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04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Marlene Dietrich

 

 
  .... am 27. Dezember 1901 geboren

Es war 'Der Blaue Engel', der ihren Weltruhm begründete.

Goebbels hätte sie gerne aus den USA zurückgeholt - sie aber hielt an der neuen Heimat fest - bekam 1939 einen amerikanischen Pass und machte während des Krieges Truppenbetreuung für die US-Soldaten.

Als Marlene Dietrich ab 1943 das Lied der Lili Marleen "Vor der Kaserne, vor dem großen Tor" vor amerikanischen Soldaten sang und es damit bei den Truppen der Alliierten richtig populär machte, störte es niemanden, dass derselbe Komponist, Norbert Schultze, die Musik für Propagandamärsche wie "Bomben auf Engelland" oder das U-Boot-Lied geschrieben hatte.

Ihr Besuch in der Bundesrepublik war 1960 überschattet von Vorwürfen, sie habe ihr Heimatland durch das Fernbleiben im Dritten Reich verraten.

Sie wurde von einem Ei, das ein Zuschauer auf sie warf, getroffen, darauf meinte sie, vor einem Deutschen habe sie keine Angst, eher davor, die Flecke aus ihrem Abendmantel nicht mehr herauszubekommen.

 

Thea Dorn - 'Marleni'

Zwei Männer - zwei Diven
 
 

Gisela Uhlen und Gisela Mai, zwei große Damen des deutschen Theaters und Films schmachten, schmeicheln, schnurren auf CD Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl.

Und im Regensburger Turmtheater?
Sie gurren kaum, sie schnurren kaum, sie murren kaum, sondern Christian Hettkamp und Jens Schnarre schmettern lauthals in einer szenischen Fassung Thea Dorns Text ins Publikum.

Hat die beiden Talentierten niemand kontrolliert und gebremst?
Voller Saft und Kraft, ohne das, was zwischen den Zeilen steht, rezitieren die beiden an den gemeinten zwei Neunzigjährigen vorbei.
Zu zügig wird der Text absolviert.

Ganz selten gelingen leise, atemlose Töne.
Warum haben die beiden nicht mehr in die eingespielten Tondokumente hineingehört, oder wollte man unbedingt Männer in den Rollen der beiden Legenden heraushängen lassen?



marleni.jpg (13697 Byte)


Sollte es auf keinen Fall Travestie werden?
Eine alte Frau nur über die Modulation der Stimme darzustellen, ist doch schon eine lmprovisationsübung bei der Aufnahmeprüfung an einer Hochschule.
Hettkamp gelingen noch am ehesten die zickigen, hysterischen Töne der Riefenstahl.

Schnarre ist zwar von der Tongebung eher die Dietrich, aber es fehlt das von der alten Diva bekannte Geraune.
Wollte man nicht imitieren?

Ein Konzept ist nicht erkennbar.


(Dieter Hansing)
 

 

 

 

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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing