Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages

Einmarsch ins Rheinland


 
  ... am 7. März 1936

Alles war von langer Hand vorbereiten, wenn auch Hitler sich zum eigentlichen Schritt nur schwer durchringen konnte.
Musste er doch wieder einmal Vabanque spielen.

Die Abschlussregelungen von Versailles und Locarno, die Reparationsverpflichtungen, der Verzicht auf große Gebiete des Kaiserreichs, die Besetzung des Rheinlandes waren für ihn Anlässe genug, die Genfer Abrüstungsverhandlungen, das Ausscheiden Deutschlands aus dem Völkerbund zu betreiben, um zu versuchen, Deutschlands Größe wieder ohne Bindungen herzustellen.

Am 7. März 1936 ließ Goebbels Korrespondenten verschiedener Zeitungen in Flugzeuge steigen, um ihnen einen 'Stapellauf in Hamburg' vorzuführen.
Statt aber nach Norden flogen die Ju-52 von Berlin nach Westen und vor der Landung in Köln konnten die Reporter vom Flugzeug aus deutsche Truppen im entmilitarisierten Rheinland erkennen.
30.000 Mann waren in das Gebiet gezogen, bis an die westlichen Grenzen vorgerückt, hatten Quartier in Saarbrücken und in Trier aufgeschlagen.

 

to top


Nach dem ersten Weltkrieg war ein Streifen entlang des Rheins zur entmilitarisierten Zone ernannt worden. Westlich des Flusses reichte er bis an die  belgische, die luxemburgische, die französische Grenze.
Im Osten war rechts des Rheins die Zone als 50 Km breiter Streifen ausgewiesen und umfasste so die Städte Essen mit Teilen des Ruhrgebietes, Düsseldorf, Frankfurt, Mannheim, Freiburg.
 

to top


Wie würden die Locarno-Mächten, die die Einhaltung der Abkommen kontrollieren sollten, reagieren?

Den wenigen deutschen Soldaten standen Tausende Franzosen gegenüber. Ein Vorrücken dieser Mannschaften hätte einen sofortigen Rückzug der Deutschen und eine erhebliche Blamage für Hitler bedeutet.

Doch nichts geschah. Die Angreifer blieben unbehelligt.
England wollte sich am Kontinent nicht einmischen, obwohl durch Locarno zur Hilfe gegenüber Frankreich verpflichtet.
Frankreich, innenpolitisch geschwächt, konnte und wollte allein nichts unternehmen.
So bleib es bei der Anrufung des Völkerbundes und Wirtschaftssanktionen, die keine nachhaltige Wirkung zeigten.

Später meinte Hitler:

"Wären die Franzosen damals ins Rheinland eingerückt, dann hätten wir uns mit Schimpf und Schande wieder zurückziehen müssen. Die uns zur Verfügung stehenden Kräfte hätten nur einen mäßigen Widerstand ermöglicht."

Aus heutiger Sicht betrachtet:
Der größte Fehler, den die demokratischen West-Mächte damals machen konnten, Hitler nicht entgegenzutreten. Öffnete ihr Nichteinschreiten Hitler doch Tür und Tor in Bezug auf seine weitreichenden Expansionsbestrebungen.

Es folgte das Sudetenland, die Tschechei und dann auch Österreich, bevor es mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 zum Zweiten Weltkrieg kam.
 

to top

 

 

 

Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung -
Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes
und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing