Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 

 



Vor fünfundsiebzig Jahren

Thema des Tages

 

      ... 18. Februar 1943

Goebbels hatte am 14. Februar 1943 in seinem Tagebuch notiert:

"Die Krise an der Ostfront ist noch ständig im Steigen begriffen.
Wir haben für die nächsten Tage eine Reihe weiterer Schläge zu erwarten."
  

Gegen die ständigen Sorgen lenke nur Arbeit ab und so begann er mit dem Diktat seiner Rede, die er im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943 hielt.

Die Gesamtlage des Deutschen Reichs hatte sich nach der Kapitulation der 6. Armee unter Generalfeldmarschall Paulus bei Stalingrad weiter verschlechtert.
Am 3. Februar um die Mittagszeit ließ das Oberkommando der Wehrmacht im Großdeutschen Rundfunk eine Sondermeldung verlesen, in der erklärt wurde, dass die 6. Armee „unter der vorbildlichen Führung von Paulus bis zum letzten Atemzug“ gekämpft habe, aber einer „Übermacht“ und „ungünstigen Verhältnissen erlegen“ sei.

Daneben gerieten in Nordafrika die Achsenmächte Deutschland und Italien unter Druck.
Von Westen nahte entlang der afrikanischen Mittelmeerküste General Eisenhower mit 110.000 amerikanischen Soldaten, von Osten General Montgomery mit britischen Truppen.
Das deutsche Afrikakorps musste sich nach Tunesien zurückziehen. Auch hier nahte das Ende des Einsatzes.

 

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Goebbels meinte nun, das Volk zum totalen Krieg bewegen zu müssen. Man könne seine Rede, die - wie er glaubte - die beste seines Lebens werden, gut gebrauchen, um die öffentliche Stimmung zu heben und dem Volk eine Aufmunterung zu vermitteln.

Anwesend waren dann Tausende von Bürgern, die eine  Stimmung vermittelten, die einer wilden Raserei glich. Eine ganze Anzahl von Reichs- und Gauleitern und fast alle Staatssekretäre waren gekommen.

Goebbels war der Ansicht, es handle sich um einen Querschnitt durch das ganze Volk, aber es waren hauptsächlich Fanatiker, die ihm zujubelten. Natürlich auch Prominente. Viele mussten sich zeigen, um das Weiterführen der Karriere zu sichern.
Gründgens, den man auch erwartet hatte, ließ sich durch Berlin fahren - war also für die Übermittlung einer Einladung nicht erreichbar.
 

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Der Schluss der Versammlung sei in einem Tohuwabohu von rasender Stimmung untergegangen.
Das Volk sei - wie diese Kundgebung bezeuge - bereit, alles für den Krieg und für den Sieg hinzugeben.
 


Die Sportpalastrede im Wortlaut

http://www.1000dokumente.de/index.html/index.html?c=dokument_de&dokument=0200_goe&object=translation&l=de


Die Rede als akustisches Manmahl

https://archive.org/details/JosephGoebbels-Sportpalastrede

 


Er ließ die Rede über alle Reichssender verbreiten, die tatsächlich auf diese Weise auch viele Hörer erreichte und begeisternd wirkte.

Dem Reichspropagandaminister war es gelungen, die Bevölkerung - die schon die bolschewistischen Horden nach Deutschland strömen sah - zu animieren, ums Überleben zu kämpfen, was letztendlich den Krieg und das Elend der Menschen verlängerte.
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare
nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing