänzlich eingezogen, so dass man nur schemenhaft den Tumult der Tunten (diese Aussage bedeutet – und dies sei ausdrücklich als Anmerkung der Redaktion erwähnt - keine homophobe Bemerkung) erkennen kann.
In der Hinterwand der Bühne wird ein Lichtschlitz aufgezogen, damit nicht alles im Dunkel versinkt und man gelegentlich erkennen kann, wer mit wem?!
In der Mitte sitzt Herodes auf seinem ’Schammerl’, darf gelegentlich Salome auf seinen Schoß nehmen und würde wohl gerne ansonsten dem Treiben zuschauen, kann er aber nicht, da Salome ihm einen ihrer sieben Schleier um die Kopf band und ihm so die Sicht nahm und ihn zur ’blinden Kuh’ machte.

Herodias – wohl wissend wie dieser Tunten-Ball endet - geht erstmal genervt durch die Mitte ab, kehrt aber rechtzeitig zum Ringelreihen und wildem allgemeinen 'Tunten-Schlussgehopse' zurück.
Salome nimmt daraufhin auf dem 'Schammerl' des Herodes Platz und meint
Ich möchte, daß sie mir gleich in einer Silberschüssel ...[…]
Den Kopf des Jochanaan.


Lähmendes Entsetzen bei Herodes. Da wird rechts ein Barwagen mit allerlei Spezereien hereingeschoben, der wohl auch Hoffmannstropfen für allzu erhitze Gemüter bereithält.

Während der Einwürfe der Herodias
Meine Tochter hat recht daran getan, den Kopf des Jochanaan zu verlangen. Er hat mich mit Schimpf und Schande bedeckt. Man kann sehn, daß sie ihre Mutter liebt. Gib nicht nach, meine Tochter, gib nicht nach! Er hat einen Eid geschworen.
nimmt Salome aus einem Glas einige kräftige Schlucke, um sich für das kommende
Ah! Du wolltest mich nicht deinen Mund küssen lassen, Jochanaan! Wohl, ich werde ihn jetzt küssen!
fit zu machen.
Hierzu schreitet - durch die Mitte von hinten - Einer mit einer großen Suppenschüssel nach vorne.
Salome nimmt eine Requisite, ein Handtuch, von einer Requisite, dem Kopf, für das
Ja, ich hab' es gesagt. Ah! Ah! Ich will ihn jetzt küssen ...
Hier fährt die ’getünchte Wand’ wieder herunter. (Laut Programmheft eine Wand des goldenen Käfigs – Kommentar eines Zuschauers: “Schmarrn!“)

Starke Scheinwerfer werfen Schatten der Herumstehenden auf die ’getünchte Wand’.
Bei Salomes
Warum siehst du mich nicht an? Hast du Angst vor mir, Jochanaan, daß du mich nicht ansehen willst?
holt sie den Kopf aus der Schüssel.

Dann
Ich lebe noch, aber du bist tot,
da
breitet sie die Arme auf dramatische Weise weit aus, ansonsten erschöpfte sich die Personenführung in einem bühnenfüllenden Auf- und Niedergehen, Salome des Jochanaans Kopf am Schopf bei jedem Schritt hin- und herschaukelnd.

Einer der Protagonisten lehnt sich beim
und wenn ich dich ansah, hörte ich geheimnisvolle Musik
an die ’getünchte Wand’, die hier dann so zur Klagemauer wird.

Beim Text des Herodes
Verbergt den Mond, verbergt die Sterne! Es wird Schreckliches geschehn.
fährt die ’getünchte’ Wand wieder hoch und bei breiter Hintergrundbeleuchtung im indirekten Licht gehen alle nach hinten ab.
Salome folgt ihnen, obwohl der Tetrarch doch geboten hatte:
Man töte dieses Weib!
In ihrer Kostümierung ist die Tochter der Herodias wohl gleich ’presto subito’ auf dem Weg zu einer ’Hänselprobe’, denn das G’wand der Salome stünde ihr gut als Gretel.

Nachtrag
Schreckliches war gescheh'n!
Wie der Screenshot zeigt, war die Vorstellung der laut Spielzeitheft Ausgabe Februar 2018 “umjubelten Inszenierung“ der ’Salome’ am 3. Februar 2017 nur spärlich besucht.
Das Publikum stimmt mit den Füßen ab, geht kaum noch in die Nds. Staatsoper Hannover.
Man darf wohl mutmaßen, dass Donald Runnicles die musikalische Leitung der Vorstellung einen Tag vorher absagte. Schließlich wollte er nicht vor geschlossenem dritten Rang dirigieren. Auch der ersatzweise vorgesehene Schweizer Dirigent kam nicht, so dirigierte
Ivan Repušić dann doch die Vorstellung.

Der Screenshot entstand zwei Stunden vor der Vorstellung. Er zeigt die freien Plätze. Alles, was farbig, also blau, gelb, grün etc. angelegt ist, dokumentiert, wie viele Sitze nicht verkauft wurden. Die grau gekennzeichneten Plätze standen für den Verkauf nicht mehr zur Verfügung – waren verkauft oder blockiert.

Hinzu kommt, dass der dritte Rang wieder einmal geschlossen war, weil – gemäß Auskunft des Kassenpersonals - noch genügend Plätze im Parkett und im ersten wie im zweiten Rang zur Verfügung standen. So brachten man den dritten Rang nicht.

Die Preise lagen laut ’Eventim Kartenvermarktung’ für diesem Abend zwischen 60 und 120 Euro. Am Tag der Vorstellung, heute, 3. Februar 2018 wurde der Preis in der HAZ auf Seite 24 mit 20 und 69,50 Euro ausgewiesen
:

 

 

 

Was galt nun?
Die Kasse am Tag der Vorstellung – 3.2.2018
um 10 Uhr telefonisch kontaktiert, reagierte sehr erschrocken über die Fehlinformation der Bürger und bedauerte die Kollegen, die nun tagsüber im Vorverkauf und abends vor der Vorstellung die Kunden aufklären müssen.
Es galten die Preise wie im Internet angegeben, nicht die in der HAZ veröffentlichten.

Nun kommt ab 2019 - nach Puhlmann und Klügl - eine Frau Berman an die Oper der Nds. Landeshauptstadt, denn laut HAZ vom 28.01.2017 15:14 Uhr zeigte sich – zumindest damals – Verwaltungsdirektor Braasch “überzeugt, dass die Fachleute im Kulturministerium – vor allem Annette Schwandner, die Leiterin der Kulturabteilung, und Detlef Lehmbruck, Referatsleiter für Theater und Musik – über die nötige Kompetenz für die Auswahl verfügen.“

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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