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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Ende
der Besetzung des Ruhrgebietes

   
   ... 26. September 1923

Man hatte im Kaiserreich gedacht, das Deutsche Reich nach Westen erweitern zu können - Flandern und Nordfrankreich war ins Auge gefasst worden - nun wurde nach der verlorenen Krieg im Versailler Vertrag festgelegt, dass Deutschland z. B. die Gebiete links des Rheins verlieren werde.
Hinzu kamen die Wegnahme der Kolonien, erhebliche Reparationszahlungen, die auf Dauer von Deutschland nicht aufgebracht werden konnten.

Dieses erkennend, marschierten im Januar 1923 französische und belgische Truppen im Ruhrgebiet ein, um ihren Anspruch auf finanziellen Ausgleich zu untermauern.

Die Reichsregierung konnte diesen Überfall nicht akzeptieren, musste aber von einer militärischen Intervention absehen, da es völlig aussichtslos war, nach dem soeben verlorenen Krieg die Siegerstaaten zu attackieren.

Man entschloss sich zu einem passiven Widerstand.
Beamte versahen ihren Dienst nicht, Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe und Werktätige der Industrie arbeiteten mit zeitlicher oder qualitativer Verschleppung.

Die Invasoren antworteten mit Ausweisungen oder Verhaftungen. Hinzu kam, dass die Inflation den Staat sehr belastete, so dass die Produktionsausfälle beide Seiten belasteten.

Die Aktion wurde am 26. September 1923 seitens der deutschen Regierung, die die Maßnahmen unterstützt hatte, abgebrochen

Die Intervention der USA und Großbritanniens brachte Frankreich an den Verhandlungstisch zurück, ein neuer Reparationsplan wurde akzeptiert und Frankreich und Belgien verließen das Ruhrgebiet.

 

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Am 26. Mai 1923 erschossen Angehörige eines französischen Militärgerichts auf der Golzheimer Heide bei Düsseldorf Albert Leo Schlageter, der im Ersten Weltkrieg und als Angehöriger verschiedener Freikorps als Soldat auf deutscher Seite kämpfte.

Er war als Mitglied der verbotenen NSDAP während der französisch-belgischen Ruhrbesetzung Aktivist. Wegen Spionage und mehrerer Sprengstoffanschläge wurde er zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Die Beerdigung fand noch am gleichen Tage am Düsseldorfer Nordfriedhof statt.
 

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Der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré sprach keine Begnadigung aus. Vermutlich wollte er durch hartes Durchgreifen die französische Öffentlichkeit beeindrucken und im besetzten Gebiet ein abschreckendes Beispiel schaffen, vermied aber weitere Hinrichtungen, da er befürchtete das Beispiel Schlageter könne Schule machen und wie er weitere gefasste und verurteilte Deutsche zu Märtyrern machen, denn die Hinrichtung Schlageters löste eine Sturm der Entrüstung aus.

Die politische Rechte stilisierte Schlageter zum 'Nationalhelden' hoch.
Es entwickelte sich in diesem Teil des politischen Spektrums in der Weimarer Republik ein 'Schlageter-Kult', der zu zahlreichen Veröffentlichungen und die rechtsgerichteten Parteien nicht selten übergreifenden öffentlichen Veranstaltungen führte.
 

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Hanns Johst schrieb das Schauspiel 'Schlageter', das er dem 'Führer' mit der Aussage
'Für Adolf Hitler in liebender Verehrung und unwandelbarer Treue' widmete und das am Geburtstag Adolf Hitlers, dem 20. April 1933, im im Staatstheater am Gendarmenmarkt in Berlin in Anwesenheit von Hitler und hochrangigen Vertretern der NSDAP, der Wehrmacht und aus Kunst und Literatur uraufgeführt wurde.

Der 'Völkische Beobachter' bezeichnete das Stück 'das erste Drama der deutschen Revolution'.

'Schlageter' wurde für Johst auch zum großen finanziellen Erfolg. Innerhalb eines Jahres erhielt er rund 50.000 Reichsmark Tantiemen.
1935 ernannte man ihn zum Präsidenten der Reichsschrifttumskammer.

Das Stück als antifranzösisch eingestuft, stand zeitweise auf dem Index der Stücke, die nur mit Sondergenehmigung aufgeführt werden durften, weil Hitler in den späten 1930er Jahren zeitweilig aggressives Auftreten gegenüber den Nachbarländern vermeiden wollte.

Nach dem Krieg schrieb Hanns Johst unter Pseudonym für die Edeka-Hauszeitschrift 'Die kluge Hausfrau'.
 


