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... an einer Musikhochschule im
deutschsprachigen Raum.
Acht Damen, zwei Herren einer Gesangsklasse traten an - fünf Damen und
Herren begleiteten am Klavier.
Ein Programm von Händel bis Berg - vor Kollegen, Dozenten - und vor dem,
für alle unerkannt im Publikum sitzenden, Informanten von Agenturen, der
auch aus normalen Theatervorstellungen berichtet.
Mit ihm spart sich diese ein unnötiges Anreisen der Mitarbeiter oder der
Bewerber, wenn schon im Vorfeld bemerkt wird, da gibt es nichts
Brauchbares.
Was soll 'der Späher' hier im beschriebenen Fall nun seinem Kunden
sagen?
Da tut sich was, bei dem, bei der! In einem Jahr, in drei Jahren!
Wie soll er das, wenn er nicht weiß - wie der Stand der Vortragenden
ist.
Sind das Anfänger oder mitten im Studium oder steht der Abschluss bevor?
Kein Hinweis auf dem Programmzettel, in welcher Phase der Ausbildung die
sich präsentierenden Herrschaften befinden, was kann man erwarten, und
wenn nicht jetzt, was wann vielleicht später?
Eine Stimme reift anders als es der Bachelor- oder Master-Rahmen
vorgibt.
In der Wissenschaft lässt sich da eine klare Grenze ziehen, welches Ziel
wann erreicht werden soll.
Aber bei einer Gesangsausbildung ist dieses Schema völlig unangebracht.
Führt denn der Bachelor bis zur Pamina und der Master zwangsläufig zur
Brünnhilde?
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Es stellten sich Damen vor, bei denen man im Rahmen der
Aufnahmeprüfung schon hätte sagen sollen, das wird nichts -
bedingt durch Mängel der Ausstrahlung, der Musikalität, der
nervlichen Belastbarkeit und zusätzlich noch ein unvorteilhaften
Aussehen.
Lasst es sein, euch hier einem jahrelangen Stress auszusetzen,
der zu nichts führt.
Eure Möglichkeiten sind zu begrenzt, so dass eine sängerische
Tätigkeit allenfalls in kleinem Rahmen und begrenztem Raum z.B.
bei 'Gruft-Mucken' möglich sein wird.
Auf Kosten der Steuerzahler hier lange Ausbildungsgänge zu
belegen, ist unverantwortlich.
Die Damen wurden aber aufgenommen - weil die Hochschule ihre
Daseinsberechtigung unter Beweis stellen muss, die Klassen
füllen will, damit das Ministerium den Ausbildungsgang nicht
streicht.
Und nun stehen sie da - meinen eine Callas, eine Gruberowa, eine
Klose zu sein - müssen in ein Leben eintreten, das nach
vielleicht einem Anfängervertrag in der Sänger-Arbeitslosigkeit
früher als später endet und dann mit Hartz-4-Versorgung wieder
zu Lasten des Steuerzahlers geht.
Welches Theater soll eine Sängerin engagieren, die über 'O
schöne Jugendtage' nicht hinauskommen wird. Sie kann mit der
Partie der Magdalena nicht überleben, wenn sie auch noch so
überlegt phrasiert und die Texte so spricht, dass man die Worte
auch wegen Benutzens der Endkonsonanten versteht.
Stückvertrag - wie soll das gehen?
Eine Andere singt eine kraftvolle Liu und früher schon einmal
Mimi?
Warum diese Partien und nicht, wenn sie schon das entsprechende
Aussehen hat, die Bess oder die Aida?
Die Männer - zwar der eine 'mit Stimme', die aber völlig
ungeführt herumtönt, von Text keine Spur und später am Abend ein
Papageno, für den am Programmzettel auch nichts angegeben wird.
Ist der nun Schulmusiker und ist er der Papagena für das Duett
nur hilfreich beigesprungen?
Vieles nimmt sich zufällig aus.
Es liegt daran, dass Lehrende oft - zweifelsfrei auf der einen
Seite löblich - noch selber im Beruf stehen und das eigene
Lernen von Rollen, die Proben und Vorstellungen Zeit in Anspruch
nehmen - dann mal eben 300 km fahren, um den Lehrauftrag zu
erfüllen.
Auf der anderen Seite kann dann für die Stimmführung der jungen
Leute nicht das notwendige Gleichmaß entwickelt werden, wenn bei
der Vermittlung der Fähigkeiten der Dozent permanent nervös auf
die Uhr schaut und an die Fahrt zur Probe oder Vorstellung am
eigenen Haus denkt.
Es geht nicht, dass eine Lehrende die Schüler nach London
nachfliegen lässt, während sie dort ein Gastspiel absolviert.
Wie soll da eine kontinuierliche Gesangsausbildung in Ruhe und
Gediegenheit vonstatten gehen?
Der Erfolg: das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten für
die Tongebung wird ohne entsprechende Ruhe und Kontinuität der
Ausbildung nicht entwickelt werden. Hinzu kommt: eine Stunde pro
Woche ist dann auch zu wenig, um evtl. Fehlentwicklungen durch
'Wildwuchs' zu vermeiden und 'gute Ratschläge' von
konkurrierenden Ausbildern, die während der Abwesenheit der
eigentlich Zuständigen agieren und 'gute Ratschläge' geben,
abzufangen.
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Fazit:
Die stark subventionierten Hochschulen - zu denen ja noch
massenweise private Ausbildungsstätten kommen - müssen bei den
Aufnahmeprüfungen deutlicher selektieren, um den jungen Menschen
die zwangsläufig unter Umständen schon sehr bald auf sie
zukommenden Enttäuschungen zu ersparen.
Großmütter, Tanten und sonstige 'Wohlmeinende' sollten sich
zurückhalten und nicht herumposaunen:
'wir beobachten dich schon lange, du hast dich so gut entwickelt
und singst so schön - das wird was!'
Ja was wird's?
Nichts!
Wie war das - nur ein Beispiel - mit einem griechischen Tenor,
an einer bundesdeutschen Musikhochschule ausgebildet?
Zwei Jahre Anfängervertrag im Norden des Landes, danach keine
Verlängerung, kein neues Engagement, so ging er nach
Griechenland zurück und steckt nun die Beine unter den Tisch der
Eltern, die bei der Krise im Land selber kaum etwas haben.
PS:
Es gibt im dritten Akt von Bizets meistgespielter Oper keine
'Arie der Carmen'.
So steht's aber auf dem ominösen Programmzettel.
Allenfalls gibt es ein 'Lied der Carmen' als Teil des folgenden
Karten-Terzetts.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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