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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Hitlers Befugnisse

 


 18. Dezember 1940

Die Rechtsgrundlage für Hitlers Weisungen in Form von Erlassen oder Verordnungen ging auf Rechte des Reichspräsidenten der Weimarer Republik zurück, durch Erlass zu regieren.

Diese Regelung ging per Volksabstimmung am 19. August 1934 auf Hitler über, mit der
er sich die Zusammenlegung der Ämter des Reichskanzlers und des Reichspräsidenten auf ihn als Führer und Reichskanzler bestätigen ließ.

Damit waren seine Weisungen - der Zustimmung des Reichstages enthoben - grundsätzlich jeder Überprüfung auf Recht- und Verfassungsmäßigkeit oder Übereinstimmung mit dem Völkerrecht entzogen.

Es gab über dem Führer keine Einrichtung, die seine Vorgaben kontrollierte, im NS-Staat war Hitler die oberste - die erste und letzte - Instanz.

Seine Anordnungen, im Sinne von Befehlen waren also von den Untergebenen - ob Mitgliedern des Militärs oder der Zivilbevölkerung - umzusetzen.

Die Frage der Zweckmäßigkeit der gegebenen Weisung hatte er vor Befehlserteilung zu prüfen.
Es kam im Laufe der Zweiten Weltkrieges allerdings zu folgenschweren Weisungen, wie der Überfall auf die Sowjetunion - entgegen dem abgeschlossenen Nichtangriffspakt seitens des Naziregimes mit der UDSSR - die sich als Fehlentscheidungen herausstellten, aber kaum jemand in Frage zu stellen wagte.

Dies bedeutete, Hitlers Weisung Nr. 21 vom 18. Dezember 1940 - schon seit Ende August 1940 konzipiert - die Wehrmacht habe sich bis bis zum 15. Mai 1941 im Rahmen des 'Unternehmen Barbarossa' darauf vorzubereiten, 'auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrussland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen' - wagte niemand,  zu widersprechen. 

Bereits am 29. November 1940 ließ Generalleutnant Friedrich Paulus ein Planspiel für einen Angriff auf die Sowjetunion durchführen, mit dem nachgewiesen werden sollte, es sei möglich, innerhalb von drei bis vier Monaten Russland zu zerschlagen.

'Lebensraum im Osten' und damit Siedlungsgebiet für die 'arische Herrenrasse' sollte erobert werden, der 'jüdische Bolschewismus' sei zu vernichten, hierfür sei die sowjetischen Bevölkerung zu versklaven.

Das NS-Regime nahm den millionenfachen Hungertod sowjetischer Kriegsgefangener und Zivilisten bewusst in Kauf, ließ sowjetische Offiziere und Kommissare aufgrund völkerrechtswidriger Befehle ermorden und nutzte diesen Krieg, um den Holocaust an den europäischen Juden durchzuführen.


http://der-fuehrer.org/reden/deutsch/Weisungen/1940-12-18.htm

Es kam zur fatalen Weisung Hitlers, die Kräfte nicht zu bündeln und Stalingrad und Kaukasus nacheinander zu erobern, sondern die Truppen aufzuspalten.
Die Generalität war zwar entsetzt, fügte sich aber der Weisung Hitlers. Nur Fedor von Bock protestierte gegen die Schwächung durch Aufspaltung  - und wurde entlassen.

Hitler war der Meinung, die Russen seien mit ihren Kräften am Ende, als die deutsche Wehrmacht im Juni 1942 große Landgewinne verzeichnen konnte. Dies teilte er auch am 12. September 1942 dem Oberbefehlshaber der 6. Armee mit - es war reines Wunschdenken. Am 22. November 1942 waren die Deutschen in Stalingrad eingekesselt.

Hitler wies am 24. November 1942 an: 'Jetzige Wolga-Front unter allen Umständen halten.' - die Wolga nicht zu verlassen - und General Paulus entsprach der Weisung des Führers, zumal Göring zugesagt hatte, Nachschubversorgung aus der Luft zu garantieren.

Als der Kommandierende General des LI. Armeekorps, General Walther von Seydlitz-Kurzbach, im Norden des Kessels von Stalingrad, am 25. November 1942 andere Befehle einfordert, da das Halten der Positionen an der Wolga - fehlender Waffennachschub und Versorgung der Truppen - nicht befolgt werden könne, vermerkt der Chef des Generalstabes der 6. Armee, Generalmajor Schmidt handschriftlich auf dem Bericht: 'Wir haben uns nicht den Kopf des Führers zu zerbrechen und Gen. v. Seydlitz nicht den des O.B.!'

Selbst im Moment des sich abzeichnenden Untergangs war man nicht bereit, Weisungen des Führers anzuzweifeln und auch der einfache Soldat war überzeugt, der Führer sei in der Lage, die Situation richtig einzuschätzen.

Der Bevölkerung wurde in den Wochenschauen mit alten Aufnahmen - vier Wochen vor der eigentlichen Situation aufgenommen - vorgegaukelt, man kämpfe erfolgreich an der Ostfront.

 

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Am 22. Januar 1943 trifft in Stalingrad die Weisung ein, die General Paulus verbietet, sich zu ergeben.

Nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad ernannte man Friedrich Paulus am 31. Januar 1943 demonstrativ zum Generalfeldmarschall und ging davon aus, dass er sich das Leben nehmen werde.
Er tat es nicht und ging mit seinen Soldaten in russische Gefangenschaft.

 

 

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Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

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Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing