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04.01.2010 - dradio.de

 

 

 

Thema des Tages


Mussolinis Rücktritt


   ... 25. Juli 1943

Die Operation 'Husky' gelang.
Die Truppen der Alliierten - Groß-Britannien und Vereinigte Staaten von Amerika - hatten am 10. Juli 1943 von Tunesien aus, das sie am 13. Mai 1943 schon eroberten, über die Inseln Pantelleria, Limosa und Lampedusa, nach Sizilien übergesetzt und damit eine zweite Front in Europa gegen das 'Dritte Reich' errichtet.
 


Goebbels notierte am 15. Juli 1943 - mit Bezug auf Sizilien - pessimistisch, dass man "in keiner Weise in der Lage sei, sich dem Feind auf Dauer zu widersetzen."

Zwischenzeitlich war an der Ostfront auf Befehl Hitlers vom 13. Juli 1943 der Kampf um Kursk abgebrochen worden.

Am 17. Juli 1943 stellte sich Goebbels, wie denn das Reich mit einem Zweifrontenkrieg fertig werden sollte. Eine solche Konstellation sei immer Deutschlands Unglück gewesen.

Der drohende militärische Rückschlag im Osten und nun auch noch der im Süden ließ den Propagandaminister an der Gesamtsituation zweifeln und feststellen, dass die "Entwicklung doch bedenklich einen krisenhaften Charakter annehme."

Am 18. Juli 1943 reiste Hitler nach Feltre in Italien (100 KM südlich von Cortina d'Ampezzo), um Mussolini am 19. Juli 1943 zu treffen und ihm, wie Goebbels meinte, eine 'Blutzufuhr' zukommen zu lassen.

Der 'Führer' versuchte den 'Duce' von der Zukunftsfähigkeit der Achse Rom-Berlin zu überzeugen.
Mussolini aber - erschöpft von den verlorenen militärischen Auseinandersetzungen und der nun eingetretenen Ausweglosigkeit in der sich sein Land nach der Landung der Alliierten am 10. Juli 1943 auf Sizilien befand, resignierte.
Goebbels hatte schon im November 1942 aus Italien geheime Kunde erhalten, dass sich dort ein Umschwung anbahne.

Am 25. Juli 1943 bot der 'Duce' nach einer Sitzung des Großfaschistischen Rates, initiiert von Roberto Farinacci, den Goebbels als energischen Mann und ausgemachten Deutschfreund bezeichnete, König Emmanuel III. seinen Rücktritt an. Dieser wurde angenommen und Mussolini vor dem Quirinals Palast verhaftet.

Am 26. Juli 1943 flog Goebbels ins Führerhauptquartier, um sich dort mit Göring, Ribbentrop und dem 'Führer' zu beraten wie mit der Informationen aus Italien umzugehen sei.
Dort begann das Volk zu randalieren, faschistische Symbole wurden entfernt, Straßen umbenannt.
Es wollte den Krieg beenden.

Für Goebbels wurde es schwierig, die Sachlage der deutschen Bevölkerung zu erklären.
Wieder ein Fehlschlag.

- An der Ostfront hatte der Rückzug begonnen - die noch im Vorjahr gemachten Landgewinne mussten wieder aufgegeben werden und es tauchte in maßgeblichen Kreisen die Frage auf, ob die Sowjetunion überhaupt noch militärisch zu schlagen sei.

- Das Nordafrikakorps war vernichtend geschlagen worden. Die dort verbliebenen Truppen - Hitler hatte einen Rückführung verboten - gingen in amerikanische oder britische Gefangenschaft.

- Das Reich wurde von von alliierten Flugzeugen täglich angegriffen, das Land versank in Schutt und Asche, Tausende von Deutschen kamen in der Heimat auf Grund des Bombenterrors ums Leben.

- Die immer wieder von ihm aufgezeigte Möglichkeit der Vergeltung - besonders England gegenüber - versagte. Die Vergeltungswaffen (V1 und V2) wurden nicht rechtzeitig zur Verfügung gestellt.

- Die von ihm mit der Rede vom 18. Februar 1943 geforderte 'Totale Krieg' konnte nicht umgesetzt werden.
 

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Es blieb nur eine von ihm ins Auge gefasste 'politische Lösung'.
Die Frage war nur, wer von den Feinden - England oder Russland - waren bereit, über einen Separatfrieden zu sprechen.

Hitler meinte, man könne eher mit den Engländern reden, denn die hätten doch Gewinne gemacht.
Goebbels war mehr für Stalin, denn den hielt er für zugänglicher, denn der sei mehr Realpolitiker als Churchill.  
 

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Am 26. Juli 1943 äußerte sich Hitler tief enttäuscht über das Verhalten Italiens.
Schon 1915 sei das Land abtrünnig geworden.
Damals - 1914 - habe es zunächst seine Neutralität beschworen, sei aber im Mai 1915 umgefallen, habe den Dreierbund gekündigt und sei gegen die Mittelmächte Deutschland und Österreich in den Ersten Weltkrieg gezogen.

Er sei fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Italien nicht zum zweiten Male einen Verrat am Deutschen Volk begehen werde.

Er lag wieder einmal falsch.
Am 13. Oktober 1943 erklärte Italien Deutschland den Krieg.

Deutsche Truppen rückten daraufhin in die von Italien besetzten Gebiete in Südfrankreich, Kroatien und Griechenland ein und entwaffneten die ehemaligen Bundesgenossen.
 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing

 

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