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Thema des Tages
Rückblick
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09. November
1943
Tags vorher, am 8. November 1943, reiste 'der Führer' an. Seine
'Wolfsschanze', das Führerhauptquartier in Ostpreußen, verließ er, um in München
anlässlich des 20. Jahrestages des nicht erfolgreichen Putsches zu
seinen alten Kameraden, die 1923 dabei waren, zu sprechen.
Goebbels meinte, Hitler sei bei der Rede elastisch und gut aussehend
aufgetreten, er befinde sich in bester Form. Die Ansprache, für die der
glanzvolle Formulierungen gefunden habe, werde eine tiefe Wirkung auf
das deutsche Volk ausüben, zumal sie abends im Rundfunk - nach
Korrekturen einiger ungeschickter Formulierungen - verbreitet wurde.
'Der Führer' ging auf den Luftkrieg ein, der die Bevölkerung im Reich in diesem
Jahr 1943 besonders
treffe und der einen kolossalen Wiederaufbau nach dem Krieg erfordere.
Einen großen Teil der Proklamation widmete Hitler der Lage an der Ostfront, die zu diesem Zeitpunkt geradezu katastrophal war, ohne dass
er dies aussprach.
Die Gesamtsituation stellte sich tatsächlich problematisch dar.
Gegen 1,9 Millionen sowjetische traten 625.000 deutsche Soldaten an. Die
Angreifer verfügten über knapp 2.700, die russischen Verteidiger über
mehr als 8.000 Panzer. Noch ungünstiger war das Verhältnis bei den
Artilleriegeschützen, nicht einmal 10.000 auf Seiten der Wehrmacht
gegenüber 47.000 auf Seiten der Roten Armee.
Bedrückend war auch die
Überlegenheit der sowjetischen Luftstreitkräfte. Sie verfügten über fast
6.000 Maschinen, während die deutsche Luftwaffe nur rund 1.400 Maschinen
aufbieten konnte.
Schon im Juli 1943 war die Schlacht bei Kursk verloren gegangen.
Die sowjetische Historiographie führte den Sieg in der Kursker
Schlacht in erster Linie auf den „Massenheroismus“ der
sowjetischen Soldaten zurück.
Deutsche Akten sprechen von zähem, fanatischen Widerstand bis in
den Tod. Das XXXXI. Panzerkorps meldete: „Gegner wehrt sich
infanteristisch äußerst zäh und verteidigte sich zum Letzten.“
Im Kriegstagebuch der 9. Armee hieß es: „Es bleibt eine harte
Tatsache, dass der Gegner bisher mit fanatischer Verbissenheit
gekämpft hat. Aufgefangene Funkbefehle enthalten immer wieder
die Forderung: Stellungswechsel verboten, halten Sie bis zum
Tode.
Das Kriegstagebuch der Armeeabteilung Kempf vermerkte:
„Der Gegner lässt sich dort in seinen gut ausgebauten Stellungen
totschlagen.“
Und der Generalstabschef der 4. Panzerarmee schrieb:
„Der feindliche Infanterist kämpft gut, entgegen der bisherigen
Annahme, dass es sich beim Gegner um schlechte
Stellungsdivisionen handelt, muss festgestellt werden, dass auch
dieser Feind zu fechten und zu sterben versteht.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Zitadelle
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Im Norden wurde ab Anfang Oktober 1943 der Raum um Narwa verteidigt,
im Mittelabschnitt hatten die Sowjets Brjansk und Smolensk eingenommen,
im Süden war im September 1943 das Donezbecken verlorengegangen und im
Oktober der Durchbruch der Russen zum Dnjepr gelungen, wodurch am 1.
November 1943 die Krim abgeschnitten wurde.
Auch mit den ständig auf die deutsche Bevölkerung einprasselnden
Lageberichten, war nicht davon abzulenken, dass die Deutschen mehr und
mehr zweifelten, den Krieg gewinnen zu können. Sagen traute sich das
über niemand, denn derartige defätistische Äußerungen vom SD, dem
Staatssicherheitsdienst, registriert, führten in den meisten Fällen zur
Liquidierung der Person wegen Wehrkraftzersetzung. Die Deutschen
verstanden aber nicht, warum die Front im Osten begradigt werden müsse,
wenn doch alles so zum Besten stehe, wie Dr. Goebbels immer behaupte.
Aber im Übrigen sei ja bald mit der Vergeltung durch die neuen
Wunderwaffen zu rechnen, wie immer wieder betont wurde.
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Im Osten waren
nach Stalingrad auch an der Nordafrikafront zusätzliche Spannungen zu verzeichnen.
War doch 'der Führer' dem Duce zu Hilfe gekommen, als der am 03. Oktober
1935 von italienisch Somaliland aus nach Norden in
Abessinien einrückte, England und Frankreich als die Siegermächte
aus dem Ersten Weltkrieg sich gegen Italien wandten und der Duce nun auf
Hitler angewiesen war.
Der nutzte dann 1938 die Hinfälligkeit des italienischen Faschisten für den
Griff nach Österreich und die Tschechoslowakei wagen zu können, zumal
die Westmächte zu dem Zeitpunkt mit mehr oder weniger ständigem
Entgegenkommen, um Frieden zu bewahren, die europäischen Geschicke in
die Hände des deutschen Diktators legten.
Am 13. September 1940 begann dann mit einem Angriff der zahlenmäßig weit
überlegenen italienischen 10. Armee aus Libyen auf das von britischen
Truppen besetzte Ägypten der Afrikafeldzug des Duce.
Die Briten konnten durch Truppenentsendungen aus Staaten des Empire ihre
Kräfte soweit verstärken, dass sie im Dezember 1940 zu einem
Gegenangriff – der 'Operation Compass' – übergehen konnten, der bis Anfang
Februar 1941 weit nach Libyen hinein vordrang und dort zur beinahe
vollständigen Zerschlagung der italienischen Armee führte.
Um die Niederlage Italiens abzuwenden, schickte Hitler Anfang Februar
1941 im 'Unternehmen Sonnenblume' die ersten Truppenverbände des
späteren Deutsche Afrikakorps (DAK) zur Verstärkung der italienischen Truppen nach Afrika. Die
ersten deutschen Verbände trafen am 11. Februar 1941 in Tripolis ein. Am
16. Februar wurde der Stab unter dem damaligen Generalleutnant Erwin
Rommel gebildet.
Nach anfänglichen Erfolgen endete das Deutsche Afrikakorps am 13. Mai
1943 vor Tunis, da
seit dem 9. November 1942 amerikanische Truppen von Westen über Marokko
und Algerien kommend und britische von Osten aus Ägypten sich in
Tunesien mit ihnen vereinigend Italiener und Deutsche vernichtend
schlugen und 150.000 Deutsche und etwa 125.000 Italiener in
Kriegsgefangenschaft gerieten.
Am 10. Juli 1943 landeten alliierte Truppen auf
Sizilien.
Sie eroberten sehr schnell die Insel, verdrängten die vereinigten
Mannschaften der Italiener und der Deutschen und setzten zum
italienischen Festland über.
Diese zweite Front besiegelte das Schicksal der Deutschen Wehrmacht,
wenn auch noch die dritte Front ab 6. Juni 1944 in der Normandie
notwendig war, den Krieg am 8. Mai 1945 zu beenden.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll
bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der
Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes
oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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