Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

17. März 1941

   
Aus den Tagebüchern des Dr. Goebbels

So ein herrlicher Tag!
Und bringt soviel Mühe und Plage mit.

Keine Einflüge ins Reich.
Wir greifen ziemlich heftig Bristol, Bornemouth und Portsmouth an.
4000 to versenkt.
Unsere Uboote haben im Augenblick kein Glück.
Torpedoflugzeuge greifen 3 englische Schlachtschiffe im Mittelmeer mit Erfolg an.

Roosevelts Rede wird nun nach meinen Vorschlägen vom Führer zur Polemik freigegeben. Wir gehen sehr scharf gegen ihn vor.
England macht aus der USA Hilfe die große Sensation. »Wendepunkt des Krieges«.
Wir müssen uns sehr anstrengen, dieser Psychose Herr zu werden. Aber woran soll England sich sonst anklammern? Einen Halt muß man ja haben, wenn man einen so schweren Kampf fortsetzen will.

Die Führerrede im Zeughaus tut in der Welt ihre Wirkung. Sein Satz »England wird fallen« ist das Stichwort für die internationale Diskussion. Gut zu gebrauchen!

Die »Bremen« ist vollständig ausgebrannt." Das Schiff muß aufgegeben werden. Man vermutet englische Sabotage, evtl. sogar durch abgesprungene Flieger.
Mir erscheint diese Version reichlich phantastisch. Jedenfalls ist diese Katastrophe ein großes nationales Unglück. Wir überlegen lange, wie man sie dem deutschen Volke beibringen soll. Wir einigen uns schließlich auf eine farblose, neutrale Meldung, die vorerst einmal von dem schweren Brand berichtet. London hat Grund, sich darüber zu freuen. [...]

Beim Führer. Er ist in bester Verfassung und sehr nett zu mir. Erkundigt sich interessiert nach meiner Kundgebung in Wien, deren Einzelheiten er fast alle schon kennt. Wien hat auch nach seinem Willen noch große Zukunftsaufgaben. Aber Linz liegt ihm mehr am Herzen. Ganze Ostmark ist sein besonderes Sorgenkind. Er will noch sehr viel dafür tuen und aufwenden. Er amüsiert sich sehr über meine neue Prägung des politischen Bobby. So muß man den Stänkern beikommen.

Wien wird nun bald ganz judenrein sein. Und jetzt soll Berlin an die Reihe kommen. Ich spreche das schon mit dem Führer und Dr. Franck ab. Der stellt die Juden zur Arbeit an, und sie sind auch fügsam. Später müssen sie mal ganz aus Europa heraus.

Im Generalgouvernement ist alles soweit in Ordnung. Franck regiert nicht, er herrscht. Das ist hier wohl auch das Richtige. [.. .]
Der Führer präzisiert den Begriff Autorität. Sie kann keine sogenannte Pressefreiheit dulden. In der Demokratie kritisieren die Untergebenen die Vorgesetzten, im autoritären Staat umgekehrt. Wenn die Fähigen nicht mehr nach oben kommen können, gibt es auf die Dauer eine Revolution. Aber auch die Revolution muß schöpferisch sein und nach und nach im Konservativen ausmünden. Die Autorität wiederherzustellen muß das letzte Ziel jeder Revolution sein. Sonst wird sie am Ende zum Chaos werden.

Der Führer lobt sehr den Fleiß und das erfinderische Talent der Tschechen. Die Skodawerke haben uns in diesem Kriege größte Dienste geleistet, jetzt wieder durch die Erfindung eines neuen zweirohrigen Flakgeschützes. Skoda soll auch bestehen bleiben. Konkurrenz ist gut.
Krupp, Rheinmetall und Skoda, unsere drei großen Waffenschmieden. Brünn möchte der Führer gerne aus dem Protektorat herausschneiden und Jury als Gauhauptstadt geben.
Nach dem Kriege.
Dann wird auch der Neubau Berlins zu einer monumentalen Reichshauptstadt großzügig in Angriff genommen werden. Die Lage beurteilt der Führer sehr optimistisch. Wir drücken England langsam die Kehle zu. Eines Tages wird es röchelnd am Boden liegen.

Mit Schmundt den Fall Hesse besprochen. Keitel und seine Herren sind mit meinem energischen Vorgehen sehr einverstanden. Bormann will Stennes Leute im Arbeitsdienst befördern.
Ich muß da zuerst noch eine Führerentscheidung haben.
Ich führe Beschwerde gegen Schulte-Strathaus in seinem Stab, der eine sehr unnationalsozialistische Kulturpolitik betreibt.
Bormann will aufpassen. Er hat uns auch Maraun  aufgehalst.

Prof. Kreis zeigt mir Entwürfe zu einem Krieger-Ehrenmal an der französischen Küste gegen England. Sehr großzügig.
Der Führer hat ihm einen Sonderauftrag für die Gestaltung von Krieger-Ehrenmälern und Heldenfriedhöfen gegeben.
Der richtige Mann.
Der Schwager Gandhis ist in einem Prisenschiff mitgefangen worden und will mich sprechen. Will Propaganda gegen England nach Indien machen. Ich werde mir das überlegen. Vielleicht könnte man etwas daraus machen.

Im Haag werden neue Todesurteile vollstreckt.
Richtig!
Nur so kann man ein besetztes Land in Ruhe halten.
Der Führer ruft noch einmal den Zabern-Zwischenfall  ins Gedächtnis zurück.

Die sogenannte Zabern-Affäre des Jahres 1913 wurde durch herabwürdi¬gende Äußerungen eines Leutnants gegenüber den Elsässern ausgelöst, in deren Folge es zu Protestdemonstrationen kam, woraufhin wiederum die Mi¬litärs rechtswidrig mehrere Personen verhafteten. Die folgenden Reichstags-debatten deckten die Unausgeglichenheit der deutschen Verfassungszu¬stände auf. Reichkanzler von Bethmann Hollweg versuchte vergebens, den zivilen Rechtsstandpunkt gegenüber der militärischen Umgebung des Kai¬sers durchzusetzen, billigte dann aber öffentlich das Vorgehen der Militärs. Daraufhin nahm der Reichstag am 4.12.1913 mit großer Mehrheit erstmals einen Mißbilligungsantrag gegen die Regierung an, der nichts daran änderte, daß die Versöhnungspolitik im Elsaß einen schweren Rückschlag erlitt.

Wieviel Autorität ist damals vergeudet worden. Ein Leitfaden, was man tuen muß, um eine Autorität endgültig zu vernichten. Den ganzen Nachmittag angestrengt zu arbeiten. Ich muß noch so vieles vor meiner Abreise nach Posen erledigen. Berbera von den Engländern zurückgenommen.

Berbera ist eine Hafenstadt im Norden Somalias am Golf von Aden. Diese liegt am Rande der heißen und trockenen Küstenebene Guban.

Durch einen Handstreich. Die Italiener haben sich wieder mal überrumpeln lassen.

Lloyd gibt Versenkungsziffern an, die weit über den amtlichen englischen Ziffern liegen. Wir knüpfen daran eine feste Polemik gegen Churchill an.

Abends Wochenschau.
Ausgezeichnet geworden.
Dazu eine Menge Filmfragen. [...]

Zitatende
Quelle: Ralph Georg Reuth - Tagebücher - Piper 1992 - Seite 1538 - 1539
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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