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am 27. Mai 1832
Die Franzosen machten 1789 den Anfang, dem Absolutismus in Europa ein
Ende zu setzen.
Ludwig XVI. konnte der Hinrichtung 1793 nicht entgehen, seine Frau Marie
Antoinette ebenfalls nicht.
Napoleon führte die Revision der Staatsorganisationen weiter, breitete
sie über den Kontinent aus, bis er selber mit seiner Grande Armée
militärisch vor Moskau scheiterte.
1814 dankte er ab, nach dem die kontinentalen Alliierten seinem Regime
ein Ende bereiteten.
1815 tagte der Wiener Kongress und die Fürsten hatten nichts eiligeres
zu tun, als möglichst alles zurückzudrehen.
In Opposition hierzu standen die neu entstandenen Burschenschaften,
Studenten, die zwar in den Befreiungskriegen gegen Napoleon gekämpft
hatten, nun aber nicht mehr den Eid auf den König, sondern auf das
Vaterland leisten wollten.
Eine erste Zusammenkunft fand 1817 auf der Wartburg statt, man wollte
Presse- und Redefreiheit, man wollte die nationale Einheit - nicht die
Fortführung der Kleinstaaterei - hier auch die Vereinheitlichung von
Maßen und Gewichten.
Ein erster Schritt war ein liberales Pressegesetz in Sachsen-Weimar.
Die Ermordung Kotzebues am 23. März 1819 setzte allen Reformbestrebungen
ein Ende - die Karlsbader Beschlüsse vom 20. September 1819 führten
verstärkte Kontrollen ein.
Die Burschenschaften arbeiteten im Untergrund weiter.
Die dann folgende Julirevolution von 1830 wirkte sich nicht nur in
Frankreich mit dem Sturz von Karl X. aus, sondern veränderte auch das
übrige Europa.
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Am 27. Mai 1830 zogen mehrere Tausend Menschen von Neustadt in der
damals bayerischen Rheinpfalz hinauf zum Hambacher Schloss, das schon
1689 durch französische Truppen im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs
zerstört wurde und nur noch als Ruine ein Zeichen setzte.
Diese Zerstörung - hier nun übertragen auf die überkommenen und jetzt
nach Wien restaurierten Staatsorganisationen - sollte sich fortsetzen in
neuen Bürgerrechten, in einem vereinheitlichen Staat.
Aus allen Bevölkerungsschichten waren die Teilnehmer gekommen, die
letztlich doch nichts außer, dass sie ein Zeichen setzten, bewegen
konnten.
Die Herrschenden bezeichneten das Fest als Skandal, die Aktiven des
Festes wurden verfolgt, vor Gericht gestellt und über Beleidigungsklagen
verurteilt.
Viele flohen - wie
Büchner, der am Hambacher Fest nicht
teilnahm, wie der den Eltern schriftlich versicherte - im letzten Moment
nach Frankreich, in die Schweiz oder wie Gustav Körner nach Amerika, wo
er als Vizegouverneur von Illinois politische Karriere machte.
Das Hambacher Fest hatte Repressionen durch die Regierungen zur Folge.
Presse- und Versammlungsfreiheit wurde weiter eingeschränkt, zur
Verfolgung von 'Straftaten' wurde in Frankfurt am Main eine
Zentralbehörde eingerichtet, die gegen Abweichler einschritt.
Da das System auf Denunziation aufgebaut war, entgingen die Menschen der
Verfolgung, indem sie sich in ihr Privatleben zurückzogen, sich nach
außen brav und bieder - also rechtschaffen - zeigten und damit einer
Epoche den Namen gaben: Biedermeierzeit.
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Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:
Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten
Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich
diese Besprechungen und Kommentare nicht als
Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach
meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.
Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und
Satire.
Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5,
Grundgesetz, in Anspruch.
Dieter Hansing
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