Bildungsmisere        
       
 
 

 


Zur Meinungsfreiheit westlicher Gesellschaften 
zählt das Recht zur missverständlichen Überzeichnung.
   
04.01.2010 - dradio.de

 


Thema des Tages

Hambacher Fest

 


  ...
am 27. Mai 1832

Die Franzosen machten 1789 den Anfang, dem Absolutismus in Europa ein Ende zu setzen.
Ludwig XVI. konnte der Hinrichtung 1793 nicht entgehen, seine Frau Marie Antoinette ebenfalls nicht.

Napoleon führte die Revision der Staatsorganisationen weiter, breitete sie über den Kontinent aus, bis er selber mit seiner Grande Armée militärisch vor Moskau scheiterte.

1814 dankte er ab, nach dem die kontinentalen Alliierten seinem Regime ein Ende bereiteten.

1815 tagte der Wiener Kongress und die Fürsten hatten nichts eiligeres zu tun, als möglichst alles zurückzudrehen.
In Opposition hierzu standen die neu entstandenen Burschenschaften, Studenten, die zwar in den Befreiungskriegen gegen Napoleon gekämpft hatten, nun aber nicht mehr den Eid auf den König, sondern auf das Vaterland leisten wollten.
Eine erste Zusammenkunft fand 1817 auf der Wartburg statt, man wollte Presse- und Redefreiheit, man wollte die nationale Einheit - nicht die Fortführung der Kleinstaaterei - hier auch die Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten.

Ein erster Schritt war ein liberales Pressegesetz in Sachsen-Weimar.

Die Ermordung Kotzebues am 23. März 1819 setzte allen Reformbestrebungen ein Ende - die Karlsbader Beschlüsse vom 20. September 1819 führten verstärkte Kontrollen ein.
Die Burschenschaften arbeiteten im Untergrund weiter.

Die dann folgende Julirevolution von 1830 wirkte sich nicht nur in Frankreich mit dem Sturz von Karl X. aus, sondern veränderte auch das übrige Europa.


 

to top


Am 27. Mai 1830 zogen mehrere Tausend Menschen von Neustadt in der damals bayerischen Rheinpfalz hinauf zum Hambacher Schloss, das schon 1689 durch französische Truppen im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs zerstört wurde und nur noch als Ruine ein Zeichen setzte.

Diese Zerstörung - hier nun übertragen auf die überkommenen und jetzt nach Wien restaurierten Staatsorganisationen - sollte sich fortsetzen in neuen Bürgerrechten, in einem vereinheitlichen Staat.

Aus allen Bevölkerungsschichten waren die Teilnehmer gekommen, die letztlich doch nichts außer, dass sie ein Zeichen setzten, bewegen konnten.
Die Herrschenden bezeichneten das Fest als Skandal, die Aktiven des Festes wurden verfolgt, vor Gericht gestellt und über Beleidigungsklagen verurteilt.

Viele flohen - wie Büchner, der am Hambacher Fest nicht teilnahm, wie der den Eltern schriftlich versicherte - im letzten Moment nach Frankreich, in die Schweiz oder wie Gustav Körner nach Amerika, wo er als Vizegouverneur von Illinois politische Karriere machte.

Das Hambacher Fest hatte Repressionen durch die Regierungen zur Folge. Presse- und Versammlungsfreiheit wurde weiter eingeschränkt, zur Verfolgung von 'Straftaten' wurde in Frankfurt am Main eine Zentralbehörde eingerichtet, die gegen Abweichler einschritt.
Da das System auf Denunziation aufgebaut war, entgingen die Menschen der Verfolgung, indem sie sich in ihr Privatleben zurückzogen, sich nach außen brav und bieder - also rechtschaffen - zeigten und damit einer Epoche den Namen gaben: Biedermeierzeit.


 

to top


Um 'Missverständnisse' zu vermeiden:

Als Zeitungs- / Theater-Abonnent und Abnehmer von voll bezahlten Eintrittskarten aus dem freien Verkauf verstehe ich diese Besprechungen und Kommentare nicht als Kritik um der Kritik willen,
sondern als Hinweis auf - nach meiner Auffassung - Geglücktes oder Misslungenes.

Neben Sachaussagen enthalten diese Texte auch Überspitztes und Satire.

Hierfür nehme ich den Kunstvorbehalt nach Artikel 5, Grundgesetz, in Anspruch.

Dieter Hansing
 

to top