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04.01.2010 - dradio.de

 


16. Oktober 1939 

 
... Hippler kehrt aus dem geschlagenen Polen zurück.

Der 1909 geborene Volljurist Dr. Fritz Hippler war Mitarbeiter im Stab von Joseph Goebbels und als Leiter der Filmabteilung im Reichspropagandaministerium zuständig für die Überwachung der deutschen Filmindustrie.
1931 beteiligte es sich als Studentenführer an den Bücherverbrennungen am Platz vor der Lindenoper.

Unter Hans Weidemann lernte er das Handwerk des Kameramanns und war maßgeblich beteiligt unter ihm, Wochenschauen mit Dokumentarbeiträgen zu füllen.
 
Nach dem Überfall auf den östlichen Nachbarn war er nach Polen gereist, um dort Material für den Film 'Der ewige Jude' zu sammeln, für dessen dramaturgische Einrichtung er verantwortlich war, der später als 'der niederträchtigste der antisemitischen Nazi-Filme' bezeichnet wurde.

Bei den Dokumenten handelte es sich um Film- und Foto-Aufnahmen vom rituellen Schlachtens von Tieren, die am Schluss des Films in öffentlichen Veranstaltungen nur in Ausnahmefällen gezeigt werden durften. Frauen bekamen nur die gekürzte Fassung zu sehen.

Sehr wohl aber sahen SS-Leute diese Aufnahmen, um sie im Kampf gegen polnischen Juden, diese als "Parasiten nationaler Entartung" vorzuführen und für die Erledigung der Aufgaben während der Pogrome zu schärfen und eventuelle Ressentiments zu nehmen.

Eigentlich vorgesehen war die Einarbeitung der Filmszenen in den andern spektakulären Film 'Jud Süß'.
Hier intervenierte Regisseur Veit Harlan. Er befürchtete, die Zuschauer könnten sich wegen der Grausamkeit der gezeigten Vorgänge in den Kinos erbrechen.
Beide Filme wurden nach dem Krieg auf den Index gesetzt und durften nur in besonders genehmigten Fällen gezeigt werden. 

 

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Dr. Fritz Hippler verlor 1943 seinen Posten im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, da er Goebbels zunehmend durch Alkoholprobleme auffiel und bei der SS, da er verschwiegen hatte, dass eine seiner Vorfahren jüdischer Abstammung war.

Nach dem Krieg wurde er für zwei Jahre interniert, konnte aber aufgrund seiner Fachkompetenz in der Filmbranche wieder Fuß fassen.

2002 starb er in Berchtesgaden.
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing