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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages


'Friedrich I.'


... am 25. Februar 1713 in Berlin gestorben

Seit seiner Kurprinzenzeit hatte er schon danach gestrebt, seine Position anzuheben und eben nicht wie sein Vater Friedrich Wilhelm 'nur' ein 'Großer Kurfürst' und Sieger der Schlacht bei Fehrbellin, sondern eben ein König, zu sein.

Jahre nach dem Tod des Vaters, 1688, stellte er als Kurfürst Friedrich III. seine Überlegungen endlich seinen Beratern vor, die vor allem von Eberhard Danckelmann - Lehrer seit Kindertagen - nicht gutgeheißen wurden, dachte der an die immensen Kosten einer solchen Erhöhung des Status, das Geld sollte besser für Schleusenbauten verwendet werden.

Eigentlich war zwar eine Zustimmung des Kaisers nicht erforderlich, da Brandenburg außerhalb des Heiligen Römischen Reiches lag, aber es war bei einem so viel Aufsehen erregenden Akt einer Königswerdung sinnvoll, die Zustimmung aus Wien zu erhalten.

Wenig bekannt ist, dass Friedrich, damals noch der Dritte, sich Meriten verdiente, als er im neunjährigen Pfälzer Krieg gegen Ludwig XIV. von Frankreich am 15. Oktober 1689 Bonn beschoss und niedermachte, eigentlich schon hier den Dank des Kaisers erwartete, der aber folgte den großen Kurfürsten, die kleinen blieben auf der Strecke.

Die politischen Rahmenbedingungen waren 1699 dann allerdings günstiger, denn Kaiser Leopold I. brauchte Truppenverstärkung für den sich abzeichnenden Kampf um die Krone Spaniens, die von Habsburg wie von Frankreich unter Ludwig XIV. beansprucht wurde.

Ein gut gerüstetes Heer der Brandenburger war dann das Pfand, mit dem der damals - noch als Kurfürst Friedrich III. - Amtierende einen Handel mit dem Kaiser in Wien eingehen konnte.

Außerdem gab es in seiner unmittelbaren Umgebung Veränderungen, auf die er meinte, reagieren zu müssen.
 
Sein Vetter im Westen Brandenburgs, Wilhelm III. von Oranien wurde 1689 König von England, Schottland und Irland und August den Starke von Sachsen hatte man 1697 zum König von Polen gewählt, wofür der sogar die Konfession wechselte.
In der Hinsicht war Friedrich konsequenter.
Er lehnte als Calvinist die Zustimmung des Vatikans zur Königswürde ab.

Der entscheidende Tag in seinem Leben war dann der 18. Januar 1701, nachdem am 1. November 1700 die positive Meldung aus Wien mit der Bestätigung als König in Preußen eintraf, als er sich und seiner Ehefrau, der Kurfürstin Sophie Charlotte, in Königsberg die Krone Preußens aufsetzte und sie damit vom Brandenburgischen Kurfürsten- zum Königs-Paar in Preußen wurden.

Nach der eigenhändigen Krönung durch sich, den Kurfürsten selber, im alten Königsberger Schloss wurden am 18. Januar 1701 nur Dr. Bär für die reformierte Kirche und Dr. von Sanden für die lutherische Kirche tätig, die eine geistige Salbung während einer Zeremonie in der Schlosskirche vornahmen.

Der Vatikan hatte gehofft, über seine Zustimmung zur Erwerbung der Königswürde Friedrichs die Wiedervereinigung der Kirchen betreiben zu können, geheimnisvoll ausgedrückt durch ein Wortkonstrukt 'einem gemeinsamen Bekenntnis zur Kirche der ersten vier christlichen Jahrhunderte'.

Friedrich reagierte auf den Vorschlag nicht, ihm ging es um das Plazet des Kaisers, ob der Papst dem Vorgang zustimmte, war für ihn von geringer Relevanz.
Die Reaktion aus Rom war dann auch eindeutig, aber wirkungslos, denn die Aufforderung des Heiligen Stuhls, Friedrich als König nicht anzuerkennen, fand kein Gehör.

Der Vatikan bezeichnete einen preußischen König dann bis 1787 - also bis nach dem Tod von Friedrich II. - nur als 'Marchese di Brandenburgo' - Ketzer im Norden nahm man doch in Rom auf keinen Fall als König zur Kenntnis.

 

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Friedrich I. war ein barocker Herrscher - Ludwig XIV. von Frankreich und dessen üppige Hofhaltung behielten alle im Auge, so auch Friedrich - dem sehr an Prunk gelegen war. Die eingeleiteten kulturellen Veränderungen - er gründete die Akademie der Wissenschaften in Berlin und die Universität Halle - die verändernden Bauten am Schloss, das Zeughaus (heute Deutsches Historisches Museum), die beiden Dome auf dem Gendarmenmarkt dokumentieren noch heute als Gebäude den damaligen Aufstieg Brandenburgs und Preußens zu einer Großmacht.

Sein Sohn Friedrich Wilhelm I. schränkte nach dem Tod des Vaters Friedrich I. die Ausgaben für Kunst und Kultur drastisch ein und steckte das Geld in seine 'langen Kerls' und das Heer, von dem dann Friedrich II. ab 1740 profitierte und sich mit Maria-Theresia in drei Schlesischen Kriegen auseinandersetzen konnte.

 

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Friedrich war von Geburt kleinwüchsig und ein eher kränklicher Mensch, der mit körperlichen Schwächen sein Leben verbringen musste, aber doch zu Großem fähig war, eben Preußen aus dem Status eines Kurfürstentums in ein Königreich zu wandeln.
Vorgänge in der Jugend,
- die Zwistigkeiten in der Familie,
- der frühe Tod der Mutter, Louise Henriette von
  Oranien,
- der Tod des älteren Bruders und Kurprinzen Karl
  Emil, wodurch Friedrich zum Thronfolger aufstieg,
- der Tod des jüngeren Bruders Ludwig,
- der Tod seiner ersten Frau, der hessischen Prinzessin
  Elisabeth Henriette, die keine männlichen Erben
  geboren hatte,
- die erneute Heirat des Vaters mit der ungeliebten
  Dorothea, verwitwete Herzogin von Lüneburg, die ihm
  nach seiner Auffassung nach dem Leben trachtete,
  um die eigenen Kinder, vier Söhne und drei Töchter
  beim Vater, dem Großen Kurfürsten, in der Erbfolge
  besser zu stellen,
- die Ehe mit seiner zweiten Frau, Sophie Charlotte,
  aus dem von der übrigen Verwandtschaft ungeliebten
  Welfenhause Braunschweig-Hannover, die allerdings
  dann 1688 den ersehnten Thronfolger Friedrich
  Wilhelm - den späteren 'Soldatenkönig' zur Welt
  brachte
- all das belastete Friedrich psychisch, physisch litt er unter Gicht, hervorgerufen durch übermäßiges und ungesundes Essen - dem Leiden lagen allerdings auch erbliche Vorbelastungen zugrunde - es quälten ihn asthmatische Anfälle und hieraus resultierende Herzschwäche, wodurch er immer mehr an Kraft und Lebenswillen verlor.

 

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Am 25. Februar 1713 starb Friedrich I., nachdem er seine Familie, seinen Sohn Friedrich Wilhelm, den dann als Friedrich Wilhelm I. auf den Thron folgenden und den am 24. Januar 1712 geborenen Enkel, den späteren Friedrich den Großen, gesegnet hatte, im Alter von nur 55 Jahren.
Er wurde in einem Prunksarkophag, angefertigt durch Andreas Schlüter, in einem Staatsbegräbnis beigesetzt.

Dies Zeremoniell war das letzte, das sein Sohn Friedrich Wilhelm I. dem Vater - der den Prunk so liebte - in aller Form angedeihen ließ. Gleich nach dem Begräbnis strich er Ausgaben des Hofes für alle einzelnen Bereiche um 90 Prozent zusammen.
Von 5000 Bediensteten blieben nur 500 übrig.

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing

 

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