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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Uraufführung 'Salome'

   

   ...  am 09. Dezember 1905

Eine Operette mit tödlichem Ausgang in der Schlussszene - ein Spruch, der öfter Verwendung fände, wäre er mehr im Volksmund verhaftet:
'Man töte dieses Weib!'

Strauss zögerte nicht, suchte nicht nach einem Librettisten, sondern nahm die Lachmann'sche Übersetzung der Wilde'schen Dichtung und komponierte ein Werk, das deutlich eine Gegenüberstellung von Askese und Sinnlichkeit auch in der Musik ermöglicht.

Er hatte lange schon beanstandet, dass in den großen Orient- und Judenopern des vergangenen Jahrhunderts das Kolorit und die sonnendurchglühte Landschaft fehle.
Es gelang ihm, das Flirren der Luft 'am Abend, da es kühle ward' musikalisch zu verdeutlichen.

Das Gieren der 'Tochter der Herodias' nach dem 'Kopf des Jochanaan', aufgestachelt durch die blutschänderische Mutter, die Geilheit des Tetrachen - sind in einer Stunde und fünfundvierzig Minuten zusammengefasst.

Berlin sah er 1902 Wildes Schauspiel mit Gertrud Eysoldt als Salome - Dresden erlebte die Uraufführung des Dramas in einem Aufzuge - die damals schon reife Marie Wittich, immerhin 37 Jahr alt, sang die Titelrolle - und Wilhelm 2 meinte 1907 nach der Vorstellung des Werkes in Berlin, Strauss habe sich mit der 'Salome' sehr geschadet, worauf der Komponist antwortete, er habe sich von dem 'Schaden' die Villa in Garmisch bauen können.

 


'Ich hatte schon lange an den Orient- und Judenopern auszusetzen, daß ihnen wirklich östliches Kolorit und glühende Sonne fehlt. Das Bedürfnis gab mir wirklich exotische Harmonik ein, die besonders in fremdartigen Kadenzen schillerte, wie Changeant-Seide.
Der Wunsch nach schärfster Personencharakteristik brachte mich auf die Bitonalität, da mir für die Gegensätze Herodes - Nazarener eine bloß rhythmische Charakterisierung, wie sie Mozart in genialster Weise anwendet, nicht stark genug erschien. Man kann es als ein einmaliges Experiment an einem besonderen Stoff gelten lassen, aber zur Nachahmung nicht empfehlen.
'

Richard Strauß - 'Betrachtungen und Erinnerungen' - 1942 - herausgegeben von Willi Schuh
 

Eine der berühmtesten und auch eigenwilligsten Sängerinnen der Rolle war Mitte des vorigen Jahrhunderts:
Ljuba Welitsch




http://youtu.be/rjD8NSGDuu8

 

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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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