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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages


Söldner für Georg
 

 

... vom 16. Januar 1776.

Der Vertrag hatte klare Regeln:

Der Landgraf von Hessen-Kassel stellt dem König von Großbritannien 17.000 Söldner zur Verfügung. Dafür erhält er 450.000 Taler.

Zum Einsatz kamen die Soldaten beim Kampf der britischen Truppen gegen die Aufständischen in Nordamerika.

Nach dem Dreißigjährigen und dem dritten Schlesischen Krieg gab es in den deutschen Herzogtümern versprengte Soldaten, die durch die Lande vagabundierten, brandschatzten, vergewaltigten und töteten.

Für sie war die einzige Möglichkeit, geregelt zu Geld zu kommen, sich als Söldner zu verdingen.

Da es aber mancherorts nicht immer genug Freiwillige gab, mussten Zwangsrekrutierungen die angeforderten Zahlen aufbessern.
 


"Es traten wohl so etlich vorlaute Bursch' vor die Front heraus und fragten den Obersten, wie teuer der Fürst das Joch Menschen verkaufe? Aber unser gnädigster Landesherr ließ alle Regimenter auf dem Paradeplatz aufmarschieren und die Maulaffen niederschießen. Wir hörten die Büchsen knallen, sahen ihr Gehirn auf das Pflaster spritzen, und die ganze Armee schrie: Juchhe nach Amerika!"

 


So Schiller in 'Kabale und Liebe'

Die von ihm beschriebenen Meutereien und Aufstände gegen die zwanghafte Verschiffung der Soldaten nach Amerika gab es in Hessen-Kassel zunächst nicht.

Das Gros der Kontingente rekrutierte sich aus ganzen Bataillonen von geschulten Soldaten, die als Ganzes abgeordnet wurden.

So war es auch möglich sich - gemeinsam mit den Engländern - als festes Gefüge den Amerikanern entgegensetzen zu können, da diese als zusammen gewürfelter Haufen niemals die Stärke der Hessen erreichen konnten.

In der Schlacht bei Flatbush im August 1776 wurden unorganisierte Amerikaner in großer Zahl von den gedrillten Engländern und Hessen überrannt.

Auch gab es genug Freiwillige, die nur im Soldatsein eine feste Einkunft und möglicherweise auch Heldentum in fernen Landen wie auch ein Stück Feld im eroberten Amerika sich vorstellen konnten.

Wer ein Handgeld erhalten hatte, blieb bei der Truppe, Desertion gab es - wenn überhaupt - nur in ganz geringem Umfang.

Doch die toten Engländer und Hessen mussten ersetzt werden. So kam es dann doch zu zwanghaften Zusammenführungen von Bürgern, die von den Feldern, aus den Häusern geholt und abtransportiert wurden.

Sie schickte man ins Feld, ohne dass sie genügend ausgebildet waren, entweder kamen sie schnell zu Tode oder sie flohen in die Weiten es nordamerikanischen Kontinents, in der Hoffnung, irgendwo eine Bleibe zu finden.

 

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Die über den Soldatenverleih erzielten Einnahmen vergeudeten die Landesherren wie Karl-Eugen von Württemberg in Bauten, Festen und mit Mätressen wie der später von ihm in den Adelsstand zur Gräfin erhobenen Franziska von Hohenheim.

Am hessischen Hof ging es nicht anders zu. Die 'erwirtschafteten' Gelder gingen in der Staatsführung unter.

Schiller verarbeitete das Thema in 'Kabale und Liebe'.
In den Theatern
im deutschsprachigen Raum macht man sich heute einen Jux aus dem Stück wie am DT in Berlin.
 

http://www.telezeitung-online.de/
Bemerkungen_zu_'Kabale_und_Liebe'_
Deutsches_Theater_Berlin_4.4.2010_rev._30.4.2016.htm


 

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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik
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Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing