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Vor fünfundsiebzig Jahren
Thema des Tages
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18. Februar
1943
Goebbels hatte am 14. Februar 1943 in seinem Tagebuch notiert:
"Die Krise an der Ostfront ist
noch ständig im Steigen begriffen.
Wir haben für die nächsten Tage eine Reihe weiterer Schläge zu
erwarten."
Gegen die ständigen Sorgen lenke nur Arbeit ab und so begann er mit dem
Diktat seiner Rede, die er im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943
hielt.
Die Gesamtlage des Deutschen Reichs hatte sich nach der Kapitulation der
6. Armee unter Generalfeldmarschall Paulus bei Stalingrad weiter
verschlechtert.
Am 3. Februar um die Mittagszeit ließ das Oberkommando der Wehrmacht im
Großdeutschen Rundfunk eine Sondermeldung verlesen, in der erklärt
wurde, dass die 6. Armee „unter der vorbildlichen Führung von Paulus bis
zum letzten Atemzug“ gekämpft habe, aber einer „Übermacht“ und
„ungünstigen Verhältnissen erlegen“ sei.
Daneben gerieten in Nordafrika die Achsenmächte Deutschland und
Italien unter Druck.
Von Westen nahte entlang der afrikanischen Mittelmeerküste General
Eisenhower mit 110.000 amerikanischen Soldaten, von Osten General
Montgomery mit britischen Truppen.
Das deutsche Afrikakorps musste sich nach Tunesien zurückziehen. Auch
hier nahte das Ende des Einsatzes.
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Goebbels meinte nun, das Volk zum totalen Krieg bewegen zu müssen. Man
könne seine Rede, die - wie er glaubte - die beste seines Lebens werden,
gut gebrauchen, um die öffentliche Stimmung zu heben und dem Volk eine
Aufmunterung zu vermitteln.
Anwesend waren dann Tausende von Bürgern, die eine Stimmung
vermittelten, die einer wilden Raserei glich. Eine ganze Anzahl von
Reichs- und Gauleitern und fast alle Staatssekretäre waren gekommen.
Goebbels war der Ansicht, es handle sich um einen Querschnitt durch das
ganze Volk, aber es waren hauptsächlich Fanatiker, die ihm zujubelten.
Natürlich auch Prominente. Viele mussten sich zeigen, um das
Weiterführen der Karriere zu sichern.
Gründgens, den man auch erwartet hatte, ließ sich durch Berlin fahren -
war also für die Übermittlung einer Einladung nicht erreichbar.
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Der Schluss der Versammlung sei in einem Tohuwabohu von rasender
Stimmung untergegangen.
Das Volk sei - wie diese Kundgebung bezeuge - bereit, alles für den
Krieg und für den Sieg hinzugeben.
Er ließ die Rede über alle Reichssender verbreiten, die tatsächlich auf
diese Weise auch viele Hörer erreichte und begeisternd wirkte.
Dem Reichspropagandaminister war es gelungen, die Bevölkerung - die
schon die bolschewistischen Horden nach Deutschland strömen sah - zu
animieren, ums Überleben zu kämpfen, was letztendlich den Krieg und das
Elend der Menschen verlängerte.
Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll
bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare
nicht als Kritik um der
Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes
oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz,
in Anspruch.
Dieter Hansing
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