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12. Dezember 1950
Als Künstler, als Schauspieler war er über jeden Zweifel erhaben.
Dem Menschen Krauß ging sein Beruf über alles.
Er war sich selbst ausgeliefert - meinte er.
Wenn er auf das NS-System angesprochen wurde, antwortete er nur lapidar,
das gehe ihn nichts an, er sei Schauspieler.
Doch unterschrieb er am 19. August 1934 den 'Aufruf der
Kulturschaffenden zur Vereinigung des Reichskanzler - und
reichspräsidentenamts in der Person Hitlers'.
Er spielte 1935 in dem Film 'Hunderte Tage' den Kaiser Napoléon
Bonaparte neben Gustaf Gründgens als Polizeiminister Joseph Fouché und
Eduard von Winterstein als Fürst Blücher.
1940 folgte 'Jud Süß', in dem er unbedingt alle Juden in der Regie von Veit
Harlan spielen wollte - und bekam
die Rollen.
Goebbels meinte, dies sei ein antisemitischer Film, wie man ihn sich nur
wünschen könnte.
Am 10. Mai 1940 spielte er bei der Uraufführung des Mussolinistücks 'Cavour'
in Anwesenheit von Göring und Goebbels die Hauptrolle. Hitler konnte
nicht kommen, der war mit dem Überfall auf die Weststaaten beschäftigt.
Anlässlich eines Besuchs auf dem Obersalzberg hatte er sich vorgenommen,
sich von der Ausstrahlung des Führers nicht einnehmen zu lassen, doch
als er da saß und die Paladine reden hörte, musste er feststellen:
'Jesus unter den Jüngern'.
Am 15. Mai 1943 spielte er den Shylock am Burgtheater und machte ihn zu
einer schäbigen Karikatur, dass es hieß: 'Den Shylock konnte ein
Schauspieler so spielen, daß die Leute ergriffen waren, er konnte ihn
aber auch so spielen wie Werner Krauß. Bei ihm sind die Leute jeden
Abend als Antisemiten aus dem Theater gegangen.
Werner Krauß sei zwar kein Nazi, aber immer schon ein wütender Antisemit
gewesen.
Angeblich soll er schon 1921 während der Proben zu Romain Rollands Stück
'Die Wölfe' auf der Bühne des Deutschen Theaters in Berlin eine Hetzrede
gegen die 'Judenwirtschaft' der Brüder Edmund und Max Reinhardt gehalten
haben.
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Gründgens gab ihm einen Freibrief:
'Der Verfemung der Juden konnte für einen Mann wie Krauß nur ein Grund
sein, sich ihnen zu nähern.'
Nach dem Krieg gab es bis 1948 Auftrittsverbot, er verdiente sein Brot
und das Geld für den Prozess und die Sühne - auch wenn er nur als 'minderbelastet'
eingestuft wurde - als Schäfer einer Herde in Württemberg.
Später durfte er in Österreich wieder Theater spielen und trat 1950 bei
den Ruhrfestspielen auch in Deutschland auf.
Bei einem Gastspiel des Burgtheaters in Berlin mit Ibsens John Gabriel
Borkmann kam es dann zu den Protesten, die
seiner Tätigkeit bei den Nazis galten. Die aufgebrachte Menge trieb die
Polizei auseinander.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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