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zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Verurteilung

    
  ... am 9. Januar 1738 verkündet

Joseph Süßkind Oppenheimer beriet Herzog Karl Alexander, um die maroden Württembergischen Staatsfinanzen in Ordnung zu bringen und das bis dahin rückständige Herzogtum wirtschaftlich zu entwickeln.
Oppenheimer war ein jüdischer Finanzmakler und Bankier aus Frankfurt am Main, den Herzog Karl Alexander 1732 zu seinem persönlichem Finanzberater ernannte.

Die evangelischen Landstände fühlten sich durch vom katholischen Herzog nun - auf Empfehlung Oppenheimers - durchgesetzten professionellen finanz- und fiskaltechnischen Maßnahmen in ihrer finanziellen Selbstverwaltung beeinträchtigt, woraus sich Spannungen zwischen dem katholischen württembergischen Thron Herzog Karl Alexanders in Stuttgart und der protestantischen Bevölkerung entwickelten.
Sie steigerten sich zu antisemitischen Intrigen.

Als Herzog Karl Alexander am 12. März 1737 plötzlich starb, war niemand da, der Oppenheimer vor der Wut des Pöbels schützte.
Erhohena wurde verhaftet und seines gesamten Gutes beraubt, die Sachgegenstände wurden versteigert, er selber in das Gefängnis Hohenasperg gebracht und wegen der verschiedensten Delikte wie Hochverrat, Majestätsbeleidigung, Beraubung der staatlichen Kassen, Amtshandel, Bestechlichkeit, 'Schändung' der protestantischen Religion und sexuellen Umgang mit 'Christinnen'. angeklagt und am 9. Januar 1738 zum Tode verurteilt - man stellt ihm in Aussicht, begnadigt zu werden, wenn er dem Judentum abspreche - was er ablehnte.

Am 7. Februar 1738 wurde er gehängt und sein Leichnam sechs Jahre lang in einem Käfig hoch über dem Hinrichtungsplatz zur Schau gestellt.


 

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Ferdinand Marian spielte ihn in dem Film von Veit Harlan: 'Jud Süß' - den Geldbeschaffer von Herzog Karl Alexander von Württemberg - dem Vater von Karl Eugen von Württemberg, dem Friedrich Schiller nach Mannheim entkam, als der Herzog ihn wegen seiner Dichtungen einsperren lassen wollte.

Für den 4. Januar 1940 notierte der Reichspropagandaminister:
'Mit Marian über den Jud Süßstoff gesprochen. Er will nicht so recht heran, den Juden spielen. Aber ich bringe ihn mit einigem Nachhelfen doch dazu.'
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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