Folgende Werke sind im Antiquariat noch erhältlich:
  • Johst, Hanns - So gehen sie hin 

  • Johst, Hanns - Mutter ohne Tod 

  • Johst, Hanns - Maske und Gesicht 

  • Johst, Hanns - Mutter ohne Tod. Die Begegnung. Zwei Erzählungen 

  • Johst, Hanns - Consuela. Aus dem Tagebuch einer Spitzbergenfahrt 

  • Johst, Hanns - Ruf des Reiches-Echo des Volkes 

  • Johst, Hanns - Die Torheit einer Liebe 

  • Johst, Hanns - Meine Erde heißt Deutschland 

  • Johst, Hanns - Ave Eva 

  • Johst, Hanns - Kreuzweg 

  • Johst, Hanns - Thomas Paine. Schauspiel 

  • Johst, Hanns - Der junge Mensch 

  • Johst, Hanns - Fritz Todt. Requiem 

  • Johst, Hanns - Schlageter. Schauspiel 

  • Johst, Hanns - Der Einsame 

  • Johst, Hanns - Lieder der Sehnsucht 

  • Johst, Hanns - Ich glaube! Bekenntnisse 

  • Johst, Hanns - Der Ausländer 

  • Johst, Hanns - Mutter 

  • Johst, Hanns - Der König

 

 


Das Gesamtwerk umfasst folgende Titel:


1. Dramen

Die Stunde der Sterbenden.
Szene. Leipzig: Verlag der Weißen Bücher, 1914.

Stroh. Eine Bauernkomödie.
Leipzig: Verlag der Weißen Bücher, 1915.

Der junge Mensch.
Ein ekstatisches Szenarium. München: Delphin, 1916.

Der Ausländer.
Ein bürgerliches Lustspiel. Leipzig: Kurt Wolf, 1916.

Der Einsame.
Ein Menschenuntergang. München: Delphin, 1917.

Der König.
Schauspiel. München: Langen, 1920.

Propheten.
Schauspiel. München: Langen/Müller, 1922.

Wechsler und Händler:
Komödie. München: Langen, 1923.

Die fröhliche Stadt.
Schauspiel. München: Langen, 1925.

Der Herr Monsieur.
Nach Holbergs Jean de France. München: Langen, 1926.

Marmelade.
Komödie. München: Langen, 1926.

Thomas Paine.
Schauspiel. München: Langen, 1927.

Schlageter.
Schauspiel. München: Langen/Müller, 1933.


2. Lyrik

Wegwärts.
Gedichte. München: Delphin, 1915 [1916].

Rolandsruf.
München: Langen, 1919.

Mutter.
Gedichte. München: Langen/Müller, 1921.

Lieder der Sehnsucht.
München: Langen, 1924.

Die Strasse.
Gedichte und Gesänge. Potsdam: Stichnote, 1941. Schriftenreihe der Presseabteilung des Reichsministers Dr. Todt. Bd. 1.

Im Tal der Sterne.
Liebeslieder. Mutterlieder München: Münchner Buchverlag, o. J. [1943]. Reihe "Münchner Lesebogen" Nr. 123, hg. von Walter Schmidtkunz.


3. Romane, Erzählungen, Novellen

Der Anfang.
Roman. München: Delphin, 1917.

Kreuzweg.
Roman. München: Langen, 1922.

Tohuwabohu.
Hg. von W. Klöpzig. Bielefeld: Velhagen & Klasing, 1929.

So gehen sie hin.
Ein Roman vom sterbenden Adel. München: Langen, 1930.

Die Torheit einer Liebe.
Roman. Bielefeld: Velhagen & Klasing, 1930.

Ave Eva. Erzählung.
München: Langen, 1932.

Mutter ohne Tod.
Die Begegnung. Zwei Erzählungen. München: Langen/Müller, 1933.

Kunterbunt.
Besorgt von Siegfried Casper. Bielefeld, Leipzig: Velhagen & Klasing, 1941.

Gesegnete Vergänglichkeit.
Roman. Frankfurt/M.: Pandion, 1955.


4. Kulturtheoretische, politische und Propagandaschriften, Reden, Reiseberichte

Dramatisches Schaffen.
Eine Ansprache. Chemnitz: Gesellschaft der Bücherfreunde, 1922.

Wissen und Gewissen.
Hg. von Rolf Gunz. Essen: Otto Schlingloff, 1924.

Consuela:
Aus dem Tagebuch einer Spitzbergenfahrt. München: Langen, 1925.

Briefe und Gedichte von einer Reise durch Italien und die Wüste.
Chemnitz: Gesellschaft der Bücherfreunde zu Chemnitz, 1926.

Ich glaube!
Bekenntnisse. München: Langen, 1928.

Standpunkt und Fortschritt.
Schriften an die Nation 58. Hg. von Werner Beumelburg. Oldenburg: Stalling, 1933.

Maske und Gesicht.
Reise eines Nationalsozialisten von Deutschland nach Deutschland. München: Langen/Müller 1935.

Ruf des Reiches - Echo des Volkes!
Eine Ostfahrt. München: Franz Eher Nachf., 1940.

Fritz Todt.
Requiem. München: Franz Eher Nachf., 1943.


5. Textsammlungen

Meine Erde heißt Deutschland. Aus dem Leben und Schaffen des Dichters. Berlin: Büchergilde Gutenberg, 1938.

Erkenntnis und Bekenntnis: Kernsätze aus den Werken und Reden. Ausgewählt von Georg von Kommerstädt. München: Langen/Müller, 1940.

Hanns Johst spricht zu dir.
Eine Lebenslehre aus seinen Werken und Reden. Hg. von Siegfried Casper. Berlin: Nordland, 1942.

Erzählungen.
Die Torheit einer Liebe. Consuela. Mutter ohne Tod. Die Begegnung. München: Langen/Müller, 1943.




 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:


Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz,
in Anspruch.

Dieter Hansing
 

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