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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages


Siegfried Kracauer


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am 08. Februar 1889 geboren

Er war das einzige Kind des Handelsvertreters Adolf Kracauer und seiner Ehefrau Rosette Kracauer, geborene Oppenheim.

Statt sich mit der brotlosen Kunst der Philosophie und Soziologie zu beschäftigen, studierte er auf dringenden Wunsch der Eltern  Architektur. Die Ausbildung schloss er 1914 mit einer Dissertation über das Thema 'Die Schmiedekunst in Preußen' ab.

Eine Anstellung erhielt er im Architekturbüro von Max Seckbach in Frankfurt.

In diesen Jahren in der Main-Metropole fand er Kontakt zu allen Geistesgrößen wie Karl Mannheim, Max Horkheimer, Theodor Wiesengrund Adorno und Leo Wiesenthal.

Nach dem ersten Weltkrieg arbeitete er als freier Journalist bei der Frankfurter Zeitung, bewährte sich sehr bald in dieser Tätigkeit und 1930 gab ihm das Blatt den Posten als Feuilletonchef in Berlin.

Der Reichstagsbrand veranlasste ihn nach Paris zu emigrieren, wo er sich mit einer Biographie des Komponisten Jacques Offenbach beschäftigte. Für Adorno, der nach England geflohen war, erarbeitete er 1936 eine Studie über den Nationalsozialismus.

Als Ursache des NS-Staates sieht er in dieser Analyse typisch deutsche Ursachen wie:
- schwaches bürgerliches Selbstbewusstsein,
- schwache parlamentarische Tradition und
- Zusammenbruch des Herrschaftssystems Monarchie.

Nicht das Kapital und die Bourgeoisie als solche waren die Ursachen des Aufstiegs der Nazis, sondern die entwurzelten Mittelschichten in Deutschland.
Hier sieht er eine besonders aggressive Variante des Rechtsextremismus, der sich als einen stärkere Form ausbildete als der in Spanien oder Italien.

 

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Mit seiner Frau konnte er sich 1941 aus Frankreich noch nach Lissabon absetzen und in die USA fliehen. Seine Mutter wurde 1942 aus Frankfurt deportiert und in Theresienstadt ermordet.

In den USA arbeitete er für das Museum of Modern Art in New York und veröffentlichte mithilfe der Guggenheim-Stiftung 1942 seine Studien unter dem Titel: Propaganda and the Nazi War Film und 1947 From Caligari to Hitler - eine sozialpsychologische Geschichte des deutschen Films von 1919 bis 1933.

1960 erschien sein Hauptwerk: Theorie of Film.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing

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