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04.01.2010 - dradio.de

 

 


Thema des Tages

'Nero-Befehl'


 
   ... vom 19. März 1945

Der Name bürgerte sich später in Anlehnung an den römischen Kaiser Nero ein, auf dessen Betreiben hin im Jahr 64 Rom in Brand gesteckt worden sein soll.

Man geht häufig davon aus, dass der militärische Nutzen dieses Befehls nur vorgeschoben wurde, weil Adolf Hitler zur Ansicht gekommen war, das deutsche Volk habe sein Lebensrecht verwirkt, da es gegen das „Ostvolk“ verloren habe und deswegen nun abtreten müsse.

Im Wortlaut des Befehls wird jedoch behauptet, man wolle den Alliierten (trotz der aussichtslosen militärischen Lage) die Nutzung von Infrastruktur unmöglich machen.
 


„Der Kampf um die Existenz unseres Volkes zwingt auch innerhalb des Reichsgebietes zur Ausnutzung aller Mittel, die die Kampfkraft unseres Feindes schwächen und sein weiteres Vordringen behindern. Alle Möglichkeiten, der Schlagkraft des Feindes unmittelbar oder mittelbar den nachhaltigsten Schaden zuzufügen müssen ausgenutzt werden. Es ist ein Irrtum zu glauben, nicht zerstörte oder nur kurzfristig gelähmte Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen bei der Rückgewinnung verlorener Gebiete für eigene Zwecke wieder in Betrieb nehmen zu können. Der Feind wird bei seinem Rückzug uns nur eine verbrannte Erde zurücklassen und jede Rücksichtnahme auf die Bevölkerung fallen lassen.

Ich befehle daher:

1) Alle militärischen, Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes, die sich der Feind für die Fortsetzung seines Kampfes irgendwie sofort oder in absehbarer Zeit nutzbar machen kann, sind zu zerstören.

2) Verantwortlich für die Durchführung dieser Zerstörung sind die militärischen Kommandobehörden für alle militärischen Objekte einschl[ießlich] der Verkehrs- und Nachrichtenanlagen, die Gauleiter und Reichsverteidigungskommissare für alle Industrie- und Versorgungsanlagen sowie sonstige Sachwerte; den Gauleitern und Reichsverteidigungskommissaren ist bei der Durchführung ihrer Aufgabe durch die Truppe die notwendige Hilfe zu leisten.

3) Dieser Befehl ist schnellstens allen Truppenführern
bekanntzugeben, entgegenstehende Weisungen sind ungültig.“

Quelle:

Dokumente zur Deutschen Geschichte
VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1977, S. 109

 

 

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Zur gleichen Zeit stellt sich die Lage in Berlin so dar, dass die Brände der Luftangriffe aus den letzten Nächten noch nicht gelöscht werden konnten. Im Wedding und in Niederschönhausen sind durch Teppichabwürfe der Amerikaner schwerste Verwüstungen entstanden.

Es werden 60.000 Obdachlose gezählt, der Verkehr in der Reichshauptstadt ist zum Erliegen gekommen, da die elektrische Versorgung durch Ausfall der Umschaltwerke nicht mehr funktioniert.

Die Brücke in Remagen ist vor zwei Tagen eingestürzt, hatte eine Menge amerikanischer Soldaten in den Tod gerissen, die mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt waren.

Schwere Straßenkämpfe in Koblenz, 'der Feind' bewegt sich auf Bingen und Mainz zu.

Die Saarfront bricht zusammen, damit stehen die Saarkohlegruben mit ihrer Förderung nicht mehr zu Verfügung.

In Ratibor und bei Grottkau gelangen den Sowjets große Einbrüche, woraus sich die Gefahr der Kesselbildung ergibt.

Um Stettin und in Ostpreußen sind den Russen Durchbrüche gelungen.

Kolberg musste nun aufgegeben werden. Auf keinen Fall darf die Tatsache im Bericht des OKW erwähnt werden, wenn man gerade mit dem Harlan-Film 'Kolberg' versuchte, die Moral zu heben.

Beim britischen Mosquito-Angriff fliegen die Maschinen am Abend über das noch immer brennende Berlin.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer
von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen, sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte
auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt
nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing