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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

'Auffinden von Flugzeugteilen'

   

Eine Gruppe von Bergsteigern fand am 23. Januar 2000 - also im südamerikanischen Sommer - Flugzeugteile an einem Osthang der argentinischen Anden.

Nachforschungen ergaben, dass es sich um den Absturzort eines Flugzeuges handelte, da man neben einem Motor auch andere Rumpfstücke fand, die durch die noch gut erkennbaren Beschriftungen deutlich machten, dass es sich um ein Luftfahrzeug der British South American Airways mit der britischen Kennung
G – AGWH handelte.

AVRO 691


Es war nach den Unterlagen der britischen Luftfahrtbehörde eine AVRO 691, die bei einem Flug auf der Südamerika-Route von Buenos Aires über Mendoza nach Santiago de Chile am 2. August 1947 verunfallte und deren Wrackteile nun erst mehr als 50 Jahre später an einem Gletscher unterhalb des Gipfels des Vulkans Tupungato gefunden wurden.


 

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Man nahm ursprünglich an, das Flugzeug, eine viermotorige Lancastrian 3 - ein am Ende des Zweiten Weltkrieges für VIP-Flüge umgebauter Bomber - sei mit fünf Besatzungsmitgliedern und sechs Passagieren in einem Schneesturm - unmittelbar vor der Landung - abgestürzt, da der Funker die in vier Minuten bevorstehende Landung auf dem Flughafen von Santiago ankündigte.

Die Suche nach dem Wrack in der Nähe es Flughafens, der nur ca. 200 Kilometer westlich des Andenhauptkammes liegt, führte zu keinem Ergebnis - die Maschine blieb verschollen, was zu Vermutungen einer Entführung führte, da sich an Bord ein englischer Botschafter mit geheimen Papieren befand.






Selbst die Straßendistanz von Mendoza nach Santiago beträgt nur ca. 400 km, was der Autobahnentfernung von Frankfurt am Main über Nürnberg nach München mit etwa vier Stunden Fahrtzeit entspricht.




Die Flugdistanz ist entsprechend kürzer - der Überflug der hier 6.000 Meter aufragenden Anden sollte in 7.000 Meter erfolgen.

Die im Jahr 2000 nach dem Fund angestellten Überlegungen ergaben, dass sich das Flugzeug um 1700 hrs GMT (Greenwich Mean Time) auf der Position 32°50' S 68°30' W bei Mendoza in einem Steigflug auf 24.000 ft befand, um eine sichere Flughöhe zu erreichen, damit die Andenkette mit ausreichendem Abstand zum ansteigenden Gelände überflogen werden konnte.

Die 'estimated time of arrival' Santiago war mit 17.43 Uhr GMT berechnet, worin sich also auch die Zeit für den Steigflug von Mendoza aus von 20.000 ft auf 24.000 ft einkalkuliert war.

Tupungato Vulkan - Argentinien

Da die Crew durch den Schneesturm - der Flug fand im August, also im südamerikanischen Winter statt - keine Bodensicht hatte, war sie sich offensichtlich nicht im Klaren, wo sie sich genau befand und - was weiter vermutet wird, durch einen Höhenwind, einem damals noch wenig erforschten Phänomen des 'Jetstream' aus westlicher Richtung - stark nach Osten abgetrieben wurde.

Die Crew verließ sich nur auf die angezeigte Fluggeschwindigkeit (indicated air speed), d.h. Bewegung des Flugzeuges in Bezug auf die umgebende Luft, konnte aber die Geschwindigkeit über Grund - wegen fehlender Bodensicht - nicht feststellen.

Zur damaligen Zeit fehlten auch Navigationshilfen in ausreichender Zahl am Boden, die zudem mit Fehlanzeigen durch u.a. shoreline effect bzw. terrain error behaftet waren, also genaue Navigation diesem Berggelände erschwerten, unter Umständen auch unmöglich machten.

Das Flugzeug befand sich also nicht schon auf westlicher Seite der Anden, als der Funker dem Tower in Santiago die Landung mit 'in vier Minuten' ankündigte, sondern noch östlich des Andenhauptkamms, als es sich im schon im eingeleiteten Sinkflug im Anflug auf den vermeintlich nahe gelegenen Flughafen der chilenischen Hauptstadt befand.

Die Crew bemerkte die Gefahr zu spät, setzte zwar noch einen Funkspruch ab, der Sinkflug werde abgebrochen, aber die Bodenberührung und das Zerschellen des Flugzuges folgte unmittelbar darauf.

Erst im Jahr 2000 wurden durch Zufall Teile des Flugzeuges am östlichen Hang des Tupungato Vulkans gefunden.

 

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Der Flugzeugabsturz einer King-Air auf dem Weg von Frankfurt nach Nizza, bei dem der Sohn von Magda Goebbels - Harald Quandt - ums Leben kam, ergab sich aus ähnlichen Bedingungen.
Hier war es durch Ausfall der Navigations- wie auch Funkgeräte der Crew nicht möglich, festzustellen, wo man sich über den Alpen befand, leitete den Sinkflug ein, um nach geschätzter Distanz nicht zu weit auf das offene Mittelmeer hinauszufliegen und prallte gegen einen Berg.

http://www.telezeitung-online.de/Thema_des_Tages_04._Januar_2013.htm

 

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Ein weiterer Fall von 'controlled flight into terrain' ereignete sich 1988, als eine B-737 der Condor auf dem Wege von Stuttgart nach Izmir in der Nähe des Flughafens Izmir gegen eine Erdformation, nicht höher als der Harz, prallte.

Hier hatte sich das Flugzeug nicht auf dem Leitstrahl im Anflug auf die Landebahn des neuen Flughafen von Izmir befunden, sondern war, seitlich versetzt, in den Berg geflogen.

Auch in dem Fall bemerkte die Besatzung die Gefahr im letzten Moment und versuchte, das Flugzeug über das Hindernis hinwegzuziehen, flog aber mit nose-up und full power in die mit Bäumen bestandene Bodenerhebung.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13526672.html

 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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