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04.01.2010 - dradio.de

 

 



Thema des Tages

Rückblick

 

      ... 09. November 1943

Tags vorher, am 8. November 1943, reiste 'der Führer' an. Seine 'Wolfsschanze', das Führerhauptquartier in Ostpreußen, verließ er, um in München anlässlich des 20. Jahrestages des nicht erfolgreichen Putsches zu seinen alten Kameraden, die 1923 dabei waren, zu sprechen.

Goebbels meinte, Hitler sei bei der Rede elastisch und gut aussehend aufgetreten, er befinde sich in bester Form. Die Ansprache, für die der glanzvolle Formulierungen gefunden habe, werde eine tiefe Wirkung auf das deutsche Volk ausüben, zumal sie abends im Rundfunk - nach Korrekturen einiger ungeschickter Formulierungen - verbreitet wurde.

'Der Führer' ging auf den Luftkrieg ein, der die Bevölkerung im Reich in diesem Jahr 1943 besonders treffe und der einen kolossalen Wiederaufbau nach dem Krieg erfordere.

Einen großen Teil der Proklamation widmete Hitler der Lage an der Ostfront, die zu diesem Zeitpunkt geradezu katastrophal war, ohne dass er dies aussprach.

Die Gesamtsituation stellte sich tatsächlich problematisch dar.
Gegen 1,9 Millionen sowjetische traten 625.000 deutsche Soldaten an. Die Angreifer verfügten über knapp 2.700, die russischen Verteidiger über mehr als 8.000 Panzer. Noch ungünstiger war das Verhältnis bei den Artilleriegeschützen, nicht einmal 10.000 auf Seiten der Wehrmacht gegenüber 47.000 auf Seiten der Roten Armee.
Bedrückend war auch die Überlegenheit der sowjetischen Luftstreitkräfte. Sie verfügten über fast 6.000 Maschinen, während die deutsche Luftwaffe nur rund 1.400 Maschinen aufbieten konnte.

Schon im Juli 1943 war die Schlacht bei Kursk verloren gegangen.


Die sowjetische Historiographie führte den Sieg in der Kursker Schlacht in erster Linie auf den „Massenheroismus“ der sowjetischen Soldaten zurück.
Deutsche Akten sprechen von zähem, fanatischen Widerstand bis in den Tod. Das XXXXI. Panzerkorps meldete: „Gegner wehrt sich infanteristisch äußerst zäh und verteidigte sich zum Letzten.“
Im Kriegstagebuch der 9. Armee hieß es: „Es bleibt eine harte Tatsache, dass der Gegner bisher mit fanatischer Verbissenheit gekämpft hat. Aufgefangene Funkbefehle enthalten immer wieder die Forderung: Stellungswechsel verboten, halten Sie bis zum Tode.
Das Kriegstagebuch der Armeeabteilung Kempf vermerkte:
„Der Gegner lässt sich dort in seinen gut ausgebauten Stellungen totschlagen.“
Und der Generalstabschef der 4. Panzerarmee schrieb:
„Der feindliche Infanterist kämpft gut, entgegen der bisherigen Annahme, dass es sich beim Gegner um schlechte Stellungsdivisionen handelt, muss festgestellt werden, dass auch dieser Feind zu fechten und zu sterben versteht.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Zitadelle

 

Im Norden wurde ab Anfang Oktober 1943 der Raum um Narwa verteidigt, im Mittelabschnitt hatten die Sowjets Brjansk und Smolensk eingenommen, im Süden war im September 1943 das Donezbecken verlorengegangen und im Oktober der Durchbruch der Russen zum Dnjepr gelungen, wodurch am 1. November 1943 die Krim abgeschnitten wurde.

Auch mit den ständig auf die deutsche Bevölkerung einprasselnden Lageberichten, war nicht davon abzulenken, dass die Deutschen mehr und mehr zweifelten, den Krieg gewinnen zu können. Sagen traute sich das über niemand, denn derartige defätistische Äußerungen vom SD, dem Staatssicherheitsdienst, registriert, führten in den meisten Fällen zur Liquidierung der Person wegen Wehrkraftzersetzung. Die Deutschen verstanden aber nicht, warum die Front im Osten begradigt werden müsse, wenn doch alles so zum Besten stehe, wie Dr. Goebbels immer behaupte.

Aber im Übrigen sei ja bald mit der Vergeltung durch die neuen Wunderwaffen zu rechnen, wie immer wieder betont wurde.
 

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Im Osten waren nach Stalingrad auch an der Nordafrikafront zusätzliche Spannungen zu verzeichnen.

War doch 'der Führer' dem Duce zu Hilfe gekommen, als der am 03. Oktober 1935 von italienisch Somaliland aus nach Norden in Abessinien einrückte, England und Frankreich als die Siegermächte aus dem Ersten Weltkrieg sich gegen Italien wandten und der Duce nun auf Hitler angewiesen war.

Der nutzte dann 1938 die Hinfälligkeit des italienischen Faschisten für den Griff nach Österreich und die Tschechoslowakei wagen zu können, zumal die Westmächte zu dem Zeitpunkt mit mehr oder weniger ständigem Entgegenkommen, um Frieden zu bewahren, die europäischen Geschicke in die Hände des deutschen Diktators legten.

Am 13. September 1940 begann dann mit einem Angriff der zahlenmäßig weit überlegenen italienischen 10. Armee aus Libyen auf das von britischen Truppen besetzte Ägypten der Afrikafeldzug des Duce.
Die Briten konnten durch Truppenentsendungen aus Staaten des Empire ihre Kräfte soweit verstärken, dass sie im Dezember 1940 zu einem Gegenangriff – der 'Operation Compass' – übergehen konnten, der bis Anfang Februar 1941 weit nach Libyen hinein vordrang und dort zur beinahe vollständigen Zerschlagung der italienischen Armee führte.

Um die Niederlage Italiens abzuwenden, schickte Hitler Anfang Februar 1941 im 'Unternehmen Sonnenblume' die ersten Truppenverbände des späteren Deutsche Afrikakorps (DAK) zur Verstärkung der italienischen Truppen nach Afrika. Die ersten deutschen Verbände trafen am 11. Februar 1941 in Tripolis ein. Am 16. Februar wurde der Stab unter dem damaligen Generalleutnant Erwin Rommel gebildet.

Nach anfänglichen Erfolgen endete das Deutsche Afrikakorps am 13. Mai 1943 vor Tunis, da seit dem 9. November 1942 amerikanische Truppen von Westen über Marokko und Algerien kommend und britische von Osten aus Ägypten sich in Tunesien mit ihnen vereinigend Italiener und Deutsche vernichtend schlugen und 150.000 Deutsche und etwa 125.000 Italiener in Kriegsgefangenschaft gerieten.

Am 10. Juli 1943 landeten alliierte Truppen auf Sizilien.
Sie eroberten sehr schnell die Insel, verdrängten die vereinigten Mannschaften der Italiener und der Deutschen und setzten zum italienischen Festland über.

Diese zweite Front besiegelte das Schicksal der Deutschen Wehrmacht, wenn auch noch die dritte Front ab 6. Juni 1944 in der Normandie notwendig war, den Krieg am 8. Mai 1945 zu beenden. 

 

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Dieter Hansing